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UKW112 Ukraine: Abteilung für Infarkte und Defenestration

Die militärische Lage in der Ukraine nach dem Beginn der Gegenoffensive, Ursachen und Folgen der Sprengung des Nova-Khxkovka-Staudamms und der gescheiterte Aufstand der Wagner-Truppen.

Die ukrainische Gegenoffensive läuft jetzt seit drei Wochen und es zeigen sich schon erste Fortschritte, doch ist der Weg bis zu einer Zurückdrängen der Russen in Saporischja noch weit. Eine geschickte Taktik auf der einen Seite und eine massiv ausgebaute Verteidigungslinie auf der anderen werden den Konflikt noch eine Weile lodern lassen.

Dann wenden wir uns den Ursache der Zerstörung des Nova-Khakovka-Staudamms zu. Hier ist mittlerweile klar, dass nur eine Sprengung des Staudamms von innen zu den gesehenen Folgen hat führen können. Die Auswirkung auf das Land sind erheblich, die Auswirkungen auf den Krieg noch fraglich.

Zu guter letzt blicken wir auf den gescheiterten Aufstand der Wagner-Truppen, die möglichen Gründe dafür und die nun denkbaren Folgen für sowohl ihren Anführer Prigozhin als auch für Putin.

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Veröffentlicht am: 27. Juni 2023
Dauer: 2:00:46


Kapitel

  1. Intro 00:00:00.000
  2. Begrüßung 00:00:32.799
  3. Militärische Lage 00:02:10.784
  4. Sprengung des Nova-Khakovka-Staudamms 00:33:06.243
  5. Der Wagner-Aufstand 00:51:25.995
  6. Ausklang 01:54:32.534
  7. Bonus Track 01:57:23.486

Transkript

Tim Pritlove
0:00:33
Pavel Mayer
0:00:52
Tim Pritlove
0:00:53

Genau und wir wollen natürlich wie immer hier so unseren Take auf die Vorgänge des Krieges in der Ukraine werfen und ja mal so ein bisschen zusammenfassen, was passiert ist seit der letzten Sendung, die haben wir veröffentlicht am 9. Juni 23, jetzt haben wir den 27. also es sind nicht ganz drei Wochen vergangen. Und ja gegen Ende der Sendung oder beziehungsweise im Laufe der Sendung waren wir uns eigentlich relativ einig, dass die lange angekündigte Gegenoffensive der Ukraine im Prinzip jetzt gestartet hat. Das ist ja nicht so, dass es irgendwie so einen Startschuss gibt und jetzt geht's los und überall wird angegriffen, sondern es war eben so eine Verdichtung der Ereignisse, eine Ausweitung der Kämpfe auf mehrere Orte, Während es ja bis dahin im Wesentlichen eigentlich nur in Bachmuth und Einschränkungen auf Divka, also in diesen Hotspots, die wir jetzt schon seit einem halben, dreiviertel Jahr beobachten gab, sind halt jetzt einige neue lodernde Feuer dazugekommen und das hat sich jetzt eigentlich auch, bestätigt. Ja, ich würde sagen wir starten dann auch einfach mal mit einer Zusammenfassung, was seitdem passiert ist. Also es gab vor allem mehrere Vorstöße im Süden der Front. Das ist der sogenannte Saporitia Bereich, also im Oblast Saporitia. Da erstreckt sich halt die Frontlinie von einem Ort Vasilivka. Das ist da, wo dieses Znipro-Becken, was jetzt kein Becken mehr ist, auf die Sprengung des Staudammes werden wir im Laufe der Sendung auch nochmal kommen. Also dort wo quasi das Libro Becken endet, dort geht die Front mehr oder weniger gerade nach Osten bis sie dann so bei der Stadt Donetsk langsam nach Norden abbiegt, hoch nach Luhansk. Und an dieser Südfront, da gab es dann jetzt so mehrere Hotspots, also je nachdem wie man so zählt, gab es so drei oder vier Bereiche, Regionen, wo die Ukrainer Angriffe gestartet haben. Das fängt dann quasi ganz links an, bei Vasiljivka, da hat sich eigentlich auch nicht sehr viel getan, das ist halt generell eigentlich ein sehr langsamer Vorstoß, den wir jetzt erstmal sehen und das auf der ganzen Front, was ja auch viele schon dazu gebracht hat zu sagen, so die Offensive, die ist ja total gefeilt, da geht ja nichts voran und wenn das so lange dauert, naja, dann sitzen wir hier in zehn Jahren noch und so. Man muss halt auch wissen, wie diese ganze Front abgesichert ist. Die Russen haben halt jetzt viel Zeit gehabt, dadurch, dass der Westen nicht so richtig in die Pötte kam und dann erstmal über allen möglichen Scheiß diskutieren musste, ja Panzer, mhm wissen wir nicht, ja vielleicht, ja dann doch, wie viele, wo braucht ihr denn, ach so viele, mhm haben wir die überhaupt. Es ging halt so hin und her und die Russen hatten halt jetzt im Prinzip an den ganzen Südfronten ja Zeit sich tief einzugraben und das haben sie halt auch getan. Das heißt es gibt dort eine extrem weite, weit ausgebaute Verteidigungslinie, die erstmal so aus einer Frontlinie besteht. Da sind meistens irgendwelche Trenches, die relativ dünn besetzt sind. Da ist also nicht der Großteil der Truppen, sondern die Vorhut sozusagen. Und vor allem ist dieser Bereich aber dann auch intensiv vermint. Dahinter... Kann sich also 10, 15 Kilometer ausstrecken. Dahinter geht es dann eben los mit noch stärkeren Befestigungen, das heißt da sind so richtige Trench Networks, solche Grabennetzwerke, die halt sehr sehr sehr weit gezogen sind in mehreren Linien hintereinander und dann kommt halt auch irgendwann diese von uns sicherlich auch schon mal angesprochenen Wagner Linie, also diese Betonpyramiden, die da rumstehen. Das ist dann so eine Kombination aus Gräben, diesen Betonpyramiden, weiteren Gräben, die dann auch sehr tief ausgeschachtet sind, einfach um hier einen mechanisierten Vorstoß mit Panzern oder anderen Fahrzeugen im Keim zu ersticken, beziehungsweise das so langsam zu gestalten für den Angreifer, dass man das dann eben effektiv verteidigen kann. Und das wiederholt sich dann noch ein paar mal und wir haben es also hier quasi mit einem Bereich zu tun, der so je nachdem wohin man guckt 20, 30 Kilometer tief aus Befestigungen besteht und da wird die Ukraine halt durch. Und sie lagen jetzt erstmal an diesen Angriffsorten an dieser ersten Verteidigung und machen da aber auch Fortschritte, auch wenn das mit starken Verlusten verbunden ist.

