UKW137 Serbien: Der Präsident ist jetzt zuständig

Die Proteste in Serbien gegen die Vučić-Regierung gehen unvermindert weiter

Seitdem wir hier bei UKW das Geschehen das erste Mal zusammengefasst haben gehen die landesweiten Proteste, die im November 2024 in Serbien ausgebrochen sind, unvermindert weiter. Während die Regierung von Aleksander Vučić die Proteste in den von ihm stark kontrollierten Medien als gewaltvoll und von außen gesteuert darstellt bleiben die Demonstrationen in Wahrheit weiterhin friedlich und außerordentlich kreativ.

Ich spreche daher erneut mit Dejan Mihajlović darüber was seit der letzten Sendung alles passiert ist und wie die Krise in und außerhalb Serbiens wahrgenommen wird.

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Tim Pritlove
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Dejan Mihajlović

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Transkript
Tim Pritlove 0:00:31
Hallo und herzlich willkommen zu UKW, unsere kleine Welt.Mein Name ist Tim Pritlaff und ich begrüße euch hier zur Ausgabe Nummer 137.Und ja, nach fünf Monaten wollte ich hier nochmal ein Thema aufgreifen,was wir eben vor fünf Monaten hier das erste Mal besprochen haben,nämlich die Situation in Serbien.Und ich freue mich sehr, darüber wieder mit Dejan sprechen zu können. Hallo Dejan.
Dejan Mihajlović 0:01:01
Einen wunderschönen guten Morgen.
Tim Pritlove 0:01:03
Ja, wir hatten das Thema aufgegriffen, weil es seit dem 1.November oder seit November letzten Jahres anhaltende Proteste gibt in Serbienund das ist auch immer noch so der Fall, kleiner Spoiler.Ja, deswegen greifen wir das auch nochmal auf und wir sind auch aus zahlreichenRichtungen gebeten worden, das Thema hier weiterhin zu befassen und das tun wir damit hier auch.Genau, vielleicht wer jetzt noch nicht die erste Sendung dazu gehört hat,dann kann ich durchaus empfehlen, ein bisschen zurückzuspulen,weil wir da vor allem auch erstmal so ein bisschen, ich würde sagen,erstmal den Kontext aufgemacht haben.So Serbien, was ist da jetzt eigentlich die Realität und was ist so der Hintergrund,dass diese ganzen Proteste ausgebrochen sind.Das wollen wir heute nicht alles wiederholen, sondern mal ein bisschen mehroder weniger chronologisch anknüpfen an das, was wir bereits erzählt haben unddaran vielleicht auch mal festmachen,was sich in dem ganzen Komplex dann auch neu ergeben hat und wie sich das so entwickelt.Es sind übrigens genau 150 Tage, seitdem wir die Sendung veröffentlicht haben,die jetzt vergangen sind.Ja, genau. Du wohnst in Deutschland,du bist halt Deutscher, du bist auch mit einer serbischen Staatsbürgerschaftausgestattet, bist ja in der demokratischen Bildung unterwegs und verfolgstdas Ganze sozusagen ein bisschen aus der Ferne.Auch sprichst natürlich dieSprache und von daher hast du einen ganz anderen Einblick als wir alle.Genau, und das tust du ja auch weiterhin, wenn ich das richtig sehe.
Dejan Mihajlović 0:02:53
Absolut richtig. Das heißt, ich habe, wenn ich ehrlich bin, sogar in den letztenMonaten meine Kommunikation nochmal erhöht, weil ich dann eben das Gefühl hatte,es ist notwendig und auch die Rückmeldung bekommen habe, dass die Leute einfachdann doch dankbar waren,Einblicke zu bekommen in Dinge, die da passieren.Und ich habe für mich festgestellt, wenn ich einfach ein bisschen mehr nochmaldrüber schreibe, dass einfach das besser erfasst und verstanden werden kannund ich an manchen Stellen vielleicht nicht ganz so viel erklären muss und ichso auch zum Beispiel bei Trades irgendwie aufbauen kann oder auf die verweisenkann, die ich schon mal hatte.Das heißt, dieses Dokumentieren von Ereignissen hat mir doch mal einfach geholfen,zum einen besser zu verstehen, was so passiert.Aber auch, dass ich mir ehrlich bin, es ist alles, was da passiert,beobachte ich immer auch mit der Perspektive, wie du gesagt hast,aus der deutschen Perspektive.Das heißt, was heißt das jetzt für die Gesellschaft hier?Was heißt für die Gesellschaft in anderen Ländern? Was kann man davon übertragen?Was ist denn gut oder was gelingt denn? Wieso gelingt das?Wie kann man vielleicht sowas auch irgendwie erfolgreich in Deutschland umsetzen?Welche Faktoren müssen wir hier irgendwie modifizieren?Wie sind die Rahmenbedingungen? Das heißt, es sind viele Fragen,die mich zeitgleich beschäftigen, wenn ich dann Sachen beobachte,die in Serbien stattfinden.
Tim Pritlove 0:04:04
Ja, und es ist gar nicht so einfach, da einen Überblick zu bekommen,wenn man nicht irgendjemanden hat, der da ermittelt.Ich habe dann jetzt, als klar war es, dass wir uns jetzt hier nochmal zusammenfinden,zusammenfinden, dachte ich mir so, naja, da gibt es doch bestimmt auf Wikipediaeine Timeline, wie das so beioft so vielen Krisen so ist, also Ukraine-Krieg, da kriegt man also die,ausführlichsten Chronologien geliefert und das ist immer wieder wunderbar unddann habe ich halt mal ein bisschen geschaut und deutsche Wikipedia war irgendwiequasi gar nichts, also es gibt da zwar einen Artikel zu den Protesten,aber mehr als, dass die generell irgendwann mal angefangen haben und irgendwiewahrscheinlich auch noch,laufen, kriegt man da nicht raus, dachte ich mir, okay, gut,dann vielleicht englische Wikipedia, das war dann aber auch noch sehr dünn.Da dachte ich mir, okay, naja, auf Serbisch wird ja dann vielleicht was zu habensein. Bin dann auf die serbische Wikipedia gewechselt.Da war dann in der Tat ein sehr, sehr, sehr langer Artikel.Konnte ich natürlich erstmal nicht lesen. Hab dann mir Google Translate geschnapptund bin dann mal so ein bisschen durchgegangen.Und nachdem ich so ein paar Absätze gelesen habe, kam ich irgendwie dann dochsehr ins Grübeln und dachte mir so, das liest sich nicht wie ein Wikipedia Artikel irgendwie.Also das hatte schon so ein bisschen was von Regierungsverlautbarung.Was ist denn da los?
Dejan Mihajlović 0:05:23
Ja, es ist so, dass ich täglich mehrere Stunden, würde ich sogar behaupten,mir Podcasts und Nachrichten durchlese, anhöre, um so ein bisschen zu erfassen,was so zwischen den Zahlen passiert, was das nicht in den Hauptnachrichten schafft.Und in einem dieser Podcasts oder Folgen, die ich irgendwo gehört habe,ging es auch ein bisschen um Wikipedia.Und ich muss zugeben, ich habe mich da jetzt nicht so massiv beschäftigt,aber als er es gesagt hat, ist mir dann aufgefallen, dass eben die serbischeWikipedia zumindest viele Menschen, die regimennah sind,wohl da Berichte schreiben.Das heißt, das, was jetzt Kritik an einem Regime sein könnte,da sehr dürftig irgendwie festgehalten wird und dementsprechend die Wikipediajetzt in Serbien, glaube ich, nicht verglichen werden kann mit der Deutschen.Nicht, dass die deutsche Wikipedia und andere Wikipedien irgendwie deutlich,deutlich irgendwie, also super wären, sagen wir mal so, super wären,aber sie sind auf jeden Fall deutlich besser als das, was in Serbien vorliegt.Das heißt, ich möchte jetzt, weil ich weiß, manche WikipedianerInnen werdenjetzt zuhören und wahrscheinlich dann irgendwie dann vielleicht dann sauer sein,wenn man irgendwas kritisiert, aber ich habe tatsächlich auch da einige Kritikpunktezu bringen, aber ist eine andere Geschichte.Aber zumindest ist der serbische Wikipedia einfach nicht vergleichbar mit denDeutschen, das muss man schon sagen. Es sind Welten dazwischen.
Tim Pritlove 0:06:41
Ja, also den Eindruck hatte ich auch, habe das dann schnell wieder abgebrochen,weil ich dachte, das ist jetzt hier irgendwie so nicht der Punkt.Eine sehr viel ausführlichere Timeline findet man natürlich auf deinem Masodan-Account,wo du, glaube ich, primär im Wesentlichen berichtest.Aber wir haben ja jetzt hier diesen Podcast und wollen mal ein bisschen chronologischanknüpfen an das, was wir zuletzt berichtet hatten.Wir hatten Die Sendung veröffentlicht am 25.April 25 und ja, dann steigen wir doch mal ein Ende April. Was ist denn passiert?
Dejan Mihajlović 0:07:16
Ja, also ich versuche mal so ein bisschen immer so ein paar Punkte chronologisch aufzuzählen.Es ist tatsächlich schwierig, weil es gibt im Endeffekt zwei Optionen,wenn man Serbien oder den Verlauf sich betrachten möchte.Zum einen chronologisch, zum anderen können die natürlich auch Themen rauspickenund sagen, lass uns mal gucken in der einen Thematik, was ist da geschehen.Aber zeitgleich ist es so, dass wenn ich die eine Thematik rauspicke,ist die halt immer zusammenhängend mit der anderen Thematik.Das heißt, die Dinge bedingen sich einfach.Es ist einfach ein komplexer Verlauf, ein komplexes Thema.Deswegen wird es immer nie die Lage komplett erfassen, alles was im Prinzip ich erzählen.Aber jetzt ein bisschen so ein Gefühl dafür zu bekommen, was Ende April tatsächlichnochmal hinzugekommen ist, sind viele zahlreiche Schüler in Protestmärsche.Das heißt, wir hatten in der letzten Folge darüber gesprochen,wie eben über Protestmärsche Studentinnen mit Menschen in verschiedenen Dörfernund abgelegenen Ortschaften ins Gespräch gekommen sind,wo sie halt eben über Protestmärsche zu großen Demos gelaufen sind,wo sie sich dann wieder mit anderen Menschen aus dem ganzen Land getroffen haben.Das heißt, diese Protestmärsche haben verschiedene Funktionen erfüllt und jetzthaben Schüler angefangen auch so die Protestmärsche durchzuführen und aus verschiedenen Gründen.Natürlich wiederum anderer Zugang, andere Perspektive, auch ein Empowerment.Das hat sich, glaube ich, auch rumgesprochen, dass er mit einem etwas macht,weil du eben dann aktiv was handeln kannst, was tun kannst, Sichtbarkeit bekommst.Also es gibt tatsächlich verschiedene Funktionen und Wirkungen von diesen Protestmärschen.Diese Protestmärkte haben auf jeden Fall massiv, glaube ich,noch mal in der Gesellschaft etwas ausgelöst, weil es gab Bilder,wo einfach es geschüttet ohne Ende.Du siehst einfach diese Kolonne von Schülern, die einfach unabhängig von diesemWetter, Unwetter, einfach Kilometer für Kilometer runterlaufen,um zu so einem Protest zu gelangen. Und das hat natürlich echt viele, viele beeindruckt.Dann hast du auch so eine.Arbeitsgruppe, die ist im Vorschein getreten, die tatsächlich glaube ich AnfangMärz sich gegründet hat.Die nennt sich StudentInnen in jedem Dorf und ist eine Arbeitsgruppe von StudentInnen,die einzelne Dörfer, abgelegene Kommunen immer wieder besuchen.Ich glaube jedes Wochenende haben die so Termine gesetzt. In der Regel auchmit der Idee, dass StudentInnen da hingehen, die selbst aus dem Dorf kommen.Das heißt, du hast natürlich viel in Belgrad und anderen Städten,aber ich glaube es sind hauptsächlich in Belgrad, da bin ich ganz sicher.Hast du Studenten, die aus dem ganzen Land anreisen und da dann studieren unddann für mehrere Jahre in Belgrad leben.Und wenn die natürlich nach ihrem Heimatdorf zurückkehren für so eine Aktion,haben die natürlich einen anderen Zugang zu Menschen, als jetzt jemand,der von der Stadt irgendwie dahin fährt.Deswegen haben die tatsächlich diese Aktion gestartet, um einfach mit Bürgernins Gespräch zu kommen, um wieder so einen Gegenpol zu setzen zu dem,was medial verkündet wird.Vor allem, man muss da auch sagen, in der letzten Folge darüber gesprochen,Medien sind natürlich sehr, sehr stark in der Hand von dem Vucic-Regime unddementsprechend, wenn du jetzt nicht in Belgrad bist und auch Zugang zu gewissen Kanälen hast,bekommst du eigentlich nur das Staatsfernsehen mit oder die Kanäle mit,die auf Staatsfrequenz gesendet werden und die sind sehr, sehr einseitig undschreiben auch Dinge, die einfach verkürzt sind oder einfach gelogen, wenn man ehrlich ist.Und da ist natürlich eben wichtig, auch so eine Gegenstimme zu haben und darumist das eine sehr, sehr wichtige Arbeit, die seit Monaten von denen geleistet wird.
Tim Pritlove 0:10:28
Genau. Das heißt, die Kernprimären ihrer eigenen Heimatdörfer zurück und machendann dort Veranstaltungen oder Besuchen?
Dejan Mihajlović 0:10:37
Die haben tatsächlich so einen Tisch, den sie aufbauen und da steht dran eben,komm ins Gespräch mit Studentinnen und dann kommen Menschen einfach da vorbei.Es sind irgendwie Dorfplätze oder irgendwie so eine Hauptstraße von so einemDorf und dann kommen die ins Gespräch.Manchmal quatschen die mit fünf Leuten, manchmal mit 50 Leuten.Das ist sehr unterschiedlich.Die haben auch teilweise auch Flyer, die sie mitgenommen haben,wo sie einfach nochmal erklären, was die Anliegen der Studentinnen sind.Wer die Studentinnen sind.Auch um Desinfektion tatsächlich auch entgegenzuwirken, weil auch dementsprechendaufgeklassen und sagt, was denn nicht richtig ist, was in der Regel über Medien kommuniziert wird.Also das heißt, das ist jetzt tatsächlich eine sehr, sehr mühsame,aber sehr wichtige Arbeit, die sie über viele Monate leisten.
Tim Pritlove 0:11:18
Aber dieser Zugang, der kann auch stattfinden.Wir hatten, glaube ich, letztes Mal darüber gesprochen, über so den Status,den Studenten haben, der nicht ganz so zu vergleichen ist, wie wir das jetzthier kennen, wo ja oft so Studenten so als so Elite angesehen werden und soein bisschen ein anderer Teil der Bevölkerung ist.Da Serbien noch sehr restsozialistisch geprägt ist an der Stelle,ist Studieren eigentlich ein vollkommen normaler Vorgang, der,sagen wir mal, sehr breit in der Bevölkerung stattfindet.
Dejan Mihajlović 0:11:47
Witzigerweise, ich habe tatsächlich viele Podcasts zu der Thematik angehört,ich glaube ich habe jetzt keine Daten und Zahlen gefunden die erfassen,wie viele Menschen die das Abitur gemacht haben, studieren also um zu gucken, so dieses,wie viele Akademiker studieren, so der klassische Gap, den man kennt ist ausdem deutschsprachigen Raum,aber den Gesprächen nach, den Informationen nach, würde ich tatsächlich sagen,dass sehr, sehr viele also auch sehr, sehr breiten Teil der Gesellschaft ebenstudieren können, noch studieren können und studieren können verbunden natürlichtrotzdem mit auch gewissen Hürden wiederum.Das heißt, ganz so easy ist es nicht, aber du kannst das.Und deswegen ist tatsächlich Durchmischung weitaus höher und größer als jetztim deutschen Raum zum Beispiel.
Tim Pritlove 0:12:23
Ja, okay, das meinte ich auch. Also klar, ist immer noch ein Unterschied amEnde. Muss man es natürlich auch leisten können.Ja, wie ging es dann weiter?
Dejan Mihajlović 0:12:37
Ja, es gab dann, Ende April habe ich hier aufgeschrieben gehabt,war zum Beispiel noch die Geschichte, dass eben diese,Blockade, weil in den letzten Folgen darüber gesprochen ist,dass der öffentliche, rechtliche im Serbien, also das Fernsehen, TV, Radio,besetzt wurde von Studentinnen.Und das wurde tatsächlich dann aufgehoben Ende April. Das heißt die Blockade,weil eben dann die Ausschreibung stattgefunden hat.Und zwar gibt es dann so eine Kontrollinstanz, REM heißt die da,und die reguliert eigentlich, wer auf welchen Frequenzen senden darf,wer gegen welche ethische Regeln verstößt und so weiter.Ich muss dazu sagen, Das ist tatsächlich da ausgeschrieben worden.Der Prozess ist bis heute nicht abgeschlossen worden.Das heißt, er hat bis heute nicht diese Instanz, was auch ein massives Problem darstellt.Weil man kann sich ja vorstellen, es sind tatsächlich in den letzten Monatenunfassbar viele Verstöße gemachtworden auf verschiedenen TV-Sendungen und Kanälen, die da stattfinden.Also wenn ich da jetzt darauf eingehen würde, was da zum Teil gesagt wird undwie gesagt wurde, können wir vielleicht auch später machen an verschiedenenFällen, die noch kommen werden,dann wird nochmal deutlich, wie sehr diese regulierende Instanz einfach hierfehlt und natürlich dann auch dem Regime in die Hände spielt.
Tim Pritlove 0:13:52
Aber warum hat denn die Besetzung geendet, wenn es immer noch keine Ausschreibung gibt?
Dejan Mihajlović 0:13:57
Weil da die Ausschreibung erstmal verkündet wurde und es war tatsächlich die Forderung von denen.Die haben gesagt, die blockieren, bis diese Ausschreibung der Prozess in Gang gesetzt wird.Natürlich mit der Idee, jetzt wird der Prozess auch dementsprechend,weil alle draufschauen, dann durchgeführt werden.Aber wird weiterhin verschleppt sozusagen. Genau, wir haben es verschleppt.Man muss dazu sagen, aber auch, das ist bei all den Protestformen,die du hast, also auch mann-viel-Blockade, der physischen Blockaden der Universitäten,der Fakultäten, ist halt immer so der Punkt, du kommst am gewissen Punkt anso eine Stelle, wo du merkst oder dich einfach auch fragen musst,wie hoch ist der Impact und wie hoch ist die Ressource, die du hier bereitstellenmusst für diesen Impact.Und an manchen Stellen hat man das auch sehr kontrovers angefangen zu diskutieren.Das heißt, inwiefern ist Impact noch da und ob man sich anders organisierenkann mit einem höheren Impact und weniger Ressourcen investieren muss,weil die Ressourcen schon unfassbar kräftezehrend sind.
Tim Pritlove 0:14:52
Klar.All right.Und das war, glaube ich, so im Wesentlichen das, was dann noch im April passiert ist, richtig?
Dejan Mihajlović 0:15:05
Genau, genau, genau. Und dann kam der Mai mit einigen Sachen,die nochmal so, die man schon als Wende verstehen kann in der ganzen Entwicklung.Also klar, es gibt so kleine Geschichten, die so parallel nebenher gelaufensind, wie zum Beispiel, dass die zum 1.Mai, also Tag der Arbeit gab es eben dann zum ersten Mal, dass sich alle nationalengroßen Gewerkschaften zusammen aufgetreten sind auf Initiative von Studentinnen,die über Monate hinweg im Hintergrund gearbeitet haben, die gesprochen haben.Das Thema Gewerkschaften ist ein sehr komplexes Thema, auch sehr kritisch betrachtet,auch in Serbien, weil die einfach tatsächlich systematisch unterwandert wurden über Jahrzehnte.Und jetzt die Frage immer ist so, gehönt man neue Gewerkschaften oder versuchtman die bestehenden Systeme einfach dann wieder zu oberen über verschiedene Wahlen und so weiter.Das heißt, es ist ein sehr komplexes Thema, aber auf jeden Fall etwas, wo man Hebel sieht.Ich würde sagen, mittlerweile ist tatsächlich so die Entwicklung,als wenn es aktuell auf heute switchen würde, wir gehen da wieder zurück,dass man in vielen Bereichen eigentlich so die Strategie verfolgt,über diesen gängigen Weg die Macht wieder an sich zu reißen und zu demokratisieren.Das heißt also zum Beispiel eher die Strategie zu folgen, in Gewerkschaftenselbst bei Wahlen einzutreten, Leute zu mobilisieren und dann wieder GewerkschaftenGewerkschaften sein lassen.Weil dieses neue Sachen gründen ist nicht so einfach aus verschiedenen Gründen,weil letzten Endes musst du auch da wiederum einen Prozess durchlaufen,auch der dann das legal macht und legitimiert,was eigentlich eben, weil eben das System ist, wie es gerade da ist und werdensolche Sachen verhindert.Das heißt, dem Regime fällt es leicht, solche Prozesse sinnvoll wären,einfach zu verhindern oder nicht zustande kommen zu lassen, was für um dir eserschwert, eben dann wirklich einen Impact zu entwickeln.Deswegen ist es ein sehr, sehr komplexes Thema tatsächlich. Aber zumindest istda so nochmal aufgekommen.Es gibt noch eine Arbeitsgruppe, die später sich nochmal aufgetreten ist alsgesellschaftliche Front.Das heißt, aber da ist so entstanden die Idee von, lass uns doch mal ganz konkretauf die Arbeiterinteressen schauen.Und Arbeiter im Sinne von tatsächlich wirklich alle Bereiche,von medizinischer Fachangestellte bis eben Landwirt.Das heißt, dass wirklich von allen Perspektiven so geguckt wird,was gibt es denn für einen Konsens?Also so ein bisschen auch die Strategie zu folgen, die Studentinnen an sichbei den ganzen Protesten ja auch schon immer gefahren haben,zu schauen, was ist so Minimalkonsens?Das ist etwas, wo wir uns alle dahinter stellen können.Und da einfach Forderungen auszuarbeiten, die bestenfalls eben auch Gesetzestextemünden, die man dann vielleicht nicht jetzt, aber zu einem anderen Zeitpunktdann eben umsetzen kann, um auch dann eben noch Rahmenbedingungen zu schaffen,die einfach allen das Leben erleichtern.
Tim Pritlove 0:17:33
Das ist so ein bisschen der Marsch durch die Institutionen, die wir so in Deutschlandin den 80er Jahren von linken Bewegungen ja gesehen haben, so als Reaktion aufden deutschen Herbst, den RAF-Terror,was ja dann zu den Grünen geführt hat.Sicherlich teilweise auch erfolgreich. Aber ja, das ist natürlich klar,dass man hier nicht gleich alles neu gründen will, weil da müsste man ja aucherstmal Mitglieder gewinnen etc.Leute hängen ja dann irgendwie auch aus irgendwelchen Gründen wahrscheinlich da dran.Okay, interessant. Also würdest du sagen,dass die Gewerkschaften zum aktuellen Zeitpunkt schon sich im Wesentlichen diesenProtesten oder generell einem Wandel anschließen oder müssen die dazu erst noch getragen werden?
Dejan Mihajlović 0:18:22
Nee, nee, das ist leider noch alles nicht wirklich gesund.Das heißt, es scheint doch weitaus komplexer, als es auf den ersten Blick vielleichtirgendwie Leute gedacht haben.Das heißt, das Problem ist, dassda halt so auch zum Beispiel so Vertrauensgeschichten mit drin hängen.Du hast eine hohe Skepsis, also es ist tatsächlich auch so eine Problematik,die an vielen Stellen auftaucht, auch wenn wir vielleicht später auf das ThemaOpposition zu sprechen kommen oder Parteien an sich oder andere Vereinigungen an sich,wenn wir jetzt auch gleich kommen, wenn wir zu neuen Forderungen,zu Kurswechsel kommen werden, dann stellt man fest, dass dieses Vertrauensverlustin Institutionen, Vertrauensverlust in Organisationen, dass das tatsächlicheben auch eine sehr, sehr große Hürde darstellt.Weil auf der einen Seite brauchst du Verbündete und einen gewissen Impact zu erreichen.Zeitgleich bist du natürlich ein gebranntes Kind, weil du einfach Erfahrungengemacht hast, wie einfach Leute dann, die dich im Stich gelassen haben oderan manchen Stellen dann auch im Endeffekt dann Sachen unterwandert haben odergeschwächt haben oder du im Endeffekt dann auf einem Messer gelaufen bist.Und deswegen ist tatsächlich so dieses, diese auf der einen Seite gesunde Skepsis,auf der anderen Seite ist so eine Hürde dann entstanden, die wiederum eben dieSolidarität und Bündnisse erschwert an manchen Stellen.
Tim Pritlove 0:19:39
All right.
Dejan Mihajlović 0:19:42
Und dann, genau, ja, dann kommen wir so ein bisschen, ich habe das angedeutet im letzten Podcast,dass die Bürger in Versammlungen angefangen haben, sich zu etablieren und dasist schon etwas, was jetzt bis heute, also da begonnen hat und bis heute sehrstark anhält und das heißt, es gibt einmal so eine Rechtsform,wo Bürger in Versammlungen tatsächlich auch eben gesetzlich verankert stattfinden können.Das ist etwas, wo auch gewählt wird und so weiter. Das ist eine Sache,die auch wiederum zum Beispiel jetzt vermehrt versucht wird,eben von Zivilgesellschaft eben wieder, dass man es übernimmt.Und das andere sind diese Bürgerinversammlungen in Bordewi. Das heißt,es ist etwas, was eben noch keine Rechtsform hat.Also im Rechtsformsinn von, dass du jetzt nicht irgendwelche Forderungen großstellen kannst, aber tatsächlich in der Vergangenheit Erfahrungen gemacht wurde,dass tatsächlich die Forderungen gestellt haben, die auch anerkannt wurden vonder Kommune, von der Verwaltung und dementsprechend wohl auch ein Symbol dann waren,dass sie anerkannt werden dann doch, obwohl jetzt vielleicht noch nicht verschriftlichtirgendwo im System vorkommen.Also zumindest nicht mit dem Impact, den sie eigentlich jetzt haben könnten.Also es war, ich möchte mal so sagen, stell dir sowas vor wie Bürgervereine,die du jetzt vielleicht aus irgendwie Städten kennst, in Kommunen, also in Stadtteilen.Und Bürgervereine haben ja auch hier gewisse Rechte, die sie nutzen können.Und so ähnlich wie Bürgervereine hast du ja auch wiederum eben was in Serbienauch, Aber tatsächlich einen anderen Kontext, andere Geschichte,aber auch auf dieser Ebene der kommunalen Verwaltung, wo auch den meisten BürgerInnenin Stadtteilen, Kommunen einfach dann gefragt werden kannst,gehört werden kannst und Ressourcen bekommst und so weiter.Und parallel dazu haben die aber diese Bürgerversammlungen, ich nenne sie Bürgerversammlungen,gestartet, die nicht das sind, aber wiederum sich anders organisieren.Und die haben sie organisiert wie die Pläne, wie die Studentinnen.Das heißt, das ist das. Und das ist tatsächlich sehr erfolgreich gewesen,weil die tatsächlich dann über Messenger-Dienste auch dann teilweise woanders mitlesen.Das heißt auch dann dementsprechend schnell informiert werden,gemeinsam sich auch dann verbinden können und dann Sachen relativ schnell wuppen können.Das heißt, das ist etwas, was bis heute sich sehr stark durchgesetzt hat.Und diese Bürgerinversammlungen sind tatsächlich mittlerweile eine sehr tragendeSäule von den Protesten in Serbien.Und damals tatsächlich, würde ich sagen, jetzt nach dem 15.März und dieser ganzen Enttäuschung, die danach gefolgt ist,ist das tatsächlich so, da hat es angefangen so zu wachsen und sich zu entwickeln.
Tim Pritlove 0:22:07
Also 15. März diese Großdemo in Belgrad, wo auch da diese Schallwaffe eingesetzt wurde und so weiter.Das heißt, diese Bürgerversammlungen sind so ein Phänomen, was sich jetzt quasiüber die Gemeinden im Land ausbreitet.Dass Bürger einer Gemeinde, eines Dorfes, was auch immer, sagen,wir bauen jetzt hier quasi so eine eigene...
Dejan Mihajlović 0:22:39
Kommunale Verwaltung.
Tim Pritlove 0:22:41
Eine eigene Verwaltung Richtung, richtig?
Dejan Mihajlović 0:22:43
Ach, zumindest nicht Verwaltung, aber vielleicht Bürgerinvertretung.
Tim Pritlove 0:22:48
Ja, so ein Rat, der einfach sagt, wir reden jetzt hier mit.Es gibt nicht nur den Bürgermeister, sondern wir wollen jetzt sozusagen auchaus dem Volk heraus hier irgendwas machen.Aber wie reagieren denn dann quasi die offiziellen, diesen neu gegründeten Organisationen gegenüber?
Dejan Mihajlović 0:23:04
Ja, das ist tatsächlich eben interessant. Ich habe in einer Stelle gab es mal,ich habe das nicht aus den Augen verloren, an einer Stelle gab es eben,habe ich nur erfahren, dass in Novi Sad zum Beispiel, diese Bürger,also ich habe es mit Bürgerverein verglichen vorhin, dass diese,die einfach so strukturell nicht verankert sind.Dass die die Wahlen einfach nicht ausgeschrieben wurden.Das heißt, diese Wahlen ausgesetzt, weil man Angst hatte in Novi Sad,dass diese Wahlen, wenn man sich durchführen würde, dass die dementsprechend einfach dann.Weil jetzt, wenn die aktuell geführt von Personen, die in der Partei sind vonVucic und dementsprechend auch dann regimetreu werden die gehandhabt,das heißt wie die Ressourcen ausgegeben werden und so weiter.Das heißt alles ist in Parteihand noch und wenn jetzt diese Wahl da ausschreiben,das auf dieser niedersten Ebene, auf der kommunalen niedersten Ebene,dann würden die hundertprozentig diese Wahlen einfach verlieren und da würdendie ein Ding nach dem anderen einfach kippen und deswegen wurden zum BeispielNobisat, wo sehr, sehr viele diese messenden Seidnitze heißen die,diese Wahl wurden tatsächlich dann nicht ausgeschrieben.Und jetzt kannst du dir vorstellen, deswegen meinte ich ja, ich habe das hierwieder auf Fälle gesehen, wo dann diese Bürgerinvertretungen eben dann einfachjetzt ihre Arbeit machen und sagen, wir sind Bürgerinvertretungen und an manchenStellen Forderungen gestellt haben und diese Forderungen von der Kommune umgesetzt wurden.Was wiederum bedeutet, dass sie eigentlich dann in dieser, sobald ich das akzeptiere,diese Forderung akzeptiere, akzeptiere ich dich wiederum als legitime Vertretung von BürgerInnen.Und das war tatsächlich so an vielen Stellen, also deswegen,man muss glaube ich von Kommune zu Kommune, von Stadt zu Stadt irgendwie durchgehen,aber welche Rolle die haben, die sind tatsächlich unterschiedlich stark,also wenn man jetzt auch guckt, es gibt verschiedene,diese Bürgerversammlungen in verschiedenen Stadtteilen, die unterschiedlichbreit aufgestellt sind, die einen höheren Impact haben, geringen Impact haben,je nach Stadtteil teilweise auch und je nach auch einer, also welche Personenauch da drin so ein bisschen Admins sind.
Tim Pritlove 0:24:53
Das ist interessant. Also die Kommunalwahlen selbst werden ausgesetzt,um zu verhindern, dass man quasi abgewählt wird, aber dann bilden sich diese Bürgervereine,die dann einfach so viel Power entwickeln, dadurch, dass sie sich einfach aufstellen und sagen,an uns führt jetzt kein Weg dran vorbei,dass quasi die Bürgermeister und die Räte oder was auch immer da die Strukturist quasi klein beigeben müssen und sagen müssen, naja, okay,meinetwegen, Hauptsache ihr wählt mich nicht ab.
Dejan Mihajlović 0:25:25
Ja, es ist tatsächlich, es ist insofern spannend, weil ich auch da wieder umeine Zeit lang verfolgt habe, es ist schwierig, jedes Detail immer so fertigzu Ende zu verfolgen, weil es sind tatsächlich sehr, sehr, sehr tief einschneidendeoder eingehende, komplexe Themen.Ich versuche alles so ein bisschen mitzubekommen, was so passiert.Aber ich habe schon auch mitbekommen, dass eben auch Diskussionen da waren,die auch wiederum zu legitimieren.Das heißt also wiederum auch da, die in die Satzung oder wo auch immer irgendeinemTeil von Verfassung mit aufzunehmen, damit diese Organe, damit es auch beibehalten werden kann.Zeitlich haben andere gesagt, aber wenn wir dann wiederum normale Wahlen hättenauf diesen niedrigsten kommunalen Ebenen, dann bräuchte man die nicht,weil wir können dann darüber diese Arbeit leisten.Deswegen ist es immer so hin und her, was machst du, an welcher Stelle gehstdu wie vor, was ist strategisch jetzt notwendig. Also dieses kurzfristig,mittelfristig, langfristig planen und umsetzen ist tatsächlich eine komplexe Geschichte.
Tim Pritlove 0:26:20
Ich weiß, es ist schwierig zu beantworten, aber nur mal so ein Gefühl zu bekommen,was würdest du meinen, in wie vielen Gemeinden haben sich solche Bürgervereine gegründet?Ist das jetzt so hier und da mal oder sind das schon richtig viele oder findetdas nur in bestimmten Teilen des Landes statt und andere haben davon noch nie gehört?
Dejan Mihajlović 0:26:44
Also das ist zum Beispiel eine Sache, die ich so gar nicht fassen kann.Ich habe mich am Anfang natürlich stark damit beschäftigt mit Belgrad,weil ich eben aus Belgrad komme und da ich in so einem Ding drin war oder binund auch verfolge, was da so gemacht wird.Habe dann erst so die Wochen später mitbekommen, in anderen Städten gibt es das auch.Und einfach über Accounts, die aufgepoppt sind. Das heißt, du hast einfach danndas Board so und so und da steht dann immer diese Bürgerinversammlung und danneben die Stadt dahinter oder die Kommune dahinter.Und da habe ich schon wirklich von großen bis kleinen Städten bis Dörfern allesgesehen. Das heißt, ich kann es gar nicht fassen, aber ich weiß tatsächlich,dass es in vielen, vielen, also landesweit, die einfach gibt und die tatsächlichsehr, sehr unterschiedlich sehr stark aktiv sind.Also zum Beispiel zum einen haben die jetzt auch so einen Verein daraus gegründet,in Ujiz war das, glaube ich, und da versuchen die jetzt nochmal noch massiveraufzutreten, noch mehr auch politisch mit einzugreifen, auch politische Forderungen zu stellen.Also jetzt tatsächlich, das ist tatsächlich sehr, sehr unterschiedlich, je nach,ich glaube, dass der Impact sehr, sehr unterschiedlich ist, weil ich glaubegerade dieser Impact in so kleineren Dörfern, Kommunen oder Städten natürlicheine andere Nummer ist als in so einer Großstadt, wo einfach dann eben haltvon vielen Stadtbezirken einfach so eine Bürgerinversammlung darstellst.
Tim Pritlove 0:27:53
Ja, und was macht eigentlich Alexander Vucic, der amtierende Präsident,der ja für nichts zuständig ist, wie wir in der letzten Folge gelernt haben?
Dejan Mihajlović 0:28:05
Ja, der ist für nichts zuständig, aber natürlich ein sehr, sehr tolles Flugzeug,was sich gekauft hat. Und im Mai ist er nach den USA gereist.Und mit der Idee damals, da wollte er, glaube ich, einfach im Endeffekt einFoto generieren, er und Trump, um wiederum seiner Wählerinschaft oder seinenLeuten, wie auch immer das ist,eben zu transportieren, zu kommunizieren, schau, ich bin relevant,ich bin hier, treff mit den wichtigsten Menschen dieser Welt,weil tatsächlich die Wochen darauf war auch geplant eben die Moskau-Reise.Das heißt, er wollte einfach so zeigen, hier mit Trump, da mit Putin und so weiter.Das war, glaube ich, so sein Plan, weil er in seiner Erzählung eben,wie gesagt, der geopolitisch wichtigste Mensch ist und alle Fäden in der Hand hält.Und eigentlich dann, ich glaube, in irgendeiner Geschichte hat er mal so erzählt,dass ich glaube, er am liebsten nach Belgrad einladen würde,seinem Szenario nach und dann Trump und Putin und alle anderen wichtigen Akteure,globalen Akteure zusammenkommen und er dann moderierend die Welt rettet.
Tim Pritlove 0:29:07
Die neue Schweiz. Das ist, glaube ich.
Dejan Mihajlović 0:29:08
Sein Szenario gewesen. Ja, genau. Es ist völlig irre, aber ich weiß auch nicht.Und ist natürlich gescheitert, weil er hat eine ziemlich hohe Summe gezahlt,was irgendwie rauskam, um überhaupt so einen Termin zu bekommen,weil da muss man scheinbar irgendwie so bezahlen, um bei Trump vorsprechen zu können,und hat dann aber kam nicht durch, das heißt der hat da einen Abfuhr kassiert, hat man da rausgefunden,und hat dann auf einmal komischerweise eine Krankheit entwickelt und musstedann ganz schnell nach Belgrad gebracht werden ins Militärkrankenhaus,weil er eben so stark erkrankt ist und da haben sich alle Sorgen gemacht undden Präsidenten, aber zum Glück, zum Glück hat er es überlebt und es geht ihm gut.Hatte nichts damit zu tun, dass er es einfach ablenken wollte von der Schmach,dass er eben da nicht beim Trump aufschlagen konnte.Plus dann die Reise nach Moskau ist auch wiederum echt nach hinten losgegangen.Das heißt also all diese Idee, die er hatte, ich kann im Endeffekt als Geopolitiker,das ein bisschen auch das, was jetzt bei meinem Land passiert, zu überdecken.Im Endeffekt ging es voll nach hinten los, weil zeitgleich auch noch die ganzenAktionen waren schon von den Studentinnen.Das heißt, diese Geschichte mit dem Fahrradfahren nach Strasbourg.Und dann gab es ja nochmal danach das Joggen, was auch ein bisschen in Mai hineinging,da gab es einen Staffellauf von Läufern, die auch gestartet sind nach Brüsselnochmal, das heißt, da gab es eine Überschrift, lautet das eben,während er irgendwie untergeht in den USA, in Thron, in die Studentinnen in Europa.Und das fand ich ganz passend, den Vergleich.Und seitgleich hat er Mai, unabhängig von dieser Entwicklung mit Vucic,hat tatsächlich nochmal einen großen Kurswechsel in der Entwicklung in Serbienhervorgebracht und zwar haben Studentinnen Anfang Mai verkündet,dass sie Neuwahlen fordern.Und jetzt ändert sich die Sachklage grundlegend, weil auf einmal eine Personzuständig ist, die bisher nicht zuständig war.Und zwar Alexander Vucic. Das heißt, er ist tatsächlich die Person,die für genau diesen Punkt zuständig ist und diese Neuwahlen eben ausschreiben kann.Und du kannst dir natürlich vorstellen, wie das bei ihm ankam und wie er esgenossen hat, auf einmal zuständig zu sein und seitdem eben die Karte spielt,das eben natürlich nicht zu machen.Das heißt, keine Neuwahlen durchzuführen, obwohl einfach die letzten Jahre einfachgeglänzt haben vor unzähligen Neuwahlen.Und das heißt, ich glaube, die regulären Wahlen waren, das letzte Mal reguläre Wahlen waren.Das heißt, er hat immer wieder diese Masche gehabt von, ich möchte zeigen,dass ich legitim gewählt bin, indem er einfach eine Krise mit Wahlen gelösthat und gezeigt hat, schau, ich bin doch hier gewählt worden von einem Großteilder Bevölkerung und dementsprechend Krise gelöst.Das kann er jetzt nicht mehr machen, weil er auch gesehen hat,das wird jetzt nicht funktionieren und zumindest einfach auch Angst hat.Und ich gehe davon aus, dass er definitiv Ratings hat und Zahlen hat,die ihm aufschlussreich zeigen, wie die Lage gerade im Land ist.Und es gibt tatsächlich auch so Ratingzahlen, die immer wieder eigentlich veröffentlichtwurden, die seit Monaten nicht mehr veröffentlicht werden, auch aus seinen Institutenauch, aus regimenahen Instituten, wo man überhaupt ablesen kann,wie das Rating aktuell ist.Aber auf jeden Fall ist diese Forderung von Studentinnen tatsächlich so einKurswechsel entstanden.Und natürlich auch mit der Idee, wenn jetzt Wahlen kommen, wie soll es dennablaufen mit Wahlen? Und dann haben eben Studentinnen gesagt,dass es eine Studentenliste geben wird.Und dann war die Studentenliste jetzt etwas, was eben relativ lange diesen Mai dominiert hat.Wie wird sie aufgestellt? wer soll da drauf kommen, wie sollen überhaupt faireWahlen gelingen und so weiter und so weiter.
Tim Pritlove 0:32:51
Also ich habe mal kurz geguckt, also Präsidentschaftswahlen,also Wucic gewählt wurde, jetzt war 2022,das heißt, wenn das ein Fünfjahreszyklus ist, wäre es sozusagen dann erst im April 27 wieder soweit.Die Parlamentswahlen wiederum haben...Und ja, da gab es so verschiedene neue Wahlen, die letzte im Dezember 23.Tja, die wurden aber auch von Vucic schon vorgezogen.Also das war quasi, ist also durchaus möglich, dass aufgrund von Protesten sowas stattfindet.
Dejan Mihajlović 0:33:35
Das ist tatsächlich auch eine Sache, die gefordert wird, also Wahlen,nicht nur Präsidentschaftswahlen, sondern natürlich auch Parlamentswahlen,sondern wirklich auf allen Ebenen, also auch auf kommunaler Ebene, auf städtischer Ebene.Das heißt, das ist eine Forderung, auf allen Ebenen sollen neue Wahlen ausgeschrieben werden, stattfinden.Es ist tatsächlich so, dass die Liste so erstellt werden soll,dass einfach Leute, Personen auf der Liste stehen werden, die nicht Amtsträgersind von irgendeinen Parteien.Dass auf jeden Fall niemand aus irgendeiner Partei, die aktuell in der Regierungist, im Prinzip da draufstehen wird.Und dass im Endeffekt hauptsächlich Menschen draufstehen werden,Personen draufstehen werden, die sich einfach in den letzten Monaten hervorgetanhaben mit einer authentischen Unterstützung dieser ganzen Proteste und mit einergewissen Fachexpertise.Das heißt aber tatsächlich eben auch divers, also angefangen von Professorinnenbis zu Landwirtinnen, bis zu Aktivistinnen, soll da verschiedenste Personendraufstehen und soll auch so aufgeteilt sein, die Liste, dass auch die verschiedenenUniversitätsstädte, die im Endeffekt im ganzen Land verteilt sind,dass die wiederum auch unterschiedliche Kontingente bekommen von einer Person,die auf der Liste stehen sollen.Das heißt, da wird auch so ein Verfahren dann vorgestellt, wie es ablaufen soll.Aber im Endeffekt, das ist so die Liste.Und jetzt ist aktuell wieder das Thema, wann wird sie kommuniziert,wann wird sie kommuniziert. Und die muss man jetzt einfach mal veröffentlichen.Die haben damals im Mai gesagt, und da haben sie bis jetzt dann festgehalten,die werden die Liste erst dann veröffentlichen, wenn Neuwahlen ausgeschrieben wurden.Und zwar aus einem relativ einfachen Grund.Wenn du die Liste veröffentlichst, dann wird im Endeffekt medial das passieren,was immer passiert. Einfach, dass das Vorgehen ist von diesem Regime.Einzelpersonen würden einfach rausgepickt werden und so medial angegangen werden,und unter Druck gesetzt werden, dass einfach, glaube ich, das zum einen siemassiv belasten würde, ihr Leben, das Leben ihrer Familie, ihres Umfeldes,als auch vielleicht auch die Wirkung dieser Liste.Und das ist glaube ich der Hauptgrund, wieso sie gesagt haben,diese Liste werden sie in dem Fall nicht veröffentlichen und die Argumentierenrelativ klug finde ich, die sagen auch, ja gut,eure Liste ist ja auch nicht veröffentlicht, wenn er antritt das heißt,schreibt doch einfach Wahlen aus und dann wenn du da eine Liste veröffentlicht,veröffentlicht unsere Liste und dann können wir in die Wahlen gehen.
Tim Pritlove 0:35:56
Alright, also die Forderung steht im Raum und Vucic muss sich in gewisser Hinsichtdazu verhalten, aber hat es gerade nicht besonders eilig, sich dazu zu verhalten.
Dejan Mihajlović 0:36:06
Er hat tatsächlich immer wieder verschiedene Aussagen getroffen.Ich habe auch mal eine Aussage gehabt, wo es irgendwie so in die Richtung gegendas Ende Juni schon Wahlen stattfinden sollen.Es wird jetzt schneller kommen, als er denkt, aber das Ding ist,er haut ja, das ist dieses,ich habe es mal vor kurzem gepostet, er macht da dieses.Flood the Zone with Shit permanent, das heißt, er haut ja Sachen raus,wo dann Leute, Analysten da sitzen und überlegen, wie er es gemeint haben könnteund da wird Ressource investiert bei manchen Leuten und was tatsächlich dieStudentin-Zivilgeschaft nicht macht,die fallen da nicht drauf rein, das heißt, sie sagen, alles klar,der erzählt eh so viel Müll und der lügt einfach die ganze Zeit auch.Das heißt, damit am besten gar nicht beschäftigen, sondern lass uns unsere Arbeit machen.Das heißt, die haben Studentinnen, Zivilgesellschaft angefangen,eben zum Beispiel Menschen zu informieren und zu sagen, hey,prüf mal, ob du auf dem Wählerverzeichnis bist. Falls nicht,kümmere dich darum, dass du drinstehst.Oder lass dich fortbilden für Wahlen. Das heißt, entweder als als,ja, dass du bei den Wahlen, beim Wahlvorgang selbst mithilfst,als Helfer oder eben als Kontrolleur.Das heißt, da kann man sich ausbilden lassen.Das heißt, das ist einfach alles, was jetzt dann irgendwann kommen wird,dass man darauf vorbereitet ist und möglichst an all den Baustellen, die da sind,einfach auch schon Lösungen hat oder versucht, dem entgegenzuwirken,um einigermaßen, also im Rahmen dessen, was möglich ist, faire Wahlen zu bekommen.Also allen ist klar, dass du trotzdem mit x-tausend Stimmen mehr haben musstund alles, also so viel, du musst so eine krasse Mehrheit im Prinzip erreichenbei den Wahlen, dass du es nicht mehr verleugnen kannst, dass du auch nicht mehr eben faken kannst.Und das ist schon allen klar, dass auch diese Wahl selbst schon auch ein Risikodarstellt, aber letzten Endes, das ist auch so die Erkenntnis der Studentengewesen, wieso sie gesagt haben, das haben wollen, führt halt keinen Weg dran vorbei, wenn du,einen friedvollen Wechsel erreichen möchtest. Das heißt, ein zentraler Wertdieser ganzen Proteste war immer,dass sie eben jede Form von Gewalt ablehnen und im Endeffekt einen Wechsel habenwollen des Regimes oder erreichen wollen ohne Einsatz von Gewalt.Und das ist tatsächlich so der einzige Weg, den es einfach gibt,zu sagen, du brauchst einfach Wahl.
Tim Pritlove 0:38:18
Ja, aber mit der Friedhaftigkeit ist es dann nicht so gut gelaufen in der Folge,sondern es ist eigentlich vermehrt zu Auseinandersetzungen gekommen,wenn ich das richtig sehe, oder?
Dejan Mihajlović 0:38:33
Ja, es ist tatsächlich so gewesen, dass es gab neben den Wahlen,als es ausgeschrieben hat, gab es Anfang Juni zwei Kommunalwahlen,also in zwei Orten eine Kommunalwahl.In Kosieric und in Saitschar.Das eine ist ein sehr kleiner Ort von 10.000 Einwohnern ungefähr und das andereum die 50.000 Einwohnern.Und es waren die ersten Wahlen, die so stattgefunden haben nach diesen ganzen Protesten hier.Und da haben natürlich alle so drauf geblickt,Was gelingt uns da? Gelingt uns da was? Und deswegen gab es tatsächlich dannzum einen sehr großen Fokus darauf.Und man hat da schon gemerkt, dass der Druck massiv wurde.Das heißt, diese kleinen Orte wurden überspült mit Leuten aus Belgrad und anderenStädten, die einfach Leute eingeschüchtert haben oder Leute bestochen haben.Das heißt, du hast schon so gemerkt, dass diese Gewalt in verschiedensten Formeneinfach dann sich auf der Straße gezeigt hat und diese Dörfer oder Städte daokkupiert wurden über einen langen Zeitraum und tatsächlich auch da sehr unschöneSzenen auch dann waren, auch bei der Wahl selbst dann.Und zeitgleich mit dieser Kommunalwahl gab es auch so eine Entwicklung,dass man gesagt hat, man macht jetzt weg von diesem,du hast einen großen Protest, sondern hin zu, wir machen viele Proteste an vielenOrten und irgendwann, wir machen zeitgleich an vielen Orten Proteste.Das heißt, es ist, weil es ist einfach natürlich jetzt ressourcentechnisch betrachtet,wenn du natürlich alle von A nach B karren musst, kriegst du einfach Ressource.Und so zu sagen zeitgleich, hey, lass uns einen Termin ausmachen,jetzt gehen wir alle auf die Straße an dem Termin, ist für dich einfach deutlich leichter.Plus, du gehst in deinem Ort, in deiner Stadt, da, wo du Menschen kennst,gehst du gemeinsam auf die Straße. Das ist eine andere Wirkung auch nochmal.Und das war auch nochmal so ein Strategiewechsel, der stattgefunden hat an der Stelle.Und die Kommunalwahlen sind tatsächlich so verlaufen, dass man sagen kann,die haben schon massive Einbrüche gehabt bei den Zahlen, das heißt bei dem Zuspruch.Und der hat tatsächlich, glaube ich, alle Ressourcen, die es gab, medialals auch sonstige staatliche ressourcen dass menschen ja gar nichtsein dürften hingegangen sind und also alles an ressourcen was er hatte in seinemganzen regime hat er investiert in zwei kleinen orte und hat es dann geradeso geschafft eine mehrheit zu bekommen und dazu gewinnen anführungszeichen wobeiauch da die wahlbeobachter in die unabhängige vor ort waren gesagt haben das waren keine.Regulären Wahlen. Das heißt, da wurden auch dann eben Wahlzettel,dann auf einmal sind sie verschwunden.Das heißt, man hat dann x Belege und Nachweise gehabt, um klar zu sagen,das war nicht reguläre Wahlen.Und wenn ich ehrlich bin, bei einem Ort ist zum Beispiel es heute noch,glaube ich, ich habe es jetzt nicht mehr so, ich habe es so ein bisschen nebenherverfolgt, ist tatsächlich gerade wieder die Frage, ob es neue Wahlen geben muss,weil auch die, also dieser Prozess ist immer nicht sehr abgeschlossen.Dann gab es auch Klagen, die dann teilweise angenommen wurden.Also es ist ein sehr komplexer Prozess gewesen. Letzten Endes,was man mitnehmen kann, ist, diese Riesenmaschine, Maschinerie von dem Regimehat nicht ausgereicht, um wirklich die klare Siege davon zu tragen in sehr kleinen Orten.Und da war natürlich danach auch allen klar, wenn das an zwei Orten stattfindet,während dann landesweit Wahlen, das kannst du nicht landesweit abläufen.Das heißt, du hast nicht die Polizeikräfte, die Schläger-Truppen,die Kohle, um das überall zeitgleich abzuliefern.Und die Diabliebotschaft kam schon an, beim Regime.Und dementsprechend ist auch diese Geschichte, was ich vorhin gesagt habe,dass diese Wahlen auf dieser niedrigsten kommunalen Ebene nicht ausgeschrieben werden, war danach.Das heißt, das war auch so eine Erkenntnis aus diesen Wahlen,wieso man gesagt hat, da will ich es jetzt gar nicht haben, weil letzten Endeslaufen Gefahr, dass man einfach da scheitern und von Ebene zu Ebene einfachdann eben die Personen verlieren an den führenden Positionen.
Tim Pritlove 0:42:15
Also, wenn ich das richtig verstehe, hat die SNS, was ja jetzt die Partei vonVucic ist, trotzdem noch in diesen Kommunalwahlen gewonnen auf dem Papier.Aber Verluste, also das heißt, das ist schon noch,Also was waren das jetzt für Regionen? Das waren ja so zwei Orte,wenn ich das richtig sehe, die eher so im ländlichen Raum waren.
Dejan Mihajlović 0:42:45
Ja, genau. Es folgen jetzt auch Kommunalwahlen tatsächlich im Herbst.Da bin ich gespannt, wiefern die eine Rolle spielen werden.Aber letzten Endes war es so diese Sondergeschichte einfach oder diese Sonderrollehaben sie bekommen, weil es eben diese ersten so Wahlen waren,die so nachgekommen sind. und man muss dazu sagen, dieses Gewinnen,es war nicht wirklich Gewinnen.Also die haben tatsächlich, es war ein bisschen schräg der Ablauf,auch dieser Prozedur, wer dann diese Wahl gewinnt oder wer es verkündet,weil die Opposition eigentlich tatsächlich gesagt hat, wir haben gewonnen unddann später wurde es dann korrigiert,und das ist diese Erstauszählung und Zweitauszählung und bei der Zweitauszählungsind dann zum Beispiel einfach Stimmen dann, was man von Kartons weggekommenund so Geschichten, also völlig schräge Kiste, weil nach der Erstauszählunghaben die gesagt, haben wir ganz klar gewonnen.Uns war es natürlich auch so, dass sie verschiedene Systeme gefahren haben.Ich glaube, in Kosjeric war es so, dass die eine Einheitsliste hatten.Das heißt, nur eine Liste gegen die SNS-Partei und in Seitschal war es,glaube ich, verschiedene Listen, die gegen die gekandidiert haben.Also es gab dann auch wieder diesen Vergleich, auch zu gucken,welche Liste, welche Methode funktioniert besser, weil auch das tatsächlich auf dieser,Landesebene ausgeskutiert wird, ob es in dem Fall nur eine Liste geben sollgegen das Regime oder ob sie im Endeffekt auch in der Opposition eine Listenprinzipmachen werden, auch sehr heiß umstritten, aber da war es das erste Mal so mitein bisschen Erfahrungswerte sammeln, was hat sich wo wie durchgesetzt.
Tim Pritlove 0:44:10
Und was ist die Erkenntnis, welche Methode besser ist?
Dejan Mihajlović 0:44:16
Also letzten Endes, ich glaube, das muss man auf kommunaler Ebene unterscheiden,mit Landesebene, weil bei Kossierlich diese Geschichte, dass es eben sehr eindeutigist und klar ist, eine Liste war es eben klarer für die Leute, für wen sie stimmen.Bei den anderen war es so, dass zum Beispiel so eine Nebenliste,da gab es dann so eine Aufruhr vor der Wahl, wo dann gesagt wurde,das ist eigentlich eine unterwanderte Liste, die sind eigentlich die Leute drin.Und da merkst du natürlich, sobald du halt einfach eine Unklarheit drin hast,wird es wiederum schwerer, irgendwie Leute zu... Also deswegen,ich hätte jetzt gesagt, meine Erkenntnis, persönliche Erkenntnis,aber da gibt es sicher Politologen, die sich besser auskennen,ich hätte jetzt gesagt, mach eine Liste.Und dann ist allen klar, das ist die Liste und fertig. Aber ich glaube,das ist tatsächlich ja, utopisch. Ich glaube, das wird jetzt auf der Landesebene nicht gelingen.Das heißt, da rechnen wir auf jeden Fall mit verschiedenen Listen und da mussman immer auch gucken, was dann dabei rauskommt.
Tim Pritlove 0:45:07
Okay, aber immerhin kommt da Bewegung ins Spiel.
Dejan Mihajlović 0:45:12
Genau, da kommt Bewegung ins Spiel und es ist tatsächlich auch so der Punkt,wo man sagen kann, da kam aber auch Gewalt mit dem Spiel, also ich würde sagen,diese Repression oder repressive Politik war da sehr, sehr stark zu spüren,vor allem für die Menschen einfach vor Ort.Also die haben auch gesagt, die sind froh, wenn die Wahl vorbei ist,weil die einfach echt okkupiert waren von irgendwelchen Leuten,die sie nicht kennen. die kleinen Orte, da kennt sich jeder jeden.Das war auch nochmal so eine völlig schräge Nummer.Und dann gab es eben diesen großen Protest, auch wiederum so einen Wendepunktin den ganzen Entwicklungen am 28. Juni zum Beat of Done.Das heißt, das war auch eine sehr, sehr große Demo, die so groß hätte werden sollen wie am 15. März.Die Dimension hat es nicht erreicht, aber war trotzdem sehr,sehr groß. Also waren auch wieder über 100.000 Menschen auf jeden Fall auf den Straßen.
Tim Pritlove 0:46:00
Jetzt überall oder in Belgrad?
Dejan Mihajlović 0:46:02
In Belgrad.
Tim Pritlove 0:46:03
In Belgrad.
Dejan Mihajlović 0:46:04
Ja, in Belgrad. Und da haben alle eingeladen, dass sie nach Belgrad kommen sollen.Und da war es wieder die gleiche Geschichte wie am 15. März.Also auf komischer Weise gab es einen Terroranschlag, wo oder einen Ankündigungs-Terroranschlagauf die Bahn und fuhr die Bahn nicht. Das heißt, man konnte nicht in die Stadt reinfahren.Die Busse fuhren auf einmal nicht mehr. Also das heißt, es wurde wieder so wieam 15. März, die gleiche Wiederholung.Das heißt, alles, was dir irgendwie hilft, in die Stadt zu kommen, wurde ausgesetzt.Und du konntest da nicht kommen, aus verschiedenen Gründen, in die Stadt reinkommen,hat die Leute nicht abgehalten, da hinzugehen.Das heißt, es war wiederum sehr, sehr massiv, sehr, sehr großer Aufmarsch.Dazu muss man sagen, man kann tatsächlich dazu gute Berichte auch im deutschsprachigenRaum lesen, die sich kritisch damit auseinandersetzen, wer gesprochen hat bei der Demo.Das heißt, es kam tatsächlich sehr, sehr stark, rechte Stimmen auch dazu Wort,was wiederum eben dann auch bei einigen, also landesintern kontroversiert wird,auch international wahrgenommen wurde, dass man so eben die Frage gestellt hat,sind jetzt die städtischen Proteste unterwandert von den Rechten.Das ist so der O-Ton gewesen, zusammen ganz stark verkürzt, der medial diskutiert wurde.Und im Endeffekt war es dann so, dass am Ende dieser Demo haben die,weil alle gesagt haben, okay, jetzt muss irgendwas folgen, jetzt muss was passieren.Und dann gab es grünes Licht. Das heißt, sie haben grünes Licht eingeblendetund erklärt, jetzt hat die V-Gesellschaft von Studenten ein grünes Licht bekommen,das zu tun, was notwendig ist.Und ich saß dann auch und dachte, okay.
Tim Pritlove 0:47:32
Wer hat grünes Licht von wem, das habe ich nicht verstanden.
Dejan Mihajlović 0:47:35
Die Studenten haben am Ende der Demo im Endeffekt so eine Rede gehalten undhaben gesagt, ab jetzt geben wir euch grünes Licht, das heißt der Zivilgesellschaftgrünes Licht, um das zu tun, was notwendig ist, um dahin zu kommen,wohin wir kommen wollen.Das war so die Kommunikation. Und jetzt ist aber nicht so richtig klar gewesen,mir war nicht klar, was heißt das jetzt?Alle standen dann da und ich habe tatsächlich Diskussionen auch in meinem Chatgelesen von meiner Bürgerversammlung, wo die auch gedacht haben,nächsten Tag gesagt haben, ich wusste jetzt nicht, was die wollen und was jetzt genau passieren soll.Und da war es dann letztendlich so, dass dann tatsächlich da die Polizeikräfteangefangen, also diesen gewaltsamen Gegenbürger in den Vorgang haben, die haben aufgelöst.Da gab es natürlich einige Übergriffe. Und da war, glaube ich,nochmal auch so eine starke Enttäuschung, glaube ich, nochmal da.Auf vielen Seiten, weil ich glaube, auf der einen studentischen Seite war,glaube ich, so eine Idee davon, ich weiß nicht, was die vorgestellt haben,wahrscheinlich sehr unterschiedliche Szenarien, aber nach dem Motto,wir gehen jetzt hier nicht weg, bevor jetzt die Regierung einfach weg ist.Irgendwie so vielleicht. Und jetzt, welche Rolle Gewalt spielt,ich glaube, da war die Vorstellung so unterschiedlich.Auf jeden Fall haben da Leute, es gibt diese Provokateure, die vom Regime aucheingesetzt werden, die würde ich jetzt an der Stelle erkennen,vielleicht ist es nicht so, man kann es dann auch nicht so richtig belegen,aber die sah jetzt für mich nicht so studentisch aus, sondern eher so als dieseklassischen Schläger-Trupp-Menschen von Vucic.Die wieder auf die Polizei los sind. Und dann ist die Polizei drauf.Und dann hat er angefangen, ihm dann zu vermöbeln. Und da gab es tatsächlich die ersten Festnahmen.Und dann fing eigentlich so die erste, wenn wir mal sagen, die erste Eskalationder Gewalt an, die dann in den nächsten Monaten massiv verstärkt wurde,an verschiedenen Stellen, zu verschiedenen Punkten.Aber ich würde sagen, es war so der erste Punkt, wo wirklich dann Gewalt vonSeiten der Polizei einfach massiv eingesetzt wurde gegen die Zivilbevölkerung.Und der Punkt ist dann, Es ist nicht nur so ein Wechsel gewesen von diesem grünenLicht und was soll da passieren, sondern letzten Endes wurde dann am nächstenTag klar, es geht darum, zivilen Ungehorsam zu leisten.Und der zivile Ungehorsam, der begann tatsächlich dann, das haben die Ersten,die es verstanden haben, waren in Semmun, in einem Stadtteil in Belgrad,die sowieso bekannt sind für den Widerstand von Beginn an.Also das Gymnasium mit denen geht ab von Beginn an, die Bevölkerung geht ab von Beginn an.Das sind sehr, sehr, sehr eigene Personen, ein eigenes Viertel auch,muss man sagen. Das ist auch tatsächlich architektonisch untypisch.Und die wollen auch nicht als Belgier bezeichnet werden. Die nennen sich Simonsi.Das heißt, die haben sich, ich habe da einen Kumpel gehabt, oder einen Kumpel.Eigene Geschichte auf jeden Fall. Und die haben tatsächlich Folgendes gemacht.Die haben angefangen eben Container irgendwie aufzustellen, Barrikaden aufzubauenund haben Leute genau aus ihnen nachgemacht. Das heißt, angefangen,Kontinenten aufzustellen, Barrikaden aufzubauen, Straßen zu blockieren und siewegen unseren Ungehorsam zu leisten.Und dann hat sich da in den nächsten Wochen einfach verschiedene Szenen entwickelt.Das heißt, angefangen von Straßenblockaden bis über die Straßenblockaden wurdendann mit Polizeikräften, massiver Polizeipräsenz aufgelöst.Und dann haben die Bürgern gesagt, pass auf, wir gehen jetzt nicht in Konflikterein, weil noch einmal, wir sind ja friedvoll, also müssen wir andere Strategienentwickeln, haben die angefangen so Sachen zu machen wie,sehr oft über einen Zebrastreifen zu laufen, um so eine Straße zu blockieren.Und dann haben sie angefangen mobile Blockaden zu machen, das heißt Containerhinzuschieben, da kam Polizei, haben die weggeschoben und währenddessen sinddie aber weitergezogen, woanders haben da Container hingeschoben.Und dann sind die Polizisten denen hinterhergerannt und haben immer so einenBlokal nach dem anderen aufgelöst und da sind Memes entstanden,kannst du dir ja vorstellen.Und das war natürlich, und das war alles, muss man sagen, bei einer massivenHitzest, es waren Temperaturen bei 40 Grad und drüber und die Polizeikräftenatürlich in voller Monitor mit teilweise Masken, es hat auch angefangen,dass die Leute angefangen, Masken zu tragen, das war auch eine Strecke in der Kiste,das heißt, zuvor habe ich es eigentlich so nicht gesehen und dann haben dieLeute angefangen, Masken zu tragen, dass du nur die Augen siehst und so ausverschiedenen Gründen, Da gibt es auch tatsächlich sehr viele verschiedene Thesen,unter anderem, dass zum Beispiel Leute angesetzt, die gar keine Polizisten sind.Es gibt tatsächlich an verschiedenen Stellen Indikatoren dafür,die darauf hinweisen, dass es durchaus sein könnte, dass in dem Fall auch Polizeikräftedabei waren, die keine Polizeikräfte waren.Und dann gab es tatsächlich so diese zivilen Ungehorsam-Geschichten,teilweise sehr unterhaltsam.Und dann gab es im Süden Serbiens Brände,Waldbrände, die wiederum diesen Schwung an neuen Bewegungen,die entstanden ist mit zivilen Ungehorsam,würde ich sagen, so gebremst haben, weil diese Brände einfach viele Menschenlebenbedroht haben und da wiederum aufgezeigt haben, wie Korruption tötet.Das heißt, da kam Feuerwehr, also erst in Feuerwehr wurde gerufen, die kam nicht.Irgendwann kamen irgendwie Fahrzeuge und dann waren die Fahrzeuge defekt undkonnten eigentlich gar nichts löschen.Das heißt, du hast einfach gemerkt, dass die Infrastruktur, die da sein müsste, die war nicht da.Und haben die dann Zivilgesellschaft, also wieder diese Bürgerversammlungenund Studentinnen haben angefangen, Leute zu organisieren, die eben dann Materialund Expertise gesammelt haben und dann runtergefahren sind und vor Ort geholfen haben.Das heißt im Endeffekt die Arbeit geleistet, die eigentlich der Staat leisten müsste.
Tim Pritlove 0:52:40
Das greift ja im Prinzip auch wieder das ursprünglich auslösende Thema,dieses eingestürzte Vordach, was offensichtlich durch Korruption nicht einfachin dem Standard gebaut wurde, wie es hätte getan werden sollen oder saniert wurde.Was ja im Prinzip der Auslöser der ganzen Proteste war das findet sich ja dannjetzt an dieser Stelle auch wieder also gucke mal hier,der Staat funktioniert nicht in seinen, ja in den grundlegendsten Dienstleistungenwas ja eigentlich immer der Vertrag ist ihr macht irgendwie euer Ding,aber Hauptsache der Laden läuft und es geht halbwegs gerecht zu,aber wenn dann halt noch nicht mal die Feuerwehr,funktioniert, dann brückelt natürlich alles.
Dejan Mihajlović 0:53:24
Absolut, absolut. Und das tatsächlich, würde ich sagen, hat sehr viele Ressourcen,sehr viel Kraft einfach gebunden.Und das war so ein bisschen, wo ich gemerkt habe, diese Aktion von Zivilgesund Ungehorsam, die nehmen soein bisschen ab. Sie sind nicht mehr so massiv, wie sie am Anfang waren.Und man muss auch dazu sagen, ja, kam jetzt der Juli, also wir sind jetzt im Juli mittendrin.Die Leute waren natürlich auch, also irgendwann, es kostet ja einfach Energie, das heißt,über ein halbes Jahr sind die einfach auf der Straße und organisieren sich undinvestieren Zeit und Kraft und hast schon merkt, wie so ein bisschen die Luftdann da noch raus ist und habe gedacht, okay, es wird vielleicht so ein,also es war auch ein bisschen so eine Befürchtung, dass dann vielleicht dieser,Druck ablässt, weil eine Parole, die seit Monaten oder relativ früh skandiertwurde, ist immer, Pumpe, das heißt Druck aufrechterhalten, Weil klar,wenn der Druck erstmal nachlässt, dann kann es dort zusammenbrechen.Das heißt, du musst immer den Druck konstant oben halten.Und dann, als die Sorge da war, okay,jetzt könnte im Endeffekt dieser Druck doch nachlassen, hat dann der Vucic letztenEndes die Repression hochgefahren,die Gewalt hochgefahren und eigentlich dann diesen Druck wieder selbst erhöhtdurch diese massive Gewalt, die im Endeffekt da ausgelöst wurde.Das heißt, es fing an, irgendwann Mitte August würde ich sagen, dass ...Auf so Aktionen, es waren kleinere, verschiedene Aktionen, ich habe ja gesagt,diese Bürgerversammlungen, die waren tatsächlich konstant überall mit verschiedenstenPerformances, Aktionen und Protesten unterwegs,mal kleiner, mal größer, das heißt, hat nie aufgehört und dann hat er angefangen,Schläger-Truppen hinzuschicken und meine These ist, dass er einfach dieses Sommerlochnutzen wollte, weil einfach dann die,Fakultäten teilweise auch dann Lehrer waren, weil die Studenten nach Hause gefahrensind, um mal durchzuatmen zu ihren Familien, auch an den Urlaub gefahren und so weiter,das heißt, und er wollte, glaube ich, meiner nah und nach dieses Loch,also die Städte waren, die großen Städte waren leer, wollte einfach nutzen,um einfach dann jetzt vielleicht mal so richtig hart durchzugreifen,weil er wusste, jetzt können nicht alle sofort auf die Straße gehen,weil einfach wieder auch nicht da sind.Und hat dann angefangen, eine andere Strategie zu fahren, dass dann auf einmalso Schläger-Truppen aufgetaucht sind und dann Leute angegriffen haben und massivirgendwie angegangen haben und dann einzuschüchtern.Und dann war es aber so, dass diese Schläger-Truppen und dieses Einschüchternwieder nach hinten losgingen, weil die Leute sich solidarisch gezeigt habenund dann gesagt haben, das kann nicht sein. Und am nächsten Tag halt deutlich mehr dastanden.Und dann bei Aktionen, wo jetzt einfach nur 50, 60 Leute da waren,schon auf einmal mehrere tausend Leute da, weil die gesagt haben,das kann ich hier angehen.Genauso auch irgendwelche Läden irgendwie überfallen wurden.Beim nächsten Tag mehrere tausend Menschen da haben die im Laden eingekauft,dem Geld gegeben und so weiter.Das heißt, das ist eine massive Solidarität erzeugt bei jeder Aktion,die da durchgeführt wurde.Und das tatsächlich dann von Ort zu Ort hat natürlich dementsprechend nochmaldie Leute so zusammen geschweißt.Das heißt, du hast dann echt gemerkt, wie in manchen Orten auf einmal so eine,unfassbar starke Zivilgesellschaft sich gegründet hat oder auch so entstandenist, wo du gesehen hast, das kannst du nicht niederknüppeln.Da musst du schon ein Militär eigentlich hinschicken.Du musst die ganze Stadt anzünden. Das heißt, das war jetzt nicht irgendwieeine kleine Gruppe. Es war wirklich alle, stand auf der Straße.Da gab es zum Beispiel Ujizeh als Beispiel.Da gab es echt auch so Szenen, die auch wieder einen Meme-Charakter hatten.Wo auch Leute verhaftet wurden und dann eben alle auf die Straße sind und dannhaben die versucht, die Straße zu blockieren, die Polizisten sind hier hinten rum,weil die die Wege nicht kannten und dann haben die dann einmal in Užice war,glaube ich, auch so, dass die versucht haben, so die Polizisten,die von außen eingefahren wurden, nochmal, die kennen die ja Leute ja nicht,haben dann versucht, die Straße zu blockieren und das haben die durchbrochen,durch die Menschenmenge, die haben es einfach durchgejagt,und da hat einer von hinten so geschrien, Užice und es war so ein bisschen wie bei diesen,bei 300, bei dem Film, bei diesem Sparta, ja.Und es ging dann so als Meme durch dieses Netz.Und immer wieder Ujizeh wird genannt mit dem Audio-Snippet.
Tim Pritlove 0:57:11
Also Ujizeh heißt was?
Dejan Mihajlović 0:57:13
Ujizeh ist ein Ort, ist ein Stadt. Und das ist natürlich auch so eine Festung des Widerstands.Und es gibt viele so Festungen des Widerstands. Die sehe ich jetzt auch, Czajac und Waljebo.Und in all diesen Orten, wo viele Proteste vorher waren, Bürgerinnen viele Protestegemacht haben, haben die besonders hart durchgegriffen. Das ist für mich imRückblick nochmal klar geworden, weil ich so durchgegangen bin,so was, wo große Proteste waren.Und da habe ich schon gesehen, es war wie so eine Abrechnung mit der Zivilgesellschaft.Das heißt, da jetzt, wo besonders viele Proteste waren, da besonders hart durchzugreifen.Und da ist es natürlich so, dass eben so eine völlig schräge Entwicklung stattgefundenhat, was zum einen, also Punkt eins war Schläger-Truppen tauchen auf,dann war es so, dass Polizei kommt, aber Schläger-Truppen schützt,dann haben die Schläger-Truppen angefangen mit dem Feuerwerk auf die Zivilgesellschaftzu feuern, also auch völlig schräge Nummer, das hat da begonnen,so im August irgendwann war das, glaube ich.Und dann haben die irgendwann die Polizei die nicht mehr geschützt.Dann sind die auf die los.Dann gab es eine Kombi von Polizei und Schlägertruppen, wo du auch in manchenStädten nicht wusstest.Teilweise gibt es auch Videos, wo die miteinander gesprochen haben.Wo du auch nicht unterscheiden konntest, ist das jetzt die Schlägertruppe vondem Regime oder ist in dem Fall jetzt ein Polizist.Zumal auch dann aufgekommen ist, dass er eben auch so Spezialeinheiten hat,die eben auch als Zivil unterwegs sind.Also eine Polizeispezialeinheit, aber die gar nicht irgendwie unterscheidenkannst von so einem klassischen Schläger.Das heißt, die haben sich auch nicht ausgezeichnet oder irgendwie Marken gezeigt.Die haben die zwei wieder nur T-Shirts gehabt oder gar nicht dabei gehabt.Also es war eine völlig schräge Kiste und man hat tatsächlich auch hochgefahren,auch diese Einschüchterung ist mir aufgefallen, ging über junge Menschen speziell.Das heißt, wir haben Verhaftungen gehabt, die zugenommen haben,aber auch so, das Framing von den Studenten fand ich sehr gut,die haben angefangen, von Kidnapping zu sprechen.Weil du musst dir vorstellen, in Belgien gab es eine Szene, da fährt ein schwarzesAuto vor, Typ ins Vieh steigt aus, packt einen 15, 14-Jährigen ins Auto und wir fahren mit dem weg.Und die Mutter schreit und so weiter und dann denkst du, was ist das jetzt, was war da jetzt?Offiziell ist das ein legitimer Vorgang, das heißt ein Polizist nimmt die mit,aber im Endeffekt war nichts davon legitim, das heißt erstmal bei Minderjährigenmüssen Eltern mit dabei sein, das heißt es gibt so Sachen, die auch in Serbieneigentlich angehalten werden müssen.
Tim Pritlove 0:59:28
Also nicht nur nicht legitim, auch nicht legal.
Dejan Mihajlović 0:59:30
Nicht legal, genau, richtig. Nicht legal, Entschuldigung.Und dann kannst du dir vorstellen, Diese Aktionen wurden immer mehr und mehr,bis hin zu, dass es tatsächlich auch so Szenen gab, ich glaube in Valiowarsauch dann, wo dann eben auch Jugendliche von mehreren Polizisten in voller Monturmit Schlagstöcken bearbeitet wurden.Das heißt, er lag da am Boden und die schlagen auf den einen,zu zehn, zu zwölf stehen um ihn herum und kicken und so weiter.Und dann, das natürlich kannst du dir vorstellen, was das...Was beim Menschen ausgelöst hat. Das heißt, da waren einfach Eltern,also wenn ich als Vater darüber nachdenke, boah.Und dann kannst dir vorstellen, da waren die ganze Stadt, war am nächsten Tag,also die waren dann auf der Straße.Und natürlich, dann gab es da Demos, kannst du dir vorstellen.Und da war wiederum die Frage, wird es jetzt eskalieren, wird es nicht eskalieren?Im Endeffekt ist es nicht eskaliert. Also im Sinne von,dass jetzt die auf die Polizei los sind und es ist ein bisschen eine komplexeGeschichte, weil wiederum Und es wurde genutzt, diese Demo, die dann da gab,um wiederum ein Bild von den gewaltsamen Zivilgesellschaften zu zeichnen,weil im Endeffekt war von Beginn an das Interesse und die Idee von Vucic eigentlich,diese friedlichen, friedvollen Proteste irgendwie anders zu framen.Und deswegen war von Beginn an, die sich mit den Schläger-Truppen hinschickenund dann die Leute zu irritieren oder im Endeffekt dieses Bild,was da ist, eben zu stören, das war das Ziel.Und natürlich kannst du dir vorstellen, wo die Proteste an waren.Haben die angefangen, zum Beispiel sind sie zu SNS-Gebäuden gegangen und habenmanche Eier drauf geworfen und an manchen Stellen wurden die angezündet und demoliert.Und auch da wiederum ist nicht klar. Also ich habe aus verschiedenen Quellenwiederum, wo Leute sagen, ich komme aus dem Ort, ich kann die Leute nicht,die da waren, die es gemacht haben.Und die Leute, die aus dem Ort sind, die würden nie, also zum Beispiel wurdeauch einmal von der Stadt irgendwie was angezündet, von der Staatsanwaltschaft,glaube ich, oder Gerichtsgebäude und so.Und da hat die eine Reporterin gesagt, ich lebe hier, wieso sollte ich ein Interessedaran haben, dass etwas von der Stadt, was ich mitfinanziere,was ich zeige, ist meine Stadt, dass das kaputt gehen soll. Niemand von denBürgern hier wird das tun.Das heißt, es gab schon für mich überzeugende, gute Argumente,was dafür sprechen würde, dass es wiederum eben Fremdkörper waren,die das initiiert haben, um wieder die Bilder zu zeugen, schau,die gewaltsamen Proteste, die tatsächlich auch medial genauso kommuniziert wurden.Das war das Irre, was ich dann hier in Deutschland kritisiert habe und zum Glückirgendwann dann korrigiert wurde, dass ja auch in Deutschland in Tagesschauund anderen Nachrichten angefangen zu erzählen.Die Proteste werden jetzt gewaltsam in Serbien. Dass man davon gesprochen hat,oh, die Zivilgesellschaft, also von Wien ausgehend, geht die Gewalt aus.Dabei war es nie der Fall.Und es gab tatsächlich bis heute, es gibt nicht einen einzigen Protest,wo zur Gewalt aufgerufen wurde oder Leute gesagt haben, wir wollen da jetztirgendwie, oder die Gewalt von denen ausgehen.Das heißt, es war immer eine Reaktion auf eine Gewalt, die sie erfahren haben,wenn es Gewalt im Endeffekt gab.Und an vielen, vielen Stellen, noch einmal, man schlägt eigentlich immer nochnicht zurück. Ich habe tatsächlich x Beispiele, wo die einfach verprügelt wurdenund es hingenommen haben letzten Endes und gesagt haben, alles was ich jetztfordere ist, ich fordere ein, dass jetzt der Rechtsweg eingeschritten wird.Das heißt, dass die Polizei Leute verhaftet, dass die Gerichte ihren Job machen,das machen die bis konsequent bis heute.Und deswegen ärgert mich so ein bisschen, dass es doch gelungen ist,letzten Endes, über diese Strategie, die ja im Prinzip verfolgt hat.Teilweise dieses Bild zu zeichnen von, es sind gewaltsame Proteste.Und auch bei manchen Bürgerinnen, habe ich tatsächlich in Gesprächen auf michrausgehört, die dann auch gesagt haben, naja, die sind jetzt auch gefrusterteLeute, das heißt, es kam auch bei manchen Leuten, die das jetzt vielleicht,selbst aus den Reihen der Studentinnen und Zivilgesellschaft stammen,auch das Bild entstanden ist, naja, im Endeffekt die Leute langsam sauer undjetzt wollen sie doch Gewalt anwenden.Aber der Punkt eben, gewaltlos zu bleiben, ist eigentlich ein wesentlicher,ein fundamentaler bei den ganzen Protesten.Und ich bin mir nicht sicher, inwiefern das allen klar ist.Weil letzten Endes geht es darum, wie du einen Regimewechsel erreichst,prägt die Gesellschaft, die danach kommt.Das heißt, wenn mit Gewalt etwas stürzt, dann hast du einfach,was soll danach, was soll auf diesen Zement, Was soll auf diesem Boden dennwachsen, wenn der mit Gewalt in dem Fall erschaffen wurde?Und deswegen, auch wenn es jetzt natürlich jetzt sehr religiert,von sehr, sehr weit entfernt kommuniziert ist von mir, ist aber politisch,soziologisch und so weiter betrachtet tatsächlich eigentlich sehr,sehr sinnvoll, weiterhin bei diesen gewaltfreien Protesten zu bleiben.Und das auf diesen anderen Weg einfach zu erreichen, dass dieses Regime einfachgestürzt wird und im Endeffekt dann bestenfalls neue Wahlen oder gerechte Wahlenin der demokratischen Gesellschaft etablieren können.
Tim Pritlove 1:04:03
Ich meine, das ist ja schon sehr faszinierend zu sehen, dass es überhaupt solange dieses Mantra beibehalten hat, weil ich meine, es ist ja klar,wenn du da so eine riesige Protestbewegung hast, gerade junge Leute, die dann sehen,jetzt stehe ich hier seit acht Monaten, protestiere und nichts ändert sich soin meiner einfachen Wahrnehmung, auch wenn sie vielleicht Dinge ändern,aber dann vielleicht nicht so schnell oder so umfangreich, wie man sich dasdann so vorgestellt hat.Dass es bei manchen dann einfach irgendwann auch mal so eine Sicherung durchgehtund die sagen so, das hat jetzt alles keinen Sinn mehr, hier,ich hau da jetzt einfach drauf, ich will jetzt alles nur noch brennen sehen.Das ist ja not unheard of.Andererseits ist es wahrscheinlich auch genau etwas, worauf Vucic letzten Endes setzt.So nach dem Motto, protestiert ihr mal, irgendwann werdet ihr durchdrehen undjetzt schicke ich hier auch nochmal ein paar Rüpel mit ins Feld und triggeredas vielleicht dann auch nochmal, irgendwann werden wir euch schon so diskreditiert bekommen.Und tatsächlich so in diesem Wikipedia-Artikel, und das ist auch das,was mir so sofort aufgefallen ist, war genau dieses Framing so überall mit drin.So, ja, hier ist ein Dekan an der Hochschule angegriffen worden und dann wurdendie Reifen zerstochen von einem Krankenwagen, obwohl er ja gerade kollabiertist und dann konnte er nicht ins Krankenhaus gefahren werden.Also so die ganze Zeit so Storys mit, ja, ganz böse hier die Proteste und diePolizei hat dann aber dann doch wieder alles in den Griff bekommen,sodass es dann irgendwie alles wieder gut war.Also immer so dieses Märchen oder diese Geschichten von der gute Staat,der sich ja nur darum kümmert, dass jetzt hier irgendwie alles Law and Order bleibt.Was sicherlich bei vielen Leuten dann auch irgendwie ankommt,wenn das eben die einzige Nachrichtenernährung ist, die sie haben.
Dejan Mihajlović 1:05:55
Es ist tatsächlich eigentlich aus der Entfernung betrachtet,ich glaube für Soziologinnen ist es, glaube ich,fantastisch, was man da beobachten kann, wenn man einfach die allen Stimmensich anhört, du kannst eigentlich sehen, wie Gesellschaft einfach laut nachdenktüber all das, was passiert und ich höre tatsächlich sehr, sehr unterschiedlicheStimmen einfach, also das, was du gesagt hast, die Stimmen gibt es,aber es gibt auch Stimmen, die sagen,pass auf, wir haben von Beginn an gesagt, das ist ein Marathon und das ist ebennicht etwas, was jetzt sofort passiert.Ich verstehe natürlich, dass man den schnellen Wandel haben möchte,aber wir müssen da einfach beharrlich bleiben.Und ich habe schon das Gefühl, dass diese Stimmen jetzt nicht wenig Zuspruch bekommen.Ich glaube schon, dass vielen klar ist, es geht einfach nicht von heute aufmorgen und das einfach ein Prozess ist.Und vor allem auch mit der Debatte, die ich an manchen Stellen gehört habe.Manchen Stellen wird eine Debatte eröffnet, was passiert denn?Jetzt gehen wir davon aus, wir hätten jetzt neue Wahlen.Gehen wir davon aus, wir würden die gewinnen und gehen wir davon aus,er würde die anerkennen, dass er verloren hat. Gehen wir von einem Best-Szenario aus, was dann?Und dann stellst du schon fest, hey, es sind eigentlich massive,enorme, große, komplexe Baustellen, die man angehen muss.Und dann wird wiederum nochmal klarer, wie lang und wie komplex und wie schwerder ganze Prozess ist, eigentlich als demokratische Gesellschaft irgendwo anzukommen.Oder zumindest auf so einen Punkt zu kommen, wo ich sagen würde,jetzt kann man von einer demokratischen Gesellschaft im Endeffekt sprechen.Und drum ist es, glaube ich, schon so ein Aspekt, wo ich das Gefühl habe,dass für Monat für Monat dieser Prozess auch bei Leuten einfach so langsam klar ist.Also vielleicht kann man es auch diesen Neuwahlen leicht so verstehen.Ich habe eine Professorin,der, ich glaube, der Philosophischenfakultät oder der Politikfassenschaft,ich bin mir nicht mehr sicher, die hat gesagt, dass sie im Dezember,Januar schon gesagt hat, es bräuchte Neuwahlen.Aber das hat sie jetzt aber nicht gesagt, weil sie wusste, es bringt nichts.Auch wenn ich weiß, dass es richtig ist, dass das passieren muss,das müssen die Studentinnen für sich verstehen.Das heißt, den Prozess, den kann ich für die nicht verkürzen.Die müssen für sich den Prozess durchlaufen, verstehen an einem gewissen Punkt,es führt nichts an Wahlen vorbei.Und dann hat es einfach eine andere Legitimität, einen anderen Impact,ein anderes Verständnis, was einfach dann von denen auch getragen wird,was ihr Verständnis ist. Die haben den Prozess durchlaufen.Und das ist für mich so ein Punkt, den man vielleicht auch gesellschaftlichso die Parallele ziehen kann.Man kann das jetzt nicht beschleunigen. Auch wenn man weiß, was danach kommenmüsste, trotzdem müssen die, glaube ich, die Leute diesen Prozess durchlaufenund verstehen, an welchen Stellen ich zum Beispiel auch beharrlich bleiben mussund weiter engagieren muss.Weil es ist eigentlich auch der Punkt, dass Leute gesagt haben,ob jetzt bei Studentinnen oder bei Zwiegesellschaft.Wir müssen es auch schaffen, auch wenn wir den Punkt erreicht hätten,dass wir ein neues System haben und eine neue Regierung hätten,die vielleicht demokratisch gewählt wäre.Müssen wir weiter eigentlich als Gesellschaft schaffen, dass wir diese kritischeMasse, diese kritisch denkenden Menschen, diese Diversität, dass wir die weiterhin haben.Das heißt, dass die nächste Regierung, die an der Macht ist,genauso kritisch betrachtet wird von diesen gleichen Organisationen und Zusammenkünften,Bündnissen, die es aber gibt, die jetzt da sind.Das heißt, im Endeffekt das zu überführen in den Alltag hinein.Das heißt, das, was du jetzt gewonnen hast, das musst du aufrechterhalten.Und ich glaube, dass es immer mehr Leuten klar ist,dass dieses, du bist eigentlich Teil von Gesellschaft, du formst Gesellschaftund du musst jetzt am Ball bleiben, es wird halt immer anstrengend bleiben,weil Demokratie halt anstrengend ist und ich glaube, dass das etwas ist,was so langsam einfach so bei Leuten so einsickert und die verstehen und deswegenbin ich tatsächlich an manchen Stellen,denke ich, boah, voll gut und an manchen Tagen denke ich, boah,alles geht den Bach runter und ich glaube, so ähnlich geht es den Leuten auch,du hast so Schwankungen zwischen,ach, alles Kacke und boah, es wird voll gut.
Tim Pritlove 1:09:20
Dann gibt es noch so einen Namen, Marco Kritschak, der eine gewisse Rolle spieltin diesem ganzen Komplex.
Dejan Mihajlović 1:09:35
Ja, er spielt insofern eine Rolle. Es gab bei Demos in Belgrad,gab es eben den Punkt, dass er Leute,also er ist einmal, muss man zusagen, sowieso eine Personalie,die sehr, sehr umstritten ist und lange diskutiert wird.Er ist eigentlich Autoverkäufer, gelernte Autoverkäufer und hat im Endeffekt,soviel ich weiß, in so einem Porsche, Mercedes irgendwie Laden,wo dann vom Staat die Fahrzeuge geprüft werden, als Service durchgeführt wird,hat er gearbeitet und wurde da von einer Person aus dem Regime eben akquiriertund wurde dann erstmal, glaube ich, in diese,ja sowas wie ähnlich wie BND, also ähnliche BND geholt als staatlicher Mitarbeiterund wird dann später irgendwie hoch nochmal.Mal, ist in der Leiter gestiegen und wird dann direkt Leiter von so einer Einheit,die eigentlich für Person und.Gebäudeschutz zuständig ist. Das heißt, wenn ihr auf Gebäude gesichert werdenmüsst, Personen gesichert werden müsst, dann ist dann diese Spezialeinheit dafür zuständig.So kann man es im Endeffekt runterbrechen. Es war eine relativ überschaubareEinheit und der hat tatsächlich aus ihr was völlig anderes formiert in einer relativ kurzen Zeit.Das heißt, er hat einfach dann mehrere tausend Mitarbeiter, es waren vor einpaar hundert, Hat so mehreren tausend Mitarbeiter im Prinzip eben dann entwickelnlassen, die unter seiner Hand sind.Und man kann es eigentlich, also die Expertinnen beschreiben,diese Spezialeinheit als Polizei in der Polizei.Das heißt, die hat wohl schon sehr viel zu sagen, hat sehr viele Freiheiten.Und letzten Endes musst du überlegen, was das Wutschitsch-Regime macht seitsehr vielen, vielen Monaten, dass sie überall die seriösen,guten Leute an solchen Positionen ersetzen gegen Regime, treue Menschen,die in der Regel nicht qualifiziert dafür sind.Und was wir darum für das ganze Korruption-Thema spricht, das heißt,du hast einfach, egal wo, auch irgendwie Betrieben, Unternehmen,hast du Menschen, die einfach ein Diplom gekauft haben oder einfach,also das heißt, die Expertise nicht gar nicht mitbringen, aber einfach allesirgendwie dann anders geregelt haben über die Partei, über die Kohle.Und der Typ ist einfach auch, also musst du dir vorstellen, leitet Spezialeinheiten,eine Spezialeinheit und hat nicht mal eine ganze Menge Polizeiausbildung durchlaufen.Das heißt, normal hast du diese ganzen Tests, auch psychologische Tests undphysische und sonstige Tests und so weiter, weil natürlich jemand,der eben exklusiv Gewalt hat, auch Gewalt ausüben darf, kann nicht einfach jeder machen.Das heißt, da musst du einfach gewisse, da darfst du zum Beispiel nicht sofortausrasten. Das heißt, wenn du nicht schlecht und ein bisschen sachlich und kühlim Kopf beraten könntest, in Situationen diskalierend wirken kannst,also gewisse Kompetenzen müsst ihr eigentlich in den Polizeikräften mitbringenund dementsprechend hast du auch gewisse Schulungen, die durchlaufen müssen.Und je höher du steigst, umso qualifizierter und besser muss die ganzen Sachen im Endeffekt ja sein.Und da haben wir am Ende nochmal einen Typen, der eigentlich Autoverkäufer istund auf einmal diese Spezialeinheit leitet und aber natürlich sehr, sehr regimetreu ist.Und der hat, letzten Endes hat sich tatsächlich bekannt, ist bekannt geworden,dass er immer mehr auch bei Demos aufgetreten ist.Das heißt, mit irgendwelchen Leuten, die in Zivil rumgelaufen sind und Leute festgehalten wurden.Also bei Demos, um aufzutauchen, was zu bewachen und so weiter,ist eigentlich nicht sein Themengebiet.Noch einmal ist eigentlich Personenschutz und Gebäudeschutz und dann gab esda schon die ersten Geschichten, wo dann kursiert sind, dass Leute verhaftet wurden und so.Und jetzt ist er nochmal so in die Schlagzeilen geraten, weil eben es gab beider Demo in Belgrad, wurden Leute verhaftet, verprügelt, tot gedroht,Vergewaltigung gedroht.Alles innerhalb der Regierungsgebäude, das ist eine Garage der Regierung,wo scheinbar keine Aufnahmen existieren, weshalb auch immer.Weil in so einem Gebäude eigentlich immer überall alle Kameras laufen.Das heißt, so ein Regierungsbäude hat einfach gewisse Auflagen,auch Sicherheitsmaßnahmen.Das heißt, die ganzen Materialien sind leider nicht da.Deswegen kann man dem auch nicht nachgehen. Deswegen ist er jetzt heute immernoch weiter auf freiem Fuß, obwohl gegen geklagt wurde.Aber der springende Punkt ist, eine Studentin, zum Beispiel Nicolina,die hat jetzt tatsächlich auch jetzt die Schlagzeilen gemacht,die wurde eben auch verlieben.Kopf gegen die Wand gestoßen und geschlagen und hat eben dann ihr gedroht,dass er vergewaltigen wird von allen und irgendwelche Sachen irgendwo hinstecken wird und so weiter.Übelste, irgendwie Angst eingejagt, beschimpft und beleidigt und es waren mehrerePersonen da mit anwesend, die auch verhaftet wurden, die es mitbekommen haben und so weiter.Und jetzt kann man sich ja vorstellen, was wäre also die Idee von ihm oder vom Regime.Diese Menschen gehen eingeschüchtert nach Hause und die lassen sich nie wieder blicken.Sie ist aber an die Öffentlichkeit alles erzählt. Ist ins Fernsehen,haben andere Studenten auch gemacht.Ins Fernsehen erzählt, was ihnen passiert ist, wie der eine Student hat erzählt,dass eben festgenommen wurde, der Typ gesagt hat, ich schieße dir jetzt den Kopf und so weiter.Also, der hat mal erzählt, was sie erlebt haben, was sie durchlaufen haben.Und dieses Erzählen, Sichtbarmachen ist tatsächlich wiederum etwas,was die Studenten sehr klug machen, sehr gut machen.Das heißt, diese Intransparenz wird einfach, also, oder Dinge werden einfachgelüftet und transparent aufgezeigt und man weiß einfach, aufgrund der Fülle der Berichte,dass da einfach was dran ist und dementsprechend ist dann entfaltet statt dieserEinschüchterung ist eher dieses entfalze was völlig anderes.Das heißt, dass die so mutig sind, also es gab natürlich eine Demo auch einpaar Tage später, wo dann die sogar vor dem Gebäude dieser Spezialeinheit eine Rede gehalten hat.Und du musst dir vorstellen, was hatten die schäbigerweise gemacht?Die haben vor dem Gebäude, haben sie blockiert, dass niemand reinkommen kannvon dieser Spezialeinheit, von dem Gebäude, wo sie drin sind und haben drei,vier Frauen hingestellt.Also absolut schäbig nach dem Motto, ja erstens ich weiß nicht,was damit kommuniziert werden soll nach dem Motto, wir haben auch Frauen,wir sind nicht gegen Frauen, auch Frauen, also irgendwie so in die Richtung,plus selber natürlich, weißt, sich zurückziehen, keine Verantwortung nehmen,sondern dann solche Leute in die erste Reihe schicken. Also absolut schäbig.Und da tatsächlich sind auch wiederum Debatten entstanden, wieso das so warund wie die Frauen dazustehen, dass sie arbeiten können und so weiter.Aber ich fand es tatsächlich sehr, sehr bewundernswert, sehr mutig und tatsächlichsehr, sehr ein starkes Zeichen auch, dass Menschen sich eben nicht einschüchternlassen und sagen, hey, egal was es kostet, Wir machen weiter, wir machen weiter.Und das ist tatsächlich so eine Geschichte, die mit einem Fall Kritschak verbunden ist.Zum einen zu sehen, wie ein korruptes System dazu führt, dass Menschen an Positionensind, für die sie nicht eine Expertise aufbringen.Aber im Endeffekt alles, was ich mitbringe, ist einfach eine blinde Loyalitätbis zum Schluss und tatsächlich vor nichts zurückschrecken, das heißt also auchbereit sind, alles zu machen, was gemacht werden muss,bis hin zu, auf der anderen Seite, Menschen, die einfach sagen,ich nehme alles, was passiert.Alles, was passiert, kann mich nicht einschüchtern, das heißt,wir gehen für eine gerechte Sache auf die Straße und im Endeffekt sogar andersrum,die hat ihn gedroht, wird gesagt, irgendwann wirst du zur Rechenschaft gezogen, was da passiert ist.Und das finde ich schon eigentlich, Das spiegelt, finde ich,relativ viel wieder, weil du einfach siehst, wir reden jetzt von Ende August,also das heißt, sehr, sehr langer Zeitraum mit all den Hochs und Tiefs und wo du merkst,die Leute sind sehr beharrlich, die sind sehr klar und sehr deutlich,was sie haben wollen und auch die Professorinnen, die Dekaninnen,die Universität wird ja auch tatsächlich massiv angegriffen,auch diese sehr, sehr klare Kommunikation und sagen, es gibt hier kein Zurück.Das ist die Botschaft der letzten Wochen.Das Einzige, was geklärt werden muss, ist, wie er geht, wie das System,wie das Regime geht und wann.Das heißt, das ist wie und wann ist im Endeffekt noch ein Fragezeichen.Aber dass das passieren wird, ist allen klar.
Tim Pritlove 1:17:11
Trotzdem wehrt sich Vucic weiterhin mit allen möglichen Maßnahmen und Einschüchterungen.Also wenn ich das richtig sehe, gab es ja dann noch verschiedene Maßnahmen,wo Gemeinden Geld entzogen wurde und auch ansonsten Unternehmen privatisiert wurde.Was ist denn Vucic alles noch so eingefallen, wie er jetzt hier gegensteuern kann in seinem Sinne?
Dejan Mihajlović 1:17:41
Ja, also neben der Repression in Form von Gewalt, die im Prinzip auf den Straßensich niederschlägt, macht er natürlich auch finanziell massiven Druck,politisch massiven Druck.Das heißt, er hat angefangen eben, also es gab tatsächlich so nach unserem letztenPodcast, fing er an, Gehälter zu kürzen oder gar nicht aufzuzahlen.Das heißt, die Leute in dem Bildungswesen,Keine Gelder bekommen nach dem Motto, wer protestiert und keinen Unterrichthält oder lehrt und so weiter, arbeitet ja auch nicht, bekommt auch dementsprechend kein Geld.Andere Gelder wurden auch nicht ausgezahlt in Hochschulen. Das heißt sowas wie,wo ich im Endeffekt dann sowieso, also tatsächlich, wo ich verpflichtet wäreals Staat eigentlich das zu zahlen.Also zum Beispiel die Gebäuderechnung, also das Strom und Wasser und so weiterbezahlen kann. Also all diese ganzen Mittel wurden nicht ausgezahlt.Es ist ganz, ganz viel, also in diesem finanziellen Sektor wurde Druck ausgeübt auf Professorinnen.Es gibt tatsächlich heute noch Fakultäten, wo Professorinnen bis heute nochkeinen einzigen Cent überwiesen bekommen haben.Ich habe tatsächlich erst vor kurzem, vor ein paar Tagen mit einem Professorgesprochen, der an der Auslöser Fakultät arbeitet, auch jemand,der heute jetzt kein Gehalt bekommt seit x Monaten.Das heißt, du hast einmal diesen finanziellen Druck und genauso auch nicht nurbei Universitäten und bei Lehrkräften, auch jetzt auch bei Gemeinden.Das heißt, diesen Nobipasar hast du jetzt genannt, wird tatsächlich auch fürden ganzen August dieses Budget, was ausgezahlt werden müsste,hat dann der Budget gesagt, nö, bekommen die nicht, um einfach wiederum dieabzustrafen, weil es auch eben massive Proteste gab seitens der BürgerInnenund da gab es tatsächlich auch den Versuch,die Fakultät zu besetzen, gewaltsam zu besetzen, das heißt, du hast vorhin,dass du dazu berichtet hast, von dem Wiederbeitrag, das war der erste Versuch,das war im April, Ende April, es war in Novi Sad, in der Sportfakultät hat der Typ versucht eben,ein Dekan war das, der hat versucht so ein bisschen mit Polizeikräften das einbisschen zu stürmen und zu gucken, was passiert und ist natürlich voll nachhinten losgegangen, die haben es nicht geschafft und jetzt in Novi Passat warjetzt tatsächlich so der nächste Schritt, wo es wieder versucht hat,ist wieder gescheitert, das heißt, sie haben es wieder dann eben befreit mitmassiver Zivilgesellschaft, die gekommen ist und unterstützt hat und die Polizeikräfte weggedrängt hat,und dann ist tatsächlich aber jetzt im, danach jetzt im,ich muss gucken, wann das nochmal war, ich glaube im August,Ende August wurde in Novi Sad die Fakultät besetzt, die philosophische.Und da ist tatsächlich der Punkt, also rechtlich ist es so.
Tim Pritlove 1:20:05
Von wem jetzt?
Dejan Mihajlović 1:20:06
Von Polizeikräften, aber jetzt kommt der springende Punkt. Rechtlich hast duals Dekan, hast du wie das Hausrecht über deine Fakultät, über das Gebäude.Und im Endeffekt können die nicht kommen, ohne dass der Dekan die ruft.Und da hat im Endeffekt der Dekan sie gerufen, vom Philosophischen Fakultäthat im Endeffekt über Nacht da die ganzen,Leute, Studentinnen rausgeworfen und hat im Endeffekt das Gebäude mit Polizeikräftenbefüllt und da gab es eben massive Proteste weil eben nicht klar war,was ist da los, wie kann das sein und da hat er gesagt er fühlt sich irgendwie.Nicht sicher und da gab es eine massive Irritation gab es Demonstrationen vormHaus was wiederum zu Gewalt geführt hat das Rektorat wurde besetzt und der RektoratAlso noch einmal der Uni Novisat hat auch wiederum die Polizeikräfte gerufenund deswegen durften die da auch reinkommen,haben da wieder Leute besetzt und noch mit der Presse irgendwie sind sehr,sehr schräg umgegangen.Also letzten Endes ist tatsächlich so der Punkt, der versucht die Hochschulgemeindeeigentlich auseinander zu dividieren.Das heißt, ich habe am Anfang, letztes Mal, glaube ich, erklärt,dass eine tragende Kraft, eine tragende Säule der Protest ist Solidarität und Bündnisse.Und was er natürlich versucht, weil er einfach natürlich dann Profis in demBereich, überall irgendwo Leute auseinanderzubekommen.Über finanziellen Druck, über politischen Druck.Das heißt, bei dem Prorektor zum Beispiel, wie ich sagt, bin mir nicht sicher.Da gibt Cousin so Geschichten, dass er im Endeffekt auch persönlich eingeschüchtertwurde und dann dementsprechend ist es dann so legitimen musste,dass die da kommen und so weiter.Das heißt, dann hat er zum Beispiel auch eine Dekanin von der medizinischenFakultät in Belgrad auch abgesetzt, rechtswidrig.Das heißt, das Gremium, was es abgesetzt hat, das darf es gar nicht oder diePersonen, dürfen sie gar nicht, weil es wiederum dazu geführt hat,dass die neu besetzt wurde mit einer anderen Person.Aber die Hochschulgemeinschaft agiert da, finde ich jetzt aktuell gerade sehr solidarisch.Aber letzten Endes, was ich sagen möchte, hat versucht, überall so einen Pflock,reinzureihen zwischen den Leuten Auch tatsächlich zwischen Studentinnen und Professorinnen.Das heißt zum Beispiel hat er angefangen, eben diesen Druck zu erhöhen,diesen finanziellen und hat gesagt, wenn die eine Online-Lehre beginnen oderirgendeine Form von Lehre, dann bekommen sie Geld.Und haben tatsächlich dann angefangen, Professorinnen-Online-Lehre durchzuführen.Und dann gab es wieder Megadiskurse zwischen Studentinnen und Professorinnen,sehr kontrovers geführt.Letzten Endes, ich habe tatsächlich in deutschen Medien gelesen,dass gesagt wurde, dass die Unis, die Blockaden nicht mehr existieren,die Unis würden ganz mal laufen.Das ist falsch, das stimmt so nicht.Das heißt, es gibt tatsächlich, ich habe extra mal den Prof gefragt,der gemeint, im Endeffekt ist es so gewesen,dass Hochschulen angefangen, Online-Lehre und so dieses Ergänzen des Studiums.Anzubieten, um die Gelder zu bekommen.Das heißt, man war eine Simulation von Lehre, um Gelder zu bekommen,den Druck einfach rauszunehmen, der finanziell einfach vorlag bei manchen.Weil manche Professoren habentatsächlich angefangen, in der Gastro zu arbeiten, haben ausgeschenkt.Weil die einfach irgendwie an Geld rankommen mussten. Also es war völlig schräge Kiste.Und deswegen war diese Form von Lehre, die stattgefunden hat,es war keine reguläre Lehre, es war einfach eher eine Simulation von Lehre,um einfach diesen Druck ein bisschen finanziell rauszunehmen.Und das war jetzt Ende Sommersemester. Das heißt jetzt, wie es im Bindersemester geht, ist völlig offen.Das ist tatsächlich so jetzt, ich glaube zum 1. November erwartet,wurde die Formulierung wohl die Erwartung formuliert, dass das Bindersemesterdann regulär starten soll.Nach aktuellem Stand sind die Fakultäten immer noch in der Blockade.Jetzt physische Blockade weiß ich nicht, weil ich gerade nicht vor Ort bin,aber auf jeden Fall in der Blockade.Und jetzt, ob der reguläre Studium beginnen wird, weiß ich nicht.Und weil du gesagt hast, dieses mit dem, er versucht noch verschiedenste SachenDruck auszuhüben mit der Privatisierung zum Beispiel, finde ich auch einen wichtigen Aspekt.Er hat angefangen jetzt auch zeitgleich parallel angefangen,öffentliche Unternehmen zu privatisieren.Das heißt zum Beispiel alles, so ein Unternehmen, was die ganze Wälder,organisiert, ganze Waldsysteme oder Wasserkraftwerke und so weiter,Wassersysteme oder Nationalparks, möchte er umwandeln in Aktiengesellschaftenund GmbHs und dann wiederum irgendwo auch verkaufen.Das heißt, letztendlich versucht er einfach an Geld ranzukommen und alles zuprivatisieren, was man privatisieren kann.Und der Punkt ist, dieses Privatisieren von allem macht er halt massiv.Also jetzt aktuell zum Beispiel auch, habe ich jetzt gestern Nachrichten gelesen,möchte jetzt Gebäude und Wohnungen, alles, was jetzt gebaut wurde, ohne.Genehmigung, möchte er legalisieren über einen kleinen Betrag x.Einen kleinen Betrag musst du zahlen und dann kriegst du legalisiert.Das ist zwar dann im Grundbuch festgehalten, aber es ist tatsächlich rechtlich wohl so,dass nicht irgendwo, also es ist legal, aber gewisse, also im Endeffekt ist es nicht sicher.Also zum Beispiel, der Staat sagt laut dem Gesetz, was er wohl durchführen möchte,dass die nicht dafür in Schutz, also die...Die müssen den Schutz nicht oder die Sicherheit nicht gewähren.Das heißt, im Endeffekt kannst du jetzt ein Haus bauen, illegal,und du wirst dich jetzt legalisieren für eine kleine Summe, die dieser Staat bekommt.Und dann sagt dir, wenn was passiert, ist dann deine Verantwortung, ich bin da raus.Und das ist tatsächlich so die Debatte jetzt gerade aktuell,dass versucht jetzt gerade schnell an Geld ranzukommen, zum einen,und vielleicht auch so ein Punkt ist von, der merkt das eigentlich das Endenaht, und versucht nochmal irgendwie an schnell an Cash ranzukommen.Also es ist tatsächlich Debatte ist.Komplex. Man hat die Sachlage jetzt nicht, aber zumindest sieht man,dass das Wasser versucht ist, immer permanent, konsequent Dinge irgendwie zu verkaufen.Und das ist ja etwas, was er seit Jahren macht, ob jetzt das Lithium und Bohrbei allem, ob es Geschäfte mit China, Geschäfte mit Russland,Geschäfte mit dem auch immer, geht es immer darum, dass einfach ein Gut,was ein öffentliches Gut ist, privatisiert und dann verkauft.Ich habe tatsächlich einen neuen Podcast gehört von so einem Rechtsexperten,der gesagt hat, dass ein Gesetz tatsächlich vor Brutschig eingeführt wurde, völlig schräge Kiste,wo es darum ging, um Erfassung von Wertschätzen, Bodenschätzen,die vorliegen und dass wer da diese Forschung durchführen darf und dann Rechtehat, Sachen zu bohren und so weiter.Letzten Endes ist die Gesetzesänderung dazu bewirkt, dass einfach jetzt Fremdfirmenvon außen reinkommen können, irgendwo Bodenschätze, also irgendwelche Bodenschätze,Sachen erforschen können, erkunden können und dann Rechte haben, das zu tun.Und diese Rechte im Endeffekt übersteigen das Recht, des Privatbesitzes.Im Endeffekt wurde tatsächlich im Jahrteil auch so vorgegangen,dass man Leute im Endeffekt auch teilweise enteignet hat, weil man gesagt hat,die haben laut dem Gesetz das Recht, da irgendwie wohl zu bohren.Also völlig juristisch muss man da glaube ich das genauer sich anschauen,aber ich war tatsächlich dann noch, habe so festgestellt, dass alles,was so passiert, tatsächlich auch einen langen Atem hat.Das heißt, dass das Woodshipping-Regime tatsächlich jetzt kein Zufall ist,das so lange anhält, sondern einfach Dinge in langer Hand vorab geplant wurdenvon gewissen Leuten und dementsprechend auch jetzt so lange anhalten und dementsprechendso schwierig auch eben zu kippen sind.
Tim Pritlove 1:27:01
Ja, ich meine, da gibt es, hatten wir glaube ich in der letzten Sendung auchschon kurz angesprochen, also wahrscheinlich nicht nur, aber vor allem um Lithiumabbau,was ja in Serbien da in, also wird zumindest vermutet, in größeren Mengen,vorkommt und da Lithium gerade ein sehr begehrtes Element ist,kann ich mir sehr gut vorstellen, dass da eine ganze Menge Geld dahinter stecktund Das die Sache an der Stelle sicherlich nicht besser macht.Also er versucht weiterhin Druck auszuüben.Trotzdem gehen ja die Demonstrationen weiter, oder?
Dejan Mihajlović 1:27:39
Die nehmen nicht ab und tatsächlich auch meiner Wahrnehmung nach würde ich sagen,macht die Zivilgesellschaft jetzt noch einen viel stärkeren Job,wobei sie zu Studenten jetzt wieder zurückkehren.Also nach den ersten Anmeldungen hast du, die ersten Prüfungen hast du jetztgehabt und da hast du die neuen Jahrgänge.Das heißt, du hast sehr aktiv, musst dir vorstellen, du hast einen Jahrganggehabt von Abiturientinnen, die selbst ihre Schulen blockiert haben,die selbst sehr aktiv unterwegs waren und jetzt in die Hochschulen kommen.Und die bringen natürlich nochmal ordentlich Power mit rein und das merkst dujetzt auch, das heißt, jetzt hast du einfach nochmal neue Projekte,neue Ansätze, sie haben auch gesagt, da wird es jetzt ganz viel kommen,es wird ein heißer Herbst und plus hast du auch in der Schülernschaft aus meiner Wahrnehmung,nochmal so ein Empowerment, das heißt, letzten Monat haben wir echt nochmalda nochmal echt, glaube ich, viel bewegt bei denen, das heißt, du hast auch am 1.September war der offizielle erste Schultag, haben Schüler zu einer großen Demoaufgerufen gehabt, der echt sehr, sehr viele Menschen gefolgt sind,das war echt sehr, sehr beeindruckende Bilder und du hast viele Schulen,wo einfach Schülern wirklich auch Schulen blockieren.Das heißt, einfach Unterricht blockiert wird, das heißt angefangen von so kleinenAktionen, dass Klassen sich umdrehen, Rücken zum Lehrkraft und denikurieren.Aber Lehrkräfte noch einmal, die ersetzt wurden.Das heißt, es wurde tatsächlich Ende August und davor war schon,aber Ende August war es eine große Welle, hat man unfassbar viele Lehrkräfteund Schulleitung ersetzt,und einfach ersetzt durch regimetreue Menschen. Das heißt, jeder,der bei Demos war, Demos unterstützt hat und so weiter, die wurden im Endeffekt gekündigt.Und auch das wiederum sehr, sehr rechtswidrig, weil du musst dir vorstellen,du hast unglaublich viele Menschen, die Lehrkräfte in Serbien sind,die Zeitverträge haben.Und laut Recht dürften die eigentlich, ich glaube, es waren maximal zwei Jahreso einen Zeitvertrag haben, wie so ein KV-Vertrag, so eine Krankheitsvertretung irgendwie.Und dann musst du eigentlich irgendwann so einen normalen Vertrag angebotenbekommen. Es gibt auch sowas wie Beamtentum.
Tim Pritlove 1:29:31
Eine Verstetigung.
Dejan Mihajlović 1:29:32
Genau. Und dass aber Leute, die einfach seit 13 Jahren noch mehr in diesem Zeitvertragsstatusarbeiten, was natürlich erleichtert, die zu kündigen.Das heißt, es ist viel, viel leichter, die dann eben loszuwerden.Und das haben die natürlich jetzt in einer sehr, sehr hohen Zahl gemacht.Und an manchen Schulen sogar, dass teilweise bis zu 20 Prozent oder über 20Prozent der Lehrkräfte von anderen weggefallen sind bei einem Bildungswesen,wo immer weniger Lehrkräfte auf dem Markt stehen.Das heißt, haben sich immer wenige Menschen eingeschrieben und haben auch fürdas Studium, um als Lehrkraft zu arbeiten.Das heißt, es ist eine Entwicklung der letzten Jahre, die ohnehin schon schwierigist. Jetzt gehst du hin und feuerst da brutal viele und du hast gar nichts Personal.Das heißt, du hast ein Problem, ein Systemproblem, dass du gar nicht die Schulenerstmal ihren Job machen lassen kannst, selbst wenn du wolltest.Die wird gar nicht funktionieren, weil einfach Leute fehlen.Fehlt das Fachpersonal. Zugleich hast du aber Leute, die zu einer Spitze,die einfach dann nicht akzeptiert werden von den Eltern, von den Schülern, von den Lehrkräften.Das heißt, du hast also landesweit sehr, sehr unterschiedliche,aber sehr, sehr krasse Geschichten, die eigentlich da so stattfinden.Ich habe eine jetzt geteilt gehabt von einem Schulleiter, der sich auf eineDarmtoilette eingeschlossen hat.Weil irgendwie dann Schiss hatte wohl vor Lehrkräften und vor Schülern und Eltern, die dastanden.Und dann kamen Polizeikräfte, die ihn dann von dem Pausengelände raus begleitet haben.Wir haben ihn dann vom Hof gejagt, weil die einfach gesagt haben,wir wollen den Schulleiter zurückhaben. Es ist eine relativ große Schule mitmehreren tausend Schülern.Also völlig, völlig schräge Geschichten, die da ablaufen. Aber letzten Endesist auch das vielleicht so ein Punkt, wenn ich jetzt darauf zu sprechen komme,wenn man so ein bisschen auf eine Metaebene gehen möchte, wieso die Protesteso lange zu anhalten sind.Ich glaube, dass die Studentinnen gelungen ist, durch die Anfangsgeschichte,die wir letztens mal so ergründet haben,Eigentlich einen Rahmen zu schaffen, wo vieles, was vorher schon da war,sich jetzt sammeln konnte.Das heißt, im Bildungsbereich, ich habe dir gesagt, dass schon viele Problemevorliegen und es gab zum Beispiel vor dem Einsturz dieser Geschichte in Novi Sad,gab es im September davor schon große Proteste im Bildungswesen von Lehrkräften,massive Proteste, wegen all den Problemen, die ich im Prinzip angesprochen habe,plus Gehalte, die lächerlich sind und so weiter.Das heißt, und genauso auch diese Bewegung mit dem Yadar, mit dem Lithium,dem Bohr vorkommen, gab es auch schon davor Sachen.Oder das zum Beispiel Gebäude, dieses Projekt, dieses Waterfront Belgrade,da wurden zum Beispiel auch Sachen, Gebäude.Rechtswidrig einfach, also von maskierten Menschen einfach eingerissen überNacht und auf einmal konnte man da Sachen bebauen.Also es gab aber schon vorher schon so Aktionen, die zu Initiativen,teilweise Parteien und Organisationen geführt haben, die so ein Protest irgendwo entstanden ist.Und letzten Endes hat dieser Protest der Studentinnen, hat dieses,was zuvor schon stattgefunden hat, gebündelt.Und darum ist es nicht so, dass man sagen kann, das ist jetzt nur daraus entstanden,sondern ich würde sagen, es hat einfach so ein Forum geschaffen,oder auch eine, wo wir Menschen zusammenfinden,wo das, was zuvor einfach vereinzelt stattgefunden hat, einfach jetzt gebündelteinfach viel stärker umgesetzt werden.Die haben einfach verstanden, dass ich jetzt mit meinen Interessen in Bezugauf Lithium und Bohr, wenn ich jetzt gemeinsam mit Studentinnen und Arbeiternund zu anderen Interessen gemeinsam auf die Straße gehe, dann bin ich auch beimeinen Anliegen nicht allein.Das heißt, dieses Zusammenschließen von verschiedenen Interessen im Sinne von,lasst uns gucken für ein besseres Land, bessere Gesellschaft, besseren Staat,hat tatsächlich, glaube ich, dazu geführt, dass du einfach, glaube ich,diese Kontinuität auf der Proteste hast, weil auch Organisationsstrukturen undLeute auch ein bisschen und so weiter schon vorher da waren,sich davor auch schon abgebildet haben.
Tim Pritlove 1:33:20
Eine ähnlich umstrittene Veranstaltung war ja glaube ich die Belgrade Pride.Man kennt das ja auch schon so aus Ungarn und anderen Ländern,Minderheiten, macht es sich ja immer gut da ordentlich drauf rumzuhauen,um die entsprechende, also es ist ja quasi so der CSD, der dann in Belgrad auchstattfindet, auch schon seit vielen Jahren.Das war dann auch nochmal eine spezielle Diskussion dieses Jahr oder nicht?
Dejan Mihajlović 1:33:50
Ja, es waren tatsächlich Leute, Vertreter aus der EU waren da vor Ort und diefinanzieren glaube ich auch gewisse Dinge damit und da gab es eben auch Transparentemit EU und pro EU und auch Fahnen, ich habe zuerst mal EU-Fahnen gesehen bei der Demo,und da gab es tatsächlich keine Gewalt,Übergriffe, das heißt wenn man natürlich jetzt guckt, was so vor passiert istkann man sagen, hä, ist ja schräg,ich habe eigentlich eine Gewalt, die hochgefahren wurde, sie auf der Straßeentladen hat und jetzt bei einer Gruppierung, die eigentlich zuvor viel Gewaltfahrung,machen musste, habe ich auf einmal keine Gewalt.Und Polizeischutz wird diskutiert, der Polizeischutz in Demos stellt.Das muss ich dazu sagen, die Polizei spielt bei Demos gar keine Rolle. Selbst am 15.März war es zum Beispiel so interessant und bei Demos danach auch,eigentlich müsste die Polizei ja im Prinzip kontrollieren und Sicherheit gewähren und so weiter.Die tauchen da nie auf, weil sie eigentlich eine Eskalation wollen.Die wollen, dass eigentlich Leute irgendwie dann, dass etwas passiert und danndas Dementsprung auch noch nutzen kann.Und ich habe jetzt nicht darauf geachtet, ob da Polizei, ich habe jetzt keinegesehen, ich weiß nicht, ob es jetzt da war und doch irgendwie geschützt hat,ich weiß es nicht, auf jeden Fall gab es keine Gewalt.Das heißt, ich gehe davon aus, dass die Leute, die hätten Gewalt ausüben können,die vor Gewalt ausüben haben, da zurückgehalten wurden.Jetzt kann man diskutieren, wieso es so ist. Vielleicht war es auch so,dass man sagt, okay, in Richtung EU muss man vielleicht auch besänftigen,weil eben der Budzic auch ein paar, ja.Harte Aussagen rausgehauen hat, also wie hat man dann EU-Abgeordnete als Abschaumbezeichnet und sonstige Dinge und kam natürlich nicht so gut an und ich kannmir jetzt auch vorstellen, das ist vielleicht so ein Sinne von Besänftigung,also das hatte dieses Spiel zwischen,ich kommuniziere in EU eine Sache und ich kommuniziere intern was und dann ichkommuniziere in den USA was, ich kommuniziere nach China was,das heißt, da kommuniziert er immer, je nachdem mit wem er spricht,hat er eine andere Wahrheit, die er erzählt,und konstruiert und deswegen glaube ich war es eben so dieses,dass man nach außen zeigt schon mal, wir sind noch divers und weltoffen undbei uns kann man sogar eine Pride durchführen und ohne Probleme und darum wares tatsächlich innerhalb der LGBTQ-Multivität wohl, da gab es auch Diskussionen,da teilzunehmen, nicht teilzunehmen und wer teilnimmt, wie man teilnimmt.Es war so, dass diesmal tatsächlich eben nicht wohl eher so ein Protest war,das heißt der Kompromiss von den Leuten, die es durchgeführt haben,haben gesagt, die machen es protestmäßig in Anlehnung des, was gerade stattfindetund haben auch dann so Reden gehalten und so.
Tim Pritlove 1:36:01
Gab es denn Auseinandersetzungen in den früheren Jahren?
Dejan Mihajlović 1:36:04
Ja, ja. Also ich glaube die ersten auch, da gab es ja, weiß nicht wie verletzte und so.Das heißt, ich muss auch zugeben, es ist also, du hast eine massive und einesehr starke homophobische Gesellschaft.Das heißt, du hast also auch alles in die Richtung gehend und das ist tatsächlichauch so spannend, interessant beim LGBTQ-Thema oder bei der Pride auch.Es gab ein Posting zum Beispiel, ein Solidaritätsposting von der Fakultät.Und von einer anderen Fakultät gab es so ein Hates-Posting mit der Thematikpro Familie, gesunde Familie und so in die Richtung gehend. Das war so einechristliche Geschichte.Und dann hat eine Fakultät aufs Novi Sad, ich glaube eine der größten Fakultäten,wenn nicht die größte glaube ich, die haben so ein Posting, haben gesagt,schaut, das ist das, was Studentinnen bedeutet.Weil wenn man von Studentinnen spricht, ist es nicht eine homogene Masse.Wir sind unfassbar heterogen. Wir haben Leute, die LGBTQ nach vorne tragen.Wir haben Leute, die etwas sehr christliches Bild nach vorne tragen.Wir sind sehr, sehr, sehr heterogen. Aber wir wollen das gleiche Ziel.Wir wollen einen Rechtsstaat. Wir wollen, dass alle Menschen geschützt sindin diesem Staat. Wir wollen mit eine Demokratie haben.Und das ist etwas, was mich tatsächlich, fand ich sehr, sehr spannend,ein Posting von denen, weil es tatsächlich eben so ein Punkt ist,der häufig diskutiert wird.Ich poste jetzt mal auch die Studentinnen. Und dann entsteht natürlich auchbei denen, die bei mir wahrscheinlich mitlesen, so ein Bild von,das ist eine demokratische, homogene Masse von tollen Menschen. Ist es nicht.Da sind sicher auch Rechte mit dabei. Da sind verschiedene Gruppierungen mitdabei. Das ist im Endeffekt einfach ein breites Bild der Gesellschaft.Nur haben die es geschafft zu sagen, hey, wir sind uns einig,wir wollen Rechtsstaat haben. Wir wollen eigentlich demokratische Strukturen haben.Und lass uns darüber streiten, welche inhaltlichen Ziele wir als Gesellschafthaben wollen. Aber im Diskurs.Das heißt nicht unter Anwendung von Gewalt zum Beispiel.Und was jetzt selbst die eine, die dann das stark christliche Bild da gepostethat, auch gesagt hat, wir wollen auch, wir sind gegen jede Form von Diskriminierung.Das heißt, wir haben diese Überzeugung, diese Haltung, aber wir sind nicht für Diskriminierung.Das heißt, die teilen nicht inhaltlich das, was die sagen, was die machen,aber trotzdem wollen sie auch nicht, dass Menschen diskriminiert werden.Deswegen ist es tatsächlich so spannend zu sehen, wie es einfach auch Themenjetzt auf einmal in der Öffentlichkeit diskutiert werden, die zuvor eigentlichnie diskutiert wurden oder wenig diskutiert wurden. oder es sehr klar war,dass wenn medial was diskutiert wird, dann sehr sexistisch, sehr homophob.Also zum Beispiel auch Frauenrechte oder feministische Akteure,Kräfte, haben auch wiederum sehr, sehr starke Unterstützung erfahren.Immer an vielen Stellen wird auch da ein Fokus gelegt und auch gesellschaftlich Debatten angestoßen.Und zu sagen, hey, wo geht man wie, gegen wen vor?Also man kann auch schon mit der feministischen Perspektive mal drauf blickenund wird dann schon feststellen, dass sehr bedeutend häufig und oft.Gewalt gegen Frauen angewandt wird. Also nicht, dass jetzt Männer nicht verschlagenwurden und so weiter, aber schon an vielen Stellen merkst du schon auch denUnterschied von Gewalt, wie sie angewendet wird,gegen welche Gruppierungen, welche Form von Sexismus und anderen Ismen einfachda in den Köpfen noch stecken.Deswegen meine ich von dieser Baustelle, die Gesellschaft nicht noch folgt,die halt so gewaltig ist.
Tim Pritlove 1:39:13
Ja, das hatten wir eben bei dem Marco Kritschak ja im Prinzip auch schon so.
Dejan Mihajlović 1:39:16
Genau.
Tim Pritlove 1:39:17
Aber was ist jetzt noch deine These, warum es jetzt bei dieser Belgrade Pride so ruhig geblieben ist?Es ist irgendwie, weil der unmittelbare Bezug zu den Protesten so nicht da warund man nicht noch eine andere Baustelle aufmachen wollte,hatte es vielleicht damit zu tun, dass die EU gerade da eine besondere Aufmerksamkeit drauf hatte.Vielleicht gar nicht so spezifisch auf die Belgrade Pride, aber diese ganzenPride-Veranstaltungen finden ja mehr oder weniger gleichzeitig statt und esgab ja diese besondere Aufmerksamkeit für die entsprechende CSD-Veranstaltung in Budapest,wo ja Orban schon seit langer Zeit auf diese Szene einschlägt und entsprechendeGesetze auch weiter verschärft hat,um diese Homophobie quasi in der Gesellschaft für seine Zwecke zu nutzen.Wo ja dann die Stadt selber eingeschritten ist und gesagt hat,so ja, nee, das ist jetzt hier eine offizielle Veranstaltung der Stadt,das braucht jetzt gar keine Genehmigung und so weiter.Und die EU ja dann gesagt hat, so we are watching.Und dann ist es ja eigentlich relativ easy durchgelaufen und da stellt sichjetzt für mich eben so die Frage so, spielt die EU eigentlich irgendeine Rolle derzeit?Ist das komplett außen vor?Hat Vucic da ein Auge drauf? Ist ihm das eigentlich egal?Wie passt das zusammen?
Dejan Mihajlović 1:40:46
Naja, ich habe tatsächlich...Gestern ein Gedanken gehörte, den ich eigentlich ganz spannend fand in dem Bezug.Und zwar hat ein Student gesagt, wir diskutieren so viel und so kontrovers undso heftig über das, was die EU macht oder nicht macht.Und das zeigt ja, wo wir uns eigentlich sehen.Das heißt, wenn wir uns da nicht da sehen würden, dann würden wir nicht darüber sprechen.Dann würden wir darüber sprechen, was Russland macht oder nicht macht oder was auch immer. Oder China.Das heißt, wir sprechen darüber, wie die EU uns sieht, wo sie eingreift,wo sie nicht eingreift. und sind ja im Endeffekt Ideen und Erwartungen damit verbunden.Und deswegen würde ich tatsächlich schon sagen, dass ich glaube,dass man auf der Suche ist nach dem,Vorgehen, was ist denn etwas, was sinnvoll wäre. Gestern habe ich eine Dekanin gehört von der.Politikwissenschaftenfakultät in Belgrad, die hat eben gemeint,wir dürfen, ihre Strategie fand ich entspannt, habe ich zum ersten Mal so gehört,wir dürfen nicht zulassen, dass die EU schweigend zuschaut.Das heißt, Ich kenne tatsächlich von vielen eher so die Haltung,die gucken ja sowieso nicht, die ignorieren uns ja sowieso, weil die wohl dasLithium haben für die deutschen Autos und so weiter.Und die sagt aber, die gibt sich damit nicht zufrieden, sondern sagt,nee, wir müssen so kommunizieren, dass die nicht mehr wegschauen können.Das heißt, du musst es denen hinhalten. Und ich fand es tatsächlich auch spannend,ein anderer Professor hat ihn gesagt, fand ich auch ganz interessant, die Einordnung.Ich hoffe, dass es immer mehr bei den Leuten ankommt. Der hat gesagt,hey Leute, was stellt euch denn vor, was die EU ist? Die EU ist doch genausowenig homogen, wie wir als Studentinnen oder zivilgesellschaftliche Organisationen.Wir sind doch genauso mega heterogen.Und die sind genauso. Das heißt, in der EU gibt es einfach Kräfte,die definitiv Verbündete sind und versuchen, irgendwas zu verändern.Und wenn man sich davon abgrenzt, jetzt von der EU, dann schreckt man sich eigentlichan der Stelle. Das ist ja völlig beknackt eigentlich.Es wäre viel besser zu sagen, lass doch Verbündete suchen und an der Stelledas tun, was man tun kann.Und das ist tatsächlich auch so ein Punkt, jetzt in Verbindung mit dieser Studentinnenlisteund tatsächlich mit dem Vorgehen der Studentinnen, was jetzt ein bisschen kontrovers diskutiert wird.Das heißt, die haben immer dieses sich distanziert von,Parteien, distanziert von NGOs, distanziert von allen Organisationen.Natürlich aus der Lehre der ganzen Organisation, die ich jetzt vorhin angedeutet habe.Ich habe ja gesagt, dass verschiedene Vorfälle, Proteste, Initiativen ihr habt,die sie gegründet haben und jedes Mal war die Erfahrung, dass sie unterwandertwurden von der Opposition, von irgendwelchen Leuten und dann eben erstickt wurden,durch das Unterwandern.Und deswegen, aus dieser Lehre haben wir gesagt, wir distanzieren uns erstmalvon allen, aber jetzt kommst du irgendwann an so einen Punkt,wo du merkst, wenn du jetzt politisch irgendwie den nächsten Schritt gehen willst,musst du einfach irgendwann Verbündete finden.Das heißt, du musst auch in der Opposition Verbündete finden und gucken,wer ist eigentlich dann, wer hat eigentlich welche Richtung schon gearbeitetund wer ist tatsächlich auf deiner Seite oder auf der Seite der Rechtsstaatist oder möchte eine Demokratie haben oder möchte nur die spielen.Und es ist natürlich, also ich verstehe jetzt nicht beide Seiten,ich weiß, es ist hochkomplexes, aber zumindest ist für mich schon klar,dass die sich von allen irgendwie distanzieren.Hilft die jetzt nicht wirklich beziehungsweise lässt so ein Potenzial da liegen,um in deiner Sache voranzukommen. Und darum ist es natürlich jetzt schwierig.Ich weiß nicht, wie sich das entwickeln wird. Ich weiß nicht,wie die Debatten jetzt geführt werden in den Plenar bei den Studentinnen,ob man sich da nochmal vielleicht doch irgendwie umentscheidet,ändert und vielleicht die Strategie wechselt.Zumindest neben die Zivilgesellschaft und die Professoren, also vor allem dieakademische Gemeinschaft, alsodie Professoren und dann haben wir auch ein starkes Netzwerk gegründet.Ich habe jetzt unterschlagen, im Juni gab es zum Beispiel, Mitte Juni war ichin Belgrad auch mit zwei meiner Kinder,da war tatsächlich dann zwei Wochen, da war ich gerade da, haben die eine Hauptkreuzungin Belgrad blockiert und haben tatsächlich eben das Thema akademisches Netzwerkaufs Dabro gebracht und die Professorinnen, die haben tatsächlich auch angefangen,Netzwerk zu gründen, auch international,bei irgendwelchen Podiumsgesprächen aufzutauchen, Sachen zu erklären,das heißt, das irgendwo halt eben nochmal ins Fokus zu rücken und zu thematisieren.Und ich habe tatsächlich gestern nach dem Interview mit einem Dekanen,hatte ich schon Eindruck, dass sie sehr, sehr geplant und gezielt,dass sie zu verfolgen werden, auch in Richtung EU.Dass sie sagen, wir gucken, wo einfach Leute sind und da gehen wir hin.Und dann werden wir einfach immer wieder sagen, schau hin, schau hin,schau hin, dass sie nicht mehr wegschauen können.
Tim Pritlove 1:44:49
Und schauen sie auch nicht mehr weg?
Dejan Mihajlović 1:44:53
Ich weiß es nicht.Ich würde tatsächlich diese Idee teilen, dass eben die EU auch im, es gab am 9.September, glaube ich, gab es diesen Europäischen Parlament so eine Plenarsitzung zum Thema Serbien.Und da hat man sich so drauf geschaut, wer sagt da was. Und da gab es eben tolleRe-Beiträge, wo eben auch dann darauf hingewiesen wurde, was in Nobisat passiert ist.Diese krassen Gewaltexzesse, die es da gab.Weil tatsächlich an dem Tag auch, das war auch die Zeit von der Pride und soweiter, auch glaube ich, da waren eben auch EU-Vertreter da,ich glaube, von den Grünen, Die waren da und die haben das mitbekommen und diehaben dementsprechend das nochmal reingetragen, was sie erlebt haben.Und dementsprechend hat es da Raum bekommen, dass da Gewalt eskaliert und dassda einfach Polizeikräfte Dinge tun, die sie nicht tun sollten.Und dass man als EU-Uner nicht schweigen kann. haben tatsächlich auch Punkteaufgelistet, was jetzt kommen muss.Also angefangen haben sie gefordert, dass die, das Bündnis, ich glaube,EPP, dass die einfach, wo die Partei von Vucic einfach ein Recht hat,dabei zu sitzen, es kein Stimmrecht hat, aber mitzudenken und sich zu äußern und so weiter,einfach so integriert wird, dass man diese Position, dass man die verliert,dass man die ausschließt, das heißt, dass die SNS da nicht dran teilnehmen kann,die Forderung steht im Raum, wird auch diskutiert und wird auch teilweise aucheben von Leuten aus den Reihen auch diskutiert.Dann gab es so Geschichten wie, dass man Delegationen von der EU nach Belgrad,Serbien schicken möchte, die nochmal mit den Leuten sprechen.Jetzt kommt wieder diese Geschichte mit der Studentenliste, wieso auch jetztmanche Professoren dann sagen, ihr müsst die Studentenliste jetzt veröffentlichen,weil die sagen, wenn EU-Delegierte kommen, dann müsste mit jemandem sprechen können.Und wenn die halt keine Alternative haben zum Regime, mit wem sollen sie sprechen? Weil die Opposition...
Tim Pritlove 1:46:42
Also mit Studentenliste meinst du, eine Wahlliste für die potenziell auszurufenden Neuwahlen?
Dejan Mihajlović 1:46:48
Genau. Und das ist das, was natürlich jetzt die jetzt, wo ich sagen würde,okay, legitimes Argument, kann ich nachvollziehen.Jetzt muss man gucken, was, welches Gewicht, also was, du hast ein höheres Gewicht,aber das ist so ein Punkt, der diskutiert wird, zu sagen, wieso man die Listejetzt irgendwie kondizieren müsste und also die wollen jetzt wohl irgendwienach, haben es schon gesagt, beschlossen, dass sie hinreisen wollen.Diese ganzen Aussagen wurden aber eigentlich tatsächlich im nächsten Tag kassiert.Weil eben dann die Rede von allein war und die einfach...Nicht ein Wort Serbien erwähnt hat. Und das kam auch hier medial an.Das heißt, hier sage ich es, haben ihn Serbien an.Das heißt, die haben das sehr wohl wahrgenommen im Endeffekt nach dem Motto,guck da, also man muss gucken, was sie sagt und wenn sie Serbien nicht mehrerwähnt, dann ist das, was im Endeffekt die harten Fakten aktuell darstellt.Und das andere wird im Endeffekt nur Lippenbekenntnisse sein oder da wirst dujetzt nicht wirklich was, auf die musst du jetzt nicht setzen, so in die Richtung.Und ich muss tatsächlich sagen, was man vielleicht wissen muss,also falls jemand sich anhören sollte und so weit noch jetzt immer noch mithörensollte, die lesen sehr genau mit, was die internationale Presse schreibt.Das heißt, ob jetzt Deutschland, Amerika oder wer auch immer,das Land auch immer, was über Serving geschrieben wird, wird sehr wohl da wahrgenommenund dementsprechend auch dann kommuniziert.Und darum ist natürlich jeder Beitrag, der zum Beispiel auch kritisch erscheintüber das Regime, der wird da auch ausgestrahlt, diskutiert.Und wiederum setzt zum Beispiel politischen Druck, erhöht den politischen Druck auf dieses Regime.Weil natürlich dann wiederum eben der Vucic dieses Spiel, was er spielt,eben so nicht spielen kann.Das heißt, alles, was das demaskiert, dieses Märchen, was er erzählt,trägt dazu bei, dass er einfach dann.An verschiedensten Bereichen Dinge verliert. Also unter anderem natürlich auch,was man auch gefordert hat, damals bei diesem Europäischen Parlament,dass man gesagt hat, dass man prüft, wo die Gelder, dass man vielleicht auchGelder stoppt, weil er die auch EU-Gelder beziehen.Ja, aktuell schon, es gibt verschiedene Töpfer wohl, die auf diese Gelder beziehen,für verschiedene Projekte.Und dass man sagt, hey, dass man diese Gelder stoppt, und bis man geprüft hatund prüfen kann, wo die Gelder hinfließen.Nach dem Motto, das wäre eigentlich eine ganz sinnvolle Idee,zu sagen, du stoppst diese EU-Gelder, bis Neuwahlen ausgeschrieben sind.Und dann will ich auch dann eben sagen, okay, jemand handhabt mit dem Geld aufeine legitime Art und Weise, weil aktuell ist es wohl nicht gegeben.Oder wie auch immer. Das heißt, du hast keinen Rechtsstaat, hast keine Transparenz,kannst nicht nachvollziehen, wer welche Gelder einsetzt.
Tim Pritlove 1:49:16
Ja, also das Thema ist sicherlich nicht oben auf der Liste, aber es bringt aufjeden Fall etwas, wenn sich die EU mit Serbien beschäftigt.Das lese ich da jetzt mal raus.Jetzt gab es ja noch ein paar andere Ereignisse glaube ich rund um diese Basketball EM, die gerade,stattgefunden hat, die Deutschland ja gewonnen hat, Serbien ist glaube ich,spielt Basketball auch eine relativ große Rolle Jaja.
Dejan Mihajlović 1:49:52
Es ist schon auch so ein Basketball Land, also es ist auch Basketball,Fußball, es gibt so verschiedene Sportarten, also Sport an sich hat ein sehrhohes Ansehen in Serbien,und Und es ist so gewesen, dass eine Gruppe von, wiederum,es gibt Namen, die im Netz kursieren, die relativ schnell ausfindig gemacht,eine kleine Gruppe von bezahlten Schlägertruppen nach Riga geflogen ist,um da eben serbische Fans, die im TV auftauchen, davon abzuhalten,irgendwelche Dinge zu skadieren, die Anti-Budic, Anti-Budic-Regime sind.Und die in den Vaterschläge gedroht haben und teilweise auch die angegangenhaben. und das war natürlich etwas, was natürlich im Ideal in Serbien diskutiertwurde und dann gab es eben, als sie ausgeschieden sind aus der EM,Was auch wiederum ein Skandal war für Serbien, dass der EM so früh ausgeschieden,weil sie eigentlich für die, klar war, sie Gold gewinnen werden.Dann war es dann so, dass in Belgrad gab es ein Spiel von Serbien gegen England,eine Nationalmannschaft, Fußball.Und da gab es wiederum so Anti-Vucic-Sprechchöre, die tatsächlich bei vielen,Sportbereichen, auch jetzt Basketball, Fußball mittlerweile echt Usus sind, auch in kleinen Ligen,dass dann eben dann Leute wieder auf die Menschen los sind und auf die eingeschlagen haben.Und man muss dazu sagen, man hat dann diese Bilder wieder im Netz kursiert,man hat dann relativ schnell festgestellt, es war die gleiche Truppe, die in Riga war.Was wiederum eben dann daraus einige schließen kann.Das heißt, zum einen kann man daraus schließen, dass scheinbar die Gruppe,die bereit ist, Gewalt anzuwenden für eine Summe X, schrumpft.Das heißt, wenn man so jetzt die letzten Monate so sich anschaut,auch bei den ganzen Protesten, wir haben jetzt eine Sache noch nicht angesprochen,die Antiproteste, also die Antiprotest-Proteste, also überall was organisiert,dieses Regime, kommen immer weniger Menschen hin.Entweder, ich kann es so erklären, ist es, also entweder wahrscheinlich und,und, und, und, das heißt einen Widerstand im System, das heißt,dass Menschen zum Beispiel nicht mehr bereit sind, das zu tun, was er möchte.Du hast im Endeffekt auch wahrscheinlich, glaube ich, auch eine finanzielleFrage, dass einfach das alles sehr, sehr teuer ist, über viele Monate auch danndiese Menschen zu bezahlen, da hinzugehen, Sachen zu demonstrieren und Sachenzu sagen, die sie sagen sollen.Plus, du hast natürlich immer ganz proaktiv auch Widerstände,die wachsen innerhalb von Systemen, das heißt, einfach Leute,zum Beispiel bei Polizeikräften, gibt es so einen stillen Widerstand,wo dann Leute sich massenhaft haben krankschreiben lassen.Wo sie wussten, wo man wusste, dass sie eingesetzt werden, gegen die Zivilbevölkerung zum Beispiel.Es gibt tatsächlich so verschiedenste, oder zum Beispiel jetzt wurde eine Spezialeinheitwie GSG 9, wo der Chef wurde auch abgesetzt und jetzt gegen neue Personen ausgetauscht.Und das ist jemand, der ein sehr hohes Ansehen in Serbien hat,sehr professioneller Typ und der hat zum Beispiel auch sehr offen,der hat sehr deutlich gesagt,dass er abgesetzt wurde, weil er eben, weil er wurde gesagt,er kann an den Spitzen dieser ganzen Organisation, kann er es nicht leisten,Leute zu haben, die nicht das tun, was er sagt.Und das hat er sehr oft in den Medien kompliziert, was natürlich dem Regimeauch nicht so gefallen hat.Aber letztendlich dieses Sport-Event, du siehst, also da steigt der Widerstand,lässt sich der Widerstand spüren, bei auch Konzerten und Musikfestivals,also auch Musikbranche genauso.Das heißt, es gibt SängerInnen, oder die dieses Regime unterstützen und dazubeitragen, die werden boykottiert.Entweder pauchen Leute auf und so ein Gegenkonzert, super laut,bis über zum einen Mal, letztes Mal haben sie jetzt tatsächlich die Konzertkartengekauft und haben es dann einfach unterwandert und da ist die Sängerin gar nicht erst aufgetreten,ist dann nach Hause gefahren, weil die einfach eben Slogans skandiert haben,Anti-Budget-Regime-Slogans skandiert haben.Das heißt, man merkt einfach, das, was ich beim letzten Podcast,wo ich geändert bin mit, die lassen nicht zu, dass sie ihren Alltag haben,das wurde konsequent durchgeführt in allen Bereichen, ob jetzt Sport,Musik, egal wo du unterwegs bist.Menschen halten dir das jetzt vor die Augen.Genauso auch die Leute, die neutralen Leute, das heißt die, die in den Caféssitzen, die werden auch immer heftig und laut diskutiert, dass man sagt,wie kannst du im Café sitzen, wie wir nebenan demonstrieren,während mein Kind da auf der Straße verschlagen wird und du da sitzt,dein Käffchen trinkst und du tust, als würde es nichts angehen.Und das ist auch wiederum eine Debatte. Das heißt, du merkst, dass duAlso dieses, bist du Teil davon? Oder muss ich jetzt positionieren?Hilfst du jetzt mit, dass wir die Sache jetzt zu Ende bekommen oder nicht?Und dieser Druck wird tatsächlich schon, habe ich den Eindruck,auf allen Seiten von allen Leuten einfach noch stärker erhöht, erhöht, erhöht.Deswegen habe ich tatsächlich auch das Gefühl, auf der einen Seite das Gefühl, es müsste bald enden.Auf der anderen Seite sind die Ressourcen natürlich immer noch extrem groß.Und die macht es extrem groß.Und ich weiß nicht, wie lange es sich halten wird. Ich weiß noch nicht,ob es zu weiteren Eskalationen kommen wird.Ich finde es super schwierig, einzuordnen, was als nächstes kommen wird.Die Einzige, wo ich sicher bin, ist, dass es hier kein Zurück gibt,dass die Menschen hier nicht nachlassen.Wenn auf allen Ebenen des Engagements, ob es jetzt in beruflichen Kontexten ist,dass ich innerhalb der beruflichen Kontexte, dass zum Beispiel Medizinerinnen,also ich habe jetzt ganz, ganz viele Branchen auch, wo wieder Menschen anfangenzu streiken, auf die Straße gehen, Druck ausüben.Also in allen Bereichen sehe ich so, dass wieder Menschen jetzt Gas geben,jetzt im Herbst und mal gucken, wozu das führt.
Tim Pritlove 1:55:24
Ein anderer Name, der noch viel im Rahmen der Proteste ist, der glaube ich vonBogdan Jovicic, der spielte nochmal eine bestimmte Rolle, was ist da die Geschichte dahinter?
Dejan Mihajlović 1:55:37
Ja.Und der wurde im Zuge der Proteste im August, glaube ich, wurde er festgenommen.Das ist der Weg, glaube ich, über 1.000 Festnahmen gehabt. Ich glaube,im Laufe der Proteste gab es noch eine Zahl, die veröffentlicht wurde.Über 1.000 Festnahmen, aber tatsächlich ohne eine Beweislast zu haben.Das heißt, die Leute, die Prozedere sind immer das Gleiche.Du verhaftest Menschen, setzt sie in 30 Tagen in Untersuchungshaft und dannin der Regel gehen die hin und verlängern die Untersuchungshaft nochmal.Weil die Gerichteihren Job nicht machen an manchen Stellen tatsächlich gelingt es wiederum mitGerichten ihren Job machen und der Widerstand wächst auch da und Anwälten ebendann doch die Leute aus der U-Haft irgendwie freizubekommen dass sie zumindestdann aus dem Haus aus dem Hausarrest heraus sich verteidigen das gelingt an manchen Stellen,aber ihm ist tatsächlich nicht so gelungen das heißt er war 30 Jahre U-Hafthat sie 30 Tage U-Haft Hat dann gesagt, dass er sich eigentlich friedlich verhalten hat,in der Hoffnung, dass er dann eben nach diesen 30 Tagen vielleicht Hausarrestbekommt und dann daraus sich irgendwie verteidigt.Ist nicht so der Fall gewesen. Das heißt, die haben tatsächlich dann ihm nochmalweitere 30 Tage angelastet und dann gesagt, jetzt tritt er in Hungerstreik undhat dann einen Brief veröffentlicht und hat es angekündigt und gesagt,und dieser Brief und diese Ankündigung, dass es in Hungerstreik tritt,wurde versucht eben zu vertuschen.Das heißt, die Behörden haben versucht, es eben nicht nach außen dringen zulassen. Seine Anwalt hat es dann trotzdem erfahren, fünf Tage später.Oder mehrere Tage später, wenn es fünf Tage waren. Und tatsächlich dann ebenauch, sein Vater ist in der Zwischenzeit verstorben und das hat er auch nicht erfahren.Seine Mutter durfte ihn nur einmal die Woche besuchen und dementsprechend verzögert,ob er fünf Tage später erfahren hat, dass sein Vater gestorben ist von der Mutter.Und dann war es dann so, dass er zur Beerdigung, ob er gehen darf,nicht gehen darf, war bis zur letzten Sekunde nicht klar und dann haben sieihn doch zur Beerdigung gehen lassen,aber dann tatsächlich nur die letzte Minute von der Beerdigung wurde er hingebrachtund dann mit Fußfesseln und drei Polizeikräften nebendran.Ja, und der hat dann, ich weiß nicht, danach war dann, glaube ich,die Geschichte, also die Bilder haben sich dann kursiert im Netz.Danach wurde er irgendwie, weil er in einem körperlichen Zustand nachgelassenhat, ins Militärgefängnis gebracht, nach Belgrad.Und ich glaube, da ist er jetzt noch. Und jetzt sind tatsächlich auch wiedermassive Proteste landesweit gewesen, wo Leute eben sich mit ihm solidarisieren.Man muss dazu sagen, dass zum Beispiel dieses, ich habe es an vielen Stellenjetzt nicht gesagt, gibt es einige Punkte, die man noch beleuchten könnte,auf eine Metaperspektive, auch Strategiewechsel zum Beispiel,auch dass man gesagt hat, dieses Solidarisieren.Das heißt, du hast eine Sache in einer Stadt etwas und ein ganzes Land sindgegen Leute auf die Straße. Das heißt, dass immer klar ist, du bist nicht allein.Das ist auch so eine zentrale Botschaft. Du bist nicht allein. Wir sind bei dir.Und das ist etwas, was sich gewandelt hat in den letzten Monaten,dass auch teilweise auch Städte zu Städte fahren.Das heißt, Zivilgesellschaft zu Zivilgesellschaft fährt. Also zum Beispiel,wo dann auch dann die Jugendlichen verprügelt worden sind, wie ich vorhin erzählt habe.Es sind auch von anderen Städten Leute hingefahren, auch von Ujicic zum Beispiel,auch sind Leute hingefahren, haben solidarische Meerschwinden gemeinsam gemacht.Das heißt, man rückt zusammen als Land, auch mit den Bränden und so,aber auch die Botschaft, die gesagt hat, pass auf, niemand ist allein.Wir haben zwar keinen Staat, der funktioniert und für uns da ist, aber wir haben uns.Und das finde ich eine ziemlich starke Botschaft. Ich glaube,etwas, was auch dieses alles immer so trägt,dass man eben diese Solidarität erfahren hat und die, glaube ich,mit Leuten etwas macht, was eben wiederum im Transformationsprozess,Wenn man davon ausgeht, was gesellschaftlich ansteht, glaube ich,ein großes Potenzial ist, dass man eben Empathie hat,solidarisch ist und einfach weiß, was es bedeutet, dass man den Stellen,wie es einem schwer geht, einfach erlebt, dass Menschen für einen da sind,Menschen, die man nicht kennt, Menschen aus anderen Städten.
Tim Pritlove 1:59:27
Ja, wo sind wir jetzt?Also das waren glaube ich im Wesentlichen so die Ereignisse,die jetzt so in den letzten fünf Monaten das Geschehen geprägt haben.Was siehst du jetzt sozusagen, was ist so dein Zwischenstand?Ich meine, das floss natürlich jetzt zwischen den Zeilen schon ganz gut heraus,aber wo siehst du die Proteste?Haben die noch genug Energie? Wackelt das Regime?Braucht es mehr internationalen Einfluss?Ist es sozusagen kurz vorm Ende?Ich weiß, es ist unmöglich in die Zukunft zu schauen.In der Zeit kann wieder was anderes passieren, aber vielleicht mal so ein Take auf den Status Quo.
Dejan Mihajlović 2:00:28
Also ich würde sagen, dass die Erkenntnis sich in der breiten Bevölkerung mittlerweile gesetzt hat.Deswegen hatte ich anfangs mal gesagt, dass der Weg sich mittlerweile etablierthat zu sagen, ich versuche über die bestehenden Strukturen Macht wieder zu erlangen.Ich glaube, dass sich die Erkenntnis gesetzt hat, dass es über Demos allein,nicht kippen wird. Das heißt, die Demos brauchst du für dich.Die haben andere Funktionen als am Anfang, glaube ich.Am Anfang hatten die Dämoni die Funktion von, du zeigst, dass Legitivität nichtvorliegt für das Regime.Dann hatten sie eine Funktion von Solidarität. Und jetzt gibt es tatsächlichandere, verschiedenste Funktionen. Teilweise auch Informationen.Das heißt, über Leute auch aufzuklären. Deswegen auch dieser Podcast,den sie gestartet haben, die Studentinnen, finde ich, das ist ja auch super clever.Das haben sie auch als Aktionsform immer wieder gemacht. Dass sie gesagt haben,dass sie immer wieder so Aktionen hatten, wo einfach die aufgeklärt wurde,über welche Probleme einfach vorliegen und welche Probleme Korruption oder dasganze korrupte System eigentlich verursacht.Und jetzt haben die den Podcast einfach nochmal ein Format geschaffen,wo Leute über ein bis zwei Stunden explizit eine Thematik aufgreifen und dannals Expertin eben dann den Leuten zugänglich machen und verständlich machen.Und ich glaube, diese Strategie zu sagen, wir müssen uns als Gesellschaft verstehen,wo möglichst alle gut informiert sind, wo möglichst alle laut mitdenken,miteinander im Diskurs sind.Und ich glaube, das ist eine Strategie, die Sie gerade verfolgen,auch die Zivilgesellschaft selbst, dass man einfach so verstanden hat,es wird jetzt nicht morgen enden und wenn es jetzt selbst morgen enden würde,müssen wir uns für das nächste danach irgendwie uns auch vorbereiten.Deswegen lass uns doch mal irgendwie einen anderen Weg beschreiten.Lass uns mal gucken, wie wir einfach gemeinsam schlau werden als Gesellschaft.Und lass uns mal gucken, welche Strukturen wo vorliegen und was man da im Prinzip machen könnte.Und ich weiß nicht, es ist natürlich jetzt, es klingt immer so,als gäbe es so einen, diesen einen Plan und einen so ein Mastermind.Aber letztendlich sind es einfach hochkomplexe gesellschaftliche Systeme,soziale Systeme, wo einfach so viele Parameter einwirken, dass man einfach nichtabsehen kann, in welche Richtung sich was entwickelt.Ich glaube noch aber trotzdem, dass aufgrund der Werte, die sie bisher vor sichher getragen haben, dass es Potenzial ist, dass es in eine gute Richtung sichentwickelt, weil ich glaube, diese Werte sind die Leitplanken und der Kompass von allem, was kommt.Wenn sie sich an diesen Werten weiter dran orientieren und sagen,Solidarität, Empathie, Gewaltfreiheit, Gegendiskriminierung und so weiter.Diskussionen, Beteiligungsprozesse und so weiter. Wenn sie daran festhalten,dass es das, was mir Hoffnung gibt, dann glaube ich, dass es sich in eine guteRichtung entwickeln kann.Wenn aber jetzt an irgendeiner Stelle irgendwas kippen sollte und diese Wertenicht mehr als Leitplanken fungieren,dann glaube ich, kann sich einfach in eine völlig andere Richtung entwickeln.Die Gefahr sehe ich immer, weil eben, wie gesagt, soziale, komplexe Systeme,Menschen können teilweise gut manipulieren, was die Vergangenheit oder die Geschichte gezeigt hat.Deswegen, ich kann es nicht absehen. Auch jetzt mit Social Media,also tatsächlich, Social Media spielt eine massive, krasse, krasse Rolle bei der ganzen Bewegung.Wenn das zum Beispiel sich drehen würde, also wenn da jetzt irgendwie Verbotekommen würden, aber vielleicht auch in Absprache mit irgendwelchen,Instagram ist zum Beispiel echt so ein zentrales Ding.Also wenn du zum Beispiel Instagram irgendwie da einstellen würdest,hättest du ein Problem. Als Beispiel.Oder andere Messenger-Dienste. Das heißt, es gibt schon so verschiedene Dinge,wo ich immer denke, was machst du da? Und du musst irgendwie einen Plan B haben.Ich habe tatsächlich auch, aber deswegen finde ich, dass sie eigentlich ganzclever machen, weil sie ich glaube, es ist sehr komplex, die gehen aus verschiedenenstrategischen Richtungen.Also zum Beispiel haben sie angefangen auch im Print vorzukommen.Die haben mit Zeitungen, Kooperationen, es gibt eine Zeitung,so ein Wochenmagazin, wo sie immer die studentische Stimme gehört wird.Dann den Podcast, dann hast du dieses Student in jedem Dorf.Das heißt, die haben schon verschiedene Strategien, die sie eigentlich fahren,um möglichst viel in Dialog zu treten, möglichst viel ihrer Stimme und einegut durchdachte Stimme im Prinzip sichtbar zu machen, Menschen zu informierenund zu befähigen, überhaupt dann vielleicht morgen, um eine gute Entscheidung treffen zu können.Deswegen, ich finde tatsächlich, dass sie bisher strategisch eigentlich ziemlichviel richtig machen, wenn ich ehrlich bin.Und ich hoffe nur, dass die anderen Kräfte, also auch zum Beispiel die akademischeVereinigung, das Netzwerk, die Professorinnen, die sehr, sehr laut werden,zum Beispiel auch sehr laut werden mit der Forderung, dass die Liste veröffentlicht werden soll.Bin ich, sehe ich es eher skeptisch und bin ich eher kritisch,weil ich immer denke, ich verstehe aus der Position dieser Professoren,des Professors und so weiter undDekanen, wie auch immer, verstehe ich die Intention und die, die dahinter.Aber bei den Studenten ist immer diese Maschinerie dahinter, dieses Plenum.Das heißt, wie eine Entscheidung getroffen wird, es basiert immer auf diesemkollektiven Prozess, wo einfach multiple Perspektiven berücksichtigt werden.Und deswegen vertraue ich auf diese Lösungen, weil ich weiß,dass einfach vieles berücksichtigt wurde, dass an einem Stelle von einer Personvon einem kleinen Kreis eben nicht berücksichtigt wurde.Und deswegen glaube ich tatsächlich, ich würde an der Stelle eher gucken,dass man weiterhin die Studentinnen und diese Prozesse unterstützt und zum Beispielauch ihnen die Zeit gibt. Also ich habe jetzt ein bisschen auch Respekt vor dem neuen Semester.Das heißt, wenn die jetzt wirklich die Idee haben sollten, die Professorin,die ich teilweise schon gehört habe, ja, jetzt machen wir normale Lehre mitaber noch Add-on-Proteste.Das heißt, Blockaden soll es vielleicht nicht mehr geben, aber lass uns docheinfach dann irgendwie Zeit zur Verfügung stehen, wo ihr weiter die Proteste organisieren könnt.Das wäre, glaube ich, eine fatale Entscheidung, weil der Faktor Zeit ist eigentlichtatsächlich das gewesen, was das alles erst ermöglicht hat.Und wenn du in den Zeit raubst, dann wird, ob es jetzt diese Prozesse sind,die du brauchst, um eine gute Entscheidung zu finden, bist du über andere Sachen, ja.Aber wenn du in die Zeit ihn raubst, dann nimmst du etwas, was Wesentliches, was Tragendes.
Tim Pritlove 2:06:08
Ja, und irgendwann wird es ja ohnehin Wahlen geben müssen. Daher wird sich,glaube ich, auch Vucic nicht vordrücken können.Ja, Delian, ich sag mal, jetzt haben wir es erstmal wieder ganz gut zusammengefasst, oder?
Dejan Mihajlović 2:06:24
Richtig. Ich glaube, ein Punkt, den wir dann wahrscheinlich nächstes Mal vielleicht,falls es nächstes Mal geben sollte, diskutieren werden, ist dann,was ist am 1. November passiert.Das heißt, es nähert sich der Jahrestag und darauf blicken jetzt alle,was wird da wohl passieren.Es gibt so verschiedene Erzählungen, dass die Studenten wohl planen,da auch wieder so Protestmärsche nach Nobisat zu machen aus allen Richtungenvon allen Stadtteilen aus, um da eine große Demo durchzuführen.Zeitgleich streut das Regime wieder Gerüchte, dass es da zu Gewalt kommen wird.Natürlich seitens der Studentinnen aus russischen Quellen, von der russischen,wurde natürlich geleakt,weiß, dass sie da so irgendwelche Terroranschläge weiß nicht,was da geplant ist, also letzten Endes wieder die gleiche Maschinerie wie sonsthalt auch immer, aber deswegen, ich glaube der 1.November wird auch nochmal ein spannendes Datum sein, weil einfach nochmal,wenn man so sieht, ein Jahr ist jetzt dann vorbei, ein Jahr ist immer noch niemandrichtig zur Rechenschaft gezogen worden, es liegt immer noch keine Transparenz vor,wer, wo, wer, wie verantwortlich war, wie es dazu kommen konnte,aber in der Zwischenzeit über tausend Menschen verhaftet, teilweise rechtswidrig,ohne irgendwelche Belege und Beweise.Das heißt, diese Ungerechtigkeit und diese Klarheit in der Sachlage,ich glaube tatsächlich, dass die von Tag zu Tag zunimmt und dementsprechendich fühle zumindest, ich habe das Gefühl, dass das Ende naht,aber die Gefühle täuschen.Wie gesagt, jetzt sage ich das, ich bin beziehungsweise morgen,was würde ich anderes sagen, würde?
Tim Pritlove 2:07:57
Ja, du hast in einem Post irgendwie die Star Wars Serie Andor zitiert.Ich übersetze das mal so frei. Tyrannei erfordert ständige Anstrengungen.Sie bricht, sie wird undicht.Autorität ist zerbrechlich. Unterdrückung ist die Maske der Angst.Eine einzige Sache wird die Belagerung brechen. Merkt euch das und versucht es.
Dejan Mihajlović 2:08:23
Witzigerweise habe ich das gepostet und ein paar Wochen später,Monate später, habe ich Nobisat eine Wand gesehen, auf die das geschrieben wurde.
Tim Pritlove 2:08:31
Oh.
Dejan Mihajlović 2:08:32
Ja, da dachte ich, wow.
Tim Pritlove 2:08:35
Na, siehst du mal. Na gut, also wenn jetzt die Studenten sogar schon einen Podcastgestartet haben, dann ist es ja eigentlich bald vorbei mit der Regierung,weil wir wissen ja, nichts hat so viel Power wie ein Podcast.
Dejan Mihajlović 2:08:48
Absolut, absolut.
Tim Pritlove 2:08:50
Ich sage vielen Dank für deinen Beitrag.Genau, und ich sage auch vielen Dank fürs Zuhören hier bei UKW.Ja, schreibt euch ruhig mal bei uns in die Kommentare rein, wie wir das hierfortsetzen sollen und dann hören wir uns vielleicht bald wieder und bis dahinsage ich Tschüss und bis bald.
Dejan Mihajlović 2:09:12
Tschüss.
Shownotes

UKW136 USA: Good enough for the moment

Ein subjektiver Reisebericht aus den Vereinigten Staaten von Amerika

Zugegeben, nichts nervt derzeit mehr als das Thema USA. Grönemeyers "Amerika, du hast viel für uns getan. Amerika, oh tu uns das nicht an" erscheint derzeit passender denn je. Und nichts scheint derzeit unattraktiver und unangemessener als eine Reise dorthin. Pavel hat es trotzdem getan, damit wir es nicht tun müssen und berichtet in dieser Sendung von seinen subjektiven Eindrücken, die er bei seiner Fahrt durch zahlreiche Bundesstaaten gesammelt hat.

