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UKW119 Ukraine: Aquatische Wolfsrudel

Die letzten drei Monate des Kriegs und eine Reise in die Ukraine

Das letzte Vierteljahr des Krieges in der Ukraine war geprägt von den russischen Bodenoffensiven um Avdiivka, Kremmina und Kupiansk im Osten des Frontverlaufs. Der Kampf um Avdiivka war die bisher verlustreichste Aktion der Russen und stellt sogar die unvorstellbaren Verluste in der Schlacht um Bakhmut in den Schatten. Am Ende musste die Ukraine sich etwas zurückziehen, das aber vor allem, weil durch die Scharaden der Republikaner in Washington und die ausbleibende Steigerung der Waffenproduktion in Europa langsam die Munition ausging.

Dafür war die Ukraine in der Luft und auf hoher See ausgesprochen erfolgreich. Sie hat mit neuartigen Seedrohnen und Marschflugkörpern bald ein Drittel der russischen Schwarzmeerflotte zerstört und auch eine sehr große Zahl an Kampf- und Aufklärungsflugzeuge der russischen Luftwaffe vernichtet.

Außerdem war Tim jetzt selbst eine Woche in der Ukraine und berichtet ausführlich von seinen Erlebnissen in Lwiw, Kyiv, Tschernihiv und Odessa. Wir diskutieren über diese Erfahrungen, die Wahrnehmung der westlichen Politik in der Ukraine und was der politische Kurs des Bundeskanzlers für Kollateralschaden auslöst.

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Veröffentlicht am: 7. März 2024
Dauer: 4:57:41


Kapitel

  1. Intro 00:00:00.000
  2. Begrüßung 00:00:31.748
  3. Die Russische Winter-Bodenoffensive 00:05:31.545
  4. Russischer Luftkrieg 00:19:41.057
  5. Ukrainischer Luftkrieg 00:27:24.976
  6. Der Dnipro-Brückenkopf in Krynky 00:57:49.595
  7. Der Seekrieg im Schwarzen Meer 01:04:08.952
  8. Angriffe auf russische Infrastruktur 01:21:14.549
  9. Russische Infrastrukturprobleme 01:28:47.982
  10. Aufrüstung der Ukraine 01:44:24.788
  11. Umbau der Ukrainischen Streitkräfte 02:10:09.048
  12. Reise in die Ukraine 02:18:33.057
  13. Die Politik des Westens 03:35:10.578
  14. Was kann Taurus? 03:58:43.417
  15. Die abgehörte Bundeswehr-Telefonkonferenz 04:13:39.524
  16. Die Taurus-Debatte und die Scholz-Isolation 04:33:58.868
  17. Ausklang 04:56:01.743

Transkript

Tim Pritlove
0:00:32
Pavel Mayer
0:00:59
Tim Pritlove
0:01:00

Es ist jetzt eine Weile her, dass wir uns das letzte Mal über das Thema gebeugt haben. Tatsächlich hatten wir jetzt unsere letzte Sendung am 23. November. Jetzt haben wir den 7. März 2024. Das heißt, da ist dann schon mal, ja, drei Monate sind vergangen. Ich hatte zwischendurch allerdings jetzt vor einem Monat eine Sendung mit Enno Lenze gemacht, die letzte, die 118, wo er mal berichtet hat aus seiner Perspektive, wie es so in der Ukraine aussieht. Da haben wir uns aber jetzt nicht so sehr an der Chronologie des Krieges selber orientiert. Das wollen wir nämlich dann heute nachholen und blicken quasi auf die letzten drei Monate des Konfliktes zurück und was sonst noch so passiert ist. Konkret möchten wir heute sprechen über die russische Bodenoffensive, die wir in den letzten drei Monaten gesehen haben. Die ähm... Angriffe auch mit Drohnen und Raketen auf die Ukraine, die halt zwischendurch weitergegangen ist. Wir wollen den Bridgehead betrachten, den einzigen Vorstoß über den Dnipro-Fluss, den die Ukraine bisher in Kherson hat machen können und nach wie vor hält. Wir schauen auf den Seekrieg im Schwarzen Meer und die Angriffe auf die Krim, die dort mit zusammenhängen. Generell den Luftkrieg, den Counter-Luftkrieg, den wiederum die Ukraine gegenüber Russland macht. Das ist ein sehr interessantes Feld. Und auch die Versuche der Ukraine, die russische Infrastruktur lahmzulegen. Wir gucken dann auch nochmal auf sonstige Infrastrukturprobleme, die Russland ganz unabhängig vom Krieg hat. Dann Fragen der Aufrüstung, Umbau des ukrainischen Militärs war ein Thema. Ja und dann werde ich ein bisschen berichten von meiner eigenen Reise in die Ukraine, da war ich nämlich jetzt gerade in der letzten Woche, habe dort für acht Tage das Land besucht und bin umhergereist und hatte sehr sehr interessante Einblicke gewinnen können. Ja und zum Abschluss wollen wir uns dann noch so ein bisschen über die Politik, die internationale Politik rund um den Krieg kümmern und speziell dann auch nochmal auf die deutsche Debatte rund um das Taurus-Waffensystem bzw. Die generelle Haltung von Deutschland zum Krieg unterhalten. Ja, das ist so unsere Agenda heute.

Pavel Mayer
0:03:44
Tim Pritlove
0:04:14
Pavel Mayer
0:05:30

Ja.