Pavel Mayer
0:06:12
Tim Pritlove
0:08:02

Das machen aber auch beide Seiten. Also das ist ja sowohl eine Strategie der Ukraine als auch der Russen, also sowohl im Angriff als auch in der Verteidigung wird diese Strategie angewandt. Ja, also trotz alledem gibt es große Probleme mit Minen, also gerade in den ersten Tagen gab es ja so ein paar sehr bekannt gewordene Verluste, zumal ja die ukrainische Seite eine starke Medienstille verordnet hat, das heißt man hat sich überhaupt nicht geäußert und tut es eigentlich auch bis heute noch nicht so richtig über welche Fortschritte, sondern das waren dann alles so russische Berichterstatter. Überhaupt hat man das Gefühl, man wird derzeit eigentlich nur aus russischen Quellen betankt im Wesentlichen, so nach dem Motto, wenn die zugeben, dass die Ukraine irgendein Dorf erobert haben, dann wird das schon stimmen, so als andere nimmt man dann halt mit Körnchen Salz oder im Großen auch. Aber es ist klar, dass eben bei diesen Vorstößen vor allem diese Minenfälle am Anfang ein Problem war und die Ukraine hat halt auch relativ neues Equipment zum Einsatz gebracht, also es kamen diese amerikanischen Bradleys zum Einsatz, es kamen auch schon deutsche Leopard Panzer zum Einsatz und dann eben diese speziell diese minenfesten EBRAP Fahrzeuge. Trotz alledem gab es so ein paar Desaster, wo das einfach alles nicht funktioniert hat, wo man in zu großer Konzentration gestartet ist etc. Fehler werden gemacht, wurden gemacht, wurden aber auch teilweise schon korrigiert. Was es weiterhin erschwert ist, dass die Russen dort mit ihren Ka-92 Hubschraubern viel angreifen, die halt so einen Raum von zehn Kilometern abdecken können, sozusagen aus dem Nichts auftauchen und dann angreifende Fahrzeugkolonnen beschießen können. Auch das ist sehr schwierig, weil halt der Ukraine hier mobile Flugabwehr fehlt, die so weit reichen kann. Einerseits und andererseits eben auch generell natürlich es mit der Luftwaffe nicht so gut aussieht. Die Ukraine verfügt über verhältnismäßig wenig Flugzeuge, haben wir ja schon drüber gesprochen. Jetzt gibt es halt das Versprechen, die Ukraine umfangreich mit F-16 Flugzeugen auszurüsten, aber das wird halt noch dauern, bis das in irgendeiner Form eine Rolle spielen kann. So müssen sie eben quasi im Wesentlichen mit Bodenmaterial arbeiten, sehen sich aber trotzdem einem Beschuss von Hubschraubern und natürlich auch von von Kampfflugzeugen ausgesetzt. Also das ist ein sehr schwieriges Vorgehen. Trotzdem. Passen Sie sich der Situation an, also es werden auch die Vorstoßstrategien geändert, das heißt man geht jetzt häufiger mit Fahrzeugen voran, also mit diesen IFVs, also Infantry Fighting Vehicles, also Fahrzeuge, die speziell für den Transport von Bodenpersonal, also Bodensoldaten gedacht sind, die werden dann halt abgesetzt in so eine Angriffszone und dann wird aber das ganze Equipment und auch Panzer wieder zurückgezogen, im Idealfall auf irgendwelche Höhen, um das dann eben von hinten abzusichern und sich eben möglichst eben auch dieser aktiven Gegenverminung zu entziehen und all das. Also nichtsdestotrotz gibt es Fortschritte und in der Summe hat die Ukraine jetzt schon sehr viel mehr Gebiet in Anführungsstrichen befreit als die Russen zum Beispiel in Bachmut im letzten halben Jahr gewonnen haben. Das ist natürlich jetzt alles für den Kriegsausgang noch nicht entscheidend, weil Fläche gibt es da noch eine Menge, die man zurückerobern muss, aber es zeigt zumindest, dass die Aktivitäten, die sie entwickeln, auch von Erfolg gekrönt sind, noch nicht mit total überstrahlendem Erfolg, aber das Ganze ist ja auch nicht das einzige, was dort geschieht, sondern all das, was jetzt so passiert und was eigentlich Teil der Gegenoffensive ist, kann im Großen und Ganzen auch nach wie vor unter diesem Aspekt des Shapings gesehen werden. Das heißt man greift mit relativ wenig Personal, mit relativ wenig Gerät an vielen Stellen an, schaut wie die Reaktionen sind, guckt wo die Russen mehr gegenschlagen, wo nicht, wo man sie taktisch umgehen kann, wo man einzelne Geländegewinne machen kann, aber es geht nicht so sehr um Geländegewinne, sondern es geht eigentlich darum die Russen zu zwingen in irgendeiner Form ihr Material zum Einsatz zu bringen. Also man möchte eigentlich auch, dass die quasi mit der Artillerie arbeiten, damit die ihre Bestände verbrauchen. Weil im Hinterland wird dann wiederum mit den neuen Langstreckenwaffen, insbesondere Stormshadow, versucht den Nachschub zu zu unterbinden. Und das funktioniert teilweise auch sehr gut. Unter anderem gab es Stormshadow Angriffe auf zwei wichtige Brücken, die die Krim mit Kherson verbinden. Das eine war eine Straßenbrücke, das andere ist eine Eisenbahnbrücke. Die gelten jetzt erstmal als vorübergehend als unbenutzbar und das bedeutet, dass eben eine ganz wichtige Eisenbahn und auch eine ganz wichtige Straßenverbindung von der Krim, die ja letzten Endes wiederum ihre Versorgung über die Kertschbrücke aus Russland erhält, dass die nicht so ohne weiteres in diese Saporitia Region fließen kann. Paar Kilometer weiter, gab es dann auch noch einen Stormshadow Angriff auf ein riesiges Munitionslager, ich hab jetzt gerade den Ort, den Ort wo das war, hast du das im Kopf?

Pavel Mayer
0:13:46
Tim Pritlove
0:13:50
Pavel Mayer
0:13:55
Tim Pritlove
0:13:58

Genau und da gab es wohl ein riesiges Munitionslager und. Wenn man sich die Satellitenbilder vorher und nachher anschaut ist schon krass also da ist so ein kompletter Stadtteil quasi weggebombt der aus diesen Lagerhallen bestand also Stadtteil ist ein bisschen übertrieben aber es war halt so ein riesiger Lagerbereich und von diesen Gebäuden ist herzlich wenig übrig geblieben das sagt eben deutlich aus dass das eben jetzt nicht nur ein Bombardement war was dort für die Zerstörung gesorgt hat, sondern da ist Munition dann entsprechend hochgegangen und es ist alles explodiert und brannte noch tagelang und auf den Satellitenbildern sieht man auch, dass da mal locker ein paar hundert Meter Eisenbahnstrecke fehlt oder zumindest so starke Mitleidenschaft gezogen ist, dass da eben nicht ohne weiteres mal ein Reparaturtrupp über Nacht das wieder fixen kann. Also das sind alles diese Shaping-Operationen, die werden dann auch in anderen Städten gemacht. Also generell diese Taktik, die wir schon in Kherson gesehen haben, als die Russen über den Fluss gedrängt wurden, dass man einfach sagt, okay wir verengen quasi eure Lieferwege in unseren Möglichkeiten. Damals waren es halt diese beiden Brücken, jetzt ist es etwas umfangreicher was man beschießen muss und wir halten euch aber auch busy. Das heißt wir sorgen auch dafür, dass ihr eure Vorräte verbraucht und das ist sozusagen jetzt die Taktik. Nebenbei schauen wir eben, wo sind gute Ziele für uns, wo können wir dann auch im unmittelbaren Kampfeinsatz was machen und man konzentriert sich zum Beispiel auch extrem auf die Artillerie. Also man versucht halt wirklich auch die Artilleriegeschütze selber mehr zu zerstören. Es werden derzeit sehr viel mehr Artilleriegeräte zerstört als zum Beispiel Panzer.

Pavel Mayer
0:15:46

Das ist auch aufgefallen anhand der Zahlen, die die Ukraine gemeldet hat, dass zuerst bei der Gegenoffensive eine Menge an zerstörten russischen Panzern gemeldet wurde und sogar Putin hat 56 zerstörte russische Kampfpanzer eingeräumt zu irgendeinem Zeitpunkt nach Beginn der Offensive und war allerdings natürlich auch der Meinung, es seien hunderte von ukrainischen Kampfpanzern zerstört worden. Also wenn man alle Ziele. Alles ausrechnet oder zusammenrechnet, was angeblich laut Russland die Ukraine an Verlusten hatte, dann hat sie irgendwie ein Mehrfaches von ihrem gesamten Material mittlerweile verloren. Und Prigogine, auf den wir später auch noch im Detail kommen, hat behauptet, man muss es immer mit Vorsicht genießen, was er sagt, aber dass es halt einfach ein System gibt in der russischen Armee, was es schwierig macht oder fast unmöglich macht, überhaupt die Verluste auf der eigenen Seite und auf der anderen Seite vernünftig zu erfassen. Weil und eben systematisches overreporting ukrainischer verluste und underreporting russischer verluste angeht weil und das wird nicht nur einfach oben jetzt. Von Putin oder so, dass der jetzt mit den Zahlen mauschelt, sondern das passiert im Prinzip fast auf jeder Hierarchie-Ebene, dass die Zahlen nicht stimmen. Angefangen von, ja, einfachen Soldaten an der Front, die eben Prämien erhalten für zerstörte Fahrzeuge des Gegners, sodass dort einfach schon mal ein Incentive da ist, mehr zu berichten oder, ich sag mal, so wie es vorgekommen ist, halt diesen zerstörten Medrescher dann als zerstörten Leoparden auszugeben. Das ist jetzt nicht nur reine Propaganda, sondern das ist auch, weil ja, wenn es denn stimmt oder wenn man das meldet, gibt es halt Geld zwischen 50.000 und 300.000 Rubel, je nachdem, was man da zerstört hat. Und ja, und natürlich nach oben, wenn nach oben Verluste gemeldet werden, Ein Teil der Verluste, gerade an Personal, wird dann schon mal gar nicht erfasst, sondern die werden dann erst mal möglicherweise als vermisst gemeldet, wenn überhaupt. Und auf jeder Hierarchie-Stufe, wenn es nach oben geht, wird dann ein bisschen noch abgezogen. Und bei den ukrainischen Verlusten aus russischer Sicht passiert dann eben genau das Gegenteil. Und so ist das Problem, dass dann tatsächlich Putin, Schoigu und Gerasimov nicht wirklich wissen, wie es denn aussieht oder wie es denn bestellt ist um die eigenen und die gegnerischen Verluste.