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Tim Pritlove
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Pavel Mayer

Für diese Episode von UKW liegt auch ein vollständiges Transkript mit Zeitmarken und Sprecheridentifikation vor.

Bitte beachten: das Transkript wurde automatisiert erzeugt und wurde nicht nachträglich gegengelesen oder korrigiert. Dieser Prozess ist nicht sonderlich genau und das Ergebnis enthält daher mit Sicherheit eine Reihe von Fehlern. Im Zweifel gilt immer das in der Sendung aufgezeichnete gesprochene Wort. Formate: HTML, WebVTT.


Transkript
Tim Pritlove 0:00:33
Hallo und herzlich willkommen zu UKW, unsere kleine Welt.Mein Name ist Tim Prittlaff und ja, das ist hier schon die 136.Ausgabe, nachdem wir am letzten Wochenende schon die 135.Ausgabe rausgehauen haben und ihr denkt euch, was, wie?Ich dachte, UKW kommt alle nur ein paar Monate so. Ja, aber wir haben ja schonangekündigt, wir wollten ja nochmal was einschieben. Das machen wir heute.Mit anderen Worten, ich begrüße wieder einmal Pavel hier, hallo Pavel Genau,denn wir wollten uns über die USA unterhalten, weil du warst in den USA undwarst auch relativ lange in den USA und warst auch nicht das erste Mal in denUSA und hast von daher einen deutlich besseren,Eindruck als ich den jetzt vermitteln kann von meinen wenigen Besuchen,die ich da vorgenommen habe.Genau, und wir hatten ja euch gefragt, ob ihr Interesse daran habt,da mal reinzuhören und da haben sich doch eine ganze Menge Leute gemeldet unddann machen wir das halt auch einfach mal und das ist der Plan für die heutige Sendung.Mit anderen Worten, wir machen hier so eine Mischung aus Reisebericht und allgemeinen Betrachtungen.Ich denke nicht, dass wir jetzt den Anspruch haben, hier den ultimativen Einblickin die USA, höre diesen Podcast und du weißt alles, was du schon immer überdie USA nie wissen wolltest.Das ist nicht unser Ansatz, sondern das ist jetzt hier wahrscheinlich auch einesehr subjektive Betrachtung und wir schauen einfach mal, was sich daraus ableitenlässt und was wir da selber für Schlüsse ziehen können.Sicherlich auch ganz interessant, gerade jetzt in der aktuellen Situation,wo wir so ein iratsch geführtes Land haben,Was leider viel zu wichtig ist für die internationale Politik und internationaleSicherheitspolitik und natürlich auch konkret jetzt hier für den Konflikt mit Ukraine,um den es aber heute nicht gehen soll, sondern wir schauen uns einfach nur dasLand an und was Pavel alles so lustiges erlebt hat und dann gucken wir mal,ob das spannend war oder nicht. Oder?
Pavel Mayer 0:02:44
Ja, also die Hauptidee ist so ein bisschen so ein medialer Realitätsabgleich auf der einen Seite,weil üblicherweise nimmt man die USA ja vor allem medial wahr in den Nachrichtenund dann stellt sich immer die Frage, okay, wie,Allgemein ist denn das, was ich da gerade sehe oder wie spezifisch ausgewähltist das jetzt und lässt sich das überhaupt jetzt sagen, was weiß ich,Proteste stattfinden gegen die Politik, welchen Umfang hat denn das tatsächlich so diese Proteste?Sieht man was davon, wenn man jetzt tatsächlich da ist.Das ist eine Sache und dann noch als Hintergrund.Ich war nicht nur da, sondern bin 17.000 Kilometer durchs Land gefahren,und habe irgendwie 27 von 50 Bundesstaaten besucht besucht und dort auch viel ja,bin dort viel privat untergekommen eben bei Freunden und Verwandten von Freunden und so weiter, das heißt,ja, ich habe dann quasi auch so ein bisschen gesehen, wie leben denn die Leute?Wie viel verdienen sie? Was bezahlen sie für Strom und ja, wie ist der Zustandder Häuser und ihrer Autos?Und der Straßen und da kann ich glaube ich zwar auf der einen Seite subjektiveSicht wiedergeben, auf der anderen Seite, wie gesagt,ich habe 27 Bundesstaaten auf jeden Fall durchquert, habe nicht in jedem übernachtet unbedingt,aber in den meisten und kann danndeswegen glaube ich auch ein bisschen verallgemeinern oder sagen okay,hier ist es völlig anders als da.Und beides, glaube ich, wollen wir mal versuchen heute.Und ich hoffe, dass Tim dann auch mich ein bisschen ausquetschen wird.
Tim Pritlove 0:05:00
Ja, also wir können ja mal 27 Bundesstaaten, hast du gesagt.Ich habe also deine Reise so ein bisschen mitverfolgt.Durch irgendwie Find My Pavel und wenn ich es richtig mitbekommen habe,begann deine Reise in Washington State. Und dann in Oregon.Warst du auch in Kalifornien? Ja. Dann Nevada.Utah. Glaube ich auch.
Pavel Mayer 0:05:36
Nee, Arizona.
Tim Pritlove 0:05:39
Dann New Mexico rüber durch Texas, Oklahoma.Jetzt muss ich raten, wahrscheinlich Arkansas.
Pavel Mayer 0:05:49
Louisiana, Mississippi, Alabama.
Tim Pritlove 0:05:53
Okay, und dann runter Florida und dann hoch die Küste, Georgia,South Carolina, North Carolina, Virginia bis Washington DC.Und ja, dann weiß ich nicht, Pennsylvania auch noch?
Pavel Mayer 0:06:08
Ja, ja, ich meine, da liegen in der Ecke von Washington nur noch Maryland undWest Virginia und Pennsylvania.
Tim Pritlove 0:06:15
Und da warst du auch überall?
Pavel Mayer 0:06:18
Ja.
Tim Pritlove 0:06:18
Ah, okay. Und dann Ohio rüber, Indiana, Michigan?
Pavel Mayer 0:06:26
Ja, Michigan haben wir auch ausgelassen, aber Indiana und Illinois waren dann.
Tim Pritlove 0:06:31
Achso, und dann hoch Minnesota oder so, ne?
Pavel Mayer 0:06:34
Ja, Wisconsin, Minnesota.
Tim Pritlove 0:06:37
Und dann auch durch Süd oder Nord Dakota?
Pavel Mayer 0:06:40
Süd Dakota.
Tim Pritlove 0:06:41
Süd Dakota. Ah ja, das finde ich am interessantesten. Und dann nehme ich an, Wyoming.
Pavel Mayer 0:06:47
Bing, ja, Montana, Idaho.Und dann muss man immer durch Idaho kurz durch, bevor man dann wieder in Washington State landet.So, das zieht sich da geografisch hoch.
Tim Pritlove 0:07:01
Also einiges gestreift.
Pavel Mayer 0:07:04
Eine Runde, also von, ich sag mal, links oben in der USA.
Tim Pritlove 0:07:10
Runter.
Pavel Mayer 0:07:11
Also quasi von Seattle aus runter Richtung Kalifornien. dann rechts rüber RichtungOsten bis Florida und dann wieder so nördlich.Aber ich habe dann die ganze Washington-Ecke, also New England oder so ausgelassen.Weil das war, ich sage, sieben Wochen und 17.000 Kilometer Fahrerei.Und das wäre dann sonst wahrscheinlich, ja.
Tim Pritlove 0:07:41
Aber du warst wahrscheinlich auch in ein paar der Staaten, wo du jetzt nichtwarst. warst du auch schon mal vorher, oder?
Pavel Mayer 0:07:46
Ja, ja, ja, ja. Genau, also wahrscheinlich, genau, also gerade New York und Delaware und...
Tim Pritlove 0:07:54
Fragen wir doch mal andersrum, in welchem Staat hast du denn jetzt noch niedeinen Fuß reingesetzt?
Pavel Mayer 0:08:01
Ja, so...Ich glaube, Alabama war ich dieses Mal.Okay, ja, wie gesagt, es sind 10 bis 20 wird es sein.Zum einen in der Mitte, also Utah zum Beispiel, war ein wichtiger Staat,den man eigentlich auf der Liste gestanden hätte.Und dann ja.
Tim Pritlove 0:08:36
Also ich meine nicht, was du jetzt ausgelassen hast, sondern was du sozusagenüberhaupt noch nie betreten hast.
Pavel Mayer 0:08:42
Wie gesagt, generell wahrscheinlich bleiben da, ich sag mal,20 Staaten übrig oder so.
Tim Pritlove 0:08:49
Einschließlich Alaska und Hawaii.
Pavel Mayer 0:08:51
Ja, einschließlich Alaska und Hawaii war ich.
Tim Pritlove 0:08:53
Ah, warst du auch. Also Experte. Das zählt im Internet als Experte.Insofern bin ich sehr froh, dich als Experten heute.
Pavel Mayer 0:09:03
In diesem Podcast begrüßen zu dürfen Also die meisten Amerikaner mit denen ich geredet habe,meinten, waren verrückt irgendwie und sie selbst hätten noch nie so viele Bundesstaaten besucht.
Tim Pritlove 0:09:18
Obwohl sie in Amerika leben Kein Zweifel Ja.
Pavel Mayer 0:09:22
Ja Also insofern Ja,aber natürlich sind es eben nur sehr punktuelle Eindrücke, aber eine ganze Mengepunktueller Eindrücke.Und an Sehenswürdigkeiten, was auf dem Weg lag, haben wir natürlich mitgenommen.Und ja, sie verdienen ihre Berühmtheit zurecht.Also die USA hat einfach spektakulär viel Natur. Natur, was weiß ich,angefangen, so von dem Regenwald in Washington State, diese gigantischen Bäume, auch viele Redwoods.Dann natürlich kennt auch jeder irgendwann Death Valley und Grand Canyon.Und dann haben wir natürlich Roswell, konnten uns natürlich nicht entgehen lassen.Das ist natürlich sehen, was ist dahinter und in Roswell tatsächlich,Ja, sehr, sehr viel Ufo-Kram, sehr viele Aliens, die dort, oder Alien-Statuen, die dort stehen.Also die vermarkten das Ganze voll.Also an den drei wichtigsten Ein- und Ausgangsstraßen hat auch irgendjemandgroße Untertassen, fliegende Untertassen so an den Straßenrand montiert mit Aliens und so.Alles private Initiative. und sogar der McDonalds dort ist halt als Raumschiff ausgebaut.
Tim Pritlove 0:11:04
Hätte nichts anderes erwartet, um ehrlich zu sein. Das war auch so ein bisschenmeine Erfahrung, als ich in denUSA kam, dass so alles, was man so gesehen hat, war so ah ja, kenne ich.Habe ich schon mal gesehen. Ist ja genauso, wie ich mir das dachte.Also die kulturelle Bandbreite, die man so vermittelt bekommt durch Hollywoodund das ganze westlich geprägte.Medienlandschaft, die ist so umfangreich, dass es wirklich schwierig ist,schnell irgendwas zu entdecken, wo man sagt so, oh was ist das denn?So was habe ich noch nie gesehen.Und da tendiert man natürlich auch schnell dazu, das dann so generell abzutunund zu sagen, das ist alles so, wie ich mir das schon immer vorgestellt habe,jetzt kann ich auch gleich wieder zurückfliegen.Nur mal eine kurze Anmerkung zu dem Umfang deines Trips. ich hab mal hier aufdieser tollen Webseite thetruesize.com, kennst du die?Da kannst du so Länder übereinander legen, um mal so ein Gefühl dafür zu bekommen,wie groß ist das jetzt eigentlich wirklich? Ich hab mal die USA auf Europa draufgezogen.Leider kann man das hier nur so hin und her schieben und nicht rotieren, aber ich hab jetzt mal so.Grob deinen Startpunkt so an die Ostküste, Entschuldigung, an die Westküstevon Irland gelegt. Also da, wo du gestartet bist.Dann bist du irgendwie runtergefahren dann ungefähr so bis Andorra, dann rüber so Rom,dann weiter über Albanien, Bulgarien,Istanbul, ganze Schwarze Meer und dann am Schluss bis so ein Jerewan gelandet.Dann langsam die Küste hoch, schon ein bisschen tief nach Russland rein unddie Rückkehr dann über Belarus, Polen, Deutschland,Holland, UK wieder zurück nach Irland, um sich mal vorzustellen,was für eine Strecke du da abgeritten hast.
Pavel Mayer 0:13:12
Ja, es ist groß. Also es ist größer, als man denkt.Selbst wenn man sich vorstellt, es ist groß, es ist größer einfach.Und es gibt halt Gegenden auch, da ist kein Mensch.Da fährst du anderthalb Stunden lang Autobahn und da ist nichts.Also außer der Autobahn.Da gibt es keine Raststätte, keine Tankstelle, keine Häuser am Rand,keine Hütten, keine Altestellen, einfach nichts.Da ist einfach die Straße und in der Regel rechts oder links oder auf beidenSeiten eine Stromleitung. so.Und dann fährst du und dann fährst du auch eine Stunde und siehst vielleichtein oder zwei andere Autos, die dir entweder entgegenkommen oder vor dir fahren.Also es gibt halt Gegenden, die sind einfach super, super leer.
Tim Pritlove 0:14:10
Aber das war jetzt eher wahrscheinlich im Zentrum.
Pavel Mayer 0:14:14
Ja, das war so Arizona die Ecke zum Beispiel.Und auch Death Valley und so, so viele dieser Naturparks. sind halt groß.Oder auch durch Texas oder dann durch Montana fährt man eben auch von morgensbis abends, legt dann tausend Kilometer zurück und ist immer noch im selben Bundesstaat.
Tim Pritlove 0:14:43
Naja. So wie Europa.Also eigentlich kann man, klar ist es groß, aber es ist halt jetzt auch nichtgrößer als Europa, wenn ich das jetzt hier mal so ein bisschen drehen könnteund vielleicht mal so Russland,weglassen würde. Es würde halt so wirklich von Spanien, dann Norwegen,also ganz Skandinavien noch mit abdecken und von daher kann man es schon ganz gut vergleichen.Nur man fährt halt ja auch nicht die ganze Zeit quer durch Europa.
Pavel Mayer 0:15:16
Ja, ansonsten was vielleicht, um mal so zwei Dinger, zwei oder drei Sachen rauszugreifen,die mich persönlich jetzt am meisten beeindruckt haben, so jetzt an der Natur.Das war tatsächlich so Devil's Tower.Das ist in Wyoming so ein Prinzip so ein erstarrter Basalt,so 260 Meter hoch, 150 Meter im Durchmesser und ist eben bekannt auch natürlichwieder aus diesem Spielberg-Film Unheimliche Begegnung der dritten Art.Das ist dann, wo dort die Aliens ihre Basis oben drauf haben.Aber das Ding einfach als reine Gesteinsformation.Man kann da schön drum rum laufen. Dauert ungefähr eine Stunde,einmal drum rum zu laufen, relativ nah.Und man kann sogar das Ding beklettern.Also das ist wieder interessant. Da sind die Amerikaner dann deutlich auch wiederentspannter. So hier in Deutschland ist es ja mit Klettern und so,in manchen Gegenden darf es halt keine Haken einschlagen und nichts.Und da ist es so, wenn du Devil's Tower, wenn du da hochklettern willst,musst du nur dich eintragen auf einer Liste,damit sie gegebenenfalls dann Rettungsaktionen starten, wenn du irgendwie vermisst wirst oder so.Also das fand ich auf jeden Fall einfach, das Ding sah wirklich aus wie aus einer anderen Welt.Also sehr, natürlich bei den Ureinwohnern war das natürlich auch sehr dann heiligeigentlich und kein Wunder.Und Yellowstone.Mit den ganzen Vulkanen und heißen Quellen ist auch echt krass.Ich war froh, als ich da wieder wegfahre. Ich bin jetzt nicht so ein Freundin der Nähe von Vulkanen oder auch heißen Quellen,die dann teilweise schon mal auch explodieren können oder wo dann halt giftige Gase austreten.Aber wie gesagt, es sieht eben auch alles sehr spektakulär aus.Und du kannst da überall rumwandern. Also da sind Tausende von heißen Quellen und Geysieren,die dampfen und blubbern und komische Kruste haben und auch super gefährliche Bakterien.Und der Boden ist instabil und du darfst halt nicht von den Wegen runter,sonst kannst du halt einbrechen und in irgendwie so ein Loch mit kochendem Wasser reinfallen oder so.Also es ist alles nicht voller Faint of Art und ja, also Natur.Und ich bin dann allerdings auf dem Rundgang, dummerweise, hier war ich dannmit kurzen Hosen und Sandalen unterwegs und bin dann in so einen Schnee- undEissturm geraten und durfte dann irgendwie sehr leicht bekleidet, ja.Dann durch einen Schnee- und Eissturm wandern.
Tim Pritlove 0:18:35
Wo kam der denn auf einmal her?
Pavel Mayer 0:18:37
Ja, Berge. Berge wechselt das Wetter, kann halt da sehr schnell wechseln.Und es waren halt dunkle Wolken.Aber man ist ja dann so, was soll's, wird schon gut gehen.Ist nicht, ja. Also das waren auf jeden Fall die spektakulärsten.Und vielleicht noch Mount Rushmore. Also wo diese Präsidentenfiguren eingehauensind, das selbst, das Denkmal, das habe ich mir mehr oder weniger gespart.Das ist ein riesiger Parkplatz, da kann man besser von außen sehen.Aber sie haben dort eine ungefähr 100 Kilometer lange Straße in das Gebirgegehauen, die eigentlich nur dazu dient,sich die Natur anzugucken und haben dann die Tunnel, die sie dort gemacht haben.Alle auf Mount Rushmore ausgerichtet.Das heißt, da sind dann mehrere Tunnel.Wenn du da durchguckst, siehst du halt am Ende des Tunnels, wie in so einemFernrohr, siehst du halt Mount Rushmore.Und sie haben, weil sie irgendwie Kurven oder Brückenkurven so geil fanden,haben sie dort dann auch so mehrere Spiralbrücken, die halt über sich selbst drüber führen.Einfach nur so for the lulz, also weil sie das nett fanden. Und diese Streckeist also auch, also lohnt sich, wenn man zufällig in der Gegend sein sollte,sich irgendwie einen Tag zu nehmen.Motorrad ist auch super Motorrad und mit auch extrem spektakulären Pelsen,also mit den spektakulärsten Felsformationen, die ich gesehen habe,aber auch bewaldet und so.Also das, wie gesagt, Mount Rushmodder, die Gegend ist halt ziemlich geil.Ja, ich denke, dass vielleicht...
Tim Pritlove 0:20:36
Also man muss ja auch sagen, jetzt in die USA zu reisen als Tourist und dannzwei Wochen, fünf Wochen irgendwie rumzuhängen und Geld auszulieben,ich sag mal, ist gerade nicht so populär.Ich schaue mir gerade viele Videos von irgendwelchen entrüsteten Kanadiern an,die also wirklich mit Argos Augenbeobachten, wie doch die gesamte Tourismusindustrie in den USA leidet.Das hat viel mit Trump zu tun.Es hat nicht nur mit Trump zu tun, interessanterweise. Es kommen auch noch einpaar andere Sachen dazu.Also Las Vegas zum Beispiel hat wohl gerade absurde Rückgänge,die nicht jetzt nur damit zu tun haben, dass viele Länder die USA boykottieren,sondern auch ein paar Fehler, die sie so seit Covid gemacht haben,wodurch das alles viel zu teuer geworden ist.Aber ja, ich weiß, du konntest sozusagen nicht Nein sagen.Aus Gründen, aber hast du denn gemerkt, dass irgendwie weniger Tourismus dawar in irgendeiner Form oder dass es sich nur um Amerikaner handelt oder so?Schwierig zu vergleichen wahrscheinlich.
Pavel Mayer 0:21:49
Ja, ich meine das Einzige, wo ich das vielleicht beurteilen oder vergleichenkönnte, wäre Las Vegas, wo wir auch durchgekommen sind.Ich war Anfang der 90er schon mal in Las Vegas.Und erstens hat sich Las Vegas so krass verändert, dass entgegen der Pläne ichdann gesagt habe, lass uns lieber weiterfahren und außerhalb bleiben,weil ich fand es ganz furchtbar.Und es war aber tatsächlich, ja, also in Las Vegas,Wie gesagt.War nicht super voll, also schien mir nicht super voll zu sein,was so den Fußverkehr angeht, aber ich habe da jetzt keinen Vergleich,aber ich fand es sehr unangenehm.Also es waren irgendwie, dass jemand,der kein Problem hat, in Berlin unterwegs zu sein, da waren einfach sehr vielebetrunkene Leute unterwegs dort im öffentlichen Raum und alles ist so halb maulund halb überdacht und halb klimatisiert.Und es ist halt, ja, es ist halt zwar fußläufig, aber du läufst nicht entlangirgendwelcher Straßen, sonderndurch irgendwelche Unterführungen und irgendwelche Komplexe durch und so.Also ich fand es sehr, sehr schrecklich. Und die Leute waren alle sehr aggressiv,im Gegensatz zum Rest der USA, wo die meisten Leute sich relativ entspannt waren, mit Ausnahmen.Ja, also direkt, ich meine, sagen wir mal so, Es war kein Problem,irgendwie günstige Airbnbs auch zu finden.Also man hatte nicht das Gefühl, dass das Land irgendwie ausgebucht ist,aber es war auch nicht Saison unbedingt.Deshalb schwer zu sagen.
Tim Pritlove 0:23:54
Ich dachte nur, vielleicht ist es ja auch mal irgendwo ein Thema gewesen in der Form.
Pavel Mayer 0:23:59
Ja, also es ist tatsächlich nicht wirklich, ich habe es natürlich medial verfolgt,aber jetzt vor Ort ist es nicht so aufgekommen.Also mit den Gastgebern oder mit den Freunden war es jetzt nicht so das Thema.Interessanterweise.
Tim Pritlove 0:24:20
Ja, noch irgendwas zum Thema Natur und Geografie, was du noch erwähnen willst,wo du warst oder gerne gewesen wärst oder nie wieder hin willst?
Pavel Mayer 0:24:29
Also vielleicht so ein paar bemerkenswerte Dinge, die mich überrascht habennoch. nicht so erwartet hatte.Die Mitte der USA quasi ist halt eine Hochebene, also speziell Idaho,Montana, Wyoming und Dakotas.Und diese Hochebene ist ungefähr 1000 Meter hoch und flach.Und riesig groß. Also 1000 mal 1000 Kilometer oder so, flach, hoch, hoch.Aber keine Gebirge, bis man dann irgendwie an die Gebirgsketten rankommt.Und dann geht es nochmal 1.000 bis 2.000 Meter nach oben.Und da wohnen also viele Leute dann ganz nah auf 1.500 oder 2.000 Metern.Und es kommt hier nicht besonders hoch vor, weil wie gesagt,Null ist schon bei 1.000 Metern.Ja. Und das führt dann aber dazu,dass tatsächlich die Luft ungefähr eine Dichte hat, die mit Verkehrsflugzeugenvergleichbar ist mit der Cabin Altitude, die so zwischen 2.000 und 3.000 Metern liegt.Was halt dazu führt, dass eben das Essen anders schmeckt und du anders kochen musst in dieser Höhe.Also die ganzen Kochzeiten, die du so gehörst, gewohnt bist und Temperaturensind eben alle verschieden und nennt sich halt High Altitude Cooking.Das war mir neu und eine ganze Menge Amerikaner, gut, wiederum so viele lebendann dort nicht, aber müssen halt High Altitude Cooking betreiben.
Tim Pritlove 0:26:23
Also bei 2000 Metern Höhe liegt der Siedepunkt von Wasser bei 93 Grad.
Pavel Mayer 0:26:30
Ja, macht einen Unterschied. Für Tee zum Beispiel, ich meine, Und.
Tim Pritlove 0:26:36
Ja, es ist schon eine interessante Information. Die habe ich jetzt auch in Deutschlandnoch nicht so überprüft.
Pavel Mayer 0:26:42
Man merkt es auch. Aber falls man, also High Altitude Cooking googeln und dannso regeln, wie man dann die Garzeiten anpassen, das ist irgendwie so 10% je 1000 Meter.Egal. Ja, also das fand ich sehr bemerkenswert.Und dann ist es dort aber in vielen Gegenden, also du hast sehr kalte Winter und sehr heiße Sommer,also die Extreme auch im Wetter sind halt deutlich größer und es wird dann plötzlichim Frühjahr, also im Mai als wir da waren,wird es dann auf einmal richtig heiß in manchen Gegenden plötzlich.Selbst im Norden, wo dann gerade der Schnee weg ist, hast du auf einmal drei,vier Wochen später 25 bis 30 Grad Tagestemperaturen.Und dann ist es eben jetzt auch in Montana speziell, wo wir ein paar Tage imGebirge verbracht haben,war die Luft extrem trocken, was dann wiederum dazu führt, dass wenn du draußenbist bei 5 Grad, du gar nicht das Gefühl hast, dass es jetzt irgendwie kaltist, als wenn jetzt kein Wind weht.Also es ist halt dann Windstille und extrem trockene Luft und du hast eine komplettandere Temperaturwahrnehmung.Also ganz seltsam. Du sitzt halt draußen bei 5 Grad und brauchst nicht mal einedicke Jacke. Sehr seltsam.Ja.Und dann auch extreme Unterschiede durch die Gebiete im Niederschlag.Da in Washington, wo alles abgeregnet, sind halt die Regenwälder mit gigantischenBäumen, die eben deswegen dort wachsen, weil es so viel regnet.Das ist jetzt nicht tropischer Regenwald, das ist halt mehr so Regenwald, Nadelregenwald.Im Wald, aber eben mit diesen Redwoods, die dann zuhauf noch dort sind,obwohl die Amerikaner, ich weiß nicht, 95% abgeholzt haben schon,aber die verbleibenden 5%,die da sind, sind auch schon sehr umwerfend.Also wo du dann Bäume mit Durchmesser von 2 Metern hast du am laufenden Bandund dann so hast du auch manchmal 3, 4, 5 Meter Durchmesser,Bäume, die dann auch einfach ziemlich hoch sind. Und ja, das ist schon sehr...
Tim Pritlove 0:29:29
Also das, was wir unter Mammutbaum kennen.
Pavel Mayer 0:29:34
Genau, und dann ja, was mich auch überrascht hatte, dass die Westküste,die Pazifikküste, die ist sehr unwirtlich.Direkt an der Küste lebt auch kaum jemand, weil es ist windig,die Geografie sehr, sehr bergig zerklüftet und auch die Küste selbst mit vielenFelsen so gefährlich für Schiffe und Du.
Tim Pritlove 0:30:05
Meinst jetzt in Washington oder?
Pavel Mayer 0:30:08
Ja, in Washington und Oregon, die Küste ist für eine sehr nette Straße lang die auch,wirklich sehenswert ist aber ja auch sehr, sehr unwirtlich.
Tim Pritlove 0:30:27
Und ich habe mal eine Frage zu Oregon, weil das ist ja so ein Staat, von dem man nie was hört.Außer, dass es da mal den Oregon Trail gab.Ich glaube, das ist nur das Einzige. Und ich muss jetzt sogar nachschlagen,weil ich irgendwie noch nicht mal weiß, was da die Hauptstadt ist.Und jetzt sehe ich, die heißt Salem und ich weiß nicht, ob ich das jemals wusste.Und das ist offensichtlich auch keine besonders große Stadt mit, was hat die?175.000 Kerneinwohner, Metropolregion, 433.000.Also was ist falsch an Oregon, dass sich da nichts Großes ansiedelt?Weil das nur aus Bergen besteht?
Pavel Mayer 0:31:18
Ja, also die meiste Kram ist so 20, 30, 40 Kilometer Inland,weil die Küste ist so, hat wenig große Häfen,sondern die Häfen sind quasi eherInlandshäfen, die in der Nähe oder an Flussmündungen sich befinden dort.Und es gibt dann eben auch kaum Ost-West-Verbindungen, also zwischen Küste undjetzt dem Hinterland, sag ich mal.Und ich meine, das andere Ding generell, die USA ist halt groß und ist halt,einfach dünn besiedelt, weil in vielen Gegenden ist halt vor allem Klima und Geografie,eignen sich nicht gut für Straßenbau kannst da nichts anbauen oder schwer Häuserzu bauen oder ja in dem Fall, wie gesagt, Häfen Ah.
Tim Pritlove 0:32:22
Portland ist in Oregon und Portland.
Pavel Mayer 0:32:25
Ja Portland ist so die eine ziemlich geile Stadt Ich würde sagen,es ist auch eher eine linksliberale Stadt und dort gibt es ein Buchkaufhaus,so ein komplettes Kaufhaus,Was, ja, vor allem Antiquariat jetzt, aber gigantisch.Also das größte Buchkaufhaus, was ich je gesehen habe, Antiquariat.Wer also interessiert ist, englische Bücher zu browsen und zufällig mal in Portland,das ist sehr beeindruckend.
Tim Pritlove 0:33:13
Powell's oder was? Powell's City of Books.
Pavel Mayer 0:33:17
Ja und dort, wie gesagt,gibt es eben auch teilweise Gegenden, wo die fußläufig sind,also wo man dann einfach auch zu Fuß von einer Kneipe zur anderen gehen kannoder von einem Restaurant zum anderen.
Tim Pritlove 0:33:35
Na gut, aber wir waren ja gar nicht so sehr bei den Städten,sondern bei der Natur und der Geografie. Haben wir da noch was zu erwähnen?
Pavel Mayer 0:33:43
Ja, ich meine, dann wenn wir jetzt gerade, wie gesagt, Washington und da istes natürlich Mount Rainier und Mount St.Helens, der 1980 explodiert ist, das kann man von weitem sehen,wie ein Stück fehlt von dem Berg.Ganz gut sichtbar und es ist auch nette Gegend und was dort viele Leute macheneben als Freizeitaktivitäten, es gibt halt dort viele Trails, wie sich das nennt.Es sind halt einfach ja im Prinzip Waldwege und die Leute fahren dann dahinund gehen dann dort wandern.Und je nachdem führen die Trails dann irgendwie entweder ins Gebirge rauf oder so.Und dann gibt es dort eben auch sehr viele Gebirgsflüsse.Und diese Gebirgsflüsse einfach runter zu paddeln oder zu raften,das ist auch eine beliebte Freizeitbeschäftigung.Ich habe es nicht gemacht, aber wir haben ja,Wir haben Leute dabei beobachtet an verschiedenen Flüssen, die runtergetrieben sind.
Tim Pritlove 0:34:53
Dieser Mount St. Helens, der halt, wann war das?
Pavel Mayer 0:34:58
80.
Tim Pritlove 0:35:01
Genau, 80, genau.Da kann ich mich sogar noch ein bisschen dran erinnern, dass das irgendwie mal so ein Weltthema war.Weil er halt dann, wie schon erwähnt hast,einen signifikanten Teil seiner Spitze eingebüßt hat und dabei ja auch ganzeÖkosysteme ausradiert hat und seitdem ist die ganze Region natürlich bei Biologenund anderen Naturforschern und Geologen natürlich auch super interessant zu sehen,wie dann eben so komplett zerstörte Seen sich dann über die Jahrzehnte wiederhergestellt haben.Obwohl sie halt so mit giftigen Vulkanschlacken einmal alles ausradiert haben.Aber daran kann man halt wieder schön sehen, wie schnell teilweise die Naturin der Lage ist, sich wieder neu zu erfinden.Aber da weiß ich gar nicht so viel drüber.
Pavel Mayer 0:35:54
Was man dort auch überall mitkriegt, sind halt so ein bisschen die Geschichte der USA,natürlich dann verschiedene Trails sind dann nach den Entdeckern benannt,was weiß ich, die Lewis und Clark Expedition.Im Prinzip ganz viel lang gefahren, wo die entlang gezogen sind und dann die ganzen Schlachten,wo dann Ureinwohner abgeschlachtet wurden oder irgendwie gelegentlich auch mal gewonnen haben.Da stehen halt dann überall Schilder, so Historic Point, hier war das,also entlang der Straße, da kann man sich dann irgendwie durchlesen,was denn dann gerade hier passiert ist.Also die finden sich auch überall zuhauf, den USA.
Tim Pritlove 0:36:48
Es ist ja schon mal schön, wennsie darauf hinweisen, dass die ganzen Urheilwohner abgeschlachtet sind.
Pavel Mayer 0:36:54
Und was eben auch auffällt, dass es eben überall so auch Indianer-Ureinwohner-Reservate gibt,die dann einen speziellen rechtlichen Status haben und dann bestimmte Gesetze anders sind.Und manche verkaufen dann besonders günstigen Tabak und Zigaretten.Das ist sehr beliebt, weil auch die Zigarettenpreise schwanken in den USA zwischen 5 und 12 Dollar.
Tim Pritlove 0:37:26
Okay.
Pavel Mayer 0:37:28
Und Tabak, also Drehtabak gibt es kaum.Und da zahlt man dann also bis zu 35 Dollar für ein Päckchen Drehtabak,also für ein Päckchen American Spirit, allerdings 50 Gramm, 32 Dollar.
Tim Pritlove 0:37:47
That's the spirit.
Pavel Mayer 0:37:49
That's the spirit, ja. Und dann noch nicht mal Feinschnitt, sondern Grobschnitt.Also im Prinzip, wie wenn du die Zigaretten ausleerst.
Tim Pritlove 0:38:00
Du Armer, naja, dann fahren wir nach Neuseeland, da hast du noch ganz andereSorgen, was Tabak betrifft, da gibt es nämlich keinen mehr.
Pavel Mayer 0:38:08
Ja, okay.Ja, aber ansonsten vielleicht noch, das jetzt Washington abzuschließen,die Einreise war extrem entspannt, ich hatte mich natürlich auf alles vorbereitetund war auch ein bisschen beunruhigt.Aber ja,ich bin mehr oder weniger durchgewunken worden also es hat keine 60 Sekundengedauert und mir wurde nicht eine einzige Frage gestellt,du warst enttäuscht ich war dann völlig verwirrt,und ja also Also insofern kann ich, wenn man einreisen will,kann ich Seattle empfehlen als Ziel,dort schien es insgesamt recht entspannt zuzugehen.Und die Immigration und Customs, also die Eisleute waren sehr nett und freundlichund zuvorkommend und haben rumgescherzt und alles irgendwie sehr unerwartetentspannt, muss ich sagen.
Tim Pritlove 0:39:25
Wir geben keine Garantien ab.
Pavel Mayer 0:39:27
Genau, wir geben keine Garantien ab. Das kann sich natürlich alles geändert haben.Und das ist nur ein Ding, aber ich konnte dort nichts beobachten.Und auch die braunen Leute wurden auch ganz normal abgefertigt und hatten keineProbleme dort, je weit ich sehen konnte.Also nichts Auffälliges, deutlich entspannter als nach 9-11, so war mein Eindruck.
Tim Pritlove 0:39:59
Das Theater war wahrscheinlich sofort vorbei, nachdem du durchgewunken warst.Erst raus. Jetzt wieder Business as usual.Okay.
Pavel Mayer 0:40:12
Gut. So viel vielleicht zur Geografie, denke ich.
Tim Pritlove 0:40:17
Zur Anreise.Ja, das Erste, was einem ja dann wahrscheinlich auffällt, wenn man so viel durchdie Gegend fährt, ist der Verkehr.Dafür ist ja die USA auch irgendwo bekannt, dass sie im Wesentlichen aus Verkehr besteht.
Pavel Mayer 0:40:35
Autoverkehr.
Tim Pritlove 0:40:36
Aus Autoverkehr besteht vor allem, genau. Und ja, ich kann mir vorstellen,das dürfte dann auch der dominante Eindruck gewesen sein auf deiner Strecke.
Pavel Mayer 0:40:49
Oh ja, gerade natürlich, wenn man aus Deutschland kommt mit einer speziellen Fahrkultur,so ist natürlich die amerikanische Fahrkultur eine doch deutlich andere.Es gibt auch Gemeinsamkeiten, aber es fängt erstmal damit an, ich war überrascht,dass die Leute alle sehr schnell unterwegs waren, also schneller als ich dachte.Ich kannte das von früher, naja, da hast du halt die 55 oder 65 Meilen und anmanchen Stellen etwas schneller,also im Prinzip zwischen 100 und 110 einfach ist die Geschwindigkeitsbeschränkungauf Autobahnen dort und dementsprechend geht alles etwas entspannter zu, aber mitnichten.Also die Hälfte der Leute fährt 10 Meilen über der Geschwindigkeitslimit,also 15-16 kmh.Und ja, aber was ein bisschen spooky daran ist, ist, dass es nicht nur die PKW machen,sondern ja auch LKW und natürlich dann auch die Trucks,also jetzt die SUVs mit gigantischen Anhängern, die dann teilweise 15 oder 20Meter lange Anhänger hinter sich herziehen.Entweder Wohnmobile oder ich weiß es nicht, Strohtransportanhänger,Segelflugzeuge, was weiß ich, was die da drin haben.
Tim Pritlove 0:42:46
Ja, wenn man keine Züge hat.
Pavel Mayer 0:42:49
Der Schwertransport, also ich habe einen Schwertransport überholt auf der Strecke,der so Windturbinen geladen hatte,die so 100 Meter lang sind.Also kennt man ja hier auch von der Autobahn so, ja, nur, dass dieser Schwertransportsich mit 120 kmh ungefähr über die Autobahn bewegte und echt schwer zu überholen war.Und generell, also LKW, es gibt dort keine einheitliche Geschwindigkeitsbeschränkungwie hier in Europa, wo du sagen kannst,also im Prinzip siehst du selten einen LKW hier, der über 90 fährt,auch wegen Fahrtenschreibern und so.Und in den USA fahren die Lkw einfach schneller.Also zwischen 100 und 120 sind die Lkw dort regelmäßig unterwegs und teilweise sogar legal,weil es eben in manchen Staaten keine speziellen Geschwindigkeitsbeschränkungenauf manchen Strecken für Lkw gibt. Das heißt.Ja, die sind sehr zügig unterwegs. Natürlich auch insgesamt,ich meine, es ist deutlich gefährlicher.Also USA liegt, was die so Unfalltote angeht, wie Rumänien ungefähr auf dem Niveau.
Tim Pritlove 0:44:22
Ich weiß nicht, wie ist denn das in Rumänien?
Pavel Mayer 0:44:29
Ja, tendenziell hoch. Also es ist im Vergleich, die Wahrscheinlichkeit ist zweibis dreimal höher als die Unfallwahrscheinlichkeit als in Deutschland.Also es ist deutlich gefährlicher,auf einer amerikanischen Autobahn mit Geschwindigkeitsbeschränkung unterwegszu sein, als auf einer deutschen Autobahn ohne. Ja.Was auch Gründe hat.Und mit dem LKW ist es auch so, ich wunderte mich, die einzigen,die Geschwindigkeitsbegrenzung einhalten, waren Walmart-Trucks,weil die remote überwacht werden.Und ansonsten aber fast alle überholen. Also mit 70 bis 75 Meilen sind die typischerweiseunterwegs bis 80 Meilen pro Stunde.Das sind typische LKW-Geschwindigkeiten.Und das führt erstens auch dazu, also ein Ding, was auch sichtbar ist,ist, dass so sehr viele geplatzte LKW-Reifen am Straßenrand sind.Es gibt Gegenden, da hat man das Gefühl, da häuten sich irgendwie diese LKW,so wie Schlangen, werfen das Gummi ab.Da hast du dann teilweise mehrere Kilometer, wo über mehrere Kilometer hinwegGummi-Reste von Autoreifen liegen.Also wo du nicht rechts ranfahren kannst, ohne auf einem Stück kaputten LKW-Reifenauf der Standspur zu fahren. zu fahren.Ja, und da hatte ich mir ja, haben die denn keine Fahrtenschreiber dort,die überwacht werden wie in Europa?Und tatsächlich gibt es die erst seit 2017 sind elektronische Fahrtenschreiberin den USA bundesweit vorgeschrieben, aber es gibt natürlich und wir sehen natürlichwieder viele Ausnahmen.Die gelten nicht für Lkw vor Baujahr 2000, nicht für Überführungsfahrten undnicht für Lkw, die nur in einem Umkreis von 150 Meilen operieren.Die brauchen alle keinen Fahrtenschreiber.Und wahrscheinlich.Sind viele auch manipuliert. Auf jeden Fall,ist es teilweise echt unangenehm, mit diesem wirklich sehr schnellen LKW unterwegs zu sein.Und wenn du Geschwindigkeitsbegrenzung einhältst, wirst du ständig von LKW überholt.Das ist das eigentliche Problem. Das heißt, du bist eigentlich auch gezwungen,die Geschwindigkeitsbegrenzung zu überschreiten, wenn du nicht ständig von LKWüberholt werden willst.
Tim Pritlove 0:47:45
Ja,das Beste sind eigentlich immer Abstandsautomatik. Das ist so die einzige Erfindungin diesem intelligenten Fahren, die wirklich sinnvoll ist und die man eigentlichimmer haben will, aber die man seltener hat.
Pavel Mayer 0:48:00
Und unser Auto hatte glücklicherweise so etwas und das war sehr, sehr praktisch.Und auch, ich weiß nicht, es herrscht auch irgendwie nicht so,mein gut, das hat man hier auch, aber so Gefahrenbewusstsein,zum Beispiel bei Baustellen, wird dort in der Regel nicht verlangsamt.Also auch, da sind dann Geschwindigkeitsbegrenzungen, aber für die interessiertsich dann keiner, weshalb auch die Strafen verdoppelt sind in der Regel. Das ist das Schilder.Strafen verdoppelt oder irgendwie, wer so und so viel zu schnell in der Baustellefährt, Gefängnisstrafe und so. Scheint aber niemanden zu interessieren.Aber es gibt offenbar Staaten, da wird mehr eingehalten.Das ist mir auch aufgefallen, dass es Staaten gab, Da fahren die Leute,halten sich mehr an die Geschwindigkeitsbegrenzungen, was vermutlich daran lag,dass eben auch mehr Enforcement stattfindet.Und ja, ein Ding ist, es gibt fast gar keine Radarfallen in den USA.Und wenn, dann werden die mit fünf Schildern vorher angekündigt.Aber ich habe vielleicht drei Radarfallen gesehen oder Blitzer,sagen wir so, also fest installierte Blitzer.Was es gibt stattdessen, sind in der Regelauf dem Mittelstreifen geparkte Polizeifahrzeuge, die dann quer stehen.Deswegen denkt man erstmal, ja eigentlich Radar, kennt man hier,ist irgendwie immer vorne oder hinten am Fahrzeug hier bei uns.Aber dort lasern sie zur Seite raus, das heißt, sie stehen dann dort quer,gucken sich den Verkehr an und lasern alle, die vorbeikommen.Und wenn jemand schnell genug fährt, dass sich das lohnt,hinterherzufahren, dann fahren sie raus, schalten die Sirene an und blinken dich raus.Und was natürlich bedeutet, dass wenn du nur jetzt 10 Meilen oder 8 oder 9 Meilenzu schnell fährst, lohnt sich das nicht für die.Rauszufahren, sondern du musst dann schon mit zu den schnellsten gehören oderrelativ, also die Toleranz istdadurch relativ hoch, weil der Aufwand für die, dir ein Ticket zu geben,relativ hoch ist und ich bin nur einmal rausgewunken worden in Alabama und daswar ein eher lustiges Erlebnis,weil der Beamte, der dann auch schweren Südstaaten Akzent sprach,so schwer zu verstehen,hatte dann vor allem Probleme mit meinem laxfarbenen Führerschein.
Tim Pritlove 0:51:08
Du hast noch so einen alten sozusagen.
Pavel Mayer 0:51:12
So einen Papierführerschein. Genau, so einen alten EU-Führerschein.Und das Einzige, was dort in Englisch draufsteht, ist ganz klein Driving License.So in sechs verschiedenen Sprachen. Und ansonsten ist natürlich alles auf Deutsch,aber es gibt jede Menge Stempel.Also es sieht viel offizießer aus. Aber er drehte das Ding.Sechsmal rum und faltete das auf und suchte und kam nicht damit klar und meinte,das sei kein gültiger Führerschein.Aber er war sich dann am Ende halt auch nicht so sicher, weil er sagte,ich war hier seit 25 Jahren mit diesem Führerschein.Durchs Land, ja. Und dann, naja, war das Problem, dass er halt irgendwie sojetzt einem Ausländer ein Ticket zu geben, war jetzt auch kompliziert und erwar sich dann auch nicht sicher.Und jedenfalls wegen zu kompliziert hat er mich dann auch einfach so fahrenlassen, hat mir nie gesagt, wie viel zu schnell ich war. Aber ich war dann soungefähr 15 Meilen zu schnell wahrscheinlich.Ja, und er beklagte sich dann aber bei mir dann darüber, dass er meinte dann,if you want to do speed, you need a valid driver's license.Und sagte das auch genauso, if you want to do speed, was natürlich auch eine andere Bedeutung hat.Aber er war halt mehr empört, vor allem darüber, dass ich keinen ordentlichenFührerschein hatte und mir deswegen keinen Strafzettel schreiben konnte.Und hat uns dann einfach weiterfahren lassen. Das ist eine gute Fahrt.
Tim Pritlove 0:53:03
Internationaler Führerschein heißt da wahrscheinlich die Lösung.Dann kriegst du auch ein ordentliches Ticket.
Pavel Mayer 0:53:08
Ja, möglicherweise.
Tim Pritlove 0:53:10
Das hast du dann wahrscheinlich auch noch nie gesehen.
Pavel Mayer 0:53:12
Ja, und genau, und dann auch noch so, ja, wo kommen Sie denn her?Ja, Berlin und Budapest.Out of state.
Tim Pritlove 0:53:30
Kann man wohl sagen.
Pavel Mayer 0:53:32
Ja, also offensichtlich ist es allein schon eine Komplikation,ein Ticket an jemanden aus einem anderen Bundesstaat auszustellen und irgendwievon einem anderen Kontinent wollte einfach nichts mit zu tun haben.Ja, also ja,Und ich meine, ein Problem ist mir halt noch aufgefallen, mit dieser Polizeikennt ja jeder aus dem Film,während in Deutschland, wenn man rausgewunken wird, überholt die Polizei undhält die Kelle raus oder macht das Bitte-Folgen-Schild an.Während in den USA setzen sie sich hinter dich und machen halt die Sirene an.Problem ist nur, sie machen halt auch die Sirene an, wenn sie irgendwie schnellvorankommen wollen und wollen, dass du irgendwie Platz machst.Und das führt natürlich zu Konfusionen bei Leuten, wenn dann ein Polizeiwageneinfach durchkommen will,die gehen dann erstmal auf die Bremse und machen dann keinen Platz,weil sie denken, der will jetzt hinter mir bleiben und mich anhalten.So man teilweise experimentiert man jetzt mit anderen Sirenentönen in den USAfür ich will durch und bitte fahr jetzt rechts ran.Aber das ist halt so ein Fuck up, den sie wahrscheinlich nie beseitigt kriegen.Deshalb die Polizei einfach Schwierigkeiten hat durchzukommen,weil auch Rettungsgassen ist so ein Ding, das ist da auch nicht so super verbreitet.Und so, ja, also das ist mir eben auch noch aufgefallen, was jetzt die Polizei angeht.Und ja, Abstand halten ist auch, es fahren alle extrem dicht auf,weil sie glauben, sie haben supergute Bremsen.Weshalb bei Auffahrunfällen meistens zwei oder drei oder vier Autos verwickelt sind.Und das Straßennetz. Also ...Ich habe in meinem Leben knapp zwei Millionen Kilometer mit dem Auto zurückgelegt.Autofahren ist mehr oder weniger im Kleinhirn drin.Aber was in den USA einfach sehr unangenehm ist, sind die Auffahrten und Abfahrten, die teilweise...Teilweise, also du weißt teilweise nicht,auf was für einer Art von Straße befinde ich mich, weil der Übergang von normalerLandstraße zu Vollhighway ist so ein bisschen fließend.Und auch auf einem Vollhighway, die Auf- und Abfahrten sind anders designt.Die Auffahrten sind sehr kurz und verschmelzen dann mit der rechten Fahrspur.Das heißt, du fährst halt auf und einer muss dann Platz machen.Deswegen fahren die Leute auch so ungern auf der rechten Fahrspur,weil die halt mit anderen Fahrspuren sogar verschmilzt.Und die Abfahrten statt Kurven, die gehen die so schräg in einem Winkel oft ab.Das heißt, du sollst halt nicht auf der Autobahn dann bremsen,sondern erst dann auf der Abfahrt, wenn du aber runter bist.Während du hier halt eine Verzögerungsspurhast, ist die Verzögerungsspur nicht mehr auf der Autobahn.Aber das ist noch ganz okay. Teilweise gibt es dann halt überhaupt gar keineVerzögerungs- oder Bremsspur.Es gibt dann auch Abfahrten, die knicken dann einfach orthogonal ab auf manchenHighways oder da kommt dann von rechts oder von links kreuzen dann Fahrzeuge einfach ab.Kleine Straße, die allerdings aussieht wie eine Autobahn mit einer riesigenLeitplanke in der Mitte und mit einem Mittelstreifen von 15 Metern und zwei- oder dreispurig,aber es ist halt in dem Sinne keine Autobahn unbedingt und das heißt,und dann die Beschilderung ist teilweise auch wirklich irreführend,Das ist das andere Problem.Dass du oft mehrfach in irgendwelchen Abfahrten gelandet bist,die gar nicht die Abfahrt waren,sondern irgendwie einfach eine provisorische Vorabfahrt, wo zwar dann das Schild stand,aber da musste man halt irgendwie weiterdenken und einfach ignorieren,dass diese Abfahrt, das Schild gehört halt zu einer anderen Abfahrt, zu der übernächsten.Da musste man teilweise wirklich aufpassen,speziell bei Nacht, weil auch mit Reflektoren und allem erinnert das dann teilweisemehr an Entwicklungsländer in manchen Stellen.Ich fand das schon teilweise anstrengender dort, gerade wenn dann viel Verkehrist oder sonst, deutlich aufmerksamer fahren als hier.
Tim Pritlove 0:59:22
Da sind wir natürlich auch, glaube ich, ein bisschen, ich bin nicht verwöhntsagen, aber Deutschland ist halt auch alles irgendwie übermarkiert. Also vor allem,Straßenschilder, Wahnsinn also alles muss irgendwie ein eigenes Straßenschildbekommen bis du einfach literally den Wald vor lauter Schildern nicht mehr siehst und,ja da ist das ja auch so ich meine wenn du da so Straßen hast die dann erstmalso wo du erstmal einen Tag geradeaus fährst,ohne dass irgendwas kommt ich meine ist ja klar, dass du dir um solche Detailsirgendwie keine Gedanken machstAber du malst wahrscheinlich jetzt auch innerhalb von Städten und so, ne?
Pavel Mayer 1:00:03
Ja, ja. Und wie gesagt, es gibt eine gewisse Standardisierung,aber dann gibt es eben auch, aber man kann sich halt absolut nicht drauf verlassen.Und dann, was auch unterschiedlich ist, so bei Autobahnkreuzen,hier ist man ja in der Regel das Kleeblatt gewohnt.So wie bei einem Autobahnkreuz, wo man relativ genau weiß, wie das funktioniert.Es ist alles sehr einfach so in den USA.Aber sind Kleeblätter nicht soverbreitet, weil eben Kleeblätter sind auch gleichzeitig am wahrsamsten,was Platz angeht, sondern stattdessen sind Autobahnkreuze ein riesiger Verhau an Straßen,Brücken, Unterführungen, also teilweise auf fünf verschiedenen Ebenen geht dasüber und untereinander her.Und da muss man halt wirklich genau aufpassen, Abfahrten sind öfter auch mallinks statt rechts und so.Also diese Verhaue im Grund ist, weil man effizienter sein möchte und vermeidenmöchte, dass wie beim Kleeblatt halt die Leute zu oft Spuren wechseln müssen.Dann ist halt quasi jede Richtung mit jeder über eine direkte Brücke oder Abfahrt verbunden.Und das verbraucht dann allerdings das Mehrfache an Platz natürlich,weswegen es in Europa nicht so verbreitet ist, während man in den USA einfach, da ist Platz.Also das merkt man eben überall, dass die Leute das Gefühl haben,da ist Platz, jedenfalls in weiten Teilen der USA.Ja, plus Parkplätze, außer jetzt in älteren Städten oder Stadtzentren hast duüberall leere Parkplätze, natürlich, wenn du einkaufen fährst oder so.Also ich meine, die USA hat auch über eine Milliarde Parkplätze für 300 Millionen Autos oder so.Das heißt, wenn man Einwohner, das heißt meistens Parkplätze.Und was mir aber auch dann aufgefallen ist, ich habe tatsächlich einmal dasAuto genommen, nur um zu einem Restaurant auf der anderen Straßenseite zu fahren.Weil das war eine fünfspurige Straße ohne Fußgängerübergangsmöglichkeit nachts.Sag ich mir, nee.Ja, und bin halt, weiß nicht, 150 Meter mit dem Auto gefahren,nur um nicht diesen fünfspurigen Highway zu Fuß überqueren zu müssen.
Tim Pritlove 1:03:08
Absolut nachvollziehbar und so machen das ja auch alle. Wir kommen jetzt auch schon so langsam,touchieren wir ja halt auch so ein Kernproblem der USA und nirgendwo macht sichdas glaube ich so breit wie im Verkehrsbereich,nämlich einerseits so die marode Infrastruktur,das hast du ja auch schon angesprochen,aber eben auch diese Durchformatierung des gesamten Landes und vor allem auchder Städte durch Straßen und alles ist aufs Auto orientiert.Das erzeugt ja eine ganze Menge Probleme und mal von solchen offensichtlichen Problemen,wie dass man nirgendwo zu Fuß hingehen kann und du aus dieser Spirale auch garnicht mehr rauskommst, dass du eigentlich für alles das Auto nehmen musst.Weil es gibt keine Alternativen.Also weder gibt es.Fußwege, noch Fahrradwege, wo man sagen könnte, auf einer lokalen Ebene könnteich ja auch mal das Auto stehen lassen oder da mal kurz hingehen,weil es ist ja nur 150 Meter.Aber das wird ja dann schon vollkommen unmöglich gemacht durch das Straßendesignund dann eben diese riesigen Straßen, die eigentlich bei uns eher Autobahnen wären.Sodass du das dann eben nicht machst und dass du natürlich auch noch das ganzeLayout der Städte selbst, die,einerseits völlig krass immer zwischen so gewerblichen Gebieten und Wohngebietenunterscheiden, in denen noch nicht mal ein Supermarkt stehen darf,sodass du auch nichts in der Nähe hast.Also von Walkable City will ich gar nicht sprechen, aber überhaupt so mal dieInfrastruktur, die die Leute einfach regelmäßig brauchen, mal dahin zu verlegen, wo die Leute sind,Und das kommt vielen Städten dort überhaupt nicht in den Sinn,weil sie sowas wie ein Supermarkt schon als Bedrohung des Wohnens empfinden,weil natürlich diese Supermärkte dann auch immer diese riesigen Mengen an Parkplätzenmit sich bringen, weil ja alle mit dem Auto unterwegs sind.Also die Idee, so einen lokalen Tante-Emma-Laden in einem Wohngebiet zu haben,das geht teilweise rechtlich gar nicht und irgendwie kommt den Gemeinden auchgar nicht der Gedanke, weil das ist ja überall so.
Pavel Mayer 1:05:38
Also tatsächlich ist es wohl so, es gibt Gegenden, speziell in Washington D.C.Zum Beispiel, gibt es auch eine Menge, Viertel, die fußläufig sind.Der Punkt ist, alles, was vor1920 an Stadtzentren oder an Häusern oder an Stadtvierteln gebaut wurde,ist mehr oder weniger mit Europa vergleichbar, von der Dichte und von der Struktur.Aber ab 1920 gibt es das nicht mehr, weil wie du richtig gesagt hast,wegen Satzungen und so weiter, wegen Auto.Und das Problem ist, man kann solche Viertel heute auch nur ganz schwer wieder bauen,sodass die wenigen, ich sag mal knappen übrig gebliebenen fußläufigen Gegenden sind begrenzt.Die sind nicht vermehrbar.Das ist halt auch, weshalb es halt dann super teuer ist, jetzt in solchen Gegendenzu wohnen. Und in Washington aber ja, gab es...Ganz normal, wie man es hier auch kennt, mit Anwohnerparken und einem Haufenzweistöckiger Reihenhäuser und Fahrradwegen,Radfahrern, Joggern, die unterwegs waren und mit Supermärkten,die in Fußnähe waren tatsächlich.
Tim Pritlove 1:07:29
Aber das hast du nur in so City-Gebieten?
Pavel Mayer 1:07:32
Wie gesagt, uns in Cities tatsächlich nur was aus den 1902-1920 übrig geblieben.
Tim Pritlove 1:07:40
Und die in der Folge nicht nochmal platt gemacht wurden. Es gab ja auch sehrviele Städte, da ist dann auch nochmal das alte Stadtzentrum abgerissen worden,weil das muss ja jetzt ja alles fürs Auto gemacht werden.Also das war ja im Prinzip auch die Lobby Nummer schlechthin,also wo einfach die Automobilindustrie,ganz stark Einfluss genommen hat auf die Städte und auf die Regierung,damit entsprechende Gesetze auch erlassen werden,dass so Straftatsbestände wie Jaywalking eingeführt werden, also wenn du sozusagenals Fußgänger über eine Straße gehst und es ist nicht grün, dass das dann sozusagen bestraft wird.Alles wurde auf das Auto ausgerichtet, aber das ist natürlich jetzt auch fürdie USA eine totale Falle.Also nicht nur, weil das halt sinnloser Energieverbrauch ist,die Vereinzelung der Menschen nochmal extrem vorantreibt, weil da halt einfachüberhaupt gar keine Communities entstehen können, beziehungsweise Communitiesnicht da entstehen können, wo man zusammen lebt,sondern Communities sich eigentlich nur noch an Veranstaltungsorten, an Kirchen.Sportveranstaltungen, wo genug Parkplätze sind, abspielen können oder in Shoppingmalls,also alles auch in kommerziellen Umfeldern nur noch stattfinden kann,aber es kaum nicht kommerzielle Umfelder gibt, wo du eine Community hast,vielleicht noch Schule oder sowas, aber das war es dann halt auch schon.Und das zweite Problem ist.Die Maintenance von diesen Infrastrukturen, die sie da gebaut haben, die wird richtig teuer.Und das ist halt jetzt schon ein Hauptgrund für die Verschuldung und die mangelndeInvestitionen auch in andere Dinge, weil einfach für nichts anderes mehr Kohleda ist, außer Straßen permanent auszubessern, wenn es denn überhaupt noch stattfindet.Also entweder findet es nicht statt, die Straßen sind in einem ziemlich schlechtenZustand, ich schätze mal, das dürftest du auch gesehen haben,oder da wo sie nicht in einem schlechten Zustand sind,geben sie einfach höllisch viel Geld aus, nur um diese sinnlose Zahl an Straßen aufrecht zu erhalten,die man halt braucht, weil man sich eine Infrastruktur, ein Layout zugelegthat, was eben Straßen für Autos braucht.Und Autos machen halt diese Straßen schnell kaputt und dadurch verdienst du halt auch nix.Also der Landverbrauch ist ja so enorm, wenn du da auch nur so einen normalenMcDonalds hast mit McDrive, so, ne, dann ist da erstmal so ein riesiger Parkplatz drumherum.Und schon der nächste Laden, wenn er sich mal nicht zufällig die Fläche teiltjetzt mit einem anderen Laden, aber normalerweise hast du ja dann,wieder die nächste Ausfahrt und dann wieder ganz viele Parkplätze um den nächstenBurger King drum und der nächste Klamottenladen oder der nächste Shopping Mallist auch wieder von Kilometer,Hunderten von Metern von Parkplatzfläche getrennt und für die Gemeinden istdas eigentlich total kontraproduktiv,weil die kaum Umsätze machen pro Quadratmeter.Also die Flächen, die sie haben, werfen einfach nichts ab, während wenn du jetztso ein normales europäisches Hauptstadtdesign hättest, also Also Fußgängerzonemuss auch nicht mal eine Fußgängerzone sein.Einfach so diese Dichte, die wir so, sagen wir mal, aus unseren Hauptstädtenoder überhaupt aus unseren Städten kennen, wo du so ein Zentrum hast oder auchaußerhalb des Zentrums viele Läden hast, da machen ja die Gemeinden ihr Geld.Die wirtschaftliche Aktivität führt ja dazu, dass die Gemeinden überhaupt das Geld haben.Stattdessen besteht eigentlich alles nur noch aus Parkplätzen,die einfach nur teuer sind.Vor allem die Maintenance der Straßen ist halt teuer. Aber sie verdienen damithalt einfach gar kein Geld.Also es macht einfach hinten und vorne überhaupt gar keinen Sinn.Und es hat auch noch ein paar andere Auswirkungen auf die Gesellschaft.Da kommen wir sicherlich später noch zu.
Pavel Mayer 1:11:41
Ja, also dort wird halt an vielen Stellen eher auf, ich sag mal,Quantität statt auf Qualität gesetzt.Das ist so ein bisschen, ja, überprovisorisch und zeigt sich auch bei der Straßenqualität.Die ist sehr unterschiedlich.Also es gibt Stellen, wo offensichtlich.Sie in der Lage sind, Autobahnen zu bauen, die glatt sind, einen guten Fahrbahnbelaghaben und insgesamt, wo es sich gut drauf fährt.Aber du hast dann auch entweder Stellen, wo Straßen, die komplett kaputt sind,also kaputter, als ich das in Berlin je gesehen habe.Das ist so eher, weiß ich nicht, 90er Jahre DDR, frühe 90er Jahre ehemaligerOsten, irgendwie ein bisschen in der Provinz.So erinnerte mich das stark dran.Aber was ich dann am krassesten fand, waren dann Teile des Highways gerade frischasphaltiert worden, so mit einem großen Schild natürlich.Das ist jetzt durch die Biden-Initiative,jetzt hier Biden-Infrastruktur-Initiative, beziehungsweise sie wurde dann dortals Bipartisan Infrastructure Initiative, hat jetzt diese folgenden 50 Kilometer Highway neu gemacht.Und dann fährst du dort auf einem frischen Belag und der ist einfach uneben, es rubbelt.Wo du dir denkst, ich sag mal, die bauen doch so viele Straßen und mittlerweilemachen das ja eigentlich Maschinen, die in der Lage sind,einfach perfekt glatte Straßen zu bauen, selbst wenn du einfach nur drüber asphaltierst,du fräst halt den Belag weg und ja.Nur ganz offensichtlich kommen diese Maschinen nicht überall zum Einsatz.Ich habe dann auch gesehen, wie die dann diese Straßen machen und teilweisemachen die das ganz normal wie vor 100 Jahren auch mit so einer Maschine,die dann den Asphalt verteilt und mit so einer Dampfwalze, die dann hin und her fährt.Und ja, ich meine, das muss jetzt nicht verkehrt sein, aber so siehst du,während hier siehst du auf den Autobahnen, wenn die das machen,haben die ja diese gigantischen Maschinen und die fahren dann rüber und diewerden dann in der Regel, ja,funktioniert das auch.Und wie gesagt, in den USA gibt es das auch, aber da wären halt auch knallhartAutobahnen, keine Ahnung.Wahrscheinlich hat in der Gegend keine Firma irgendwie so etwas und es wärezu teuer, das Equipment ranzuschaffen.Und dann wird dann halt mit dem gearbeitet, was dann halt so eine Firma ebenan Equipment vielleicht auf dem Gebrauchtmarkt geschossen hat und so den Eindruck erweckt.
Tim Pritlove 1:14:51
Also es war auch schon immer mein Eindruck von den USA, dass sie eine extremeDiskrepanz haben in der Modernisierung ihrer Technik.Übrigens einen ähnlichen Eindruck habe ich auch von Großbritannien,dass du zwar schon Hightech hast,klar, ich meine, es sind ja auch in vielen Bereichen in der Forschung und Elektronikund so weiter ganz weit vorne, Aber was so das Maschinelle betrifft.Gibt es einfach da nicht so Sachen, die bei uns so gang und gäbe sind.Das bezieht sich auf Maschinen, das bezieht sich auf Werkzeuge,auf Befestigungssysteme. Sagen wir mal sowas Einfaches wie, wie verbindet manzwei Kabel miteinander?Wenn du da in so ein Home Depot reinlatscht und sagst, hier Elektrik,wie verbinde ich denn sowas?Der Standard ist ja so diese komische Cable Nut oder wie das heißt.Schraubst dann irgendwie so eine komische wie so ein Zahnpasta Deckel auf dieKabel drauf, die dann damit irgendwie zusammengezwirbelt werden und das solldann irgendwie die Verbindung der Kabel sein,wo du halt hier irgendwie so Vago-Klemmen irgendwie schon als totalen Standardhast und wenn du jetzt hier in so einen Elektrikladen reingehst oder Klempneroder sowas das hat halt einfach alles eine andere,Qualität und klar, das findet man sicherlich hier und da, auch in USA,aber auch so bei Maschinen und im Alltagskram wirkt es teilweise dann doch deutlichrückständiger, auch was so Müllentsorgung und so weiter betrifft.
Pavel Mayer 1:16:31
Ja, vielleicht,Und dann noch zum Schluss, was jetzt den Verkehr angeht oder den Autoverkehr.Die USA ist ja bekannt für ihre niedrigen Benzinpreise, aber das ist ja,es ist auch eher relativ.Also da ich in sehr, sehr vielen Bundesstaaten getankt habe,weiß ich jetzt auch ganz genau, wie der Spritpreis war im Mai und Juni.Nämlich zwischen 2,25 Dollar pro Gallone in New Mexico und 4,75 Dollar in Kalifornien.Also zwischen 60 Cent und 1,26 Dollar pro Liter wären das.Deutlich günstiger als bei uns, aber zumindest in Kalifornien.So kann man jetzt nicht sagen, dass das jetzt extrem viel billiger ist.Die 60 Cent sind extrem, aber die 1,26 gehen ganz schön ins Geld,zumal auch in den USA der Durchschnittsverbrauch,höher liegt von 1,26.
Tim Pritlove 1:17:50
Euro 1,26 Euro 1,26 Euro pro Liter hast du gesagt, umgerechnet.Okay, also das ist so knapp 1,10 Euro ungefähr derzeit.Das ist ja jetzt erstmal günstig, aber das wird dann halt einfach durch denhöheren Verbrauch wahrscheinlich aufgefressen.Also läuft es nicht so viel.
Pavel Mayer 1:18:10
Teilweise so. Und dann, wie gesagt, sind halt eben jeder Bundesstaat erhebthalt ganz unterschiedliche Steuern auf Benzin.Und Diesel ist auch teurer in der Regel als Benzin.So ein paar 10, 20, 30 Cent teurer und ja,also ganz so billig ist es jetzt nicht,aber ich sag mal, vielleicht die Hälfte, jetzt zahlt man für einen Sprit,wenn man das jetzt auch noch nach Kaufkraft bereinigt, jetzt nochmal anpasst.Aber ja, vor allem teuer ist es vor allem interessanterweise an den Küsten,Man würde ja denken, da kommt das Öl an.Aber ja, und Texas war auch nicht am billigsten, interessanterweise.So würde man auch denken.Aber war auch eher bei den billigen Staaten.Während Kalifornien, Oregon und Washington haben halt eher höhere Spritpreise.Und Florida war auch nicht so billig.Ja, also...Insofern, ja, alles etwas verschwenderischer.
Tim Pritlove 1:19:31
Wenig überraschend, finde ich. Weil für Verschwendung sind die USA ja irgendwie bekannt.Also wir auch, das gleich voranzustellen.Aber ich habe so den Eindruck, alles was bei uns scheiße läuft,das hat sich so in den USA immer mindestens so doppelt so extrem abgebildet.
Pavel Mayer 1:19:55
Kannst du das bestätigen? Ja, also ich meine, vielleicht schaffen wir es auchirgendwann zu positiven Dingen zu kommen.
Tim Pritlove 1:20:04
Achso, das hat man doch schon. Das sieht da ganz hübsch aus und so, die Bärme sind nett.
Pavel Mayer 1:20:08
Ja, ja, ja, aber so ansonsten ja generell einfach viel Plastik.So kann man es ist was, was auch auffällt, so dass Glasflaschen einfach die Ausnahme sind.Und sie mittlerweile sogar dazu übergehen, Spirituosen der Mittelklasse,also selbst in Plastikflaschen, also Wodka zum Beispiel,in Plastikflaschen oder Whisky in Plastikflaschen abzufüllen.Und ja,dann ist es natürlich so, Also auch überhaupt zehn Staaten haben Pfand auf Getränkebehälterso, meistens fünf Cent, aber irgendwie,ich weiß nicht, habe ich gar keine Pfandrückgabestellen oder so gesehen.Ich glaube, die Leute zahlen das einfach und dann stellen das am Straßenrandab oder so und überlassen das dann anderen.Und ja, generell auch Plastikmöbel sind deutlich mehr verbreitet.Also das ist dann auch die Betten aus Plastik und natürlich Stühle aus Plastik.
Tim Pritlove 1:21:26
Betten aus Plastik.
Pavel Mayer 1:21:27
Ja, und Schränke aus Plastik.
Tim Pritlove 1:21:29
Schränke aus Plastik.
Pavel Mayer 1:21:31
Mhm, das ist also, wie gesagt, ist verbreitet.Ist deutlich verbreiteter als hier.Dann hast du natürlich auch, ich meine, bei uns ist es ja schon schlimm mitdoppelt verpackt, Aber da habe ich teilweise wirklich viele Sachen dreifach verpackt.Also ab Werk.Eine Verkaufsverpackung, eventuell noch mit Zellophan,ein Karton mit Zellophan, dann machst du die auf und da ist dann noch eine Unterverpackungdrin und dann ist noch mal jedes Teil noch mal einzeln eingepackt.Also das hat man auch häufig. aber am lustigsten fand ich.Die haben ja nicht diese Plastikkappen auf den Flaschen, wie jetzt in der EUvorgeschrieben sind, die halt an der Flasche dranbleiben müssen.Wo wir uns erstmal, glaube ich, viele aufgeregt haben, was ist das denn für ein Mist?Warum ist denn das da dran?Amerika hat das nicht. Ich habe mich jetzt mittlerweile, ich festgestellt,so sehr daran gewöhnt, dass die Kappen in der Regel dranbleiben,dass ich das total nervig und rückständig fand,dass die Plastikkappen einfach abfallen.Also gerade, wenn du im Auto unterwegs bist oder im Auto mal einen Schluck ausder Flasche nimmst, ist es total praktisch, dass du nicht irgendwie eine Handfür den Deckel oder den dann irgendwo ablegen oder wie auch immer,sondern ja, und da dachte ich, was ist das denn, hier fallen ja die Deckel von den Flaschen ab.So sehr kann man sich an neue Dinge gewöhnen. viele Leute jetzt sagen, ah, furchtbar Das.
Tim Pritlove 1:23:32
Ist wirklich ein interessanter Aspekt ich meine, das haben ja auch einige Leutedarüber aufgeregt, so im Sinne von, ja, okay um sowas kümmern wir uns jetzt,aber hier die großen Probleme, die bleiben anteckend,absolut berechtigte Kritik und es daran festzumachen, okay aber tatsächlichist der Praktikabilitäts Aspekt dabei nicht zu verachten, also stimmt schon,ich finde es, jetzt wo du es sagst, geht es mir genauso im Film.
Pavel Mayer 1:23:58
Mir war das erst aufgefallen, als es plötzlich nicht mehr da war. Und,Insofern ja und dementsprechend natürlich aber auch so dieses viel Plastik sofärbt halt auch auf Häuser.
Tim Pritlove 1:24:23
Also es ist eine totale, wie sagt man, Scourge, also es verfolgt einen und esist ja auch nicht nur jetzt in den USA so.Also auch wenn du jetzt innerhalb von Europa die Länder wechselst,da hast du ja dann auch eine andere Tendenz. und ehrlich gesagt,es hängt auch so ein bisschen davon ab, wo man kauft.Also gehst du schon mal in einen anderen Supermarkt, so Aldi,Lidl und so, da bin ich dann auch immer wieder abgeturnt davon,wie viel dort in Plastikflaschen angeboten wird und auch wie das so mit den,Verpackungen so ist, weil das ja oft auch,ein Mittel der Verkaufsstrategie und so weiter ist.Okay, bei uns ist viel Kartonage am Start, wo man vielleicht jetzt in den USAPlastik erwarten würde, aber ich hatte jetzt zum Beispiel in meiner Zeit in Spanien,auch den Eindruck, dass dort mit Plastik anders nicht so gut umgeht,also es mehr ist, also insbesondere jetzt bei Getränken, aber nicht nur dort.
Pavel Mayer 1:25:25
Ja, nee, generell ist, ja, gebe ich dir recht, ist in vielen europäischen Ländern auch, ja,ist man plastikaffiner, sage ich mal, oder macht sich nicht so viele Gedanken darüber.Ja, also aus dem Stichwort ein bisschen Wegwerfmentalität, glaube ich,wie das früher hieß oder heute vielleicht, man das auch noch bezeichnen kann.Das findet sich eben auch sehr viel in Häusern wieder, beziehungsweise dieserQuantität statt Qualität und gucken,lieber billig und öfter was Neues als irgendwie teuer und dann warten und instand halten.So, das ist so eine, ich meine, philosophiefähig ist das in den meisten Ländernder Welt so, nur in Deutschland anders oder in einer Handvoll Länder wie Deutschlandanders, dass man einfach auf,größeren Wert auf Wartung und Instandhaltung setzt.
Tim Pritlove 1:26:44
Ist schon stark ausgeprägt bei uns.Könnte auch noch ausgeprägter sein. Also ich finde, an der Stelle können wiruns gerne weiter radikalisieren oder auch zumindest mal wieder dahin zurückkommen, wo wir schon mal waren.Weil wir sind ja nicht frei von Wegwerfmentalität.Und ich würde sagen, das zeigt sich halt auch ganz deutlich,auch wenn das natürlich auch ein globales Problem ist, bei so Geräten.Also du kaufst halt irgendwelche Geräte und die Scheiße ist einfach nicht mehrordentlich zusammengeschraubt, geht einfach viel zu schnell kaputt.Und dieses wer billig kauft, kauft dreimal Ding, das gilt leider viel zu oft.Und das ist, was mich immer völlig fertig macht, ist, wenn es einem nicht gelingt,bei irgendeinem Produkt, also dass es noch nicht mal die Option ordentlich gibt.Also dass du wirklich nur noch Trash kaufen kannst. und ich merke das halt auchimmer wieder, wenn ich so meine Komfortzone Metropolregion Berlin verlasse,ja, was weiß ich jetzt, weil ich mal irgendwie so.In Polen für ein paar Tage und da mal dann im Supermarkt und dann hast du soeine Liste mit so Sachen, die du kaufen willst und,diese Produkte existieren einfach gar nicht oder existieren zumindest nichtin der Qualität, in der du esjetzt irgendwie erwarten würdest und du hast halt auch gar kein Angebot.Aber unabhängig vom Angebot ist halt auch immer die Frage, wie sehr orientierstdu dich an Langlebigkeit und inwiefern orientierst du dich an Langlebigkeit?Good enough for the moment. Und ich glaube, so good enough for the moment istdefinitiv in den USA halt auch ein Thema.
Pavel Mayer 1:28:31
Ja, es hat, glaube ich, auch was damit zu tun, dass dort viele Städte schnell geboomt wird.Und dann aber auch, wenn der Boom vorbei ist, dass dann sehr schnell man zulässt,dass dort Geisterstädte entstehen oder die Leute ziehen dann einfach weg.Um das auch vielfach zu beobachten, immer wieder einfach auch Häuserruinen.So Häuser, teils freistehende Häuser, teils in manchen Städten,Auch in der Nähe vom Death Valley gibt es eine ganze Reihe von kleineren Städten,die mal größere Erze oder andere Minen abgebaut haben,die dann natürlich zurückgefahren sind.Und wo du einfach siehst, die da im Verfall sind, im Rückgang sitzt,wo die Hälfte der Häuser in der Stadt einfach verfallen sind, wo aber noch was ist.Und dann hast du halt regelrecht Geisterstädte, Hunderte, Tausende,wo die irgendwann mal gebaut und wieder aufgegeben geworden sind.Und dann guckt so ein Haus, also ein neues Haus ohne Grundstück jetzt,wenn du dir so ein Haus kaufen willst, geht bei 150.000 Dollar los ungefähr,so aus der Fabrik jetzt produziert und angekarrt auf dem LKW und dann vor Ort zusammengebaut.Also geht bei 150.000 los und jetzt für ein normales Haus, wenn man jetzt nichtirgendwie so ein gigantisches Mac Mansion hat oder so, geht das schon bis 300.000 Dollar hoch.Also ein Haus kostet ungefähr so viel wie ein Camping, wie ein großer Campingbus.Aber es fühlt sich auch oft so an, wenn du in diesen Häusern bist.Die Türen fühlen sich oft super leicht an.Die Riegel und so hat man das Gefühl, das ist fast Wohnwagentechnologie.Das sind so kleine, dünne Blechlaschen und so.Und ja, also ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, eigentlich in Ferienhäusern zu übernachten,weil das alles, die haben halt so, ja, Holz und leicht und alles fühlt sichnicht so richtig steinig an.Ich meine, klar ist jetzt Gewohnheit, aber es gibt auch Steinhäuser,ich habe da eine Ausschau gehalten.Das ist natürlich dann auch wieder abhängig von der Gegend und der Geografie.Aber grundsätzlich hat man da herausgefunden, jetzt vor 60, 70 Jahren,wie man Häuser wirklich, wirklich billig bauen kann.Und da gibt es so eine Bauweise und an der orientieren sich alle.Und das ist ja schnell und billig.Und ja.In normalen Häusern, die Badewannen, sind die, wie man das vielleicht aus demHotel oder Motel kennt, in der Regel sehr niedrig, in der Regel so kurz,dass man sich nicht ausstrecken kann.Duschen hast du selten einen Duschschlauch dabei, das ist dann also alles schon Luxus,sondern da hast du halt dann ja ein Hahn, da kommt das Wasser für die Badewanneraus, das Badewasser und dann eine fest montierte Dusche oben,da kommt dann das Duschwasser raus. aber nichts mit Handbrause oder so.Also das ist dann schon die Ausnahme.Interessanterweise Handbrausen scheinen auch nicht so sehr verbreitet zu sein.
Tim Pritlove 1:32:44
Ja, da ist so ein Auslass an einer Wand und dann kommt das Wasser raus.
Pavel Mayer 1:32:48
Ja.
Tim Pritlove 1:32:49
Das ist einfach kulturell festgenagelt. Ich meine, genauso wie du in Großbritannienjetzt langsam erst, also jetzt ist das so langsam Standard, dass das Konzepteiner Mischbatterie sich durchsetzt.Also dass so heißes Wasser und kaltes Wasser sozusagen getrennt ist.Und ja, das, man füttelt sich nicht im Kopf.
Pavel Mayer 1:33:15
Ja, ich hatte einmal in Großbritannien, war ich in einem Haus,da war im Badezimmer Teppichboden, so Flukati-mäßig in Rot, kann ich mich noch erinnern.Da fand ich interessant, wer verlegt eigentlich, ist das jetzt üblich,dass man Teppich hat im Bad, also Teppichboden im Bad in Großbritannien?
Tim Pritlove 1:33:46
Generell gibt es viel Teppich in Großbritannien.Also so Teppich in Wohnungen ist eigentlich sehr verbreitet,auch in Hotels und so weiter. Hast du das oft?Man mag Teppich. Und es mag durchaus sein, dass es sich auch bis ins Bad erstrecktauf meiner letzten Reise, wo ich in ein paar Hotels war.Da habe ich jetzt ehrlich gesagt nicht drauf geachtet, aber ich meine,keinen Teppich gesehen zu haben im Badezimmer.
Pavel Mayer 1:34:18
Ja, ja.
Tim Pritlove 1:34:19
Also, bleiben wir bei den USA.
Pavel Mayer 1:34:22
Jedenfalls, ja, in den USA dann die auch dann diese Türen, Türklinken und Schlösser,fühlt sich alles nicht so super an und dann, wenn die,Denn dann die Hauseingangstürme, gut, Deutschland hat ja die Tradition von richtigteure, schwere Hauseingangstür.Also sie muss, ja, und thermisch isoliert und so und wasserdicht und weiß der Geier was, nicht alles.Also in den USA macht man das einfacher, wenn die normale Tür,weil die halt nicht dicht genug ist, wenn es regnet, setzt man halt einfachnoch eine zweite Sturmtür davor, die dann das Wasser von der Tür abhält,damit die Tür nicht nass wird und das Wasser reinläuft.Ich habe dann auch gefragt, dann heißt das, habt ihr eine Tür vor eurer Tür,die dann die Tür davor schützt?Ja, scheint auch recht normal zu sein.Und ja, ist gut. Achso, und dann?
Tim Pritlove 1:35:32
Das war ich, dass wir an den Türen bleiben. Türen und was ja auch krass ist, sind ja auch Fenster.Ich finde es immer so lustig, wenn man sich so Videos anschaut,es gibt ja so eine ganze Menge,Amerikaner, die jetzt in Deutschland leben. Weißt du?Oder auch umgekehrt, aber vor allem ist ja immer so dieses Interessante,was schockiert Amerikaner, die nach Deutschland, oder fasziniert und schockiertLeute, die nach Deutschland kommen und jetzt hier irgendwie wohnen.Oder auch nur für kurze Zeit da sind.Und Nummer eins, wirklich auf allen Kanälen, sind unsere Kippfenster.Das ist für die Space Technology.Also solide,gut isolierte Fenster, die man aufmachen kann und die man mit einem Dreh kippenkann, das ist vollkommen unbekannt in den USA.Und stattdessen hast du dann teilweise immer noch so diese albernen Hochschiebfenster.Das ist ja auch in Großbritannien auch so eine Plage.Also man merkt auch einfach, es gibt da nicht dieses Handwerk.Da muss man ja auch mal sehen, Das hat ja meistens auch alles so eine historischeKomponente und wir haben nun hier in Europa und speziell eben in Deutschland den Vorteil,dass wir eben so über hunderte von Jahren hat sich da so eine Handwerkskunstausgebildet und für jeden Scheiß gibt es hier halt einfach auch irgendwo maleinen Spezialisten und mittlerweile einen mittelständischen Betrieb,der sich eben um Türklinken kümmert.Und da gibt es aber nicht nur einen, sondern es gibt halt 150 Türklinkenhersteller,die irgendwie in einem brachialen Qualitätswettbewerb miteinander stehen.Und es gibt natürlich auch Installateure, die mit dieser ganzen Technologie vertraut sind.Ich schätze mal, in den USA, selbst wenn du als Hausbauer,Besitzer, Käufer mit der deutschesten aller deutschen Mentalitäten da reingehstund sagst, wir bauen jetzt aber hier mal ein richtiges Haus,so mit Steinen und Isolierung und ordentlichen Fenstern und ordentlichen Türen,du hättest schlicht Probleme,a, überhaupt das Material zu bekommen.Also baut ja keiner, hat ja keiner, ist nicht da, existiert einfach nicht,das Werkzeug zu bekommen, was du brauchst, um das irgendwie auch alles ordentlichzusammenzubringen, die Maschinen,Verbundmaterialien, alles mögliche, Pipapo, Nägel, Werkzeuge.Es ist halt einfach gar nicht machbar. Also es ist überhaupt nichts anderes da.Und von daher wird halt so ein bisschen dieses Gute-Nav gebaut.Und das andere Ding, glaube ich, was hier noch mit reinspielt,ist, dass so ein Haus bei uns hat glaube ich ein Haus auch eine andere Bedeutung.Also ein Haus ist hier wirklich so die Investition deines Lebens,das baust du so und dann bleibst du da bis ans Ende deiner Tage.Und klar ziehen auch mal Leute aus und verkaufen ihr Haus und bauen sich nochmal eins.Aber die Regel ist, dass so ein Haus, so Home is my castle. Und in den USA habeich eher so den Eindruck,Das ist mehr so eine Art Parkplatz, so eine Parkplatzsituation in ihrem Lebenund dementsprechend wird es sehr viel temporärer betrachtet.
Pavel Mayer 1:39:03
Ja, weil eben auch die Mobilität ist dort deutlich höher und die Leute mieten auch weniger,sondern da wird dann ein Haus gekauft und dann zieht man weg und dann verkauft man das und kauft Neues.Es ist nicht unüblich, dass man so als Amerikaner der Mittelklasse drei,vier, fünf Häuser im Laufe seines Lebens besitzt.Das ist jetzt nichts Ungewöhnliches oder so.
Tim Pritlove 1:39:35
Genau und deswegen muss es auch nicht so lange halten. Nach zehn Jahren istes dann irgendwie durch und dann wird es im Zweifelsfall halt auch eher abgerissen.Und gerade bei den Wohnlagen, von denen du gesprochen hast oder diesen verlassenenStädten oder Stadtteilen, ist ja dann auch oft so, dass du dann eben sehr vielevon diesen Häusern, die du überhaupt nicht mehr bewohnt hast,hast, weil keine Nachfrage,gibt da keine Jobs und Städte wie Chicago hatten da also auch das Problem, dass hier einfach,Entschuldigung, nicht Chicago, Detroit, genau, Detroit.Also die halt so extrem da unter dieser Deindustrialisierung gelitten haben,dass sie also ganze Stadtteile hatten,die halt einfach zu 80 Prozent dann nur noch aus leeren Häusern bestanden unddie Strategie, da überhaupt wieder Leben reinzubringen ist,schlicht einfach diese ganzen Häuser einfach komplett wegzunehmen und abzureißenund dann mehr oder weniger vom Scratch zu starten.Weil wenn du dann erstmal ein verfallenes Haus hast, dann wirkt sich das ebenauf die ganze Neighborhood auch entsprechend aus. Naja.Sidetrack. Also ja, ist so eine Sache mit der Infrastruktur und wenn ich dasauch richtig sehe, sind die Häuser jetzt auch nicht unbedingt immer an so eineöffentliche Kanalisation angeschlossen, oder?
Pavel Mayer 1:40:55
Ja, ich hatte den Eindruck, dass ziemlich jedes zweite Haus,wo ich übernachtet habe,eine Sickergrube hatte und eben nicht an die Kanalisation angeschlossen war.Und habe dann geguckt und in der Tat ist es so,dass in Gesamt-USA 20 Prozent der Haushalte nicht an die Kanalisation angeschlossen sind.In vielen Staaten aber über 50 Prozent nicht angeschlossen sind an die Kanalisation,sondern da kommt dann alle paar Wochen eben ein Lkw vorbei und entleert dieSickergrube und bringt das dann irgendwo zur Kläranlage.Und die Vergleichszahl in Deutschland ist 3 Prozent. Also in Deutschland sinddrei Prozent der Einwohner nicht an die Kanalisation angeschlossen.
Tim Pritlove 1:41:59
Das ist natürlich jetzt bei den Dimensionen, die man dort hat und den ländlichenRegionen, die wir schon beschrieben haben, ist jetzt auch nicht sonderlich überraschend,dass es da andere Zahlen hat.
Pavel Mayer 1:42:12
Ja, aber das macht natürlich auch ohne Ende Probleme.Also Sickergruben waren mehrfach ein Thema, dass dann eines der Bäder geradenicht benutzt werden konnte, weil es irgendwie Probleme gibt.Weil dann irgendwie zwei Sickergrubenund die sind nicht ordentlich synchronisiert und keine Ahnung.Also ja, und generell, also viele kleinere Hauskatastrophen oder mehrere habeich dann so mitbekommen.Andere Katastrophe war, dass sich dort jemand einen neuen Wäschetrockner oderWaschmaschine hat liefern lassen und dann,Ja, ich meine, hier schraubt man das einfach an,aber da gibt es halt dann wohl verschiedene Systeme und jedenfalls war dannwohl auch irgendwie der Anschluss undicht und deswegen hatte die Hausbesitzerindann einen Handwerker sich geholt, der ihr die anschließen sollte.
Tim Pritlove 1:43:27
Was meinst du mit verschiedenen Systeme von Trocknern?
Pavel Mayer 1:43:31
Verschiedene Querschnitte, Anschlüsse und Wasser und Abwasser.Jedenfalls konnte sie keinen Klempner finden.Gut, das Problem hat man hier ja teilweise auch. Aber in den USA natürlich findigeGeschäftsleute haben sich auch die Klempner-Not zum Geschäft gemacht.Und jetzt gibt es dort das Konzept der Verkaufshandwerker oder Vertriebshandwerker.Das heißt, die schicken dir dann einen Klempner und der Klempner versucht dirdann aber weitere Produkte anzudrehen.Also du musst dann quasi ein Verkaufsgespräch über dich ergehen lassen,um quasi wie diese Butterfahrten...Damit dir überhaupt geholfen wird, musst du halt eine Verkaufsveranstaltungüber dich ergehen lassen.Nur war der Handwerker wohl jetzt auch nicht besonders qualifiziert und hatdann das ganze Ding so angeschlossen,dass der Anschluss tropfte.Einfach der Wasseranschluss tropfte dann und weil das quasi irgendwie drei Wochennicht da war, ist halt in drei Wochen hat sich das gesamte Haus mit Wasser vollgesogen,Und komplett verzogen, sodass dann erst mal quasi Handwerker kommen mussten,um das wieder auszunivellieren mit Hydraulikstempeln und allem.Erst mal versuchen mussten, das Haus wieder gerade zu machen,mussten sämtliche Türrahmen und Türen erneuern.Und ja, also ein Riesenakt und Desaster jedenfalls und schwierig.Und dann gerade in den kleineren Städten auch die Handwerker.Also was ich da an Horror-Stories gehört habe, das geht auf keine Kuhhaut.Aber ja, ist halt so.Aber dafür, ja, auch wie gesagt, Leute ziehen halt oft um.Deswegen gehört halt die Küche normalerweise mit zum Haus.Also ist dann die ganzen Geräte, Ofen, Küche, Kühlschrank und so.Ist dann eigentlich Teil des Hauses oftmals sogar Waschmaschine und Trockner,aber generell die Küche.Und du findest überall riesige Kühlschränke.Natürlich kann man sich auch denken, also sie sind so ungefähr,ich würde sagen, doppelt so groß wie im Schnitt bei uns.
Tim Pritlove 1:46:46
Na, weil alles, was du da reinstellst, ist ja auch doppelt so groß wie bei uns.
Pavel Mayer 1:46:50
Ja, das ist nämlich das andere Problem. So die Supermärkte, also es,Angebot ist, teilweise überwältigend. Das ist ja bei uns teilweise schon nichtschlecht, was es sich wird.Aber dort ist es einfach nochmal eine Dimension obendrauf.Supermärkte sind irgendwie auch zwei bis zehnmal so groß, wie man das irgendwie von hier kennt.Preise,Manche Sachen billiger als hier, aber das meiste deutlich teurer.Also teilweise 50 bis 100 Prozent teurer, gerade so Sachen wie Gemüse.Fleisch geht so, ist teilweise recht günstig, je nachdem.Aber ja, also Paprika ist für mich immer so ein bisschen der Benchmark,liegt dann so bei 1,50 Dollar ungefähr, so die Paprika beispielsweise.
Tim Pritlove 1:48:09
Wie eine Paprika?
Pavel Mayer 1:48:10
Eine Paprika, ja. Bei uns sind die auch ganz schön teuer geworden.Also bei uns bist du auch je nachdem, 70 Cent bis auch einen Euro oder so für eine Paprika.
Tim Pritlove 1:48:23
Eine Paprika, wirklich?
Pavel Mayer 1:48:25
Mhm, mhm.Also, aber ja, generell auch wieder, wie gesagt, extreme, extrem viel Fertiggerichteund irgendwie Zeugs zum Zeitsparen.Also da tut sich auch noch eine komplette neue Dimension an Inhaltsstoffen auf,um schnell irgendwas zu generieren.Zum Beispiel gibt es, ich habe jetzt vergessen, wie das Ding heißt,ich weiß gar nicht, ob es das hier gibt, aber das ist eine Fertigpanade.Also wenn du dann irgendwie ein paniertes Schnitzel oder so machen willst,brauchst du kein Ei, brauchst du kein Mehl.Es ist halt einfach so, das Zeug sieht aus wie Paniermehl, aber es ist halt irgendwie was anderes.Das wälzte halt das einfach drin und fertig ist zum Beispiel.Oder dann natürlich war es auch sehr schwierig, Mineralwasser zu bekommen.Also generell einfach Wasser mit Kohlensäure ohne Geschmack.Das gibt es dort praktisch nicht. Also es gibt das Ganze zum Mixen,also das ist dann nicht in der Getränkeabteilung direkt,sondern dann so meistens am Rand und gilt dann eher so als Barbedarf oder so, nämlich Soda.
Tim Pritlove 1:50:01
Macht ja auch in gewisser Hinsicht Sinn, zumindest wenn man ordentliches Wasseraus dem Trink, also die Trinkwasserqualität aus dem Wasserhahn erhält,was jetzt vielleicht auch nicht unbedingt immer gegeben ist.
Pavel Mayer 1:50:16
Ja, wobei Soda enthält dann auch noch irgendwie andere Inhaltsstoffe wegen Mixenund Mineralwasser ist dann tatsächlich das.Also es gibt auch Mineral Water. Aber ja, also Mineralwasser muss man wirklichnachsuchen, aber dafür gibt es, und das jetzt ohne Übertreibung,Hunderte von anderen Softgetränken im Supermarkt.Also komplette Regale in allen Farben und Geschmacksrichtungen,die man sich nur so vorstellen kann.Und Energydrinks auch, ja, Sitzende von Marken.
Tim Pritlove 1:51:03
Das kennen wir ja auch, dieses totale Überangebot von immer wieder dem gleichen Quatsch.Ich meine nicht, dass sich das groß unterscheidet, aber es ist halt tausendFarben und Varianten verfügbar for no reason.
Pavel Mayer 1:51:14
Ja und Brot kannst du auch fast knicken, also was man dann isst sind Bagels,aber so ich sag mal Brot, selbst im Supermarkt Brot geschnitten oder so,also Brot ist einfach nicht in vielen Gegenden kein Thema.
Tim Pritlove 1:51:32
Aber da musst du nicht erst in die USA fahren, um dieses Problem zu haben.Das ist eine sehr deutsche Perspektive, wenn es ums Brot geht.Mitteleuropa hat das so halbwegs auf der Kette, aber da bist du dann halt schon,wenn du über Frankreich hinaus bist, dann wird es mit Brot schon dünner.Im wahrsten Sinne des Wortes.
Pavel Mayer 1:51:55
Naja. Ja. Aber es ist nicht so, dass sie Brot nicht kennen würden.Also es gibt dort auch irgendwie Brot, aber offensichtlich ist es nicht so üblich.Also dieses Brot, was wir essen oder was wir unter Brot verstehen,ist dort eher nicht an der Tagesordnung.Es ist halt Weißbrot.
Tim Pritlove 1:52:19
Naja gut, lass uns mal hier nicht durch die alle Produktregale durchgehen Michwürde ja ein bisschen mehr so interessieren, was dir sonst noch so aufgefallenist eigentlich so Man könnte jetzt natürlich tausend Sachen,vergleichen, aber da kommen wir dann irgendwie auch nirgendwo hin.
Pavel Mayer 1:52:34
Also was mir aufgefallen ist, ich weiß nicht, ob das auch daran liegt,dass ich jetzt alt werde oder, aber es war unglaublich laut in diesem Land Also,Also klar gibt es auch irgendwie im Wald, findest du eine Stelle, wo es ruhig ist.Aber selbst da, wie gesagt, Züge fahren halt überall vorbei.Also in der Natur hörst du dann öfter Züge pfeifen.Aber ansonsten natürlich die Autos. In manchen Staaten gibt es kein TÜV unddie Leute haben offensichtlich Spaß daran,ihre Schalldämpfer auszubauen und dann mit besonders lauten Autos in der Gegend rumzufahren.Das ist mir vor allem in Texas aufgefallen.Und dann werkeln an vielen Stellen irgendwelche Maschinchen oder Motoren,natürlich allem voran Klimaanlagen, von denen die Hälfte schlecht gewartet sindund dann vor sich hin klappern.Aber auch alle möglichen anderen Lüftungsanlagen und Pumpen und Transformatorenund Lkw, die rückwärts fahren.Also es ist mir einfach aufgefallen, fast egal, Rasenmäher ist auch so ein Ding.Also speziell in Washington hatten wir...
Tim Pritlove 1:54:04
Oder Lautbläser.
Pavel Mayer 1:54:06
Ja, zudem Lautbläser, genau. Lautbläser ist tatsächlich auch ein Ding natürlich,aber gut, das kennen wir alle.Aber ja, es ist dort einfach laut.Und wenn also Menschen in der Nähe sind, ist es halt laut.Und meine Theorie war jetzt, warum die Amerikaner oft so laut sprechen,ist schlichtweg, weil es in diesem Land so laut ist.Und wenn sie nicht so laut reden würden, könnte sie niemand verstehen,weil sie irgendwie durch den Lärm durchdringen wollen.
Tim Pritlove 1:54:47
Okay.Das kann doch nicht die einzige Erklärung sein, oder?
Pavel Mayer 1:54:56
Ich weiß es nicht. Aber das war jetzt sozusagen meine These.Weil mir das aufgefallen ist, das ist tatsächlich einfach die Hintergrundgeräusche.Meistens, selbst wenn du in einem Restaurant sitzt, dann ist der Parkplatz nebenbei.Also wenn du draußen sitzt und die Autobahn ist dann gleich nebenbei. und ja.
Tim Pritlove 1:55:17
Die Wände sind dünn.
Pavel Mayer 1:55:19
Die Leute am Nachbartisch redenalle laut und so setzt sich das dann fort und ja, es ist einfach laut.Und es gibt natürlich keine Sonntagsruhe und keine Mittagsruhe. Es ist halt ja.
Tim Pritlove 1:55:36
Auch völlig alles ist immer offen.
Pavel Mayer 1:55:39
Das Konzept, ja.
Tim Pritlove 1:55:43
Interessante These. Also müssen wir mal mit anderen Ländern vergleichen,wo es auch ziemlich laut ist.Weil das ist ja wirklich nicht nur in den USA so, sondern generell,wo viel Verkehr ist und so weiter, da ist es laut.Aber es heißt ja nicht, dass sich gleich alle mal so anschreien müssen.
Pavel Mayer 1:56:02
Ja, nein. Da habe ich schon erwähnt, in Bahnlinien. Also es gibt unglaublich viele Bahnlinien.Das Gefühl in den USA.Und teilweise auch, manchmal hast du eine Autobahn, die läuft 100 Kilometernur geradeaus, ohne Kurve.Und dann hast du rechts daneben eine Eisenbahn, die fährt auch 100 Kilometer geradeaus.Das auch auf. Und dann, wie gesagt, aber selbst in den kleinsten,abgelegensten Orten siehst du auf einmal, ja, fahren riesige Züge,die sind dann auch mehrere Kilometer lang teilweise.Und das Nette ist dann, weil es da eine Menge unbeschränkte Bahnübergänge gibt,ist, dass sie dann vor jedem unbeschränkten Bahnübergang natürlich die Huppe ziehen.Also ich habe nie so viele Züge pfeifen hören wie in dieser Zeit in den USA,in den letzten 20 Jahren nicht.
Tim Pritlove 1:57:08
Ja, stimmt. Das gehört auch so ein bisschen zu einer klassischen amerikanischenGeräuschkulisse, die man so im Kopf hat.
Pavel Mayer 1:57:16
Ja, und sonst, was auch auffällt, also neben Straßen und äh,In Eisenbahnen findest du auch überall Stromstraßen.Also Stromleitungen scheinen auch überall hinzugehen und das auch in oft abgelegenen Gegenden.Und natürlich viele Überlandleitungen auch in Städten und so.Und dann habe ich mal auch rumgefragt, was die Leute denn so eigentlich an Strom bezahlen.Und in vielen den Gegenden ist er jetzt auch deutlich teurer geworden.Also manche Leute meinten, ihre Stromrechnungen hätten sich verdoppelt seit dem letzten Jahr.Aber generell ist Strom eher billig, also zwischen den billigsten Ländern soum die 12 Cent pro Kilowattstunde.Aber in Kalifornien herrschen praktisch deutsche Strompreise,so mit 35, 40 Cent pro Kilowattstunde.Das ist auch wieder sehr regional unterschiedlich.Und ja, der Stromverbrauch ist natürlich...
Tim Pritlove 1:58:33
Wobei Kalifornien wahrscheinlich im Mittel eine höhere Kaufkraft hat.
Pavel Mayer 1:58:38
Ja, ja, ja, ich meine da, okay. Ich habe dann ein paar Freunde besucht,die so im Silicon Valley bei unteranderem Google oder anderen typischen kalifornischen Firmen arbeiten.Und ja, habe dann gefragt, was sie denn so verdienen aktuell.Also jetzt keine hohen Manager, sondern normale Mitarbeiter.IT- oder Kreativbereich und so das Standardgehalt aktuell im Silicon Valley für,jetzt bei Google beispielsweise oder auch bei anderen Startups ist,dass du 300.000 im Jahr, also 300.000 Dollar im Jahr in Cash und 300.000 Dollar im Jahr in Optionen.Also das ist so sozusagen normal.
Tim Pritlove 1:59:42
25.000 Dollar pro Monat.
Pavel Mayer 1:59:46
Mhm.
Tim Pritlove 1:59:48
Und dann nochmal 25.000 Dollar in Aktien?
Pavel Mayer 1:59:53
Ja.
Tim Pritlove 1:59:54
Pro Monat.
Pavel Mayer 1:59:56
Ja.
Tim Pritlove 1:59:58
Das ist immer eine Menge Holz.
Pavel Mayer 2:00:00
Mhm.Aber es ist halt auch teuer dort.Aber ja, damit kommt man ganz gut hin in Kalifornien.
Tim Pritlove 2:00:12
Aber das ist doch jetzt, also wir reden jetzt hier nicht von einem,also das ist jetzt Startup-Kohle, Tech-Geld.
Pavel Mayer 2:00:19
Google, ja, Google. Das eine ist Google.
Tim Pritlove 2:00:23
Ja, okay, aber nicht Average-Worker,irgendwie Durchschnittsgehalt in Kalifornien oder so.
Pavel Mayer 2:00:30
Nee, nee, nee. Durchschnittsgehalt wahrscheinlich liegt eher so bei 100.Also Einkommengut, Durchschnitt, das müsste man natürlich auf den Median gucken.
Tim Pritlove 2:00:43
Aber davon geben Sie 5.000 schon mal aus für die Wohnung, ne?
Pavel Mayer 2:00:49
Ja, zwischen 2 und 4, je nachdem. Fürs Wohnen, ja. 2.000 bis 4.000 Dollar.2.000 hast du dann,ein, anderthalb Zimmer irgendwo im Silicon Valley, aber für,drei bis viertausend kriegst du auch schon ein ordentliches Räuschen,so mit drei, vier Zimmern und Garten und so irgendwo im Valley.Das ist nicht mitten in San Francisco.
Tim Pritlove 2:01:21
Aber die anderen 20.000, die musst du dann wahrscheinlich für deine Krankenversicherung aufbringen.
Pavel Mayer 2:01:26
Also Krankenversicherung,weil die Privaten sind günstiger als in Deutschland.Du hast dann andere Modelle,aber tatsächlich private Krankenversicherungen in Deutschland bist du jetztbei 700, 800 Euro im Monat.Das ist immer noch günstiger, als wenn du Arbeitnehmer- und Arbeitgeberanteil,von der gesetzlichen bezahlst, aber die gesetzliche ist dann halt einkommensabhängig.Und während natürlich in denUSA, gut, es gibt zig verschiedene Versorgungssysteme und Versicherungen.Und insbesondere aber, wenn du fürs Militär oder für den öffentlichen Dienstarbeitest, ist deine Krankenversicherung quasi kostenlos.Also da wird nicht mal ein Arbeitnehmerbeitrag oder so eingezogen.Oder du kannst dich zwischen, ja, weiß nicht, liegen, also meistens liegen diezwischen 50 und 100 Euro pro Monat, die Beiträge.Und ich habe halt mit Leuten gesprochen, was die so zahlen, wenn sie denn versichert sind.Und ja, also die monatlichen, also die Beiträge waren in der Regel deutlichgünstiger als bei der deutschen privaten Krankenkasse.
Tim Pritlove 2:03:06
Also ich habe auch schon, ja, deutsche Krankenkassen können natürlich auch eine ganze Menge abrufen.Ja.Ich glaube, der Spitzenbeitrag sogar bei den normalen liegt jetzt auch schon so bei 900 bis 1000.
Pavel Mayer 2:03:22
Ja, ja, ja. Und so viel zahlt in den USA niemand für seine Krankenhäuser.
Tim Pritlove 2:03:29
Ja, aber du hast natürlich auch überhaupt nicht dieselbe Deckung,wie wir das hier gewohnt sind.Wenn du das hier bezahlst, dann bist du ja im Wesentlichen safe.Da kann ja irgendwie passieren, was du willst. dann kannst du irgendwie vierWochen im Krankenhaus liegen und drei Stunden irgendwie mit dem Krankenwagendurch die Stadt gefahren werden.Mit der Krankenversicherung in den USA hast du immer das Problem, dass,alles irgendwie so deductibles hast, du musst überall nochmal was zahlen undvor allem werden halt für bestimmte Maßnahmen gelten dann die Krankenversicherungennicht, wenn es so richtig teuer wird und dann wird es auch gleich so richtig teuer, also so,fünfstellig, sechsstellig teuer.
Pavel Mayer 2:04:08
Ja, es sei denn, Du bist irgendwie im öffentlichen Dienst oder bist Familienangehörigervon jemandem im öffentlichen Dienst.Also zum Beispiel, wenn du halt jetzt verwitwet bist und dein Partner war mal Soldat,dann bist du bis ans Lebensende kostenlos krankenversichert zum Beispiel.
Tim Pritlove 2:04:35
Ja, noch.
Pavel Mayer 2:04:36
Noch. Ich will sagen, ich sage jetzt nicht, dass jetzt die USA ein Sozialparadies wären oder so.Und ja, mit den Zuzahlungen und so.Aber es gibt halt eben keine Versicherungspflicht, was dazu führt,dass viele Leute eben Probleme kriegen.Plus, dann gibt es halt viele dieser günstigen Versicherungen,aber nicht alle haben dann halt höhere Zuzahlungen oder Deckungsobergrenzen.Die hast du in Deutschland nicht. Also in Deutschland öffentliche Versicherungenzahlt sogar das Höchste, was glaube ich,Im letzten Jahr, die eine Krankenversicherung, eine öffentliche,für einen Patienten bezahlt hat, waren 50 Millionen Euro an Kosten.Aber das machen die dann auch, wenn es denn sein muss.Da gibt es quasi offensichtlich keine Obergrenze in Deutschland.
Tim Pritlove 2:05:42
Lass uns mal ein bisschen zu den Leuten selber kommen.Also ich meine auch da mag sich das natürlich extrem unterscheiden.Aber wir wissen ja alle, derzeit geht es richtig rund in den USA und es gibt diese,gesellschaftliche Spaltung, glaube ich, die man herbeireden kann,aber die sicherlich dort auch spürbar ist.Also gerade die Unterscheidung zwischen Demokraten und Republikaner,aber sicherlich halt nicht nur das.
Pavel Mayer 2:06:18
Ja, also es ist alles deutlich rauer und kompetitiver.Also es fängt schon damit an, ich meine die Arbeitskultur ist eine andere,also die Ausbeutung ist deutlich größer, weil die Gewerkschaften halt auch teilweisenicht existent oder schwach sind und weil die Gesetze zum,Arbeitnehmerschutz gering sind.Aber dadurch eben auch ist die Kultur eine andere.
Tim Pritlove 2:06:49
Es ist auch ein anderes Selbstverständnis, glaube ich. Dieses Leben,Arbeiten ist sozusagen der Default. Und Urlaub überhaupt zu erhalten in derArbeit ist schon mal was Besonderes und wenn, dann ist es nur sehr wenig und schon gar nicht,die Menge, die wir hier in Europa gewohnt sind.Aber es ist glaube ich auch so, dass viele selbst die Arbeitszeiten,selbst die Urlaubstage, die ihnen zustehen, nicht vollständig abrufen,weil es so ein Stigma gibt, dass wenn du jetzt sozusagen nicht arbeitest,dass du dann sozusagen deine Coworker im Stich lässt.
Pavel Mayer 2:07:34
Ja, ich meine das perverseste sind die Sick Days.Das ist sozusagen auch eine Quote, eine bestimmte Anzahl an Tagen,die du nehmen kannst, wenn du krank bist.Wenn die aber weg sind, musst du halt normale Urlaubstage einsetzen und wenndie weg sind, gibt es keine Lotfortzahlung mehr, wirst du nicht bezahlt.Weswegen es dann so Dinge gibt, wo dann aufgerufen wird hier für den Kollegenund so, der ist jetzt so lange krank, wollt ihr nicht eure Sickdays spenden,damit der weiter bezahlt werden kann. So solche Dinge.Und dann generell verbringen die Leute auch mehr Zeit auf der Arbeit.Also arbeiten In dem Sinne eher 40 bis 50 Stunden in der Woche.Aber dafür geht viel Zeit, auch von diesen 40 bis 50 Stunden,auf Smalltalk und andere Dinge.Gut, kommt auf den Job an natürlich. Aber gerade in vielen Bürojobs und so istein signifikanter Teil der Arbeitszeit oft Socializing oder ja...
Tim Pritlove 2:08:58
Was ja darum heißt, dass auch die Arbeit sozusagen auch Teil deines sozialen Lebens ist.
Pavel Mayer 2:09:04
Ja, das scheint wichtig zu sein.Aber es ist halt auch so, es herrscht halt viel Misstrauen.Es ist halt sehr viel Wettbewerb in den Firmen auch um Beförderung oder so.Oder auch im akademischen Bereich und so. Das ist teilweise wirklich unangenehm.Aber es gibt eben auch genau das Gegenteil.Wie gesagt, öffentlicher Dienst, Militär ist auch ein gutes Beispiel,wo es nicht viel anders ist als teilweise hier und wo du auch dann Mitarbeiterhast, die einfach unzufrieden sind und sich hängen lassen und einfach nichtstun, aber in der Regel nicht gekündigt werden können.Das sind aber nicht die, die jetzt von Musk gefeuert wurden,sondern da gingen jetzt diese Doge-Entlassungen, hingen davon ab.Wie deine Abteilung heißt, für die du gerade arbeitest.Die hatten halt nichts mit dir persönlich zu tun.Aber wehe, du hattest irgendwas mit Umweltschutz oder mit Gleichstellung oderso zu tun oder mit Entwicklungshilfe.Dann bist du halt gefeuert worden.Unabhängig davon, was du vorher gemacht hast oder vielleicht danach hättestmachen sollen, das ja mitbekommen.Also viele Leute waren tatsächlich auch wegen Doge und so extrem besorgt undeine ganze Menge hat es dann auch durchaus getroffen.Die wurden dann jetzt geriffed, wie das so schön heißt, im öffentlichen Dienst.
Tim Pritlove 2:11:07
Geriffed?
Pavel Mayer 2:11:08
Ja.
Tim Pritlove 2:11:09
Was, woraus leistet sich das ab? Riffing?
Pavel Mayer 2:11:13
Reduction in Force.
Tim Pritlove 2:11:15
Reduction in Force. Ah, R-I-F einfach nur A. Okay, verstehe.
Pavel Mayer 2:11:20
Ja, aber die reden dann von wurde geriffed.
Tim Pritlove 2:11:25
Geriffed, okay.
Pavel Mayer 2:11:26
Riffed, ja. So. So.
Tim Pritlove 2:11:30
Aber ich meine, wie kam denn so die Gesellschaft so vor?Also ich meine, du hast dich ja mit Leuten unterhalten und du wirst ja vielleichtauch mal auf die allgemeinen Probleme gerade angesprochen haben.Was war so dein Eindruck?
Pavel Mayer 2:11:47
Also vor allem jüngere Leute, tatsächlich so unter 30,sind ganz schön am Straucheln wegen Wohnung und Job zu finden.Das heißt, ein großer Teil, der dann in irgendwelchen Wohnwagensiedlungen oder bei den Eltern oder so,weil du brauchst halt schon selbst als einzelne Person in den USA,irgendwo am Stadtrand von, ich sag mal,Dallas oder so für ein Zimmer oder ein kleines Apartment, so bis zu ab 1500 oder bist du dabei.Und dann wird auch oft verlangt noch, dass es einen Bürgen gibt und einen Auszugaus einem Strafregister da so und und und.Also selbst quasi, wenn du das Geld hast oder hättest, gibt es da noch dannandere Hürden, jetzt ein Apartment zu mieten beispielsweise.Und dann sind die.Teilweise die Mietverträge sind auch einfach unterirdisch,wozu du dich da bereit erklären musst und alle auch in der Regel befristet soerstmal auf sechs bis zwölf Monate und die müssen dann verlängert werden unddann können die alle sechs bis zwölf Monate beim Neuabschluss dann die Mieteauch wieder erhöhen und so.Also das ist vor allem das Problem bei jungen Leuten.Jobs gibt es zwar viele, aber viele der Jobs sind halt dann schlecht bezahltund ohne Sozialleistungen und oft auch so unter der Hand.Und also hilft es nicht den Leuten, jetzt irgendwie den jungen Leuten,wirklich eine Existenz zu gründen.Und ist nicht bei allen so, aber es ist hart.Ich habe wirklich Leute kennengelernt, die gut ausgebildet sind,ordentlich sind, sich fleißig sind.Und ja, trotzdem an der Grenze zur Obdachlosigkeit eigentlich unterwegs sind.Nicht nur ein Einzelfall, sondern ich habe mehrfach bemerkt.Ja, dann auf der anderen Seite, wie gesagt,Silicon Valley-Freunde mit 300.000 Dollar oder 25.000 Dollar im Monat kamenganz entspannt über die Runden.
Tim Pritlove 2:14:50
Kein Wunder.
Pavel Mayer 2:14:51
Guten Eindruck. Ja, und dann hast du so,ich sage mal, ältere Leute in meinem Alter, so zwischen 50 und 60 irgendwo in der Gegend und,die,schienen fast alle irgendwie krank zu sein.Also hatten halt typische fünf bis zehn Pillen am Morgen und dann alle möglichenseltsamen Krankheiten,gegen die diese Pillen helfen sollten.Meistens überwiegen natürlich Zivilisationserkrankungen.Und ja, Alkohol ist durchaus auch ein Thema.Also Alkoholismus ist in bestimmten Bereichen, in bestimmten sozialen Schichtenauch sehr ausgeprägt. insbesondere im öffentlichen Dienst beziehungsweise beim Militär.Also ich habe tatsächlich ein halbes Dutzend Militärangehöriger,kenne ich so deren Geschichte und alle haben Alkoholprobleme oder hatten Alkoholprobleme. oder, ja.
Tim Pritlove 2:16:38
Das ist auch eine These, warum.
Pavel Mayer 2:16:41
Gut, Militär wird, also beim Bund wurde auch viel gesoffen und so.Und Alkohol und Militär scheint einfach irgendwie eine unheilige Allianz zu sein.
Tim Pritlove 2:16:59
Also jetzt gar nicht so ein amerikanisches, keine spezifische amerikanischeEigenschaft, weil ich meine, bei den Russen wird bestimmt auch ordentlich gesoffen.
Pavel Mayer 2:17:09
Ja, also es ist mir dort halt einfach nur aufgefallen, auch weil aber das amerikanischeMilitär, weil dort einfach sehr viele Leute, ich das Gefühl hatte,irgendwie, ja,eine militärische Karriere hatten oder zumindest in dem Umfeld,in dem ich mich bewegt habe, hatte irgendwie jeder einen Militärangehörigen.Also das Ding ist auch, dass wenn du im Staatsdienst bist, weil die Leute oftim Ausland Dienst leisten,dass du dann, wenn du deinen Partner mitnimmst, der halt bevorzugt eingestellt wird.Das heißt, du hast halt oft ganze Familien, die aufgrund dessen dann im Staatsdienstoder beim Militär sind, weil ein Angehöriger oder der Ehepartner beim Militärist und das ist auch verbreitet.Und, das ist halt attraktiv, weil nach 20 Jahren Dienst bist du pensionsberechtigtund kannst dich dann, wenn du 50 Jahre alt bist, in Rente gehen.So, wenn du 20 Jahre im Staatsdienst warst.
Tim Pritlove 2:18:27
Das ist ja alles ganz schön. Aber die Leute, die jetzt im Staatsdienst sind,das ist ja nun wirklich auch ein bisschen die Ausnahme. Also das ist irgendwie eine Minderheit.
Pavel Mayer 2:18:34
Ja, aber wie gesagt, auch diese Leute, also die Leute schienen mir alle krankzu sein. Unabhängig von dem, was sie machen sozusagen.Die Älteren unabhängig, was sie machen und ja, also nicht gesund.
Tim Pritlove 2:18:52
Was mich jetzt mal viel mehr noch interessieren würde, ist so,wie siehst du das Verhältnis der Amerikaner zu ihrem Staat und auch der Gesellschaft gegenüber?Das ist glaube ich so ein bisschen so das, was uns ja am meisten Fragezeichenin den Kopf projiziert, weil wir einfach mit unserem Verständnis,mit unserem Selbstverständnis auch von Gesellschaft und Zusammenhalt und wasder Staat ist und was er für uns tun soll,offensichtlich ja auf einer ganz anderen Linie liegen. Also es gibt auch inEuropa noch extremere Beispiele,aber so grundsätzlich geht es ja alles mehr oder weniger in diese Richtung beiuns, zumindest im Westeuropa und vor allem im Norden, etwas weniger im Süden vielleicht.Wir sind der Staat und der Staatsapparat ist unsere Serviceagentur,die aus unseren Steuern, die wir gerne zahlen, alles irgendwie organisiert undbaut und macht und zusammenhält.Und das sind irgendwie wir. Und wenn ich auf die USA schaue,habe ich das Gefühl, diese Wir-Symbolik, die existiert da gar nicht so sehr.Die existiert nur im Konfliktfall.Jetzt führen wir einen Krieg, wir gegen die anderen. Also mehr so ein Wir,nur wenn es um alle anderen geht aber nicht so dieses wir sind ein ich habe fast gesagt,wir sind ein Volk also diese Mentalität dass es den Staat gibt weil das gutist das ist eher sehr verbreitet und speziell natürlich bei den Republikanernein Stück weit auch irgendwie bei allen dass so der Staat wird eher so, naja,okay Militär und so, ein paar Sachen und Grenzen, das muss man irgendwie die auch darüber regeln.Aber mischt euch mal nicht so ein.Also das Individuum sieht sich da sozusagen fern vom Staat und den Staat eherals störend an. Das ist jetzt mal meine These.Kannst mir ja vielleicht mal deine Eindrücke schildern, inwiefern du das noch so...
Pavel Mayer 2:21:12
Ja, also mein Eindruck war, dass...Ja, die Leute lieber ihr eigenes Ding machen, ihren eigenen Kuchen backen,tendenziell eher auch mehr Abstand zu Nachbarn lieber haben,obwohl in kleineren Communities der nachbarschaftliche Zusammenhalt und so,der dörfliche Zusammenhalt ist auf jeden Fall ein Ding,wo ich das Gefühl habe, Das ist genauso ausgeprägt wie hier oder ausgeprägter.Aber die Distanzen sind natürlich größer. Die Leute leben nicht so dicht aufeinander.Das mögen sie auch nicht. und sie zahlen sehr ungern Steuern.Also sie empfinden nicht das Gegut hier, ich meine, niemand zahlt wirklich gerneSteuern, aber man versucht eigentlich oft, wo es geht.Das zu vermeiden, bis hin zu, dass manche Leute absichtlich in Gegenden wohnen,wo sie selber für die Straße zuständig sind und keinen Strom haben und so.Und was aber ziemlich übel ist im Übrigen. Also diese privat gepflegten Straßenund Schotterwege, das ist die Hölle.Das funktioniert vorne und hinten nicht so richtig. ich, das hast du dann.Und das hast du dann halt auch. Und es gibt die Einstellung zu Regeln und Gesetzen,das ist einfach grundsätzlich anders.In Deutschland guckt man schon mehr auf Regeln und sieht eventuell auch den Sinn ein.Oder dann hast du auch die Leute, die natürlich auf die Einhaltung von Regeln pochen.Und in den USA ist man nicht so besessen von Regeln oder der Einhaltung von Regeln,sondern da werden sie oft einfach auch schlichtweg ignoriert.Weil Staat ist weit weg und Polizeidichte ist gering.Und ja, also es ist dann mehr,wie man das vielleicht hier als südländische Mentalität bezeichnen würde,was so jetzt Regeln angeht oder Ordnung und Sauberkeit und so.Aber es gibt dann natürlich auch wiederum das andere Extrem,so Gated Communities und Hauseigentümergemeinschaften oder HOAs,die dann wieder total krasse Regeln haben,die sich hier niemand gefallen lassen würde.
Tim Pritlove 2:24:32
H.O.A. Homeowner Association.
Pavel Mayer 2:24:36
H.O.A. Gemeinschaft, die dir dann die Länge des Rasens vorschreiben und die Art der Pflanzen,die du in deinem Garten haben darfst und die Beschaffenheit der Zäune usw.Hier gibt es auch so etwas wie Gemeindesatzungen, aber.
Tim Pritlove 2:25:00
Das sind vor allem noch mal so private Unternehmen meistens,die dann da sozusagen engagiert werden und dann die Leute, die da wohnen, auch terrorisieren.Gab es mal einen schönen Bericht von John Oliver darüber, der war schon etwas grausig.
Pavel Mayer 2:25:15
Ja, und dann Orte, also auch Städte sind dann inkorporiert,also quasi eine eigene Städte können quasi eine eigene juristische Person sein,müssen aber nicht.Beziehungsweise kann es dann sein dass Städte einfach sich austragen lassen, weil,zu wenig Leute da oder sagt halt okay und wir sind ab sofort jetzt keine Stadtmehr dann rechtlich, dann gibt es halt quasi auch,rechtlich niemanden dann gibt es halt nur noch den Landkreis aber der ist fürbestimmte Dinge nicht zuständig das heißt die wohnen dann einfach irgendwo unddu hast dann dort eben gewisse,Zuständigkeitslücken dann, beziehungsweise niemanden, der sich dann um die Infrastruktur kümmert.Also sie müssen sich dann selber um ihre Straßen und was auch immer kümmern und ja.
Tim Pritlove 2:26:23
Das ist der wilde Westen. Ich meine, so stellt man sich das ja auch vor und ich glaube,oder ich habe den Eindruck, dass das für viele auch ganz okay ist.Also, dass das sozusagen so ein Trade-off ist, weil diese Vorstellung,also es dreht sich ja immer um dieses Wort Freiheit.
Pavel Mayer 2:26:42
Ja.
Tim Pritlove 2:26:44
Und alle schreien das. Und es ist halt nur so, dass,jetzt mal im direkten Vergleich zu Europa,die Amerikaner einfach, glaube ich, eine ganz andere Vorstellung davon haben,was das bedeutet, Freiheit.Bei denen ist es halt im Wesentlichen Freiheit von allem.Ich will hier selber machen und es hat keine Behörde zu geben,die mir jetzt vorschreibt, wie mein Auto ist.Und ich kann da ranflanschen und rannageln, was ich will und mit den absurdestenKonstruktionen durch die Weltgeschichte fahren, weil wer bist du denn,dass du das irgendwie für mich entscheiden willst,wie ich mein Auto zusammenschraube oder woraus das besteht oder was das füreinen Motor hat oder irgendwas.Und wenn ich da vorne so ein Kuhhorn dran ballern will, dann mache ich das halteinfach, weil es sieht geil aus.Das ist so diese Vorstellung. Und unsere Form von Freiheit ist halt sehr viel mehr geprägt durch ein,Freiheit im Sinne von Sicherheit.Sicherheit primär jetzt im, also was heißt primär, von allem so ein bisschen,also Sicherheit im eigentlichen Sinne, Sicherheit vor Gefährdung, vor Kriminalität,so Sachen, aber eben auch die Freiheit abgesichert zu sein.Also Krankenversicherung, solche sozialen Systeme,Auffang, weil es ja auch für mich gut ist, wenn es anderen Leuten gut geht,weil dann hast du nicht diese Verrohungs- und Ausschlussmomente,die halt in den USA dann doch häufig zu sehen sind.Es ist ja alles sehr an diesem American Dream.Man muss es ja nur wollen und wenn du es nicht geschafft hast,dann hast du es wohl nicht genug gewollt.Was dann aber automatisch verbunden ist, ist dann eben auch so mit so einerAusgrenzung, weil wenn du es nicht geschafft hast, dann bist du halt auch nichtswert und dann wohnst du halt unter der Brücke oder was weiß ich.Ist mir egal, du hast ja nichts mit mir zu tun, du bist ja so zufällig auf demselben Land unterwegs,aber hier ist mein Home-Turf, hier ist unsere Region und was irgendwelche Regierungentausende Kilometer von hier entfernt,so mein, das ficht mich nicht an.Das ist so ein bisschen meine Wahrnehmung des Ganzen.
Pavel Mayer 2:29:17
Man muss natürlich auch hier dazu sagen, dass das eine grobe Verallgemeinerungist und es auch regional extrem unterschiedlich sein kann.Du findest einfach auch Gegenden und soziale Schichten und Leute,wo du das Gefühl hast, die unterscheiden sich jetzt nicht allzu sehr von Europa.Also es gibt, sagen wir auch, europäische oder europäisierte Amerikaner durchaus und Gegenden.
Tim Pritlove 2:29:49
Ich meine nicht, alle sind anders und es ist auf jeden Fall immer anders,sondern es ist einfach eine Meta-Betrachtung der Gesellschaft,einfach auch mal so ein bisschen zu verstehen, wie ist deren Verhältnis dazu.Also ich meine, wir sitzen ja hier und fragen uns die ganze Zeit,Leute, Trump, geht's noch?Und gehen dabei natürlich irgendwie davon aus, dass wir dieselbe Nähe zu diesempolitischen System dort haben.Dass es dort dieselbe Nähe zu diesem politischen System gibt, was es so nicht gibt.Oder dass auch nur dieselben Erwartungshaltungen an dieses politische Systemgestellt werden. Was offensichtlich ja nicht so ist.Und dieses Lasst uns in Ruhe hat halt auch viel mit, wir lassen auch die in Ruhe.Und wenn sie es nicht total übertreiben oder wenn ich nicht davon betroffenbin, dann ist es mir auch egal. Ich habe jetzt gerade so ein paar Berichte gesehen.Diese ganzen Zollentscheidungen von Trump ruinieren ja gerade zum Beispiel dieFarmer auch in diesen Red States, die eigentlich republikanisch gewählt haben,so Dakota, Norddakota, Süddakota, also so Regionen, die leben einfach nur vonAgrar und von nichts anderem.Und dadurch, dass sie jetzt halt einerseits ihre ganzen Aufträge verlieren,weil sie durch die Zölle jetzt einfach ihr Zeug, ihr Soja nicht mehr loswerden,die Exporte nach China, alle storniert werden auf der einen Seite und auf deranderen Seite durch diese harte Migrationspolitik ihnen auch noch die Arbeiterweglaufen und sie niemanden haben,verrotten jetzt da gerade ihre Felder und sie haben keine Aufträge und könnendas irgendwie alles gar nicht mehr so schaffen.Und müssen halt, gehen halt bankrott.Und dann guckst du dir an, wie sie da weinerlich in die Kameras reinschreienund das irgendwie auf TikTok hochladen, wie entsetzt sie doch so sind.Und eine sagte halt, ja sie würde das ja gar nicht verstehen,weil hier hätten doch alle Republikaner gewählt und wenn doch hier alle Republikanergewählt haben, dann müssten die doch auch was für uns tun.Und da lässt sich natürlich schön ablesen, wie so diese Mentalität ist.Nicht so, oh wir müssen die Richtigen wählen, damit die richtige Politik gemachtwird insgesamt, sondern ein, ja wir wählen euch, weil ihr seid ja immer für uns.Und wenn ihr für uns seid, ist es gut.Genau, du hast es gesagt.Hat ein bisschen was davon. Wo man die Bayern nicht ganz so aus dem Garten treten,aber die Mentalität spürt man da auch so ein bisschen.
Pavel Mayer 2:32:59
Also was mir aufgefallen ist, ich habe natürlich nach Protestenausschau gehalten,vor allem, und keine gesehen.Nicht mal in Washington. Es waren wohl welche, aber es ist halt einfach so großund ich habe sie nicht gefunden.Also da muss man dann tatsächlich suchen und dann findet man auch die Proteste,aber es war nicht so wie in Berlin, wo ich, ja,fast egal in welcher zentralen Straße ich sitze, irgendwie alle paar Wochenkommt irgendwie mal eine Demo direkt bei mir vom Fenster lang.Und Und dann ist es so, dass auch einen Großteil der Leute hatte ich das Gefühl,Interessiert sich nicht für Politik wirklich. Die sind depolitisiert.Das ist bei uns auch der Fall. Aber wenn du dir die Wahlbeteiligung anguckstund speziell Wahlbeteiligung bei kleineren Wahlen, hast du manchmal 10,20 Prozent oder so, die wählen gehen.Und wählen ist auch teilweise echt umständlich dort und selbst jetzt bei derPräsidentschaftswahl, habe ich was, 60 Prozent Wahlbeteiligung irgendwo in der Gegend.
Tim Pritlove 2:34:26
Das war schon viel.
Pavel Mayer 2:34:27
Und ja und was ich so gehört habe so an Meinungen war zum Beispiel ja, ob Trump oder Harris,ist doch egal die ziehen uns beide ja, ist doch egal die machen eh alle wassie wollen und sind eh von der Industrielobby gekauft und.Meine Stimme hat sowieso keine Auswirkung.Das ist bei ganz, ganz vielen Leuten, auch viele jüngere Leute,sind einfach komplett disillusioniert von der Politik und versuchen einfachin ihrem Umfeld, in ihrem Rahmen was zu machen, aber sehen nicht,dass irgendwie die Politik da irgendeinen Unterschied macht.Was leider auch eine falsche Betrachtung ist, Das ist aber nicht völlig falsch,weil natürlich das politische System der USA ist bisweilen auch ziemlich katastrophal.Also allein schon die Gliederung, diese 50 Bundesstaaten.Manche Bundesstaaten haben irgendwie weniger oder eine ganze Reihe von Bundesstaatenhaben halt weniger Bevölkerung als zwei Berliner Bezirke.Und in diesen Ländern, Hauptstadt selbst Delaware, Wilmington,80.000 Einwohner, wie Lüdenscheid ungefähr.Das ist dann so die Hauptstadt von einem amerikanischen Bundesstaat.Oder sich Montana auch, glaube ich, die Hauptstadt.Boßmann oder so der größeren Orte alle so unter 100.000 also nicht mehr,was mir sagen würde Mittelstädte nicht mal Großstädte sind halt dann dort dieHauptstädte und das führt natürlich auch dazu Helena ist die Hauptstadt von Montana,Helena ist die Hauptstadt Helena und hat was?
Tim Pritlove 2:36:39
32.000.
Pavel Mayer 2:36:41
32.000, ja. Das ist, ich meine...
Tim Pritlove 2:36:46
Und Delaware heißt die Hauptstadt Dover.
Pavel Mayer 2:36:50
Eigentlich ist es Wilmington, dachte ich, von Delaware müsste Wilmington sein.
Tim Pritlove 2:36:57
Hauptstadt des Bundesstaates Delaware.
Pavel Mayer 2:37:02
Okay. Und?
Tim Pritlove 2:37:05
39.000 und Metropolregion 181.000.Dein Wilmington ist, glaube ich, nicht die Hauptstadt.
Pavel Mayer 2:37:16
Okay, dann war es nur die größte Stadt vielleicht in Delaware mit 80.000.
Tim Pritlove 2:37:24
Einwohnern. Ja, es ist die größte Stadt und die hat 70.800.
Pavel Mayer 2:37:31
Da sind im Übrigen die Hälfte aller amerikanischen Aktiengesellschaften dortgemeldet. Also hat die einen Firmensitz.
Tim Pritlove 2:37:44
Oh Mann, oh Mann.
Pavel Mayer 2:37:46
Oh Mann.
Tim Pritlove 2:37:46
Delaware hat irgendwie noch nicht mal eine Million.
Pavel Mayer 2:37:50
Und jetzt hast du halt diese ganzen Bundesstaaten, wo eine Handvoll Leute nur sind.Und deswegen ist die Qualität an politischem Personal, also insgesamt der Topf,aus dem du schöpfen kannst, ist halt...Überschaubar. Das ist halt kleinund das führt dann natürlich auch zu entsprechend seltsamen Gesetzen.Also dagegen ist dann wahrscheinlich das Berliner Abgeordnetenhaus eine Ausgeburtan Kompetenz verglichen mit einfach manchen amerikanischen Landesparlamenten.Ich meine, in Berlin hat man mindestens vier Millionen Leute,aus denen man irgendwie sich sein Personal aussuchen kann.Während du dann in so einer Hauptstadt von so einem Bundesstaat hast du irgendwie 30.000 Leute.Und da musst du dann Parlamentarier...
Tim Pritlove 2:38:52
Ich würde da Berlin überhaupt nicht die Freischein geben, weil hier ist es wirklich schlimm.
Pavel Mayer 2:38:57
Ja, ja, ja. Aber kein Vergleich.Und dann halt auch wiederum ist dieses föderale System,in Deutschland sind wir halt viel, viel einheitlicher, was so Gesetze angehtund auch unser Grundgesetz und so funktioniert ziemlich gut.Aber also sorgt dafür, dass es so eine gewisse Einheitlichkeit gibt,was die rechtliche Situation angeht.Während man.Ja, in den USA, Verkehr ist komplett anders,andere Gesetze, was die Zulassung von Autos angeht, was irgendwie das Bauenangeht und so weiter und gesagt,nur am Rande, ich meine die Marihuana-Gesetzgebung ist auch eine komplette Katastrophe,ohne da jetzt ins Detail zu gehen, Aber wir denken, okay,ja, da gibt es gewisse Staaten, da ist Marihuana legal, kennen wir ja,Kalifornien, Washington war der erste Staat, andere nicht.Aber was ich weiß, ist,dass es dann so Dinge gibt, wie zum Beispiel in Alaska dürfen legal nur Amerikaner kiffen.So als Ausländer, du hast dann so Gesetze, die halt dann für Ausländer besonders diskriminieren.
Tim Pritlove 2:40:45
Ich meine, es ist jetzt immer, ich finde, wir machen es so ein bisschen einfach,wenn wir sagen, hier die USA und da Deutschland und unsere Bundesländer sindja so und die Bundesstaaten sind so.Man muss es wirklich mit Europa insgesamt vergleichen.Und rechtliche, also unterschiedliche Ansichten darüber, wie das Verhältniszum Staat ist, wenn man von Portugal,bis nach Finnland und nach Griechenland gehst, da wirst du natürlich auch sehrdiverses Auffassungen darüber finden, wie das alles so richtig verhält.
Pavel Mayer 2:41:27
Und in dem Sinne, was das Chaos angeht,so steht, oder Unterschiede, ja,steht es teilweise Europa in nichts nach,so, beziehungsweise was so die Uneinheitlichkeit vieler Dinge angeht.Da hat man das Gefühl, dass Europa mittlerweile zumindest, zumindest was dierechtliche Situation angeht, deutlich einheitlicher ist.Aber ja, es sind natürlich überall andere Verwaltungen und Gesundheitssysteme und, und, und.Insofern, die andere Sache ist,dass es wohl bei der Befragung, welches Land Leute am besten finden,ist es überwiegend das Land, wo sie aufgewachsen sind.Und ja, das ist das Normal.Das ist das, so wie es sein sollte eigentlich. Und da gibt es nur wenige Länderauf der Welt, die wirklich so kaputt sind, wo die Leute dann sagen,ja, nee, auf gar keinen Fall irgendwie so wie in meinem Land.Aber so selbst in China oder so, sagen die Leute, nee, China ist einfach dasbeste Land der Welt oder die Amerikaner sagen, USA sind das beste Land der Welt und so.Wahrscheinlich die Mehrheit in der Mehrzahl der Staaten, wenn du fragst,wo ist es besser oder wo ist es richtig, dann ja, da wo.
Tim Pritlove 2:43:07
Ja, ein Mangel an Informationen herrscht da natürlich auch ein bisschen.
Pavel Mayer 2:43:11
Ja, aber es ist aber auch das, woran man angepasst ist, das was man gewohnt ist.Und damit kommt man klar, das funktioniert für einen selbst am ehesten noch,als jetzt mit einer Verwaltung klarzukommen,mit der man noch nie im Leben zu tun hat oder mit einem System. insofern, ja.Aber es gibt natürlich Sachen, systemunabhängig, oder wo ich sagen würde,das ist dann jetzt nicht unbedingt relativ, also wie zum Beispiel die ganze Müllthematik.Ja.Gut. Ich meine, ich habe das Gefühl,wir müssen irgendwann nochmal, aber nicht so bald nochmal einen hinten dranhängen,weil wir eine Reihe von Themen.
Tim Pritlove 2:44:10
Ich würde mal folgendes vorschlagen. Wir machen jetzt vielleicht erstmal hier den Sack zu.Das mal so als Reisebericht und erster Eindruck und dann schauen wir mal,ob ihr Kommentare und Fragen zu dieser Sendung habt.Dann kann man das ja vielleicht nochmal aufgreifen.Aber ich würde sagen, als Reisebericht sollte es jetzt erstmal lang, oder Pavel?
Pavel Mayer 2:44:32
Ja, ich denke, denke schon, wir haben,Eine Menge Zeugs angesprochen, gab natürlich in sieben Wochen noch deutlich mehr.Also wie gesagt, gerade das Politikthema hatten wir nur kurz angesprochen,aber Militär hatten wir auch, Gesundheitssystem hatten wir auch.Ja, vielleicht ist das auch genug insofern,weil ja generell die mediale Berichterstattung über die USA,die allgemeine auch sehr ausführlich ist.Und ich gucken wollte, dass ich mich vielleicht hier auf ein paar Sachen auchfokussiere oder ein paar Sachen, wo es einfach der Eindruck vor Ort ein anderer war,als wenn man jetzt in Medien oder Filmen sich das Ganze anschaut.Und ja, am Ende.Die Leute leben irgendwie ihr Leben und versuchen das Beste draus zu machenunter aber überwiegend jetzt lokalen Umständen und das Gefühl auch,dass das Lokale wichtiger ist als jetzt das US-amerikanische,weil das USA einfach so groß ist.Und die USA und der Bund ist halt auch weit weg und distant und so und schwerzu beeinflussen und zu verändern.Und ja, deswegen, wie gesagt, die meisten Leute einfach leben in ihrem Umfeld und.Um Job oder Karriere oder versuchen, ein Unternehmen aufzumachen.Und das ist allerdings tatsächlich, ich sage mal, wenn es gelingt,ein Unternehmen aufzusetzen, was irgendwie Traktion hat, dann lässt sich dasunglaublich schnell dort auch einfach entwickeln.Also die Hürden und so sind in der Regel eher geringer Und es fühlt sich dynamischer an.Also die ganze Wirtschaft, da ist man bereit, mehr zu opfern und auch,was weiß ich, wenn es sein muss, Leute, Arbeitgeber ziehen dann auch 2000 Kilometerweiter und verlassen ihre ganze Familie.Das ist so das eine Extrem,oder wir schon hatten, da wird dann einfach,wenn die wirtschaftliche Grundlage nicht da ist, wird halt ein kompletter Ortabgerissen oder untergegangen, lässt man einfach untergehen.Und also da ist auch, was jetzt Unternehmen angeht, wird dort schneller gegründetund schneller gewachsen und schneller pleite gegangen.
Tim Pritlove 2:47:41
Ja, man reißt dann schnell was ein und das ist auch so ein bisschen meine Hoffnung,weil derzeit befinden sich einfach die USA in einem sehr traurigen Zustand.Aber ich habe auch so immer den Eindruck gehabt, wenn sie denn dann mal an denPunkt gekommen sind, dass die Sache scheiße läuft,dann können sie auch sehr schnell wieder in die andere Richtung marschieren,während ich den Eindruck in Deutschland so überhaupt nicht habe.Also hier weiß man es eigentlich die ganze Zeit, aber man ist überhaupt nichtin der Lage, sich überhaupt in irgendeine Richtung zu bewegen und das ist manchmal auch nicht so geil.Trotzdem wäre das jetzt nicht meine erste Wahl.
Pavel Mayer 2:48:20
Ja, also hier hat es eher so eine Auffanggrenze nach unten,die ist sozusagen das soziale Netz des Dichter geknüpft hier bei uns als in den USA.Aber dafür ist es auch dann mühsamer und aufwendiger, sich zu entwickeln oder rasant zu wachsen.
Tim Pritlove 2:48:54
Ich würde sagen, wir machen jetzt mal hier einen Punkt, Pavel.Und warten mal unser Feedback ab. Also das war jetzt hier die kleine Bonusrunde,die wir euch versprochen hatten.Ich hoffe, es war was für euch dabei. und ja, ansonsten lesen wir uns und hörenbei uns, wenn wir uns dann hier wieder um die wichtigen Sachen des Lebens kümmern.
Pavel Mayer 2:49:15
Okay, macht's gut.
Tim Pritlove 2:49:17
Bis dann. Tschüss.
Shownotes

UKW135 Ukraine: Ausgerechnet Alaska

Die diplomatischen Initiativen treten auf der Stelle und die Frontsituation ist diffu

Da die USA derzeit einfach nur ein einziger Fail ist geht auf dem diplomatischen Parkett in punkto Konfliktlösung schlicht nichts voran. Alle Initiativen Europas und der Ukraine sind mehr auf Schadensbegrenzung ausgerichtet und so steht Europa derzeit allein da, die Ukraine so weit zu unterstützen, dass sie dem russischen Vernichtungskrieg genug entgegensetzen kann, um einen größeren Vormarsch zu verhindern. Während Putin ohne Unterlass täglich hunderte bis tausend seiner Soldaten in den Tod schickt sind die Gewinne an der Front minimal, das Leiden der Ukrainer aber immer noch maximal. In der Ukraine gab es jetzt seit Kriegsbeginn das erste Mal Proteste gegen die Regierung, wir erklären, was es damit auf sich hatte.

Wir fassen die Situation der letzten zwei Monate für Euch zusammen und geben Einblicke in vielleicht wichtige Entwicklungen. Nach einer Sommerpause wollen wir jetzt wieder regelmäßiger in die Berichterstattung einsteigen.

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Tim Pritlove
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Pavel Mayer

Für diese Episode von UKW liegt auch ein vollständiges Transkript mit Zeitmarken und Sprecheridentifikation vor.

Bitte beachten: das Transkript wurde automatisiert erzeugt und wurde nicht nachträglich gegengelesen oder korrigiert. Dieser Prozess ist nicht sonderlich genau und das Ergebnis enthält daher mit Sicherheit eine Reihe von Fehlern. Im Zweifel gilt immer das in der Sendung aufgezeichnete gesprochene Wort. Formate: HTML, WebVTT.