Tim Pritlove
0:05:32

Gut, also wie gesagt, wir wollen erstmal schauen, was ist eigentlich überhaupt passiert. Und Anfang Dezember hatten wir auch schon ein weiteres Mal auf die Lage in Avdivka geschaut. Das war bei der vorletzten, also unserer vorletzten Sendung auch dann sozusagen der Zeitpunkt Anfang Oktober. Ich glaube zum 10. Oktober ging halt diese Offensive los. Und Avdivka, das ist so ein Vorort von der Stadt Donetsk. Und Donetsk ist ja einerseits so ein Oblast, also so eine größere Region, die dann eben nach der Hauptstadt Donetsk benannt ist und direkt vor den Toren der Stadt hält oder hielt, vielmehr muss man jetzt sagen, der Ukraine diesen Vorort Avdivka. Afdivka, eben seit 2014 ist das sozusagen umkämpftes Gebiet gewesen. Und der Vorstoß auf Afdivka lag Putin offensichtlich sehr am Herzen und die Ressourcen, die Russland darauf geleitet hat in den letzten Monaten, also im Prinzip jetzt war das ein Zeitraum von fünf Monaten, ist irgendwie unfassbar. Also die Verluste, die die Russen haben hinnehmen müssen, nur um diese paar Kilometer Land einzunehmen und diese Stadt, die eigentlich gar keine Stadt ist, sondern eben wirklich nur so ein Vorort. Ich glaube, Avtivka hatte vor dem Krieg so 30.000 Einwohner, aber es sind halt jetzt offenbar ungefähr 50.000 Russen allein im Kampf um diesen einen Vorort gefallen. Die Zahlen sind wie immer so ein bisschen wonky, da liest man halt alles mögliche und das sind auch Schätzungen. Teilweise ist es natürlich gedeckt einfach durch Kamerabeobachtung etc. Aber so in der Größenordnung haut das hin. Also in den ganzen Monaten haben sie irgendwie 50.000 Leute verloren, vielleicht bis zu 400 Panzer, nochmal 750 gepanzerte Fahrzeuge, irgendeiner Art 250 Artilleriesysteme und diverse Flugzeuge auch noch. Das ist sozusagen allein nur dieser eine einzige Ort, an dem jetzt monatelang gekämpft wurde.

Pavel Mayer
0:07:56
Tim Pritlove
0:08:48
Pavel Mayer
0:09:22
Tim Pritlove
0:09:56

Ja, es ist nicht soft on the mind. Aber es dokumentiert das halt. Gerade diese Überflüge mit irgendwelchen Drohnen, wie du sagst, wo man also einfach kilometerlang einfach eine Leichenstraße sieht. Es ist unvorstellbar, was die Russen bereit sind dort zu opfern, nur um so einen kleinen Ort zu nehmen. Das war dann allerdings auch nicht der einzige Vorstoß, sondern generell kann man davon reden, dass es eine Winterboden-Offensive der Russen gegeben hat und auch nach wie vor gibt. Das heißt entlang der gesamten östlichen Frontlinie haben sich eigentlich mehrere solche Kampforte ergeben. Neben Avdivka gab es auch noch entsprechende Vorstöße etwas weiter südlich. Marinka auch immer mit irgendwelchen Fortschritten, aber nichts, was in irgendeiner Form groß beunruhigen sollte, was so den allgemeinen Vorstoß in das Land betrifft. Das sind zwar Landverluste, aber wir reden halt immer darüber, ob jetzt hier nochmal so ein total zerbombtes Kaff irgendwie ein paar hundert Meter überrollt wurde oder nicht und auch nach Norden hin alte umkämpfte Gebiete um Kremina und um die Schlüsselstadt Kupjansk, also überall versuchen die Russen vorzustoßen, aber die Verluste sind einfach extrem groß, sowohl bei den Russen als auch bei den Ukrainern, aber man kann schon davon ausgehen. Da wird es natürlich jetzt wieder mit dem Einschätzen sehr schwierig, weil je nachdem, wohin man schaut, wie man fragt, gibt es da unterschiedliche Einschätzungen. Aber ich denke, man kann klar sagen, dass die Zahl der Verluste bei den Russen deutlich höher ist als bei den Ukrainern. Ob es sich im Verhältnis 3 zu 1, 4 zu 1, 5 zu 1 oder 10 zu 1 verhält im Einzelnen, das lässt sich wirklich kaum festhalten.

Pavel Mayer
0:11:51
Tim Pritlove
0:12:25

Definitiv. Da fragt man sich natürlich auch immer wieder, okay, wo holen sie diese ganzen Leute her? Und man darf glaube ich generell nicht vergessen, dass Russland eigentlich so ein Double Genocide, begeht, weil auf der einen Seite versuchen sie natürlich die Ukraine zu vernichten, das kann man glaube ich mal so festhalten, weil das sagen sie auch im Fernsehen. Und. Auf der anderen Seite sind sehr viele von diesen Kämpfern, die dort sterben, zwar auf dem Papier Russen, aber jetzt so rein ethnisch nicht unbedingt Russen, sondern es werden halt einfach sehr viele Rekruten in den asiatischen Regionen Russlands, also der russischen Föderation herangezogen. Arme Leute aus armen Landstrichen, die sich halt irgendwie, ja die eh kaum verlässliche Informationen über diesen Krieg erhalten, in ihren Regionen wenig Geld haben und dann halt einfach angelockt werden von den finanziellen Versprechungen. Teilweise werden ja sogar Leute aus Nepal, Indien, Leute die nach Russland fahren, um dort zu arbeiten oder auch nur Touristen werden teilweise einfach von der Straße gegriffen und in irgendwelche Militärsegmente gesteckt und an die Front geschickt. Also da gibt es sehr viele Berichte in dieser Hinsicht und da Russland ja auch generell schon immer einen Kampf gegen seine Ostvölker geführt hat und sozusagen diese Russifizierung des gesamten Gebietes vorantreibt, dient der Krieg hier in beiderlei Hinsicht. Während halt Russland und St. Petersburg als zentrale Region nach wie vor in der Rekrutierung nicht so stark beteiligt sind an diesem Krieg. Das macht es noch schlimmer.