Tim Pritlove
0:19:41
Pavel Mayer
0:20:37
Tim Pritlove
0:21:26
Pavel Mayer
0:22:54
Tim Pritlove
0:24:10
Pavel Mayer
0:25:21
Tim Pritlove
0:26:10
Pavel Mayer
0:27:19
Tim Pritlove
0:28:13
Pavel Mayer
0:29:04

Ja, und ich bin da auch eher so ein bisschen skeptisch, wenn ich mir das so mathematisch anschaue, was da passiert. Ist es ja so, was diese Angriffe jetzt auf die Infrastruktur, auf Eisenbahnbrücken und Was die bewirken ist, dass quasi die Bandbreite oder die Kapazität, mit der Nachschub geliefert werden kann, reduziert wird. Sie wird aber nicht auf Null reduziert werden, sondern eben um einen bestimmten Teil. und das ist, Auch natürlich nur dann relevant, wenn auch tatsächlich ein größerer Verbrauch stattfindet, wenn die einfach nur dort sitzen jetzt und im Sommer ist auch der Treibstoffverbrauch dann nicht ganz so groß, dann ja, ist es sehr wahrscheinlich, dass auch wenn es mit Lkw und Pkw angekarrt werden muss, der Nachschub, dass das ausreicht, solange es eben nicht andauernde intensive Kampfhandlungen gibt. Und wenn ich mir so die Karte angucke, dann sehe ich jetzt nicht, dass den Russen irgendwie so schnell der Nachschub ausgehen wird. Also auf jeden Fall wird es eher noch schwieriger, als wir es in Kherson erlebt haben, wo es ja nur zwei Nachschubwege gab, als die Russen dort nur waren, nämlich Nowa Karkovka und die Antonowsky-Brücke und die beide ganz gut unter Feuer genommen werden konnten. Selbst da hat es ja dann fast ein halbes Jahr gedauert, bis den Russen die Vorräte ausgegangen sind, sodass sie sich zurückziehen mussten. Und wenn man sich jetzt die Karte anschaut, ja, das Gebiet ist zwar deutlich größer, um das es geht, was hier jetzt versorgt werden muss, aber es gibt eben auch doch mehr Möglichkeiten. Da Nachschub ranzubringen. Also es ist nicht so isoliert, wie jetzt der besetzte Teil nördlich vom Dnieper war. So würde ich das einschätzen. Was halt. Bedeutet, dass die Ukrainer sich durchkämpfen müssen und um einerseits ja schon für einen gewissen Verbrauch oder für eine Abnutzung zu sorgen, aber ja es wird sicherlich deutlich, deutlich schwieriger werden oder ist deutlich schwieriger als die anderen beiden großen, erfolgreichen Offensiven Kharkiv und Kherson. Und auch da, ich meine, auch da mussten die, musste die Ukraine richtig für arbeiten, aber jetzt ist es eher so, ja. Die umgekehrte Situation ein bisschen wie in wie in Bachmuth, wo die Russen natürlich auch mit großen Verlusten und Stück für Stück und über sehr lange Zeit eigentlich noch vorangekommen sind. Und so wird das wahrscheinlich auch erstmal eine Weile für die Ukrainer jetzt aussehen, auf absehbare Zeit.

Tim Pritlove
0:33:07

Gut, dann kommen wir doch mal auf die Geschichte mit dem Staudamm. Also bei der letzten Sendung war der Staudamm gesprengt worden und ich glaube, das war so zwei, drei Tage danach, dass wir zusammen kamen. Jetzt zeigt sich eigentlich erst so richtig, was die Auswirkungen davon sind. Also was ist passiert? Auf einmal ist halt dieser komplette Staudamm, also der wichtige große Staudamm, der das komplette Dnipro Becken aufgestaut hat, war einfach im Arsch. Riesige Wassermengen haben sich dann Richtung Schwarzes Meer den Weg gebahnt an der Stadt Resson vorbei, von der zwar einiges überflutet wurde, aber die ja weitgehend höher liegt, also nicht so extrem betroffen ist, aber natürlich im Süden sind sehr viele Orte überschwemmt worden. Ich weiß nicht, ich habe verschiedene Zahlen gehört, wie viele Leute da jetzt unmittelbar von betroffen waren. Das ist auf jeden Fall eine fünfstellige Zahl und selbst wenn im Süden natürlich russisch besetztes Gebiet war, gab es da ja immer noch Ukrainer, die dort waren und entsprechend jetzt ihre Häuser verloren haben und gerettet werden mussten und teilweise sind halt auch die Rettungsaktionen, die die Ukrainer dann eingeleitet haben, noch von Russen beschossen worden und so weiter. Also es ist alles ganz furchtbar. Jetzt ist das Wasser aus dem Denibro Becken weitgehend abgelaufen, wenn ich das richtig sehe. Also da ist jetzt kein großer Druck mehr, das heißt die Wassermassen ziehen sich jetzt auch langsam wieder zurück und legen den Blick frei auf die eigentlichen Auswirkungen davon. Aber vor allem bedeutet das auch, dass das Zypro-Becken jetzt. Leer gelaufen ist. Das heißt überall da wo nicht der ursprüngliche Flusslauf ist, da ist das Wasser entweder weg oder es bleiben halt solche Tümpel über. Je nachdem wie hoch die Gegend da jeweils ist. Und auf ersten Satellitenbildern sieht man eben, dass da also wirklich riesige Wattenmeerartige Landschaften auf einmal übrig geblieben sind. Man sah auch sehr viele Fotos insbesondere an der Küstenlinie von russischen Seeminen rund um das Kraftwerk, die natürlich dann auch auf einmal sichtbar wurden. Der ganze theoretische Landebereich im Kraftwerkbereich ist mit Seeminen abgesichert worden und ja stellt sich natürlich dann auch die Frage was das für militärische Auswirkungen hat, können wir gleich nochmal drauf kommen. Aber die eigentliche Frage war ja immer was ist jetzt eigentlich passiert und wir haben ja da auch drüber spekuliert auch wenn klar war, dass die Nachrichtenlage zu dem Zeitpunkt noch ein bisschen dünne war. Im Prinzip haben sich ja so zwei Ideen, standen so ein bisschen im Raum, nämlich entweder die Russen haben es gesprengt oder die Russen haben es vernachlässigt und das Ding ist quasi unter seiner eigenen Last zusammengebrochen, zumal eben der Pegel so hoch angestiegen war, wie schon irgendwie seit Ewigkeiten nicht oder überhaupt noch nie. Naja jetzt gab es eine interessante Untersuchung von der New York Times und die haben halt mit Leuten geredet, die diesen Staudamm sehr gut kennen, die Pläne sehr gut kennen, also mit Ukrainern die den betrieben haben etc. Und sich die Gesamtsituation nochmal angeschaut und was so an Satellitenbildern verfügbar war und sonstigen Fotos. Was ja am Anfang auch noch so ein bisschen verwirrend war, war dieses wenn er gesprengt ist, warum hat man dann keine Sprengung gesehen, warum gab es keine riesigen Feuerwolken etc. Und das war ja so das was auch so ein bisschen den Nährboden für diese Idee mit einem Kollaps der Infrastruktur selbst gegeben hat. Stellt sich raus, dieser Staudamm, der ist so massiv gebaut und so stark gebaut, also über die ganze Breite ist das ein extrem tief eingelassener Betonwall, der 20 Meter hoch ist und an seiner dicksten Stelle 40 Meter dick ist. So also quasi unten und dann nach oben natürlich immer ein bisschen dünner, das ist so massiv, dass das sich von außen unmöglich irgendwie sprengen lässt. Also da hätte die Ukraine mit allem drauf ballern können, was sie in ihrem Arsenal hätten und das Ding wäre davon nicht kaputt gegangen. Das war einfach ein unzerstörbarer Bunker. Allerdings. Gibt es in dieser Struktur einen Gang, einen Maintenance-Gang, der quasi über die gesamte Länge geht und von der russischen Seite aus begangen werden kann. Und zwar nur von der russischen Seite aus begangen werden kann. Und jetzt gilt es eigentlich als sehr wahrscheinlich, dass dort eben von den Russen Sprengladungen installiert wurden und dann eben auch zu Detonationen gebracht wurden. Das hat dann eben keine sichtbaren Explosionswolken erzeugt, weil das eben innerhalb dieses Dams war, der dann einfach quasi durch diese Sprengung kollabiert ist. Aber man konnte trotzdem die Detonation, die auf eine Explosion hinweist, messen. Nämlich an mindestens zwei seismischen Stationen. Eins davon in der Ukraine und eins davon in Rumänien konnte man relativ klar sehen, dieses typische seismische Bild, was eben eine Explosion hervorruft, die man eben von Erdbeben und was auch sonst noch so passiert deutlich unterscheiden kann. Das heißt, es hat eine Sprengung gegeben und mit sehr großer Wahrscheinlichkeit hat die in diesem Passageway stattgefunden. Man sah auch aus dem All von Satelliten einen Temperaturanstieg, was auch nochmal auf die Explosion hinweist, also ist es sozusagen klar. Und vor allem, wenn man sich die Fotos danach anschaut, dann ist halt diese gesamte Betonstruktur, Also dieses massive Teil auf einem sehr breiten, also auf dem vollständigen Weg eigentlich weg. Und das Foto finde ich sagt eigentlich am meisten aus, weil auf einmal ist sozusagen diese komplette obere Ebene, die jetzt hätte noch hervorstechen müssen aus dem Wasser, weil die höher gewesen ist als der Pegel eben jetzt ist, die ist halt einfach komplett weg. Weg. Und das deutet eben ganz klar darauf hin, dass diese gesamte Betonstruktur zerstört wurde und dass das eben nur durch eine Sprengung verursacht werden kann. Ja, und es gibt dann auch Hinweise, dass also kurz nach dieser Sprengung schon russische Truppen im Süden auch evakuiert wurden. Am Anfang gab es ja Berichte, die wären ja alle zurückgelassen Das hat sicherlich auch stattgefunden, aber es gab eben auch schon sehr schnelle Anweisungen, die unmöglich eine Reaktion auf ein unvorhergesehenes Ereignis haben sein können. Also das zeigt, dass da eben eine Befehlskette am Start war und dass das eben schon bewusst gemacht wurde. Ja, stellt man sich natürlich die Frage, warum? Warum haben die Russen das jetzt gemacht? Weil ein Nebeneffekt dieser ganzen Geschichte neben der Überflutung des unteren Flussbereichs ist ja, Also erstmal die ganzen gegrabenen Verteidigungslinien. Sind halt überspült worden. Also die Russen haben sozusagen Verteidigungslinien verloren. Außerdem durch die abgesenkten Pegel ist ja jetzt, das hatten wir ja schon angesprochen, dieses gesamte Kanalsystem wird jetzt nicht mehr befüllt, weil der Pegel nicht hoch genug ist. Das heißt es gibt natürlich auch keine Versorgung der Krim mehr mit Wasser aus diesem Kanal. Es gibt auch keine Versorgung des gesamten südlichen Kresson-Bereichs mehr und Man kann jetzt davon ausgehen, dass das in den nächsten Jahren dazu führen wird, dass wieder diese, so eine Verwüstung dort einsetzt und das einfach Landwirtschaftsanbau dort zumindest nicht mehr in der alten Form möglich ist und unter Umständen halt auch überhaupt nicht mehr bis ein neuer Staudamm gebaut ist und das sozusagen alles wieder von vorne losgehen kann. Aber für die Russen ist es halt auch erstmal ein riesiger Verlust, weil die Krim erhält nun mal ihr Trinkwasser im Wesentlichen aus dieser Quelle und auch auf der Krim war es nicht so, dass dort überall blühende Landschaften waren und dass es sozusagen so ein Ort der umfangreichen Anbauflächen war. Das galt eigentlich nur für so diesen südöstlichen Bereich. Dort ist es eben aus geologischen Gründen schon immer gut gewesen, was anzubauen. Aber der nördliche Krimtal ist eben auch nur durch diese Bewässerung dieses Kanals in so fruchtbares Land überführt worden. Und das wird natürlich jetzt alles wegfallen. Also auch in der Krim wird es einen starken Einbruch der landwirtschaftlichen Produktion geben. Jetzt ganz unabhängig von den unmittelbaren Auswirkungen des Krieges, die mittelbaren Auswirkungen dann halt langfristig so oder so zu sehen.