Transkript
Tim Pritlove 0:00:29
Hallo und herzlich willkommen zu UKW, unsere kleine Welt.Mein Name ist Tim Brittlaff und nach einer kleineren Pause, dem Sommer geschuldet,melden wir uns wieder zurück, um über die Ukraine zu berichten mit mir und mit Pavel. Hallo Pavel.
Pavel Mayer 0:00:46
Hallo Tim.
Tim Pritlove 0:00:48
Ja, und ja, it's been a while. Letzte Sendung war vom 10.Juni. Wir wollten eigentlich schon ein bisschen früher uns zurückmelden,aber das hat halt, wie ihr merkt, nicht so richtig geklappt.Und umso mehr sind wir jetzt hier motiviert, mal wieder klartisch zu machenund euch die Situation im Krieg um und gegen die Ukraine zusammenzufassen.Ja, ist eine Menge passiert auf der einen Seite, aber auf der anderen Seiteist auch wieder mal eine ganze Menge nicht passiert.Wir fangen mal wieder an mit der militärischen Situation.Die ist halt so weitgehend unverändert, kann man sagen.Wir kommen auf das, was sich verändert hat. Wir sehen nach wie vor heftige AngriffeRusslands täglich auf zivile Infrastruktur und natürlich auch auf militärische Infrastruktur.Russland hat weiterhin die Attacken mit Schahed-Drohnen, mit ballistischen Raketenund was sie sonst noch im Arsenal haben verstärkt.Und hat halt auch in ihrer Sommeroffensive weiterhin ordentlich Leute verheiztund an die Front geschickt, als gäbe es kein Morgen.Es sind halt auch alle großen Städte betroffen, insbesondere musste Kiew alsoschwer einstecken, Kharkiv.Das heißt, viele Angriffe gingen auch gegen die Hauptstadt und nicht alles davonkonnte abgefangen werden.Das ist in der Größenordnung von so Hunderten von Schahets, die gleichzeitiglosgeschickt werden, also wir reden von fünf, sechs, siebenhundert Raketen undDrohnen in der Summe, die so pro Nacht abgefeuert werden.Einfach um mit dieser massiven Zahl die Luftabwehr zu überwältigen,was eben auch leider teilweise gelingt.Wir kommen auch gleich noch dazu, wie es der Ukraine gelingt, hier gegenzuhalten.Ja, und auf der anderen Seite gab es halt dann viele Gefangenenaustausche,aber natürlich auch Gegenangriffe der Ukraine.Also es wurde vor allem viel wieder die Ölproduktion Russlands angegriffen undvermehrt eben auch Fabriken.Man sieht auch, dass die Ukraine in zunehmendem Maße über Raketen verfügt, die Long Range sind.Also Long Range ist vielleicht der falsche Ausdruck. Also die deutlich weiterkommen,als das bisher der Fall war.Da sind so diverse neue Systeme auch in Betrieb genommen worden.Ja, und es gab viele Angriffe auf Raffinerien und das dürfte auch seine Auswirkungen gehabt haben.
Pavel Mayer 0:03:59
Ich meine, allein jetzt in den letzten zwei Wochen gab es allein sechs erfolgreicheAngriffe auf Raffinerien, also seit Anfang August.Das hat unter anderem dazu geführt, dass die Spritpreise in Russland jetzt aufRekordniveau sind und Russland mal wieder Sprit aus dem Ausland importieren muss,vor allem aus Belarus und Kasachstan.Das war früher auch schon mal der Fall und jetzt wird es aktuell wohl wieder etwas eng.
Tim Pritlove 0:04:39
So was ist natürlich immer relevant, weil es eben etwas ist,was auch die Bevölkerung merkt.Normalerweise halten die Medien ja die Bevölkerung möglichst frei von solchenkriegsbedingten Folgen, aber wenn es an die Kohle geht, dann merkt das natürlich auch jeder.Ob das jetzt schon in einem Maße stattfindet, wo alle anfangen zu stöhnen,kann ich nicht sagen, aber ich denke, das russische Volk ist leider leidensfähigund wird das auch eine Weile wegstecken.Aber es ist natürlich schon krass, wenn Russland auf all places,also wo wirklich ausgerechnet Öl normalerweise keine beschränkte Ressource ist,dass sich das dann hier eben auswirkt.Und da sieht man halt auch, dass wenn die Ukraine auf diese Produktionsstättengeht, sie geht ja nicht an die Quelle,sondern es geht ja an diese verarbeitende Industrie und da eben speziell andiejenigen, die eben dann so diese zweite Reihe Produktion macht.Also Benzin, Diesel für die unmittelbare Nutzung mit PKWs und wenn halt dieseFabriken außer Betrieb genommen werden, dann hat das eben auch Auswirkungen.Es hat einerseits Auswirkungen auf den internen Preis, hat Auswirkungen darauf,dass man importieren muss, aber es ist natürlich auch wieder etwas,was Russland nicht exportieren kann, wenn sie ihren eigenen Bedarf schon nicht gedeckt bekommen.Andere Angriffe gingen so auf rüstungsrelevante Fabriken, also es gab so diverseFabriken, wo angeblich Schahetts produziert werden, aber eben auch so Zulieferfabriken,Elektronikhersteller,Chemiefabriken.Zuletzt traf es eine Heliumfabrik, also Heliumfabrik ist Quatsch,aber eine Heliumprodukte herstellen, ich weiß nicht ganz genau,Helium kann man nicht herstellen.
Pavel Mayer 0:06:41
Ja, das wird aus Erdgas extrahiert.
Tim Pritlove 0:06:46
Genau. So etwas oder Saphir-Produktion, all solche kleinen wichtigen Elemente,die in der Rüstungsindustrie eben eine große Rolle spielen.
Pavel Mayer 0:06:56
Also zusätzlich gab es dann außerdem auch noch einen Angriff auf eine Ölpumpstationvon der Druschpa-Tipeline und da hat sich Ungarn tierisch drüber aufgeregt,dass jetzt die Ukraine angeblich die ungarische Ölversorgung gefährdet.
Tim Pritlove 0:07:24
Das scheint ja sowieso das einzige zu sein, was Ungarn interessiert.Also der Außenminister hat sich dann in dem Zusammenhang auch gemeldet,also der Außenminister von Ungarn.Also ja, was denn das soll? Das ist ja nicht unser Krieg.Ich finde das ehrlich ganz schön gewagt, dass Ungarn wirklich als unmittelbarerNachbar der Ukraine und potenziell ja sozusagen auch als nächstes Opfer der Russen hier...Diese Sicht hat.
Pavel Mayer 0:07:54
Und gerade Ungarn, ich meine historisch, der Einmarsch in Ungarn war irgendwienoch schlimmer und blutiger als die Niederschlagung des Prager Frühlings.Also da, das verstehe ich nicht, dass, ja, da,dass Orban und das die Regierung damit durchkommt, so einen Kurs zu fahren,das ist mir irgendwie ein Rätsel.
Tim Pritlove 0:08:22
Tja, so funktioniert die Propaganda. Hauptsache es gibt genug Feinde,die man ausmachen kann, was auch immer ist.Zweitens halt irgendwelche Minderheiten, die alles verhindern.Oder eben die EU, Europa, alles ganz gefährlich.Da wird der Russe auf einmal gefährlich eingesehen.
Pavel Mayer 0:08:39
Und in Ungarn wird halt massiv auch Anti-EU-Propaganda gemacht.Also Ursula von der Leyen ist dort Eines der Hauptziele und da hast du dannhalt auf der Straße einfach, ja,Propaganda mit von der Leyen und anderen EU-Funktionären, die dann an allemschuld sind natürlich, was in Ungarn schiefläuft.
Tim Pritlove 0:09:11
In dem Zusammenhang kann man auch nochmal was, eine Meldung nochmal zitieren,das hatten wir schon lange hier in unseren Notes, aber nie so richtig erwähnt.Es gab ja mal den Fall, das ist jetzt schon zwei, drei Monate her,dass die Ukraine ungarische Spione festgenommen hat, die angeblich einen Auftrag hatten auszuloten,ob die Bevölkerung der Westukraine mit einer Invasion Ungarns okay wäre.Also das war eine ziemliche What-the-Fuck-Meldung und man muss das auch immerein bisschen ein Körnchen Salz nehmen, weil,in so einer Kriegssituation ist die Kommunikation nochmal ein bisschen problematischerals ohnehin schon aber es ist halt so.Also als ich in Ungarn war, ich weiß noch, ich saß im Taxi und habe dann gleichmal den Taxifahrer gefragt, wie er denn das so sieht oder was er mir so sagenkann, wie denn das so gesehen wird, der Konflikt und der Krieg.Und er war dann relativ schnell dabei, so ein Ja und was die Ukrainer da machen,das ist ja auch ganz schlimm und er erzählte von irgendwelchen Massakern anRussen und dann war auch relativ schnell mit so einer Erzählung da,dass ja dann auch die ungarische Minderheit ganz schlecht behandelt wird inder Ukraine oder behandelt wurde.Und ich merkte relativ schnell, dass da halt einfach auch viel Propaganda schonverfangen hat und die Ukraine ist ja auch böse zur Ungarn-Nummer.Definitiv halt so ein russisches Propaganda-Playbook, was da ausgespielt wird,was halt Orban halt einfach auch schon seit langer Zeit nutzt.Ob jetzt es wirklich Pläne gibt, dass Ungarn die Ukraine dann auch noch mit übernehmen will.Keine Ahnung. Das kann sein, das kann nicht sein, aber es drückt glaube ichso ein bisschen aus, wie schwierig dieser Konflikt da ist.Also man würde sich jetzt mal nur vorstellen, die Russen würden jetzt wirklichdie Ukraine einnehmen und Ungarn würde sich dann halt einfach so diesen Teil,also es gibt ja vielleicht mal so ein bisschen zur Geografie,Ungarn hat ja gar nicht jetzt so viel Landborder mit der Ukraine,aber es gibt dann sozusagen noch so eine Region eben westlich der Karpaten.Und das ist der Bereich,der eben so eine ungarische Minderheit eben auch noch mit hat und keine Ahnung.Also ich meine, es ist natürlich absurd, dass jetzt ein EU-Mitglied auf einmalso ein Landgrab mittragen würde, aber bei Orbán scheinen irgendwie so die Regelnund Normen sowieso schon ordentlich durcheinander gekommen zu sein.Also das ist auf jeden Fall alles sehr schwierig. Aber genug über Ungarn,gucken wir nochmal so ein bisschen da drauf, wie sich das so militärisch entwickelthat und da gibt es halt auch eine ganze Menge not so good news.Und das ist halt generell jetzt die Sommeroffensive Russlands,die weiterhin davon geprägt ist,dass einfach die russische Armee auf die Leben ihrer Soldaten halt weitgehendscheißt und die Leute halt einfach an die Front schickt, solange es irgendwiegeht und das ist jetzt auch so ein bisschen die neue Taktik.Wir sehen auf der einen Seite, da haben wir ja auch schon viel drüber geredet,einen Krieg, der jetzt technisch vor allem von der Drohnentechnologie dominiert wird.Also dieser gesamte Frontverlauf ist so eine Zone von ungefähr 20 Kilometer,wo sich die Armeen gegenüberstehen.Russland versucht vorzudringen, Ukraine versucht zu verteidigen und sie verteidigendas halt vor allem mit Drohnentechnologie.Das heißt, es gibt so eine Surveillance-Zone, die vielleicht teilweise auchnoch viel weiter ins russisch besetzte Gebiet eindringt, vielleicht bis zu 50Kilometer, wo man also mit Überwachungsdrohnen zumindest erstmal versucht rauszufinden, okay,was findet da statt, was sind da für Bewegungen, irgendwelche größeren Truppenmassierungen,sind da irgendwelche Panzer unterwegs etc., damit wenn das dann halt näher rankommt,das entsprechend beantwortet werden kann.Aber die eigentlichen Fortschritte werden einfach mittlerweile dadurch erzielt,dass man mit sehr kleinen Gruppen, also dass die Russen mit sehr kleinen Gruppenvorstoßen, teilweise auf Motorrädern.Das hat sich wohl jetzt so ein bisschen, es wurde jetzt immer populärer.Wo man sich da denkt, natürlich Motorräder habt ihr sie noch alle,da hat man doch gar keinen Schutz, gerade nicht vor Drohnen.Ja, ist richtig. Aber der andere Vorteil ist, man ist halt sehr schnell unterwegsund diesen Überraschungsmoment dann auszunutzen, das war so ein bisschen dieIdee dahinter und teilweise funktioniert das eben leider auch.
Pavel Mayer 0:14:29
Also das Grundproblem oder Aber es gibt in dem Sinne kaum noch feste oder scharfe Frontlinien,weil eben in diesen 20,30 Kilometer Streifen an der Front ist es praktisch nicht möglich,irgendwie größere Truppenmengen zu konzentrieren, weil die dann sofort Artillerie,Schläge,Bomben oder was auch immer an sich ziehen.Das heißt, dass ja mittlerweile auf beiden Seiten du wirklich alle,vielleicht alle paar hundert Meter hast du dann zwei, drei Leute an der Front,die dann da gucken und versuchen dann eben ja den Gegner vom Vordringen abzuhalten.Oder daneben auf Versorgungswege oder so beteiligt.Dann schießen und die mit Drohnen angreifen.Und was die Russen wohl auch machen, also neben den Motorrädern.Ist dann auch, dass sie so ein Zweierteam losschicken, was dann halt von Drohnenbegleitet wird, die dann quasi für Sicherheit sorgen.Die das dann ausgauten und diese zwei Leute graben sich dann irgendwo ein,weit vor der Front und ja,eventuell machen erst mal nichts, aber schießen dann eventuell auf Zivilisten,die da vorbeikommen oder wenn es dann die Möglichkeit gibt, beziehungsweiseschicken dann mehr und mehr und mehr und hoffen dann,dass sie irgendwann in irgendeiner Gegend dann vielleicht ein paar Dutzend oder50 Leute dann haben oder 20,30 von diesen Zweierteams und dann so vielleicht zu einem größeren Angriff übergehen.Aber ja, es ist halt ein Krieg, wie es ihn so, glaube ich, noch nicht gegeben hat.Mit einfach einer sehr diffusen Front, quasi fast so einem Guerilla- oder Spezialkräftekriegin einem 30-Kilometer-Streifen.Und ja, mit aber eben auch entsprechend großen Verlusten.Und gab es dann diese eine Stelle, war das jetzt...Bei in der Nähe von Pokrovsk, wo sie jetzt so eine lange Zunge ist.
Tim Pritlove 0:17:20
Das war dann auch wieder so ein Trigger in den Medien, wo dann auf einmal gemeldetwurde, Russland hat jetzt irgendwie innerhalb weniger Tage 20,30 Kilometer Vorstoß gemacht.Wo man sich dann so bildlich wahrscheinlich vorstellt, dass irgendwie so aufbreiter Front die Panzer rollen und so weiter.Worum es sich dabei tatsächlich gehandelt hat, ist halt so ein Durchbruch an einer Stelle.Vermutlich mit der von dir geschilderten Strategie, der einfach eine Lücke gefundenhat in der Überwachung der Front durch die Ukraine.Dazu muss man halt auch sagen, die Ukraine hat einfach Personalsorgen.Es wird immer schwieriger, Leute zu rekrutieren für den Krieg,weil natürlich einfach verständlicherweise viele auch keinen Bock drauf haben.Die Frontlinie ist extrem groß und wird durch Russland ja durch die unterschiedlichstenVorstöße auch möglichst breit gehalten, damit sie dann ihren Personalvorteilauch gut ausspielen können.Und die Ukraine versucht es haltmit Technologie zu schließen und das funktioniert ja auch weitgehend gut.Insgesamt sind ja die Vorstöße Russlands nach wie vor glacial, wir hatten das ja schon.Also eine Schnecke kommt schneller voran und dann ist es natürlich immer totalauffällig, wenn mal so ein größeres Gebiet oder ein längeres Gebiet,muss man an dieser Stelle sagen, weil groß ist es nicht wirklich,wenn dort eben sehr schnell Vorstöße vorgenommen werden.Ukraine reagiert jetzt an der Stelle auch, schickt da Spezialtruppen hin.Das heißt, da wird dann einfach die Soldatenpräsenz größer sein,auch sehr viel größer sein als die der Russen. Und es ist auch davon auszugehen,Dass dieses Gebiet nicht unbedingt gehalten werden kann von den Russen,weil das eben einfach nur so eine dünne Zunge ins Land ist.Und es ist natürlich auch den Ukrainern klar, wie wichtig das ist,genau an der Stelle, nördlich von Pokrovsk, dagegen zu halten.Weil es ist nicht nur nördlich von Pogrovsk, was eben so einer der schwierigenOrte derzeit ist, die verteidigt werden sollen,sondern es ist genauso auch südlich von Kostjan Tynivka,was so die aktuelle Frontstadt ist, dieser ganzen Städtekette,die dort in Donetsk ist, bis hin zu Kramatorsk und das ist so der Strongpointder Ukraine schon immer gewesen.Also nicht erst seit drei Jahren, sondern auch schon im Kampf gegen die Russenim Donbass vor zehn Jahren.Das ist ja sozusagen nur eine Fortsetzung davon.Das sind auch Gebiete, die die Russen jetzt nicht ohne weiteres einnehmen werdeninnerhalb weniger Tage, aber trotzdem will man sie natürlich so weit wie möglichfernhalten, um zu verhindern, dass sich irgendwo Artillerie positionieren kann,die dann Städte beschießen kann etc.Grundsätzlich hat aber Ukraine eben immer dieses Prinzip, man gibt lieber etwasLand her als Soldaten und die Russen haben einfach die Strategie,die geben halt lieber Soldaten her,als keine Fortschritte zu erzielen.Und da kommen halt einfach so zwei Prinzipien aufeinander, das geht dann nichtimmer gut, auch wenn sich die Ukraine gut hält.Das Ganze ist natürlich jetzt von der medialen Wirkung her wieder ein Problem,aber es ist jetzt nicht so, dass wir jetzt hier wirklich von so einem großenDurchbruch sprechen können.Vielleicht an der Stelle nochmal so ein bisschen so ein Überblick,wo denn eigentlich jetzt derzeit der Krieg wirklich tobt.Abgesehen von dieser Gegend um Pokrovsk, wo die Russen mehr Boden gut gemachthaben als jetzt an anderen Stellen und es geht halt immer so langsam voran.Ohne, dass wirklich jetzt nennenswert größere Orte genommen werden konnten,muss man auch dazu sagen.Das sind alles Felder, kleinere Dörfer.Teilweise müssen dann die Ukrainer halt auch Stellungen aufgeben,wo sie vielleicht schon Barrikaden errichtet haben.Und das ist jetzt gerade bei diesem Fall, bei Pukowski ist das so das Problem,dass die Russen sehr schnell irgendwo hingekommen sind, womit die Ukrainer nichtgerechnet haben, weil ihnen halt die Überwachung ein bisschen verloren gegangen ist.Und dann konnten die Russen halt auch an Stellen schon vorrücken,wo die Ukrainer so Fallback-Positions eingerichtet haben.Also wo kleine Bunker befestigte Trenchlines, was weiß ich, waren und dann wirdes natürlich etwas schwieriger, die dann auch wieder rauszubekommen.Aber es sind halt nicht viele, also wird ihnen das schon irgendwie gelingen.Na gut, also diese Region ist ein Problem.Dann haben wir im Norden bei Sumi halt nach wie vor diesen Vorstoß aus Kursk.Das ist aber alles weitgehend unter Kontrolle, da passiert derzeit relativ wenig.Um die Stadt Kupiansk, das ist ja so die Stadt, die bei der großen Rakiv-Gegenoffensiveder Ukrainer wieder zurückgeholt werden konnte.Da sind die Russen ja jetzt schon seit zwei Jahren dran, dort Fortschritte zu machen.Da gab es leider dann in den letzten zwei Monaten Flussübertretungen und aucheine Versorgungsstraße ist dann nicht mehr unter ukrainischer Kontrolle.Trotzdem ist die Stadt selber noch sicher, aber das ist definitiv auch so einOrt, der beobachtet werden muss.Und im Süden in Saporizhia ist, naja gibt es immer mal wieder Berichte,aber da passiert eigentlich nicht wirklich viel.Nachdem die Russen ja mal mit so extrem viel Aufwand,Damals die Stadt Bachmut eingenommen haben, also das war ja ein fortwährendesMassaker und damals waren ja noch diese Wagner-Truppen dabei,die dann diesen Putsch versucht haben und so weiter. Lange ist es her.Seitdem, und wir reden jetzt glaube ich schon von fast zwei Jahren,seitdem versuchen die Russen, die nächste Stadt nach Bachmut einzunehmen. Das ist Chassiv-Jahr.Und sieht jetzt so aus, als ob sie da so, ich sag mal, zu zwei Drittel vorangekommen sind.Es gab die Meldung der Russen, dass sie das schon jetzt alles hätten.Die Ukraine hat widersprochen. Aber gut sieht es nicht aus.Und es kann also sehr gut sein, dass es auch noch eine ganze Weile lang hält,trotzdem ist es ein bisschen problematisch, weil Chassifia halt auch so ein Highpoint ist.Also es ist, sagen wir mal so, geografisch eigentlich ein Ort,den man nicht verlieren will,weil wenn man den dann verloren hat, das hat sich halt immer wieder im Krieg gezeigt,wenn man mal so einen strategisch wichtigen Punkt verloren hat,dann kann es sein, dass man danach erstmal nochmal sehr viel weiter zurückgehen muss,bevor man wieder so einen Ort hat, von dem man gut aus verteidigen kann.Gut, das ist noch nicht so weit, aber definitiv wird es einfach Zeit,dass einfach dieser Krieg an sich beendet wird.JaUnd zu guter Letzt kann man auch noch sagen es gibt halt nebenbei auch nochdiesen Cyberwar wie entscheidend der ist ist immer schwer zu sagen,aber findet halt auch statt, da gab es vor einer Woche den Fall,zwei Wochen, ich weiß ja gerade nicht genau wie lang es her ist,dass ukrainische Hacker,offensichtlich alle Daten von Aeroflot gelöscht hatten Zumindest steht das so im Raum,was dann dazu führte, dass irgendwie nicht alle, aber so gut wie alle Aeroflot-Flügenicht mehr angetreten werden konnten,weil einfach alle Personal- und Planungsdaten abhandengekommen sind.Naja, also das ist so die Gesamtsituation, alles nicht schön und auch wenn derSupport der Ukraine insgesamt noch nicht abgerissen ist,er ist halt einfach auch nicht in einem Maße angestiegen, dass man mal sagenkönnte, man kann jetzt hier den Russen entscheidend was entgegensetzen,um sie auch mal wieder wirklich zurückzudrängen.Das findet derzeit halt einfach überhaupt nicht statt.
Pavel Mayer 0:25:54
Noch so ein paar besondere Ereignisse, die erwähnenswert wären?
Tim Pritlove 0:26:00
Ja, also es gibt halt immer mal wieder, also besondere Ereignisse sind vor allemimmer, wenn es so um Flugzeuge geht.Also die Ukrainer haben eine F-16 verloren, die von den Russen irgendwie abgeschossen wurde.Es ist nicht ganz klar, wie das stattgefunden hat, aber die hat wohl irgendwieversucht verschiedene Drohnen abzufangen und ist dann im Laufe dieser Bekämpfungangeschossen worden und musste irgendwie abstürzen.Dabei ist auch ein wertvoller Pilot ums Leben gekommen, wenn ich mich richtig erinnere.Aber die F-16 werden ja nach wie vor weitgehend, nicht nur, aber weitgehendvon der Ukraine als Defensivstrategie benutzt.Das heißt, die sind im Prinzip fliegende Abwehrmaschinen und bekämpfen haltDrohnen, bekämpfen alles mögliche, was sie irgendwie abschießen können,weil sie halt auch gutes Radar haben, schnell oben sind etc.Also es ist auf jeden Fall sehr wertvoll, dass die Ukraine die hat,aber sie haben halt noch nicht jetzt so viele, dass sie irgendwie entscheidendin irgendeiner Form eine Angriffssituation herstellen können.
Pavel Mayer 0:27:11
Also sie haben, übrigens gab es einen ganz interessanten Bericht darüber,wie denn jetzt die Ukraine ihre F-16s einsetzt.Und ich meine, das Problem ist, dass das natürlich primäre Ziele für russische Angriffe sind.Das heißt, weil der Propagandaerfolg ist natürlich groß, wenn es gelingt,die am Boden zu zerstören.Und deswegen ist es wohl so, dass die F-16 grundsätzlich woanders landen, als sie starten.Sie kehren nie zur Startbasis zurück.Außerdem hat dieUkraine wohl auch mit westlicher Hilfe so mobile F-16-Supportfahrzeuge zusammengestellt und Gruppen,die sich so ein bisschen an dem ähnelt, wie das Schweden mit der Gripen macht.Das heißt, die haben da fünf Trucks im Prinzip mit Personal,wo sie dann irgendwo hinfahren und dann die F-16 quasi am Waldrand auch betankenund aufmunitionieren und gewisse Wartungsarbeiten vornehmen können.Also das ist das, wie die Ukraine das im Moment handelt.Ist natürlich aufwendiger, als wenn du eine Basis hast, wo die Flugzeuge ständighinkommen und dort alles läuft.Sie scheinen bisher weitgehend damit es zu schaffen,halt nicht von russischer Artillerie oder Raketen oder Drohnen angegriffen zu werden.Wobei es natürlich teilweise nicht ganz einfach ist, so rauszufinden,welche militärischen Ziele die Russen erfolgreich bekämpft haben.Weil wir natürlich in den Nachrichten über alle zivilen Ziele,die angegriffen worden sind, das ist natürlich in den Nachrichten,aber bei militärischen Zielen in der Ukraine ab und zu sickert was durch.Aber wir können vielleicht, glaube ich, sagen, dass wir da kein vollständigesBild haben, was denn jetzt so Angriffe auf militärische Ziele angeht.Aber zumindest sowas wie wenn eine F-16 zerstört ist oder verloren geht,das wird dann schon in der Regel öffentlich.Ganz klar ist es nicht. Und die Zahl, aber auch der F-16 nimmt deutlich weiter zu.Also was bis jetzt committed ist, ist in der Größenordnung von 100 Maschinen.Die sind jetzt noch nicht da, aber die sollen so, ich sage mal,bis Ende nächsten Jahres wahrscheinlich in der Größenordnung eintreffen.Das ist dann so, ja, allein an F-16 ist eine Menge an Flugzeugen, die schon.Deutlich mehr ist als die meisten europäischen Luftwaffen.Deutschland hat ein bisschen mehr, aber so in der Größenordnung.Allein wird die Ukraine F-16s haben, was Deutschland auch an Kampfflugzeugen hat.
Tim Pritlove 0:31:00
Wobei Deutschland keine F-16 hat, muss man dazu sagen. Nee. Ja, ist richtig.Es gab auch ursprünglich, bevor F-16s überhaupt zugesagt wurden und die ganzeDebatte noch so in der Öffentlichkeit geführt wurde,wie hilfreich die doch sein könnten, gab es glaube ich so die Einschätzung,dass man mit so 100 bis 150 F-16 könnte man den Luftraum sichern in der Ukraine.Zumindest unter den damaligen Bedingungen. Das mag sich mittlerweile geänderthaben. So oder so ist es aber hilfreich.
Pavel Mayer 0:31:32
Ja, achso. Und vielleicht noch erwähnenswert, Frankreich hat auch Mirage 2000geliefert. in der größten Ordnung von, ich glaube, zwischen 10 und 20 Stückirgendwas ist da in der Pipeline.Und eine davon ist auch verloren gegangen, wenn ich mich recht entsinnen kann.
Tim Pritlove 0:31:51
Wegen eines technischen Defekts, da konnte sich der Pilot aber noch ejecten.Aber schon mal gut zu wissen, dass die auch angekommen sind und auch schon imBetrieb sind, auch wenn sie jetzt irgendwie eine verloren haben.Inwiefern die jetzt einen Unterschied machen, weiß ich nicht.Ist natürlich auch hier wieder so, neues Flugsystem heißt, Piloten müssen andersausgebildet werden, etc.Das dauert ja auch alles. Insofern habe ich mich eher schon gewundert, wie schnell das ging.Ich kann mir durchaus vorstellen, dass hier eine Pilotenausbildung schon stattgefundenhat, bevor das überhaupt verkündet wurde, dass die Franzosen Mirage liefern wollen.Das schien mir eher im Geheimen vorbereitet worden zu sein.
Pavel Mayer 0:32:33
Es ist halt, ich sage mal, ja,Du kannst einen Piloten innerhalb von wenigen Wochen so weit qualifizieren, dass er in der Lage ist,mit einer F-16 zu starten und anderswo wieder zu landen.Also das ist nur der Weg, komplexe Kampfeinsätze zu fliegen.Das dauert dann eben Jahre, halt die ganze Technik dann auch so zu beherrschen.Aber die F-16 zumindest, was jetzt das Fliegerische angeht, weil die eben auchFly-by-Wire sind, sind viel einfacher zu fliegen als die russischen Kampfflugzeuge.Also der Workload ist anders. Und da hatten wir auch schon mal das User-Interface,das ist halt auch völlig anderes.Russen haben irgendwie tausende von Schaltern und alles ist irgendwo ein Schalter.Und bei der F16 gibt es halt mehr so menügesteuertes System,wo du komplexere Dinge dann durch eine Abfolge von Knöpfe drücken machst,statt irgendwie, ja, also weniger Knöpfe. aber mehr Knopfdrück.
Tim Pritlove 0:34:01
Ja, ist richtig. Ich hatte das jetzt allerdings natürlich auf die Mirage bezogen,weil das jetzt sozusagen nochmal ein anderes System ist.Und es ist natürlich jetzt auch nicht so, dass man nur Piloten braucht,sondern man braucht auch eine Bodengroh, man braucht auch eine Support-Logistik.Man muss irgendwie Landeplätze haben, Versorgungsplätze haben,Maintenance machen können, man muss Leute ausbilden, diese Maintenance auchdurchzuführen, gut durchzuführen, auch unter Stress durchzuführen.Also von daher ist es jetzt nicht so, ah, wir haben ein neues Flugzeug,jetzt lass mal mal ein, zwei Wochen da ein bisschen durch Frankreich fliegenund dann geht's los, juhu.Sondern du musst ja auch die Technik in dein Combat-System mit einführen.Funktechnisch das Ding muss verbunden sein. Die Software, die da läuft,muss in die Einsatzplanungsgeschichten mit eingebunden werden und so weiter.Also das geht ja bis hoch in die Kommandozentrale und in die strategische Planungrein, dass man eben diese Flugzeuge auch wirklich nutzen kann.Es ist ja nicht nur so, dass man jetzt da wie Snoopy irgendwie auf der Hüttesitzt und dann kurven wir mal so ein bisschen rum und spielt Roter Baron,Sondern Kampfflugzeuge sind Teil einer komplexen Einsatzkette mit Aufklärungsaspekten,mit Bekämpfungsaspekten, mit sehr viel Datenkommunikation und einer logistischenund personellen Planung.Und jedes neue, andere System fügt natürlich dem Gesamtsystem nochmal mehr Komplexität hinzu.Also ich meine, die Ukraine hätte sich jetzt in Friedenszeiten sicherlich nichtfür so eine Strategie entwickelt,wo sie jeden Flugzeugtyp, den sie irgendwie kriegen können, in ihrem Militäraufnehmen, sondern hätten dann vielleicht auch lieber auf F-16 standardisiert.Aber jetzt sind sie natürlich über alles glücklich.Uns immer interessant zu sehen, wie sie es dann doch schaffen.Und ich wäre auch nicht überrascht,Wenn sie jetzt schon seit geraumer Zeit Teams in Ausbildung haben,sowohl Piloten als eben auch Bodenteams, die sich jetzt um die schwedische Gripen herumschaden.So dass zu dem Zeitpunkt, wo die Schweden sagen, okay hier ist unser Grippenbestand,das haben sie ja schon angekündigt, dass das kommen wird, aber jetzt könnenwir sie auch wirklich liefern,das ist dann nicht der Tag, wo sich die Ukrainer das erste Mal mit dieser Technologiebeschäftigt haben, sondern sie sind mit Sicherheit jetzt schon dabei,den breiten Einsatz dieser Maschinen vorzubereiten.
Pavel Mayer 0:36:42
Ja, Plus. Ich meine, das gilt für alle modernen Flugzeuge, die mehr oder wenigerelektronische Kampfführungselemente an Bord haben.Also egal, ob es jetzt um ein spezielles Flugzeug zur elektronischen Kampfführung handelt oder nicht.Aber du hast halt die Kommunikationsfrequenzen, du hast halt auf den Flugzeugendie Detektion von feindlichem Radar und feindlichen Frequenzen,welcher Teil des Spektrums wird gestört.Wo sind eventuelle Radars und so weiter.Auf welchen Frequenzen, welche Typen und all das ist eben auch in der Datenbankan Bord dieser Flugzeuge,sodass sie quasi auch die Systeme an Bord mit den,Sowohl mit den aktuellen Freund-Kommunikationssystemen als auch eben quasi dierussischen Frequenzpläne und die russischen Modulationsarten und so weiter.Und da ist es auch so, dass ein Teil davon geheim ist,dass man dann, sagen wir, jede Seite dann auch nach und nach neue Frequenzenoder neue Modulationsschemen oder so irgendwann einführt, die dann wieder analysiert werden.Und das ist dann eben auch so ein ständiges Katz-und-Maus-Spiel,was da im elektronischen Spektrum abgeht.Und je moderner die Flugzeuge, umso mehr sind sie auf aktuelle Daten angewiesen,um effektiv sein zu können.Also speziell auch jetzt im Stealth-Bereich, aber generell, um mal zu wissen,wo kann ich lang fliegen und wo darf ich auf gar keinen Fall lang fliegen.
Tim Pritlove 0:38:53
Ja, die Russen haben nicht so viel Erfolg, was ihre Kampfflugzeuge betrifft.Also einerseits ist es den Ukrainern wieder gelungen, auf der Saki Airbase mitDrohnen mindestens eine SU-30 und ich glaube auch noch ein paar andere,also eine komplett zu zerstören und noch ein paar andere,ich habe vergessen, SU-22 irgendwas zumindest zu beschädigen.Im Prinzip ist das nochmal so ein Nachklapp zu der großen Aktion vor ein paarMonaten, die wir ja hier ausführlich besprochen haben und den Russen geht auchimmer mal wieder was verloren,also eine SU-30 ist jetzt gerade im Schwarzen Meer verloren gegangen und so weiter.Das ist auf jeden Fall ein interessanter Bereich der Duftkrieg,den man nochmal im Auge halten muss und wo im Prinzip die Welt auch noch dieMöglichkeit hat, der Ukraine nochmal einen erheblichen Push zu geben,wenn halt noch mehr Systeme geliefert werden.Lohnt es sich jetzt vielleicht auch nochmal einen Blick auf die sonstige Waffentechnik zu werfen?Es ist ja so, im Krieg, es ist ein permanentes Hin und Her der Optimierung.Ja, also immer wenn man denkt, oh jetzt ist aber die eine Seite immer voll damitunterwegs, dann kann man schon davon ausgehen, dass die andere Seite sich auchwieder was einfallen lässt, wie man das dann wiederum umgehen kann.Und so läuft es natürlich auch in diesem Ukraine-Krieg die ganze Zeit.Ich meine, wenn man das jetzt mal über drei Jahre anschaut, allein schon welcheBedeutung Panzer am Anfang noch hatten.Mittlerweile gibt es kaum noch Panzerbewegungen an der Front,weil die einfach durch Drohnen so dermaßen weggeballert werden.Und ich glaube, man kann jetzt auch sagen, jetzt gehen ihnen langsam wirklichdie Panzer auch aus. Und die, die sie noch haben, hauen sie jetzt nicht unbedingt an die Front.Deswegen diese geänderte Taktik, die wir vorhin schon besprochen haben.Produzieren natürlich auch nach, aber die können gar nicht so schnell nachproduzieren,wie die vorne verloren gehen würden.
Pavel Mayer 0:40:59
Ja, aber nur um keinen falschen Eindruck zu erwecken.Das heißt jetzt nicht, dass Panzer jetzt wirklich bedeutungslos sind oder nichteingesetzt werden, sondern in bestimmten Gegenden schon und da haben sich halt gerade...Ich sag mal westliche Kampfpanzer, aber wohl auch der Marder ganz, ganz gut bewährt,weil die dann schon mit Drohnen nicht ganz so leicht außer Gefecht zu setzen sind.Also da gab es viele Berichte, wo die dann teilweise von zwei,drei Drohnen getroffen worden sind und trotzdem noch nach Hause gekommen sind.Und insofern ist es halt nicht ganz schwarz und nicht ganz weiß. Also so Panzer.
Tim Pritlove 0:41:54
Nein, nein, ist richtig. Auch die Bradleys haben da auch ähnliche Erfolge erzielt.Aber man sieht nicht, dass größere Durchbrüche und Vorstöße derzeit mit vielenPanzersystemen gemacht werden.Die sind für die Versorgung der Front, fürs Hinterland etc.,Schutz von Truppen, Verstärkung und auch mal zur Bekämpfung eines Nests super effizient.Aber es ist jetzt kein Panzerkrieg, den wir jetzt gerade beobachten,sondern es ist halt primär ein Drohnen- und Raketenkrieg.Und Flugzeuge, ja, spielen eine gewisse Rolle dabei, aber mehr so als Launcherund als Verteidiger, aber nicht wirklich Luftkrieg.Und im Schwarzen Meer hat die Ukraine ohnehin derzeit die Oberhand und da habendie Russen derzeit relativ wenig zu melden.So verteilt sich das Ganze. Dann aber ein großes Problem, ich hatte es vorhinja schon erwähnt, sind derzeit diese Schahett-Drohnen.Und zwar, weil Russland einfach mehrere Fabriken aufgesetzt hat,wo die Dinger einfach massiv produziert werden.Hunderte am Tag und Hunderte am Tag fliegen halt auch gegen die Ukraine.Und die Dinger sind zwar eigentlich relativ einfach zu verteidigen,weil sie ja so langsam sind und so laut sind.Aber einerseits gibt es jetzt auch so Jet-Drohnen, die sind halt schneller und nicht mehr ganz so laut.Andererseits ist es halt einfach die schiere Zahl die zu Problemen führt unddie Ukraine hat halt lange.Rumgeforscht was sie dagegen tun können und jetzt sieht es so aus als ob manzumindest eine halbwegs brauchbareAbwehr gefunden hat in Form dieser Interceptor Drones und ich habe.So eine Art Drohne, vor einem Jahr kam das irgendwie, glaube ich,auf YouTube so ein bisschen raus, in einem ganz anderen Kontext,dass, ich meine, es war Red Bull und parallel noch eine andere private Gruppe,die eine Drohne gebaut haben, die in der Lage sein soll, einem Formel-1-Fahrzeugzu folgen und das zu filmen.Jetzt sind ja diese Formel-1-Fahrzeuge schnell unterwegs, so mit 300 Stundenkilometer und so weiter.Also muss halt auch eine Drohne diese Geschwindigkeit hinbekommen.Man weiß jetzt von diesen normalen Quadrokoptern, dass die, naja,schon jetzt in derzeit üblichen Form problemlos 100, 150 Stundenkilometer,vielleicht auch 200 erreichen kann.Aber so 300, 400, das ist dann schon wirklich harter Tobak.Und die Dinger sehen so tatsächlich ein bisschen aus mehr wie so Raketen.Sind also entsprechend geformt und haben dann quasi die Propeller hinten.Aber sind eigentlich noch so Quadcopter.Und es war schon beeindruckend, wie schnell die waren. Und das hat dann,glaube ich, auch nicht lange gedauert, bis dieses Bauprinzip dann seinen Wegin den Krieg gefunden hat.Und das scheint mir jetzt so ein bisschen die Strategie zu sein.Das heißt, sie sind billig zu bauen.Das kostet vielleicht 1000 Euro und die werden dann strategisch platziert.Und wenn halt so eine Schahelddrohne detektiert wird von der Luftabwehr,dann werden diese Bodendrohnen gestartet, die sich dann eben eigenständig denWeg zu diesen Schaheldsuchen dort dann explodieren und die Drohne aus dem Kampf nehmen.Wie da die Zahlen sind, weiß ich nicht genau wie erfolgreich die sind Ja.
Pavel Mayer 0:45:34
Ging mir genauso also es ist glaube ich sogar schon was länger her,zwei Jahre kann gut sein dass ich auch aufmerksam geworden bin auf diese Bauformvon Drohnen und wie schnell die fliegen und ich dachte mir auch hey,ich meine das hat auf jeden Fall Potenzial ja militärisches Potenzial dieseArt von Drohnen und in der Tat.Und es gibt da wohl, gab da auch eine Ausschreibung und es gibt jetzt nicht nur einen Typ,sondern eine ganze Reihe, irgendwas zwischen fünf oder zehn verschiedene Typensolcher Drohnen, die jetzt gerade getestet werden und wo man jetzt guckt,welche funktionieren am besten,und wo weitet man dann jetzt die Produktion aus.Und ja, auf jeden Fall scheinen die ganz gut zu funktionieren.Im Übrigen hat eine von den Dingern, glaube ich, auch einen Hubschrauber abgeschossen.
Tim Pritlove 0:46:43
Das kann gut sein, ja.
Pavel Mayer 0:46:45
Drohnen.
Tim Pritlove 0:46:48
Ja, ähnliche Fortschritte gibt es bei den Bodendrohnen, das haben wir hier auch schon mal erwähnt.Da geht es jetzt voran, also mit Bodendrohnen meinen wir kleine selbstfahrendeFahrzeuge, auf die dann alles mögliche montiert wird.Und so wie ich das mitbekommen habe, hat man jetzt relativ viel Erfolg gehabt.Also einerseits so als Evakuierungshilfe, also dass man damit Soldaten von derFrontlinie, die verletzt sind, zurücktransportiert, sowas geht.Dann flog dann noch parallel so eine Drohne mit, die das sozusagen von obensich angeschaut hat und die wurden dann eben fernbedient.Inwiefern die jetzt schon autonom unterwegs sind, weiß ich nicht.Ich habe da so meine Zweifel. Aber interessant ist, dass die eben jetzt auchim aktiven Kampfeinsatz verwendet werden.Das heißt, da werden dann so Maschinengewehre oder Granatwerfer drauf installiertund damit an die Front geschickt.Wie erfolgreich die sind, kann ich nicht sagen. Ich glaube, die taugen auchnicht unbedingt jetzt immer, weil vermutlich damit auch gewisse Lärm verbunden sein wird.Die werden jetzt nicht durch die Gräser schleichen.Aber es ist natürlich eine Alternative zu, ein Mensch läuft da mit der Waffein der Hand durch die Gegend und für manche Situation ist das glaube ich ganz gut.Ich erinnere mich, in der Verteidigung von Avdivka.Da gab es im Süden der Stadt so eine Stellung an so einer kleinen Brücke wodie Russen irgendwie monatelang versucht haben durchzubrechen und das nicht geschafft haben.Bis sie es dann mal geschafft haben und festgestellt haben, dass das,was die ganze Zeit sie alle abgeschossen hat, so ein automatisches,fernbedienbares MG war.Das heißt, da waren überhaupt gar keine Ukrainer stationiert,sondern die haben das irgendwie aus ein paar Kilometern Entfernung ferngesteuertund haben immer nur ab und zu mal so eine Versorgungstruppe hingeschickt,um neue Munitionen dorthin zu bringen.Aber das Ding war quasi ferngesteuert und von daher sehr effizient.Also die Ukrainer haben da einige Erfahrungen mit solchen Systemen und Und vondaher überrascht mich das jetzt nicht, dass sie das Ganze auch noch auf so einenfahrbaren Untersatz mit Reifen oder eben auch mit Kettenantrieb packen.
Pavel Mayer 0:49:13
Ja, wir erinnern zunehmend an Auto-Canons aus diversen Science-Fiction-Filmenwie bei Alien, wo sie die dann im Flur platziert haben.Ich weiß nicht, ob du dich an die Szenen erinnerst. Also es ist auf jeden Fallein bekannter Strobe, auch so, sagen wir mal, Remote-Auto-Canons,teilweise aber auch dann mit automatischer Zielerfassung.Stellst du dann irgendwo hin und wenn da jemand vorbeikommt,dann eröffnet das Ding das Feuer, ja...
Tim Pritlove 0:49:45
Alles schon mal im Science-Fiction gewesen, jetzt hier auch auf dem Schlachtfeld.Ja, ansonsten kann man auch erwähnen, dass eigentlich die Ukraine immer mehr selber produziert.Wir haben ja schon erwähnt, es gibt viele neue Modelle, lohnt gar nicht,das jetzt hier alles aufzuzählen mit verschiedenen Drohnen, die noch länger fliegen.Und sie steigern halt sowohl permanent die Payload, also was sie quasi an Sprengmaterialmitführen können oder eben an Sprit und entsprechend dann auch die Reichweite zu erhöhen.Außerdem haben sie sich jetzt wohl auch so nach dem russischen Vorbild so einGleitbomb-Kit selbst gebaut.Das heißt, sie können jetzt die in Anführungsstrichen dummen Granaten,die normalerweise nur, was weiß ich, vielleicht 20 Kilometer fliegen,durch so ausklappbare Flügelchen noch sehr viel weiter fliegen lassen,sodass sie dann irgendwie 60 Kilometer Reichweite haben.Und generell ist es so, dass die Ukraine wohl mittlerweile gut 40 Prozent,ich bin mir nicht hundertprozentig sicher,dass ich mir jetzt diese Zahl richtig notiert habe, aber in einem deutlichengesteigerten Maße ihre Munition selber produziert.Und das ist sicherlich halt Artilleriemunition, aber eben auch viele dieser Raketensysteme etc.Und ja, verschiedene ballistische Raketen werden jetzt auch von der Ukraine produziert.Also Sapsan.
Pavel Mayer 0:51:27
Und die RIM, die hatten wir irgendwie vor drei Jahren mal diskutiert,hier auch schon im Podcast.
Tim Pritlove 0:51:34
Ja, ich glaube, Sapsan ist der neue Name der RIM, genau.Also sie haben sie jetzt irgendwie nochmal weiterentwickelt und wird jetzt wohlunter dem Namen geführt, ich weiß nicht ganz genau.Auf jeden Fall ballistische Raketen insofern natürlich ein besonderes Thema,als dass das, ja das ist was quasi ihr größtes Problem ist in der Verteidigung,weil die Russen so viel davon haben und so langstreckenmäßig.Wenn sie jetzt selber ballistische Raketen haben, die über eine lange Streckefliegen können, dann eröffnet es nochmal ganz andere Angriffsziele und vor allemganz anderes Problem der Abwehr, weil ballistische Raketen sind schwer zu verteidigen.Die Ukraine kann die eigentlich nur mit den Patriot-Systemen wirklich gut verteidigen.Und sogar da wird es schwierig,gerade weil es Berichte gibt, dass die Russen wohl ihre ballistischen Raketenjetzt nochmal mit so einem Schlingerkurs versehen haben,wo wohl die Patriot-Systeme so ein bisschen ihre Schwierigkeiten haben,effizient die Abwehr zu starten.Ballistische Rakete heißt ja im Wesentlichen die wird einmal abgefeuert unddann fliegt sie halt einfach ballistisch also quasi mit der ursprünglich reingegebenenEnergie einfach in einer Kurve,Und steuert nicht mehr nach. Im Gegensatz zu den Cruise Missiles,die halt Cruising machen, also die links, rechts, oben, unten,fliegen dann aber nicht so schnell.Und der Vorteil der ballistischen Raketen ist, die fliegen sehr schnell.Das heißt, man hat einerseits relativ wenig Zeit darauf zu reagieren,wenn man sie erstmal detektiert hat.Dann muss alles sehr schnell gehen, weil die einfach so schnell sind.Und natürlich ist auch die hohe Geschwindigkeit auch für den Spreng-Impact natürlichauch nochmal ein Thema. Etwas, was schnell aufschlägt, hat natürlich in sichschon mal nochmal zusätzliche Energie.Und insofern wenig überraschend, dass die Ukraine jetzt hier versucht nachzuziehen,aber da muss halt viele Jahre an Entwicklung reinfließen, um das wirklich effizient zu machen.Und offensichtlich gibt es diese Fortschritte. Gut, soviel dann vielleicht zuWaffentechnik und damit auch dem militärischen Teil.Kommen wir jetzt nochmal zu einem anderen Ding, das poppte vor ein paar Wochen auf Ende Juli,dass es nämlich auf einmal Demonstrationen gab in der Zivilbevölkerung der Ukraine.Und zwar nicht nur hier und da, sondern ziemlich flächendeckend in allen größerenund auch kleineren Städten der Ukraine und da denkt man sich natürlich so,huch, was ist da denn passiert?Gibt es jetzt hier einen Aufstand gegen die Regierung? Gibt es jetzt hier einenAufstand gegen Selensky?So wurde das dann natürlich gleich von den Russen gespinnt, dass das jetzt hierirgendwie wie der Niedergang ist und überhaupt.Und die Ukraine verliert jetzt hier das Vertrauen in ihren Präsidenten.Was ist passiert? Also es gab ein neues Gesetz.Das eine neue Kontrollregulierung beinhaltet hat für zwei Antikorruptionsorganisationen,die ursprünglich mal eingerichtet wurden nach der Euromaidan-Revolution.Also der Event, der im Wesentlichen die Russen dann so gegen die Ukraine aufgebracht hat,als da monatelang auf dem Maidan in Kiew demonstriert wurde und am Ende gabes halt auch sehr viel Auseinandersetzung.Am Ende ist aber dann der von den Russen gestützte Präsident musste dann halt fliehen.Und seitdem ist die Ukraine so halbwegs auf so einem besseren Weg.Und um halt der allgegenwärtigen Korruption etwas entgegenzusetzen,wurden diese zwei Organisationen namens NABU und SAP,nicht zu verwechseln mit unserem SAP, hat damit nichts zu tun.Die eine ist dafür da zu ermitteln, NABU.Das heißt die ermitteln unabhängig und schauen sich Korruptionsfälle an wo somindestens 80.000 Euro im Spiel sind,und wenn die dann genug Ermittlungen durchgeführt haben und der Meinung sinddas hat jetzt ein Case, gibt es dann in der Staatsanwaltschaft eine separateAbteilung, die sich dann darum kümmert das ist diese SAP.Und das Problem ist jetzt, dass man oder Zelensky, die Regierung, ähm.Den Eindruck hatte, das weiß ich natürlich nicht, ob da was dran ist,dass diese Unabhängigkeit dazu geführt hat, dass es russischen Einfluss gab.Das war so quasi die Unterstellung.Und deswegen hat dieses Gesetz diese Übersicht über diese Organisation neu geregelt.Und zwar einerseits, dass die Generalstaatsanwalt eine direkte Kontrolle überdiese durchführende Organisation, diese SAP erhalten soll.Und außerdem, die auch noch ermächtigt wird, Fälle von diesem NABU,während die ermitteln, abzuziehen und an andere Abteilungen weiterzuleiten.Und das war quasi so der Ansatz, damit wollen wir diesen potenziellen russischenEinfluss, den sie erkannt haben wollen, in irgendeiner Form in den Griff kriegen.Da gab es halt viel Kritik daran, dass die Proteste sind dann gestartet worden,wenige Tage bevor dieses Gesetz beschlossen wurde.Es wurde dann auch beschlossen.Die Proteste gingen dann weiter und dann gab es halt auch entsprechend vielmediale Aufmerksamkeit für diesen Fall.Und ja, die Leute haben sich halt einfach daran gestört,dass eben diese Regelungen getroffen wurden und man hat auch sehr viel Misstrauenerzeugt, dass dieses Gesetz, wo das jetzt drin war,eigentlich ein Gesetz zu was ganz anderem war.Da ging es um die Untersuchung von verschwundenen Personen an der Front unddann wurden kurzfristig noch diese Erweiterungen dort mit reingefügt,die dann das entsprechend neu regeln sollten, wie ich das gerade erklärt habe.Dann gab es also weiterhin Proteste.Das waren überhaupt die ersten Proteste dieser Art oder überhaupt irgendeiner Art.Seit Kriegsbeginn, seit drei Jahren gab es so etwas wie öffentliche Demonstrationenin der Ukraine nicht. Also vielleicht gab es lokal mal irgendwas,aber definitiv nichts, was irgendwie städteübergreifend stattgefunden hat.Und Selenskyj hat dann aber auch auf die Proteste reagiert.Also das Gesetz wurde zwar jetzt erstmal von ihm unterschrieben,also es wurde mit großer Mehrheit im Parlament beschlossen.Dann hat er das auch entsprechend unterschrieben aber dann hat er halt eingelenktund hat sich wohl mit der NABU unterhalten und dann einen neuen Entwurf gemacht und der wurde auch,mittlerweile beschlossen wenn ich mich jetzt nicht komplett irre die ganze Sachewar halt deshalb ein wenig heikel weil,also nicht nur, dass das jetzt vielleicht auf Misstrauen stieß,sondern was ja damit auch noch verbunden ist, ist diese Herkunft in dieser Euromaidan-Revolution,was sozusagen als der Kern des Widerstands gegen Russland angesehen wird.Und natürlich ist, wenn es um Korruption geht,abgesehen davon, dass natürlich auch die ukrainische Bevölkerung sich derergerne entledigen würde, ist es ja eine essentielle Komponente in der Annäherung an die EU.Und die EU war dann halt auch sehr schnell dabei und hat gesagt,so ja Leute, das müsst ihr euch aber nochmal genauer anschauen.Das Thema ist jetzt vom Tisch.War interessant zu sehen, wie diese Krise auch gelöst wurde.Es gab Proteste, die Regierung hat eingelenkt und jetzt redet da erstmal wieder keiner von.Ich kann jetzt leider nicht genau beschreiben, das hatte ich jetzt vergessenmir zu notieren, ich habe es irgendwo gelesen,wie diese neue Regelung aussieht, aber man hat auf jeden Fall diese Kontrollmaßnahmenentschärft und es ist in anderer Form beschlossen worden und jetzt gibt es auch keine Proteste mehr.
Pavel Mayer 1:01:07
Ja, also ideal ist sowas nicht,aber sowohl so kurzfristig Dinge irgendwo reinzupacken ist nicht ideal,aber dass das dann zu Protesten führt.Also idealerweise möchte man das etwas geschmeidiger gestalten,wenn Reformbedarf besteht oder im Vorfeld vielleicht schon mal Bedenken ausräumen.Also insofern, ja, ist nicht hilfreich.
Tim Pritlove 1:01:49
Gut. Kommen wir zum nächsten Punkt.Da wollen wir nämlich jetzt mal ein bisschen über die Wirtschaft der russischen Föderation sprechen.Ist so ein bisschen so ein Thema. Ich meine, wenn man sich so YouTube anschaut, gibt es so Kanäle,deren Überlebensmodell besteht, glaube ich, darin, jeden Tag ein Video zu veröffentlichenmit dem Titel Russische Wirtschaft steht unmittelbar vor dem Zusammenbruch.
Pavel Mayer 1:02:21
Ja.
Tim Pritlove 1:02:22
Also das ist wirklich, ich kann es schon nicht mehr sehen.Ja, der Crash, der Unmittelbare wird permanent vorhergesagt und da ist haltauch was dran, dass Russland zunehmendem Maße wirtschaftliche Schwierigkeiten hat.Aber was viele halt unterschätzen ist, wie viele Möglichkeiten so ein korruptes Regime hat,die Dinge so lange umzudichten und umzulenken und andere Leute zu plündern,die sich nicht ausreichend schützen können,bevor diese Probleme wirklich in einer Schwächung des Landes und damit natürlichauch einer Schwächung der Unterstützung dieses Kriegs mündet.Und nichtsdestotrotz hat die EU ein neues Sanktionspaket verabschiedet am 18.Juli, um einfach weiter zu verschärfen, was ohnehin schon besteht.Die EU steht da jetzt relativ alleine, weil USA, kommen wir gleich noch zu,kann man derzeit komplett eine Pfeife rauchen in dieser Hinsicht.Und die wirtschaftliche Situation in Russland verschlechtert sich halt auch.Wie gesagt, verschlechtern heißt nicht, alles ist gleich vorbei,aber es wird definitiv nicht besser.Was ist drin in diesem Sanktionspaket? Also erstmal wurde diese Ölpreisgrenze neu definiert.Da fragt man sich so Ölpreisgrenze, seit wann gibt es denn sowas?Sowas gibt es halt nicht, aber es ist ja so ein Instrument, was sich die EUausgedacht hat, weil sie ja weitgehend Kontrolle über Versicherungsunternehmen hat.Und Versicherungsunternehmen dürfen dann halt diese Schiffe nicht versichern,wenn da Öl drauf ist, was halt zu einem bestimmten Preis verkauft wird.Und die lag bisher bei 60 Dollar. Das hatte so, naja, nur so teilweise Erfolg,weil halt der Ölpreis an sich schon so weit gefallen ist.Und jetzt wurde dieser Ölpreis, diese Grenze auf 47,60 Dollar pro Fasten reduziert, pro Barrel.Aber auch mit so einem automatischen Anpassungsmechanismus versehen.Das heißt, das ist jetzt so der Startwert gewesen und wenn halt der Ölpreisinsgesamt fällt, dann fällt halt auch diese Grenze.Also in gewisser Hinsicht ist es so eine prozentuale Regelung.Der Ölpreis russischen Öls muss so und so viel Prozent, also es ist jetzt nichtwirklich ein Prozent definiert, aber letztlich läuft es ja darauf hinaus,sein, damit eben so eine Versicherung noch greifen kann.Dann wurden noch eine größere Zahl weiterer Tankschiffe auf die Sanktionsliste mit draufgepackt.Weitere 105, was die Liste auf 444 erweitert.Das ist schon eine Menge Holz. Ich meine, Schiffe gibt es eine Menge,aber Russland, das ist halt diese sogenannte Shadow Fleet, von der immer die Rede ist.Also während die russischen Tanker an sich natürlich sowieso alle sanktioniert sind,sind halt auch Third-Party-Tanker, die sich von den Russen chartern lassen,damit indirekt eben auch quasi aus dem Verkehr genommen, weil die dann ebenüberhaupt gar keine Transporte mehr haben und in Häften nichts anliefern dürfen.Und inwiefern jetzt diese weiteren 105 da den Kohl fett machen,wissen wir nicht, aber besser als nix.
Pavel Mayer 1:05:44
Ja, also Russland spielt da ja so ein Bäumchen-Wechsel-Dich-Spiel mit seinenShadow-Fleet-Tankern.Die werden dann teilweise im Wochenrhythmus umregistriert auf andere Länder.Teilweise werden dann auch erfundene Versicherungen oder erfundene Agenten eingetragen,die gar nicht existieren.Und versuchen dann damit durchzukommen,was dann auch dazu geführt hat, zu verschiedenen Stops in der Ostsee und aucheiner Eskalation zwischendurch, wo Russland dann wiederum Kriegsschiffe geschickt hat,um Schiffe der Shadowfleet dann vor dem Borden zu schützen und so.Also das ist auch ziemlich irre.Also vielleicht noch mal generell zu der Sanktionsliste oder den Verschärfungen.Was mich immer erstaunt ist, wie viel offenbar noch nicht sanktioniert ist.Also wenn dann plötzlich Sanktionen kommen, stellt man fest,oh, da gab es ja offenbar eine ganze Menge Ausnahmen.Also diese Sanktionen bisher waren immer löchriger, als man so denkt,weil es ist ja immer Russland so komplett sanktioniert. Aber das sieht man dann hier immer.Einmal gut, das Katz-und-Maus-Spiel mit der Shadow Fleet ist eine Sache.Aber dann, wenn wir uns jetzt die weiteren Sachen angucken,zum Beispiel, was die Russen auch gemacht haben, ist das Öl dann in irgendwelcheDrittländer exportiert, das dort dann hat raffinieren lassen.Und dann ging das halt als Benzin und Diesel sanktionsfrei. Das soll jetzt auch sanktioniert sein.Das heißt, wenn jetzt Drittstaaten russisches Öl zu Benzin oder Diesel verarbeiten,überträgt sich die Sanktion auf dieses Benzin und Diesel, also auf die Raffinerie-Produkte. Denn,Irgendwie jetzt für Nord Stream 1 und 2 ein komplettes Transaktionsverbot verhängt,was irgendwie auch seltsam ist, weil beide Pipelines sind ja außer Betrieb,aber ich denke, klar gemacht, okay.Erstens das um Maßnahmen zur Wiederinbetriebnahme oder so wahrscheinlich zuunterbinden plus mögliche Finanztransaktionen oder dass man sagt,Ja, wir hatten ja bei Nord Stream,keine Ahnung, Lieferungen vereinbart und die gehen aber jetzt anderswo lang oder so.Das hat man jetzt, sagen wir mal, mögliche Schlupflöcher auch einfach geschlossen.Dann gab es wohl eine tschechische Ausnahme für Ölimporte.Also Tschechien durfte offenbar russisches Öl noch importieren in bestimmten Mengen.Das endet jetzt. Und dann neben dem Energiebereich gab es dann einen großenFinanzbereich, der dann auch sanktioniert wurde.Also 22 zusätzliche russische Banken wurden sanktioniert.Und dann aber gab es dann eben auch Sanktionen für Drittländerbanken und gewisse Krypto-Exchanges,wo irgendwie Sanktionsumgehungshilfe quasi...Geleistet wird. Das heißt, da sind daneben jetzt dann Banken und andere Finanzorganisationensanktioniert außerhalb Russlands.
Tim Pritlove 1:09:54
Oh, the blessings of cryptocurrencies.
Pavel Mayer 1:09:57
Ja, dann außerdem, ja, keine Ahnung, wie relevant das ist, aber Finanzsoftwaredarf jetzt auch nicht mehr nach Russland exportiert werden wohl.Und generell eben weitere Dual-Use-Güter sowie CNC-Maschinen und Chemikaliensind jetzt auch auf der Sanktionsliste.Das ist so im Wesentlichen, was dieses 18.Juli-Sanktionspaket jetzt gebracht hat.Aber das ist halt auch die ganze Zeit, wie gesagt, ein Katz-und-Maus-Spiel.Bei den Sanktionen versucht Russland, sobald sie verhängt werden,wieder Alternativen zu finden, was aber nicht heißt, dass es nicht wichtig ist,die ständig anzupassen und eben Schlupflöcher, die sich auftun oder die manvorher aus politischen Gründen nicht stopfen konnte, jetzt allmählich zumacht.Insofern ist das zu begrüßen, aber es ist jetzt nicht, ich glaube nicht,dass wir jetzt beim letzten Sanktionspaket angekommen sind.Also ich denke, es wird Zukunft auch weitere Umgehung und weitere Sanktionspakete geben.
Tim Pritlove 1:11:17
Bis zum letzten Schiff, bis nichts mehr fährt.Ja, vielleicht nochmal so zu der Bewertung, wie man das so wahrnimmt, mit was...Woran sieht man eigentlich, dass die wirtschaftliche Situation sich verschlechert?Wir hatten ja schon mehrfach über verschiedene Faktoren gesprochen.Die Überhitzung der Wirtschaft primär vor allem dadurch ausgelöst,dass der Staat sehr viel Geld eben jetzt in die Militärindustrie steckt.Die Personalnot natürlich groß ist, weil auf der einen Seite viele Soldaten,hochbezahlt werden müssen, um überhaupt in den Militärdienst zu gehen,dann tun sie das aber auch und damit werden sie natürlich dem anderen Arbeitsmarkt entzogen.Und natürlich ist es dann auch attraktiv dann in diese Militärbetriebe zu gehen, die natürlich,gleichsam verhältnismäßig viel zahlen, um dann eben die Leute auch anzuwerben,Aber wer dann halt zu kurz kommt, ist natürlich der Rest der Wirtschaft.Und das führt eben zu dieser extremen Inflation von Dingen, die dann eben einfachnicht das Militär betreffen.Das heißt, Lebenshaltungskosten steigen.Und das führt jetzt auch dazu, dass einfach bei Krediten wie für Immobilienoder für Autos immer mehr Kreditausfälle zu verzeichnen sind.Also sie haben sich jetzt irgendwie binnen eines, wie war das,binnen eines Monats glaube ich verdoppelt.Und mit anderen Worten, die Leute können einfach ihre Kredite nicht mehr bedienen.Und wenn halt so viele Leute auf einmal ihre Kredite nicht mehr bedienen können,dann hat das natürlich das Problem, dass dann auch die Banken irgendwie dieKohle nicht kriegen, die sie brauchen, um einfach ihrem normalen Kreditgeschäft weiter nachzugehen.Weil der Sinn von Kredit ist ja, dass man dann eben auch entsprechende Zinszahlungen erhält.Und wenn die halt nicht kommen, dann ist es ein bisschen scheiße.
Pavel Mayer 1:13:15
Ja, und das Problem ist aber auch, dass eben die Zinsen, also dass die Leuteteilweise für Kredite halt bis zu 30 Prozent Zinsen im Jahr zahlen müssen.Das heißt, das führt ja natürlich auch gerade zu riesigen Problemen im Immobilienmarktin Russland. Also gerade so Projektentwickler stecken natürlich massiv in derKrise oder generell Neubauten.So, wenn du dir überlegst, dass du ein Drittel der Kreditsumme jedes Jahr alleinan Zinsen aufbringen musst.Das macht natürlich dann Kredite viel wichtiger nützlich, beziehungsweise wenn,selbst wenn man dann eben einen Kredit aufnimmt und du hast dann ein Projekt,was dann, keine Ahnung, Bauzeiten ein Jahr oder anderthalb Jahre,dann ist natürlich deine ganze Kalkulation so, ist sehr, sehr schwierig.Ja, und wie gesagt, wir sehen also wohl jetzt,also die Ausfallrate hat sich jetzt nur verdoppelt,aber ja, das ist natürlich trotzdemsignifikant und die Frage ist eben tatsächlich, wie lange die Banken,das dann tatsächlich durchhalten können. Wobei bei 30 Prozent Zinsen ist natürlich auch, ja,da kann man dann auch den einen oder anderen Kreditausfall verkraften.So, ja, und die andere Sache warnoch, Es gab ja diesen großen staatlichen Wohlfahrts- oder Rentenfonds,wo die Hälfte ja vom Westen beschlagnahmt wurde und die andere Hälfte warenimmerhin auch noch ein paar hundert Milliarden.Und der scheint aber so allmählich tatsächlich jetzt leer zu werden.Und in anderen Worten, also der finanzielle Spielraum nimmt ab,was halt bedeutet im Endeffekt,dass die Bevölkerung auf lange Sicht mehr zu leiden hat und Dinge einfach nichtso gut funktionieren. Im Land?
Tim Pritlove 1:16:09
Ja, was auch nicht so gut funktioniert, ist die US-amerikanische Regierung mitihrem Super-Luni Herrn Trump an der Spitze.Ich muss sagen, es ist ich werde schon müde, nur bei dem Gedanken darüber zu reden, weil es einfach.Die Unerfahrenheit auf einer außenpolitischen Ebene und auch die viel zu offensichtlicheinnere Korruption dieses neuen Systems, was einfach im Wesentlichen auf Bereicherungvon Trump und seiner Familie,basiert und ansonsten eigentlich relativ wenig Verbindung zur Realität hat,das tut einfach weh.Und es gab auch viel hin und her,die relativ deutlich machen, dass mal ganz abgesehen davon, dass da schon die falschen Ziele,vorliegen beziehungsweise eine Abwesenheit von Zielen auch, also dass es einfachgar keinen richtigen Plan gibt, sondern dass man einfach nur so ein bisschenvor sich hin werkelt, dass auch diese Regierung sich einfach selber gar nicht mehr im Griff hat.Exemplarisch dafür steht der Fall,dass Anfang Juli die Waffenlieferungen, die schon beschlossenen Waffenlieferungenwohlgemerkt und finanzierten Waffenlieferungen an die Ukraine eingestellt wurden.Auf einmal flogen keine Flugzeuge mehr von den USA Richtung Europa.Und alle so, ja, was ist denn jetzt los? Weil es gab überhaupt gar keine öffentlicheVerkündung davon, sondern es wurde halt einfach reingestellt.Dann gab es so einiges hin und her in der Folgewoche, weil dann die Medien daraufaufmerksam wurden und natürlich auch mal nachgefragt haben,bis dann irgendwann Trump sich dazu äußert und meint so, ja nee,er hätte überhaupt nichts eingestellt, wüsste von gar nichts.Es fand aber trotzdem statt und es war dann offensichtlich einfach eine eigenwilliggetroffene und nicht mit der Regierung sonst abgesprochene Entscheidung von Pete Hexas.Dieser Alkoholiker aus dieser Talkshow-Alkoholiker oder Morningshow-Alkoholikervon Fox News, den Trump zum Präsidenten gemacht hat, weil er die Sendung so toll findet.
Pavel Mayer 1:18:37
Zum Verteidigungsminister.
Tim Pritlove 1:18:38
Entschuldigung, zum Verteidigungsminister gemacht hat. und der dann irgendwieeigenwillig und der schon immer so sehr anti-Ukraine-mäßig drauf war,und der dann der Meinung war, das könnte man jetzt halt einfach mal so machen,das wäre schon irgendwie so richtig so,wobei dann Trump dem widersprochen hat und dann wurde das wahrscheinlich sointern so ein bisschen gelöst in Anführungsstrichen.Am 10. Juli, zehn Tage später, wurden aber diese Lieferungen dann stillschweigendwieder aufgenommen, als wäre irgendwie nichts passiert. Aber da sieht man schonmal ganz gut, dass da die linke Hand nicht weiß, was die andere tut.
Pavel Mayer 1:19:13
Also an dem Beispiel, also dieses Trump Statement,dazu war wirklich Irrsinn und wo ich mich aber dann auch aufrege ist,wie es denn möglich ist, dass,Journalisten da nicht wirklich einfach Sturm laufen und darauf reagieren, weil,Eine Journalistin, glaube ich, hat dann zu Recht nachgefragt,wie du sagtest irgendwie, ja,ob Trump denn eingestellt hätte, woraufhin er sagte,nö, er weiß von nichts.Aber dann war sozusagen die nächste Frage dann, ja, aber wie es denn sein kann,dass die eingestellt wurden und er von nichts weiß,woraufhin er dann nur antwortete im selben Atemzug oder 20 Sekunden später, ja, nee.Also wenn da was eingestellt worden wäre, dann wüsste ich das auch.Also ohne mein Wissen passiert hier nichts. Ja.Also ohne sein Wissen wäre da nichts eingestellt worden, aber er wusste auchnichts davon, dass irgendwas eingestellt worden ist.
Tim Pritlove 1:20:53
Ja, also der Kaiser ist schon lange nackt, aber keiner traut sich das zu sagen.Also es ist einfach wirklich ein absurdes Faschoprogramm, was da läuft.Naja, auf jeden Fall war das Problem dann erstmal wieder vom Tisch,also das unmittelbare Problem Generell muss man sagen Zelensky scheint mittlerweileseinen Modus gefunden zu haben mit Trump umzugehen,Ja Er regt sich halt also das hat er auch schon immer gemacht also er regt sich ja öffentlich nicht auf,Sondern das ist jetzt einfach der Die wissen, was sie von ihm zu halten habenund sie wissen, was sie zu erwarten haben und was sie auch immer wieder bekommen ist.Völlig haarsträubende Äußerungen, Entscheidungen und heute ist Ukraine toll,morgen sind sie wieder die eigentlichen Täter.Das wird einfach alles komplett rausgefiltert. Also der Noise-Filter ist extrem.Trotzdem gelingt es ihnen halt auch immer wieder solche Dinge,und wir kommen ja gleich zu diesem Alaska-Treffen, da ist es wieder ähnlich,klug so zu kommentieren, dass sie da so ein bisschen ihren Senf dazugeben.Andererseits aber auch immer wieder betonen, wie toll das ja alles läuft hier mit den USA und so.Nie den Namen von Trump selber zu nennen dabei. Sondern immer so allgemein zu bleiben und so weiter.Und sich damit letzten Endes nicht in eine schlechte Position bringt,aber trotzdem ihren Punkt so ein bisschen rüberbringt.
Pavel Mayer 1:22:35
Ja, also wenn dann, genau, statt Trump sagen sie Amerika.Das ist sozusagen die typische Sprachregelung jetzt, wenn sie irgendwie mildeKritik üben oder irgendwie sagen, Amerika müsste dieses oder jenes tun odersollte dieses oder jenes tun.Oder Amerika sollte sich nicht von Putin über den Tisch ziehen lassen.Nicht Trump sollte sich nicht über den Tisch ziehen lassen, sondern Amerika.Das ist dann die offizielle Sprachregelung. Aber man muss auch sagen,dass bislang sie auch hart geblieben sind.Aber das kann man dann ein Beispiel, denke ich,von dem, was jetzt im Vorfeld von den aktuellen Trump-Putin-Gesprächen jetzt gelaufen ist.Ja, wollen wir da schon hingehen oder hatten wir noch irgendwie.
Tim Pritlove 1:23:44
Also generell was man jetzt vielleicht aber sagen muss, es gab halt jetzt diesen,täglichen Hin und Her und dann wendete sich ein bisschen das mediale Blatt,weil es nun sehr offensichtlich wurde und auch in zunehmendem Maße eben in derÖffentlichkeit diskutiert wurde und auch von der Ukraine immer wieder geschicktgepusht wurde, dieses Bild.Putin tut ja nichts.Also Trump, so der große Friedensbringer, der unbedingt einen Nobelpreis,Friedensnobelpreis bekommen will, der hat zwar jetzt viel angekündigt und irgendwie, ja.Man muss nur mit Russland richtig reden und ich bin der Einzige,der es bringen kann und was weiß ich, in 24 Stunden ist der Krieg vorbei undall diesen ganzen Unsinn, den er schon vorher von sich gegeben hat,nur wurde es halt immer offensichtlicher, dass halt nichts passiert.Und dann fing an, Trump so in der Öffentlichkeit sich zu äußern in der Richtung mit, ja,er wäre ja jetzt enttäuscht und Putin würde ja ihn gar nicht mehr liebhabenund das wäre erst mal gar nicht so gut und auf einmal war die Ukraine wieder toll.Also er drehte so ein bisschen das um und hat sich dann über Russland beschwert.Und das gipfelte dann in so einem, unglaublich, 50 Tage Ultimatum.Also 50 Tage, was ist denn das für ein Ultimatum? Ja, wenn Putin sich jetztnicht in 50 Tagen mal hier richtig aufstellt, dann ja, or else.Und naja, wie zu erwarten war, ist da wenig bei rausgekommen.Also erstmal hat er glaube ich so nach zwei Wochen, weil dann einfach dieserZeitraum wirklich zu absurd lang war und der mediale Druck weiter wuchs in diesem Thema,dann hat er irgendwie gesagt so, ja wir reduzieren jetzt das Ultimatum und jetztmachen wir noch, was war das am Schluss, fünf Tage oder sieben.Er sagt das ja auch nicht so genau.So Ultimatum, ja, so vier oder fünf oder so Tage oder sieben, was auch immer.Irgendwelche Zahlen, die aus seinem Mund rauskommen. Alles spielt keine große Rolle.
Pavel Mayer 1:26:02
Ja, übrigens, ganz kurz, weil er erwähnt hat, dass er im Wahlkampf gesagt hat,er wird irgendwie in einem Tag Frieden machen.Darauf angesprochen jetzt, dass es ja jetzt schon, weiß nicht,über ein halbes Jahr her ist und noch immer kein Frieden ist,so, meinte er nur ja, das mit dem einen Tag, das hätte ja wohl jedem klar sein müssen,dass das sarkastisch gemeint war, dass das nicht ernst gemeint war.Also wer das ernst genommen hat, ist selber schuld, nach dem Motto, ja.So ist Trump drauf, deswegen will jetzt ein, also im Grunde genommen müsstestdu jetzt Trump bei jeder Ansage fragen, sagen,ist das jetzt ernst oder Sarkasmus?Ja, du kannst einfach nichts ernst nehmen, was Trump sagt, aber das wissen wir, glaube ich, alle.Ähm, ja.Und, ähm,So jetzt aktuell, heute, gerade.
Tim Pritlove 1:27:12
Ja, warte mal, eine Entwicklung war noch interessant, weil was dann die Trump-Regierungerlaubt hat auf einmal, das klingt auch ein bisschen absurd,aber immerhin, man muss das leider in dieser Situation als Fortschritt erachten.Es gab ja seit längerem jetzt schon sozusagen den Strategiewechsel,dass die Ukraine gar nicht mehr auf kostenlose Waffenlieferungen gedrängt hat,weil sie irgendwie merkten, da findet irgendwie gar nichts statt.Stattdessen haben sie ja den Spieß umgedreht und haben gesagt,wir kaufen den Scheiß jetzt einfach selber.Und sogar das wollte ja Trump nicht erlauben.Also es war so dieses wie ihr wollt jetzt hier Petra-Systeme für den normalen Preis erwerben.Was ist denn das jetzt für eine Nummer? Weil das war ja eigentlich ein geschickterHack, weil was sollte man denn da dagegen haben?Ja, dieses ganze Argument mit ihr nehmt ja unser Geld weg. Ja,nee, dann kaufen wir das halt einfach.Über Zusagen der Europäer und so weiter. Also letzten Endes läuft es daraufhinaus, dass die Europäer jetzt quasi bei den USA ihr Geld abwerfen,damit die USA Waffensysteme liefern.Gut, das sind dann zumindest in der Theorie auch neue und moderne Waffensysteme,könnte man glauben. Wobei das hat natürlich eine Vorlaufzeit und die Ukrainewill Sachen natürlich sofort haben.Deswegen hat man ja bisher einfach immer aus dem Bestand herausgenommen,was für die USA ja eigentlich ein super Deal war, weil sie Sachen,die meistens sowieso hätten verschrotten müssen demnächst.Also abgelaufene Waffen, Munition, Systeme, die nicht mehr produziert werden,Flugzeuge, die sowieso erneuert werden und so weiter.Das war ja einfach eine Fresh-Up ihres Bestandes quasi for free,weil normalerweise musst du das dann halt teuer verschrotten, den ganzen Kram.Und so konntest du es halt einfach in die Ukraine schicken, musst den Verschrottungsprozessnicht bezahlen, sondern nur den Transport.Und dann kann man halt auch gleich wieder in neue Systeme investieren,die man bestellt, was man sowieso hätte machen müssen.Völlig absolut.
Pavel Mayer 1:29:14
Ja, und teilweise Munitionsentsorgung kann richtig teuer sein.Jetzt hat es zwar keine Zahlen, aber ich kann mir vorstellen,dass das in manchen Fällen wahrscheinlich den Neupreis übersteigt,sagen wir jetzt in absoluten Werten, sodass Waffen, die vor 20 Jahren gebaut und bezahlt wurden,den Preis zugrunde legst du wahrscheinlich dasselbe Nummer für die Verschrottungoder vielleicht sogar mehr bezahlen musst, Gerade wenn es sich um Sprengstoffe handelt,die müssen halt von qualifizierten Leuten auseinandergenommen werden und dannumweltgerecht entsorgt werden.
Tim Pritlove 1:29:56
Ja, also auf jeden Fall wurde das dann erlaubt.Deutschland hat wohl offensichtlich zwei Patriot-Systeme gekauft und wolltedann auch noch eine Zusage haben, dass es auch wirklich kommt.Offensichtlich haben sie die bekommen, sodass schon zwei Patriot-Systeme ausDeutschland in die Ukraine gewandert sind.Also da hat Merz relativ schnell entschieden und reagiert und das auch durchgeführt.Naja, so und jetzt lief es halt auf diese ganzen, auf dieses Ultimatum hinaus,was sich dann eben verkürzt hat und jetzt wäre es eigentlich auch schon abgelaufen und was kam?Natürlich keine Sanktionen, keine Maßnahmen, kein irgendwas, sondern Taco Trump.Hatten wir das überhaupt schon in der letzten Sendung, diese Taco-Nummer hatten wir schon erwähnt.Also Trump always chickens out. Also immer seine ganzen Ankündigungen,aus denen dann keine Konsequenzen folgen.So auch hier. Und er hat dann jetzthier wieder sein Golf-Buddy und Immobilienmagnaten Und Steve Wittkopf,der sozusagen sein Sondergesandter ist für alle Krisenherde dieses Planetens,wo er sich unmöglich drum kümmern kann, der auch irgendwie keine Ahnung hat,hat er dann irgendwie nach Russland geschickt und er hat sich mit Putin getroffen.Putin hat ihm wieder irgendeinen Quatsch erzählt. Den hat er noch nicht malrichtig verstanden und kam dann irgendwie zurück mit der tollen Ankündigung,ja, Putin hatte jetzt irgendwie zugesagt, hier irgendwie Frieden gegen Landtausch,was natürlich für die Ukraine ein absoluter Non-Starter ist.Ja, die Ukraine wird kein Land weggeben an Putin.Aber allein diese Ankündigung hatte gereicht, dass dann Trump umgeswitcht istund dann gesagt hat, oh ja, jetzt machen wir hier so ein Summit mit Putin undwir laden ihn in die USA ein. Und zwar nach Alaska.Nach Anchorage. Auf eine Militärwaffenbasis.
Pavel Mayer 1:32:03
Und da habe ich mich dann gefragt, was zum Teufel Vielen Dank.Was haben die sich dabei gedacht, Trump und seine Berater, jetzt auf Alaska,zu ausgerechnet Alaska?Welches Signal sendet das denn?Wir treffen uns irgendwie halb auf russischem, halb auf amerikanischem Bodenoder wie? Ich meine, für Russland auf jeden Fall ist das so okay.Ich meine, das bedeuten, dass Trump eventuell bereit ist,Alaska zurückzugeben für einen Frieden in der Ukraine oder wie können wir dasjetzt sozusagen Landtausch verstehen?Also ich meine, ich hätte verstanden, wenn sie sich, keine Ahnung,Saudi-Arabien, ich meine,Schweiz geht im Moment nicht, weil die Amerikaner haben gerade ein bisschenBeef mit der Schweiz und wegen Zellen und so.Deswegen fällt das wahrscheinlich weg und ja, hätte aber eher erwartet vielleichtmittleren Osten oder Türkei oder keine Ahnung, aber ausgerechnet Alaska.Tja, ich meine, was zum Teufel soll das?
Tim Pritlove 1:33:34
Zumal ja die russischen Propagandamedien auch voll davon sind mittlerweile.Also die sind ja eh beyond. Aber Alaska wollen sie ja auch zurückhaben.Das war ja auch mal russisch. Das haben ja die Amerikaner, die Russen abgekauft.Kein guter Deal, würde ich sagen. Aber war nun mal so.Und das ist auch schon lange, lange Zeit so. Ja, aber jetzt träumen sie auchnoch davon, Alaska holen sie sich ja irgendwie auch nochmal zurück.Und diese Militärbasis, wo Putin dann empfangen wird im Norden von Anchorage,das ist vor allem ein antirussisches Spionagezentrum.Da gibt es irgendwie diese krasse Antennenkonstruktion, wenn man da mal vonoben drauf schaut auf diese Basis, ja,also eine Monsterabhöranlage, die dann da im Betrieb ist und nur so eine Dingerund man fragt sich halt so wirklich,was ist da in...In Trump gefahren. Aber naja, ihm geht es halt darum, falls du die Antenne malsehen willst, ANFLR9 heißt die.Ein riesen 360 Grad Antennenkonstrukt.Und worum es ihm geht, ist natürlich klar.Er will einfach die mediale Aufmerksamkeit und er möchte halt gern mit seinemSuperbody Putin da auf Augenhöhe rauskommen.Weil er halt ja mit allen tollen Diktatoren und allen in seinen Augen tollenFührern in irgendeiner Form auf einer Stufe stehen möchte.Das ist irgendwie alles, worum es geht. Und die werden halt auch da,also es ist jetzt schon vollkommen klar, you heard it here first,also was sich in Bezug auf den Krieg, was mit diesem Treffen in Bezug auf den Krieg sich ändern wird.Das ist hier ein UKW-Exclusive.Nix. Also da wird nix dabei rauskommen.Selbst wenn irgendwas dabei rauskommt, die können sowieso nicht beschließenohne die Europäer Und schon gar nicht ohne die Ukraine.Die können ja beschließen, was sie wollen. Die können beschließen,dass der Ozean morgen gelb ist und dass Russland ganz Europa übernimmt.Das wird halt nicht passieren.Was passiert, findet halt leider derzeit noch auf dem Schlachtfeld statt undsolange die USA nicht mal eine klare Position einnimmt und sagt,Russland reicht jetzt auch, sonst passiert jetzt mal wirklich was.Aber bisher ist Trump ja nicht bereit, überhaupt irgendwas zu beschließen undleider war Biden vorher auch zu schwach, um irgendwie mal Amerikas Kraft wirklich zu zeigen.Naja, also es wird einfach nichts bringen und das wird das Ergebnis sein.Stattdessen werden sie wahrscheinlich über irgendwelche Mineralien-Deals verhandeln.Es wurde auch schon gemunkelt, dass sie dann ernsthaft irgendwie über eine Ausschlachtungder Ressourcen im besetzten Teil der Ukraine verhandeln wollen.Was natürlich überhaupt nicht geht.
Pavel Mayer 1:36:55
Aber auch Trump angeblich ihnen sozusagen...Mit ihnen zusammen in Alaska, dass die Russen in Alaska investieren sollten.
Tim Pritlove 1:37:08
Das ist ja noch alberner. Also ich meine, erstens, die Russen haben überhauptkeine Ressourcen, im Ausland zu investieren auf absehbare Zeit.Die haben ja jetzt noch nicht mal genug Kohle, um in Russland zu investieren.Und zweitens wissen sie ja auch, der Trump ist irgendwie so alt,der stirbt ein paar Jahre und ist dann auch kein Präsident mehr und dann werdendie den Scheiß tun und sich irgendwie von den Russen Alaska, Vor allem, wieso auch?Also ich meine, was haben denn die Russen überhaupt zu bieten,was die USA nicht selber haben?Ich meine, das ganze Geld und die ganze Technologie haben sie.Ich meine, die einzigen, die sich hier vielleicht ausstechen könnten,wären die Europäer, die unter Umständen hier noch eine relevante Technik haben.Aber die Russen haben ja nichts Besseres. Die Russen sind ja selber auf westlicheTechnik angewiesen, was Exploration betrifft.
Pavel Mayer 1:37:58
Ja, also alles super absurd.Und es hat natürlich auch jetzt schon dazu geführt, dass es Proteste in Anchoragegegeben hat gegen Putin und Russland.Also da sind schon wohl einige Leute, einige Amerikaner, die das auch überhauptnicht toll finden, dass Putin kommt.Und es scheint nicht sehr populär zu sein, sagen wir es mal so,dass Trump da Putin eingeladen hat.Ja, und im Vorfeld auch, weil das natürlich jetzt hin und her war,hatten dann Selenskyj und auch, ja,ich glaube, 30 europäische Staatschefs haben sich gestern im Kanzleramt,so wurde Selenskyj gehostet und wurden dann zugeschaltet.Und dann hat man sich geeinigt, also sozusagen auf eine ganz klare Liste,auf eine Position, die zwischen,ganz Europa oder fast ganz Europa und der Ukraine abgestimmt ist.Nämlich, dass es keine Gespräche über Territorium geben wird,bevor ein Waffenstillstand herrscht.Und dass es eben keine Aufhebung von Sanktionen geben wird, bevor nicht einendgültiger Vertrag mit Sicherheitsgarantien da ist.Und die Sicherheitsgarantien sollen vor allem in Form ja auch einer möglichenNATO-Mitgliedschaft der Ukraine bestehen.Das heißt, das ist auch eine klare Forderung.Ukraine muss frei sein, am Ende ihre Bündnispartner selber zu wählen.Und dann natürlich zu Dinge, die eher klar sind, Freilassung aller Gefangenen,Aber zusätzlich wird natürlich auch gefordert, Rückkehr der von Russland entführten Kinder,was ja auch Anlass ist für den Haftbefehl gegen Putin.Und man will auch Reparationen zwischen 500 Milliarden und einer Billion Dollar,also 1000 Milliarden, das soll Russland dann an Reparationen zahlen.Das ist im Moment die klare Position und ja.
Tim Pritlove 1:40:44
Also die eigentlich sinnvolle Position auch in dieser ganzen Geschichte undauch eine Position, der sich auch die USA irgendwann nicht mehr entziehen kann,weil dieses Spiel wird natürlich jetzt so weitergehen.Putin wird ihn wieder bloßstellen und dann geht es wieder in die nächste Rundemit irgendwelchen Ultimaten, wo nichts dabei rauskommt und das ist einfach weg.
Pavel Mayer 1:41:11
Wobei Putin wird sich sicherlich von seinen Psychologen gut vorbereiten lassen.Aber das Problem ist, dass sowohl Trump als auch Putin einfach ein sehr,verzerrtes Bild der Realität haben.Und was dann dabei rauskommen soll, ein interessanter Punkt ist ja,dass Putin oder die Russen bisher glaubten,Europa sei ein Basall der USA.Das war bis vor Aber bei nicht Kurzem die Position, also bis Trump,selbst als Trump dann drankam, dachten die Russen, ja,Europäer stehen eh, ja, sie machen, was die USA ihnen sagt.Mittlerweile, wenn man russische Propaganda hört, man hört, ja,die Europäer machen einfach nicht, was die USA ihnen sagt und deswegen,was sollen dabei rauskommen jetzt bei diesen Gesprächen mit Amerika,wenn die Europäer nicht an Bord sind.Also es scheint so zu sein,dass zumindest dieser Teil der Realität langsam bei den Russen durchgesickertist, dass selbst wenn die USA jetzt einfach den Hahn zumachen,was sie natürlich gerne hätten,weil natürlich die USA ist nach wie vor ein extrem wichtiger Faktor,macht irgendwie wahrscheinlich ein Drittel der Hardware,der militärischen wahrscheinlich in der Ukraine,kommt aus den USA und bei einigen Waffensystemen.100 Prozent, wie bei Patriot-Raketen. Insofern ist die Unterstützung schon kritisch.Russland wird natürlich alles versuchen.Um da natürlich auch einen Keil zwischen die USA und Europa zu treiben und so weiter.Aber ja, am Ende des Tages, wie du schon richtig gesagt hast,ohne Zustimmung von Europa und der Ukraine wird das nirgendwo hinführen.Und da auch nurbei dem Gespräch gestern im Kanzleramt bei der Videoschalte war dann wohl auchHexers dabei und dann eben weitgehend isoliert.Und mittlerweile, also auch noch so ein nettes Detail,fand ich, seit er im Oval Office kritisiert worden ist, er würde sich nicht genug bedanken.Bedankt sich jetzt Zelensky ständig, aber er hat sich nicht bei Pete Hexethbedankt gestern, aber bei den Das war übrigens Jenny Vance.
Tim Pritlove 1:44:42
Nicht Hexeth.
Pavel Mayer 1:44:43
Ach, Vance, Vance war das, nicht Hexeth.
Tim Pritlove 1:44:45
Der das auch ursprünglich diese Bedankerei ja auch gebracht hat.
Pavel Mayer 1:44:49
Stimmt, das war mit, okay.
Tim Pritlove 1:44:51
Das war aber eigentlich austauschbar alles, aber ja.
Pavel Mayer 1:44:55
Aber ja, also jedenfalls hat sich Selenskyj irgendwie bei Dutzenden europäischerStaatschefs auf Twitter bedankt für ihre Unterstützung.Aber eben ja,Nicht bei Vance. Weil der eben auch keine Unterstützung geäußert hat.Also alle anderen haben halt Tweets rausgegeben, wo sie ihre Unterstützung ausgedruckthaben. Und er hat das retweetet bzw.Zitiert mit irgendwie vielen Dank. Nur von der USA kam nichts.Sodass es auch nicht gab, wofür man sich bedanken konnte.
Tim Pritlove 1:45:40
Thanks for nothing. J.D. Vance.
Pavel Mayer 1:45:44
No thanks for nothing, würde ich eher sagen. No thanks for nothing.
Tim Pritlove 1:45:48
Ja, no thanks for nothing.
Pavel Mayer 1:45:51
Ja.
Tim Pritlove 1:45:52
Ja, gut. Ich denke, damit können wir unseren Rundblick jetzt auch abschließen.Gucken, vielleicht kommen wir jetzt mal auch ein bisschen häufiger mal wieder zu Wort hier, weil,jetzt wird es natürlich interessant werden, was was jetzt hier noch weiter passiertin dieser ganzen Trump-Putin-Auseinandersetzung.Und wir wollen ja jetzt auch nicht immer hier nur irgendwie zwei Monate warten,bis wir uns mal wieder zu dem Thema melden.
Pavel Mayer 1:46:23
Und gucken, wie unsere Vorhersage dann auch zeitnah, wie sich das entwickelt.
Tim Pritlove 1:46:32
Vielleicht liegen wir ja auch mal daneben. Mal gucken. Aber ich bin da eigentlichganz optimistisch mit unseren Aussagen.Ansonsten wollen wir auch versuchen, die versprochene USA-Folge noch nachzuliefern, möglichst bald.Und ja, ich denke, damit können wir hier erstmal die Tür zuschlagen und bedankenuns fürs Zuhören und hoffentlich kommen wir auch bald wieder.Insofern sagen wir Tschüss und bis bald.
Pavel Mayer 1:47:01
Macht's gut. Ciao.
Shownotes
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UKW134 Ukraine: Bombensicher

Russland drückt sich um einen Waffenstillstand, Trump tut nichts und die Ukraine trumpft auf

Der letzte Monat sah erneut wenig Bewegung an der Front erzeugte aber umso mehr Aufmerksamkeit, weil sich die Ukraine mit ein paar spektakulären Angriffen Russland schweren Schaden zufügt. Wir sprechen über die weiterhin scheiternden Bemühungen um Frieden und die außergewöhnlichen Drohnen-Angriffe der Ukraine auf russisches Material und Infrastruktur, die in die Militärgeschichte eingehen dürften.

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Tim Pritlove
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Pavel Mayer

Für diese Episode von UKW liegt auch ein vollständiges Transkript mit Zeitmarken und Sprecheridentifikation vor.

Bitte beachten: das Transkript wurde automatisiert erzeugt und wurde nicht nachträglich gegengelesen oder korrigiert. Dieser Prozess ist nicht sonderlich genau und das Ergebnis enthält daher mit Sicherheit eine Reihe von Fehlern. Im Zweifel gilt immer das in der Sendung aufgezeichnete gesprochene Wort. Formate: HTML, WebVTT.


Transkript
Tim Pritlove 0:00:32
Hallo und herzlich willkommen zu UKW, unsere kleine Welt.Mein Name ist Tim Pritlaff und ich begrüße euch zur 134. Ausgabe von UKW.Und wenig überraschend machen wir weiter mit unserer Berichterstattung überden Krieg in der Ukraine.Das heißt, ich begrüße Pavel. Hallo Pavel.
Pavel Mayer 0:00:52
Hallo.
Tim Pritlove 0:00:54
Ja, letzte Sendung war vom, na, am 8.Mai haben wir die veröffentlicht, am 7. glaube ich aufgenommen,also ungefähr ein Monat ist vergangen.Und ja, das war ein interessanter Monat, weil er erstmal so ein bisschen nurversprach, dass wir more of the same haben,darüber werden wir auch sprechen, aber dann war auf einmal alles anders undes passierten wieder ganz wilde und aufregende Dinge und die wollen wir heutenatürlich mal in den Fokus nehmen,aber erstmal wollte ich ein bisschen aufs Feedback eingehen und dann guckenwir mal so die allgemeine Kriegslage an, quatschen dann ein wenig darüber,was die Europäer versuchen mittlerweile politisch und auch militärisch anzustoßen,was bei diesen sogenannten Friedensverhandlungen rausgekommen ist,wie unser neuer Bundeskanzler sich in den USA geschlagen hat und dann natürlich die große Nachricht,der sehr beeindruckende militärische Schlag der Ukraine,die Drohnenattacke auf die nuklearen Airbases in Russland und später dann auchnochmal der zweite Streich der Anschlag auf die Kerchbrücke.Ja, dann würde ich sagen, fangen wir einfach vorne an. Mit dem Feedback.Du hast deine Reise beendet, also deine Reise in den USA ist jetzt sozusagenabgeschlossen und wir hatten ja gesagt, wenn sich genug Leute melden,dann machen wir da auch nochmal ein Special zu.Es haben sich definitiv genug Leute gemeldet. Das kann man, glaube ich,festhalten. Mit anderen Worten, wir werden das mal einleiten.Das ist jetzt allerdings nicht diese Sendung, sondern heute wollen wir einfacherstmal das normale Ukraine-Update liefern und werden dann irgendwann in dennächsten Tagen sicherlich auch nochmal über die USA reden.Genau. Dann gab es noch einen Kommentar von Philipp, Der schreibt,zu den ausschließlich von Pinguinen bewohnten Inseln, wir erinnern uns hierTrump und seine Zollankündigung,die mit großem Pomp da im Garten des Weißen Hauses verkündet und auf so eineTafel geschrieben wurden, wo dann auch die Insel drauf war, die nur von Pinguinen bewohnt wird.Und also dazu sagt Philipp, einige Banken scheinen die Adresse ihrer Kundennicht zu prüfen und akzeptieren diese von Menschen unbesiedelten Adressen als Wohnadressen.Möglicherweise kann den Inseln der Geldwäschefilter der Banken umgangen werden,weil sie auf keiner schwarzen Liste auftauchen. Schönes Detail.Dann hatten wir...Die Houthis, kurz erwähnt, ich weiß gerade jetzt gar nicht mehr in welchem Zusammenhang,auf jeden Fall sagt Ralf dazu, eine Bitte sagt nicht, die Houthis,das klingt für unbedarfte Zuhörer, als wäre es eine Minderheit.Es handelt sich um eine Terrororganisation namens Ansar Allah,die seit über 20 Jahren Bürgerkrieg im Jemen führt, Hunderttausende umgebrachthat und in der Öffentlichkeit erst bekannt wurde, als sie im Roten Meer internationaleHandelsschiffe beschoss.Vor ein paar Jahren haben die Saudis versucht, jedem bei der Bekämpfung zu helfen,vermutlich tollpatschig und mit entsprechend vielen zivilen Opfern.Das kam auch in den Medien vor. Houthi oder Houthi, also mit O oder U,ist der Nachname einiger der Anführer. Da habe ich dann nochmal geguckt.Wikipedia sagt dazu, die Houthi-Bewegung mit H-U geht in erster Linie von demreligiösen und politischen Führer Hussein Badreddin al-Houthi aus.Nach seinem Tod 2004 nahm die von ihm initiierte Bewegung Ansar Allah seinen Namen an.Insofern würde ich mal sagen, danke für den Hinweis. Ich wusste nicht,wo das herkommt, habe mir ehrlich gesagt noch nicht so viele Gedanken darüber gemacht.Andererseits sieht es aber so aus, als ob die selber quasi jetzt aus eigenenStücken sich unter diesem Namen versammelt haben und dann, würde ich sagen mal, ist es auch legitim,sie so zu benennen.
Pavel Mayer 0:05:01
Ja, aber trotzdem gut zu wissen, dass es sich nicht um irgendwie eine spezielle Volksgruppe handelt.
Tim Pritlove 0:05:08
Ja, weil ganz ehrlich, das hatte ich auch so ein bisschen im Kopf,aber ich bin da auch schuldig, ich habe mich mit dem Thema noch nicht so richtig beschäftigt.Ist ja alles sehr komplex mit der Welt.Jaro hat dann noch einen Hinweis zu den Motorradangriffen.Nachdem die Ukraine die russischen Motorradangriffe verspottet hatte,dazu vielleicht mal durch, ich glaube nicht, dass die Ukraine die Motorradangriffeverspottet hat, aber es hat in den typisch pro-ukrainischen Medien durchauseinen Raum eingenommen.Wurde nun begonnen, die zunehmend erfolgreiche Taktik Russlands zu übernehmenund zu kopieren, indem sie mit dem 425.Skala-Regiment eine eigene Motorrad-Einheit ins Leben rief.Hauptaufgabe der neu zu bildenden Einheit besteht im schnellen Durchbruch zuden Stellungen der russischen Armeein Angriffsaktionen und der sofortigen Änderung der Angriffsrichtung.Dadurch können die Angriffstruppen diese schnell erreichen, was im Vergleichzu normaler Infanterie mit größerem Gerät die Wahrscheinlichkeit verringert,von Drohnen getroffen zu werden.Naja, ja habe ich auch gehört, das wird auch tatsächlich sehr kritisch behandelt,weil einerseits es gab zwar hierund da an manchen Frontteilen so gegen Offensiven, kleine der Ukrainer,im Wesentlichen ist es aber nicht im eigentlichen Sinne eine Offensive mit demVersuch einen Durchbruch in etablierte Stellungen zu erzielen,wie das die Russen ja die ganze Zeit tun,sondern das sind eigentlich immer eher so Momente, wo durch Beobachtung festgestelltwird, dass irgendwelche Stellungen gerade schlecht besetzt sind.Also, was weiß ich, Truppenrotation und dann kriegt man das mit und wenn irgendwoRotation ist, dann sind ja solche Stellungen immer sehr anfällig.Kann gut sein, dass das an der Stelle so gedacht ist.Vom Motorrädern hört man immer wieder viel, sieht aber nicht so viel.Es gab auch schon, ich glaube schon vor zwei Jahren, wurden auch schon Elektromotorräder,getestet. Ob die derzeit noch im Einsatz sind, das weiß ich nicht.Die haben natürlich den Vorteil, dass sie auch noch leise sind.Andererseits hat sich natürlich die ganze Frontlinie extrem geändert durch diesepermanente Drohnenüberwachung und die Bedingungen,welche Taktik jetzt erfolgreich ist oder nicht, ändern sich laufend.Es gibt immer wieder diesen Satz, das hört man in jeder Hinsicht,dass nach drei Monaten ist eigentlich auf diesem Battlefield immer wieder alles anders.
Pavel Mayer 0:07:48
Motorräder beim Militär sind ja nichts Neues, sondern die eingesetzte,als es Motorräder gibt, auch militärisch.Und klar hat man einen gewissen Mobilitätsvorteil, aber man ist halt auch inhohem Maße verwundbar auf einem Motorrad.Das ist halt grundsätzlich nicht so besonders stabil und natürlich auch im Gelände.Also man muss da auch gut fahren können.Da kann man nicht einfach irgendjemanden draufsetzen und dann gibt ihm.Was jetzt so Drohnen angeht, habe ich jetzt neulich mal von einer Auswertung gehört,wo jemand Videos von 1800 Drohnenangriffen ausgewertet hat und geguckt hat,wie viele konnten denn entkommen und unter welchen Bedingungen.Und die Wahl des Fahrzeugs scheint da nicht so entscheidend zu sein.Also wenn man irgendwie von so einer Drohne angegriffen wird, meinten sie,also egal ob zu Fuß oder im Auto oder mit dem Motorrad oder sonst wie,die Drohnen kann man im Gelände einfach wohl nicht ausmanövrieren mit Geschwindigkeit oder sowas.Man kann ihnen nicht durch Geschwindigkeit entkommen, was wohl,sagen die Chancen, erhöht.Es zum einen Rauch scheint zu helfen, also Nebelgranaten oder so, weil die dann, ja.Es einem einfacher machen, weil der Drohnenpilot dann eher die Orientierung verliert.Und ein anderes Ding ist halt durchs Gestrüpp.So, da können die Drohnen natürlich auch nicht folgen. Also wenn es dann gelingt,quasi irgendwie in dichten Bewuchs zu verschwinden, dann erhöht das auch deutlichdie Überlebenschancen.Also ohne das, also im Schnitt waren es ungefähr 80 Prozent,die nicht entkommen sind in diesen 1600 Videos,sodass ja einfach in vier von fünf Fällen die Leute der Drohne nicht entkommen konnten.Und so mit Rauch und Gestrüpp stiegen die Chancen irgendwie auf 50-50.Also ist trotzdem, ja, ins Visier von der Drohne zu geraten, ist einfach nicht gut.
Tim Pritlove 0:11:06
Ja, das wünscht man keinem.Ja, also man ist jetzt auch viel berichtet worden, aber man macht sich glaubeich gar keine Vorstellung.Es ist einfach, die Drohne dominiert nicht nur diesen Krieg, sondern,und das werden wir ja auch gleich nochmal in den anderen Betrachtungen,in den anderen Vorfällen sehen, sondern ändert im Prinzip auch die gesamte militärischePlanung und Kriegsführung enorm und from the ground up.Also das ist sicherlich die größte Revolution.Revolution im Kriegsgeschehen seit langem und da muss man jetzt mal schauen,was das alles noch mit sich bringt.Gut, dann würde ich sagen, machen wir nochmal einen kurzen Überblick über dieallgemeine Kriegslage. So, was ist eigentlich passiert?Wir haben ja viel immer wieder berichten müssen, dass sich im Großen und Ganzen nicht viel tut.Das stimmt eigentlich auch immer noch. Allerdings hat man jetzt schon gemerkt,dass die Russen ihre Angriffe hochfahren bzw.Weitere Truppenverstärkung vorgenommen haben.Insbesondere nördlich von Sumi, das ist die Region, wo die Ukraine vor einemhalben Jahr in Kursk eingefallen ist und jetzt über fast ein halbes Jahr diesesGebiet auch gehalten hat,bis dann der Plan nicht weiter aufging und sie sich zurückziehen mussten.Und jetzt haben aber die Russen an der Stelle auch eine Gegenoffensive gestartet.Die ist zwar nicht massiv, es wird so von 50.000 Soldaten berichtet,die dort in dieser Gegend versammelt worden sind.Das klingt jetzt erstmal viel, ist aber natürlich nicht genug,um jetzt irgendwie diese Großstadt Sumi, die also eine Millionenstadt ist,in irgendeiner Form einzunehmen.Allerdings, und ich denke mal, das ist halt so die Strategie der Russen an derStelle, Man will halt die Ukraine an mehreren Fronten beschäftigen,weil das eigentliche Ziel ist natürlich im Osten.Also das eigentliche Ziel ist die gesamte Ukraine einzunehmen,aber das ist natürlich nichts, was in irgendeiner absehbaren Zeit Russland möglich wäre,aber sie sind einfach relentless und schicken einfach immer mehr Leute in den Tod.Ja, und da muss man jetzt mal gucken, wie sich das entwickelt.Es sind so ein paar kleinere Dörfer eingenommen worden jenseits der Grenze.Ähnlich hat man das ja auch schon in Rakiv gesehen. Das kann durchaus sein,dass sich Russland da auch festsetzt, aber es macht derzeit noch nicht so denEindruck, als ob es da zu irgendeinem größeren Durchbruch kommt.Man kann nur hoffen, dass die Ukrainer an der Stelle gut vorbereitet sind,diese Nordflanke dort auch zu sichern, weil wenn halt die Russen dann zu nahan die Stadt rankommen, dann droht natürlich Artilleriebeschuss der Stadt etc.Mit den entsprechend negativen Auswirkungen.Dann gibt es im Osten auch nur sehr zähe Bewegungen, was so ein bisschen beunruhigend ist,dass die Russen an so einem Brückenkopf über diesen Oskillfluss arbeiten in Luhansk.Das kann derzeit noch eingehegt werden.Im nördlichen Bereich von Luhans sind sie aber über diesen Fluss rüber.Und das ist insofern bedrohlich, als wenn sich das zu sehr manifestiert,dass es den Russen natürlich die Möglichkeit gäbe, dort wieder in das Gebieteinzudringen, was sie ja schon mal besetzt haben, von dem sie ja zurückgedrängt wurden.Und da ist zwar noch ein sehr langer Weg bis Charkiv, aber das ist ja sozusagenda diese Region östlich von Charkiv und es bedroht auch die relativ wichtige Stadt Kupiansk.Aber ganz so schlimm ist es noch nicht, auch wenn die Russen dort halt überden Fluss rüber sind, heißt das erstmal noch nichts, aber das ist auf jedenFall so ein Bereich, der nicht so richtig glücklich stimmt.Ja, ansonsten gibt es einfach enorm viel und da reden wir eigentlich viel zu wenig drüber,weil es einerseits auch totally depressing ist und im eigentlichen Sinne auchnicht kriegsentscheidend ist, aber die Beregnung der Ukraine durch Drohnen,durch diese Schahed Drohnen,durch ballistische Raketen und durch Cruise Missiles, das ist,sagen wir mal, das eigentliche Problem.Also gerade in den letzten Tagen kamen auch die großen Städte,einschließlich Kiew, enorm unter Beschuss.Permanent schlägt irgendwas ein, weil einfach nicht alles abgeschossen werden kann.Die Luftabwehr wurde zwar wieder ein bisschen verstärkt, mittlerweile hat sogarIsrael bestätigt, dass sie ein Patriot-System jetzt auch abgegeben haben an die Ukraine.Das hatten wir, glaube ich, hier kurz auch diskutiert.Aber hier mal ein System, da mal ein System das hilft alles so,aber Russland dreht da einfach das Rad auch gerade auf elf die feuern also imwahrsten Sinne des Wortes aus allen Rohren,und das ist ein sehr großes Problem vor allem eben die ganzen Launches von bodengestütztenballistischen Raketen aber eben auch die ganzen Cruise Missiles, die von Flugzeugen,abgeregnet werden.
Pavel Mayer 0:16:51
Ja, wobei...Die Zahl jetzt der Cruise Missiles oder der ballistischen Waffen, also Raketen,im Prinzip größeren Raketen, ist eher gering im Vergleich zu der Zahl der billigen, ja,Schahit-ähnlichen Drohnen, von denen die so teilweise 500 Stück pro Nacht losschicken.Und ja, da ist wohl der Plan der Russen auch, die Produktion so weit zu steigern,dass sie jede Nacht 500 losschicken können und die kannst du natürlich nichtmit Patriot bekämpfen oder es wäre halt,ja, eine mehrere Millionen Dollar teuren Flugkörper Flugkörper gegen eine, weiß ich nicht, 20.000,30.000 Dollar Drohne ist nicht ökonomisch, das hältst du nicht lange durch. Genau.
Tim Pritlove 0:17:55
Aber da haben sie ja auch noch andere Methoden mittlerweile,die Schallets, also sie werden sowohl mit F-16 und anderen Kampfflugzeugen bejagt,es gibt Laserabwehrsysteme, die glaube ich jetzt schon in den Einsatz kommenvon den Briten oder zumindest getestet werden.Und auch andere Anti-Drohnen-Drohnen sozusagen, also Drohnen,die speziell darauf getrimmt sind, diese Drohnen abzufangen.Das ist so ein permanenter technischer Wettlauf. Man muss sagen,die meisten Scherhets holen sie auch vom Himmel.Aber es bleiben halt einfach immer nochmal 100 übrig und irgendwie 100 Explosionenirgendwo in Wohnhäusern und Kindergärten und Fabriken und so weiter,das ist halt alles kein Spaß.
Pavel Mayer 0:18:38
Und gut mittlerweile, also die Ukraine hat eine ganze Menge Gepard jetzt auch im Einsatz.Die sind ohne jetzt groß Schlagzeilen zu machen, wurden halt mehr und mehr natürlichrefurbischt und geliefert seit Kriegsbeginn. und die,funktionieren auch ganz gut gegen die Scheiddrohnen, das ist auch dann relativgünstig, hatten wir ja schon mal das Thema, also 5 bis 10 Schuss oder so,aber das ist halt nur im Umkreis dann von einigen Kilometern um,den Panzer herum, die Reichweite ist halt nicht sehr hoch und Und sie habenjetzt auch angefangen, quasi den Nachfolger vom Gepard,beziehungsweise modernen Versionen der Luftabwehrkanonen, die mit demselben Kaliber arbeiten,aber dann auf unterschiedlichsten Plattformen montiert werden können.Auch auf Panzern, aber auch auf Schiffen und anderen.Skyrager. Aber Skyranger, genau, so hieß das Ding genau.Also ein paar Skyranger sind wohl jetzt auch im Einsatz, aber ich habe nochnichts gehört, wie die sich jetzt dort bewährt haben.
Tim Pritlove 0:20:07
Ja, das ist eine ziemlich beeindruckende Technologie. Da kann man sagen,das scheint so ein Stück Militärgerät zu sein, was genau im richtigen Zeitpunktauf den Markt kommt, weil,wie wir nachher auch noch diskutieren werden, es gibt erhöhten Bedarf an Drohnenabwehr,insbesondere stationär.Um einfach bestimmte Gebiete zu schützen, speziell Militäranlagen.Und ja, dieser Skyranger, das ist also wirklich so ein Gepard plus plus.Das ballert irgendwie in einer Irrengeschwindigkeit und Präzision um sich herumund das ist vor allem auch dann eben ökonomisch auch darstellbar.Wenn du also wirklich überschaubare Investitionen pro Schuss hast und nichtso viele brauchst, um Drohnen abzuschießen,das Teil ist in der Lage, ganze Schwärme zu neutralisieren, auch durch so entsprechendeMunitionen, die sich entsprechend sozusagen auf...Die, glaube ich, programmierbar ist, wenn ich das richtig sehe.Also das Gerät weiß quasi, wo das Objekt ist und die Munition kann dann...In Echtzeit darauf programmiert werden, wann sie denn zersplittern soll.Das heißt, irgendeine berechnete Distanz vor dem eigentlichen Objekt teilt sichdiese Munition auf und regnet dann natürlich in so einem kleinen Hagel irgendwieauf diese Drohnen und dann ist natürlich die Wahrscheinlichkeit,dass die Drohne das irgendwie überlebt, sehr gering.Also das ist eine ganz andere Nummer als dieser Gepard, der im Prinzip normaleMunition verschießt und der mehr oder weniger genau treffen muss.Ja, also es lässt sich zusammenfassen, die Russen greifen Wohnhäuser an unddie Ukraine greift Fabriken und Ölproduktionsstandorte und Militärproduktionsstandorte an.Das ist alles nichts Neues und auch alles total deprimierend in gewisser Hinsicht,aber so geht es halt hin und her.
Pavel Mayer 0:22:02
Ja, wobei, also ganz, ich meine, natürlich greift Russland auch militärischeZiele an mit den Drohnen.Also es ist jetzt nicht so, dass sie das nicht tun würden.Sie hatten sogar einen Erfolg damit,wo dann der ukrainische General zurückgetreten ist, weil Armee mit der Begründung,dass er es nicht geschafft hat,seinen Soldaten irgendwie dazu zu bringen, die nötigen Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen.Also entsprechend Obsek. Das heißt, da ist dann irgendwie...Auch unter anderem ein Stützpunkt, eine zentrale Angebung, eine Ausbildungsstätte,wo dann irgendwie Dutzend ukrainische Soldaten getötet wurden bei dem Angriff.Also auch das kommt vor und wir kriegen natürlich wahrscheinlich auch weniger mit,Und die Ukraine wird nicht von sich aus jetzt veröffentlichen,wenn es nicht unbedingt sein muss,wenn jetzt militärische Ziele getroffen worden sind aus nachvollziehbaren Gründen.Die Russen machen das ja auch nicht.
Tim Pritlove 0:23:21
Aber die Russen würden keine Sekunde zögern zu dokumentieren,wenn die Ukrainer Wohnhäuser bombardieren würden.Und das passiert halt dann doch sehr selten.Das ist vorgekommen, aber das sind oft Fälle, wo einfach Drohnen,die halt militärische Ziele angeflogen haben, auf dem Weg dahin abgeschossenwurden und dann irgendwo halt in diesem Haus crashen.
Pavel Mayer 0:23:44
Ja und bei russischen Angriffen kann man von vielen Angriffen definitiv sagen,dass die gezielt auf quasi zivile Objekte...
Tim Pritlove 0:24:01
Krankenhäuser, alles mögliche Lehrgärten, also das sind auch teilweise sehrpräzise Waffen, die da zum Einsatz kommen.Also das sind schon bestimmte Cruise Missiles, die haben dann einfach KH 101oder so, die hat glaube ich auch so eine Treffgenauigkeit von 10 Metern.Wenn die jetzt in einem Krankenhaus landet, dann kann mir keiner erzählen,dass das sozusagen ganz woanders hingehen sollte. Naja.
Pavel Mayer 0:24:29
Letztes Beispiel jetzt auch in Kharkiv, das Rathaus im Prinzip,wo sie auch ein Double-Tap mit ballistischen Raketen gemacht haben,wo dann eben erst der Einschlag kommt, dann kommen die Helfer.Und ja, dabei sind...
Tim Pritlove 0:24:54
Das war glaube ich wirklich interaktiv. Ich dachte, du meinst jetzt dieses Verwaltungsgebäudein Kherson, wo auch sehr offensichtlich ist, dass sie das direkt bombardiert haben.Ja genau, Double Tap, das hatten wir auch schon mal, das ist halt so ein generellesProblem, dass möglichst dann auch noch die Feuerwehr und die ganzen Retter auchnoch mit ins Leid gezogen werden.
Pavel Mayer 0:25:14
Ja, ich meine, Ukraine macht auch teilweise Angriffswellen.Insofern ist das nichts,was die Ukraine nicht möglicherweise auch tun würde, aber die Ziele sind andere.Da sind dann in der Regel irgendwelche Fabriken, die Kriegsgüter produzierenoder Energie oder anderes.
Tim Pritlove 0:25:44
Aber kein Double Tap, um jetzt Rettungskräfte zu erwischen, sondern Double Tapim Sinne von ein paar Tage später geht man nochmal auf dasselbe Ziel los,um auch noch die anderen Ölkanister auch noch zu erwischen.Oder beziehungsweise man setzt erstmal so eine Fabrik in Brand und wenn sie dann gelöscht ist, dann,Beschäftigt man auch weiterhin, um sozusagen auch Reparaturen entsprechend nach hinten raus zu zögern.Naja, gut, aber schauen wir doch mal auf die Politik.Es gab dann einen Vorstoß vor einigen Wochen, jetzt habe ich mir das Datum gerade,es war kurz nach unserer Sendung war das tatsächlich, so am 9.Oder 10. Mai, haben sich Macron, Merz, Tusk und Stama in Kief getroffen.Also maximale Präsenz von Frankreich, Deutschland, Großbritannien und Polen,also sagen wir mal den wichtigsten Militärmächten in Europa.Und die haben halt große Einheit demonstriert und haben dann Putin gegenübernochmal so ein Ultimatum gestellt, ja am 12.05.Dann muss aber jetzt hier mal bedingungsloser Waffenstillstand sein, or else.Und man gab sich so, dass ja, man habe wohl mit Trump gesprochen und Sanktionenwären jetzt in Vorbereitung und die würden dann eben in Kraft treten.Naja, also Trump war natürlich am Ende wieder nicht hilfreich und hat sich da,rausparlabert und hat nicht wirklich da.Die Fronten geschlossen. Putin hat natürlich den Waffenstillstand abgelehnt,sodass da sozusagen nichts bei rausgekommen ist.Ich würde aber nicht sagen, dass jetzt diese Maßnahme sich ein Fehler war,weil ich glaube, es ist relativ wichtig für die Europäer jetzt auch selber malInitiativen zu ergreifen und da auch die entsprechende Geschlossenheit zu,demonstrieren, auch mal generell klar zu machen, wo man steht und auch zu sagen,okay, wir finanzieren das jetzt auch, wir bauen auch unseren Militärapparat auf etc.Und zwar auch unabhängig davon, was die USA sagen.Sanktionen würden natürlich sehr viel mehr bringen, wenn die USA mit im Boot ist.Es gibt derzeit auch schon eine von dem amerikanischen Senat zu 70-75% unterstützteSanktionsmaßnahmen, die auf dem Tisch liegt, die eigentlich nur noch abgestimmt werden muss,die auch problemlos abgestimmt werden hätte können.Sogar der Sprecher, der Johnson, der hat halt gesagt, so ja,das können wir irgendwie machen.Sprich, in der republikanischen Partei an sich ist die Unterstützung der Ukraineeigentlich auch kein...Aber kein Fragezeichen. Es gibt da genug Support. Der Einzige,der das nicht unterstützt, ist halt Trump selber.Und jetzt gibt es irgendwie noch Verhandlungen und jetzt sollen irgendwelcheSanktionen noch ein bisschen abgemildert werden. Also man merkt einfach immerwieder, wie Trump da seine Buddies in Moskau schützen möchte und das ist einfachalles nur noch lächerlich und absurd.Aber das ist nun mal so die Situation und die ganze Zeit hat er halt irgendwierausposaunt, ja man muss ja irgendwie Frieden schließen und er würde ja hierden Krieg in 24 Stunden beenden. Es hat nicht ganz geklappt, würde ich sagen.Und es ist alles natürlich vollkommen hanebüchen, was die Trump-Regierung derzeit macht.Und er ist außenpolitisch auch so schwach. Also er bewirkt einfach gar nichts.Das kann man mal sagen. Ganz im Gegenteil, er zögert eigentlich diesen Kriegweiter raus durch sein Verhalten.Und Europa muss schauen, wie sie mit dieser Situation umgehen,weil man muss natürlich erstmal davon ausgehen, dass es auch die nächsten dreiJahre noch so weitergeht mit ihm.Und von daher denke ich mal, ist die USA politisch aus dem Rennen.
Pavel Mayer 0:30:07
Ja, Trump hat so einen,was heißt nicht Spitznamen, aber der Begriff Taco wurde halt geprägt von irgendwelchenWall Street Tradern als Akronym für Trump Always Chickens Out im Hinblick auf die Zölle.Dass er erst Großzölle ankündigt und dann bevor die dann wirklich in Kraft tretenoder umgesetzt sind, dann wieder aussetzt und ja,das scheint...So auch bei den Friedensverhandlungen mit der Ukraine genauso zu sein.Also wenn, ja, macht irgendwelche, stellt Forderungen, Deadlines und dann verstreichtdie Deadline und nichts passiert.Und das ist halt wie wenn so, weiß ich nicht,lediglich manche Mütter an der Supermarktkasse, wenn sie dann ihren Kindernirgendwie fünfmal sagen,lass das und wenn du das jetzt nicht sofort dann und wiederholen das irgendwiezehnmal und nichts passiert und das Kind weiß das natürlich.Und ja, also daran erinnert mich das ein bisschen.Und mittlerweile ist das Problem, dass Trump nicht mehr richtig ernst genommenwird oder das, was er sagt, nicht mehr ernst genommen wird.Also wenn er was ankündigt, dann geht mittlerweile das Gros davon aus,Das wird er sowieso nicht tun.Was nicht immer der Fall sein muss,aber das ist so, wie es jetzt aussieht, dass er weder von Putin ernst genommen wird,noch glaube ich von einem Großteil der westlichen Regierungschefs und von China auch nicht.
Tim Pritlove 0:32:26
Ja, eigentlich gar keiner, also wir wissen gar nicht, wer ihn überhaupt noch ernst nimmt.Also ernst nimmt man ihn nur insofern, als dass er eben de facto an der Machtist und diese für seine Zwecke versucht zu missbrauchen, klar, aber,Er hat selber kein politisches Verhandlungsgeschick, er versteht die ganze Situationnicht, er hat keine Ahnung von Geschichte, er hat keine Ahnung von Diplomatie,er hat keine Ahnung von Politik, er sieht halt alles irgendwie so aus mit seinerMafia-Brille und es geht ihm eigentlich die ganze Zeit nur darum,selber da einen Reibach zu machen und alles andere ist ihm eigentlich ziemlich egal.
Pavel Mayer 0:33:03
Und nach wie vor eine gute Erklärung,er ist halt ein Reality-TV-Star und jede Woche ist sozusagen eine neue Showund die Zuschauerzahlen von letzter Woche interessieren nicht,es muss halt irgendwie neues Drama her. Ja, es muss halt.Und ja, das erklärt halt eben auch eine ganze Menge von seinem Verhalten,dass er natürlich immer versucht, irgendwie Mittelpunkt zu sein und gelernt hat,dass das am besten funktioniert, wenn er irgendetwas Krasses von sich gibt.Dann regen sich irgendwie wieder alle auf und er hat seine Schlagzeilen unddie neue Folge ist ein Erfolg.Und das letzte Kapitel,ich denke wir werden das heute nicht allzu viel darüber reden,aber sein Fallout mit Musk und was das vielleicht für die Ukraine bedeutet, weiß man noch nicht.Man weiß auch nicht, ob die beiden sich nicht wieder irgendwie vertragen, wohin das gehen wird.Aber das war so ein bisschen jetzt die letzte Folge von.Trump Reality TV und es wurde, glaube ich, dann auch mit Desperate Housewivesoder so verglichen, also was da passiert.Man könnte fast glauben, dass es wirklich eine Inszenierung ist,aber leider ist es auch Realität, was da passiert. Das ist leider nicht nur Show.
Tim Pritlove 0:34:56
So sieht es aus. Ja, kommen wir mal zu diesen eigentlichen Friedensverhandlungen,die ja dann tatsächlich stattgefunden haben.Also kind of. Es gab die Einigung, dass man sich in Istanbul trifft.Und es ist generell, ich würde sagen, nicht überraschend, dass ausgerechnetdie Türkei und Erdogan an dieser Stelle ein Ort sein können,wo die sich überhaupt treffen.Also nicht nur, weil es jetzt geografisch nahe ist, sondern weil vor allem natürlichErdogan es ja immer geschafft hat,ganz geschickt da die Balance in seinem Verhältnis zum Westen und zu Russlandzu warnen, obwohl die Türkei halt NATO-Mitglied ist und so weiter.Also das ist ja auch alles sehr absurd. Aber er ist halt auch selber so einStrongman, den Putin glaube ich noch so halbwegs ernst nimmt.Allein schon, weil er irgendwie, wenn die Russen mal über seine Grenze rüberfliegen,die russischen Flieger auch sofort abschießen.Das hat ja die NATO bisher noch nicht geschafft.Also die anderen NATO-Staaten haben es noch nicht geschafft.Aber ich glaube auch nicht, dass das eine NATO-Operation war,sondern das war halt einfach so, wie die Türkei das gerne handhabt.Und so war es beeindruckend halt Putin. Naja, auf jeden Fall,dort sollten diese Treffen stattfinden.Haben sie dann auch und das ist ja dann auch mit einem entsprechenden diplomatischenGetöse verbunden gewesen.Aus der Position der Ukraine heraus. Ich meine.Wie Selenskyj das schafft...Dieses Verhältnis zu der USA irgendwie aufrechtzuerhalten, verdient eigentlich schon einen Oscar.Also das ist was für Demütigungen das Land hat einstecken müssen und auch erpersönlich, aber trotzdem lassen sie sich davon eben nicht abhalten.Er ist eigentlich wieder totaler Anti-Trump und schafft es aber dadurch auchin irgendeiner Form immer alle Optionen offen zu lassen.Jetzt gab es Trumps offensichtlich sinnlose Forderung nach einem Waffenstillstand,den die Ukraine ja nie wollte, ist aber dann trotzdem darauf eingegangen,hat den auch teilweise durchgezogen, einseitig, im Wesentlichen um zu zeigen,dass die Russen das nämlich genau nicht tun.Also er möchte einfach die Ukraine dort aus der Argumentation herausführen,dass ja irgendwie die Ukraine nichts für einen Frieden tun würde.Auch wenn sie genau wissen, dass eigentlich Russland an Frieden überhaupt garkein Interesse hat und an Friedensverhandlungen auch nicht und ein Waffenstillstandauch überhaupt nicht im Bereich des Realistischen ist. Das hat sich ja gezeigt.Ja, sie haben also zwei Tage mal offiziell einen ausgerufen,als sie ihre Militärparade gehabt haben, aber de facto gingen die Kämpfe daauch weiter. Das ist also alles nur Gewäsch.
Pavel Mayer 0:38:07
Was die Ukraine wohl gemacht hat, ist, dass sie eine Zeit lang davon abgesehenhat, Ölinfrastruktur anzugreifen.Wobei das jetzt nicht ganz sicher ist, ob das jetzt wirklich ein Entgegenkommenwar oder halt einfach nur ein Signal und man sowieso erstmal auf andere Ziele umschiften wollte.Aber das scheint wohl tatsächlich stattgefunden zu haben von Seiten der Ukraine.
Tim Pritlove 0:38:38
Das meinte ich damit auch. Sie sind dem teilweise entgegengekommen.Das war halt genau diese Phase, wo sie den USA zugesagt haben,dass sie jetzt, weil die USA so, ja, nee, ihr müsst aber hier mal die Angriffeauf die ölproduzierenden Standorte einschränken.Und das haben sie dann auch getan. Sie haben dann andere Ziele angegriffen.Aber sie sind dieser ominösen Forderung der Amerikaner halt einfach nachgekommen,um sagen zu können, hier guck mal, wir haben doch alles gemacht, was ihr wolltet.Auch wenn wir nicht glauben, dass es irgendwas bringt, aber wir haben es einfach mal trotzdem gemacht.Das heißt nicht, dass wir jetzt nicht andere Ziele angegriffen haben,aber diese eine Forderung, der sind wir einfach mal gefolgt für 30 Tage.Danach ging es aber auch wieder weiter.Und das ist das, was ich meine, das ist sozusagen die Verhandlung.Es geht immer darum, eine Position zu schaffen, wo man dann nicht mehr argumentierenkann, aber die Ukraine hat ja nicht, sondern wo man sagen kann,okay, was hat Russland jetzt gemacht? Antwort, gar nichts.Und das war dann eben auch die Situation, als diese Friedensverhandlung in Istanbul,die erste Runde da gestartet wurde, dass,Russland dann zwar da aufgelaufen ist, aber die haben halt nur so die dritte Garde hingeschickt.Also da war noch nicht mal der Lavrov, noch nicht mal der Außenminister warda, sondern das waren so irgendwelche Leute, die eigentlich überhaupt nichtszu entscheiden haben, während halt die Ukraine dort nicht nur mit der erstenVerhandlungsgarde angeritten ist, sondern Zelensky selber war dann halt auch bei Erdogan.Er war dann in Ankara und hat gesagt, naja, wenn jetzt hier Putin kommt,dann treffe ich ihn gerne in Istanbul.Er kam dann nicht, dann ist er halt auch nicht mehr nach Istanbul gereist,hat aber trotzdem die Gelegenheit zum Staatsbesuch bei Erdogan genutzt.Und später gab es dann halt noch den zweiten Termin, wo dann sozusagen nochmalverhandelt wurde und Spoiler-Alert also in beiden Fällen kam natürlich keinFriedensverhandlung bei raus und auch kein Waffenstillstand sondern es wurdenur ein Gefangenenaustausch jeweils,vereinbart, das ist auch okay aber das findet halt sowieso immer statt,nur dass dann eben die Vorzeichen dann etwas anders waren.
Pavel Mayer 0:40:46
Ja, aber es war eine größere Zahl, also irgendwie glaube ich jeweils 1000,Gefangene ausgetauscht.
Tim Pritlove 0:40:55
Also wurde es ein bisschen vereinbart. Das sind glaube ich noch nicht alle tatsächlich.Aber es gab jetzt wieder Leute, die entlassen wurden aus teilweise dreijährigerGefangenschaft und so weiter. Genau.
Pavel Mayer 0:41:08
Und das Spannende an dem zweiten Treffen war,dass Russland wohl geplant hatte,so als Vorbereitung für dieses zweite Treffen einen massiven Luftschlag in derNacht vorher durchzuführen gegen die Ukraine.Und der kam dann nicht,weil eben die Ukraine sich auch wasüberlegt hatte im Hinblick auf die Verhandlungen und dann die Operation.Spinnennetz dann gestartet hatte und ja, die Russen dann mit runtergelassenenHosen irgendwie dann am nächsten Tag dastanden.Es war auch interessant, in die Gesichter zu gucken von der russischen Delegationbei dem zweiten Treffen.Die sahen alle not amused aus. Die haben halt alle saure Gesichter gemacht,weil die sich das halt anders vorgestellt hatten.Und da hat die Ukraine, also Russland,sehr erfolgreich dazwischen gefunkt und vermutlich tatsächlich unter anderemauch Flugzeuge erwischt,die betankt und aufmunitioniert waren und eigentlich in der Nacht, ja,die Ukraine angreifen sollten und dazu kam es dann nicht mehr.
Tim Pritlove 0:42:49
Erzählen wir doch mal, was eigentlich passiert ist. Also es gab diese Angriffe.Angegriffen wurden insgesamt fünf Airbases quer verteilt über Russland.Eine in Momansk, also sehr weit oben im Norden in der Nähe der Polarregion,da wo die Russen ihre strategische U-Boot-Flotte auch haben,aber eben auch eine große Airbase.Zwei in der Nähe von Moskau, einer weiter im Osten und einer sehr weit im Osten.Eine so in der Höhe von Kasachstan, eine andere hinten schon bei China.Und warum wurden diese fünf Airbases angegriffen?Das waren die Standorte, wo die großen strategischen Bomber der Russen geparktsind. Und strategische Bomber sind halt große Bomberflugzeuge,die eine extreme Reichweite haben.Die sind nicht besonders schnell, aber die können sehr viele Waffen tragen undkönnen die eben aus großer Distanz in die Nähe bringen, in so einen Abschussbereich,wo dann eben die Raketen und Cruise Missiles dann von alleine weiter fliegen.Das sind im Wesentlichen die TU-95, das ist so ein 50er Jahre Flugzeug,So ein riesiger Turboprop-Bomber, dann die TU-160,das ist so eine etwas modernere Variante aus den 60ern und die TU-22M.Und das waren die Ziele, die die Ukraine jetzt erledigen wollte,weil das sind auch die Flugzeuge, die derzeit einfach für am meisten Ärger sorgen.Da kommen die Großmissiles her, die also so riesige Bombenlast abwerfen überder Ukraine und die für einen Großteil der wirklich schwerwiegenden Angriffeder letzten Monate verantwortlich sind.Und ja, wie macht man das jetzt?Man macht das natürlich mit Drohnen und was sich die Ukrainer haben einfallenlassen ist eine wirklich gewiefte Operation.Sie haben also spezielle Angriffsdrohnen mit so je zwei Stangenbomben gebaut, also Quadrokopter,haben die dann nach Russland geschmuggelt in die Stadt Tscheljabinsk und dorthaben sie so eine Lagerhalle angemietet.Und in dieser Lagerhalle haben sie dann so Container zusammengebaut aus Holz,die so aussehen, als würde es sich dabei um so Tiny Houses handeln.Also so in Containerform mit Türen und Fenstern und davon haben sie dann offensichtlichso zehn Stück produziert und das Besondere daran war,dass die oben einen doppelten Boden oder vielmehr ein doppeltes Dach hatten.Das heißt, man hat das diesen Häusern so nicht angesehen.Die waren innen halt im Wesentlichen leer, aber oben war quasi so eine doppelteDecke und diese doppelte Decke, dort wurden dann eben diese Drohnen platziert.Und das müssten so an die 25 Drohnen pro Container gewesen sein,zwei Container pro Flughafen.Also auf einem Truck wurden die dann später zu diesen Flughäfen von normalenrussischen Spediteuren, die keine Ahnung hatten, dorthin gefahren.Das heißt, die haben das halt einfach gesagt, ja, wir haben hier so ein TinyHouse, das muss da irgendwo in die Gegend, komm mal her mit deinem Truck,wir laden die mal da drauf.Und dann sind sozusagen der Truck mit diesen zwei Containern hinten drauf losgeschicktworden und wurde dann immer wieder so telefonisch irgendwo hingeleitet.Ja, fahr mal da hin, fahr mal da hin.Das heißt, die haben den auch so Schritt für Schritt begleitet und immer gesagt,wo er irgendwie hinfahren soll.Und ja, das ging dann aber sozusagen in alle Richtungen, eben quer über Russlandverteilt an all diese ganzen Standorte.Und das Ziel war, diese Container in der Nähe dieser Airbases abzustellen.Also nicht wirklich komplett abzuladen, sondern mit dem Truck quasi zum Stehenzu kommen und dort sollten dann diese Fahrer auf jemanden warten,der ihnen die Dinger dann irgendwie abnimmt.Das war sozusagen der Trick, mit dem sie dazu gebracht haben,einfach irgendwo auf so einem Parkplatz in der Nähe dieser Flughäfen stehen zu bleiben.Naja, was die Truck-Treiber halt nicht wussten ist,dass da diese Drohnen drin sind und schon gar nicht was dann als nächstes passierenwürde, weil es sieht eben so aus, als ob diese Tiny Houses und mit diesen Drohnen,die waren halt sehr gut ausgerüstet.Das heißt, dort waren also erstmal noch zusätzliche Akkus mit verbaut,um diese Drohnen also auch über einen längeren Zeitraum, ich weiß jetzt nichtgenau, wie lange die unterwegs waren, aber bei den Distanzen,das dürfte schon eine Weile gedauert haben, also mindestens eine Woche,denke ich mal, mindestens in zwei der Fälle.Dass die halt also auch weiterhin alle geladen sind, sprich da ist also richtigviel Akkukapazität wahrscheinlich mitgegeben worden,damit diese Drohnen einfach bis zum Schluss auch voll in Power sind und natürlichhaben die auch die ganze Zeit kommuniziert und wie sie kommuniziert haben, wurde dann später klar,die waren halt einfach mit SIM-Karten im russischen Mobilfunk eingebucht.Nicht alle drohen unter Umständen, sondern vielleicht auch jetzt nur erstmal das System an sich.Aber die Ukrainer waren in der Lage, den Ort rauszufinden und die Kommunikationaufrecht zu erhalten mit diesen Trucks und haben es geschafft,diese Trucks alle mehr oder weniger zeitgleich an diesen finalen Orten ankommenzu lassen. Also das war sozusagen auch ein Ziel.Es wurde nicht eins nach dem anderen angesteuert, sondern sie haben es auchso losgeschickt und so in Schritten weitertransportieren lassen,dass eben diese Trucks alle mehr oder weniger zur selben Uhrzeit an diesen Airbases ankamen.Und dann wurden diese Trucks von außen aktiviert, sodass nämlich oben das Dachmit so einer Motorkonstruktion seitlich weggefahren wurde und einfach runterfiel.Also es ist einfach so, oben hat sich sozusagen das Dach weggeschält und esist auf den Boden gefallen.Womit eben dann der komplette Container vollständig in der Luft stand oben,dieser doppelte Boden, sprich die Drohnen konnten von dort direkt gestartet werden.Und jede Drohne hat sich dann, das weiß ich jetzt nicht ganz genau,ob jede Drohne selber mit SIM-Karten ausgestattet war oder ob der Truck selberdann als Hub fungiert hat.Weiß nicht, ob du da was zu gelesen hast.Also einer von diesen beiden Ansätzen wird es gewesen sein.Auf jeden Fall waren dann entsprechende Operator in der Lage und es gab fürjede Drohne einen eigenen Operator.Sprich, da wird also irgendwo in der Ukraine in irgendeinem Keller,wenn da irgendwie 150 Leute, 150 Drohnen Operator gesessen haben,jeder seine eigene Drohne gesteuert, die halt dann als FPV-Drohne losgeflogen ist.Es gibt so ein recht beeindruckendes Video von der einen Airbase,ich glaube in Belaya war das, wo also der komplette Flug im Video festgehalten ist.Ich habe das dann mal auf Google Earth nachgemessen.Die Drohne hat sechs Kilometer zurückgelegt, also stand auf dem Parkplatz sechsKilometer entfernt und ist dann auf direkten Wege zu dieser Luftbasis geflogen.Hat dann eine Minute damit verbracht, kurz die Lage zu checken,sich die anderen, die Flugzeuge anzuschauen, die da sind, hat sich dann einerausgesucht und hat dann in Seelenruhe genau die Stelle angeflogen,wo die Drohne dann explodieren sollte und das Ergebnis war einfach,dass einfach ein Shitload an Flugzeugen.Beschädigt wurde und teilweise komplett zerstört wurde.Eine unglaubliche Aktion. Die Ukraine hat gesagt, sie hätten 41 Flugzeuge zerstörtoder beschädigt oder angegriffen.Sprachen außerdem davor, dass es sich dabei um 34 Prozent der strategischenLuftwaffe Russlands gehandelt habe, was sie dort angegriffen haben.Wobei diese Aussage sich bisher noch nicht so vollständig bestätigt hat undauch nicht vollkommen klar ist, wie es gemeint war.Also es kann auch sein, dass sie 34 Prozent der Flugzeuge, die sie angetroffenhaben, angegriffen haben und ob das dann auch alles erfolgreich war,ist nochmal eine andere Sache.Es gab jetzt diverse Auswertungen von Satellitenbildern, von diesen Videos,wo also akribisch gezählt wurde, was denn nun tatsächlich alles in Flammen aufgegangenist und was definitiv zerstört war.Ich glaube so der aktuelle Tally von was wirklich visuell bestätigt werden kann,war so 22 bis 25 Flugzeuge in der Größenordnung, davon 12 auf jeden Fall mitgroßer, also mit hundertprozentiger Sicherheit komplett zerstört.Also da ist alles nur noch explodiert und Rauch aufgegangen.Weil wie du schon gesagt hast, diese Flugzeuge waren ja kurz vor ihrem Einsatz.Mit anderen Worten, die waren alle aufgetankt, das brennt gut.Und sie hatten vor allem auch noch selber die ganzen Cruise Missiles schon unter dem Flügel montiert.Das hat man auf den Videos auch gesehen, die dann sicherlich teilweise auch mit explodiert sind.Also es ist unter anderem auch noch Tanklager angegriffen worden.Und es ist wahrscheinlich auch eine große Zahl an Crews Missiles in dem Zugeauch noch zerstört worden.
Pavel Mayer 0:53:11
Ja, also es werden wohl mindestens um die 20 Flugzeuge gewesen sein,das kann man glaube ich definitiv sagen und potenziell mehr.Eine Sache, die halt auffällig ist, ist, dass keine einzige TU-160,also der ganz moderne Bomber,zerstört oder angegriffen wurde, obwohl jede Menge davon auf dem Flugfeld da waren. Ja.Und das ist insofern von Interesse, dass es auch möglicherweise,also warum dem so ist, ist unklar.Kann sein, dass das vielleicht Decoys waren, sah aber nicht so aus.Also keine echten Flugzeuge, sondern irgendwie Attrappen, weiß man nicht.Oder dass die Ukraine halt absichtlich diesen Teil von Russlands nuklearer Triade verschont hat.Und mit sozusagen auch der Message, wir hätten die auch zerstören können.Das heißt, dass sie sozusagen quasi auf der einen Seite einen massiven Schlagden Russen zugefügt haben und gleichzeitig aber,ja, wir hätten auch mehr gekonnt.
Tim Pritlove 0:55:02
Ich kenne diese These, ich würde dem mal ein Argument entgegenhalten,weil es ist so, die Angriffe, die auf die Ukraine durchgeführt wurden,wurden zu nahezu 100% von diesen anderen beiden Typen gemacht.Das heißt, die TU 160 wäre zwar ein Ziel gewesen, aber das sind nicht die Flugzeuge,mit denen tatsächlich die Angriffe auf die Ukraine geflogen werden.Und der Grund ist schlicht der, dass die TU 160 im Betrieb für die Russen vielteurer ist als die TU 95. Und deswegen kamen diese anderen zum Einsatz.Mit anderen Worten, die haben jetzt erstmal die Flugzeuge bevorzugt zerstört,von denen sie sicher wussten, dass die an den aktuellen Angriffen beteiligtsind. Und jede Drohne kann ja nur ein Flugzeug zerstören.Das heißt, dann ist halt auch klar, worauf man geht.Das heißt ja auch nicht, dass es nicht noch eine Nachfolgeoperation gibt undso weiter oder sie da nicht schon noch irgendwie eine weitere Sache geplant haben.Aber von den 150 Drohnen, die sie in diesen Dingern hatten, meinten sie,hatten sie 115 zum Einsatz gebracht, die also wirklich losgeflogen sind.Das hat übrigens damit zu tun, dass ein Truck ist offensichtlich der in Ukrainka,der ist offensichtlich vorher geflogen.Explodiert oder wurde nicht richtig ausgelöst, es ist noch ein bisschen unklar,was da schief gegangen ist.Das heißt, es hat eigentlich nur die anderen Flugplätze Olenya, Ivanovo,Diageli, Levo und Belaya getroffen und dort haben dann die Flugzeuge eben dasausgewählt, was sie ausgewählt haben.
Pavel Mayer 0:56:46
Also aufgrund aber, was ich jetzt auch gehört habe, als neuestes Update,aufgrund Und eben weil die Ukraine so viel halt vor allem ja,weil die TU-95 zerstört hat und TU-22,dass jetzt Russland angefangen hat, eben TU-160 zu nutzen.Also gezwungen ist, die jetzt zum Einsatz zu bringen und ja,entsprechend abzunutzen.Also auf jeden Fall fand ich es bemerkenswert, auch wenn nicht wirklich klar ist, warum.So wurden an mehreren Standorten, man kann das dann auch sehen,wenn man sich die Videos anguckt, wie da scheinbar ein Haufen TU 160 in derReihe steht, aber die im Prinzip alle ignoriert werden.Und das und es scheint mir auf jeden Fall Absicht zu sein, dass sie das so gemacht haben. Warum das,Und das können wir nicht hundertprozentig sagen,aber bei 150 Drohnen, dass dabei nicht eine einzige angegriffen wurde und zerstört wurde,erscheint mir kein Zufall zu sein.
Tim Pritlove 0:58:15
Also ich weiß nicht, wo du das hernimmst, dass keine 160 getroffen wurde.Da bin ich mir nicht so sicher, ob das so ist.
Pavel Mayer 0:58:22
Ja, also sicher, aber es ist nicht eine einzige confirmed. Also in den Bildern so.
Tim Pritlove 0:58:29
Ja gut, aber es ist halt auch nur die Hälfte von dem confirmed,was die Ukraine behauptet.Und die sind auch relativ klar dabei. Also es kann durchaus sein,dass eine 160er auch noch mit getroffen wurde, aber die war halt nicht im Fokus.Und letztlich, sie konnten ja nicht alle zerstören, also mussten sie priorisieren.
Pavel Mayer 0:58:49
Ja, aber wie gesagt, das ist auf jeden Fall noch eine erwähnenswerte Anomalie an der ganzen Sache.Aber eins wollte ich noch loswerden und sagen,die Aufgabe, Drohnen in einen Truck zu packen, mit Sprengstoffen,jede der Drohne hat irgendwie Sprengstoffe, muss mit Strom versorgt werden,wie du richtig schon erwähnt hattest.Und muss halt aber alles so gesichert sein,dass es so einem Transport mit einem russischen Fahrer und auf russischen Straßen standhält.Und du hast da Schlaglöcher,wilde Kurven und Fahrmanöver und Beschleunigung und da darf halt sich nichteine Granate irgendwie lösen oder die sich verschieben auf der Plattform.Das heißt, das Ganze muss eben ziemlich solide sein.
Tim Pritlove 1:00:10
Bombensicher sozusagen, ja.
Pavel Mayer 1:00:12
Ja, auf der einen Seite extrem sicher, dass es nicht während der Fahrt allesum die Ohren fliegt, was wahrscheinlich bei einem Truck möglicherweise auch passiert ist.Und muss aber dann entsichert werden alles.Das heißt, du musst dann irgendwie die Stromverbindung trennen.Du musst eventuelle Sicherungen finanzieren,Und entsichern, also brauchst auf jeden Fall welche und muss dann relativ robusteVerankerungen auch noch lösen.Also ich will sagen, das ist nicht so einfach, wenn du wirklich durchdenkst,was da alles schief gehen kann,das so hinzukriegen, dass ein uneingeweihter Fahrer du da hinschicken kannstund du alles vollautomatisiert dann öffnen kannst.Also das Ganze ist schon fast ein Hollywood-Plot.Es gibt ja auch eine Reihe von Romanen, in denen gemutmaßt wurde oder solcheDrohnenplattformen, die dann hunderte oder tausende von Drohnen ausspucken.
Tim Pritlove 1:01:33
Beschrieben sind. Ich kann mir vorstellen, dass solche Wartime Science Fictionin Ukraine eine sehr begehrte Lektüre sein dürfte.Und ja, du hast recht, also das war hochkomplex. Vielleicht nochmal kurz zuden Targets, um das noch abzuschließen.Also neben den drei Bomberntypen gab es auch noch zwei konfirmte Angriffe auf A-50 Flugzeuge.Und die A50, die hatten wir schon mal erwähnt, das ist auch ein wichtiges strategischesElement der russischen Luftwaffe.Das sind quasi diese AVEX-Flugzeuge der Russen, also die Aufklärer.Das sind also die großen Transportmaschinen, die oben ein Radar haben.Also ich weiß nicht, ob es Transportmaschinen sind im eigentlichen Sinne,aber den Flugzeugtyp, den weiß ich jetzt ehrlich gesagt nicht genau.Also worauf der basiert, weiß ich nicht genau. Die A-50 ist halt das,wo sie oben Radar drin haben und drin sitzt halt die Crew.Und ich glaube, wir hatten diese A-50, da gab es einen Abschuss der Ukraine.In Krasnodar, da im,Süden, dann gab es, ist nicht sogar auch bei dem Putsch eine abgeschossen worden von dem Prigoshin?
Pavel Mayer 1:02:55
Ne, das war was anderes, das war keine A5, das war so eine fliegende Kommandozentrale,die abgeschossen wurde, aber nicht mit Radar.
Tim Pritlove 1:03:05
Russland hat von denen insgesamt nur 10 gehabt.Es ist völlig unklar, wie viele davon überhaupt funktionieren und je nach Korrespondent,die man so hört, war irgendwas von 2 funktionieren noch bis 4 bis 5 funktionieren noch.Aber 5 ist auch die höchste Zahl, die ich gehört habe. Nichts genaues weiß man nicht.Jetzt sind bei diesem Angriff 2 angegriffen worden und angegriffen heißt,es gibt ein Video, wie die Drohne direkt auf dem Radar landet und danach istdas Bild weg mit anderen Worten.Da dürfte von diesem Radar nicht mehr viel übrig geblieben sein und wahrscheinlichauch von dem Flugzeug nicht so sehr viel,und wenn das also es war nur so bei dem einen Flugzeug war wo kein Triebwerkoder fehlte ein Triebwerk und also es machte so den Eindruck,als ob diese beiden A50 nicht zur aktiven Flotte gehören.Das kann natürlich gut sein, wenn sie nicht so viele davon haben,dann dürften die, die noch da sind unter Umständen auch einfach in der Luftsein die ganze Zeit, so gut das eben geht.Nichtsdestotrotz ist das aber trotzdem ein Schlag, weil natürlich die nichtmehr gebaut wird und die anderen, die nicht mehr in Betrieb sind,natürlich immer noch Ersatzteile liefern.Und wenn sie da auf jeden Fall schon mal die Radare zerstören,damit verhindern sie auf jeden Fall, dass man mit denen noch irgendwas Sinnvolles anfangen kann.Ja, also das war sozusagen die komplette Flotte, die jetzt angegriffen wurde.Außerdem gab es noch ein Transportflugzeug, so eine Yushin, irgendwas, die noch...
Pavel Mayer 1:04:34
Nee, Antonovs, zwei Antonovs. Nee, eine Antonov.
Tim Pritlove 1:04:39
Genau, Ilyushin 21 oder sowas. IL-21 war das.Weiß ich nicht genau. Auf jeden Fall, das kam noch unter die Räder und dannhaben sie irgendwie noch ein paar Tanklager auch noch angegriffen.Was bei dem Angriff noch gemutmaßt wurde, das ist so ein bisschen unconfirmed,aber ist auf jeden Fall nochmal interessant das zu reflektieren.Es hieß halt am Anfang, diese Drohnen hätten eine AI-basierte Zielsteuerung gehabt.Und andererseits hat man jetzt gesehen, wie die eben mit Live-Video,mit dem FPV-Modus gesteuert wurden.Und ich glaube, der Konsens ist so ein bisschen, es gab beides.Also die haben tatsächlich von all diesen Flugzeugmodellen auch noch in derUkraine in ihrem Flugzeugmuseum welche rumstehen und haben wohl mit Bilderndavon ein entsprechendes Model trainiert,sodass diese Drohnen im Zweifelsfall in der Lage gewesen wären,wenn sie nicht mehr ferngesteuert sind,dass sie trotzdem rumfliegen, nach so einem Flugzeug suchen und die entsprechendeStelle ansteuern, um dort dann zu explodieren.Das wäre wohl möglich gewesen und man weiß nicht, ob es auch irgendwie zum Einsatzkam oder ob die Drohne es versucht hat und es nicht funktioniert hat.Also das wird uns natürlich die Ukraine jetzt nicht erzählen.Aber das scheint so ein bisschen Thema gewesen zu sein.Und andererseits, wie schon berichtet, jede Drohne hat einen eigenen Operatorund das hat wohl auch ganz gut funktioniert, sodass ich jetzt überhaupt nichtweiß, inwiefern das zum Einsatz kam.Aber das ist definitiv so ein Thema. Der Schaden, den die Russen jetzt davonziehen,der lässt sich auch schwer beziffern.Ich habe von zwei bis sieben Milliarden US-Dollar alles gehört.Das ist natürlich ein hypothetischer Preis, weil erstmal kostet das in Russlandnicht US-Dollar, sondern Rubel.Zweitens sind das ja Flugzeuge, die gar nicht mehr gebaut werden,das heißt man kann die jetzt nicht kaufen also es ist jetzt nicht so,dass wenn sie jetzt 7 Milliarden in die Hand nehmen, dann hätten sie morgen wieder neue,sondern das ist einfach diese existieren einfach nicht mehr ich glaube nur fürdiese TU 160 existiert noch eine Produktionsstraße.
Pavel Mayer 1:06:48
Nee, es ist keine Produktionsstraße, sondern Handfertigung.
Tim Pritlove 1:06:55
Also die Möglichkeit, die zu bauen, sagen wir es mal so.
Pavel Mayer 1:06:57
Ja, aber sozusagen es gab mal Produktionsstraßen, die haben halt die Dingerin Serie rausgehauen und jetzt sagen, schaffen sie ungefähr eine davon pro Jahr zusammenzubauen.
Tim Pritlove 1:07:13
Eine, okay.
Pavel Mayer 1:07:14
Eine pro Jahr ungefähr. So, deswegen keine Produktionsstraße,weil wenn du nur eine pro Jahr baust.
Tim Pritlove 1:07:23
Ich nehme das Wort Straße zurück und sage, die T160 können Sie überhaupt nochproduzieren, dafür haben Sie die Teile, die Technik, die Leute,das ist sozusagen möglich, die zu bauen.
Pavel Mayer 1:07:34
Die ein, weil da habe ich zufällig auch, jetzt gehört das Problem ist,die, die sie bisher produziert haben,haben sie noch mit Altteilen quasi, die vorproduziert waren,zum großen Teil zusammengesetzt oder halbfertig.Also viele davon waren eben unfertige Maschinen, die mal noch zu Sowjetzeitenangefangen wurden zu bauen und nicht fertig gemacht wurden. Die haben sie fertig gebaut.Das heißt, man geht davon aus, dass sie eben dann viele Teile einfach in Handfertigungso Einzelstücke irgendwie anfertigen müssen und das teilweise oder Ersatz brauchen.Also eine pro Jahr, das sagt, glaube ich, schon so ein bisschen was über dieProduktionsfähigkeiten aus. Heißt natürlich nicht, dass sie nicht vielleichtdann doch eine Produktionsstraße aufbauen könnten dafür.Aber bei dem Tempo jedenfalls im Moment, ja,vor allen Dingen rechnet man auch noch ein, dass natürlich die Triebwerke undauch die Airframes haben eben.Das ist nur eine begrenzte Haltbarkeit. Das heißt, wenn die im Einsatz sindund gerade wenn die täglich fliegen, irgendwann nutzen die sich auch ab.Das heißt, der Grad der Abnutzung ist wahrscheinlich höher als das,was abgeschossen wird durch den Krieg.
Tim Pritlove 1:09:13
Also zweifelsohne ist das ein ganz schwerer Schlag gewesen, also je nachdemwelchen Zahlen und Einschätzungen man jetzt glauben will,aber man kann locker sagen, die Russen haben mindestens 10,wenn nicht 20 Prozent ihrer strategischen Luftflotte einfach in einem Tag verloren.Und das, abgesehen davon, dass der Wert davon nicht zu beziffern ist,haben sie realistisch keine Möglichkeit, die auch nur in irgendeiner nennenswertenZeit ersetzt zu bekommen durch irgendetwas anderes,weil sie auch gar keine Nachfolgemodelle haben, die sie jetzt bauen könnten.Und selbst wenn sie das jetzt starten, das kann dauern und das ist halt dann auch richtig teuer.Das Ganze war von der Idee her, von der Logistik her, von der Technologie,die hier entwickelt und zum Einsatz gebracht wurde, einfach eine absolute Meisterleistung.Und vor allem ist es für die Russen nicht nur ein großer Schaden,sondern erzeugt jetzt auch noch diverse Dilemmata.Jetzt haben sie erstmal angefangen alle Trucks zu kontrollieren rund um dieseAirbases, weil sie natürlich davon ausgehen mussten, dass jetzt in irgendeinemanderen Truck wieder irgendwelche Drohnen aufsteigen und dass ihnen dann morgenirgendwie auch noch der Rest ihrer Flotte weggehauen wird.Das hat wohl nicht stattgefunden ich habe auch nicht gehört,dass irgendwas gefunden wurde oder so,ich denke mal dieses Angriffsszenario ist jetzt auch erstmal verbrannt,ein guter Grund warum die Ukraine das sozusagen an fünf Standorten wirklichzeitgleich gemacht hat damit sie einfach,sozusagen dass die Methode danach unter Umständen nicht mehr funktioniert daswussten die dann irgendwie auch das erzeugt natürlich jetzt lange Staus undhält den ganzen Truckverkehr in Russland auf.Also wir werden jetzt nicht jeden Truck überall in ganz Russland kontrollierthaben, aber zumindest jetzt um militärische Bereiche herum.Und ja, das ist natürlich auch schon mal ein Riesenschaden und verunsichertalle und kratzt vor allem an diesem Nimbus der Unverletzlichkeit.Und das bedeutet auch, dass die Angriffe auf die Ukraine jetzt schwieriger werden,weil sie auf andere Flugzeuge ausweichen müssen oder einfach nicht genug haben.
Pavel Mayer 1:11:49
Es war definitiv ein riesiger Verlust, was man auch daran merken konnte,wie die russischen Medien darauf reagiert haben, wie Putin darauf reagiert hat,dass sie nämlich versucht haben, das mehr oder weniger zu ignorieren und runterzuspielen.Das ist dann, wenn dann das als Meldung unter ferner liefen,kommt so an Stelle 5 in der öffentlichen Nachrichtensendung,ja und im Übrigen wurden irgendwie ein paar Flugzeuge beschädigt.Aber bei einem Angriff der Ukrainer, aber wir werden die alle reparieren.Das war quasi die offizielle russische Haltung.Gleichzeitig wurde dann aber durchblicken lassen,dass das irgendwie eine ungeheure Provokation gewesen ist und dass man jetztmit Atomwaffen zurückschlagen müsste,weil jetzt die nukleare Triade und Abschreckung gefährdet ist.Und so, ja,also diese zwei Arten von Propaganda standen sich dann entgegen,wobei erst das Runterspielen war dann Putins offizielle Haltung,aber dann in den sozialen Netzwerken, vor allen Dingen natürlich auf Telegramm,ging es halt ganz anders ab.Weil die Bilder natürlich sind einfach super spektakulär.Insofern ist das Ganze auch noch nicht nur, wenn das Ganze jetzt stattgefundenhätte und es hätte keine Bilder gegeben, wäre das immer noch ein riesiger Sieg gewesen.Aber mit diesen Bildern, wo du ja teilweise siehst, auch wie die.Von einer Drohne aus, die eine andere Drohne dann tatsächlich in das Flugzeugeinschlägt, weil normalerweise Drohnen, also FPV-Drohnen haben das Problem,dass sie sich selbst nicht beim Explodieren filmen können.
Tim Pritlove 1:14:06
Das ist ein Propagandaproblem, ja.
Pavel Mayer 1:14:10
Insofern, ja, besser vielleicht, wenn du mal zwei Drohnen losschickst,was ja auch gemacht wird, wo du dann gucken kannst, Was ist denn passiert?Und das hat man hier auch.Also kann gar nicht überbewerten, den Propagandagewinn und natürlich auch,was das so mit der russischen Moral macht, mit den Soldaten,die davon betroffen sind.Das stärkt natürlich nicht gerade die Moral und auch die Elite oder Großteilder Bevölkerung, die sich interessiert und das gesehen hat.Diese Bilder sprechen einfach für sich.Das ist das Ding und hilft sicherlich Putin auch nicht und seinem Beruf undder Bereitschaft, diesen Krieg weiterzuführen.Weil was auch klar ist, dass der Krieg enden wird, erst wenn genug Kriegsmüdigkeitauf russischer Seite da sein wird.Und da ist man mit dem Angriff sicherlich ein Stückchen weitergekommen.Insofern super Aktion.Sonst noch bemerkenswert die ganzen Einblendungen, die du dann in den Filmen siehst.Teilweise siehst du, dass eskeine GPS-Fix gibt, weil wahrscheinlich dort irgendwie Störsender da sind.Andere Drohnen siehst du, dass sie wohl GPS haben.Und dann natürlich, was mir auffällt, ist das Failsafe.Also es steht halt groß irgendwie Failsafe obendrin.Das heißt, auf irgendeine Art und Weise sind die wahrscheinlich degraded, die Drohnen.Also sie befinden sich in einer Art Failsafe-Mode. Aber vielleicht war das nötig,aus irgendwelchen technischen Gründen, diesen Failsafe-Mode zu aktivieren.
Tim Pritlove 1:16:31
Was soll dir dieser Failsafe-Modus bewirken normalerweise? Was heißt das aus deiner Sicht?
Pavel Mayer 1:16:41
Naja, oft hast du halt, also ich weiß nicht, was dieser Failsafe-Mode spezifischmacht, aber normalerweise, ich meine,Failsafe-Mode ist, wenn bestimmte Teile, was weiß ich, wenn du keinen GPS-Fixhast oder wenn irgendetwas anderes der Fall ist.Es könnte natürlich auch Fail-Safe-Mode sein in dem Sinne, dass wenn das Dingabstürzt, es auch explodiert.Das könnte auch eigentlich Fail-Unsafe, aber es könnte auch bedeuten,das Ding ist jetzt scharf und wenn das auf dem Boden aufschlägt,egal ob die Granate jetzt fallengelassen wird, sondern dass es möglicherweise irgendetwas aktiv ist,weil es ist jedenfalls kein normaler Mod.Nicht das normale Verhalten, sondern es ist irgendwo ein spezieller Modus,wo bestimmte Funktionalität nicht vorhanden ist.So würde ich das ausdrücken.
Tim Pritlove 1:18:01
Naja gut, also ich meine, immerhin war sie noch in der Lage,ein Video zu senden und das abzuspeichern.Von daher kann der Fail nicht so groß gewesen sein, aber wissen wir jetzt nicht.
Pavel Mayer 1:18:11
Tja, ja, ne, ne.Also die haben jedenfalls in irgendeinem Degraded Mode, das heißt es kann sein,kein GPS oder es kann sein irgendwas anderes.
Tim Pritlove 1:18:23
Warum sollten die da überhaupt GPS verwenden? Wenn dann doch Clonass, das russische System.
Pavel Mayer 1:18:31
Ja, wenn, dann ist alles gestört. Also die Störsender stören alles.
Tim Pritlove 1:18:40
Na gut. Also auf jeden Fall, um das abzuschließen, diese Operation war,hat auch, sagen wir mal, die Ukraine auch wieder auf das diplomatische Parkett gehoben,weil, ich meine, wir erinnern uns ja noch an diese unsägliche Situation im OpelOffice, wo irgendwie da Vance und Trump irgendwie auf Zelensky angeschrien habenund Trump so meinte so, ja, you don't have the cards.Und das war natürlich dann auch so das erste,was aus allen Kanälen kam sieht so aus als ob er doch noch ein paar Karten im Ärmel hat,und man darf die Ukraine an der Stelle auch einfach nicht,unterschätzen, weil es ist einfach das haben wir schon mehrfach hier so betont und ich sag's nochmal,das ist jetzt wahrscheinlich auf eine gewisse Art und Weise derzeit einfachdas mal abgesehen von Israel das intelligenteste und modernste Militär,was derzeit so auf diesem Planeten weilt.
Pavel Mayer 1:19:45
Und es hat natürlich auch, also der Angriff war so episch, dass er natürlichauch zu einer Memflut geführt hat.So sehr schön fand ich einfach den ja,Ukraine has no cards und Putin has no planes. so.
Tim Pritlove 1:20:10
Ja, dann kommen wir doch gleich mal zu dem nächsten Schlag, weil ein paar Tagespäter, als sich alle noch irgendwie den Kopf schüttelten von dieser Spiderweb-Aktion,gab es dann die nächste Nummer,die offensichtlich auch mit Drohnen ausgeführt wurde.Es gab eine große Explosion an der Kerchbrücke, also die Brücke,die Russland mit Krim verbindet,ein Symbol auch der russischen Herrschaft über ukrainische Gebiete,in dem Fall halt die Krim und schnell gebaut, nachdem die Krim besetzt wurdeund die natürlich dann auch lange Zeit diese Truppenaufstockung auf der Krimunterstützt hat, in gewisser Hinsicht immer noch tut.Es gab zwei halbwegs erfolgreiche Angriffe der Ukraine auf diese Brücke.Wir erinnern uns an die Explosion des Trucks.Da hatten sie halt die explosiven Materialien auf dem Truck und haben den dann halt gezündet.Und der zweite Angriff war...Eine Explosion unter der Brücke von einer Wasserdrohne,die dann nach oben den Zusammensturz der Straßenseite zur Folge hatte,also so zwei, drei Teile dabei eingebrochen.Das wurde alles mittlerweile repariert von der Tragexplosion.Ist immer noch so ein bisschen unklar. Ich meine bis heute sind schwere Zügeimmer noch nicht dort unterwegs.Also es hat sozusagen schon nachhaltigen strukturellen Schaden angerichtet.Aber insgesamt steht die Brücke halt noch.Und jetzt gab es die dritte Explosion. Und die dritte Explosion fand statt amSockel der Brücke und zwar an der Stelle, wo die Schiffe unter dieser Brücke durchfahren.Weil die Brücke sperrt ja jetzt im Prinzip das Asowsche Meer vom Schwarzen Meerab und Schiffe haben überhaupt keine Möglichkeit an dieser Brücke vorbeizukommen,weil die relativ niedrig gebaut ist,bis an einer Stelle, wo es halt einen Überhang gibt.Der ist so 227 Meter breit und dort geht der ganze Schiffsverkehr durch.Und die Kerzbrücke ist ja auch rein technisch, sind es ja zwei Brücken.Es gibt die Straßenbrücke und es gibt die Eisenbahnbrücke. Die Eisenbahnbrückeist die auf der nördlichen Seite, also zum Asowschen Meer hin,entsprechend Straßenseite zum Schwarzen Meer hin.Und die Explosion fand halt an einem der beiden Sockel bei dieser Durchfahrtder Eisenbahnbrücke statt.Also auf der Straßenbrücke, dachte ich.Da das sozusagen auf dem Video nicht so ohne weiteres zu erkennen war,weil du sahst nur so diesen Sockel und diese Absicherungsflöcke,die da sind, die sind sozusagen auf beiden Seiten,dachten alle, das müsste ja von der Schwarzmeerseite her gekommen sein.Aber dieser Angriff galt dem Sockel auf der Eisenbahnbrückenseite und dort kames unter Wasser zu einer Explosion.Die Ukraine hat jetzt gesagt, okay, das waren wir und sie haben aber nicht gesagt, wie.Und darüber gibt es auch noch so diverse Spekulationen. Aber was gemeinhin eigentlichvermutet wird, ist, dass es sich um eine Unterwasserdrohne handelt.Also dass sie da wirklich mit Tauchern unter der Brücke waren und Sprengstoffangebracht haben, ich glaube, das ist einfach unrealistisch.Wie sollen die da hingekommen sein?Das ist ja alles weitgehend überwacht und abgesperrt Und Taucher würden da einfach auch auffallen.Und sie haben halt mittlerweile so Torpedo-ähnliche Drohnen,die tausend Kilometer weit fahren können und die angeblich jetzt hier 1,1 TonnenSpringstoff zur Explosion gebracht haben.Das ist auch eine massive Explosion gewesen.Da die auch unter Wasser stattgefunden hat, dürfte die auch ordentlichen Schaden angerichtet haben.Ich habe mir so ein Video angeschaut von so einem Brückenexperten,der das mal so ein bisschen analysiert hat und der auch mal so erläutert hat,wie denn eigentlich diese Brücke dort gebaut ist.Das ist so, dass das Meer dort nicht sonderlich tief ist.Trotzdem ist aber der Boden relativ weich und damit da die Brücke zuverlässig Halt findet,haben die Russen dort so eine ganze Reihe von 72 Meter tief in den Boden reingehendenStahlrohren, die mit Beton gefüllt sind,die sich so diagonal ausbreiten.Also die dann sozusagen so in die Breite gehen und damit diese Standsicherheit machen.Wie so eine Wurzel. Genau, wie so eine Wurzel. So 110 Stück sind das glaube ich.Und in dem Bereich, dort ist vermutlich diese Explosion, dort hat die angesetzt.Und er meinte, die Wahrscheinlichkeit, dass es hier keinen strukturellen Schadengegeben hat, die ist relativ gering.Also das ist einfach so eine kräftige Explosion, das wird dort schon irgendetwas zerstört haben.Das hat jetzt nicht zum Einsturz der Brücke geführt, aber er verglich das auchso ein bisschen mit dem Fall, wenn dir irgendwie ein Bein weggetreten wird,dann stehst du halt noch auf dem anderen, aber du stehst da halt nicht besonders sicher sozusagen.Also sollte es nochmal einen Folgeangriff geben auf dieselbe Struktur,dann könnte das gleich schon ganz anders aussehen.Die Brücke war auch eine Weile gesperrt, aber wurde dann wieder freigegeben.Wie auch immer die Russen da ihr Assessment betrieben haben,dass sie in der Kürze der Zeit da schon belastbare Ergebnisse hatten,das kann ich mir nicht vorstellen.Aber ich denke mal, was Transporte über die Brücke mit schweren Zügen betrifft,das werden sie sich schon nochmal überlegen.Ja, und das ist etwa das, was man darüber weiß.Hat stattgefunden, könnte sich wiederholen. Und zum zweiten Mal binnen einerWoche hat die Ukraine geschafft, mit Drohnentechnologie, über die kein anderesLand verfügt, hier ihrem Gegner einen schweren Schlag zu verabreichen.
Pavel Mayer 1:27:28
Ja, also meine Vermutung wäre oder...Wie ich das versuchen würde zumindest. Aber auf der anderen Seite ist das natürlichrelativ naheliegend, sodass die Russen eigentlich dagegen eine Gegenmaßnahme haben müssten.Aber da ist ja eine ganze Menge Schiffsverkehr.Das heißt, ich würde mich im Zweifelsfall einfach an irgendein Schiff, was da durchfährt,als Drohne jetzt, das ich mit Magneten oder sonst wie, die unten dann fest krallenan dem Schiff und dann, wenn das Schiff die Brücke passiert,zu Boden fallen lassen.So, dass wir halt irgendwie...
Tim Pritlove 1:28:18
Den Schiffsverkehr zu blockieren, meinst du jetzt?
Pavel Mayer 1:28:21
Nee, einfach eins der Frachtschiffe, was da durchfährt, also sich mit einerDrohne quasi da drunter zu kleben, da reinzukommen, um durch die russischen Barrieren da zu kommen.
Tim Pritlove 1:28:37
Ja gut, die Barrieren sind ja auch nicht vollständig, also das ist ja nichtso, das ist ja kein Staudamm, den sie da errichtet haben, es gibt ja immer Löcherund eine Drohne kann natürlich da auch den Weg um diese Barrieren herum finden.
Pavel Mayer 1:28:50
Ja, oder wie gesagt, unter einem Schiff, was dort fährt oder im Lärmschatten,Weil wir werden dort wahrscheinlich Mikrofone haben, die Russen,wo sie halt versuchen, dann die Drohnen auch anhand von Geräuschen zu orten und so.Und ja, eventuell auch entsprechend Sonar benutzen.Und das kannst du wahrscheinlich am ehesten damit austricksen,indem du dich einfach unter ein anderes Schiff drunter kreilst oder unter einemanderen Schiff bewegst.Da gibt es ja auch ganz viele Romane, wo U-Boote sich unter anderen Schiffen verstecken.
Tim Pritlove 1:29:36
Ja, also es ist sicherlich noch genug Kreativität möglich, also was da noch alles kommen kann.Ich schätze mal, wir haben da noch nicht alles gesehen, was die Ukraine sichnoch so einfallen lassen wird und das wird noch spannend zu sehen, was da bei rauskommt.Gut.So eine Militäroperation wollte ich noch erwähnen, die können wir noch mit reinwerfen.Es gab ja noch den Abschuss einer SU-35 in dieser Woche, das hat sozusagen demGanzen nochmal die Krone aufgesetzt, durch eine F-16 der Ukraine.Das ist insofern bemerkenswert, als dass das überhaupt der erste Air-to-Air-Fightist, von dem man gehört hat, wo also quasi ein Kampfflugzeug des einen Landesdes anderen Landes abgeschossen hat.Das ist ja so etwas, wofür diese Kampfflugzeuge auch eigentlich gebaut waren,aber was in diesem ganzen Krieg so noch überhaupt nicht stattgefunden hat.
Pavel Mayer 1:30:44
Naja, in den ersten Tagen gab es glaube ich auch Luftgefechte,so als denke ich. Ja, ja, ja.
Tim Pritlove 1:30:54
Okay, das will ich jetzt nicht ausschließen. Definitiv war es aber der ersteFall, wo eine F-16 zum Einsatz kam.Und das, obwohl der SU-35 eigentlich nachgesagt wird, dass sie besser ausgestattetsei, als die F-16, die die Ukraine bekommen hat.Das weiß ich jetzt nicht ganz genau, also was so Radarreichweite und so weiter betrifft.Trotz alledem scheint es wohl gelungen zu sein und wie wohl derzeit kolportiert wird,kam dort auch diese von Schweden gelieferte Saab 340, also dieses Überwachungsflugzeug,das hatten wir glaube ich das letzte Mal schon erwähnt,kam dort zum Einsatz.Also mit anderen Worten, das war dann so ein koordiniertes System,wo also der Jet aus 200-300 KilometernAbstand geortet wurde und dann die Koordinaten an die F-16 gegeben hat.Also nicht die F-16 selber hat die sozusagen detektiert, sondern das Überwachungsflugzeughat die detektiert und dann die entsprechenden Koordinaten der F-16 vermittelt,die dann mit einer R2R-Missile gesagt hat,okay, dann schießen wir da mal hin, mal gucken, ob wir treffen.Und dann kam das Ding auch runter.Insofern auch ein Erfolg, der zeigt, dass diese technische Aufrüstung der Ukrainean der Stelle reale Folgen hat und insofern ganz gut, dass das auch noch passiert ist.
Pavel Mayer 1:32:23
Von wem ist jetzt diese Info, dass das so gelaufen ist?Was ist da die Quelle?
Tim Pritlove 1:32:32
Abgesehen davon, dass das auch der vorhin schon erwähnte Jaro nochmal in unserenKommentaren gepostet hat, hatte ich das auch noch auf einer anderen Quelle gelesen,kann ich dir aber gerade nicht benennen.
Pavel Mayer 1:32:43
Ja, ich hatte es auch gehört und es scheint auch plausibel zu sein.Mich interessierte nur, ob die Ukraine das jetzt eingeräumt hat.Aber wenn dem so gewesen ist, ist das halt schon sehr bedeutungsvoll,weil das zum einen dazu führen dürfte, dass dann Russland wiederum den Einsatz dieser Maschinen,überdenken muss. Ich meine, das sind die teuersten und besten Flugzeuge,die dort im Einsatz sind, auf russischer Seite.Und ja, eigentlich ja fünfte Generation sind oder sich in Anspruch nehmen.Und eigentlich der F-16 bei weitem unterlegen, aber,auf der anderen Seite, wenn das so gelaufen ist, dann,dürfte die SU-35 wahrscheinlich gar nicht gemerkt haben, dass da irgendwas aufsie zukommt, bis es zu spät war.Weil die F-16 hat dann ja gar nicht ihr eigenes Radar benutzt,so und das dürfte aus einer Entfernung auch gewesen sein, wahrscheinlich wo auch das Radar der SU-35,so nichts davon gemerkt hat und man weiß jetzt nicht, mit was für einer Rakete,das jetzt war, aber die dürfte ihr eigenes Radar wahrscheinlich dann nur imEndanflug ein paar Sekunden vorher aktiviert haben.
Tim Pritlove 1:34:46
Also ich habe jetzt einige Quellen gefunden, Bild hat es berichtet,United 24, also eine AIM-120 Rakete kam ja wohl zum Einsatz und dass das irgendwiemit der Saab 340 detektiert wurde, scheint wohl so zu sein.
Pavel Mayer 1:35:02
Ja, also.
Tim Pritlove 1:35:03
Genau. Also das ist jetzt sozusagen der erste Erfolg einer F-16.Oder überhaupt das erste Mal, nicht nur in diesem Krieg, sondern das erste Mal,dass überhaupt eine F-16 ein russisches Flugzeug runtergeholt hat. Ja.
Pavel Mayer 1:35:16
Also kann auf jeden Fall nur positiv sein, erstmal dahingehend,dass Russland eben jetzt vorsichtiger sein muss und mehr Abstand halten,was dann hoffentlich zu weniger Bombardements der Ukraine führt.
Tim Pritlove 1:35:38
Und dann hätten wir eigentlich nur noch mal, könnten wir noch mal einen Blickauf unseren Bundeskanzler werfen.Der ist ja jetzt angetreten und macht seine ersten Reisen.Die Reise in die Ukraine haben wir schon erwähnt. Fand ich auch gut,dass das so eine seiner ersten Maßnahmen war.Und Besuch in Polen und so weiter. Also das waren alles, Entschuldigung, war in Polen?Oder war der erste, der erste war glaube ich sogar in der Ukraine,ich weiß es jetzt nicht. Auf jeden Fall war sein erstes, nee ich glaube daserste Ziel dürfte wahrscheinlich Frankreich gewesen sein.Anyway, ich habe verfolgt das nicht so genau, was ich näher verfolgt habe,war sein Auftritt in den USA.Du hast den sicherlich auch verfolgt.
Pavel Mayer 1:36:24
Ja, also und ich muss sagen, ich fand das jetzt okay.Man ist natürlich jetzt immer die Frage, gerade mit Trump, weil man will jaauch nicht unnötig provozieren, aber man will jetzt auch nicht als Vollidiotdastehen oder einfach die Klappe halten und.Ich meine, erst mal war das Ganze aber zeitgleich an dem Tag,wo sich der Trump-Elon-Musk-Fallout oder wo das Ganze neu eskaliert ist.So, weshalb viele Fragen im Anschluss dann der Presse in diese Richtung gingen.Insofern wurde das Ganze jetzt vor allem in den USA überschattet von diesemMusk-Trump-Konflikt. Das kann man, glaube ich, erstmal festhalten.Aber Trump hat sich mal wieder zumObst gemacht und unser Kanzler hat sich eigentlich ganz okay geschlagen,beziehungsweise musste Trump halt erklären,also willst du es erzählen, was passiert ist?
Tim Pritlove 1:37:56
Er hat darauf hingewiesen, es war ja sozusagen im Vorabend des 9.Junis, also des Tages, an dem einst die Amerikaner zusammen mit den anderenalliierten Kräften in den Krieg eingetreten sind und dort halt in der Normandievon England nach Frankreich übergesetzt sind.Und dann am Ende halt einfach Deutschland von den Nazis befreit haben.Und Trump meinte halt nur so, ja, das war aber nicht so toll für euch.
Pavel Mayer 1:38:33
Es muss ja ein schlimmer Tag für Deutschland gewesen sein.
Tim Pritlove 1:38:39
Merz dann aber ganz konform mit der Weizsäcker-Doktrin halt so,ja nee, das hat ja zur Befreiung unseres Landes geführt, um dann einfach auchnochmal den Punkt zu machen.Natürlich so ein Fakt, den Trump wahrscheinlich weder kennt,noch in irgendeiner Form nennenswert findet.Aber das war natürlich dann schon die richtige Antwort. Und überhaupt hat eralles richtig gemacht, indem er einfach da nicht angefangen hat,irgendwie groß auf Trump einzureden, sondern er hat ihn einfach da rumlabern lassen.Er hat natürlich wieder viel Unsinn von sich gegeben und dann auch noch relativklug, wie ich finde, so ein Gastgeschenk mitgebracht.Ich weiß nicht, ob du es gesehen hast, er hat ihm ja eine Geburtsurkunde vondem Großvater, der ja in Deutschland geboren wurde, von Trump irgendwie gebracht.Ob ihm das was bedeutet, weiß ich nicht. Aber natürlich gut den Bezug zu Deutschlandhergestellt, so hier guck mal Deutschland,das liegt doch irgendwie auch sozusagen in deiner Geschichte und Geschenk istimmer gut und es geht ja um Trump, also Hauptsache es geht ja um ihn.Also das war schon ein kluger Move, wie ich fand, nicht weltbewegend,aber auf jeden Fall kein Fehler und die Antwort war korrekt und auch in denanschließenden Interviews auf Fox News und so weiter,die Merz da gehalten hat, von denen natürlich jetzt Amerika in der Regel keine große Kenntnis nimmt,aber was halt stattfand, so hat das dann auch Tullis vermieden,sich zu dem Konflikt zwischen Trump und Musk zu erinnern. äußern.Insofern, würde ich sagen, erstmal alles ganz gut gelaufen.
Pavel Mayer 1:40:19
Also ja, und in den USA ist es halt auch einigen Beobachtern nicht entgangen,dass Merz dann Trump erklären musste,dass das Ende der Nazi-Herrschaft in Deutschland heute als etwas Positives gilt.Und dass Deutschland verloren hat und die Nazis nicht mehr an der Macht sind, dass das gut ist.Ja, aber Trump...
Tim Pritlove 1:40:57
Ein Bild dafür ist, dass wenn irgendwie die USA halt wollen,dass sie halt durchaus da eine positive Kraft sein kann und genau das jetztquasi mit der Ukraine ja auch schon.
Pavel Mayer 1:41:07
Ja, wobei das zu sagen, ob Trump das verstanden hat, Da bin ich mir nicht ganz sicher,dass das sozusagen in dem Sinne Merz halt auch indirekt Putin,Russland mit der Nazi-Herrschaft assoziiert hat.Ob das in Trumps Kopf reingegangen ist, das wage ich zumindest zu bezweifeln.
Tim Pritlove 1:41:39
Es muss auch nicht in Trams Kopf reingehen, weil am Ende muss es sozusagen seineunmittelbare Beraterriege, also die Leute, denen er dann immer glaubt,weil es geht ja immer so rum mit, der Letzte, der ihm was erzählt hat,das ist dann sozusagen gerade so die aktuelle Wahrheit.
Pavel Mayer 1:41:57
Ja, aber auf jeden Fall, ja, muss ich sagen, fand ich jetzt nichts davon peinlich.
Tim Pritlove 1:42:08
Das ist schon mal eine Menge wert.
Pavel Mayer 1:42:10
Das ist schon mal viel wert, denke ich.Dass Merz auch ein ganz gutes Englisch spricht, hilft sicherlich auch an der Stelle.Und ja, insofern,war okay, denke ich.
Tim Pritlove 1:42:30
Genau. Gut, Pavel, ich glaube, damit haben wir es. Das ist die Sendung.
Pavel Mayer 1:42:38
Ja, es ist sagen, ja, Frieden ist weiterhin nicht in Sicht und ja,Trump enttäuscht weiter, kann irgendwie nur hoffen,dass er jetzt endgültig eingehegt wird,aber noch scheint das nicht der Fall zu sein und obwohl er von Putin an derNase durch den Ring geführt wird,scheint er das selber nicht zu kapieren,was da gerade losgeht.Was los ist. Und insofern, ja, ich hoffe, das ändert sich.Aber im Moment sieht es nicht danach aus. Sieht es nicht danach aus.Und vielleicht noch eine letzte Information.Trump blockiert auch noch weiterhin den Verkauf von Patriot-Systemen an die Ukraine.Was halt auch nicht gut ist.
Tim Pritlove 1:43:50
Der Typ muss auf jeden Fall weg. Na gut, das war's.Wir kommen bald wieder, dann mit unserer USA-Folge hoffe ich und wir haltennatürlich weiterhin Ausschau und Berichten.Wir freuen uns über eure Kommentare. Fragt auch gerne noch oder sagt gerne nochThemen an oder habt, wenn ihr noch Fragen habt, was wir vielleicht nochmal ansprechenkönnen im Kontext des Konflikts, dann machen wir das gerne.Ja, aber jetzt ist erstmal die Liste leer. Vielen Dank fürs Zuhören und wirhören uns bald wieder. Bis bald.
Pavel Mayer 1:44:23
Jo, macht's gut.
Shownotes

UKW133 Ukraine: Wir sind nicht für die Sicherheit der Besucher der russischen Militärparade zuständig

Trump scheitert mit seinen Friedensverhandlungen und nähert sich langsam wieder der Ukraine an.