Pavel Mayer
0:14:13
Tim Pritlove
0:14:59

Zumindest was das Personal betrifft, bei den Fahrzeugen bin ich mir da nicht ganz so sicher, ob sich das alles mit Geld lösen lässt, weil die Verluste, also die Fahrzeugverluste, die Russland hat, die sind auch einfach enorm. Ich wundere mich jetzt schon seit Tagen immer wieder, wenn ich ein Video von einem zerstörten T-90 Panzer sehe, weil eigentlich müssten die jetzt bald zu Ende sein. Also so viele Berichte wie es, also bestätigte Berichte von T-90 Zerstörung, das ist der modernste Panzer, den Russland eigentlich hat auf dem Papier. Und die Zahl, die vorher bekannt war oder von der man annahm, dass das sozusagen der Bestand sei, wird langsam erreicht. Es werden natürlich alle möglichen Fahrzeuge zerstört und es gibt auch Fahrzeugbereiche. Da ist Russland so gut aufgestellt, also Artillerie haben sie immer noch extrem viele Systeme in der Hinterhand. Das wird noch sehr lange dauern, bis man davon sprechen kann, dass die Vorräte aufgebraucht sind. Aber im Bereich der Panzer kann man glaube ich heute schon davon ausgehen, dass Russland ungefähr die Hälfte seines Panzerbestandes in diesem Krieg schon verballert hat. Zumindest die Hälfte des gut funktionierenden Anteils dieser Bestände. Ähnlich dürfte es sich bei anderen gepanzerten Fahrzeugen, Truppentransporter haben sie glaube ich sehr viele, aber so genau lässt sich das ja immer nicht sagen. Es gibt interessante Videos auf YouTube zum Beispiel hier von Kuwait Kabal, die immer wieder die ganzen offenen Lagerstätten von Panzern und anderen Fahrzeugen mit aktuellen Satellitenbildern abgrasen. Und zählen, was da so rumsteht und da ergeben sich dann teilweise doch schon signifikante Lücken.

Pavel Mayer
0:16:54
Tim Pritlove
0:18:31

Ja und die Produktion bei Panzern zum Beispiel, die fährt auf dem absoluten Maximum und das Problem ist, dass sie das auch gar nicht mehr weiter steigern können, dass sie definitiv höhere Verluste haben, als sie jetzt produzieren können. Also der Bestand senkt sich, die Frage ist nur, senkt er sich schnell genug und es gibt auch Bereiche, da hat Russland relativ wenig Probleme, also auch die Artillerieproduktionskapazitäten Russlands sind riesig, die fahren auf vollem Programm und die zwischenzeitlich drohende Verknappung haben sie eben durch Lieferungen aus Nordkorea ausgleichen können, Auch wenn die nordkoreanischen Artillerie-Shells nicht gerade im Ruf stehen, besonders gut zu funktionieren. Also teilweise funktionieren sie gar nicht und die ganzen Treibladungen sind wohl auch mal so, mal so. Also sie sind auch nicht besonders präzise, aber Russland kann halt nach wie vor, wenn vielleicht nicht aus dem Vollen, dann doch zumindest aus einem ausreichenden Vorrat schöpfen. Das sieht bei der Ukraine da schon ganz anders aus, da werden wir aber gleich nochmal separat drauf eingehen. Ja, das jetzt erstmal zu dieser Winterboden-Offensive. Parallel dazu laufen natürlich weiterhin auch die Luftangriffe mit Drohnen und Raketen auf die Ukraine weiter. Also es gab gerade im Dezember dann die größten kombinierten Angriffe auf die Ukraine. Also um den Jahreswechsel herum gab es dann quasi vor dem orthodoxen Weihnachten und dann zum Jahreswechsel gab es riesige kombinierte Angriffe, wo hunderte von Raketen und Drohnen gleichzeitig losgeschossen werden konnten oder wurden. Und dann waren auch die Auswirkungen natürlich zu sehen. Allerdings muss man auch sagen, im Vergleich zum letzten Jahr, als wir eine ähnliche Kampagne gesehen haben, hat die Luftverteidigung der Ukraine den Umständen entsprechend gut funktioniert. Also man merkt, dass einfach sehr viele Patriot, Nasams, RST und sonstige Systeme positioniert wurden und die ukrainische Armee auch deren Handhabung wohl ganz gut integriert hat in ihr Gesamtsystem, sodass also wirklich der vorwiegende Teil dieser Angriffe auch abgewehrt werden konnte, aber trotzdem gab es natürlich immer wieder noch Einschläge und die gibt es auch weiterhin.

Pavel Mayer
0:21:10
Tim Pritlove
0:21:36

Genau, also man muss sich nur klar machen, Russland hat da einfach enorm viel Potenzial. Dazu kommt auch, dass sie auch hier mittlerweile auch Raketen aus Nordkorea zum Einsatz bringen, zusätzlich zu diesen iranischen Shahed-Drohnen, die ja schon länger im Gespräch sind. Bei den Shahed-Drohnen ist es wohl auch so, dass Russland mittlerweile eigene Produktionskapazitäten aufgebaut hat, also sie importieren nicht einfach nur fertiggebaute aus dem Iran, sondern sie haben eine Fabrik aufgebaut oder eine Produktionsstraße aufgebaut, um die auch selber herstellen zu können. So eine Shahed Drohne ist so ein ziemlicher Klopper, wenn man so da direkt daneben steht, ist das Ding so ein paar Meter lang, hat halt hinten so einen Moped Motor, klingt ja auch entsprechend und liefert im Prinzip langsam fliegend, man kann es relativ gut abschießen, aber trotzdem, wenn halt viele kommen, du triffst nicht alle, irgendeiner kommt dann halt durch und dann ist es halt so. Aber noch viel schlimmer sind natürlich die großen Raketen, die dann aber auch sehr teuer sind. Überhaupt muss man sagen, ist dieser ganze Krieg für Russland sehr, sehr teuer und das, was sie allein da in diesen Dezemberangriffen abgeregnet haben, Dezember, Januar, das waren also viele Milliarden pro Tag, die da quasi zum Einsatz kamen, ohne vor allem einen großen militärischen Sinn zu haben. Also man muss das mal ein bisschen mit Vorbehalt sagen, weil wir wissen natürlich nicht, ob einzelne Raketen, die durchgeflogen sind in die Ukraine und nicht abgeschossen werden konnten, nicht auch nennenswerte militärische Ziele vernichtet haben, weil darüber wird sich die Ukraine natürlich auch ausschweigen. Trotzdem hält das sich in Grenzen.