Pavel Mayer
0:42:59
Tim Pritlove
0:44:19
Pavel Mayer
0:44:53

Steckt wahrscheinlich ja ein Stück weit, auch mit dahinter, diese Denke. Was auch nicht ganz auszuschließen ist, immer noch, dass da schon vielleicht auch möglicherweise die Befehlskette versagt hat, dass also die Sprengung nicht unbedingt jetzt von oben angeordnet worden sein muss, Sondern die Truppen halt, oder die Kommandeure dort einfach bestimmte Vorgaben hatten. Wann dieser Damm zu sprengen ist und ja, dass Leute gedacht haben einfach, okay, das ist jetzt die, die, die Ukrainer kommen jetzt und die Bedingungen sind erfüllt und deswegen machen wir das jetzt bis hin zu ja was auch immer noch nicht ganz ausgeschlossen ist ist ja irgendein technisches Versagen dass die Sprengsätze die sie dort wie gesagt ist ziemlich sicher platziert hatten ja durch ja technisches Versagen oder wie auch immer gesprengt wurden das lässt sich auch noch nicht vollkommen ausschließen würde ich würde ich sagen weil so richtig weil weil bisher hat sich ja auch keine seite so richtig dazu bekannt und es scheint auch gewesen so gewesen zu sein also zumindest strelkov russischer blogger sagt das auch in der letzten sendung das oder weiß ich nicht dass beide seiten so ein bisschen überrascht gewesen sein von dem von dem Ganzen. Aber nach wie vor unabhängig davon, es war russischer Sprengstoff, der den Damm zum Versagen gebracht hat. Das ist sehr sehr wahrscheinlich und wie jetzt genau die Umstände und Befehlskette gewesen ist bei der Sprengung. Das lässt sich noch nicht mit Sicherheit sagen. A.

Tim Pritlove
0:47:18
Pavel Mayer
0:47:47
Tim Pritlove
0:49:39
Pavel Mayer
0:49:42
Tim Pritlove
0:50:11
Pavel Mayer
0:50:51
Tim Pritlove
0:51:23

Watch this space sag ich nur. Gut kommen wir zu dem eigentlichen großen Aufreger der letzten Tage. Das kam, naja, weiß ich nicht, ob es unerwartet kam, aber auf jeden Fall hatte es dann eine Menge Überraschungspotenzial, nämlich der eskalierende Konflikt zwischen den Wagner-Truppen auf der einen Seite und dem russischen Staat bzw. Dem Verteidigungsministerium auf der anderen Seite. Und dem anschließenden Marsch auf Moskau. Das Ganze fing ja damit an, dass Shoigu, der Verteidigungsminister, einen Erlass rausgegeben hat, der die Eingliederung der sogenannten freiwilligen Armeen in das russische Armeesystem zum 1. Juli angeordnet hat. Mit Freiwilligen meinen die halt auch die ganzen PMCs, also die ganzen privaten Armeen, wovon Wagner natürlich die sichtbarste, größte und bekannteste ist, aber es gab auch noch ein paar andere, da gehören im Prinzip auch die Achmat-Truppen von diesem verrückten Tschetschenen Kadirov dazu. Und ja, es war halt so ein Erlass, der gesagt hat, alle Söldner, die in diesen Truppen organisiert sind, sollen halt bis zum 20. Juni Verträge mit der russischen Föderation unterschreiben, wie die genau gestaltet sind. Keine Ahnung. Und alle Gruppen, die das nicht befolgen werden, würden vom 1. Juli an von der Versorgung abgeschnitten. Das war so ein bisschen die Aussage. Und während halt die meisten da mitgemacht haben, also auch Kadirov mit seinem Ahmad hat das halt irgendwie gemacht, der ist ja eh so ein Putin-Buddy und weiß ja gar ja wie gesagt, was da jetzt letzten Endes wirklich der Vertrag war oder was dieser Vertrag auch nur irgendwie fährt ist mit dem was da steht, das sei mal dahingestellt. Tatsache war, dass Prigoshin, der nun schon seit Wochen rumpoltert und sich da eine Konfrontation, eine mediale Konfrontation mit Putin, dem Staat und insbesondere eben mit Schoigu da liefert, der war halt not amused. Und das hat sich sicherlich auch intern schon länger abgezeichnet. Also es war einfach klar, dass es hier in irgendeiner Form nochmal zu einem Konflikt kommen würde. Und der wurde damit jetzt eben eingeleitet bzw. eskaliert. Und Prigoshin, wie er eben so drauf ist, hat dann auch erst mal einen eigenen Vertrag vorgelegt, der irgendwie besagt, dass das russische Verteidigungsministerium dann Wagner beitreten soll. Also guter Witz, ne?