Die politische Shitshow in den USA zeigt einmal mehr, dass in der Trump-Administration nur Laienschauspieler an den Hebeln der Macht sitzen. Trumps Initiative, mit den Russen in "Friedensverhandlungen" zu treten und nachhaltige Waffenstillstandsabkommen zu vereinbaren scheitert kläglich und die ablehnende Haltung Putins gegenüber irgendwelchen Zugeständnissen und ein langsam wachsender Widerstand in der republikanischen Partei führt dazu, dass Trump langsam seine "Strategie" ändert und Selensky wieder hoffähig geworden ist. Letzterer kristallisiert sich zunehmend als der Gewinner der letzten zwei Monate auf dem internationalen diplomatischen Parkett und stärkt auch mit dem Abkommen mit den USA über einen Investmentfond seine Position.

Trumps Zollpolitik wiederum sorgt für eine weltweite Abkehr vom amerikanischen Modell und die USA selbst zählt die Tage bis die Auswirkungen der Maßnahmen sich auch in der Wirtschaft niederschlagen.

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Pavel Mayer

Für diese Episode von UKW liegt auch ein vollständiges Transkript mit Zeitmarken und Sprecheridentifikation vor.

Bitte beachten: das Transkript wurde automatisiert erzeugt und wurde nicht nachträglich gegengelesen oder korrigiert. Dieser Prozess ist nicht sonderlich genau und das Ergebnis enthält daher mit Sicherheit eine Reihe von Fehlern. Im Zweifel gilt immer das in der Sendung aufgezeichnete gesprochene Wort. Formate: HTML, WebVTT.


Transkript
Tim Pritlove 0:00:32
Hallo und herzlich willkommen zu UKW, unsere kleine Welt.Mein Name ist Tim Prittlaff und das hier ist Ausgabe Nummer 133 von UKW.Okay, wir blicken auf den Kalender und der Kalender sagt 7.Mai 2025 und nachdem es hier in der letzten Sendung um Serbien ging,mal ganz außer der Reihe und ich mich in der vorletzten Sendung mit Enno überdie Ukraine unterhalten habe,geht es weiter mit der Ukraine und auch ein bisschen mit der USA,Berichterstattung und ich begrüße mal wieder den Pavel hier zurück. Hallo Pavel.Du bist ja auch gerade im, wie heißt das jetzt, Feindesland.An der Front sozusagen. Genau, du bist gerade in den USA, das ließ sich nicht vermeiden.Möchtest du da was zu sagen?
Pavel Mayer 0:01:32
Ja, nur, dass ich aus persönlichen Gründen auf einem längeren Trip durch die USA bin,den ich jetzt nicht unbedingt aus persönlicher Neugier,sondern weil ich eigentlich nicht Nein sagen konnte dazu,jetzt in sieben Wochen so die halbe USA zu durchreisen.Also so ein 10.000 Meilen Roadtrip, also so 16.000 Kilometer in sieben Wochen mit dem Auto.
Tim Pritlove 0:02:13
Aber das gibt ja einen Blick in die aktuellen Seelenzustand der USA ein wenig auch, oder?
Pavel Mayer 0:02:20
Ja, ja, ja. Also eigentlich erscheint hier im Alltagsleben alles normal.Supermärkte sind gefüllt, es gibt irgendwie keine Knappheit,es gibt kaum Proteste, also ich habe Ausschau gehalten und ja,also die Situation ist ruhig.Die Preise allerdings in den Supermärkten, da kommen einem schon teilweise die Tränen.Das sind fast Schweizer Verhältnisse.Und ja, auch für Amerikaner alles sehr, sehr teuer.Und auch ausgehend, was nicht Pizza 30 Dollar ist, so der typische Tarif. Was?
Tim Pritlove 0:03:02
Echt?
Pavel Mayer 0:03:04
Oh Gott.Wenn man ausgeht und ja, also alles teuer, alles kaputt, also schlimmer kaputtund ja irgendwie Leute, je nachdem mit wem man redet,sind beunruhigt und überwiegend, glaube ich, eher resigniert.So gerade, was jetzt die Beamtenschaft angeht, die sind mehr,überwiegend auf dem Trip ohne mich.So, das ist da, so würde ich sagen, das Hauptressortiment und ja.
Tim Pritlove 0:03:46
Mit ohne mich meinst du, dass sie alle kündigen oder dass sie?
Pavel Mayer 0:03:50
Ja, die kündigen alle. Also im Zweifelsfall kündigen sie oder gehen in Rente,weil Weil USA kann man halt nach 20 Jahren im Staatsdienst,wenn man älter als 50 ist, in Pension gehen und kriegt dann Überbrückungsrente,bis sie eigentliche Altersrente einsetzt.Und ja, diese Option ziehen halt jetzt gerade ganz viele Leute.
Tim Pritlove 0:04:16
Über die USA werden wir dann vor allem gegen Ende nochmal ein bisschen mehr sprechen.Das bleibt natürlich jetzt beim Ukraine-Thema nicht außen vor.Trotzdem wollen wir natürlich erstmal hier unserer Berichtspflicht gerecht werden.Letzte Sendung, die wir gemeinsam gemacht haben, erschien am 14. März.Was habe ich gesagt? 7. Mai. Also jetzt haben wir ja gut sechs Wochen sind vergangen. Was ist passiert?Also insgesamt kann man sagen, militärisch hat sich die Gesamtsituation nichtnennenswert verändert.Front ist mehr oder weniger stabil.Was nicht heißt, dass es keine Kämpfe gibt, die gibt es, sondern es gibt nachwie vor sehr viele Angriffe und es gibt vor allem auch viele Angriffe hinter der Front.Das ist ja jetzt auch nichts Neues, aber Russland setzt halt einfach extremviele ballistische Raketen,Marschflugkörper und vor allem natürlich diese Schahettdrohnen ein,nach wie vor, die sie in großer Zahl produzieren und die sie auch in großerZahl in die Ukraine fliegen lassen.Und die Ziele sind halt eigentlich, naja, also von militärischen Zielen erfährtman in der Regel nicht so viel,aber man sieht natürlich auch, dass sehr oft große Städte, kleine Städte angegriffenwerden und es trifft irgendwie alle.Es gab Beklagenswerte, Angriffe mit hohen zivilen Opferzahlen in Kiew,in Rakiv, in Kherson sowieso die ganze Zeit.Wer in die letzte Sendung zur Ukraine mit Enno reingehört hat,da hat er ja einen Bericht abgegeben, wie es da so abgeht.Kherson sozusagen die Frontstadt im Süden.Aber auch andere Gebiete sind natürlich betroffen, also Saporizhia, Dnipro.Im Prinzip setzen die Russen halt dieselbe Terror-Taktik fort,weil sie eben auch ansonsten nichts haben.Also immer ein bisschen schwierig aus diesen anekdotischen Berichten,die man so konsumieren kann,sich ein Gesamtbild zu machen, ohne selber da vor Ort zu sein,aber es ist schon offensichtlich,dass die Russen auf der einen Seite halt alles reinwerfen, was sie haben.Ja, das ist vor allem halt menschliches Personal, Soldaten, Zivilisten,also keine Zivilisten, sondern Infanterie, Infanteristen wollte ich sagen.Aber ihnen gehen halt so die Mittel auch aus, das merkt man.Also Fahrzeuge, es kommen in zunehmendem Maße, ungepanzerte Fahrzeuge zum Einsatz, Motorräder, Esel.Also es ist wirklich absurd, zivile Fahrzeuge, die notdürftig zu so komischenKampfmaschinen umgebaut werden, kann man gar nicht so richtig nennen.Man merkt also, dass die schon da auf ein Zahnfleisch gehen,was so die Materialversorgung betrifft.Aber sie haben halt von zwei Sachen eine Menge.Sie haben eine Menge Bomben und Artillerie und sie haben eine Menge Menschenund das ist irgendwie das, was sie im Wesentlichen zum Einsatz bringen.Nur es führt nicht dazu, dass sich am Frontverlauf sehr viel ändert.Das heißt, die Frontlinie über die gesamte Linie ist trotz einiger Gewinne derRussen hier, einiger Rückgewinne der Ukrainer dort im Wesentlichen gleich geblieben.
Pavel Mayer 0:08:03
Aber legt man jetzt zum Beispiel die von der Ukraine gemeldeten Verluste anrussischen Soldaten so als wöchentlicher Graph nebeneinander,dann sieht man,dass 2025 weitaus verlustreicher ist noch für die Russen, Also das verlustreichsteJahr eigentlich bisher,der Jahresbeginn, wir haben ja jetzt schon fünf Monate alt und das wird wohldas Jahr mit den größten Verlusten an Personal für Russland werden, wie es aussieht.Und wenn man den ukrainischen Zahlen Glauben schenken darf, aber das ist wiegesagt der Vergleich und selbst wenn sie Overreporting machen,kann man vielleicht davon ausgehen, dass sich aber die Overreportingquote nichtverändert, sondern die Methoden mehr oder weniger gleich bleiben.Und ja, insofern sehr blutig für Russland.
Tim Pritlove 0:09:18
Also es gab zum Beispiel, es gibt ja so eine Organisation, wir haben geradevergessen, die tatsächlich zählen, wenn es sozusagen bestätigte Todesmeldungen gibt.Also Begräbnisse, Todesmeldungen, die in Russland veröffentlicht werden,also die wirklich jetzt nachhaltig gesichert sind.Und allein die Zahl liegt schon bei 120.000. Ja, haben wir auch gehört.Also das ist, die wahre Zahl wird ein Vielfaches von dem betragen.Ja, so geht es halt hin und her. Es ändert sich auch einiges im Krieg.Wir gehen auch gleich nochmal auf die Entwicklung bei den Waffensystemen ein,aber vielleicht nochmal so ein paar bemerkenswerte Angriffe,die die Ukraine auch vorgenommen hat. Also am 20.März gab es eine ziemlich fette Explosion auf dieser Engels Air Base,die ist ja schon ein paar Mal zum Ziel geworden.Das ist eine relativ wichtige strategische Air Base der Russen,wo die großen Bomber starten.Dort ist es wohl der Ukraine gelungen, mit ihren Waffen ein größeres Waffenlager zu zerstören.Das kann man von daher sagen, als dass die Explosionen sozusagen sehr nachhaltig waren.Also es hat ja nicht einmal geknallt, sondern es hat einmal geknallt und dannhat es irgendwie 24 Stunden durchgehend weiter geknallt.Das ist ja dann immer ein sehr untrügliches Zeichen, dass man also einen größerenWaffenvorrat zum Explodieren gebracht hat, wo dann eben sekundäre,terziere Kettenreaktionen stattfinden.Das war auf jeden Fall schon mal ein größerer Erfolg.Es ist nicht immer ganz klar, was die eingesetzten Waffen sind.Bei der Distanz müssen es halt eher schon die von der Ukraine angekündigten.Präsentierten Mittelstrecken, Raketen sein. Also wir hatten schon mal über diesePaglianizia-Drohne geredet, also es lässt sich auch teilweise mit den bisherigenBegriffen schon gar nicht mehr so richtig fassen.Tatsache ist, die Ukraine ist in der Lage mit Drohnen,aber auch schon mit weiterentwickelten Raketensystemen immer weiter und immerpräziser tief hinter den Grenzen und tief hinter der Frontlinie zuzuziehen.Zu schlagen und den Russen dabei schmerzliche Verluste zuzufügen.Und genauso ging es dann weiter, dass Ukraine zunehmend halt so Ölinfrastruktur,oder was heißt zunehmend, das machen sie ja eigentlich schon das ganze Jahr über,bis dann, da kommen wir gleich nochmal zu, diese Scheinwaffenstillstände ausgerufen wurden,haben sie also sehr gerne wieder so Tanklager und ölproduzierende,weiterverarbeitende Standorte angegriffen,nachdem sie dann das im Rahmen so einer Goodwill oder sagen wir mal,also einem diplomatischen Verhalten geprägten Waffenstillstand angekündigt habenoder sich da quasi dran gehalten haben.Die Russen haben sich nicht dran gehalten, Spoiler, ja.Aber das heißt nicht, dass sie da nicht weiter angegriffen haben,aber dann haben sie sich sozusagen auf Fabriken konzentriert,haben also Drohnenfabriken.Elektronik produzierende Fabriken, Sprengstofffabriken etc.,also alle möglichen Zuliefer-, Kleinstbetriebe oder mittelgroße Betriebe,die halt wichtige Komponenten liefern, angegriffen.Also es ist alles nach wie vor sehr strategisch.Ja, der größte Erfolg war dann Ende April, im 22.April ist es ihnen gelungen und hier ist auch noch völlig unklar,womit ihnen das gelungen ist, aber es ist ihnen offensichtlich gelungen,dort haben sie nochmal große Teile des Waffen, eines Waffenlagers,also eines dieser riesigen Waffenlager.Wir hatten glaube ich vorletzte Sendung zum Thema oder vorvorletzte Sendunggab es ja diese ganze Reihe von Angriffen auf so riesige Waffenlager.Also wir reden von mehrere Kilometer große Areale,wo in Bunkern wirklich riesige Mengen an Waffen gelagert ist und zwar nichtnur Artillerie, sondern halt auch Iskander-Raketen und so weiter.Also das ganze Gold, was dem russischen Militär zur Verfügung steht und davongibt es ungefähr so 10 richtig große Standorte und nachdem sie halt vor einpaar Monaten einige der Standorte,die so innerhalb von ein paar hundert Kilometern.Waren, erreicht haben und teilweise komplett zerstört haben,teilweise angegriffen haben mit so begrenzten Erfolg, war immer nicht so ganz klar,haben sie jetzt also das Waffenlager Barsovo erwischt und das ist halt einerseitsinteressant, weil sie es halt nochmal getan haben und weil dabei ungefähr 50%der Bunker auch zerstört wurden.Also Bunker und sonstige Gebäude, die da waren. Es ist auch insofern bemerkenswert,als dass eben Basowo aus der Perspektive der Ukraine gesehen hinter Moskau liegt.Also unmittelbar hinter Moskau liegt, so 100 Kilometer entfernt.Sprich, man würde ja meinen, dass die Luftabwehr, die Moskau schützt,hier auch nochmal hätte zuschlagen können, aber es ist offensichtlich nicht gelungen.Naja, das war also auf jeden Fall ein bemerkenswerter Angriff.Genauso wie eine Serie mittlerweile von Angriffen mit den neuen Marine-Drohnen, die sie gebaut haben.Die haben wir ja schon mehrfach vorgestellt. Das fing ja an mit diesen Kamikaze-Varianten,die dann halt einfach Schiffe gerammt haben und versenkt haben.Das war ja auch mit großem Erfolg.Dann sind die Russen in zunehmendem Maße mit Hubschraubern und Drohnen mittlerweileauch gegen diese Marine-Drohnen vorgegangen. Aber die Ukrainer haben die alsoimmer weiter entwickelt.Dann gab es zwischendurch ja schon mal so die Beobachtung, dass es jetzt welchegibt, die dann eben auch noch mit so Flugabwehrraketen ausgestattet sind.Das Programm haben sie offensichtlich weiter professionalisiert und es gab dieBerichte vor ein paar Wochen schon, dass sie einen Helikopter abgeschossen haben.Also von der Drohne aus, also sprich die Drohne selber, führt unter Umständenauch gar keinen Sprengstoff mehr selbst mit sich, sondern das sind halt eigentlichso eine Art Flugzeugträger geworden.Einerseits für FPV-Drohnen, sodass sie quasi mit den Booten an der Krim entlangfahren,in die Nähe von Standorten, entweder von richtigen Militärstandorten oder vonStandorten von Flugabwehr.Und dann so die letzten paar Kilometer von der Marine-Drohne aus,die FPV-Drohnen ins Ziel geflogen haben.Und dann haben sie halt auch einen angreifenden Hubschrauber abschießen können.Da kamen dann also schon andere Waffen zum Einsatz, wusste man aber noch nicht so ganz, was es war.Und die neueste Meldung ist, dass es ihnen gelungen ist, in zwei separaten Vorfällen.Einer bei der Krim und der andere sehr nah an Noworussiske, also das ist sozusagenam anderen Ende des Schwarzen Meeres, Der Hafen, wo die Russen ihre verbleibendeSchwarze Meerflotte zusammengezogen haben,dort hat so eine Magura Version 5 gespielt.Drohne es geschafft, jeweils eine Su-30 abzuschießen.Also eines der modernsten Kampfflugzeuge der Russen.Ich glaube, das ist sowieso maximal zehn Jahre alt und gehört sozusagen zu denam besten ausgestatteten Flugzeugen überhaupt.Die mussten sich jetzt sozusagen so ein kleines Boot geschlagen geben,die mit Sidewinder-Raketen ausgestattet waren oder so umgebauten R-73,sogar so Sowjetabwehrraketen.Und ja, das ist ziemlich bemerkenswert, diese Angriffe.Vor allem ist das ja auch nach wie vor so, wir haben das ja mehrfach betontund das kann man irgendwie auch nicht oft genug wiederholen,es mag für die Ukraine nach wie vor scheiße aussehen, was den Frontenkrieg betrifft am Boden.Aber den Krieg im Schwarzen Meer, den haben sie eigentlich schon mehrfach gewonnen.Sie haben die Schwarzmeerflotte zum Drittel zerstört.Der Rest musste sich in Novorossisk verstecken.Schiffe fahren einfach gar keine mehr, weil die es einfach nicht lange überlebenwürden. Und es bleibt einfach nur noch Kampfflugzeuge.
Pavel Mayer 0:18:42
Also militärische Schiffe.
Tim Pritlove 0:18:43
Ja, richtig, militärische Schiffe, das meine ich damit. Also Kampfschiffe,also Korvetten und Zerstörer und so weiter, die sind alle weg.Also nichts verkehrt mehr.Also diese Dominanz, die die Russen ursprünglich ja mal über das Schwarze Meerhatten oder haben wollten zumindest, einschließlich natürlich auch des StandortsSevastopol in der immer noch von ihnen kontrollierten Krim, der ist tot.Also dieser Hafen, der ist kein Militärhafen mehr derzeit, weil dort alles einfachversenkt wurde und letzten Endes zurückgezogen wurden.Es wird dann hier und da in Trockendocks werden noch Schiffe repariert und auchein neues gebaut, aber ich vermute mal, die werden dann auch kurz vor Fertigstellung zerstört werden.Also worauf ich hinaus will ist, die Ukraine hat es einfach geschafft mit ihrerDrohnentechnologie im Prinzip die Russen komplett zu schlagen im Schwarzen Meer.Also die Russen haben derzeit einfach da gar nichts zu melden. Und ja, jetzt am 9.Mai übermorgen aus der Perspektive dieser Aufnahme sind ja die tollen SiegesfeiernPutins in Moskau und vielleicht auch im Rest Russlands angesagt,wo sie immer wieder den großen Sieg über die Deutschen feiern wollen,den großen Vaterländischen Krieg und dabei ja immer fett auffahren und diesesJahr auch mal wieder externes Personal ranholen.Xi Jinping ist irgendwie da und der Vujic aus Serbien und natürlich,also ich glaube Orban selber kommt nicht, aber Ungarn ist natürlich vertreten,der Fizo aus der Slowakei, also all die ganzen Buddies, die sie noch übrig haben Belarus,Nordkorea Kuba Venezuela, also.Iran glaube ich auch die sollen dann irgendwie alle da sein und sich diese Militärparadeanzuschauen, aber irgendwie in den letzten Tagen geht also ein Bericht nach dem anderen,dass also Herrscharen an ukrainischen Drohnen gegen Moskau ziehen und das könntenoch ganz unterhaltsam werden, was am 9. Mai dann tatsächlich abgeht.Es könnte einerseits bedeuten, also ich glaube nicht, dass jetzt die Ukrainervorhaben, den Kreml anzugreifen oder so, oder diese Parade anzugreifen.Das würde vermutlich vielleicht auch nicht gelingen.Cool wäre eher, Wenn da so eine Drohne kommt, die einfach nur blau-gelbe Rauchüber der Parade aussprüht, das wäre wahrscheinlich der größte Propaganda-Erfolg,den sie dort erzielen könnte.Andererseits ist es auch so, dass Großland so Schiss hat, dass also in irgendeinerForm diese Feierlichkeiten schief gehen könnten, gerade wenn so viele internationale Gäste da sind,dass sie alles an Flugabwehr mobilisiert haben, um Moskau zu schützen,was natürlich den Ukrainern die Gelegenheit gibt, zu diesem Zeitpunkt dann andereZiele anzugreifen, die halt dann eben nicht mehr so gut geschützt sind.Das ist aber jetzt von mir nur eine Spekulation.
Pavel Mayer 0:21:48
Es gab auch noch die Meldung, dass Xi Jinping bzw.China offiziell gebeten hat, dass doch die Ukraine die Parade nicht angreifenmöge, während Xi Jinping da ist.
Tim Pritlove 0:22:07
Und deswegen werden sie es auch nicht tun. Also ich glaube nicht,dass sie sich den Ärger einhandeln wollen.Stell dir mal vor, da würde irgendwas explodieren und Xi Jinping würde sterben.
Pavel Mayer 0:22:19
Ja, ideale Möglichkeit für eine False Flag Operation.
Tim Pritlove 0:22:25
Ich glaube, die wollen denen einfach nur Schiss machen. Die Flughäfen müssendie ganze Zeit schließen, das spüren die Russen.Das ist etwas, was Moskau an sich spürt. Und dann werden sie wahrscheinlich zum 9.Mai, keine Ahnung, die Kerzbrücke versenken oder so.
Pavel Mayer 0:22:40
Ja, also im Moment sagen übereinstimmend viele Leute so, ja,das wird die Ukraine nicht machen oder wird es nicht wagen.Ich meine, die offizielle Haltung der Ukraine ist, wir sind nicht für die Sicherheitder Besucher bei der russischen Militärparade zuständig.
Tim Pritlove 0:23:08
Oh Gott, da haben sie sich bestimmt richtig die Bäuche gehalten bei der Formulierung.Oh Mann.
Pavel Mayer 0:23:17
Das ist, ja, ich meine,mache draus was wolle und es gibt dann natürlich in den Social Media dann ganzviele, die sagen, nein, jetzt erst recht, also Ukraine soll irgendwie alles schicken,was sie hat und unbedingt die Parade angreifen, um einfach zu zeigen, ja,Ich meine, ja, rote Linien hatten wir die Debatte, aber nicht schon mal.Und ja, also am Ende des Tages, was hat denn die Ukraine zu verlieren?Die Chinesen, ich meine, wenn Xi Jinping dahin fährt in ein Kriegsgebiet,dann ist das Xi Jinping's Problem und nicht das Problem jetzt der Ukraine. Aber ja, man wird sehen.
Tim Pritlove 0:24:14
Ja, aber ich glaube nicht, dass sie da so viel von gewinnen könnten.Und ich denke, die Ukraine ist klug genug.Sie denkt immer strategisch und sie denkt immer taktisch und sie denkt immer,mit was ist für uns jetzt sozusagen das Beste und wie können wir den Russenjetzt am meisten schaden in der aktuellen Situation.Und ich glaube nicht, dass sie jetzt dort vor Ort am meisten Schaden anrichtenkönnen, sondern woanders.Und dass sie schon genug erreichen mit diesen Scare-Tactics im Vorfeld.Also allein die Tatsache, dass die Russen sich so ins Hemd machen wegen derganzen Nummer, das ist ja auch schon mal ein Erfolg.
Pavel Mayer 0:24:56
Ja, das andere Ding ist ja so,ich meine, die russische Luftabwehr ist bekannt dafür, dass sie halt auch schonmal Zivilflugzeuge abschießt, hat mir ja vor nicht allzu langer Zeit.So, und wenn ich jetzt Ukraine wäre,ich würde da schon einfach Stress und Terror machen und drauf hoffen,dass die Russen wieder irgendwie, ja,anfangen, Unsinn zu tun oder Fehler machen.Gut, wird wahrscheinlich nicht passieren und ich würde noch hoffen,dass das nicht unbedingt eskaliert, aber ich gebe da keine Prognose ab.
Tim Pritlove 0:25:42
Ja, ich gebe auch keine Prognose ab.
Pavel Mayer 0:25:45
Also ich halte das für möglich, dass, wie auch immer, das kann ruhig verlaufen,aber es können auch irgendwie Dinge passieren, wenn ich der ukrainische Geheimdienst wäre.Ich würde schon versuchen, irgendwie dafür zu sorgen, dass Dinge passieren.Zeigen, dass der Kreml das eben nicht unter Kontrolle hat. Also wenn du jetztsagst, strategisch denken.
Tim Pritlove 0:26:06
Ja, Dinge passieren, aber sie müssen ja nicht unbedingt in Moskau passieren.Ja, also ich bin mir auch sicher, dass das, was passieren wird,aber ich bin mir auch, ich wäre jetzt sehr überrascht, wenn es sich auf Moskaukonzentriert, sagen wir es mal so.
Pavel Mayer 0:26:22
Also, wir werden sehen. Es bleibt spannend, finde ich.
Tim Pritlove 0:26:28
Was man auch noch erwähnen muss, ist natürlich der Rückzug der Ukraine aus Kursk.Wir hatten ja vor einigen Monaten diesen Vormarsch der Ukraine und lange,lange Zeit haben hat die ukrainische Armee diesen Bereich nördlich von der ukrainischenStadt Sumi gehalten, um,jetzt habe ich was Sucha gesagt, ist es Sucha, die russische Stadt,die dort zuerst eingenommen wurde.Man kommt bei diesen vielen Namen durcheinander.Ich schaue einfach nochmal ganz kurz hier auf meine Karte.Und dann wird mir hoffentlich die Karte sagen, Sucha.
Pavel Mayer 0:27:20
Sucha hat es recht. Aber Sumi ist in der Nähe von Sucha.
Tim Pritlove 0:27:26
Sumi ist die ukrainische Stadt, das wusste ich schon. Ich wusste jetzt nur nichtgenau, wie die russische Stadt hieß. Also Sucha haben sie als erstes eingenommen.Sucha ist der Ort, wo diese Gaspipeline den letzten Verstärker hat und dortdann in ein ukrainisches Gebiet überging.Diese Gaspipelan, die jetzt nicht mehr Gas liefert nach Europa und nach Ungarn und die Slowakei.Naja, auf jeden Fall, die Ukraine hat lange, lange Zeit dieses Gebiet haltenkönnen und dann nicht mehr. Warum?Naja, das Ganze fällt in die Zeit, wo es diese Unterbrechung des Intelligence-Sharings der USA gab.Wir gehen ja gleich nochmal drauf ein, wie dieser ganze Verlauf war mit Trumpund seinen angeblichen Friedensverhandlungen und so weiter.Dann gab es halt irgendwie diesen großen Aufreger mit dem Treffen mit Zelenskyim Weißen Haus und dann gab es halt auch noch so diesen Rückzug des Intelligence-Sharingsund diese ganze Aufregung.Es gab vor allem so eine Woche, wo es danach aussah, als würden jetzt die USAkomplett jeden Support zurückziehen.Und das war so eine Gelegenheit, die Russland auch genutzt hat und dort vorallem mit ihren nordkoreanischen Truppen, aber auch mit anderen Verstärkungen es geschafft hat,die Versorgungslinien der Ukrainer in Kursk abzuschneiden.Erst sah es so aus, als ob die Ukraine dort das alles zurückschlagen konnte,aber dann ist es irgendwie misslungen.Und dann haben sie sich entschieden, sich zurückzuziehen, um keine großen Verluste zu erleiden.Mit anderen Worten, diese Besetzung von Kursk ist beendet.Mittlerweile gibt es Scharmützel ein bisschen weiter östlich bei Belgorod.Das ist aber noch nicht signifikant. Da sind so ein oder zwei Dörfer hinterder Grenze eingenommen worden und es gibt da immer wieder Auseinandersetzungen.Und trotzdem, die Ukraine sorgt dafür, dass die Russen auch noch so ein bisschenmit der Verteidigung ihres eigenen Landes beschäftigt sind.Wenn gleich jetzt auch diese, ich weiß gar nicht, wie lange war denn das jetzt?Fast ein halbes Jahr, diese Besetzung in Kurs dann beendet ist.War auf jeden Fall ein ziemlicher Erfolg, weil es hat natürlich die Russen gezwungen,dort eine ganze Menge Mittel zum Einsatz zu bringen.Sie mussten sich dann auch nochmal die Russen aber auch verstärkt vom Leibehalten, weil durch diese starke Konzentration drohte natürlich dann auch beidem Rückzug, dass die Russen sozusagen die Gelegenheit nutzen und dann auchnoch bei Sumi wieder ins Land einfallen.Es gab ein paar Kämpfe an der Grenze, aber das war es dann auch.Unter anderem musste die Ukraine dort eine F-16 einbüßen, die ist abgeschossenworden bei den Kämpfen und auch der Pilot, Ein sehr erfahrener Pilot war, ist dabei gestorben.Das ist jetzt die zweite F-16, die bestätigt wurde, dass die verloren gegangenist. Das andere war ja ein Unfall.Ja, aber das ist sozusagen, dieses Kapitel ist jetzt erstmal beendet,sprich die Kämpfe finden jetzt nahezu ausschließlich,also die Bodenkämpfe finden ausschließlich auf ukrainischem Boden statt undwie es in der Hinsicht weitergeht und ob die Ukraine nochmal in irgendeinerForm eine Schwäche der Russen auf ihrem eigenen Gelände ausnutzen wird, das werden wir sehen.Aber das ist so insgesamt jetzt die militärische Situation.Ja, dann ist es auch nochmal ganz interessant, weil dieser Krieg ist,ich will auch nochmal was zu sagen, weil wir da immer so ein Thema draus machen.Warum reden wir über Waffensysteme? Ja,dieser Krieg ist enorm davon geprägt, dass hier sich der Krieg auch als solchertechnisch weiterentwickelt. Das gilt zwar in gewisser Hinsicht für jeden Krieg.Ja, das ist klar. Also wenn Krieg ist und Waffen zum Einsatz kommen,dann wird ja vieles überhaupt erstmal getestet, was schon längst quasi in denLagern liegt und nie so richtig zum Einsatz kam.Und dann stellt man halt fest, was funktioniert, was funktioniert nicht.Und vor allem sieht man dann halt immer dieses Wechselspiel aus,neue Innovationen kommt aufs Schlachtfeld, Gegner reagiert, denkt sich was dagegenaus, da muss dann wieder vorgegangen werden.Und das ist natürlich auch hier so.Während der Einsatz von so Quadrokoptern bei der Verteidigung von Kiew ganzzu Beginn so ein total neues Ding war und im Wesentlichen von Zivilisten angeführt wurde,die einfach der ukrainischen Armee helfen wollten.Ist das ja sehr schnell zu dem dominierenden Kampfmittel geworden.Das hat den ganzen Krieg geändert, weil dieser Frontverlauf,der ist auch deshalb so stabil, weil das ganze Kampffeld einfach transparent ist.Also über den kompletten Verlauf der Frontlinie von über 1000 Kilometern fliegenpermanent 24 sieben Aufklärungsdrohnen von beiden Seiten.Das heißt, so ein Gürtel von 10-20 Kilometern wird mehr oder weniger flächendeckendvon beiden Seiten permanent optisch überwacht.Und das nicht nur jetzt optisch im optischen Bereich, sondern halt auch mitWärmebildkameras und weißer Geier, was sonst noch so zum Einsatz kommt.Und das ist jetzt mal nur die Überwachung, noch gar nicht die eigentlichen Kampfmittel.Aber das ändert natürlich die ganze Strategie.Deswegen sind halt solche Durchbrüche selten, weil herannahende Kolonnen werdenhalt schon 20 Kilometer vorher geortet und dann sind halt auch entsprechendeAbwehrdrohnen schnell im Einsatz,fliegen die heranstürmenden Truppen an.Und deswegen hat sich der ganze Krieg auch an der Stelle geändert,weil die Russen eben dann sehr viel mehr auf kleine Gruppen gesetzt haben unddamit dann wieder ein paar Durchbrüche erzielt haben.Die sind dann aber schlecht ausgerüstet, können sich dann wieder nicht langehalten, werden dann doch nochmal irgendwie wieder aus ihren Positionen rausgebombtund so geht es halt die ganze Zeit hin und her.
Pavel Mayer 0:34:00
Aber aktuell gehört wohl, haben die Russen begonnen, dann tatsächlich auch dieSoldaten, die mit Motorrädern angreifen sollen, auch im Motorradfahren auszubilden.So, ja, dass das jetzt wohl ein bisschen besser funktioniert, weil, ja,die vorher einfach den Motorräder gegeben haben und mehr oder weniger dann gehoffthaben, dass wer auch immer darauf fährt, dass dann auch in der Lage ist,irgendwie was damit zu tun.Aber ja, mittlerweile bilden sie wohl tatsächlich wie Motorradangriffstruppenaus, was ich ziemlich bitter finde.
Tim Pritlove 0:34:48
Naja, das ist bitter vor allem, weil die natürlich von den Drohnen nicht nurschnell ausgespäht werden können, sondern eben auch gut bekämpft werden können,weil sie sozusagen überhaupt keinen Schutz haben.
Pavel Mayer 0:34:57
Ja, aber es ist wohl besser als zu Fuß.
Tim Pritlove 0:35:02
Ja, schneller.
Pavel Mayer 0:35:04
Ja, also die Chancen, irgendwie davon zu kommen, so sind deutlich besser,wenn sie ein Motorrad dabei haben, als wenn sie, weil zu Fuß hast du einfachda überhaupt gar keine Schnitte.
Tim Pritlove 0:35:17
Ja, aber das Problem ist...Wie weit können sie kommen und was machen sie da, wenn sie da sind?Weil du musst ja im Prinzip auch einfach nur irgendwo drei Kilometer weitervorne zu sein mit fünf Leuten,das hilft dir nicht viel, damit nimmst du noch keine Stellung ein,sondern du musst ja dann auch Versorgung haben, brauchst ja Nachschub und alldas, das funktioniert ja alles gar nicht.
Pavel Mayer 0:35:40
Ja, das sind jetzt nicht eigentlich keine guten Waffen irgendwie,um damit an der Front dann anzugreifen, so Motorräder.Aber ich glaube, ich hätte lieber ein Motorrad als kein Motorrad,wenn ich in der Situation wäre.
Tim Pritlove 0:36:00
Als Motorradfahrer musst du das ja auch sagen. Na gut, ich wollte aber eigentlichauf die Drohnen nochmal zu sprechen kommen, weil was ja, das ist ja auch schonganz zu Beginn, ich glaube wir hatten mal sogar so einen Titel,Kampf ums elektromagnetische Spektrum.Also der Kampf in den elektromagnetischen Wellen, der wird hier hart geführtund Jammer-Systeme, also Electronic Warfare-Systeme, sprich Abwehrsysteme,Drohnenstörsysteme, die sind halt weit verbreitet.Und die Russen sind da auch relativ gut unterwegs.Und beide Seiten setzen in zunehmendem Maße auf Drohnen, die mit Glasfaserkabeln gesteuert werden.Das klingt ja erstmal so ein bisschen absurd, was eine Drohne,die irgendwie 10 Kilometer weit fliegt und da ist dann irgendwie so ein Schwanzdran. Wie soll denn das funktionieren?Naja, Glasfaserkabel stellt sich heraus, ist halt auf der einen Seite ausreichendreißfest, kann halt sehr hohe Datenraten übertragen und wiegt halt auch wenigund kann halt sehr dünn gebaut werden.Mit anderen Worten, diese Drohnen fliegen los und wickeln die ganze Zeit hintersich dieses Glasfaserkabel ab,über das die Drohnen halt gesteuert werden können, sodass sie nicht auf Funkangewiesen sind, sodass sie wiederum von solchen Electronic Warfare-Systemennur insofern beeinflusst werden können,als dass jetzt unmittelbar die Elektronik gestört wird.Aber das ist eigentlich selten der Fall, sondern es geht ja eigentlich immerprimär darum, dass die Kommunikation gestört wird.Und mit diesen Glasfaserkabeln wird das eben verhindert.Aber das ist, wie gesagt, eine Technologie, die auch auf russischer Seite zumEinsatz kommt. Und ich habe auch gehört, dass das eine größere Rolle gespielthaben soll bei der Rückeroberung von Kurs. Das weiß ich aber nicht genau.
Pavel Mayer 0:37:53
Also Fotos zumindest auch von Gegenden gesehen, wo du dann hunderte von Kabelnsiehst, die dann so aussehen wie so ein Spinnennetz, was so in der Sonne glitzert oder einzelne Fäden.Und was ich auch gehört habe, ist, dass eine Waffe, eine Gegenwaffe entwickelt haben,wo sie dann, wenn sie dann so eine Glasfaser haben,irgendwo, also die dann liegen bleibt von der Drohne,dass dann dort einen Laser anklemmenden, sehr hellen, der die Glasfaser so weitilluminiert, dass dann wohl aus der Luft zu sehen ist, wo die halt langgelaufen ist.Und dass man auf diese Art und Weise dann quasi rückverfolgt,von wo aus die gestartet wurde.Es ist mir zwar unklar, wie das funktionieren soll, Aber ja,angeblich soll es das jetzt geben.
Tim Pritlove 0:39:04
Ja, also dieses ganze Drohnen-Geschäft, also Ukraine ist mittlerweile,denke ich mal, führend, was so verschiedenste Drohnensysteme betrifft.Und ich habe es ja auch schon gerade eben berichtet, diese Marine-Drohnen,die also quasi wie so eine Art Flugzeugträger für andere Drohnen funktionieren.Ähnliches gab es ja auch vorher schon seit einiger Zeit mit so Großflugdrohnen,die dann wiederum kleinere Drohnen haben.Also dieses Huckepack-System wurde zuerst mit Drohnen selbst gemacht,dann eben jetzt auch mit diesen Booten.Und ja, die Erfolge sind halt ganz offensichtlich.Ich denke, in dem Bereich werden wir einfach noch eine ganze Menge sehen.
Pavel Mayer 0:39:59
Das Ganze hat jetzt auch dazu geführt, dass es auf der ganzen Welt,aber auch in Deutschland jetzt jede Menge Startups gibt,die irgendwie dort mitspielen wollen, also im Bereich Kampfdrohnen.Also es gibt mittlerweile hunderte von Firmen, auch außerhalb der Ukraine,die halt Investoren angezogen haben und jetzt eine Menge Geld haben,um da Drohnen zu entwickeln und zu produzieren.Und der letzte Trend ist halt nicht Drohnen zu bauen, sondern Drohnenfabriken.Also Drohnenbaumaschinen ist jetzt der letzte große Trend.Du hast ein paar Container, die du anlieferst und die fangen dann an, Drohnen auszuspucken.Das ist irgendwie der letzte Trend.
Tim Pritlove 0:40:56
Ja, also die Industrie, eine richtige Drohnenindustrie.Und jetzt auch vor allem, ich meine, die Nummer mit diesem Magura V5 und dem Abschuss der SU-30.Das ist sozusagen mit einem Boot und mit einer Sidewinder-Rakete,die normalerweise so an Flugzeugen dran ist, um andere Flugzeuge abzuschießen.Das sind eigentlich Luft-Luft-Abwehr-Raketen.Mit dieser Kombination, wo halt, ich weiß nicht, was dieses Boot,die Ukraina kostet, das wird nicht viel sein.Aber diese Raketen, gut, das sind halt teilweise auch noch sehr alte Bestände,aber ich weiß nicht, was sie für einen Wert haben.Vielleicht eine Million, fünf Millionen oder sowas.
Pavel Mayer 0:41:48
Also die alten Sidewinder, so aus Altbeständen, kriegt man wahrscheinlich sofür 50.000 bis 100.000 Dollar,kostet mal mehr.Dann Iris-T ist ja auch dieselbe Klasse von Systemen, ein paar hunderttausend.Also das ist so die, für die eigentlichen Luft-Luft-Raketen,also deutlich unter einer Million jedenfalls.Das Ganze ist halt fünf bis zwanzig Stück für eine Million ungefähr.
Tim Pritlove 0:42:25
Mit anderen Worten, ein so ein Boot mit zwei solchen Raketen,den Launcher-Systemen, der Elektronik und so weiter, kriegst du wahrscheinlichfür eine Million gebaut.Und mit diesem Teil haben sie halt irgendwie so einen 50 Millionen Fighter aus der Luft geholt.Und damit gibt es auf einmal eine komplett neue Bedrohungslage für Kampfflugzeuge,die sie so vorher noch nicht auf der Kette hatten, weil bisher war halt nurBodenluft im Sinne von aus stationären Abwehrsystemen oder vielleicht aus mobilen, aber eben nicht.Zu jedem Zeitpunkt eben fest stationierten Abwehrsystemen wie Patriots und so weiter,oder eben aus anderen Flugzeugen, das waren so die Bedrohungen,aber dass er jetzt einfach so ein Boot irgendwie übers Wasser tümpelt und dannauf kurze Distanz die abschießt,das ist halt komplett neu und das ist eine Technologie, die sozusagen jetztderzeit nur die Ukraine hat.Man muss ja sagen, diese Sidewinder-Raketen, wenn die halt von einem Flugzeugabgeschossen werden, dann haben die eine ganz andere Reichweite,das ist glaube ich bei 20 Kilometer,aber wenn sie halt unten von dem Boot aus geschossen wird und damit sozusagenauch nicht schon mal die Geschwindigkeit des Flugzeugs hat und dann auch noch nach oben steigen muss,ist die Reichweite halt nur noch bei der Hälfte.Mit anderen Worten die Detektion des Flugzeuges von der Magura-Drohne,von dem Boot, die muss so gut sein und so schnell sein, dass sie halt auf kurzeDistanz, ich meine so ein Kampfjet, wie lange braucht der, um 10 Kilometer zufliegen? Nicht lang, ja.
Pavel Mayer 0:44:01
20 Sekunden.
Tim Pritlove 0:44:02
Genau, also das ist Sekundenentscheidung.Und diese Detektionsfähigkeit dort eingebaut zu haben und erstmal zwei Wochenüber das Schwarze Meer kuttern zu lassen, um dann so ein Ding aus der Luft zuholen, das ist schon wirklich bemerkenswert.Schauen wir mal, was jetzt im Bereich der Flugzeuge, die ja natürlich nach wievor ihre Bedeutung haben, passiert.Also wir hatten ja die Mirage 2000 Lieferung aus Frankreich.Da habe ich so ein bisschen den Überblick verloren, aber da muss sicherlichauch erstmal nochmal viel trainiert werden, aber das wird auf jeden Fall weiterhinstattfinden, wenn es nicht sogar schon stattgefunden hat.Aber ich habe bisher noch von keinen Einsätzen gehört.Die Franzosen sind auf jeden Fall bereit, ihre ganzen Restbestände da abregnen zu lassen.Dann sehr wichtig, glaube ich, auch für den weiteren Verlauf,wir hatten das auch schon mal angekündigt irgendwann, als das erstmalig gemeldetwurde, jetzt sind sie auch geliefert worden, die Saab 340.AEWCS das steht für Airborne Early Warning and Control oder wir kennen das vonden Amerikanern als AVAX-Systeme, genau.Also das sind relativ keine Boeing oder so. Die Amerikaner haben das ja so in richtig groß.Das ist ein verhältnismäßig kleines Flugzeug, wo dann oben so ein Radar drauf ist.Das ist auch mittlerweile kein Rotationsradar mehr, sondern das ist halt so ein.Fasen, Radar, was halt einfach wie so ein Balken aussieht, der oben auf demFlugzeug drauf montiert ist.Mit diesen beiden Flugzeugen kann die Ukraine aus dem Zentrum des Landes herausden gesamten Frontbereich überwachen.Und das ist natürlich bemerkenswert, weil jetzt hat sozusagen die Ukraine daserste Mal eigene Luftaufklärung und da fällt mir auch nochmal ein,Also vor einigen Monaten ist es ja gelungen,der Ukraine die A-50 Flugzeuge der Russen, die halt was ähnliches machen, abzuschießen.Da auch in der Gegend um Novorossisk und seitdem fliegen die halt nicht mehrso nah an die Ukraine ran.Also da hat jetzt die Ukraine in gewisser Hinsicht einen Aufklärungsvorteil gegenüber den Russen.Und es sind wohl jetzt auch weitere, da wurde explizit keine Zahl genannt,aber es wurden weitere F-16 geliefert.Das sind ja die, die aus Holland und aus Dänemark vor allem kommen und was jetztauch noch bestätigt wurde, ist, dass die Schweden jetzt die Gripenflugzeugeauch noch an die Ukraine liefern.Die kommen definitiv aus Schweden, weil nur die Schweden haben welche über.Andere Länder haben die aber das ist dann sowas wie Ungarn und so,die rücken natürlich sowieso nichts raus und die haben auch relativ moderneSysteme haben die auch noch nicht so lange und haben also definitiv auch keine,die schon ausgemustert werden deswegen werden die aus Schweden kommen,die Gripen werden ja noch weiterhin gebaut und ich könnte mir vorstellen,dass die Auftragsbücher der,Gripenproduktion auswählenSehr voll sind jetzt.
Pavel Mayer 0:47:35
Die Tschechen haben auch welche.
Tim Pritlove 0:47:37
Genau, also das ist schon so ein bisschen auch der heiße Kandidat,haben wir uns ja hier auch schon mal drüber unterhalten, für eine Aufrüstung der anderen Art.In dieser ganzen Debatte mit F-35, ja das ist das totale super Flugzeug undkann alles und das super Stealth und hast du nicht gesehen.Und die Israelis haben ganz viele davon und setzen die auch sehr erfolgreich ein.Aber wenn du halt als Europäer die kaufst, dann hängst du halt einerseits sehrvon den USA ab und andererseits sind halt die Betriebskosten der F-35 halt extrem groß.Man hat ganz davon abgesehen, dass halt die Ukraine die eh nicht bekommen würde.Zumindest nicht in dem aktuellen politischen Dickicht.
Pavel Mayer 0:48:18
Beim Kaufpreis unter ist, liegen die fast gleich auf.Also wenn man die Bank kauft, das finde ich sehr interessant,was damit zu tun hat, dass eben die F-35 bisher in riesigen Stückzahlen vergleichsweisegebaut wurde schon und deswegen so viel günstiger geworden ist.Die F-35 ist der Preis, hat sich halbiert gegenüber am Anfang.
Tim Pritlove 0:48:44
Könnt ihr mir durchaus vorstellen, dass die Gripen sich demnächst auch sehrviel billiger produzieren lässt, weil so viele gebaut werden?
Pavel Mayer 0:48:50
Und die Kanadier wollen ja jetzt auch welche Stadt, irgendwie alle F-35 undVorteil ist dann wohl auch, dass sie einen Großteil davon selber bauen können.Also die Schweden lassen die dann auch in Kanada fertigen, so das ist dann natürlichauch ein Riesenvorteil noch, wenn du die kaufst, wenn du die dann im Land bauenkannst oder ein Großteil davon.
Tim Pritlove 0:49:17
Ja, also das ist auf jeden Fall sehr interessant und es ist noch nicht klar,wann die kommen. Da muss natürlich auch mal eine Ausbildung stattfinden.Ich will jetzt auch nicht mehr so viel darüber reden. Wir haben schon mal ausführlichdie Technologie vorgestellt.Hauptvorteil ist halt niedrige Betriebskosten und vor allem ein krass reduzierterWartungsaufwand, weil man für die halt keine Hightech-Standorte braucht,wie auch für die F16 und damit natürlich auch für die F35.Sondern die kann man quasi auf jedem Wald- und Wiesenflughafen mit einem Trupp,der mit einem Bus mit einer großen Handtasche vorbeikommt kann man die irgendwieauch schon warten und reparieren dafür sind sie gebaut das ist sozusagen dasPrinzip dieser Gripen aber vor allem unterstützt die Gripen halt auch alle moderneneuropäischen Waffensysteme wie zum Beispiel IRIS Ja,also die Luftabwehr,welches Unternehmen stellt das nochmal her?Iris T aus Deutschland.Ich kann sie immer alle nicht auseinanderhalten.
Pavel Mayer 0:50:24
Ja, nicht.
Tim Pritlove 0:50:26
Deal.
Pavel Mayer 0:50:28
Genau, Deal war das.
Tim Pritlove 0:50:30
Und auch die MBDA Meteor. Also MBDA ist ja der große Militärkonzern von,was steckt da alles drin?Airbus, genau, die Airbus Group und das ist sozusagen das europäische,große europäische Missilesystem.Und die Meteor ist halt insofern sehr interessant, als dass das eben nicht soeine Fire-Once und dann gucken wir mal, ob sie ankommt, Rakete ist,sondern das ist so ein zuschaltbares Strahltriebwerk,was halt also nochmal sehr viel feiner Verfolgung vornehmen kann.Naja, auf jeden Fall, all diese Waffensysteme können mit der Gripen genutzt werden in Zukunft.Außerdem hauen die Franzosen noch größere Produktionsmengen,Von diesen AASM Hammer Gleitbomben raus, die die Ukraine in der letzten Zeitsehr erfolgreich zum Einsatz gebracht hat.Das ist auch so ein bisschen die Antwort auf die Gleitbomben,die die Russen jetzt lange Zeit so in Vorteil gebracht hat.Einerseits haben die Ukrainer wohl ganz erfolgreiche Abwehrmaßnahmen entwickelt,um gegen diese Gleitbomben vorzugehen, sind aber nach wie vor ein Problem, gar keine Frage.Aber jetzt haben sie sozusagen mit diesen ASM Hammer Systemen auch ähnlicheSchlagkraft und es gibt immer wieder mal Berichte, wo die zum Einsatz kommen,um so größere Standorte abzuräumen,also die auch besonders verbunkert sind etc..Ja, dann kann man auch hinzufügen, Deutschland hat jetzt nochmal vier IRST-Systemegeliefert und vier neue oder wird liefern.Ich bin mir gerade nicht ganz so sicher, ob die schon da sind oder ob die nochkommen, aber das ist auf jeden Fall zugesagt.Und große Überraschung, es kommt noch ein weiteres Patriot-System und diesmal aus Israel.
Pavel Mayer 0:52:46
Ja, refurbished.
Tim Pritlove 0:52:48
Refurbished, aber ist schon interessant. Israel ist schon einen Schritt weiter.Patriot gilt ja immer so ein bisschen als das Modernste und Beste,was man haben kann. Die Israelis wohl anders, weil die haben natürlich ihr eigenes System.Vor allem haben die Israelis nicht nur ihr eigenes System, sondern die habenja so eine Triade aus Abwehrsystemen für den Ultranah-, Nah- und Fernbereich.Und das Besondere ist, dass die halt alle zusammenarbeiten.Also sie haben sozusagen so ein Verbundsystem für die Abwehr auf allen Ebenenund das ist halt sowohl, Rakete fliegtaus Gaza an und man hat nur wenige Sekunden zu reagieren bis hin zu,Rakete fliegt aus Jemen auf Israel zu und man will das abwehren.Funktioniert auch nicht immer alles, wie wir gerade gesehen haben.Die Rebellen haben es geschafft, eine Rakete tatsächlich auf dem Ben-Gurion-Airportexplodieren zu lassen. Das ist ein First.Das ist auch ein bisschen peinlich, aber naja, nichts ist halt perfekt.Aber dieses Patriot-System, was Israel nicht mehr braucht,wird halt, wenn es fertig überarbeitet worden ist, in die Ukraine überführtund das ist insofern ein Novum, weil es bisher noch überhaupt gar keine Waffenaus Israel, zumindest nicht offiziell aus Israel in die Ukraine gegangen sind.
Pavel Mayer 0:54:08
Ja, wobei das geht auch erstmal offiziell in die USA zurück und dann kommt es aus den USA.Sie können immer auch sagen, wir haben es einfach nur in Zahlung gegeben.
Tim Pritlove 0:54:19
Beim Händler.
Pavel Mayer 0:54:22
Das kann ich ja gebraucht. Flugabwehr, Zahlung gegeben.
Tim Pritlove 0:54:29
War das letzte Preis. Anyway, auf jeden Fall bedeutet das, dass die Ukrainedamit zehn Patriot-Systeme im Einsatz haben wird.Vor einem Jahr gab es ja noch den Ruf von Zelensky nach mehr Patriot-Systemen.Und da gab es so die Aussage mit, wir brauchen Acht, um die Ukraine zu schützen.Jetzt ist immer mehr auch gut so und Dinge müssen ja auch gewartet werden und so weiter.Und dass sie noch mehr Abwehrbedarf haben, steht ja auch vollkommen außer Frage.Trotz allen Widerständen tut sich aber auf jeden Fall auch in diesem Bereich etwas.Ja und die letzte gute Meldung in diesem Zusammenhang ist, dass jetzt die USAtatsächlich, da kommen wir jetzt eh gleich nochmal dazu,mit diesen ganzen Waffenlieferungen, es hieß ja lange Zeit USA unterstützt die Ukraine nicht mehr.Mittlerweile dreht sich so ein bisschen der Wind wieder und es gab eine Zusageüber 50 Millionen US-Dollar Wert einer von Waffenlieferungen und dazu gab esdann auch noch die Meldung,dass so in der Größenordnung von 300 Millionen US-Dollar ausrangierte F-16 andie Ukraine geliefert wurden.Also die sind in Polen und auf diesem Flughafen, der in der Nähe von Lviv ist,dass die dort gesehen wurden.Also sozusagen kaputte F-16 ohne Motor und so weiter.Die haben sie alle dahin geschafft als Reparaturmateriallager und in diesemDeal ist aber auch noch Training mit drin.Das heißt, es werden auch ukrainische Piloten an der F-16 ausgebildet in den USA.Was auch nochmal eine interessante neue Wendung ist in diesem ganzen Spiel vonhat die USA die Ukraine jetzt noch lieb oder nicht.
Pavel Mayer 0:56:36
Ja, ich meine, diese Geschichte mit den F-16-Teilespendern angeblich ist,ich meine, ja, das gab es halt auch schon mal, wobei es halt schwer zu unterscheidenist, wenn da ein Haufen Teilespendern kommt,wie viele möglicherweise komplett neue F-16s lassen sich daraus zusammenbasteln.Also im Grunde genommen ist das ja, wir schicken irgendwie Ersatzteile und diewerden dann zu Flugzeugen wieder zusammengebaut, diese Ersatzteile.Aber ja, man redet halt offenbar nicht so gerne darüber, sondern liefert lieber.Das Interessante vielleicht noch an den Patriot-Systemen, weil du sagtest zehn Stück.So die Bundeswehr, also Deutschland hat zwölf, hat drei davon an die Ukraineabgegeben und hat dann jetzt neun.Das heißt, die Ukraine könnte jetzt ein Patriot-System mehr haben als Deutschland.So das noch vielleicht als eine Anekdote.
Tim Pritlove 0:57:46
Die brauchen die aber auch dringender als wir.
Pavel Mayer 0:57:48
Ja, ja, ja. Aber man könnte auch sagen, ich meine, Deutschland hat neun Stückund hat die noch nie benutzt.Also außer zur Ausbildung vielleicht, aber...
Tim Pritlove 0:58:06
Man darf doch wohl noch mal Angst haben.
Pavel Mayer 0:58:09
Ja, aber man könnte die ja auch vielleicht ein bisschen weiter nach Osten rüberschicken,um dann die Raketen früher abzufangen, die sich möglicherweise verfliegen oderzu nah an die deutsch-polnische oder an die NATO-Grenze rankommen,wäre ja auch mal eine Variante.
Tim Pritlove 0:58:30
Gut, kommen wir weg von den Waffensystemen als Seuchen und hin zu dem Konfliktim Ganzen und das ist natürlich vor allem in den letzten sechs Wochen der Konfliktgewesen zwischen den USA und der Ukraine.Ich glaube, so kann man das ganz gut formulieren und speziell sollten wir vielleichtnochmal genau auf diesen Stopp der Waffenlieferungen schauen.Also es gab ja dieses ominöse Treffen im Oval Office,haben wir jetzt schon mehrfach erwähnt, jeder weiß es, was halt wirklich absurdverlaufen ist und was sagen wir mal auch so ein bisschen zusammen mit TrumpsZollpolitik dazu geführt hat,dass eigentlich Europa quasi die USA derzeit nicht mehr als vollwertigen Partneransieht und als Putin vielleicht nicht unbedingt als Feind,aber zumindest sich eine Neuorientierung Europas und auch des Restes der Welt,einschließlich Kanada und auch einiger anderer Länder,anbahnt, beziehungsweise schon auch abzeichnet.Und in diesem hin und her gab esja dann eben diesen Moment des Stopps der Waffenlieferung an die Ukraine,ja also da wurde dann sozusagen nichts mehr nach Polen geflogen und im Detailwar das ein bisschen unklar,und jetzt sieht es so aus als ob das irgendwie noch nicht mal wirklich eineEntscheidung von Trump war,der wahrscheinlich sowieso kaum irgendwas entscheidet. Ich meine,der spielt doch die ganze Zeit Golf.
Pavel Mayer 1:00:10
Ja, also es passt zumindest irgendwie in das Narrativ.Und die New York Times hat jedenfalls vermeldet, dass der Stopp der Waffenlieferungenan die Ukraine ein Alleingang von P. K. S.Gewesen sein soll, also dem US-Verteidigungsminister.Angeblich sollen die irgendwie allgemein Dinge diskutiert haben.Und was H. S. irgendwie mitgenommen hat für sich aus dem Gespräch,ist, der Präsident möchte nicht mehr, dass Waffen an die Ukraine geliefert werden.Und hat dann kürzerhand mündlich den Befehl gegeben,es unverzüglich einzustellen und hat aber niemandem auch irgendwas gesagt,dass er das jetzt will oder wo er doch sonst eigentlich ganz gut ist,im Signal-Chat alle möglichen Informationen zu streuen,war halt dieses mit der Einstellung so,ja, hat irgendwie den Befehl gegeben, mündlich und ja,sonst im Weißen Haus seit der politischen Ebene niemanden informiert und dieUkraine wunderte sich dann und was ist jetzt los und fragte dann beim WeißenHaus nach und drei Tage lang war niemand in der Lage, ihnen Auskunft zu geben,was los ist, weil niemand irgendwie wusste, was los ist.Also musste dann erstmal dann alle nachforschen.Also das ist jedenfalls das, was die New York Times behauptet, wie es gelaufen,sein soll und wenn das alles stimmt, dann würde das bedeuten,dass die Wiederaufnahme des Intelligence Sharing und der Restwaffenlieferung,die waren ja damals dann,war ja haufenweise Waffen mitten im Transit und standen dann irgendwo oben plötzlichund die sind dann ja dann auch alle dann noch ausgeliefert worden,also dass das dann unterwegs hängen geblieben war.Und wenn das jetzt stimmt, Und dass das wirklich so war, dass das wirklich irgendwieein Missverständnis war, dann wäre halt diese Wiederaufnahme der Waffenlieferungenund von Intelligence-Sharing zumindest gar kein Meinungsumschwung von Trump gewesen,sondern nur eine Korrektur eines Fuck-Ups, die aber dann eine Woche gedauert hat.Und man muss natürlich immer vorsichtig sein.Ich war nicht dabei. Ich habe es jetzt persönlich ganz jetzt nicht verbürgen, dass das so war.Aber New York Times ist jetzt nicht unbedingt jemand, der Dinge einfach so schreibt.Das heißt, die haben sicherlich Leute, die denen das berichtet haben.Aber das Ganze könnte natürlich trotzdem auch Desinformation sein,um den Versuch, den Vertrauensschaden zu begrenzen.Und von Trump abzulenken und zu sagen, das war nie unsere Absicht.Das war nur ein Missverständnis.Aber am Ende des Tages ist der Schaden angerichtet, weil faktisch ist es egal, wie es passiert ist.Weil es ist passiert und es kann wieder passieren.Und dann ist die Frage, ob ein Präsident, der ständig seine Meinung wechseltoder einer, der halt völlig inkompetente Leute auf Führungspositionen setzt,wo sie irreparable Schäden anrichten können.Das Ergebnis ist am Ende gleich und kann davon ausgehen, dass dieser Fuck-updie Rüstungsindustrie, die amerikanische, hunderte Milliarden an zukünftigenAufträgen gekostet haben.Vielleicht sogar Tausende von Milliarden, das kann man noch gar nicht abschätzen.Allein dieses Ding, diese Lehre, okay, wenn du von den USA Waffen kaufst und dann im Krieg bist.Dann kann die USA dir einfach dann deine Waffenlieferungen abstellen,wenn sie da keinen Bock drauf hat.Oder wenn irgendjemand einfach offensichtlich irgendwas missversteht,so sind es plötzlich, sterben plötzlich Leute bei dir.Also das ist so das schlimmste Vertrauensschaden, den man dem amerikanischenWaffengeschäft nur zufügen kann.Und insofern, ja, also unglaublich, so was da, ja, wir versuchen halt jetzt,ja, Inkompetenz durch Missverständnis oder, also, schlimm.
Tim Pritlove 1:05:19
Ja, also die Inkompetenz ist wirklich krass.Am 25. März kam ja dann auch noch dieses Signalgate in die Öffentlichkeit.Das muss man in dem Zusammenhang ja auch nochmal erwähnen.Da ging es jetzt zwar erstmal nicht um die Ukraine, sondern es ging halt umeinen Angriff auf die Houthis.USA haben ja verschiedene Angriffe auf die Houthis geflogen, auch jüngst nochmal.
Pavel Mayer 1:05:49
Da geht es ongoing, ist auch immer noch, also wird es nicht...
Tim Pritlove 1:05:53
Ja, es ist ongoing. Jetzt gibt es gerade Berichte, dass die Houthis irgendwiezurückziehen, aber sie sagen ja auch nur mit, wir greifen jetzt keine Schiffemehr an, aber Israel greifen wir trotzdem noch an.Und ich glaube, Israel ist jetzt auch gerade nicht gerade besonders amused wegendieser Ben-Gurion-Geschichte.Also da wird es noch heftig knallen. Wahrscheinlich knallt es gerade,während wir hier diese Sendung aufnehmen.Aber was halt dieses Signalgate und jetzt eben auch diese Aufdeckung,dieser Waffenlieferung und so weiter zeigen und wie eigentlich auch fast jedeöffentliche Äußerung von Pete Hexeth und den anderen Vögeln,die Trump da halt in diesen Sicherheitsbereich gebracht hat und diesen militärischenKomplex der US-Regierung reingebracht hat,zeigt einfach, was das alles für Anfänger sind. Also vor allem dieser Hexess.Ich meine, dieser Hexess ist so ein Fernsehmoderator.
Pavel Mayer 1:06:48
Ja, ja, Fernsehmoderator, aber die haben teilweise durchaus gedient.Also sie waren tatsächlich, sagen wir schon, also auch Hexess war,glaube ich, beim Militär.
Tim Pritlove 1:07:00
Ja, aber nicht lange. Und die haben da auch keine nennenswerte Karriere gemachtund vor allem würden sie ja auch nie wieder reinkommen.Felix ist irgendwie ein Alkoholiker und fällt halt einfach mit seinem ganzenVerhalten ja auch immer noch sehr unangenehm auf und hat im Wesentlichen auchüberhaupt gar keine administrative Erfahrung,jetzt irgendwie das größte Militär der Welt, also die größte Organisation der Welt zu führen.Das merkt man ja an diesen ganzen Maßnahmen und seinen Äußerungen auch ganz deutlich.Dieses Signalgate, wo sie halt dann dieses Prinzipal Committee,also alle Leute, die quasi zu diesem Sicherheitszirkel gehören,die USA so hatte, halt irgendwie, was weiß ich,Verteidigungsminister und verschiedene Leute, sozusagen die in irgendeiner Formfür Sicherheitsmomente der USA dann verantwortlich sind,die sollen halt miteinander kommunizieren in diesem Principal Committee unddann haben sie halt dafür irgendwie ein Single Group Chat aufgemacht und.Haben ja sicherlich auch alle schon gehört von dieser Story.Das war ja einfach auch überhaupt nicht zu übersehen.Zeigt bloß halt einfach auch nur, wie schlecht diese Truppe aufgestellt ist.Also es sind einfach Leute, die nicht genau wissen, was sie tun und dabei keinen Style haben.Und es wird halt in absehbarer Zeit wieder zu irgendeinem Unfall kommen,einfach weil die sich überhaupt nicht im Griff haben.Ja, also als einzige wirkliche Konsequenz davon ist ja dieser Mike Walz vonseinem Posten als Sicherheitsberater enthoben worden.Der wird dann irgendwie so jetzt zur UN gehen und so weiter.Also es ist vollkommen absurd.Seine Rolle übernimmt jetzt glaubeich auch noch der Hexe sogar glaube ich sogar selber noch. Also es ist.
Pavel Mayer 1:09:03
Ja, und er soll aber wohl auch nicht zu den Schlimmsten gehört haben,sondern eher noch, also sozusagen, der, der.
Tim Pritlove 1:09:13
Der Schlimmste war der Hexess. Der Mike Reitz hat ja sozusagen den Chat nuraufgesetzt und der war dafür zuständig, dass dieser Atlantic Reporter da reinkam,wodurch diese ganze Geschichte ja überhaupt erst aufgeflogen ist.Aber wer wirklich die schmutzigen Details da reingeworfen hat, das war ja der Hexess.Und wie sich später herausgestellt hat, hat er das ja nicht nur in diesem GroupChat gemacht mit diesem Principal Committee, wo er theoretisch,abgesehen von dem Journalisten, ja auch alle quasi zum Thema gehören.Nein, er hatte ja noch einen zweiten Group Chat, wo er dieselbe Informationreingeworfen hat mit seiner Frau und seinem Bruder.
Pavel Mayer 1:09:49
Aber zumindest, also Mike Waltz war halt immer schon eher auf der Seite der Ukraine.Er war eigentlich eher ein Ukraine-Fan während Hexas eigentlich.
Tim Pritlove 1:10:01
Das war auch Marco Rubio, aber seitdem die halt unter Trumps Ägide sind,singen sie halt das Lied vom Trump.Und deswegen hilft das halt auch alles relativ wenig.Naja, soviel zu dem Chaos rund um Peak Hexes,aber das viel größere Chaos ist ja eigentlich diese sogenannten Friedensverhandlungen,die Trump führen möchte mit Russland und wie sich das in den letzten Wochen alles entwickelt hat.Und also muss man das mal wissen, wir hatten ja ursprünglich hier auch diesenKellogg erwähnt, der ja mal als Ukrainer Beauftragter auserwählt wurde und derja eigentlich auch mal so ein bisschen pro Ukraine war. Das klang ja alles ganz nett.Problem ist nur, dass er in seiner Rolle überhaupt nicht ernst genommen wird,sondern stattdessen wurde ja diese gesamte weitere sogenannte Friedensverhandlungmit den Russen dann übernommen von dem Golf-Buddy von Trump,auch so ein Real-Estate-Mensch,Witkoff.Der von Diplomatie und Russland und der Ukraine ganz offensichtlich nicht auchnur den Hauch eines Anflugs einer Ahnung hat.Also es ist wirklich erstaunlich, wie inkompetent diese Person ist.Der soll aber sozusagen der Verhandlungsführer sein für den Nahen Osten undwurde dann quasi auch als Kontaktmensch für Putin auserkoren,war jetzt auch schon x-mal in Moskau und lässt sich da von ihm irgendwelche Geschichten erzählen,geht danach in die Medien undredet sozusagen die Putin-Propaganda eins zu eins in alle Mikrofone rein.Völlig absurd. Der Typ war irgendwie bei Fox News, hat da irgendwie ein Interviewgegeben und war noch nicht mal in der Lage.Also er forderte zwar, dass irgendwie die Ukraine dann irgendwie ihr Land aufgebensollte und die Russen würden dann einfach die vier teilweise besetzten Gebiete,also es war halt konkret natürlich von Kherson, Saborizhia,Donetsk und Luhanski die Rede, also das, was ja die Russen auch sozusagen fürsich in Anspruch nehmen, was ja angeblich schon Russland sei.Ja, diese Gebiete hat er zwar erwähnt, konnte aber noch nicht mal die Namen richtig aufzählen.Also man merkte richtig literally, wie er überhaupt gar keine Ahnung hat vonder Situation oder auch nur von der geografischen Realität der Ukraine.Ja, und so läuft dieses Spiel die ganze Zeit.Das heißt, Trump hat im Wesentlichen durch seine Schergen die ganze Zeit sogetan, als wäre er jetzt in irgendeiner Form in Friedensverhandlungen,die aber ausschließlich zwischen ihm und Putin geführt werden sollen.Das Problem ist nur, dass Putin irgendwie nicht so richtig mitspielt.Trump gibt öffentlich bekannt,dass er ja sozusagen von Russland, ja Russland muss eigentlich gar nichts machen,alle Gebiete, die jetzt besetzt sind, sollen russisch bleiben,plus halt diese vier Gebiete sollen auch noch an Russland fallen.Also im Wesentlichen ist sein Vorschlag für Friedensverhandlungen so.Dass was Putin die ganze Zeit seit Monaten irgendwie sagt, was sein soll.Das sind sozusagen die Bedingungen. Und die Ukraine soll ja einfach mal ihrLand abgeben, dafür aber auch nicht in die NATO kommen und keine Sicherheitsgarantien bekommt.Also sozusagen alles für Russland, nichts für die Ukraine. Völlig absurd.So ging das die ganze Zeit hin und her. Es gab Treffen in Saudi-Arabien unddann eben auch diese Besuche in Russland selber und die ganze Zeit taten sieso, als würden sie irgendwas tun.Und ich weiß nicht, wie du das gesehen hast, aber für mich war einfach die ganzeZeit klar, also mich hat das ehrlich gesagt noch nicht mal besonderlich beunruhigt, weil.Und es ist so offensichtlich und so klar, dass nichts von dem,was dort diskutiert wurde, für die Ukraine auch nur ansatzweise in Frage gekommen wäre.Also die hätten sich auf den Kopf stellen können.Es gibt da einfach keinen Leverage, die die USA hat, um die Ukraine dazu zubringen, auch nur irgendetwas davon zu akzeptieren.
Pavel Mayer 1:14:22
Ja, vor allen Dingen nicht, wenn Europa nicht mitzieht.
Tim Pritlove 1:14:27
Genau, was sie natürlich auch nicht gemacht haben.
Pavel Mayer 1:14:29
Aber was, ich meine,ich kenne halt ein paar Amerikaner so und durfte halt bei den einen oder anderenPartys dabei sein und da bekommt man halt schon auch Einblicke einfach,wie das eigentlich funktioniert oder wie das professionell funktionieren sollteoder bisher funktioniert hat.Wenn du jetzt Politiker bist beispielsweise und solche Entscheidungen betrifft.Natürlich kannst du nicht alles wissen und die USA ist ja global präsent sound es gibt so viele Regionen.Insofern lass dich jetzt dem Wittkopf nicht an, dass er die Namen nicht parathatte, sondern er war schlecht vorbereitet.Das ist der Punkt. Das Ganze ist halt Teamplay. hey, du hast halt deine Experten.Die sich eben bestens auskennen.Und wenn du jetzt in so ein Interview reingehst oder irgendwelche Entscheidungentriffst, redest du halt mit Leuten, die sich auskennen und die Informationen sind da.Du musst nur dann die entsprechend auch verdichten und komprimieren,weil einfach zu viele Informationen da sind. Und dazu brauchst du einfach eineingespieltes Team, das dich unterstützt.Das ist eigentlich universell. Aber diese Leute sind halt einfach keine Teamplayerund meinen, alles besser zu wissen, statt halt die Leute zu fragen,die sich auskennen und sich professionell vorbereiten zu lassen.Und da ist eben aber auch, dass halt viele der Profis, die sich einfach auskennen,sagen, auch mit diesen Leuten, so wie die sich gebären, habe ich keinen Bock, mich abzugeben.Die dann teilweise auch aus, ja, das sind halt Leute, die einfach komplett unfähigsind, Führungspositionen zu bekleiden und so.Führungspositionen zu bekleiden oder Manager zu sein, heißt jetzt nicht unbedingt,dass man sich jetzt fachlich auskennen muss, sondern man ist jemand,der Informationsflüsse.Lenkt und sich eben schlau macht und dann mit Hilfe der Unterstützung und derInformation, die man hat, dann die bestmöglichen Entscheidungen trifft.Und ja, dass er da die Provinz nicht aufzählen konnte und auch nicht,ja, und sich dabei hatte ertappen lassen auch noch, das ist einfach,ja, die Leute gehören da einfach nicht hin.Die haben nicht die notwendige, nicht Reife oder Führungsqualität,um irgendwie professionell arbeiten zu können in so einem komplizierten Umfeld.So kann man das, glaube ich, einfach nur zusammenfassen und,kriegen sie auch so leicht jetzt nicht, weil wie gesagt, einfach ganz vieleder Profis sagen einfach, alle erfahrene Leute, ich habe meine Zeit um,ich muss mir das nicht antun, ich muss mir diese Leute nicht antun.Ist natürlich gefährlich und tragisch auch, aber ja, im Moment scheint mir die,Haltung zu sein, wir treten jetzt einfach mal alle zurück und gucken uns an,wie die das gegen die Wand fahren und dann schauen wir mal,wie wir das wieder gerettet kriegen oder auch nicht.
Tim Pritlove 1:18:24
Kann sogar die richtige Strategie sein.Scheitern werden sie auf jeden Fall.
Pavel Mayer 1:18:32
Aber ich kann auch niemanden verdenken, der sich jetzt teilweise 20,30 oder 40 Jahre den Hintern aufgerissen hat und da sind viele Leute dabei, die,ernsthaft und gebildet also viele von denen schreiben jetzt Bücher,über ihre Zeit und einige davon waren jetzt auch an Hochschulen aktiv und habendann unterrichtet, was sie gelernt haben aber selbst das,da haben sie jetzt keinen Bock mehr drauf in dem teilweise aktuellen Umfeldund wo überall gekürzt wird.Also im Moment erstmal ein krasser Niedergang an Institutionen und institutioneller Professionalität,die man beobachten kann.Und das geht so weit wie wirklich...Das ist absolute Anfängerfehler, auch mit den Zöllen, wenn wir jetzt gleich,ich weiß nicht, ob wir schon bei den Zöllen sind.
Tim Pritlove 1:19:41
Aber… Genau, da kommen wir noch zu, es gibt genug Unprofessionalität zu berichten,aber jetzt ging es ja erstmal darum, was tut Trump?Ich meine, wir hatten ja seine Ankündigung, nicht, dass irgendjemand,der sie noch halbwegs alle beisammen hat, auch nur ansatzweise dem irgendeinGlauben hat schenken können, seine Ankündigung mit, er würde innerhalb von 24Stunden diesen Krieg beenden. Ja, also totaler Quatsch.Die ersten 24 Stunden waren sowieso erstmal Golf spielen.Von daher kann das nichts werden. Aber halt auch in einer Woche und einem Monatist das nichts zu machen.Friedensverhandlungen eines solch großen Konflikts sind in der Regel in derWeltgeschichte Dinge, die irgendwie auch mal ein oder zwei Jahre dauern können.Und dann ist es schon schnell gelaufen und wir sehen ja, wie das mit den Friedensverhandlungenim Nahen Osten so funktioniert.Also das war natürlich eh alles Unsinn.Nichtsdestotrotz, Trump halt einfach losmarschiert und groß rumposaunt und ichglaube, man muss sich auch so ein bisschen davon trennen, dass Trump irgendwieeinen großen Plan hat. Der hat keinen Plan.Der denkt nicht bis zum Abend,sondern alles ist irgendwie impulsiv und er hat so ein paar ganz grundlegendeÜberzeugungen, wie zum Beispiel, dass Zöllel eine ganz tolle Idee sind und vorallem ist er auch irgendwie der Überzeugung, dass so seine ganzen Macho-Mafia-Buddies,die er so rund um die Welt so ausgemacht hat,zu denen er so aufblickt, wie Putin und Xi und so weiter.Oder hier Kim Jong-un und all diese ganzen Katastrophen,dass er irgendwie da quasi mitspielt, weil er ist ja jetzt irgendwie Trump under ist die USA und ich glaube, der glaubt auch mittlerweile,dass er der Auserwählte ist, weil sein Kult, den er da anzeugt hat bei den Leuten halt einfach,die ihn zu so einer Art Gott-Messias ausgerufen haben.Ich glaube, der glaubt das mittlerweile auch. Und jetzt will er eigentlich auchnoch einen Nobelpreis haben, weil er hat ja Obama auch bekommen.Und wie kriegt man den ja, indem man hier irgendwie Frieden schafft.Deswegen wird jetzt hier mal Frieden gemacht.Und seine Vorstellung von Frieden ist, naja, USA und Russland,die beiden Großen, die reden da mal so untereinander.Komm, wir klären das mal hier unter uns. Und dann werden schon alle unterschreibenund dann passt das schon.Das ist im Wesentlichen das, was hier so passiert ist. Und dann schickt er haltso Vögel wie diesen Wittkopf, die von Tuten und Blasen keine Ahnung haben undvon Diplomatie und diesem Konflikt schon gar nicht.Die schickt er dann irgendwie vor, um das irgendwie zu regeln und treffen dannhalt auf so Hardcore-Diplomatie-Haie wie irgendwie diesen Lavrov.Der seit 30 Jahren Außenminister ist, ich weiß nicht, ob es schon wirklich 30Jahre, mindestens 20 Jahre auf jeden Fall seit Putin da ist,der mit allen Wassern gewaschen ist, der die Welt kennt.Und dann kommt dann irgendein Real Estate Manager, der keine Ahnung hat undder soll ihm dann irgendwie irgendein Zugeständnis abbringen.Das funktioniert so nicht.So, mit anderen Worten, Trump will eigentlich im Wesentlichen das Thema einfach nur abräumen.Der will einfach, dass das Thema nicht mehr da ist, damit er sich wieder umGrönland kümmern kann oder irgendeinen Scheiß und unterschätzt einfach maßlos seinen Einfluss.Und wie wir ja eben schon gehört haben, trotzdem war dieser Militärsupport der USA nie wirklich weg.Das lief eigentlich im Wesentlichen alles irgendwie so weiter,wie es halt schon vereinbart war, abgesehen eben von diesem Kurzschluss,den da Hexeth gehabt hat.Aber mittlerweile trifft halt Trump auch hier die Realität und man merkt halt,wie er so in seinen Äußerungen zunehmendem Maße jetzt so, ja,irgendwie macht Russland ja gar nichts.Hier war ja Waffenstillstand angesagt, die haben es ja angeboten.Ukraine hat da auch mitgespielt.Das fand ich ja übrigens auch eine diplomatisch sehr feine Nummer.Es war ja eh klar, dass so ein Waffenstillstand in dem Sinne nie wirklich eingehaltenwerden würde von den Russen.Das weiß halt auch Zelensky. Er redet ja seit drei Jahren von nichts anderem,als dass die Russen sich nie an irgendwas halten.Deswegen hat er das halt auch, glaube ich, zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweisegeglaubt. Und trotzdem war diese ganze Auseinandersetzung im Oval Office undso weiter, die halt so öffentlich geführt wurde, war ja dann immer so,ja nee, wir brauchen ja einen Waffenstillstand.Das ist ja auch so dieses BSW-Argument und AfD und so weiter.Also alle Leute, die überhaupt gar kein Interesse daran haben,der Ukraine wirklich zu helfen, labern die ganze Zeit irgendwas von Waffenstillstand,als wäre ein Waffenstillstand halt jetzt irgendwie Frieden. Aber Waffenschildstein ist kein Frieden.Waffenschildstein ist Waffenschildstein, wenn es überhaupt diesen Namen verdient.Trotzdem hat sich aber Selenskyj dann gedacht, okay, ihr wollt jetzt Waffenstillstandhaben, wir machen Waffenstillstand.Und dieses einseitig ausgerufene Waffenstillstandsding, was dann so ein,zwei Wochen halten sollte,das hat die Ukraine insofern mitgespielt, als dass sie gesagt haben,wir halten uns jetzt daran, wir greifen jetzt keine Ölindustrien an.Weil das war so eine Forderung von den USA. Warum auch immer.Gut, in der Zwischenzeit haben sie andere Fabriken angegriffen.Es gab genug, wo sie ihre Aufmerksamkeit drauf lenken konnten.Die anderen waren sowieso weitgehend erstmal damit beschäftigt,also die ganzen Ölstandorte waren damit beschäftigt, auszubrennen und repariertzu werden. Da musste man jetzt eh gerade nichts Neues draufwerfen.Von daher haben sie sich halt so rein formell an diese Regelungen dran gehaltenund dann halt immer gefragt, was ist denn jetzt hier mit Putin,wo bleibt denn der Waffenstillstand? Kam er halt nicht.Naja, und dann ist das halt auch irgendwann mal in der Öffentlichkeit so weitdurchgedrungen, dass auch Trump einsehen musste, dass halt diese ganze Strategie,wenn man diesen Namen überhaupt verwenden darf, halt hinten und vorne nicht funktioniert.Und interessanterweise, ich will jetzt mal nicht sagen, da ist jetzt irgendwasgekippt, aber es sind immer so kurzfristige Bewegungen.Das kann auch morgen schon wieder anders sein. aber man hat ja gesehen Trumphat sich ja dann alleine mit Zelensky getroffen bei dieser Papstbeerdigung undhatten ja dann dieses Gespräch, von dem diese beeindruckenden Bilder geschossen wurden,ob jetzt dieses Gespräch selber relevant war oder nicht,es war so ein Zeichen für eine geänderte Vorgehensweise ja, also auf einmal waren sie jetzt.Bisschen am Ende mit dieser Erzählung, wie böse doch die Ukraine ist und dieUkraine hätte ja den Krieg angefangen und sich nie bedankt und all dieser Quatsch,den sie da halt im Oval Office abgelassen haben und danach.Und auf einmal kippte das halt um mit, oh der böse Putin, der hält sich aberhier gar nicht daran, was wir wollen.So und ich muss sagen, ich gewinne in zunehmendem Maße den Eindruck,dass Zelensky mehr ist als nur ein Glücksfall für die Ukraine.Tatsächlich hat er einfach in dieser Zeit und vielleicht lag ihm das schon immer,aber ich denke mal ist auch ein großer Lernprozess hier natürlich, der stattgefunden hat.Er ist wirklich langsam so ein bisschen der Superdiplomat, weil wie er das jetztgesteuert hat von, er ist jetzt der Nummer 1 Feind von Trump und J.D.Vance und wird irgendwie als erster Politiker der Welt im Oval Office angeschrienzu Trump und Zelensky unterhalten sich bei der Papstbeerdigung mal so ganz privat, aber unter Kameras.Trump so nach vorne geneigt, als würde er wirklich noch Interesse haben.Das ist schon ein großer Wurf. Und vor allem,und da kommen wir dann sozusagen schon zu so einem Zwischenpunkt,es ging ja die ganze Zeit um diesen sogenannten Rohstoff-Deal.Das war ja so ein bisschen der Auslöser. Deswegen war Selinski eigentlich nach Washington gefahren,um dann noch vor dieser Unterzeichnung halt bloßgestellt zu werden und dannkurzfristig abzureißen, sodass halt dann das vorgelegte Vertragsdokument janicht unterschrieben wurde.Mittlerweile gab es weitere Verhandlungen,Hinter den Kulissen. Und jetzt wurde dieser Deal unterschrieben.
Pavel Mayer 1:28:30
Und ich meine, zum einen hatte die Ukraine eine amerikanische Anwaltsfirma,eine von den großen, die dann so 500 bis 1000 Anwälte haben,damit beauftragt, sie zu vertreten und den Vertrag mit auszuarbeiten.Die großen Bedenken, die sie ins Feld geführt waren, waren, dass bestimmte Klauseln,die die USA ursprünglich haben wollten, einen EU-Beitritt erschwert hätten.Weil du kannst nicht, wenn du EU-Member bist, kannst du nicht sagen.Okay und dieser Staat hat aber jetzt Vorrang, also die USA haben jetzt Vorrangsrechtbei hier bestimmte Firmen zu gründen oder hier Rohstoffe abzubauen.Und das geht halt nicht, das verstößt halt gegen EU-Recht.Und deswegen haben die das halt dann, also aus dem Punkt haben sie dann wohlerfolgreich ausräumen können und jetzt eigentlich eine Variante von einem 50-50-Deal.Keiner hat, sagen die Mehrheit, keiner hat einen Golden Share und das ist imGrunde genommen ein Fonds.Und es wird auch nichts von den bisherigen Unterstützungen angerechnet und so.Also eigentlich ein akzeptabler Deal aus Sicht der Ukraine, muss man sagen.Und zu diesem, wie Selenskyj sich verhalten hat, vielleicht hat ihm jemand einfach nur gesagt,komm Trump ist ein Reality-TV-Star und irgendwann wird in seiner Welt diesePutin-Nummer alt werden.So, die Ratings gehen runter und jetzt muss halt irgendwie wieder,ja, neue Staffel ja, mit ähm.Muss halt jetzt unter neuen Vorzeichen geführt werden.Er hat halt gemerkt, dass das irgendwie nicht gut ankommt mit dem Ukraine-Bashingund dass halt für bessere Ratings er jetzt vielleicht besser umschwenkt.So, das ist jetzt auch eine These und Selenskyj hat das halt geahnt und gehofftund eben die ganze Zeit ein bisschen auf Zeit gespielt und dann den richtigenZeitpunkt abgewartet und bis dann,das Diktat der Einschalt- und Zustimmungsquoten eine Korrektur erfordert,die dann zu seinen Gunsten oderzu Gunsten Ukraine ausfällt und das Kalkül scheint aufgegangen zu sein.
Tim Pritlove 1:31:21
Ja, sieht so aus. Es ist ihm gelungen, quasi,trotz dieser ganzen Wirren den Support der USA nicht nur zu erhalten,sondern es gibt jetzt eben auch, hatten wir vorhin ja schon erwähnt,tatsächlich die ersten neun Militärunterstützungsbeschlüsse.Alles noch keine nennenswerten Summen. Ich meine, wir reden von 50 Millionenhier, 300 Millionen da, das ist sozusagen,Total Peanuts, aber da geht es dann auch erstmal um den Move als solchen undder findet halt statt und wird sicherlich auch auf Interesse stoßen.Und ja, dieser Deal, der Rohstoffdeal, ich meine,so wird der immer jetzt genannt, weil Trump den immer so genannt hat,aber was es halt eigentlich ist, ist halt ein Investmentfonds zum Wiederaufbau der Ukraine, der halt.Exploitation von Natural Resources, also Minentätigkeit, Ausgrabung von wasauch immer unter der Erde ist in der Ukraine und was man verwenden kann, um da Geld reinzutun.Also im Wesentlichen ist es erstmal ein Investmentfond, das heißt amerikanischeUnternehmen haben die Möglichkeit dort hinein zu investieren,um zu finanzieren, dass das überhaupt alles gemacht wird.Gewinne fließen da rein und die Ukraine gibt auch keine Kontrolle ab.Also die Fifty-Fifty-Regelung bezieht sich auf, was der Pfund tut,aber das hat auch gar keine Auswirkungen darauf auf Staatsbetriebe,die gehören dann nicht irgendwie den USA oder so, sondern es bleibt alles inder Hand der Ukraine und die Ukraine definiert auch, was abgebaut wird,wo abgebaut wird, was nicht abgebaut wird.
Pavel Mayer 1:33:03
Und bestehende Minen und Ölfelder und Gasfelder und so fallen nicht darunter.
Tim Pritlove 1:33:15
Also das ist wahrscheinlich kein entscheidendes Instrument.Es ist jetzt politisch natürlich ein Gewinn, weil es dazu kam und damit quasidie USA auch das erste Mal offiziell so eine Art wirtschaftliches Standbeinhat in diesem ganzen Konflikt.
Pavel Mayer 1:33:35
Ja, und die Russen mögen es nicht, weil die Russen natürlich jetzt glauben,dass in den besetzten Gebieten halt jetzt Rohstoffe sind,die die USA jetzt haben möchte und deswegen halt die Ukraine so sehr unterstützenwird aufgrund dieses Deals,weil eben ja Rohstoffe halt.Also was halt auch nicht wirklich banal ist, aber das ist das,was im russischen Staatsfernsehen jetzt die Pandits dort gerade von sich geben.
Tim Pritlove 1:34:15
Ja, so zum Abschluss müssen wir natürlich jetzt nochmal diese Auswirkungen vonTrumps merkwürdiger Zollpolitik diskutieren im Zusammenhang mit diesem Konflikt.Das hängt natürlich nicht im eigentlichen Sinne zusammen, aber es führt ja dazu,dass die Welt sich insgesamt neu formiert.Und das stellt natürlich dann auch gleich die Frage auf, wo landet die Ukraineund der Ukraine-Konflikt in dieser sich neu aufstellenden Machtgeschichte.Und was passiert ist, habt ihr ja alle mitbekommen.Trump ist ja irgendwie seit den 80er Jahren völlig überzeugt davon,dass Tarife, ich sag mal Tarife, weil die Amerikaner Terris sagen,dass Zölle irgendwie eine tolle Idee sind, um in irgendeiner Form...Dinge zu bewirken, ja, ich glaube Trump sieht das im Wesentlichen so als Machtinstrumentund er möchte halt gerne mit seiner Macht rumwedeln und alle zu irgendwas zwingen,das Ding ist nur, er hat halt überhaupt gar keinen klaren Plan,worauf es eigentlich hinauslaufen soll, also er träumt immer von irgendwelchen Deals,die dann sozusagen den USA,was weiß ich, noch mehr Vorrechte einräumen, als sie ohnehin schon haben.Und offensichtlich bewirkt er das Gegenteil, nachdem er halt irgendwie in diesem absurden.Treffen oder Veröffentlichung dieser Rede da im Garten des Weißen Hauses diesealberne Tabelle hochgehalten hat, die sie offensichtlich mit JGPT zusammengestellt haben,weil es sich irgendwie rausgestellt hat, dass die Liste der Länder irgendwieso sich so ein bisschen an Top-Level-Domains orientieren und dabei ja dann auchirgendwie so eine ausschließlich von Pinguinen bewohnte Insel dann auch nochmit Zöllen belegt wurde, wo es überhaupt gar keinen Handel gibt.
Pavel Mayer 1:36:19
Die Liste der Länder in sich war absurd und die Zahlen, die dahinter standen,waren noch absurder und auch noch absurd war die Länder, die offensichtlichgestrichen worden sind von Hand,so wie Russland und Belarus,aber die Ukraine stand drauf auf der Liste.Es war in sich komplett absurd und es wurden auch Zölle plötzlich eingeführtoder vorgeschlagen gegenüber Ländern, wo die USA einen,Außenhandelsüberschuss hat mit denen, was irgendwie überhaupt keinen Sinn macht,da hätte also nach derselben Logik, hätte dann das andere Land eigentlich jetztZölle gegen die USA erheben müssen,um das auszubalancieren, ja, weil, ich meine, wenn das die Logik ist,dass du es ausgeglichen haben willst, dann kannst du ja auch keine Überschüssehaben, ja, dann musst du...
Tim Pritlove 1:37:23
Also allein schon der Ansatz, dass ein Handelsdefizit an sich in irgendeinerForm eine Ungerechtigkeit ausdrückt, ist sowas von absurd, weil es ja nichts anderes sagt als...Ich kaufe mehr von dir, als du von mir. Und jeder, der mal im Supermarkt war,weiß, dass wir generell im Supermarkt mehr kaufen, als der Supermarkt von uns kauft.Das heißt zwar Handelsdefizit, aber das Wort Defizit ist in dem Zusammenhangein rein mathematischer Begriff und drückt keinen volkswirtschaftlichen Zustandaus, der in irgendeiner Form bedenklich wäre.Weil am Ende bedeutet das ja eigentlich nur, Die USA ist reich genug,um sich sozusagen überall was kaufen zu können und muss es selber nicht herstellen.Und das ist ja eigentlich genau das, was den nominellen Reichtum der USA ausmacht.Und genau das stört dann irgendwie Trump. Also es schmerzt einfach irgendwoan verschiedenen Stellen im Hirn, wenn man nur darüber nachdenkt,was da eigentlich an die Wand gemalt wurde.Aber das Ergebnis ist natürlich, dass halt dadurch alle Handelsrouten komplettexplodieren und insbesondere ging es halt dann immer irgendwie um China,weil am Ende sind ja dann alle Zölle einfach pauschal mal wieder auf 10 Prozent runtergesetzt worden.Und das Ganze ist jetzt auch nochmal für drei Monate ausgesetzt worden. Außer China.Und in China haben sie sich dann hoch eskadiert auf was weiß ich, wo sind wir jetzt?125 oder 175 Prozent Zölle auf alle Waren.
Pavel Mayer 1:39:07
Ja, also 100 absurd Prozent mit Ausnahme außer iPhones.Ja, Zölle auf alles außer iPhones so ungefähr.
Tim Pritlove 1:39:20
Ja, also. Weil da würden nämlich die Amerikaner, da würden die alle total durchdrehen,wenn auf einmal die iPhones teurer werden.
Pavel Mayer 1:39:30
Was ich nicht wusste, iPhones haben glaube ich über 50% Marktanteil in den USA.Oder 60 oder so. Das heißt, ohne iPhones hier würden die Leute durchdrehen.Ohne neue iPhones. oder wenn die plötzlich 500 oder 1000 Dollar mehr kosten.So, dann das, ja, also das Ganze eine komplett hirnrissige Aktion,völlig undurchdacht, ähm,Und dieses ganze Vor- und Zurück- und Hin- und Her- an sich zu massiven Problemengeführt und verhindert auch,dass irgendwelche der Vorteile, die die Zölle mit sich bringen können, eintritt.Weil entweder du kannst halt deinenStaatshaushalt aufbessern und eine Menge Geld einnehmen oder du kannst Importereduzieren aus bestimmten Ländern dann durch diese Zölle.Und gut, das allein für sich ist jetzt kein Ziel, also Importe zu reduzieren.An sich ist ja nichts Gutes, da fehlt es halt an den Importen.Aber theoretisch kannst du dann ja Investitionen und Produktionen im Inland stimulieren.Aber kein Mensch baut irgendeine Produktion im Inland auf unter diesen Bedingungen.Wo von einer Woche zur anderen sich im Moment alles ändern kann.Du aber mindestens fünf Jahre brauchst, um Produktion auszubauen und dann wahrscheinlichfünf bis zehn Jahre unter den Bedingungen operieren musst,damit sich das Ganze rentiert.Das heißt, im Moment investiert niemand im Inland und gleichzeitig ist aber speziell aus China,mit den absurden Zöllen gehen die Importe massiv runter.Und ich verfolge das ja irgendwie auch, also da gibt es jetzt tägliche Updatesirgendwie in diesem Shipping-Channel What's going on with Shipping.
Tim Pritlove 1:42:07
Genau, was an den Häfen sich tut.
Pavel Mayer 1:42:11
Genau. Ja, und das ist sehr interessant, also ich hatte mir halt angeguckt,okay, wie viel Prozent vom Bruttoinlandsprodukt so machen jetzt jeweils in denUSA und in China und in Europa und so,wie hoch ist der Anteil am Bruttoinlandsprodukt und dann am Handel?Aber entscheidend ist eigentlich der Anteil am Bruttoinlandsprodukt.Wenn man sich da die Zahlen anguckt, sogar festhalten, die würden das alle überleben.Also alle Parteien und speziell China und so, das sind halt niedrige einstelligeProzentzahlen vom Bruttoinlandsprodukt, die jetzt der Handel mit den USA ausmacht.Aber so beim Handelsvolumen und in einzelnen Branchen und so sieht es halt ganz anders aus.In Los Angeles kommen 60 Prozent der Waren, die dort im Hafen angelandet werden,kommen aus China. Ja, so.Das heißt, dass dann, und die gehen halt auch nicht auf Null runter,das kann man jetzt sehen, dass es in vielen Fällen immer noch günstiger 150Prozent oder 200 Prozent Zölle zu zahlen,als es gar nicht zu haben.Oder es im Inland zu produzieren, weil das halt dann auch Anlaufkosten und Zeit mit sich bringt und so.Also es ist halt oft einfach alternativlos.Das heißt, deswegen kommt halt ein Teil trotzdem.Aber es ist natürlich ein extremer Rückgang zu beobachten.Aber es ist nicht so, dass es jetzt völlig zum Erliegen gekommen ist,auch wegen gewisser Ausnahmen.Die andere Sache, was passiert ist, Viele Leute haben halt Sachen schon produzierenlassen und das Geld schon ausgegeben und auch die Frachtgebühren schon bezahlt.Das heißt, was die halt machen ist, die lassen es erstmal reinkommen und könnenes dann bis zu sieben Tage im Hafen lassen oder können es halt dann erstmalin einem Zollfreihafen einlagern,wo es quasi nicht importiert ist, sondern dort nur lagert.Und dann entweder wieder exportiert werden kann oder dann irgendwann aus diesemZollfreihafen importiert werden kann.Und erst dann wird der Zoll fällig, sodass viele dann darauf hoffen auch underst mal Zeugs einlagern, dass sich das dann ändert und dass sie es dann aus den Lagern rausholen,wenn Trump weg ist oder zur Vernunft gekommen ist oder zur Vernunft geprügeltworden ist von den Wählern.Allerdings ist diese Lagerkapazität halt auch begrenzt und die sind halt vollund das kostet halt auch Geld. Das heißt, es ist alles so limitiert.Lange Rede, kurzer Sinn, es ist jetzt nicht das Ende der Welt im Moment gerade,wie es von vielen propagiert wird.Aber es ist halt schon heftiger Einschnitt für ganz viele Branchen und wirdsicherlich auch die Arbeitslosigkeit in die Höhe treiben.Auch die Trucker, die überwiegend hier in den USA Trump-Wähler sind wohl.Angeblich 80 oder 90 Prozent der aller LKW-Fahrer hier sind Trump-Fans.Und die haben jetzt teilweise erheblich mit Auftragsrückgängen zu kämpfen in bestimmten Gegenden.Und ich muss sagen, die Trucker hier sind auch, also die fahren hier normalerweise mit 120 kmh,so 80 Meilen und so oft auf dem Highway und überholen regelmäßig Pkw.Und ich weiß nicht, ich habe noch nicht geguckt, wie das eigentlich ist mitden Höchstgeschwindigkeiten.Ist wahrscheinlich von Staat zu Staat wieder anders, aber auf jeden Fall,ja, also die sind auch nicht, auch gerade nicht alle nicht besonders happy,so wie ja auch andere Teile der Trump-Wählerschaft.Aber noch sind die Läden voll, kann ich aus, also heute am 7.Mai kann ich, also es gibt keine Knappheit an irgendwas, es gibt alles irgendwie,es gibt Klopapier, es gibt billigen China-Kram, es gibt Textilien und so,aber ich habe gehört, die Sommerkollektion ist in Gefahr.
Tim Pritlove 1:47:07
Ja, vor allem es gibt ja noch einen Delay in dieser ganzen Sache.Und es gibt halt diese Verzögerungsstrategien, die du ja schon genannt hast,aber es ist ja auch so, ein Schiff fährt halt in China irgendwie los und dasist dann auch erstmal eine Weile unterwegs.Also auch wenn es jetzt nach Los Angeles jetzt nicht einmal um die ganzen Planetenherumfahren muss, aber das ist schon mal Strecke.Und das muss dann erstmal ankommen. Und bis dass dann wirklich die bestehendenLager, Restbestände und so weiter aufgebraucht sind in bestimmten Produktkategorien,vergeht ohnehin etwas Zeit.Also es ist ja jetzt nicht alles just in time, was irgendwie im Supermarkt liegt.Trotzdem, der Punkt wird kommen und der wird in den nächsten Wochen kommen.Für manche Produkte früher, für manche Produkte später.Aber was es ja jetzt vor allem ausgelöst hat, ist halt diese Unsicherheit.Man weiß halt nicht, was ist. Jetzt sind die Zölle ausgesetzt,das heißt sie kommen aber auch oder vielleicht kommen sie auch nicht und so weiter.Und wenn halt irgendwie die Finanzwelt und die Wirtschaftswelt irgendwas nichtleiden kann, dann ist es Unsicherheit.Es ist sozusagen das Undefinierte, was den eigentlichen Schaden macht,ist gar nicht so sehr die Zölle selbst, sondern es ist einfach nur,man weiß überhaupt nicht, worauf man sich einstellen soll und wenn man nichtweiß, worauf man sich einstellen soll,dann werden halt auch keine Beschlüsse gefasst, da wird nichts investiert,dann werden keine Leute eingestellt, da werden Projekte erstmal beendet undda laufen dann halt Dinge aus und wenn halt Lieferketten in Gefahr sind.Dann guckt man halt mal lieber ob man nicht die Lieferketten von woanders bekommen kann.Da gibt es natürlich jetzt auch was China betrifft China hat natürlich auchein Interesse daran seine Sachen zu verkaufen,die können es vielleicht schlucken und die wollen es natürlich auch schlucken,dieses ganze Elend aber haben wollen sie es eigentlich nicht und deswegen wirdjetzt auch sehr viel über andere Länder reexportiert über Malaysia,Korea und so weiter, muss man mal schauen wie gut das funktioniert oder welchengroßen Anteil das hat teilweise kommt ja durchaus noch was durch aber über kurzoder lang werden sich natürlich alle überlegen okay,wenn die USA jetzt überall einen Stock,reinschmeißen, dann müssen wir halt gucken, wie wir das Ganze ohne die USA lösen können,und das ist jetzt eigentlich auch das, was passiert und ich will mich jetztauch nicht so sehr auf diese Zölle als solche festmachen weil das ist ja jetzterstmal nur ein Phänomen das ist sozusagen diese Zölle und dieses Verhalten gegenüber der Ukraine.Das sind glaube ich so die beiden Ereignisse und die großen Fehler dieser Trump-Administration,die jetzt dazu führen, dass der Rest der Welt, sich speziell Europa.Das erste Mal,seit 80 Jahren neu aufstellt. Man verliert einfach das Vertrauen in die USA.Und selbst wenn man denkt, dass Trump nur eine Eintagsfliege ist oder eine Zweitagsfliege,weil das gab es ja nun auch schon mal, aber das sagen wir mal,dass das dann irgendwie wieder weggeht in vier Jahren. Oder vielleicht auch früher.Selbst wenn man davon ausgeht.Man weiß ja jetzt nicht, wie das so weitergeht. Weil die Leute sind ja radikalisiert.Die Leute, die USA ist halt in zwei krasse Lager gespalten,die sich gegenseitig hassen und wenn halt sowas wie Trump möglich ist,dann wird halt der next loony of the day auch wieder daherkommen und auch wieder Unsinn reden.Also bis man das Gefühl hat, dass die USA sich mental wieder gefangen haben,selbst wenn sie sich wieder gefangen haben, was ja nicht sicher ist,ob sie sich fangen werden.Also bis das auch alle wieder glauben und sagen so, okay, alles klar,das ist jetzt vorbei, das wird noch lange, lange dauern und deswegen stelltsich jetzt alles neu auf.Europa stellt sich neu auf, EU stellt sich neu auf und das wäre jetzt vielleichtnochmal für uns zum Schluss ganz interessant mal zu diskutieren,was das jetzt für eine Auswirkung hat, speziell auf die Sicherheitsarchitektur.Weil wirtschaftlich kann man das jetzt glaube ich alles nicht so richtig sagen,aber es sind ja jetzt quasi neue Allianzen fällig.EU und UK nähern sich zum Beispiel an, Kanada und die EU nähern sich jetzt an.Wir hatten vorhin schon auch bei der Militärproduktion diesen Aspekt,dass man jetzt nicht mehr in den USA kaufen möchte, dass man europäische Produktionenhochfahren möchte im Rüstungsbereich oder dass man vor allem eine Sicherheitsallianz diskutiert,die vielleicht ein Unterteil der NATO ist oder vielleicht etabliert sich sogarneben der NATO nochmal ein neues europäisches Bündnis,was die NATO dann quasi ablöst, wenn die USA tatsächlich da nicht mehr mitspielen will.
Pavel Mayer 1:52:04
Ja, das Irre ist, ja, Isolationismus wollen sie ja auch nicht wirklich,sondern sie wollen immer nur das, was gerade nicht ist.Aber dass Europa jetzt aufrüstet, ist ihnen jetzt auch nicht recht.Ja, und es ist dasselbe wie, sie möchten gerne im Inland produzieren und möchten gerne Investitionen,so vor allen Dingen von Japan,aber dass Japan so viele Autofabriken besitzt, ist ihnen auch nicht recht.Ja, so, das heißt, sie möchten irgendwie, keine Ahnung, dass die Leute irgendwieinvestieren, aber dann die Investitionen dann verschenken oder so.Also da ist halt keine, nicht richtig Logik dahinter. Und mein Gefühl ist,dass es da einen Rebound geben wird eher.Aber Europa, ja, viele andere Länder so wissen jetzt.Das Vertrauen ist weg und insbesondere ist aber nicht nur das Vertrauen in diepolitischen Akteure, jetzt ist der Trump weg,sondern auch generell, dass die amerikanische Wirtschaft jetzt nicht nur unter den Bedingungen,sondern unter allgemein schwierigen Rahmenverhältnissen nach diesem Kurswechsel die Kurve kriegt.Weil vorher war es auch schon alles so ein bisschen prekär,gerade die Höhe der Auslandsverschuldung mit 120 Prozent des Bruttoinlandprodukts,aber das kann man verkraften, da kann man auch noch mehr machen,was du aber nicht willst ist.Speziell die USA hat natürlich das Problem oder bisher den Vorteil,dass aufgrund des Dollars als Leitwährung sie eigentlich beliebig viel Gelddrucken können und auch keine Probleme haben, sich so viel Geld zu leihen,wie sie wollen unter relativ zu relativ günstigen Bedingungen.Wobei Bedingungen halt zunehmend ungünstiger geworden sind oder werden und Investitionenjetzt nicht mehr in dem Umfang in die USA fließen,sondern umgekehrt eher Geld abgezogen wird, obwohl sich das alles auch in Grenzen hält.Es ist immer schwierig, sich da ein klares Bild zu machen,weil da wird dann viel behauptet, so nach dem Motto,ja und Chinesen oder wer auch immer haben jetzt Geld abgezogen und deswegengehen die Zinsen jetzt in die Höhe, die die USA bezahlen muss.Das stimmt alles nur so halb.Also wenn ich versuche, das dann immer zu verifizieren, stehe ich dann fest,dass es ganz so eindeutig ist, ist das alles nicht.Aber bereits jetzt zahlt die USA deutlich höhere Zinsen als Deutschland beispielsweise.Wenn sie sich Geld leiht.Deutschland ist auch nur halb so viel verschuldet wie die USA.Aber ja, die Haushaltsspielräume, das Problem ist, dass halt die USA extremverschwenderisch operiert.Also wenn, ich meine, Musk mit Doge hat es jetzt eher, glaube ich,noch schlimmer gemacht, aber generell ist hier irgendwie alles super ineffizient und ja,nichts ist wirklich so richtig haltbar.Aber trotzdem alt, die Straßen sind zu breit, die Kühlschränke zu groß,die Lebensmittelpackungen, also es ist halt einfach pervers,wie viel hier dann einfach in den Müll geht, weil beispielsweise,also du kannst keine kleinen Packungen kaufen, beziehungsweise kleine Packungensind hier so viel überproportional teurer.Also ein Ei, also sechs Eier ist das kleinste, was du überhaupt kriegst.
Tim Pritlove 1:56:37
Das ist aber bei uns auch so. Sechs Eier.
Pavel Mayer 1:56:40
Ja, ja. Aber die sind dann fast doppelt so teuer wie dann, oder fast genausoteuer wie ein Zehnerpack.Und die Preise sind hier so gestaltet, dass du immer das Gefühl hast,okay, wenn ich jetzt das kleine Paket kaufe, wenn ich nur 10 oder 20 Prozentmehr ausgebe, habe ich das Doppelte.Und dann kommt noch,kauf zwei und du kriegst ein drittes umsonst dazu.So ist das gestaffelt. Und deswegen, wenn du in den Supermarkt gehst,du wirst quasi dazu getrieben, einfach zu viel zu kaufen oder mehr zu kaufen,weil du einfach das Gefühl hast, wenn ich in kleinen Mengen kaufe, es geht gar nicht.Und das führt halt zu unglaublicher Verschwendung.Die ganzen Klimaanlagen sind schlecht gewartet, so verbrauchen jede Menge Energie.Aber Energie ist halt auch billig hier, wobei das Gerücht, von wegen hier inden USA, wer der Sprit billig trifft, nicht auf alle Bundesstaaten zu.Es gibt Bundesstaaten, so speziell an der Pazifikküste, wo aktuell der Spritfast so teuer ist wie in Deutschland.Also umgerechnet 1,50 Euro pro Liter, also mit teilweise 5,5 Dollar pro Gallone.Aber es gibt auch Staaten wie New Mexico, wo du für 2,25 Euro.Also es gibt zwischen einzelnen Bundesstaaten 100% Preisunterschiede,als wenn du in Deutschland in einer Stadt 1,50 Euro oder 1 Euro zahlst und ineiner anderen Stadt 2 Euro für den Liter.Also wie gesagt, viele, viele, viele Probleme.Die Infrastruktur bröckelt viel schlimmer als bei uns.Also teilweise sieht das hier aus wie kurz nach der Einheit in der DDR,so mit kaputten Straßen und bröckelnder Beton und ja, alles ist kaputt.80 bis 90 Prozent hier, was man sieht, ist irgendwie kaputt,nicht gewartet, quietscht, klappert.Leckt, was auch, also schrecklich jetzt, ich klinge jetzt vielleicht wie soein völlig überdrehter, ordnungsliebender Deutscher,aber ja, es ist wirklich die Qualität und alles ist laut, es ist ein unglaublichlautes Land deswegen, weil alles ist laut, Leute reden laut,die Apparate sind alle laut und niemand, ja und es gibt keine Sonntagsruhe.Egal, okay, Du schweifst ein wenig ab.
Tim Pritlove 1:59:38
Aber das Problem ist halt, dass die USA einen Mangel an Selbstbewusstsein hat.Also nicht im Sinne von selbstbewusst sein, im Sinne von mutig,sondern sich seiner selbst, seines Status in der Welt nicht bewusst ist.
Pavel Mayer 1:59:58
Ja, und das Problem ist aber physisch. Das Problem ist nicht virtuell,sondern das Problem ist halt, es manifestiert sich wirklich hart.Das sind 10% Exzellenz und 90% Entwicklungsland.So fühlt sich das an.
Tim Pritlove 2:00:18
Ja genau, aber diesen Luxus konnten sie sich bisher halt immer leisten,weil sie es geschafft haben, die US-Dollar zur Reservewährung der Welt zu machen.Und dadurch halt auch immer wieder Investitionen bekommen und sich halt vorallem auch immer wieder billig Geld leihen können und deswegen einfach einenabsurden Schuldenberg aufgehäuft haben.Und das ist ja auch so eine der Vermutungen gewesen, als es Trump völlig überzogen hat mit Kanada.Auf einmal war ja Ruhe im Karton.Von heute auf morgen gab es dann auf einmal überhaupt nichts.Da ging schon so das Gerücht, dass auch Kanada damit gedroht hat,seine ganzen Bonds, seine ganzen Staatsbonds zu verkaufen.Also viele Länder kaufen halt, wenn die Aktien fallen, dann gibt es halt normalerweiseeinen entsprechenden Kaufbedarf bei Staatsanleihen in den USA.Das ist immer so dieser Ping-Pong. Je nachdem, wo man mehr, wenn man also, wenn so eine OS ist am,Aktienmarkt, so dann kaufen alle Aktien, hurra, jetzt gehen die Kurse hoch,wir verdienen alle mit und wenn es halt sich mal wieder runterruckelt,dann verkaufen alle mal ganz schnell,nehmen ihre Gewinne mit und stecken ihre Kohle in Staatsanleihen,die dann halt irgendwie festverzins sind auf zwar mit wenig, aber eben sicher.Und dieses Zolltheater, was Trump losgetreten hat,hat halt die absurde Situation herbeigeführt, dass halt sowohl der Aktienmarktkomplett in den Keller gegangen ist, als auch die Staatsanleihen immer teurerwurden, also sie sozusagen keine Abnehmer gefunden haben. Das ist das,was du auch vorhin wahrscheinlich meintest.Das hat sich wieder eingependelt, deswegen ist es nicht so richtig klar zu sagen,aber es war so ein Zeichen, wo alle sehr nervös geworden sind.Also wo sehr schnell dann so wahrscheinlich die Finanzindustrie und so weiterein paar einflussreiche Leute gekommen sind und gesagt haben,diese Administration, Leute, sorry, aber jetzt übertreibt ihr es gerade total,das fahrt ihr jetzt gerade komplett gegen die Wand.
Pavel Mayer 2:02:26
Also man muss da bei den Staatsanleihen zwei Dinge auseinanderhalten.Einmal, sie werden zu einem bestimmten Zeitpunkt für einen bestimmten Zeitraumverkauft mit einem bestimmten festen Satz an Zinsen. Also 1,5, 10 bis das längste sind 30 Jahre so.Also es gibt so einen Spread typischerweise zwischen,die ganz kurzfristigen sind meist ein bisschen teurer und 5 Jahre ist so inder Regel das günstigste und dann wenn es dann wieder länger wird,so bei 10, 20 und 30 Jahren, geht dann der Zinssatz wieder ein bisschen in die Höhe.Das ist der Zinssatz, zu dem die Neuausgabe erfolgt. Also das ist das,was quasi, wenn der Staat Kredit aufnimmt, was ist der Zinssatz im Kreditvertrag.Die Dinger, die Papiere selber werden aber auch wiederum gehandelt und zu einem festen Preis.Am Ende der Zeit kriegst du alles wieder, aber während der Laufzeit, je nachdem,ob die Zinsen zum Ausgabedatum höher waren oder niedriger, ist dann der aktuelleWert der Staatsanleihen zwischendurch höher oder niedriger.Insofern muss man da genau hingucken, wenn man jetzt Kurse anguckt und was bedeutetdas, wenn jetzt die Zinsen hochgehen oder die Zinsen.Und die Werte bestimmter Staatsanleihen jetzt rauf oder runter gehen,das kann dann halt die gegenteilige Ursache haben.Aber Fakt ist, dass halt, also ich gesehen habe am Bondmarkt,da war halt ziemlich viel Volatilität, also viel rauf und runter,was in sich auch nicht gut ist, aber war jetzt nicht, also kein jetzt Trend,wo ich sagen würde, oh mein Gott, was ist hier los?So, es ist zwischenzeitlich mal auseinandergegangen, aber was wirklich sehrbemerkenswert ist, ist,dass wenn man den Dow Jones Industrial Average, also den Aktienindex,den wichtigsten in der USA mit dem DAX vergleicht, im Vergleich zu vor sechs Monaten.Wenn man da null setzt oder 100% setzt, hat in den letzten sechs Monaten derDow Jones Index ungefähr 6% an Wert verloren, also Aktien,während der DAX fast 20%, also 19,4% gewonnen hat.Und das ist doch ungewöhnlich.Und das ist vielleicht der beste Indikator im Moment.Wie sehr denn internationale Investoren gerade Vertrauen in deutsche Unternehmenhaben und in amerikanische Unternehmen oder in die deutsche Wirtschaft oderdie amerikanische Wirtschaft.Jetzt über die deutsche Wirtschaft kann man viel lästern aber im Moment ist es so, dass,das Vertrauen in die deutsche Wirtschaft gegenüber der US-Wirtschaft massiv angestiegen ist.
Tim Pritlove 2:05:48
Und wenn es nur die Rüstungsindustrie ist.
Pavel Mayer 2:05:51
Ja, aber das macht Deutschland ja traditionell gut.
Tim Pritlove 2:05:55
Aber lass uns nicht so sehr jetzt in Finanzpolitik festkleben,weil mir ging es ja eigentlich um einen anderen Aspekt.Also diese ganzen Kapriolen haben dazu geführt, dass die Welt mit dem Kopf schütteltund sagt, Leute, es reicht jetzt einfach.Also ihr seid einfach nur Anti, ihr seid überhaupt gar kein Partner mehr.Ihr seid einfach nur noch so ein Mafia-Clan, der irgendwie sich nehmen will, was ist.Und dann darüber hinaus seid ihr auch noch total inkompetent und habt keineAhnung, was ihr da alles mit dem Arsch einreißt.Und jetzt bilden sich halt neue Allianzen und diese Allianzen sind für meinenEindruck noch nicht klar sichtbar.Vielleicht kommen sie auch nicht wirklich, aber es ist auf jeden Fall Gespräch am Start.Und wenn man sich jetzt mal die Hauptplayer anschaut erstmal ist da Europa undwenn ich Europa sage, meine ich halt jetzt nicht nur die EU,sondern ich meine halt wirklich das ganze Europa außer Russland,und hier kommt es erstmal zu einer vorsichtigen Annäherung zwischen UK und EUimmer noch so eine heiße Kartoffel und dieser Kirstama ist auch wirklich.Ein mutloser Typ, muss man sagen.Es ist einfach traurig, wie wenig der aus dieser Situation macht,anstatt einfach die Gelegenheit zu nutzen und hier wieder die Gräben zuzuschütten.Klar, sie reden und so weiter, aber es gibt keine klare Ansage,wie was zum Beispiel mal total sinnvoll wäre, ist, dass UK jetzt der Zollunion beitritt.Wo sogar die Türkei drin ist. Ja, das würde total Sinn machen.Das würde vor allem ihre Grenzprobleme, ihren Grenzverkehr, den Truckverkehrspeziell an den Fähren enorm vereinfachen, ihnen unglaublich viel Geld sparen.Einfach nur, wenn sie dieser Zollunion beitreten und über kurz oder lang werdensie das sowieso tun müssen.Aber passiert halt noch nicht. Trotzdem gerade jetzt das Gespräch über Rüstungund europäische Aufrüstung und Produktion von Waffensystemen in Europa.Das führt uns natürlich auch wieder mal klar vor Augen, was denn eigentlichdieser Rüstungsprozess ist in Europa.Und wir hatten jetzt in den letzten Jahrzehnten immer sehr viel Produktion gehabt,die sehr national ausgerichtet war.Also alle versuchen dann in irgendeiner Form ihr Ding zu ziehen.Okay, es gibt MBDA, ist das die richtige Aufkürzung?Also Airbus Group und so weiter. Da steckt ja auch UK mit drin,aber vor allem halt Frankreich und so weiter.Aber alle sehen jetzt irgendwie ein, wenn wir nicht in irgendeiner Form einenWeg finden, ein europäisch orientiertes Beschaffungssystem zu machen und eineneuropäischen Waffenstandard zu haben.Ich meine, es gibt ohnehin NATO-Standards etc., aber das lässt sich ja allesnoch weiter verbessern.Also das ist sozusagen schon mal eine Allianz, die jetzt einiges,glaube ich, von unten antreibt. Die nächste Ebene ist natürlich politische Allianz.Also inwiefern kann sich jetzt Europa weiter zusammenschließen?Da würde ich halt sagen, gerade schwierig.Man muss jetzt mal gucken, ob Herr Merz da genug, weiß ich nicht,politisches Vermögen hat.Ich habe da so ein bisschen meine Zweifel, aber es wäre halt schon mal sehrwichtig, dass Deutschland vielleicht mal wieder eine Rolle spielt so in der europäischen Politik.Von Scholz könnte man das ja jetzt nicht gerade behaupten, da hat eigentlichgar nichts vorangebracht. Merkel ja vorher eigentlich auch nicht.Das wäre halt wichtig ja und die andere Frage ist halt auch,wie steht die Ukraine jetzt da, also ist das jetzt sozusagen für die Ukraineeine Chance ich denke schon, wie siehst du das.
Pavel Mayer 2:10:12
Ja also ich sehe es ist auf jeden Fall eine Riesenchance für Europa so,ja einfach diese Diese,wir hatten das ja beim letzten Mal, wie gesagt, 650 Millionen Europäer,inklusive Ukraine und Türkei jetzt, wenn man das rechnet,650 Millionen Europäer, die sich von 360 Millionen Amerikanern vor 140 MillionenRussen beschützen lassen, die mit 40 Millionen Ukrainern nicht klarkommen.Und das und da denke ich ist auf jeden Fall also sagen wir so, ich glaube es wird Zeit,dass die USA vielleicht bei der Produktion von Sicherheit sprich dass sie halt,halb so viel oder genauso viel Rüstungsausgaben hat, wie der ganze Rest derWelt, dass das ein Ende hat.Und das zu erreichen wird schwierig und komplex und schmerzhaft für die USAwerden, Aber eigentlich,vielleicht öffnet das nach einer Phase jetzt größerer Unruhe und mehr Kriegen,eröffnet das vielleicht dann die Möglichkeit,dass tatsächlich allgemeine Abrüstung global stattfindet.Weil gesagt, du brauchst eigentlich nur halb so viele Waffen wie dein Nachbar,um Sicherheit, um sicher zu sein.Und deswegen theoretisch, wenn alle das verstehen würden, würde jeder permanentabrüsten, weil dann würde es zu einem Abrüstungswettlauf kommen.Und den würde ich ja gerne sehen langfristig, weil ja,also vielleicht in ferner Zukunft schaffen wir dann einen Abrüstungswettlauf zu initiieren.
Tim Pritlove 2:12:38
Na gut, bevor wir jetzt so sehr in Spekulationen und Philosophien abgleiten,wir sagen erstmal den Deckel drauf hier auf unser Update,ich bin gespannt was passieren wird.
Pavel Mayer 2:12:55
Also die Aussichten haben sichjetzt für die Ukraine weder nennenswert verbessert noch verschlechtert.Und wir werden halt sehen, für Russland natürlich die große Katastrophe ist,dass die von Trump angezettelte Wirtschaftskrise jetzt den Ölpreis so in den Keller treibt.Und das für sich genommen könnte vielleicht die singuläre Maßnahme sein,die Russland dann dazu zwingt, den Krieg zu beenden.Das ist vielleicht etwas konkreter und weniger spekulativ.
Tim Pritlove 2:13:39
Ich bin noch nicht ganz davon überzeugt, dass der Ölpreis alleine nicht ausreicht,aber es stimmt natürlich schon,derzeit liegt der Ölpreis unter 60 US-Dollar, sowas, also wenn er unter 60 liegtund ich glaube er liegt derzeit sogar noch tiefer,dann reicht das eben nicht für das russische Budget.Die kriegen einfach ihren Staatshaushalt nicht finanziert.Aber ich glaube, die Russen sind auch noch in der Lage, lange Zeit auf dem Zahnfleisch weiterzumachen.Irgendwann werden sie aber natürlich Probleme bekommen und ich denke,dass der wirtschaftliche Druck einer von zwei Faktoren ist, mit dem man haltRussland in die Knie zwingen kann und sollte. Der andere ist halt der militärische Druck.Was anderes verstehen die halt nicht. Es ist halt nur Geld und Waffen.Tut mir leid. Man kann sich natürlich auch immer hinstellen und sagen,es wäre aber schön, wenn es anders wäre.Ja, wäre schön. Aber ich glaube halt nicht dran, dass irgendetwas anderes dortzu einem Stimmungswandel führen kann. Es muss einfach eine militärische Niederlagesein, gepaart mit einer wirtschaftlichen Niederlage.Und das ist halt auch der Grund, warum sie überhaupt so...Und warum sie gar nicht aufhören können, Krieg zu führen. Also Putin kann nichtaufhören, Krieg zu führen.Würde der Krieg jetzt enden, Russland würde sofort in ein wirtschaftliches Desaster stürzen.Weil derzeit halt einfach durch diese ganzen staatsfinanzierten Militärinvestitionendie Wirtschaft überhaupt noch am Leben erhalten ist, während halt alle Preisesteigen, Gehälter steigen,die Workforce sich reduziert, es läuft halt alles auf so einen kritischen Bereich zurück.Aber sogar die USA hatten Schwierigkeiten nach dem Zweiten Weltkrieg,sich wirtschaftlich wieder zu fangen.Es dauert eine Weile, bis du die Wirtschaft wieder umgestellt hast auf einenormale Friedensproduktion.Und von daher wird es halt schwierig für Russland.
Pavel Mayer 2:15:50
Ja, also wie gesagt, Ölpreis jetzt deutlich unter 60, so gut,je nachdem, was man sieht, also um die 60 Dollar.Aber runter von, ja, im Januar waren es noch 80, ja, so, im März waren es noch 70 teilweise.Und also das, wenn das jetzt bleibt und da spricht viel, achso,was dazu kommt ist, dass die OPEC auch noch beschlossen hat,die Produktion auszuweiten.
Tim Pritlove 2:16:24
Was die Preise dann nochmal nach unten schickt, ja.
Pavel Mayer 2:16:26
Ja, und insofern kann man nur kann man nur hoffen, dass diese ja unbeabsichtigtenNebenwirkungen von Trumps Politik dann den Krieg beenden, weil ja,seine qualifizierten Verhandler nicht dazu in der Lage sein.
Tim Pritlove 2:16:48
Es könnte sein, dass er rein zufällig den Krieg beendet.
Pavel Mayer 2:16:53
Versehentlich.
Tim Pritlove 2:16:56
Sorry. Wo war das Ihr Krieg? Den habe ich gerade umgestoßen.Alright. Wir machen jetzt hier Ende.Vielen Dank. Vielen Dank fürs Zuhören. ihr Leute da draußen.Ich freue mich immer sehr, dass ihr das hier annehmt, unser,Beobachtungsprogramm und ja, wir gucken mal, ich kann mir vorstellen, dass wir,nicht wieder sechs Wochen verstreichen lassen bis zum nächsten Mal,weil ich habe irgendwie das Gefühl,da passiert jetzt demnächst wieder ein bisschen mehr. Warten wir es ab.Ja, solange schlagen wir es mal ein bisschen mit der neuen Bundesregierung rum.
Pavel Mayer 2:17:36
Ja und falls Interesse an einem USA-Special besteht, wenn ich mir jetzt nochdrei Wochen hier unterwegs bin und dann vielleicht mal etwas qualifiziertermeine Erfahrungen zusammenfassen.
Tim Pritlove 2:17:49
Genau, das könnt ihr ja in die Kommentare reinschreiben. Die lesen wir immer gerne.Jetzt machen wir aber wirklich mal Schluss. Bis bald. Tschüss.
Pavel Mayer 2:17:58
Macht's gut. Ciao.
Shownotes

UKW132 Serbien: Der Präsident ist nicht zuständig

Die seit Monaten anhaltenden Proteste in Serbien drängen auf Reformen und verunsichern das Regime

Serbien ist auf der politischen Landkarte Europas nur ein Nebendarsteller. Die Sonderrolle ist geprägt von einer schwierigen Rolle in den Jugoslawien-Kriegen, einem unklaren Verhältnis zu Rußland und einer inneren Korruption, gegen die sich die Menschen des Landes zunehmend stellen. Ein einstürzendes Bahnhofs-Vordach hat im November 2024 eine Kette von Protesten ausgelöst die bis heute täglich anhalten. Bei einer Großdemo in Belgrad und vielen Demos in anderen Städten gingen im März 2025 gut 10% des Landes auf die Straße. Doch noch hält sich das Regime des Präsidenten Aleksandar Vučić, aber es wackelt.

Ich spreche mit Dejan Mihajlović, der selbst in der Demokratiebildung engagiert ist und in Serbien geboren wurde über Land und Leute, welche Bedeutung und Dimension die Proteste haben und was es braucht, um in Serbien eine grundlegende demokratische Neuorientierung anzustossen.

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Für diese Episode von UKW liegt auch ein vollständiges Transkript mit Zeitmarken und Sprecheridentifikation vor.

Bitte beachten: das Transkript wurde automatisiert erzeugt und wurde nicht nachträglich gegengelesen oder korrigiert. Dieser Prozess ist nicht sonderlich genau und das Ergebnis enthält daher mit Sicherheit eine Reihe von Fehlern. Im Zweifel gilt immer das in der Sendung aufgezeichnete gesprochene Wort. Formate: HTML, WebVTT.