Pavel Mayer
0:23:24
Tim Pritlove
0:25:06
Pavel Mayer
0:26:09
Tim Pritlove
0:27:20

Ja, leider. Ja gut, das bringt uns dann zum Gegenkrieg sozusagen in der Luft. Auch die Ukraine ist ja hier nicht faul und hat auch eine extrem hohe Vielfalt an Drohnensystemen entwickelt in der letzten Zeit, die sie jetzt in zunehmendem Maße zum Einsatz bringen. Also das sind wirklich alle Arten von Drohnen, das sind Überwachungsdrohnen, also solche Spotter-Drohns, die halt sozusagen... Gebiete überfliegen, kartografieren, Erkenntnisse liefern, aber eben auch viele Kamikaze-Drohnen, die also direkt in Ziele fliegen. Am Anfang des Kriegs hatten wir ja den Einsatz der Bayraktar, der türkischen Bayraktar-Drohne zum Beispiel gesehen, die auch selber Missiles abschießen konnte. Die war allerdings im letzten Jahr nicht mehr so viel im Einsatz, zumindest hat man davon relativ wenig gesehen, weil sie doch recht groß ist, relativ langsam fliegt und sich die russische Luftabwehr mittlerweile da ganz gut drauf eingestellt hat. Diese ganzen neuen Drohnen, die die Ukraine zum Einsatz bringt, die machen den Russen dann doch eine ganze Menge Ärger. Es gab immer wieder solche Kampagnen mit kombinierten Drohnenangriffen, die teilweise Decoys waren, also Drohnen, die sozusagen eigentlich gar keine Sprengköpfe haben, sondern die einfach nur irgendwo lang geflogen sind, um überhaupt erstmal die Luftabwehr zu aktivieren. Dass halt Erkenntnisse darüber gewonnen werden konnten, wo gibt es denn überhaupt noch eine funktionierende Luftabwehr, wo stehen diese Batterien, die dann wiederum von anderen Drohnen angegriffen und zerstört wurden. Beziehungsweise die dadurch, dass so eine Luftabwehrbatterie erstmal im Betrieb ist und erstmal ihre Bestückung verfeuert, danach für einen bestimmten Zeitraum nicht mehr aktiv sein kann, weil die muss ja auch erstmal nachgeladen werden. Und das ist dann nicht so vollautomatisch, dass man auf den Knopf drückt und dann kommen die Dinger irgendwie aus dem Bunker, sondern da müssen dann schon mal Leute mit dem Lastwagen hinfahren und die Rohre wieder bestücken. Je nach System ist es mehr oder weniger aufwendig. Also auch das ist dann sozusagen Teil dieser kombinierten Angriffe gewesen, dass man dadurch quasi Korridore frei bekommen hat, um dann mit größeren Waffen wie zum Beispiel den Storm Shadow und Skuid Missiles durchzukommen. Um dann eben größere taktische Ziele anzugreifen. Und dabei ist dann doch einiges kaputt gegangen. Unter anderem gab es einen sehr erfolgreichen Angriff auf die russische Kommandozentrale der Krim, die offenbar komplett zerstört wurde, so ein größeres Gebäude. Und dabei ist wohl eine größere Teilmenge der Führungsriege des russischen Militärs, die für die Krim zuständig ist, ums Leben gekommen. Ich weiß nicht, ob dieser Admiral Sokolow, der sozusagen da die Führung hat, das wurde dann lange Zeit nicht bestätigt. Ich glaube, mittlerweile ist er offiziell zurückgetreten, aber gesehen hat ihn bis heute noch keiner. Es gab dann irgendeine ominöse Videokonferenz mit Putin, wo sie ihn irgendwie so links oben eingeblendet haben, der aber irgendwie kein Wort gesagt hat, sodass alle davon ausgingen, so, ja, okay, jetzt haben sie ihn mal gezeigt, um so zu tun, dass er nicht umgekommen ist, weil ein bisschen peinlich war die Nummer für Russland natürlich an der Stelle schon. Bei diesem Belbeck Airfield ist auch in der Krim wichtiger Standort, sind auch Kommandozentralen zerstört worden. Also am laufenden Meter gab es in den letzten Monaten solche kombinierten Angriffe, teilweise auf eben diese Kommandozentralen, teilweise auf die Luftabwehrsysteme, die wohl enormen Schaden genommen haben. Und dann auch in zunehmendem Maße gab es auch Angriffe auf Flugzeuge. Und das ist vielleicht die größte Erfolgsgeschichte im Luftkampf zumindest, die man der Ukraine so zugute halten kann. Weil hier sind sie irgendwie offenbar richtig kreativ geworden. Wir hatten ja gesagt, die SO-34-Kampfflugzeuge, davon hat Russland angeblich zu Beginn dieses Krieges ungefähr 149 gehabt. Das ist so ihre stärkste Waffe an der Stelle. Es gibt noch andere Kampfflugzeuge, die andere Spezialisierungen haben. Aber in diesem Feld sind vor allem diese SO-34 das große Problem, weil die nämlich diese Gleitbombs tragen. Nicht nur, aber auch. Und das hat halt in der letzten Zeit den Ukrainern doch schwer zu schaffen gemacht, wegen dieser schon angesprochenen extremen Sprengkraft. Und nun war es also ein Ziel der ukrainischen Luftabwehr, sich dieser Flugzeuge zu entledigen. Und offenbar gab es dafür eine neue Taktik, die damit zu tun hat, dass man ein Patriot-System überhatte, was man nicht fest stationieren musste oder wollte. Paget ist ja dieses supermoderne Luftwehrabwehrsystem der Amerikaner, was so aus verschiedensten Komponenten besteht. Da gibt es dann halt Radare und Launcher und die müssen alle nicht am selben Ort stehen, sondern kann man halt über so einen gewissen Bereich verteilen, tut dies in der Regel auch. Und es wird nun davon ausgegangen, wie gesagt, das ist jetzt nicht bestätigt, aber es gibt zumindest keine plausible andere Erklärung für diese Erfolge, die die Ukraine hier erzielt hat. Unter Berücksichtigung der zur Anwendung kommenden Radar- und Raketenreichweiten. Also es macht so den Eindruck, dass in dem Südostbereich des Frontverlaufs in irgendeiner Form so ein mobiles Patriot-System unterwegs ist. Das heißt, die Ukrainer deployen das irgendwo hin, relativ nah an den Frontverlauf. Und wenn jetzt diese SO-34 angeflogen kommen mit ihren dicken Gleitbomben, dann müssen sie die ja relativ hoch abwerfen, weil die ja gleiten. So, können sie nicht bei tausend Metern Höhe abwerfen, dann würden die halt nicht weit kommen. Dann müssten die Flugzeuge so nah an die Front heranfliegen, dass sie dort von den normalen Luftwehrsystemen sofort gekillt werden. Also wollen sie von weiter weg machen, dann müssen sie aber auch entsprechend höher steigen. Und wenn sie so hoch fliegen, können sie wiederum aber auch auf sehr lange Distanz von Radarsystemen erfasst werden. Und jetzt ist es natürlich so, dass diese Flugzeuge alle einen Detektionsmechanismus haben. Das heißt, wenn die von Fremdradar erfasst werden, merken die das auch und drehen dann halt auch schnell wieder um. So nach dem Motto Luftabwehr detektiert, auf mir ist sozusagen Radar herabgelegnet, schnell mal weg, bevor ich jetzt hier abgeschossen werde. Und der Trick, den Ukraine hier offensichtlich zum Einsatz gebracht hat, war der, dass die Flugzeuge dann halt auf 10, 20 Kilometer rankamen, dort dann auch zwar von Radar erfasst wurden, aber von einem Radar, was eigentlich relativ einen kurzen Bereich hat. Das heißt erst. Bei diesem Abstand haben die russischen Flugzeuge gemerkt, so oha, jetzt sind wir erfasst worden. Aber in dem Moment haben sie dann auf die Radarsysteme von den Patriot-Systemen weiter im Hinterland umgeschaltet, die halt mal locker 200 Kilometer abdecken können. Und obwohl die Flugzeuge dann umgedreht sind, vielleicht in dem Moment, konnte das Patriot Radar die noch sehr viel länger erfassen und die Raketen die auch verfolgen. Und das war dann so erfolgreich, dass gleich an einem Tag, damit ging es irgendwie los, drei SO-34 auf einmal abgeschossen werden konnten über Kherson. Und alle schon so, yeah, das war ja total krass. Und dann ging das irgendwie in den nächsten Tagen und Wochen am laufenden Meter so weiter. SO34, es gab einen Zeitraum jetzt bis vor einer Woche, wo das so krass angestiegen ist, dass glaube ich insgesamt in zwei Wochen 15 SO34 oder SO35 Flugzeuge abgeschossen wurden. Also fast einer pro Tag.