Pavel Mayer
0:54:26

Konkret standen da so Dinge drin, wie dass Wagner irgendwie direkt im Verteidigungsministerium auch vertreten ist und mit Sprache Rechte hat bei allen Aktionen und an allen Planungen zu beteiligen ist und so. Ja, insofern kann man sagen, dass Wagner quasi als gleichberechtigter Partner und als gleichberechtigter, autonomer Partner weiter existiert. Und vielleicht noch so ein paar Worte generell zu Wagner, also Wagner dürfte ja schon die größte Privatarmee der Welt sein, die auch mit den schwersten Waffen ausgestattet ist. Also die dann eben auch eigene Artillerie und schwere Kampfpanzer und sogar auch teilweise eigene Kampfflugzeuge und Kampfpiloten und so weiter hat. Also das alleine schon ist halt massiv. Und zu Spitzenzeiten hatten sie ja 50.000. Soldaten unter Vertrag. Aktuell sollten es noch so zwischen 20.000 und 25.000 irgendwo gewesen sein. Der Rest ist dann entweder gefallen oder dann entlassen worden nach sechs Jahren. Also gerade von den ganzen Sträflingen, die da aus den Gefängnissen kamen, soll ungefähr die Hälfte überlebt haben. Und davon hat der Großteil wohl jetzt auch seine sechs Monate um und ist tatsächlich dann auch freigekommen. Was auch teilweise nicht für allzu viel Begeisterung jetzt bei normalen Russen geführt hat, dass dort jetzt diese ganzen Ex-Mörder mit sechs Monaten davon gekommen sind und jetzt wieder frei sich in der Gesellschaft bewegen können. So, das fand ich gut. Ansonsten werde ich noch... Wagner ist einfach anders, also ich würde das vielleicht so beschrieben, dass Wagner mehr, ja es ist eine Privatfirma, würde ich sagen, fast wie so ein Start-up mit so ein bisschen Start-up-Mentalität, während die russische Armee eben, ja, so ein alter, verkrusteter Staatsbetrieb ist. Ist und die sollten dann jetzt irgendwo zusammenarbeiten und da gab es dann natürlich schon auch jede menge kulturelle Clashes einfach, weil natürlich Wagner durchaus so ein bisschen auch Rosinenpicken spielen konnte und Wagner glaube ich auch sehr aggressiv war so beim Beschaffen von Waffen und Material. Der hat halt einfach mit allen Mitteln gearbeitet und es geht auch nicht anders. Also von irgendwie Bestechung, indem er da ja im Militär dann eben entsprechend Leute auch geschmiert hat, dass sie, dass sie da mehr Waffen in seine Richtung umleiten über ja Bedrohungen. Also teilweise haben sie auch dann von der russischen Armee auch Material einfach den abgenommen so mit mit Gewalt also mit mit mit Raub und und anderen Dingen und sind halt. All dem irgendwo durchgekommen. Und das hat es ihnen dann auch mit ermöglicht, diese Erfolge zu haben, weil sie einfach sich auch sehr flexibel anpassen konnten, viele taktische Innovationen hatten, ihre eigene Logistik teilweise dann auch mit aufgebaut hatten, als es dann zu Engpässen kam und so und ja, im Grunde genommen konnte sich dann eben auch auf diese Art und Weise Prigoshin ja wirklich profilieren und es gibt so Schätzungen, dass ungefähr die Wagner so 150 Millionen ungefähr an. Sold pro Monat ausgezahlt hat an seine Kämpfer und das insgesamt so wohl zwischen 250 und 350 Millionen pro Monat der Betrieb von Wagner gekostet hat jetzt mit all den Waffen und Sprit und Munition und allem drum und dran, also nur um mal so die Größenordnungen mal genannt zu haben, ja, und das alles sollte jetzt aufgelöst werden und Frigoschin hatte halt dann Zeta und Mordio geschrien, auch weil wohl der Plan war, dass Wagner die Einheiten, wo ja jetzt eine gewisse Kohärenz auch entstanden ist, die zusammen im Kampf waren, viele davon auch Profis oder die halt auch auf eine bestimmte Art und Weise miteinander zu kämpfen gelernt haben, dass das im Prinzip alles zerstört werden sollte. Also dass die Leute dann bei der Armee unterschreiben, aber dann eben nicht als Wagner oder als, keine Ahnung, als das Wagner-Bataillon oder wie auch immer der russischen Armee jetzt zusammenbleibt, sondern dass sie eben verteilt werden sollten und seine Befürchtung, Was er auch gesagt hat und deshalb die Leute dann auch mitgemacht haben, dass dann befürchtet wurde, dass seine erfahrenen und qualifizierten Kommandeure dann als Fußvolk in der Armee verheizt werden. Dass sie eben auch rangmäßig nicht entsprechend eingestuft werden, weil sie eben keinen offiziellen Rang haben und sah das eben als riesige Verschwendung an Kampfkraft und Zerstörung irgendwie der einzigen Einheit, die im letzten Jahr irgendwelche signifikanten Erfolge erzielt hat. Das ist zumindest die Motivation, die er so zum Besten gegeben hat. Und ich glaube nicht, dass das wirklich alles ist an Motivation oder vielleicht sogar noch nicht mal die Hauptmotivation. Aber so erklärt sich zumindest, ich sag mal, warum die Leute keinen Bock hatten, jetzt bei der russischen Armee zu unterschreiben und dann lieber riskiert haben, dann, ja, mit Prygogine diesen Aufstand zu inszenieren. Und ja, es wurde viel auch von einem Putsch gesprochen, wobei ja gleich am Anfang auch viel, dass das irgendwie für einen Putsch, dass das nicht aussieht wie ein klassischer Putsch, klassischen Putsch. So versuchst du halt, ja, Rundfunksender und den Sitz der Regierung und Verteidigungsministerium und so schnell zu besetzen und Schlüsselpersonal festzusetzen oder unter deine Kontrolle zu bringen und all All das ist nicht passiert, sondern was wir eben gesehen haben, waren zwei große Kolonnen, die sich auf den Weg gemacht haben, die eine Richtung Moskau und die andere Richtung Berlin. Richtung Rostov am Don. Und ja, das war eben, das war so ein bisschen plötzlich die Ausgangslage und eigentlich so ein klassischer, ich sag mal, Militäraufstand oder Söldneraufstand, Und der, ja, den es historisch immer wieder gegeben hat, wo du einfach Truppen hast und dann brauchst du die nicht mehr oder zahlst nicht mehr oder hast keine Kohle mehr. Und dann fühlen sich die Truppen ungerecht behandelt und haben halt Waffen und machen dann eben entsprechenden Protest. Konnte das ganze was dann passiert ist auch so ein bisschen mehr als ich sag mal bewaffnete Demo bezeichnen oder auch als Show of Force.