Transkript
Tim Pritlove 0:00:31
Hallo und herzlich willkommen zu UKW, unsere kleine Welt.Mein Name ist Tim Brittlaff und ich begrüße alle zur 132.Ausgabe von UKW, dem Podcast, der versucht einen Blick zu werfen auf, ja,man kann mittlerweile sagen, die Krisen der Welt oder sagen wir mal zumindest all diese Vorgänge,die sich immer so abspielen und wo man nicht so genau den Finger draufhaltenkann, wann die denn jetzt eigentlich mal so richtig angefangen haben,geschweige denn, wann sie aufgehört haben.Und heute geht es mal nicht um die Ukraine, wie es denn hier so oft der Fallist, sondern wir schlagen mal ein anderes Kapitel auf, was ich sehr interessantfand, was in gewisser Hinsicht aber auch wieder mal mit allem zu tun hat.Und zwar geht der Blick heute nach Serbien.Deswegen, weil es in Serbien seit einigen Monaten ziemlich wilde Proteste gibtund was es denn damit so auf sich hat, darüber sprechen wir heute mit Dejan Mihalovic.Hallo Dejan, herzlich willkommen bei UKW.
Dejan Mihajlović 0:01:37
Vielen Dank für die Einladung, freue mich dabei sein zu können.
Tim Pritlove 0:01:41
Dejan, du bist jetzt kein Geschichtsprofessor und eigentlich auch kein politischerKommentator trotzdem bist du mir ein bisschen ins Auge gefallen zuletzt weildu doch sehr engagiert zumindest über die Vorgänge in Serbien schreibst im Netz,erklär uns doch mal was so dein Verhältnis zu dem Thema ist und wie es dazugekommen ist dass du dich dieses Themas annimmst.
Dejan Mihajlović 0:02:09
Ja, das stimmt. Ich bin tatsächlich jetzt nicht der Experte für Serbien,sondern letztendlich ein Mensch mit Internet und schreibe Dinge ins Internet.Das habe ich immer schon getan.Und als diese ganzen Sachen in Serbien begonnen haben, habe ich die natürlichdann verfolgt, wie viele andereauch, über das, was erstmal so in der öffentlichen Wahrnehmung da war.Habe dann natürlich festgestellt, okay, es ist relativ wenig medial im deutschsprachigen Raum vorhanden.Habe dann angefangen, die dementsprechend medial nochmal umzuschwenken und dannzu gucken, was wird eigentlich in Serbien berichtet.Habe dann für mich einfach in Instagram entdeckt, dass da relativ viel berichtet wird über Instagram.Das heißt, dass man da relativ viel Material rankommt, Informationen rankommt,teilweise aus direkter Quelle eben auch.Also wie man es aus dem Netz so kennt. Und habe dann dementsprechend mich da,bin da so eingetaucht und habe irgendwann festgestellt, dass eigentlich ziemlichviel dahinter so stattfindet, was sehenswert, hörenswert ist.Vor allem in der Verbindung mit meinem sonstigen beruflichen Kontext und ehrenamtlichenBestrebungen und der Frage, wie man Demokratien irgendwie stärken kann, schützen kann.Und dann habe ich gedacht, ja gut, wenn so viel da vorhanden ist,aber nicht im deutschsprachigen Raum vorhanden ist, dann lass doch einfach Dingerauspicken und übersetzen und so zugänglich machen.Und so hat es begonnen oder so habe ich angefangen, eben Dinge immer so exemplarischrauszupicken und zu erklären, was da stattfindet, wieso das stattfindet,so eine kleine Einordnung mitzugeben im Rahmen meiner Möglichkeiten,und so vielleicht einfach eben Zugang zu einer breiteren Öffentlichkeit zu schaffen,der einfach medial so nicht gegeben ist.
Tim Pritlove 0:03:52
Dein Name legt es ja schon nahe. Du hast eine besondere Verbindung zu Serbien,sprichst die Sprache auch.Erläuter doch mal so ein bisschen, was dein Verhältnis zu Serbien ist.
Dejan Mihajlović 0:04:06
Ja, ich habe natürlich auch eine Staatsbürgerschaft, eine serbische.Ich habe eine doppelte Staatsbürgerschaft, also eine serbische und eine deutsche Staatsbürgerschaft.Ich bin in dem ehemaligen Jugoslawien geboren. Mein Vater, das heißt meine Eltern,die Hälfte meiner Eltern, das heißt meine Vaterlicherseits, die ganze Familie,die kommt eben aus dem Bereich, aus Belgrad, das heißt Opa, Europa und so weiter.Und dementsprechend habe ich eine sehr enge Bindung auch an die Stadt.Und dementsprechend auch in den Teil eben Jugoslawiens, weil wir einfach darelativ viel auch Zeit verbracht haben.Ich habe als Kind da eine Zeit lang gelebt, habe auch da tatsächlich auch Militärdienstableisten müssen nach dem Abiturin Deutschland, weil ich keine doppelte Staatswirtschaft damals hatte.Und da gab es einfach die Wahl nach dem Abitur, ich mache Militärdienst oderich mache Militärdienst. Und dann habe ich dann für Militärdienst entschieden.Und so war das leider zu der Zeit.Und genau und dann bin ich wieder zurückgekommen und war natürlich jetzt dannimmer wieder mal unten aber ich muss auch zugeben,das ist tatsächlich glaube ich auch vielleicht so ein Aspekt mit dem was jetztgerade so stattfindet ich war letztes Jahr also 24 im Februar war ich wieder,nach 15 Jahren also ich war 15 Jahre lang nicht in Serbien nach 15 Jahren warich dann wieder in Serbien weil meine Tochter einfach ihre Wurzeln oder dieWurzeln ihres Vaters das ich auch immer kennenlernen wollte.Und da habe ich ihn für mich so gemerkt und mich auch gefragt,wieso ich so lange nicht da war.Und so ein bisschen war es, glaube ich, auch so ein Abstand halten,um gesund zu bleiben, weil mich das einfach belastet hat.Immer was da passiert und wie die Lage da ist. Und ich irgendwie das Gefühlhatte, da gibt es nämlich keine Hoffnung, dass in dem, also was da vorliegtan Staat, an Gesellschaft, an Strukturen, dass man dann Demokratie irgendwie hinbekommt.Und Demokratie, wie ich sie als Demokratie bezeichnen würde.
Tim Pritlove 0:06:04
Und 15 Jahre warst du nicht da, rechnen wir mal ein bisschen,also 2010, 2009 warst du dann sozusagen davor da.Du lebst ja jetzt in Freiburg, also du bist sozusagen schon gefühlt immer hier.Sag doch nochmal ein bisschen was zu deiner Arbeit, du hast es ja schon angedeutet,zu Demokratie, was ist da dein Verhältnis?
Dejan Mihajlović 0:06:37
Ja, also beruflich bin ich hauptsächlich Referent für Demokratiebildung undSV, SMV und bin aber auch zeitgleich Referent für digitale Transformation.Und Barcamps mache ich dann im Prinzip auch relativ viel. Das heißt,ich habe so zwei Schnittflächen, die auch wiederum mit dem, was da passiert,also meist mit vielen Dingen, die ich im Prinzip mache, immer so eine Schnittflächebilden, weil Demokratie und Demokratiebildung einfach immer auch im Kontextvon digitaler Transformation stattfindet.Und viele Prozesse und Dinge, die man so eben mitbekommt, global,da hängen halt beide Themen mit drin.Und die sind eigentlich tatsächlich gar nicht so voneinander trennbar.Und das heißt, ich bin da jetzt im Institut, wo ich also Fortbildung konzipiereoder auch entwickle oder auch durchführe, viel mit Schulleitung arbeite,viel mit Lehrkräften, mit Schulen, auch mit Schülern gemeinsam.Und ich habe noch nebenher einfach so Baustellen, ehrenamtlich,also ich war jetzt auch vier Jahre im Vorstand von D64 zum Beispiel,habe ich eben dementsprechend auch in Bezug auf Digitalität mich immer engagiert,mache es sich weiter im Prinzip auch mache.Und im Endeffekt ist die für mich immer die Frage über all die Jahre immer,die ich so vorhin gesagt habe, wie schafft man es eigentlich,eine Demokratie möglichst stark aufzustellen?Was heißt eine Demokratie eigentlich im heutigen Zeitalter? Das heißt,wie muss ich die Demokratie auch weiterentwickeln, um eben auch dann stark weiterhin zu bleiben,also was wäre so eine progressive Demokratie und zeitgleich auch,wie kann man eine Demokratie auch wehrhaft gestalten mit all den Herausforderungen,die sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten entwickelt haben.
Tim Pritlove 0:08:08
Ja, da haben wir ja gerade ein schönes Beispiel in den USA, wie es auch malwieder nicht funktionieren kann.Ich denke mal, das dürftest du auch ziemlich intensiv verfolgen.Was macht das so mit jemandem, der an diesem Thema dran ist?
Dejan Mihajlović 0:08:24
Es ist irre. Es ist eigentlich insofern frustrierend, dass man einfach,wenn ich ehrlich bin, vor zehn Jahren oder so, weiß noch, da hatte ich irgendwiedoch so die Hoffnung, auch jetzt mit D64 und anderen Vereinen oder sonstigenInstitutionen oder Menschen, die sich in dem Bereich engagieren,hatte ich noch so die Hoffnung, dass man vielleicht in die Politik hinein soein bisschen reinwirken kann und vielleicht schaffen kann, auch im Bundestagoder in anderen Parlamenten einfach Menschen zu erreichen und zu erklären.Wie zentral und wie wesentlich einfach Digitalität ist und einfach unser Leben bestimmt.Es ist leider nicht gelungen. Und letzten Endes haben wir jetzt dann einfach auch Folgen dessen.Das heißt, dass wir Menschen haben, die einfach nie durchdrungen haben,welche Bedeutung das Ganze hat.Und jetzt ist wahrscheinlich, einige verstehen, wie wesentlich dann einfachgewisse Akteure sind und gewisse Player im globalen Kontext einfach sind undwelche Rolle Digitalität einfach spielt.Welche Abhängigkeiten damit geschaffen wurden über Jahrzehnte und wie schweres einfach ist, davon sich irgendwie jetzt zu lösen, zu befreien und ja,was anderes irgendwie als Lösung zu finden.
Tim Pritlove 0:09:33
Ja, guter Punkt. Ich erinnere mich auch noch sehr gut, als es losging mit dem arabischen Frühling.Da war das ja dann auch so, oh ja,jetzt hier die Leute können über Twitter und Facebook kommunizieren und ichglaube, viele von uns, da nehme ich mich selber auch nicht aus,haben so ein bisschen so diese Hoffnung gehabt, Wenn dann erstmal diese alternativenKommunikationskanäle da sind, dann werden die Leute sich zusammentun und das Gute bewirken.Ich glaube, das war eine relativ naive Sicht auf die Dinge.Es gibt zwar diesen Faktor, definitiv.Aber es hat sich glaube ich herausgestellt, dass der potenzielle Missbrauch,so Stichwort Fake News etc.Und das Aufhetzen von Leuten einfach noch sehr viel mehr Power entwickelt,wenn man dem halt nicht von vornherein einen Riegel vorschiebt bzw.Das bewusst verfolgt und dann eben auch ernst nimmt.Und es gab ja dann auch sehr schnell sehr viele Negativbeispiele von erstmalder akuten Verfolgung der Leute, die sich quasi im Netz öffentlich machen undwie man das in Syrien dann auch sehr stark gesehen hat.Myanmar, es gibt ja zahlreiche Beispiele in dieser Hinsicht.Naja und jetzt eben auch die Entwicklung hin zu so einer totalen faktenverdrehtenWelt, in der irgendwie nichts mehr wahr ist.Und die Leute einfach in diese Desorientierung abgleiten und dann halt einfach,keine Ahnung, irgendeinen Scheiß glauben.Und das, ja, ich denke mal, das wird ja sicherlich jetzt hier auch in Serbienein Thema sein, aber das ist jetzt auch gar nicht das, worauf wir uns fokussieren wollen.Aber ich kann verstehen, dass das extrem frustrierend ist. Finde ich ja auch extrem frustrierend.
Dejan Mihajlović 0:11:23
Aber du wirst dich wundern, es wird später eine Rolle spielen in unserem Gesprächund tatsächlich gerade die andere Rolle, die du angesprochen hast.Das heißt, interessanterweise ist in Serbien spielt tatsächlich Digitalität,gerade die demokratische, die Empowernde im Prinzip Rolle.
Tim Pritlove 0:11:35
Okay, gut zu wissen. Ja, dann kommen wir doch mal auf Serbien zu sprechen.Ich will keinen Geschichtsvortrag halten, aber es ist vielleicht mal ganz gutzu Beginn nochmal so ein paar Pflöcke einzuschlagen, weil ich merke auch an mir selber.Und ich übertrage das jetzt einfach mal auf viele. Serbien ist ja so ein bisschen,und der gesamte Balkan in gewisser Hinsicht, aber Serbien nochmal mehr als die anderen Länder,das liegt so ein bisschen im Windschatten, das kriegen viele irgendwie nicht auf die Kette.Die Wahrnehmung wirst du sicherlich auf die eine oder andere Art und Weise auch gemacht haben.Während natürlich die Orientierung nach Westeuropa in der Bundesrepublik relativstark ist und es dann halt im Osten in abgeschwächter Form zumindest die Existenzund die Realität der anderen Staaten zur Kenntnis genommen wird.So Polen, natürlich jetzt eben auch durch den Konflikt die Ukraine,das war sicherlich definitiv auch so ein weißer Fleck auf der Landkarte,das ist er natürlich mittlerweile nicht mehr.Aber so mit dem Balkan, glaube ich, da ist noch sehr viel davon,von dieser Ausblendung vorhanden.Es mag die Ausnahme geben, so Kroatien, Slowenien,die halt dann doch ein bisschen näher herangerückt sind, aber so Serbien,Montenegro, die Gebiete sind, glaube ich, für viele Leute so ein bisschen soein Buch mit sieben Siegeln.Bei Serbien kommt natürlich nochmal dazu, dass dann auch nochmal mit der anderenSchrift und dieser Nähe zu Russland,dass alles immer sehr verstärkend wirkt und natürlich ist Serbien auch so alsFaktor in den Konflikten der letzten 30 Jahre natürlich auch.Hat eine sehr unrühmliche Rolle gespielt.Es ging ja dann los mit diesem Kosovo-Konflikt,also im Nachgang der Auflösung der Sowjetunion musste natürlich auch Jugoslawiensich neu finden, beziehungsweise hat sich dann nicht mehr gefunden und ist eben zerfallen,während eben Slowenien als sehr westliches Land, Ich war jetzt gerade erst vorkurzem da, wenn man da rumfährt, dann ist das irgendwie wie Österreich,Deutschland, Italien, so eine Mischung irgendwie auseinander.Das hat sich ja quasi sofort verabschiedet und gesagt, so Leute,macht euren Scheiß alleine, wir sind dann mal weg und das wurde ja dann auchvon den anderen Ländern irgendwie mehr oder weniger einfach so akzeptiert,weil man glaube ich schon immer wusste, dass Slowenien eigentlich gar nicht so richtig dazugehört.Dann kam es zu den Kriegen zwischen Serbien und Kroatien, Bosnien, Herzegowina etc.Und am Ende dann halt so 1995 der finale Zerfall.Dann brodelt es eine Weile, dann gab es diesen Konflikt mit dem Kosovo,also der Region Serbiens, die stark albanisch geprägt ist und unter SlobodanMilosevic kam es dann eben dort wieder zu diesem Konflikt und dem Wunsch,das Kosovo sich wieder einzuverleiben,immer mit diesem Konflikt.Ewigen Hinweis auf Geburtsstädte Serbiens, diese Geschichtsverklärung von irgendwelchenEreignissen vor tausend Jahren,die am Ende ja eigentlich für niemanden wirklich eine Rolle spielen.Nichtsdestotrotz war es ein Konflikt, auch weil es natürlich eine serbische Minderheit dort gab.Dann ist halt die NATO eingeschritten, hat gesagt so bis hierhin und nicht weiter,was ja am Ende dann auch zum Fall von Milosevic und auch dessen Überstellungan den internationalen Gerichtshof führte, wo er dann gestorben ist.Und dann war es sozusagen so ein bisschen unklar, was denn jetzt eigentlichpassiert und ich denke zu dem Zeitpunkt ist dann aber auch so die Aufmerksamkeitauf diese Region, zumindest jetzt in unserem Bereich, im deutschsprachigen Raum,so ein bisschen auf Null runtergefahren.Wie hast du denn sozusagen den Weg jetzt ab da, so ab der Jahrtausendwende so wahrgenommen?
Dejan Mihajlović 0:15:58
Ach, schwierig, ey. Wenn ich ehrlich bin, das, was du jetzt gerade so zusammengefassthast, gibt es natürlich an jeder Stelle, können wir nochmal irgendwie reingehenund diskutieren und das aufdröseln.Aber darum soll es ja heute gar nicht gehen.Jetzt, ich würde es tatsächlich eher kurzfassen, um möglichst viel Zeit zu bekommen,um Zeit zu haben, auch uns mit den aktuellen, mit der aktuellen Sachlage auseinanderzusetzen.Und deswegen würde ich sagen, die Zeit danach war für mich einfach ein,ein so ein Peak oder eine Person, die für mich so rausgestochen ist in der ganzenGeschichte, war der Jinjic.Das heißt, er ist für mich persönlich einfach, das will ich nicht,eine persönliche Geschichte noch mal für mich gewesen, herausgestochen,weil er einfach in Deutschland studiert hat.Und ich dann dementsprechend das mit ihm irgendwie, also ich konnte es irgendwieso relaten und sagen, okay, schau, scheinbar geht das.Das heißt, in Deutschland studieren und dann irgendwie zurückkommen und danneinfach das Wissen oder die Erfahrung, die er gemacht hat, vielleicht irgendwiehier einfließen zu lassen.Das heißt, er hat sich zum Beispiel stark eben gegen Korruption eingesetzt.Er hat ganz viele Vorschläge gemacht, die sich auch jetzt den ähneln,die heute die studentischen Proteste im Prinzip auszeichnen.Und er wurde aber dann irgendwann auch erschossen.
Tim Pritlove 0:17:06
Also man muss dazu sagen, Soran Tudyvich war quasi Premierminister nach Slobodan Milosevic.Kostunitscha war Präsident zu der Zeit, später dann sein Nachfolger.Und er war dann von 2001 bis 2003 Premierminister.Und dann wurde er erschossen von, weiß nicht, hat man die Leute dann gefunden?
Dejan Mihajlović 0:17:26
Ja, es gibt auch da, man weiß eigentlich schon, aus welchen Kreisen das kam.Also welche Menschen dahinter waren und.Man weiß, auch diese Aufklärung dieser Geschichte zum Beispiel auch so ein Punkt,also deswegen, alle Sachen, die du vorhin genannt hast, letzten Endes schwingendie so mit, so als gewisse, an gewissen Stellen auch heute.Das heißt, also all das hat irgendwo doch so einen Kontext, hat eine Rolle ineinem gewissen größeren Kontext.Und er war auch Bürgermeister, Oberbürgermeister von Belgrad,das war er tatsächlich auch.Das heißt, dementsprechend hat er da nochmal die Verbundenheit hergemacht.Er hat zum Beispiel auch eine Universität gegründet in Novipasar.Das spielt zum Beispiel auch eine Rolle dann später im Gespräch.Da war zum Beispiel auch eine große Demo.Und ist zum Beispiel ein Teil Serbiens, wo eben die Bevölkerung größtenteilsmuslimische Serben sind.Das heißt, es gab einfach viele Dinge, die er im Endeffekt gemacht hat,die man schon als progressiv bezeichnen kann.Und dann durch die Ermordung von ihm war für mich dann eben so ein Punkt,auch dann, okay, nee, also scheinbar dann doch nicht.Das heißt, scheinbar ist dann so ein Weg, so ein progressiver Weg eben hier nicht möglich.Und das war für mich persönlich dann zum Beispiel auch so ein Punkt,wo ich dann für mich entschieden habe, ich werde nicht zurückkehren.Ich habe tatsächlich mit dem Gedanken gespielt, nach Bayer gerade zurückzukehren und da zu leben.Und dann war bei mir der Punkt, wo ich dachte, okay, also wenn dann alles,was irgendwie progressiv ist, dann so eingegangen wird, oder wenn man versucht,sich gegen Korruption einzusetzen, dass dann auch die Sache droht,dass man dementsprechend dann erschossen wird und ich muss dazu sagen,ich habe auch persönlich Erfahrungen gemacht in Belgrad zu der Zeit auch mit.Leuten aus kriminellen Bereichen, die jetzt nicht so optimal waren und da warfür mich einfach klar, okay, das ist für mich nicht etwas, was Zukunft hat.Und dann war es mal ganz lang eben, ja, also ich habe das dann schon verfolgt,was dann passiert ist, auch jetzt mit Vucic dann, wie er in die Macht gekommenist und Und wie das dann sich entwickelt hat.Aber es war dann eher so mit einem gewissen Abstand versehen.Und letztendlich hat es dann bestätigt, was ich so für mich so ausgelegt habe,in welche Richtung sich wahrscheinlich das Land entwickeln wird.
Tim Pritlove 0:19:39
Genau, also es gab ja dann sozusagen so eine zweite Phase, also wenn es nach2000, nach Milosevic erstmal so eine pro-westliche Liberalisierungsphase gab,ging die dann mit Zinzic ja nicht sofort unter.Es gab dann noch Boris Tadic als Präsident,der glaube ich auch eher als pro-europäisch angesehen werden kann.Aber dann so um 2012 kam dann der Tomislav Nikolic wurde dann Präsident undVucic wurde dann 2014 Premierminister und beide eigentlich eher so mit diesemnational-konservativen,nationalistischen Feld zuzuordnen.Und im Falle von Vucic halt auch eine relativ starke,Ja, so ein Verhältnis auch zu Russland und das ist ja so ein bisschen dieser schwierige Bereich.Also auf der einen Seite hieß es immer so, ja Serbien orientiert sich irgendwienach Europa, aber dann halt irgendwie trotzdem immer dieses starke Verhältnis zu Russland.Also was hat sich durch Vucic dann verändert?
Dejan Mihajlović 0:20:49
Ich muss dazu wissen, dass er tatsächlich auch schon viel länger,also bevor er jetzt auch offiziell an der Macht war, einfach schon seine Fingermit drin hatte. Das heißt, er war ja auch mit Lorschwitscher mit dabei.Und das heißt, deswegen, es ist sehr viel intransparent an vielen Stellen.Es gibt auch viele so Geschichten, die erzählt werden, wo ich jetzt ehrlichgesagt nicht prüfen kann oder prüfen konnte, inwiefern die wahr sind, nicht wahr sind.Aber wo man schon ableiten kann dass er schon relativ früh relativ viel Mitsprachehatte und eine gewisse Wirkung hatte und Macht hatte und jetzt zum russischenVerhältnis ich würde es mal wieder auch da runterbrechen wollen,um es nicht zu ausführlich zu machen.Ich würde Vucic heute so beschreiben dass er letzten Endes eigentlich so einklassischer Autokrat ist das heißt letzten Endes hat er einfach,macht Befugnisse in alle Bereiche hinein und letzten Endes macht er das, was ihm dient.Und das, was mich so, was ich so interessant finde, ist eigentlich,ich habe lange Zeit, habe ich nicht verstanden, wie es sein kann,dass zum Beispiel die USA und Russland miteinander können.Also das heißt, dass dann eben jetzt so ein Trump mit dem Putin zum Beispieloder gewisse Kräfte, also autokratische Kräfte mit dem im Prinzip können,Weil ich bin einfach groß geworden und sozialisiert worden und habe es in der Schule gelernt,dass diese zwei Blöcke, das Ost- und Westblock, und dann haben die sich bekämpftund es waren einfach gewisse Werte dahinter und so weiter.Und jetzt gibt es aber halt eine Verknüpfung, diese autokratische,ist letzten Endes dann diese Oligarchie. Das heißt, einfach Menschen mit scheißviel Kohle und Macht schauen im Endeffekt, wie sie diese Macht weiter erhalten können.Und eigentlich ist im Endeffekt diese ökonomische Vernetzung,das ist das, was eigentlich die bindet miteinander.Das heißt, eigentlich wollen die im Endeffekt Macht, gebunden mit Geld an gewissen Punkten.Wollen sie erhalten. Und dementsprechend machen sie alles, was ihnen dient.Und wenn man es natürlich jetzt sagt, ich würde mich jetzt mal kurz verabschiedenvon allem, was national erzählt wird, nach dem Motto, dass eben,gehen wir davon aus, Putin wäre jetzt gar nicht so wichtig, also Russland garnicht so wichtig, das Volk gar nicht so wichtig.Und wir gehen davon aus, dass Trump jetzt die Amerika und das amerikanischeVolk nicht so wichtig wäre.Wir gehen davon aus, wenn wir Menschen ja eigentlich Macht haben wollen undan Macht bleiben wollen und reich sein wollen, weil sie es gleich noch ein bisschenGeld oder Finanzen wie auch immer im Prinzip brauchen, um diese Macht weiterhinausleben zu können oder halten zu können.Dann stellt man im Endeffekt eine Gemeinsamkeit fest.Und das ist tatsächlich das, was letztendlich global die alle so miteinander ins Spiel bringt.Wieso zum Beispiel auch Daniel Vucic eben Kontakte pflegt in die USA,Kontakte pflegt, also in Trump-USA, Kontakte pflegt in Putin-Russland,Kontakte pflegt nach China.Das heißt, er pflegt im Endeffekt Kontakte in alle Richtungen.Was jetzt im alten Verständnis nicht nachvollziehbar wäre, man sagt,das sind völlig verschiedene Systeme, aber nach dem Verständnis autokratischenDenken, von der autokratischen Logik her gedacht, ergibt es durchaus Sinn.Weil letztendlich wiederum jeder schaut so, wie er für sich irgendwie einenVorteil daraus gewinnen kann. Das heißt, man macht einfach Deals,die wiederum dem eigenen Land dienen.Das heißt, der Deal, der im Prinzip dann mit den USA schließt oder mit Russlandschließt, mit den Chinesen schließt, heißt halt immer, beide Seiten gewinnen dann.Und beide Seiten heißt aber, die Menschen, die in der Autokratie davon profitieren.Die profitieren davon. Das heißt, die Bevölkerung letzten Endes nicht.Und das ist so, wo ich sagen würde, dieses pro-russische aktuell beschrieben,würde ich jetzt sagen, ist das die Verbindung, die einfach da ist.Die ist völlig sattig betrachtet eine rein autokratische Verbindung.Die geschichtliche Kontext, jetzt Sprache, Kultur und so weiter,ist eine andere Nummer und ist auch völlig losgelöst von Vucic zu betrachten.Und das ist tatsächlich durchaus komplex.Weil auch dann natürlich Jugoslawien nochmal eine andere Rolle gespielt,hat im Vergleich zu anderen Satellitenstaaten, auch unter Tito eine andere Rolle gespielt hat.Das heißt, also da hat immer Jugoslawien eine Sonderrolle gehabt und auch heutewürde ich sagen, dass eben Serbien mit auch da nochmal eine andere Rolle undeine Sonderrolle im Prinzip hat, wenn man nicht vergleichbar ist mit anderen Staaten.
Tim Pritlove 0:24:50
Ja, ich meine, ich finde das eine gute Aufstellung, die du machst,weil das sieht man jetzt bei Trump ja ganz deutlich.Es gibt da so eine, ich nenne es eigentlich mal Mafia,so Leute, die halt einfach die Wesentlichen für sich selber arbeiten und danneinfach so eine Rolle als Staatspräsident ist dann ganz praktisch,um sozusagen all diese ganzen Deals zu machen.Da hat man einfach einen ganz anderen Reach, als wenn man jetzt nur so privatunterwegs ist und diese Leute, die verstehen sich irgendwie.Also die wissen, ah ja, du bist genauso korrupt wie wir.Wir sprechen eine Sprache und die halt nicht mehr in Blöcken oder in demokratischenPositionierungen oder auch nur langfristigen Entwicklungen denken.Also klar, Putin mag 10 Jahre, 20, 30 bis am Ende seines Lebens Plan im Kopfhaben, aber eben jetzt nicht mit wohin entwickelt sich mein Land und wie geht es allen besser,sondern halt einfach nur alles ist definiert von Macht und Einflussnahme undvon daher auch alles sehr kurz gedacht.Wen man da wahrscheinlich auch noch nennen kann, ist auch Erdogan,der genau ähnlich auftritt und diese Länder bilden dann irgendwie ungewollt,so unterschiedlich sie auch sind, eine Achse.Und deswegen stimmt auf einmal Trump halt auch mit Nordkorea irgendwie in derUN ab. Es ist einfach wirklich vollkommen verrückt, wenn man mal drüber nachdenkt.
Dejan Mihajlović 0:26:20
Ja, Geopolitik ist einfach tatsächlich, eigentlich kann man sie ökonomisch,ganz stark ökonomisch betrachten.Und dann eben, wie gesagt, in diesem oligarchischen, autokratischen Gedanken.Autokratie letzten Endes ist im Endeffekt dann einfach dieses Gerüst,was dem Ganzen einfach dann eben eine Funktion gibt oder eine Struktur gibt.Das heißt, über Autokratien kann ich das halt umsetzen, weil einfach dann dieMachtverhältnisse dann so gegeben sind, dass das funktioniert.
Tim Pritlove 0:26:47
So, jetzt ist der Vucec ja seit 2017 dann der Präsident.Also man muss vielleicht nochmal kurz erläutern, wie das in Serbien so funktioniert.Also es gibt so eine Machtverteilung zwischen Präsident und Premierminister.Der Präsident wird letztlich vom Volk gewählt. Der Premierminister wird vomParlament bestimmt auf Vorschlag des Präsidenten, wenn ich das richtig sehe.Und hat der Präsident hat aber trotzdem eine ganze Menge weitere Befugnissealso ist glaube ich offiziell der Oberbefehlshaber der Armee kann das Parlamentauflösen, hat glaube ich auch noch ein Veto-Recht und gilt auch so ein bisschen als Repräsentant,während halt der Premierminister so die tägliche,Politik macht und so für Innenpolitik und Wirtschaft und so weiter relevanter,ist, stimmt das so in etwa?
Dejan Mihajlović 0:27:42
Genau, also man kann es aber trotzdem, um Einfahrt halber so ein bisschen dasGefühl dafür zu bekommen, runterbrechen.Theoretisch müsste eigentlich schon ähnliche Funktionen oder Aufgaben habenoder so einen Auftritt haben, wie jetzt ein Bundespräsident,Bundespräsidentin in Deutschland.Das heißt auch, es stimmt, also alles, was du gesagt hast, so in die Richtung.Das heißt, wir haben trotzdem Unterschiede im Vergleich zum deutschen politischen System.Und zeitgleich wäre es aber schon so, dass eigentlich das, was er macht,ist nicht das, was er eigentlich, wozu er eigentlich befugt wäre.Und das ist auch so ein bisschen, so leider schon eine Überleitung zu dem,was eigentlich gleich kommen wird, weil letzten Endes, da wird immer immer vonStudentinnen genau darauf hingewiesen, dass er eigentlich für gewisse Dingegar nicht zuständig ist, für die er sich zu Wort meldet.
Tim Pritlove 0:28:26
Also Vucic hat sozusagen das Amt des Präsidenten auch neu definiert, kann man das so sagen?
Dejan Mihajlović 0:28:32
Er ist ein Autokrat. Das heißt, an der Stelle, wo einfach Exekutive sprechenmüsste, spricht er. An der Stelle, wo die Judikativi sprechen müsste, spricht er.An der Stelle, wo die Legislativi sprechen müsste, spricht er.Er spricht eigentlich immer.
Tim Pritlove 0:28:45
Okay. So, und offensichtlich haben jetzt die Leute in Serbien aber so ein bisschendie Schnauze voll von diesem Zustand.Es gab jetzt ein Ereignis im letzten Jahr, was erstmal gar nicht politisch warsondern da ist ein Dach eingestürzt was ist da passiert?
Dejan Mihajlović 0:29:13
Ja, es ist tatsächlich sehr politisch.
Tim Pritlove 0:29:17
Ja, aber erst mal nicht, aber dann schon.
Dejan Mihajlović 0:29:19
Genau, genau. Es ist tatsächlich so, dass ein Vordach in Novisat ist eingestürztund hat dabei eben, genau, am Bahnhof in Novisat ist ein Vordach eingestürzt.Das wurde aber frisch eben renoviert und wird auch eben gefeiert und wie tolldas alles ist und wie das Tolles gemacht wurde.Und Menschen sind natürlich davon ausgegangen, wenn etwas frisch und neu renoviertist, dass sie dementsprechend noch mal sicherer und besser und alles als zuvor,und dann ist eben das Dach eingestürzt, hat in dem Fall auch dann eben Menschenunter sich begraben das heißt zuerst waren es 15 Menschen die da verstorben sind später.Einige Monate später ist dann noch mal eine 16.Person den Folgen erlegen und es sind mittlerweile 16 Verstorbene und einige verletzte.Und daraufhin gab es eben dann wieder, als das passiert ist,gab es eben dann wieder Proteste auf der Straße.Also man wollte einfach wissen, was da los ist, wie kann das sein?Weil eben das ja alles so neu war.Und um es nochmal da abzukürzen, letzten Endes gab es circa drei Wochen,ich glaube sogar ziemlich genau drei Wochen später, gab es von einer Fakultätin Belgrad, ich würde sie über das darstellen, die Fakultäte der Aschinenkünste übersetzen,die haben auch so Gedenkminuten abgehalten, das heißt um 11.52 Uhr war dieserEinsturz des Vordachs und daraus hat sich abgeleitet oder hat sich irgendwanndann so etabliert über die Wochen,dass man immer um die Zeit rausgeht und dann eben diese Opfer gedenkt und inder Regel auch auf der Straße eben die Straßen blockiert und dann eben danndiese Opfer gedenkt, um auf die Aufmerksamkeit zu bekommen für diese Sache,die einfach da stattgefunden hat.Und bei diesem Gedenken an diese Opfer in Belgrad,Von den Studentinnen wurden die dann eben überfallen von Leuten,wurden also körperlich angegangen, wurden da verschlagen.Und die haben das dann eben so nicht hingenommen, dass das sein kann,dass man einfach eben Opfer gedenkt und dementsprechend dann eben angegriffen wird.Und der Angriff kam von Seiten des Regimes.Das heißt, man hat da eben auch dann Videos analysiert und rausgefunden,noch mehr oder weniger, wer da zuständig ist. Man hat dann festgestellt,dass die Polizei und die Gerichte einfach nicht ihre Arbeit machen.Das heißt, dass man eigentlich da gar nicht das macht, was man machen müsstein einem Rechtsstaat, also dem nachgehen.Und die Leute dementsprechend eben für ihre Taten eben zur Rechenschaft ziehen.Und dann haben die gesagt, okay, dann haben die einfach die Fakultät blockiert.Und haben die Fakultät die Blockade ausgesprochen.Daraufhin wurde das Rektorat, wenn ich es richtig im Kopf habe,Universität Belgrad auch nochmal, ging die Blockade.Und dann relativ schnell so Tag für Tag kamen andere Fakultäten dazu.Aus Solidarität haben sie dann auch in die Blockade gegangen und das hat dannirgendwann landesweit sich gestreut.Und mittlerweile sind über 60 Fakultäten landesweit, ich habe die genauen Zahlennicht im Kopf, aber ich weiß, dass man wieder noch neue Fakultäten hinzukommen,sind im Endeffekt in der Blockade.Das heißt, die haben die Gebäude einfach dann verriegelt und haben den,das heißt, es findet kein regulärer.Kein Hochschulbetrieb statt. Es haben sich Schulen auch dem angeschlossen.Also auch Schulen sind in die Blockade gegangen.Und so hat das Ganze im Endeffekt angefangen. Das heißt, es haben die Studentinnenangefangen, eben dann in die Blockade sich zu organisieren.Das heißt, die haben angefangen, dann eben Pläne durchzuführen.Das heißt, die sind einfach zusammengekommen und das Plenum hat gewisse Regeln.Das heißt, jeder hat einfach zum Beispiel das Recht, einen Vorschlag vorzutragen,einen Punkt vorzutragen, diskutiert werden soll.Es gibt dann gewisse Regeln, auch wie gewisse Dinge abgestimmt werden.Und diese Pläne haben letztendlich dann wiederum einfach alles,was danach gekommen ist, organisiert und kommuniziert.Und die haben unter anderem einfach Forderungen gestellt.Das heißt, am Anfang waren es fünf Forderungen, die sie gestellt haben.Und diese fünf Forderungen, die sie gestellt haben, waren so völlig banale Sachen eigentlich.Eigentlich wollten die nur wissen, die wollten offenlegen und Dokumente, Papiere,des ganzen Vorfalls, also in Verbindung mit dem Vorfall in Nobisar,dass man einfach danach vollziehen kann, wer ist eigentlich an welcher Stelle,verantwortlich, was man dementsprechend die Konsequenzen daraus ziehen kann.Dann wollten sie einfach einfach letzten Endes die Sachen, die sie geforderthaben, hätten umgesetzt, bedeutet, dass man einen Rechtsstaat hat.Dass Institutionen das machen, was sie eigentlich machen sollten.Und diese Forderung haben natürlich einen gewissen Druck ausgelöst.Das heißt, die haben wiederum dann zu einer gewissen Reaktion bei der Regierunggeführt und natürlich, wie ich es jetzt vorhin gesagt habe,Vucic spricht ja zu allem, hat sich auch Vucic hier zu Wort gemeldet und erklärteben, wie man es sehen kann, hat auch erklärt, dass gewisse Forderungen eben,wollte ein Gespräch suchen auch mit den Studenten und da haben die tatsächlichdann die Studenten etwas gemacht, was für ihn ungewöhnlich war.Und zwar haben die gesagt, du bist nicht zuständig. Und in dem Moment war esdann schwierig für ihn, irgendwie zu kommunizieren und irgendwas zu handhaben,weil klar war, egal was er macht, er ist nicht zuständig. Und das haben dieimmer wieder wiederholt.Das heißt, die Medien und alle politischen Akteure haben immer darauf verwiesen,die Studenten auch immer gefragt, was sie davon halten, was sie davon denkenund so weiter. Und da haben wir Mubicic ins Spiel gebracht.Und die haben dann wiederholt gesagt, so mantra-mäßig, er ist nicht zuständig.Und das ist natürlich dann eben mal so eine Machtdynamik.Und Machtkonstrukt, was über lange, lange Zeit funktioniert hat,hat es einfach ausgehebelt.
Tim Pritlove 0:34:54
War das richtig so ein Schlachtruf dann so auf den Straßen, dass er nicht zuständig ist?
Dejan Mihajlović 0:34:58
Es war insofern, es war jetzt kein Schlachtruf, aber es war ein Klassiker beiallen Interviews, weil die fragen tatsächlich immer wieder viel,auch von Journalistinnen und die haben immer wieder darauf gewiesen,er ist nicht zuständig oder auch dieses, wer ist er?Also nach dem Motto so ein bisschen keine Ahnung, wieso so als er eine Rollespielen soll, weil die eine Forderung, die wir hier gestellt haben,die betrifft im Endeffekt dann, keine Ahnung,das Ministerium und diese Behörde und die müssen sich darum kümmern.Es ist deren Aufgabe, das zu tun.Und mit denen muss man sprechen und nicht mit einer anderen Person.
Tim Pritlove 0:35:37
Okay, also es wurde dann immer wieder mantra-mäßig reingeworfen,so, was hat der Präsident damit zu tun? Genau.Und das hat gewirkt, also ich meine, jetzt ist ja so, Studentenproteste,ist ja meistens der Bevölkerung oft egal.Weil das ist ja so die Elite und die Studenten protestieren ja sowieso die ganzeZeit gegen alles mögliche und ich glaube, das wird dann auch so in der Bevölkerungoft so wahrgenommen mit so, naja, ihr seid ja eh die Privilegierten,die später die guten Jobs bekommen.Jetzt regt ihr euch mal wieder was auf, aber das, was irgendwie uns betrifft,das tangiert ja euch dann auch wieder nicht.Was haben wir damit zu tun wiederum?Das, denke ich mal, ist so ein Ding, was man oft so mitbekommt bei allen Protesten.Aber offensichtlich scheint das jetzt in Serbien so einen gewissen Schritt nochgenommen zu haben, dass es anders wahrgenommen wird.
Dejan Mihajlović 0:36:34
Ja, weil die Grundvoraussetzungen oder die Rahmenbedingungen andere sind.Und das, was du beschrieben hast, trifft nicht auf Serbien zu.Das heißt, es ist eben keine Elite.Das heißt, für mich ist das ein zentraler Unterschied, den man hier vorheben,der tatsächlich kaum eine Rolle einnimmt bei der Betrachtung,ist, dass eben in Serbien hast du noch aus so, ja, wie soll ich sagen.Überbleibsel aus dem ehemaligen Jugoslawien, diesen Sozialstaat,der stark ausgeprägt war und eine Geschichte in Serbien ist,dass 50 Prozent der Studentinnen staatlich gefördert werden.Das heißt, es können Menschen aus allen Bildungs- und ökonomischen Schichtenstudieren. Und das machen die auch.Das heißt, also Menschen, die aus ASEAM-Verhältnissen kommen,können mit einem gewissen Durchschnitt und gewissen Noten, können die im Endeffektdann über Staatskosten studieren.Und bekommen auch Unterkünfte und so weiter. Und das macht es dementsprechendweitaus wenig elitärer als jetzt in Deutschland.Das heißt, in Deutschland haben wir zum Beispiel eben, da gibt es auch genugZahlen dazu, dass einfach hauptsächlich die, die studieren, sind Akademiker-Kinder.Das heißt, AkademikerInnen, die als Eltern dann behalten, so relativ hohe Wahrscheinlichkeit,dass du auch selber studieren wirst.Und das ist natürlich jetzt in Serbisch eine andere Nummer. Das spielt tatsächlichdann insofern eine Rolle, weil die Akzeptanz dessen, was die machen, eine andere ist.Weil die Kommunikation dessen, die sie haben, ist eine andere ist.Das heißt, die haben eine völlig andere Verwurzelung.Und die haben einen völlig anderen Rückhalt auch in der Gesellschaft.Und dementsprechend werden die auch anders wahrgenommen.Also es ist vielleicht so, ein zentraler Unterschied, der aus meiner Sicht tatsächlicheigentlich, den man echt nur streichen muss, glaube ich.Das andere ist, dass die Studentinnen eben nicht die tollen Jobs bekommen.Das ist mit so ein Teil von den ganzen Komplexen, was ich versucht habe vorhin so anzudeuten.Wir haben in Serbien einen unfassbaren Braindrain.Das heißt, seit vielen, vielen, vielen Jahren gehen Menschen aus Serbien raus,weil ich so, wie ich es beschrieben habe, die Situation nicht nur ich so eingeordnethabe, sondern Menschen, die einfach gesagt haben, ich kann hier,ich sehe hier keine Zukunft.Das heißt, mit dem Abschluss, den ich gemacht habe, bekomme ich hier eigentlichkeinen vernünftigen Job und ich habe hier auch keine Gesellschaft und keineAnbedingungen, die ich mir für meine Kinder mir wünsche.Und dementsprechend hast du einfach unfassbar viele Serbinnen,die eben im Ausland leben, in der Diaspora.Und das ist ja auch so, wird dann später vielleicht ein Gespräch nochmal eineVerbindung, eine Rolle spielen, wenn wir über diese Fahrradtour sprechen.Das heißt, es ist tatsächlich so, ich habe in einigen.Interviews oder jetzt auch so Podcasts und sonstige Sachen mir auch angehört,wie es gab zum Beispiel eine Professorin, die nach Serbien zurückgekehrt ist,vor einigen Jahren und die jetzt auch so sagt, für sie entsteht es gerade wie so eine Hoffnung von,Es könnte gelingen, etwas zu bewirken, dass dieser Brain-Brain endet,dass die Menschen nicht mehr ergehen.Und viele Studentinnen, auch wir hören ziemlich viele Studenten-Podcasts an, die sagen auch das.Letzten Endes gehen die auf die Straße und machen das, um nicht das Land verlassen zu müssen.Das heißt, die wollen eigentlich etwas verändern, um Rahmenbedingungen zu schaffen,in denen sie leben können, in denen sie sich vorstellen können, da zu bleiben.Und ein zentraler Aspekt ist zum Beispiel auch in dem Wucic-Regime, dass man weiß,dass es Menschen gibt, die hohe Positionen besetzen ohne akademischen Abschluss,ohne überhaupt die Kompetenz, die sie mitbringen müssten, beziehungsweise kaufen Diploma.Man weiß das. Also man weiß das aus Interviews, wo man offensichtlich dann festgestellthat, dass Menschen nicht mal benennen konnten, was sie studiert haben oder inwelchem Fach sie was abgeschlossen haben, aber Diploma besitzen zum Beispiel.Und das sind völlig schräge Nummern.Und das ist natürlich so ein Punkt, wo die Studentinnen sagen,ja, was bringt es mir einfach?Und das ist das, wenn die Leute jetzt sagen, wenn du jetzt nicht studierst,dann wirst du diese Abschlüsse nicht haben und dann kannst du nicht dein Leben fortsetzen.Und die sagen halt, das kann ich auch so nicht, Weil was bringt es mir jetztin diesem Serbien zu studieren, Abschluss zu machen, weil mein Abschluss sowiesonichts wert ist, außer ich bin in dieser Partei, Mitglied der Partei und tuedas, was das Regime wünscht.Dann habe ich im Endeffekt eine Chance, irgendwie eine Stelle zu bekommen undselbst dann muss ich im Endeffekt gucken, ob es vielleicht doch nicht irgendwieeinen Sohn gibt oder eine Tochter gibt, die im Endeffekt dann die andere Stellebekommt, weil sie halt eben der Sohn, der Sohn, die Tochter ist von Person XY.
Tim Pritlove 0:41:00
Und das bedeutet, dass also diese Proteste jetzt eine viel breitere Unterstützungerfahren haben in der Bevölkerung.Und wie haben sich jetzt diese Proteste entwickelt, seitdem es sozusagen losging?Wo sind wir da jetzt?
Dejan Mihajlović 0:41:17
Also ich würde sagen, es gab, ich würde tatsächlich sagen, das ist ein Gedanke, der mich verfolgt ist,es ist alles, was jetzt passiert ist, nichts davon ist, glaube ich,richtig geplant geworden und manches ist geplant geworden.Das heißt, also manchen Stellen kann man es nicht planen.Ich glaube, an manchen Stellen sind einfach günstige Faktoren zusammengekommenund haben dementsprechend Sachen ausgelöst, die wiederum zum nächsten Schritt geführt haben.Das heißt, ich glaube, dieses Implenum zusammenkommen und diese Blockade hatzu gewissen Dingen geführt.Das heißt, Studentinnen haben dann zum Beispiel sich anders kennengelernt undhaben durchs Plenum einfach erfahren, wenn jeder etwas in die Waagschale wirft,dann kommen eigentlich mit kollektivem Wissen zu richtig guten Entscheidungenund zu richtig guten Strategien.Oder haben angefangen, eben dann so zu arbeiten.Und da gab es erstmal so Demonstrationen, die letzten Endes dann angefangenhaben mit, ich würde sagen, in Slavia gab es eine Demo, die relativ große,wo auch tatsächlich das so ein bisschen die Runde gemacht hat,einfach von Emotion her.Weil es, also ihr habt ja vorhin in diesen Schweigeminuten, habe ich berichtet.Und wenn man nicht da war und es nicht gesehen hat, erlebt hat,das ist schwer, eigentlich Worte zu fassen.Das ist eine unfassbare Kraft, die aus diesem Schweigen hervorgeht.Das heißt, wenn einfach unfassbar viele Menschen nebeneinander stehen,in so einer großen Stadt, und niemand bewegt sich, alle stehen da,alle schweigen, über so einen langen Zeitraum, das ist eine enorme Kraft,das macht was mit Menschen.Das sind so Dinge gewesen, die zum Beispiel wiederum wie so einen Dominoeffekteinen nächsten Schritt bewirkt haben, glaube ich, dass man weiter und weiterund weiter gegangen ist.Und dann gab es auch diese Blockade von so einem Knotenpunkt im Bergrad,wo auch die ersten Mal Studentinnen damit gerechnet haben, dass nur Studenten da hinkommen.Aber da hat sich die Zivilgesellschaft krass eingeschaltet. Also mich hat meinKumpel angerufen mit FaceTime und hat mir einfach dann mit seiner Familie hingegangenund hat mir gezeigt, wie er da steht.Und es waren 24 Stunden gegen das ganze Ding. Es war einfach wie so ein Riesenfest,wie so ein Volksfest letzten Endes.Und dann gab es eben so auch Sachen, die zum Beispiel diese gemacht haben,die wiederum auch dann dazu geführt haben, dass dieser Rückhalt der Bevölkerung dann entstanden ist.Also zum Beispiel neben dieser Autokommander-Geschichte, wo sie diesen Knotenpunktblockiert hatten in Belgrad, die haben danach die Straßen gereinigt und geputzt,die waren sauberer als jemals zuvor.Und das hat man gesehen und es hat sich herumgesprochen und die Leute,die gerade fahren herum und sehen das und haben sich gewundert,was ist denn das jetzt, das sah es noch nie aus so sauber.Und die haben auch da schon angefangen, eben auch nochmal authentisch und immermit jedem Schritt, den sie gemacht haben, ihre Werte, ihre Forderungen,die sie gestellt haben, auch fortzuleben.Das wiederum dazu geführt hat, dass Menschen einfach das angesteckt hat,an gewisser Art und Weise, mit dem, was sie im Prinzip machen.Auch diese zum Beispiel, wenn man diesen Auslöser nimmt am Anfang,wo sie in die Blockade gegangen sind, Da haben die ja gesagt.Sie verurteilen aufs Maximalste jede Form von Gewalt.Und sie können nicht akzeptieren, das im Land zu leben, wo Gewalt okay ist undwo Gewalt nicht geahndet wird.Und auch das haben die jedes Mal aufs Neue immer wieder vorgelebt.Das heißt, immer wieder gab es Übergriffe von Gewalt.Das heißt, Menschen wurden im Auto überfahren, Menschen wurden zusammengeschlagen.Und jedes Mal war die Antwort noch mehr. Noch mehr Menschen auf der Straße.Noch lauter. Und ehrlich gesagt aber nie die Lebensfreude mit weniger Lebensfreude.Das heißt, auch das kommt hinzu.Die jungen Menschen, die auf die Straße gehen, die haben gewisse Botschaften,die sie mit sich bringen.Und es ist auch eine gewisse Leichtigkeit, die sie haben, die sie auch da verbreitenund streuen und die Menschen auch unfassbar ansteckt.Also wer da hingeht, das ist wie eine Riesenparty letzten Endes.Und sind einfach Menschen, die unfassbar höflich sind, nett sind,zuvorkommend sind, solidarisch sind, hilfsbereit und auch das wiederum,das wirkt sich auf alles drumherum einfach aus.
Tim Pritlove 0:45:20
Jetzt gab es, glaube ich, im März die bisher größte Kundgebung.Wo war das und wie kam es dazu, dass das sich dann nochmal so,war das einfach nur eine Konsequenz dadurch, dass immer alles gewachsen istoder gab es da nochmal so einen besonderen Moment?
Dejan Mihajlović 0:45:40
Also ich muss dazu sagen, dieses Wachsen, es ist so hochkomplex.Es gibt bei den Studentinnen Arbeitsgruppen. Ich habe gesehen,eine Arbeitsgruppe zum Beispiel ist auch, die beschäftigt sich damit,mit politischen Akteurinnen zu sprechen und die letztendlich für diese ganzeGeschichte zu gewinnen als Unterstützer.Das heißt, die führen auch proaktiv Gespräche, ob jetzt mit Gewerkschaften,mit verschiedenen Gruppierungen.Das heißt, es ist alles im Zufall überlassen. Ich glaube, dass an verschiedenenStellen Dinge einfach dann so sich ergeben und an manchen Stellen wird Geldsehr gezielt von denen auch dann initiiert und auch geplant.Also zum Beispiel auch dieses, der ist jetzt den 15. März angesprochen,der in Belgrad stattgefunden hat.Davor gab es aber eben genauso große Kundgebungen in anderen Städten,in anderen studentischen Städten, um auch da wieder ein Zeichen zu setzen.Es ist das ganze Land, es ist landesweit, um auch zeitgleich solidarisch zusein mit allen anderen Universitätsstädten und den Fakultäten und auch den Fokusdarüber zu lenken, zu sehen, was passiert da,welche Fakultäten sind es da, welche Studenten sind es da, welche Anliegen sindes da und zeitgleich haben sie auch das in Protestmärch gemacht.Das heißt, die haben angefangen, aus dem ganzen Land haben sie angefangen,in diese Städte zu marschieren, also zu laufen.Das sind mehrere hundert Kilometer an manchen Stellen gewesen.Das heißt, die haben also auch das zum Beispiel gemacht, um wiederum aus meinerSicht strategisch unfassbar klug, du hast natürlich dann über den langen Zeitraumviel Content, viel Aufmerksamkeit.Das heißt, du kannst über soziale Netzwerke, die eine sehr große Rolle spielenin Serbien, kannst du Bilder ausstrahlen, wie Menschen einfach zu Fuß sich aufden Weg machen in andere Städte, um da eine gemeinsame Kundgebung durchzuführen.Plus, sie sind bei diesen Protestmärschen durch zig Dörfer gelaufen,wo sie mit Menschen ins Gespräch gekommen sind. Menschen, die eigentlich nurStaatsfernsehen haben.Und die eigentlich nur das hören, was Vucic sagt, weil Vucic einfach jeden Tagim Fernsehen erscheint und erklärt und einordnet, was eigentlich passiert.Und das heißt, er hat dann erklärt, dass zum Beispiel die Studentinnen ebenausländisch bezahlte, gekaufte, inszenierte Gäste sind. Genau, richtig, ja.Und die Leute haben einfach dann gesehen, hey, die haben sie gesehen vor ihrerHaustür, konnten mit denen sprechen und haben dann gesehen, das ist nicht so.Die haben die kennengelernt, ihre Geschichten kennengelernt und dementsprechendhaben auch dann solche Aktionen, die die Studentinnen durchgeführt haben, dazu geführt,dass wiederum auch in diesen Dörfern, diesen umliegenden Ortschaften einfachviel mehr Menschen mitbekommen haben, was da eigentlich passiert und dass dawas passiert und welche Dimension es passiert.Man muss dazu sagen, dass das Fernsehen, das Staatsfernsehen oder im Endeffektdie ganzen Sender auch wiederum sehr stark in der Hand von Vucic sind.Das heißt im Endeffekt von Vucic selbst auch. Das heißt, er tritt sehr,sehr häufig auf, hat unfassbar viele Redezeiten, wo auch in die Kamera spricht und Leuten was erklärt.Und deswegen war es eben auch ein Anliegen von Studentinnen zu sagen,wir müssen eigentlich irgendwas machen, um das zu kompensieren oder um die Aufmerksamkeitzu erreichen und Menschen zu erreichen, die wir sonst nicht erreichen.Und deswegen war diese Protestmärsche durch das ganze Land ein Element davon zum Beispiel.Und am Ende war es dann eben so, als man verschiedene Städte so hatte.Die Proteste wurden immer größer und größer, würde ich jetzt mal sagen, vom Gefühl her.Das heißt, ich habe das Gefühl, dass immer mehr Menschen da zusammenkommen.Die Zivilgesellschaft hat sich immer stärker eingestaltet. Also zum Beispielauch bei den Protestmärchen in anderen Orten, in anderen Städten.Was dann so, dass dann Leute ja nicht nur Studentinnen aus Belgrad hingekommensind, auch andere Leute aus anderen Ländern, aus anderen Städten sind auch hingefahrenzu den Protesten, um da sich anzuschließen.Und dann war so die Frage, wo sollen die alle schlafen? Wie kommen die alle unter?Und dann hat die Zivilgesellschaft angefangen, sich zu organisieren über Facebook-Gruppen.Ich war in einer zum Beispiel drin, das mir anzuschauen.Und die haben dann angefangen, eben sich zu organisieren, wer welche Bettenzurecht, die ihnen zur Verfügung stellen kann.Manche Menschen haben die ganze Wohnung, die ihnen zur Verfügung stellt.Das heißt, du hast einfach so gemerkt, also da kamen immer mehr und mehr Zivilgesellschaftstärker ins Spiel rein und dieses, ich bin Teil dieses Ganzen,was da gerade stattfindet, hat wiederum was bei denen ausgelöst.Das heißt, es ist eine superkomplexe Entwicklung gewesen, wie so einzelne Schritte,die sie im Endeffekt erwogen haben, wiederum zu gewissen Phänomenen geführthaben, dass die Zivilgesellschaft einfach ermöglicht wurde, sich daran zu beteiligen.Also angefangen mit diesen Protestmärschen, kamen zum Beispiel Omas und Opasraus, die haben nichts außer Äpfel aus ihrem Garten gepflückt gehabt und habendie denen einfach gegeben.Und es war für sie so dieses, ich habe nicht viel, aber das ist das, was ich euch gebe.Und die haben sich dann so das Gefühl gehabt, auch mitgewirkt zu haben.Es gab auch ganz viele Bilder, ich muss eigentlich mal weinen,wenn ich ehrlich bin, die dann entstanden sind und.Und das ist so das Endeffekt, was dann dazu geführt hat, am 15.März, also das hat sich so gesteigert, würde ich sagen, an verschiedenen Stellen,teilweise eben strategisch und eben auch initiiert durch auch verschiedene Solidaritätsproteste.Also zum Beispiel gab es dann eben auch Proteste auch mit dem öffentlichen Nahverkehr,solidarische Proteste von Studenten mit denen oder mit den ApothekerInnen oderPharmazeutInnen oder mit den Landwirten.Das heißt, man hat verschiedene Gruppierungen auch in gemeinsamen Protestmärchenorganisiert und sich mit denen gemeinsam solidarisiert. und das hat dazu geführt, dass am 15.März gab es diese riesengroße Demo, in der ich auch war in Belgrad.Es waren dann, ja, da gibt es verschiedene Zahlen, die im Netz kursieren,aber ich würde mal sagen, das war dieser Volksaufstand.So kann man beschreiben, hat ein Kollege, der auch mit da war und Journalistist, hat es so beschrieben und ich würde sagen, den Volksaufstand trifft es gar nicht ganz gut.Mein Zahlen nach, die ich jetzt einordnen würde und ich würde sagen.Ich würde von mindestens 5.000 bis 600.000 ausgehen ich glaube,es deutlich mehr waren, aber ich sage mal, wir geben 500.000 bis 600.000 Menschen aus,dann war es so, Pi mal Daumen, würde ich mal sagen, 10% wahrscheinlich nochmehr der Bevölkerung, der Gesamtbevölkerung, waren an dem Tag auf der Straße.Und jetzt kann man überlegen, auf Berlin, jetzt stellen wir mal eine Demo Berlinvor, mit eben 10% der Gesamtbevölkerung Deutschlands, was das bedeuten würde.Und dann hast du ein Bild von diesen Massen, die da waren. Also ich war in derStadt, du konntest dich nicht bewegen.Das heißt, überall waren Menschen. Ich bin gestartet im Stadtteil,der draußen ist und bin dann von da aus reingelaufen.Und es waren da, also ich habe das Gefühl gehabt, jeder, der irgendwo,jeder war auf der Straße.Im Stadtteil, wo ich selbst herkomme, hat mein Onkel mir Bilder geschickt zudem Tag an dem Morgen. Und da habe ich auch die Bilder gesehen,ich habe es auch gepostet über Instagram und so weiter auch.Da wird mit Drohnen aufgezeichnet.Jeder, der wohnt, war auf der Straße. Und es haben auch nicht alle aber in dieStadtmitte geschafft, weil eben es wurden ja auch über Tage davor.Und die Bahn hieß Brummendrohung, vor die Bahn nicht Busse, ich habe einen Kumpel,der bei der Busgesellschaft arbeitet, da wurden Busse eingestellt ich wusstedann eben, wie es abgelaufen ist dass ich eben auch angewiesen wurde wiederum eben,dass die Busse nicht fahren sollen, reinfahren sollen das heißt,es wurde wirklich alles getan, um den Menschen zu erschweren,in die Stadt zu kommen und trotzdem waren so viele Menschen an dem Tag im Endeffekt da,und jetzt kommt eigentlich der springende Punkt.Und worüber ich, was ich tatsächlich politisch sehr spannend finde,es gab an diesem Abend, an dem Tag, gab es einen Vorfall, dass eben ein Geräteingesetzt wurde, das jetzt nicht infiziert werden konnte und sagen kann,was genau für das Gerät war.Aber es wurde sowas wie eine Art von Waffe eingesetzt, was irgendwelche Töne,Geräusche, was auch immer, akustischeWellen ausstößt und dann eben eine Massenpanik, die auslösen sollen.Ich war tatsächlich auch da, da stand ich tatsächlich an der Terrasse.Ich habe auch eine Kollegin, die nebenher stand es, gefilmt.Es waren nämlich am Ende der Schweigeminuten. Das heißt, du hast diese 15 MinutenSchweigeminuten gehabt an dem Abend.Und in der letzten, glaube ich, letzten, vollletzten Minute dieser Schweigeminuten ging es dann los.Und am Anfang habe ich nicht so richtig gecheckt, weil es ist tatsächlich sobei den Schweigeminuten am Anschluss in den Schweigeminuten kommt immer Lärm.Und ich dachte so, okay, es ist halt zu Ende und jetzt kommt der Lärm.Bis ich dann erst, also auf der ersten Millisekunde, glaube ich,so Gedanken, den ich hatte.Und dann habe ich gemerkt, die Leute fangen an wegzurennen, es splittet sichso in zwei Richtungen und rennt auf mich zu. Und dann bin ich auch so weggeranntund ich dachte, okay, die rennen zu mich drüber.Und erst so im Laufe der nächsten ein, zwei, drei, vier Tage hat es sich sorausgestellt mit den Videoaufnahmen, haben, die es einfach so gab,die es nicht diskussiert haben, hat man so langsam so Puzzleteile gehabt undkonnte sich so ein Bild im Prinzip draus machen.Und es ist mittlerweile tatsächlich auch eine weitere Forderung.Das heißt, jetzt sind es nicht mehr fünf Forderungen, es sind mittlerweile sieben Forderungen.Die sechste Forderung ist tatsächlich die Aufklärung dieses Vorfalls.
Tim Pritlove 0:54:22
Weiß man denn jetzt mittlerweile, was es ist? Also es wurde ja dann erstmalviel darüber spekuliert.Ich habe das auch mitbekommen, auch so in Militärkreisen, war das auf einmalvoll die Nachricht mit, was ist da jetzt eingesetzt worden.Da gab es dann irgendwie so, erste Vermutung war glaube ich so eine Hitzewaffe,dass man irgendwie so mit so einer Mikrowellenstrahlung sozusagen so einen Hitzeeffektmacht, aber es war ja eher ein akustisches Ereignis.Du hast es nicht gehört, du hast es nicht empfunden.
Dejan Mihajlović 0:54:52
Ich habe tatsächlich, das Problem ist, ich habe schon was zum Ton gehört,aber ich habe es nicht bewusst wahrgenommen. Das war eher was Unbewusstes.Also tatsächlich meine unbewusste Reaktion war, ich hatte, an meinem Hirn gingdas Bild an, da fährt ein Auto rein.Das war mein Bild. Weil auch es war in Kombination mit Ton und dem Menschenauf die Seite gesprungen sind.Und man muss dazu sagen, was jetzt auch nicht gesagt wird, ist am Morgen andiesem Tag ist auch wieder ein Auto in Menschen reingefahren.Das heißt, es gibt tatsächlich eine gängige Methode, die seit vielen Monatengenutzt wird von Seiten des Regimes, ist, dass einfach immer wieder Menschenmit Autos in Menschen reinfahren.Und man hat versucht, einfach Menschen so einzuschüchtern. Im Endeffekt,das ist Terror, das ist nichts anderes als Terror, reiner Terror.Das heißt, die Studentinnen haben tatsächlich im Vorfeld immer gebeten,dass an dem Tag bitte alle in die Stadt kommen und alle.Zeigen, wofür sie eigentlich einstehen. Und sie haben immer darum gebeten,dass bitte Familien, auch da alle mit Familien reinkommen.Auch das hat strategische Gründe gehabt. Jetzt nicht nur im Sinne von,wir zeigen, dass ganz Serbien im Endeffekt hinter diesen Forderungen steht,sondern letzten Endes auch insofern Gründe, wenn Kinder auf der Straße sind,darf zum Beispiel die Polizei kein Trängas einsetzen.Also das heißt, es gab wirklich so verschiedenste Aspekte im Hintergrund,die diskutiert wurden, die unter anderem auch dann so kommuniziert wurden,weil klar war, bitte kommt auch mit Familienkindern dahin.Und ich muss sagen, als ich morgens aufgestanden bin, an dem 15.,da kursierte gerade das Video, wo eben Leute losgelaufen sind und wieder einAuto reingefahren ist in Menschen.Und da dachte ich, scheiße, ja, mal gucken, wie viele Menschen zu Hause bleibenoder wie viele Familien sich doch entscheiden, mit den Kindern nicht hinzukommen.Und als ich dann eben raus bin und dann gesehen habe, ganz viele Kinder,ganz viele Familien mit Kinderwägen und so weiter, dann wusste ich,okay, die werden trotzdem hingehen.Und deswegen ist auch, glaube ich, auch in Verbindung mit den Erfahrungen der letzten Monate,ich glaube auch, dass das auch mit Teileffekt war, der Reaktion und auch desEmpfindens der Leute, weil natürlich du abgespeichert hast im Hinterkopf,eine Methode angewandt wird, dass Menschen ein Auto hier reinfahren in uns.Und dementsprechend regierst du auch automatisch dann wahrscheinlich mit diesemWissen, was du abgespeichert hast.
Tim Pritlove 0:57:14
Ja, das kann schon sein. Also es ist, glaube ich, immer noch ein bisschen ungeklärt.Die Vermutung lag so bei so Schallwaffen.
Dejan Mihajlović 0:57:20
Das aktuellste, interessanteste Piece in der ganzen Geschichte ist,dass es eine Untersuchung gab von russischer Seite aus,die auch eine völlig schräge Nummer, wo auch die Studentinnen sagen würden,die sind nicht zuständig.Also es ist nicht der ausländische Geheimdienst hier oder von Russen oder Amerikanern,wer auch immer, ist nicht zuständig für diese Sachen.Wir haben eigene Institutionen, eigene Behörden, die diese Arbeit leisten müssten.Und das Witzige ist an dem Papier, was von dem russischen Papier veröffentlichtwurde, was irgendwo gesagt wurde, dass eben da nichts zum Einsatz kam,wurde jetzt aufgedeckt von Leuten im Netz, dass da eben Buchstaben vorkommen,die es den russischen gar nicht gibt.Es ist ein serbischer Buchstabe, es ist hier und das haben die gar nicht undzeitgleich wurde auch Metadaten entdeckt, dass es auf Word geschrieben wurde,was im Russland nicht verwendet wird.Das heißt, es gibt einige Indizien, Indikatoren, die darauf hindeuten,dass das Dokument gefälscht ist und tatsächlich überhaupt bearbeitet wurde undtatsächlich gar nicht von den Russen stammt.Und das ist aber auch jetzt etwas, was so ein bisschen so an der Seite so mitschwingt.Also ich bin in verschiedenen Foren mit drin und gucke immer so,was auf Entwicklungen da sind.Das ist aktuell so eine Geschichte, die jedenfalls gerade kursiert.
Tim Pritlove 0:58:35
So, 10% der Bevölkerung gehen auf die Straße.Ich glaube, allein 300.000, also mal gut die Hälfte von dieser Zahl, waren dann in Belgrad.Also sozusagen 5% der Bevölkerung auf der Straße.
Dejan Mihajlović 0:58:51
Ich rede von Belgrad. Ich hätte tatsächlich, diese 300.000 ist die Zahl fürBelgrad kursiert, aber ich meine wirklich, dass 500.000, 600.000 waren.Im Belgrad wird es sogar viel mehr.Also das Problem ist einfach, du musst überlegen, die haben halt Leute gezähltan gewissen Punkten. Und an gewissen Punkten nicht. Die Stadt ist groß.Das heißt, Leute sind in Stadtteilen auf die Straße und sind gar nicht bis zurStadt mitgekommen zum Beispiel. Die werden ja gar nicht gezählt.Deswegen gibt es auch tatsächlich niemanden, der bis heute seriös eine Zahlrausgeben kann. Du kannst es tatsächlich nicht rausgeben.Also aus dem Stadt, wo ich gekommen bin zum Beispiel, da gibt es eine Brücke,über die Brücke durfte nur ein gewisser Teil rübergehen, damit die Brücke nichtdurch die Schwimmbewegungen einstürzt.Und das heißt, ich weiß, am Abend um 18 Uhr saß ich in einem Restaurant,hab gegessen, hab die im Fernsehübertragung gesehen, wie Leute immer noch inder Brücke stehen und nicht rübergekommen sind.Das heißt, deswegen ist die Zahl schwer zu fassen. Und vielleicht ein Punktnoch an der Stelle, dem 15.Es wurde gezielt, es gibt jemanden vom Parlament, den Pionierpark,den hat Vucic über Wochen davor, hat er Leute Zelte aufstellen lassen und eswaren dann die Studentinnen, die lernen wollen.Also, das war der sie genannt und hat dann angefangen, eben so gegen Studentinnenirgendwie da zu engagieren.Und ich weiß, dass zum Beispiel teilweise sind die Studentinnen drin.Aber teilweise Studenten von Fakultäten, die gar nicht in der Blockade sind,das heißt, die könnten eigentlich wunderbar studieren gehen,also keiner hindert sie dran.Teilweise waren es auch gecasterte Leute. Und das weiß ich, weil ich wiederumeinen Kumpel habe, der eben so Castingsachen macht, also für Werbung,für Unternehmen und der wurde auch angerufen und gefragt, Gruppe Leute hätte,die für den Betrag in den Park gehen zum Beispiel.Also, das heißt, ich weiß aus sicherer Quelle, dass das einfach gekaufte Leute im Endeffekt waren.Und wenn du hingegangen bist, hast du gemerkt, da waren auch Leute mit dabei,die auch deutlich älter waren, wusste, sind keine Studenten.Irgendwann haben sie angefangen, Traktoren dahin zu stellen drumherum und imEndeffekt hat sich so ein Ding entwickelt und in den Park waren am Schluss irgendwelcheSchläger-Truppen drin einfach.Und die These war einfach die, also mit dem Wissen, was ich habe und den Menschen,den ich gesprochen habe, deutet viel darauf hin, dass Vucic an dem Tag wollte die Eskalation haben.Das heißt, dieser Paar hat eigentlich die Funktion gehabt, zum einen die Funktion,glaube ich, er hat es gekommuniziert, dass sie ihn schützen sollen,die Leute, wenn Leute ins Parlament stürmen.Er hat immer gesagt, das Parlament wird gestürmt werden und er möchte einfachLeute haben, die ihn schützen, so nach dem Motto.Aber letzten Endes ist meine These und vieles deutet darauf hin,der wollte die Eskalation haben, eine Gewalteskalation haben.Und letzten Endes standen tatsächlich in der Straße quergenüber,gab es auch schon eine Spezialeinheit der Polizei, die da stand,relativ früh und gewartet hat. Ich weiß nicht, worauf sie gewartet hat, ich stand aber da.Davon sind Bilder auch dann da. Und ich weiß auch, dass tatsächlich immer wiedereben aus dem Rhein daraus Leute zu provozieren.Und geplant war am Anfang von den Studentinnen, dass die Bühne uns was gebensoll oder zumindest irgendwie ein Teil von der Sprache und Ansprache solltevor dem Parlament stattfinden.Irgendwann ist es dann doch aber nicht am Parlament gewesen,sondern man hat es dann Richtung Slavia runter verlagert.Das heißt, die lagert sich da entspannt da vorm Parlament. Und es war etwas,was zum Beispiel für die jetzt nicht so angenehm war.Das heißt, eigentlich wollten die da die gedrängte Massen haben und dass daeben dann sowas kommen kann.Man muss dazu sagen, am ganzen Tag habe ich keine Polizei gesehen.Das heißt, bei jeder kleinen Demo in Freiburg, egal wo, hast du Polizisten drumherum,in Serbien eigentlich auch, die einfach gucken, dass einfach Sachen ihren Wegengehen und eben auch dann Schutz da gewährleistet wird.Die gab es da nicht. Das heißt, ich würde behaupten an der Stelle wiederum,dass die Eskalation, dass die gewünscht war.Und das ist der springende Punkt. Die Studenten haben vorab,finde ich, sehr klug kommuniziert.Die haben im Endeffekt darauf hingewiesen, auf das Problem, das es da gibt mitdem Park, mit den Provokateuren und darauf hingewiesen, wer zuständig ist undwas gemacht werden muss.Und haben zeitgleich auch gesagt, in dem Moment, wo etwas passiert,was irgendeine Form von Gewalt beinhaltet, werden wir unsere Westen ablegen.Wir haben so grelle Westen an immer.Und dann ist die Demonstration, die Kundgebung aufgelöst im Moment.Und als diese Geschichte war mit dieser Waffe, wer es auch immer,und da gab es aus dem Park heraus auch gewisse Sachen, die geflogen sind undso weiter, haben die ihre Westen abgelegt und haben die Kundgebung aufgelöst.Und eigentlich ist das tatsächlich der springende Punkt, was mich wiederum soein bisschen ärgere auf der einen Seite, dieses Gespräch über diese Waffe.Hat am Anfang, glaube ich, Vucic geschadet und ab einem gewissen Punkt wollteer, glaube ich, das sogar haben.Weil letzten Endes hat dann die ganze Energie, Ressource floss in das hinein,herauszufinden, was es überhaupt war.Und eigentlich ist es untergegangen, was eigentlich stattgefunden hat.Es hat etwas Historisches stattgefunden. Das heißt, es gab eine unfassbar große,einzigartige Menschenmenge auf den Straßen, die friedlich demonstriert hat unddie friedlich nach Hause gelaufen ist, als die Kundgebung dann aufgelöst wurde.Und das ist etwas, das ihn gestört hat und stört, weil es einfach zeigt,dass eben nicht das Bild ist, was er gezeichnet hat.Also von diesen gewaltsamen Menschen, die stürmen und das und das.Da zeigt man ein Bild im Fernsehen von den jungen Menschen, von der ganzen Demo,von den ganzen Menschen, die auf die Straße gehen, was völlig entgegengesetztist, was eigentlich tatsächlich da stattfindet.Und deswegen hat es mich so ein bisschen geärgert, dass eigentlich dann derKernpunkt, das erreicht wurde von den Studentinnen, so eine riesige,gewaltige Menschstimmung auf die Straße zu bekommen und zeitgleich durch ihreWerte, die sie über Monate vorgelebt haben,hinzubekommen, dass Menschen auch wiederum friedlich nach Hause laufen, das ist was Enormes.
Tim Pritlove 1:04:06
Verstehe.Wie ist denn jetzt so, ich meine, die Proteste halten jetzt schon seit fünfMonaten an, das ist ja schon krass und sind auch regelmäßig,wenn ich das richtig sehe, also täglich, wöchentlich oder wie läuft das?
Dejan Mihajlović 1:04:24
Täglich, landesweit.
Tim Pritlove 1:04:27
Ähm, bewirkt es etwas?Also ich meine, wann sind die nächsten Präsidentschaftswahlen?
Dejan Mihajlović 1:04:36
Es ist eigentlich egal, also die Wahlen sind nicht völlig egal.Also am aktuellen Zeitpunkt ist tatsächlich eher so, also solange du einfachnicht frei Wahlen hast, sind die Wahlen eigentlich völlig schnurz.Und es hat tatsächlich, also ich würde sagen, der 15. ist insofern ausschlaggebend,weil manche haben im Vorfeld kommuniziert, dass es die Idee ist.Und da wird dann eben das passieren und da wird dann irgendwie,uns wurden gewisse Erwartungen reingelegt. Und die Studenten haben sehr starkversucht zu kommunizieren, zu sagen, bitte, dieser 15.Ist nicht das, wenn man sagt, jetzt drücke ich einen Knopf und dann wachen wiram nächsten Tag auf und haben die Demokratie. So läuft das nicht.Und ich glaube aber, dass trotzdem, obwohl die Leute es irgendwann wussten,eine Erwartung da war, dass vielleicht dann aufgrund dieser Masse,also noch einmal, wenn man sagt, über 10% der Bevölkerung des Landes steht aufder Straße in einer Stadt.Dann ist das eigentlich so eine klare Botschaft.Und dass dann gar keine Reaktion weiterhin kommt.Und im Gegenteil, man ist weiter ignoriert. Und dann mit einer Gegendemo,ja, der hat eine Gegendemo ankündigt gehabt, ist eine andere Baustelle.Die dann noch größer und noch besser werden soll was ein absoluter Flop war.Und letzten Endes war die Erwartung bei den Leuten glaube ich schon,dass etwas jetzt sich ändert und dann war glaube ich schon erstmal so für michwar es wie so ein Lackmustest wie wird jetzt die Bevölkerung damit umgehen?Wird es im Endeffekt jetzt dieses Gefühl geben von ja, jetzt ändert sich haltdoch nichts also dieser Defettismus, der sowieso über Jahrzehnte gepflegt undgehegt wird oder bleibt man am Ball?Und meiner Beobachtung nach würde ich sagen, dass eher so eine Trotzgeschichte daraus entstanden ist.Das heißt, die Studenten haben im Vorfeld kommuniziert, weil immer gefragt wurde,das ist der nächste Schritt.Und haben Studenten gesagt, der nächste Schritt ist, dass die Zivilgesellschafteinfach stärker einschreitet und die sich einfach organisiert.Das heißt, so wie wir, müssen die auch sich organisieren.Und haben dann einfach verwiesen, dass jetzt zum Beispiel laut Recht und lautStrukturen gibt es eben sowas wie Bürger in Versammlungen,die eigentlich stattfinden könnten und wo Bürger kommunal und in Stadtgebieten,Stadtteilen, also auch Belgien zum Beispiel verschiedene Bezirke aufgeteilt,die auch eben so teilweise in gewissen Bereichen autonom, also bürokratischablaufen und das sich darüber organisiert und da gewisse Dinge einfach dann vorantreibt.Und diese Idee wurde aufgegriffen. Das heißt, es haben sich danach auf einmal,es war davor, war es eher so dieses, ah ja, was sollen wir, wie sollen wir dasmachen und wie soll das gehen?Und auf einmal habe ich gemerkt, so gesehen, überall poppen diese Bürgerversammlungenauf. Das heißt, es haben sich Leute im Freien getroffen, in Hallen getroffen,die haben über einen Messenger-Dienst getroffen.Den ich eine lange Zeit vor meinem Handy gelöscht habe, installieren musste,genutzt wird, Viber heißt er, der datenschutztechnisch volle Katastrophe ist.Haben die Gruppen gegründet.Mein Stadtteil zum Beispiel hat eine Gruppe von 200.000 Menschen drin,die sich nicht kennen, die sich darüber organisieren.Und da tatsächlich eben sich wöchentlich,glaube ich, zwischen Zyklen sich treffen und Dinge beschließen.Und tatsächlich auch das zum Beispiel jetzt auch verankern wollen, auch institutionell.Das heißt, die wollen auch dann das, was sie machen wollen, im Endeffekt überführenin Strukturen, die dann darüber hinaus einfach dann wirksam sind.Die wollen auch gewisse Entscheidungsbefugnisse mitbekommen,einfach kommunal in ihren Stadtteilen und so weiter.Das heißt, das ist tatsächlich etwas, was sich sehr stark entwickelt hat danach.Und es hat sich eine Sache entwickelt, und zwar, ich habe dann beobachtet,dass egal wo ein Stand von der Partei, der gegehenden Partei aufgebaut wurde,hat sich die Zivilgesellschaft formiert.Das heißt, der offene Widerstand ist viel deutlich spürbarer und sichtbarer.Das heißt, letzten Endes, was ich so mitbekommen habe von den Aussagen der Leute,war immer dieses ich werde es nicht mehr zulassen, dass du hier frei atmen kannst.Das heißt, egal wo du auftrittst, wirst du uns spüren.Und das heißt, egal in welchem Dorf, egal in welchen, in den kleinsten Gemeinden,egal wo die stehen, wo die aufbauen, stehen Menschen da und pfeifen,mit den Triller pfeifen und lassen die nicht sprechen und teilweise wurden siemit Eiern auch beworfen und so weiter.Das heißt, also das ist nach dem Motto, wir lassen nicht mehr zu,dass für dich der Alltag einkehrt, den du scheinbar konstruierst.Für uns gibt es keinen Alltag. Für uns geht der Alltag nicht weiter.Es gibt kein Zurück mehr. Und es ist etwas, was sich tatsächlich verändert hat.Und deswegen ist es auch spannend, eben zu gucken, was ist der nächste Schritt,wie geht es im Endeffekt da weiter.Aber es ist schon so, dass die Vigegesellschaft sich sehr, sehr stark eingeschaltet hat.Und jetzt ist aktuell eine große Sache, die im Endeffekt von den Studentinnengerade strategisch eben auch entschieden wurde, ist, das Fernsehen zu blockieren.Das heißt, ich habe am Anfang gesagt, dass eben Fernsehen, der sehr starkenStellenwert hat in den ganzen Kosmos, in der ganzen Dynamik,weil eben halt darüber der Präsident sehr viel Redezeit hat und sehr viel sichMenschen interessieren kann,vor allem auch ältere Menschen und Menschen auf dem Land und einfach dann das.Meinungsmonopol hat und im Endeffekt das Narrativ bestimmt.Und jetzt haben die dieses öffentlichen Rundfunk, rechtlichen Rundfunk,wie hier übersetzt ins Deutsche, haben die im Endeffekt die Gebäude blockiertund haben tatsächlich eben versuchtzu verhindern, dass Menschen da reinkommen und ihre Arbeit zu tun.Und am Anfang war auch da wieder, gab es ein bisschen gewaltsame Ausschreitungen, ein bisschen.Also das heißt, es gibt gewaltsame Ausschreitungen, aber die Polizei ist daauch ein bisschen rein, hat versucht irgendwie zu machen, aber so richtig eskaliert ist es nicht.Und mittlerweile ist es seit einer Woche, sind diese Gebäude blockiert.Seit einer Woche fällt die Tagesschau spontan dazu, regelmäßig aus oder ichweiß nicht richtig, oder nur teilweise wird es ausgestrahlt oder irgendwie auchso komisch ausgestrahlt.Das heißt, etwas ist außer Kraft gesetzt und deren Forderung ist wiederum, die fordern wieder,den Selder abzuschalten, solange die Institutionen nicht funktionieren,weil es gibt nämlich eine Behörde, die vor knapp 20 Jahren oder über 20 Jahren gegründet wurde,RRM heißt die, die eigentlich den Auftrag hat, die Aufgabe hat,Medien zu regulieren und nachzuprüfen, inwiefern Desinformationen zum Beispiel gestreut werden.Oder wenn gewisse Zeitungen oder Fernsehen, wie auch immer, gewisse Dinge,Gesetze oder Sachen überschreiten, dass sie dementsprechend einfach dann entwederdie Lizenzen abnehmen oder sonstige Strafen zahlen müssen.Und dieses Ding wurde, ist tatsächlich letztes Jahr ausgelaufen,Ende letzten Jahres und wurde nicht neu zusammengesetzt.Das heißt, es gibt das gar nicht aktuell.Und jetzt kannst du dir ja vorstellen, dass natürlich im Zuge der Proteste,der Städtisch-Proteste eben viele Überschreitungen stattfinden,aber halt niemand das reguliert und deswegen sagen die, pass auf,wir blockieren diese ganze Geschichte hier, bis einfach diese Behörde zusammengesetztwurde und ihre Aufgabe übernimmt, ihre Funktion übernimmt und wir überhaupt die Möglichkeit haben,ein staatliches Fernsehen zu haben, was dementsprechend keine Lügen verbreitet,sondern einfach ihren Job macht, den sie machen müssten.
Tim Pritlove 1:11:19
Mhm.Das heißt, wenn ich deine Schilderung so zusammenfasse,die Proteste haben derzeit eigentlich noch gar nicht an Intensität verloren,sondern bleiben gleich oder nehmen in gewisser Hinsicht sogar zu,weil sie jetzt sozusagen auch neue Kampforte ausgemacht haben. Kann man das so sehen?
Dejan Mihajlović 1:11:45
Das Problem ist ich versuche echt relativ viel so mitzulesen und mitzubekommen,es gibt so x verschiedene Bestrebungen, Bewegungen und Perspektiven,die man eigentlich berücksichtigen kann und muss, also zum Beispiel,der Druck ist natürlich schon auch groß, also zum Beispiel nehmen wir jetztdie Schulen raus, so die ganzen Bildungsbereiche Lehrkräften wurden Gehälternicht gezahlt das heißt, es sind Lehrkräfte, also LehrerInnen,die einfach Familien haben und da gab es zum Beispiel auch da wiederum aus demIT-Sektor Gruppen, die zum Beispiel,Webseiten aufgesetzt haben, wo man spenden kann.Und wiederum diese Spenden an den Lehrkräften zukommen zu lassen,damit sie einfach das ein bisschen kompensieren können. Das heißt,du merkst schon, es gibt schon an gewissen Stellen so einen Druck, der einfach groß ist.Auch Schulen, die zum Beispiel das Blockade rausnehmen, als sie gesagt haben,wir wollen einfach diesen Druck für die Lehrkräfte nicht mehr haben.Das heißt, wir machen unsere Blockade auf eine andere Art und Weise zum Beispiel.Es ist wirklich sehr komplex. Du merkst schon, dass einfach jeder Monat fürMonat schon Ressourcen kostet. Und dementsprechend ist ein Druck schon da.Und auch diese Frage immer, die auch, glaube ich, immer schon laut ist.Wie geht es jetzt weiter?Weil irgendwie muss es ja irgendwie jetzt anders, irgendwas muss jetzt passieren.Das heißt, er ignoriert es jetzt weiter.Zeitgleich sehe ich aber auch wiederum einen Druck auf der Seite des Präsidenten.Das heißt, auch er ist massiv. Also da merkst du, dass er einfach intern ganz stark bröckelt.Also angefangen, ich habe ja vorhin gesagt, eine Gino-Demo ausgerufen hatte,die hätte Ende März stattfinden sollen. Der hat dann irgendwann verschoben.Mein erster Gedanke war, zu verschoben, weil er gemerkt hat,irgendwas passt nicht mehr. Er kriegt die Leute nicht mehr zusammen.Deswegen hat es verschoben. Und so war es ja auch dann.Das heißt, es hat jetzt dann im 12. April das Wochenende stattgefunden,war das am Sonntag und hat auch wiederum eben so die ganze Straße sperren lassen,hat Autos abschleppen lassen.Rechtswidrig. Also völlig irre. Und hat dann aus dem ganzen Land,hat er Leute zusammengekrabten.Ich habe gesagt, dass ein Kumpel bei einem Busunternehmen oder der beim Bus,nicht Unternehmen, sondern bei der städtischen Busgesellschaft arbeitet,der konnte mir die ganzen Zahlen nennen, da wird die ganzen Einblicke genannt,da wurden einfach x städtische Busse, Buslinien auch, wurden einfach ausgesetzt,die fuhren nicht mehr und die wurden eingesetzt, um Menschen aus ganz Serbiennach Belgrad zu kutschieren.Und die bezahlt wurden auch wiederum. Auch da weiß man, dass sie Summen haben,dass sie Geld bekommen haben, um dahin zu kommen.Und er wollte, letztendlich wollte er Folgendes machen, er wollte ein Bild konstruierenvon einer Masse, um Legitimität zu bekommen für das, was er macht.Weil er ist aktuell, ist das, was er macht, legal. Er hat zum Beispiel eineneue Regierung zusammengekloppt,Weil er eben halt sagt, ja, ich brauche jetzt eine neue Regierung.Und jetzt macht er, egal, als Präsident, macht er eine neue Regierung.Also jetzt wird sich, ich weiß nicht, einen neuen Minister irgendwie ausgerufen.Und das ist alles legal. Aber zeitgleich merkt er, was er macht, ist nicht mehr legitim.Weil er einfach merkt, dass ihm seit dem Spätes nach 15 klar ist,die Masse steht nicht dahinter.Und jetzt wollte er eigentlich ein Bild generieren, um zeigen zu können,dass er es nicht mache, ist legitim. Aber ist es eben nicht.Und deswegen flippt er, glaube ich, auch so richtig aus.Das heißt, sein Protest, den er geplant hatte, war ein völliger Flop.Das heißt, ich glaube, da waren um die 50.000 Menschen oder sowas da.Und es waren auch, du hast doch Bilder, wie Leute gehen, während er sprichtund die aber nicht gehen dürfen, weil die von Ordnung festgehalten werden undnur immer ein paar Leute rausgelassen werden.Du hast doch gesehen, was für Leute da waren. Du hast doch gesehen,die Plastikstühle haben die mitgenommen zum Beispiel und so weiter.Es war eine komische Szene, die dabei sich abgespielt haben.Und deswegen merkst du wiederum bei ihm auch dieser Rückhalt bröckelt und auch,glaube ich, bei ihm schon auch ein Druck da ist.Und darum ist tatsächlich schon der, also ich kann es jetzt nicht beurteilen,es ist, glaube ich, schwierig zu fassen, was jetzt in ein, zwei,drei, vier Wochen sein wird.Ich kann nur sagen, dass von Seiten der Studentinnen und von Teilen der Zivilgesellschaft,von großen Teilen der Zivilgesellschaft, also die Option, zurück zum Alten, die ist nicht da.Und die Studentinnen werden definitiv nicht aufhören, bevor ihre Forderungen erfüllt werden.
Tim Pritlove 1:15:36
Jetzt hast du hast du abgetan mit den Wahlen?Also ich glaube, regulär sind die Wahlen erst in drei Jahren wieder oder zwei Jahren, genau.22 war das jetzt, also in zwei Jahren wäre theoretisch Wahl,aber du hast ja wenig Hoffnung, dass jetzt über Wahlen selber was geregelt werden kann.Was weiß man denn über potenzielle Wahlmanipulationen?
Dejan Mihajlović 1:16:01
Also die Wahlen waren es eigentlich nicht frei vorher. Das heißt,du hast natürlich eben Leute gehabt, die teilweise gewählt haben,die eigentlich gestorben waren.Du hast Leute gehabt, die aus Bosnien reingekartet wurden, die um da zu wählen.Du hast Leute gehabt, die einfach vor Wahllokalen eingeschüchtert werden.Das heißt, die einfach Fotos machen mussten und zeigen mussten, wie sie gewählt haben.Also, das heißt, du hast einfach, Freiewahlen gab es nicht.Und dementsprechend ist so dieses, wenn jetzt, aber jetzt will auch keiner Wahlen haben.Also es war natürlich auch eine Debatte, dass im Juni vielleicht nochmal neueWahlen geben soll und so weiter, aber eigentlich möchte die keiner haben.Auch die Obstitution letztendlich auch nicht.Das heißt, letztendlich ist es einfach nicht klar. Also man muss dazu sagen,in dem Moment, wo die Studenten sagen würden, die unterstützen wir,würden die halt sowas von gewinnen.Das heißt, es wäre einfach ein krasses Wahlergebnis. Also letzten Endes brauchtes wahrscheinlich schon eine politische Kraft, die irgendwie es übersetzt,weil die Studenten aber ganz klar sagen, wir werden nicht Politik machen.Das heißt, wir wollen auch gar nicht Politik machen.Letztendlich, was die studentischen Forderungen sind, was die Studenten immerfordern, was immer missverstanden wird, ist, alles, was sie machen und alles, was sie fordern, ist,Wir wollen einen Rechtsstaat. Wir wollen das, was wir haben an Strukturen undProzessen und Gesetzen, dass das eingehalten wird.Und wenn das alles eingehalten wird, sind wir damit eigentlich schon völlig fein.Das heißt, deswegen ist zum Beispiel auch diese Geschichte, diese Tour,die sie gemacht haben nach Straßburg, die wurde auch völlig an einigen Stellenmissverstanden, dass sie im Endeffekt darum bitten, die EU bitten,dass sie unterstützt werden.Das war nicht der Punkt. Die haben nur geschaut, wiederum in ihrer analytischenArt und Weise, wie sie es einfach machen, und geschaut, wer ist für welche Bereiche zuständig.Und die haben gesehen, okay, es gibt einfach da den Europäischen Rat und esgibt einfach dann im Prinzip eben auch einmal eine Institution, wo Serbien einfach.Mitglied ist, die einfach für Menschenrechte und solche Sachen zuständig istund deswegen wenden wir uns an die Institution, die dafür zuständig ist.Das heißt, diese Zuständigkeit, wer ist zuständig, ist das, was eigentlich Sieimmer sehr stark das prägt und diktiert und erkommt all dem, was sie tun.Und genauso die Gespräche mit der EU, aber dann wiederum auch die Zuständigkeitim Sinne von auch in Bezug auf diese Beschlüsse, was dieses Lithium angeht.Es gibt nämlich ein Projekt und da geht es um Lithiumabbau im Jadartal und da,gibt es auch mit, Deutschland ist tatsächlich mit drin, stark im Prozess,gab es auch Treffen mit Olaf Scholz und irgendwelche Abkommen und die wolleneigentlich das zum Beispiel wieder zur Debatte machen, dass man da,weil die einfach sagen, dass da wiederum auch Dinge, die beschlossen wurdenund die Verträge, die geschlossen wurden, auch wiederum nicht sauber waren,nicht korrekt waren und die Institutionen ihre Aufgabe nicht erfüllt haben.Und letztendlich suchen sie wiederum auch da, würde ich sagen,GesprächspartnerInnen, die dafür zuständig sind, um da Prozesse zu haben,die eigentlich legal, legitim und so ablaufen, wie sie eigentlich sein sollten.Weil eben gewisse Prüfverfahren, gewisse Sachen eigentlich gar nicht gemachtwurden, die im Vorfeld gemacht werden müssen.
Tim Pritlove 1:18:47
Ja, das ist so ein Abkommen, was das letztes Jahr im Juli gemacht wurde.Offensichtlich gibt es dort größere Lithium-Vorkommen und ist natürlich derzeitein sehr gefragter Stoff im Hinblick auf Batteriebau etc. Ja.Jetzt, wo du schon auch die EU ins Spiel gebracht hast, was ist denn so dein Eindruck,wie sehr geht der Blick der serbischen Bevölkerung ins Ausland?Also gibt es da Erwartungshaltungen, gibt es da Forderungen,gibt es da überhaupt eine Hoffnung, dass es in irgendeiner Form von Unterstützungvon außen geben kann und damit so ein bisschen verbunden,wie schätzt du überhaupt das Verhältnis der Serben zu Europa und speziell auch zur EU ein?
Dejan Mihajlović 1:19:45
Also es gibt natürlich verschiedene Umfragen, die durchgeführt wurden mal.Und da war es so, glaube ich, so 50-50 mehr oder weniger.Von der Bevölkerung her leicht mit mehr gegen als mehr dafür.Leicht mehr gegen als mehr dafür zum EU-Beitritt. Aber auch zu einem Zeitpunkt,wo ich sagen würde, Es gab einfach nie sowas, also die Überlegungen, in die EU beizutreten,basieren immer auf der Überlegung nach dem, wie der Wutsch sich das vorstellt.Das heißt, wir haben ja vorhin so erzählt, wie Autokraten denken und funktionieren.Und die Überlegung natürlich, also die Prämisse, in die EU beizutreten,ist ja eher so, nach Wutschits-Logik, wir geben einfach das,also im Endeffekt schöpfen wir einfach unser Land aus und verkaufen einfachalles, was irgendwie wertvoll ist.Und unabhängig dessen, was es für die Bevölkerung, für das Land bedeutet.Und Land war nicht wirklich jetzt auch für den Boden oder für die Natur und Umwelt.Und das sind natürlich eine Bedingung, glaube ich, die Leute nicht so cool und attraktiv finden.Und deswegen ist, glaube ich, wäre tatsächlich die Frage, wenn man so eine Umfrage.Durchführen müsste oder wollte, müsste man, glaube ich, schon erstmal einenWeg definieren, der so wäre, dass einfach ein EU-Beitritt auf Augenhöhe geschieht.Das heißt, wo einfach dann die Werte, die EU sich selbst auf die Fahnen geschriebenhat, auch eingehalten werden.Und das ist tatsächlich auch so ein bisschen jetzt gerade die Debatte.Das heißt, man schaut natürlich jetzt schon drauf, Man sieht,dass hier einfach seit fünf Monaten einfach eine sehr demokratische,basisdemokratische, zivilgesellschaftlich getragene Geschichte stattfindet,weil es auf der einen Seite sind zwar studentische Proteste,man muss aber dazu sagen, die Ressource für all das ist zivilgesellschaftlich getragen.Das heißt, ob jetzt Essen, Trinken, Fahrten, alles Mögliche,das ist an Sachen, wird von zivilgesellschaftlich getragen.Das heißt, Menschen gehen da täglich hin, bringen Essen hin,bringen Kleidung hin, bringen Sachen, die einfach notwendig sind, Prinzipien.Und das heißt, da siehst du aber, dass es im Endeffekt ganz,also deswegen kann man nicht sagen, es ist rein studentisch,sondern natürlich zivilgesellschaftlich, gesamtgesellschaftlich muss man es betrachten.Und da ist schon die Frage wiederum, wenn man also sieht, was da demokratischso stattfindet, dann ist schon die Frage, wie positioniert sich die EU oderEuropa zu diesen ganzen Bewegungen? Und da guckt man schon drauf.Also welche Schlagzeilen gibt es? Wird darüber geschrieben überhaupt?Wer spricht mit Vucic, wer spricht mit Studentinnen und so weiter und da ist natürlich schon die.Sachlage die, dass man Europa eher schon so wahrgenommen hat aufgrund der einfachAbkommen, die es gab und auch die Treffen, die es gab,eben mit Vucic auch jetzt in den letzten Wochen, Monaten, dass man schon eherEuropa auf der Seite von Vucic sieht, weil sie ihn auch eben als Top-Menschenirgendwie oder Top-Verhandler, wie auch immer vorgestellt haben,also es gibt ja genug auch Statements von der Thunderline oder eben auch mitScholz, der da war, es war auch der,auch vor ein paar Jahren war auch mal der Gerhard Schröder da.Das heißt, also es gibt da so einige Dinge, wo man aber sieht,okay, wenn die halt mit Vucic kooperieren und zusammenarbeiten und denen scheinbarals jemanden betrachten, den man gemeinsam Geschäfte machen kann,dann scheinen sie dementsprechend nicht auf unserer Seite zu sein.Und dann scheinen sie dementsprechend einfach mit dem, was sie tun,eigentlich dem entgegenzuwirken, was wir halt versuchen hier zu erreichen undzu einem demokratischen Land.Und das ist natürlich schon etwas, was sehr skeptisch betrachtet wird.Und deswegen war diese Aktion, die man versucht hat, jetzt mit diesem Fahrradfahren durch,verschiedene Länder Europas, war zum einen so gedacht von Studentinnen,dass man medial in Europa die Aufmerksamkeit auf die Sache lenkt,weil sie sich medial kaum Beachtung findet, also nicht ansatzweise in Relationzu dem, was tatsächlich da stattfindet, finde ich.Aber ich kann nachvollziehen, wie es medial so ist, weil die Medien auch wiederumin gewisser Art und Weise funktionieren. Das habe ich mittlerweile auch verstanden und gelernt.Und politisch genauso wie nicht. Und deswegen war dieses durch die Fahrradtour,die sie neulich hatten, also es sind 80 Studentinnen,ein Schüler war davon dabei, es waren im Endeffekt aus Novi Sad,über Belgrane usw., sind im Endeffekt nach Straßburg gefahren durch verschiedene Länder.Und haben dann darüber erstmal die Serb-Indusiaspora besucht,haben mit Universitäten, also Universitätsstätten, haben sie Halt gemacht,versucht mit Studenten da in Kontakt zu treten und da einen Austausch aufzubauen,also auch da wiederum europäischeben irgendwo ein Netzwerk zu knüpfen und dann wiederum einfach auch zu guckenund zu sagen, hey, wir gehen jetzt darauf.Das heißt also, die Idee ist schon gewesen, vielleicht die EU,Europa irgendwie nochmal darauf hinzuweisen, schon mal her, uns gibt es,das sind unsere Anliegen, wir stehen ein für demokratische Werte und eigentlichauch die Werte, für die hier einsteht.Und wie steht ihr jetzt dazu und wiefern wollt ihr euch da positionieren?Also so ein Subtext ist da auf jeden Fall mit drin und aus meiner Sicht,persönlich in Einordnung, als ich in Belgrad war.War ich in der Philosophischen Fakultät bei einem Gespräch mit der Professorimit dabei, die gesagt hat, dass sie schon enttäuscht ist,wie wenig eigentlich Europa sich da einschaltet und eigentlich Solidarität zeigtund dass sie sich irgendwo schon auch alleingelassen fühlt.Und das war übrigens mit ein Grund für mich, ein Plakat zu machen,wo eben draufsteht, ich bin auch bei den Stuttgart, in Stuttgart gewesen,bei dem Empfang der Studentin im Fahrrad, habe ich ein Plakat gehabt,wo draufstand, dass die Europäische Zivilgesellschaft mit den Studenten ist und sie unterstützt.Und ich glaube tatsächlich, dass das so ein bisschen ein kleines Problem ist,dass EU-PolitikerInnen, die eigentlich diese Deals machen und dann eben ausihrer Position heraus kommunizieren, dass die als Stellvertretende für Europa verstanden werden.Und ich bin mir ziemlich sicher, dass zivilgesellschaftlich betrachtet in Europaunfassbar viele Menschen das begrüßen und das unterstützen, was da eigentlich stattfindet.Aber kein Kanal da ist, um das zu kommunizieren.Und deswegen ist für mich tatsächlich so, wäre es so ein zentrales Anliegen,es irgendwie zu schaffen, dass dann bei der Zivilgesellschaft vielleicht irgendwoauch nochmal stärker sich einschaltet, in gewisser Art und Weise.Vielleicht auch über die Hochschulen. Das heißt, wir können ja zum Beispielsagen, als Hochschulen in Deutschland und Europa schreiben wir auch offene Briefeund kommunizieren auch um unsere Solidarität zum Beispiel.Das würde sicher unten gelesen und anerkannt werden. Wir können ja auch sagen,als Hochschulen zum Beispiel treten wir demokratische Werte ein.Als Wiesgesellschaft treten wir dafür ein zum Beispiel und macht einen Druckauch politisch prinzipiert zum Beispiel. Würde auch funktionieren.Also alles sind Dinge, die zum Beispiel schon, glaube ich, gesehen und wahrgenommen werden würden.Und glaube ich einfach, die Leute auch unten nochmal stärken würden.Weil aktuell ist schon so, glaube ich, dieses Gefühl von,wir werden hier eingelassen und letzten Endes werden wir von der EU nur wahrgenommenals Spielball in so einer ökonomischen Gleichung,wo wir dann einfach ein Lithium haben, was irgendwie dann eben Deutschland dient,um die Autoindustrie in Bezug auf diese Geschichte irgendwie zu fördern undUnabhängigkeit zu bekommen.Vielleicht von China oder von anderen Ländern, so einen geopolitischen Kontextvielleicht, so ein kleiner Faktor in so einer Gleichung zu sein und gar nichtals Menschen, die in Demokratie leben wollen.Und das ist, glaube ich, so, würde ich jetzt von meiner sehr,sehr persönlichen, sehr subjektiven Wahrnehmung in Worte fassen.
Tim Pritlove 1:26:50
Ja, nachvollziehbare Sichtweise. Ich denke einfach, dass Serbien einfach geradenicht sonderlich auf der Agenda ist Und es aber in gewisser Hinsicht natürlichauch wichtig wäre, dass diese Bewegung zum Erfolg führt.Weil ich glaube, das Letzte, was die EU sich jetzt noch eintreten möchte,ist nochmal so ein zweites Ungarn.Und ich denke auch, bevor das Problem mit Ungarn nicht gelöst ist,und zwar nicht nur in Bezug auf Ungarn, sondern generell.Also da steht ja eigentlich eine Reform im Raum, von der man jetzt noch nichtgenau wüsste, wie man sie umsetzen soll.Aber ich denke, es wird keine weiteren Aufnahmen in die EU geben,bevor man nicht eine Regelung gefunden hat, wie man auch Staaten wieder rausschmeißenkann, uns mal salopp zu formulieren.Also das Orban-Problem hängt glaube ich so ein bisschen wie so ein Damoklesschwertüber dieser ganzen Debatte.Aber das andere ist halt eben, dass glaube ich auch in Europa einfach die Wahrnehmungfür Serbien nicht stark ist oder zumindest natürlich nach wie vor sehr geprägtist von dem Jugoslawien-Kriegen,der Rolle, die Serbien da mit Milosevic gespielt hat. Sowas hängt natürlich lange nach.Kein Wunder, Deutschland, wir leiden ja auch immer noch unter Zweiter Weltkriegund so weiter, das wird auch so schnell nicht weggehen, ist vielleicht auchganz gut so, aber sowas kriegt man eben nicht so eben mal weg. Aber.Das, also vielleicht mal anders gefragt, klar, man nimmt ja EU immer als Europawahr, hast du ja auch gerade gesagt, oder die Politiker sogar auch,aber Europa ist ja noch mehr als jetzt nur die EU.Und insofern frage ich mich eben, was ist dein Eindruck, wie die Serben sich da sehen?Also das geht natürlich jetzt speziell mit Blick auf die Rolle gegenüber Russland.Es gibt ja so eine Verbindung nach Russland und zwar auch jetzt,jenseits der spezifischen Mafia-Verbindung, die wir vorhin diskutiert haben,von Vucic und Autokraten unter sich, sondern rein kulturell gibt es ja eineVerbindung nach Russland.Wie ausgeprägt ist die und wie geht es der?Weil ich habe die Wahrnehmung jetzt bekommen, in der Ukraine,im Ukraine-Konflikt wo man vielleicht am Anfang erwartet hätte,dass Serbien sich dann auch auf die russische Seite stellt,in welchem Maße auch immer, dass das so nicht stattgefunden hat,sondern dass das eigentlich eher dazu beigetragen hat, dass man jetzt auf Distanz geht zu Russland.Ist meine Wahrnehmung da richtig?Wie nimmst du das wahr?
Dejan Mihajlović 1:29:38
Es ist mega komplex, weil ich kenne so viele verschiedene Kontexte von Menschenaus dem Lebensalltag in Serbien, die wahrscheinlich auf diese Frage,wie du sie stellst, sehr unterschiedlich antworten würden.Das heißt, ja, es gibt auf jeden Fall eine historische, kulturelle Verbindungzu Russland, also nicht nur sprachlich.Das heißt, da gibt es echt einiges, was die verbindet.Ich möchte aber leicht einen Gedanken dazu formulieren ich habe ja vorhin überdiese Aktion gesprochen, wo die 80 Studentinnen mit dem Fahrrad gefahren sind,die sind nicht umsonst nach Straßburg gefahren und nicht nach Moskau,das heißt, das ist doch auch eine klare Botschaft, finde ich also die hättenja auch sagen können, wir fahren mit dem Fahrrad nach Moskau,haben sie aber nicht gemacht und bei aller,Kritik und bei aller Diskrepanz in der Wahrnehmung der EU und Wahrnehmung Europasund Wahrnehmung was weiß ich was und auch tatsächlich Uneinigkeit im Inhalt der Studenten.Da gibt es verschiedene Gruppierungen, die unterschiedliches sehen für die Zukunft Serbiens.Ist ja auf jeden Fall das zumindest etwas gewesen, was scheinbar einen Konsensoder einen Konsensbestand zu sagen, wir fahren nach Straßburg.Und deswegen würde ich sagen, dass die Zukunft Serbiens, Ich glaube schon,dass die es da in Europa sehen, aber halt, wie ich es vorhin gesagt habe, auf Augenhöhe.Und wenn du sagst, eh mit Ungarn und da muss man gucken, wer jetzt noch hinzukommt,da muss ich jetzt nicht nochmal sagen...Das stimmt alles. Zeitgleich stimmt auch, dass es nicht Ungarn nur ist,sondern viele andere EU-Länder, wo man durchaus sehr kritisch betrachten kann,welche demokratischen Strukturenprozesse liegen denn da vor.Das heißt, genauso kann man sich Deutschland zum Beispiel betrachten.Das ist das, was mich am meisten so umtreibt, was mich so irre macht.Wenn ich schaue, was in Serbien vorliegt, also die Kernprobleme,die versuchen, die Studentinnen anzugehen, also angefangen vom öffentlich-rechtlichenRundfunk bis über Vertrauen, gar kein Vertrauen in die Politik,weder in die Regierende als die Opposition,also die Vertrauenskrise und viele andere Faktoren, dann sehe ich die in Deutschland genauso.Und zwar immer stärker in die Richtung gehend. Und das ist das,was mich zum Beispiel sorgt.Und ich bin mir nicht sicher, inwiefern das zum Beispiel hier wahrgenommen wird.Und weil man immer auf der einen Seite das Gefühl hat, man ist hier so stabilund so sicher und die beste Demokratie und zeitgleich sehe ich aber schon sehrstarke Entwicklungen, die mich.Tatsächlich für mich sehr besorgniserregend sind, wobei tatsächlich nicht ausreichenddie ernst genommen werden.Und deswegen ist für mich tatsächlich so der Punkt, wenn man von der EU sprichtund Zukunft der EU spricht, dann muss man auch im Kontext dessen schauen,dass Demokratien in der EU tatsächlich auch selbst sich nochmal weiterentwickelnund stärken und schützen.Und da gibt es genug Baustellen, die man im Prinzip auch dann da nochmal angehen kann.Und da ist für mich tatsächlich der Schnittpunkt, wo ich sagen würde,ich glaube, dass man manches da von denen lernen könnte.Also für mich tatsächlich das, was gerade stattfindet, finde ich sehr,also für mich ist richtig das Progressivste gerade, was ich kenne in Bezug aufdemokratische Entwicklungen.Weil letzten Endes, wenn man es mal genau hinschaut, das hast du in Serbien.Du hast junge Menschen,die eine Bewegung anführen. Junge Menschen, also etwas, was jetzt im autokratischen,globalen Kontext etwas ist, was gar keine Rolle spielt, wo völlig drüber gefahren wird.Also schau mal jetzt in Deutschland, welche Rolle junge Menschen in Deutschlandspielen. Und nicht nur Deutschland, sondern überall, global.Das heißt, junge Menschen sind etwas, was eigentlich gar keine Rolle spielt.Zweitens, akademischer Kreis, das heißt, das sind Studentinnen.Also wissenschaftlich, akademischer Bereich wird geschätzt und hochgehalten.Auch wiederum völlig entgegen all dem, was wir global gerade haben.Das heißt, in Zeiten, wo Wissenschaftsleuten stattfinden, wo in dem Fall FalseBalance und so weiter verherrscht, also ist tatsächlich alles,was da stattfindet gerade, ist das Gegenteil von dem, was du gerade an global hast.Und deswegen ist es für mich ja so inspirierend und auch so interessant zu guckenund zu sagen, kann man nicht da was von abgucken?Und weil letzten Endes scheint es ja etwas bewegt zu haben oder gegründet zuhaben oder initiiert zu haben, was man sich eigentlich ja wieder wünscht.Das heißt, ich würde mir wünschen, in Deutschland zu leben, wo Wissenschafthochgehalten wird. Ich würde mir wünschen, in Deutschland zu leben,wo Jugend gehört wird, wo die Jugend eine starke Rolle spielt,wo Zivilgesellschaft eine starke Rolle spielt.Wir haben ja auch da wiederum, wenn man guckt, dieses gegen NGO schießen,auch das, ob jetzt Trump oder Deutschland hier mit Glück, also egal wer,du hast auch da wiederum, also all das, was jetzt gerade gut und stark ist undda läuft, ist alles entgegen dem, was gerade schlecht läuft oder angegriffenwird in den anderen Staaten, die jetzt noch Demokratien sind oder Demokratie waren.Also USA-Demokratie ist nicht mehr bezeichnend, ja, ich bin,aber jetzt in Deutschland würde ich sagen, die haben definitiv eine Demokratieund immer noch, glaube ich, eine funktionierende Demokratie und.Mein Einliegen wäre es, das eigentlich weiterhin noch zu haben.Das heißt, ich würde sehr gerne hier in einem Land leben, was weiterhin demokratischwäre und vor allem auch im Kontext, im geopolitischen Kontext,wenn man sieht, was jetzt mit den USA tatsächlich zerbrochen ist,auch tatsächlich aus meiner Sicht irreparabel an geopolitischen,an diesen Machtverhältnissen,glaube ich, dass es ein starkes Europa braucht, was auch meiner Sicht auch vieleandere jetzt auch erkannt haben, dass es ein starkes Europa braucht.Und umso mehr braucht es also auch starke demokratische Länder innerhalb der EU oder in Europa.Das heißt, das Ziel muss auf jeden Fall sein, dass man eigentlich demokratischeKräfte international viel stärker vernetzt und da einfach voneinander lernt.Das macht, was demokratische Kräfte seit vielen, vielen Jahrzehnten schon tun.Weil die vernetzen sich und die lernen voneinander.Das heißt, da muss man nur das Buch von Annika Brockschmidt lesen,Amerikas Gotteskrieger, oder auch was sie nachgeschrieben hat.Da siehst du ja wunderbar diese Netzwerke, wie global die funktionieren.Tatsächlich auch auf dem Balkan hinaus. Das heißt, die gehen wirklich global.Da gehen ja überall rein, ganz gezielt. Und genauso muss aus meiner Sicht ebendie demokratische Gesellschaft sich auch vernetzen und voneinander lernen undeben da gemeinsam aktiv werden.
Tim Pritlove 1:35:38
Stimme ich dir natürlich total zu und ich wollte auch überhaupt nicht,ausdrücken, dass hier in Deutschland alles supi ist also gerade in Bezug aufRussland deswegen spreche ich das glaube ich auch an, verstört mich natürlich hier diese latente,Russlandliebe würde ich es jetzt mal nicht nennen, aber es gibt so eine wiesoll ich sagen es ist so ein bisschen ähm,So ein vorgeschobenes, latent-antidemokratisches Gefühl, was sich so breit macht,was dann irgendwie so sich an Russland ein bisschen festmacht.Und das ist halt jetzt gerade im Osten Deutschlands, aber beileibe nicht nurim Osten Deutschlands, verbreitet, dass man immer sagt, ja, ist ja alles garnicht so schlimm und das ist ja alles nur eine Darstellung der Medien.Und was den Leuten halt alles noch irgendwie so einfällt.Ich meine, Ostdeutschland hatte natürlich auch enge Verbindungen zu Russlanddurch die Zeit der DDR und insofern ist vielleicht auch gerade Ostdeutschlandauch so ein bisschen vergleichbar mit Serbien. Darauf wollte ich halt so ein bisschen hinaus.Also wie viel hängt da noch in der Bevölkerung drin, weil ich mir vorstellenkann, dass das auch so ein Teil ist, der noch überwunden werden muss.
Dejan Mihajlović 1:37:00
Oh, da muss viel bewunden werden. Da muss viel bewunden werden.Also du hast viel auch so toxische Männlichkeitsbilder.Also tatsächlich auch so alles, was irgendwie mit auch Rassismus,Feminismus. Also alle Bereiche, die hier baustellen, sind sie natürlich da auchbaustellen und teilweise viel größere Baustellen.Aber das ist ja der Punkt, wo ich sagen würde, was die Studenten wiederum auch da so vorleben.Also auch dieses, die haben zum Beispiel jetzt ein paar so Aktionen gehabt,wo sie eben diesen, mit diesem muslimischen Teil der Serbien zum Beispiel gemeinsam gefeiert haben.Die muslimischen Serbinnen wiederum, die christlichen Serbinnen wiederum aucheben ihre Bräuche und so weiter, Anerkennung gefeiert haben.Das heißt, dass man dieses Zueinander finden.Und das ist vielleicht auch für mich so, was man von ihnen lernen könnte,ist, dass die eigentlich wiederum sehr stark sagen, lass uns mal nicht wiederuns auseinander dividieren in wer Russland und was weiß ich was, sondern eher dieses,welche Menschen stehen dahinter und was, also das wirklich alles,was diese ganzen Kategorien von Ethnie,Nationalität, Religion, was auch immer.Dass man die zur Seite schiebt und sagt, okay, lass uns mal davon ausgehen,dass wir eigentlich alle in einem freien Land leben wollen, in dem es allen gut geht.Und das ist die Prämisse. Das heißt, die fordern letztendlich einen Rechtsstaat,in dem alle gleichwertig behandelt werden.Die fordern einen Rechtsstaat, der eben nicht auf diese ganzen Faktoren schaut.Und letztendlich fordern sie auch wiederum mit dem, habe ich in verschiedenen Podcasts rausgehört.Auch diese Zusammenarbeit mit anderen Ländern, verstehen die genauso.Das heißt also auch in der EU, wäre es dann sowieso sagen würde,EU ja, aber dann eben auch für alle gleich.Das heißt, dass einfach alle gleichwertig betrachtet werden und wiederum auchda keine irgendwie strukturellen Machtverhältnisse geschaffen werden,die wiederum ungerecht sind.Und das ist tatsächlich der Punkt, wo ich jetzt sagen würde,auch in Bezug auf Russland und anderen würde ich auch sagen,man muss immer trennen zwischen einem Staat und Menschen, die diesen Staat bestimmenund prägen und den Menschen, die in diesem Staat leben.Und ich finde es immer so schade, dass man hier sehr stark darauf geht,auf dieses, was die trennt, auch geschichtlich, was da vorgefallen ist,bei allem, was es auch einen Raum braucht und richtig ist, und darüber zu sprechen.Zeitgleich der Blick nach vorne muss für mich sein, wenn wir sagen,und ich habe vorhin gesagt, lass uns mal geoglisch drauf gucken und sagen,wir haben eine ökonomische Brille auf und mit dem Autokrad, den ich vorhin beschrieben habe,mit der gleichen Brille kann ich auch sagen, wir müssen eigentlich auch eineWelt uns vorstellen, in der Menschen auf der ganzen Welt miteinander in Friedenleben wollen und alle ein vernünftiges Leben haben, vernünftiges Einkommen haben,nicht Länder, andere Länder ausbeuten.Das heißt, du musst also eine Welt schaffen, in dem Fall das,was die jetzt gerade in den Kosmos Serbien versuchen, um die so voranzutreiben,das zu skalieren auf eine globale Ebene.So sagen, hey, es muss doch machbar sein, dass alle Menschen irgendwo frei seinkönnen, dass alle Menschen in dem Fall ein würdevolles Leben führen können undein friedvolles Leben führen können, wo zum Beispiel auch Gewalt,was ich vorhin zum Beispiel gesagt habe, Gewalt eben keine Form,keine Option darstellt.Und das ist für mich etwas, wo ich jetzt für mich rausziehe,zu sagen, ich schaue mir so drauf, wie würden die das sagen,wie würden die das denken.Mit der Brille gucke ich ein bisschen drauf und versuche alles,was dieses Trennen, Kategorisieren Prinzip hat, das nicht mehr zu überwinden,weil letzten Endes haben die tatsächlich das gemacht.Das heißt, sie haben für sich verstanden, dass Autokratien so funktionieren,dass im Endeffekt Menschen permanent getrennt werden, in verschiedene Schichten,verschiedene Bereiche.Und du hast dann diese Partikulär Interessen. Und dann wird dir auch so gesagt,du gehörst zu der Gruppe, du gehörst zu der Gruppe.Und letzten Endes verhindert das, dass du dich als Menschen verbindest,dass du solidarisch bist und dann checkst du, eigentlich haben wir an ziemlichvielen Stellen die gleichen Probleme.Und eigentlich wollen wir ziemlich viele von uns das Gleiche.Und letzten Endes ist es genau so der Punkt. Das heißt, eigentlich könntestdu global sagen, so 80, 90 Prozent der Leute haben eigentlich die gleichen Probleme.Und eigentlich könnte man die gemeinsam angehen. Wenn man nicht von den neunoder zehn Prozent, ein Prozent der Bevölkerung, die dementsprechend diese Macht besitzt,immer wieder unterteilen lassen, verschiedene Gruppierungen und dann uns dannan Sachen, uns gegeneinander bekämpfen und dann gucken so, weißt du, wie ich meine?Das ist so etwas, was ich für mich am meisten daraus gelernt habe.
Tim Pritlove 1:41:01
Teile und Herrscher, also das ist halt das Prinzip.Ich meine, das sieht man ja auch jetzt in den USA generell, das ist halt immer das Prinzip,mach einfach Feinde aus und teile die Leute in irgendwelche Gruppen,die es gar nicht gibt, sodass sie sich permanent gegenseitig bekämpfen,damit sie das eigentliche Problem nicht angehen.Was halt immer die ungleichmäßig verteilte Macht ist.Ja, Dejan, ich denke, damit haben wir es eigentlich ganz gut abgeräumt, das Thema erstmal.Das geht halt alles weiter.Du bist ja ganz fleißig am Schreiben auf Mastodorn.Mastodorn, wenn irgendwas passiert, gibt es da noch andere deutsche oder internationaleenglische Quellen, die man nennen und in den Shownotes packen müsste,um sich da irgendwie eine Quelle erschließen zu können für weitere Ereignisse?Weißt du da irgendwas? Oder bist du der Einzige?
Dejan Mihajlović 1:42:02
Nein, es gibt einfach Menschen, die es beruflich machen und sich da deutlichbesser auskennen als ich.Also zum Beispiel Olivera Stajic, die arbeitet für den Standard und der Standardschreibt auch immer wieder mal darüber, die kann man auf jeden Fall verfolgen.Die Tanja Malle, die ist auch beim Ü1, glaube ich, die ist auch da sehr bewandertund immer gut dabei und auch sehr klug.Es gibt dann auch den Christo Lazarevic, der ist zum Beispiel auch damals auchmit mir im Belgrad gewesen, auch am 15. hat darüber auch berichtet.Es gibt Ich glaube, einige Akteure, die man da noch etwas nennen kann.Aber ich glaube, wenn man erst mal den drei folgt, es gibt noch,wie gesagt, weitaus mehr, die ich jetzt sicher vergessen habe.Aber ja...Irgendwann sind Journalistinnen. Das heißt, sind einfach Leute,die einfach ihr Fach verstehen. Wie gesagt, man darf nicht vergessen,ich bin einfach nur Mensch mit Internet.
Tim Pritlove 1:42:57
Ich auch. Von daher alles in Ordnung.Vielen Dank für deinen Beitrag auf jeden Fall. Wir werden die Links zu den genanntenPersonen und Quellen auf jeden Fall hier noch in die Show Notes packen.Ja, und ich würde sagen, das war's. Vielen Dank, Dian.
Dejan Mihajlović 1:43:15
Ich danke dir. Ich danke dir vor allem, dass du der Thematik den Raum gegebenhast, deine Zeit und die Fragen.Das heißt, da bin ich für dich sehr dankbar, weil ich tatsächlich eben,du siehst ja selber, Teil des Problems ist ja eben diese mediale,überschaubare Präsenz und dementsprechend ist einfach jeder Beitrag,der dazu beisteuert, dass Menschen einfach wahrnehmen, was da stattfindet undwelche Menschen da im Entwurf leben oder auch leben, ist auch etwas,was glaube ich notwendig ist und wo ich sehr dankbar dafür bin. Deswegen vielen Dank.
Tim Pritlove 1:43:47
Ja, gern geschehen. Dafür ist ja UKW auch gedacht, hier als kleiner Krisen-Podcast und so.Und es ist ja auch immer schön, mal Entwicklungen zu sehen, die so in die positive Richtung zeigen.Alright, gut, das war's. Vielen Dank fürs Zuhören. Hier geht's auch bald wieder.Weiter. Bis dahin sage ich Tschüss und bis bald.
Shownotes

UKW131 Ukraine: Fünftausend Helme

Ein Blick auf die Situation in Nahost, eine Reisebericht aus Cherson und die neue Situation Europas

Enno war wieder in der Ukraine und berichtet in der Sendung aus der Region der Stadt Cherson, die die Ukraine zwar von den Russen befreien konnte, die aber immer noch Frontstadt ist und unter täglichem Beschuss steht. Zuvor schauen wir aber auch noch mal gemeinsam auf die überraschenden Ereignisse in Syrien und welche Rolle diese Revolution im Gesamtkonflikt spielt. Abschließend betrachten wir die neue Situation in der sich Europa jetzt befindet.

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Tim Pritlove
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Enno Lenze

Für diese Episode von UKW liegt auch ein vollständiges Transkript mit Zeitmarken und Sprecheridentifikation vor.

Bitte beachten: das Transkript wurde automatisiert erzeugt und wurde nicht nachträglich gegengelesen oder korrigiert. Dieser Prozess ist nicht sonderlich genau und das Ergebnis enthält daher mit Sicherheit eine Reihe von Fehlern. Im Zweifel gilt immer das in der Sendung aufgezeichnete gesprochene Wort. Formate: HTML, WebVTT.


Transkript
Tim Pritlove 0:00:31
Hallo und herzlich willkommen zu UKW, unsere kleine Welt.Mein Name ist Tim Pridlaw und ich begrüße alle zur Ausgabe 131 von UKW.Ja, in relativ schneller Folge nach der letzten Sendung mit Pavel über die Ukraine.Hat auch einen Grund. Hatte ich auch schon so nebenbei ein bisschen angekündigt,denn ich wollte mich heute nochmal über Ukraine unterhalten und zwar mit dem Enno. Hallo Enno.
Enno Lenze 0:00:58
Hallo Tim.
Tim Pritlove 0:01:00
Herzlich willkommen bei UKW und wieder zurück ist eine Weile her,dass wir miteinander gesprochen haben.Ich habe es jetzt gerade gar nicht nachgeschlagen, wann das war.Das war im Oktober 2024 und das war ja dein Bericht aus, ja von der Ostfrontsozusagen in der Ukraine war.Genau, du warst in Pokrovsk und die Stadt, die auch immer noch nicht gefallenist, wenn sie auch gleich immer noch stark belagert ist.Da habe ich dich ja sehr beneidet um diese Reise. Es ist ja nicht ganz so einfach,da überhaupt hingelassen zu werden, während man ja den Rest der Ukraine eigentlicheasy bereisen kann. Ich weiß gar nicht, wo ist die Grenze?Wie nah darf man quasi?
Enno Lenze 0:01:49
Ja, ein bisschen hinter Rakiv, also man fährt so Kiew, Rakiv biegt nach untenab und dann so bei Isum etwa, da so mehr oder minder.
Tim Pritlove 0:01:58
Also so 30 bis 50 Kilometer von der Front?
Enno Lenze 0:02:03
Genau, so grob.
Tim Pritlove 0:02:04
So eine Artillerie-Länge sozusagen.
Enno Lenze 0:02:07
Genau, also genau so ein bisschen mehr, so falls die sich bewegen,dass man immer noch sicher ist. Aber das scheint mir auch allgemein so grobdie Länge, also so 30 bis 50 Kilometer.Und dann kommt es halt auch ein bisschen darauf an, wo es eine Brücke,die man gut überblicken kann. Oder da in Isium gibt es so eine T-Kreuzung.Das mag trivial aussehen, aber wo es in die relevanten Richtungen geht.Also mir scheint so da, wo halt ein praktischer Punkt ist in der Nähe,da wird man dann doch intensiver gefragt.Und dann so direkt vor Kramatorsk in dem Fall, da ist dann sowas wie die harteGrenze, wo die dann sagen, wenn du hier nicht hingehörst und wir nicht wissen,wer du bist, dann darfst du hier leider nicht rein.
Tim Pritlove 0:02:52
Ja, ja. Na gut, jetzt sind also fünf Monate vergangen seit unserem letzten Gespräch.Da ist ja eine Menge passiert.Die Wahl war ja schon gelaufen, aber jetzt sehen wir ja gerade,was alles abgeht in den USA und ich glaube, es ist alles noch ein bisschen schlimmer,als man so hätte befürchten können.Aber bevor wir das alles noch beleuchten aus der Perspektive der Ukraine,weil du warst ja jetzt sozusagen nochmal vor Ort, das ist jetzt so ein bisschender Anlass, warum ich nochmal mit dir sprechen wollte,möchte ich aber gerne nochmal erstmal ein bisschen noch weiter südlich schauenund zwar auf die Situation in Syrien.Da habe ich mich mit Pawel ja auch schon drüber unterhalten,weil ich denke, dass das alles so ein bisschen Relevanz hat.Dort gab es halt Revolution, quasi kurz nach unserem Gespräch und seitdem dortdie Assad-Regierung gestürzt wurde,ist es immerhin verhältnismäßig ruhig geblieben in dem Land, muss man sagen.Es gab zwar jetzt jüngst vor einer Woche oder zwei gab es nochmal so Aufständeund leider auch viele Tote.Ich habe nicht ganz geblickt, was da die Situation war, aber im Wesentlichengibt es halt immer wieder noch so alte Anhänger von Assad, die Ärger machen.Und am Ende ist es natürlich auch nicht so einfach, so ein Kriegsheer,was man losgeschickt hat, dann in so Friedenszeiten auch so ohne weiteres stabilzu halten, dass sie nicht sofort wieder durchdrehen, wenn es mal irgendwo ruckelt.So würde ich das mal interpretieren, was da passiert ist. Aber im Großen undGanzen, muss man sagen, scheint dem, ja wie heißt er denn jetzt?Also ich heiße jetzt Al-Jolani, habe ich mir jetzt gemerkt, aber er hat sichja jetzt umbenannt oder zurückbenannt.
Enno Lenze 0:04:47
Ja, Ahmed Al-Shara, also Al-Shara.
Tim Pritlove 0:04:50
Genau, Ahmed Al-Shara.
Enno Lenze 0:04:51
Ja, aber ich kenne ihn auch als Jolani, Golani, genau.
Tim Pritlove 0:04:54
Ja, das war so ein bisschen sein Kampf oder alter Name, wie auch immer.Auf jeden Fall ist er ja der Anführer gewesen, dieser HTS-Rebellen,die im Wesentlichen für den Umsturz dann verantwortlich waren.Das war alles gut geplant, das hatte ein gutes Timing.Und jetzt hat er sich zum vorübergehenden Präsidenten machen lassen,was sicherlich ganz sinnvoll ist, weil sich ja in ihm sozusagen auch das ganzeVertrauen in das aktuelle System so ein bisschen manifestiert.Und ich finde, er macht einen relativ gemäßigten und durchdachten Eindruck.Ich habe mir ein Interview mit ihm angeschaut bei The Rest is Politics.Das war alles schon sehr staatsmännisch, was darüber kam.Und es scheint mir auch so, als ob er grundsätzlich an diesem Prinzip der syrischenEinheit festhält und sehr darauf bedacht ist, jetzt mit allen Beteiligten erstmalso einen Modus operandi zu finden.
Enno Lenze 0:05:58
Ja, also das scheint mir auch. also sagen wir, er weiß, wie er sich verkauftalso ob man ihm trauen kann, weiß ich immer noch nicht,oder sagen wir, was heißt, weiß ich nicht ich traue ihm echt keinen Meter alsoirgendwie das mit diesem ich bin ein ex-islamistischer Terrorist erinnert michimmer an Monty Pite mit dem Ex-Lepra-Kranken der darum läuft und sagt ja,eine Spende für einen Ex-Lepra-Kranken,ich bin jetzt geheilt deswegen sieht man nichts mehr,und so ein bisschen auch so mit, ich bin ein ex-islamistischer Terrorist.Okay, so ein bisschen ISIS, Al-Qaida und so überall ein bisschen,aber Schwamm drüber, das ist ja ein paar Jahre her.Und deswegen, also sagen wir mal so, ich traue ihm nicht, aber er versteht,wie man das Spiel spielt.Und ich meine, er kennt die Amis gut, er hat zehn Jahre bei denen im Bau gesessen,hat da ja auch lustigerweise dann den ISIS-Führer kennengelernt,also so als Knastbruder quasi, Weil er mit Bagdadi zusammen da rumsaß.Und ja, was ich mir halt denke ist, der hat der Durchblick Politik und die anderen Länder.Und was er jetzt will, vermute ich, ist genau was du sagst, das Land einen.Ich bin mir nicht mal sicher, ob es ihm richtiges Anliegen ist,aber es ist halt der Weg zur Macht oder zum Machterhalt. Also Macht hat er jetztja, jetzt muss er die verfestigen.Und wenn man ein halbwegs stabiles Syrien verkauft, dann kommt aus meiner Sichterst der relevante Punkt, in den es geht, nämlich Geld.Weil dann kann man sagen, Leute, wir helfen euch, die Flüchtlinge zurückzuholenund wir halten das Land stabil, aber wir brauchen eine Entwicklungshilfe, große.Und wenn er das Spiel jetzt richtig spielt und dann sagt, ja,in fünf Jahren sind Wahlen,ah, wir konnten die Wahlzettel nicht bestellen, vielleicht in zehn Jahren, in 20 Jahren,dann glaube ich, würde die ganze Welt das mitspielen und ihn da ewigen Präsidentensein lassen, solange er das so okay managt und auch wenn so Sachen passieren wie Massaker jetzt,wenn er halbwegs glaubwürdig was gegen tut oder so.Das fehlt mir gerade auch ein bisschen, aber im Großen und Ganzen scheint mirauch, der hat verstanden, wie internationale Politik geht und wie er Syrienjetzt mit seinen Buddies irgendwie so als Vehikel benutzen kann.Und wenn dann die Türkei im Norden ein Stück abgräbt und Israel im Süden undso, ich glaube, dann ist ihm das auch nicht ganz so wichtig,solange es dann stabil ist und solange halt nicht da die ganze Zeit ein Konfliktist. Also zumindest ist das mein Eindruck bisher.
Tim Pritlove 0:08:40
Naja, so ganz frei von Vertrauen scheint er nicht zu sein.Also scheinen einige Leute ihm zumindest so weit zu trauen, dass sie sich mitihm einigen. Unter anderem halt auch die, jetzt muss ich aufpassen,dass ich mit meinen Abkürzungen nicht durcheinander komme, die SDF.Also vielleicht nochmal kurz zur Ordnung, weil das wird jetzt öfter sein.Es gab im Prinzip zum Zeitpunkt des Ausbruchs dieser Kämpfe so im Wesentlichen vier Gruppen.Also einerseits die Armee von Assad, dann gab es halt HTS, der Al-Shara ebenquasi Vorstand, die so aus dem türkeinahen, auch türkisch geprägten Bereichdes Nordens vorgestoßen ist.Dann gab es die SDF, das ist also die syrische demokratische Fraktion,die halt im Wesentlichen im Osten des Landes ist und weitgehend durch die kurdischeBevölkerung geprägt ist, nicht ausschließlich,aber im Wesentlichen und im Norden noch die von der Türkei unterstützte SPD.Hast du es drauf, die Abkürzung?
Enno Lenze 0:09:56
Ich bringe die mal mit der HTS durcheinander, weil die irgendwie am Ende ist alles das Gleiche.
Tim Pritlove 0:10:01
Ja genau, also auf jeden Fall eine weitere von der Türkei stärker unterstützte Fraktion,die halt sich dort auch einige Gefechte mit den Kurden im Norden geleistet hat.Und da weiß ich auch gar nicht, wie es ausgeht.Also wir haben hier so verschiedene Konflikte und jetzt ist es aber zumindest,gab es eine Einigung zwischen der SDF, also der kürnischen Abteilung quasi innerhalbSyriens und Al-Shara, die im Prinzip besagt,alle bewaffneten Gruppen innerhalb Syriens werden jetzt unter einem gemeinsamenKommando zusammengeführt und es gibt sozusagen nur noch eine syrische Armee.Die sich aus all diesen Gruppen zusammensetzt. Das hat mich ein bisschen überrascht,dass das so schnell von der Hand ging.Was ist denn da so dein Blick auf die Rolle der Kurden und die Position vonKurdistan auf die Situation in Syrien jetzt?
Enno Lenze 0:11:04
Ja, also das erste Problem ist ja, so wie immer beim Nahostkonflikt,je weiter man guckt, desto mehr Gruppen gibt es.Und halt auch mit den Kurden ist es so, es gibt halt diese, also die kurdischeGruppe YPG, die halt die sozusagen die dominierende Gruppe in der SDF ist.Aber mit den Kurden in Kurdistan, Irak können die gar nicht gut und haben nichtviel miteinander zu tun.Also so deswegen, selbst wenn jetzt Kurdistan nimmt, sobald diese Staatsgrenzekommt, hast du wieder zwei Kurdistans.Und nur um das Thema nicht ewig rumzueiern, aber ganz grob gesagt,die Kurden in Kurdistan, Irak sind halt relativ demokratisch mit Wahlen und kapitalistisch.Und die in Syrien, das ist lustig, weil es ja die Zurich Democratic Forces sind,aber die Kurden haben es da nicht mit anderen Parteien, Wahlen oder Pressefreiheit.Also es gibt schon Wahlen, aber nur von einer Partei.Das macht das dann einfacher. Dann ist das nicht so kompliziert auf dem Wahlzettel.Und deswegen also bei Kurdistan Syrien, das ist auch aus meiner Sicht sehr schade.Die haben echt gut gegen den IS gekämpft und das sind motivierte und gute Leute.Aber sozusagen, wenn es dann auf die politische Ebene hochgeht,dann hast du halt wie immer eine Handvoll Leute, die Macht erhalten wollen undauch deswegen nicht so heiß sind auf Wahlen und sowas.Und was die aber auch schon mit Assad hatten, an sich wollen die ihre Ruhe.Also wenn man die da in Ruhe lässt in ihrem Bereich, der auch großteils kurdisch besiedelt ist.Also die wollen jetzt nicht Gegenden, in denen keine Kurden sind.Oder die sagen jetzt nicht, wir wollen Damaskus, sondern sagen,hey, da, wo wir mehrheitlich sind, das hätten wir gern und hätten unsere Ruhe.Und wenn ihr uns in Ruhe lasst, lassen wir euch in Ruhe und alle sind glücklich.Eigentlich super simpel, würde ich denken, mit den Deals zu machen.Und klar, dann gibt es in den Randbereichen Gegenden, da wohnen ein paar mehrAraber oder ein paar mehr Kurden, es gab auch nie groß Probleme, das ist so,okay, läuft so und deswegen denke ich, wenn du als neuer Machthaber hinkommstund sagst, pass auf wir machen im Prinzip den Deal wie vorher, nur ohne einen Diktator.Und ihr könnt euer Ding machen, wie, was weiß ich, wie es dann im Detail wird,wie ein Bundesland oder was weiß ich was und wir machen unser Ding,aber der entscheidende Punkt, den du ja hattest war, die bewaffneten Kräfte.Und das ist, glaube ich, auch aus deutscher Sicht immer ein bisschen schwierigzu verstehen, weil klar, wir haben eine Bundeswehr, wir haben verschiedene Polizeien,aber die am Ende unter einer Verwaltung einer demokratischen stehen in verschiedenen Bundesländern.Und das ist okay und funktioniert, weil wir halt in einer ruhigen Gegend leben.Und da ist es so, die Waffen abzugeben, hat sich für die allermeisten Leuteda immer als schlecht erwiesen.Oder umgekehrt, ich glaube, es gab nicht einen Fall, so im Nahen Osten,wo eine Gruppe gesagt hat, jo, ich gebe, also ich lege die Waffen nieder unddas war positiv für sie am Ende so im Long Run.Und das ist so ein bisschen, deswegen sind die da so empfindlich.Also wenn Machthaber kommt und sagt, wir machen jetzt alle eine Armee,dann sagen alle, warte, warte, warte.Also wir können gerne hier einen Deal machen und wir können in Frieden zusammenwohnenund so, aber unsere Waffen oder unsere Kontrolle über Waffen,über die Armee, das ist halt so,also das ergibt Totalsinn, wenn man den Staat organisieren will,aber ich glaube, das wird ein ganz, ganz großer Knackpunkt.Ein bisschen was ähnliches gibt es in Kurdistan, Irak oder im Irak allgemein.Das war die Kurden, die formal zur irakischen Armee gehören seit 2005.Aber nicht ein irakischer Minister oder General hat irgendwas über die kurdische Armee zu sagen.Also de facto sind es zwei völlig getrennte Sachen, aber auf dem Papier gehören sie dazu.Und das war so der Deal, den man da gefunden hat. Weil dann können die Kurdensagen, wir haben es Ja, das ist ja in der Hand.Und die Iraker können sagen, aber wir haben eine Armee und alle sind so halbwegs zufrieden damit.Und deswegen, das könnte, denke ich, in Syrien schwierig werden,je nachdem, wie hart man das durchziehen will.Wenn man auch so ein Deal findet und sagt, liebe Kurden, solange ihr bei soKalaschnikows und so kleinen Granatwerfern bleibt...Könnt ihr da treiben, was ihr wollt. Aber nicht, dass sie jetzt anfangen mitKampfjets oder Mittelstreckenraketen oder so.Also sozusagen, dass du sie auf einem bewaffneten Niveau lässt,dass sie ihre Dörfer verteidigen können, wenn sowas wie der IS kommt.Aber halt nicht, dass sie wie eine reguläre Armee sich aufrüsten dürfen.
Tim Pritlove 0:15:33
Schließt das Panzer schon mit ein?
Enno Lenze 0:15:35
Ja, so grenzwertig. Also ich glaube, der Punkt ist, die haben quasi keine.Also auch die Kurden in den verschiedenen Gegenden, die haben,was weiß ich, da taucht dann mal echt so ein T-62 oder so auf,als hättest du den aus dem Museum geklaut.
Tim Pritlove 0:15:49
Also so ein alter russischer Panzer, der nicht mehr aktuell ist.
Enno Lenze 0:15:53
Ja, genau so 60 Jahre alt. Also der auch, sagen wir von allen Aspekten her,das ist so wie wenn du mit dem Fiat Panda zur Formel 1 kommst und sagst,hey, ein Auto ist ein Auto und alle sagen, du darfst mitspielen, das ist schon okay.Aber sagen wir mal, also ich würde denken, das ist so ein bisschen,das könnte ein Knackpunkt sein, je nachdem, ob da einer von beiden sozusagenden starken Mann machen will und sagt, ich drücke jetzt meine Meinung durch.Aber bisher habe ich das Gefühl, dass die da auch ganz schlau sind und dassso auch die Verhandlungsführer da, was es da gibt, offensichtlich läuft dasja ganz geschmeidig hinter verschlossenen Türen.Also jetzt nur mal zum Vergleich, als wir hier mit den Politikern in Deutschlanddiese Corona-Sitzung hatten, da hatten wir ja quasi in Echtzeit in allen Medien,was hat der gesagt und was hat der gesagt.Und jetzt gibt es in Syrien offensichtlich ja so Leute von den verschiedenenFraktionen, die miteinander sprechen.Und das ist jetzt nicht so, dass man das Gefühl hat, dass da viel geleakt wirdoder das stressig ist. Also mir scheint bisher, alle machen es professionell.Aber der Punkt mit, wer hat die Kontrolle über Waffen, sagen wir mal,muss man vorsichtig spielen.Und auch ein Punkt ist ja.Niemand will eigentlich große Waffen irgendwo in Syrien haben,weil auch die Nachbarländer denen nicht richtig vertrauen.Das sieht man ja auch, wenn Israel direkt die Gelegenheit genutzt hat,die Waffendepots mal platt zu machen,die quasi in dieser Umsturzzeit nicht, also als sich so zwei Tage keiner 100%für verantwortlich fühlte, hat Syrien ja eine Menge Depots weggebombt.
Tim Pritlove 0:17:32
Israel.
Enno Lenze 0:17:34
Sorry, Israel, genau, Israel in Syrien. Und mir schien aber auch,dass das den anderen Nachbarländern wie der Türkei und so durchaus recht war,dass alle sagen, ja, so bis wir da genau wissen, was los ist.Wir könnten uns ja vielleicht auch als Schutzmacht anbieten, irgendwie sowas.
Tim Pritlove 0:17:50
Ja, also es ist ja auch nicht nur Waffendepots, sondern die haben irgendwie,glaube ich, so ziemlich alles niedergemäht.Also die Navy haben sie, was davon noch übrig war, komplett versenkt.Dann gab es natürlich diverse Standorte, die immer im Verdacht standen,dort diese Chemieproduktion zu machen.Israel hat einfach dieses Machtvakuum ausgenutzt und sich quasi mal eines Großgegnerskomplett entledigt innerhalb von zwei Wochen.Also zu den Gewinnern der Situation können wir gleich nochmal kommen,aber das ist definitiv der Fall und an sich dürfte jetzt in Syrien,von Syrien geht jetzt sozusagen für kein Nachbarland aktiv eine Gefahr aus.Das eher so indirekt, weil natürlich jetzt Syrien jetzt so ein Staging-Groundgeworden ist für potenzielle Angriffe Israels, gerade weil die sich eben sozusagenin der Luft überhaupt nicht mehr verteidigen können.
Enno Lenze 0:18:50
Ja genau, die Luftabwehr haben sie nämlich ganz schnell platt gemacht.Und was ich glaube am Anfang so ein bisschen unterging für viele Leute,Israel kann jetzt halt, könnte rein hypothetisch recht gut von Syrien über denkurdischen Teil des Irak bis an den Iran fliegen.Das ist eine wunderbar bequeme Route.Und ich glaube, der Iran hat das ganz schnell geschnallt. Aber bei diesem ganzenTrubel, den es sonst gab, ging das so in der Wahrnehmung der Welt,schien mir ein bisschen unter dieser Aspekt.
Tim Pritlove 0:19:21
Naja, wir hatten da, glaube ich, habe ich mit Pawel auch schon darüber gesprochen.
Enno Lenze 0:19:25
Genau, ihr hattet das auch, ja.
Tim Pritlove 0:19:26
Die F-35, die kriegt halt Iran nicht detektiert.Aber das Problem war, dass Teheran noch zu weit weg war mit der Spritversorgung.Und jetzt, wenn sie ihre Tankflugzeuge halt über Syrien fliegen lassen können,ist im Prinzip derzeit alles offen.Deswegen hört man auch, ehrlich gesagt, seitdem vom Iran nicht mehr viel.Die haben also wirklich erstmal mit sich selbst zu tun.Und ich glaube auch, wenn die aufmucken in irgendeiner Form und nochmal versuchen,so eine Kraftprobe da vom Stapel zu lassen, wie wir das jetzt im letzten Jahrmit der ganzen Gaza-Situation gesehen haben, würde Israel wahrscheinlich,ja ich weiß nicht, ob man von einem Vernichtungsschlag sprechen kann,aber ich glaube, das hat letztes Mal schon sehr wehgetan, würde aber beim nächstenMal noch mehr wehtun und das wissen die glaube ich auch.
Enno Lenze 0:20:22
Ja, und Israel hat ja auch in diesen wenigen Tagen direkt gezeigt,die haben schon ganz präzise Karten, wo sie hinwollen.Das ist ja nicht, dass sie dann in dem Moment, wo sich die Gelegenheit ergab,erstmal überlegen mussten, wo welche Chemiewaffenstützpunkte oder so sind,sondern das ist dem Iran ja auch klar, die haben auf einem Zentimeter genaudie Karte da liegen und schon mal die Betankung berechnet.Also ja, also so das Glück bevorzugt den, der vorbereitet ist.Und Israel ist typischerweise sehr gut vorbereitet.
Tim Pritlove 0:20:54
Ja, da kann man sicherlich von ausgehen, dass sie im Prinzip für jeden potenziellenGegenschlag schon eigentlich den Einsatzplan rumliegen haben,den zwischendurch auch immer mal wieder aktualisieren, wenn sich neue Ergebnisse liefern.Aber in dem Moment, wo sich die Gelegenheit bietet, geht es dann halt auch sofortlos, wie zum Beispiel eben jetzt bei diesen Schlägen auf dem syrischen Gebiet.Da haben sie nicht erst groß drüber nachdenken müssen, sondern ich schätze mal,die Pläne lagen da schon seit 10, 20 Jahren rum und das haben sie einfach nurbeschlossen, so okay, alles klar, jetzt gibt es da keine Luftabwehr mehr undniemand, der in irgendeiner Form zurückschlagen kann,jetzt hauen wir da drauf und halt auch vorher schon mit Hisbollah und so weiter, egal. Ja,jetzt würde mich noch interessieren, es wurde ja viel gemunkelt darüber,welche Rolle die Ukraine gegebenenfalls gespielt hat beim Start dieser Revolution.Es wurden ja dann relativ viele Drohnen auch eingesetzt, das kennt man ja ausdem Ukraine-Krieg und es gibtja eigentlich kaum ein kompetenteres Heer derzeit als das ukrainische.Ist da was dran oder ist das nur so dahergesagt?
Enno Lenze 0:22:09
Also ich glaube schon, dass da ein bisschen, also schon, dass da was dran ist,aber dass ihr Anteil nicht riesig war.Also weil es gibt andere Gegenden, da können sie nicht mehr Ärger machen,aber ich glaube, da haben sie gerade mehr zu tun.Aber, so wie ich es verstanden habe, haben sie halt, wie soll man es sagen,wie so Amtshilfe geleistet bei den Details,die, also nicht, dass sie den großen Plan gemalt haben, aber wer auch immerden gemalt hat, hat gesagt, ihr seid doch das Kompetenzcenter Drohnen und vorallem Drohnen auf Russen.Das funktioniert ja aber genauso, weil alle in der Gegend benutzen Ex-Sowjet-Technik.Das ist ja das Angenehme.Also so seit 50 Jahren die gleichen Panzer und Waffen im Einsatz.Und so wie ich es verstanden habe, haben die halt so kleine,na wie soll man es sagen, so ähnlich wie die Amerikaner das bisher gemacht haben,wie so Berater-Teams gemacht.Die gesagt haben, wenn du jetzt die Granate an die Drohne und so rumfliegst,da hatten wir mal großen Erfolg mit.Und dass das ein, also wie so ein Puzzleteil halt war.Das funktioniert natürlich nur, wenn irgendein Staat in der Nähe,der technisch sehr versiert ist, die ganze Aufklärung macht und halt also dieses Zusammenspiel.Das fand ich auch ein bisschen interessant, weil also im Nahostkonflikt gibtes Länder, die ich ein bisschen einfacher finde und ein bisschen schwieriger.Ja, es gibt zum Beispiel Iran, da ist halbwegs klar, mit wem die gegen wen die sind, so halbwegs.Im Irak, als der IS kam, hattest du so vier, fünf Hauptgruppen.Und dann kommt Syrien und wenn du da mal fragst, wer kämpft eigentlich mit wem gegen wen?In der gesamten, in den letzten irgendwie 50 Jahren, das kann dir kaum einererklären und oft brauchst du noch eine Zeitleiste, weil sich die Allianzen dann verschoben haben.Oder ich meine jetzt der jetzige Präsident, der war ja bei jeder Gruppe irgendwiemal dabei und eine andere gegründet und hier wieder raus und dann darüber.So, und das heißt, wer überhaupt alles bei war, auf welcher Seite ist mir nicht ganz klar.Also, dass irgendwie Israel und Ukraine und die Rebellen, die am Ende gewonnenhaben, so irgendwie im gleichen Topf gelandet sind, glaube ich, ja.Ob die Türkei irgendwas geholfen hat, ist mir auch nicht klar,weil die Türkei ja auch so ein bisschen Fähnlein im Wind ist und ich finde auchein bisschen unklar immer, was sie jetzt genau mit wem vorhaben,aber sagen wir mal sehr opportunistisch.Also wenn es ihnen hilft, dass erstmal irgendwie Assad weg ist,sind sie wahrscheinlich dabei und dann sortieren sie danach,wie jetzt ihre Allianz ist, fünf Minuten später.Und bei den Amerikanern ist auch schwierig.Ich glaube, deren Anteil war nicht wie sonst in der Welt, was so groß ist,sondern geringer, weil das ist halt derzeit nicht ihr Hauptding.Also Syrien für Amis war...Also die hatten den Deal mit den Kurden, dass sie da ihre Ölfelder haben,da bei DSO, aber so irgendwie halt so diese Achse, so Israel,Ukraine und vielleicht ein bisschen Türkei, die da am gleichen Interesse gezogen haben.Aber da bin ich auch gespannt, wie immer.Irgendwann im Laufe der nächsten Jahre wird einer quatschen, der dabei war.Und ich wette, da kommen noch ein, zwei Gruppen raus, die wir gar nicht aufdem Schirm hatten oder die wir ganz woanders verortet hatten.Auch ein Punkt ist, der Herr, der jetzt ja der Machthaber ist,der ist ja in Riyadh geboren, aber seine Familie kommt aus Golan.War für mich auch die Frage, hat in irgendeiner Form Saudis mitzutun gehabt?Oder haben die da irgendein bestimmtes Interesse, was bei mir hinten rübergekipptist, weil ich mich mit Saudi-Arabien nicht viel befasse.Aber gerade in der Gegend ist ja oft interessant, wer kennt wen,wer kommt woher und wo kommt welche Familie her,was sozusagen in deutscher Politik ja nicht so entscheidend oft ist,aber hat sich da immer wieder rausgestellt, dass es oft so ganz strange Verbindungengibt, die die Insider dann sofort sehen.Und sobald man nur ein paar Meter Abstand zu den Leuten hat, sieht man es nicht mehr.Aber deswegen denke ich so, also das wäre grob meine Idee, aber ich wette,in ein, zwei Jahren kommen noch irgendwelche Verstrickungen raus,die keiner gesehen hat richtig.
Tim Pritlove 0:26:35
Jetzt, zu den Gewinnern kommen wir gleich, aber wer die Verlierer sind, ist noch relativ klar.Also Iran haben wir ja schon angesprochen, dadurch,dass nach Gaza und Hamas und Hezbollah Israel sozusagen da schon so reingehauenhat und dann auch noch Syrien wegfiel und sie dann auch noch die Angriffe geflogen haben,ist im Iran sozusagen die komplette Achse zum Mittelmeer weggebrochen.Sprich, es gibt jetzt keine einfache Möglichkeit mehr, in irgendeiner Form Waffenin den Libanon zu schaffen.Und ich denke mal, das wird dazu führen, dass die Situation im Libanon nochlange anders ist, als sie in den letzten Jahren war.Ich sage es mal so, wie sie genau ist. Keine Ahnung.Und der andere große Verlierer ist natürlich Russland, wobei ich habe jetztmal, also Russland natürlich erstmal einerseits Verbündeter Syriens,hat auch maßgeblich dazu beigetragen, dass sich Assad überhaupt so lange halten konnte.Assad ist ja dann letztlich auch nach Moskau geflohen, wenig überraschend.Es gab jetzt diese zwei Standorte, also es gab viele Standorte der Russen undzwei große Standorte, nämlich den Flughafen, das ist ein Namen,den ich gerade nicht aussprechen kann,auch in der Nähe der Mittelmeerküste, in der Nähe von Latakia und dann bei Tartus halt noch den Hafen.Da sind sie jetzt die letzten Monate, haben sie sehr viel Gerät und Kram rausgeschifft und rausgeflogen.Auf der Live-UA-Map für Syrien ist das allerdings auch immer noch als russisch besetzt gemarkiert.Also so ganz, so richtig komplett weg sind sie wohl noch nicht,aber die werden doch da nicht bleiben, oder?
Enno Lenze 0:28:43
Also so wie ich es verstanden habe, will ja der neue Machthaber da mit allenirgendwie okay klarkommen.Und deswegen auch die Ansage, die Russen jetzt nicht abknallen,wenn die fliehen oder so, sondern lasst die in Ruhe abziehen.Egal was für einen Scheiß die gemacht haben, egal was die für Geheimnisse mitnehmen,lass die in Ruhe gehen, dass man nicht jetzt noch jemanden gegen sich aufbringt,wenn das alles, also es ist ja so ganz vorsichtig stabil, also alle wollen geradeim Land oder ein signifikanter Teil im Land und im Ausland möchte gerne, dass es stabil bleibt.Also an dieser ganz filigranen Balance jetzt nicht rütteln.Und wenn Russland versteht, sie müssen gehen, machen das jetzt auch nach undnach, dann ist ja das Einfachste, du lässt sie halt ganz in Ruhe gehen und machstjetzt nicht da noch was auf.Was da aber auch ganz interessant ist, dass Israel sich ja schon gemeldet hatund gesagt hat, also wenn die Flugplätze dann vakant sind, also ob da schonNachmieter feststeht oder ob man sich da noch bewerben könnte.Ich glaube nicht, dass das passiert aber ich finde die Denkweise immer sehrlustig also man kann ja mal fragen.Aber ja, ich denke die Russen werden bis auf ein Minimum abziehen und halt versuchenirgendwie da zu feilschen, aber denen ist ja auch klar, wenn es jetzt einenrichtigen Angriff auf den Hafen oder den Flugplatz gäbe halten könnten sie daswahrscheinlich auch nicht,also die haben da wahrscheinlich eine Menge Waffen aber irgendwann ist die Munitionalle also würde ich von ausgehen die bleiben bis zum letzten moment und versuchenzu verhandeln und wenn es nichtgeht müssen sie halt gehen aber die werden die werden da nicht bleiben.Und halt auch ein Punkt wegen Verlierern bei Russland, also auf vielfältigeEbene, aber auch dieses Renommee, dass sie einen Diktator nicht mehr schützen konnten.Ich glaube, das ist sowas, was jetzt direkt ja nicht andere Diktatoren so beeinflusst,aber so auf lange Sicht, mit wem will man sozusagen, wen will man als Schutz macht oder sowas.Und da ist Russland jetzt immer noch nicht ganz schlecht, die haben ja nochleider eine Menge Power, aber dass man sagt, aber das mit Syrien lief nicht gut.
Tim Pritlove 0:31:00
Ja, definitiv.Ja, kommen wir vielleicht mal so zu den Gewinnern. Also Israel haben wir jaschon erwähnt, das ist natürlich sehr offensichtlich.Israel ist es jetzt gelungen, über die Methoden kann man natürlich jetzt trefflich streiten,aber sicherlich haben sie jetzt die Hamas nicht von diesem Planeten gefegt durchihre Angriffe, aber sicherlich nennenswert geschwächt, das gleiche mit der Hisbollah.Aber dadurch, dass Syrien jetzt wegfällt, haben sie quasi die Zahl der aktivbedrohlichen Feinde auf eine geringe Zahl reduziert, sage ich mal.
Enno Lenze 0:31:48
Ja, und sagen wir mal auf eine Menge, die sie im Blick halten können.Weil vorher war es ja schon schwierig.Und ich glaube alleine, wenn man ein gutes Auge auf die Leute hat,dann schläft man besser.
Tim Pritlove 0:32:03
Also das könnte definitiv jetzt erstmal eine ruhigere Phase einleiten für einennennenswerten langen Zeitraum, weil ich meine Jordanien, weil es eh nie ein Problem,auch Ägypten hat keinen Bock sich groß mit Israel anzulegen,für die ist Palästina auch nur ein Problem.
Enno Lenze 0:32:24
Man sieht ja die Zaunhöhe nach Ägypten, also es ist jetzt ja nicht,als würden die da visafreie Einreise nach Gaza propagieren.
Tim Pritlove 0:32:31
Ja, ist die Zaunhöhe genauso hoch wie in Israel oder höher?
Enno Lenze 0:32:36
Nee, höher, wesentlich höher, so ich glaube acht Meter oder so,die haben ja aufgestockt, wie so eine Metallwand mit mehreren Reihen,Stacheldraht oben und drumherum.Also da wäre Honecker stolz gewesen, wenn er irgendwo so eine Mauer gesehen hätte.
Tim Pritlove 0:32:52
Naja, okay. Libanon befindet sich in einer permanenten Staatskrise und hat ganz andere Sorgen.Wir brauchen ja überhaupt erstmal Strom und Essen und irgendeine Perspektive.Und es ist auch vollkommen unklar, wie sich diese Schwäche der Hisbollah dortpolitisch auswirkt, ob das irgendwelche positiven Ergebnisse haben wird.Aber ich glaube, wenn dann nur sehr geringer Natur.Aber so der Elefant im Raum ist natürlich die Türkei.Die Türkei hat einerseits, ich denke mal, sie waren auf jeden Fall daran beteiligt,diesen Zeitpunkt auch mitzubestimmen oder mindestens abzusegnen.Und natürlich ist Erdogan auch mit Assad da ein riesen Problem losgeworden,weil damit ist vollkommen klar,wer die militärisch dominanten Player im Nahen Osten sind.Das sind einfach mal Israel und die Türkei und danach kommt erstmal eine ganzeWeile lang gar nichts mehr.Und die geopolitische Rolle der Türkei definiert sich ja ohnehin nicht nur deswegen,sondern natürlich jetzt auch wegen Trump und der Neupositionierung der NATO ohnehin komplett neu.
Enno Lenze 0:34:22
Ja, und ich glaube auch wieder, Türkei, für viele in Deutschland ist die soin den Hintergrund geraten, lange.Also nachdem es irgendwie in den 90ern oder so ein bisschen Annäherung an dieEU gab und in den 2000ern und was viele verpasst haben, ist,was die für eine unglaublich fette Rüstungsindustrie haben, die auch gut erprobt ist.Zum Beispiel die Bayraktadronen, die ja in der Ukraine am Anfang so relevantwaren, die TB2, die kannte ich schon seit fünf bis zehn Jahren aus dem Irak,weil die da immer gegen die PKK eingesetzt wurden von der Türkei.Das heißt also auch, die sind erprobt.Das ist halt nicht, dass man das irgendwie dreimal auf dem Hof geflogen ist,sondern die wissen das schon.Und auch die Kriegsschiffe, die sie haben, die sind halt modern und groß.Und das ist auch sowas, wenn man irgendwo einen Artikel sieht,so, ja, Türkei hat Kriegsschiffe gekauft, normalerweise schließt das nicht groß, weil es nicht spannend.Aber die haben halt die ganzen Jahre so Stück für Stück aufgebaut und mehr gemacht.Und jetzt stehen sie halt auf einmal an einem Punkt, wo sie diesen ganzen Kramwirklich brauchen oder benutzen können und eben nicht in der EU hängen oderwas Ähnlichem, wo es viele Meinungen dazu gäbe oder auch nicht.Aber ich meine, das System, wie es da ist, wenn Erdogan sagt,baue jetzt so eine Art Panzer, dann werden die halt gebaut.Also das ganze System ist ja auch darauf ausgelegt, in so einem Fall jetzt schnell zu reagieren.Und alles, was so Artikel waren, die man früher nicht gelesen hat,weil die nicht relevant waren, man sagt, hätte ich mal genauer hingeguckt.Ich glaube, dieses ordentliche Aufrüsten und Waffenerproben von der Türkei istan einer Menge Leute vorbeigegangen oder noch anders.Wenn ich hier mit Menschen spreche, die sehen das oft immer noch so,ah, da kommt der Döner her, ja, und da kann man am Strand Urlaub machen. So, ja, schon.Aber die sind halt echt ein Powerhouse geworden.Und noch eine letzte Sache, die so viele vergessen haben, Und 2015 hat Erdoganeinen russischen Kampfjet abschießen lassen, der ihren Luftraum gekreuzt hat.Der ist ein russischer Jet, der in Syrien etwas bombardiert hat und über soeine Nupsi-Nase von der Türkei ein, zwei Sekunden geflogen ist.Also wirklich, man sagen muss, ohne Not und ohne Gefahr.Und auch was für eine Präzision dahinter liegt, diesen Jet in den zwei Sekunden runterzuholen.Also richtig bösartig einfach nur. Aber einfach nur, um sich mal mit einer Weltmachtmit Atombomben anzulegen und zu sagen, nicht in meinem Luftraum.Und das, finde ich, ist auch sehr, sehr interessant in der ganzen Betrachtung.So, der hat keinen Kummer mit den Amis, nicht mit den Russen.Also, der macht halt, was er will.Und was die anderen meinen, scheint optional.
Tim Pritlove 0:37:08
Also, für die Nummer wird er ja in der Türkei richtig bewundert.Also da Putin wirklich den Stinkefinger gezeigt zu haben, das war also wirklichder Balls of Steel Award für ihn.Und in gewisser Hinsicht, ich meine, man kann jetzt über Erdogan denken, was man möchte.Ich habe da nicht so viele positive Gefühle generell ihm gegenüber,schon gar nicht jetzt wegen seiner letzten Aktionen hier gegen seine politischenGegner. Er ist ja gerade wieder dabei, seinen größten Konkurrenten ins Gefängniszu schmeißen und so weiter.Nur er ist eigentlich der einzige,Jetzt muss man mal kurz nachdenken. Ja, das ist eigentlich der Einzige,mal abgesehen jetzt von der Ukraine, der weiß, wie man mit den Russen umzugehen hat.Der Einzige, den Putin komplett respektiert, ist Erdogan, weil Erdogan fackeltnicht lange. Und Putin weiß auch, er könnte es zum Beispiel derzeit mit derTürkei nicht aufnehmen.Also schon gar nicht, also weder im Schwarzen Meer,also die Ukraine hat ja sozusagen die russische Navy komplett vernichtet oderzumindest so weit sich zurückziehen lassen, dass sie da überhaupt nichts mehr tun können.Während eben die Türkei dort irgendwie mit 24 Fregatten und irgendwie neun Korvettenund irgendwie 13 U-Booten und so weiter also mittlerweile eine riesige Macht darstellt.Und vor allem halt einfach begriffen hat, wie man mit Russland umzugehen hat.Nämlich zu sagen, einfach hier keinen Zentimeter, auch nur über unser Hoheitsgebiet,sonst gibt es einfach sofort Ärger.Und er hat glaube ich zwei Jahre, nach zwei Jahren hat er sich dann irgendwann mal entschuldigt.
Enno Lenze 0:39:07
Genau.
Tim Pritlove 0:39:08
Dann war da wieder Ruhe. Das hat dann auch keinen mehr interessiert.Das war dann mehr so eine Formalie mit so, okay, alles klar,ihr dürft uns jetzt offiziell wieder lieb haben,weil wir haben uns ja entschuldigt, aber dauert dann halt auch mal zwei Jahreund nicht irgendwie nach zwei Wochen oder so wie es halt derzeit Europa macht mit irgendwie,oh, da ist mal wieder was auf polnischem Gebiet runtergekommen,eine Missa, ja, das war ja sicherlich nur aus Versehen und so weiter.Da gibt es einfach eine Menge, was man damit schon hat.
Enno Lenze 0:39:40
Und kam die überhaupt aus Russland? So kam die Rakete überhaupt aus Russland?Das war nicht die beste Diskussion.Nee, nee, wahrscheinlich hat Portugal die im Bogen geschossen, weißt du?Nur um uns zu ärgern. Ja, das denke ich auch. Erdogan, also sozusagen.
Tim Pritlove 0:39:57
Erdogan heißt das so.
Enno Lenze 0:39:59
Erdogan.
Tim Pritlove 0:39:59
Erdogan.
Enno Lenze 0:40:00
It takes a pirate to hunt a pirate oder sowas.Im Prinzip das Gleiche. Du brauchst halt Assis auf gleichem Niveau,weil die können miteinander umgehen. Oder der, also da sieht man aber auch wieder,es geht halt nicht nur um Waffen und nicht nur um sowas, sondern halt ums Auftreten.Also ich meine, einen russischen Kampfjets abschießen, okay.Aber rein technisch könnten eine Menge Länder das tun. Die meisten tun es halt nicht.Und halt wirklich dieses Macho-Verhalten oder wie man es nennen will,weiß gar nicht, wie man es nennen will.Aber da gab es auch so einen Spruch immer aus der Türkei sinngemäß,wenn es hieß, aber die Russen mögen das nicht oder die mögen das nicht,dass es dann hieß, ja, aber die wählen uns ja nicht.Also was interessiert mich die Meinung von jemandem, der nicht hier im Landist? Also auch dieses Grunddenken so kann ja sein, dass Putin sauer ist,aber der ist hier nicht wahlberechtigt. Also was will der von mir?Und ja, die sind, ich glaube, die Türkei ist auch derzeit in sechs oder siebenLändern im Militäreinsatz.Also nicht so viel wie die Amis, aber zumindest die Armee ist immer wieder irgendwo,also an Einsätzen beteiligt und eigene Sachen.Die Rüstungsbranche ist gut, die haben Export. Also die haben so die ganze Basis,auf der sie gut aufbauen können und die sie gut erweitern können.Da auch so ein Punkt ist, die sind ja oft so ruhig. Ich denke,die werden doch nicht mit ihren Fregatten da rumsitzen und nicht millimetergenauwissen, wo die Russen sich zumindest in der Küstennähe und so bewegen.Oder auf der Krim. Also was die wahrscheinlich jetzt schon wieder an Informationen horten.Und so ein Verständnis zu haben, was die Russen da wie tun. Und ja,wie du schon sagtest, also die Ukrainequasi ohne Marine hat die russische Schwarzmeerflotte irgendwie im Griff.Dann kann man sich aber legen, wenn die Türken nur mit einem von ihren großmodernenKriegsschiffen kommen und sagen so, wir fahren jetzt mal quer durch, da geht gar nichts mehr.Also da hat die, da hat Russland dann echt nichts mehr zu lachen.Und ich habe da eigentlich die ganze Zeit auch darauf gewartet,ob nicht irgendwann Erdogan sagt, hey, wir machen jetzt einen Rohstoffdeal oderirgendwas mit der Ukraine.Also, weil es ja viel dichter dran ist. Die haben ja auch historisch echt vielmiteinander gehandelt, auch ganz viel Getreide und so, was dann über die Türkei weiterging.Das wäre ja gar nicht so doof. Und wenn EU und NATO und alle die ganze Zeitzwar schon der Ukraine helfen, aber ja immer so, also wie viele Politiker,man sagen, ja, aber mit NATO-Mitgliedschaft vorsichtig und EU-Mitgliedschaft vorsichtig.Und dann kommt ein Erdogan um die Eck und sagt, ja, ja, du, keine Ahnung,interessiert mich nicht, wollen wir einen Deal machen oder nicht?Also so ein bisschen wie Trump, aber schlauer sozusagen oder irgendwie ein bisschenfiligraner oder nicht so von oben herab.Ich glaube, das ist so ein bisschen der Punkt. Aber das ist auch was,so wie Trump halt auftritt, so tritt Erdogan nicht auf.Das muss man ihm auch lassen. Der ist halt staatsmännisch und der schmeißt seinepolitischen Gegner in den Knast.Aber der schimpft nicht rum bei so einem Gespräch oder der ist nicht so herablassend,wenn er was von einem will, sondern der weiß,so wie man sich höflich verhält, wie man die Leute zu sich holt,wenn man was von ihnen will zumindest.Oder auch, das sieht man ja, also mit wie viel Tamtam er manchmal Gäste empfängt, wenn er was braucht.
Tim Pritlove 0:43:35
Jaja, also der spielt das Klavier wirklich auf allen einzelnen Tasten, gar keine Frage.Einschließlich der Fußhebel.Ich meine, wahrscheinlich, wir reden ja jetzt, auch nachher wahrscheinlich nochmal,generell wird ja derzeit sehr viel diskutiert über, wer würde sich gegebenenfallsan einer Stärkung des ukrainischen Militärs mit Truppen beteiligen.Das ist sicherlich jetzt so die Debatte, die jetzt aufzieht.Frankreich hat sich da positioniert, ein paar andere Länder auch.Aber wenn allein die Türkei Partei ergreifen würde und sagen würde,das reicht uns jetzt hier.Ja, schwarzes Meer ist auch unsere Einflusssphäre. Ihr habt jetzt hier genug,rumgeärgert, ihr Russen. Wir fahren da mal mit unseren Schiffen mal rüber.Ja, und belagern.
Enno Lenze 0:44:35
Nur gucken, nur gucken.
Tim Pritlove 0:44:38
Also, ist jetzt ein bisschen hypothetisch, aber ich glaube, rein von der Kriegskrafther, die von dem türkischen, von dem türkischen her, von der türkischen Navy,von türkischen Streitkräften generell ausgeht,könnten die Russen nicht sehr viel mehr tun, als sich schnell zurückzuziehen und das war es dann.Also ich glaube nicht, dass sie sich gegen die Türken in irgendeiner Form wehren könnten auf der Krim.Nur mal so klar zu machen, wie stark die sind.
Enno Lenze 0:45:08
Die Türkei hat ungefähr eine halbe Million aktive Soldaten, also so zweieinhalbMal die Bundeswehr oder so.Und die halt viele mit zumindest so ein bisschen Erfahrung, also nicht mit Rieseneinsätzen,aber so halt Anti-PKK-Einsatz, ein bisschen in Syrien und,Ja, das ist eine Menge.
Tim Pritlove 0:45:31
Die haben jetzt nicht nur Deiche gebaut in den letzten 30 Jahren.
Enno Lenze 0:45:34
Nee, nee, nee, nee. Und ich meine, immer wieder so kleinere Sachen,aber wenn man jetzt mal einen Prozent guckt, wie viele von denen haben wirklichmal eine kriegerische Auseinandersetzung gesehen?Ich glaube, das sind ganz schön viele bei denen.Also das macht einen entscheidenden Unterschied, denke ich auch,wenn man das erste Mal in so eine Gegend geht oder wenn man zumindest vor zehnJahren Anti-IS-Einsatz oder so gemacht hat und schon mal so die Basis erlebt hat von,was heißt das, diesen Stress zu haben und wie Logistik dann in der Praxis funktioniert und so weiter.Deswegen, ja, und die haben haltkeine lange Anfahrt. Die haben auch Landungsboote und all so ein Kram.Also die haben alles, es funktioniert und sie haben ein akzeptables Training da drauf.Ich frage mich da auch immer, was Erdogan, also was ist sein Hauptinteresse,weil eigentlich ist es die Gelegenheit doch wieder sich als starken Mann zu positionieren.Seine Rüstungswirtschaft könnte da super noch von profitieren.Also ich meine Bayraktar hat gut verdient schon in der Ukraine.
Tim Pritlove 0:46:39
Sie bauen ja jetzt auch schon die neue Navy der Ukraine, also die produziertendie ganze Zeit Schiffe für die Ukraine.
Enno Lenze 0:46:48
Und aber da würde ja noch mehr gehen. Und wie du sagst, der Erfolg wäre ihm relativ sicher.Also ich sehe da auch nicht. Also erst mal immer die Sorge hiermit.Dann kommt der Atomkrieg, wo man sagt, hey, die haben schon mal einen russischen Jet abgeschossen.Es gab keinen Atomkrieg. Es gab gar keinen Krieg.Touristen sind ausgeblieben das war die Folge, das war alles was Putin machen konnte.Oder auch wenn man also man kann es ja auch einbisschen anders machen oder ein bisschen geschickter spielen so wie wir macheneine humanitäre Mission und sichern halt die Getreiderouten so von Charkiv bisSimferopol oder sowas keine Ahnung und dann sichert man halt 90% des besetztenTerritoriums und verkauft es als irgendwie einen guten Zweck Aber ja,mich wundert es eigentlich eher, dass der da noch nicht aktiver drin ist,weil ich dachte, das letzte Jahr schon immer,irgendwann müsste Erdogan doch mal so aus den Löchern kommen und sagen,so und jetzt hier, ich zeige es wieder der Welt, Türkei ist wieder eine dicke Nummer.Und muss man ja auch sagen, die Leute da im Land mögen das ja auch zum Großteil.Also er ist unglaublich beliebt. Ähm.Weil er halt so ein bisschen das ist, was wie Trump sich immer verkaufen will.Also er gilt halt schon so wie der Dealmaker oder der, der so Sachen geregelt bekommt.Eine Sache, die seit Jahren immer wieder erzählt wird, wenn es um ihn geht,dass Istanbul so Probleme hatte mit Wasserversorgung und Müll,der nicht abgeholt wurde wegen Korruption.Und dann kam er an die Macht und ich glaube nach einer Woche oder zwei war allerMüll abgeholt und es gab nie wieder ein Problem.Und da gibt es so verschiedene Geschichten, wie das Meeting zwischen ihm undder Müllfirma lief, aber es war wohl eher so wie bei der Pate oder sowas,zumindest den Überlieferungen nach, aber das ist ja dem Volk egal,die wollten, dass der Müll abgeholt wird und der Müll wird abgeholt.Und deswegen, wenn jetzt Merz sagen würde, geil, wir machen Krieg und wir bauenPanzer, das würde in Deutschland ja eher so mittelmäßig gut ankommen,je nachdem, wen man fragt.Und wenn Erdogan sagt, komm, lass uns die mal platt machen, dann würden eineMenge Leute sagen, ja geil, so wir sind wieder jemand, wir haben wieder was zu melden.Und eigentlich würde ihm das, glaube ich, nur guttun politisch und wirtschaftlich am Ende.
Tim Pritlove 0:49:06
Also ich denke, bevor er der Ukraine zum Sieg verhilft, wird er dafür sorgen,dass Europa ihn auf Knien dazu anfleht.
Enno Lenze 0:49:15
Ja. Ah, stimmt, der Teil fehlt.
Tim Pritlove 0:49:18
Weil ich denke mal, da ist für ihn noch eine Menge Leverage,die er gerne nutzen möchte.Der Zugang zur EU, das Fallenlassen von Visa-Pflicht,Zugang, also ich meine, ich glaube, Mitgliedschaft in der Europäischen Uniondürfte nicht sein. Will er gar nicht.
Enno Lenze 0:49:40
Glaube ich.
Tim Pritlove 0:49:41
Ja, entweder will er es nicht und wenn er es wollen würde, dann weiß er auch,wie schwierig dieser Weg ist. Aber das ist ja nicht unbedingt das, was er braucht.Weil so eine Partnerschaft. Wenn die Visa-Pflicht für die Türken entfallen würde,dann wäre quasi, dafür wäre ihm das Land ewig dankbar.Und man muss ja auch sehen, so unpopulär er bei uns sein mag,die Türken verstehen sich schon, also zumindest jetzt sagen wir mal der Mittelbauund vor allem natürlich Leute im Westen der Türkei,verstehen sich einfach als Europäer und nehmen es uns, den anderen Europäern übel,dass wir sie so an der langen Hand darstellen.Immer wieder verhungern lassen und treiben sie ja quasi eigentlich von uns weg.Und das zeigt sich dann eben auch an solchen Kooperationen. Das ist halt einriesiges Land, mehr Einwohner als Deutschland, die größte Armee in Europa.Nur Polen wird da mittelfristig wohl mitspielen können, so wie die jetzt gerade aufrüsten.Jetzt muss man natürlich mal schauen, was in Frankreich und England und vielleichtauch in Deutschland noch passiert, aber da sind wir noch sehr weit von entfernt.Also an der Türkei führt kein Weg dran vorbei.Und am Ende muss ich zeigen, in welche Allianzen die EU und Europa jetzt bereit ist, da zu gehen.Weil jetzt, wenn die USA nicht mehr zur Verfügung stehen, Russland zu besiegen,muss man halt schauen, wie man die Kräfte neu ordnen kann.Und da wird Erdogan definitiv die Hand aufhalten und ich glaube,er hat da auch eine Menge zu gewinnen. Naja.
Enno Lenze 0:51:27
Nur ein Punkt noch, weil du sagst, die fühlen sich von uns immer so ein bisschen zurückgeschoben.Was ich in der Türkei auch immer wieder gehört habe, war, okay,wir werden kritisiert für jede Kleinigkeit.Aber was ist mit Orban? Der darf mitspielen.
Tim Pritlove 0:51:41
Ja.
Enno Lenze 0:51:43
Also man sagen muss, ja, zumindest das Argument, dass man aus deren Sicht das nicht okay findet.
Tim Pritlove 0:51:53
Verstehe ich. Es ist ja nicht so, dass man jetzt Orban jetzt in die EuropäischeUnion aufnehmen würde, wenn Ungarn nicht schon drin wäre.
Enno Lenze 0:52:00
Nee, das nicht, aber halt.
Tim Pritlove 0:52:04
Da bin ich auch voll bei den Türken, was das Argument betrifft.Ich denke auch, da müsste die EU sehr viel mehr tun, Orban seine Grenzen aufzuzeigen,aber das ist ja nochmal ein anderes Problem.
Enno Lenze 0:52:16
Ja, genau.
Tim Pritlove 0:52:18
Dann lass uns doch mal aber jetzt auf die Ukraine kommen.
Enno Lenze 0:52:22
Ja.
Tim Pritlove 0:52:24
Vielleicht erst mal so, wie oft warst du jetzt vor Ort seit unserer letztenSendung, seit Mitte Oktober, seit dem 19. Oktober?Du warst mindestens zweimal da.
Enno Lenze 0:52:37
Zweimal? Ich glaube zweimal.Ja, im Oktober war ich in Pokrovsk und danach war ich noch mal in Kramatorskund so, irgendwie im Januar, glaube ich.Und jetzt war ich, ja genau, Anfang Januar und jetzt war ich halt vor ein,zwei Wochen da und in Kherson.Das waren, glaube ich, so die beiden Trips in der Zwischenzeit.Und dann nächste Woche geht es wieder hin, ja.
Tim Pritlove 0:53:04
Ja, interessiert mich natürlich, was du dort für Eindrücke gewonnen hast.Kramatorsk ist ja quasi im Donbass der hauptmilitärische Standort,wenn ich das richtig sehe,was schon immer so ein bisschen das Zentrum, das Planungszentrum war für denEinsatz der ukrainischen Armee, also auch schon vor der Fullscale Invasion.Kherson ist die Stadt direkt am Dnipro, die quasi auf der anderen Uferseitedie Russen direkt vor der Nase hat.Die Russen terrorisieren diese Stadt seit ihrer Befreiung am laufenden Meter,fliegen die ganze Zeit mit Drohnen durch die Straßen und bomben Leute einfachso ab. Ich weiß nicht, Artillerie dürfte wahrscheinlich auch regelmäßig noch einschlagen.Wo warst du da genau? Was ist dein Eindruck von Kherson? Das würde mich immer interessieren.
Enno Lenze 0:53:59
Also ich war direkt in Kherson City oder wie man es nennen will.Also es ist ja auch wieder der Oblast heißt so und die Stadt heißt so.Und bei der Stadt ist es so, da gibt es quasi nebendran wie ein Vorort oderso ist Anton Nifka, wo die Brücke, genau die berühmte Brücke ist, war.Jetzt ist er irgendwie kaputt gegangen und ich war so zwei Kilometer von Antonivka,also schon da, wo es so ein bisschen ungemütlich ist tagsüber oder auch nachts.Ungefähr ein Kilometer vom Fluss. Und ich meine, ich kenne halt Kiew, Rakiv und so.Und die Sachen sind, alle Städte sind ein bisschen anders. Das ist ganz interessantin so Kriegsgebieten, auch Frontgebieten.Zum Beispiel, es gibt Gegenden, da sind diese kleinen FPV-Drohen ein großesProblem. Und es gibt Gegenden, da ist das nicht so ein Problem.Und es gibt Gegenden, da ist Raketemeeren-Problem und so weiter.Und in Kherson sind diese kleinen Drohnen ein Riesenproblem,Weil es halt quasi Sichtverbindung ist von Seite zu Seite, wo die Kriegsparteien sind.Und eben dazu noch Artillerie.Und Artillerie aber vor allem nachts, weil beide Seiten fahren nachts mit derArtillerie rum, damit man sie schlechter sieht.Und dann schießen sie und fahren und schießen und fahren.Und es ist halt wie so ein Katz-und-Maus-Spiel über den Fluss hinweg.Und auf jeden Fall, die Russen treffenmeist nicht gut. Die treffen immer irgendwas, aber meist nur Häuser.Und so einer der ersten großen Unterschiede in der Stadt war,dass die uns gesagt haben, mach Google Maps auf deinem Handy oder auf deinemAutonavis oder wie auch immer auf die ganze Zeit.Mach Satellitenbild an, dass du den Fluss ordentlich siehst.Und achte immer darauf, dass du nur parallel zum Fluss fährst.Weil wenn du sozusagen längs, also auf den Fluss zu oder vom Fluss direkt wegfährst,dann sehen die Russen dich gut.Und dann haben die Zeit, auf dich zu zielen und zu schießen.Also sozusagen nicht im Rückspiegel den Fluss haben oder vor dir den Fluss,sondern immer nur rechts und links, wenn du über die Kreuzung fährst,damit du möglichst wenig gesehen werden kannst.Und so in allen anderen Gegenden, auch in Pokrovsk und so weiter,es ist halt so, da heißt, pass auf, von oben kommt eine Drohne oder so,aber das heißt, pass auf, die sitzen gegenüber und gucken die Straßenschlucht runter und schießen.Das ist halt schon ein anderes Level irgendwie an Nähe und nochmal ein anderes Gefahren-Ding.Und wenn man sich halt in der Stadt nicht auskennt, dann halt immer eine Karteaufhaben, dass man versteht, fahre ich gerade sozusagen richtig?Oder können die mich die Straßenschlucht runterfahren sehen,wenn ich jetzt eine Minute lang vom Fluss wegfahre oder auf den Fluss zu?Und es gibt im Ort, ich glaube, noch eine Ampel, die an ist,an einer relevanten Stelle,Sonst fahren im Prinzip alle immerVollgas und es gibt keine richtigen Verkehrszeichen, die beachtet werden.Die Stadt ist aber nicht ganz leer, die ist so mittelvoll.Das heißt, Autofahren ist wirklich auf einem völlig anderen Niveau.Also weil man immer ganz schnell, so schnell es geht, von A nach B fährt,halt versucht nicht direkt auf den Fluss zuzufahren und an jeder Kreuzung immeraufpassen muss, dass man mit den anderen nicht zusammenknallt, die genauso fahren.Und das ist überraschend anstrengend den Tag über und so eine Sache,die man immer gar nicht so auf dem Schirm hat,wenn man denkt, in erster Linie sind die Drohnen und die Artillerie das Problemund dann merkt man ja plus so Alltagssachen wie eben Autofahren.Da auch so Sachen wie Busfahrt, da fahren noch Busse, was ich total irre fand.Da fuhr noch eine Fahrschule und hat Fahrschulausbildung gemacht.Und die Bushaltestellen sind aber alle wie so Mini-Bunker inzwischen,weil die ganz oft gezielt bombardiert wurden, um die Zivilbevölkerung,die letzte, die noch da ist, rauszutreiben.Und deswegen sind die Bushaltestellen jetzt alle wie so dreimal drei Meter Betonbunker,also die man so am Stück vom Laster da abstellen kann einfach.Krass ja aber auf der anderen Seite fanden da so Straßenbauarbeiten statt und die haben irgendwie,Schlaglöcher gefixt und die haben die Grünflächen gemäht vor irgendeinem,Verwaltungsgebäude, also die Stadtreinigung hat noch gearbeitet das finde ichist immer so ein komisches hin und her, also die Bäume werden gepflegt und dannmacht man Pause, weil die Drohne kommt und dann mäht man weiter.
Tim Pritlove 0:58:42
Ja wahrscheinlich weil das einfach sehr wichtig ist, um so eine Normalität herzustellen.Wie warst du da unterwegs? Das ist ja eher ein beschränkter Bereich.Also ich dürfte da jetzt wahrscheinlich nicht hinfahren.
Enno Lenze 0:58:58
Nein, dich hätte ich an der Tankstelle draußen abgesetzt.Die sind da ja gut ausgestattet, kannst du zwei Tage durchhalten.Nee, ich habe eine Genehmigung bekommen vom Militär vor Ort,dass ich halt für Konfliktforschung reinfahren darf und mir das angucken darf.Und das ist so, das ist ganz interessant. Das ist ein bisschen anders als soeine normale Pressefreigabe.Also ich meine, Pressefreiheit ist ja eh relativ in den akuten Kriegsgebeten.Da gibt es so Militärakkreditierungen, die klare Deals haben.Und wenn ich da mit meiner Genehmigung reinfahre, ist so, ich darf hin,ich darf alles angucken, ich kann halbwegs alles filmen, außer jemand sagt, das bitte nicht.Also da ist es nicht ganz eindeutig geregelt.Aber ich darf halt nicht im Detail jetzt drüber berichten, sondern das ist so sinngemäß.Ich darf Informationen horten und so wie wir hier so allgemein drüber sprechen,aber ich dürfte jetzt keine Details über was da genau ist oder irgendwas erklären.Was ja auch für die meisten Leute jetzt gerade gar nicht so relevant ist.Also ob die Artillerie von rechts nach links oder links nach rechts gefahrenist, ist ja halbwegs egal.Sondern es geht darum, dass ich halt die Möglichkeit habe, dieses Geschehenjetzt zu erfassen und zu dokumentieren und zu einem späteren Zeitpunkt,wenn es für die Leute dort sicher ist, benutzen kann.Und da gibt es ganz viele so Kleinigkeiten. Zum Beispiel ist eine relevanteInformation, wo man noch einen Supermarkt hat oder wo noch ein Café oder ein Restaurant auf hat.Was ja unter normalen Umständen in anderen Städten total unkompliziert ist.Und in so Gegenden gibt es dann ein paar, die noch aufhaben,die aber von außen nicht erkennbar sind.Und da hatten sie so Probleme, dass zum Beispiel ein paar Journalisten,die sie noch reingelassen haben, dann tolle Porträts gemacht haben,wie irgendwie jemand in einem bestimmten Café den tollsten Kaffee serviert.Und dann kann man sich halt vorstellen, die Russen lesen auch Zeitungen undsagen, ach, in dem Café seid ihr alle.Gut zu wissen. Und das sind so sozusagen die Details, die man dann außen vorlassen muss, was dann so Teil des Deals ist, was ja aber auch für mich nicht schlimm ist.Das ist ja ein Deal, den ich ganz unkompliziert mitnehmen kann.Und was da noch interessant ist, man hatte relativ früh eine Ausgangssperre.Ich glaube, um 20 Uhr hat die angefangen, 19 oder 20 Uhr und dann bis 6 Uhrmorgens ungefähr. Das ist für die Ukraine schon ganz schön viel.Und ich hatte mich gewundert, weil meine Erfahrung ist sonst,dass es dicht an der Front quasi keine mehr gibt, die beachtet wird oder eine sehr späte.Und wir haben gesagt, da geht es vor allem darum, dass die halt alles möglicheMilitärgeräte hin und her bewegen.Und je weniger Augen das sehen, weil man am Ende keinem vertraut, desto besser.Also es geht gar nicht darum, wie früher in Kiew, dass nichts geplündert wirdoder sowas in der Art, sondern halt, dass möglichst wenig Augen sehen,was sich so nachts im Schatten tut.
Tim Pritlove 1:01:57
Ja, und wenn die Verkehrssituation auch so problematisch ist,dass da alle so rumballern, dann will man natürlich auch nicht die ganze Zeitin irgendwelche Panzer reinfahren, die ja irgendwie durch die Straßen ziehen.
Enno Lenze 1:02:07
Wir mussten auch einmal nachts fahren. Also ich bin gefahren worden.Ich bin da nicht selber gefahren, weil das echt wild ist.Und die sind halt mit, also teilweise ohne Licht und teilweise mit Standlichtmit dem Auto gefahren, sodass man sich nur gegenseitig sieht.Weil wie die Straße verläuft, wissen sie ja. Das ist dann so ein bisschen wieso Magic Mountain Achterbahn im Dunkeln.Also die so drei von vier im Auto wissen, wo es lang geht, ich nicht.Und dann fahren die da halt sehr schnell die Straße runter und sagen,oh, da reflektiert was, da ist ein Auto, okay.Also mir schien, das ist wirklich das Gefährlichste. Aber ja,wenn man dann so einen Panzer oder so fährt, wäre blöd.
Tim Pritlove 1:02:48
Was war die, hast du mit Leuten vor Ort sprechen können?Ich höre von Chesson halt immer wieder, dass es, naja,obwohl sie natürlich sehr glücklich waren, dass sie von der unmittelbaren russischenBesatzung befreit wurden, ist das natürlich jetzt so eine Situation,ist ja die einzige Großstadt, die quasi unmittelbar auch die Front ist.Das ist ja kein Zustand, in dem man mental problemlos bestehen kann.
Enno Lenze 1:03:21
Nein, das ist wirklich, also nur so das Level, wie wir das ist.Wir wollten an einer Stelle parken und an dem Parkplatz stand so ein Schildhier, nicht parken, Achtung, Clustermunition.Und dann aber ein so ein Clustermunitions drin drangenagelt,so sieht das aus. Darauf musst du achten.Also so für den Fall, dass du da parken willst und noch nicht weißt,was Cluster Munition ist, sogar noch ein Sample.Pass auf, dass du hier nicht drauf trittst und lauf außenrum,aber das Gebäude dahinter hat schon auf. Es ist nur nicht geräumt.Und ja, also das ist kein Zustand. Das ist nicht wie Kiew oder selbst Trakiv,was ja zwar angegriffen wird, aber wo ziemlich normales Leben herrscht.Das ist auch so. Ich habe da mit ein paar Leuten gesprochen.Es ist so das Übliche. Da sind halt noch Leute von Polizei, Rettungsdienst,alte Leute, die einfach nicht gehen wollen.Das Abgefahrenste, mit dem ich gesprochen habe, das waren Ukrainer von einerNGO, die das Sozialtaxi vor Ort betreiben, wo ich gedacht habe,was meinst du? Also sagt er na so, wenn Rollstuhlfahrer irgendwie hin und hergefahren werden müssen oder so, das machen sie.Und die haben halt so ein, na so ein, wie so ein Transporter mit so einem Rollstuhllift.Und wenn dann zum Beispiel jemand zum Arzt muss, wird der gefahren.Sagt, Moment, in Rerson derzeit.Sagen ja, so alte Leute, die nicht wegziehen wollen, die brauchen ja Mobilitätund die haben Anspruch drauf.Also sind das junge Freiwillige, also jünger als 30 Jahre alt,die damit ungepanzerten, wie so, ich glaube, hier wäre das so Telebus oder sorumfahren und die Leute zu ihren Terminen fahren, während Drohnen in der Luftsind, während Artillerie fliegt.Aber es ist alles, also da ist halt kein normales Leben. Es ist halt auch kein Zustand.Und die allermeisten Leute sind halt auch weg. Also sie sind befreit, ja, das ist gut.Oder wenn du auch, ich habe in Kiew mit Leuten gesprochen, die aus Rehersonkamen, die sagen, hey, das ist prima, dass es befreit ist.Weil zumindest ist es jetzt nicht unter russischer Besatzung.Aber ich kann da halt nicht wohnen.Also es sind ja noch zwei sehr verschiedene Fragen.
Tim Pritlove 1:05:23
Ja, klar.So, jetzt haben wir natürlich neue Situationen. Spätestens seit dem Ereignisim Oval Office dürfte allen klar sein,dass Trump überhaupt gar kein Interesse an irgendeiner geordneten Außenpolitik hat.Und während halt seine Leute vor allem innenpolitisch anfangen,irgendwie die USA in so ein kleines Russland umzubauen,bleibt quasi die Außenpolitik ja komplett auf der Strecke.Hat sich jetzt mittlerweile auch in Europa rumgesprochen?Ich glaube, wir sind uns da sehr einig in der Bewertung,die man so mit, haben wir euch seit drei Jahren gesagt, zusammenfassen kann.
Enno Lenze 1:06:23
Ja.
Tim Pritlove 1:06:25
Jetzt wachen halt so einige auf. Ich weiß noch nicht, wie umfangreich dieseErweckung ist, aber zumindest ist ja sehr viel Bewegung in die Geschichte gekommen.Mich würde jetzt mal interessieren, was du mitbekommen hast,wie die Ukrainer das sehen.Weil das dürfte ja auf der einen Seite,ich vermute mal, es ist eine Mischung aus einem Schock,der vielleicht nicht so, weil es unerwartet war, sondern eher wie schnell undwie brutal es stattgefunden hat.Auf der anderen Seite kann ich mir auch vorstellen, dass das durch so eine gewisseResilienz konterkariert wird. Was hast du da wahrgenommen?
Enno Lenze 1:07:12
Also wirklich tatsächlich das allererste, was ich an dem Abend dazu gesehen habe, war ein Meme.Und zwar gibt es so ein Meme von, ich glaube aus dem Film Fluch der Karibik.Da hängen zwei Leute am Galgen und sollen gleich gehangen werden.Und der eine sagt zum anderen First Time und sagt, ach komm,da kommen wir wieder raus.So, und dieses Meme, und da sagt ein Kurde zum Ukrainer, first time,weil die Kurden sagen, hey, dass die Amis dich hängen lassen,ja, kennen wir, kennen wir, seid nicht so überrascht.
Tim Pritlove 1:07:50
Ja, ja.
Enno Lenze 1:07:51
Ja, und da habe ich gesagt, stimmt, stimmt, das vergisst man immer wieder,aber so in Kurdistan, Irak mit, Leute, lehnt euch auf und wir helfen euch gegen Saddam in den 90ern.Und dann gesagt, ah, doch nicht, wir haben einen guten Deal mit Saddam,habt viel Glück mit dem, ne, tschüss.Deswegen, ja, das dachte ich auch, das hat man auch nicht mehr so auf dem Schirm.Aber bei den Ukrainern war bei ganz vielen so, dass sie gesagt haben,hey, danke für alles, was ihr gemacht habt, also an die USA und danke,dass ihr weitermacht, weil allen klar ist,mit Trump musst du ultra vorsichtig sein und wenn jetzt alle artig sagen,danke, danke, danke, dann ist das das Einzige, was dir überhaupt helfen kann.Also so, wenn überhaupt, dann ihm so lange Honig ums Maul schmieren,bis er sich wieder freut.Auch als der NATO-Chef jetzt vor ein paar Tagen bei Trump war,der hat ja auch gesagt, toll und danke und super, wie du das hier,wie du diesen Stillstand in den Russland-Ukraine-Verhandlungen wieder in Bewegung gekriegt hast.Wo ich auch dachte, gut, das muss man ja ihm ja auch nicht, sozusagen,der wird gesagt haben, was er sagen muss, damit es gut läuft.Klar, alles okay, verstehe ich. Der versucht halt irgendwie die Sache am Laufen zu halten.Aber natürlich, also mehrere Sachen. Zum einen sagen ganz viele Ukrainer mirinzwischen, hätten wir die Atombomben mal nie abgegeben.Also 1994 das einzige Land, was je freiwillig Atombomben aufgegeben hat.Drittstärkste Atommacht der Welt, USA, Russland, Ukraine.Und die haben sie ja freiwillig abgegeben gegen Sicherheitsgarantien unter anderemvon den USA und sagen also sorry, aber fuck, hätten wir die Dinger mal nie abgegeben,dann hätten wir jetzt diesen Krieg nicht und vielleicht hätten wir dann in Zukunftirgendwann gerne wieder Atombomben, um das zu verhindern.Das finde ich ist so eine langfristig halt sehr bedenkliche Entwicklung,dass auf einmal wieder mehr Leute Atombomben wollen, weil sie sehen,wie die relevant sein können.
Tim Pritlove 1:09:56
Polen ist ja auch schon in der Diskussion.
Enno Lenze 1:09:58
Genau. Leute, ich meine, Polen und die baltischen Staaten sind auch jetzt auchaus der Ottawa-Convention ausgetreten, zumindest erstmal wegen Landminen und solchen Sachen.
Tim Pritlove 1:10:07
Und Cluster-Munität.
Enno Lenze 1:10:09
Genau, Cluster, die beiden waren es. Und das ist auch, wo ich denke, ich verstehe das total.
Tim Pritlove 1:10:14
Aber es ist halt eine nette Entwicklung. Es ging auch nicht um Landminen,sondern um Antipersonenminen, glaube ich.
Enno Lenze 1:10:18
Ja, genau, Panzerminen waren ja zulässig, aber genau, dass sie in die russischgerichtete Grenze, sei es Belarus oder was auch immer, Antipersonenminen vergraben dürfen.Es ist halt richtig ekliges Zeug. Gibt es einen Grund, warum es die Konventiongibt, aber ja, die sehen ja in der Ukraine, wie man, also eigentlich zwei Sachen.Bei der Ukraine zum einen sagen sie halt, okay, das ist richtig übel und diesind auch richtig sauer, weil es ist ja auch nicht, dass man sich gesittet irgendwievoneinander getrennt hat oder so.Es war ja wirklich dieses total von oben herab auf quasi die ganze Ukraine scheißenund denen sagen, wie blöd sie sind, klar, das.Kommt nie gut an.Und der andere Punkt, den ich so zumindest aus Europa, also hattet ihr ja auchausführlich in der letzten Sendung, hatte es, warum sind uns die Amis eigentlich so wichtig?Das ist unser Hinterhof und wir kriegen es nicht gebacken. Also ganz grob gesagt,also hier die EU, wenn man jetzt noch Türkei dazu nimmt, weil die ja ein praktischerPartner wären und Ukraine,da hast du dann irgendwie, ich glaube so 400 Millionen Leute oder so mit zusammensehr viel Armee und wir brauchen die Amis,um uns gegen irgendwie 160 Millionen Russen zu verteidigen, mal jetzt ganz plumpauf ein paar Zahlen runtergebrochen.Warum brauchen wir deren Hilfe? Okay, weil wir uns Jahrzehnte nicht um sowas gekümmert haben.Aber das ist halt das andere Problem. Und ja, was ich aus der Ukraine mitbekomme,ist halt, dass sie ganz viel sagen, okay, also an dem Abend,ich habe von Freunden, also die waren offensichtlich ziemlich besoffen,weil sie sich richtig vollgekippt haben an dem Abend und sagten, das war's jetzt.Die haben aber auch richtig düstere Nachrichten geschickt mit so,ja, okay, das war's, dann sterben wir halt bald. und hier geht nichts mehr und so.Ich dachte, okay, aber das hat halt gezeigt, wie die Stimmung bei einigen war.Und die haben am nächsten Tag gesagt, oh Gott, ignoriere mich.Das war kein guter Abend. Dann sagt, ja, ja, aber da wird ja die Wahrheit unddie Gedanken mitgeschwungen haben bei dem, was du geschrieben hast.Also es ist jetzt nicht so, dass die es in dem Moment nicht gedacht haben.Und das war halt, wie es bei vielen ankam, so dass das war es.So die Sache ist durch.Und zum anderen dann auch, wofür haben wir denn dann jetzt überhaupt gekämpft?Dann hätte man doch direkt am Anfang sagen können, zack, das war's,drei Tage Krieg, alles russisch, weil wenn die es jetzt eh kriegen sollen oderdas so das Ergebnis wäre.Das hat sich zum Glück inzwischen wieder so ein bisschen beruhigt.Aber eben, dass ja allen klar ist, die USA sind leider kein zuverlässiger Partner mehr.Also auch wenn sie jetzt wieder helfen und hin und her, aber jetzt ist ja allenklar, das ist jetzt Glückssache, wie lange die noch wem wo helfen oder wannsie sich wieder rausziehen.Und das ist ja, das war auch, ich habe gestern mit so 20 Studenten über andereThemen gesprochen, das nur am Rande.Und die sind halt alle so Anfang 20, also so 2000 oder später geboren.Also sie sind geboren, als ich meinen Führerschein hatte.Das ist schon schlimm genug. Ich bin alt geworden, habe ich gemerkt. So, und dann...Den irgendwie, dass die USA so diese Schutzmacht Europas so ist und was daszerrüttet gerade, also wie unglaublich dieser Moment ist,das ging an den meisten von denen völlig vorbei, weil denen das gar nichts sozusagengesagt hat oder was das jetzt,also was die Folgen sind.Also wie hier gerade durch Europa so eine Welle geht mit, oh Mist,wir müssen uns jetzt um unsere eigene Sicherheit kümmern und dass wir redenvon fünf bis zehn Jahren, die das jetzt ändert in gesamten Staatsplanung der gesamten EU.Da habe ich gemerkt, denen ist das überhaupt nicht, die wussten nicht,wovon ich rede, hatte ich das Gefühl, ganz böse gesagt.Und das fand ich halt auch strange, weil alle Leute in meinem Umfeld,denen war in dem Moment oder an dem Abend klar so, okay, jetzt verschiebt sich gerade die Welt,und dann merke ich so, es gibt andere Leute, die kennen diese Verbindung garnicht, um es mal so zu sagen, was ich mir kaum vorstellen konnte.
Tim Pritlove 1:14:36
Also das fand ich auch sehr... Leute in der Ukraine oder Leute in...
Enno Lenze 1:14:39
In Deutschland, genau, also die immer hier im sicheren Land gelebt haben,für die es nichts anderes gibt und Und ja, dann hat Trump da halt irgendeinen Typen angemeckert.So ist Trump halt. Aber was hat das mit mir zu tun?Und in Polen, die scheinen sehr klar zu verstehen, was das mit ihnen zu tun hat.
Tim Pritlove 1:14:56
Ja, ja, ich denke, das ist kurz hinter der Grenze Deutschlands.Ja, ja, da geht das dann los. Innerhalb von Deutschland ist es wirklich absurd teilweise.Aber ich glaube, die Realität wird sich jetzt auch langsam einstellen.Hast du was gehört, wie die Ukrainer diese Rolle von Zelenskyj in dem Momentin der Situation bewerten?Man hätte ja einfach die ganze Zeit den Stiefel lecken können,Hauptsache wir behalten unsere Unterstützung oder ich hatte eher den Eindruck, es lief andersrum.
Enno Lenze 1:15:43
Ja genau, ich hatte also zwei Sachen, zum einen was man bedenken muss, Selensky,spricht nicht so gut Englisch, der kann zwar schon das ist okay,das hat sich auch in den letzten drei Jahren verbessert, aber der ist auf keinenFall flüssig, also der braucht bei Englisch immer noch Dolmetscher,und wenn man einfache Interviews mit ihm macht oder wenn man so mal salopp gesagtSmalltalk mit ihm macht, das geht aber wenn es in komplexe Dinge geht oder auchbei Redewendungen oder sowas, da merkt man einfach,die Sprache, er spricht die nicht so lang, die war früher für sein Leben nicht so relevant.Und ich glaube, das ist ein so ein Punkt.Dass, dass ich mir halt nicht sicher bin, wie exakt er allen Details des Gesprächsfolgen konnte. Also im Groben schon.Aber es kann halt, ich meine, wenn es um Politik geht und um Staatschefs,da sind ja auch so Nuancen und Details wichtig.Und ich vermute, dass das zumindest nicht, nicht nahtlos alles geklappt hat.Das aber nur so als ein Aspekt, den man im Kopf haben muss.Das andere war, was ich viel von Ukrainern gehört habe, dass die gesagt haben,der hat das schon richtig gemacht, weil er hat sich ja sehr höflich bedankt die ganze Zeit.Und selbst als er angemeckert wurde, hat er gesagt, nee, ich habe euch immergedankt und das war gut, was ihr gemacht habt.Es ist ja nicht, dass Zelensky da irgendwie auf Krawall gebürstet war da so,sondern er war wirklich sehr, sehr lange sehr, sehr höflich und eigentlich bis zum Ende.Er ist ja nie richtig patzig geworden. Er hat nur irgendwann gesagt,Leute, aber extrem defensiv die ganze Zeit.Und was ich von den Ukrainern gehört habe, ist, dass sie gesagt haben,der hat das sehr gut gemacht, weil sie wären schon lange an die Decke gegangen.Also er war sehr viel Staatsmanager.Also umgekehrt, du warst ja auch in der Ukraine. Stell dir mal vor,du hättest, so wie Trump mit Zelensky gesprochen hat, mit unserem Barkeeper da gesprochen.Also da wäre das Gespräch kurz gewesen mit einem durchschnittlichen Ukrainer.Deswegen sagen die, der hatte sich schon gut im Griff.Das ist alles okay. Okay, aber das andere ist ja auch, ganz offensichtlich wollteman ja diesen Konflikt auf US-Seite.Also, dass dieser Journalist, der ja nicht meiner ist, die Frage so gestellthat und Vance und so, das war ja, offensichtlich war da irgendwie ein Plan hinter.Selbst wenn Selenskyj dieses Mal auf Biegen und Brechen das irgendwie noch gewuppthätte, wie auch immer, dann wäre es ja beim nächsten Mal eskaliert oder irgendwas.Aber es war ja klar, da soll es hingehen.Oder umgekehrt, er hatte ja überhaupt keinen Anteil an dieser Eskalation.Also es ist ja nicht, dass es sich aus Versehen irgendwie, dass man aneinander vorbeigeredet hat.Und zum Beispiel mit Macron, als der ja ein paar Tage oder so vorher da war,der hat ja auch Trump verbessert und gesagt, warte mal, warte mal,auf eine charmante und höfliche Art, nur da ist ja gar nichts eskaliert.Da hätte Trump ja genauso hochgehen können oder so und sagen können,red mir hier nicht dazwischen und ich weiß das besser, sondern da sah man ja ganz klar,das war so gedacht, also konnte Zelensky da nichts mehr am Ausgang ändern unddafür hat er sich extrem gut gegeben,zum einen sehr defensiv, sehr höflich und was sie aber sagten,aber trotzdem schon immer klar mit Positionen Ukraine im Kopf.Also er hat ja schon eben nicht den Stiefel lecker gemacht, er hat gesagt,ich danke euch, aber wir brauchen trotzdem diese Hilfe.Und das, was ich allgemein von den Ukrainern gehört habe, war,dass er es positiv macht.Ja, und das ist halt nichts, am Ende war er halt eine Statistenrolle in einem Spiel einfach.
Tim Pritlove 1:19:22
Ja, mit Umfragen ist das immer so eine Sache, aber es wurde ja dann relativschnell deutlich, dass das seinem Ansehen eher förderlich war.Ich meine, er ist ja jetzt auch nicht komplett unumstritten in der Ukraine,wie sollte das auch anders sein? Aber seine Zustimmungswerte sind dann eherdeutlich hochgegangen.Mit anderen Worten, man hat sich da schon solidarisiert.Aber mal weg von dieser konkreten Situation.Was denkst du, wie jetzt die Grundhaltung ist und hat die Ukraine noch Vertrauen in Europa?Ich glaube, das ist jetzt bescheinend.
Enno Lenze 1:20:04
Ich meine, mäßig. Ich glaube, so mittel. Aber es war ja auch nie anders.Also, was bei diesen Diskussionen ja immer wieder rauskommt,ist, der Krieg in der Ukraine ging los. Und Deutschland sagt, wir helfen sofort.Wir schicken 5000 Helme.Genau, das war so.Das war echt wie aus so einem Monty-Python-Sketch. Wir müssen handeln.Wir müssen handeln. Wir machen eine Diskussion.
Tim Pritlove 1:20:29
Was, wenn wir euch mit einer Banane angreifen?
Enno Lenze 1:20:34
Genau. Und dann haben die ja noch Monate gebraucht. Ich glaube,die haben vier, fünf Monate gebraucht, bis sie wirklich da waren und so.Es war halt nur peinlich.Und das ist aber so symbolisch, finde ich.Oder dann auch, als es um die Abstimmung ging, als die Ukraine gesagt hat,sie können Taurus gerade echt dringend brauchen. Also es ist auch ein bisschen hin und her.Und als es dann hieß, nee, stimmen wir gegen.Und dann aber Leute sagen, ich wäre voll dafür gewesen, ich habe aber dagegengestimmt, weil halt sachpolitische Zwänge. Und sagt, okay, dann wissen wir ja,wo bei dir die Prioritäten liegen,nämlich bei sachpolitischen Zwängen und nicht, was der Ukraine hilft.Und auch solche Sachen. Und auch jetzt, wenn ich diese Diskussion mir immerwieder irgendwie angucke, es geht nicht darum, wie können wir denen helfen oderwie können wir am Ende den Konflikt lösen, wie auch immer.Mir ist ja jeder Weg recht, der am Ende zum Ergebnis führt.Sondern es heißt dauernd, ja, aber der hat den Antrag gestellt und das ist doof.Also immer dieses Kleingestreit, man sagt, solange die das nicht auf die Kettekriegen, mal irgendwie wirklich Fokus auf das Problem, sehe ich da nicht viel.Und bei den Ukrainern auch so, die sagen, hey, ihr habt da so 20,30 Länder, die immer diskutieren.Und dann irgendwie wird mal geholfen, dann ist eine andere Regierung,dann gibt es hier wieder eine Abstimmung.Aber nicht, dass man sagt, da kann man solide mit planen oder kann man Kriegmit planen. Vielen Dank.Sondern mal kommt was, dann kommt nichts, dann ist wieder anders.Und so funktioniert halt ganz salopp gesagt Militärlogistik nicht.Wenn du sagst, ich brauche meine Artilleriegranaten, dann heißt es,okay, wir machen mal in zwei Monaten mit vier Ländern eine Diskussionsrunde, ob wir helfen können.Und also nicht, dass sie sich komplett im Stich gelassen fühlen,aber dass sie halt so sagen, ihr habt immer noch nicht verstanden, was los ist.Also ihr habt immer noch nicht kapiert, was das mit euch zu tun hat.Sondern es ist immer noch so ein Abstand für alle außer Polen.Auch bei Polen ist ja so, direkt zu Kriegsbeginn haben die so unglaublich geholfen.Und ich habe es ja auch gemerkt, wenn wir Sachen über die Grenze bringen musstenoder wenn wir irgendwas in Polenzu tun hatten zu der Zeit, wenn wir Hilfe leisten wollten in der Ukraine.Die ganzen Behörden haben gesagt, stell dich vorne an, fahr an der Schlangevorbei, können wir euch tragen helfen? Also alles.Und das ist halt auch alles deutlich zurückgegangen. Also weil Polen,man sieht ja, dass sie die Gefahr aus Russland ernst nehmen,aber sie sehen auch, dass die Ukraine ihren Teil derzeit ganz gut hinbekommt, so als Puffer.Und da merkt man, selbst in Polen ist sozusagen die Unterstützung Versetzungendirekt zur Ukraine, na so zurückgerollt oder so.Also nicht mehr diese Panik. Russland könnte gleich bei uns vor der Tür stehen,sondern nur die Ukraine können verlieren. Aber Polen ist noch ein paar Jahre sicher.Und je weiter weg, desto schlimmer wird es halt.Und ja, die fühlen sich jetzt nicht komplett verlassen, aber halt auch nichtvoll ernst genommen, sondern so eins von vielen Themen.
Tim Pritlove 1:23:39
Ja, dem ist sicherlich auch so.
Enno Lenze 1:23:41
Ja.
Tim Pritlove 1:23:43
So, jetzt haben wir ja demnächst eine neue, ich weiß nicht, ob das Wort neuüberhaupt so ein gutes Wort ist, aber eine andere Regierung.
Enno Lenze 1:23:51
Neuer Wein in alten Schläuchen.
Tim Pritlove 1:23:53
Genau.In Deutschland. Jetzt war ja bisher die Rolle Deutschlands eher so naja,also von 5000 Helmen zu Taurus ja vielleicht, mal gucken, rufen nächste Woche nochmal an.So, jetzt haben wir ja natürlich Friedrich Merz, den unerfahrensten Politiker,der je Bundeskanzler geworden ist.Der steht jetzt hier irgendwie Ante Portas, beginnt jetzt irgendwie seine Regierungszeiterstmal mit dem kompletten Gegenteil von dem, was er angekündigt hat.Schuldenbremse und so weiter. Ich meine, es war politischen Beobachtern,glaube ich, eh schon immer klar, dass das sozusagen sofort umfallen wird.Das ist halt trotzdem interessant und man muss halt mal sehen,was außer weniger Steuern für reiche Leute irgendwie noch übrig bleibt von seinen Forderungen.Aber er hat sich ja extrem festgelegt, was so Details wie Taurus,Lieferungen und so weiter betrifft.Und jetzt ist natürlich das beschlossene Sondervermögen oder wie auch immerdas heißt, also die Neuverschuldung sozusagen.
Enno Lenze 1:25:11
Schulden am Ende, ja.
Tim Pritlove 1:25:14
Das ist ja jetzt durch und jetzt muss er im Prinzip auch reagiert werden.Hast du irgendeine Erwartungshaltung, was jetzt passieren wird,vor allem ob Deutschland noch irgendeine Rolle in Europa bereit ist zu übernehmen?Man sieht ja jetzt der politische Gewinner der aktuellen Situation,ich finde das Wort Gewinner ein bisschen schwierig, lass es mich anders formulieren,die auffallendste Kraft, sagen wir mal in der gesamteuropäischen,politischen Diskussion ist ganz klar Frankreich mit Macron die natürlich gutdastehen weil sie sagen können, haben wir schon immer gesagt so hier Abhängigkeitvon Amerikanern eine ganz schlechte Idee.Guck mal, wir sind jetzt die einzigen, die noch Waffen haben,die irgendwie nicht von Amis abgeschaltet werden können.Plus einer weitergeführten Debatte, um in irgendeiner Form mit Troops on the Ground,da voranzukommen. Also, wie denkst du, wird sich das mit Deutschland,England und Frankreich konkret entwickeln?Weil ich denke, wenn sich danichts entwickelt, brauchen wir über den Rest gar nichts zu diskutieren.
Enno Lenze 1:26:29
Ja, zum einen, das mit den französischen Waffen hatte Pavel ja auch schon,glaube ich, letztes Mal relativ viel zu gesagt.Also, das dachte ich auch genau das.Jahrelang sind die sozusagen belächelt worden, weil es das ist wie so der eineDatenschutz-Nerd, den man kennt, der kein Android benutzt und kein iPhone undimmer seinen Scheiß frickelt. und sagt, voll geil, ist totaler Mist.Und so ein bisschen, finde ich, ist das mit Frankreich. So, ja,ja, macht mal schön eure Buchäckern sammeln da drüben.Und jetzt können sie sagen, haben wir euch immer gesagt. Haben wir immer gewusst,waren wir immer richtig. Und gönne ich ihnen.Ja, und ich glaube, ein großes Problem ist halt, durch Brexit damals auch,die Briten und Franzosen sind halt so die Armeen, die wirklich kriegserfahren noch sind.Und die funktionieren, die die Routine haben. Also Briten ja noch mal mehr.Aber die Franzosen, das geht auch immer so an Leuten vorbei,fast überall, wo Amis und Briten waren, waren auch die Franzosen mit irgendwie unterwegs.Auch französische Spezialeinheiten in Syrien die letzten Jahre,so in den kurdischen Gebieten, was auch so immer so ein bisschen untergeht.Das heißt, die sind ganz fit und ich glaube, das ist einer von zwei Punktenklar, dass sie halt auf ihre eigene Rüstung gesetzt haben, aber eben auch dasssie einfach wissen, wie man Krieg macht deutlich mehr als die Bundeswehr.Und dass sie halt mit NATO und EU die haben ja schon genug mit Amerikanern zu tun, aber eben,immer mit so einem kritischen Blick drauf oder immer so ein bisschen Also dochdeutlich anders als, sagen wir mal, das deutsch-amerikanische Verhältnis,was ja immer auch viel von Vorschusslorbeeren, egal was passiert, geprägt ist.Deswegen denke ich, wenn es jetzt um Truppen oder um Aufrüsten oder irgendwasgeht, da ist es wirklich nicht für Europa, aber für die EU sehr schlecht,dass die Briten raus sind.Weil die waren, was das angeht, wirklich relevant.Und ja, also für uns und auch wiederum für den Kontakt zu den Amis,weil das ja auch besser ist.Deswegen, ja, Macron, ich glaube, der kann sich nichts Besseres vorstellen derzeitals seine Rolle auf einmal, dass sie auch so Aufgaben übernehmen.Die haben ja auch sofort geholfen, ein bisschen bei der nachrichtendienstlichenSache, dass sie den Ukrainern geholfen haben.Mit Aufklärungsflügen über dem Schwarzen Meer. Die Italiener aber auch.Die Italiener sind ja mit ihren, diese kleinen Airwags, die so groß sind wieso ein Privatjet von, ich glaube, Saab oder was die da benutzen.Auf jeden Fall, die sind nun mal kleiner.Die sind auch sofort wieder über das Schwarze Meer geflogen.Und da habe ich gesagt, warum schicken wir nicht unseren Airwags?Weil wir keinen haben. Okay, da geht die Story doch schon wieder los.Wir dürfen halt diesen NATO-RX mit benutzen, aber wir haben,glaube ich, gar nichts in der Größenordnung mehr richtig.Und ja, jetzt.Das ist so ein bisschen blöd, weil eigentlich ist es im Team ja immer besser,also sei es EU, sei es ein Verteidigungsbündnis und so weiter,aber wenn sich im, also eigentlich wie früher in der Schule,wenn man so eine Gruppenarbeit macht und alle haben sich immer darauf verlassen,dass der eine es richtig macht und der stellt sich dann als Assi raus und macht nicht mehr mit.Und auf einmal haben wir ein Problem mit der NATO, wenn die Amis halt nichtmehr sich um alles kümmern.Das Traurige finde ich nur, bei der Münchner Sicherheitskonferenz seit den 60erJahren sagt jeder Ami-Präsident oder Vertreter, der da auftritt,ihr müsst euch mehr um eure Sicherheit kümmern.Und alle sagen immer, haha, guter Gag, ja, nächstes Jahr wieder.Aber die haben das seit 60 Jahren gesagt, ne?Alle Verteidigungsexperten haben das gesagt und immer wenn es dann dazu kommt,heißt ja, aber so Waffen kaufen kostet halt nur Geld und ist unbeliebt alsodas finde ich auch so komisch in Deutschland,zum einen ist es ja ganz gut, dass wir nicht so wirklich so diese Waffenfansund Waffenfetischisten so hier haben, aber,es kippt halt regelmäßig dann so ein bisschen zu weit, dieses A,Waffen sind aber doof und ich hatte auch, das ist auch so ein Punkt wenn ichmit Leuten spreche, ich habe vor einer Woche mit einem Bekannten gesprochen,der Er auch sagte, ja, aber jetzt mal so sein pazifistischer Blick.Warum ist es so schlimm?Warum stellen sich die Ukrainer da so quer und sagen nicht, dann haben wir halteine andere Regierung? Weil es wird doch eh alle paar Jahre gewählt.Und so anders ist das doch nicht, als wenn jetzt einfach, weißt du,wie wenn eine Wahl wäre und eine andere Regierung, dann ist jetzt halt Putin der Regierende.Dann hätte ich gesagt, ja, aber du hast schon Butcher mitbekommen und Mariupol und nö.Ja, weil Nachrichten guckt da nicht so, Weil das macht so schlechte Laune und sowas.Und das ist dann wieder der andere Aspekt. So Leute dürfen dann wählen und amEnde sorgt das, so ist einer der Punkte, warum wir dann wieder schlechter beiRüstung dastehen, weil Leute es nicht verstehen.Aber zurück zu Macron. Ja, ich denke, der...Die werden jetzt deutlich mehr was machen können.Und vor allem die und Polen sind ja sozusagen über Deutschland hinweg,die rechts und links von uns, die spielen immer wichtigere Rollen.Und wir dackeln immer noch so hinterher.Und bei Merz, ja, ich bin mir auch nicht sicher.Also ich bewerte Leute ja immer nach dem, was sie liefern. Und ich meine,bisher musste er nie liefern.Das ist immer einfach, weil ich habe auch immer eine Menge Ideen und fordereeine Menge Dinge. Ich hätte auch Taurus geliefert, aber ich musste es auch nie entscheiden.Ich bin gespannt. Und dann halt mit so Bremsbacken von der SPD noch nebendranund mit der AfD, die immer rumnervt.Aber Merz und SPD, also ich hoffe, dass er was bringt und dass er den Ladenzusammenhält, weil ich kann mir nicht vorstellen, wie es ist, so Kanzler zu sein.Aber mit der SPD im Boot, also ohne geht es nicht, klar.Aber ich glaube einfach nicht, dass es die Sache einfacher macht.Oder wie will er sich deren Gunst erkaufen oder so.Da sind mir noch zu viele Fragen offen. Also ich befürchte, dass wir zwar soein paar Rüstungsaufträge dann schreiben, die dann über Jahre irgendwann malrealisiert werden sollen.Und dass aber wir weiterhin vor allem auf dem Papier das Problem lösen,aber nicht in der Praxis. Also das ist so meine Sorge.Und wenn wir Glück haben, kümmern sich Polen und Frankreich drum,dass die zumindest ordentlich aufrüsten und abschrecken.Und jetzt haben wir halt nur noch Frankreich als Atommacht in der EU,nachdem die Briten weg sind.Und sie hatten ja schon gesagt, sie wollen sozusagen uns alle mitschützen mit ihren Atombomben.Aber das ist halt, ja, hängen wir wieder von jemand anderem ab und hoffen,dass der uns lange gut gesonnen ist und dass nicht irgendwie jetzt noch einefranzösische Regierung kommt demnächst irgendwie, die auch keinen Bock mehrauf die Sache hat, weil dann wäre es richtig fatal für Europa.
Tim Pritlove 1:33:29
Genau. Ja, ich meine, das Problem haben wir natürlich jetzt generell immer, wobei,ich möchte nicht sagen, ich bin da optimistisch so weit würde ich nicht gehen,andererseits glaube ich tut uns Trump in einer Hinsicht einen Gefallen,man sieht das natürlich jetzt schon überhaupt dass überhaupt erstmal so dieserErweckungsmoment dieser Ruck durch Europa geht mit so oh scheiße jetzt sindwir aber irgendwie auf uns alleine gestellt ist, müssen wir mal was tun.Das wird auf jeden Fall Folgen haben.Andererseits zeigt Trump natürlich jetzt auch ganz wunderbar auf,wie scheiße so Faschismus ist im neuen Gewand und wenn die Geschwindigkeit derDemontage der USA als Staat so beibehalten wird,dann wird glaube ich, naja,also wird nicht mehr so lange dauern, bis da interessante Auflösungserscheinungen zu sehen sein werden.In wirtschaftlicher Hinsicht, gesellschaftlicher Hinsicht und mal schauen,in welcher Hinsicht sonst noch so.Das wird noch ein bisschen dauern, aber man ist sozusagen schon auf dem Wegund es ist ja auch so, dass man außerhalb der USA das schneller sieht als in den USA.Man sieht das ja auch jetzt schon.Ich denke mal in intellektuellen Kreisen ist das Ding jetzt eh schon gegessen,aber worauf ich hinaus will ist.Dass so die Lust an Staatszersetzung jetzt durch so Vögel wie Elon Musk nicht unbedingt steigt.Ja, sodass das also durchaus auch eine Gegenbewegung auslösen kann,die vielleicht jetzt nicht mega stark ist, aber ausreichend ist,um zumindest diese Populisten und Russlandversteher und so weiter,wie die AfD und vielleicht auch den Front National halbwegs im Griff zu halten.In dem Zusammenhang wundere ich mich, das finde ich auch mal interessant,ob du da eine interessante These hast, aber wir haben ja nun mit Meloni in Italienso eine Mussolini-Verehrerin,so ganz linksradikal kommt sie ja nicht rüber.Auf der anderen Seite fährt sie in einen interessanten pro-ukrainischen.Pro-europäischen Kurs mit, so sehr sie auf der einen Seite innerhalb Italienshalt auch so in diesem Abschiebungs-Antimigrationspolitischen Prozess sich aufreibt.Ich kann mir aus ihr und überhaupt der Rolle Italiens derzeit irgendwie keinen richtigen Reim machen.Andererseits hält ihre Regierung schon länger als das normalerweise mit italienischen Regierungen so ist.
Enno Lenze 1:36:48
Ja, ich verstehe ihre Linie auch nicht, also so grob, also sie ist ja irgendwierechts, rechtsextrem ihre Partei, je nachdem, wo man die so ansiedelt, aber deutlich rechts.Den einzigen gemeinsamen Nenner, den ich immer wieder halt bei diesen Sachensehe, ist so sinngemäß ein starkes Italien, was irgendwie eine Rolle spielen soll.Also so Dinge zumindest ein bisschen in die Hand nehmen, wie halt diesen kleinenAirwax schicken, wenn die Amis die Runden nicht mehr fliegen,dass man sagt, hier Italien,wir haben noch so einen kleinen Airwax, wir tun was, wir spielen,wir sind eine Nation, die was leisten kann, so in der Art.Und wenn es dann eben um die Ausländer geht, das heißt die nicht,die sind eben nicht Italiener, die was leisten, die können weg,und dass das so ein bisschen die Denkweise ist, aber es passt halt auch nichtimmer, weil ich hatte mir auch so ein paar Entscheidungen angeguckt und dannwaren auch immer wieder Sachen, wo ich irgendwie nicht so richtig drauf schlau wurde.Aber ja, mir scheint so, ja, halt so das Land,also ein bisschen wie Trump, nur halt auf einem viel, viel kleineren Niveauso das Land wieder etwas tun lassen oder halt eine Entscheidung machen, etwas bewegen,wenn es auch nur sehr, sehr kleine Sachen sind.Und am Ende, ja, ist da halt, sehr viel kann Italien meist nicht machen,weil sie ja selber genug Probleme im Land haben und so.Aber mir scheint das, wo sie haltkönnen, würden sie gerne mehr eine Rolle spielen, auch außenpolitisch.Nur sehe ich da auch das Potenzial überhaupt nicht, weil Italien war jetzt inletzter Zeit nie so relevant dafür.Aber ja, ich verstehe, sag mal, proeuropäische Rechte verstehe ich eh nicht.Das ist wie dieser internationale Kongress der rechten Parteien,wo sich dann Rechte mit den Rechten aus dem Ausland treffen und gegen andereAusländer sind. Also rechtes Gedankengut ist für mich immer wieder ein bisschenschwierig zu verstehen.Deswegen bei Meloni irgendwie am Ende will sie halt eine Rolle spielen und ihrLand, aber viel mehr finde ich da nicht, was ich irgendwie verstehe bei ihren Handlungen.
Tim Pritlove 1:39:01
Ja, es ist wirklich schwierig mit Europa. Ich merke das auch gerade jetzt,wo ich irgendwie so durch Asien Tiger und irgendwie versuche Leuten irgendwieEuropa zu erklären, ist irgendwie gar nicht so einfach.Ja,So, okay, ich denke, wir sind jetzt eigentlich mit dem, was ich so auf der Liste hatte, durch.Mich würde mal interessieren, was du denkst, wohin sich das gerade alles so hin entwickelt.Wenn wir mal davon ausgehen, dass Trump keine Wände einlegen wird in seinem Verhältnis,Dass Putin den Stiefel leckt und versucht, mit irgendwelchen ErpressungstaktikenErgebnisse zu erzielen.Ich denke, dass wir beide der Meinung sind, das wird nirgendwo hinführen.Mit einem sich langsam mehr bewegenden Europa, einer Ukraine,die eh nicht aufhören wird zu kämpfen, egal was drumherum passiert.Was würdest du meinen, wohin die Reise gerade geht?
Enno Lenze 1:40:18
Ja, also die USA verliert ja massiv Einfluss auf der Welt, was ja da so wichtigist, weil das eben ihr Selling Point ist.Also wenn wir jetzt zum Beispiel irgendwo eine Militärmission beenden oder so,das ist für Deutschland nicht relevant, ob wir in Mali oder in Afghanistan dabeisind. Das definiert sozusagen unser Land nicht.Aber die USA, für die ist ja USAID, ihre Armee in anderen Ländern,all diese Dinge, diese Einflussnahme, das ist ja quasi der Markenkern,dass sie das haben. Und den verlieren sie jetzt.Das, glaube ich, wird den USA wirklich lange schaden. Und selbst wenn eine andereRegierung kommt, dann sagt man ja nicht Schwamm drüber, sondern man sagt,ja, ja, warte mal, das wird ja jetzt ein paar Jahre dauern.Und bis dahin, denke ich, werden sich eine Menge alternative Strukturen auch gefunden haben.Also gerade in der EU, also man merkt ja, wie jetzt in Rekordzeit alle überlegen,wie machen wir jetzt selber unsere Sachen.Auch ein so ein Detail nur, wie viele Leute ich im Umfeld hatte,die sich gemeldet haben und gesagt haben, sag mal, wo sichere ich eigentlichmeine Daten und meine Fotos, wenn ich es nicht in die Google Cloud,die Apple Cloud oder die Microsoft Cloud packen will?Also nicht, dass das der große Wurf ist, aber dass so normale Menschen auch überlegen,naja, das, was die Datenschutznerds seit Langem sagen, schmeißt nicht alles in die Cloud in die USA,aber wir haben bisher keine, sozusagen nicht auf dem Niveau Konkurrenzproduktehier, bin ich auch gespannt, was sich in dem Bereich tut, also auch in so Alltagssachenfür normale Menschen, nicht nur die große Politik.Dann ja auch, was man sieht, der Tesla-Kurs, wie der unter Elon Musk sozusagenpersönlichem Auftreten leidet.Also wie eine Person das so zerrütten kann, wenn es eben der Firmen im Haberist. Und auf der anderen Seite, die anderen Länder oder gerade jetzt die EU,die sich so emanzipieren müssen, dann auch die Rolle von China.Also ich meine, wenn ich Xi Jinping wäre, würde ich die strategischen Popcornreservengerade anbrechen, weil irgendwie Russland geht es nicht gut. Die USA zerlegen sich.Abwarten, einfach abwarten, was am Ende rauskommt. Muss China gerade überhaupt nichts tun.Und das sind, glaube ich, ganz viele so Dinge, wo sich jetzt wirklich den nächstenaber Jahren, also fünf Jahren oder so, die Welt neu sortiert.Und ich denke, dass eine stärkere EU bei rauskommt, also wenn wir es nicht völligvermasseln, aber da bin ich schon positiv,weil wir können ja alles, dafür gibt es ja die EU, dass wir sozusagen die Defiziteder einzelnen Länder ausgleichen und zusammen ein Team bilden,da bin ich auch sehr positiv,dass das klappt.Das wird wahrscheinlich eine Weile dauern, weil der Mindset sich erst mal ändernmuss, also so von klein bis groß, von März bis irgendwelche anderen Leute.Und dann aber auch die langfristigen Folgen, wo ich gar nicht orakeln kann mitSachen wie halt in Afrika oder so Länder, die bisher von USA oder Russland stark abhängig waren.Also so von Demokratien, die gefördert werden, bis hin zu Diktatoren,die irgendwie gehalten werden, was das da auch zerrüttet.Aber ich denke, also so in den letzten Jahren hat sich zwar immer wieder wasauf der Welt getan, aber außer Covid gab es nichts, was dieses ganze Systemins Wanken oder ins Verschieben gebracht hat.Und ich glaube, dass wir halt an dem Punkt doch sehr klar jetzt sind,dass wir auf allen Ebenen sehen werden, wie Leute eben nicht mehr diese US-Abhängigkeithaben können oder wollen oder jetzt doch mal so hinterfragen,wie es andere lange gemacht haben,und dass wir halt also schon in einem Jahr eine deutlich andere Welt haben werden,aber in fünf Jahren nochmal viel mehr und ich hoffe, dass es besser wird,weil wir sozusagen dezentralisieren, also das Das,was die Nerds schon immer gefordert haben, dezentrale Strukturen.Aber ich bin mir nicht sicher, ob das so klappt. Also ich habe leicht positiveAusblicke für die EU, aber ich bin mir nicht sicher, ob das insgesamt Ruhe in den Planeten bringt.
Tim Pritlove 1:44:31
Ja, eine der jüngsten Axtschläge der Trump-Regierung war ja USAID und auch hierVoice of America und Radio Free Europe einzustellen.Unfassbar blöd.
Enno Lenze 1:44:53
Ja, das sind die Machtprojektionsmittel und um Assets in Land zu bringen.Also ich meine um Agenten geschickt zu positionieren, das sind solche Machtinstrumente beides.
Tim Pritlove 1:45:05
Und ich dachte mir, also es gibt wohl schon einen Move der EU,zumindest die Finanzierung von Radio Free Europe zu übernehmen.Was ich schon mal ganz positiv finde mit dem Hintergedanken,dass das natürlich jetzt auch eine Gelegenheit wäre für Europa unmittelbar dieseProjekte aufzugreifen.Also sie werden jetzt bei USAID natürlich nicht die ganzen amerikanischen Spione übernehmen.Aber wenn sie zumindest erstmal, vielleicht auch das, zumindest die nicht amerikanischenLeute, sie könnten sozusagen die ganzen Journalisten weiterfinanzieren,die dadurch jetzt auf der Straße gelandet sind.Sie könnten die ganzen Ernährungsprogramme aufgreifen. Das ist nicht viel Geld.Also es ist nichts, was Europa nicht problemlos wuppen könnte.Und allein nur der Move, dass sie quasi das retten,mal ganz unabhängig davon, wie sie das dann in Zukunft fortführen,aber wenn sie, sagen wir mal,70 bis 80 Prozent dieser Projekte retten und sozusagen Strukturen auch erhalten,die vielleicht jetzt gerade eben noch bestehen.Das wäre natürlich eine riesige Gelegenheit.Mal ganz davon abgesehen, dass sie dann sozusagen von den amerikanischen Farmerndas alles in die deutsche oder in die europäische Agrarwelt rübernehmen mithier Hilfslieferungen und so weiter finanziert durch Europastadt in den USA.Das wäre natürlich eine riesige Gelegenheit, hier voranzuschreiten.Also ich sehe halt Krisen sind ja auch immer eine Möglichkeit,viel zu gewinnen, wenn man die richtigen Moves, die richtigen Zeit machen.Ich weiß nicht, ob Europa insgesamt fit genug ist.Hab allerdings tatsächlich, muss ich das sagen.Bei Ursula von der Leyen ganz gutes, ich finde, performt da ganz gut.Die ist schnell dabei.Die spielt wirklich eine Rolle in dem Ganzen und eine gute Rolle. Muss man ja lassen.Das könnte durchaus was werden, wenn man das nutzt. Und wo du Afrika ansprichst,das ist ja auch so ein Blind Eye.Nicht nur der Amerikaner, auch der Europäer.Kein Wunder, dass die Chinesen da so populär sind, weil die Chinesen kommenda halt hin und sagen, ja, guten Tag, was braucht ihr?Straßen, Häuser, Gebäude, irgendwie bauen wir auch.
Enno Lenze 1:47:38
Hafen.
Tim Pritlove 1:47:39
Hafen und so. Also quasi Soft-Power par excellence, während naja,Franzosen jetzt nicht so ein gutes Bild abgegeben haben, hat ja auch dazu geführt,dass die Russen es geschafft haben, den ganzen Sahel-Bereich quasi abzunehmendurch die Revolution der letzten zwei, drei Jahre,was für die Franzosen ja auch ein riesiges Problem ist,weil da irgendwie viele von ihrem Uran herkommt, um ihre Tonkraftwerke zu betreiben etc.Ich will jetzt nicht zu weit ausschweifen. Ich sage nur, es muss sich generell was ändern.Und wenn Europa klug ist, nutzen sie jetzt diese Schwäche der USA aus und übernehmen,vielleicht nicht einen Großteil, aber zumindest die realistischen Projekte,die die Amerikaner gerade einfach fallen lassen.
Enno Lenze 1:48:35
Ja, das wäre der absolut schlauste Move, wenn man auf der Welt wieder mehr Relevanz haben will.
Tim Pritlove 1:48:41
Bis hin zu den Militärbasen, die Trump jetzt noch aufgeben möchte.Mal gucken, was da noch kommt.
Enno Lenze 1:48:46
Die sind ja vakant. Genau. Suchen sie einen Nachmieter.
Tim Pritlove 1:48:51
Wir hätten da was.Okay, Enor, dann würde ich sagen, belassen wir es mal dabei.Vielen Dank für deine Einblicke und deine Perspektive da. Wann geht es wieder in die Ukraine?
Enno Lenze 1:49:06
In einer Woche.
Tim Pritlove 1:49:07
Wo möchtest du dann hin?
Enno Lenze 1:49:09
Sumi. Gucken, ob es immer noch die visafreie Einreise nach Russland gibt oderob sich das jetzt erledigt hat.
Tim Pritlove 1:49:17
Okay, verstehe. Also die Grenzregion zum Kursgebiet, was die Ukraine jetzt leiderhat, wieder zurückgeben müssen.Alright. Dann alles Gute für die Tour. Wir sprechen dann sicherlich auch bald mal wieder darüber.Und dann sage ich erstmal vielen Dank.
Enno Lenze 1:49:35
Tschüss, danke.
Tim Pritlove 1:49:36
Und vielen Dank fürs Zuhören. Geht bald wieder weiter. Hier wisst ihr ja.Ich sage Tschüss und bis bald.
Shownotes
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UKW130 Geopolitischer Analphabetismus