Pavel Mayer
0:36:18
Tim Pritlove
0:36:45
Pavel Mayer
0:37:30
Tim Pritlove
0:37:46
Pavel Mayer
0:39:17
Tim Pritlove
0:40:13

Also vor allem, es war ja erstmal ein Doppelabschluss. Sie haben die A50 erwischt, die ist ins Meer gestürzt und parallel dazu, so ein Flugzeug wird auch noch von einem zweiten Flugzeug begleitet, der Ilyushin 22, IL 22, die quasi komplementär ist. Das eine ist sozusagen das Radarsystem, das andere ist das Kommunikationssystem mit den Truppen und man muss auch sagen, das ist dann eben auch eine extrem hoch ausgebildete Besatzung. Also diese A-50 hat 15 Leute an Bord, das sind alles top ausgebildete Kommunikationsingenieure und in dieser IL-22, die noch dazu fliegt, da hast du dann das ganze Militär, Generalstabspersonal, die dann entsprechende strategische Entscheidungen machen. Weil diese A-50 kann halt den gesamten Flugverkehr über dem Kriegsgebiet überwachen und sieht halt auch alle ukrainischen Flugzeuge, die eigenen und koordiniert damit sozusagen die ganze Geschichte. Diese IL-22 wurde dann auch getroffen, die konnte dann immerhin noch landen, da gab es dann zwar ein paar Tote, aber die war komplett durchlöchert und ist im Wesentlichen Schrott und das war schon ein riesiger Verlust, weil so ein Ding kostet halt irgendwie 350 Millionen US-Dollar, so eine A-50, also das war allein schon mal eine halbe Milliarde mit einem Schuss und dann eine Woche später... Zwei Wochen später ist dann tatsächlich noch eine zweite A-50 zerstört worden, die dann sogar schon über russischem Gebiet, die ist gerade gestartet gewesen bei Rostov und ist dann über Krasnodar abgestürzt und das ist dann auch schon sehr weit weg vom Frontverlauf gewesen. Wo sich alle schon gefragt haben, was hat die Ukraine denn jetzt hinbekommen. Bei der ersten A-50 glaubt man eigentlich auch dran, dass das mit diesem Patriot-Trick in irgendeiner Form geklappt hat, kann aber auch anders gewesen sein, weil die Patriots hätte jetzt nicht ausgereicht, um diese andere A-50 abzuschießen. Und hier wird wohl gemunkelt, dass die Ukraine so modifizierte S-200-Raketen hat, also alte russische Luftabwehr-Raketen, die sie in so Langstrecken-Drohnen umgebaut bekommen haben und damit es geschafft haben, diese A-50 zu zerstören. Das heißt von vielleicht, und da weiß man es jetzt nicht so ganz genau, die Schätzungen, die ich gelesen habe, ist von, es gibt nur zwei, die wirklich gut funktionieren oder vielleicht sind es auch vier und insgesamt gab es mal 14, aber davon sind vielleicht bestenfalls sieben noch benutzbar. Also ich habe da alles gehört, sodass ich irgendwie keine Ahnung habe, was davon stimmt, aber es ist auf jeden Fall eine knappe Ressource und da kann man auch davon ausgehen, dass mittlerweile keine mehr fliegt. Also es ist wohl jetzt schon seit Wochen keine mehr im Einsatz gewesen. Das beobachten ja die Amerikaner über dem Schwarzen Meer auch sehr genau, was da lang fliegt. Mit anderen Worten, die Ukraine hat es jetzt geschafft, sowohl alle Kampfjets mit Gleitbombs irgendwie auf Hold zu setzen, als auch die komplette Luftüberwachungsinfrastruktur signifikant zu stören, weil sozusagen das Top-Gerät, was sie überhaupt in ihrem Arsenal haben, entweder schon komplett zerstört ist oder zumindest so weit in sich bedroht sieht, dass sie sich derzeit noch nicht mal trauen, damit rauszufliegen.