Tim Pritlove
1:04:08

Genau, denn was denn das jetzt letzten Endes war, darüber ging dann die Meinung auch auseinander und es wurde halt zunächst einmal von einem Coup berichtet, sprich der Versuch, dass das ein Versuch sein könnte, die russische Staatsregierung zu übernehmen. Marsch auf Moskau und das ging ja dann auch relativ schnell. Also Rostov am Don, das war die erste Stadt die eingenommen wurde und das war halt auch weitgehend kampflos. Mit anderen Worten, die sind da einfach rein, haben gesagt, guten Tag, wir sind's, Wagner, ihr lasst mal hier schön die Waffen stecken, das gehört jetzt uns. Und man kann schon mal drüber mutmaßen, warum denn das überhaupt kampflos schon dort ging, dass man so eine Millionenstadt mal so eben militärisch übernehmen kann. Es wurden dann auch relativ schnell die Flugfelder gesichert. Ein Trupp ist dann irgendwie auch südlich nach Richtung Krasnodar marschiert und von dort ging es dann nach Voronezh in den Norden und das ist halt insofern interessant, dass sowohl Rostov als auch Voronezh sind halt ganz ganz wichtige logistische Hubs für diesen Krieg gegen die Ukraine. Also da geht wirklich ein Großteil des Materials durch, dort liegen die Logistikzentralen auf russischem Gebiet und das lag dann eben auch mal brach, also da gab es dann irgendwie keinen logistischen Nachschub mehr für den Krieg, weil sich das auf einmal nicht mehr unter Kontrolle des russischen Militärs befand. Und nicht nur das, sondern es waren dann auf einmal 400 Fahrzeuge auf dem Weg Richtung Moskau und dort ging dann die Panik gleich so richtig los. Da wurden dann erstmal die Autobahnen nach Süden, so 50 Kilometer vor Moskau, wurden dann erstmal aufgebaggert. Es wurden dann an verschiedenen Stellen Laster mit Sand beladen und mitten auf die Straße gestellt. Das hat dann nicht besonders viel gewirkt. Die wurden dann von den Wagenreiz dann auch einfach mal zur Seite geschoben, nicht ganz klar mit welcher Gewalteinwendung, aber offensichtlich haben sie sich davon nicht groß aufhalten lassen. Und vor allem waren sie sehr schnell unterwegs, was sie wohl auch dadurch abgesichert haben, dass sie quasi gut logistisch organisiert waren, also der ganze Sprit den sie brauchten, den haben sie irgendwie schon vorher bei den Tankstellen eingekauft, viele Fahrzeuge schnell unterwegs und was dann den Russen besonders Ärger gemacht hat, also dem russischen Verteidigungsministerium, war, dass es jetzt nicht einfach nur, was weiß ich, PKWs und Laster waren mit denen die da unterwegs waren, sondern da gehört ein Panzer, ein anderes Militärgerät, also ein richtig schweres Gerät dazu und auch mobile Flugabwehrsysteme. Und ja dann kam das Verteidigungsministerium auf die Idee da doch mal was gegen zu tun und hat dann eben Hubschrauber und andere Flugzeuge in den Einsatz gebracht, die dann halt von den Wagners einfach abgeschossen wurden. Also ich glaube im Zuge dieses ganzen Marsches sind so sieben oder acht verschiedene Fluggeräte vom Himmel geholt worden, vor allem Hubschrauber. Und das heißt ja eben nicht nur Hubschrauber, sondern auch Hubschrauber-Piloten, davon haben wir jetzt auch nicht so viel. Und um das alles noch zu toppen, ging dann auch noch ein anderes Flugzeug verloren. Das hast du dir angeschaut.

Pavel Mayer
1:07:27
Tim Pritlove
1:09:07
Pavel Mayer
1:09:10

A. Und das hat wohl dann auch ein bisschen zu Zerwürfnissen geführt, also das haben ihm im Militär einige auch übel genommen, weil das Ding war ja auch, oder Prigojin, muss ich mir auch vorstellen. Der hat ja jetzt... Ja, nicht nur ein Jahr, sondern seit der Gründung von Wagner, das ist glaube ich vor zehn Jahren ist es, haben sie ja in aller Welt, in allen Krisengebieten mit der Armee zusammen gekämpft und auch in erster Linie Aufträge dann wahrscheinlich auch vom Geheimdienst, vom FSB bekommen und entsprechend Informationen. Das heißt Prigogine und auch teilweise seine Kommandeure, die ja auch wiederum Ex-Soldaten waren, also auch der andere, der eigentliche Gründer von Wagner, ist ja ein Veteran aus dem Tschetschenien, aus den Tschetschenien-Kriegen. Ziemlich, Ja, so ein Neonazi wie aus einem Hollywood-Film mit SS-Runen auftätowiert und ich glaube ein Hakenkreuz hat er irgendwo auch, ja. Und nur sagen, es gab eben, kann man davon ausgehen, sehr viele auch persönliche Verbindungen in die Armee und auch dann verschiedene Freundschaften und Partnerschaften, weshalb. Prigogine auch so ein bisschen davon ausgegangen ist, dass sich ihm halt die Armee-Einheiten auch anschließen werden und dass die Armee mit teilnehmen wird an seinem Marsch. Das ist nur sehr begrenzt passiert. Es gab dann wohl einige Einheiten, die sich ihm unterstellt hatten. Unter anderem eben auch eine, die für Luftabwehr mit zuständig war. Also ich glaube, es war nicht alleine nur die mobile Flugabwehr, sondern es gab dann eben auch tatsächlich Flugabwehrstellungen der regulären Armee, die ihm beim Abschuss geholfen haben. Aber eben andere nicht und gerade so einige seiner Freunde in der Armee und gerade in der Luftwaffe waren halt ziemlich pisst darüber, dass er dann die Hubschrauber abgeschossen hat. Und da drohte wohl dann auch wiederum innerhalb von Wagner so eine gewisse Meuterei, sag ich mal. Also da gab es dann auch innerhalb von Wagner so gewisse Risse, weil die einen wollten dann auch weiter nach Moskau und wollten einfach Blut sehen und die anderen, ja, andere waren halt nicht so begeistert. Aber Fakt ist, dass in dem Moment einfach, ja, Prigogine Putin im Grunde genommen richtig bei den Eiern hatte. Zwar war es sehr unwahrscheinlich, dass er jetzt irgendwie Putin oder, was weiß ich, Moskau komplett besetzen oder die Regierung übernehmen könnte, davon ging man jetzt, ging die meisten nicht aus, weil es gab jetzt, dazu hätte halt massiv auch, dass das Militär komplett zu ihm überlaufen müssen, aber die viele Einheiten haben sich halt eher so verhalten, naja gut, okay, wir kämpfen jetzt nicht gegen euch, wir lassen dich jetzt durch, aber wir kommen jetzt auch nicht mit nach Moskau, also da gab es nur eher wenige, die sich jetzt tatsächlich angeschlossen haben, aber Er hat vorhin schon gesagt, dass er dann auch Rostov-am-Don praktisch komplett übernommen hat. Auch dort die ganzen Flughäfen, von denen viele Einsätze aus in Richtung Ukraine geflogen werden, die hatte er dann auch übernommen, hat aber wohl angeblich den laufenden Betrieb nicht behindert oder nicht unterbunden. Muss man auch mit Vorsicht genießen, aber was wohl wahr ist, dass jeder Hubschrauber, der abgehoben hat, dann jemanden von Wagner mit an Bord haben musste, um sicherzustellen, dass diese Hubschrauber, die da in der Gegend von Rostov abheben, nicht gegen Wagner eingesetzt werden. Aber keine Ahnung, was sie mit den Kampfflugzeugen gemacht haben, weil da sind ja viele Einsitzige dabei. Da kann man jetzt niemanden mitschicken. Also ich denke schon, dass im Endeffekt durchaus eine gewisse Störung eingetreten ist, aber nicht in nennenswertem Ausmaß. Aber wenn Prigozhin jetzt gewollt hätte, so hätte er quasi komplett den Truppen in der Ukraine 80 bis 90 Prozent des Nachschubs. Schneiden können oder einstellen können. Plus, dass natürlich ein anderes Problem oder Dilemma wahrscheinlich gewesen wäre, dass er das gar nicht hätte machen müssen, sondern wahrscheinlich von Moskau aus der Nachschub eingestellt worden wäre, weil man ansonsten ja Nachschub zu ihm geschickt hätte und er sich als erstes an dem Nachschub hätte bedienen können und seine Truppen. Das heißt, es kann eben auch gut sein, dass alleine deswegen, sagen wir von Moskaus Seite aus, jetzt Züge gestoppt worden sind, weil du würdest jetzt nicht ihm noch zusätzlich Material und Panzer da runterschicken. A.