Die Trump-Regierung dreht frei und kündigt dem Westen die Zusammenarbeit

Das desaströse Treffen im Oval Office zwischen US-Präsident Trump, seinem Vize J.D. Vance und Selensky dürfte als das Ende des Westbündnisses zwischen den USA und seinen Alliierten in die Geschichte eingehen. Mit dem rüden Umgang mit dem Führer der freien Welt, der zeitgleichen Annäherung an Putins Propaganda und vor allem dem (vorübergehenden) Aussetzen der Militärhilfe für die Ukraine dürfte in Europa auch noch die letzten Zweifel vertriebene haben, dass man auf die USA künftig nicht mehr setzen kann.

Hektische Diplomatie führte kurz darauf zu einer Kehrtwende in der Europäischen Politik und der Ankündigung eines massiven Aufrüstungsprogramms in Europa und in manchen Ländern zur Wiedereinführung der Wehrpflicht und der Diskussion um nukleare Schutzschilde durch Frankreich, dass das einzige Land ist, dass über eine von den USA unabhängige Militärtechnik verfügt.

Dazu vergrault Trump auch ohne Not seine engsten Verbündeten auf dem amerikanischen Kontinent: den Kanadiern platzte die Hutschnur und kontert die Attacken Trumps mit einem gnadenlosen Boykott US-amerikanischer Waren und Drohungen bis hin zu einem Energiestopp. Trump musste schnell den Schwanz einziehen und viele seiner Drohungen zurückziehen. Der Börse gefällt dieses Hin und Her überhaupt nicht und antwortet mit massiven Kursstürzen.

Wir diskutieren die Aspekte des Geschehens und welche Optionen Europa und die Ukraine jetzt haben, um sich künftig auch ohne die USA zu verteidigen.

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Tim Pritlove
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Pavel Mayer

Für diese Episode von UKW liegt auch ein vollständiges Transkript mit Zeitmarken und Sprecheridentifikation vor.

Bitte beachten: das Transkript wurde automatisiert erzeugt und wurde nicht nachträglich gegengelesen oder korrigiert. Dieser Prozess ist nicht sonderlich genau und das Ergebnis enthält daher mit Sicherheit eine Reihe von Fehlern. Im Zweifel gilt immer das in der Sendung aufgezeichnete gesprochene Wort. Formate: HTML, WebVTT.


Transkript
Tim Pritlove 0:00:31
Hallo und herzlich willkommen zu UKW, unsere kleine Welt.Mein Name ist Tim Pritlaff und ich begrüße alle zur Ausgabe 130 vom 13.März 2025. Zwei Wochen ist es her, dass wir eine Sendung gemacht haben über die Ukraine.Ich und Pavel. Hallo Pavel.
Pavel Mayer 0:00:50
Hallo Tim.
Tim Pritlove 0:00:52
Und da waren wir ganz froh, dass wir endlich mal alles so vom Tisch geräumthaben, damit dann erstmal irgendwie Ruhe ist und dann kann man ja nochmal gucken,ob irgendwas passiert. Und dann brach die Hölle los.Und leider gab es in den letzten zwei Wochen bis jetzt keine Gelegenheit,für uns nochmal zusammenzukommen, auch wenn sich irgendwie täglich immer mehr ergab und aufstaute.Und schon bei der Vorbereitung dieser Sendung haben wir gemerkt,oh Mann, das ist einfach fast alles überhaupt gar nicht mehr ordentlich zusammenfassbar.Wir wollen es aber trotzdem probieren, mit anderen Worten, wir blicken darauf,was sich in der internationalen Geopolitik so ergeben hat.Und dieser Podcast ist mal, also zumindest diese Serie.Also dieser Teil dieses Podcasts, diese Season, die wir hier gerade durchziehen,dieser Fokus auf die Ukraine,begann mal eben mit einem Fokus auf den Krieg selbst und auf ein Geschehen,von dem wir glaube ich beide so ein bisschen das Gefühl hatten,dass am Anfang dem nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt wurde und dass das irgendwiewichtig ist. und dass das irgendwie besonders ist.Und dann haben wir drei Jahre lang jetzt auch dabei zugeschaut,wie eigentlich alle Beteiligten und speziell natürlich Europa und da vor allemauch Deutschland sich also gewunden haben und irgendwie diesem Thema nie sorichtig die Aufmerksamkeit zu geben schienen,die es unserer Meinung nach gerecht werden würde.Ja und dann ging es los.Einen Tag nachdem wir diese letzte Sendung veröffentlicht haben,gab es jetzt dieses epische Streitgespräch im Oval Office zwischen Trump und Vance und Zelensky.Und seitdem ist alles anders und man hat das Gefühl, wir treten in ein neuesZeitalter der Geopolitik ein.Und ja, das werden wir jetzt mal versuchen, ein bisschen zusammenzufassen.Das wird jetzt nicht vollständig sein, aber so ein bisschen unsere Gedankendarauf zu richten, was hier vielleicht jetzt die relevantesten Aspekte und Überlegungensind, was wir da so von zu halten haben,was wir auch so an Meinungen around the world mitgenommen haben.Ja, und ich weiß gar nicht, ob wir groß zum Orakeln kommen, wie das jetzt so weitergehen wird.Auf jeden Fall kann man schon mal festhalten, dass der relativ optimistischeBlick, den man durchaus hätte haben können, sich so nicht ergeben hat.Eigentlich war das ja so eine Art 30 Zentimeter vom Golfloch entfernter Putt,den man da noch hätte machen müssen,um irgendwie Russland zu diesem Zeitpunkt dort eingefangen zu bekommen.Aber offensichtlich hat sich die US-Regierung das alles ganz anders vorgestelltund jetzt laufen sie irgendwie wild in die andere Richtung und zerstören dabeija nicht nur das Porzellan im Porzellanladen,was wir letztes Mal schon im Titel beschworen haben,sondern jetzt bleibt eigentlich überhaupt nichts mehr heile.So würde ich das mal einführen, das Thema heute. Was denkst du?
Pavel Mayer 0:04:39
Ja, ich meine, es war auch schon die Rede so von Firehose of Bad Ideas,die so aus dem weißen Haus kommen.Ich weiß nicht, ob es da eine brauchbare deutsche Übersetzung gibt,weil Firehose ist halt Feuerwehrschlauch.Also jedenfalls eine Flut, nennen wir es einfach eine Flut schlechter Ideen,von der wir überrollt worden sind und wo es jeden Tag irgendwie anders ist.Und ja, es war auch schon die Rede von...Der Dunning-Kruger-Regierung, wo die von massiver Selbstüberschätzung und wenigFaktenkenntnis geprägt ist.Und ja, wo mein Soziologe würde man sagen,dass es sich um einen Haufen Leute handelt, wo deren Wirkmächtigkeit leiderderen Wissensmächtigkeit bei Weitem überschreitet.So macht es jedenfalls den Eindruck.Und ja, deswegen fürchte ich, ein Großteil der Sendung wird auch darin bestehen,zu erklären, warum die meisten dieser Dinge wirklich schlechte Ideen sind oder zu fragen,was steckt denn überhaupt dahinter.Die halbe Welt versucht jetzt irgendwie Sinn in das hinein zu interpretieren,was da passiert und fragt sich jetzt,was steckt dahinter, was ist die große Strategie, was sind die Ziele so oderist Trump einfach nur verrückt geworden?
Tim Pritlove 0:06:44
Ich glaube, das ist wirklich ein Problem.
Pavel Mayer 0:06:47
Und das werden wir versuchen, irgendwie ein bisschen rauszuarbeiten heute.Ich hoffe, dass uns das ein Stück weit gelingt.Aber irgendwie haben wir es ja mit viel Chaos und viel Wahnsinn zu tun.Das ist so mein Eindruck, der gerade in der Weltpolitik vorherrscht und vorallen Dingen von der US-Regierung ausgeht.
Tim Pritlove 0:07:14
Genau, es rächt sich jetzt viel Unterlassenes. Das kommt noch dazu.Ja, steigen wir vielleicht mal ein mit eigentlich einem Begleitgeschehen,was erstmal nur so ein bisschen den Kontext liefert, weil seitdem jetzt dieTrump-Regierung am Start ist,macht es eben den Eindruck, als ob sie dieses Project 2025, was wir glaube ichauch in einer der vorvorletzten Sendungen kurz nach der Wahl oder vor der Wahl, ich weiß nicht,hast du das glaube ich auch noch mal aufgezählt und ich dachte nur so,oh Gott Pawel, sei ruhig irgendwie, so schlimm wird es doch nicht kommen, aber,sieht so aus, als ob jetzt der Plan dann doch abgearbeitet wird und das istschon das wäre schon fast auch noch mal eine eigene Sendung wert,glaube ich, aber also ob wir die machen, weiß ich nicht, aber.Der ganze Umfang der Maßnahmen der sich vor allem jetzt innenpolitisch in denUSA erstmal mal so entfacht.Also dieser ganze Purge, der halt von Doge ausgeht und also diesem merkwürdigenProjekt von Elon Musk, der ja gar nicht gewählt wurde,aber trotzdem aus irgendwelchen Gründen auf einmal eine Exekutiv-Power zugestandenbekommt und anfängt, irgendwelche Leute zu entlassen und komplette Behörden einzustellen,allen voran halt USAID,wo sich schon mal gezeigt hat, okay,das wird auch alles geopolitische Auswirkungen haben.Weil gerade USAID als Organisation ist an der Stelle schon extrem delikat.Was ist das? Das ist so eine Organisation, die halt eigentlich im Wesentlichendazu da ist, wie der Name schon sagt, Hilfe über der Welt zu verteilen.Das geht von, wir kaufen den amerikanischen Farmern ihren Weizen ab und schippernden halt in Säcken, wo schon in den USA draufsteht, um die Welt,um halt Hunger entsprechend einzudämmen,bis hin zu wir finanzieren unabhängigen Journalismus weltweit in Ländern,wo halt sonst irgendwie kaum ordentlicher Journalismus betrieben wird.Ja, das ist mehr oder weniger über Nacht alles komplett mit dem Arsch eingerissen worden.Mittlerweile ist es so, dass wohl die Gerichte zumindest sichergestellt haben,dass bereits zugesagte Gelder auch fließen müssen.Aber es wird halt in dem Sinne keine neuen Aktionen geben.Und allein das ist natürlich schon mal ein ganz schlimmes Signal an die Welt,die im Prinzip besagt, ja, wir sind es die USA, we just don't care.Weil damit kaufst du dir natürlich halt auch viel Goodwill und dieser Goodwill,der ist halt jetzt hier auch innerhalb weniger Tage vernichtet worden.
Pavel Mayer 0:10:09
Ja, plus, was halt so ein bisschen idiotisch ist,USID war auch eine gute Gelegenheit, CIA-Agenten im Ausland operieren zu lassen, überall.Das heißt auch, Informationen zu sammeln und einen Einfluss zu nehmen.Und ja, da haben sie halt auch das Kind so ein bisschen mit dem Bade ausgeschüttetund wahrscheinlich jetzt die USA von vielen Geheimdienstinformationen abgeschnitten, weil...Die die Leute einfach alle zurückgeholt und entlassen haben,was auch ein bisschen dämlich ist, also haben damit einen wichtigen Teil ihresSpionagenetzes verloren.
Tim Pritlove 0:10:56
Ja, aber das ist ja alles der Deep State und man hat den Eindruck,dass also jetzt hier wirklich mit der Abrissbirne,die Government-Strukturen zerstört werden und da steckt halt auch eine Ideologiedahinter, die halt eben von diesen ganzen,Geldmenschen, die jetzt hinter diesem ganzen Project 2025 und natürlich auchder neuen US-Regierung stehen, also nicht nur Trump, sondern halt auch von J.D.Vance, der ja von Peter Thiel im Prinzip protegiert wurde, schon mit viel Geldzu seinem Senatsposten gebracht wurde und letzten Endes hintenrum eben dannauch als Vizepräsidentschaftskandidat durchgesetzt wurde.Und das ist halt einfach der lange politische Arm jetzt dieses Geldadels,der hintenrum eine Ideologie vertritt, die einen nur noch gruseln lassen kann.Das sind wir auch in den Kommentaren nochmal darauf hingewiesen worden.Dass halt einfach hier diese Leute im Prinzip die Auflösung des Staates fordert, mal kurz gesagt.Es gibt ja jetzt auch diese ganze Diskussion, wir richten jetzt Freedom Citiesein, wie sie das so schön nennen, also so Gebiete, die quasi wie so ein Freihandelshafen,der keinen Zöllen unterliegt.Hast du dann quasi jetzt auch noch komplette Städte oder Regionen,die dann eben nicht mehr den Gesetzen des Staates zu folgen haben und so weiter.Also im Prinzip wollen sich hier die ganzen Milliardäre weitere Freiräume,als ob sie nicht schon genug hätten, weitere Freiräume schaffen lassen.Und ja, da stört natürlich erstmal ein regulierender,eingreifender Staat mit einer funktionierenden juristischen Power und das isthalt genau das Playbook, was man jetzt sieht.Also es werden halt Richter diskreditiert, Elon Musk ist da täglich am twittern,wie schlimm ja die Richter sein und überhaupt man müsste ja mal hier die Justiz abschaffen,weil die ist ja irgendwie gegen die Freiheit und so werden halt Stück für Stückderzeit alle Entitäten im US-Staat außer Gefecht gesetzt, die in irgendeiner Form.Trump dabei behindern könnten, einfach seinen Willen durchzusetzen.Und letzten Endes werden sie wahrscheinlich auch noch irgendwie dafür sorgen, dass.Dass er dann sozusagen auch noch eine dritte Amtszeit antreten kann,was ja eigentlich von der Verfassung her unmöglich ist.Also ich sehe da wirklich maximalen Schaden zukommen und der kann auch teilweisesehr irreversibel sein.Hier haben sich also jetzt wirklich die Wahnsinnigen durchgesetzt und es ist vollkommen unklar.
Pavel Mayer 0:13:55
Ja, also diese Leute sind der Meinung einfach, dass Demokratie ein schlechtesSystem ist, weil zu viele arme und dumme Leute dort mitzureden haben und deswegen,ja, es ist halt ineffizient und eigentlich braucht man Leute gar nicht und Staat und so.Also es erinnert so ein bisschen mich auch viel an den Cyberpunk der 90er,also viele Gesellschaftsentwürfe dort,wo, ja, die Gesellschaft dort war alles privatisiert.Du hast dich dann halt quasi einer Sicherheitsorganisation angeschlossen.Also Polizei ist auch privat und du quasi zahlst dann an irgendeine,statt eine Versicherung zahlst du eben dann auch an eine bestimmte Polizeigruppeoder Machtgruppe, um dann eben deren Sicherheit zu haben.Und wie gesagt, alles ist komplettdurchprivatisiert und den Staat gibt es eigentlich gar nicht mehr.Und das ist so ein bisschen deren Vision. Ja,und dazu versuchen sie gerade dem Staat maximalen Schaden zuzufügen und dasscheint zu einem gewissen Maße auch zu gelingen,auch wenn sie dabei extrem inkompetent vorgehen.Das merkt man halt auch.Aber ja, wir hatten ja beim letzten Mal,glaube ich, auch schon darüber erzählt, wie Doge halt diverse E-Mails dann anMitarbeiter verschickt hat im öffentlichen Dienst. Ja.Die erste E-Mail, die rumging, war ja diese Fog in the Road E-Mail.Im Prinzip eine Kopie dessen, was Musk bei Twitter gemacht hat.Im Prinzip wo drin stand, sie titelt Fog in the Road.Also ihr müsst euch jetzt entscheiden, entweder ihr reißt euch jetzt den Arschauf, macht Überstunden und liefert halt maximale Exzellenz.Und wenn ihr nicht dazu bereit seid, klickt hier, dann kriegt ihr noch eineAbfindung und dann tschüss.Und ich glaube, ungefähr 75.000Mitarbeiter im öffentlichen Dienst haben tatsächlich dieses angenommen.Aber ja, das hat man dann auch erzählt,vielen einigen wurde das zum Verhängnis, weil statt Abfindung wurden sie einfachdann rausgeschmissen ohne Abfindung, weil sie da draufgeklickt hatten.Aber die, ich sag mal, Skriptkiddies, die Musk da losgeschickt haben,waren auch in vielerlei Weise inkompetent.Und ein Ding, was sie programmiert haben, ist,dass sie jede Antwort auf die E-Mail im Prinzip als Zustimmung interpretierthaben, was dann aber ein Problem dargestellt hat für Out-of-Office-E-Mails.Wenn also irgendjemand, und das waren so fünf bis zehn Prozent,waren halt gerade in Urlaub oder irgendwie auf Dienstreise und hatten halt eineOut-of-Office-E-Mail.Und diese Out-of-Office-E-Mails wurden dann interpretiert als ich nehme das Angebot an und kündige.Woraufhin die Leute dann Mails kriegten, ja, hier, Sie haben das Angebot angenommen,hier bitte, das sind die nächsten Schritte, was zu tun ist.Was im Endeffekt dazu geführt hat, dass jetzt im öffentlichen Dienst der USAniemand mehr Out-of-Office-E-Mails benutzt.Aus Angst, dass irgendwie die Out-of-Office-E-Mail versehentlich wieder eineKündigung als Kündigung interpretiert wird.
Tim Pritlove 0:18:31
Das könnte man auch als Verbesserung ansehen, weil Out-of-Office-E-Mails fandich schon immer ein absolut störendes Element. Das könnte man wirklich mal wegfallen.
Pavel Mayer 0:18:40
Ja, aber selbst an solchen Details oder bei solchen Dingen, die einfach,nicht passieren sollten, sieht man, wie undurchdacht, wie überhastet,wie dämlich sie vorgegangen sind bei dem Ganzen.Aber jetzt könnte man sagen, ja klar, gut, sie wollen ja eigentlich nur alleskaputt machen, von daher ist das ja nur gut und richtig so.Aber ich glaube nicht, dass sie wirklich so denken.Und das andere Perverse ist ja, dass sie in Wirklichkeit ja den Staat brauchen,um ihre Macht auszuüben.Also insofern schießen sie sich ins eigene Bein damit gerade.
Tim Pritlove 0:19:43
Ja gut, teilweise wollen sie halt einfach erstmal die Systeme schwächen unddann im Zweifelsfall halt einfach Leute installieren, die nach ihrer Nase tanzen.Das ist dann der nächste Schritt.Schwäche sie erstmal und vor allem halt auch so ein bisschen,wie die ganze Trampsche Kommunikationspolitik ist, erstmal alle in Unruhe versetzen,alle erstmal zu aufgeschreckten Hühnern machen.Ja, weil in dem Moment sind sie natürlich auch hochgradig vulnerable und dannkann man eben auch entsprechende Änderungen an Strukturen schneller durchführen.Das ist halt einfach so eine Shock and Awe Taktik auch dabei.Ich denke, das hat durchaus schon auch System.Und klar, da mögen jetzt solche Fehler passieren, aber die führen am Ende auchnur zu noch mehr Chaos, Verwirrung und Angst.Und ja, da werden sie dann einfach draufhalten und dann in dem zweiten und drittenSchritt das alles schon so biegen, wie sie das haben wollen.Aber jetzt haben halt alle erstmal Schiss.Ja, und jetzt ist halt die Frage, wie darauf überhaupt noch reagiert werden kann.Also die demokratische Partei scheint derzeit überhaupt gar kein Rezept zu habenUnd die Gesellschaft, naja, es gibt so ein paar Proteste, aber die hat jetztauch noch keine Skalierung, die wirklich einen Unterschied machen würde.Und mittlerweile geht ja Trump auch dann schon gegen Universitäten vor,also nach dem Motto, wer hier protestiert, der wird dann irgendwie,ich weiß nicht ganz genau, wie war jetzt die Regelung, also entweder werdendie Leute sofort festgenommen oder das gibt es ja jetzt auch schon,dass Protestierende einfach so festgenommen werden, so einfach ohne Anklage, gab es einen Fall,dann gab es die Drohung, glaube ich, gegenüber den Universitäten,dass sie dann irgendwie ihre Gelder verlieren oder dass sie irgendwie die Studentenkündigen oder ich weiß nicht ganz genau, das habe ich jetzt ehrlich gesagt nicht im Detail mitbekommen.Permanent werden einfach weitere Drohungen aufgehäuft und es wird also permanentdas Recht gebeugt, sodass die Richter da gar nicht hinterher kommen.
Pavel Mayer 0:21:53
Ja, es passiert halt einfach auch, ich sag mal, kompletter Schwachsinn,das mit der Enola Gay, hast du da mitbekommen, dass die Bilder von der Enola Gay abgehängt haben.Das war ja das Flugzeug, das die Atombombe über Hiroshima abgeworfen hat undEnola Gay war die Dame der Mutter des Piloten gewesen.Aber weil da das Wort Gay drin vorkam, haben sie das jetzt abgehängt.
Tim Pritlove 0:22:19
Ja, nicht nur ein Bild abgehängt, sondern sie löschen ja auch aktiv Webseiten.Also sie streichen alles, was ihrer Meinung nach vogue ist, aus Webseiten raus.Es werden aber auch historische Archive gelöscht, eben auch Fotos,unter anderem eben dieses weltberühmte Foto von dem Piloten,der da vor der Maschine stand, die Atombombe abgeworfen hat.Also es gibt überhaupt keinerlei Kenntnis irgendwie über Geschichte,über Bedeutung und da wo sie existiert, dann wird sie eben vielleicht auch bewusstals Waffe eingesetzt und es wird jetzt einfach auch eine Geschichtskletterung damit gemacht.Also die Verluste auf kultureller Ebene und eben was den Staatsapparat betrifft,die werden glaube ich noch lange zu spüren sein.Also irgendwann wird glaube ich mal versucht werden,hoffentlich, ich gehe davon aus, irgendwann wird das halt stattfinden,irgendwann wird man versuchen diese ganzen Verluste dieser Monate und vielleichtauch Jahre rückgängig zu machen und das dürfte schwierig werden.
Pavel Mayer 0:23:24
Ja, was ich auch ziemlich übel finde,so das I am Ende von DEI steht halt für Inclusion, was halt vor allem Einbeziehung Behinderter angeht.Das heißt, es geht halt auch um eine behindertenfreundliche Politik.Und das heißt, dass quasi deren DEI-Kreuzzug ist faktisch ein Felszug gegen Leute,die nicht weiß sind,gegen Frauen und gegen Behinderte.Ja, so kann man das nur charakterisieren.Und es ist jetzt auch nicht so,dass das irgendwie jetzt ausgeufert wäreund dass jetzt gerade in denUSA eine zu behindertenfreundliche Politikoder eine zu frauenfreundliche oder zu ausländerfreundliche oder nicht-weißenfreundlichePolitik dort stattgefunden hätte.Aber aus deren Sicht ist das halt alles viel zu viel.
Tim Pritlove 0:25:02
Das ist Teil dieser rechten Geschichtserzählung in den USA, sodass ein Kampfgegen die Weißen stattfindet.Und das jetzt so sozusagen, die Weißen müssen jetzt Angst haben,dass sie irgendwie von diesen Minderheiten überwältigt werden.Das ist ja so diese ganze Erzählung, Umfolgerung.
Pavel Mayer 0:25:19
Great Replacement Theory.
Tim Pritlove 0:25:21
Genau, also das steckt ja überall mit drin. Und natürlich alle Leute,die sich sozusagen für diese Menschen einsetzen, das sind dann aber alle Linke.Und Linke sind alle die Feinde.Und die sind ja die Feinde von Amerika. Also das ist ja in sich irgendwie aucheine geschlossene Erzählung, die halt permanent eingehämmert wird.Und die bei vielen Leuten auch einfach verfängt.Und jetzt sieht man natürlich auch,dass einfach jetzt so Jahrzehnte der Genügsamkeit und dieser Konsumrealitätund der Ignoranz der Weltrealitäten hat jetzt einfach ein Volk hervorgebracht,was einfach zu großen Teilen auch einfach überhaupt gar keine Ahnung mehr hat,wie die Welt funktioniert und was einfach normal ist auf diesem Planeten oder normal sein sollte.Oder was auch nur die Realität innerhalb des eigenen Landes ist.Und das ist eben die Bevölkerungsschicht, die diese Wahl von Trump getragenhat und die jetzt sozusagen auch nochmal bedient wird oder denen jetzt sozusagenall diese ganzen Maßnahmen, die eigentlich nur dazu da sind,Geld von den Armen zu den Reichen weiter zu transportieren, verkauft wird ebenunter diesem Label des Kampfes gegen diese bösen Strukturen,die überhaupt gar keine bösen Strukturen sind.
Pavel Mayer 0:26:35
Ja, während es in Wirklichkeit, glaube ich sagen, ja,um eine Realitätsfluchtkrise handelt, wo weder Fakten noch logische Schlüsse aus, sagen wir,irgendwie eine Rolle spielen, wo man das Gefühl hat, einfach da sind Verrückteam Werk oder sind Leute am Werk,deren Gehirn irgendwie auf einem anderen Level operiert.
Tim Pritlove 0:27:17
Ja,zumindest ein bisschen Backlash gibt es ja. Also die Leute, besonders gut sinddie Umfragen für Trump jetzt nicht. Das ist alles noch nicht im kritischen Bereich.Das reicht jetzt noch nicht, um die Republikaner Angst vor einer verlorenen Wahl zu erzeugen.Aber ich glaube so Elon Musk persönlich kommt jetzt nicht besonders gut an.Also an Tesla manifestiert sich derzeit auch so ein bisschen der Widerstand.International, aber eben auch in den USA, also da brennen gerade viele Teslasund Tesla-Stromtankstellen und so weiter.
Pavel Mayer 0:28:06
Ja, ich meine, gut, die Leute wollen einfach kein Auto fahren,das als rollender Nazi-Ghost wahrgenommen wird und deswegen auch Kampagnen,so wie der Swastika und ja,und dann massiver Absatzrückgang überall, vor allem in Europa,Deutschland irgendwie minus 70 bis 80 Prozent.So Kanada genauso, also gerade die Kanadier schäumen natürlich.Und ja, in den USA organisierte Proteste an sehr vielen Tesla-Vertretungen,so Tesla-Händler werden regelmäßig,ja,nicht bestreikt, Aber haben blockiert mit Demonstranten davor,was natürlich auch nicht unbedingt gut ist für den Absatz.Das ist natürlich deutlich auch noch zusätzlich geschäftsschädigend.Ja, da macht man natürlich nicht viel.Und dann, ich meine, da gehen wir vielleicht lieber dann detailliert in dernächsten Sendung drauf ein, aber es ist auf jeden Fall zu erwähnen,dass die Deportationen, die Trump auch angekündigt hatte von sogenannten illegalen Ausländern,erstens viele Nicht-Illegale getroffen haben.Unter anderem auch drei Deutsche, die einreisen wollten, die dann Tage bis Wochenlang dann in irgendwelchen Abschiebelagern gehalten wurden.Und die Krönung war, dass sie ungefähr 60 Leute, die ausreisepflichtig waren,nach Guantanamo Bay geschafft haben.Dort extra dann nochmal tausend Soldaten hingeschickt. Die ganze Aktion hat16 Millionen Dollar gekostet wohl.Dann sind Kongressabgeordnete da rausgeflogen, um das auch anzugucken.Und dann haben sie aber festgestellt, das macht alles keinen Sinn.Und haben die Leute alle wieder zurückgeflogen.Das heißt, sie haben jetzt 16 Millionen ausgegeben, um mal für eine Woche 80Flüchtlinge und tausend Soldaten nach Guantanamo Bay rauszuschaffen und wieder zurück.So viel zu Department of Government Efficiency oder zum Thema Government Efficiency unter Trump.Plus, dass natürlich, aber das gucken, dass natürlich gerade jetzt in vielenländlichen Regionen ihnen die Mitarbeiter fehlen.Das hatten wir in der letzten Sendung auch schon erwähnt, aber das wird jetztwohl wird jetzt wohl ziemlich übel für die Agrarindustrie in vielen Staaten.Es gibt Länder, also Bundesstaaten, wo bis zu 40 Prozent der in der LandwirtschaftBeschäftigten illegale sind.Die jetzt alle nicht zur Arbeit kommen. Und ja, aber das ist nochmal ein Themafür sich, was vielleicht dann mal in der nächsten Sendung auffalten soll.
Tim Pritlove 0:31:35
Ja, das bringt uns aber dann schon auch zu dem Thema des Handelskrieges,die Trump jetzt losgetreten hat.Und der sich auch irgendwie permanent wieder entwickelt.Das haben wir natürlich in der letzten Sendung auch schon angesprochen.Da gab es ja so den ersten Versuch, so ja, hier Kanada ganz böse,Mexiko ganz böse, Ankündigung von entsprechenden Zöllen,einen tollen Tariffs, sein Lieblingswort.Da ist auch irgendwie da versteht irgendwie keiner so richtig was das eigentlichalles soll also er hält das halt irgendwie für ein tolles Instrument um alle irgendwie,ja wieder so in Schock und Ohr zu halten die ganze Zeit so schockieren und soeine Ehrfurcht zu versetzen aber das gelingt auch nur so begrenzt.
Pavel Mayer 0:32:25
Also Trump war schon immer ein Fan von Zöllen, das kann man irgendwie Jahrzehntesogar so bevor er seine politische Karriere begonnen hat sogar noch.Aber Zelle findet Trump aus irgendwelchen Gründen richtig toll.
Tim Pritlove 0:32:44
Macht aber so recht keinen Sinn. Speziell muss man natürlich jetzt erstmal dieAuseinandersetzung mit Kanada erwähnen.Wir hatten das ja schon mal und da war es ja so, die Frühzeiten wurden angekündigt,dann hat Kanada gesagt, dann werden wir entsprechend antworten und dann wurdees erstmal wieder für 30 Tage zurückgenommen.Dann ging das aber die ganze Zeit hin und her. Dann sollen sie doch wieder gelten,dann sind sie höher, dann sind sie niedriger, dann werden sie doch wieder ausgesetztund so weiter und so fort.Also wenn man sich jetzt mal so, ich habe mir mal so diverse Interviews mitVertretern der kanadischen Regierung angeschaut, speziell der Außenministerin,aber auch der Premierminister,der jetzt zurückgetreten ist und demnächst stehen noch Wahlen an. Also mal schauen.
Pavel Mayer 0:33:35
Genau und durch Mark Carney ist er jetzt ersetzt.
Tim Pritlove 0:33:39
Genau, er ist jetzt der Chef der liberalen Partei, die durchaus Chancen hat.Auch wieder die nächste Wahl zu gewinnen. Aber das ist ja erstmal egal.Auf jeden Fall, wenn man sich diese Interviews anschaut, dann merkt man so richtig, die Kanadier sind,also das ist ja eigentlich ein sehr nettes Volk und so eine Höflichkeit,damit kokettieren sie ja fast schon auch.Gerade im Vergleich zu den eher rohen Amerikanern.Aber wenn man sich eben die Reaktionen anschaut und was sie Interviews so vonsich geben, merkt man einfach, dass sie einfach total pissed sind.Also das ist einfach, Trump hat es einfach komplett übertrieben. Also sie sind,Richtig im Angriffsmodus, das fing halt schon an mit dem Ausbuhen der amerikanischenNationalhymne, wenn jetzt irgendwelche Hockeyspiele sind und kanadische Teamsgegen amerikanische Teams spielen, gut, das ist so ein bisschen nebenbei,aber vor allem die krasse Ankündigung von Retaliation,also von einer Auge um Auge, Zahn um Zahn Politik, die fand ich schon sehr bemerkenswert.Weil jetzt natürlich auch die Wahlen anstehen, aber weil es eben auch wirklichalle Kanadier komplett trifft,auch across the board, also auch die Konservativen, die ja tendenziell den Republikanernschon immer etwas näher standen, die nehmen kein Blatt vor den Mund,sogar dieser Doug Ford, der ist der Gouverneur von Ontario,so zugegebenermaßen der größten und wichtigsten Provinz da in Kanada, wo Toronto dazu gehört.Eigentlich ein ziemlicher Holzkopf, aber auch der haut also kräftig drauf.Und sie scheinen auch wirklich am längeren Hebel zu setzen, weil die USA brauchen eigentlich Kanada.Die brauchen vor allem die Energie, die von dort kommt. Und so die Ankündigungmit Strom kostet jetzt mal 25 Prozent mehr.Und wenn ihr irgendwie nicht Ruhe gebt, dann gibt es irgendwie gar keinen Strom mehr.Und uns auch egal, dann trifft uns das irgendwie hart. Wir werden schon irgendwieda durchbeißen. Aber so wie ihr uns jetzt kommt, naja, braucht ihr uns gar nicht zukommen.Also ich glaube, da wird es noch wild hergehen, aber dann eben auch dieses,was glaube ich der Tipping Point war, war ja nicht diese Zölle,sondern eben dieses Gehabe mit, ja Kanada ist doch eigentlich nur der 51.Bundesstaat der USA. Und da war dann halt wirklich Ende Gelände.Da sind die Kanadier dann komplett getillt und das werden sie den USA niemals verzeihen.Also ich glaube, das ist wirklich...Ein Punkt auf No Return gewesen. Die rechnen sich jetzt halt in vielerlei Hinsicht.Nehmen irgendwie den ganzen Alkohol aus dem Regal, der aus den USA kommt.Keiner will da mal hinreisen. Gibt irgendwie weitgehend Boykott.
Pavel Mayer 0:36:32
Ja, also die letzten Zahlen sind, dass zum Beispiel die Flüge von Kanada indie USA um 40 Prozent zurückgegangen sind.Also die Passagieranzahl jetzt, seit das losgegangen ist.Also das ist natürlich auch,man hat in der letzten Sendung auch schon,die Kanadier machen wohl den Großteil der US-Touristen aus und bringen irgendwie20 Milliarden oder so im Jahr allein die Touristen nach Amerika.Und das ist natürlich substanziell.
Tim Pritlove 0:37:17
Genau, also Kanada wird sich schon zu wehren wissen.In dem Zusammenhang, gerade in Bezug auf Zölle, war das für mich ganz interessant festzustellen, dass.Dieses Zollproblem, was sie jetzt quasi mit den USA theoretisch haben,weil ob die jetzt wirklich erhoben werden oder nicht, das geht ja die ganze Zeit hin und her.Dann haben sie ja vor allem als Zuliefer der Automobilindustrie in den USA einewichtige Rolle. viele Autos passieren mehrfach, während sie produziert werden,irgendwie die Grenze und so weiter.Also deswegen ist Trump ja auch schon wieder zurück gegangen bei seinen Forderungen,weil dann natürlich die Automobilindustrie angerufen hat und gesagt hat, habt ihr sie noch alle?Ja, das wird jetzt hier einfach super teuer. Dann gab es dann irgendwie so einenSpot auf Fox News, auf Fox Business, wo dann irgendein Händler gesagt hat,ja, das Auto, das hat letzte Woche noch 80.000 gekostet, das muss ich jetzt für 100.000 verkaufen.Weil sonst geht das ja gar nicht mehr. Und so Autos, das ist so bei den Amerikanernähnlich wie in Deutschland oder schlimmer eigentlich noch als in Deutschland.Weil bei uns ist ja ein Auto, ich sag mal ein Luxusgut, was sich viele leisten.Aber in den USA ist ein Auto quasi, wenn du keins hast, kannst du eigentlicham Leben nicht teilnehmen.Und deswegen trifft es da einfach so einen Nerv das ist halt wie ein Lebensmitteldort und das kam irgendwie gar nicht gut an, deswegen ist er da sehr schnellwieder zurückgezogen aber Kanada,weiß einfach seine.Kraft dort richtig anzusetzen und was er in dem Zusammenhang auch noch gelernthabe ist dass es gibt das ist für dich absurd,Wenn man das jetzt mal ausgerechnet hätte, was es Kanada gekostet hätte oderkosten würde, würden jetzt all diese Zölle sozusagen aktiv werden.Jetzt erstmal nur, was die USA Kanada quasi auferlegt.Und das ausrechnet, was das für ein Schaden wäre, dann ist diese Summe geringer,als der Schaden, der Kanada derzeit, und jetzt pass mal auf, an Zöllen entsteht.Im interproventionellen Handel innerhalb Kanadas.Weil Kanada seit Jahrzehnten auch innerhalb des Landes von Provinz zu Provinz,also quasi Bundesstaaten, die kanadischen Bundesstaaten,die haben sozusagen innerhalb Kanadas keinen Free Trade, sondern es gibt daHandelsbeschränkungen.Da wird seit Jahrzehnten hin und her geredet, aber alle Staaten halten sich sozusagen,also alle Bundesstaaten, diese Provinzen halten sich natürlich wiederum fürdas Beste und wollen dann irgendwie untereinander auch sich gegenseitig das Maximale abnehmen.Und diese Hemmnisse existieren und kosten quasi die kanadische Wirtschaft sehrviel mehr Geld als das, was jetzt sogar die USA quasi ihnen auferlegen möchte.Völlig absurd. Was natürlich dann wiederum auch dazu führt, dass derzeit dieganze Diskussion um die Aufhebung dieser innerkanadischen Zölle sehr gut vorankommtund man davon ausgehen kann, dass sie demnächst komplett verschwinden werden.Einfach um das schon mal zu kompensieren, was sie jetzt eben als Bedrohung durchdie Maßnahmen der USA auf sich zukommen sehen.Aber solche Details, es ist wirklich krass und bestärkt mich auch immer wieder in diesem Glauben,du brauchst einfach manchmal auch wirklich Großkrisen, um Länder nach vorne zu bringen.Oder wie ich auch immer scherzhaft sage, Deutschland braucht eigentlich auchmal einen Krieg, um irgendwie die Digitalisierung richtig hinzubekommen.Alles andere scheint ja nicht zu funktionieren. Du brauchst irgendwie so einnegatives Großereignis, um bestimmte Reformen überhaupt erst möglich werden zu lassen.Und das sieht man jetzt in Kanada auch ganz gut.
Pavel Mayer 0:41:38
Und was in Kanada, der Großteil der Bevölkerung lebt ja relativ nah an der Grenze.Also die Bevölkerung konzentriert sich auf einen Streifen von Ost nach West entlang der Grenze,sodass die einzelnen Provinzen wirtschaftlich teilweise engere Verflechtungen haben über die Grenze,weil es schlichtweg näher ist als jetzt über die Breite des Kontinents.Da haben sie dann jetzt auch beschleunigt unter anderem Ausbau von Verkehrsinfrastrukturund wollen auch eine schnelle Zugverbindung, glaube ich,dann von Ost nach West und so zwischen den Provinzen,damit sie den innerkanadischen Handel jetzt ein bisschen mehr pushen.
Tim Pritlove 0:42:40
Genau, also keine Krise sollte ungenutzt bleiben.Das ist genau das, was ich meine. Also jetzt werden auf einmal Dinge getan,weil eigentlich allen schon immer klar war, oh Mann, das hätten wir schon immermachen sollen, siehe Deutschland, Schuldenbremse und so weiter.Also wenn die Krise da ist, dann geht es auf einmal ganz schnell und bis dahinist es einfach immer nur so Politgeplänkel und irgendwie jeder versucht fürsich einen persönlichen Vorteil rauszuziehen zum Schaden aller.Naja, also das ist auf jeden Fall die Situation mit Kanada. Mit Mexiko läuftes ähnlich, aber ein bisschen stiller.Während die Kanadier also sehr plakativ ihren Unmut zum Besten geben,schafft es irgendwie die Scheinbaum in Mexiko mit stiller Diplomatie ganz gut,die USA im Zaum zu halten. Weil auch da ist es natürlich auch genauso.Die USA schaden sich mit der ganzen Politik nur selber.Sie sind total darauf angewiesen, die Ressourcen aus Kanada zu bekommen undsie sind total angewiesen darauf, billige Arbeit aus Mexiko zu bekommen.Auch viele amerikanische Automobilhersteller produzieren natürlich in Mexiko.Wie Deutschland ja auch.Also es ist alles albern, aber trotzdem geht es immer weiter.Und Trump hat natürlich auch China mit Söllen überzogen. Und jetzt als nächstesist dann halt auch noch die EU dran.
Pavel Mayer 0:44:07
Ja, grundsätzlich ist die USA natürlich auch wirtschaftlich eine absolute Supermacht.Und die Frage ist ja natürlich jetzt, wer kann länger durchhalten oder wem schadet es eigentlich mehr?Und eigentlich so agieren sie schon aus einer Situation der Stärke heraus durchaus.Nur ein Problem, was ich sehe, ist, dass sie diese Zölle halt auf alles machen.Wobei, also die einzige Differenzierung war jetzt, dass Energie,nur der halbe, ich glaube 10% auf Energie und 20 oder 25% auf alles andere war, sagen wir.
Tim Pritlove 0:45:06
Im Falle von Kanada.
Pavel Mayer 0:45:07
Im Falle von Kanada, genau. Und so Pauschalzölle zu erheben, ist einfach nicht klug,weil was Länder jetzt quasi als Antwort dann auch geben, ist,dass sie nicht eben Pauschalzölle erheben als Antwort, sondern gucken,wo können sie Trump und den Republikanern und den republikanischen Staaten am meisten schaden.Wo ist es am effektivsten? Wo tut es den USA am meisten weh?Und das wird man jetzt halt abwarten müssen, wie sich das Ganze jetzt einpendelt.Also im Moment ist es noch ein Hin und Her und Vor und Zurück und.Ja, und was man aber, was man glaube ich auch sagen kann, ist,dass mittlerweile Wall Street, die ja ungefähr 5% Zollerhöhungen eingepreisthatten, wenn Trump kommt,nun auch das unterschätzt haben, sagen wir mal so.Und dementsprechend gab es erstmal die Erwartung, als Trump rangekommen ist,sind die Aktien erstmal in die Höhe gegangen.Auch Tesla, weil man angenommen hat, Elon Musk und wird das schon nutzen.Das heißt, zwischen November und Mitte, Ende Dezember gab es eine riesen Kursrallye in den USA,so Dow Jones Index und Tesla und so.Und das ist aber mittlerweile wieder komplett weg.Also jetzt sind wir an der Stelle, in den letzten Wochen ist dieser,ich sag mal, Trump-Vorschuss, Trump wird gut für die Wirtschaft, umgeschlagen in, nein,Trump ist nicht gut für die Wirtschaft.So, das ist die Momentaufnahme aktuell.
Tim Pritlove 0:47:36
Ja, und ich meine, weil es halt auch alles keinen Sinn macht.Also das Ding ist, jetzt suchen sich natürlich alle andere Märkte. Das ist teilweise...Und sagen wir mal, führt zu einer Diversifizierung.Also Kanada wird jetzt sicherlich sehr viel mehr mit UK und mit der EU-Handel betreiben.Aber auch China ist ja quasi von Zöllen betroffen, aber hat derzeit eher soeine, wir warten mal ab-Politik und wir kriegen das schon irgendwie anders hin.Wir wissen schon, wie wir euch bestrafen können in der Zukunft.Trotzdem, wenn es halt für China teilweise zu teuer wird, und das betrifft jetztvor allem die neuen Zölle, die jetzt auch die EU betreffen in Bezug auf Stahl.Dann werden natürlich die Überkapazitäten, die sie haben, die sie dann nichtso ohne weiteres in den USA versenken können, die gehen dann natürlich in andere Länder.Und das betrifft dann wiederum die EU, wo gerade die Stahlindustrie ohnehinschon eine schwere Zeit hat.Und das wird natürlich jetzt durch solche Strafzölle nicht einfacher.Und klar, EU hat ja im letzten Mal schon, als Trump damit anfing,relativ erfolgreich zurückgeschlagen, indem sie eben sehr spezifisch auf Redneck-Produktkategoriengegangen sind, so Harley-Davidson und alles, was so dem Republikaner Spaß macht.Das machen sie sicherlich derzeit auch, muss man mal schauen.Aber trotzdem, diese Überkapazitäten gerade Chinas, die halt jetzt umgeleitetwerden, die führen schon zu einigen Problemen.Also vor allem wird das Ganze, droht es eben jetzt auch zu so einer globalen Rezession zu führen.Also darauf, ich weiß nicht, ob man sich schon darauf einstellen muss,aber es ist auf jeden Fall etwas,was sehr wahrscheinlich geworden ist, dass eben die Gesamtweltwirtschaft jetztunter diesem Hin und Her extrem leidet,weil was die Märkte überhaupt nicht mögen, das ist irgendwie Unsicherheit undmehr Unsicherheit als derzeit entsteht, kann es ja kaum geben.
Pavel Mayer 0:49:46
Das ist tatsächlich das Hauptproblem, nämlich, dass keiner weiß,worauf er sich einzustellen hat.Und das ist halt Investitionsgift.Weil wenn du weißt, okay, die nächsten vier Jahre oder so sind die Steuersätzejetzt so und so und so, dann kannst du dich irgendwie darauf einstellen.Aber wenn du einfach nicht weißt, geht es jetzt nach oben, geht es jetzt nachunten, Bleiben die Zölle, kommen die Zölle, warten die Investoren einfach ab und investieren nicht.Und deswegen derzeit wohl, was so Analysten, Wallstreet-Analysten angeht,gehen sie davon aus, dass die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USAderzeit bei 40 Prozent liegt.In anderen Worten, Sie wissen auch nicht, ob eine Rezession kommt oder nicht.Aber man kann generell sagen,dass sich der Ausblick radikal geändert hat gegenüber zwei oder drei Monaten,bevor Trump angefangen hat.Hat man eigentlich ein solides Wachstum für die USA zwischen zwei und drei Prozentprognostiziert beim Bruttoinlandsprodukt.Und im Moment geht man jetzt davon aus,dass es möglicherweise bei minus zwei oder minus drei Prozent landen könnte,was halt ein Desaster wäre und natürlich,ja, könnte so eine Rezession katastrophale Auswirkungen auf die öffentlichen Haushalte haben,heißt, Steuereinnahmen gehen zurück,Sozialausgaben steigen an, weswegen sie gleichzeitig versuchen,sowieso Sozialausgaben schon mal zu reduzieren.Und ich meine, fragt sich jetzt, okay, kann das denn, wissen Sie vielleicht irgendwas mehr?Sind Sie irgendwie klüger und haben halt irgendeinen Plan? Und.Wenn man sich die Zahlen anguckt, könnte die USA maximal 300 Milliarden Dollarpro Jahr mit Zöllen einnehmen,wenn sie ausgehend vom derzeitigen Handelsvolumen und ausgehend davon,dass das halt nicht zurückgeht und dass man nicht jetzt komplett prohibitive Zölle macht.Das ist aber, ja, damit lässt sich jetzt Einkommenssteuer oder andere Steuernnicht wirklich ersetzen.Oder auch im Vergleich zum US-Haushalt,das ist irgendwie ein Drittel vom Rüstungshaushalt, was da bei rumkommt.Und wahrscheinlich werden dann aber die Steuereinnahmen einfach als Folge inanderen Bereichen zurückgehen.Also eine Substitution von Steuern durch Zölle, die ja im Grunde genommen sindZölle ja auch Steuern auf Einfuhren.Also es ist eine spezielle Art von Steuer. Und in dem Zusammenhang auch wiederso ein Wahnsinn, wo man das Gefühl hat.Leute sind bekloppt geworden, weil Trump sagt ja, die EU erhebt ja einfach Zölle auf unsere Waren.Zum Beispiel Deutschland erhebt 19% Steuern auf alle Waren, die wir dort hinliefern,womit sie halt die Mehrwertsteuer meinen.Ja, etwas völlig anderes ist, weil als Importeur, wenn du das verkaufst,kriegst du die Mehrwertsteuer halt wieder zurück.Und es gilt halt für inländische und ausländische Waren.Aber aus amerikanischer Sicht ist die europäische Mehrwertsteuer aus TrumpsSicht eine Steuer gegen Amerika.Also ich meine, auf Basis solcher, ja, solchen Schwachsinns operieren sie gerade.Und man weiß natürlich auch nie, an welcher Stelle lügen sie besseren Wissensoder haben nicht wirklich Ahnung.Und ich glaube, dass in den meisten Fällen sie wirklich keine Ahnung haben.Dass sie einfach nicht wissen, was sie tun.An manchen Stellen lügen sie bewusst, aber so an vielen Stellen,glaube ich, wissen sie es nicht besser.Das ist natürlich noch tragischer.So, weil wenn sie denn einfach nur lügen würden dann, na gut, das ist dann einfach nur.Rationales Verhalten oder rationalisierbares Verhalten aber wenn sie halt auf Basis,von Nicht-Fakten von Fantasien handeln und darauf ihre Entscheidungen basierenlassen, das kann zu nichts Gutem führen.
Tim Pritlove 0:55:48
Ja, wie zum Beispiel diese Erzählung mit dem Handelsdefizit.Das führt ja die ganze Zeit heran und sagt so, ja, ist ja alles so unfair.Wir haben ja ein riesiges Handelsdefizit mit Europa.Wir zahlen denen ja viel mehr Geld, als die uns zahlen.Ja, weil ihr halt konsumiert irgendwie und wir produzieren und ihr wollt ja konsumieren.Deswegen kauft ihr das ja auch und das ist ja genau eigentlich das,was euren Reichtum ausmacht.Also hättet ihr kein Handelsdefizit, dann werdet ihr ja auch nicht mehr so reichim Vergleich zum Rest der Welt.Und er beklagt eigentlich, wenn man es mal richtig liest, seinen eigenen Reichtum.Ja, wie kann es denn sein, dass wir ein Defizit haben?Naja, weil ihr halt, weil eure Wirtschaft so stark ist und ihr so viel Kohlehabt und euch den ganzen Scheiß leisten könnt und das ist ja quasi das Ergebnisder letzten 100 Jahre Politik, die ihr gemacht habt, wo ihr gesagt habt,ja wir beschützen mal hier die Welt,so wir setzen mit unserem super starken Militär hier so eine Weltordnung einund dadurch ist der US-Dollar quasi hier auch die Leitwährung und das Maß aller Dinge.Und am Ende hat das einfach dazu geführt, dass die Amerikaner sich halt jeden Scheiß leisten können.Und die wahrscheinlich gar nicht mehr darüber nachdenken.Das ist eine absolute Selbstverständlichkeit ansehen, aber tatsächlich ist dashalt einfach nur so ein Indikator des Reichtums.Und jetzt wird das sozusagen als Grund für, wir werden ja beschissen.
Pavel Mayer 0:57:25
Genau, ich habe übrigens auch ein Handelsdefizit mit meinem Supermarkt. So, ja, der...
Tim Pritlove 0:57:33
Wirklich? Ja, genau.
Pavel Mayer 0:57:37
Mein Supermarkt kauft viel weniger von mir als ich von meinem Supermarkt.Allerdings könnte es sein.
Tim Pritlove 0:57:44
Dass... Du solltest Zölle erheben und die Butter für dich 25% teurer machen.
Pavel Mayer 0:57:50
Ja, ja, ja. Oder mehr Flaschenpfand sammeln, um irgendwie...Und bestimmt haben manche Flaschen von Sammler einen Handelsüberschuss mit ihrem Supermarkt.Aber dazu gehöre ich definitiv nicht.Aber dafür hat der Supermarkt wiederum ein Handelsdefizit mit seinen Lieferanten.Komisch, dass es noch Supermärkte gibt, oder?Ich habe ein Handelsdefizit, der Supermarkt hat ein Handelsdefizit.Jeder hat irgendwie ein Handelsdefizit mit irgendjemandem und einen Handelsüberschuss mit jemand anderem.Naja, also ja, das ist halt einfach eine komische Denke.Ich meine, am Ende des Tages,wir reden ja jetzt viel über ungeplante Konsequenzen oder ungewollte Konsequenzenvon Handlungen oder unabsehbare Konsequenzen.Und ich meine, für die USA könnte es gut gehen mit den Zöllen,wenn das dazu führt, dass die anderen Währungen unter Druck geraten und damitder Dollar dann aufgewertet wird und dadurch die Importe billiger werden.Und am Ende der Verbraucher sagen, die Preise gleich bleiben,weil der Dollar steigt und damit dann die Amerikaner mehr Geld haben durch dieSteuern und irgendwie keine Probleme.Das Problem im Moment nur ist, dass mit dem ganzen anderen Chaos und mit dieserUnkoordiniertheit, der Dollar fällt.Also der Dollar ist auch wieder hochgegangen mit Trumps Amtsantritt,hat aber 10% an Wert wiederum verloren in den letzten Wochen.Was natürlich Importe zusätzlich verteuert.Auf der anderen Seite wiederum Exporte für die USA billiger macht.Aber generell die Erfahrung aus der Vergangenheit ist, was jetzt das Handelsdefizit betrifft,dass Zölle in der Regel Handelsdefizite vergrößert haben.Warum? So ein bisschen unklar, aber das ist sozusagen historisch,sind die Zahlen, was passiert ist in dem Moment, wenn man Zölle eingeführt hat,hat das nicht dazu geführt, dass das Handelsdefizit zurückgegangen ist,sondern eher umgekehrt.
Tim Pritlove 1:01:02
Ja, insgesamt muss man einfach sagen, dieses ganze Free-Trade-Ding,das ist ja quasi eigentlich ein Ergebnis der ganzen US-Politik gewesen und dieserWelthandel hat ja zu diesem Reichtum überhaupt erst beigetragen.Und wenn halt jetzt alles wieder hinter Zollschranken versinkt,dann wird halt einfach die gesamte Wirtschaftsleistung darunter leiden.
Pavel Mayer 1:01:22
Ja, also was die Amerikaner nicht verstehen, glaube ich, ist,wie sehr sie von dieser Weltordnung, die sie installiert haben, profitiert haben.Vor allem wirtschaftlich.Und in anderen Worten, sie wissen nicht, was sie haben.Offensichtlich. Das ist sie nicht klar, was sie haben oder vielen nicht klar,was sie haben mit dieser Weltordnung.Und die werden sich noch echt umdrehen, wenn das sich jetzt ändert.Sie werden sich ganz schön wundern.Das ist meine Befürchtung.
Tim Pritlove 1:02:08
Ja, jetzt stellt sich natürlich für die meisten aber erstmal die Frage,okay, wie geht man jetzt mit diesen Sanktionen um?Also was ist sozusagen die richtige Antwort?Eine Maßnahme habe ich ja schon erläutert, das was also die EU macht,ist ja quasi sehr gezielt auf wirtschaftliche Bereiche zu gehen,mit Regulierungen oder eben auchmit Zöllen, die eben spezifisch genau die Wirtschaftsbereiche betreffen,die in Regionen sich abspielen, wo halt mehrheitlich Republikaner gewählt werden.Also primär so die Red States.Bestes Beispiel ist ja hier irgendwie Kentucky, was halt so diese Jack Daniels,wo der ganze Whisky herkommt und so weiter.Da hat ja Kanada auch schon drauf gezielt und genauso macht das eben auch die EU.Aber es gibt ja auch noch andere Möglichkeiten, gegen die USA zu antworten.
Pavel Mayer 1:03:19
Ja, und ich denke,Regulierungen sind ein Ding, die sind im Übrigen auch gerade auch Musk und Trumpgerade ein massives Dorn im Auge.Nämlich die EU-Regulierung, die besonders US-Unternehmen betrifft.Nämlich einerseits Wettbewerbsrecht, wo dann immer wieder so Strafen von derEU-Kommission gegen Google und Apple und so weiter erhoben wurden.Und ja, da könnte man natürlich nochmal deutlich von Seiten der EU einen drauflegen, nämlich,dass man speziell Regulierungen sich überlegt, die halt den Einfluss von US-Unternehmen im Zaum halten.Und gleichzeitig auch für die breite Masse in der EU vielleicht vorteilhaft sind.Also dass man zum Beispiel beim Right to Repair nochmal eine Runde drauflegtund zum Beispiel Repairability-Anforderungen für Produkte erhebt.Und dann entsprechende Anti-Login-Gesetze für Cloud und Social Network,Dass man halt in der Lage sein muss,ohne größere Probleme umzuziehen zwischen von einer Cloud in die andere oder.Von einem Social Network ins andere.Also dann das Thema offene App-Stores, was ja die EU auch schon angegangen ist,wo du, glaube ich, sehr skeptisch bist.Aber ja, dann generell ja Recht auf Reverse Engineering.Dann im Bereich der Urheber- und Patentgesetzgebung kann man sich auch Dinge überlegen.Thema KI-Regulierung und dann natürlich,Investitionsanreize, also Geld abziehen oder eben nicht mehr in den USA investieren und,Ja, das wären so Dinge, also alles Alternativen zu zöllen, wie man dann, ja, der USA.
Tim Pritlove 1:05:52
Gut, da habe ich jetzt nicht so den Eindruck, dass das jetzt so ein riesigeswirtschaftliches Problem nach sich ziehen wird, aber so die Staatsaufträge nichtmehr an US-Clouds zu vergeben, das ergibt sich ja, und da werden wir gleicheh noch viel drüber reden,rein aus den neuen Sicherheitsüberlegungen.Also das ist ja sozusagen gar nichts, was jetzt auf eine rein wirtschaftliche Überlegung geht.Zumal eben, du hast es ja schon erwähnt, also offene App-Stores und so weiter.Ich meine, das, was die EU da bisher an Regulierung hinbekommen hat,das ist ja eigentlich eher ein Schuss in den Fuß gewesen und kratzt jetzt,sagen wir mal, die großen Unternehmen nicht groß.Aber solche Kämpfe wie zum Beispiel diese Steuerhinterziehung, die da betrieben wird,quasi auf Umwegen über Irland mit dieser permanenten Steuerflucht,die da begangen werden kann, dass quasi ganze Gewinne außerhalb Europas stattfindenund nicht die EU-Länder von diesen Verkäufen profitieren.Also wenn iPhones hier tonnenweise verkauft werden, warum sind die Gewinne,die darauf anfallen, halt keine Steuern in Europa?Sondern stattdessen findet das irgendwie alles seinen Weg direkt in die USA,weil wir ja so viel Umgehung haben.Also das ist so ein bisschen wie mit diesen Zöllen in Kanada,also die interprovinziellen Zölle, die sie dort haben, die sich quasi nur selberbehindern. Genau solche Sachen könnten sich jetzt auch in Europa lösen.Dass man mal einfach mal sagt, wir müssen als EU agieren und wir müssen in unseremInteresse agieren und nicht jeder einzelne Member State der EU darf jetzt hier ein Schlupfloch haben,um hintenrum den USA quasi die Kohle in den Arsch zu schieben.Das sind so die Dinge, die sich eigentlich erstmal lösen müssen und das wäreautomatisch auch, da geht es wirklich um nennenswerte Summen.Sowas wie Reparability-Anforderungen, am Ende,da reden wir über keinen nennenswerten Summen und ich glaube nicht,dass das sehr viel bringen würde und mit KI-Regulierung und so weiter, naja.Da wirst du die Amerikaner nicht vom Weiterentwickeln abhängen.Hängen, da ruinierst du im Prinzip eher deine eigene Wirtschaft mit.Aber Investitionen abziehen, das ist sicherlich etwas, ich habe auch schon gehört,Europa sollte auch darüber nachdenken, jetzt das Gold abzuziehen aus den USA.Das sind alles so Dinge, die, glaubeich, die Banken sehr viel schneller sozusagen zur Erweckung bringen.Jetzt müssen wir aber mal hier auf den Elefanten im Raum kommen,nämlich die Änderungen in der internationalen Geopolitik ausgelöst durch einTreffen von Präsident Zelensky der Ukraine und Trump und Vance und noch so einpaar anderen Gestalten,die sich alle im Oval Office zusammengefunden haben.Eine auf vielen Ebenen ominöse Veranstaltung.Hintergrund war, Selenskyj ist ja in Gesprächen und Verhandlungen gewesen mitden USA, den sogenannten Minerals-Deal abzuschließen,der nach einem ersten etwas schockierenden Aufschlag der US-Delegation nochmalkräftig anders ausgerichtet wurde.Darüber gab es dann eine Einigung und Selenskyj ist in die USA gereist,um dort das unterschreiben zu lassen. Dazu kam es dann nicht.Stattdessen gab es halt dieses öffentliche Presse-Meeting im Oval Office,was insofern schon merkwürdig ist, als dass ja normalerweise,wenn es um solche Unterzeichnungen geht.Man erstmal das unterzeichnet und dann gibt es so eine Art Pressekonferenz.Das ist so der normale Modus. Aber bei diesem Treffen lief es anders.Es gab erst dieses Treffen und danach sollte irgendwie offiziell zumindest dawas unterzeichnet werden.Und jetzt erzählen wir natürlich etwas, was wahrscheinlich sowieso alle mitbekommenhaben, aber da müssen wir natürlich jetzt mal der Geschichtsschreibung huldigenund erzählen, was passiert ist.Also die haben sich alle in diesem Raum versammelt, da waren dann halt Journalisten anwesend.Handpicked, muss man dazu sagen. Mittlerweile sind ja so Medienunternehmungenwie Reuters und AP nicht mehr zugelassen im Weißen Haus, weil die ja nicht Golfvon Amerika sagen wollen,wie Trump das gerne hätte, sondern irgendwie von Golf von Mexiko gesprochenhaben, woraufhin die dann alle ausgeschlossen wurden.Stattdessen hat sich später rausgestellt, dass unter anderem ein Mitarbeitervon TASS, also der russischen Nachrichtenagentur, irgendwie vertreten war.Angeblich dann aber irgendwie abgeführt wurde, obwohl er hatte also gar keineLizenzierung da zu sein, war aber dann trotzdem da.Also so eine merkwürdige Mischung von Reportern und solchen Leuten,die eigentlich eher so als Blogger durchgehen durften von irgendwelchen rechten Postillen.Unter anderem der Freund von Marjorie Taylor Greene, Moskau Marjorie,der auch irgendwie so ein Right-Wing-Blogger ist.Und der dann den Reigen auch eröffnete in dieser Runde, nachdem es so ein bisschen Geplänkel gab.Das Ganze dauerte, glaube ich, so 18 Minuten. Und dann so in den letzten fünfMinuten ging es heiß her.Dann kam nämlich dieser Typ irgendwie aus der zweiten Reihe und fragte danndie für die Weltpolitik so wichtige Frage, ob den Selenskyj keinen Anzug hätte.Ja, zur Erinnerung, Zelensky läuft seit Beginn des Krieges halt immer in Soldatenmonturrum, um halt einfach klarzumachen, dass ein Land irgendwie im Krieg ist.Hat übrigens Churchill auch gemacht.Von Churchill gab es glaube ich auch irgendwie, es steht eine Büste rum.Trotzdem hat er dann eben das Gespräch so eröffnet. Ja, und überhaupt,und das wäre ja respektlos und so.Und man merkte schon, okay, da läuft jetzt irgendwie ein Skript ab, dann kam irgendwie J.D.Vance und eröffnete das Feuer auf Selensky, indem er dann irgendwie behauptethätte, ja, Selensky wäre ja so ein undankbarer Vogel und er hätte sich ja irgendwie nie bedankt.Hat er natürlich irgendwie 33 Mal nachgewiesenermaßen bei jeder Gelegenheitin seinen eigenen Ansprachen, im Kongress, in 1000 Interviews und so weiter,hat er das natürlich selbstverständlich getan.Aber das waren halt jetzt irgendwie die Talking Points. Trump hat dann auchnoch irgendwie drauf rumgehauen und Zelensky wusste gar nicht so richtig, wie ihm da geschah.Am Ende war das ein Riesenskandal. Das Ganze wurde irgendwie dann,die Runde wurde dann irgendwie aufgelöst und es kam dann eben nicht zu dieser Unterzeichnung.Und stattdessen hat dann Trump inder Folge auf einmalkomplett umgeschwenkt und hat die Militärhilfe und auch den Informationsflussan die Ukraine eingestellt und sich irgendwie stattdessen mit den Russen inSaudi-Arabien getroffen zu irgendwelchen Friedensverhandlungen,wo die Ukraine nicht mit dabei war.Und aus dem Minerals-Deal mit der Ukraine wurde dann bisher erstmal nichts.Stattdessen stand aber dann auf einmal angeblich ein Angebot von Putin auf der Liste.Ja, die ganzen Ressourcen in der Ukraine könnte er ja auch von ihm haben undaußerdem wäre ja auch noch in Russland so einiges zu holen und auf einmal gingirgendwie alles ganz schnell.Ja, und die Welt stand da mit runtergeklapptem Kiefer und dachte,Alter, was geht denn hier ab?Und ich glaube, dieses Treffen wird in die Geschichte eingehen,weil es im Prinzip für alle Beobachter nur noch diesen finalen Schluss zuließ,dass das jetzt sozusagen die Aufkündigung der USA,des Westbündnisses ist.Weil diese Einreihung in die ganzen Putin-Versteher, das hat dann sozusagenallem nochmal die Krone aufgesetzt.Ja und seitdem geht es rund in der internationalen Geopolitik.
Pavel Mayer 1:14:43
Ja, gut. Mittlerweile hat Trump ja wieder einen Schwenk gemacht und die Geheimdienstinformationenund Militärhilfe fließen jetzt inzwischen wieder.Ja, so, aber so dieses tatsächlich, dieses temporäre Aussetzen hat einfach fürextrem viel Schaden gesorgt.So, weil, ja, das einfach das Gefühl ist, entstanden ist oder nicht nur dasGefühl entstanden ist, aber man kann sich auf die USA nicht mehr verlassen.So, das denke ich, ist das Hauptproblem.Und ja, wie sehr jetzt Trump tatsächlich auf Seiten von Putin ist oder nicht,was offensichtlich ist, dass er schon immer eine Affinität hatte zu Putin undauch eine gewisse Bewunderung da war.Das hat er ja nie verhehlt.Aber Putin umgekehrt, ich glaube nicht, dass Putin ihm raut.Die Russen trauen ihm natürlich nicht.Aber jetzt ist es so, dass eben ihm auch der Westen nicht mehr raut.Und das natürlich, ja, also das hateine Kaskade dann von Reaktionen und Überlegungen ausgelöst bis hin zu.Wir können uns jetzt auf den amerikanischen Nuklearschirm nicht verlassen undFrankreich dann quasi angeboten hat,dass sie die nukleare Abschreckung übernehmen werden für andere Länder erst mal.Dann bei den sogenannten Five Eyes, also es ist ja so eine enge Geheimdienstoperationzwischen glaube ich das USA, Kanada, UK,Australien, wen habe ich denn jetzt vergessen?
Tim Pritlove 1:17:10
Neuseeland hast du vergessen.
Pavel Mayer 1:17:11
Neuseeland.
Tim Pritlove 1:17:12
Sozusagen der englischsprachige Raum, der anglosächsische,Kulturraum.
Pavel Mayer 1:17:19
Ja, und da war dann natürlich jetzt auch,ich meine, die tauschen halt Geheimdienstinformationen aus untereinander undda gingen dann sofort auch die Lampen an, wie, okay,welche von unseren Informationen, die wir jetzt liefern, landen dann möglicherweise jetzt in Russland.Und diese Befürchtung war jetzt nicht nur bei den Five Eyes und der EU,sondern auch Saudi-Arabien und Israel waren nicht begeistert davon und habenhalt auch öffentlich Bedenken geäußert,so was jetzt die Geheimdienstzusammenarbeit mit den USA angeht.Und ja, das ist natürlich desaströs.Und jetzt ist natürlich die Frage,sind wir jetzt in einem Zeitalter einer neuen Weltordnung tatsächlich angekommen?Und im Moment sieht es tatsächlich massiv so aus, weil mit Vertrauen,so eine Sache, da reichen halt, wie man gesehen hat,drei Minuten im Oval Office, um eine Menge an Vertrauen zu zerstören, die es, ja,wo es Jahrzehnte dauern wird, das wieder zu reparieren, wenn es überhaupt reparabel ist.Und ja, in allen Bereichen und dann natürlich, ich hatte mir beim letzten Malauch schon kurz erwähnt, die Frage,was bedeutet das für die amerikanische Rüstungsindustrie?So kann man sich jetzt überhaupt noch darauf verlassen, dass amerikanische Hightech-Waffennoch funktionieren, wenn die USA der Meinung ist,wir möchten nicht, dass ihr jetzt eure Waffen für die Verteidigung gegen Russland einsetzt.
Tim Pritlove 1:19:55
Genau, also lassen Sie mal vielleicht erstmal die Reaktionen nochmal so einbisschen sammeln und dann können wir nochmal auf die Konsequenzen kommen.Also das war auf jeden Fall zu spüren, dieser Schock.Alles, was sich bis dahin an Skepsis aufgestaut hat, glaube ich weltweit,schon nach der ersten Trump-Präsidentschaft und jetzt natürlich auch im Vorfeld dieses Treffens,war ja alles schon mal so latent auf der Kippe.Aber es gab immer so eine Balance zwischen den Doomsayerern,die sagen, alles ist verloren, wir müssen irgendwie in die eine Richtung abmarschierenund den Transatlantikern, die sagen so, ja nee, warte mal, das ist alles nichtso gemein, passt schon irgendwie,das müssen wir nur irgendwie aussitzen, ja, wir müssen eben nur genug Honigums Maul schmieren und wir kriegen das schon irgendwie alles gedeichselt.Es kann ja nicht sein, dass jetzt hier irgendwie Jahrzehnte der Kooperationzum Vorteil der USA auf einmal komplett in den Wind gejagt werden.Nur mit diesem Treffen war dann irgendwie allen klar, okay, dann halt doch besser wohl nicht.Und ich denke, mittlerweile sind dann also alle Plan B-Zettel aus der Schubladegeholt worden und werden jetzt entsprechend abgearbeitet.Und nirgendwo merkt man das, glaube ich, so stark wie in Europa.Ich meine, es hat ja keine...Kein Tag gedauert und es gab irgendwie ein EU-Nottreffen, bei dem sich irgendwiealle Führer zusammengefunden haben und dessen Ergebnis war,okay, alles klar, wir müssen die Remilitarisierung Europas einleiten.Wenige Tage später gab es dann den entsprechenden Beschluss,dass bis zu 800 Milliarden Euro, glaube ich.Jetzt von den einzelnen Mitgliedstaaten investiert werden kann und das wirdeben nicht dem Schuldensystem der EU angerechnet.Also es war ja quasi jetzt erstmal noch kein unmittelbarer Beschluss einer Militarisierung,also da wurden jetzt keine Waffen bestellt oder so,sondern es wurde nur gesagt, wenn ihr jetzt aufrüstet, wenn ihr jetzt irgendwieStaatsgeld nehmt und das irgendwie in die Rüstung investiert,dann hat das eben keine Auswirkungen auf irgendwelche EU-Defizitverfahren.Wir wissen ja, in der EU gibt es diese Regeln, ihr dürft euch nicht zu sehrverschulden, 3% Hürde, la la la, wurde mehrfach von Einzelnen auch mal gerissen,auch von Deutschland und so weiter, ja Schwamm drüber und so,aber im Großen und Ganzen bestehen halt diese Regeln, um einfach ein stabilesEU- und Eurofinanzsystem zu haben.Und das wurde im Prinzip jetzt ausgesetzt, wenn es sich um Geld handelt, was in die Rüstung geht.Und das ist natürlich jetzt Zeitenwende 2.0.Auf einmal ist klar, okay, wir müssen uns jetzt selber verteidigen.Die USA haben jetzt durch das Verhalten von Trump im Prinzip den jahrzehntelanggeltenden Konsens mit wir beschützen euch, ihr macht den Rest.Und der wurde einfach aufgekündigt. Der wurde nicht formal aufgekündigt,aber im Prinzip haben jetzt alle die Botschaft verstanden.Und das führt sogar dazu, dass sogar UK und Frankreich und überhaupt die EUwieder miteinander reden. Und dass es also auf einmal Treffen gibt.Gut, das ist natürlich auch dadurch beflügelt worden, dass wir es jetzt nichtmehr mit einer Tory-Regierung zu tun haben.Aber ich glaube, selbst mit einer Tory-Regierung in UK wäre es jetzt so gekommen.Und man sieht das auch, wie also selbst Reform UK hier mit Nigel Farage undso weiter in UK ihre Schwierigkeiten haben, da irgendwie ihre Pro-Putin-Haltungin irgendeiner Form noch durchzudrücken,sondern da ist also wirklich alles in heller Aufruhr und wenn sogar schon UKin heller Aufruhr ist, dann ist es also für uns allerhöchste Zeit.Ja und das hat natürlich jetzt wirklich Implikationen, du hast es schon angesprochen.Also vor allem dieser Trust, der spielt sich ja nicht nur auf dieser wirtschaftlichenEbene ab, den wir jetzt schon ausreichend diskutiert haben, sondern eben vorallem auf einer militärischen Ebene.Die USA, und das ist halt auch wieder so, man fasst sich einfach nur an denKopf, wie die USA überhaupt bereit sind, das alles aufzugeben oder ins Risiko zu setzen.Also allein die Präsenz der USA in Europa, die ganzen militärischen Standortesind ja auch eine Garantie für die ganzen wirtschaftlichen Aktivitäten,haben wir schon jetzt gesagt.Das ist im Prinzip alles, am meisten hat von der neuen Weltordnung hat immer die USA gesagt.Profitiert.
Pavel Mayer 1:25:00
Von der alten.
Tim Pritlove 1:25:02
Weltordnung hat die USA profitiert. Von dem, was jetzt hier aufgerufen wird,kann die USA einfach nicht mehr in dem Maße profitieren.Und das führt natürlich jetzt auch dazu, dass Europa jetzt sagt,okay, wir müssen jetzt self-sustained werden.Also jetzt endlich nach drei Jahren haben sie begriffen, dass Russland eine Bedrohung ist.Bloß bisher war das halt immer so, ja, wir haben ja die Amerikaner am Rücken,uns kann ja nichts passieren.Aber jetzt kriegen alle kalte Füße und merken so, oh oh, jetzt könnten wir auchin so eine Ukraine-Situation kommen, dass die Russen uns angreifen, was machen wir dann?Dann schicken wir unsere nichtvorhandenen Soldaten, die mit dem nicht existenten Panzermaterial dann.Nicht vorhandenen Flugabwehrsystemen und nicht vorhandenen Aufklärungssystemendann irgendwie die bekämpfen oder was?Also auf einmal ist der Kaiser nackt und alle sehen es und jetzt muss natürlichauf einmal alles ganz schnell gehen.Muss man sozusagen sagen, Macron hat es schon immer gesagt, das ist sozusagenseine Kritik schon vor Jahren gewesen und alle immer so, ja, hier irgendwie.Schöne Sonntagsrede, aber hast du sie noch alle jetzt hier irgendwie aufrüsten,das kriegen wir doch bei unseren Bürgern nicht durch und was das überhaupt kostetund wir wollen uns doch hier irgendwie auf andere Sachen konzentrieren,wir haben doch die Amerikaner am Rücken. Da müssen wir doch eigentlich nichts machen.Ja, und Trump hat zwar schon vor Jahren gesagt, wir sollen alle mehr für die Rüstung ausgeben.Das machen wir dann später irgendwie. Und die einzigen, die halt wirklich mehrfür die Rüstung ausgegeben haben, das war halt im Wesentlichen Polen und Skandinavia ein wenig.Und ja, jetzt haben wir den Salat. Nur die Auswirkungen für die USA,die sind natürlich jetzt auch hardcore, weil wie du schon richtig angedeutethast und wir haben ja auch glaube ich in der letzten Sendung auch schon überdie Problematik mit der F-35 zum Beispiel gesprochen,da wurden wir noch korrigiert, ich war mir nicht so sicher, ob Deutschland aucheine Bestellung offen hat, aber das ist so.Also auch Deutschland, weg sozusagen F-35 zu bestellen oder ist da schon im Prozess.Das weiß ich nicht so ganz genau, wie weit das ist und wie kündbar das ist.Aber ehrlich gesagt, ich kann mir jetzt gar nicht vorstellen,dass überhaupt noch irgendjemand bereit wäre, F-35 zu bestellen.Zumindest nicht in der UK-Variante, wo das sozusagen alles auch noch von derUS-Infrastruktur abhängt.Die einzigen, die halt F-35 fliegen und die nicht von den USA abhängen,sind die Israelis, weil die waren schon immer schlauer.
Pavel Mayer 1:27:45
Ja, wobei UK auch unabhängiger ist als alle anderen Länder.Sie haben auch einen Großteil eigene Avionics, aber nicht so viel wie Israel.Also Israel ist da glaube ich am...
Tim Pritlove 1:28:02
Nochmal einen Schritt weiter.
Pavel Mayer 1:28:03
Nochmal einen Schritt weiter, aber alle anderen Nationen nehmen das Ding wohlim Wesentlichen komplett mit US-Elektronik und US-Computern und sind halt auf Updates angewiesen.So, natürlich Ersatzteile.
Tim Pritlove 1:28:25
Ja, genau. Und da haben jetzt natürlich alle Schiss davor. Und auch bei anderenTechnologien hat man das.Wir haben ja zum Beispiel die auch in der Ukraine sehr erfolgreich eingesetzteStorm Shadow Marschflugkörper.Die gibt es ja in einer französischen und einer englischen Variante.Und ich habe mich schon immer gefragt, was ist denn da eigentlich der Unterschied,wenn es sich technisch eigentlich um das Gleiche handelt. Und siehe da,Storm Shadow enthält US-Komponenten und darf halt auch nur mit Einverständnisder USA entsprechend eingesetzt werden.Die Skype-Variante der Franzosen hat das nicht.Die Franzosen, und das ist ja im Prinzip die Politik von De Gaulle gewesen,die haben sich ja schon immer verabschiedet.Die waren immer der Meinung, wir klemmen uns hier nicht an die USA und unsereganze Militärindustrie, das muss alles unabhängig sein.Da sind sie ja auch jahrzehntelang für kritisiert worden. Man war ja auch lange Zeit nicht in der NATO.Das muss man sich auch nochmal vergegenwärtigen. Die Franzosen wollten nichtin die NATO wegen, ja, nee, mit den Amerikanern und so.Das haben sie dann zwar irgendwann mal wieder revidiert, aber grundsätzlichsind halt die Franzosen das vielleicht von den USA am weitesten unabhängigeLand, vor allem eben in militärischer Hinsicht.Und das zahlt sich jetzt natürlich doppelt aus, Weil es von daher natürlichauch die einzigen sind, die quasi vollkommen unabhängig von den USA in der Lagesind, einen nuklearen Schutzschild anzubieten.Was sie jetzt getan haben, da sind wir jetzt schon angekommen.Dass also auch Polen darüber nachdenkt, irgendwie Atomwaffen sich zuzulegen etc.Und das passierte jetzt alles innerhalb von einer Woche. Das war wirklich unglaublich.
Pavel Mayer 1:30:12
Ja, also speziell Polen hat dann richtig einen rausgehauen, hat jetzt angekündigt,sein Militär von 200.000 auf 500.000 zu vergrößern,jeden Erwachsenen militärisch auszubilden.Also quasi eine Volksreserve zu schaffen.
Tim Pritlove 1:30:36
So wie das übrigens Finnland schon immer macht.
Pavel Mayer 1:30:41
Und auch Atomwaffen und andere nicht konventionelle Waffen zu entwickeln,also zumindest zu prüfen, die entwickeln kann.Also das war eine ziemlich klare Ansage.Ja, wenn noch was die Finanzierung angeht, hattest du ja schon erwähnt jetzt,so einmal, dass jetzt die EU mehr Spielraum schafft für die einzelnen Länder.Heißt es auch noch in der Überlegung, dass die EU, beziehungsweise nicht nurin der Überlegung, sondern es sind jetzt irgendwie um die 100 Milliarden jetzterst mal, die die EU beschlossen hat,an Krediten aufzunehmen,die dann zu günstigeren Bedingungen, aus denen dann Mitgliedsländer ihre Rüstung finanzieren können.Und ein interessanter Punkt ist jetzt, wie viel finanzieller Spielraum ist eigentlich da.Und das Interessante ist, dass die UK und Frankreich mittlerweile relativ hoch verschuldet sind,also ungefähr auf US-Niveau in der Größenordnung, so 120 Prozent vom BP plusminus 10 Prozent oder so in der Gegend.Und Deutschland aber wegen dieser dämlichen Schuldenbremse, die uns jetzt quasiin die Rezession geführt hat,hatte aber einen Vorteil, dass Deutschland jetzt einfach eine Menge Spielraumhat, weil Deutschland im Vergleichzum Bruttoinlandsprodukt im Moment nur halb so viele Schulden hat.Nämlich ungefähr bei 60 Prozent liegt mittlerweile.Das heißt, wenn man jetzt sagt,okay, wenn wir jetzt 120 Prozent quasi als unseren Spielraum betrachten,auf 120 Prozent vom BIP zu gehen,haben wir ungefähr 2000 Milliarden Kreditspielraum als Deutschland im Moment.Ja, also zwei Billiarden Euro könnte Deutschland jetzt an Krediten aufnehmen.Und das ist natürlich gewaltig. Das ist gigantisch.Ob das passieren wird, wird man sehen. Aber auf jeden Fall, ja, Spielraum ist da.Und es wird natürlich jetzt abzuwarten bleiben,wie das jetzt vor dem Hintergrund der in der Verfassung verankerten Schuldenbremse organisiert wird.So und mit zwei Drittel Mehrheit, die im Moment noch existiert, kann man,die könnte man sie im Grunde genommen komplett abschaffen oder entsprechendeAusnahmeregelungen schaffen oder eben,was man auch tun kann, ist Notstand zu erklären, weil es gibt halt schon die Notstandsklausel.Aber so einen Notstand kann man halt nicht über zehn Jahre aufrecht erhalten.Das ist immer nur so ein temporäres Ding.Und wie wir da jetzt durchkommen, wird man sehen, nachdem sich die Grünen jetztquergestellt haben. Die Zeit tickt, aber man wird sehen.Und der existierende 100-Milliarden-Fonds, der vor drei Jahren geschaffen wurde,der ist wohl zum größten Teil bereits, also 60, 70 Prozent sind schon weg vondem Geld. Also da ist nicht mehr so viel drin.Ja, das heißt, und da ist jetzt dann der Plan,auch einen neuen Fonds zu schaffen, beziehungsweise soll ein riesiger Fonds geschaffen werden,wo dann alles Mögliche, also Sozialprogramme und Wirtschaftsförderung finanziert wird.Und was jetzt die Rüstung angeht, sollen Ausgaben dafür im Prinzip komplettaus der Schuldenbremse ausgenommen werden.Das heißt, dass man letztlich sagt, okay, wir haben ein paar hundert Milliarden,jetzt machen wir für alles andere und bei Rüstung, ja, whatever it takes.So, dass eigentlich ein guter Ansatz so.Auch aus Sicht jetzt von Abschreckung und anderem zu sagen, ja,wir werden jetzt die nächsten zehn Jahre, 20 Jahre, wie auch immer.Diesen Kurs fahren.Und das hätte viele Vorteile, wenn man sich jetzt einfach festlegt.Einmal Investitionssicherheit und auf der anderen Seite dürfte das dann auchdie Abschreckung einfach stärken.Und vielleicht, es gibt ja noch Hoffnung, vielleicht können wir das ja allesvermeiden, weil sollte jetzt nicht hier der Eindruck entstehen,dass wir jetzt begeistert sind oder das toll finden,wenn jetzt unglaublich viel Geld für Rüstung ausgegeben wird,statt für Schulen und Bildung und Soziales.Nur aus der anderen Sicht, wenn tatsächlich ein Krieg ausbricht,dann ist der um eine Größenordnung teurer als das, was wir jetzt tun und was wir gesehen haben, ist,dass der Krieg in der Ukraine ja ein Versagen von Abschreckung war.Der wäre vermeidbar gewesen, wenn man vorher nur einfach klare Ansagen gemachthätte und das hat man nicht.Und Russland dachte halt, es wird ein Spaziergang und hat auch nicht mit,glaube ich, mit so einer harten Reaktion des Westens gerechnet,weil beim ersten Mal haben sie ja auch nicht so richtig hart reagiert.Und ja, also sieht man leider,dass Abschreckung die einzig sichere Methode ist oder die sicherste Methode ist,um Krieg zu vermeiden oder allgemeine Abrüstung.Aber allgemein abrüsten kann man auch nur, wenn man selber was zum Abrüsten hat.Wenn man jetzt an die Russen rantritt und sagt, okay,ihr rüstet jetzt, ihr gebt jetzt, weiß ich nicht,2000 Panzer ab und wir 200, weil wir haben nur noch so wenig.
Tim Pritlove 1:38:40
Prozentual sozusagen.
Pavel Mayer 1:38:42
Ja, so wird es nicht funktionieren. Und dasselbe ist halt mit atomarer Abrüstung.Ich hatte schon seit ewigen Zeiten schon überlegt, wie kann man denn irgendwieals Europäer oder als Deutscher, wie könnte Deutschland denn jetzt die nukleareAbrüstung voranbringen und leider nur durch Androhung,sich nuklear zu bewaffnen.Das ist halt irgendwie das bekloppte Ding, dass man die Nuklearwaffen von anderennur wegkriegt, offenbar, wenn man selber welche hat.Und wenn nicht, das ist natürlich jetzt ein bisschen tragisch.
Tim Pritlove 1:39:22
Tragisch wird das aber auf jeden Fall auch für die USA. Auch wieder so ein Punkt,wo man sich hier nur an den Kopf fassen kann, Weil was das natürlich jetzt allesausgelöst hat, das wird dann für die USA doppelt und dreifach teuer.Denn mit Waffen ist es so, das ist teuer, die zu entwickeln und insbesonderedieser ganze Hightech, auf dem der Westen sitzt, ist nochmal extra teuer.Wenn man jetzt mal das Beispiel dieser F-35 nimmt.Die F-35 ist für die USA in den letzten Jahren immer billiger geworden,weil es so viele Länder gab, die sie gekauft haben.Und dadurch ist irgendwie der Preis, glaube ich, so auf 25 Prozent,ich weiß jetzt die genauen Zahlen nicht, aber signifikant gesenkt worden.
Pavel Mayer 1:40:12
Also er hat sich fast halbiert irgendwie von.
Tim Pritlove 1:40:14
Ich glaube, ein Viertel, das habe ich gehört, aber egal.
Pavel Mayer 1:40:19
Ja, also es waren irgendwie ursprünglich mal schwierig diese Rechnungen mit,weil Investitionen, also es waren mal irgendwie zwischen 120 und 160 Millionenpro Stück und inzwischen sind sie irgendwie auf 80 Millionen runter.
Tim Pritlove 1:40:34
Sagen wir mal die Hälfte.Und das macht natürlich eine Menge aus, wenn man sozusagen den eigenen Rüstungsbestanddann auffrischen muss oder erweitern möchte.Wenn aber jetzt diese ganzen Bestellungen wegfallen, dann wird es eben sozusagenfür die USA teurer, auch nur ihren eigenen Bedarf abzudenken.So ist es eigentlich mit allen großen Produzenten. Wir hatten ja auch schondarüber geredet, dass das ja auch eine Auswirkung auf Russland ist,deren Rüstungsexporte derzeit einfach bei Null sind.Und wahrscheinlich auch noch eine ganze Weile bei Null bleiben wird,weil sie auf der einen Seite nichts produzieren können,weil sie alles gerade selber verheizen, aber auf der anderen Seite auch geradekeine Hightech-Forschung groß machen können, eben weil diese ganzen Bestellungen auch ausbleiben.Also sie haben gar keine Kohle, um das irgendwie zu investieren.Das wird ihnen noch lange nachhängen. Sie können zwar jetzt sehr viel produzieren,aber Hightech produzieren sie auf keinen Fall.Aber für die USA wird es richtig teuer.
Pavel Mayer 1:41:32
Ja, ein anderes Problem ist noch eine kleine Anekdote,von der ich gehört habe, was so die US-Rüstungsbeschaffung angeht,die da nochmal einen interessanten Blick drauf wirft.Und die USA hatte ja in den letzten 10, 20 Jahren Probleme mit der Beschaffung neuer Schiffe.Da gab es halt dieses Literate Combat Ship, was halt vielfaches von dem gekostet hat.Und ewige Verzögerungen und dann auch mit der Zumwaldklasse und so.Deswegen hatten sie sich jetzt überlegt,Als sie jetzt neue Fregatten brauchten, sagt man, okay, bei kleinen Schiffenist Europa einfach marktführend.Das heißt, sie haben dann sich entschieden, für die neuen Fregatten,die eine von Italien, von Finkantieri,zuzunehmen, ein erfolgreiches Off-the-Shell-Regatte.Und ja, damit das billiger wird, damit sie halt solche Probleme vermeiden.So mittlerweile haben sie aber so viele Anforderungen und Designänderungen inden letzten Jahren auf diese Off-the-Shell-Regatte,dass nur noch 80 Prozent anders sind, dass nur noch 20 Prozent Gleichteile sindund sie sind immer noch nicht fertig mit der Spezifikation.Das ist also ein bisschen wie beim BER, kannst du sagen,da haben wir ständig neue Änderungen, neue Änderungen, neue Änderungen und habenjetzt die Hälfte der Kohle schon rausgehauen und noch nicht mit einem einzigen Schiff angefangen.Also selbst wenn sie von der Stange irgendwie Rüstungskram kaufen, funktioniert es nicht.Und ein anderes Problem ist doch, in dem Zusammenhang hat das US-Militär riesigeProbleme mit Ride-to-Repair.Weil mittlerweile diese neuen Hightech-Schiffe, also früher war es so,so ein Schiff hast du halt ein komplettes Manual.Wo alles drin ist, wo du im Prinzip unterwegs so ziemlich alles warten und reparieren kannst.Mittlerweile ist es so, dass diese Rüstungsfirmen halt ihren Kram da installieren,ohne das zu dokumentieren oder denen die Tools so mitzugeben.Und jetzt war es zum Beispiel so, dass bei letzten, bei den Literal Combat Chips,die haben halt eine Tankanzeige, wievoll der Tank ist und die muss halt rekalibriert werden einmal im Jahr.Aber das können die Matrosen nicht, also auf dem Schiff können die das halt nicht selber machen.Das heißt, da fliegen dann Experten von Lockheed um die Welt nach Australienund nach Singapur und wo immer die Schiffe gerade sind,um dann die Tankanzeige zu kalibrieren, was halt irrsinnig viel Geld kostet.Das heißt, das amerikanische Militär ist mittlerweile auch in vielen Dingeneinfach verkrustet und ineffizient und extrem teuer.Ich meine, es ist so ein Merkmal, glaube ich, generell von Rüstung, dass...Dass das teuer ist, aber man sollte nicht denken, dass die Amerikaner jetztirgendwie, ja, das ist doch alles.
Tim Pritlove 1:45:38
Also ich weiß nicht, ob man das unter Right to Repair zusammenfassen sollte,aber die Abhängigkeit eben von digitalen Systemen im Wesentlichen,die es ja meistens sind und damit eben direkt von den Herstellern,dass das sozusagen alles so as a service geliefert wird, das ist natürlich ein absolutes Problem.Aber bleiben wir mal bei diesen geopolitischen Auswirkungen,die wir jetzt sozusagen haben durch diesen Moment, durch diesen Oval OfficeMoment, der führte einfach dazu, dass jetzt irgendwie sich alles neu aufstellt.Europa löst sich mental quasi auf. Es gibt auch schon Diskussionen darüber,neben der NATO quasi so eine europäische Verteidigungsorganisation zu gründen.Auch die gesamte Rüstungsbeschaffungsmaßnahme wird quasi teilweise durch dieEU durchgeführt werden.Also man kauft sozusagen Zeug jetzt als Europa ein und hat dadurch natürlichein ganz anderes Handelsvolumen.Also auch hier wieder so ein Effekt mit Schockwirkung führt dazu,dass man endlich mal diese nationalen Grenzen aufbricht, so wie wir das in Kanadamit den Zöllen hatten, haben wir das ja im Prinzip innerhalb von Europa auch.27 EU, 27 verschiedene Umsatzsteuerregelungen, 27 verschiedene Gesetzesgebungen,die zwar hier und da harmonisiert sind durch irgendwelche EU-Richtlinien,die aber dann doch immer noch mal wieder so ein bisschen anders sind.Grundverordnung gibt es natürlich für manche Dinge auch, wo also wirklich dasselbeRecht und Gesetz gilt, aber am Ende des Tages haben wir so viele Begriffe.Jetzt nicht unbedingt Handelsbarrieren, aber so mentale und regulative Barrierenund gerade wenn es um nationale Rüstung geht und welche Unternehmen produzierendenn jetzt hier überhaupt irgendwas,haben wir so viele nationale Gegeninteressen,die schon immer dazu geführt haben, dass es einfach nicht vorangeht.Ein gutes Beispiel in dem Zusammenhang und das ist natürlich jetzt auch sehrwichtig, gerade wenn wir jetzt auch noch auf so Auswirkungen wie Starlink undAbhängigkeit von amerikanischer Infrastruktur im Weltraum nachdenken.Auch die Aussetzung dieses Informationsflusses bedeutete ja auch,die Ukraine bekam keinen Zugriff mehr auf die Sattel.Also temporär ist jetzt wieder zurückgesetzt worden, aber es hat ja einmal gereicht,dass es einmal stattgefunden hat. Das führt jetzt sozusagen zu diesem Sinneswandel.Also die Ukraine bekam dann auch keine Daten mehr von Maxa, von so einem privatenamerikanischen Satellitenunternehmen, die halt diese High-Res-Fotos liefern,die also sehr, sehr, sehr wichtig war,um kurzfristig so Truppenverlagerungen und so etwas zu erkennen.Und hier merkt natürlich jetzt Europa auch, oh wow, in diesem ganzen Aufklärungsbereich,wir haben zwar auch unsere Satelliten oben, aber wir haben nicht ansatzweise so etwas wie Starlink.Das Beste, was wir haben und das kommt natürlich jetzt auch zum Einsatz,ist dieses OneWeb-System.OneWeb ist ja auch ein LEO-System, also ein Low-Earth-Orbit-System,ähnlich wie Starlink. Es funktioniert anders.Das sind dann so Satelliten im Polar-Orbit und es sind nicht so viele Satellitenund es hat auch nicht diese selbe,es ist nicht so gut ausgebaut, wie Starlink funktioniert, nicht so gut wie Starlink.Ist vor allem auch ein reines Business-System.Das heißt, du kannst als Privatkunde jetzt nicht ein One-Web-Terminal kaufen,wie jetzt mit Starlink und das irgendwie auf deinen Wohnwagen ballern und dannhast du irgendwie ein Netz oder stellst dir irgendwie einen Garten und hast irgendwieein Netz, wo die Telekom keine Glasfaser hinliefern will, weil wir uns da auchpermanent im Weg stehen.Und jetzt ist natürlich auch auf einmal eine Frage, können wir auch noch aufdie Satellitendelivery durch SpaceX zählen?Oder überhaupt auf die Amerikaner?Müssen wir jetzt sozusagen auch dort unsere eigene Weltraumdelivery sichern?Und das ist ja eine Debatte, die geht seit Jahrzehnten und wir hatten jetzt so viele Fälle, dass.Europa auf SpaceX ausweichen muss und die halt mittlerweile einmal die Wocheeine Rakete starten. Muss man ja auch mal sehen.Also Elon Musk hat es da mit seinem Unternehmen geschafft, wirklich mit Abstanddas effizienteste Weltraumunternehmen an den Start zu bekommen.So sehr man den Typen jetzt hassen möchte, muss man halt sehen,also inwiefern das jetzt sein persönliches Verdienst ist, sei jetzt mal da hingenommen,aber trotz alledem ist vollkommen klar,SpaceX ist derzeit einfach das potenteste Weltraumunternehmen auf diesem Planetenund zwar nicht ein bisschen, sondern mit riesigem Abstand. Und was macht Europa?Europa hat sich jahrzehntelang in so einem Dauerbattle zwischen den Franzosenund den Deutschen im Wesentlichen festgefahren, als es darum ging,dieses Ariane-System zu erneuern.Vielleicht mal so zur Erläuterung, das ist vielleicht auch jedem nicht so klar.Also wir haben ja quasi die ESA und die ESA ist so das Äquivalent zur NASA.Also spezifisch auf Weltraummissionen ausgerichtet.Die ESA ist quasi ein europäisches System. Es ist kein EU-System,es ist ein europäisches System, ist auch sehr international,hat auch die Kanadier in gewisser Hinsicht mit drin, die Japaner,es wird sehr viel kooperiert.Generell ist der europäische Weltraum-Exploration-Ansatz ja sehr kooperativ.Wir haben bis vor kurzem auch noch mit den Russen zusammengearbeitet,bis auf die Chinesen sind wir eigentlich mit allen irgendwie gut da.Und die ESA ist eigentlich nicht schlecht. Die ESA kann eine ganze Menge,könnte auch noch sehr viel mehr, hat aber nicht die Mittel.Es wird nicht sehr viel Geld bereitgestellt für die ESA, also nicht in einem nennenswerten Maße.Trotz alledem nimmt die ESA auch wichtige Funktionen wahr.Also die ganze Weltraum, Erdbeobachtung, da ist die ESA führend.Und natürlich gibt es auch eine diverse Militärtechnik, die halt irgendwie vonden Raketen hochgebracht wird. Und was haben wir denn da?Naja, also erstens, wir haben den besten Weltraumbahnhof von der Geolokation eigentlich der Welt.Ja, also französisch Guyana ist am nächsten dran am Äquator,was quasi für so normale Orbits einfach die ideale Voraussetzung ist,weil du quasi an der Stelle, wo die Erde am dickbauchigsten ist,am meisten die Erdrotation mit nutzen kannst, um Raketen ins All zu schicken.Das ist also auf jeden Fall schon mal super.Da ist auch eine ganze Menge Platz. Ich war ja mal da, es ist unglaublich riesig, dieses Areal.Und naja, bis vor kurzem gab es dort halt drei verschiedene Raketensysteme, die dort am Start waren.Nämlich das Ariane 5 Launch System, dann die Vega, das sind diese kleinerenRaketen, die aus Italien kommen und dann gab es die Soyuz, also die Kooperation mit den Russen.Die Russen haben auf dem europäischen Startplatz Raketen gestartet zusammenmit den Europäern. Das ist natürlich seit dem Ukraine-Krieg alles vorbei.Das heißt, da gab es nur noch zwei. Ariane 5 ist aber jetzt irgendwie end oflife. und jetzt gab es den ersten Start der Ariane 6.Es hat ewig gedauert, diese Ariane 6 zu entwickeln und durch dieses Hickhackzwischen den Franzosen und den Deutschen ist es halt wieder so eine Kompromisslösunggewesen und man hat so viel Zeit und Energie verschwendet und am Ende hat man zwar eine Rakete,die so ein, zwei Features hat, die jetzt auch, sagen wir mal,SpaceX nicht haben, Nämlich eine Stufe, die sozusagen neu gezündet werden kannund damit kannst du irgendwie effizienter nach oben deinen Treibstoff nutzen.Und das ist auch für komplexe Orbits ganz toll.Nur...SpaceX kann irgendwie seine Raketen mittlerweile wieder landen lassen,also zumindest die Hauptstufe wieder landen lassen und spart sich dadurch natürlichauch Unmengen an Geld und dadurch, dass sie halt auch solche unglaublichen Durchläufer haben,also quasi in der Mitte halt jede Woche irgendwie einen Raketenstart machen,wird ja schon gar nicht mehr darüber berichtet,dass sie starten, weil die starten einfach die ganze Zeit. Das ist ja wie amHauptbahnhof irgendwie.Und dadurch, dass sie einfach mittlerweile Raketenstufen irgendwie 20 Mal schonwiederverwendet haben und dadurch, dass sie so viele Starts haben,haben die einfach eine Economy of Scale mittlerweile erreicht,wo die Europäer einfach nicht im Ansatz da sind.Das war natürlich alles super teuer, aber wodurch wurde das finanziert?Das wurde dadurch finanziert. Also SpaceX gibt es einfach nur,weil der Staat, die USA, zugesagt hat, macht ihr mal irgendwie euer Development.Wir garantieren euch hier so und so viele Starts von unseren Spionage- und wasweiß ich, Militärsatelliten.Die müssen irgendwie alle ins All und damit habt ihr sozusagen auch eure Startsirgendwie schon mal in Sack und Tüten.Und so etwas hat halt in Europa nicht stattgefunden,sondern stattdessen wird halt sehr viel an anderen Startplätzen gestartet unddann eben nicht mit der Ariane gestartet, die auch nicht für alle Satellitengeeignet ist, insbesondere nicht die neue Ariane 6, die halt so extrem groß ist.Die kann zwar sehr viel hochbringen, aber die kriegst du halt auch nicht so oft gestartet.Und wie viele Starts haben wir dann so? Naja, vier im Jahr oder fünf vielleicht,wenn man es jetzt mal hochtreibt.Das ist so die Größenordnung der Produktion, die wir jetzt erreichen mit diesen Raketen.Während, wie gesagt, die SpaceX und die Amerikaner damit sozusagen quasi jedeWoche irgendwas hochballern und dadurch natürlich einen ganz anderen Level erreichen.Und damit war es natürlich dann auch möglich, sowas wie Starlink zu machen.Und auch OneWeb, was jetzt quasi das europäische Alternativsystem ist,was mittlerweile von den Franzosen, von Eutelsat, gekauft wurde und damit Gottsei Dank in französischer Hand ist,was sich jetzt als sehr positiv herausstellt, weil man es dadurch jetzt auchden Ukrainern zur Verfügung stellen kann.Auch die launchen ihre Satelliten mit SpaceX. Das ist einfach vollkommen irre.Und ich erwarte, dass wir also auch in diesem Raumfahrtbereich demnächst einenWandel erleben werden. Und das ist auch...Höchste Zeit, dass Europa sichdarauf besinnt, auch in dem Space-Bereich endlich mal wieder zuzulegen.Weil bisher ist das einfach gemanagter Stillstand.
Pavel Mayer 1:56:55
Ja, konkret was das Budget angeht.Also NASA-Budget von 20,4 Milliarden US-Dollar.ESA-Budget 7,4 Milliarden US-Dollar.Also ungefähr 30 Prozent ist das ESA-Budget vom NASA-Budget.Was aber, ja, nur der Rahmen ist das eigentliche Geld jetzt,wie du richtig sagtest, kommt dann aus Aufträgen, Dinge hochzubringen.Und insofern wäre wahrscheinlich sowohl ESA-Budget erhöhen, als auch so etwas zu machen.
Tim Pritlove 1:57:39
Na, Launcher vor allem. Also Ariane ist was. Ich weiß nicht,das ist jetzt wahrscheinlich in diesem ESA-Budget so nicht mit drin.Also Ariane ist ja sozusagen der eigentliche Launcher. Die NASA-Launcher selber auch nicht mehr.Also die hatten zwar Projekte, aber das kommt auch alles nicht so richtig voran.Also sie haben noch eine große Rakete für ein paar Missionen,aber das Allermeiste, was halt kommerziell so abgefeuert wird,das läuft halt mittlerweile über SpaceX.
Pavel Mayer 1:58:05
Und ich gucke gerade mal, Ja, Ariane Space macht irgendwie 1,25 Milliarden Umsatz.Die 150 Mitarbeiter.
Tim Pritlove 1:58:17
Das ist aber eigentlich nichts. Also in dem Segment müsste sehr viel mehr möglich sein.Und ja, was wir brauchen, ist da einfach eine konsequente Entwicklung.Das heißt, man muss sagen, okay, jetzt hier auf Basis, ich weiß jetzt nicht,welche Pläne in den Schubladen sind und wie man vor allem das Problem dieserWiederverwendbarkeit jetzt machen will. Es ist nicht so, dass Europa dazu nichtin der Lage wäre, sowas ingenieursmäßig auch zu leisten.Es ist einfach nur so, dass dieser ganze Apparat einfach zu träge ist.Es dauert viel zu lange, bis da irgendwelche Beschlüsse gefasst werden und vorallem verhungern diese ganzen Prozesse in diesem ganzen innereuropäischen Hickhack,speziell eben zwischen den Deutschen und den Franzosen, die halt einfach den größten Anteil haben.Das ist ja so eine Aufteilung.Die Franzosen sind immer die Launcher-Stellen und die Deutschen liefern eherso die Technik für die zweite und die Payload-Stufe.Das ist so ein bisschen die innere Aufteilung.Naja, man muss da einfach flexibler werden und ich erwarte, dass da auch jetztdie ESA deutlich klarer mal auftritt und sagt so Leute, wenn das jetzt hiernochmal was werden soll mit der europäischen Unabhängigkeit,auch im militärischen Bereich,dann müssen wir jetzt hier aber irgendwie auch mal langsamer was tun.Weil es ist ja klar, wir brauchen jetzt irgendwie auch diese Facilities derAufklärung, weil wenn die Amerikaner jederzeit halt sagen können,so ja nö, unsere Erkenntnisse, die teilen wir jetzt nicht mehr mit euch,weil es passt uns jetzt gerade mal nicht in den Kram, was ihr mit den Russenmacht, dann stehen wir halt doof da.Und du kannst halt einfach ohneSpace-Aufklärung heutzutage einfach kein militärisches System mehr machen.
Pavel Mayer 2:00:02
Ja, übrigens bedauerlich ist auch noch, dass Ariane Space bis 2017 Marktführerfür kommerzielle Starts war.
Tim Pritlove 2:00:13
Ja, die Ariane 5 war das zuverlässigste und erfolgreichste Launcher-System überhaupt.Aber man kam halt mit der Ariane 6 nicht in die Spur und hat das quasi eigentlicham langen Abend verhungern lassen.Und jetzt haben wir den Salat, jetzt haben wir quasi überhaupt gar keine Startsmehr. Und das ist einfach absurd.
Pavel Mayer 2:00:34
Genau, und SpaceX hat jetzt, wir sitzen ja gerade bei Ariane Space,irgendwie eine Milliarde oder so.SpaceX macht jetzt 13 Milliarden Umsatz und hat 13.000 Mitarbeiter statt 400 von Ariane Space.Also das ist, ja.
Tim Pritlove 2:00:49
Absurd.
Pavel Mayer 2:00:51
Ja, da hat jemand, da haben wir wirklich, ja, dropped the ball.
Tim Pritlove 2:00:56
Total geschlafen.
Pavel Mayer 2:00:57
Someone dropped the ball. Ja.
Tim Pritlove 2:01:01
Naja, jetzt ist natürlich auch die Frage, die sich alle stellen,bei all diesen ganzen Anstrengungen, können wir eigentlich diskutieren,schaffen, sozusagen. Kann sich Europa ohne die USA, also komplett ohne die USAüberhaupt verteidigen?
Pavel Mayer 2:01:24
Ja. Und das ist auch die Antwort.
Tim Pritlove 2:01:31
Aber Ja oder Ja, aber?
Pavel Mayer 2:01:38
Ich glaube, man kann sagen, uneingeschränkt das mit Ja beantworten.Also gegenwärtig jedenfalls, weil ganz offensichtlich hat Russland ja schonein Problem mit der Ukraine allein.Aber wenn jetzt, was halt so ein Szenario ist, wennjetzt Europa und die USA die Ukraine einfach komplett im Stich lassen würdenoder die Ukraine dann wieder unter russischer Vorherrschaft landet, ist die Befürchtung,dass dann die Ukrainer mehr oder weniger gezwungen werden oder einverleibt werdenin die russische Armee und dann losgeschickt werden gegen Polen oder gegen.Das Baltikum.Das ist so ein bisschen das Szenario und das würde dann zwar nicht morgen passieren,aber das ist eher sowas, was dann nach ein paar Jahren einfach drohen würde.Aber grundsätzlich.Ja, wenn man sich allein nur die Zahlen anschaut, jetzt an Bevölkerung, also Europa,wenn man jetzt die EU plus die europäischen NATO-Länder plus Ukraine plus Türkei nimmt,dann kommt man, muss man sagen, auf 650 Millionen Europäer.So willst du.Und es ist einfach kein normaler Zustand,dass irgendwie 650 Millionen Europäer, 330 Millionen Amerikaner fragen sichvor 145 Millionen Russen zu verteidigen.Also das allein ist irgendwie schon mal eigentlich ein bisschen irre,aber das ist letztlich Ergebnis von amerikanischer Politik, die einfach auch nicht wollten,dass Europa zu stark und zu selbstständig wird.Das war ganz klar im amerikanischen Interesse, Europa jetzt nicht als möglicherweisezu sehr als starken eigenen geopolitischen Spieler zu haben.Das heißt, sie haben schon auch versucht, zu viel europäische Einheit zu verhindern.
Tim Pritlove 2:04:27
So.
Pavel Mayer 2:04:29
Und das heißt, Europa ist eigentlich so ein bisschen ein schlafender Riese.Hat gegenüber den USA demografische Nachteile und,Und das europäische Rüstungsbudget liegt nur bei 50 bis 75 Prozent des amerikanischen, je nachdem,ob man die reinen Zahlen nimmt oder sozusagen Kaufkraft angepasst.Und insofern liegt Europa jetzt gar nicht finanziell so weit zurück,ist aber komplett zersplittert und eben ineffizient.Und ja, man hat es sich einfach auch ein bisschen bequem gemacht, muss man sagen.Aber das war letztlich auch grundsätzlich im Sinne der USA.Und ja, wenn es aber definitiv, wenn es nötig ist und Europa sich einig ist,Europa hat die Technologie,Europa hat die Bevölkerung, Europa hat die Wirtschaft. so.Und wenn das jetzt so ist, wie es ist, dann kriegt Europa das auch hin.Wenn man sich auch anguckt, allein nur bei den reinen Zahlen,dann jetzt Kampfpanzern und Flugzeugen und was halt sonst noch so da ist,hat Europa ohne die Amerikaner einfach jetzt schon mehr als die Russen und intechnologisch höherer Qualität.Aber das Problem im Moment ist, dass sich die USA quasi in die gesamte europäischeVerteidigung einfach ja,hineingewachsen sind oder hineingeben haben und einfach wichtige strukturelle Aufgaben wahrnehmen.Das heißt, die sind die einzigen, die eine große Tankerflotte haben,zum Beispiel und bei anderen eben Assets ja,haben sie zwar nicht ein komplettes Monopol, aber,da ist Europa weit, weit hinterher, einschließlich eben vor allem so Führungsstrukturenund Koordination und so weiter und generell Mobilität und Logistik.So, da hat Europa hat gar nicht die.Die Mobilitätsreserven, um jetzt, was weiß ich, Truppen schnell aus Spanienirgendwie ins Baltikum zu verlegen oder so.Das ist halt das Problem und das europäische Militär ist eben auch nicht daraufausgerichtet, jetzt global irgendwie, ja,Macht zu projizieren.Das ist nur sehr, sehr beschränkt. Allein, ich meine, die USA haben halt 13 Flugzeugträger,wo jeder ungefähr das Äquivalent einer nationalen Luftwaffe darstellt,die sie halt verschieben können.Und Europa ist halt, was Flugzeugträger angeht,es gibt welche, ich glaube insgesamt sieben Stück oder so,aber der Großteil davon sind halt eher so Hubschrauberträger oder die könnenhalt nur Vertical Take-Off and Landing machen und also sind deutlich kleinerals die amerikanischen Flugzeugträger beispielsweise.Das andere ist ja bei AVEX-Flugzeugen, also sozusagen elektronische Aufklärung,ist Europa auch wichtig.Ja, unterausgestattet. Plus natürlich generell Abhängigkeit von vielen US-Waffensystemen.So Patriot vorneweg und so, was jetzt gerade auch so ein bisschen zum Problem wird.Aber grundsätzlich, würde ich sagen, ist da nichts so, was Europa nicht innerhalbvon wenigen Jahren selbst an den Start bringen kann.Und teilweise in einzelnen Bereichen sind die europäischen Waffensysteme sogarbesser als das, was die Amerikaner haben. Ja.
Tim Pritlove 2:09:28
Bevor wir da gleich wieder in den Kommentaren korrigiert werden,ich habe kurz mal nachgeschlagen, also die USA haben derzeit elf richtige Flugzeugträger und neun,Hubschrauberträger, also nicht ganz so falsch,zwei, die irgendwie noch im Bau sind oder auf Kiel gelegt sind,einer bei Hubschraubern und auch die Die Franzosen haben einen richtigen,drei Hubschrauberträger.UK haben zwei Flugzeugträger und einen Hubschrauberträger.Und dann gibt es nur noch einen Hubschrauberträger in Spanien.Und die Türkei hat einen richtigen Flugzeugträger und einen Hubschrauberträger.Da kann man jetzt diskutieren, ob das dazugehört oder nicht.Ist also auf jeden Fall ein NATO-Land. Also so richtig üppig ist es halt nicht.
Pavel Mayer 2:10:35
Aber größenordnungsmäßig, ja, okay.
Tim Pritlove 2:10:38
Aber du hast recht, die Logistik ist vor allem das Ding. Und das ist,glaube ich, auch, das muss man sich immer wieder klar machen,Militär heißt vor allem Logistik.Also es geht nicht nur so um Waffen und Kampfkraft und Soldaten,sondern man muss vor allem mobil sein, man muss es irgendwie auch versorgen können.Und das ist halt die besondere Rolle eigentlich der USA in der Welt, des US-Militärs ist,die sind in der Lage, innerhalb kürzester Zeit mehr oder weniger an jedem Ortdieses Planetens innerhalb überschaubarer Zeit Truppen zusammenzuziehen unddiese dort auch über längere Zeit zu versorgen.Also so ein Krieg wie in Afghanistan, Irak, so falsch die waren.Waren halt möglich, weil sie eben überall diese Standorte haben,weil sie ein riesiges Netz an Versorgungsstrecken haben und eingespielter Logistikund eine riesige Flotte von Transportflugzeugen,die in der Lage sind, Truppen und die Versorgung dieser Truppen jederzeit zu garantieren.Und das ist halt so ein Apparat, der permanent im Betrieb ist.Und die einzigen Länder, die außer den USA überhaupt über so ein globales Netzvon Standorten verfügen,was auch nur so ansatzweise ein internationales Agieren, also an anderen Ortenerlaubt oder eine schnelle Verlegung erlaubt, sind halt Frankreich und Großbritannien.Okay.
Pavel Mayer 2:12:11
Aber die USA haben letzten Zahlen, ich hatte größtenordnungsmäßig 500 Militärbasen.Um die Welt herum waren mal mehr.Aber ja, plus 1000 Basen in der USA. Jetzt zu Schätzungen, kann es ja mal nachgucken.Also ja, USA ist einfach militärisch, ich meine, USA war bisher für die Hälfteder globalen Rüstung verantwortlich.Das ist jetzt wahrscheinlich auch ein bisschen zurückgegangen.Aber so die USA war 50% des globalen Militärs so an also in Dollar gemessen jetzt,und ja hast du die Zahlen für die amerikanischen Militärbasen schnell.
Tim Pritlove 2:13:13
Bin ich da auch nicht.
Pavel Mayer 2:13:14
... ...
Tim Pritlove 2:13:22
Liste von Militärbasen der Vereinigten Staaten im Ausland. So, was haben wir da?So, nach eigenen Angaben 2008,761 militärische Einrichtungen aller Teilstreitkräfte Army, Air Force,Navy, Marine Corps im Ausland.Das sind 14% von 5.429 insgesamt.Also 761 militärische Standorte weltweit.
Pavel Mayer 2:14:02
Je nachdem wie man die zählt. Also es ist auf jeden Fall Irrsinn.Da kommt kein Land, auch nur in den Rand. 40 davon in Deutschland übrigens.Zwei davon sollen jetzt irgendwie zugemacht werden.
Tim Pritlove 2:14:21
Ja. Naja, egal.Also ist ja auch nicht die Frage, sondern die Frage ist, was kann Europa tun,um sich selber zu verteidigen und die Antwort ist im Prinzip so rein von den Möglichkeiten schon,nur dass es halt jetzt Not tut, eben die ganze Rüstungsindustrie auch wiederauf so einen industriellen,Takt zu bringen, um das eben auch entsprechend in kurzer Zeit zu machen,weil derzeit sind es halt alles mehr so Manufakturen und nicht wirklich große Produzenten.Aber das ist ja etwas, was jetzt schon seit längerem angestoßen wurde.Durch diesen Krieg haben sich also jetzt verschiedenste, zumindest in Deutschlanddie Unternehmen halt auch entsprechend eingestellt und das Rheinmetall ist amAusbauen der Kapazitäten,baut neue Munitionsfabriken und das eben sowohl in Deutschland als auch in vielenanderen Ländern. Und Rheinmetall hat auch, glaube ich,irgendwie Standorte, glaube ich, in 120 Ländern. Also es ist schon irgendwie auch krass.
Pavel Mayer 2:15:26
Die sind eigentlich nur, ich glaube, Nummer 4 oder 5 was so Rüstung.Also das 4. oder 5. größte Rüstungsunternehmen der Welt.
Tim Pritlove 2:15:34
Ja gut, aber es ist ja auch nicht das Einzige. Naja, also auf jeden Fall,geht schon und muss jetzt sozusagen passieren und wird natürlich dann aber auch,selbe Logik, auch billiger werden.Also in dem Moment, wo jetzt ganz Europa aufrüstet und auch noch die EuropäischeUnion als Einzelaufkäufer oder Garant und so weiter oder als Kreditnehmer,agiert, wird es natürlich dann auch schnell billiger, während es halt für dieUSA jetzt theoretisch teurer wird, weil man kann davon ausgehen,dass diese Aufrüstung, diese europäische Aufrüstung wird wahrscheinlich eine nahezu,ausschließlich europäische Geschichte werden.Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendjemand noch in den USA jetzt irgendwas kaufen wird.Also irgendwelche kleinen Sachen, die nicht abhängig machen,wie Munition oder so, ja, okay, vielleicht, aber sicherlich keine großen Systeme.Eine Ausnahme dürfte Südkorea sein, die sicherlich als vertrauenswürdig gelten.Das wird sich zeigen.
Pavel Mayer 2:16:54
Die aber auch mittlerweile zu einem großen Waffenproduzenten.
Tim Pritlove 2:16:57
Ja, die sind riesig, aber bei denen muss man zumindest keine Angst haben,dass sie jetzt irgendwie morgen,den Einsatz der eigenen Waffen untersagen.
Pavel Mayer 2:17:07
Zumal die ja auch sehr freigiebig sind, dann mit Lizenzen sagen,also Polen hat ja sehr viel bestellt und,üblicherweise sind so große Rüstungsdeals beinhalten oft eine Komponente,wo dann Teile im Importland gefertigt werden, also wo man dann auch Kapazitätenaufbaut und in Polen bauen die Koreaner dann auch jetzt neue Fabriken auf.Aber ja, ja.So rein budgetmäßig, wenn jetzt Europa auf 2,5 Prozent vom BIP hochgeht,von der Zeit im Schnitt 1,9, 1,8 oder so ist, glaube ich, der europäische Schnitt aktuell.Aber selbst der Sprung von 2 auf 2,5 Prozent würde Europa bereits kaufkraftbereinigtmit den USA gleichziehen, was das Rüstungsbudget angeht.Und Trump hat ja jetzt in üblicher Manier gesagt, die Europäer sollen jetzt 5% ausgeben.Wenn Europäer 5% vom Bruttoinlandsprodukt in Rüstung investieren würden,wären das irgendwie 1800 Milliarden und hätte dann einen Rüstungshaushalt,der größer ist als der von den USA und China zusammen.Ja, was halt absoluter Irrsinn wäre wahrscheinlich.Und Russland, ja gut. Also mit anderen Worten,so da ist Potenzial, also wenn Europa sich entscheiden würde,quasi auf kalter Kriegsniveau hochzugehen, wo Deutschland lag damals bei vierbis fünf Prozent vom Bruttoinlandsprodukt so in den 70er Jahren.Wenn wir auf dieses Level wieder hochgehen würden, so als ganz Europa,hätten wir mehr Streitkräfte, hätten wir, sozusagen hätte Europa, ja.Mehr Streitkräfte als die, oder, na gut, die Chinesen haben halt viele Leute,aber es ist jetzt bereits so, dass selbst ohne Türkei und die Ukraine,die Europäer mehr Truppen haben als die USA jetzt bereits,ja, wenn du noch die Ukraine und die Türkei mit dazu zählst,zum Beispiel, dann ist ja Europajetzt schon ungefähr die doppelte Truppenstärke in Soldaten wie die USA.Also nur mal so die Dimensionen klar zu machen.Also ist nicht gut Europa wirklich zu wecken, weil Europa einfach mal 2000 JahreHistorie in permanentem Krieg führen hat.
Tim Pritlove 2:20:28
Ja, das habt ihr jetzt davon. Deutschland bewaffnet sich jetzt irgendwie.Das wollten wir da eigentlich die ganze Zeit verhindern.Das habt ihr jetzt irgendwie davon.
Pavel Mayer 2:20:38
Übrigens habe ich mal geguckt, wie viele Länder, wie viel Zeit denn so Ländertypischerweise mit Krieg verbringen.Und bei allen größeren Ländern, ihr habt das mal für die letzten,500 Jahre oder so, beziehungsweise für die USA kann man nur 200 Jahre zurückgehenoder 250 Jahre zurückgehen.Aber Größenordnung sind sozusagen 20 Prozent.Also von jedem Jahrhundert verbringen die meisten Länder ungefähr 20 Jahre im Krieg.
Tim Pritlove 2:21:12
Wie viele haben wir denn jetzt schon weg? Achso, das ist ja ein neues Jahr,aber wann fangen wir dann an wieder zu zählen?Also 20 Jahre hatten wir im letzten Jahrhundert auf jeden Fall voll Ja, mal gucken,Da wir ja eigentlich ein Podcast sind, der sich mit der Ukraine beschäftigt,sollten wir vielleicht dieses Verteidigungsthema auch noch kurz auf die Ukraineausdehnen weil darum geht es ja eigentlich.Denn ein Teil dieser ganzen Bewaffnungen, über die jetzt diskutiert wird,ist ja eh klar, wird vor allem,oder vielleicht die falsche Formulierung, aber ein Großteil der Investitionen,die jetzt getätigt werden in militärische Ausrüstung,die wird ja dann auch sofort zum Einsatz kommen müssen, denn wenn die USA jetztdie Ukraine verhungern lassen wollen, muss Europa einspringen.Das heißt, viel dieser Rüstungsproduktion, die jetzt gestartet werden wird,zwangsläufig, wird ja auch mehr oder weniger direkt in die Ukraine gehen.Und da stellt sich natürlich die Frage, was können derzeit denn an Unterstützungauch wirklich geleistet werden, beziehungsweise was wird derzeit geleistet werden.Was wir ja schon haben, ist, dass einerseits Länder wie Dänemark vor allem,Skandinavia ja schon seit einiger Zeit umgesattelt haben auf,wir geben jetzt das ganze Geld nicht unbedingt jetzt dafür aus,dass wir selber irgendwas produzieren oder dass wir aus unserem Bestand etwasin die Ukraine umleiten,sondern wir investieren direkt in die Produktion in der Ukraine,weil die ist da sehr viel effizienter und sehr viel schneller und vor allemsehr viel billiger zu machen.Das ist sicherlich eine Winning-Strategie. Und ich kann mir auch sehr gut vorstellen,dass man von vielen dieser Gelder quasi in der Ukraine bestellt und es dannauch gleich dort zum Einsatz bringt.Dann hatten wir schon erwähnt, die Franzosen können natürlich jetzt eine großeRolle spielen, nicht nur im logistischen Bereich und was Militärtechnik betrifft,die liefern ja auch schon so einiges,sondern eben auch durch die Bereitstellung von OneWeb.Das kennen nicht so viele, eben weil es eben ein System ist,was nicht so im Public Mind ist, weil es halt kein Consumer Device ist.Aber das wäre natürlich mittelfristig auf jeden Fall etwas, was den drohendenVerlust von Starlink ausgleichen könnte.Das wird also an der Stelle auf jeden Fall sehr viel mehr Interesse erhalten.Und dann stellt sich natürlich vor allem die Frage, wird jetzt die im März geführte Regierung,die uns jetzt droht, dann wirklich das Versprechen wahr machen und solche Lieferungenwie zum Beispiel Taurus-Systeme dann wirklich an die Ukraine wahr machen.
Pavel Mayer 2:24:20
Ja, ich meine, das Taurus-Thema ist interessant,ist jetzt hochgekommen und wieder natürlich genau dadurch und das wäre schonein deutlicher Gewinn für die Ukraine,weil im Gegensatz auch zu den Sculp,und Stormshadows die,hat Taurus ungefähr die doppelte Reichweite. Das heißt, sie können halt Zielein bis zu 500 Kilometer Entfernung bekämpfen.Und ja, das ist einfach eine krasse Waffe, die speziell dafür gebaut ist,dass gehärtete Strukturen,also quasi Flugzeuge, die in Bunkern oder Scheltern stehen oder unterirdischeKommandozentralen und Bunker anzugreifen oder auch Brückenpfeiler.
Tim Pritlove 2:25:33
So als Beispiel.
Pavel Mayer 2:25:36
Ja, ja. Und das Ding hat auch gewisse Stealth-Charakteristiken,fliegt aber so generell dann wohl in 30 Metern Höhe ungefähr bis zum Ziel undhat eben diesen Doppelsprengkopf,Und der,wo erstmal vorne ein kleiner Sprengkopf dran ist,der halt ein Loch macht für dann den großen Sprengkopf, der dann so ungefähr 400 Kilo wiegt oder so.Also ein ziemlich dickes Ding, der dann unter der Erde oder im Shelter explodiert.Also es ist schon eine ziemlich fiese Waffe, mit dem faktisch die Ukraine nochmaldie russischen Flugzeuge oder die russischen Basen auf noch mehr Abstand bringen könnte.Und jetzt nach der Attackums-Lieferung, die ja so bis 300 Kilometer ungefährreichen, haben die Russen sehr viel außerhalb der Reichweite verlegt.Und Taurus würde bedeuten, dass sie nochmal 100 bis 200 Kilometer weiter wegdann ihre Flugzeuge parken müssten, so konkret gesagt.Und ja, in Deutschland, also es wurden insgesamt 600 Stück, glaube ich, davon gebaut.Und so die Bundeswehr könnte wohl 100 Stück davon ungefähr an die Ukraine abgeben,ohne sich selbst zu entblößen.Aber das Problem, das hat man ja auch schon mal erwähnt, ist.Für die Missionsplanung brauchst du halt ein detailliertes Höhenmodell.Und das wird dann sozusagen, Teile des Höhenmodells werden dann in die Raketereingeladen plus andere Dinge und so.Also es ist, in anderen Worten, vor jedem Abschuss sitzt da jemand ein,zwei Tage und plant die Mission und lädt die Daten in diesen Marschflugkörper rein.Und entweder man überlässt den Ukrainern dann auch dieses System und schult sie darauf,was wohl so ausgeht, dass sie so sechs bis neun Monate brauchen würden,bis sie halt selber komplett Missionen planen könnten.Oder man schickt halt dann Deutsche oder die Missionsplanung wird dann von Deutschland aus gemacht.So was natürlich ein bisschen heikel ist, so politisch.Einfach, weil man eigentlich sagen kann, okay, das waren jetzt die Ukrainer,die das Ding abgeschossen haben.Sondern faktisch wäre das, dass dann deutsche Soldaten damit befasst wären,die Missionsplanung zu machen.
Tim Pritlove 2:28:58
Ja, also man könnte, das werden wir sehen. Also ich habe da noch so ein bisschenmeine Zweifel, aber warum eigentlich nicht so?Und ich meine, warum können sie nur 100 abgeben? Also warum können sie nichtmehr als diese 600 abgeben?Also die würden ja sowieso dazu verwendet werden, russisches Material zu vernichten.Da kannst du das ja auch jetzt machen.
Pavel Mayer 2:29:21
Ja, ja, ja. Ich meine, die andere Sache ist, das ist halt ein deutsch-schwedischesGemeinschaftsprojekt.Also Saab steckt da auch noch mit drin. Das heißt, Deutschland ist nicht das einzige Land.So, deswegen die Bundeswehr hat, glaube ich, 300 bestellt und irgendwie einbisschen was davon verbraucht.
Tim Pritlove 2:29:39
Die Bundeswehr alleine hat 600 bestellt.
Pavel Mayer 2:29:42
600, okay, bestellt. Aber die sind, glaube ich, sind die auch schon alle geliefert.Ich glaube, sie wollen jetzt aber auch...
Tim Pritlove 2:29:50
Ist auch alles geliefert worden, 2010. Ja.
Pavel Mayer 2:29:54
So, das heißt, ein paar davon sind halt auch bei Übungen verwendet worden.Und so, die 100 war jedenfalls die Zahl, die ich gehört habe,wo die Bundeswehr sagen würde, die können wir entbehren.
Tim Pritlove 2:30:10
Wo die Bundeswehr selber sagt, so, das hätten wir, mehr würden wir nicht,aber das ist auch, sagen wir mal, der Stand von vor einem Jahr in dieser ganzenDiskussion, wo Scholz halt gesagt hat, wir geben mal hier gar nichts weg.Und ich bin jetzt mal sehr gespannt, wie sich das jetzt ohne Scholz in der neuensogenannten Großen Koalition entwickeln wird.Nicht, dass ich darauf setze, dass das März ein Mann des Wortes ist.Ich meine, er hat ja im Prinzip jetzt schon vor Antritt seiner Regierung alleseine Versprechen gebrochen.Zum Glück muss man sagen, aber naja, so viel kannst du da halt drauf geben,was er irgendwie gesagt hat.Aber am Ende ist natürlich Deutschland jetzt im Zugzwang.Und wenn sie irgendwie auch nur halbwegs irgendeine Glaubwürdigkeit herstellenwollen und irgendein Vertrauen herstellen wollen, auch der Ukraine gegenüber,muss es ja nun zwangsläufig auch ein signifikantes Signal geben der geändertenGrundhaltung, sowohl was die neue Regierung als auch die neue Situation betrifft.Und da kann ich mir ehrlich gesagt gar nichts anderes vorstellen als eine Änderungdieser Taurus-Politik und wenn es nur ein politisches Signal ist. Ich meine, ob diese.Waffen am Ende einen großen Unterschied machen, werden wir sehen.Das sind ja, wie du schon gesagt hast, sind ja auch eher bunkerbrechende Systeme,die mehr oder weniger ein spezifisches, klar umfasstes, lokal begrenztes Ziel gut erreichen können.Die Attack-Cams, die vielleicht jetzt nicht, oder die Storm Shadows.Jetzt muss ich mal kurz mal nachdenken, bei den Attack-Cams war es ja so,dass die auch durch ihre Cluster-Munition so effizient waren.Gerade was jetzt den Angriff von Flugzeugen betrifft.Das heißt, wenn du die auf einen Landeplatz losschickst, wo irgendwie zehn Maschinenstehen und du schaffst es halt irgendwie eine Explosion eines einzelnen Cluster,Sprengkörpers in der Nähe dieser Maschinen zu machen, dann sind die halt alle im Eimer.Weil Flugzeuge und Löcher und so weiter passt irgendwie gar nicht gut.Da musst du sie nicht komplett zerstören, um sie außer Betrieb zu nehmen.Aber wenn du sozusagen nur einen Springsatz hast, der sozusagen lokal begrenztist, da aber super effizient, dann eignet es sich eben mehr eben,wie du gesagt hast, auch für Bunker oder eben Brücken.Ob es da Brücken gibt, die um 500 Kilometer Reichweite sind? Naja.
Pavel Mayer 2:32:41
Ja, also es jetzt ein bisschen aus dem Fokus geraten, so die Kertschbrücke undhat so ein bisschen auch an strategischer Bedeutung verloren, weil,sich die Russen nicht trauen, dass,Viele Dinge darüber, also zum Beispiel LKW oder so, seit sie schlechte Erfahrungenmit explodierenden LKW gemacht haben,schicken sie die alle per Fähre rüber und die Schienenstrecke ist auch nachwie vor geschwächt und können keine vollbeladenen Züge rüberschicken und so.Aber haben ja jetzt auch dort die Landbrücke.Da haben sie ja neue Zugverbindungen gebaut, die Russen, Mariupol, die gegen...
Tim Pritlove 2:33:35
Ja gut, aber die Fähren sind alle im Eimer und würde halt die Brücke komplettwegfallen, wäre das natürlich auch rein moralisch auch ein riesiger Boost.Also das ist natürlich schon so ein bisschen der Inbegriff und das wäre eineriesige Niederlage für Putin.Also ich denke, wenn die Ukrainer sich selbst in der Lage säen,mit dem, was ihnen zur Verfügung gestellt wird, diese Brücke weiter zu dismanteln,dann würden sie das auch tun.Selbst wenn es jetzt nicht die Wende im Krieg ist, aber es ist halt alles hilftund insofern könnte das schon auch helfen.Na gut, wir müssen uns jetzt nicht so sehr an diesen Taurus-Dingern festbeißen.Wichtiger ist natürlich auch eine Wende im Bereich der anderen Waffensysteme,wo die USA bisher etwas liefern, was Europa nicht hat.Und das ist natürlich vor allem in der Luftverteidigung das Problem der Patriot-Systeme.Würde also jetzt die USA auch die Lieferung von Patriot-Raketen oder überhauptnur den Betrieb dieser Patriot-Systeme auch noch unterbinden,dann sieht es halt richtig schlimm aus.Und das ist ja so, also as we speak jetzt hier zu diesem Zeitpunkt,sieht es so aus, als ob die Ukraine jetzt Kurs aufgegeben hat.Also die Russen haben auch noch dieses kurze Fenster, wo die Ukrainer keineInformationen bekommen haben und wo irgendwie die Waffenlieferungen eingestelltwurden, was jetzt nicht entscheidend war.Aber diese Informationsembargo haben die Russen sofort genutzt und haben eineGroßoffensive gestartet und das hat jetzt dazu geführt, dass die Ukraine Kurskverlassen muss oder schon weitgehend verlassen hat.Also ich glaube, Sucha ist schon gefallen.Also man sieht, wie schnell so etwas eine Auswirkung haben kann.Würden die Patriots-Systeme nicht funktionieren?Dann hätte das natürlich erhebliche Auswirkungen, weil die Patriots-Systemesind derzeit die einzigen Systeme, die wirklich einen halbwegs zuverlässigenSchutz gegen überschallballistische Raketen liefern.Das heißt, das Schlimmste, was so die Russen losschicken können,da wären also dann die Hauptstädte nicht mehr gut geschützt,Kiew vor allem, aber auch andere große Regionen und vor allem auch der ganze Rüstungsbereich.Der Ukrainer. Von dem die Russen sicherlich wissen, wo er ist,aber wo sie nicht ohne weiteres rankommen.Teilweise auch alles unterirdisch und so weiter.Aber das ist halt etwas, wo Europa auf jeden Fall jetzt schnell nachlegen muss.Und hier frage ich mich, ob es vielleicht möglich ist, mit den Israelis nocheine Einigung zu erzielen.
Pavel Mayer 2:36:24
Ja, also die einzige Alternative, die so ein bisschen an Patriot rankommt,ist ja das hauptsächlich unter französischer Federführung, das SEMTI-System,was so von der Reichweite her hat kleine und große Raketen und hat sogar teilweisegrößere Reichweite als Patriot mit den großen Aster-Raketen.Und das Problem ist nur, dass die eben gegen ballistische Raketen nicht so gutfunktionieren, auch wegen einer unglaublichen Versionsvielfalt bei der Software und so.Da weiß man nie genau.Allerdings gab es halt gerade vorgestern einen Erfolg, wo die Ukraine bestätigt hat,dass sie ein russisches Kampfflugzeug abgeschossen haben,jetzt gerade vorgestern mit SEMT, irgendeine SU-Fraktion.Irgendwas.
Tim Pritlove 2:37:38
Okay, so schick.
Pavel Mayer 2:37:43
Aber auf der anderen Seite gabes daneben auch Meldungen, dass auch da die Raketen jetzt knapp werden.Aber es gibt halt da diese, die SEM-T benutzt entweder die Aster-15 oder dieAster-30 Und die Asta 15 ist eher so nahbereich bis 30 Kilometer.Und die Asta 30, ja, wohl bis zu 300 Kilometer, obwohl offiziell nur 120 Kilometer.Aber sie hat tendenziell wohl eine etwas höhere Reichweite als Patriot, die Asta.30. Und ja, Problem ist natürlich auch, dass,ich glaube, es vier Jahre dauert, bis so ein Aster-System im Moment,also sie bauen nur alle vier Jahre ein neues Aster-System sozusagen und Paketen sind eben auch,auch knapp.
Tim Pritlove 2:38:54
Das wird sich jetzt wohl auch ändern, nehme ich mal an.
Pavel Mayer 2:38:58
Ja, gehe ich auch mal.Von aus. Ansonsten, gut, was ich jetzt auch gehört habe, da hatten wir auchvor zwei Jahren mal drüber gesprochen, über die deutschen Smart-Granaten.Das sind diese Artillerie-Granaten, die die dann über dem Ziel aufgehen.Also Suchzündermunition nennt sich das.Wo du sie im Prinzip ungefähr in die Nähe über das Ziel bringst und dann indem Fall von Smart kommen da zwei Suchzünder raus,die gucken, was gibt es für interessante Ziele und dann dieses Ziel, die Ziele ansteuern.Und die sind wohl recht erfolgreich in der Ukraine jetzt zum Einsatz gekommen.Also da habe ich so Interview mit einer Panzerhaubitze 2000-Besatzung gehört,die eben davon berichtet,wie sie die eingesetzt haben.Und dass das gut funktioniert.Also gut zu wissen, dass unser Hightech, deutsches Hightech-Spielzeug tatsächlichzu funktionieren scheint unter realen Bedingungen.Und generell sind die Ukrainer auch super happy mit dem Marder.Sie haben jetzt ja haufenweise Marder-IFVs, also Infantry Fighting Vehicles.Der Marder kann halt irgendwie hinten, hat eine Klappe, kann halt sechs Infantriesoldaten besitzen.Hinten raufladen, Drei-Mann-Besatzung, hat eine 20-Millimeter-Kanone und eineMilan und hat aber wohl einen recht guten Panzerschutz.Also das Ding wiegt irgendwie mittlerweile 30 Tonnen, weil im Laufe der Zeitman irgendwie nochmal drei weitere Panzerschichten draufgepackt hat.Ursprünglich lag es bei 17, 18 Tonnen oder so.Und die Neueren haben dann halt nochmal 12 Tonnen mehr Panzerung gekriegt.Und die waren halt wirklich begeistert davon,weil die Drohnen tatsächlich, weil die Drohnen fest sind.Also diese FPV-Drohnen können die Marder-Panzerung wohl nicht durchschlagen.So entstehen zwar Schäden und so, aber ja, gab es halt Berichte,dass sie halt auf einer Fahrt von fünf Drohnen getroffen worden sind und einfach, ja,abgebreiter gefahren sind. Ja, ja.Also das scheint zu funktionieren, ist aber auch, ich weiß nicht,ich bin glaube ich in den 60er Jahren entwickelt, das Ding, aber scheint auch zu funktionieren.Und die Panzerhaubitze 2000, mittlerweile sind sie auch super happy mit,nachdem Anfangsjahr es hieß, empfindliche deutsche Hightech und so, aber...Das läuft gut. Und dann hat jetzt, glaube ich, RCH-155, also diese radgestützte Artillerie,schon angefangen an die Ukraine zu liefern.Da bin ich mir nicht ganz sicher, aber ich glaube...
Tim Pritlove 2:43:01
Ja, ja, die ersten sind geliefert worden und das ist vor allem sozusagen überhauptder erste Einsatz dieser Systeme.Also das hatten wir, glaube ich, auch schon erwähnt, dass es quasi so ein selbstfahrendesArtilleriegeschütz mit der Besonderheit, dass es halt das erste Artilleriesystemist, was in der Fahrt schießen kann.Das heißt, die haben halt die Logik so eingebaut, dass sie sagen,okay, da müsste jetzt die Kanone hinzeigen, damit wir in die richtige Richtungschießen und das können sie sozusagen in Realtime während der Fahrt machen.Das heißt, die poltern irgendwie da über den Acker und wenn dann die Kanonein dem Moment genau an der richtigen Stelle ist, dann ballern sie halt irgendwie los.Das heißt, sie kommen nie so richtig zum Stehen oder müssen nicht unbedingtzum Stehen kommen und sind von daher natürlich so für Counter-Battery-Fire nichtso ein Ziel. Davon gibt es aber noch nicht so viele.Was aber wohl auch, glaube ich, in der Ukraine produziert werden soll,sind die Nachfolger von diesen Maran, die Lynx-Schützenpanzer.Die sind wohl für Tests schon mal geliefert worden und die Serienproduktionbeginnt dann auch in der Ukraine.
Pavel Mayer 2:44:17
Und tatsächlich die Lynx ist auch noch im Wettbewerb für eine Ausschreibungin den USA als Infantry Fighting Vehicle für die US Army.
Tim Pritlove 2:44:31
Das wird wohl nix.Oder naja, nur mit so as a service irgendwie. Da müssen die Amerikaner mal dieDeutschen fragen, wenn sie mit denen im Wochenende fahren wollen. Mal schauen.
Pavel Mayer 2:44:45
Ja.
Tim Pritlove 2:44:46
Okay. Soviel zur Militärtechnik.Ich denke, da können wir auch später nochmal in die Details gehen.
Pavel Mayer 2:44:54
Ja, also vielleicht abschließend sagen, so zur aktuellen Situation in der Ukraine.Ich hatte mir halt auch nochmal angeguckt von Perun,der hat halt, sagen auch, zu der Frage, wie sieht es denn jetzt mit der Ukraineaus, wenn die Amerikaner die Waffenlieferungen abschneiden?Und wie.Wie hat sich der Krieg in den letzten Monaten entwickelt?Und er hat dann interessante Statistiken gemacht, nämlich wie viel Kampfpanzerund wie viele Soldaten die Russen pro Quadratkilometer verloren haben,also pro eroberten Quadratkilometer.Das war im November, Dezember haben sie relativ zu ihren Verlusten Fortschritte gemacht,aber in den letzten zwei Monaten ist das wieder zurückgegangen.Also in anderen Worten, die Frage war, geht den Russen die Luft aus?Und Indikatoren dafür sind eben da.Also sie machen halt im Vergleich zu ihren Verlusten wieder nur noch halb soviele Fortschritte oder Landgewinn,also bis Februar jedenfalls.Gucken wir mal, wie das jetzt im März aussehen wird. aber die.
Tim Pritlove 2:46:36
Verluste sind groß.
Pavel Mayer 2:46:37
Die Verluste sind riesig und sagt er hat sie dann auch die sagen,Die Rechnung aufgemacht, wie lange denn eine Schnecke brauchen würde,die nicht schläft, die sich so im Schneckentempo von der Front bis an die polnischeGrenze durch die Ukraine bewegt.Und ja, diese Schnecke würde halt diese Strecke in ein paar Wochen zurücklegen.
Tim Pritlove 2:47:17
Ja,Schnecken sind auf jeden Fall ganz gut unterwegs, ja.
Pavel Mayer 2:47:22
Ja, während bei dem Tempo, was die Russen vorlegen, also ist quasi wörtlichdeutlich langsamer als Schneckentempo.
Tim Pritlove 2:47:33
Ja, was man vielleicht noch kurz nachreichen sollte, ist, dass es ja jetzt auchdie Diskussion gibt um die Unterstützung konkret im Land selber.Also wir erinnern uns, zu Beginn des Krieges gab es ja Proteste von Ukrainernin ganz Europa mit dem Aufruf Clear the Skies oder Protect the Skies,ich weiß nicht ganz genau.Ich glaube, Clear the Skies war so ein bisschen das Mantra.Und die Forderung, dass auch Europa oder die USA, also alle Verbündeten,mit ihrer eigenen Luftwaffe quasi den Himmel über der Ukraine schützen sollen.Und naja, haben wir gesehen, was daraus geworden ist.In den letzten drei Jahren halt gar nichts, weil sie irgendwie alle Schiss hatten,beziehungsweise dadurch halt immer dieses Argument kam, naja,wenn wir da rumfliegen, dann müssen wir halt auch die Russen abschießen. Das geht ja gar nicht.Naja, jetzt sind wir halt in der aktuellen Situation und jetzt gibt es aberwieder diese Diskussion,angeführt durch die Franzosen, aber nicht nur durch die Franzosen,sondern es gibt verschiedene Länder, die sich da schon vorgetastet haben.Das heißt, es gibt in zunehmendem Maße die Überlegung, ob man nicht so etwas durchführen sollte.Das natürlich nicht an der Frontlinie, sondern quasi im westlichen Hinterland der Ukraine.Und das würde ja auch gut zu diesen Überlegungen der Militärproduktion und demSchutz der Militärproduktion passen, wenn man also quasi den Schutz,also die Luftabwehr, Raketenabwehr übernehmen würde und generell auch den westlichenBereich der Ukraine mit so einer multinationalen Luftwaffentruppe absichern würde.Dann würde das ja dann eben auch für die Ukraine einfacher werden,sich eben auf die eigentlichen Frontbereiche zu konzentrieren.Das ist also definitiv etwas, was in dieser ganzen Debatte der militärischenUnterstützung jetzt auch zunehmendem Maße auf Gegenliebe stößt.Ich bin auch ein bisschen skeptisch, dass es dabei zukommen wird,aber ich würde das jetzt auch mal nicht ausschließen wollen.
Pavel Mayer 2:49:56
Ja, ansonsten doch eins müssen wir noch erwähnen, Nämlich den massiven Luftschlaggegen Moskau vorgestern, glaube ich,hat der stattgefunden, wo die Ukraine wohl zwischen 300 und 400 Drohnen auf Moskau abgefeuert hat.Und es ist unklar, wie viele davon durchgekommen sind.Also Russland hat jetzt nicht gesagt, wie viele durchgekommen sind,sondern nur behauptet, sie hätten über 300 Drohnen abgeschossen.Aber ich habe irgendwie vier verschiedene Einschläge gesehen in Moskau,die so video-dokumentiert waren.Ja, also da ist was passiert und die Ukraine hat auch angekündigt,jetzt ihre Drohnenproduktion nicht FPV-Drohnen oder Kurzstreckendrohnen,sondern die Dinger, die halt dann Hunderte oder bis über 1000 Kilometer fliegen können.Die Produktion in diesem Jahr auf 30.000 Stück zu steigern.Und ein paar tausend ballistische Raketen selber zu bauen.Das heißt, da wird sich Russland wahrscheinlich auch warm anziehen müssen,wenn das passiert, weil das ist dann wahrscheinlich eine ProduktionssteigerungFaktor 10 gegenüber dem Vorjahr.Das heißt, wenn das alles stimmt und zutrifft,so wird halt die Ukraine einfach Russland massiv aus der Ferne angreifen,einschließlich Moskau.
Tim Pritlove 2:52:02
Genau, das zeichnet sich ja schon länger ab. Und derzeit ist es auch so,generell muss man dieser ganze Zeit,den die Öffentlichkeit derzeit auf diesen Konflikt hat und man sieht halt immerso, ja okay, Russland dringt vor und macht Landgewinne nicht viel,ja, wir hatten den Schneckenvergleich eben schon, aber findet halt statt undjetzt haben sie sich irgendwie auch noch aus Kurs zurückgedrängt,ja, das ist irgendwie das, was da stattfindet.Aber auf der anderen Seite fügt die Ukraine auf allen anderen Wegen den Russenerhebliche Verluste zu.Also nicht nur, dass sie irgendwie so viele Fahrzeuge von ihnen zerstören unddass quasi die Russen nur noch mit Meatwaves kämpfen.Wir hatten ja schon mehrfach darauf hingewiesen, dass sie quasi im SchwarzenMeer komplett verloren haben, die Russen.Also sie haben sich ja vollständig zurückgezogen.Und im Luftraum ist es halt so, okay, da haben die Russen auch viele Raketen,viele Drohnen, diese Schahett-Drohnen.Aber mittlerweile antworten halt die Ukrainer in zunehmendem Maße mit gleichen Mitteln.Die haben jetzt also auch so Schahett-ähnliche Drohnen gebaut.Das ist ja wahrscheinlich die Produktion, von der du da sprichst,zum Teil. Dazu eben diese ballistischen Raketen.Das kann ja die Ukrainer im Prinzip auch. Die waren schon immer irgendwie gut in diesem Bereich.Und grundsätzlich ist es so, an der Front machen diese FPV-Drohnen,also FPV ist ja First-Person-View,also sozusagen Kamera-ausgerüstete Drohnen, die halt entweder kamikazemäßigdirekt irgendwo reinfliegen oder eben Granaten abwerfen.Machen 80 Prozent der Kills aus. Also das ist sozusagen die Hauptwaffe,mit der die Ukraine derzeit die Russen auf Distanz hält, ist etwas,was die Ukrainer komplett im eigenen Land produzieren.Es ist also möglich, die Russen zurückzuhalten mit den Fähigkeiten,die die Ukraine selber hat,wenn man sie nur entsprechend finanziell unterstützt, beziehungsweise für dieProduktionsorte dann auch gegebenenfalls noch so eine Luftverteidigung mitbietet.
Pavel Mayer 2:54:20
Und ich weiß nicht, ob wir das beim letzten Mal schon erwähnt hatten,das akustische Ortungssystem für Drohnen, was die Ukrainer jetzt an den Start gebracht haben.Das scheint wohl auch so eine interessante Innovation zu sein,wo sie im Prinzip im ganzen Land Mikrofone verteilt haben,die am Internet hängen und wo sie dann aufgrund der Geräusche,die die Dinger machen, weil die sind halt recht laut,weil sie die Dinger ohne Radar tracken können.
Tim Pritlove 2:54:52
Ist eigentlich nichts Neues. Das ist eigentlich schon vor zwei Jahren schonmal News gewesen, dass so etwas entwickelt wird.Aber mittlerweile ist es ihnen wohl gelungen, das nicht nur punktuell zum Einsatzzu bringen, sondern eben so ein richtig flächendeckendes Netzwerk daraus zu machen.Also im Prinzip ist das so ein Machine Learning System. Das heißt,sie haben halt quasi die Mikrofone auf, den Sound, den sie mit den Mikrofonen aufnehmen,auf diese Schaheds und wahrscheinlich auch noch andere Drohensysteme trainiertund das ist eine relativ einfache Sache, die man heute schon mit einfacher,AI-Hardware quasi realisieren kann und dann eben so ein verteiltes Sensornetzwerk draus gebaut.Das habe ich auch gesehen, dass das nochmal News wurde, aber ich habe wie gesagtschon vor zwei Jahren davon gelesen, dass so etwas entwickelt wurde und wahrscheinlichhaben sie in der Zwischenzeit daraus eben einfach ein komplettes Sensornetzwerk gemacht.Gut, lass uns den Militärteil damit erstmal beenden. Wir haben hier auch schondrei Stunden auf der Uhr.So, zum Abschluss müssen wir vielleicht nochmal so ein bisschen die Frage klären, also erstens,was ist so von den aktuellen Verhandlungen, von dem aktuellen Verhandlungsstandzu halten und gibt es hier überhaupt irgendwie einen Plan?Weil man hat jetzt nicht so den Eindruck, dass das alles irgendwie nach Plan läuft.Trump hat irgendwie seine Wahl, also im Wahlkampf ja irgendwie protzend bekanntgegeben, er würde jetzt hier irgendwie den ganzen Konflikt in 24 Stunden lösen.Nicht, dass es ihm irgendeiner geglaubt hätte, aber davon sind wir natürlich weit entfernt.Und er hat jetzt irgendwie einenModus an den Tag gelegt, wo es halt verschiedenste Fragestellungen gibt.Ist er jetzt wirklich ein russischer Spion oder dreht er einfach nur frei undist irgendwie unter Druck von Kompromat oder ist sein einziger Plan einfach,das wird schon irgendwie sich von alleine lösen, Wenn ich irgendwie alle unterDruck setze und alle müssen nach meiner Nase tanzen,dann wird sich das schon irgendwie ergeben.Weil ich bin ja Trump und wir sind ja die USA und das scheint ja irgendwie soalles nicht aufzugehen.Derzeit sind wir an diesem Punkt, wie schon erwähnt, Militärhilfen wurden eingestellt,Informationsfluss wurde eingestellt.Jetzt nach einer Woche wurde das Ganze wieder zurückgenommen.Das könnte durchaus sein, dass es auf internationalen Druck hin geschehen ist,weil er einfach gemerkt hat, dass er damit den Bogen weit überspannt hat.Sein Verhältnis zu den Russen ist unklar. Will er von denen nur irgendwie auchirgendwelche Deals haben und hat er sich bloß nicht getraut,Putin gegenüber scharf aufzutreten, weil er der Meinung ist,die Ukraine ist zu schwach und hat zu wenig Verbündete und die kann man schonirgendwie dazu bringen, einfach zu sagen, so ja, okay, gut, dann geben wir halt auf.Darauf könnte ich mir durchaus vorstellen, dass er das gedacht hat.Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass er überhaupt keine Ahnung hat von diesem ganzen Spiel.Und ich meine, er hat ja auch nur Anfänger am Start. Also diese ganze Delegation,alle Leute, die hier in diesen sogenannten Verhandlungen beteiligt sind, sind einfach...Alle Leute, die überhaupt gar keine Ahnung haben von Diplomatie.Also es sind keine erfahrenen Menschen dabei, es sind nur irgendwelche Croniesvon ihm, irgendwelche rechtsradikalen Spinner und sonstige Millionäre,die noch einen Job brauchten.Und das ist sozusagen der Stand der Dinge.Jetzt musste er halt wieder einen Schritt zurückgehen, hat nach diesem Eklatim Oval Office Selensky jetzt einKommuniqué abgerungen, was sie jetzt in Saudi-Arabien ausgehandelt haben.Nachdem halt die Ukraine offiziell gesagt hat, ja okay, dann machen wir haltdas mit dem Waffenstillstand.Nur diese Bedingungen, die daran geknüpft sind, auf einen 30-tägigen Waffenstillstand,was ja immer so die Formulierung war, die Trump hören wollte.Daran sind halt geknüpfte Bedingungen wie, die Russen müssen alle Kriegsgefangenender Ukraine zurückgeben, die Russen müssen irgendwie alle entführten Kinder,die nach Russland entführt worden sind, wieder zurückgeben.Das werden die Russen nicht tun.Ich weiß jetzt nicht mehr ganz genau, was noch alles mit drin stand,aber die Liste ist noch ein bisschen länger.Auf jeden Fall sind das alles Bedingungen, die so in der Summe von Russlandnicht erfüllt werden können und wenn man den ersten Reaktionen Glauben schenkendarf, gibt es da auch überhaupt gar keine Bereitschaft bei den Russen in irgendeinerForm auf diesen Deal einzugehen.Und dann ist halt Trump wieder quasi in Zugzwang.
Pavel Mayer 2:59:56
Kann ich alles so unterschreiben.Und was vielleicht noch dazu kommt, also wenn man jetzt nicht nur seine außenpolitischenEntscheidungen, sondern auch seine innenpolitischen und das mit den Zöllen undso weiter zusammennimmt,Und so entsteht nicht der Eindruck, dass da irgendwie eine Art von Plan odervon komplexen Plan dahinter stecken könnte.Weil Trumps Weltbild ist einfach und wie du schon richtig sagtest.Er ist der Meinung, wir sind die USA, ich bin Trump und ich werde mehr oderweniger alle dazu zwingen,das zu tun, was ich will und dann anschließend den Friedensnobelpreis dafür einheimen.Ja, er redet davon und seine Anhänger auch, dass Trump irgendwie ein öfter Kandidatfür den Friedensnobelpreis ist.Das ist das Ding. Aber so in der Summe,wenn man einfach die Summe seinerEntscheidungen und seiner Kehrtwendungen betrachtet und den Schaden,den er für die USA jetzt schon objektiv angerichtet hat.Das kann man ja beziffern mit 40 Prozent weniger kanadische Touristen in den USA und, und, und.Man kann jetzt halt lang weitergehen.Also was sich einfach zeigt, ist, dass erstens.Er nicht auf Basis von Fakten handelt, sondern sich Fakten ausdenkt am laufenden Band.Oder beispielsweise, dass die USA dann 300 Milliarden gegeben haben und die Europäer nichts.Solche Dinge. Oder dann von Vance kam dann das Ding ja schon so,die Europäer wissen sowieso nicht, wie man Krieg führt und das sind alles irgendwieLuschen-Truppen und damit quasi auf die Gräber von vor allem englischen Soldaten gepisst hat.So die, also es sind 1000 Europäer gestorben,wie gesagt und 150 Milliarden undEuropa hat mehr gegeben und das sind alles Fakten die aber Trump so offenbarnicht heilt oder einfach anderen Glaubens ist so und ja,wenn man irgendwie die Fakten nicht klar hat,dann ist es auch eher unwahrscheinlich, dass man dahin kommt, wo man will.Sondern das ist dann, ich meine, am Ende, ja, kann alles Mögliche passieren, aber es hilft nicht.Es hilft nicht, irgendwie andere davon zu überzeugen, weil es einfach nichtüberzeugend klingt, weil es keinen Sinn macht.Und es gibt mittlerweile auch.Eine Reihe von Leuten, die der Meinung sind, das ist einfach jetzt ein gesundheitliches Problem.Dass einfach Trumps Gehirn nicht mehr richtig funktioniert.Dass er einfach der Komplexität der Situation einfach nicht gewachsen ist.So und deswegen halt von Tag zu Tag, von Stimmung zu Stimmung auf irgendwasreagiert, was zu ihm durchdringt.Und ich glaube, es ist überall ein Stück Wahrheit dran.Ich glaube, dass Trump einfach so, was seine intellektuellen Fähigkeiten,Fähigkeit zu denken oder sich zu artikulieren oder einer klaren Strategie zu folgen ist,deutlich vermindert gegenüber, ich würde sagen, der Normalbevölkerung.Und das ist halt der eine Punkt.Und der andere Punkt ist, dass offenbar das, was er tut, bei irgendeiner ganzenMengen Leuten in den USA auf Resonanz stößt.All denen, die auch so ein einfaches Weltbild haben wie Trump.Und das ist halt das Problem, das ist halt das, was gefährlich ist,ist, dass Trump einfach, wie wir das letzte Mal gesagt haben,ein Elefant im Porzellan laden und alle versuchen,dem jetzt irgendwie was Gutes abzuringen.Oder versuchen irgendwie eine Theorie aufzustellen, warum es gut ist,dass er das ganze Porzellan dort zerschlägt.Und mag sein, manches Porzellan ist vielleicht auch wert,zerschlagen zu werden, aber unterm Strich können wir nicht von einem rationalenAkteur ausgehen, der Entscheidungen trifft,die nachvollziehbar sind.Das ist so meine Sicht der Dinge,wo man sich zwar erklären kann aus Trumps Vergangenheit plus dann Agenda 2025plus diese gesamte rechtsintellektuelle in Anführungszeichen Szene,die da noch mit reinspielt, das alles vermischt sich zu einem Klumpatsch, wo durchaus sagen wir,geopolitische Strategien,hervorscheinen an bestimmten Stellen oder wo man Theorien bilden kann,aber am Ende des Tages ist es einfach nur Unfähigkeit, aus meiner Sicht.Unfähigkeit zusammen mit einer narzisstischen Persönlichkeit,wo Trump in erster Linie sich sieht und dann kommt erstmal lange nichts.
Tim Pritlove 3:07:30
Und in der zweiten Reihe halt so die ganze Milliardärsgarde,die hier die Gelegenheit sieht, einen relativ schwachen Trump irgendwie vorzuschickenund für ihre eigenen Ziele und Pläne zu missbrauchen.Irgendjemand hat gesagt, diese Milliardäre, die sehen halt irgendwie Trump alsCEO und sie sind aber irgendwie das Board und können ihn aber dann auch jederzeitabsetzen, wenn es dann irgendwie soweit ist.Und im Prinzip nur der Gehilfe, um halt ihre feuchten libertären Träume einer neuen Welt umzusetzen.Ich finde das sowieso so absurd, dass die Leute, die ihn gewählt haben,die haben immer geredet von der großen Bedrohung eines Deep States,der irgendwie so im Untergrund tut, wo irgendwie den Leuten Chips implementiertwerden sollen und die irgendwie daran arbeiten, eine New World Order umzusetzen.Deswegen müssen wir Trump wählen. Was haben sie jetzt bekommen?Elon Musk, der irgendwie Leuten Chips in den Kopf setzt mit seinem Neuralink-Projekt,die irgendwie definitiv gerade dabei sind,einen New World Order irgendwie zu installieren.Und im Prinzip kriegen sie genau das, was sie irgendwie immer befürchtet haben,was sie bekommen, wenn sie irgendwie Kamala Harris wählen.Das ist völlig absurd.
Pavel Mayer 3:08:54
Ja. Also, ja, unklar, wie das weitergehen wird im Moment.Es gab ja erst diese Trump-Euphorie vom Aktienmarkt unter anderem,wo es nach seiner Wahl riesige Gewinne gab.Und die ist mittlerweile ganz klar verflogen, weil so seine Milliardärs-Buddieshaben zwar gegenüber dem,wo er angetreten ist, noch nicht so viel verloren,aber gegenüber vor zwei Monaten halt so.Und einige wie Elon Musk haben jetzt in den letzten Monaten halt 50 Prozent ihres, ja,des Aktienwertes, ihres theoretischen Vermögens verloren und das werden dieauch nur bis zu einem bestimmten Grad mitmachen.
Tim Pritlove 3:10:01
Ja, aber sie tauschen das derzeit gegen Einfluss. Also da geht es also wirklichmehr um eine politische Agenda.Geld haben die genug. Also wenn der Aktienmarkt insgesamt zusammenbricht,dann sind sie ja relativ zu allen anderen auch immer noch genauso gut dran.Ja, also das ist halt einfach so eine internationale Geldelite, die halt, ja,die Globalisten, also you get what you voted against und die sich halt einfachauf so einem internationalen Parkett sehen,das mit Nationalstaaten irgendwie nichts mehr zu tun haben will,antidemokratisch und so weiter.Ich glaube nach wie vor, von denen geht auch die Hauptgefahr aus.Das sind Leute, die wirklich strategisch denken, die eine komplett andere Weltim Kopf haben, die irgendwie an den Bedürfnissen der meisten Menschen vollständig dran vorbeigeht.Tram geht es nur um sich selbst sozusagen, aber diesen anderen geht es eben wirklich um ein System.Und von daher kann man nur hoffen, dass irgendwas passiert, dass dieser Spuk schnell vorbeigeht.Zeichnet sich derzeit noch nicht ab, aber es kann einem durchaus auch sein,dass das alles schnell auf so wackelige Beine gerät, dass es eben auch wie soein Kartenhaus alles wieder in sich zusammenfällt.Ob das passieren wird, keine Ahnung, weiß ich nicht, denkbar,aber denkbar ist vieles.
Pavel Mayer 3:11:35
Also für mich ist das Ganze geprägt von dem geopolitischen und historischen Analphabetismus.So, wo einfach, ich meine klar, fürdie USA, die waren sowieso immer sehr selbstfokussiert in ihrem Denken.Und also was jetzt die Wähler betrifft, zum Beispiel die Hälfte Amerikaner hatnie das Land verlassen. Das ist undenkbar im Vergleich mit Europa.Und das erklärt halt, glaube ich, auch einfach eine ganze Menge,dass offenbar diese Leute nicht wirklich verstehen,wie der Rest der Welt so tickt und deswegen halt Dinge von sich geben,wo sie überhaupt nicht wissen, wie die tatsächlich aufgenommen werden auf der anderen Seite.Und denken, naja, lassen wir jetzt einen Spruch los, weil Worte sind billig,aber sie sind sich nicht dessen bewusst, dass in anderen Teilen der Welt derGroßteil der Leute Worte für wichtig hält und ernst nimmt.Und ihnen ist nicht klar, wie ernst viele Dinge genommen werden, die sie von sich geben.Man erinnert mich so ein bisschen daran, dass ich irgendwann mal Geschäftsführergeworden bin, war ich dann plötzlich in einer völlig anderen Rolle und war mirdessen gar nicht bewusst,dass wenn ich plötzlich einen Vorschlag gemacht habe gegenüber meinen Mitarbeitern,dass dieser Vorschlag eigentlich als Anweisung interpretiert wurde,obwohl ich es gar nicht so gemeint habe.Es war einfach nur eine Idee in den Raum. Wie wäre es denn, wenn wir das so und so?Und dann machen die Leute das einfach, obwohl das jetzt gar nicht so gemeint war.Und das ist, glaube ich, auch ein bisschen das, was dort passiert,dass sie halt Sachen von sich geben, die sie gar nicht so meinen,weil das einfach überhaupt nicht durchdacht ist.Aber andere Leute versuchen sich dann einen Reim raufzumachen oder reagieren dann drauf.Und zwar stark.Und ich glaube, sie haben auch keine Ahnung oder begreifen nicht,wie sehr sie die Kanadier zum Beispiel oder die Europäer jetzt...Verunsichert haben und verstoßen haben.Ja, verstoßen haben und was jetzt diese Aktion, auch dieses ganze Hin und Her,wo man das Gefühl hat, das ist nicht ernsthaft, was sie tun.An einem Tag steuern und dann.Sagen Zölle, dann wieder Zölle zurück,dann Einstellung von Lieferung und Einstellung von Lieferung zurück.Das ist, das macht nicht den Eindruck von Ernsthaftigkeit, was sie dort tun.Und sie sind sich dessen, glaube ich, nicht wirklich bewusst,was sie in bestimmten Bereichen anrichten.An anderen möglicherweise schon, aber ich glaube, ja.
Tim Pritlove 3:15:13
Insgesamt, weltpolitisch auf keinen Fall. Jaja, also für manche ist Weltuntergang,für andere ist es der langsamste Verkehrsunfall aller Zeiten.Mal schauen, die Wall Street meinte ja auch zu diesem ganzen Zollwahnsinn,irgendwie ja, das ist die dümmste Idee, die sie je gesehen hätten in der Wirtschaft.
Pavel Mayer 3:15:35
Der dümmste Handelskrieg der Geschichte.
Tim Pritlove 3:15:37
Der dümmste Handelskrieg mit dem Zusatz und wir sind da noch sehr zurückhaltendin unserer Formulierung.Pavel, lass uns hier an der Stelle Schluss machen, Sendung ist schon wiederviel zu lang, ich habe so das Gefühl, wir werden nicht so viel Zeit vergehenlassen bis zur nächsten Sendung, dafür turmt sich das Ganze gerade zu schnell auf und,wir müssen das nächste Mal auch wieder ein bisschen mehr die Ukraine mehr inden Fokus nehmen, auch wenn ich mir nicht ganz so sicher bin,ob uns das dann gelingen wird, aber wäre auf jeden Fall mal relevant. Ich,vielleicht auch noch mal einenanderen Bericht aus der Ukraine noch mit einwerfen. Das sehen wir dann.Ich würde sagen, wir sagen jetzt erstmal Tschüss und bedanken uns fürs Zuhören.Hoffen, das war wieder was für euch dabei bei unseren Gedanken und dann hörenwir uns bald wieder. Bis bald.
Pavel Mayer 3:16:34
Ciao. Macht's gut. Haltet die Ohren steif.
Shownotes