Pavel Mayer
0:43:35

Ja, also das Interessante ist, dass jetzt sowohl das russische System, also die S-200, hat interessanterweise eine größere Reichweite als die neuen, neueren S-300 und S-400 Systeme. Und ähnlich ist es auch mit den Patriot-Systemen, dass die älteren, so Pac-2-Systeme. Auch eine größere Reichweite haben, beziehungsweise geeigneter sind für den Einsatzzweck als der modernste Kram, den die da haben. Und ja, war schon bemerkenswert. Wobei, was ich auch gehört habe jetzt von einer Analyse von dem Abschuss, dass sich da auch bemerkbar macht, dass offenbar Mangel an erfahrenem Personal auch dazu geführt hat, dass die letzte A50 auch abgeschossen werden konnte. Weil, was sie nämlich gemacht haben, als sie bemerkt haben, dass sie jetzt vom Radar beleuchtet werden, war, dass sie dann erst angefangen haben, so Täuschkörper auszuwerfen. Also sowohl Infrarot als auch dann Flares. Aber sind dann in den Steigflug übergegangen, um zu versuchen, der Rakete zu entkommen. Während ich hörte, eigentlich sollte man versuchen, so tief wie möglich runterzugehen, um quasi unter den Radarhorizont zu kommen. Aber sie sind stattdessen halt höher gegangen und das war wohl der Fehler und haben wohl die Täuschkörper dann auch zu früh ausgestoßen. Das waren wohl so ein bisschen so die Dinger, dass wohl offenbar sie ja auch nicht optimal reagiert haben auf den Angriff. So das kam wohl mit dazu, aber gut. Ich war jetzt nicht dabei, aber das ist zumindest so eine Analyse gewesen, dass sich Leute gewundert haben aus den Filmaufnahmen. Da gab es ja dann welche von dem Abschluss von der zweiten Apex.

Tim Pritlove
0:46:24
Pavel Mayer
0:46:27
Tim Pritlove
0:46:52
Pavel Mayer
0:47:07
Tim Pritlove
0:47:09
Pavel Mayer
0:47:14
Tim Pritlove
0:49:02

Ein Problem, was auch die zivile Luftfahrt betrifft, da können wir noch drauf. Einen Abschluss wollte ich dann auch nochmal erwähnen, weil der dann auch wieder Teil dieser russischen Propaganda geworden ist auf eine ganz interessante Art und Weise. Und man merkt auch immer wieder sehr schnell, wie in diesem Krieg, wenn die Russen irgendeine krasse Behauptung machen, dass das dann insbesondere von deutschen Medien, aber auch generell im Westen, schnell als Narrativ in der ersten Meldung übernommen wird und es dann schwierig ist, das noch in irgendeiner Form wieder klarzustellen. Und zwar gab es einen Absturz einer IL-76, das ist so ein Transportflugzeug, größerer Bauart, mit dem die Russen vor allem Waffen transportieren. Bei Belgorod. Belgorod ist so eine russische Stadt nördlich der ukrainischen Grenze, also dabei bei Kiv quasi grob zwischen Kiv und Kharkiv. Auch ein wichtiger logistischer Hub für den Krieg, ganz am Anfang sowieso, aber mittlerweile auch immer noch und naja, dieses Flugzeug ist halt runtergefallen und wurde halt irgendwie zerstört und offensichtlich wurde es irgendwie Irgendwie abgeschossen. Und Russland war dann relativ schnell damit zu behaupten, ja in diesem Flugzeug hätten sich ja die ukrainischen Gefangenen von ihnen aufgehalten, die sie eigentlich gerade im Rahmen eines Gefangenenaustausches austauschen wollten. Aber jetzt habt ihr ja leider unser Flugzeug abgeschossen, sorry, tut uns sehr leid, sind jetzt alle tot. Ja, stellt sich raus, die Story, naja, die hatte so ihre Mängel, sagen wir es mal so. Einerseits hat Russland behauptet, sie hätten jetzt dieses Flugzeug, wäre gerade auf dem Anflug nach Belgorod gewesen, um eben diesen Gefangenaustausch zu machen. Tatsächlich befand sich aber das Flugzeug nach Auswertung von Bildmaterial genau in die gegensätzliche Richtung unterwegs und war also eigentlich eher in Richtung eines Airfields, wo man weiß, dass von dort Flugzeuge starten, unterwegs. Außerdem haben sie keine Beobachter hingelassen. Es gab Fotos dann, die noch veröffentlicht wurden von der Absturzstelle. Da war halt nirgendwo überhaupt irgendwelche Leichen zu sehen. Wenn also wirklich hunderte von Gefangenen drin gewesen sein sollen, dann hätte man die ja auch dann finden müssen und auch zeigen können. Da gab es nie passende Bilder und es gab noch diverse andere Indizien, also die vollkommen gegen diese These sprachen.