Tim Pritlove
1:15:55
Pavel Mayer
1:16:19
Tim Pritlove
1:18:27
Pavel Mayer
1:19:10

Also man muss ja vielleicht noch ein Stück zurückgehen und was sagen, also Putins Reaktion, also bemerkenswert war, ich meine Prigogine ist zwar auch durchaus Putin angegangen, aber eigentlich nicht direkt. Also eigentlich, ja, hat er sich eben vor allen Dingen auf Schoigu und Gerasimov eingeschossen und wollte, dass die weggehen und hatte vielleicht auch die Hoffnung, dass Putin sich auf seine Seite schlägt oder so, aber was halt passiert ist, ich meine jetzt, ich glaube, das ging irgendwie abends, ging das los, wenn ich das richtig sehe, und sie sind über Nacht dann Richtung Moskau gefahren und Putin hat sich dann am nächsten Morgen das erste Mal öffentlich geäußert in einer ziemlich chaotischen Rede oder in einer sehr unrussischen Rede oder einer Rede, die insofern skurril war. Putin dort quasi die Armee und das Volk angebettelt hat, doch ihn und Moskau zu beschützen. Und das ist halt nicht irgendwie, wie der große Führer jetzt eigentlich in Russland aufzutreten hat, sondern der große Führer hat hier, ja, alles wird gut. Ich bin hier in Kontrolle und ich bin am Hebel und macht euch keine Sorgen, tut einfach, was ich sage und alles wird gut. Und dieser Verräter, Prigogine, der kann ja alles verzeihen, aber nur verrat nicht. Und also eine Rede, wo man merkte, dass Putin nicht on top of his game gerade ist, sondern sich einfach mehr oder weniger als Angsthase geriert hat an der Stelle. Und dann eben auch gleichzeitig geschworen, dass alle jetzt zur Rechenschaft gezogen werden, nur um dann, ja, wie wir alle wissen, ein paar Stunden später am Nachmittag dann plötzlich einen Deal zu verkünden, in dem jetzt doch niemand zur Rechenschaft gezogen wird. Und was jetzt die Ziele angeht, was du meinst? Ja, ich meine einerseits gab es halt Ziele, die Wagner eben offen formuliert hat und die die auf der Hand liegen, nämlich sagen... Existenz von Wagner weiter zu sichern, mit eben den Argumenten, ja, einzige kampfkräftige Truppe in Russland, wobei ich das auch für stark übertrieben halte. Also es ist halt anders. Sie kann halt andere Dinge als die russische Armee. Aber die russische Armee kann Dinge, die sowas wie Wagner nicht kann. Es ist jetzt auch nicht. Die super Special Forces Einheit, sondern wenn die auf professionelle Soldaten oder professionelle gut ausgerüstete Einheiten gestoßen sind in der Vergangenheit In Syrien haben die Amerikaner irgendwie den Boden mit denen gewischt. Die Amerikaner haben einfach innerhalb von mehreren Stunden in Syrien, ja, hat halt Wagner plus irgendwelche syrischen Truppen mal probiert, was passiert, wenn sie denn eine von den Amerikanern geschützte. Ölförderanlage und Raffinerie angreifen und wurden dann eben komplett kurz und klein gebombt. In der Wikipedia gibt es irgendwie fünf verschiedene Varianten, was wirklich passiert ist und ob jetzt zwischen 10 und 250 Toten auf Wagner und Syrisch- und Assad-Truppen, Seite, je nachdem, was man liest, aber Fakt ist, dass das irgendwie so ein Trutanschießen war letztlich und sie den Amerikanern nichts entgegenzusetzen hatten. Insofern ist das jetzt auch keine Wundereinheit, sondern wie gesagt, Startup auf der einen Seite, Startups können manche Sachen besser und andere Sachen gar nicht, Da brauchst du halt ein Großkonzern, wie eine komplette Armee, um diese Dinge zu tun.

Tim Pritlove
1:24:51
Pavel Mayer
1:25:20
Tim Pritlove
1:25:58
Pavel Mayer
1:27:07
Tim Pritlove
1:27:21
Pavel Mayer
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Tim Pritlove
1:30:48
Pavel Mayer
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Tim Pritlove
1:31:11
Pavel Mayer
1:31:33
Tim Pritlove
1:32:07

Tut ja jetzt erstmal auch nichts zur Sache, das ist jetzt auch noch mal ein ganz anderes Themenfeld, das machen wir jetzt hier nicht auf, aber auf jeden Fall, das ist natürlich jetzt eine Erschütterung der Macht. Weil also wohl Wagner für Russland im Ausland eben wichtige Ressourcen sichert und viele Konflikte eingebettet ist, insbesondere in Afrika, aber nicht nur dort. Und Prigoschin ja an der Stelle auch ein Player ist und als Milliardär natürlich auch irgendwie ganz andere Möglichkeiten hat, noch weiter Ärger zu machen. Es wird jetzt natürlich auch schon gemunkelt, ob er dann nicht demnächst auch nochmal näher ans Fenster tritt oder Herzprobleme hat. Das kann natürlich auch alles sein. Also das ist total offen und da werden wir die nächsten Tage und Wochen nochmal abwarten müssen. Ich denke nicht, dass wir den jetzt so schnell verlieren werden in dieser ganzen Debatte. Zumal ihm ja auch noch Ambitionen nachgesagt wurden, sich zur Präsidentschaftswahl in Russland zu stellen. Letzten Endes macht es aber so den Eindruck, als ob er seine eigenen Fähigkeiten, die Möglichkeiten von Wagner und auch seine eigene Popularität im Volk ein bisschen überschätzt hat und vor allem auch seine Popularität im Apparat. Also vielleicht hat er damit gerechnet, dass sich noch mehr auf seine Seite stellen, dass er da sicherer aufgestellt ist und das scheint ihm nicht gelungen zu sein, weil er dann vielleicht von vielen auch zu sehr als Unsicherheitsfaktor wahrgenommen wird.

Pavel Mayer
1:33:46
Tim Pritlove
1:33:57
Pavel Mayer
1:33:59
Tim Pritlove
1:34:00
Pavel Mayer
1:34:05
Tim Pritlove
1:34:16
Pavel Mayer
1:34:19
Tim Pritlove
1:34:30
Pavel Mayer
1:34:35