UKW129 Trump im Porzellanladen

Die Trump-Administration schafft schneller Chaos als man "Trump" sagen kann

Die Trump-Administration reißt in den ersten Wochen ihrer Amtszeit alles nieder und attackiert gleichsam den eigenen Staat als auch alle internationalen Beziehungen. Während Europa und alle Nachbarn zu Feinden ausgerufen werden verhandelt man lieber mit Russland über Fossil-Deals. Europa muss jetzt aufwachen und die Ukraine jedes möglich diplomatische Geschick an den Tag legen um dem neuen West-Faschismus etwas entgegenzusetzen. Doch es gibt auch viele Anzeichen dafür, dass sich Trump verrennt. Wir blicken auf die neue Situation.

(Pavels Tonspur ist in der ersten Hälfte etwas verzerrt, danach wird es besser.)

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Tim Pritlove
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Pavel Mayer

Für diese Episode von UKW liegt auch ein vollständiges Transkript mit Zeitmarken und Sprecheridentifikation vor.

Bitte beachten: das Transkript wurde automatisiert erzeugt und wurde nicht nachträglich gegengelesen oder korrigiert. Dieser Prozess ist nicht sonderlich genau und das Ergebnis enthält daher mit Sicherheit eine Reihe von Fehlern. Im Zweifel gilt immer das in der Sendung aufgezeichnete gesprochene Wort. Formate: HTML, WebVTT.


Transkript
Tim Pritlove 0:00:32
Hallo und herzlich willkommen zu UKW, unsere kleine Welt.Mein Name ist Tim Pridlaff und ich begrüße alle zur Ausgabe Nummer 129 von UKW.Und ja, ich denke, ihr werdet alle meiner Meinung sein, dass mal wieder Zeit ist,diesmal nicht erst nach drei Monaten die aktuelle Situation rund um den Ukraine-Krieg zu besprechen,nämlich mit Pavel. Hallo Pavel.
Pavel Mayer 0:01:02
Hallo Tim.
Tim Pritlove 0:01:04
Und auch wenn wir gerade sieben Stunden Zeitzonen-Differenz haben,haben wir uns hier zusammengefunden.Bei mir ist es recht spät, aber naja, was soll's,wir müssen ran, denn Dinge passieren und nachdem wir in der letzten Sendungeinige Thesen aufgestellt haben,wie es denn nun mit dem Antritt der Trump-Regierung letzten Endes in diesemKonflikt und überhaupt so weitergeht, gehen kann,haben wir jetzt erste Datenpunkte erhalten,wenn man es mal zurückhaltend formulieren möchte, die vielleicht schon mal ineine gewisse Richtung weisen und ihr werdet mir sicherlich alle zustimmen,things are happening und die Scheiße wird schon ganz ordentlich durch den Ventilatorgequirlt und wir stehen da und schauen uns das Geschehen aus der Ferne an.
Pavel Mayer 0:02:07
Ja, es ist einfach wirklich, wirklich schwierig, den Überblick zu behalten für jeden.Also täglich ändert sich auch die Situation und ja,was wir haben, ist einfach ein komplettes Chaos international und auch innenpolitisch in den USA.Ja, geht gerade ziemlich viel Porzellan zu Bruch. Das kann man,glaube ich, schon mal festhalten.Und ja, Trump verhält sich aus meiner Sicht wie ein Elefant im Porzellanladen.Und die Metapher habe interessanterweise auch nicht nur ich alleine gefunden,sondern von verschiedenen Kommentatoren auch.Gehört. Ja.
Tim Pritlove 0:03:10
Da würde ich sagen, let's dive right in. Ich denke, wir müssen jetzt auch erstmalso ein bisschen zusammenfegen, was denn nun eigentlich passiert ist.Das wird jetzt sicherlich keine vollständige Erzählung werden,aber zumindest so die wichtigsten Eckpunkte,wollen wir auf jeden Fall erstmal so ein bisschen ins Regal stellen,um dann mal so ein bisschen darüber nachzudenken, was denn das nun eigentlich konkret bedeutet.Ja, ein Kommentar haben ja auch einige uns schon darauf hingewiesen,dass wir vielleicht nicht mit allen unseren Thesen richtig lagen.Wer kann schon korrekt in die Zukunft schauen, aber auf der anderen Seite würdeich auch sagen, not all is lost, das werden wir jetzt mal so Stück für Stück herausarbeiten.
Pavel Mayer 0:04:00
Ja, also es ging los, sagen wir mit Trump außenpolitisch erstmal,also dass er einen Handelskrieg mit Mexiko und Kanada vom Zaun gebrochen hat,mit wirklich fragwürdigen Begründungen.Auf der einen Seite, weil Kanada angeblich irgendwie ein Schmarotzer ist undweil irgendwie auch Drogen und illegale Einwanderer über die Grenze strömen.Und dann sozusagen gedroht, ja, eben mit Handelszöllen, was ein bisschen irrsinnigist und wie sich das am Ende entwickelt.Also er hat die halt angekündigt und dann erstmal einen Monat ausgesetzt und ja.
Tim Pritlove 0:05:00
25 Prozent auf nahezu alles, ich glaube 10 Prozent auf Energie.Dazu muss man wissen, den Großteil der Energieexporte, also der kanadischenEnergieexporte geht in die USA und davon profitiert natürlich auch die USA.Wenn sie darauf nun Zölle erheben und das ist ja generell der Wahnwitz mit seinenmerkwürdigen Theorien rund um Zölle, dann bedeutet das, dass halt die amerikanischeWirtschaft damit belastet wird.Erst wenn quasi die Kanadier ihr Zeug in den USA nicht mehr los werden und dieUSA sich dann dasselbe von woanders holen, ist es ja eigentlich erst für das Land ein Problem,also in dem Moment, wo du nicht mehr konkurrenzfähig bist.Aber das ist bei den Energielieferungen, soweit ich das verstanden habe, relativ wichtig.Das ist unwahrscheinlich. Einerseits hat Kanada nicht sehr viele andere Optionen.Die haben nicht die Möglichkeit, Overseas zu verschiffen.Andererseits ist das halt immer noch quasi die billigste Quelle.Kann natürlich sein, dass die sich dann auf einmal in Saudi-Arabien eindecken, aber das ist absurd.
Pavel Mayer 0:06:12
Aber gleichzeitig, ja, was jetzt auch wieder kürzlich gekommen ist,ist, dass Trump irgendwie Bau einer Pipeline nach Kanada fordert,irgendwie Pipeline-Kapazitäten in Kanada auszubauen, ja, das kommt auch noch dazu.Und die andere Sache ist, ja, die Automobilindustrie hat sich halt arbeitsteiligentwickelt zwischen Kanada und den USA.Das kommt auch noch dazu.Das heißt, die USA haben halt in Kanada sehr viel investiert in bestimmte Firmen.Das heißt, dort besteht Expertise und bestimmte Dinge können dort einfach billigerund in höherer Qualität gefertigt werden.Und klar, du könntest jetzt nochmal zig Milliarden in den USA investieren.Und dann, ja, also es macht jedenfalls alles überhaupt keinen Sinn.Also wenn man da versucht, irgendwieeinen Sinn rein zu interpretieren in das, was da passiert, das...Das ist fast unmöglich. Plus, das natürlich außerdem dann als Ziel angegebenhat, Kanada als Bundesstaat zu annektieren.Und gleichzeitig aber natürlich jetzt durch Steuern halt, durch die Zölle dannfür mehr Einnahmen zu sorgen und dadurch dann Steuern zu senken.Wobei die Zölle natürlich auch nichts anderes als eine Flat Tax sind.Das heißt, die sind nicht progressiv.Das heißt, Reiche zahlen dann genauso viel Zollsteuer wie ärmere Leute.Das heißt, es ist gleichzeitig auch noch dann, wenn du auf Zölle umschwenkst,ist das halt auch nochmal eine Umverteilung oder ein Rückgang von Umverteilung.Aber der Punkt ist, dass Stolleinnahmen, selbst wenn du absurd hohe Zölle erhebst.Einfach niemals die direkten Steuern auf Einkommen ersetzen können.Da müsstest du dann sowas wie hunderte Prozent, so 300, 400,500 Prozent Steuern erheben.Und das kann nicht funktionieren.Vor allen Dingen, wenn dann die Leute tatsächlich im Innern,also dann würden die Leute, wenn alle Importe fünfmal so teuer sind,substituieren die Leute natürlich dann doch mit inländisch produzierten Warenganz, ganz schnell und dann brechen dir deine Tolle zusammen.Das heißt, das macht alles vorne und hinten, egal wie du es kombinierst. Also...
Tim Pritlove 0:09:09
Was auch dazu kommt, ist ja, dass mittlerweile sich dann eben auch in Kanadanatürlich viele dann auch jetzt um neue Quellen bei bestimmten Produkten,Zulieferindustrie umsehen, weil die jetzt keinen Bock haben,sich da hohe Kosten aufheißen zu lassen, wenn sie denn andere Optionen habenund gehen dann eher nach Europa,wo sie mit Sicherheit keine Strafzölle bekommen.Zu dem Zölle und Europa, kommen wir vielleicht noch, da du Mexiko ja auch mit erwähnt hast.Das war ja quasi so mit im Paket und beide haben sich dann auch zeitgleich aufdiese 30 Tage Verzögerung geeinigt, die im Wesentlichen eigentlich nur ein Einknicken von Trump war.Die haben dann alle so getan, als würden sie irgendwelche Zugeständnisse machen,aber das waren alles Dinge, die sie sowieso schon zugestanden hatten,also mehr Truppen an der Grenze und so ein Quatsch.Naja, und auch die mexikanische Präsidentin, Präsidentin, die Claudia Scheinbaum,die hat da wohl auch schon die richtige Strategie am Start.Die sind alle so ein bisschen vorbereitet, die wissen irgendwie, wie Trump tickt.Das ist natürlich alles auch eine Gefährdung, ganz klar eine Destabilisierung,aber der Gewinner dieser ganzen Zollpolitik kann eigentlich nur China lauten.
Pavel Mayer 0:10:20
Ja und gerade die Kanadier natürlich, also die gerade sagen mit Kanada als 51.US-Bundesland, Und das hat natürlich die Kanadier auch, glaube ich,so persönlich getroffen.Das ist eine Beleidigung.
Tim Pritlove 0:10:41
Ist das?
Pavel Mayer 0:10:42
Ja, und das hat dann jetzt natürlich auch gleich zu einem Boykott von US-Warengeführt und zur Stornierung von Reisen in die USA.Also die USA ist auch das Hauptreiseland der Kanadier und eben da lassen dairgendwie 20 Milliarden jedes Jahr und das ist natürlich auch nicht schön.
Tim Pritlove 0:11:11
Ja, aber das ist ja nicht das Einzige, was er wollte. Er wollte ja dann auchnoch Grönland annektieren.Auch so eine geile Idee.
Pavel Mayer 0:11:21
Ja, oder kaufen.
Tim Pritlove 0:11:23
Kaufen, annektieren, was auch immer. Er ist ja auch nicht klar in seinen Aussagen.Er labert so daher und lässt auch alles irgendwie offen. Es gibt ja auch nicht wirklich einen Plan.Klar, diese Begehrlichkeiten isthalt so Ausdruck so einer typischen Großmannssucht auf der einen Seite.Auf der anderen Seite kann man auch sagen, egal was er da formuliert,es hat irgendwie immer was mit fossilen Ressourcen zu tun oder mit Zugang zum Real Estate.
Pavel Mayer 0:11:54
Ja, oder Re-Claritorium.
Tim Pritlove 0:11:58
Genau, es hat alles irgendwie was mit Real Estate zu tun und mit irgendwelchenVergeltungsmaßnahmen gegen irgendwelche unliebsamen Menschen und Voke-Regierungenund was nicht alles. Das ist alles ein bisschen albern.Ich meine, diese Grönland-Nummer war dann natürlich dann auch ein Affront gegen Dänemark, ganz klar.Also natürlich vor allem auch gegen Grönland, aber natürlich auch gegen Dänemarkso als Schutzmacht Grönlands.Und ich meine, das ist halt alles irgendwie total absurd.Andererseits ist halt alles total absurd, was er macht.Und ja, manche Dinge werden geschehen,auch wenn ich jetzt ehrlich gesagt sowohl bei diesen Zöllen als auch bei derÜbernahme von Grönland oder Kanada als Bundesstaat, das fällt für mich alleseher in die Kategorie, da werden wir jetzt viel drüber geredet und gelacht undgeschimpft haben, aber passieren wird da nichts.
Pavel Mayer 0:12:52
Also Wall Street hatte wohl 5% overall Zollerhöhungen eingeplant durch Trump.Und das hat sich aber jetzt gewandelt.Man befürchtet, dass im Endeffekt es mehr werden wird an Zellen jetzt.Aber wir hatten ja noch weitere Übernahmeankündigungen.Panama-Kanal war da auch mittendrin irgendwo.Dann kam der absolute Hit, nämlich den Gazastreifen zu übernehmen.Das war irgendwie die Kirsche wirklich auf der Torte.Und ich meine, das Problem natürlich ist,dass das Ganze jetzt auch massiv den Friedensprozess zu torpedieren droht,der dort gerade abläuft, so zwischen Israel und den Palästinensern,weil letztlich, ich meine gut, Trump hat gesagt, ja,wir übernehmen den Besen rein quasi, beziehungsweise ohne Leute.Die Leute werden irgendwohin umgesiedelt, wo es viel schöner ist.Und dann geht die USA rein und räumt alles schön auf und baut halt irgendwie schicke Wohnungen.Die neue Riviera soll das werden, soll das auch wieder, ja, Immobilienentwickler Trump.Am Werk.
Tim Pritlove 0:14:51
In dem Zusammenhang, ich meine, das ist natürlich alles total hanebüchener Unsinn.Niemals werden die Amerikaner in den Gazastreifen einfallen und irgendwie mitmilitärischer Macht versuchen dort vorzugehen, weil das wäre ein totales Chaos,bei dem die amerikanischen Soldaten so viel Schaden nehmen würden.Das wäre niemals zu Hause zu verkaufen und ist ohnehin total absurd und ausgeschlossen.Trotzdem, das werden wir jetzt glaube ich schon noch ein paar Mal sehen,hat es dann wiederum deswegen Bewegungen gegeben im arabischen Blog,die dann gesagt haben, wir machen das hier mit dem Development,wir machen jetzt hier drei Jahre Wiederaufbau und so jetzt kommt dann halt irgendwieso Saudi-Arabien, keine Ahnung, wer da noch alles mit im Boot ist in dieserAllianz und wollen das sozusagen übernehmen, weil das natürlich für sie überhauptnicht zu verkaufen wäre.Ja, also das ist sozusagen, also.Man darf nicht davon ausgehen, weil dafür gibt es keinerlei Evidenz,dass irgendeine dieser arabischen Staaten rund um Israel herum,nehmen wir vielleicht erstmal Jordanien mal raus, Aber auf jeden Fall nichtÄgypten, schon gar nicht Saudi-Arabien.Für die ist Palästina ein politisches, heikles Thema,weil natürlich die Bevölkerung den Widerstand oder die Freiheit der Palästinensermehrheitlich unterstützt.Das ist natürlich auch vollkommen klar, aber real, die Regierungen tun haltfür Palästinenser gar nichts. Da werden nie Flüchtlinge aufgenommen.
Pavel Mayer 0:16:45
Die wollen keine Palästinenser haben, weil sich das halt extrem destabilisierendausgewirkt hat in der Vergangenheit, als die Flüchtlingswellen da waren.Das hätte fast zum Sturz der Regierung geführt. Und es hat in den Nachbarländernüberall nur Probleme geschaffen,weshalb ja auch die Grenze zu Ägypten irgendwie fast undurchlässiger ist,als die zu Israel oder war.
Tim Pritlove 0:17:18
Ja, also ist so. Nach Israel sind sie alle rein und haben dort gearbeitet.Das hat mit Ägypten nicht stattgefunden.
Pavel Mayer 0:17:26
Ja.
Tim Pritlove 0:17:29
Ja, also das ist auch natürlich wieder nur so eine Erzählung und man weiß haltimmer nicht so ganz genau,ob er einfach nicht in der Lage ist, das Maul zu halten, was ich für relativ wahrscheinlich halte.Er plappert halt einfach irgendwas so daher.Oder ob es sozusagen eine Strategie ist von ihm. Das weiß ich nicht.Es macht schon den Eindruck, dass es einen strategischen Anteil hat,indem er einfach durch diese ganzen Erzählungen permanent Verwirrung,Chaos, Ablenkung und Unsicherheit schafft, was ihm irgendwie gefällt,weil dann reden halt alle über ihn.Das ist eigentlich im Wesentlichen alles, was das bewirkt und wahrscheinlichauch der einzige Grund, warum es diese Erzählung überhaupt gibt.
Pavel Mayer 0:18:17
Ja, dann habe ich heute erfahren, dass Trump Taiwan mit 100 Prozent Zoll auf Chips gedroht hat.Ich weiß nicht, ob du das schon mitbekommen hast.
Tim Pritlove 0:18:29
Nein, ich bin zwar in Taiwan gerade, aber das habe ich heute noch nicht mitbekommen.Interessant. Also ich meine mehr kann man sich ja kaum ins Fleisch schneidenals mit so einer Maßnahme und was ist die Argumentation?Was hat jetzt Taiwan Böses getan als einer der stärksten Verbündeten der USA?
Pavel Mayer 0:18:52
Naja, die sollen die Chips gefälligsten in den USA produzieren.
Tim Pritlove 0:18:56
Achso, ja klar. Logisch, logisch. Das geht ja auch so leicht.
Pavel Mayer 0:19:01
Genau.
Tim Pritlove 0:19:02
Das werden sie ja sicherlich einfach so abgeben. 100 Prozent,da wird sich ja die Computerindustrie und die Tech-Pros werden sich ja richtig freuen.
Pavel Mayer 0:19:12
Also wäre auch relativ,absurd. Aber ja, das ist unter anderem eine auch seiner Äußerungen gewesen.
Tim Pritlove 0:19:25
In dem Zusammenhang muss man dann auch nochmal betonen, das wissen ja vielleicht auch viele nicht.Einerseits, wie wichtig ist Taiwan?Taiwan ist ja nicht nur irgendein Chip-Hersteller. Taiwan ist der Chip-Hersteller dieser Welt.Die besten, modernsten, und zwar mit Abstand, modernsten Chips mit Abstand demgrößten Ausstoß kommen aus Taiwan.TSMC ist hier quasi so eine Überfirma, so wie Samsung in Korea.Nicht, weil sie die alles mögliche herstellen von Waschmaschinen und so weiter.Das ist kein Siemens-Konzern, aber sie sind halt in der Chip-Manufaktur so wichtigund so groß und so heilig hier in Taiwan und so groß.Für den wirtschaftlichen Aufschwung dieses Landes so verantwortlich,das kann man gar nicht ausreichend betonen, welche Bedeutung das hat.Und die gesamte Elektronikbranche der Welt und vor allem natürlich die der USA hängt von Taiwan ab.Also du hast halt irgendwie, ohne TSMC gibt es keine iPhones und es ist haltvollkommen absurd, dass sie sich sozusagen selber dann die Preise verdoppeln,weil damit sich halt einen riesigen Vorteil, dass sie nämlich diesen Zugriff auf Taiwan haben,wo einem Land, was den USA super gewogen ist durch die ganze Vergangenheit,dadurch, dass halt die USA hier immer Schutz macht, war,du bist hier in einem Land, was zwar auf der einen Seite irgendwie sich wieChina anfühlt, Aber auf der anderen Seite sehr amerikanisch daherkommt.Hier gibt es irgendwie amerikanische Steckdosen mit 120 Woll.Das ist so ein bisschen, ich will nicht sagen eine Außenstelle der USA,aber du spürst zumindest, wie die Verbindung ist und die Verbindung ist halt stark.Und das halt jetzt mit solchen Anwesendkündigungen zu strafen,ist natürlich vollkommen absurd.
Pavel Mayer 0:21:21
Ja, also DSNC verbraucht, glaube ich, 12 Prozent der elektrischen Energie,die in Taiwan verbraucht wird, sozusagen alleine, nur um mal klarzumachen und.Ja, es sorgt für, ich glaube, diese Chips machen irgendwie über die Hälfte destaiwanesischen Außenhandels aus.Und dann ist es aber noch eben wichtig als eben Silicon Shield,also sicherheitspolitisch, weil sie eben diese Rolle haben als Chip-Produzent der Welt.Die Welt und insbesondere die Amerikaner auf sie aufpassen und dafür sorgen,dass das nicht durch in chinesische Hände gerät oder durch China irgendwie gestört wird.Aber wenn Trump natürlich jetzt sagt, okay, ich will jetzt die Chip-Produktionnach Hause holen und Taiwan, ja,und unabhängig von Taiwan oder unabhängiger von Taiwan werden,ist das natürlich bad news für den Silicon Shield.So, wobei auch wieder da völlig unklar ist, in welchem Maße denn das gelingenwird, weil das ist gerade, also Chipproduktion ist so Kapital und Know-how aufwendig.
Tim Pritlove 0:23:00
Ja das geht einfach gar nicht so, also selbst wenn die das wollen würden,was sie natürlich aus guten Gründen nicht wollen, weil es natürlich ihr Vorteilist, warum sollten sie die Spitzenentwicklung auf einmal in den USA machen,sie bauen ja da auch Fabriken, ist ja nicht so, dass nicht gemacht wird,aber eben nicht diese Top Level Chips, diese drei Nanometer und kleineren,die machen sie halt nicht woanders.
Pavel Mayer 0:23:26
Ich glaube, die USA hat jetzt irgendwie eine 4-Nanometer-Fabrik oder so.Aber auch, ich meine, das andere Problem ist, dass halt die Chip-Fertigung aucheigentlich ein undankbares Geschäft ist, was halt vielen Zyklen unterworfen ist.Früher gab es halt diesen Rammschweine-Zyklus.Und sie ist halt eben auch sehr kompetitiv. man jetzt am Niedergang von Intel sehen kann,wo Intel, die ja quasi technologisch jetzt ein bisschen ins Hintertreffen geratenist und gerade massiv am Abstürzen.Das heißt, selbst wenn du jetzt die Industrie nach Hause holst, ist damit nicht gesagt,dass die da überlebensfähig ist, weil natürlich die Entwicklung weitergeht unddu die ganze Zeit am Ball bleiben musst. Und das ist halt kapitalintensiv.Und in dem Moment, wo du dann nur kurzzeitig ins Hintertreffen gerätst für zwei,drei Jahre, so lohnt sich das alles nicht mehr.Du hast so keine State-of-the-Art-Produktion mehr.In Deutschland kriegen wir jetzt auch ein paar neue TSMC-Fabriken.
Tim Pritlove 0:24:50
Ansiedlungen in Dresden. Ich meine, die machen schon auch woanders was.Aber der Kern wird immer sein.Aber wenn jetzt tatsächlich 100 Prozent, ist vollkommen absurd.Sagen wir mal, sie würden das jetzt machen. Er macht so, ja,ab nächster Woche kosten die Chips irgendwie das Doppelte.Das hauen ihm seine Tech-Pros links und rechts. und die gesamte Elektronikindustrieder USA haut ihm das um die Ohren, weil sie sozusagen von heute auf morgen aufdem Weltmarkt nicht mehr mithalten können.
Pavel Mayer 0:25:20
Also ich meine, Nvidia kriegt seine ganzen Chips daher, das würde also sofort Nvidia wäre tot.
Tim Pritlove 0:25:27
In China knallen die Sektkorten. Andererseits müssten sie sie trotzdem kaufen,weil sie sie ja nirgendwo anders herbekommen und Taiwan wäre es halt eigentlich dann auch egal.Auch wenn ihr natürlich auf diesen Stress überhaupt gar keinen Bock haben.
Pavel Mayer 0:25:41
Ja, dann gab es auch natürlich eine Androhung an die EU, sagen dort,Zölle auf Waren aus der EU zu erheben.Aber konkretisiert wurde das bisher noch nicht.Ich meine, das Problem mit diesen ganzen Zöllen ist, das ist halt eben absolutUnd auch unstrategisch und komplett exzessiv und einfach, ja,ich sage deswegen, der Handelskrieg mit Kanada wurde als der dümmste Handelskriegder Geschichte bezeichnet schon, weil, ja, das kann aber...Da kommen wir später noch dazu, was das innenpolitisch dann für die USA denn bedeuten würde.Dann ist mir gerade heute eine Drohung, die auch an Europa gerichtet ist,aber eigentlich sich auf die gesamte Welt bezieht, aber speziell sehr nach Europa klingt.Nämlich eine Anweisung, eine Drohung an alle Länder,die Steuern erheben oder irgendwie Auflagen machen, die US-Firmen überproportional benachteiligen.Sowas wie eine Digital Service Tax oder so.Also wenn jetzt die USA der Meinung ist, dass Facebook oder Twitter ungerechtbesteuert werden in der EU, gedenken sie dagegen vorzugehen.Oder gegen Datenschutzbestimmungen, die den Datenfluss in die USA behindern.Oder Geldstrafen, die gegen US-Konzerne verhängt werden.
Tim Pritlove 0:27:30
Das muss sein.
Pavel Mayer 0:27:32
Dann, was ja schon mehrmals passiert ist,kam die Drohung, hat die USA gedroht seinen NATO-Verpflichtungen nicht nachzukommen,also Artikel 5, nach dem Motto, wer nicht zahlt, wird auch nicht geschützt.
Tim Pritlove 0:27:48
Ja, das gab es ja schon in seiner ersten Amtszeit, solche Drohungen.Generell, ich meine, das ist sicherlich wertvoll, hier nochmal ein bisschendarauf einzugehen, dass diese Sicherheit,dass die USA ein stabiler Bündnispartner sind, dass das weg ist.Ich glaube, das war ja von Anfang an schon klar, weil das hat sich ja in derletzten Amtszeit schon abgezeichnet und daran hat sich jetzt eigentlich wenig geändert.Ich glaube, da ist die NATO in gewisser Hinsicht auch schon darauf vorbereitet.Aber es kann halt durchaus sein, dass er in irgendeiner Form den Todesstoß versetzt.Und wenn wir noch viel darüber reden, dann muss Europa natürlich reagieren.
Pavel Mayer 0:28:33
Und dann, was natürlich ein kompletter Affront war, war, dass er Verhandlungenmit Russland begonnen hat unter Ausschluss der Ukraine und Europa.So nach dem Motto, wir machen das jetzt unter uns aus und hat dann mit Zelensky begonnen,hat Zelensky einen Diktator genannt,hat irgendwie andere russische Positionen übernommen.Insbesondere die Ukraine hätte den Krieg nie beginnen sollen.Viele interpretieren das als wenn Trump gesagt hätte,dass die Ukraine den Krieg begonnen hätte im Sinne von sie hätte Russland überfallen.Aber was Trump eigentlich gemeint hat mit, die Ukraine hätte sich nicht wehrensollen, als die Russen einmarschiert sind.
Tim Pritlove 0:29:48
Das ist grandios.
Pavel Mayer 0:29:50
Das meinte er mit dem Krieg nicht beginnen. Sie hätten einfach die russischenTruppen gewähren lassen sollen,hätten einfach keinen Widerstand leisten und dann wäre auch alles gut gewesen.Oder besser.
Tim Pritlove 0:30:09
Grandios.
Pavel Mayer 0:30:10
Ja, und dann...Sind so einige Dinge dann bekannt geworden von dem Treffen über den sogenannten Peace-Deal,die so im Westen und in der Ukraine massiv Bestürzung hervorgerufen haben undin Russland für absoluten Jubel und Verwirrung gesorgt haben.Also das war so ein Bündel von Dingen.Also erst mal hat Trump eine NATO-Mitgliedschaft in der Ukraine ausgeschlossen,von vornherein, ohne das irgendwie als Verhandlungsmasse vielleicht zu nehmen.Hat außerdem dann eben Neuwahlen in der Ukraine gefordert,was auch so ein Kreml-Ding ist,die gerne einfach Selenskyj weg hätten und dann einen russlandfreundlichen Präsidenten,und da sozusagen die Hoffnung besteht.Jetzt dann durch Neuwahlen und durch Manipulation,Wahlmanipulation dann eben jemanden an die Macht zu kriegen,der ja nicht Zelensky ist und eher im Sinne von Moskau handelt.Und hat außerdem, hat Trump ausgeschlossen, dass die Ukraine sein Territorium zurückerhält.So, dem Motto, ja, besetzt, nach dem Motto, besetzt ist besetzt.Und beziehungsweise er hat halt nicht genau gesagt, also nichts Konkretes natürlich,aber nur, dass es ausgeschlossen sei, dass Ukraine sein ganzes Territorium zurückerhält.Was im Übrigen ein Verstoß ist gegen damals das Budapester Memorandum,wo die USA dafür, dass die Ukraine die Atomwaffen abgegeben hat,nicht nur die USA, sondern Großbritannien und Russland, die territoriale Integritätder Ukraine dafür garantiert haben.Und dann hat aus dem Ausgeschlossen, dass US-Truppen für Friedenssicherung eingesetzt werden.Und hat also gesagt, okay,Europa muss also im Prinzip, wenn Friedenstruppen und dann,wenn aber dadurch dann Verbündete die Friedenstruppen schicken,deswegen angegriffen werden wegen ihrem Ukraine-Engagement,wäre das kein Artikel-5-Pall.
Tim Pritlove 0:33:16
Für die NATO.
Pavel Mayer 0:33:18
Für die NATO, genau.
Tim Pritlove 0:33:21
Also kein Bündnisfile, wo die USA in irgendeiner Form Unterstützung bieten muss.
Pavel Mayer 0:33:26
Genau.
Tim Pritlove 0:33:27
Man muss in dem Zusammenhang immer wieder erwähnen, dieser Artikel 5 ist bishergenau ein einziges Mal zum Einsatz gekommen bisher und das war als die USA angegriffen wurde,9-11 und wo dann irgendwie alle Bündnispartner eingesprungen sind und die USAbei ihrer militärischen Antwort geholfen hat.
Pavel Mayer 0:33:47
Ja, und hat aber behauptet, Putin würde europäische Friedenstruppen in der Ukraineakzeptieren, was ich mit drei großen Fragezeichen versehen würde,weil ja,plus das öffnet auch nochmal einen riesigen Rattenschwanz.Aber das Thema kann man auch nochmal später ein bisschen genauer beleuchten, was das denn bedeutet.Und dann hat er außerdem aber noch einen Rohstoffdeal mit der Ukraine gefordert, hat sie dann gesagt.Vor dem Meeting mit Putin nochmal den Finanzminister hingeschickt mit einemVertrag, den Selenskyj dann unterschreiben sollte,der ihnen dann 50 Prozent von allen ukrainischen Rohstoffeinnahmen garantiert,bis die Summe von 500 Milliarden zusammengekommen ist.
Tim Pritlove 0:34:53
Wenn es Selenskyj dann nicht getan hat. Ja genau.
Pavel Mayer 0:34:57
Ja, plus andere Dinge, was Selenskyj dann nicht getan hat.Daraufhin gab es dann eben diese Diktatoräußerungen und andere Dinge.Und der aktuelle Stand ist,dass Selenskyj jetzt Ende der Woche angeblich in die USA kommen soll,um dort einen jetzt nachverhandelten Rohstoffdeal zu unterzeichnen.Und wenn der Witz an der ganzen Sache ist, dass völlig unklar ist,ob diese Rohstoffe überhaupt existieren oder ob es sich überhaupt lohnt oderwelchen Wert die eigentlich haben, weil es gibt keine aktuellen Surveys.Es gibt irgendwie nur 50 Jahre alte sowjetische Surveys.Aber gut, auf jeden Fall, das ist der aktuelle Stand, ob Zelensky wirklich kommt,ob sie wirklich unterzeichnen werden.Aber kann schon gut sein.Dass das ja jetzt passiert und damit dann im Prinzip die Idee ist,dass dann die USA einen Grund haben, die Ukraine zu schützen,weil ohne Schutz der Ukraine gibt es halt auch keine Kohle aus den Rohstoffen.
Tim Pritlove 0:36:23
Ja, naja, ich denke zum aktuellen Zeitpunkt kann die Ukraine eh schon nichtmehr davon ausgehen, dass irgendein Vertrag, wo draufsteht, ja wir beschützeneuch schon, am Ende auch wirklich,dass das Geld wert ist, was das Papier kostet, auf dem es steht.Und ich denke, die Ukraine wäre sehr gut damit beraten, überhaupt gar keinenkonkreten Vertrag zu unterschreiben zu diesem Zeitpunkt, zumindest keinen Vertrag,der weitreichende Folgen hat.Sondern der, sagen wir mal, Dinge offen lässt und ankündigt und irgendwie,also im besten Fall irgendetwas mit dem Trump so tun kann, als hätte er irgendwieeinen geilen Deal gehabt, weil darumgeht es ihm ja immer, wo aber am Ende eigentlich gar nichts klar ist.Und ich denke auch, dass die Ukraine in zunehmendem Maße auch an einem immerlängeren Hebel sitzt, was solche Vertragsverhandlungen betrifft.Ja, na klar, USA ist derzeit noch sehr wichtig mit Informationen,mit Starlink und so weiter.Es gab jetzt auch erste Gerüchte, dass auch schon damit gedroht wurde,Starlink abzuschalten für die Ukrainer.Also sie setzen halt irgendwie alles ein und auch diese sogenannten Verhandlungen,die da in Saudi-Arabien stattfinden zwischen Russland und den USA,die sind ja insofern auch sehr interessant, als dass, also klar von Russlandnehmen halt so die üblichen Verdächtigen, Lavrov und so weiter teil,alles sozusagen super erfahrene Leute,die Truppe, die Trump dahin geschickt hat, ist total unerfahren.Aber halt so Loyalisten und Rechtsextreme und so weiter und diese Truppe dortverhandelt halt in dem Sinne gar nicht auch über einen Frieden.Es wird ja immer die ganze Zeit gesagt, die würden da irgendwelche Friedensverhandlungenführen. stellt sich raus, es geht halt auch hier eigentlich um einen Deal mit Rohstoffen.Also jetzt bietet quasi Russland den USA an, ja hier Rohstoffe und so weiterhaben wir auch ganz viele.Wenn ihr daran interessiert seid, da braucht ihr jetzt die Ukraine gar nicht.Abgesehen davon könnt ihr ja dann auch die irgendwie in den besetzten Gebietendann abbauen, weil das ist ja jetzt alles Russland.Ja, also Russland Verkaufen sozusagen in den USA, dann irgendwie die ukrainischenMineralien und was da alles liegt.Also völlig gaga, völlig super absurd.Und ich denke an der Stelle, wir werden das Thema sicherlich noch ein paar Malhaben, muss man halt auch mal ganz klar machen, was ja eigentlich gerade stattfindet.Dass nämlich.Keine internationalen Verhandlungen sind. Ich meine, die Ukraine ist nicht beteiligt.Die EU ist nicht beteiligt. Die USA redet quasi mit Russland über ein Land,was irgendwie im Krieg ist und das Land ist selber nicht dabei. Völlig absurd.Und die führen da auch gar keine Friedensverhandlungen, weil das geht so garnicht. Das würde viel länger dauern.Du brauchst da kompetente Leute für, die sie nicht haben.Selbst dieser Beauftragte für die Ukraine, der anfangs als Beauftragter fürdie Ukraine und Russland genannt wurde, dieser Kellogg, verhandelt nicht mitden Russen, sondern stattdessen macht das irgendwie einer, der für Nahost zuständig ist.Was auch immer das wiederum zu tun hat.Also am Ende ist das Ganze einfach nur so ein Mafia-Dick-Move,wo einfach sich die Super-Cronies da treffen und versuchen irgendwelche shadyDeals zu machen und das Ganze wird halt irgendwie als Politik verkauft,aber da findet halt keine Politik statt, weil dafür sind dann einfach nicht die richtigen Leute,da und die richtigen Leute sind halt nicht da.
Pavel Mayer 0:40:15
Ja, zu den Folgen kommen wir auch später noch, würde ich sagen.
Tim Pritlove 0:40:22
Genau. Gucken wir nochmal, was so innenpolitisch sich noch so aufgetan hat,weil das ist ja auch sehr interessant.
Pavel Mayer 0:40:29
Ja, also innenpolitisch in den USA hat die neue Regierung die Hand an den öffentlichenDienst gelegt, unter anderem.Und Elon Musk mit Doge hat halt im Prinzip angefangen,Einschüchterungs- und Entlassungswellen im öffentlichen Dienst loszutreten,die teilweise rechtswidrig sind.Und wo halt einfach mal mit, ja,sie im Prinzip ein paar Skriptkiddies losgeschickt haben,die dann Ketten-E-Mails verschickthaben und dann pauschal nach bestimmten Stichworten Dinge gefiltert haben.Und so in ihrem...In ihrem Anti-DEI-Feldzug sind absurde Dinge passiert.Sie haben ihre Nuclear Stockpile-Inspektoren-Nachwuchs versehentlich komplettgekündigt und ihre E-Mail abgeschaltet und versucht, die Leute wieder zurückzukriegen.Sie haben bei der FDA die Leute,die so Herzschrittmacher und medizinisches Equipment wie CT- und MR-Scannerzertifizieren und überwachen,haben sich versehentlich entlassen und, und, und.Und ja, mittlerweile gibt es natürlich jede Menge Gerichtsverfahren deswegen,weil halt Leute klagen, weil vieles eben von dem, was da in Trumps Erlassensteht, einfach rechtswidrig ist.Und das macht jetzt seinen Weg rauf zum Supreme Court, der jetzt auch geradeerstmals gegen auch Trump entschieden hat in irgendeiner Sache.
Tim Pritlove 0:42:59
Tatsächlich? Was denn? Welcher Sache?
Pavel Mayer 0:43:03
Das war, ich glaube, das hatte mit Entlassungen jetzt mit den Entlassungen oder Schließungen zu tun.Und ja,Und gut, der Punkt ist, also und zwar, ich glaube, in einem Fall,wo es um einen Ombudsmann gegen eine Behörde, eine unabhängige Stelle und woder Ombudsmann gekündigt wurde, obwohl explizit im Gesetz steht,dass das nicht geht, dass der halt nicht kündbar ist.
Tim Pritlove 0:43:44
Und selbst die, die gekündigt wurden, nicht von der Regierung gekündigt werden dürfen. Teilweise.
Pavel Mayer 0:43:51
Genau, oder nur aus wichtigem Grund.Und dann impeached werden können.Ja, also diese Einschüchterungs- und Entlassungswellen im öffentlichen Dienstgefährden natürlich die Funktionsfähigkeit einfach des Staates auch massiv,was auch ein bisschen irre ist,weil es auch wiederum der Staat ist, auf den Trump eigentlich da sich stützen muss.Wenn du natürlich irgendwas umsetzen willst, brauchst du natürlich Leute,auch die das umsetzen und pauschal jetzt Leute zu entlassen.Und ja, mit unglaublich beleidigenden E-Mails und auch die Leute im öffentlichenDienst sind jetzt in weiten Teilen auch ziemlich pisst und demoralisiert.Also viele sagen sich, ich habe mir jetzt 10, 20, 30, 40 Jahre den Hintern aufgerissen,so für das Land im öffentlichen Dienst oder mache hier jetzt einen wichtigen Job.Und werde jetzt behandelt von meinem Arbeitgeber,als wäre ich ein Schmarotzer und Nichtstuer und überflüssig und würde irgendwieeinfach nur dem Steuerzahler auf der Tasche liegen.So, das ist mehr Zeit, dass wie die Regierung und auch die Pressesprecher gerade nach außen auftreten.Und da sagen sich halt auch viele Leute, ey, bei so einem Arbeitgeber möchteich einfach nicht arbeiten.Ja, die Bezahlung ist jetzt auch nicht so super und mit jetzt was,achso und plus, der öffentliche Dienst ist halt zu weiten Teilen auch von Ex-Soldaten,also da arbeiten eben viele,auch die, die vorher in der Army eine Karriere hatten.Werden halt eben, wurden teilweise auch bevorzugt eingestellt, eben Veteranen.Und ja, das ist natürlich gerade ein ziemliches Desaster auch für die USA,was auch anfängt für gewisse Unzufriedenheit zu sorgen.Ja, dann wurden natürlich jede Menge Führungspositionen mit unqualifizierten Loyalisten besetzt,also FBI-Direktor und auch sehr beunruhigend ja beim Militär wurde der Stabschef entlassen.Das ist auch unüblich, das ist eigentlich eine unpolitische Position,also der Chef des Generalstabs sind wie Joint Chief of Staffs.Das hat kein Präsident bisher gemacht,dass er da gewechselt hat und dann wurden eben auch die obersten Militärjuristen,die Jacks, die obersten, wurden auch alle entlassen.Das sind diejenigen, die dafür zu sorgen haben,dass sich die Truppen rechtlich einwandfrei verhalten,die ja so Rules of Engagement und Völkerrecht und all das interpretieren unddafür sorgen, dass eben, ja,Kriege verhindern sollen, dass die USA Kriegsverbrechen begehen.Oder gegen die eigene Bevölkerung vorgehen oder generell rechtswidrige Dinge tun.Und das ist natürlich auch hochgradig, unruhigend.
Tim Pritlove 0:47:54
Generell geht er ja auch extrem gegen die Juristen vor.Also man merkt schon, dass es hier auch um eine Schwächung des legalen Systems geht.Also alle, die ihn irgendwie auch mal verurteilt haben oder in irgendeiner Formdaran beteiligt waren, diese 6.Januar Umsturz irgendwie Leute zu verurteilen, sollen jetzt dafür bestraft werden,dass sie da das Gesetz verfolgt haben.Und das ist natürlich schon eine sehr offensichtliche Strategie und wird sichzeigen, inwiefern das dann greift.Also es ist halt so eine Shock and Awe Methode und vor allem darf man nie weglassen.Es ist nicht nur Trump, sondern es ist vielleicht sogar vor allem Elon Musk,der irgendwie ohne eine offizielle Rolle zu haben, völlig freidreht.Auf Twitter auch die ganze Zeit, den ganzen Tag über sozusagen auf Richter einschleudertund so die Massen aufstachelt.Es ist also wirklich Hetze so in bester Nazi-Manier.Also bestimmte Gruppen immer wieder als faul und als störend und antidemokratischund unamerikanisch darzustellen,die einfach nur ganz normal dem Gesetz folgen und einfach auch die Stütze derGesellschaft sind und dieses Staates.Und das soll halt alles aufgeweicht werden, damit eben sich niemand mehr ihm in den Weg stellen kann.Und mit ihm meine ich sowohl Trump als auch Musk, die ja beide sozusagen zubefürchten hatten und vielleicht noch haben, irgendwann mal für ihre ganzenVerbrechen auch mal in den Knast geschmissen zu werden und das wollen sie haltdahingehend verhindern.
Pavel Mayer 0:49:45
Ein anderer Aspekt war auch noch, dass die Tatsache, dass Trump versucht,so viele verbotene Dinge zu tun,darauf hindeutet, dass er auch nicht vorhat.Bei der nächsten Wahl das Amt zu geben.Abzugeben und es gibt auch schon Kampagnen jetzt um Donald Trump eine dritteAmtszeit zu ermöglichen.Also die haben jetzt schon begonnen.Also das wird auf jeden Fall auch nochmal krass werden.Dann hat er versucht seine Massendeportation in Gang zu setzen.Was natürlich praktisch auch erstmal nur so bedingt gut funktioniert Aber dasÜble ist, dass er jetzt quasi Quota für Deportationen ausgegeben hat.Ihr müsst jetzt irgendwie pro Tag so und so viele illegale Ausländer verhaften,was dann natürlich dazu geführt hat, dass die irgendwie sich jeden gegriffenhaben, der zur falschen Zeit am falschen Ort war und nicht eindeutig weiß aussah.Ja, also Racial Profiling getriebene Verhaftungen,was natürlich dann auch dazu führt, dass teilweise Puerto Ricaner,die im Prinzip amerikanische Staatsbürger sind und jedenfalls das Aufenthaltsrecht haben,da in die Fänge geraten sind oder ganz krass halt Ureinwohner,also Indianer quasi von Eis verhaftet. Tschüss.
Tim Pritlove 0:51:32
Das war eine Scheiße.
Pavel Mayer 0:51:35
Und stellt sich dann raus, dass aber auch ein Großteil der Deportierten keinerlei Vorstrafen hatte.Also weil so viele Kriminelle haben sie dann leider gar nicht finden können,um die Quota einzuhalten.Und dann haben sie teilweise Verhaftungen in Schulen und auf Ämtern und in Krankenhäusernund an Arbeitsstätten durchgeführt.Was natürlich auch ziemlich übel ist und natürlich dazu führt,dass ja viele Migranten sich halt versteckt haben und dann nicht zum Arzt gehenoder der Arbeit fernbleiben.Und ganz klar dürfte natürlich, wenn du jetzt den Leuten die Möglichkeit nimmst,sich ihr Geld legal zu verdienen oder Hilfe zu suchen,dass das natürlich dann zu mehr Kriminalität führen wird.Und so, was da gerade passiert.Ja, also das war jetzt auch nur ein kleiner Abriss dessen, was sich da alles tut.Also es waren Ende, ich sage mal, Hunderte von Verordnungen.Großteil davon, wie erwartet, aus Project 2025.Und ja, sie versuchen es durchzuziehen. Sehr viel sieht eben,also sie versuchen auf jeden Fall ihre Macht auszubauen.Und natürlich noch die Auflösung von USAID ist noch so ein Ding,das auf jeden Fall erwähnenswert ist.Also vermutlich größte Hilfsorganisation der Welt von Kennedy damals gegründet,was in ganz vielen Ländern jetzt dazu geführt hat, dass medizinische Versorgungund die Versorgung mit Nahrungsmitteln und Trinkwasser,praktisch zum Erliegen gekommen ist und wo man dann davon ausgehen kann,dass damit jede Menge Soft-Power einfach in den Gully gekippt wurde der USAund dass wahrscheinlich jetzt andere Länder dort in die Fußstapfen treten werden.Dass es gerade China natürlich das super finden wird, dass sich da Möglichkeiteneröffnet, Wohltaten zu leisten.Und ich fände es halt gut, wenn die EU auch die Gelegenheit nutzen würde.
Tim Pritlove 0:54:20
Sagen jetzt EU-Aid zu starten sozusagen.
Pavel Mayer 0:54:25
EU-Aid zu starten. Ich habe geguckt, es gibt kein Äquivalent in der EU tatsächlich.Es gibt verschiedene Abteilungen, die unterschiedlichen Stellen angesiedeltsind, beim Ministerrat und so eine Stelle.Aber es gibt eben jetzt kein EU-Aid in dem Sinne.Und ja, das wäre wahrscheinlich einmal im Sinne der Betroffenen,die jetzt Hilfe verloren haben, wäre das eine gute Sache.Aber auch um EU-Soft-Power auf günstige Art und Weise auszubauen.Also in die Lücke sollten wir dringend reinstoßen, wenn die USA diesen Teildes Einflusses ausgibt, dann eben mehr europäische Werte dann dort propagieren,statt amerikanische Werte in den Ländern.
Tim Pritlove 0:55:25
Ja und vor allem bei USAID steht vor allem halt Elon Musk wieder dahinter,der das halt alles vorangetrieben hat.Da gibt es dann halt auch noch interessante Nebenstories, weil ich meine dieUSAID war unter anderem auch sehr maßgeblich daran beteiligt,das südafrikanische Apartheid-Regime mit zu stürzen durch ihre Aktivitäten.Es wird so ein bisschen gemunkelt, dass das hier vielleicht Teil der Motivationsein könnte für Elon Musk, gerade hier drauf einzuschlagen.Man fragt sich ja ohnehin. Also ich meine, warum das? Also ich meine, Effizienz.Klar, ich meine, niemand ist dort bereit, gerade eine Gesamtrechnung aufzumachen.Also man merkt richtig, es interessiert die alle einen Scheiß,wie dieses Staatssystem funktioniert.Es geht nur darum, alles raushauen, was uns irgendwie in den Knast bringen kann.Alles raushauen, was in irgendeiner Form.Für Gleichheit sorgt. Also dieser Wahn der Republikaner und der Rechtsradikalen,irgendwie so diesem Vokism, irgendwas entgegenzusetzen.Also alles, was irgendwie gut tut, muss irgendwie weg.Ja, also kein Schutz mehr für Transmenschen, für Schwule, für Minderheiten undso weiter. Das ist alles irgendwie böses Zeug.Also im Prinzip so eine zutiefst rassistische Agenda, die hier angesetzt wird.Und Hauptsache der Staat wird nicht in die Lage versetzt, böse Aktoren zu verfolgen,zu verurteilen und böse handelnde Unternehmen zu kontrollieren.Weil natürlich in der Umweltbehörde an vielen Stellen, in der Steuerbehörde,überall diese Stellen gestrichen werden, die halt irgendwie erforderlich einfachsind, um Steuern einzutreiben, um Steuerhinterzieher zu finden etc.Und so geht es halt am laufenden Meter und das Ganze im Im Wochentakt.Dazu eben auch noch diese unsägliche Art und Weise von Elon Musk,der dann irgendwie allen Bediensten irgendwelche E-Mails schicken lässt mit,ja, wenn ihr nicht innerhalb einer Woche nachweist, was ihr irgendwie Tollesund Wichtiges getan habt, dannwerdet ihr entlassen, wenn ihr nicht antwortet, es fliegt sofort raus.Illegal, aber trotzdem haben halt die Republikaner bisher noch nicht den Arschin der Hose, mal in irgendeiner Form auch Widerstand zu sagen.Klar, es gibt einzelne Stimmen, die man hört und so, die werden auch lauterund ich glaube auch, dass diese Schock und Ohr-Methode, die die beiden da jetztabziehen, Trump und Musk,in zunehmendem Maße auf, naja, ich sag mal, auf Zurückhaltung stößt.Ja, teilweise vielleicht auch schon auf Widerstand, aber es ist halt offen,wie resilient ist die Gesellschaft wirklich, vor allem wie resilient ist dieseRepublikaner-Partei, die sichja einfach nur noch zum Steigbügelhalter von Wahnsinnigen gemacht hat.
Pavel Mayer 0:58:27
Ja, ich meine bei USAID ist der Punkt, dass es sich außerdem bei der Organisation,sie erfüllt halt mehrere Zwecke und einer der Zwecke ist aber auch ein Subventionsmechanismusfür die amerikanische Landwirtschaft,weil USAID halt haufenweise also in nennenswertem Umfang Agrarprodukte,Getreide von amerikanischen Farmern aufkauft und dass es halt jetztAuch praktisch damit kommt das zum Stillstand und da rührt sich also mittlerweilejetzt einiges an Widerstand.Und ja, was wir im Moment sehen, ist, dass halt auch Maßnahme um Maßnahme stückweise zurückgenommen wird.Aber ich glaube, das ist auch Taktik so nach dem Motto oder in Kauf genommen so.Also an dem Motto, wir versuchen jetzt erstmal 500 Prozent zu erreichen undwenn wir am Ende bei 5 Prozent landen,dann so sind wir da, wo wir eigentlich landen wollen.Das Problem scheint nur zu sein, dass was so Ersparnisse angeht zum Beispiel,was jetzt Musk's Doge hat halt jetzt veröffentlicht, dass sie jetzt 18 Milliardenschon eingespart haben.Nur um dann halt jetzt das komplett revidieren zu müssen und jetzt eher beiein paar hundert Millionen liegen an Ersparnissen,weil sie unter anderem Milliarden mit Millionen verwechselt hatten an einerStelle und Dinge reingenommen haben.Einen großen Vertrag, den allerdings Biden schon gecancelt hatte.Der tauchte dann bei Doge auch nochmal auf in der vorläufigen Erfolgsbilanz.Und wenn man jetzt wahrscheinlich dagegen rechnen würde, wie viele Produktivitätsverlustein US-Behörden jetzt diese Aktionen von Musk verursacht haben,dann kommt am Ende wahrscheinlich eher eine negative Bilanz dabei raus.Also wirklich gespart wird da gerade offenbar nichts.Es geht scheinbar auch darum, einfach Mittel umschichten zu wollen.Und ja, da wo es am Ende landet, ist unklar.Unklar, aber auf jeden Fall, wie gesagt, zum Beispiel 70.000 Mitarbeiter wohlim öffentlichen Dienst haben auf die erste Droh-E-Mail ihren Rücktritt erklärt.Also gesagt, sie nehmen das Angebot an und scheiden aus dem öffentlichen Dienst aus.
Tim Pritlove 1:01:35
Macht euren Scheiß alleine.
Pavel Mayer 1:01:37
Das Angebot war, dass sie bis September weiterbezahlt werden und ab sofort nichtmehr arbeiten müssen und aber weiterhin Geld kriegen.Das hat aber auch nicht für alle funktioniert. Ein paar Mitarbeiter musstendann feststellen, die darauf geklickt haben,dass ihr Rücktritt abgelehnt wurde und sie stattdessen einfach entlassen wurden, ohne Bezüge.
Tim Pritlove 1:02:07
Ja,wenn man kein funktionierendes Rechtssystem mehr hat, dann läuft das halt irgendwie so.
Pavel Mayer 1:02:16
Ja, und die Folgen natürlich jetzt von auch was wir vorher hatten mit den Zöllen.Ich meine, wirtschaftlich sind die USA extrem stark. Also sie sind unter beidenrelativ gut im Vergleich mit anderen Ländern weltweit aus den Krisen rausgekommen.Also insbesondere Covid und dann eben steigende Energiepreise und Ukraine-Krieg und so.Aber der Ausblick verschlechtert sich halt permanent und die innenpolitischeUnzufriedenheit steigt.Trumps Popularität sinkt schneller als erwartet und als in seiner ersten Amtszeit.Er hat für einen Präsidenten, der die Wahl gewonnen hat, schon mal mit relativniedriger Zustimmung begonnen.Es war eigentlich ein eher knapper Sieg, also knapper als Biden zum Beispielgewonnen hat. Also Biden hatte wesentlich höheren Vorsprung in der letzten Wahlals Trump jetzt gegenüber Harris.Insofern war es jetzt auch kein Erdrutschsieg, den er hatte.Und seitdem ist die Zustimmung massiv runtergegangen und auch die Zustimmungin vielen seiner Kernpolitikfelder ist nicht gut.Also insbesondere nehmen die Russen, nehmen die Amerikaner ihm nicht ab,dass die Russen oder Putin jetzt irgendwie Freunde sein sollen.Das schlucken die Amerikaner nicht, zum größten Teil.Und dann...Hat er ja versprochen, dass Dinge billiger werden, was natürlich von hereinQuatsch war, was nicht sein kann, weil dann hätten wir Deflation und Deflationist wirtschaftlich einfach ein komplettes Desaster.Das Einzige, was passieren könnte, ist, dass eben Beschäftigung und Einkommensehr stark in die Höhe gehen und die Inflation weiter runter geht.Tatsächlich passiert aber eher das Gegenteil.Also Beschäftigung und Einkommen gehen nicht wesentlich nach oben.Und die Inflationsrate, gerade letzte Zahlen von heute, ist wieder leicht angestiegen in den USA.Und ja, wie weit das jetzt runtergeht.Also ursprünglich hatte man angenommen, dass Trump diesmal die ganzen Dingerdurchzieht, bis im Sommer oderim Herbst dann sich die Auswirkungen zeigen und dann halt Schluss ist.Aber jetzt im Moment sieht es so aus, als wenn sich Gegenbewegung schnellerentwickelt, als das auch erwartet wurde.Und Trump ist nicht gut im Bilden von Allianzen und hat sich sehr viele Feinde geschaffen.
Tim Pritlove 1:05:43
Ja, vor allem unter seinen eigenen Wählern, weil natürlich viele davon jetztauch von den Entlassungen betroffen sind.Wir hatten das schon erwähnt, USAID, der Ausfall, aber auch so die Drohung derZölle mit den Kanadiern, das sind ja dann wichtige Düngemittel,die zum Beispiel die US-amerikanischen Bauern aus Kanada beziehen,wodurch halt sozusagen das Bestellen der Felder nochmal sehr viel teurer wird.Also es gibt so viele kleine Bereiche, wo es dann eben doch die Leute trifftund man kann nur hoffen, dass sie dann eben am Geld dann doch merken,dass sie beschissen worden sind.Ich denke mal, das Reality-Distortion-Field wird insgesamt noch eine Weile halten.Trotzdem stimmt schon, es gibt da wenig zu feiern und am Ende,wenn die Leute da die Bilanz aufmachen, müssten sie, ich weiß nicht,ob sie es werden, Aber müssten sie ja eigentlich feststellen,dass eigentlich nichts von dem eingetroffen ist, was angekündigt worden ist.Und das ist natürlich ein Thema.Und das war jetzt ja nur die innenpolitische Folgenliste.
Pavel Mayer 1:06:49
Ja, also Trump hat halt natürlich völlig unrealistische Versprechungen gemacht,aber viele seiner Wähler wussten, dass das Übertreibungen sind.Aber sie haben halt nicht gedacht, dass jetzt okay, das ist jetzt alles,dass er die Probleme gleich am ersten Tag oder in der ersten Woche löst.Aber so ein, zwei Monate sollten doch schon reichen dafür.So ist bei vielen seiner Anhänger, also die sind jetzt dann auch wiederum nichtso geduldig, sondern die wollen halt schon einfach,dass sich die Dinge ändern und,Propaganda hat an bestimmten Stellen einfach ihre Grenzen.Wenn die Leute merken, dass sie kein Geld in der Tasche haben,dann kannst du da einfach und andere offensichtlich in Saus und Braus leben,dann kannst du da noch so viel Propaganda draufwerfen.
Tim Pritlove 1:08:10
Dann musst du mit Unterdrückung dann kommen.Das ist dann halt die nächste Stufe und das ist halt natürlich etwas, was auch droht.Von daher muss man sich nicht wundern, wenn das Militär geschwächt wird und so weiter.Also das sind alles, ich bin mir einfach nicht ganz so sicher,wie viel wirklich geplante Agenda da drin ist von irgendwelchen anderen Leuten,also die natürlich jetzt nicht,Trump hat sich das so nicht ausgedacht, der führt das letzten Endes auch nurso aus, was ihm so irgendwie gerade erzählt wird und will halt die ganze Zeiteinfach nur groß dastehen und irgendwie den Mafia-Boss mimen.Und um ihn herum ist halt so ein Ring von Hardcore- Leuten,die eben in dieser ganzen Konstellation für sich eine Gelegenheit sehen,irgendwie das Maximale abzuziehen und dabei stören natürlich juristische Verfolgungund Überprüfer und Regeln und,Regulatorien, die stören einfachnur und deswegen wird da das Gewitter losgelassen auf diese ganzen Dinge.Und inwiefern die Wähler überhaupt nochmal eine Chance haben werden,hier in irgendeiner Form zu antworten, wird sich zeigen.Ich warte ja nur darauf, bis sie dann halt auch noch auf die Wahlsysteme gehen.
Pavel Mayer 1:09:30
Ja, ich meine, das ist natürlich klar. Das ist auch Versuch.Versuch ist auch, die freie Presse auszuschalten.Also es gibt wohl verschiedene Verfahren jetzt unter dem neuen,auch von Trump eingesetzten Chef, der hier FTC,die unter anderem eben auch Sendelizenzen vergibt.Und die möchten gerne unter anderem den großen amerikanischen Fernsehsendernwie CNN und NBC und so weiter gerne ihre Sendelizenz entziehen.So angeblich wegen genau linker Propaganda.
Tim Pritlove 1:10:31
Wie man das macht in der Sowjetunion.
Pavel Mayer 1:10:34
Genau. Allerdings so, und da warte ich die ganze Zeit drauf,was sie noch nicht gemacht haben, ist jetzt, Leute zu verhaften und in den Knastzu werfen, zum Beispiel.
Tim Pritlove 1:10:56
Naja, nach einem Monat ist jetzt vielleicht auch ein bisschen viel verlangt, oder?
Pavel Mayer 1:11:01
Ja, aber bei vielen Dingen sind die praktischen Auswirkungen,also sie haben auch jetzt die Militärhilfen-Lieferungen an die Ukraine nichtgestoppt, zum Beispiel,und sie sind auch nicht aus der NATO ausgetreten.Und ja, also viel von dem ist, also an konkreten Dingen ist jetzt in der Luft.Also das Konkreteste ist jetzt USAID und das was innenpolitisch mit den Entlassungenund so. Aber selbst das wird halt teilweise zurückgerollt jetzt.Aber was noch fehlt oder was noch nicht passiert ist, ist sozusagen,sie haben noch keinen inciting incident, wie es so schön heißt,so im Drehbuchschreiben.Also es gab noch keinen George Floyd,keinen Vorfall, der für sich genommen so mobilisierend ist,dass halt jetzt Massenproteste ausbrechen.Aber das ist aus meiner Sicht nur eine Frage der Zeit, bis es dazu kommen wirdund wir werden Proteste sehen in Kürze.Erste haben sich schon formiert und gerade auch einige republikanische Abgeordnetewurden von ihren Wählern in ihren Wahlkreisen auch ziemlich hart drangenommen, ausgebuht.Ziemlich niedergemacht.Wegen eben vieler Dinge, die jetzt passiert sind.Und ja, das läuft halt alles nicht so gut.Also die Begeisterung für Trumps Politik hält sich in Grenzen.
Tim Pritlove 1:13:06
Ja, hält sich in Grenzen, aber er hat auch noch bestimmte Grenzen noch nichtunterschritten. Also das wird noch eine Weile dauern.Um vielleicht mal den Teil der Folgen, die das bisherige Verhalten für die USA hat, abzurunden,muss man natürlich noch erwähnen, dass es hier nicht nur innenpolitischen Schadengegeben hat, sondern natürlich auch außenpolitisch schweren Schaden gegeben hat.Also das ist natürlich, du hast ja auch einen längeren Tweet dazu geschriebenauf Mastodon, Tweet auf Mastodon, ich sag Tweet.Das ist ein Tweet. Ja.Ich ganz interessant fand, dass halt einfach der schwere Schaden auch schonangerichtet ist und dass er auch in gewisser Hinsicht irreversibel ist.Also dass das, was jetzt an Vertrauen zerstört worden ist, den USA noch sehr lange nachhängen wird.Je nachdem, wie sich das noch verschlimmert. Aber selbst wenn es jetzt so bliebe,ist im Prinzip das Vertrauen in die USA als Schutzmacht weitgehend dahin in der EU geht die Angst um,und das wird natürlich auch bei allen anderen Konflikten weltweit eine Rolle spielen.
Pavel Mayer 1:14:26
Ja und natürlich Trumps Glaubwürdigkeit ist auch bereits massiv angeschlagen.
Tim Pritlove 1:14:35
Wenn es die überhaupt gab jemals, also ich weiß nicht.
Pavel Mayer 1:14:39
Ja, naja sagen wir mal so,In seine zweite Amtszeit ist er jetzt reingegangen mit einem gewissen Vertrauensvorschussbei der Reihe von Leuten,die das Vertrauen hatten, dass er Dinge zum Positiven wenden kann.Aber,Was wir halt sehen, ist, dass er selbst, also auf der einen Seite ist es natürlich,kann man sagen, super Strategie, super Erfolg,die Presse und die Opposition miteben diesem Tornado an Verordnungen und skandalösen Dingen zu überfluten.Und dadurch alleine nur, indem sie so viele Dinge tun,dass man gar nicht dazu kommt, sich ausreichend zu empören und aufzuregen überdie ganzen Dinge, weil es einfach zu viel ist.Aber gleichzeitig führt das natürlich dazu,dass es eben auch keinen Fokus gibt bei den Dingen, dass eigentlich eins nachdem anderen nicht umgesetzt, nicht durchgesetzt,zurückgedreht, nicht eingehalten wird und dass Trump selbst komplett am Flipfloppen ist.Das heißt, welchen Vertrag auch immer du mit ihm schließt, musst du davon ausgehen,dass das nur eine vorübergehende Vereinbarung ist.Und wenn natürlich Dinge Investitionen beinhalten,wo eine Partei erstmal Dinge auf den Tisch legen muss und ich mich dann aberauf Zusagen nicht verlassen kann, dann investiere ich nicht.Und das gilt jetzt nicht nur für Finanzinvestitionen, sondern auch für Friedensinvestitionenoder Rüstungsinvestitionen.
Tim Pritlove 1:17:09
Ein Beispiel haben wir ja schongenannt. Seine Ankündigung von Strafzöllen gegenüber Kanada und Mexiko,das sind die beiden Länder, wo er während seiner Amtszeit eine Neufassung desNAFTA-Vertrages, also der nordamerikanischen Freihandelszohle,ja schon durchgeführt hat.Er selber hat mit denen einen Vertrag ausgehandelt, an den die sich halten undjetzt kommt er an und sagt so, ja nee, machen wir aber anders,hier gibt es jetzt Strafzölle, was halt im Prinzip gegen den Sinn dieses Vertrags ist.Und das führt natürlich dazu, dass niemand mehr in irgendeiner Form glaubt,dass man irgendwas mit ihm, wenn man noch richtig im Kopf ist,irgendwie verhandeln kann.Das werden wir dann auch nochmal diskutieren, denke ich, wenn wir auf die Ukrainezu sprechen kommen, die wir jetzt ein bisschen rausgenommen haben,weil heute geht es wirklich primär um die USA.
Pavel Mayer 1:18:02
Ein anderer Punkt, wo bereits Schaden entstanden ist und wo man auch abwartenwird, wie sich das entwickelt.Aber USA sind halt weltgrößte Waffenexporteur.Und die Frage natürlich in dem Moment,wo jetzt auch das Bündnis in Frage steht und Trump so am Rumeiern ist.Die Frage steht, wie sehr können wir uns denn auf die USA und auf amerikanischeWaffen prinzipiell verlassen.Also erstmal nicht nur, dass sie auch geliefert werden, sodass also bestehendeVerträge eingehalten werden, sondern viele der US-Waffen sind halt natürlichechte Hightech-Waffen zu Patriot.Aber gerade die F-35, die sichbei den alliierten NATO-Kräften jetzt zum Verkaufsschlager entwickelt hat.Die meisten Länder haben die F-35 mit der US-Elektronik bestellt.Und die US-Elektronik braucht halt die Lockheed-Cloud,um gewartet zu werden, um Software-Updates einzuspielen, um Diagnosen,durchzuführen, um festzustellen, welche Teile sind jetzt abgelaufen,um, wenn du jetzt Elektronik ersetzt, um dann quasi wieder das DRM und die ganzeKrypto, ja, wie bei John Deere im Prinzip mit den Traktoren, so ähm.Die USA kontrolliert halt die Elektronik in den F-35 mit zwei Ausnahmen.UK und Israel.Beide Länder statten die F-35 mit heimischer Elektronik aus.Aus Gründen.So und die Frage, die sich natürlich jetzt manche Leute stellen ist,okay, was ist, wenn wir jetzt in einen Konflikt mit Russland kommen und Russlandund Putin sind beste Buddies oder USA hat jetzt Angst davor,was Russland denn tun könnte, wenn wir mit F-35 jetzt Ziele in Russland angreifenund uns dann sagt, also wenn ihr jetzt unsere F-35 benutzt,um jetzt Ziele in Russland anzugreifen,so schalten wir euch von Software-Updates ab oder schalten die Flugzeuge komplett ab.Selbst das, ich meine, ich glaube nicht, dass sie das tun werden.Also ich glaube nicht, dass es jetzt einen Remote-Kill-Switch gibt.Aber natürlich, wenn du die Software-Updates einspielst, kannst du natürlichjederzeit mit jedem Software-Update einen Remote-Kill-Switch installieren, sogar wenn du willst.Aber der Punkt ist, selbst wenn du es nicht hast, kannst du halt die Schlottenicht am Fliegen halten, so richtig.Überdauere, weil dir einfach die Tools fehlen. Und ja, und das gilt für eineReihe von Waffensystemen, wo sich jetzt die Leute die Frage stellen, okay, was machen wir?
Tim Pritlove 1:21:59
Trump hat ja auch angedeutet, dass er unter Umständen Indien die F-35 zum Kaufanbieten würde. Das ist natürlich auch super delikat.Indien ist ja bisher eigentlich sehr bekannt dafür.Um sich eigentlich aus den Blöcken mal so ein bisschen rauszuhalten.Das haben wir ja auch im Ukraine-Konflikt gesehen.Und militärisch wiederum ist aber Indien sehr mit Russland verbunden.Also ein Großteil des Militärs, wenn nicht sogar das meiste,ist halt russische Technik.Man muss halt immer verstehen, und das zeigt ja auch das Beispiel hier,was du gerade genannt hast, wenn man halt Waffensysteme aus anderen Ländernkauft, dann bindet man sich in gewisser Hinsicht auch an diese Länder.Weil da ist einfach das Interesse groß und der Zugang, den Russland zu Indien hat, der ist halt groß.Die F-35 ist aber nun wirklich das schärfste Schwert im derzeitigen Kriegsarsenal.Es ist ja nicht irgendein Kampfflugzeug, sondern es ist einfach das fähigste,modernste, derzeit im Einsatz befindliche Kampfflugzeug, was auch in ausreichenden Mengen gebaut wird.Es hat halt diese Stealth-Möglichkeit, also es ist sehr, sehr,sehr schwer von Radarsystemen erfasst zu werden.Und man hat das eben jetzt wunderbar gesehen bei dem Einsatz,den Israel gegen den Iran geflogen hat.Ja, also der Iran hat sich da quasi gegen diese Flugzeuge überhaupt nicht wehren können.Und wenn jetzt die USA Indien F-35 bereitstellt,dann geht natürlich sofort die Angst um, dass die Russen hier so viel Zuganghaben, weil einfach Indien jetzt nicht in der Kategorie treuer langjähriger Partner der USA,der irgendwie international immer im Gleichschrittmarsch unterwegs ist,wie die NATO-Mitglieder oder andere Verbündete wie Südkorea.Also ich weiß nicht, Südkorea hat jetzt glaube ich keine F-35,das war jetzt ein Beispiel für, doch stimmt, die haben sogar auch die F-35 gerade.Und bei Indien würde man halt dann auch befürchten, dass eben Details über dieF-35 liegen an die Russen.Und damit gefährden sie sozusagen ihr komplettes Waffensystem.Also dann ist einfach das ganze Vertrauen weg.Also dass die F-16 kaufen oder so etwas, das kann man sich durchaus vorstellen.Das ist ja, sagen wir mal, vielleicht auch im Interesse des Westens,hier sozusagen Indien auch so ein bisschen in die eigene Sicherheitssphäre mit reinzuziehen.Aber eben vielleicht nicht gleich vom Staat weg mit dem absoluten Top-Waffen,mit denen halt einfach nur die treuesten Verbündeten ausgerüstet werden.Also UK, Italien, Niederlande, Australien, Norwegen, Dänemark,Japan, Israel, Südkorea, Belgien.Das sind die Länder, die derzeit F-35 haben.Und Finnland, Polen, Kanada, Schweiz,Singapur interessanterweise, Griechenland, Rumänien, Tschechien,die überlegen das und Deutschland angeblich auch. Aber das sind natürlich lange Wege.
Pavel Mayer 1:25:17
Viele europäische Länder haben bestellt, aber viel wurde, also der Großteilwurde noch nicht geliefert.Polen hat auch eine Menge bestellt und so.Und ja, wahrscheinlich,also das Mindeste, was jetzt wahrscheinlich Europa machen wird, ist,seine unabhängigen Wartungsmöglichkeiten und Ersatzteilproduktion ins Land zu holen.Was teilweise ohnehin geplant ist, aber das wird halt das Minimum sein.Des Weiteren wird wahrscheinlich jetzt die Tendenz größer werden,einfach innereuropäisch zu beschaffen.Also Tschechien zum Beispiel kauft auch die Gripen von Schweden.Die scheint zumindest, sie scheint auch, ich meine es ist keine F-35.Aber es ist trotzdem ein modernes, sehr fähiges Kampfflugzeug,was ein bisschen billiger ist als die F-35.Interessanterweise gar nicht so viel billiger in der Anschaffung,aber einen Bruchteil im Betrieb kostet.Also ein Problem mit der F-35 ist, dass sie mittlerweile so 20.000 bis 30.000Dollar pro Flugstunde kostet,während du bei der Gripen mit irgendwie 3.000 bis 6.000 Dollar pro Flugstunde mit dabei bist. Und.Es gibt halt auch den Trend, Stealth mehr durch elektronische Kampfführung zu ersetzen,dem man einfach sagt, es ist uns egal, ob wir irgendwie Radar reflektieren oder nicht.Wir hauen einfach so viel Leistung im Spektrum drauf.Hauptsache, die können keinen Fix kriegen.Und es ist eh so, dass ja auch Stealth nicht bedeutet, dass du unsichtbar bist,sondern Stealth bedeutet.Dass du näher ran kannst an die Radarstellungen,bevor sie einen Lock kriegen und dass du anfliegenden Raketen besser ausweichen kannst,weil der Signalrauschabstand schlechter ist, aber die sind halt nicht unsichtbar.Und Anti-Stats-Technologie nimmt natürlich auch zu.Und das wäre auch, sagen wir, die größte Gefahr wahrscheinlich,wenn jetzt Indien die Dinger hat, so dass dann die Russen auch beispielsweise Tests machen könnten,wie gut oder die Informationen kriegen, wie sie denn jetzt ihre Radar einstellenmüssen und auf welchen Frequenzen und aus welchen Richtungen und so.Die die M35 am besten anpeilen können und so.Das ist halt nicht unbedingt hilfreich.Ja, also insofern denke ich,da kommen wir dann jetzt, wenn wir jetzt für die Folgen für Europa kommen,wird halt potenziell eine Folge dann umgekehrt für Europa sein,dass Europa seine Rüstungsindustrie ausbaut.
Tim Pritlove 1:29:14
Ja, dann lass uns doch mal zu den Folgen für Europa und die Welt kommen.Denn das, was in den USA abgeht, hat natürlich enorme Schockwellen ausgelöst,eben nicht nur in den USA, sondern eben auch in der EU und Europa generell.Wir werden natürlich auch noch über die Ukraine sprechen.Und tja, was kann man dazu sagen?Im Prinzip hat die USA diese Stellung als Führer der freien Welt,wie man so schön immer sagt, die hat Trump eigentlich bereits verspielt,weil so verhält man sich halt nicht als Führer der freien Welt.
Pavel Mayer 1:30:04
Also, die NATO ist massiv geschwächt, kann man sagen,allein nur durch die verbalen Ansagen, die Trump gemacht hat.Nämlich zu sagen, ja, also ob wir euch beistehen oder nicht,das müssen wir dann erstmal sehen, wenn ihr angegriffen werdet.Und zusammen mit eben der anderen langen Liste an Zelensky ist ein Diktatorund sein Anrankuscheln an Putin hat jetzt dazu geführt,dass die NATO-Existenz an sich infrage gestellt ist.Also auch Kanzler Merz hat gesagt und andere auch,wir werden sehen, ob wir im Sommer zum nächsten NATO-Gipfel im Juni oder sonoch überhaupt eine NATO haben, so ungefähr.
Tim Pritlove 1:31:12
Das hat Merz gesagt.
Pavel Mayer 1:31:26
Also die Zukunft der NATO steht im Moment komplett in Frage,vor allem weil die NATO ja ursprünglich in so eine US-amerikanische Veranstaltung gewesen ist.Also das haben die USA ja erfunden.
Tim Pritlove 1:31:42
Ja, das dreht sich ja eigentlich auch alles um die USA. Es gibt auch immer dieseRegelung, so ein NATO-Generalsekretär stellt ein Europäer, aber die militärischeFührung geht natürlich immer von den USA aus.Also es steht sozusagen überhaupt gar nicht zur Disposition,dass es irgendjemand anderes ist als die USA. Von daher ist es halt schon immerein USA und seine Vasallen sozusagen, womit ja eigentlich auch alle wunderbar gefahren sind.Das war natürlich jetzt im Rückblick gesehen sicherlich auch ein Fehler,dass man sich zu sehr auf die militärische Stärke verlassen hat der USA undeben auch ihre uneingeschränkte Bereitschaft überall ihre Macht und ihre Vormachtstellungund ihre Definitionsmacht in der Hinsicht auch klar in den Vordergrund zu stellen.Weil es ja im Interesse der USA war.Letztlich handelt die Trump-Regierung klar gegen ihre eigenen Interessen.Das will er natürlich nicht wahrhaben oder es ist nichts, worüber er nachdenktoder begreift es nicht. Man weiß es nicht.Tatsache ist, die USA sind gerade bereit, einen Großteil ihrer Gewinne sozusagen,also ihrer außenpolitischen, weltpolitischen Gewinne, die sie gemacht habendurch die NATO und durch ihre ganze Handelsstruktur und so weiter der letzten 50,80, 100 Jahre komplett über Bord zu werfen.
Pavel Mayer 1:33:11
Ja, bemerkenswert ist auch, dass eigentlich die Politik der USA in der Vergangenheitdarauf ausgerichtet war, zu verhindern, dass Europa zu einig und zu stark wird.Das heißt, es war eigentlich auch im Sinne der USA dieser Deal nach dem Motto, okay,macht mal, also ihr dürft zwar mithelfen bei der Verteidigung,aber bitte nicht so viel, dass im Zweifelsfall ihr uns irgendwie die Führung streitig machen könnt.Das heißt, bislang hat die USA eher versucht, Europa klein und schwach zu halten.Und das, was Trump jetzt tut, könnte zumindest, was es militärisch angeht,könnte jetzt zum genauen Gegenteil führen.Nämlich, dass Europa jetzt seine Militärausgaben massiv erhöht,seine Rüstungsindustrie massiv ausbaut.Damit gleichzeitig auch den USA die Vorherrschaft, also was vom Exportmarktsicherlich noch mehr abnimmt.Aber vor allen Dingen dann eben sich zu einem gleichwertigen Akteur auf derinternationalen Lüne entwickeln könnte, langfristig.Oder auch Kontrahenten der USA.
Tim Pritlove 1:34:55
Absolut, weil ich meine, ich weiß nicht, ob wir das schon mal hier hatten,aber es ist ja im Prinzip so, die USA stellt es viel Hightech her,aber das macht Europa auch.Und wenn man mal alle Waffentechnologien nimmt, die so in Europa im Angebotsind, es gibt nicht viele Waffentechnologien,wo die USA irgendwas haben, was die Europäer so nicht haben.Vielleicht jetzt nicht genauso, das Patriot System hat jetzt nicht so ein unmittelbaresÄquivalent, trotzdem werden sehr viele sehr gute Luftabwehrsysteme auch in Europahergestellt, auch in Deutschland hatten wir ja auch schon sehr.Iris-T-System. Für andere Anwendungsbereiche und andere Strecken und andereFälle und so weiter. Aber die Technologie ist da.Flugzeuge, die Technologie ist da.Im Bereich von Artillerie ist Europa sogar führend, also vor allem Deutschland.Da kann man irgendwie mithalten. Man hat gepanzerte Fahrzeuge,man hat im Prinzip alles, was sozusagen die militärischen Anforderungen heutzutagesind, hat man auch in Hightech.Und es ist halt nur eine Frage der Kapazitäten und der.Industriehaftigkeit. Man muss halt teilweise weg von Manufaktur hin zu industriellerProduktion von bestimmten Systemen, um eben hier in irgendeiner Form noch mithalten zu können.Das ist nichts, was man sich jetzt gewünscht hat in Europa. Und ich sehe auchjetzt gerade in Deutschland da eine schwierige Debatte aufkommen.Das ist ja noch gar nicht so lange her, wo wir dann überhaupt erstmal unserSelbstverständnis überarbeitet haben bezüglich internationaler Konflikte,Beteiligung, Waffenlieferung etc.Und jetzt wieder so in kurzer Zeit, obwohl alle so friedensverliebt waren unddachten, das wird jetzt bis in alle Ewigkeit so weitergehen,umzuschalten auf eine Militärproduktion und einen entsprechenden Etat.Das ist natürlich hart, aber ehrlich gesagt, ich sehe in der aktuellen Situationwenig Alternativen, wenn man jetzt nicht anfängt, schnell nachvollziehbar einentsprechendes Bedrohungspotenzial aufzubauen.Von nichts anderem wird sich halt Russland irgendwie nennenswert beeindrucken lassen.Und das ist natürlich dann eben für die USA auch ein Problem,weil da wo sie bisher ihre Technologie hätten verkaufen können,da wird dann halt nicht zugegriffen werden.Das wird sicherlich auch die Ukraine so sehen und die Ukraine wird selber natürlichauch ein großer Waffenproduktion werden, also irgendwann auch mal im Export,derzeit natürlich nicht.Und ja, ein weiterer Punkt, aber das bedeutet aber natürlich jetzt vor allem für Europa,Europa muss aufwachen in dieser Hinsicht und muss da auch eine neue Rolle einnehmenund man muss sich halt auch fragen,inwiefern es einen Nachfolger der NATO braucht oder eine europäische NATO,die eben auch schlagkräftig sein kann ohne die USA.
Pavel Mayer 1:38:16
Ja, also da hat das Nachdenken tatsächlich auch schon begonnen,nämlich wie könnte ein europäisches Verteidigungsbündnis aussehen.Da laufen bereits Debatten.Einerseits könnte vieles über die EU-Ebene laufen und wird wahrscheinlich auchüber die EU-Ebene laufen.Das führt dann aber zu den Sonderfällen Türkei, Norwegen und UK,die nicht in der EU sind, aber in Europa,wo es jeweils ganz andere dann Arrangements eventuell geben müsste,weil natürlich so ein, ja,also europäisches Verteidigungsbündnis ist ein Schritt.Aber der nächste Schritt wäre dann der, wo auch überlegt wird,eine europäische Armee zu schaffen.Und das hätte wiederum den Vorteil,dass man ein einheitliches Kommando hätte und sowas wie eben strategische Autonomiehätte und nicht jedes Mal 23 Länder unbedingt zustimmen müssen.Man könnte das Ganze besser koordinieren, aber wahrscheinlich der größte Vorteilwäre, dass die Finanzierung unter Umständen einfacher sein könnte.Und wir sind da ohnehin auf dem Weg in eine föderativere EU.Und das könnte halt in einer eben dann auch Föderation münden.Das Mindeste, was das bedeuten würde, wäre, dass die EU selber Steuern erheben kann.Das heißt, man würde sich irgendwas überlegen, was weiß ich,irgendeine Verbrauchssteuer oder irgendwas, wie auch immer.Und die würde dann von einer EU erhoben und so könnten daneben gemeinsame Projektefinanziert werden, aber auch gemeinsame Schulden aufgenommen werden.Wobei man das ja schon gemacht hat für Corona, hat die EU irgendwie 600 Milliardenan Schulden aufgenommen, woim Moment auch noch unklar ist, wie die denn jetzt zurückgezahlt werden.Weil aus dem laufenden EU-Haushalt lässt sich das nämlich nicht zurückzahlen.Und insofern wird ohnehin jetzt erwogen, das eventuell über eine EU-Steuer zu machen.Das würde dann aber wiederum weiteren Rattenschwanz lostreten und eben dannam Ende wir so etwas wie eine EU-Regierung tatsächlich hätten,die dann über den EU-Haushalt entscheidet und eigene Mittel und Finanzen hat.Also das ist jetzt eine Richtung, die losgetreten wurde.Es könnte aber auch sein, dass sich Europa komplett zerstreitet und dass Trump es irgendwie schafft,die Europäer auseinanderzudividieren und dann jeder irgendwie seins macht.Aber im Moment ist klar, dass Europa...Mehr machen muss und Europa sich mehr auf sich zurückbesinnen muss.Und du hast vollkommen recht.Waffenmäßig ist auch alles da. Technologiemäßig ist alles da.Insofern, es fehlt nur an Zeit, Motivation und dem Willen.Aber da hat Trump jetzt eben auch seinen Beitrag zu geleistet,dass jetzt möglicherweise Dinge auf einmal denkbar werden, die vor ein paarJahren, wo jeder gesagt hätte, das ist vollkommen irrsinnig.
Tim Pritlove 1:42:31
Ich meine, was so dieses so jetzt geht's los Moment betrifft in Europa,da hatte man ja nun oft schon Hoffnung und zu oft ist es dann halt dann dochwieder nichts geworden,weil am Ende alles im kleinen, kleinen nationaler Interessen zerrieben wurde.Da gibt es ja viele Beispiele, auch die Weltraumindustrie ist in Europa nichtbesonders kompetitiv und ausgerechnet Elon Musk hat sozusagen ihnen irgendwiemal den Stinkefinger gezeigt und jetzt stehen sie halt doof da und das Ganze ist halt nicht nur,aber auch eine Folge des ganzen Hin und Heres immer zwischen Deutschland und Frankreich,die sich immer nicht so richtig auf irgendwas einigen können,weil jeder will natürlich seine eigenen Pfünde nicht abgeben.Ich lenke jetzt so ein bisschen ab, aber ich denke, das zeigt so, wo das Problem ist.Mal ganz abgesehen von so potenziellen Problematiken wie Ungarn,Slowenien, Österreich,also dieser Bereich der EU,die halt auch noch sehr starke Bindungen an Russland haben, was so Energieversorgungbetrifft oder im Falle von der Orbán-Regierung oder eben auch der FPÖ.Dann eben auch konkrete Verbindungen direkt zu Putins Regime haben.Das kann man ja natürlich nicht anders sagen.Aber ich denke insgesamt ist der Mehrheitskonsens schon da, dass man was tunwill, aber ich bin so ein bisschen im Zweifel, ob wir schon genug Momentum haben.Aber die Angst geht natürlich jetzt langsam um.Auch die Angst, dass man keine Zeit mehr hat und dass eben jetzt was getan werdenmuss und dass nicht nur irgendwas Theoretisches ist, mit dem man sich mal inder Zukunft beschäftigen muss, sondern was halt einfach im Prinzip schon gesternhätte stattfinden müssen.
Pavel Mayer 1:44:28
Ja,mein anderer Aspekt, der jetzt schon auch hochgepoppt ist und den wir auch schonmal angekündigt hatten, dass das passieren könnte,ist, dass sowas wie Run auf eigene Atomwaffen begonnen hat.Und das Ding ist, dass ja Deutschland, Belgien, Italien,Niederlande und die Türkei im Rahmen der sogenannten nuklearen Teilhabe US-Atomwaffenim Land haben, die unter gemeinsamer Kontrolle stehen.Das heißt, wo die Regel die ist, dass einem Einsatz dieser Waffen das Gastlandund die USA zustimmen muss.Und das Ganze wurde halt ursprünglich auch initiiert, um eben Länder wie Deutschlanddavon abzuhalten, sich eigene Atomwaffen zuzulegen.Weil da war, also Franz Josef Strauß hatte seinerzeit, wollte unbedingt,dass Deutschland sich atomar auch bewaffnet und sagen, die nukleare Teilhabe war halt ein Teil davon.Ja und im Moment haben eben nur Frankreich und Großbritannien Atomwaffen,so in der Größenordnung von 200 Sprengköpfen beide.Also ich glaube ein Zwanzigstel von dem, was USA und Sowjetunion je haben. Aber es reicht.Und es sind alles strategische Atomwaffen, keine taktischen.Also die sind mehr so Waffen,nicht als Ersatz für herkömmliche Waffen,also für konventionelle Waffen, sondern das sind halt die großen Dinger im Megaton-Bereich,die dann ganze Städte auf einmal annihilieren.Das ist die...Art der Waffen. Ja, und die Frage ist jetzt so,was ist jetzt mit dem Abschreckungswert dieser Waffen unter Trump im Moment?Also irgendwo zwischen Null und irgendwas.Aber auf jeden Fall unklar. Unklar.Und gut praktisch sind die Waffen ohnehin unter US-Kontrolle.Also es ist jetzt nicht so, dass wir jetzt sagen könnten, hier,wir reißen uns jetzt mit Waffengewalt unter Nagel.Und tatsächlich hat sich Merz auch bereits in dieser Hinsicht geäußert und nämlichGespräche mit Frankreich über eine nukleare Teilhabe zu führen.Das ist sozusagen der Beginn. Und die andere Sache ist, dass sowieso die französischenAtomraketen ohnehin von deutschen Firmen gebaut werden.Nur die Sprengköpfe sind französisch. Ja.Also die Trägerraketen haben wir sozusagen schon. Ja, so.Und das ist natürlich jetzt alles überhaupt nicht lustig, weil natürlich indem Moment, wo jetzt Deutschland und Europa anfängt, über eigene Atomwaffen nachzudenken,werden natürlich dann Länder wie Japan,Südkorea, Taiwan und wahrscheinlich so 20, 30 andere Länder auf dieser Welt sich auch sagen.Okay, wenn es keine US-Ordnungsmacht gibt und wir uns nicht erpressen lassen wollen.Nordkorea hat es vorgemacht.Ja,wir brauchen einfach auch 50 oder 100 Atomsprengköpfe und das ist auch nichtso eine technologische Hürde, das zu tun.
Tim Pritlove 1:49:04
Auch die Ukraine gehört natürlich in diese Liste rein.
Pavel Mayer 1:49:07
Ja, und die Ukraine gehört da genauso rein, ja.Aber auch Länder wie Tschechien oder vielleicht sogar Rumänien wären in derLage, innerhalb von Monaten eigene Atomwaffen zu bauen.So und ja, das alles sind jetzt potenzielle Folgen, in die sich die Welt gerade entwickelt.So,ich meine, ein anderes Gerücht,was ich noch gehört habe, ist, dass Trump eigentlich einen ganz großen Planhatte und im großen Stil möchte, dass die USA und Russland abrüsten.So und da ist dann natürlich die Frage wie denn dann europäische Aufrüstungin dieses ganze Ding auch hineinpasst,das macht also auch alles irgendwie gerade überhaupt keinen Sinn, was da vor sich geht.
Tim Pritlove 1:50:22
Ja jetzt haben wir die Folgen für Europa und die spezielle Geschichte mit Atomwaffen gemacht.Schauen wir mal nochmal, was es jetzt für Deutschland eigentlich konkret bedeutet,diese aktuelle Situation.Also jetzt haben wir ja die neue Regierung, also wir haben sie natürlich jetztnoch nicht, aber es ist gewählt worden und ich weiß nicht, haben wir überhauptschon gesagt, was für heute für ein Datum ist, ich glaube ich habe es mal wieder vergessen,ich bin nicht so ein unprofessioneller Podcaster, ist zum Heulen, 26.Februar 2025. Die Wahl war jetzt letzten Sonntag vor drei Tagen und ja, es sieht halt,danach aus, dass wir wieder eine sogenannte Große Koalition bekommen werden,also CDU-geführte Koalition mit der SPD.Da wissen wir dann auch schon, wie der Hase läuft, also die SPD wird wiederzu einem Ja und Am sagen und sich mit so ein paar,Dingen zufriedengeben, aber am Ende keinen nennenswerten Widerstand betreibenund die CDU wird halt irgendwie das machen, was die CDU immer macht.Nämlich im Wesentlichen eigentlich erstmal gar nichts. Also mit anderen Worten,es wird dann erstmal wieder ein bisschen Rollback gemacht und böse Gesetze werdenzurückgenommen, die so ein bisschen Zukunft versprochen haben.Was allerdings so die Verteidigungspolitik betrifft, denke ich mal,ist die CDU sicherlich etwas,wie soll ich das formulieren, nicht ganz so zurückhaltend, wie es jetzt mitScholz und der SPD gewesen ist.Mit anderen Worten, wir können davon ausgehen, dass der Rüstungsetat steigen wird.Ich glaube, es gibt auch schon die Ansage von 200 bis 300 Milliarden.Weiterer Investitionen in den Rüstungssektor. Ich weiß nicht,ob das war so dahergesagt.Das ist jetzt kein konkreter Plan, aber es ist schon mal ausgerufen worden.Es ist sicherlich auch schon davon auszugehen, auch das klang schon durch,dass jetzt irgendwie diese Schuldenbremse natürlich aufgehoben wird,weil es totaler Irrsinn ist, die noch beizubehalten.Natürlich hat die CDU im Wahlkampf immer noch behauptet,es wäre alles ganz wichtig weil es hat ja auch super funktioniert um die Ampelregierungdavon abzuhalten, irgendwie erfolgreich zu regieren und jetzt wo sie abgewähltsind, ist es natürlich alles egal,also macht dann irgendwie die CDU genau das gleiche und wird die Schuldenbremsedann aussetzen, weil ansonsten hat sie einfach überhaupt gar keine Möglichkeit das zu finanzieren,ja, ich weiß nicht, was hältst du denn von der Wahl?
Pavel Mayer 1:53:10
Ja, also es ist jetzt nicht das schlechtest denkbare Ergebnis dabei rausgekommen,aber ich hätte mir einfach lieber schwarz-grün gewünscht.Und das ist leider durch das Wahlergebnis nicht möglich.Ansonsten, was Scholz jetzt so von sich gegeben hat in der Situation fand ich in Ordnung.Also er hat sich halt ganz klar auch gegen den Unsinn positioniert.
Tim Pritlove 1:53:55
Welchen Unsinn?
Pavel Mayer 1:53:56
Den Trump gerade veranstaltet.
Tim Pritlove 1:53:58
Achso, ja gut, das ist ja einfach.
Pavel Mayer 1:54:00
Ja,naja, gut, Macron hatte da auch noch eine etwas andere Position,aber seine Ansage oder Analyse war auf den Punkt gebracht, Das sieht so aus,dass die USA sich für Europa in Zukunft nicht mehr interessieren.Das heißt, wir müssen irgendwie unseren eigenen Kram machen.Das war in der Nutshell das Ding.Für ihn als Transatlantiker war das jetzt nicht unbedingt zu erwarten,dass er da so relativ klare Kante. Natürlich nicht unbedingt provokativ.Trump hat dann der CDU zum Wahlsieg gratuliert, hat den Rechtsruck in Deutschland begrüßt.Allerdings hat er mehr als gratuliert, ohne seinen Namen zu erwähnen.
Tim Pritlove 1:55:12
Den kannte er wahrscheinlich noch nicht.
Pavel Mayer 1:55:14
Ja, und natürlich ist ihm offenbar komplett entgangen,dass eigentlich die AfD die Trumpisten sind und nicht an der Regierung beteiligt sein werden.Oder zumindest, ja, war das auch etwas bizarr.Dieser Tweet auf True Social, heißen alle Tweets einfach, egal wo sie, welcher Plattform.
Tim Pritlove 1:55:46
Ja, ist ja auch richtig. Tweet ist halt, man weiß ja, was ein Tweet ist,egal ob der bei Twitter oder woanders stattfindet.
Pavel Mayer 1:55:56
Ja, okay, du hattest mich gefragt, was ich jetzt von der Regierung halte.Ja, so schwarz-rot ist ganz schön ausgeleiert, irgendwie das Konzept,was aber vielleicht damals auch ein bisschen was mit Merkel zu tun hatte undanderen Protagonisten.Aber es ist nicht gut so, weil tendenziell Regierungsparteien,wenn sie regieren, Und Prozente verlieren meistens,außer irgendwas Spezielles passiert.Aber das Default ist, dass du dich eigentlich in der Regierung abnutzt und inder Opposition regenerierst.Aber das Problem ist, wenn man jetzt der AfD keine Gelegenheit gibt,was man auch nicht kann, sich in der Regierung abzunutzen,dann ist das natürlich langfristig einfach ein Problem.So sehe ich das Ganze.Aber aktuell ist, glaube ich, wichtig, dass es schnell eine handlungsfähigeRegierung gibt, die irgendwas entscheidet.Und ja, bemerkenswert ist, dass es wohl jetzt bereits Gespräche gibt,die Schuldenbremse noch vom aktuellen Parlament aussetzen zu lassen.Bevor das neue Parlament sich konstituiert, weil dort haben eben SPD,Grüne, CDU, CSU aktuell noch 70,8 Prozent.Im neuen Parlament haben SPD, Grüne und CDU, CSU keine verfassungsändernde Mehrheit mehr.Das heißt, falls es jetzt um Dinge geht, geht im Rahmen der Schuldenbremse,wo es darum geht, dauerhafte Veränderungen vorzunehmen,könnte theoretisch das aktuelle Parlament das noch mit diesen drei Fraktionen tun.Aber die Zeit dafür wäre wahrscheinlich knapp.
Tim Pritlove 1:58:10
Die letzte Sitzung ist ja auch schon durch. Also das Parlament wird erst wiederin der neuen Konstellation zusammenkommen. Es gibt keine Abstimmung mehr.Also ich bin mir nicht sicher, ob sowas nicht zur Not noch einberufen werdenkann, aber jetzt rein formal ist jetzt die letzte Sitzungswoche beendet.Aber das kann natürlich schon sein, solange das Neue noch nicht da,aber da habe ich jetzt keine Ahnung von dem Prozess.Aber das stimmt, also wir haben jetzt Linke und AfD, die sozusagen in der Lagewären, eine Verfassungsänderung zu blockieren und das natürlich gerade im Punkto Rüstung ein Thema.Wenn die auch auf vollkommen unterschiedlichen Motivationen daraus hier entscheidenwürden. Aber ich glaube, das ist wirklich ein Problem.
Pavel Mayer 1:59:03
Ja, das heißt, was sie halt machen müssen, ist eben Notstand zu erklären,um diese Fiskalregeln auszusetzen.Ja, dann stellt sich natürlich noch die Frage, speziell in Deutschland,auch nach Wiedereinführung der Wehrpflicht.Wenn jetzt wir mehr Armee brauchen, das ist natürlich ein kontroverses Thema.Nicht nur, dass das eine Belastung für die Bevölkerung darstellt,nämlich für junge Leute,die ein bis zwei Jahre das mitmachen müssen.Die Frage ist auch, wie effizient ist das eigentlich und ist eine Wehrpflichtarmeedenn jetzt das, was man heutzutage braucht?So, weil wir haben wurde ja aus Gründen auch ausgesetzt.Es bräuchte dazu jetzt keine Verfassungsänderung. Das kann mit einer einfachenMehrheit einfach beschlossen werden, weil die steht ja noch.Die Wehrpflicht gibt es ja noch, sie wird nur nicht umgesetzt, nur nicht angewendet.Aber es fehlen natürlich auch viele Supportstrukturen und Waffen und alles.Also es wäre ein Riesenproblem.Aber vermutlich der einzige Weg, um genügend Soldaten rekrutieren zu können.Weil der Wehrdienst war nämlich eines der Hauptrekrutierungstools,wenn man so will, der Bundeswehr.Weil Leute, die dann da waren, haben gesehen, okay, das liegt mir irgendwie.Ist, kann ich mir vorstellen.Das möchte ich jetzt weitermachen oder das möchte ich gerne beruflich machen.Und das wäre halt, das ist halt die eine Sache.Die andere Sache ist, dass du, das hat sich jetzt auch gezeigt in dem Konflikt,du brauchst halt heutzutage noch Masse.Also du brauchst auch Soldatenmassen. So im Krieg, für alle möglichen Dinge.Und du kannst dir das aber nicht leisten. Du kannst jetzt, also Deutschlandkann sich jetzt keine stehende Armee mit eine Million Soldaten leisten,die vielleicht nötig wäre.Sondern, und dafür ist die Wehrpflicht halt eben auch eine Lösung.Das heißt, du hast halt einen professionellen Kern Und dann hast du eben eine Reserve,die dann dafür sorgt, dass im Falle der Fälle du genug Leute hast und die schnellins Gefecht werfen kannst und die dann eben auch für eine glaubwürdige Abschreckungsorgen, so wie Finnland.Ob man das jetzt tun sollte oder nicht, ich meine langfristig.Das wäre jetzt die andere Sache. Kann man sich natürlich vorstellen,dass du eine kleine Armee hast,die mit Robotern und Drohnen schwärmen und statt 100 Kampffiloten für 100 Kampfflugzeuge,hast du dann 50 Kampffiloten, die dann aber 1000 Flugzeuge fliegen,so mit einem Bemannten und zehn Unbemannten um sie herum oder so.Also, aber da sind wir noch nicht.
Tim Pritlove 2:02:59
Digitalisierung, ja, in Deutschland.Das macht eine Witze.
Pavel Mayer 2:03:05
Also, naja, aber dahin wird es wahrscheinlich in 10,20 oder 30 Jahren irgendwie sich entwickeln oder hat sich ein bisschen in dieRichtung ja auch entwickelt.Aber wenn man jetzt Lehren aus dem Ukraine-Krieg ziehen möchte,dann kann man sagen, im Moment sind Bodentruppen unverzichtbar.Und konventionelle Waffen, Artillerie, Kampfflugzeuge, all der ganze Kram.Aber natürlich eben auch Drohnen, elektronische Kampfführung,all der ganze Kladderadatsch.
Tim Pritlove 2:03:48
Und vor allem ja auch nicht nur Kampf, sondern auch Logistik.Also im Wesentlichen ist Militär Logistik und dafür brauchst du halt einfachauch eine entsprechende Personalmasse.Übrigens aktuelle Zahlen, zumindest auf dem Papier, aktive Soldaten,Bundeswehr 181.000 und eine Reserve, eine theoretische Reserve von 930.000.Also auf dem Wikipedia-Papier, ne?Ja, ja, ich weiß. Die werden natürlich nicht alle wirklich im Zugriff sein,aber das ist zumindest das, was so derzeit die Statistik besagt.
Pavel Mayer 2:04:27
Ja, aber früher hatten wir halt auch, hatten diese Truppen, diese Reservisten,alle auch schwere Waffen und LKW und den ganzen Kram.Und das wurde halt, soweit ich weiß, zum großen Teil abgeschafft.Das heißt, die Leute sind vielleicht da, aber die Waffen sind nicht da für die Leute.
Tim Pritlove 2:04:53
Keine Frage, ich wollte nur mal ein paar Zahlen in den Raum schmeißen,von wie vielen Leuten wir denn jetzt eigentlich reden, die derzeit von dem aktuellenSystem, wie wir es jetzt haben,im Nachgang einer Wehrpflicht, die seit 14 Jahren ausgesetzt ist,jetzt sozusagen noch offiziell zur Bundeswehr zählen.Dienstleistungsreserve sozusagen wird halt dann auch immer weniger und aktiveSoldaten weiß nicht ganz genau, wie sich das derzeit verhält. Naja.
Pavel Mayer 2:05:23
Ja, aber insgesamt hat Europa oder der Teil, also der nicht amerikanische Teilder NATO hat deutlich mehr aktive Soldaten als die USA.Ja, das kann man vielleicht auch bemerken. Das heißt,sind jetzt zwar für sich genommen jetzt oder relativ gesehen vielleicht an derBevölkerung nicht ganz so viele wie in der USA, aber es nimmt sich nicht viel.Problem ist, dass die USA halt bei einigen Waffensystemen und einigen Fähigkeiten essentiell sind.Sowas wie Tanker und Transportflugzeuge und Logistik und bei bestimmten Raketensystemen und so, Flugabwehr,so geht es halt ohne die USA erstmal im Moment nicht.
Tim Pritlove 2:06:26
Und Space Force.
Pavel Mayer 2:06:28
Ja, und,Ja,also die Debatte, ob die Wehrpflicht wieder eingeführt werden soll,wird uns sicherlich jetzt in den nächsten Monaten begleiten.Noch ist sie nicht prominent aufgeflammt, aber schwierige Entscheidung.Aber vermutlich der einzige Weg, wenn man eine glaubwürdig große Armee habenmöchte, so wie die Finnen das machen. Im Prinzip.Und die Finnen haben das deswegen gemacht, weil sie eben nicht in der NATO warenund nicht auf den Schutz der NATO hoffen konnten.Und wir werden uns jetzt eben dementsprechend auch so verhalten müssen,wenn wir uns jetzt nicht auf den Schutz der USA verlassen können,dass wir dann eben für ausreichend Abschreckung sorgen,damit die Russen einfach erstmal gar nichts versuchen.Und das Problem natürlich ist so, wenn es jetzt zu einem Waffenstillstand in der Ukraine kommt,wir können nicht erwarten, dass Russland jetzt dann gleich seine Truppen demBefehl geben wird, ins Baltikum zu marschieren.Also da müssen sie auch erstmal regenerieren.Aber so wenn Russland weiter Aufrüstungskurs fährt, was wir nicht wissen,könnten sie in ein paar Jahren einfach an dem Punkt sein.Zumal wenn die Ukraine nicht mehr das Problem ist, die jetzt im Moment,ich weiß nicht, 700.000, 800.000 ihrer Truppen bindet, Und könnten Sie sich überlegen,dann diesmal mit einer Million Truppen im Baltikum aufzumarschieren.
Tim Pritlove 2:08:38
Gut, lass uns mal vorankommen und jetzt müssen wir auch ein bisschen über dieUkraine selbst sprechen.Das sind jetzt sozusagen erstmal so die Schockwellen der Neuausrichtung derUSA, von denen wir jetzt alle noch nicht genau wissen, wie sich in den nächstenWochen, Monaten und in den nächsten Jahren wirklich real ändern wird.In gewisser Hinsicht ist ein Backlashzu erwarten jetzt bei den aktuellen Aktionen, aber das weiß man nicht.Und wie du schon richtig gesagt hast, Vertrauen ist zerstört.Ich denke, niemand sagt jetzt gerade so, ja, ach der Trump, weißt du,der regt sich auch schon wieder ab.Dafür ist es einfach alles zu krass, zu massiv, zu direkt, zu gnadenlos,zu erratisch auch und das spürt natürlich auch die Ukraine,die ja lange Zeit darauf gesetzt hat oder sagen wir mal nach der Wahl darauf gesetzt hat,einfach guter Partner der USA weiterhin zu sein, hat sich auch, sagen wir mal,in den ganzen öffentlichen Bekundungen auch irgendwie klar so positioniert undgesagt, das passt schon alles irgendwie und wir werden auch weiterhin da mitspielen,was sollten sie halt auch anderes machen.Was jetzt allerdings passiert ist, denke ich mal, übersteigt schon so ein bisschendie Erwartungen, auch unsere Erwartungen.Ich denke, unsere Erwartungen, die wir in der letzten Sendung geäußert haben,lassen sich im Wesentlichen so zusammenfassen, dass man sagt.Ja, er wird zwar alles irgendwie tun, um sozusagen seine eigene Taschen unddie seiner Cronies irgendwie zu füllen, ja.Aber das ist ja eigentlich sehr viel einfacher wenn er einfach die Ukraine unterstützt,aber nun macht es in zunehmendem Maße den Eindruck als ob er von dieser.Wie soll ich das nennen dieser Verlockung,der große Zampano in so einem mafiösen Kreis zu sein in dem sich irgendwie Saudi-ArabienRussland, China ist bei ihm so ein bisschen schwierig also ne.China wahrscheinlich nicht, aber eben Russland etc. drin tummeln,ihre ganzen fossilen Freunde irgendwie das Geld geben, da fühlt er sich irgendwie wohl.Und jetzt beginnt halt dieser Tanz und diese Verhandlungen, die da geführt werdenin Saudi-Arabien, sind halt keine Verhandlungen über den Frieden,auch wenn sie offiziell so genannt werden,sondern es sind halt Verhandlungen über, wer gibt mir das meiste Geld und vonwem kann ich am meisten profitieren und jetzt startet mal den gegenseitigenÜberbietungswettbewerb und ich bin bereit,im Stundentakt oder auch im Tages- oder Wochentakt mein Fähnchen in einen anderenWind zu hängen und ich mache irgendwie alle verrückt.Wir haben schon diesen Rohstoff-Deal angesprochen, wo halt irgendwie Trump jetztirgendwie versucht, ein Abkommen mit der Ukraine zu halten.Auch dem Motto, ja, wenn wir euch nicht komplett fallen lassen,dann müssen wir hier aber mal ordentlich eure Ressourcen abziehen.So, nö, aber Sicherheitsgarantien wollen wir irgendwie auch nicht geben.Und Truppen werden wir sowieso nicht schicken.Das können ja mal die Europäer machen, wie du schon gesagt hast.Und wenn die dann angegriffen werden, ist ja auch nicht unser Problem.Das ist sozusagen jetzt diese ganze Kaskade, die zusammenkommt.Das Verhalten den Russen gegenüber, auch seine Äußerungen den Russen gegenüber,sein Abstimmungsverhalten in der UNO.Es gab jetzt eine Resolution, die dann irgendwie diesen Krieg auf einmal alsKonflikt bezeichnet hat.So macht das übrigens auch China, habe ich hier erfahren.Ja, da ist nicht von Krieg die Rede, sondern von Konflikt. Also da hat man quasiden Russen wieder was geschenkt.Und das Ding ist, ich meine, Trump sieht sich natürlich so als super Dealmaker,aber ich glaube, eigentlich ist er ja der totale Loser.Auch seine ganzen Unternehmen sind ja eigentlich reihenweise pleite gegangen.Es ist ein bisschen so ein Rätsel, wie er sich dann doch immer wieder am Leben erhalten hat.Aber so richtig groß rausgekommen ist er eigentlich nie mit irgendetwas.
Pavel Mayer 2:13:19
Sein Weg überhaupt, deswegen er wahrscheinlich wirtschaftlich überhaupt überlebthat Und wo er halt genug Geld mitgemacht hat,war seine Fernsehrolle da in dieser amerikanischen Höhle des Löwen.Mit You're Fired, die ihn, die sein Image aufgebaut haben,die dann auch virtuelle Trump-Büros quasi in ein Studio aufgebaut hatten,weil Trumps echtes Büro einfach so scheppig aussah,dass sich das nicht fürs Fernsehen geeignet hätte.Also deswegen haben sie halt so eine Scheinwelt, so ein Palast aufgebaut.Die Trump-Führungszentrale war quasi eine Fernsehkulisse, wenn du so willst.Und die echte Zentrale war halt irgendwo ein Loch.
Tim Pritlove 2:14:22
The Apprentice heißt die.
Pavel Mayer 2:14:25
Ja, The Apprentice, genau der.Und damit hat er halt hunderte von Millionen gemacht.Also das ist sozusagen der Hauptgrundstock seines Vermögens.Und auch am Ende hat er damit auch seine Bekanntheit und das politische Kapitaldarüber und das Image, sagen wir mal, darauf aufgebaut.Also lustigerweise ähnlich wie Selensky, der quasi auch durch eine Fernsehrolle,aber völlig anderer Art...
Tim Pritlove 2:15:00
Auch nicht ansatzweise so gut bezahlt.
Pavel Mayer 2:15:03
Ja, nicht so gut bezahlt, aber dadurch eben auch die Bekanntheit. Und ja, so.Also beide haben eigentlich ihre Rolle im Unterhaltungsfernsehen zu verdanken, ihre Präsidentin.
Tim Pritlove 2:15:23
Allerdings wurde Selenskyj von einer deutlichen Mehrheit gewählt.
Pavel Mayer 2:15:25
Ja, hatte 70 Prozent und hat auch in einer ganz anderen Rolle,nämlich als Korruptionsbekämpfer dort agiert.
Tim Pritlove 2:15:45
Kommen wir nochmal so ein bisschen auf die Ukraine. Ehrlich gesagt, ich kann kein,gerade kein wirklich schlüssiges Bild schildern oder habe selber kein schlüssiges Bild davon, wie...Die Überlegungen aussehen, die derzeit in der Ukraine ablaufen.Die Bevölkerung, bin ich überraschend, ist natürlich total schockiert von dem Verhalten der USA.Das wird also als ein großer Verrat angesehen.Also die Art und Weise allein, wie er Putin hofiert, die Tatsache,dass er ihn überhaupt trifft.Und jetzt auch noch, um dem Ganzen so die Krone aufzusetzen,dieser Versuch irgendwie die Ukraine am Verhandlungstisch über denselben zuziehen und dann eben auch noch jetzt die bekannt gewordenen Deals,die Trump versucht eben da mit Putin zu machen,die übrigens auch die Russen aufregen.Also gerade die Soldaten, die kotzen das jetzt auch total an,dass jetzt auf einmal Putin, Trump irgendwelche Angebote macht.Ja, wir sterben jetzt hier irgendwie für unser Land, damit irgendwie dann dieRohstoffe im Donbass irgendwie den Amerikanern verkauft werden können,die uns hier gerade irgendwie die Köppe einschießen mit ihren Raketen.Das verstehen die halt irgendwie auch nicht. Also ich würde auch sagen,das ganze Gebilde von Trump und Putin steht auch alles aus der Tönernen Füßen.Trotz alledem haben wir eben das Problem, dass derzeit nach wie vor dieser Druckder Russen eben sehr groß ist, weil Putin einfach weiterhin undenkbare Menschenmassen auffährt,um die über die Felder laufen zu lassen, obwohl die Verluste derzeit extremhoch sind, die Fortschritte relativ gering sind, auch wenn es welche gibt.In dieser Situation muss die Ukraine halt eine neue Strategie finden und musssich irgendwie orientieren und meine Einschätzung ist eher die,dass die Ukraine sowohl natürlich ihrer Situation,also ihrer Gesamtsituation sehr wohl bewusst ist, wo sie ihre Schwächen haben,Aber ich glaube auch, dass die Ukraine sich mitnichten als hilflos ansieht.Dass sie nicht sagen, oh mein Gott, wir sind verloren, wir müssen jetzt irgendwieauf jeden Zug aufspringen und jeden Streit ergreifen, der uns gereicht wird, egal mit wie vielen,Bedingungen er verknüpft ist.Sondern die Ukraine hat auch was im.Man kann auch was verlieren im Verhandeln mit der Ukraine und nicht nur irgendwelche Ressourcen.Denn letztlich ist es so, dass die Ukraine und das ist, ich merke das auch anden Kommentaren bei uns im Blog,das ist ein sehr umstrittener Punkt, aber ich glaube das schon,dass die Ukraine wird stärker, ist eine Frage der Zeit.Und Russland wird schwächer, ist eine Frage der Zeit. Natürlich kann das auchwieder ein Rückschlag erfahren, sollte zum Beispiel Trump jetzt die ganzen Sanktionengegen Russland zurücknehmen, das wäre natürlich hart.Bleiben zwar immer noch die Sanktionen der EU, aber die Sanktionen der Amerikanersind derzeit sehr wichtig, insbesondere die sich jetzt auf die Schifffahrtsflottenbeziehen, aber eben auch nicht nur darauf.Sollte also das wegfallen, schwächt es natürlich die Position der Ukraine.Trotz alledem, die Ukraine wird stärker. Die Ukraine wird jetzt stärker werden,dadurch, dass das europäische Engagement hochgeht.Die Ukraine wird dadurch stärker, dass sie einfach seit Beginn des Krieges konsequentam Aufbau ihrer eigenen Rüstungsindustrie gearbeitet haben.Sie sind in einigen Bereichen mittlerweile führend, also ich meine bei Drohnenkann in Ukrainer glaube ich deshalb einfach überhaupt keiner was vormachen.Sie haben angestrebt gehabt eine Produktion von diesen FPV Drones pro Jahr vonungefähr einer Million Stück zu erreichen im letzten Jahr.Was ist bei rausgekommen? Zwei Millionen.Allein in Prokowsk haben die binnen eines Monats 200.000 von diesen Drohnenzum Einsatz gebracht auf dem Schlachtfeld.Also damit sowohl russisches Soldatenpersonal als auch mechanisierte Angriffe zurückgeschlagen.Und auch wenn das alles nicht reicht, um sozusagen Tod und Zerstörung durchRaketenangriffe, durch vorstoßende Frontlinien etc.Zu verhindern, zeigt sich, dass sich das Machtverhältnis Ukraine zu Russlandverändert und zwar zugunsten der Ukraine.Nicht in allen Bereichen, aber in manchen Bereichen, auch in manchen Bereichen,wo es bisher so aussah, als könnte sich das nie ändern.Zum Beispiel Artillerie, was immer noch eine der wichtigsten Waffengattungenist, die in diesem Krieg entscheidend sind oder mitentscheidend sind.Wir hatten eine Übermacht der Russen von 10 zu 1 ungefähr, was die Verfügbarkeitvon Artilleriegerät und vor allem auch Munition betrifft.Und darunter hat die ukrainische Verteidigungslinie immer sehr gelitten, ganz klar.Mittlerweile ist dieser Vorteil,laut Einschätzung, was ich so mitbekommen habe, nur noch so bei 2 zu 1.
Pavel Mayer 2:21:35
Ja, habe ich auch gehört.
Tim Pritlove 2:21:36
Ist noch ein Vorteil, aber ist definitiv eine ganz andere Ansage.Gibt natürlich auch Waffengattungen, da machen es die Russen den Ukrainern nach wie vor sehr schwer.Gleitbombs zum Beispiel, aber auch hier hat die Ukraine halt schon nachgeliefertund ist jetzt auch selber in die Produktion von Gleitbombs gegangen.Also sie holen da auf und durch diesen Trend, dass die europäischen Nationennicht selber Waffen liefern, sondern einfach sagen, hier nimmt das Geld, baut das selber auf,dadurch verstärkt sich eben das Ganze noch.In anderen Worten, die Ukraine hat was zu bieten. Die Ukraine ist jetzt sozusagennicht schwach im eigentlichen Sinne.Sie sind halt im Krieg, ganz klar, aber es ist eben trotzdem ein starkes Land,was in der Lage ist, seine eigene Widerstandsfähigkeit weiter zu unterfüttern.
Pavel Mayer 2:22:34
Ja, meine eine Frage,die ich mir jetzt gestellt habe, war eben auch in dem Zusammenhang,wenn es jetzt zu einem Waffenstillstand käme, also es ist nicht zu erwarten,dass es quasi im ersten Schritt einen Friedensvertrag geben wird,der alles umfassend regelt, Sondern man wird sich auf irgendeinen Prozess vereinbarenmit mehreren Schritten.Zug um Zug wird dann dies oder jenes passieren.Und es wird dann mit einem Waffenstillstand beginnen. erst mal.Und da ist die Frage dann natürlich, wer würde im Moment mehr von einem Waffenstillstand profitieren?Aktuell.
Tim Pritlove 2:23:26
Die Russen.
Pavel Mayer 2:23:30
Und ja,Das ist halt, ich finde es ist nicht ganz so leicht zu beurteilen und entscheidend ist auch,was sagen an der Stelle die Russen und die Ukrainer glauben,wer von einem Waffenstillstand profitieren würde.Und Fakt ist, dass die Russen derzeit die Initiative haben an verschiedenenFronten wieder, aber das eben nicht durchhalten können.Dass man sehen kann, okay, die kommen so langsam, also ja, von der Intensität her. Ja, so.Ukraine könnte natürlich auch ihre Befestigungen verbessern und beide Seitenkönnten Munition und Waffen aufstocken und Personal ausbilden. So, ja.Und es ist schwierig zu sagen, wer von einem Waffenstillstand tatsächlich mehr profitieren würde.Also ich fühle mich außerstande, das zuverlässig im Moment zu sagen.Aber ich glaube, dass die Russen glauben oder zumindest behaupten,dass die Ukraine profitieren würde und dass die Ukrainer bislang geglaubt habenoder sich geäußert haben, dass Russland profitieren würde.
Tim Pritlove 2:24:59
Also ich glaube vor allem, dass die Ukrainer nicht glauben, dass sich die Russensich an einen Waffenstillstand halten würden.Also dieses Vertrauen in irgendein Abkommen oder auch nur irgendein Zwischenergebnismit Russland, das ist einfach nicht da.
Pavel Mayer 2:25:15
Ja.
Tim Pritlove 2:25:16
Also ich halte das für komplett hypothetisch, irgendwie Waffenstillstand zu vereinbaren.Also wer soll das vereinbaren?Mit welcher Kraft?Mit welchem.
Pavel Mayer 2:25:32
Naja, da würden beide Seiten sagen, okay, an dem und dem Tag um so und so vielUhr, so werden wir jetzt sagen.
Tim Pritlove 2:25:41
Kein weiteres. Aber dazu müsste ja die Ukraine und Russland miteinander reden.Das wird nicht passieren.
Pavel Mayer 2:25:48
Naja, das wird nicht passieren.
Tim Pritlove 2:25:51
Nein, das Ding ist, die Ukrainer glauben den Russen gar nichts.
Pavel Mayer 2:25:56
Ja, ja, ja.
Tim Pritlove 2:25:58
Ja, also werden sie auch nicht miteinander reden. Und wenn sie nicht miteinanderreden, dann wird da halt auch nichts kommen.
Pavel Mayer 2:26:05
Also Trump wird sie irgendwann dazu holen,wird ihnen wahrscheinlich irgendwas vorsetzen, was er mit Putin irgendwie ausgehandelt hat.Und dann wird die Frage sein, wie sich die Ukraine dazu verhalten wird und wiesich Europa dazu verhalten wird.
Tim Pritlove 2:26:29
Also Europa, ja, also ich sehe das nicht kommen, ganz ehrlich,ich sehe das nicht kommen, weil die Ukraine so nicht mit sich umgehen lassen wird.Und schon gar nicht die Europäer außen vor lässt.Also die Ukrainer werden nicht den Fehler machen, für Trump Europa vor die Türzu setzen, sondern für die Ukraine ist ab jetzt Europa der wichtigste Verbündete.Zumal, wenn Europa die Bereitschaft klar signalisiert, zu sagen,wir werden jetzt für die Aufrüstung sorgen, es ist unser Sicherheitsinteresse,dass die Ukraine überlebt und wir denken jetzt auch schrittweise darüber nach,härtere Maßnahmen zu ergreifen.Es gab die Wortäußerung vom polnischen Ministerpräsidenten, man hat das gesehen,er hat es ja gleich getwittert.So, hier Schluss mit lustig, wir müssen jetzt irgendwie handeln und zwar jetztsofort und wir sollten jetzt mal die 300 Milliarden US-Dollar,die die Russen noch an Assets in Europa haben, was eingefroren ist,komplett einfach für die Rüstung der Ukraine ausgeben und fertig und die Russenkriegen irgendwie gar nichts mehr wieder und so läuft jetzt der Rase.Klar, das ist die polnische Meinung, die vertreten jetzt nicht alle,aber die Debatten werden jetzt auf jeden Fall härter geführt werden.Natürlich werden die von Russland abhängigen Länder, vor allem natürlich Ungarn,aber schwierig auch noch ein paar andere nicht bei allem mitziehen,aber ich glaube Ungarn ist derzeit irgendwie weitgehend unter Kontrolle,weil die EU genug Druckmittel hat.Die werden sich also sozusagen von Ungarn nicht austanzen lassen und ich kannmir eben vorstellen, dass es noch weitere Länder gibt, wenn man jetzt mal sodurchgeht Baltikum ist eh klar Polen auch und ich denke auch Tschechien.Ist sozusagen auf so einem Posten, wenn sie jetzt auch nicht klar sagen,wir gehen jetzt hier mit Truppen rein, aber,gibt die Bereitschaft, mehr zu tun, als derzeit getan wird. Oder?Würdest du das für Tschechien auch noch so unterschreiben?Deutschland, naja, da steht jetzt Merz in gewisser Hinsicht schon im Wort,weil er eben vor der Wahl so rumgepoltert hat und mit uns gibt es jetzt hiersofort Taurus und Pipapo.Also das wäre ja dann irgendwie eine sehr schnelle Kehrtwende,wenn er da jetzt irgendwie auf einmal auf die Bremse treten würde.Macron war der überhaupt der allererste, der dieses Gespräch schon geführt hatmit französischen Truppen in der Ukraine,auch wenn es noch alles ein bisschen testbettmäßig war und ein bisschen unkonkretund im Prinzip auch nochmal wiederholt werden müsste.Und die Briten, naja, weiß ich nicht so ganz genau, ist noch ein bisschen unklar,die sind aber definitiv sowieso einer der größten Unterstützer der Ukraine.Dann hast du irgendwie Finnland im Wesentlichen auch mit im Boot ich glaubedie richtigen Bremser sind derzeit eigentlich eher so Italien oder Spanien undso die aber vielleicht auch gar nicht so eine große Rolle spielen,tendenziell formt sich da so langsam eine andere Meinung.
Pavel Mayer 2:29:54
Ja mein Problem ist,Natürlich, also wenn wir jetzt sagen über europäische Friedenstruppen in der Ukraine sprechen,was ja Trump mehr oder weniger verlangt oder was die einzige im Moment verbleibendeVariante ist von Garantien,Wobei am Ende die USA zumindest dann ihren Rückzug aus anderen Teilen Europas aussetzen müssten.Was Trump ja generell auch in der letzten Amtszeit gemacht hat und auch diesesMal wieder zu erwarten ist, ist, dass er amerikanische Truppen aus Europa abzieht.Unter beiden wurden ja 20.000 wieder zurückgeschickt nach Europa.Also wurde aufgestockt, aber Trump wird wahrscheinlich oder plant,halt auch generell von überall Truppen abzuziehen.
Tim Pritlove 2:31:03
Er hat, glaube ich, schon angekündigt,dass jetzt in Griechenland ein Militärstützpunkt geschlossen wird.
Pavel Mayer 2:31:08
Ja, so. Und was natürlich ein bisschen eng wird, ist zu sagen,wenn die USA einerseits Truppen von überall abzieht und dann eben Europa jetztdann auch noch in nennenswerter Anzahl Friedenstruppen in die Ukraine schicken soll.Und da kommt es dann wiederum darauf an, die Truppen, die dann geschickt werden,sind die mehr als ein sogenannter Tripwire.Also sind sie dort, dass sie, wenn sie dann angegriffen werden,das dann als Eskalation gewertet wird und dann dadurch ein Krieg mit Russland ausgelöst wird.Oder sind es genug Truppen?Um Russland tatsächlich davon abzuhalten, irgendwie die Grenze zu überqueren.Und geht davon aus, wenn die Friedenstruppen tatsächlich die Russen jetzt abhalten sollten,irgendwas zu versuchen,dass man so größenordnungsmäßig 100.000 bis 200.000 Leute bräuchte,Was halt im Moment einfach,was zwar einerseits rechnerisch möglich wäre, aber wenn man dann davon ausgeht,okay, was ist logistisch?Also es würde einfach gerade derzeit einige Militärs komplett entblößen.So und ja, also so viele freie Truppen, wie man eigentlich bräuchte,um wirklich Sicherheit zu garantieren,sind in Europa nicht bewegbar.
Tim Pritlove 2:33:13
Man würde ja der Ukraine auch schon helfen, wenn man sagen würde,das haben wir ja auch schon mal besprochen, wir gehen jetzt in Bereiche rein,die nicht an der Frontlinie sind und wir unterstützen die Logistik.Das ist für reine Aufstockung, zumindest schon mal im Kampf.Friedenssicherung würde ja davon ausgehen, dass es irgendwie wirklich eine Einstellungder Kämpfe gegeben hätte und dass man jetzt hier irgendwie eine Situation erreichthat, wo die Russen freiwillig aufhören würden zu kämpfen.Und ich sage, wird nicht stattfinden. Die Russen geben nicht freiwillig auf.Die werden nicht durch Verhandlungen mit Trump oder sonst irgendjemanden aufhören, diesen Krieg zu führen.Die einzige Möglichkeit ist, dass sie diesen Krieg verlieren.
Pavel Mayer 2:34:01
Ja, man wird sehen. Also im Moment jedenfalls sagen, es gibt ja,also es ist ja nicht so, dass es keine Bemühungen gäbe.Also alle wollen eigentlich, dass diese Kämpfe, dass dieser Krieg aufhört.
Tim Pritlove 2:34:21
Du meinst einschließlich der Russen?
Pavel Mayer 2:34:24
Ja, die Russen hätten gerne, dass der Krieg aufhört und die Ukraine sich in Ägypten ergibt.
Tim Pritlove 2:34:31
Ja, klar.Aber da weiß sich die Kasse im Schwarz.
Pavel Mayer 2:34:37
Ja, und die Europäer und die Ukrainer hätten gerne, dass der Krieg zu Ende istund die Russen das Land verlassen.Und irgendwo dazwischen, da besteht die Hoffnung, dass man sich irgendwie dazwischen einigen kann.Und da gibt es natürlich auch diese diversen Strategiespielchen,aber ja, also das Ganze, also wo ich dir recht gebe, ist,dass ich nicht sehe, wie das Ganze zu einem dauerhaften, nachhaltigen Friedenführen kann, was da gerade abläuft.Aber ich halte es für durchaus möglich, dass es zu einem Waffenstillstand kommt.Und wenn es so ist, wie du sagst, dass die Russen davon profitieren würden, würden sie das ja tun.Und wenn sie dann glauben, dass die Ukrainer das dann nicht ausnutzen und siedann überrennen, warum nicht?Also ob der dann halten wird und wie lange, ist dann auch nochmal eine andereSache. aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass es dazu kommt.Ja, also insgesamt zu der Frage jetzt mit europäischen Friedenstruppen,da ist so viel noch im Unklaren, so viel, was geklärt werden müsste.Also zum Beispiel wird es mit Abrüstungseinkommen einhergehen,also wird Russland zur Abrüstung verpflichtet, wird die Ukraine zur Abrüstung verpflichtet.Gibt es irgendwie dann eine demilitarisierte Pufferzone irgendwo?So, dann die Frage, was ist der Status russischer besetzter Gebiete?Ich meine, will Trump versuchen, die Ukraine zu zwingen, sie dauerhaft abzugeben?Da wird die Ukraine sicherlich nicht mitgehen.So, aber sozusagen vorübergehend unter russischer Verwaltung könnte dann dasErgebnis sein. Dann ist die Frage, welche Kontroll- und Sanktionsmechanismen wird es geben?So kann es überhaupt effiziente Mechanismen geben?Und dann wird natürlich die Frage der eingefrorenen Mittel natürlich auch einewichtige Rolle spielen an irgendeinem Punkt.Also Putin liegt da sehr, sehr viel dran. Das weiß man, weil 300 Milliardensind eine dicke Stange Geld.Und Trump wird sicherlich auch was davon abhaben wollen.Und könnte versucht sein, den Russen das wieder zuzuschauen.Es ist jedenfalls so viel einfach noch offen.Dass es vollkommen unklar ist. Aber mein ein Punkt,der mir auch nicht so klar war bis heute,ist die Dimensionen der russischen Verluste im Vergleich zum Zweiten Weltkrieg jetzt.Nämlich, dass die Russen jetzt mehr Leute verloren haben als die USA im Zweiten Weltkrieg.Und das ist, glaube ich, ein Faktor, der jetzt auch da an irgendeinem Punkteinfach reinspielen wird und reinspielen muss,dass diese Verluste, diese immensen,da wird Russland natürlich auch was für haben wollen, damit sich der Deal lohnt.Also wenn Putin jetzt nach Hause kommt und gefragt wird, was hast du denn jetztgekriegt für das alles so und das alles könnte halt einen Deal, also das.Es gibt mehr Möglichkeiten, dass dieser Deal platzt als alles andere.Insofern sehe ich auch deine Skepsis im Moment.Ich kann es mir nicht vorstellen, dass mehr als ein paar Monate Waffenstillstanddabei rauskommen, wenn überhaupt.
Tim Pritlove 2:39:12
Ja und ich kann mir noch nicht mal das vorstellen zum aktuellen Zeitpunkt.Also ich denke nicht, dass wir irgendeine nennenswerte Entwicklung haben werden,weil so wie Trump sich verhält, gibt es überhaupt gar kein Vertrauen in wasauch immer er irgendwie unterschrieben bekommt.Es gibt weder das Vertrauen in Putin, noch gibt es das Vertrauen in Trump.Und damit ist er eigentlich für die Ukraine, die USA weitgehend gestorben.Und wir werden jetzt eine echte europäische Allianz benötigen.Und wahrscheinlich werden wir auch eine europäische Allianz erhalten.Ob das Attribut echt sich dann verdient, das werden wir noch mal sehen.Da bin ich noch ein bisschen skeptisch.Da wird jetzt auch viel von Deutschland abhängen. Nicht nur,aber auch, wenn Deutschland jetzt mal zu einem aktiven Player werden könnte in diesem Spiel.Also nicht, dass jetzt Deutschlands Beitrag zur Verteidigung der Ukraine bisher nichts gewesen wäre.Klar, so in reinen Zahlen, Gerät, Material, Waffen und so weiter waren wir schon dabei,aber Deutschland war halt auch die ganze Zeit ganz weit vorne die Spaßbremse,wenn es darum ging, halt irgendwie mal klare Entscheidungen zu fällen und dasist halt so ein bisschen das Problem.Natürlich eben auch eingeschränkt durch das Wirken der Opposition,aber die kann man da einfach auch nur beschränkt für verantwortlich machen.Und das wäre jetzt einfach erforderlich. Aber ich glaube nicht,dass die Ukraine sich auf irgendeinen Fadendeal einlässt, jetzt wo sie merken,dass sie eigentlich, ja...Mit der Zeit eigentlich immer besser dastehen. Wie gesagt, da gibt es sehr unterschiedlicheAuffassungen darüber, ob die Zeit jetzt für Russland arbeitet oder für die Ukraine.Ich sehe es nach wie vor so, dass es eben tendenziell für die Ukraine arbeitet,auch wenn wir jetzt gerade in der Phase im Krieg sind.Wir haben jetzt über militärische Updates nicht so viel gesprochen oder garnicht gesprochen in dieser Ausgabe.Im Prinzip gilt noch das, was wir letztes Mal gesagt haben, dass die Russenhalt überall drücken und so weiter. Aber einfach gerade mit horrenden Verlustenagieren und auch irgendwann an ihre Grenzen kommen werden.Und zwar an ihre aktuellen Grenzen. Es sind gerade auch nochmal so Statistikenveröffentlicht worden von der Ukraine, was so die Verluste der Russen im ersten,zweiten und dritten Jahr war.Weil wir haben jetzt, haben wir noch gar nicht erwähnt,ich meine wir sind jetzt hier irgendwie gerade vier Tage nach dem Jahrestagdes Beginns dieses Krieges,dieser Aufnahme und im letzten Jahr haben die Russen im Prinzip nochmal genausoviel Verluste gehabt wie in den ersten beiden Jahren zusammen.Also es nimmt vielleicht nicht exponentiell aber es nimmt deutlich zu.Und das ist halt auch einfach irgendwann nicht mehr handelbar klar,sie können lange durchhalten, Putin hat einen langen Atem, weil er eben auchderzeit überhaupt gar kein Interesse daran hat, diesen Krieg zu beenden weilwürde er in diesem aktuellen Zustand beenden, wäre das Ergebnis halt vernichtend schlecht.Deswegen wird der weiterlaufen.Egal was diese Deals mit Trump sagen. Ehrlich gesagt, ich bin gar nicht bereit,diesen Verhandlungen viel Aufmerksamkeit zu schenken.Ich denke, da werden einfach nur weitere Betrugsversuche bei rauskommen undsonst eigentlich herzlich wenig. und ich hoffe, dass die Ukrainer ihm halt nichtauf den Leim gehen, kann es mir aber auch ehrlich gesagt irgendwie nicht so richtig vorstellen.Wichtig ist, dass Europa jetzt sein Eck zusammenbekommt und dann eine wirklichschlagkräftige Allianz,bildet und entsprechend finanziert und vor allem auch handelt und dann im Idealfalleben auch geeint, wirklich geeint handelt und daraus seine Konsequenzen ziehtim Kontext all dem, was wir jetzt hier vorher schon gesagt haben.
Pavel Mayer 2:43:25
Aspekt ist jetzt noch von dem ganzen Chaos,das Trump produziert, dass ich auch das Gefühl habe, dass er auch die Russenmit ins Chaos stürzen könnte.Ich weiß nicht, wie weit du die russischen Reaktionen verfolgt hast,von dem riesigen Jubel, der da natürlich war und Begeisterung für Trump undsie konnten es irgendwie kaum fassen.Aber er hat halt jetzt in Russland auch Erwartungen geweckt.Und die Eliten freuen sich schon wieder, dass sie endlich ihre Jachten wieder investen dürfen.Und wenn das jetzt alles den Bach runtergeht, dann könnte das auch sein,dass das Russland destabilisiert.Dass Trump im Moment,ja, die Russen sind eigentlich ja diejenigen, die unglaublich viel Unsinn undhanebüchenden Unsinn verzapfen.Aber ich glaube, das Level, was Trump da einfach gerade fabriziert,der ihnen jetzt gerade irgendwie ihre eigene Medizin zum Trinken gibt und insbesondere,ja,also ich glaube nicht, dass das, was Trump tut, unbedingt...Positiv von der russischen Bevölkerung aufgenommen wird oder aufgenommen werdenwird, wenn das am Ende nicht irgendwie gut läuft.Und die Wahrscheinlichkeit, dass es gut läuft, für irgendjemanden ist extremgering, auch für Russland.
Tim Pritlove 2:45:31
Deswegen sage ich ja, Putin hat derzeit kein Interesse daran,den Krieg zu beenden, weil er unter diesen Bedingungen nicht beenden kann.Leider ist Macht, ist seine Macht gefährdet.
Pavel Mayer 2:45:40
Ja.
Tim Pritlove 2:45:41
Und seine Macht soll nicht gefährdet werden, deswegen muss es weitergehen.Das ist leider die bittere Logik.Er ist jetzt bereit, weil er im Prinzip sieht, drei Jahre Krieg statt drei Tage Krieg.Russlands Wirtschaft ist stark unter Druck. Wir haben hier gesprochen über dieseStugflation, den Zustand der russischen Wirtschaft, zunehmende Sanktionen.Das zieht sich wie eine Schlinge um den Hals des gesamten Landes,auch wenn sie derzeit noch in der Lage sind, das irgendwie wegzulächeln,weil sie irgendwie in Moskau und St.Petersburg so eine Illusion von Normalität aufrechterhalten,indem sie alle Ressourcen dort konzentriert verteilen.Aber der rest des landes hat halt irgendwie darunter zu leiden und ewig gehtes halt so nicht weiter auch wenn es immer noch.Weiter geht, als uns das allen lieb sein kann, weil halt einfach gnadenlos alles verheizt wird.Aber irgendwann ist halt auch der letzte Reservepanzer aus dem Lager geholtund irgendwann geht es einfach nicht mehr weiter und finanziell ist das jetztschon alles nicht mehr zu stemmen.Dazu kommt, wenn jetzt irgendwie die Wirtschaft, die sich jetzt komplett aufMilitärproduktion umgestellt hat, morgen irgendwie in so einen Friedensmodusübergeht, dann ist sowieso erstmal wirtschaftlicher Niedergang angesagt.Das ist eine natürliche Folge, das gab es sogar in den USA nach dem ZweitenWeltkrieg, weil man halt einfach erstmal wieder auf normale Produktionen umstellen muss.Und dafür hat einfach Russland auch derzeit überhaupt nicht die Ressourcen.Wir haben über Brain Drain gesprochen, wir haben durch die hohen Verluste natürlichauch einfach Verluste in der Workforce gesprochen, die Schulden,die hier aufgetürmt wurden.Also so vieles führt dazu, dass Putin eigentlich gar keine andere Wahl hat,als diesen Krieg fortzusetzen, bis er irgendwann so einen unfassbaren Sieg davonzieht, dass ihm auch alles verziehen wird und das kann halt derzeit auch nicht passieren.Von daher sind die Russen total in der Zwickmühle und das Einzige,was ihnen jetzt noch helfen kann, ist halt irgendwie eine Selbstauflösung der USA.Und da ist halt Trump gerade wunderbar dabei, aus ganz anderen Motivationenheraus und das ist für die halt irgendwie eigentlich so ein Glücksmoment,aber auf der anderen Seite wissen sie halt sich auch nicht so richtig drüberzu freuen, zumal eben jetzt so ein positives,ja wir sind jetzt wieder alle Freunde und wir treffen uns hier irgendwie inSaudi-Arabien und finden es ja eigentlich ganz knorkel und wollt ja nicht irgendwieein bisschen Aluminium kaufen.Kommt dann halt wiederum bei den Soldaten und bei der Bevölkerung halt dannirgendwie auch nicht an, die jetzt irgendwie jahrelang erzählt bekommen hat,dass halt irgendwie die USA der Antichrist sind und ja, der größte Feind Russlands.Also es passt einfach vorne und hinten alles nicht zusammen.Die einzigen, die irgendwie eine klare Erzählung haben, ist die Ukraine unddas wird ihnen irgendwann auch nochmal positiv,ausgelegt werden. oder wird für sie positive Folgen haben.Lass uns mal zum Ende kommen. Haben wir noch ein paar Dinge,die wir noch behandeln wollen?Vielleicht ein paar kleinere Fragen nochmal abarbeiten. Was meinst du?
Pavel Mayer 2:49:05
Ja, also ich denke, so eine Frage,das meiste haben wir schon beantwortet, aber eine Frage, denke ich,ist, ob die Ukraine mit europäischer Unterstützung alleine weiterkämpfen kann.Kann man, glaube ich, sagen grundsätzlich ja.So hängt natürlich von der europäischen Unterstützung ab,aber mit europäischer Europa hat die Wirtschaftskraft und die Technologie undderzeit vermutlich auch den Willen, die Ukraine zu unterstützen.Und Zelensky hat ja auch gesagt, die Ukraine hat am ersten Tag der Invasionnicht aufgegeben, wo die Situation viel verzweifelter aussah.Und dann werden sie nicht in dieser Situation jetzt die Waffen streichen,in der sie sich jetzt befinden. Also das ist, sagen kann man das festhalten.Dann an die Frage, ob sich denn, wenn sich die USA zurückziehen,ob sich Europa gegen Russland ohne die USA verteidigen kann,kann man glaube ich auch sagen,kann man aber glaube ich auch ja sagen.
Tim Pritlove 2:50:23
Zumindest im aktuellen Zustand der russischen Armee.
Pavel Mayer 2:50:25
Ja, im aktuellen Zustand der russischen Armee und mit der Ukraine auf unserer Seite.
Tim Pritlove 2:50:34
Das auch.
Pavel Mayer 2:50:35
Da könnte man sich jetzt aber auch vorstellen, wenn jetzt die Ukraine russischwäre, dann hätten wir auch die Ukraine gegen uns.
Tim Pritlove 2:50:48
Das will man nicht.
Pavel Mayer 2:50:49
Und da könnte Putin dann versucht sein, aus irgendwelchen Gründen,wie er das gerne macht, dann die Ukrainer gegen Westeuropa erstmal in den Krieg zu schicken.Halte ich für alles. Aber nur wenn man jetzt dem Kapitulationsgedanken folgtund sagt, die Ukrainer sollen sich doch lieber den Russen unterordnen,die sind russisches Einflussgebiet, würde man sich klar machen, was das bedeuten würde.
Tim Pritlove 2:51:24
Man kann auch davon ausgehen noch dazu,sollte man jetzt ein bisschen extrem jetzt die Formulierung aber halt leidernicht komplett unmöglich, aber würde jetzt Europa alleine ohne irgendeine,Unterstützung der USA gegen Russland kämpfen,womit ja dann die Europäer dann automatisch auch quasi die amerikanischen Waffenalso Militärstützpunkte Stützpunkte verteidigen müssten, weil es dann die Amerikanerselber nicht mehr machen oder wie.Also so ganz kann ich mir das nicht vorstellen.Aber wäre es jetzt so, dann ist es ja auch nicht so, dass Europa nicht auchnoch weitere Verbündete bekommen würde.Also Länder wie Japan, Korea, Südkorea, wären dann auf jeden Fall glaube ichauf einer ganz anderen Motivationsebene auf einmal Unterstützung zu liefern.Insbesondere Südkorea und weitere Verbündete.
Pavel Mayer 2:52:27
Ja, und Europa hat Geld.Ich meine, die nächste Frage, die sich natürlich aufdrängt, ist,wie weit der Konflikt jetzt zwischen Europa und den USA eigentlich eskalierenwird, weil es gibt jetzt auf jeden Fall definitiv einen Wertekonflikt.Und und Konflikt um die Frage internationalem Recht und so weiter.Und ich hoffe ja nicht sehr weit.Ich hoffe, dass Trump eingehegt werden wird.Aber da besteht natürlich auch gewisses Eskalationspotenzial.In Europa versucht man derzeit natürlich überall zu deeskalieren.Und Trump und Macron haben sich auch irgendwie so ein bisschen wie beste Buddies aufgeführt.Also insofern alles so ein bisschen unklar. Wie siehst du das?
Tim Pritlove 2:53:30
Naja, Macron hat ihn ja vor laufenden Kameras irgendwie korrigiert.Ich glaube, dafür wird er sich rächen.
Pavel Mayer 2:53:36
Ja.
Tim Pritlove 2:53:37
Also Macron macht zwar immer so auf Buddy, weil er halt so ein Typ ist.Weil er irgendwie eine gewisse Eleganz und Coolness am Start hat und keine Angstzeigt. Das finde ich auch ganz geil an ihm.Aber ich glaube, Trump wird sich bitterböse bei Frankreich. Also Frankreich ist wahrscheinlich,Und sofern sie in der Lage sind, überhaupt Frankreich gegenüber irgendeinen Druck auszuüben,wahrscheinlich wird, naja der Käse ist ja eh schon verboten,also ihm wird schon irgendwas einfallen,vielleicht werden sie es rein technisch wieder nicht richtig auf die Kette kriegen,wie beim letzten Mal ja auch, wo sie schon versucht haben gegen einzelne Ländervorzugehen, ein bisschen gecheckt haben, dass das irgendwie eine EuropäischeUnion ist, die gemeinsame,Handelsbeziehung pflegt etc.Und dass dann automatisch gleich für alle gilt, aber ich glaube,der Konflikt zwischen Europa und den USA wird weiter eskalieren.Da gibt es, glaube ich, sehr viele Bereiche, allerdings muss man eben auch sehen,klar, die USA sind so ein eigenes Land und alles dieses und jenes,aber Aber diese USA besteht eben auch zum großen Teil aus Leuten,die starke Beziehungen nach Europa haben.In jedes einzelne Land. Deutsche, Franzosen, Iren, Briten,Italiener, alles nennenswerte, wichtige Bevölkerungsgruppen in den USA,die bei aller Durchgedrehtheit nicht ein beliebiges Spiel mitmachen,die auch selber aktiv eine Vielzahl an wirtschaftlichen Beziehungen zu der EUhaben und die alle unter irgendwelchen Zollandrohungen und sonstigen Verbotsmaßnahmen usw.Leiden werden und das wird nicht unbedingt dazu beitragen, dass Trumps ApprovalRating weiter nach oben geht.Da ist sicherlich auch irgendwann so ein Punkt erreicht, wo dann eben auch nochder Kongress, also die Republikaner, über die wir schon gar nicht mehr redenals Partei, dann doch auch nochmal eine Art Widerstand entwickeln werden.Also ja, es wird weiter eskalieren, es wird aber nicht beliebig eskalieren können.Irgendwo ist so ein Punkt erreicht, aber ich glaube, der ist noch lange nicht erreicht.
Pavel Mayer 2:56:05
Ja, was ich mich auch noch gefragt hatte, war so, ob die USA jetzt eigentlichisolationistisch oder expansionistisch wird unter Trump.Weil irgendwie sieht es ja gerade nach beiden aus.Auf der einen Seite sagt er, America first und die Welt muss selber sehen, wie sie klarkommt.Auf der anderen Seite möchte er halt, wie wir schon gesagt haben,Kanada, Grönland, Panama und den Gazastreifen gerne annektieren.Das ist jetzt nicht gerade isolationistisch. Das heißt, vermutlich kann man,ich meine, gut, am Ende wird es eigentlich eins von beiden sein müssen.Im Moment scheint Trump irgendwie beides zu wollen.Aber ja, also er passt irgendwie in kein Schema rein und es macht halt auch keinen Sinn.So das macht halt alles vorne und hinten keinen Sinn gerade und ich meine was,womit man rechnet die USA hatten schon immer,isolationistische Phasen so vor und nach dem ersten Weltkrieg waren da so Phasen und dann,ja, deswegen wird das jetzt für eher wahrscheinlich gehalten weil meisten Amerikanerverlassen das Land auch nicht.Das Land ist eigentlich groß genug, hat genug Rohstoffe und Natur und so unddie können, also die können sich schon,von der Welt ein ganzes Stück weit isolieren, wenn sie wollen.Also leichter als die meisten anderen Länder auf dieser Welt.Aber ob es dazu kommen wirdso und gerade natürlich als Finanzstandort und es ist natürlich auch ein Riesenfür die USA als Finanzstandort ist Trump auch ein Riesenproblem er könnte sichzu einem Riesenproblem entwickeln, weil wenn,die Justiz nicht mehr unabhängig ist kannst du auch keinen erfolgreichen Finanzplatzbetreiben so ganz einfacher Punkt Und im Moment hat man nicht den Eindruck,dass Trump darauf aus ist, gerade das Recht und die Justiz zu stärken in den USA.Ja, was ja auch schon vorhin, ich meine, die Frage ist, blufft Trump?Die stellt man sich natürlich ständig. Ist das irgendwie jetzt alles 4D-Schach,was er macht und macht er durch seine Ansagen?Versucht er eigentlich nur den Gegner irgendwie?Ist das irgendwie Verhandlungsstrategie oder ein Bluff? Und was immer er tut,zum Teil funktioniert es.Also Europa erhöht jetzt seine Rüstungsausgaben, was ja immer aus irgendwelchenGründen erklärtes Ziel war.Aber auf der anderen Seite haben wir festgestellt, dass es derzeit so aussieht,als hätte er eher eine Amateurmannschaft ins Spiel geschickt,die überhaupt nicht weiß,was sie gerade tut und dass Trump selber nicht weiß. was er wirklich tut.Und insofern würde ich sagen, ja, er blöfft, aber nicht unbedingt erfolgreichoder nur bedingt erfolgreich.Und insofern denke ich.Trump ist einfach simpel, ist keine sophisticated Person und deswegen ist seinWeltbild simpel und er kann nur simple Lösungen verstehen und fahren und daserklärt dann auch seine Beliebtheit bei simplen Leuten.Und wir versuchen alle viel zu viel, glaube ich, hinein zu interpretieren in,das, was er tut und ich fürchte, so außer das, was wir beim letzten Mal auch hatten,Transaktionalität und Narzissmus sind so seine wichtigsten Motivatoren und,ja, Kompetenz ist da eher nicht zu vermuten.
Tim Pritlove 3:01:05
Wie alt ist er jetzt 80, ne?
Pavel Mayer 3:01:07
Mhm.
Tim Pritlove 3:01:09
Mann, Mann, Mann.
Pavel Mayer 3:01:13
Ja, aber er kommt gut zur Ruhe. Er hat jetzt im ersten Monat an zwölf TagenGolf gespielt, in den ersten 30 Tagen.So, allerdings, ach ja, was wir noch nicht erwähnt hatten, was gerade durchsNetz geht noch bei dem Macron-Besuch,hatte er irgendwie ein größeres Hämatom, Bluterguss auf der Hand,der nicht gut aussah und wo jetzt gerade Fotos von durchs Netz gehen und wiedernatürlich Spekulationen verursachen, wie lange Trump denn überhaupt noch mituns und bei uns sein wird.Aber gut, aus einem Bluterguss aus der Hand kann man jetzt nicht relativ vielschließen. Aber ja, das ist das Letzte, was gerade um den Block getrieben wird.
Tim Pritlove 3:02:05
Du weißt, was das Weiße Haus gesagt hat, wo er das her hat, diesen blauen Fleck.
Pavel Mayer 3:02:11
Nee.
Tim Pritlove 3:02:12
Weil er den ganzen Tag so viele Hände schütteln muss.Ah, verstehe.Ja, also, klare Antwort. Dann wissen wir Bescheid.
Pavel Mayer 3:02:29
Ja.
Tim Pritlove 3:02:29
Gut ich denke wir machenjetzt mal schluss ich denke so schlimm dass irgendwie alles ist und sinnlosdass auch alles gerade ist es hat zumindest auch ein paar positive effekte dass europa wenig,Wie heißt es so schön? Ein Ruck geht durch Europa mit unklarem Ausgang,aber ich glaube Europa kann einenRuck gebrauchen und am Ende kann es für Europa sogar von Vorteil sein,sich ein wenig aus dieser permanenten, selbstverordneten US-Abhängigkeit zu befreien.Auch wenn es erstmal ein hoher Preis sein wird den man vielleicht dafür zu bezahlenhat, weil einfach wirtschaftliche Beziehungen nicht mehr so laufen und so weiter aber.Es wird auch mal Zeit, dass irgendwie Europa ernst genommen wird und dazu mussman natürlich auch erstmal ernsthaft handeln und muss vor allem geschlossenhandeln und das haben wir einfach in den letzten Jahrzehnten zu wenig gehabt, viel zu viel,Nationaldenken, viel zu viel Isolation innerhalb des Landes.Natürlich werden wir weiterhin dieses Problem haben mit der mit den russischenStiefelleckern und Zuträgern in Österreich, in Ungarn in,auch in Deutschland natürlich also eigentlich überall du hast überall so eineist halt einfach gerade mal so total hip so eine faschistische,Partei zu haben, die so super rechts ist, die irgendwie so super antivog istund gegen irgendwie alles, was irgendwie Sinn macht,was einzuwenden hat, weil sie einfach dafür eine Unterstützung bekommen im Wählervolk,denen einfach alles eigentlich auch egal ist und die alles brennen sehen möchte, warum auch immer.Aber das muss nicht das Ende vom Lied sein.Es kann auch durchaus sein, dass es schnell wieder in so eine Gegenbewegungführt und wir auf einmal feststellen, dass ja,andere Kräfte wieder übernehmen. Blitzt mein Optimismus durch,ich entschuldige mich jetzt schon dafür.
Pavel Mayer 3:04:54
Ja, nee, man kann festhalten, noch ist nicht alles verloren.Trotz Einbußen des großen Schadens, der bereits entstanden ist.Und langfristig gesehen, finde ich, kann ein Ende der US-Vorherrschaft auf derWelt auch ja, vorteilhaft sein.So, kurzfristig nicht, aber so auf lange Sicht betrachtet.Hat die USA nicht nur Positives gebracht, der Welt, so, und war auch in vielerleiHinsicht nicht immer der Gute.So, Also im Vergleich aber natürlich mit Russland und China bisher eine ganz, ganz andere Dimension.Aber ja, es ist nicht so, dass die USA nicht immer wieder auch sehr auf ihreneigenen Vorteil bedacht gewesen wäre.Und mit großem Geschick, muss man sagen,es geschafft hat, sich auch global Vorteile zu verschaffen und auf Kosten imÜbrigen auch wahrscheinlich auf Kosten vieler Länder und auf Kosten von Ungleichheit.Und ja und positiv könnte auch sein, dass Trump so viel Chaos verursacht,dass Russland sich zerlegt,wegen Trump oder durch Trump, wir werden da mal sehen, dass das einfach, ja,für so viel Verwirrung sorgt aber ja.
Tim Pritlove 3:06:45
Ansonsten war es das erstmal von uns würde ich sagen Das war es dann erstmal von uns und wir hoffen.
Pavel Mayer 3:06:54
Dass wir in einem Monat oder in ein paar Wochen vielleicht mehr Positives berichten können.Aber ja, die Welt im Moment ist wieder verrückt geworden.
Tim Pritlove 3:07:07
Genau und wir hoffen, dass ihr nicht verrückt werdet. Lasst euch nicht von allem runterziehen.Das geht immer auf und ab und von daher not all is lost. Das kann auch wieder besser werden.Wir sagen Tschüss und bis bald.
Pavel Mayer 3:07:26
Macht's gut.
Shownotes