Pavel Mayer
0:51:50
Tim Pritlove
0:52:54
Pavel Mayer
0:54:21
Tim Pritlove
0:54:25
Pavel Mayer
0:55:47
Tim Pritlove
0:57:33

Also zumindest ist das derzeit so. Also F-16, da kommen wir ja noch drauf. Also wenn dann von Flugzeugen entsprechende Missiles gestartet werden können, die dann vielleicht dieser Kerchbrücke ein Ende bereiten, dann sieht das schon wieder anders aus. Aber das schieben wir nochmal ein bisschen nach hinten. Lass uns mal auf einen anderen Punkt kommen, über den auch immer wieder so am Rande berichtet wurde, der aber tatsächlich im Rahmen des Kriegs eine interessante Note ist und das ist der sogenannte Dnipro Bridgehead. Das ist also ein Vorstoß der Ukraine, da hatten wir auch schon mehrfach von berichtet, dass es den gibt und dass der irgendwie auch immer noch existiert. Das ist so ein sanfter Vorstoß über den Fluss bei Kherson, bei der Stadt Kherson, primär in einen kleinen Ort namens Krinki, wo die Ukrainer sich jetzt schon seit Monaten festgesetzt haben. Und das ist, sagen wir mal jetzt rein militärisch von der Dimension her sehr überschaubar. Da sind vielleicht ein paar hundert Soldaten, die ein wenige Quadratkilometer großes Gebiet kontrolliert bekommen. Kommen, aber die ganze Geschichte ist da unten für die Russen mehr als ärgerlich, weil auf der einen Seite wollen sie dort keine großen Ressourcen, akkumulieren, weil sie die ja gerade wie blöde in Avtivka und an der Ostfront. Zum Einsatz bringen. Auf der anderen Seite haben sie mit den Truppen, mit denen sie versuchen, diesem Bridgehead. Auszutreten, auch so ihre liebe Mühe, weil die Situation ja die Die ist, dass das Nordufer, also die rechte Seite des Flusses, die ja ukrainisch jetzt kontrolliert ist, deutlich höher liegt als eben dieses Südufer. Und von daher die Ukraine das wunderbar mit ihrer Artillerie abdecken kann. Dazu haben sie dort eine Drohnenarmee am Start, die extrem ausgeprägt ist, sprich alle Vorstöße der Russen diesen Bridget zu bekämpfen werden sehr gut beobachtet und können sehr gut bekämpft werden. Und das geht jetzt eben schon seit längerem. Jetzt im Winter haben sie gerade das schlechte Wetter auch benutzt, um diesen Bridgehead zu stabilisieren, weil es dann sehr neblig ist über dem Fluss. Das heißt, dort hatten auch dann die Russen wenig Chancen, die Ukrainer dabei zu beobachten, wie sie mit Booten rübersetzten und das war dann sozusagen nochmal die Möglichkeit, das zu verstärken. Ja und da tobt einfach gerade ein extremer Drohnenkrieg und das ist halt einfach so ein Ding, von dem man immer noch nicht genau weiß, ob die Ukraine in der Lage ist, dort nochmal irgendwas draus zu machen oder ob das einfach nur gehalten wird, um die Russen da unten busy zu halten. Das ist ja auch so ein Teil der allgemeinen Taktik, keep your enemy busy, dass sie nie so genau wissen, wo geht es jetzt als nächstes los und von daher ist das ein interessantes militärisches Detail, dass sie in der Lage sind, diesen Bereich immer noch zu halten.

Pavel Mayer
1:00:46
Tim Pritlove
1:01:44
Pavel Mayer
1:02:56
Tim Pritlove
1:03:41

Definitiv, also zum Beispiel Electronic Warfare spielt eine große Rolle, viele der Fahrzeuge sind mittlerweile mit solchen, EW-Doms ausgestattet das ist sozusagen so ein Störsender, der auf den Fahrzeugen drauf ist und wenn dann Kamikaze Drohnen anfliegen und die letzten Meter gehen wollen dann werden sie von diesem Distortion Field sozusagen gekillt, kann ich nachher auch nochmal was zu sagen, was da gerade so im Busch ist, aber Aber jetzt müssen wir nochmal auf einen anderen Bereich eingehen, der auch ein großer Erfolg ist für die Ukraine, wenn nicht vielleicht sogar abgesehen von den abgeschossenen Flugzeugen fast der größte. Und das haben wir auch schon ein paar Mal erwähnt, aber das ist dann eben munter weitergegangen, bis eben vor ein paar Tagen sogar auch, nämlich der Seekrieg im Schwarzen Meer rund um die Krim. Das Schwarze Meer ist ja für die Ukraine sehr, sehr, sehr wichtig, um den Seeweg für ihr Getreide von Odessa und den ganzen anderen Schwarzen Meerhäfen sicherzustellen. Und während es ja letztes Jahr noch diese Vereinbarung gab zwischen den Russen und einer internationalen Gemeinschaft vermittelt durch die Türkei, dass eben dort so ein Korridor aufrechterhalten wird für diese Getreideschiffe, damit einfach Afrika versorgt werden kann. Dann mit Getreide zum Beispiel aus der Ukraine hat Russland das dann ja nach ein paar Niederlagen im Seekrieg aufgekündigt und jetzt hat die Ukraine einfach Schritt für Schritt sich dort einfach einen Korridor freigekämpft, dadurch dass sie eben den Russen einfach keinen Zugang mehr zum Meer gestattet haben, weil sie schlicht und ergreifend alle ihre relevanten Schiffe in diesem Bereich zerstört haben. Das fing ganz zu Beginn an mit der Moskwa, dem größten, wichtigsten Schiff der Schwarzmeerflotte, sozusagen die Hauptkommandozentrale, die am Anfang versucht hat, da diese Schlangeninsel zu nehmen, wo es dann diesen schönen Russian Warship Go Fuck Yourself Ausruf gab des ukrainischen Soldaten, der gesagt hat, so einen Scheiß werden wir machen und das Ergeben hier irgendwie geht auch weg. Das ist so ein geflügeltes Wort mittlerweile in der Ukraine. Und so ging es dann ja auch munter weiter. Und in den letzten Monaten gab es also so diverse große Erfolge. Ich glaube, wir hatten zuletzt hier noch gesprochen von diesem Storm Shadow Angriff auf den Hafen in Sevastopol, wo dann gleichzeitig ein Schiff und ein U-Boot im Trockendock zerstört wurde. Aber seitdem ging es halt munter weiter, vor allem weil die Ukraine ihre Armee von Seedrohnen ausgebaut hat. Es gibt dann mittlerweile schon verschiedenste Generationen, wir sind mittlerweile schon bei der fünften Generation. Das sind im Prinzip so kleine Sportboote, die eben sehr viel Sprengstoff an Bord haben und halt einfach kamikaze mäßig in irgendwas reinfahren und dann explodieren. Und während es am Anfang noch so eher Nadelstiche waren, ist es jetzt mittlerweile eine ganze Armada, die dort unterwegs ist und in zunehmendem Maße den Russen da Probleme bereitet. Mitte November wurden allein schon so zwei Landungsschiffe zerstört in einem Krimhafen in Tschernomorskoye, das ist da etwas im Nordwesten der Krim. Dann Ende Dezember haben sie das Landungsschiff der Novo Charkassk mit Storm Shadow Angriffen zerstört. Das sind diese Strategien, die wir vorhin schon auch benannt haben, dass sie also verschiedene Drohnenkombinationen losschicken, die Luftabwehr ausspionieren bzw. Leerschießen lassen, damit dann eben die dicken Missiles durchkommen. Und da wurde dann halt unter anderem diese Novo Cherkassk im Hafen von Feodosia, das ist so im Süden der Krim, zerstört. Beziehungsweise an einem Hafen auch direkt neben der Krimbrücke. Ne, ist das Feodosia? Ne, warte mal, jetzt komme ich glaube ich gerade durcheinander mit den Namen. Ist Feodosia das Ding direkt bei der Kerchbrücke oder ist das der andere? Ne, das ist der andere, genau. Also es gab einen direkt bei der Kerchbrücke einen Angriff und es gab einen in Feodosia und auf jeden Fall größere Schiffe der Schwarzmeerflotte wurden zerstört. Das waren halt teilweise diese Landungsschiffe. Landungsschiffe klingt jetzt so ein bisschen nach Soldaten landen am Strand und übernehmen sozusagen das Land. Dafür kann man sie auch benutzen, aber da das ja alles vermint ist, ist das derzeit eh keine Option. Aber das sind ganz wichtige Transportschiffe für die Russen, also mit denen sie Waffen transportieren. Und diese Nouveau Tchaikovsky, der wurde auch nachgesagt, dass sie wohl zu dem Zeitpunkt der Zerstörung auch komplett mit Drohnen, mit Shahed-Drohnen vollgeladen war. Kann man nicht bestätigen, aber das war sozusagen die Einschätzung der Beobachter vor Ort. Auf jeden Fall ist das Schiff komplett zerstört worden. Gleich noch zwei kleinere Schiffe, die daneben standen, gleich noch mit zerstört wurden durch die sekundären Explosionen und noch ein paar Hallen. Also da geht es richtig ab und diese Landesschiffe sind halt einfach für den ganzen Transport von Munition zusätzlich zu den Zugverbindungen einfach extrem wichtig.