Ja, täglich oder alle zwei Tage und so. Aber der hat das halt auch so ein bisschen mit einem halben Augenzwinkern. Aber es ist einfach einfach zu schön. Und zwar geht diese Verschwörungstheorie so, dass angeblich Prigogine Garantien vom FSB, vom russischen Geheimdienst, erhalten haben soll, dass er in Ruhe gelassen wird und aus dem Exil für die nächsten Präsidentschaftswahlen gegen Putin kandidieren darf. Putin muss sich ja nächstes Frühjahr zur Wahl stellen mal wieder. Und natürlich geht man davon aus, dass wer auch immer. Vom Apparat jetzt auserkoren wird zu gewinnen, dann am Ende auch gewinnen wird. und, Der FSB soll wohl bemerkt oder beschlossen haben, plus andere Teile des Apparats, dass mit Putin jetzt so nicht weitergeht. Aber man will jetzt auch keinen Putsch oder so, keine Unruhe und keinen Bürgerkrieg. Und deswegen ist die ideale Gelegenheit, dann einfach 2024 bei der Wahl einen neuen Präsidenten zu wählen und dass sich Prigogine jetzt mit seinem Marsch auf Moskau als Spitzenkandidat des FSB qualifiziert hat und mit Lukaschenko, das passt halt auch rein, ich meine klar ist, Lukaschenko ist halt von Putin abhängig, wäre also Putin gestürzt, wäre das auch das Ende von Lukaschenko gewesen und mit Sicherheit wären sofort, also wenn Prigogine weiter marschiert wäre, kann man davon ausgehen, dass mit großer Wahrscheinlichkeit Unruhen in Belarus ausgebrochen wären und dass das Ende auch von Lukaschenko gewesen wäre. So deswegen hat er sich eben auch reingehängt. Und jetzt wäre quasi im Rahmen der Verschwörungstheorie ist dann halt Prigushin deswegen auch bei Lukaschenko und vertraut ihm halt auch, weil quasi Lukaschenko jetzt so seinen neuen Boss quasi dann kennenlernen kann und die dann schon mal ein bisschen irgendwie zusammenarbeiten können und es quasi einen Übergang gibt und sagen, der Deal ist dann auch, dass sozusagen es dann einen geregelten Übergang gibt und dass Putin einfach abgewählt wird. Und es gab auch vor einem Jahr, hatten wir ja auch schon mal diskutiert, dass es ein paar Putin-Kenner gibt, die sagen, dass Putin merken wird, wenn seine Zeit gekommen ist. Und dann letztlich friedlich das Feld räumen wird, dass er eben nicht, ja, dass wenn er merkt, dass einfach er den Apparat nicht mehr im Griff hat und dass, dass das sozusagen jetzt auch passiert ist, oder dass das jetzt klar geworden ist, dass er das nicht mehr im Griff hat und dass eben einen Machtwechsel jetzt ansteht und dass Prygogine dann sozusagen der neue Mann sein soll. Und dass auch diese ganze, Verschwörungstheorie muss ja noch mehr, bisschen mehr dazu packen, dass eigentlich diese ganze Aktion, also der Kampf um Bachmut ist eigentlich darum ging, Gojin zum Kriegshelden aufzubauen und dann auch, ja, diese ganze Symbolik so der, der furchtlose Kämpfer an der Front und er dann den blutigen Hammer zu seinem Symbol macht und dann sich versucht, so als ein Mann des Volkes zu gerieren, der für seine Leute einsteht und sie für Unrecht beschützt. Und ja, und in der Tat sah es dann auch so aus, dass er in Rostov teilweise wie einen Rockstar verabschiedet wurde, was da reinpassen würde, während als dann die Polizei zurückgekehrt ist, wurde die eben mit Bu-Rufen empfangen, also als die nach Rostov wieder rein ist. Insofern, gut, wir wissen nicht, ob das jetzt wirklich großflächig ist, weil es gab jeweils nur wenige Bilder dazu und können natürlich in die Verschwörungstheorie auch passen, dass sie genau das zu sehen kriegen. Aber ja, also jedenfalls die Verschwörungstheorie ist, er will Präsident werden und hat den Rückhalt mittlerweile jetzt im Apparat, aber nicht für einen Putsch, sondern dass die ihm gesagt haben, Junge, komm, zieh dich zurück, gib Ruhe, mach mal irgendwie ein bisschen Pause, geh mal nach Belarus und dann kannst du halt friedlich im Frühjahr als Präsident kandidieren. Sozusagen auch Teil des Deals war und dass er eben Garantien dann, von der Abteilung für Infarkte und Defenestration beim FSB dann auch die Garantie gekriegt hat, okay, also wir lassen dich dann auch in Ruhe in der Zeit, mach dir keine Sorgen. Ja, also soweit, wie gesagt, die Verschwörungstheorie und wir werden es ja bald sehen. Und wenn Prygorjin tatsächlich dann kandidiert und als Kandidat zugelassen werden sollte, dann waren wir die Ersten, oder nicht die Ersten, aber dann haben wir es gesagt. Also man wird sehen, aber tatsächlich die Realität ist, ich meine, Auch so ein Ding ist bei jeder Verschwörungstheorie natürlich, warum die so attraktiv ist und warum man die glauben möchte, ist, dass sie die Illusion von Kontrolle erzeugen, dass da jemand ist, der irgendwie die Sachen im Griff hat und dass da irgendwie das alles dann doch geleitet und inszeniert wird. Aber die Wahrheit ist, dass wahrscheinlich niemand genau weiß, wie das Ganze verlaufen wird. Prigogine nicht und Putin nicht und auch sonst niemand, sondern dass die Dinge einfach im Fluss sind und sich entwickeln und ja, dass das halt hätte gewaltig in die Hose gehen können oder gewaltigere in die Hose gehen können, als es jetzt in die Hose gegangen ist. Also die Gefahr jedenfalls, die da drohte, war immens, weil auch in der Gegend rosthaftaktische Atomwaffen gelagert sind und man schon befürchtete, dass es jetzt dann zu einem taktischen Nuklearkrieg auf russischem Boden gekommen wäre. Was halt auch so ein bisschen die NATO vor gewisse Probleme gestellt hätte, wenn das passiert wäre. Weil wie reagiert man denn darauf? Ich meine, darf jetzt Russland nach internationalem Recht denn irgendwie auf eigenem Grund und Boden... Sich mit Atomwaffen beschießen eigentlich nicht, aber ja wie soll man auf sowas dann reagieren als NATO?

Tim Pritlove
1:42:51

Das ist ja ohnehin so Teil der Problemkulisse dieses Krieges, mal ganz unabhängig davon was mit der Ukraine passiert, das natürlich auch die Frage was passiert mit Russland, wenn dann alles mal schief gegangen ist, auch alle bewegt, weil natürlich so ein Land mit soviel Ressourcen, mit soviel mafiösen Strukturen und ungeklärten Machtverhältnissen in dem Moment wo dann ein Diktator unter Umständen abtreten muss und irgendeine andere Kaste übernimmt, dass es ja dann auch sein kann, dass es irgendwie alles noch viel schlimmer wird, dass sich dann alle bekriegen, dass dann eben daraus dann auch noch sehr viel mehr Instabilität in alle möglichen Regionen reingeht, nicht nur jetzt was so das Verhältnis zu den USA betrifft, Aber mal auch hier zu den Grenzen der ehemaligen USSR Staaten, Kasachstan, Usbekistan, wenn dann sozusagen auf einmal diese alte Schutzmacht wegfällt oder zumindest im Turmeul gerät, dass dann eben ganz andere Gruppen losmarschieren. Hat man ja schon gesehen, der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan, der ist ja auch schon zwischen eskaliert und auch das macht ja den Eindruck, dass das so nicht passiert wäre ohne den Ukraine-Krieg. Ähnliche Konfliktbereiche sind natürlich der Norden von Georgien, also das Gebiet Südössesien und Abkhazien, was ja auch russisch besetzt ist. Das ist ja im Prinzip dann auch so eine Frage, was passiert dort, wenn ein Machtvakuum entsteht bis hin eben zu, was ist, wenn jetzt hier so eine Söldnertruppe übernimmt und auf einmal keine Ahnung was für eine Agenda durchsetzt. Wir können das jetzt noch ewig diskutieren, vielleicht als letzten Punkt zu dem Wagner Teil sollten wir uns aber nochmal die Frage stellen, was macht das jetzt alles mit Putin, weil der ja sozusagen keinerlei wirklich gutes Bild abgegeben hat und dieses ganze mal eben marschiert da eine Truppe mit 400 Fahrzeugen auf Russland, auf Moskau zu und man muss jetzt schon mit nem Bagger die Autobahn aufreißen um irgendwie noch dagegen vorgehen zu können. Sicherlich keinen besonders guten Eindruck hinterlassen hat in der russischen Öffentlichkeit.

Pavel Mayer
1:45:15

Also ich meine da sind sich mittlerweile ziemlich alle Beobachter einig ist das, ja Putins Aura so der Unbesiegbarkeit oder alles im Griff zu haben so einen massiven Knacks erlitten hat. Also Putin ist beschädigt und ist signifikant beschädigt, nämlich vor allem in den Augen der russischen Elite jetzt. Und diese 24 Stunden, haben einfach bei vielen die Möglichkeit einer Zukunft oder eines Russlands ohne Putin das vor Augen geführt. Das war plötzlich irgendwo in greifbarer Nähe. Und ich glaube, viele, gerade aus dem Apparat, das ist ja im Grunde genommen, das Ganze ist ja mehr aufgebaut wie so eine Mafia-Organisation. Und ja, der starke Führer sieht jetzt nicht mehr stark aus und so ein bisschen des Kaisers neue Kleider sind jetzt ein Stück weit sichtbar geworden. Und eigentlich gehen viele davon aus, dass Putin jetzt angezählt ist. Und wenn jetzt noch mehr Dinge dazukommen, ist es unklar, wie er... Das wieder einfangen kann oder soll, weil seine Reaktion jetzt, wie er sich verhalten hat, hat eben einfach Hilflosigkeit und Schwäche offenbart gleich doppelt. Bei der Rede am Morgen so und bei dem Rückzieher oder Kompromiss, wie auch immer, der dann am Nachmittag stattfand, das waren beides nicht, keine Sternstunden für Putin, sondern beide Dinge werden ihm jetzt mehr oder weniger vorgehalten. So nicht öffentlich, aber eben einerseits gesagt, um Hilfe gebettelt zu haben am Morgen und Rache geschworen zu haben, um dann eben am Nachmittag dann ein, ja, einem Kumpel durchgehen oder einem ehemaligen Kumpel durchgehen zu lassen, mal kurz so einen Aufstand angezettelt zu haben und dann, ja, man offensichtlich dann auch straffrei schon mal sechs Hubschrauber abschießen und 15 Militärangehörige töten darf, ohne dafür strafrechtlich belangt zu werden. Das sieht nicht gut aus.

Tim Pritlove
1:49:11
Pavel Mayer
1:50:00
Tim Pritlove
1:51:50
Pavel Mayer
1:52:13
Tim Pritlove
1:53:34
Pavel Mayer
1:53:36
Tim Pritlove
1:53:37
Pavel Mayer
1:53:39
Tim Pritlove
1:54:32
Pavel Mayer
1:55:23
Tim Pritlove
1:55:40
Pavel Mayer
1:55:54