UKW128 Terrororganisation mit menschlichem Antlitz

Die Entwicklung des Konflikts seit der US-Wahl

Während sich der Krieg an der Front weiterhin festfährt und keine Seite nennenswerte Gewinne vorweisen kann mischt der Machtwechsel in den USA die Situation politisch neu auf. Derweil konzentriert sich die Ukraine auf eine technologische Weiterentwicklung ihres Widerstands während Russland mit personellen und wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen hat. In Syrien musste sich Russland derweil zurückziehen und auch sonst gibt es wenig gute Nachrichten für Russland. Wir fassen die Situation der letzten drei Monate für Euch zusammen und versuchen einen Ausblick auf die kommenden Entwicklungen.

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Tim Pritlove
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Für diese Episode von UKW liegt auch ein vollständiges Transkript mit Zeitmarken und Sprecheridentifikation vor.

Bitte beachten: das Transkript wurde automatisiert erzeugt und wurde nicht nachträglich gegengelesen oder korrigiert. Dieser Prozess ist nicht sonderlich genau und das Ergebnis enthält daher mit Sicherheit eine Reihe von Fehlern. Im Zweifel gilt immer das in der Sendung aufgezeichnete gesprochene Wort. Formate: HTML, WebVTT.


Transkript
Tim Pritlove 0:00:33
Hallo und herzlich willkommen zu UKW, unsere kleine Welt.Mein Name ist Tim Britlaff und ja, it's been a while. Wir haben ein bisschenZeit verstreichen lassen.Die letzte Sendung war vom 6. November 2024 und drehte sich um die Ukraine.Und heute haben wir den 9.Februar, also drei Monate später.Und die Sendung dreht sich um die Ukraine. Wie sollte es auch anders sein?Und wie sollte es auch anders sein?Begrüße ich auf der anderen Seite der Leitung, den Pavel. Hallo Pavel.
Pavel Mayer 0:01:08
Hallo.
Tim Pritlove 0:01:10
Ja,es ist einiges passiert. Zur Erinnerung, also wir hatten die letzte Sendung,gemacht, mehr oder weniger direkt nach der Wahl in den USA und haben schon einpaar Gloomy Predictions gemacht, wie was sich denn so alles so ergeben könnte.Das wollen wir natürlich dann auch ein bisschen überprüfen und ein bisschenmal schauen, was da sozusagen von unseren Erwartungen übrig geblieben ist. Und,ja, vor allem wollen wir aber dann erstmal so ein Battlefield Update machen.Also euch mal so ein bisschen darüber in Kenntnis setzen, was denn eigentlichin der Ukraine alles so passiert ist.Und außerdem wollen wir so mal schauen, was auch noch um diesen Konflikt herumpassiert ist, was die Situation,die internationale Situation speziell in der Ost betrifft.Und da müssen wir natürlich über die USA reden. Gar keine Frage.Das wird uns ein bisschen Schmerzen bereiten, aber hilft ja nix. Ne?
Pavel Mayer 0:02:32
Ja.
Tim Pritlove 0:02:33
Hast du noch initiale Anmerkungen?
Pavel Mayer 0:02:36
Ja, ja, nee, es ist halt wie es ist.
Tim Pritlove 0:02:41
Es ist halt wie es ist, genau. Ja, dann schauen wir doch erstmal so ein bisschen,was passiert ist und wie beim letzten Mal kann man sagen,es passiert ja die ganze Zeit etwas, Der Krieg geht voran.Man kann aber natürlich auch das genauso beschreiben mit, es ist so ein bisschen Business as usual.Das heißt, im Großen und Ganzen blicken wir nach wie vor auf dieselbe Situationwie noch vor drei Monaten.Das bedeutet, Russland wirft derzeit alles nach vorne, was es irgendwie hat.Und erzielt, naja, also ich weiß nicht, ob man von Erfolgen sprechen kann,aber so, sie drücken halt nach wie vor die Ukrainer langsam über die gesamte Front ein wenig zurück.Das sind jetzt alles keine unfassbar großen Gewinne,die dort gemacht werden auf dem Schlachtfeld, Aber grundsätzlich hat sich ander ukrainischen Taktik, den Russen sozusagen eher defensiv zu begegnen, nicht viel geändert.Warum sie das machen, haben wir ja auch schon mehrfach besprochen.Das liegt an vielen Gründen. Das hat was mit der generellen taktischen Ausrichtung der Armee zu tun.Das hat damit zu tun, dass die Angreifer immer sehr viel mehr Aufwand treibenmüssen als die Verteidiger.Während den Russen ja offensichtlich das Leben ihrer Soldaten vollkommen egalzu sein scheint, ist das halt in der Ukraine ganz anders.Von daher ist es immer so ein bisschen dieser Trade für Land, für Abnutzung.Generell ist es halt noch ein Abnutzungskrieg, nur dass sich die Länder ebenunterschiedlich stark abnutzen und unterschiedlich aufstellen.Die Russen werfen nach wie vor viel Personal nach vorne, so sie eben noch welches haben.Das wird immer schwerer, dann gehen wir gleich noch drauf ein.Während die Ukrainer parallel eigentlich eher versuchen technologisch aufzurüsten.Also sie antworten in zunehmendem Maße mit Technologie, setzen auf ihren Drohnenkriegund erzielen dort auch einige Erfolge.Was ist jetzt konkret passiert?Also es gibt über die gesamte Ostfront Kämpfe.Das sind also nach wie vor diese Hotspots Chassifjahr, das ist diese Stadt hinterder Stadt Bachmut, wo die Russen ja schon ein Jahr gekämpft haben, um die einzunehmen.Chassifjahr ist sozusagen die nächste Siedlung, wo die Russen jetzt schon auchwieder ein Jahr dran nagen und unglaubliche Verluste haben.Die Stadt ist deshalb so schwer zu nehmen, weil es dort quasi bergauf geht undnoch ein Fluss durchgeht.Die Russen drücken in die Stadt, von der Stadt wird jetzt auch bald nicht mehr viel übrig sein.Dann ein bisschen weiter südlich um Terni herum,bei diesem Ostgiel-Fluss hatten die Ukrainer ja nach ihrer Offensive in derChakiv-Region, wo sie diese riesigen Geländegewinne gemacht haben,also dieser erste große Vorstoß vor zwei Jahren, der zweite war ja dann im Süden bei Kherson,hatten sie quasi die Russen über diesen Oskelfluss hinaus verdrängt.Jetzt haben also im letzten Jahr die Russen dort wieder ein paar Kilometer gutgemacht, aber auch das sind keine riesigen Fortschritte.Und wie auch schon zuletzt angesprochen, die relativ wichtige,strategisch wichtige Stadt Prokowsk, die ist jetzt also auch in zunehmendem Maße unter Bedrohung.Das heißt, die Russen versuchen diese Stadt einzuzirkeln, haben dort auch glaubeich gerade am meisten Personal versammelt.Aber wie gesagt, das bedeutet halt immer, die Fortschrifte sind langsam unddie Verluste der Russen sind unglaublich groß.Und die Verluste sind nicht nur groß in Bezug auf Personal, sondern auch auf Material.Wenn man sich so die Berichte anschaut von der Frontlinie, dann ist es alsoteilweise schon wirklich aberwitzig, mit welchem Gerät die Russen dort überhauptnoch in den Krieg ziehen.Also klar, hier und da gibt es noch Panzer und gibt es auch noch gepanzerteFahrzeuge, Truppentransporter, aber es wird also genauso viel mit Privatkarren,Golfkarts, Motorrädern,Eseln und Scootern versucht in irgendeiner Form Boden gut zu machen und diemeisten Soldaten machen halt alles zu Fuß.Es werden einfach Wellen und Wellen von Leuten nach vorne geworfen,die einfach zu Fuß versuchen, mit purer Quantität dort den Ukrainern das Lebenschwer zu machen, was sie dann auch tun.Aber also die Verluste sind enorm mit den Zahlen, das ist ja immer so eine Sacheaber es ging halt bis zu 2000.Russische Verluste pro Tag, so bei den Zählungen, die so veröffentlicht werden,von denen man lange diskutieren kann, ob die jetzt stimmen oder nicht aber diesicherlich in der Tendenz immer einiges aussagen und sich.Bisher eigentlich immer wenn es Dritte gab die auch ihre Berechnung veröffentlichthaben relativ gut mit dem gedeckt haben, was die Ukraine so publiziert.Ja, außerdem gibt es ja noch die Region in Kursk, da wo die Ukraine vorgestoßenist und das ist jetzt ziemlich genau sechs Monate her, dass die Ukraine dortin Russland eingewandert ist,eingewandert, eingemarschiert ist, eingewandert.So eine Migrationsbewegung, weil die haben sich da ganz gut niedergelassen unddie Russen haben Teile davon zurückerobert und das war es dann aber auch.Also da ist relativ wenig passiert und tatsächlich gerade in den letzten Tagengab es nochmal eine kleine Gegenoffensive der Ukrainer, die immer wieder soTruppenwechsel und Schwachstellen der Russen nutzen,um dann immer mal wieder so ein paar Nadelstiche zu setzen.Das sind auch alles keine weltbewegenden Änderungen, nur Tatsache ist,auch nach einem halben Jahr ist es den Russen noch nicht mal gelungen,die Ukraine von ihrem eigenen Boden zu vertreiben, geschweige denn halt in irgendeinerForm die Oberhand zu gewinnen in der Ukraine.Und das sagt natürlich eine Menge aus.Sirsky, der Oberkommandierende der ukrainischen Streitkräfte,meint seit bis Ende 2024 haben die Russen allein in Kursk 38.000 Soldaten verloren.Und grundsätzlich ist es halt einfach so, dass in 2024 die Russen mehr Soldatenverloren haben in diesem Krieg als in den ganzen zwei Jahren davor.Und das ist schon irgendwie irre. Ich meine, dieser Krieg ist jetzt drei Jahrealt und die Verluste steigen einfach immer weiter an.
Pavel Mayer 0:10:17
Ja, und was wir aber auch sehen können,dass die Verluste an Material bei den Russen in den jüngsten Tagen bis Wocheneher zurückgegangen sind jetzt.Und sich generell Verluste ein bisschen von Material hin zu Menschen auch verlagert haben zunächst.Und aktuell geht beides wohl ein bisschen zurück, gerade was das angeht aufgrund geringerer Aktivität.Aber Russland, das zeigen auch die letzten Erhebungen oder Open Source Zahlen,wird das Material nicht ausgehen und Russland werden die Menschen nicht ausgehen.Sie werden halt nur einfach runterfahren müssen.Sie werden halt ihre Verluste einfach den schwindenden Reserven anpassen müssen.Das heißt, sie werden sie halt strecken müssen. Und was wir im Moment sehenkönnen, ist scheinbar Anfänge eines Streckungsprozesses.Und definitiv scheint es so zu sein, dass die Russen das aktuelle Niveau derletzten Monate nicht mehr durchhalten können oder nicht mehr gewillt sind durchzuhalten.So sieht das Bild aus.
Tim Pritlove 0:12:18
Also dass Ihnen das Material nicht ausgeht, das würde ich so nicht stehen lassen wollen.Bestimmtes Material geht Ihnen sehr wohl aus. Also es gibt Material,wo sie keine großen Probleme zu haben scheinen.Das sind also vor allem Raketen.Da läuft ihre Produktion und da ist es gut. Bei Fahrzeugen sieht es schon ganz anders aus.Also gepanzerte Fahrzeuge, hätten sie da kein Nachschubproblem,würde man die ja überall sehen.Aber tatsächlich setzen sie in zunehmendem Maße weniger davon ein und das wirdauch damit zu tun haben, dass sie weniger davon haben.Die Produktion im Land ist nicht in der Lage, das, was verlustig geht, auszugleichen.Das funktioniert nur, also die Neuproduktion, das funktioniert halt nur,weil sie eben bis vor kurzem noch auf relativ große Reserven bis hin zu altenSowjetzeiten an Fahrzeugen zurückgreifen konnten.Nur diese ganzen Lager, die entleeren sich halt in zunehmendem Maße.Also es sind dort einfach immer weniger Fahrzeuge zu sehen. Das lässt sich jaanhand von Satellitenaufnahmen belegen.Es gibt diverse YouTuber, die regelmäßig mit den Spenden Satellitenbilder aufkaufenund dann akribisch nachzählen.Und die Schätzungen gehen schon so weit, dass also im Laufe dieses Jahres dieseAltreserven weitgehend aufgebraucht sein werden.Da stehen zwar dann noch hier ein paar Fahrzeugkörper herum,nur kann es dann natürlich davon ausgehen, dass sie als erstes nicht die schlechtesten nehmen,sondern umso mehr sie rausnehmen, umso mehr sind es halt auch einfach irgendwie nur noch Wracks.
Pavel Mayer 0:14:04
Ja, also sie kratzen jetzt langsam schon mit dem Löffel in den Tiefen des Fasses, wie in England,in Amerika so sagen, scraping the bottom of the barrel.Aber mein Punkt war mit nicht ausgehen,ist, dass der Nachschub in vielen Bereichen geht zurück oder wird aufwendiger und teurer.Ja, aber sie passen sich halt an, indem sie dann halt weniger angreifen und weniger verlieren.Das ist mein Punkt, was ich meinte, dass ihnen die Waffen und Panzer nicht ausgehen,weil je weniger sie werden, umso sparsamer gehen sie damit um.Und mein Punkt war, dass wir jetzt die Anfänge eines sparsameren Umgangs mitMaterial beobachten können,weil offenbar zum einen das Material knapper wird,zum anderen sie wahrscheinlich andere Versorgungsprobleme vielleicht mit Sprit,vielleicht mit qualifiziertem Personal,vielleicht mit anderen Dingen haben.Aber auf jeden Fall sieht es so aus, als wenn sie...Das nicht mehr aufrechterhalten können. Also die Angriffe in der Intensitätder vergangenen Monate, so können sie nicht mehr durchhalten und brauchen eigentlich eine Pause.
Tim Pritlove 0:16:00
Genau, sie bräuchten eigentlich eine Pause. Es gibt verschiedene Thesen,warum die Angriffe langsam zurückgehen.Also es ist jetzt nicht so, dass sie komplett aufhören zu kämpfen,sondern sie machen das halt derzeit einfach nur noch mit so disposable Personal,Setzen weniger Gerät ein und dass sie weniger Gerät haben oder größere Schwierigkeitenhaben, dieses Gerät ranzubekommen.Das ist eine Erklärung. Es gibt aberauch noch eine andere sehr griffige Erklärung und das hat damit zu tun,dass die Ukraine jetzt seit dem Machtwechsel in den USA ihre Strategie nochmal geändert hat.Und wir wissen ja, dass die Ukraine schon lange dabei ist, eine riesige Drohnenarmada aufzubauen.Also die Army of Drones, das ist auch mittlerweile eine eigene Sektion innerhalb ihres Militärs.Also die nicht bemannten Streitskräfte sind da sozusagen ein eigener Körperund mit ihren eigenen technischen Möglichkeiten bauen sie sich in zunehmendemMaße eine massive Drohnenproduktion hoch.Das heißt, sie hängen da auch in zunehmendem Maße weniger von Waffenlieferungenab, sondern sie brauchen vielleicht Materiallieferungen, aber sie bauen sichdiese ganzen Sachen selber.Sie haben unzählige verschiedene Raketen- und Drohnensysteme entwickelt undauch immer wieder neue vorgestellt und zum Einsatz gebracht.Und das ist halt mittlerweile so weit, dass sie sehr schnelle,von den Russen in zunehmendem Maße kaum noch abzuwehrende Drohnensysteme unterschiedlicherArt haben, mit denen sie bis zu 1700 Kilometer nach Russland reinreichen können.Und das tun sie jetzt auch. Und das hat halt zwei Auswirkungen.Erstens, sie haben es also geschafft, die russische Luftabwehr schon so weitauszudünnen, dass es bei den Russen fast gar nicht mehr möglich ist,ihre ganzen Standorte zu verteidigen.Also es gab extrem erfolgreiche Luftschläge gegen Ölraffinerien überall im Umkreisder Ukraine. Also bis, wie gesagt, 1500 Kilometer weit nach Russland.Und es gibt mittlerweile auf den Ölraffinerie-Bingo-Karten fast nichts mehr,was noch nicht schon mal getroffen wurde.Und es gibt so einiges, was jetzt mehrfach getroffen wurde und zwar nicht nurmehrfach innerhalb dieses Kriegs, sondern eben auch so hier zum Beispiel dieseÖlraffinerie in Rüazan, eine der größeren und in Volgograd,da sind also mehrere, also die schicken dann immer so ein Shitload von Drohnen los.
Pavel Mayer 0:18:48
Ja, diese fiesen Double-Taps.
Tim Pritlove 0:18:51
Genau und dann machen sie so ein Double Tap, dann haben sie so diverse großeÖllager zerbombt, also sie haben ja da immer diese riesigen Ölspeicher,davon haben sie dann zwei, drei erwischt, die brennen dann wie Zunder,dann hat es irgendwie eine Woche gedauert, bis die Russen überhaupt in der Lagewaren, mal das Feuer zu schlagen.Also dem Feuer in irgendeiner Form Herr zu werden oder es ist dann einfach ausgebrannt,also nach einer Woche brannte es also einfach immer noch alles lichterloh unddiverse Öl-Raffinerien mussten auch den Betrieb einstellen und kaum war haltdas Feuer gelöscht, kam die nächste Armada und dann brannte schon wieder alles.Und während sie halt vor einem Jahr oder so auch ab und zu mal immer wiedersolche Nadelstiche gesetzt haben, ist es mittlerweile so frequent und so nachhaltigund so massiv und dann eben durch diesen Double und Triple Tap so,dass sie jetzt also wirklich langfristig sehr große Produktionsbereiche runterfahrenund komplett ausschalten müssen.Und das schafft natürlich jetzt ein Versorgungsproblem und zwar gleich auf zwei Ebenen.Erstens, dieser ganze Sprit ist natürlich Sprit, den sie auch brauchen für ihre Fahrzeuge.Also das ist sozusagen auch die primäre Nahrung. Also du kannst eine moderneArmee ohne Sprit heutzutage einfach nicht operieren lassen.Und wenn sie halt all diese ganzen Versorgungsquellen zum Erliegen bringen.Dann ist das eine sehr gute Erklärung, warum wir auch weniger Fahrzeuge sehenim Einsatz, weil einfach mal der Sprit nicht da ist.Und der zweite Effekt, den das hat, und das ist auch der Grund,warum es vielleicht die Ukraine bisher noch nicht gemacht hat,es senkt halt die Einnahmen der Russen, weil Russland lebt halt im Wesentlichen von Sprit.Und diese ganzen Ölraffinerien werden ja nicht nur für den Inlandsbedarf undfür den Kriegsbedarf genutzt, sondern sind ja dann eben auch für die Exporteganz wichtige Einnahmen.Und nicht nur die Raffineriekapazitäten, sondern auch die Speicherkapazitäten sind nämlich relevant.Denn eine Ölproduktion bedeutet, du hast halt Ölquellen, die hast du angestochen, da kommt das Öl raus.Aber das ist jetzt nicht so wie so ein Wasserhahn, wo du sagen kannst,es bräuchte mal ein bisschen weniger, es bräuchte mal ein bisschen mehr.Sondern die müssen eigentlich die ganze Zeit irgendwie entnommen werden.Und wenn du permanent von den Quellen etwas entnehmen willst,dann musst du es auch irgendwo hin tun. Das Öl muss fließen.
Pavel Mayer 0:21:19
Ja.
Tim Pritlove 0:21:19
Das Öl muss fließen und das Öl muss vor allem auch irgendwo gelagert werdenund es sollte halt im Idealfall dann auch raffineriert und in weitere,also entweder direkt in Tanker weiter verschifft werden oder eben in Sekundär-und Tertiaprodukte umgewandelt werden.Aber wenn diese ganzen Produktionskapazitäten und auch Lagerkapazitäten in zunehmendemMaße jetzt von den Ukrainern zerbombt werden, dann bricht halt dieses System auseinander.Und das hat halt, wie gesagt, konkret auf die Militärlogistik einen Einfluss,aber es hat eben auch einen Einfluss auf die Möglichkeit Russlands Öl zu exportieren.Und ähnliches gilt auch für die Gasinfrastruktur, die auch teilweise angegriffen wird.
Pavel Mayer 0:22:03
Also in Zahlen bedeutet das wahrscheinlich,dass aktuell so mindestens 10 Prozent, eventuell bis zu 20 Prozent der russischenRaffineriekapazität aktuell offline gegangen ist aufgrund von ukrainischen Angriffen,um da mal Zahlen irgendwo drauf zu packen.Und das heißt, dass so 80 bis 90 Prozent der Produktion noch da sind.Aber ja, die müssen halt von irgendwoher kommen jetzt, beziehungsweise Russland ist auch groß,sie müssen jetzt von woanders her herangeschafft werden.Und ja, also es sorgt auf jeden Fall schon für Probleme.Aber auf der anderen Seite, die Ukraine muss natürlich auch das gesamte Landmit Öl und Sprit versorgen und schafft es irgendwie.
Tim Pritlove 0:23:19
Ja gut, aber die können natürlich andere Quellen auch aus dem Westen nutzen.Russland hat nur seine eigenen Quellen.Der Grund, warum sich die Ukraine da bisher zurückgehalten hat,ist halt auch der, weil die beiden Administrationen ja immer gesagt haben,mach das mal nicht, weil sie Angst hatte, dass der Ölpreis dadurch steigt.Und wenn der Ölpreis steigt, dann ist das sozusagen innenpolitisch ein Problem. Ja.Das Problem gibt es jetzt nicht mehr. Trump ist jetzt gewählt und deswegen drehtdie Ukraine jetzt hier irgendwie auch auf und ich gehe eher davon aus,dass das jetzt so weitergehen wird.Also wenn sie jetzt schon 20 Prozent der Produktion runtergefahren haben,dann kann es sehr wohl sein,dass wir so in den nächsten Wochen und Monaten mehr und mehr Angriffe dieserArt sehen und dann kann es auch durchaus sein, dass die Produktion mal so um30 oder um 40 Prozent gesenkt wird und dann wird es auch schon wirklich schwierigfür Russland, weil das eben auch alles immer bedeutet,keine externen Einnahmen und in zunehmendem Maße logistische Probleme.Neben den ganzen Öl-Raffinerien greifen sie ja auch in zunehmendem Maße nochStandorte der Militärproduktion an.Sie haben diverse Fabriken angegriffen, die halt so Rocket Fuel herstellen oderandere wichtige Komponenten, Elektronik, Bauteile etc.Also es ist einiges im Einzugsgebiet der ukrainischen Raketenreichweiten.Und die Abhängigkeit von amerikanischen Waffen ist halt auch dadurch deutlichreduziert worden, dass die Ukrainer jetzt in der Lage sind, mit eigenen WaffenLong-Range-Angriffe zu machen und diesen Drohnen.Von daher erwarte ich da eigentlich, dass wir in diesem Jahr sehen werden,dass die Russen damit noch sehr viel mehr Probleme haben.Es ist immer ein bisschen schwer einzuschätzen, wie intensiv das jetzt ist undwie viel die Russen durch andere Maßnahmen gegenhalten können.Aber man kann mal festhalten, gut läuft es nicht für die.Also es ist jetzt nicht so, dass die da jetzt gerade so einen Siegeszug habenund das ist alles nur noch eine Frage der Zeit, sondern die Zeit arbeitet hiereigentlich tendenziell eher für die Ukraine derzeit.
Pavel Mayer 0:25:39
Es gab interessante Zahlen, die veröffentlicht wurden kürzlich.Und zwar produziert die Ukraine wohl 33 Prozent ihres militärischen Bedarfs mittlerweile selbst.40 Prozent kommen aus der USA und 27 Prozent aus Europa und dem Rest der Welt.Also so verteilt sich das. Das fand ich halt auch interessant.Ja, also mittlerweile ja ein Drittel ihrer Waffen produziert die Ukraine mittlerweile selbst.Aber es zeigt halt auch, wie wichtig die USA sind, gerade was Waffen angeht.Wobei Europa, da Europa ungefähr genauso viel Geld gibt oder eher tendenziellein bisschen mehr Geld sogar noch,was dann mehr in die Unterstützung der Wirtschaft fließt.Also Europa gibt mehr Wirtschaftshilfe als die USA, während aber die USA ja40 Prozent der Waffen oder des militärischen Bedarfs aktuell gedeckt hat im vergangenen Jahr wohl.
Tim Pritlove 0:27:12
Das ist aber schon eine ganze Menge. Also das hätte ich jetzt nicht für möglichgehalten, dass sie schon so viel selber produzieren können.
Pavel Mayer 0:27:19
Ja, aber es klang realistisch, die Zahlen und die Ukraine war ja auch,es ist ja nun mal ein industrialisiertes Land, auch in weiten Teilen und groß und ich meine,klar und hat ihre Wirtschaft natürlich jetzt massiv auf Waffenproduktion umgestellt.Die Waffenproduktion selber mehr ausgeweitet wahrscheinlich als alle anderenLänder sie ausgeweitet haben.Und ja, das hat natürlich eine gewisse Vorteile oder die Hauptvorteile ist,dass sie halt Waffensysteme produzieren können selber,die keiner Reichweitenbeschränkung unterliegen beispielsweise Oder keiner Beschränkung,welche Ziele sie irgendwie damit angreifen können.Und das zeigt sich jetzt gerade, wie wichtig das ist.Der Großteil der Drohnen der Langstrecken oder die ganzen Langstreckendrohneneigentlich sind ukrainische Eigenproduktionen.
Tim Pritlove 0:28:38
Gehen wir doch nochmal kurz auf die Waffensysteme ein, von denen so berichtet wohl.Das passt dann vielleicht auch ganz gut jetzt hier mal rein.Nein, da gibt es im Prinzip eine Menge zu berichten.Also Ukraine hat angekündigt, dass sie jetzt ihre eigenen ballistischen Raketen,die RIM-2 in Produktion haben.Und dann meistens, wenn sie das ankündigen, heißt es auch schon,dass sie schon mal irgendwie geflogen sind. Und sie erhalten in zunehmendemMaße jetzt auch eben Investitionen für diese ganze Militärproduktion.
Pavel Mayer 0:29:20
Also da sind die Skandinavier ganz vorne. Ich glaube, die Schweden geben eine Menge Geld dafür.
Tim Pritlove 0:29:28
Die Dänen vor allem.
Pavel Mayer 0:29:29
Und die Dänen auch, die kaufen sozusagen Waffensysteme bei ukrainischen Firmenoder geben die ihren Auftrag,die dann anschließend an die Ukraine gehen.Also so läuft das, die geben halt Geld und auch ein bisschen materielle Unterstützung.Und ja, und da gibt es jetzt auch erste Ergebnisse, die da an der Front landen.Also ich glaube auch unter anderem ein Artillery-System und die RIM haben wirglaube ich vor ein oder zwei Jahren auch schon mal erwähnt im Podcast,erinnere ich mich, weil das Ganze heißt nämlich übersetzt so viel wie Donner.Also die Donner 2, kann man sagen, was ich mich recht entsinne.Gut.Je nachdem, welche Nomenklatur man wählt, ist es eine Rakete mit kurzer oder mit,mittlerer Reichweite, auf jeden Fall mit vergleichsweise hoher Reichweite imVergleich zu den anderen Waffen.Also ich glaube, das ist eine von denen, die bis 500 Kilometer und weiter geht.Aber wenn ich mich recht entsinne.
Tim Pritlove 0:31:05
Ja, 500 Kilometer. Man muss immer bedenken, ballistische Rakete.Also sie haben ja Drohnen, die weit fliegen können, haben wir ja eben schongesagt, bis zu 1700 Kilometer weit.Nur Drohnen fliegen halt langsam und können halt potenziell gut abgefangen werden,wenn man denn eine funktionelle Luftverteidigung hat, was natürlich nochmal ein anderes Thema ist.Aber hochgeschützte Bereiche wie Waffenlager und so weiter haben schon nochmaldie Möglichkeit sich zu wehren.Bei den Raffinerien hat es jetzt nicht so gut funktioniert und auch irgendwieNetze, die sie da installiert haben, das hat alles nicht viel gebracht.Ballistische Raketen haben aber eben eine ganz andere Tragweite,weil ballistisch heißt ja im Prinzip, du schießt sie eben sehr hoch mit hoherGeschwindigkeit Und dann eben ballistisch,also in so einer normalen Flugbewegung mit sehr hoher Geschwindigkeit schießendie dann halt einfach nach unten und die kriegst du halt nicht so ohne weiteres abgewährt.Das heißt, wenn du 500 Kilometer weit ballistisch ballern kannst und auch nocheine gute Treffsicherheit hast, dann ist das definitiv für die beschossene Seite ein Problem.
Pavel Mayer 0:32:13
Naja, die kommen dann mit, weiß nicht, Mach 4, 5, 6, 7, 8,also bis zu achtfacher Schallgeschwindigkeit fliegen ballistische Raketen inder Regel, je nach Reichweite.Ja, also das ist auf jeden Fall ein Fortschritt.Ich hatte auch noch eine interessante Debatte gehört über die Frage,warum denn die russische Luftabwehr eigentlich solche Probleme hat,die Raffinerien jetzt zu schützen oder überhaupt, warum die Ukrainer es schaffen.So viele primitive Drohnen sogar durchzubringen und das ist halt ganz interessant.Weil da kommen mehrere Dinge zusammen.Punkt eins ist, dass Russland seine Luftabwehrsysteme in der Nähe der Grenzenatürlich konzentriert hat.Weil das Land ist groß und so viele haben sie nicht.Deswegen ist sowas wie flächendeckende Luftabwehr nur in der Nähe der Grenze möglich.Jetzt hat das aber ein Problem für sich selbst, weil du kannst halt diese Luftabwehrgerätenicht die ganze Zeit an einem Ort eingeschaltet lassen.Weil wenn du da zwei oder drei Tage rumstehst irgendwo mit deinem teuren Luftabwehrsystem.Dann kannst du davon ausgehen bis zu Toast.Das sind natürlich keine Ziele.Das heißt, was sie mit diesen Luftabwehrsystemen machen, ist,dass sie ständig von einem Ort zum anderen fahren,die kurz einschalten, gucken, was Sache ist und nachdem sie sie eingeschaltet haben,das erste Mal tickt quasi auch die Glock und es wird immer gefährlicher,an diesem Standort zu bleiben.Das heißt, durch diese ständig notwendigen Verlagerungen öffnen sich natürlichdann auch sowohl temporär als auch räumlich immer gewisse Lücken in der Flugabwehr, weil auch,wie gesagt, die eben nicht die ganze Zeit an sein können und so.Und dann, das ist der eine Punkt, dann tendiert die Ukraine dazu auch immerdann mit einer größeren Zahl oft bis zu 100 Flugkörpern anzugreifen,was halt schlicht dann auch für das Problem sorgt.Selbst wenn sie die Dinger orten, kriegen sie einfach nicht alle abgeschossenin dem Zeitraum, bis sie durch sind durch das Gebiet.Und auf Seiten jetzt der Ziele gibt es auch dann öfter noch konzentrierte Luftabwehr,weil die haben halt dann das gleiche Problem,dass die jetzt nicht um jede Ölraffinerie hinreichend Luftabwehr hinpacken können,dass die mit 20 gleichzeitig anfliegenden Drohnen oder so klarkommen oder auchnur mit einer größeren Anzahl.Und unterwegs, ich sag mal zwischen Grenze und dem eigentlichen Ziel im Hinterland, ist nichts.Weil es einfach zu viel Land, da ist halt so gut wie keine Luftabwehr.Und dann sind natürlich die modernen Waffen auch alle in der Lage,sich ihren Weg zu suchen.Das heißt, wenn da irgendwo was ist, dann ist das häufig bekannt,wenn da was sendet und dann fliegen sie eben drumrum.Und so erklärt sich halt die Problematik, warum Russland einfach prinzipiell nicht in der Lage ist,diese Drohnenangriffe abzuwehren.Also fand ich ganz interessante Sach- und Gemengelage. Und die Ukraine hat natürlich dasselbe Problem.Aber in geringerem Maße, weil nicht so groß wie die Sowjetunion Russland.
Tim Pritlove 0:37:25
Ja, also das stimmt alles mit der Luftabwehr. Es ist ein bisschen unklar.Man weiß nicht so richtig, über wie viele funktionierende Systeme Russland eigentlich noch verfügt.Also sie hatten davon sehr viel und mit Sicherheit sind sie da noch nicht andas Ende ihrer Reserven gekommen.Aber sie verlieren halt relativ viel und sie verlieren vor allem auch viel Artillerie.Also es sieht so aus, als ob die Ukraine das Counter-Battery-Fire also sehrgut optimiert hat. Das ist ja so ähnlich wie bei der Luftabwehr.Also auch die Artilleriesysteme können halt sehr gut anhand ihrer Schüsse geortet werden.Und wenn du halt einfach schnell darauf reagieren kannst und intelligente undpräzise Artilleriesysteme hast, und das hat die Ukraine ja,dann kannst du eben auch schnell dafür sorgen, dass die dich angreifenden Artilleriesystemeschnell zerstört werden.In dem Zusammenhang ist es ganz interessant, dass die Ukraine ja jetzt das ersteLand sind, die die sogenannten RCH-155 aus Deutschland erhalten haben.Das ist so die nächste Generation von Artilleriesystemen.Wir hatten ja, glaube ich, schon mal über die Panzerhaubitze 2000 gesprochen,die ja auch in der Ukraine zum Einsatz kamen und die auch schon sehr hohe Automatisierung hatte.Und die, wenn sie schießt, extrem präzise ist, extrem weit schießen kann,in der Lage ist, gleich so mehrere Geschosse hintereinander zu machen mit unterschiedlichemWinkel, sodass man auch dafür sorgen kann, dass so eine ganze Barrage von Artillerie,also so vier, fünf Geschosse gleichzeitig mehr oder weniger an dem selben Ort ankommen.Also schießt halt den ersten ein bisschen höher und den anderen eben entsprechendniedriger, dass sie kürzere Wege haben.Und RCH 155 ist jetzt sozusagen die nächste Generation.Und das ist halt ein Artilleriesystem, was sehr mobil ist.Im Gegensatz zu der Panzerhubitze ist es halt auf Rädern. Genau.Und das Besondere daran ist, dass es halt sehr hochautomatisiert ist und zwarso sehr, dass es das erste Artilleriesystem ist, was extrem präzise ist,aber während der Fahrt schießen kann.Das heißt, man stellt sozusagen das Ding auf ein Ziel ein, fährt los.Und jetzt hast du natürlich das Problem, dass du die ganze Zeit über den Ackerfährst und die Kanone fährt halt hoch und runter.Und klar, heutzutage hast du ja bei solchen Tanks, beim Leopard,auch schon immer solche Korrektursysteme.Das heißt, die eigentliche Kanone bleibt sozusagen stabil, während der Rest sich bewegt.Und hier bei dieser selbstfahrenden Artillerie-Maschine, dieser RCH-155, also diese Haubitze.Da geht das halt so weit, dass sie dann sozusagen in dem Moment schießt,wo die Kanone in die richtige Richtung zeigt.Also die schießt nicht auf Knopfdruck mit jetzt, sondern man sagt so, ab jetzt schieß mal,wenn du gerade in die richtige Richtung zeigst und Und kriege das halt einfachhin in voller Fahrt oder ich weiß nicht, ob es in voller Fahrt,aber auf jeden Fall in Bewegung zu schießen mit anderen Worten,in dem Moment, wo das Ding schießt.Ist sie im nächsten Moment schon woanders? Es dauert gar nicht erst nochmal60 Sekunden, bis man sich dann weggeparkt und woanders hin bewegt hat,sondern das Ding ist im Prinzip überhaupt gar nicht mehr so richtig zu orten.Muss man mal sehen, in welchen Mengen das Gerät jetzt dort zum Einsatz kommtund wie erfolgreich es am Ende wirklich ist, aber das ist definitiv nochmal ein Upgrade.
Pavel Mayer 0:41:25
Ja und es braucht nur zwei Leute, das hattest du glaube ich nicht erwähnt,Fahrer und Schützen im Gegensatz zu fünf Leuten, die du brauchst, glaube ich,bei einer Panzerhaubitze 2000 und bei anderen mobilen Artilleriesystemen,die aber überhaupt nicht automatisiert sind, also jetzt so LKW basiert,hast du oft Bedienmannschaften von 12 bis 15 Leuten,die halt, das heißt,zwei Leute ist halt schon mal ein deutlicher Vorteil, auf jeden Fall.Achso, gepanzert ist das Ding auch ein bisschen so, das heißt,die sind jetzt nicht völlig schutzlos da drin.Und ein interessanter Aspekt an dieser Automatisierung ist,dass das auch ein Trend ist dann zu vollautomatisierten Artilleriesystemen.Wo vor allen Dingen die Feueraufträge und die Koordinaten nicht,gut, die kommen sowieso meistens von außen, die Aufträge, Da denkt sich dieMannschaft jetzt nicht selber aus.Aber was halt hier möglich ist, sind zwei Dinge bei diesen Artilleriesystemen jetzt.Erstens, dass sie halt quasi integriert sind über entsprechende Datenlinks inein größeres System und im Grunde genommen ferngesteuert schießen.Das heißt, da fährt jemand mit dem Ding in der Gegend rum und potenziell gesteuertwird die Kanone quasi von außen.Was natürlich auch noch weitere Automatisierung bis zu Drohnen hingeht,dass du dann zukünftig nur noch ein Fahrzeug dort fährst und von drei oder vierRobot-Artillerie-Fahrzeugen irgendwann mal begleitet wird.Aber ja, interessant in dem Zusammenhang.Auch noch ist, dass die Ukraine wohl flächendeckend jetzt oder natürlich nie genug,aber mit Link 16 oder Link 16 NATO-Datenverbindungen ausgestattet sind.Das ist so ein Link 16, das ist so der Standard, das ist so das verschlüsselteFunknetz der NATO mit Frequency-Hopping und allem möglichen.Der verschlüsselt auch auf Funkebene und die so 100 Kilobit bis zu 100 KilobitDurchsatz ungefähr machen können und wo alles mit allem reden kann.Also auch teilweise Raketen und Flugzeuge und Schiffe und Panzer und also dievernetzen da mittlerweile alles.Und selbst wenn sie nicht während der Fahrt schießen, was natürlich ziemlich abgefahren ist,ist auch die Schussrate so hoch, dass sie 5, 6, 7 Schuss abgeben können undwieder losfahren können,bevor die Geschosse eingeschlagen sind.Und das kann jetzt nicht nur die RCH-155, sondern es ist generell so auch andereneuere Artilleriesysteme sind dazu in der Lage zu schießen und sich vom Acker zu machen,bevor die Geschosse auch nur eingeschlagen sind.Und das ist natürlich auch ein riesiger Vorteil.
Tim Pritlove 0:45:50
Ja, also die ganze Automatisierung, die nimmt enorm zu.Es gibt mittlerweile auch extrem viele Ground-Robots unterschiedlicher Bauart,also sowohl zur Versorgung der Truppen als auch schon bewaffnet mit Maschinengewehren und so weiter.Also der Cyberwar, den wir uns irgendwie im Science-Fiction immer vorgestellthaben, so Terminator-mäßig, der entwickelt sich dort langsam.Und da ist die Ukraine definitiv weiter vorne als die Russen,die sicherlich alles probieren, aber ich glaube nicht ganz so die Möglichkeitenhaben und nicht ganz so viel Druck haben,das alles über Technologie zu lösen, beziehungsweise Schwierigkeiten haben inihrem korrupten System,diesen Technologie-Pace überhaupt hinzulegen.Während die Ukraine da sehr viel mehr wie so ein Rudel von Startups agiert,haben wir ja auch schon mal drüber gesprochen.Das zeigt sich eben auch in der Weiterentwicklung in anderen Bereichen,zum Beispiel diese Naval Jones, ich weiß nicht, ob wir da letztes Mal schondrüber gesprochen haben, die sie ja schon seit längerem im Schwarzen Meer einsetzen müssen.Also quasi so selbstfahrende Boote,die ja bisher eher so als Kamikaze-Boote verwendet wurden, die also mit Sprengstoffbeladen irgendwo hinfahren und dann explodieren,womit ja diverse Schiffe und teilweise auch die Kertschbrücke angegriffen wurdeund Schiffe auch versenkt wurden damit, sehr erfolgreich in Häfen, aber auch auf hoher See.Und mittlerweile bauen sie die Dinger aber quasi auch als fernsteuerbare Flugzeugträger aus.Nicht um Flugzeuge damit zu starten, dafür sind sie natürlich zu klein,aber ebenso FPV-Drones.Es gibt also Berichte, dass sie mit diesen Naval-Drones das Krim-Ufer runtergefahren sind.Jetzt nicht bis ganz zum Süden, aber so in dem nördlicheren Bereich.Und dort dann vom See aus Drohnen gestartet haben,die dann quasi über dieses Boot ferngesteuert wurden und damit dann Luftabwehrsystemezerstört haben. So etwas gibt es.Und jüngst gibt es auch wohl eine neue Antwort, auch wenn noch nicht so ganz klar ist,wie sie das machen, aber die Russen hatten ja sehr großen Erfolg durch den Einsatzdieser sogenannten Gleitbombs.Also normale, klassische Bomben, die man normalerweise einfach mit Flugzeugen abwirft,die sie dann mit diesen Gleitkits ausstatten, also quasi so Flügelchen,mit denen sie die Gleitbombs aus sehr hoher Entfernung oder sehr großer Entfernung abwerfen konnten.Und die dann mit einer extrem hohen Sprengkraft bis zu 500 Kilo schwer sehrnachhaltig Stellungen der Ukraine angegriffen haben.Das hat so in den letzten Monaten, im letzten Jahr eigentlich den Ukrainernam meisten zu schaffen gemacht.Einerseits hat wohl die Ukraine jetzt auch entsprechende Gleitbombs im Einsatz,die sie mit SO24 absetzen können.Andererseits gibt es wohl neue Countermeasures, mit denen sie die Russen jetztbesser verteidigen können.Die Russen haben immer größere Distanzen geschafft, sind mittlerweile so, glaube ich,können es schaffen, Gleitbombs mit bis zu 80 Kilometern Abstand abzuwerfen,dass ja also die Flugzeuge nicht mehr im Range sind von den F-16 Flugzeugenund sonstigen Luftabwehrsystemen.Aber dadurch, dass die Gleitbombs jetzt länger unterwegs sind haben sie wohlirgendein Trackingsystem etabliertmit dem sie diese Gleitbombs dann sozusagen selbst tracken können,was vorher schwierig war, weil die Distanzen noch nicht so groß genug sind aberfür 80 Kilometer müssen die auch eine Weile unterwegs sein und also auch datut sich was und es macht so den Eindruck, als ob die Bedrohung durch Gleitbombsein bisschen zurückgegangen ist,Also es ist sehr viel in Bewegung. Was wir noch nicht erwähnt haben,ist dieser verstärkte Einsatz von Lichtwellenleiter-Drohnen,um diesen ganzen Electronic Warfare zu umgehen.Also da werden die Drohnen losgeschickt und ziehen im Prinzip so eine Glasfaserhinter sich her und werden darüber gesteuert.Okay, das machen wohl beide Seiten. Ja und jetzt ist halt einfach die Frage,wer hat da mehr Luft und mehr Atem und ist mit der besseren Technik in größeren Zahlen unterwegs.Du hast ja mal da auch Zugänge und Verluste mal genauer angeschaut.
Pavel Mayer 0:50:57
Ja, es gab kürzlich jetzt von Perun auch nochmal eine Auswertung von Open Source Daten,was denn jetzt so Verluste und Zugänge von Waffensystemen in der Ukraine angeht.Er hatte das vor einer Weile auch für Russland gemacht.Das hatten wir dann, glaube ich, auch seinerzeit erwähnt.Aber was die Ukraine angeht, jetzt was Panzer angeht,gab es in 2022 und 2023 und 2024 auch größere Zuwächse.Aber die Ukraine verliert so etwa 350 Kampfpanzer pro Jahr.Also 80 bis 90 pro Quartal, sagen wir so ein pro Tag ungefähr. Ja.Und hatte aber Zugänge von ungefähr 60 pro Quartal.Das heißt, die Nettoverluste bei Kampfpanzern jetzt aktuell in den letzten Monatenlagen bei 20 bis 30 pro Quartal.Also da geht es dergleichen im Moment die Zugänge, die Verluste nicht ganz aus.Und generell sind es auch für die Anzahl der Soldaten, die die Ukraine hat.Hat sie viel zu wenig Kampfpanzer.Sie bräuchte im Grunde genommen drei bis fünfmal so viele Kampfpanzer für dieGröße der Armee, wenn sie alle Einheiten so ausstatten würde,wie sie buchmäßig ausgestattet sind.Da ist natürlich die Frage, okay, womit kämpfen denn jetzt die Truppen,die ukrainischen Truppen, wenn sie so wenig Kampfpanzer haben und die Antwortist so Armored Personal Carriers und MRAPs.Also nur noch ein Panzerkampfwagen oder gepanzerte Fahrzeuge einfach so.Und davon ist es so, davon haben sie bisher etwa 500 verloren und 1600 dazu bekommen.Das heißt, netto hat dieUkraine jetzt seit Kriegsbeginn 1200 mehr als zu Kriegsbeginn und diese Fahrzeugesind wichtiges Rückgrat der ukrainischen Armee auf jeden Fall.Bei Kampfflugzeugen hat die Ukraine seit Kriegsbeginn ca.120 verloren und 80 Kampfflugzeuge neu dazubekommen.Das sind jetzt nicht alles Westliche, sondern wir erinnern uns daran,dass sie halt viele Kampfflugzeuge aus allen Warschauer Paktstaaten,was da an Suess noch übrig war, von Polen und Tschechien und weiß der Geierwehr,wurde alles in Teilen und ganz in die Ukraine verschifft.Und weitere 80 Kampfflugzeuge, dann überwiegend westlicher Bauart F-16.Frankreich hat jetzt begonnen Mirage zu liefern und wahrscheinlich werden sieirgendwann auch Grippen bekommen.Aber 80 weitere Flugzeuge sind noch zugesagt und im Zulauf.Und dann, wie gesagt, mittlerweile 33 Prozent produziert die Ukraine selbst mittlerweile.Und ja, also zusammengefasst.Kann man sagen, dass die Ukraine das Beste daraus macht und eigentlich dringend mehr Waffen bräuchte,aber im Moment jetzt nicht ganz so schlecht dasteht und es eben teilweise Zugänge,teilweise Verluste gegeben hat, so seit Kriegsbeginn.Und ja, wenn die USA sich jetzt zurückziehen würden, wie gesagt,40 Prozent der Waffen kamen im letzten Jahr aus den USA.Unklar, inwieweit das anderweitig ausgeglichen werden könnte,vermutlich nicht vollständig oder relativ sicher nicht vollständig.Aber da ginge sicherlich noch mehr.Also wenn die USA jetzt raus wären, würde wahrscheinlich Europa nochmal nachlegenund nochmal, weiß ich nicht, 10, 20 Prozent.Also wahrscheinlich vielleicht ein Drittel von dem oder die Hälfte von dem,was die USA liefert, könnte wahrscheinlich Europa auch ausgleichen.
Tim Pritlove 0:57:02
Ja, in dem Zusammenhang ist natürlich gerade die Diskussion um den Gripen ganz interessant.Also das ist ja das Kampfflugzeug der Schweden.Das ist schon länger im Gespräch, während die F-16 und auch die Mirage spezielljetzt für den Bedarf an Ausrüstung mit Waffentechnik und Radartechnik einengroßen Sprung bedeutet für die Ukraine,insbesondere die F-16, weil die F-16 so viel gebaut worden ist,so universell, Das ist sozusagen das Universal-Kampfflugzeug,wo du irgendwie alle möglichen Angriffs- und Verteidigungsraketensysteme dran befestigen kannst.Die ist voll integriert in alle elektronischen Planungs- und Kampfabwicklungssystemeund Automatiken. und von daher ist das halt einfach ein sehr wertvolles Gerätund das muss irgendwie da sein.Mit der Mirage gewinnen sie eine ähnliche Qualität und teilweise, glaube ich.Aber ich weiß sie jetzt nicht so ganz genau. Auch nochmal irgendwie bessere Radarsysteme.Die Gripen allerdings hat diesen griesigen Vorteil. Wir hatten auch schon maldrüber gesprochen, aber ich bin da trotzdem sehr optimistisch,dass das nochmal was wird.Also erstmal ist es europäisch, das hängt also weniger von den USA ab.Und vor allem ist die Gripen ja vor den Schweden explizit so gebaut worden,dass sie so Low Maintenance hat.Während du für eine F16 und wahrscheinlich auch für die Mirage einen ziemlichenAufwand treiben musst, was so den Support betrifft.Also du brauchst halt irgendwie anspruchsvolle Landebahnen und musst die Dingerirgendwie mit hohem Aufwand warten.Und da ist also sehr viel Tamtam drumherum. ist die Gripen so ein bisschen sodas Schweizer Taschenmesser, was man immer mal so in der Hosentasche haben kann.Die kann halt überall landen und die kann mit einem kleinen Team,was irgendwie mit dem Range Rover aufläuft vor Ort, wenn die dann irgendwo aufeiner Wald- und Wiesenfläche gelandet ist, die irgendwie servicen und wieder in die Luft kriegen.Und das ist natürlich etwas, was für die Ukraine.Extrem wertvoll sein kann in der Zukunft, aber auch hier die Dinger müssen erstmalproduziert werden, die müssen geliefert werden, die müssen trainiert werden,da muss Piloten für aufgebaut werden, muss es lernen etc., also das ist nichts,was wahrscheinlich in 2025 einen großen Unterschied macht, dafür werden aberdie anderen Systeme jetzt in diesem Jahr anfangen, einen Unterschied zu machen.
Pavel Mayer 0:59:32
Ja, also in Kosten, um das nochmal in Kosten zu formulieren,also die Tschechen fliegen unter anderem Gripen und da sind die Zahlen bekanntund das sind wohl um die 4.000,zwischen 3.000 und 5.000 Dollar pro Flugstunde,was sich so eine Gripen kostet.So, bei der F-16 sind es zwischen 8.000 und 27.000 Dollar pro Flugstunde unddie F-35 kommt irgendwie auf über 30.000,30.000 und 40.000 Dollar pro Flugstunde.Also 33.000 Dollar, das heißt, Gripenkost ist zwar in der Anschaffung,sind die auch nicht so viel billiger.So, ich weiß nicht, eine F-35 liegt irgendwo, weiß nicht, um die 100 Millionen,glaube ich und so eine Gripen 80, 90 Millionen irgendwo.In der Gegend, also ist ein bisschen günstiger, aber der Unterschied ist eben dann Faktor 10 so,während F-16s, gerade die älteren,sind für deutlich weniger Geld zu haben.Also eben auch dazu sagen, dass die modernen, dass die aktuellen Gripen deutlichmodernere und bessere und teurere Kampfflugzeuge sind als die F-16 jetzt oderals der typische gebraucht F-16,die die Ukraine derzeit so.
Tim Pritlove 1:01:29
Okay, lass uns nicht so viel Zeit jetzt noch mit Waffensystemen vergeuden,weil wir haben ja noch ein paar andere Themen, die wir hier ansprechen müssen.Um vielleicht die ganze Battlefield-Situation und wie sind die einzelnen Parteienjetzt aufgestellt nochmal abzuschließen, sollten wir vielleicht nochmal so einbisschen auf Russlands Probleme eingehen.Also abgesehen davon, von dem, was wir jetzt schon so angesprochen haben,dass sie also da extrem unter Feuer sind und dass sie halt, ja,dass es ein bisschen unklar ist, wie lange ihr Material noch reicht.Hauptproblem ist sicherlich die Personalsituation. Also wir haben ja sehr unterschiedlicheAuffassungen darüber, wie viel sie dann jetzt noch mobilisieren können odernicht. Aber es macht schon so ein bisschen den Eindruck, als ob sie große Schwierigkeitenhaben, diese Rekrutierung durchzuführen.Erstmal ist es ja so, es wurde oft über eine Generalmobilisierung oder überhaupteine zweite Mobilisierungswelle nachgedacht.Die erste war ja schon sehr, sehr, sehr unpopulär. Wir erinnern uns,sie haben halt gesagt, so ja jetzt hier Krieg, Mobilisierung,kommt mal alle ran, hat so eine Massenflucht aus dem Land geführt.Natürlich haben sie es dann auch erstmal geschafft Leute zu bringen,aber das hat einfach die Gesellschaft da extrem in Wallung gebracht.So sehr, dass Putin auch nach seiner gefekten Wiederwahl das Thema nicht aufgegriffenhat, auch wenn da viele mit gerechnet haben.Und generell kann man einfach festhalten, so an Sankt Petersburg und Moskautraut er sich da einfach nicht heran.Also der wird einfach diese Mobilisierung deshalb schon nicht machen.Und deswegen machen sie es halt mit Geld. Und das hat ja bisher eigentlich auchganz gut funktioniert, ist bloß sauteuer.Und mittlerweile sind wohl diese Sign-up-Rates deutlich nach unten gegangen.Also sie bekommen jetzt nicht mehr so viele.Es melden sich schon immer noch irgendwelche, weil die Gelder,die paar tausend Dollar, die da halt versprochen werden, sind halt für Russenirgendwie enorme Summen.Und irgendwie denken die halt nicht groß drüber nach, dass ihre Überlebenswahrscheinlichkeit,wenn sie an die Front geschickt werden, nur so vielleicht bei 1 zu 50 liegt. Wenn überhaupt.
Pavel Mayer 1:03:31
Ja, also ich habe gehört, dass teilweise, aber in einigen Gegenden die Raten,sozusagen Sign-up-Bonus, so auf umgerechnet 40.000 Dollar angestiegen ist,aber dass sie eben gerade hochgehen müssen, weil sie nicht mehr genug Leutefinden und sie jetzt allgemein das Problem kommen, dass halt die Zahl der Leute,die bereit sind, für Geld dieses Risiko einzugehen,deutlich am Abnehmen ist.Und irgendwann, klar, wenn du höher gehst,aber die andere Sache ist, was ja auch klar ist, dass wir das letzte Mal schon gesagt haben,dass Russland langsam das Geld ausgeht, dass sie halt sich diese hohen Personalkostennicht mehr leisten können.
Tim Pritlove 1:04:31
Genau, das ist nämlich das Ding. Ich bin mir jetzt gerade nicht ganz so sicher,inwiefern wir das in der letzten Sendung schon mal angesprochen haben,aber man kann das auf jeden Fall nochmal zusammenfassen.Was passiert jetzt gerade also Russland braucht Personal und zwar brauchen siePersonal sowohl in der Militärproduktion die sie extrem hoch fahren,als auch im Battlefield das heißt sie loben jetzt extrem hohe Summen aus,müssen also da schon mal sehr viel Geld in die Hand nehmen, sehr sehr sehr vielGeld in die Hand nehmen und,Das führt natürlich dann dazu, dass all die Leute, die sich für das Militärentscheiden, und wir reden ja hier von Hunderttausenden,dass die natürlich dann in der Wirtschaft fehlen, weil die Leute sich sagenso, was soll ich jetzt hier in der Fabrik arbeiten, wenn ich jetzt hier irgendwiebeim Militär auch gleich mit so einem dicken Bonus starte und jeden Monat,den ich da bin, so und so viel Geld bekomme, auch wenn sie dann nach zwei Monaten tot sind.Machen sie das ja dann erstmal.Mit anderen Worten, die Wirtschaft muss halt gegenhalten und auch die Militärproduktionmuss halt mithalten mit diesen Löhnen, damit die Leute dort halt überhaupt noch arbeiten.Und das führt eben dazu, dass die Inflation extrem durch diese Nachfrage nach oben getrieben wird.Die Leute kriegen halt immer mehr Geld und auf der anderen Seite führt es abernicht dazu, dass die Wirtschaft angekurbelt wird, weil eigentlich der Wirtschaftfehlen halt wichtige Leute.Auf der einen Seite fliehen viele Leute, auf der anderen Seite gehen die Leutein die Militärproduktion und die Militärproduktion ist halt nichts,was die Wirtschaft nach vorne bringt.Da wird zwar jetzt viel Geld vernichtet, aber dieses Geld wird im Wesentlichen gedruckt,die Preise schießen nach oben und es geht halt mit der Wirtschaft selber nichtvoran und das hat halt jetzt zu so einem Zustand geführt, den man so als Stagflation bezeichnet,dass man also sowohl eine Inflation hat, die ja normalerweise Ausdruck einerhochdrehenden hyperaktiven Wirtschaft ist.Deswegen macht man dann die Zinsen höher mit, hey Leute, geht mal ein bisschenlangsam an die Sache ran, nimmt man nicht so viel Kredite auf,ihr übernimmt euch und die Preise gehen jetzt irgendwie nach oben.Das ist ja das normale Regelwerk. Immer wenn wir hören, Zentralbank geht mit den Zinsen hoch.Dann ist es um irgendwie die Wirtschaftsaktivität ein bisschen runter zu drücken,weil Kredite halt teuer werden, dann nehmen die Firmen nicht mehr so viel Krediteauf und dadurch wird sozusagen so eine hyperaktive Wirtschaft ein bisschen in Griff gehalten.Aber hier ist das Gegenteil der Fall. Es gibt eigentlich immer weniger wirtschaftlicheAktivität, weil alles ins Militär geht. Trotzdem steigen die Preise und die Löhne.Und das ist das, was man so Stagflation nennt. Das ist also so eine Stagnation und Inflation in einem.Und das ist ein sehr schwieriger Zustand. Und der wird noch sehr viel problematischer,wenn dieser Krieg irgendwann mal vorbei ist und du sozusagen feststellst,oh 60 Prozent unserer Wirtschaftsaktivität war jetzt irgendwie für den Krieg,jetzt fällt der Krieg weg,dann dauert es teilweise Jahre, bis so eine Wirtschaft sich wieder normalisiert, wenn überhaupt.Und das ist halt ein Problem. Weiteres Problem ist, dass eben Russland,wie wir ja schon angedeutet haben,Schwierigkeiten hat, seine Haupteinnahmequelle zu bedienen, dadurch,dass die Ukraine halt jetzt die Ölproduktion zerstört und dass auch die USA,jetzt letzte Entscheidung von Biden,die Sanktionen nochmal extrem gesteigert hat.Also auf den letzten Metern hat ja dann Biden tatsächlich nochmal die Sanktionen verschärft.War es vorher noch möglich für Russland mit dieser Shadowfleet,also nicht mit russischen Tankern, sondern eben mit gemieteten Tankern auf allerWelt in irgendeiner Form Indien und China und so weiter zu bedienen und wer noch bereit war,ihnen Öl abzunehmen, wahrscheinlich Brasilien und so,sind jetzt eben auch diese ganzen Shadowfleet-Tanker mit Sanktionen belegt worden.Also sie dürfen da nicht versichert werden und dürfen helfen nicht anlaufenund die stehen jetzt irgendwo alle mitten auf hoher See rum und wissen nichtso richtig, was sie machen sollen und laden auch kein neues Öl ein.Also das ist für die auf jeden Fall auch ein Problem.Sprich, Russland hat auch ein Problem mit den Einnahmen.Und dazu ist bekannt geworden, dass Putin wohl auch die ganzen Privatbankengezwungen hat, dem Militärbereich auch nochmal Kredite zu geben,so nach dem Motto, ihr müsst jetzt hier auch mal was machen,ohne dass das irgendwie offiziell verkündet wurde, das kam jetzt nur so raus.Und das sind natürlich auch Kredite, die diese Privatbanken nie wiederbekommen.Mit anderen Worten, die machen dann halt auch noch Verluste.Und das ist so die Gesamtsituation.Dazu kommt, dass diese ganzen Rüstungsunternehmen trotz dieser hohen Auftragslage,aber wegen der hohen Gewinne und sonstigen Materialkosten auch,überhaupt gar keinen Gewinn machen und nahezu bankrott sind.Also da ist sozusagen auch nichts.Und das ist auf jeden Fall eines der größten Probleme, die Russland hat.Und diese Mangelverfügbarkeit von Personal hat ja dann auch dazu geführt,dass sie dann zu Nordkorea gegangen sind und gesagt haben, könnt ihr nicht malein paar Leute schicken.
Pavel Mayer 1:09:50
Es ging ja los erstmal mit Artillerielieferungen.Damit fing das ja an, dass Nordkorea angefangen hat, Munition zu liefern ingrößerem Umfang, schon seit längerem.Und ja, dann wurden 10.000 Soldaten schickt.
Tim Pritlove 1:10:11
Ja, das weiß man nicht so genau.
Pavel Mayer 1:10:14
Nach, ja, aber man geht davon aus, in der Größenordnung von 10.000.Die dann auch gleich an der Front eingesetzt wurden, offenbar ohne allzu vielgebrieft worden zu sein, wie das denn an der Front so zugeht.Und dann eben in klassischer Formation bei Tag in voller Mannschaft losgelaufensind über offene Felder.Und das ging halt nicht gut.Die haben dann massive Verluste erlitten und wurden jetzt wohl von der Frontin Kursk abgezogen erst mal wieder.Und jetzt ist unklar, warum.Man geht aber davon aus, dass sie erstmal jetzt gucken,sich reorganisieren müssen und vielleicht aus den Erfahrungen lernen und dannwieder an die Front zurückkommen.Nichts Genaues weiß man nicht, aber im Moment sind sie wohl aktuell nicht an der Front.
Tim Pritlove 1:11:45
Also es gab jetzt schon wieder jüngste Berichte, dass sie jetzt schon wiederzum Einsatz gekommen sind nach dieser kurzen Pause.Aber einen großen Unterschied haben sie bisher nicht gemacht und die Verluste waren wohl enorm.Also das ist nichts, was Russland groß vorangebracht hat.Front ist übrigens auch relativ, sie sind ja in Kurs zum Einsatz gekommen.Also sie haben die Nordkoreaner nicht in die Ukraine geschickt,sondern sie haben sie irgendwie in Russland zum Einsatz gebracht.Das war auch ein ziemlich brutales Regime, wie man sich vorstellen kann.Ich meine, man kann sich vorstellen, dass diese Nordkoreaner, die halt irgendwie...Wahrscheinlich die meisten einfach die russische Sprache, auch nicht beherrschenund es kaum Übersetzer gibt.Die waren da einfach komplett lost und es ist ja dann berichtet worden,dass die Russen auch so den Auftrag hatten, so verletzte Nordkoreaner dann aucheinfach gleich zu erschießen, um einfach zu verhindern, dass die in irgendeinerForm gefangen genommen werden.Das ist dann natürlich trotzdem passiert und die, die halt dann festgenommenwurden, Die berichteten dann auch natürlich,dass sie erstmal überhaupt nicht wussten, wo sie hinkommen und dass irgendwiealles nach Manöver aussah und auf einmal fanden sie sich halt im Krieg wiederund wussten halt nicht, wo oben und unten ist.
Pavel Mayer 1:12:57
Aber nichtsdestotrotz ist es natürlich eine Ungeheuerlichkeit,dass jetzt nordkoreanische Truppen ein europäisches Land angreifen.Ja, dass das in sich genommen ist,ja, wenn man spekuliert, befinden wir uns vielleicht schon im dritten Weltkriegund haben es noch nicht gemerkt.Ich meine, der Erste Weltkrieg wurde auch nicht Erster Weltkrieg genannt,während er wurde sogar nicht Erster Weltkrieg genannt,bevor der Zweite Weltkrieg zu Ende war. Ja, das können wir erzählen.
Tim Pritlove 1:13:44
Ist noch eine neue Geschichte.Ich würde sagen, ja, das ist definitiv ein Weltkrieg.Er ist vielleicht insofern jetzt kein Weltkrieg auf dem Level der anderen Weltkriege,weil die Zahl der Nationen, die jetzt unmittelbar beteiligt ist,noch nicht so angeschwollen ist.Aber indirekt gibt es natürlich schon diverse Player. Iran spielt eine Rolle.Und natürlich der gesamte Westen auch.Also ich meine in dem Moment, man kann jetzt natürlich darüber diskutieren,sind wir jetzt Kriegsbeteiligte, weil wir irgendwie Waffen liefern und so weiter,aber das bedroht uns ja auch und insofern, klar ist das ein Weltkrieg,ob es jetzt der dritte oder der 2.5.Ist, ist ehrlich gesagt ziemlich Wumpe,die Problematik existiert und die Tatsache, dass halt ja sogar Nordkorea eingreiftals absoluter Schurkenstaat sollte halt sehr viel mehr auf die Barrikaden bringen,aber die Politik ignoriert das natürlich ganz wunderbar weiterhin,und ja gut, zur politischen Einschätzung, kommen wir sicherlich nochmal gleich.Aber das ist jetzt der Grad an Beteiligung, den Nordkorea halt hier derzeitbetreibt und es wird auch gemunkelt, dass da noch mehr Soldaten folgen sollen.Ich würde jetzt gerne nochmal einen Nebenkriegsschauplatz im wahrsten Sinnedes Wortes aufmachen und sagen,Nach Syrien blicken, weil da ist ja was sehr Unerwartetes passiert.Ihr werdet es alle irgendwie mitbekommen haben, aber ich dachte,es ist nochmal ganz gut, so ein bisschen die Situation zusammenzufassen,wie sie sich da jetzt darstellt und welche Auswirkungen das auch auf diesenKonflikt haben kann oder bereits hat.Was ist passiert.Also wir hatten ja in Syrien 2011 den großen Aufstand und aus diesen Protesten,die sich im Wesentlichen um Wasserverteilung und so weiter drehten,ist ja dann schnell so ein Anti-Assad-Aufstand geworden und wir haben dann alle gesehen,wie Assad halt mit Hilfe der Russen drauf reagiert hat.Nämlich mit Tod und Zerstörung, was ja dann zu sehr hohlen Flüchtlingszahlen geführt hat.Millionen von Syrern haben das Land verlassen und bis vor kurzem noch sah es eben so aus,als Orsad seine Macht eigentlich wieder beisammen hat und nichts so richtig dort vorankommt.Wie man sich doch irren kann.Das Ganze kam aber im Prinzip durch die Angriffe der Hamas auf Israel jetztin Wallung, auch wenn sich das nicht sofort abgezeichnet hat.Aber dadurch, dass halt Israel jetzt erstmal die Hamas so massiv bekämpft hat im Gazastreifen.Dann aber auch noch die Traute hatte, sich auch noch mit der Hisbollah anzulegenund dort ja auch der Hisbollah massiven Schaden zugefügt hat.Also in diesem Krieg, da haben wir jetzt nicht so viel drüber geredet,aber es ist ja Israel gelungen, im Prinzip die komplette Führungsriege der Hezbollah zu töten,also bis hin zum Chef Nasrallah, aber eben auch darunter ein,zwei Ebenen, da gab es ja diese...Was ja sehr viel Aufsehen erzielt hat,sind diese Angriffe mit den fernexplodierenden Pagern und fernexplodierendenWalkie Talkies und später dann eben auch die Luftschläge mit denen unter anderemeben Nasrallah und weitere Führungsebenen und dann eben auch extrem viele Waffenstandorteder Hilfsboller zerstört wurden.Und dieses Boller war ja nun schon immer Buddy mit Assad und schon immer Buddy mit Iran.Und in dieses Machtvakuum ist dann eine Rebellenoffensive reingegrätscht.Achso, es gab ja auch noch eine Waffenauseinandersetzung zwischen Israel und Iran.Iran hat ja dann Israel angegriffen, dann gab es den ersten Bombenangriff,dann wurde darauf geantwortet, dann gab es nochmal einen Bombenangriff,der auch ein bisschen mehr Schaden noch erzeugt hat als der erste.Nichts, was jetzt Israel in große Nöte gebracht hat, aber Israel ist ja immersehr darauf bedacht, bei keinem Angriff in irgendeiner Form Schaden zu erleiden.Da sah es dann halt schon anders aus und es war auch so ein bisschen underreported,aber der Luftschlag, den die Israelis auf Iran gemacht haben,der war auch signifikant.Also sie haben dort vor allem die Luftabwehr der Iraner wohl nachhaltig zerstört bekommen.Genaue Zahlen gibt es da nicht, aber das lief nicht gut für den Iran.So und das war jetzt die Situation.Hamas, gut, spielt jetzt für Syrien keine unmittelbare Rolle,aber war natürlich stark dezimiert.Dann Hezbollah, spielt für Syria eine extrem hohe Rolle,war quasi enthauptet worden und der Iran selbst auf einmal auch in großen Nötenjetzt auch seine ganze Militärproduktion erstmal auf die eigene Sicherheit zu fokussieren.Und dann gab es halt eine Rebellen-Offensive, die startete im Dezember oderwas im November, ich weiß nicht,noch im November glaube ich und die ging vom Norden aus, aus einem Gebiet in der Nähe der Türkei,was auch so ein bisschen Protektion der Türkei mit genoss.Und die Gruppe, die dort aktiv war, hieß HTS.Und die sind dann nach Süden vorgestoßen und trafen zunächst einmal in Köln.Das ist die Stadt in Aleppo. Auf bemerkenswert wenig Widerstand.Also es gab einen Vorstoß und nach ein, zwei Tagen war die Stadt genommen.Und die ganzen syrischen Truppen haben sich gar nicht groß gewehrt,sondern sind im Wesentlichen geflohen. Und dann setzte das Ganze eine Kettenreaktion in Gang.Die Rebellen sind dann mit Windeseile weiter nach Süden, die Kette von Städtenabklappernd nach Süden fortgefahren,haben dann Homs eingenommen und dann war eigentlich auch schon relativ klar, das geht nicht gut aus.Und dann gab es noch weitere verbündete Truppen, die dann im Süden die Kämpfeaufgenommen haben und nach, wie lange war es jetzt, nach ein, zwei Wochen,nach zwei Wochen war es dann einfach mal vorbei mit Assad.Assad ist dann geflohen und mittlerweile ist Syrien weitgehend unter der Kontrolle der HTS.Und die Russen, die haben noch kurz versucht, da irgendwas zu machen,haben mit ihren Flugzeugen Angriffe geflogen gegen die HTS,auch versucht ein paar Brücken noch zu bombardieren.Aber dadurch, dass die Assatsche Armee eigentlich sofort in Auflösung war,haben die Russen dann auch gesehen, dass sie sozusagen überhaupt gar keine Allianzenmehr haben und haben sich dann einfach zurückgezogen.Und der Sieg der Rebellen war da, zur großen Überraschung.Und heute auf morgen war Syrien nicht mehr in der Hand von Assad,dessen Familie dieses Land 50 Jahre lang komplett unterjucht hat.Und ja, die neue Situation ist bemerkenswert, weil jetzt,was man noch dazu sagen muss, Israel hat natürlich dann die Gelegenheit auchgenutzt und dieses Machtvakuum sofort für sich in Vorteil gezogen, indem sie a,weitere Gebiete in den Golanhöhen besetzt haben, unter anderem den höchstenBerg der Region, wo sie bisher immer nur in der Nähe waren.Aber jetzt kontrollieren sie sozusagen die syrische Seite davon,neben dem Libanon und haben halt so ihr Einflussgebiet nochmal so um 10,20 Kilometer ausgebreitet, also auf längerer Strecke.Da kann man jetzt geteilter Meinung darüber sein, wie rechtmäßig das ist,aber das interessiert glaube ich die Israelis an der Stelle überhaupt nicht.
Pavel Mayer 1:22:28
Und sie haben eine Vielzahl von Bombenangriffen geflogen und einen Großteilder syrischen Waffensysteme, modernen Waffensysteme,also Flugzeuge und Luftabwehr zerstört quasi.
Tim Pritlove 1:22:47
Nicht nur, dass auch die komplette Navy ist bei draufgegangen.Also man kann davon ausgehen, dass Israel innerhalb weniger Tage 80,90 Prozent der gesamten syrischen Armee zerstört hat.Oder mit anderen Worten, es gibt keine Luftabwehr mehr in Syrien.Es gibt vermutlich kein großes Bedrohungspotenzial mehr.Auch diese Chemiewaffenproduktion, die es in Syrien gab, dürfte mittlerweileaufgelöst worden, wenn nicht sogar teilweise zerstört worden sein.Das weiß ich jetzt im Einzelnen nicht.Und alles, was halt an Booten und Navy da war, ist alles komplett zerstört worden.
Pavel Mayer 1:23:23
Ja, sie haben auch Assads Drogenlabore ausgehoben. Ich weiß nicht,ob du das mitgekriegt hast.
Tim Pritlove 1:23:28
Ja, das haben dann also nicht die Israelis gemacht, sondern das haben die Syrer selber gemacht.
Pavel Mayer 1:23:34
Ja, ja, ja. Und ich meine, was ich mich gefragt hatte, als das da auf einmallosging, die ganzen Kürzel, die da plötzlich zu hören waren,wer da eigentlich gegen wen gerade kämpft.Und so, also gerade in Rebellenorganisationen, die ja auch untereinander teilweisedann noch gekämpft haben, so fand ich erstmal völlig verwirrend.Und ich habe mich gefragt, wer zum Teufel ist diese HTS?So, ich sage mal, was hat man davon zu halten?Weil es hieß natürlich sehr schnell, ja eigentlich ist das eher so eine jihadistischeOrganisation und der Führer war mal bei Al-Qaida und haben sich aber irgendwievon Al-Qaida dann abgespalten.Und ja, generell scheint es wohl so zu sein, ja, sind irgendwie erzkonservativeIslamisten, aber relativ gemäßigt so.Und tatsächlich auch laut Untersuchungen von NGOs,die so regelmäßig Rankings machen, sind sie tatsächlich die Terrororganisation,die die wenigsten Zivilisten umgebracht hatten in Syrien im Krieg.
Tim Pritlove 1:25:02
Terrororganisation mit menschlichen Antlitz.
Pavel Mayer 1:25:07
Ja genau, also sie haben nur irgendwie wohl 560 Zivilisten umgebracht laut dieserStatistik und sie schienen auch aber tatsächlich dann ja Ordnung,sich als tatsächlich Ordnungsmacht etabliert zu haben.Im Gegensatz zu einigen anderen Rebellengruppen, die dann von Süden kamen,die erstmal auf Plünderungen aus waren,die dann rein sind in die Stadt und irgendwie sich alles unter den Nagel gerissenhaben, was nicht nid- und nagelfest war, hat dann wohl die HTS dann unter anderemdiese Plünderungen unterbunden.
Tim Pritlove 1:25:52
Also HTS heißt Hayat Tahrir Asch Ascham,wir kennen es alle, Komitee zur Befreiung der Levante, Levante ist ja der Begrifffür diesen ganzen mittelmeernahen Bereich Syriens.Vielleicht die Abkürzung nochmal vervollständigen, es gibt derzeit vier Player,die jetzt in Syrien eine Rolle spielen.Neben HTS, die den Großteil des Landes, Damaskus, Homs, die wichtigen StädteAleppo und auch den alevitischen Teil am Mittelmeer kontrollieren,gibt es dann noch die, das ist mit diesen Abkürzungen so eine Sache, die SNA,also die Syrian National Army.Das ist eine wiederum noch mehr von der Türkei geförderte Gruppe,die derzeit noch extrem im Konflikt ist und auch noch Kämpfe durchführt gegendie SDF, das ist die syrische demokratische Fraktion, wenn ich es richtig erinnere.Aber das ist quasi die im Wesentlichen kurdisch geführte Widerstandsgruppe,die so jenseits des Euphratflusses, der dann Syrien nochmal in zwei Teile teilt,Richtung Kurdistan die Gebiete unter Kontrolle hat.Und dann gab es halt die SAA, also die syrische Armee von Assad,die gibt es halt jetzt nicht mehr. Das heißt, du hast jetzt im Wesentlichen drei Gruppen.HTS stellt jetzt auch den Präsidenten, dieser Al-Jolani, wie er genannt wurde,seinen richtigen Namen erinnere ich jetzt gerade nicht, hat sich ja jetzt wiederumbenannt, hat seinen Kampfnamen abgelegt sozusagen.Im Norden hast du noch die SNA, die halt mit der Türkei versucht irgendwie diesePKK nahen Kurden aus dem Grenzbereich der Türkei zu verdrängen und dann eben die SDF,die halt kurdisch sind, aber bei den Kurden gibt es ja nicht so eine einheitlicheFraktion, sondern da gibt es ja sozusagen die Kurden, die sehr viel mehr demeigentlichen Kurdistan zuzurechnen sind.Und dieser PKK-Teil der Kurden, der ist nochmal anders drauf und auch eher problematisch.Naja, auf jeden Fall ist Syrien jetzt unter neuer Regierung.Die HTS benimmt sich bisher sehr gemäßigt und das Ganze lässt einen ein wenig hoffen,dass die Situation sich in Syrien zumindest nicht weiter verschlechtert,sondern im Idealfall auch noch stabilisiert.Und wenn es richtig gut läuft, könnte dabei ein okayes Land bei rauskommen,was vielen geflüchteten Syriern vielleicht auch wieder eine neue Heimat bietenkann, was sich wirtschaftlich neu entwickeln kann,aber was vor allem halt keinerlei Gefahr mehr für Israel darstellt.Insofern ist Israel, glaube ich, der große Gewinner dieses gesamten Konfliktsbei allem, was man Israel jetzt vorwerfen kann bei ihren Vorgängen.Aber der Nahe Osten ist weniger bedrohlich geworden.Und das hat natürlich auch viel damit zu tun, dass der Iran eigentlich der große Verlierer hier ist.Weil hatte der Iran bis vor wenigen Monaten im Prinzip über seine schiitischenMitstreiter im Süden Iraks und dann eben den Assad-Truppen einen Landweg bisin den Libanon und bis zur Hisbollah ist dieser Landweg jetzt komplett abgeschnitten.Und durch die Zerstörung der ganzen Luftabwehr und natürlich auch durch dieÄnderung der Regierung ist jetzt eben auch der Luftweg komplett geöffnet worden.Das heißt, während der Iran vorher eine Bedrohung für Israel war,ist jetzt Israel im Wesentlichen eine Bedrohung für den Iran.Weil dadurch, dass der syrische Luftspace sich durch Syrien zumindest nichtmehr verteidigen lässt.Hat Israel im Prinzip jetzt ein riesiges Ausrittgebiet und kann theoretischmit den F-35-Kampfflugzeugen und Tankflugzeugen,die dann eben die Reichweite dieser F-35-Kampfflugzeuge signifikant erweitern,im Prinzip jedes Ziel im Iran angreifen.Der Iran ist jetzt sozusagen auf einmal in the crosshairs und ich wäre nichtsonderlich überrascht, wenn wir in der Hinsicht auch nochmal mehr Aktivität sehen.Ich glaube, dass Israel jetzt gerade erstmal dabei ist, kräftig die Wunden zulecken und die Reserven aufzustocken, aber der Iran hat ein Problem.Und wer natürlich auch noch ein riesiges Problem hat, ist Russland.Denn Russland war ja nicht nur ein Unterstützer Assads, sondern sie hatten jadort zwei militärische Stützpunkte.Also sie hatten viele militärische Stützpunkte, aber vor allem zwei wesentlichemilitärische Stützpunkte, die sehr, sehr, sehr wichtig waren für Russland,nämlich einen Hafen und einen Flughafen.Und beides müssen sie jetzt aufgeben. Ich glaube, der Flughafen ist schon übergeben worden.Der Hafen wird jetzt gerade so als letztes noch gecleared.Also da werden so die letzten Container verladen.Und die HTS hat halt gesagt, geht in Frieden, aber geht.Um es mal salopp zu formulieren. Also sie sind da relativ klug vorgegangen.Sie haben gar nicht erst groß versucht, den Russen jetzt irgendwie noch einenDenkzettel zu verpassen und dann noch irgendein Konflikt sich einzutreten undsinnlos irgendwie Leute zu töten.Sondern wir haben denen einfach klar gemacht, so Leute, ihr habt hier nichts mehr zu suchen.Ja, wir lassen euch jetzt mal in Frieden.Aber wenn ihr irgendwie aufmuckt, ihr seid jetzt über den Artillerie-Range undwir machen euch einfach platt.Und wenn ihr irgendwie euren Scheiß jetzt noch irgendwie eingepackt bekommt,ist gut, nehmt weg so, aber geht in Frieden.Und das war es dann halt mit der russischen Militärpräsenz im Mittelmeer auf syrischem Gebiet.Und das ist natürlich für Russland ein riesiges Problem,weil diese Standorte, dieser Hafen und auch der Flughafen extrem wichtige Logistik-Hubswaren für die russischen Aktivitäten in Afrika.Haben wir ja auch schon mal angesprochen, Russland bekämpft die westliche Welt überall.Und das tun sie halt nicht nur in der Ukraine,sondern das tun sie unter anderemauch im Sudan, das tun sie in allen afrikanischen Staaten der Sahelzone.Mali, Niger, oh Gott, kriege ich das jetzt alle aufgezählt.Also dieser ganze Burkina Faso, überall gab es in den letzten zwei,drei Jahren Militärputsche, die von den Russen und den Wagner-Truppen vor allemgedeckt wurden und der Einfluss Frankreichs wurde halt extrem,reduziert, was für die Franzosen ja auch nochmal ein Problem ist,aber diese ganze logistische Unterstützung dieser Truppen lief halt alles über Syrien.Und der einzige Standort, den die Russen jetzt im Mittelmeerraum überhaupt nochhaben, ist so ein relativ kleiner.Hafenoption im östlichen Teil Libyens, wo sie mit einem dieser Warlords zusammenarbeiten,Haftar oder wie der heißt.Also es gibt da eine libysche Hauptstadt im Westen und dann gibt es halt quasiauf der ägyptischen Seite Libyens gibt es halt nochmal einen anderen Warlord.Das ist derzeit auch alles in einem sehr schlechten Zustand da in Libyen undda halt also Russland noch ein bisschen Einfluss.Aber Syrien war ihr Goldstück und das ist jetzt weg und das ist jetzt die Gesamtsituation.Das heißt durch die Schwächung.Russlands nicht nur deswegen, aber eben auch wegen des Konflikts mit der Hezbollahund dem Iran, haben im Prinzip Iran und Russland ihren wichtigsten Kampfplatz verloren.Und das ist natürlich für die Ambitionen, für die imperialen Ambitionen,die Russland hat, ein großes Problem.
Pavel Mayer 1:34:20
Ja, und es zeigt aber auch, dass wenn man den Russen dann nur genug Widerstand entgegensetzt,dass sie sich halt auch zurückziehen, dass man Russen eben auch vertreiben kann.Und das finde ich ist auch nochmal so ein wichtiger Punkt und zeigt halt ja,sagen die, auch die Schwäche Russlands und dass sie da nicht in der Lage waren, gegenzuhalten.Und es zeigt eben auch, aber selbst wenn du Diktator bist, läuft halt nichtalles so, wie du das gerne hättest.Manche Dinge sind einfach praktisch unmöglich. Und ja,dann sind wir schon an dem Punkt jetzt, wo wir langsam den Elefanten im Raum lassen.Nochmal den Porzellan, den Elefanten im Porzellan laden.
Tim Pritlove 1:35:39
Ja, müssen wir jetzt leider. Also USA, ganz klar, ist natürlich jetzt das Themaund damit kommen wir auch wieder ein bisschen auf den Krieg in der Ukraine zurück.Wir haben also jetzt diesen Machtwechsel, Transition of Power hat stattgefunden,Biden hat, das habe ich schon erwähnt, er hat nochmal auf den letzten Meternalles an Kohle rausgehauen, was irgendwie machbar war, maximale Waffenlieferungen geliefert,ein bisschen Geld noch ein bisschen übrig gelassen, damit Trump stillschweigendauch noch ein bisschen was ausgeben kann, ohne dann nochmal den Kongresskirremachen zu müssen, ob er das nutzen wird, wird man dann sehen,aber auch dann eben diese verschärften Sanktionen.Die schon dazu geführt haben, dass also Indien und China sich ein bisschen zurückgenommenhaben und jetzt erstmal kein Öl mehr aus Russland kaufen werden.Zumindest gibt es jetzt keine Bestellung mehr, glaube ich, ab März.Und ja, jetzt ist natürlich viel darüber diskutiert worden, welche Haltung dieTrump-Administration jetzt einnehmen wird gegenüber Ukraine.Die letzten Jahre waren ja gefüllt damit, dass die ganzen Republikaner sehrprorussisch argumentiert haben,die ganze rechte Medienlandschaft hat halt irgendwie derbe ausgeteilt gegenZelensky und Putin war immer ganz toll und überhaupt.Und die erste Präsidentschaft von Trump war ja auch davon geprägt,dass er ihn da irgendwie angehimmelt hat und ihn so ein bisschen als Strongman wahrgenommen hat.Bloß ich glaube, diese Sichtweise hat sich jetzt doch extrem geändert,weil nach drei Jahren Krieg kann Russland halt irgendwie vorweisen,irgendwie 50 Kilometer irgendwo vorangekommen zu sein, indem sie eine MillionMenschenleute umgebracht haben auf beiden Seiten.Und das ist natürlich jetzt irgendwie keine Situation, wo man sagen würde,Putin ist aber jetzt hier wirklich der Geilste.Dazu kommt, dass die Strategie von der Ukraine, die politische Strategie wohleher lautet, die USA daran zu erinnern, wie viel Geld man mit der Ukraine verdienenkann. Und das ist natürlich etwas, was Trump super interessiert.Also dass man jetzt irgendwie hier Bodenschätze etc.Davon profitieren kann. Da gibt es gerade so die Debatte um Rare Earth,Lithiumvorkommen, alles mögliche.Nur das ist halt alles in diesem von Russland derzeit besetzten Gebieten undda müsste man natürlich ein bisschen was machen, wenn man da ran will.
Pavel Mayer 1:38:10
Ja, das Problem oder erstmal ist vieles so gekommen,wie wir in der letzten Sendung auch gesagt haben.Also der, sagen wir Trumps Plan oder das, was jetzt dieser Kellogg,der glaube ich Kellogg heißt ja, der Gesandte von Trump, der da jetzt Friedensplan ausarbeiten soll.Und tatsächlich haben die,ja, das,was sie in Project 25 niedergeschrieben hatten, versuchen sie jetzt auch erstmal so umzusetzen.Gut, Trump hat ja im Wahlkampf noch damit geprahlt, ja er wird sagen, den Krieg am Tag seiner,Amtsübernahme in einem Tag beenden. Das ist natürlich nicht passiert.Da gibt es offiziell drei Monate, so ist der Zeitplan, also innerhalb von dreiMonaten irgendwie was auszuhandeln.Ja, also Der Plan war grundsätzlich der, zu sagen, okay,er zwingt beide Parteien zum Frieden, indem er dann mit Zuckerbrot und Peitsche beide Seiten sagt,entweder ihr hört jetzt auf zu kämpfen und stimmt jetzt einem Waffenstillstand zu.Oder wenn Russland nicht mitzieht,dann will er die Ukraine massiv unterstützen mit allem, was er hat.Und wenn die Ukraine nicht mitzieht, will er der Ukraine den Waffen- und Geldhahn abdrehen.Und das war das, was beschrieben war, so an Strategie oder Idee,die sie versuchen jetzt auch grundsätzlich irgendwie umzusetzen.Die anfänglichen Reaktionen von Russland waren sehr interessant,fand ich, so auf Trump und auf Trumps Sieg.Also sie waren ja eigentlich anfänglich, also bevor er wirklich gewählt wurdeoder so, hatte man das Gefühl,sie wollen lieber Trump als Harris.So, dass sie gewisse Hoffnungen mit Trump einfach verbunden haben,dass er eben der Ukraine die Waffenhilfe abdrehen wird, was im Wahlkampf auch den Anschein machte.Aber ich kann erst mal feststellen, er hat halt erst mal jetzt nichts Konkretes gemacht.Also hat weder jetzt der Ukraine den Hahn abgedreht, noch hat er jetzt bisherirgendwie Waffenlieferungen ausgeweitet.Die Ukraine, wie wir schon erwähnt haben,haben dieses ganze Chaos genutzt, um ein bisschen freier agieren zu können undeben auch weniger Zurückhaltung zu zeigen.Und ja, aus Trumps Sicht natürlich kommt ihm das bisher ganz, ganz gut hin.Scheint ihm das ganz gut gelegen zu kommen, wenn die Ukraine jetzt für Verhandlungeneher besser dasteht als schlechter.So, das ist die eine Sache.Das Problem jetzt ist mit dem, was Trump sonst so von sich gegeben hat an Äußerungen,wie er sonst so der Welt gegenüber aufgetreten ist.Also angefangen mit dem Handelskrieg mit Kanada und Mexiko und der Idee jetztGrönland zu kaufen und dann neuerdings jetzt.Nachdem die alle drei Nein gesagt haben, hat er sich jetzt überlegt den Gazastreifenirgendwie Besen rein von Israel übernehmen zu wollen.Also ohne Leute und ja, also Trump hat halt unglaublich viel,unglaublich idiotisch erscheinende Dinge getan, die vermutlich nicht nur idiotischerscheinen, sondern auch idiotisch sind.Ich meine, ich habe versucht, das irgendwie mal zu steelmannen, so nach dem Motto, okay,das ist jetzt Trumpsche Verhandlungstaktik, die Art of Deal,1000 Prozent fordern und dann am Ende bei 150 Prozent rauskommen.Aber Politik und die Welt ist einfach viel, viel komplizierter als Business jetzt.Und was man dann auch gesehen hat, war,dass er dann erstmal jetzt, sagen wir mal, den Handelskrieg mit Mexiko und Kanada um 30 Tage,jetzt erstmal für 30 Tage ausgesetzt hat, also dort quasi zurückgerudert ist.Und scheinbar auch jetzt so ein bisschen das Interesse an Grönland verloren hat.Also es ist jedenfalls kein großes Thema mehr.Und die Kanadier sind halt jetzt alle ziemlich pisst.Und was jetzt mit so Europa, hat die Grönland-Nummer jetzt auch nicht geradefür Begeisterung gesorgt. Aber die Kanadier.Und bei Trump sind immer Grundsätze wichtig.Am besten ignorieren, was er sagt und gucken, was er tut.Das scheint wichtig zu sein. Aber es ist nicht so, dass das,was er sagt, jetzt bedeutungslos wäre.Sondern egal wie irrsinnig es ist, es zerstört halt Vertrauen.Das ist das Problem im ersten Schritt.Und im zweiten Schritt zerstört es Glaubwürdigkeit,wenn er nämlich dann natürlich an die Grenzen des Machbaren stößt und man feststellt,das, was er ankündigt oder androht, ist er nicht in der Lage umzusetzen.Und das wird jetzt natürlich auch zu einem Riesenproblem für die ganzen Friedensbemühungenoder für den Friedensplan,weil natürlich dann Garantien nötig sind.Oder nicht nur das, sondern im ersten Schritt überhaupt, damit jetzt die Russeneine Ausweitung der Waffenlieferungen an die Ukraine als glaubwürdige Drohung empfinden.Müssen sie auch davon überzeugt sein, dass Trump das dann durchziehen wird.Wenn er dann aber jetzt mittlerweile fünf Dinge angekündigt oder versucht oder angedroht hat,von denen er keins durchgezogen hat, das ist einfach wie desaströse Kindererziehung.Wenn Muttern irgendwie an der Kasse sagt, Kind, hör jetzt auf zu quengeln oderwenn du das noch einmal machst, dann.Und das Kind tritt dann trotzdem zu oder greift ins Regal.Nein, nein, wenn du das jetzt noch einmal machst. Also Problem ist,dass Trump, der durchaus ein gewisses Potenzial hatte, jetzt mit Mad-Man-Politik zu arbeiten.Gewisse Durchbrüche zu erzielen, einfach seine Glaubwürdigkeit und sein politischesKapital und auch seine Abschreckungsfähigkeit,dass er die jetzt Stück um Stück verliert.Und außerdem innenpolitisch ist halt auch das Problem, dass er halt sich dorteben aufführt wie ein Elefant im Porzellanladen und man sehen wird,wie viel von seiner Gleichschaltungs- und Rache und weiß ich nicht,was Politik gegenüber dem Staatsapparat und Staatsbeamten inwieweit er damitjetzt durchkommen wird.Weil auch dort stößt er jetzt auf erhebliche Probleme.Und auch innerhalb der Republikaner natürlich die ganzen Senatoren und Abgeordnetenhaben natürlich auch Heimatwahlkreise und so.Und eigentlich willst du halt, wenn du Dinge umsetzen willst.Willst du das eigentlich mithilfe von auch Verbündeten tun oder willst du,dass Leute halt auf deiner Seite stehen, während Trump sehr viel tut,um potenzielle Unterstützer vor den Kopf zu stoßen.Und ja, einfach an Glaubwürdigkeit,also seine Glaubwürdigkeit zu verspielen gerade und das ja,Aus meiner Sicht macht es zunehmend unwahrscheinlicher, dass er erfolgreichsein wird bei jetzt friedensstiftenden Maßnahmen.
Tim Pritlove 1:49:43
Meinst du generell friedensstiftenden Maßnahmen auf der ganzen Welt oder jetztkonkret in dem Falle von Ukraine nur?
Pavel Mayer 1:49:51
Ja, generell bei allem, was da durchsetzt wird, aber speziell jetzt auch inder Ukraine, aber auch was er im Gaza jetzt tut,ist auch gerade hochgefährlich, weil wir sind ja in der Mitte von einem Deal,sind noch immer nicht alle Geiseln ausgetauscht.Da ist halt auch gerade ein wackeliger Waffenstillstand und dort rein zu grätschen mit der Ansage,ja die Palästinenser sollen sich woanders niederlassen als im Gazastreifen, da ist eh alles kaputt.
Tim Pritlove 1:50:35
Ja, ich meine, dass er diese ganzen komplexen Zusammenhänge der Weltpolitiknicht versteht, das ist ja jetzt nichts Neues, das weiß ja auch jeder.Also am Ende muss man glaube ich auch nicht das, was er jetzt gerade erzählt,so ernst nehmen, weil ich meine, die Methode Trump ist ja bekannt.Er haut halt irgendwas raus und es geht nur darum, dass alle über ihn redenund dass alle irgendwie über irgendwas reden und alle permanent in Shock and Awe sind.Das funktioniert ja soweit auch ganz gut. Dass er wirklich eine kluge Politikan den Start kriegt, um seine Ziele zu erreichen.Dafür gibt es, glaube ich, relativ wenig Belege aus seiner letzten Runde.Das Kernproblem ist, dass es ihm glaube ich im Wesentlichen eigentlich nur darumgeht, sich an allen zu rächen, dafür zu sorgen,dass seine Familie und seine ganzen Kinder und Nachkommen sozusagen die nächsteMachtdynastie in den USA darstellen und dass er sich eben maximal bereichern kann.Und dabei braucht er natürlich auch ein bisschen Unterstützung,die bekommt er jetzt von diesen ganzen libertären Tech-Pro-Rassisten wie ElonMusk und Peter Thiel, die jetzt derzeit erstmal tun, was sie wollen,ohne irgendwie in irgendeiner Form zur Ordnung gerufen zu werden.Das wird wahrscheinlich nicht mehr so lange gut gehen, weil ich mir denke,da wird dann in den USA auch eine Gegenbewegung einsetzen.Ich weiß noch nicht ganz genau, wie die aussehen wird. Ich weiß auch nicht genau,wie erfolgreich die sein wird, aber die wird auf jeden Fall da sein.Und in dieser ganzen Gemengelage wird sich dann eben Schritt für Schritt inirgendeiner Form auch eine Ukraine-Politik abzeichnen. Nur...Pro-Russisch in dem Sinne sind sie jetzt nicht mehr.Es gibt in diesem Magerlager im Prinzip zwei Fraktionen.Es gibt halt die, die jetzt sozusagen noch auf der alten Propagandawelle mitlaufenund irgendwie noch nichts davon gehört haben,dass das sozusagen ja alles nur Propaganda war und das irgendwie wirklich glaubenund deswegen jetzt immer noch irgendeinen Putin-freundlichen Unsinn von sich geben.So Tucker Carlson und solche Vollhonks. Und dann gibt es halt sozusagen dieserepublikanischen Realisten,die sagen wir mal in ihren politischen Zielen jetzt auch nicht sehr viel genießbarersind, aber denen es halt einfach nur darum geht, irgendwie maximal Reibach zu machen.Und Trump will halt einfach zu den Gewinnern zählen. Er will halt irgendwiemit den Tollsten sein und so weiter.Und seine ganze Diktatorenliebe kommt ja auch nur davon, dass er eben so Leutetoll findet, die halt irgendwie alles unter Kontrolle haben.Und in dem Moment, wo Putin nicht mehr alles unter Kontrolle hat,ist Putin für ihn halt irgendwie auch kein Ding.Aber es ist natürlich das Problem, dass sie jetzt gerade sich selber so einbisschen selber die Finger abschneiden,diese Säuberungen, die sie da jetzt gerade durchführen im juristischen Bereich,aber vor allem auch im CIA Apparat und USAID runterfahren, weil Elon Musk sichirgendwie für die Niederschlagung der Apartheid in Südafrika rechnen möchte.Das ist natürlich überhaupt nicht klug. Also gerade USAID, ich glaube das verstehenauch in den USA relativ wenige.Das ist natürlich eine extrem wichtige Organisation für die USA,um sozusagen ihre Credibility weltweit aufrecht zu erhalten.Das wird alles dazu führen, dass sich viele neue Allianzen suchen werden.Das wird den Chinesen sehr gut tun. Das wird, wenn Europa sich halbwegs klugverhält, auch den Europäern wieder mehr Interesse zuspülen.Von daher schwächen sich die USA an der Stelle auch.Ob sie ihre Unterstützung für die Ukraine einstellen werden,da habe ich so ein bisschen meine Zweifel.Weil ich glaube, dass Trump eher da quasi als Sieger dastehen will.Dass das jetzt sozusagen im Raum steht.Also Ukraine, entweder gewinnt es halt jetzt irgendwie Russland,aber dann gewinnt es halt nicht Trump.Ob sie die richtigen Maßnahmen einleiten, ob sie da klug vorgehen, muss man mal schauen.Es gab ja jetzt einen angeblichen Friedensplan, der geleakt wurde.Also da glaube ich ehrlich gesagt nicht so richtig dran, dass der wahr ist.Also dass der in irgendeiner Form ein Plan ist, von dem jetzt wirklich irgendjemanddavon ausgeht, dass der jetzt auch so durchgeführt wird.Sondern das ist eher so ein bisschen die Niederschrift der bisherigen Propagandalüge,die sie so im Wahlkampf gemacht haben.So nach dem Motto, wir geben den Russen einfach immer irgendwie alles und dannpasst das schon irgendwie. So funktioniert das halt nicht.Ich glaube, die Ukraine ist gar nicht so schlecht aufgestellt.Zelensky hat sich halt sehr klug verhalten.Er hat sich nicht jetzt nur auf Bidens Seite gelegt so im Wahlkampf.Und war ja dann schnell auch am Start, Trump da irgendwie rechtzeitig wiederin die Hand zu schütteln, also in virtuellen Art und Weise.Und dieser Move zu sagen so, ja hier, also bei uns könnt ihr irgendwie eineMenge Geld verdienen, wenn ihr uns helft, ist glaube ich gar nicht mal so doof.Ich glaube nicht, dass das jetzt alleine entscheidend sein wird für die weiterenpolitischen Schritte, die wir hier sehen, aber derzeit, denke ich mal,stärkt die Ukraine ihre Position, weil sie halt auf dem Battlefield mit denAngriffen, wie wir das ja geschildert haben,Fortschritte machen, weil sie nach wie vor resilient sind, weil sie nach wievor die Region in Kurs halten, weil sie technologisch voranschreiten,weil sie einen Plan haben.Ich glaube, dass die Ukraine sogarin dem Falle, wenn die USA ihre gesamte Unterstützung einstellen würde.Wobei es gibt da verschiedene Level an Unterstützung.Keine Waffen liefern wäre schon mal hart.Keine Intelligence liefern würde sie vermutlich nicht.Noch mehr treffen? Also diese ganze Luftraumüberwachung, Satellitenzuspielung,Zulieferung von Intelligenzleute vor Ort, die im Land sind, die sozusagen Informationen bereitstellen.Das ist sicherlich von sehr großem Wert und das ist auch etwas,was nur die USA so leisten können, wo Europa viel zu schwach ist,weil Bundeswehr kann es komplett vergessen,Frankreich und UK, die können das, aber die haben halt einfach nicht ansatzweiseauch nur die Facilities und die Netzwerke und die Satelliten und die Airwax-Flugzeuge und so weiter.Das hat Europa einfach alles nicht. Das existiert nicht.Das ist nie gebaut worden, weil man halt immer gesagt hat, so ja,auch die USA, die passen schon auf uns auf. Irgendwie passt schon.Wir haben ja ein paar Kriegsschiffe, wir haben ein bisschen Atomraketen unddie Bundeswehr hat Geld und die bauen immer schon die Zelte und die Wasserversorgungsanlagen.So kommen wir schon irgendwie klar. Und jetzt haben wir halt das Problem,dass sich Europa im Krieg befindet und es sein kann, dass der größte Schutzpatroneinfach so, weil gerade die Laune umschlägt, mal aussetzt für eine Weile.Das ist natürlich alles nicht gut für die USA und das ist auch nicht gut fürEuropa und langsam wäre es auch immer an der Zeit, dass man in Europa da mal.Das dann langsam mal so ein bisschen die Checkung einsetzt, so vor allem inDeutschland, aber das dauert aber noch ein bisschen.
Pavel Mayer 1:58:23
Ja, also gerade an dem Punkt sind,Europa Europa hat theoretisch nicht alles,aber fast alles und kann fast alles produzieren, was die Amerikaner auch produzierenkönnen, mit wenigen Ausnahmen.Aber ich habe mir das jetzt mal angeguckt, auch durch sämtliche Waffensystemegegangen und es gibt für fast jedes Waffensystem,egal ob du bei Kampfpanzern, Panzerfahrzeugen,Artillerie,Raketen, Luftabwehr, gibt es europäische Alternativen. Das ist die eine Sache.Das zweite ist, was vielleicht nicht jeder weiß,Frankreich ist sehr autonom, was Waffensysteme angeht.Und die französische Rüstungsindustrie beschäftigt 250.000 Menschen.
Tim Pritlove 1:59:39
250.000?
Pavel Mayer 1:59:41
Ja, in Deutschland sind es ungefähr 100.000 nur. die deutsche Rüstungsindustrie.Und mir ging neulich halt durch den Kopf, naja, wenn wir jetzt gerade so einbisschen Probleme mit der Automobilindustrie haben oder generell und eh klar ist,Europa muss aufrüsten, hat Deutschland da erheblich Potenzial und Technologie.Und eigentlich spreche ich jetzt nichts dagegen, wenn die deutsche Rüstungsindustriejetzt 300.000, 400.000 Leute beschäftigen würde,um auch billiger Waffen für uns bauen zu können.Weil wenn wir schon aufrüsten müssen, dann doch lieber mit zu Hause gebautenWaffen, als mit welchen, die man im Ausland einkauft.Das ist das Ding. Und das Problem ist halt, es dauert halt irgendwie immer Rüstung hochzufahren.Also so eine Panzerproduktion, um die deutsche Panzerproduktion auf das Niveauwie im Kalten Krieg hochzufahren, braucht es ungefähr zwei Jahre.Ja, aber in zwei Jahren, wenn man heute die Entscheidung trifft,wir wollen jetzt mehr Panzer bauen, also wir wollen jetzt 300 Panzer im Jahrbauen, dann ist das in zwei Jahren zu schaffen.Oder wenn man mehr investiert, kann man auch sagen, wir wollen,wenn wir irgendwie 1000 Panzer pro Jahr bauen wollen, dann könnten wir das wahrscheinlichin drei Jahren oder so könnte Deutschland 1000 Panzer pro Jahr produzieren.Das waren auch, also zu Zeiten des Kalten Krieges, wenn man jetzt alles zusammenzählt,so von Kampfpanzern und Artillerie und so, war die deutsche Panzerproduktionauf bis zu 700 Panzern pro Jahr. So im Kalten Krieg.Das ist also beispielsweise erreichbar.Nur hat man eben, also wenn man vor zwei Jahren die Entscheidung getroffen hätte,wir machen das, dann könnten jetzt dieses Jahr 300 Kampfpanzer in Deutschland vom Band rollen.Tatsächlich werden es eher so um die 100 sein wahrscheinlich.Was Deutschland produziert für die eigene Bundeswehr, für Ukraine, für alle anderen. Ja.Das...Aber so kann davon ausgehen, selbst wenn die USA sich komplett zurückziehen würden,könnte Europa das nicht komplett auffangen, aber die Ukraine wäre nicht gezwungen,sofort zu kapitulieren.Ja, das kann man glaube ich auch festhalten.Das heißt, das wäre zwar ein harter Schlag, aber wie du auch schon richtig sagst,das wäre halt auch ein harter Schlag für die US-Rüstungsindustrie,die sowieso jetzt durch Trump gerade Probleme bekommt.Und die Äußerungen, wie gesagt, von Trump bisher, die haben Vertrauen zerstörtund werden konkrete Auswirkungen auf US-Rüstungsexporte haben.Wovon natürlich die amerikanische Rüstungslobby alles andere als begeistert sein wird.Das heißt, da ist zu erwarten, dass dort jetzt auch in Kürze Gegenwind aus dieserRichtung kommen wird gegen Trump.
Tim Pritlove 2:03:50
Und das wird interessant.
Pavel Mayer 2:03:52
Ich meine, auf der einen Seite, ich meine, es ist hart,für wen man jetzt hier Sympathien hegen soll in dieser Auseinandersetzung zwischenTrump und dem amerikanischen rüstungsindustriellen Komplex,der ja schon auch eher irgendwie ein Ding für sich ist, der so gigantisch ist,wie man sich das als Europäer kaum vorstellen kann.Das sind 800 Milliarden im Jahr.Das ist fast das Zweieinhalbfache des deutschen Bundeshaushalts,der allein in Rüstung geht.Und das Ganze ist ein Selbstläufer. Und das dürfte also auch interessant werden.Und so Trump gegen amerikanischen rüstungsindustriellen Komplex.
Tim Pritlove 2:04:44
Ja, vor allem das Ding ist ja selbst, nichts bei Trump folgt irgendeiner Logik.Weil wenn du da mit einer normalen politischen Logik rangehen würdest,dann wäre das Ding sowieso klar.Denn was liefert die USA derzeit in die Ukraine?Die produzieren ja nicht neue Waffen und schicken die dahin.Sondern die Waffen, die die USA an die Ukraine liefert, sind Waffen,die die USA bereits haben.Und die liegen da rum. Und ein Großteil davon, wenn nicht fast alles, ist alt.Und Waffen können nicht ewig rumliegen. Du kannst nicht eine Rakete ins Regallegen und 50 Jahre später rausholen.Die funktioniert dann irgendwann nicht mehr. und du kannst die dann aber auchnicht einfach in den Mülleimer entsorgen, sondern du musst sie mit relativ großemAufwand rückbauen und sozusagen dekommissionieren.Das kostet eine Menge Geld. Es ist sehr viel billiger, wenn du die Rakete einfachin die Ukraine schickst und sagst, feuert die mal auf die Russen, das passt schon,damit hast du sozusagen weniger Geld ausgegeben, weil du dir das Dekommissioningsparst und muss natürlich für Replacement sorgen, aber für dieses Replacementmuss man sowieso sorgen.Das heißt, die USA geben eigentlich gar kein Geld aus, was sie nicht sowieso ausgeben müssten,aktualisieren quasi ihren Rüstungsbestand permanent, haben keine zusätzlichenKosten durch das Decommissioning von altenWaffen und das ist eine Win-Win-Win-Win-Win-Win-Win-Win-Win-Win-Situation.Und die aufzulösen ist vollkommen bekloppt. Also ich meine, selbst wenn.Da kannst du komplett im Tramschen-Sinne mit America First und irgendwie Kohlefür uns und weniger Ausgaben für den Staat argumentieren.Das ist genau das, was da passiert sozusagen.Also es kostet eigentlich gar nichts. Es ist so mehr oder weniger ein,gut, du hast immer noch die Logistik und sozusagen du musst es irgendwie aufein Schiff laden und darüber fahren oder hinfliegen.Und das kommt natürlich noch dazu, aber das ist alles überhaupt gar kein Vergleichzu dem, was das sonst kosten würde.
Pavel Mayer 2:07:04
Das trifft wahrscheinlich auf die überwiegende Zahl der Waffen zu, aber nicht auf alles.Also zum Beispiel die Abrams Kampfpanzer sind extra neu für die Ukraine produziertund ich gehe mal davon aus,dass auch bei der Munition und so und bei Luftabwehrraketen es Bereiche gibt,wo dann direkt geliefert wird.Aber der Großteil kommt wahrscheinlich aus amerikanischen Depots und da isttatsächlich auch noch eine Menge zu holen. Das ist so das andere Ding.Also die amerikanischen Depots aus Zeiten des Kalten Krieges sind auch nochvoll, so im Gegensatz zu den russischen. Obwohl die Amerikaner auch viel abgebaut haben.Ich hatte mir mal vor Jahren die Zahlen angeguckt, so bei Munition und so habensie auf die Hälfte oder ein Drittel abgebaut.Aber das waren auch irrsinnige Zahlen, die die Amerikaner hatten.Was weiß ich, bei Granaten irgendwie sich 20 Millionen Stück oder so.
Tim Pritlove 2:08:16
Jetzt müssen wir mal langsam zum Schluss kommen.Hast du irgendwelche Predictions am Start?
Pavel Mayer 2:08:25
Ich weiß gar nicht.
Tim Pritlove 2:08:26
Ob ich mich da groß beteiligen möchte.
Pavel Mayer 2:08:28
Ja, ich meine normalerweise, also die normalen Gesetzesmäßigkeiten,was ich glaube, wie die Welt funktioniert ist,dass sich das schon irgendwie einmitteln wird.Das sagen, egal was Trump oder was Putin wollen, nichts von dem wird so passieren.Ich glaube nicht, dass es Trump gelingen wird, einen Waffenstillstand in absehbarerZeit, also nicht in den nächsten drei Monaten.Ich kann mir vorstellen, dass allerdings die Verhandlungsbereitschaft der Russenzunehmen wird in diesem Jahr,aber nicht weit genug gehen wird.Und ja, dann gab es so die interessante These auch noch,dass die Situation gerade, was die NATO-Mitgliedschaft für die Ukraine angeht, die ja dann auch,sagen die, eine große Frage bei jeder Art von Waffenstillstand oder Abkommenist natürlich die der Garantien.Und Russland will auf jeden Fall verhindern, dass die Ukraine der NATO beitritt.Das ist ja eines der großen Kriegsziele.Und wenn ihr das jetzt gewährt werden würde, sozusagen Versprechen,ja, die Ukraine kommt nicht in die NATO,ist erstmal die Frage, wie viel ist so ein Versprechen von Trump wert?Oder wie viel ist so ein Versprechen wert, einfach generell.Und dann aber, okay, wie wird denn dann anderweitig garantiert,dass der Krieg nicht wieder einfach aufflammt.So wie stabilisiert man das Ganze.Und da gibt es im Moment einfach keine glaubwürdigen Pläne auf dem Tisch,keine glaubwürdigen Garantien.Und der Punkt ist ja, dass eigentlich eine Garantie bereits existiert, eine vertragliche.Die USA und Großbritannien haben ja seinerzeit garantiert die territoriale Integritätder Ukraine im Austausch dafür,dass die Ukraine ihre Atomwaffen abgegeben hat.Ja, so, das heißt, mit irgendwie einem Stück Papier ist es nicht mehr getan,weil das Papier existiert bereits und war halt, ja.Wie gesagt, also so einfach wird es nicht gehen.Und wenn es jetzt nicht zu einer NATO-Mitgliedschaft kommt, dann wird es auchohne eine Stationierung von US-Truppen in der Ukraine verfolgt.Nicht gehen. Europa hat nämlich nicht genug Truppen.Es wären ungefähr 200.000 bis 300.000 Soldaten erstmal notwendig,die in der Ukraine stationiert werden müssten aus dem Westen.Das kann Europa alleine im Moment nicht leisten.Die USA und Trump wird keine nicht bereit sein, 100.000 oder 200.000 Soldatenin die Ukraine zu schicken.
Tim Pritlove 2:12:59
Auf keinen Fall.
Pavel Mayer 2:12:59
Ja, das heißt, jeder Friedensplan selbst oder jeder Waffenstillstand,selbst wenn einer zustande kommen sollte,würde im besten Fall eine vorübergehende Waffenruhe bedeuten.Und keine, also eine dauerhafte Lösung ist im Moment einfach nicht in Sichtbei dem aktuellen Stand der Dinge.
Tim Pritlove 2:13:36
Vor allem eine Einigung, wie auch immer sie dann aussehen mag,muss ja auch die Zustimmung der Ukraine haben. Und ich glaube,bei der Ukraine ist die Situation klar.Man wird nichts akzeptieren, was in irgendeiner Form Verzicht aufs Land beinhaltetund was keine solche Sicherheitsgarantien macht.Und die NATO wäre ja nun auch schön doof, wenn sie nicht die Ukraine mit inihren Kampfverband mit aufnehmen würde.Weil im Prinzip die Ukraine in der NATO, das ist der Nagel im Grab aller imperialen Pläne Russlands.Weil Russland weiß, NATO mit Ukraine und Finnland und Polen und den baltischen,Staaten sozusagen an ihrer Front, das ist für sie das metallische Ende jeder Expansionspläne.Da werden sie keinerlei,da haben sie einfach keinerlei Chance mehr. Das wissen sie auch.Und ich glaube generell wissen sie auch, dass sie derzeit eigentlich relativ scheiße dran sind.Und die einzige Möglichkeit, oder der einzige Grund, warum eigentlich überhauptRussland sich überhaupt noch halten kann in diesem Krieg.Weil sie einfach nach wie vor das beste Game im Propaganda-War haben.Ich erinnere hier an diese Nummer mit irgendwie Bauschaum in Autos in Deutschland,in Auspuffe und dann noch irgendwie ein Habeck-Aufkleber aufs Auto drauf. Das ist so der Level.Wir machen mal hier eure Glasfaserverbindungen und eure Stromleitungen kaputtmit irgendwie so, oh, da ist uns gerade ein Anker runtergefallen.Achso, das kann ja jedem mal passieren.Also diese permanente Betrollung und diese permanente Bedrohung funktioniertja leider, weil wir dann eben so ausgeboten haben wie irgendwie Scholz, die einfach in so einer.Ja oder Sarah Wagenknecht, okay das ist nochmal ein anderes Problem,aber diese deutsche Angst vor irgendwie der russischen Übermacht und vor Atomkriegund so weiter, Das führt einfach nur dazu,dass die Russen einfach vollkommen überbewertet sind.Also wenn man sich einfach anschaut, welche Bedrohungen sie real für uns darstellen,wenn wir uns nur mal wehren würden, dann sähe glaube ich die Betrachtung ganz anders aus.Und auch Beidens Regime muss man jetzt vorwerfen, also seiner Regierungszeit.Dass sie eigentlich total unterperformt haben.Also sie haben sich völlig ins Boxhorn einjagen lassen.Jede Eskalationsstufe, die immer irgendwie so, oh, wenn wir das machen,dann bringt ja das passieren und so weiter. Was ist davon wirklich jemals eingetreten?Nichts. Keine einzige Befürchtung ist jemals eingetreten.Die Russen haben dem nichts entgegenzusetzen. Und wie viel Schiss sie haben,sieht man ja auch sehr schön an ihrem ganzen Kommunikationsverhalten.Das hatten wir ja eingangs schon erwähnt,wie sie sich jetzt überhaupt der Trump-Regierung gegenüber verhalten.Also noch wenige Tage vor Amtsantrittwar ja die ganze Zeit so in der russischen Propaganda so dieses,ja unsere Ureschnik hier, unsere neue ICBM, unsere Long-Range-Waffe und da könnenwir irgendwie alle europäischen Hauptstädte mit Atombomben beregnen und wassie nicht alles für einen Unsinn von sich gegeben haben.Ich meine, das ist Fernsehen und so weiter, das ist Propaganda,aber wir wissen, das findet ja nicht unabhängig von der Kreml-Steuerung statt.Kaum war Trump an der Macht...Keiner redet mehr davon, irgendwie Atomraketen über dem Westen abzurechnen.Also es ist einfach diese komplette Reschnick-Diskussion, wo sie sich wochenlangeinen drauf gewichst haben, ist sozusagen von heute auf morgen komplett weg.
Pavel Mayer 2:17:45
London, Großbritannien wollen sie immer noch newsen.
Tim Pritlove 2:17:48
Achso, doch noch.
Pavel Mayer 2:17:49
Aus irgendeinem Grund hassen sie die Engländer wie die Pest,also mehr als die Amerikaner noch. Weil hier Solowhef neulich, also ja, aber...
Tim Pritlove 2:18:02
Wahrscheinlich haben die noch mehr Geld und mehr Yachten weggenommen.
Pavel Mayer 2:18:06
Ja, Washington haben sie jetzt rausgenommen.Also ich hörte, was wohl passiert sein soll zu Beginn des Krieges,also nach Kriegsausbruch.Und drohte angeblich wohl tatsächlich eine nukleare Eskalation.Also die Russen wollten wohl tatsächlich taktische Nuklearwaffen einsetzen.Und die Chinesen haben dann wohl einfach gesagt, nee, lass das mal.Und die Amerikaner haben das halt alles mitbekommen.Und das soll wohl der Hintergrund dafür sein, warum dann die beiden Regierungeneinfach Schiss hatte seitdem.Ob das ein erfolgreicher russischer Bluff war, weiß man nicht.Aber Fakt ist, dass sich wohl...Die amerikanische Regierung den Eindruck hatte, Russland oder davon überzeugt war,dass Russland Atomwaffen tatsächlich einsetzen könnte und das geplant hat undeben, dass nur durch Intervention der Chinesen sie davon abgehalten wurden.Und dass damit Putin es geschafft hat, so ein bisschen die Agenda oder das Framingfür den Rest von Bidens Amtszeit zu setzen.Und ob das jetzt so gelaufen ist, es klingt auf jeden Fall plausibel.Also ich könnte mir das vorstellen, dass da etwas in der Art gelaufen ist.Ja, in Deutschland haben wir jetzt wieder Wahlen.Was sagen denn so die einzelnen deutschen Parteien zur Ukraine aktuell?Wen können wir denn wählen, um in dem Konflikt...
Tim Pritlove 2:20:32
Da ist noch eine Wahlempfehlung abgeben. Also ich habe da eine relativ klare Meinung.Ich glaube, es gibt nur eine Partei, die irgendwie eine halbwegs stabile Einstellung hat zu dem Thema.Der Rest kann eigentlich weg.
Pavel Mayer 2:20:50
Und verrätst du auch, um welche Partei es sich...
Tim Pritlove 2:20:54
Na, du weißt, welche Partei das ist.
Pavel Mayer 2:20:58
Ja, aber nicht zu 100 Prozent.
Tim Pritlove 2:21:03
Das ist schon zu 100 Prozent, aber die Grünen sind die einzigen,die vorher schon immer vor Russland gewarnt haben,sind die einzigen, die irgendwie eine klare Haltung zur Unterstützung der Ukrainevon sich gegeben haben und denen es im Prinzip alles nicht weit genug ging.Und an dieser Position hat sich generell nichts geändert.Die Linken kannst du komplett in die Pfeife rauchen, was diese Position betrifft,weil die halt irgendwie in ihrer Russlands-Liebetradition irgendwie da meiner Meinung nach….
Pavel Mayer 2:21:35
Weil die nicht erkannt haben, dass Russland nicht mehr links und kommunistisch ist.
Tim Pritlove 2:21:40
Ja, erstmal das sowieso. Ja, das ist halt auch so ein, wie ich finde,ein bisschen von der Realität entkoppelter Prinzip-Pazifismus.Also diese Vorstellung, man müsste nur ausreichend lieb genug sein und dannwürden die bösen Diktatoren schon irgendwie weichen, dem kann ich halt wirklich nicht folgen.
Pavel Mayer 2:22:02
Nee, da gibt es dieses schöne Wort Unterwerfungspazifismus.
Tim Pritlove 2:22:06
Genau. Und das bringt uns halt einfach nirgendwo hin.Also es muss halt einfach einer Rechtsübertretung, muss einfach auch eine entsprechendeexekutive Maßnahme entgegengehalten werden, sonst findet das halt einfach immer wieder statt.Und das ist halt meiner Meinung nach in diesem Ukraine-Fall einfach mehr als nur offensichtlich.Und ich finde, wir haben eine moralische Pflicht, aber auch ein wirtschaftlichesInteresse und auch ein Überlebensinteresse daran, die Situation zu befrieden,indem man halt den Aggressor zurückweist.Und das geht halt einfach mal nur mit Force.Was anderes gibt es nicht. Du kannst da natürlich jetzt anfangen,irgendwie Blumen zu verteilen an der Front und so weiter, aber das machst du halt nicht lange.Und gut, SPD haben wir halt gesehen, was das für ein Geeier war damit, Scholz.Ja, es ist halt immer wieder drei Schritte zurück und vielleicht mal einen Schritt vor.
Pavel Mayer 2:23:07
Die Partei ist auch viel zu sehr verstrickt mit Putin und dem Putin-System immer noch.
Tim Pritlove 2:23:15
Genau.Gut, CDU sagt zwar irgendwas, aber,ich glaube nicht, dass Merz irgendeine nennenswerte politische Erfahrung nachweisenkann, dass der in irgendeiner Form in diesem Spiel,richtig mitgestalten kann und BSW und AfD kannst du eh komplett vergessen,die sind einfach vollständig von Putin.Sorry, aber so sehe ich das.
Pavel Mayer 2:23:47
Ja, deckt sich weitgehend mit meiner Betrachtung.Ich bin jetzt nicht so ein genereller grünen Anhänger unbedingt oder grünen Freund,aber ich habe meine Probleme mit allen Parteien, weil ich halt zu viel Innenansichten erlebt habe.Und das macht es für mich, also seit ich halt im Parlament war,ist es für mich unendlich schwieriger geworden, Wahlentscheidungen zu treffen.
Tim Pritlove 2:24:21
Vor der letzten Wahl hat es ja Annalena Baerbock schon im Fernsehen irgendwiegenau gesagt, was passieren wird und genauso kam es auch.
Pavel Mayer 2:24:30
Aber tatsächlich muss ich sagen, ich bin generell so ein Underdog-Wähler.Also es gibt immer irgendwie welche Parteien, wo ich das Gefühl habe,dass sie ungerecht behandelt werden vom Wähler und von den Medien.Und das sind dann, sagen denen, wo ich tendiere, denen meine Stimme zu geben.Also oft sind das Koalitionsparteien.Ich muss sagen, dass die Grünen aus meiner Sicht,insbesondere Habeck,einfach sehr klar unangenehme Dinge ausgesprochen hat, für die er dann zu Unrecht Prügel bezogen hat.Und deswegen bin ich der Meinung, sie haben eigentlich in der Koalition einenordentlichen Job gemacht.
Tim Pritlove 2:25:40
Aus der Perspektive der Ukraine und nur aus der Perspektive dieser Problematik.Ja, also wenn Selenskyj sich sozusagen jetzt eine deutsche Regierung wünschenkönnte, dann wäre das meiner Meinung nach eine grün-schwarze Koalition.Das ist sozusagen das, was die Ukraine sich wünschen würde.Ja, Kanzler Habeck und irgendwie Merz wird natürlich dann, weil er zu wenigStimmen geholt hat, noch kurzfristig entlassen und durch irgendwelche erträglichenTechnokraten ersetzt oder man macht ihn zum Entwicklungshilfeminister,oder keine Ahnung, was auch immer.Der kann ja eigentlich nichts. und das würde wahrscheinlich irgendwie auch tatsächlicheine Konstellation sein, in der ich denke, sogar Deutschland ganz gut von profitieren könnte.Weil dann kann die CDU halt nicht wieder alles gegenwettern und sich irgendwiemit der AfD verbünden, sondern muss das halt irgendwie mittragen.Aber die Leitlinienkompetenz, die läuft dann zumindest schon mal in die richtige Richtung.Naja, wünsch dir was. Wird nicht so kommen. Aber wäre natürlich etwas.
Pavel Mayer 2:26:55
Ja, die SPD wäre für mich eine Alternative gewesen, wenn sie irgendwie den Pistoriuszum Kanzlerkandidaten gemacht hätten.Der macht nämlich aus meiner Sicht, also von außen betrachtet,eine ganz gute Figur als Verteidigungsminister.
Tim Pritlove 2:27:19
Wahrscheinlich der erste Verteidigungsminister, soll es. seit Äonen,der irgendwie eine gute Stikur macht.
Pavel Mayer 2:27:25
Und das ist ein härterer Job als Kanzler. Also sagen, dem würde ich das durchaus auch zutrauen.Und der gehört auch eher zu den Politikern, die sich nicht scheuen,ich weiß nicht, zu sagen, wenn sie gerade irgendwas nicht wissen.Und das ist so die Kategorie.Ja, die ich einfach an Politikern mag.Also Wurwereit war auch so ein Typ, der so Klartext geredet hat und eben auchgesagt hat, keine Ahnung.So wenn er keine Ahnung hatte, sondern das ist ein wichtiges Qualitätsmerkmalund diese Souveränität,weil dazu brauchst du einfach eine gewisse Souveränität,das zu sagen und da mangelt es vielen an Souveränität Und ja,Scholz, finde ich, geht einfach gar nicht. Den mochte ich noch nie.So, seit ich ihn das erste Mal im Winterwahlkampf 2011 oder so.Dieses Jahr haben wir auch wieder einen Winterwahlkampf.Winterwahlkampf ist echt hart, so bei Minustemperaturen. Und es war in Hamburgauch noch und da wehte dann ordentlich strammer Wind,so mit leichten Minustemperaturen und du stehst dann draußen am Stand und versuchstirgendwie mit Leuten ins Gespräch zu kommen.Keine, ja.
Tim Pritlove 2:29:12
Ja, naja, also ich denke, wir haben auch die Kraft, keine Ahnung zu sagen,wenn wir darüber nachdenken, wann dieser Krieg beendet sein wird.Ich habe zwar stark das Gefühl, man hätte schon genug Gelegenheiten gegeben,diesen Krieg zu Ende zu bringen, aber dem ist halt leider bisher nicht so.Ich denke wir können es an der Stelle jetzt auch mal gut sein lassen mit dieserAusgabe, wir haben ja schon wieder einiges zusammengetragen hier.
Pavel Mayer 2:29:39
Ja.
Tim Pritlove 2:29:39
Ich hoffe das war für euch informativ und interessant unsere Gedanken zu derGesamtsituation zu hören.Schreibt uns gerne eure Kommentare bei uns ins Blog rein und zwar nicht um irgendeinenAlgorithmus zu befriedigen, sondern einfach weil uns das interessiert und eureSicht und eure Korrektur immer ganz, ganz, ganz wertvoll ist.Ja, und wir werden weiterhin versuchen, das Geschehen möglichst nah zu begleitenund werden uns dann demnächst wieder mal zusammenfinden.Es muss nicht unbedingt mal drei Monate vergehen.Das war jetzt leider so ein bisschen schwierig, einen Termin zu finden.Aber ich denke mal, jetzt werden auch durch Trump so viele Dinge in Bewegungkommen, oft im Guten und im Schlechten, dass es auch sehr viel früher wieder Update-Bedarf gibt.
Pavel Mayer 2:30:37
Du erwähntest ja, dass auch der Wunsch an dich herangetragen worden wäre,irgendwie eine Trump-Begleitung zu machen, aber ich glaube, das ist so schmerzhaft.
Tim Pritlove 2:30:53
Ich habe schon diese erste Trump-Präsidentschaft mit Werbe und Intensität täglich begleitet.Da bin ich so tief in dieses Rabbit Hole US-amerikanischer Innenpolitik undMedienwelt eingestiegen. Das hat mir auch eine gute Basis gegeben,überhaupt generell die USA zu verstehen und diesen ganzen Wahnsinn.Aber ehrlich gesagt, das ist nochmal so eine Legislaturperiode,da stecke ich lieber echt erstmal die Finger ins Ohr und sage, la la la la la la la la.Das ist einfach alles nicht zu ertragen. Das wird einfach ganz schlimm werdenund da müssen wir irgendwie durch.Aber es ist im Wesentlichen jetzt an den USA hier Reaktionen zu zeigen,weil wir werden da nicht viel beeinflussen können.
Pavel Mayer 2:31:36
Ja, nee, es ist auch schwer so.Ich kann mich da leider auch dem Ganzen nicht komplett entziehen,weil ich halt enge Freunde und Bekannte habe,die auch davon betroffen sind.Und deswegen ist das an mir näher dran, das Ganze, als vielleicht an allen anderen.Aber ja, diesen Wahnsinn zu folgen, macht irgendwie nur verrückt.
Tim Pritlove 2:32:16
Deswegen konzentrieren wir uns auf den anderen Wahnsinn. Ich würde lieber auchnoch mal ein paar andere Konflikte demnächst ein bisschen intensiver beleuchten.Mich führt ja hier auf meiner Reise der nächste Schritt wahrscheinlich auch nach Taiwan,dass die Perspektive aus chinesischer und taiwanesischer Sicht,die pazifische Welt, die finde ich derzeit eigentlich viel interessanter.Na gut, das war es jetzt. Vielen Dank fürs Zuhören und wir hören uns bald.
Pavel Mayer 2:32:51
Alles klar.
Tim Pritlove 2:32:52
Tschüss.
Shownotes