Pavel Mayer
1:09:10
Tim Pritlove
1:10:16

Genau, es ging dann munter weiter. Im Februar musste dann eine große Korvette, die Ivano-Vets, dran glauben. Das waren dann auch schon so die etwas spektakuläreren Bilder, weil mittlerweile, also im Februar war es dann schon so, dass eben so wie so ein Wolfsrudel diese Drohnenboote auf die großen Schiffe losgingen. Das heißt, gleichzeitige Attacke mehrerer Boote von verschiedenen Seiten, wo dann sozusagen eine es geschafft hat, schon mal ein Loch in die Seite reinzusprengen und dann kommt gleich die nächste und fährt einfach nochmal in dasselbe Loch auch nochmal mit rein, während andere das wiederum filmen, das Ganze bei Nacht. Das heißt, man hat diese Videos gesehen, wie wirklich so bumm bumm eins nach dem anderen in diese Schiffe reingefahren ist, das Loch immer größer wurde, immer mehr sekundäre Explosionen waren, bis dann wirklich großes Tatar, am Schluss wirklich das Schiff sich aufrichtete und blubber blubber blubb irgendwie komplett im Meer versank. Also das war schon irgendwie ziemlich krass, das war dann Anfang Februar, dann wurden ein paar kleinere Missileboots zerstört und man hat sich noch ausreichend über die bisherigen Erfolge gefreut, dann Mitte Februar am 14. Gab es dann wieder ein Landesschiff, die Cäsar Kurnikow. Die auch wieder durch so eine Drohnenattacke zerstört wurde und jetzt gerade vor zwei Tagen am 5. März eine weitere Korvette, die Sergej Kotov, wieder in Feodosia, wieder versenkt worden auf eine ähnliche Art und Weise. Das war jetzt übrigens einerseits das neueste Schiff überhaupt im Arsenal der Schwarzmeerflotte, die glaube ich 2021 überhaupt erst zu Wasser gegangen ist und die im Übrigen auch genau für die Verteidigung gegen viele kleine Boote optimiert war. Das hat ja super funktioniert.

Pavel Mayer
1:12:15
Tim Pritlove
1:13:07

Also ich glaube, das sind alles schon vorbereitende Maßnahmen. Die Ukraine ist einfach dabei, diese Schwarzmeerflotte so weit zu reduzieren, wie es nur irgendwie geht. Es ist jetzt schon bereits ein Fünftel der gesamten Flotte. Zerstört worden und ich glaube nach Tonnage ist es glaube ich sogar schon ein bisschen mehr, weiß nicht mehr ganz genau. Also signifikante Reduktion und außerdem ähnlich wie bei den Flugzeugen ist es eben so, dass eben ein Großteil der Schiffe derzeit einfach überhaupt nicht im Einsatz ist. Gerade weil sie eben befürchten, dass kaum dass sie auf dem Wasser sind, dass sie dann eben von diesen aquatischen Wolfsrudeln weggemeuchelt werden. Also das ist ein echtes Problem für die Russen. Das muss man einfach so sehen. Die haben da gar nicht so viele Möglichkeiten, diesem asymmetrischen Krieg etwas entgegenzusetzen. Während sie halt bei diesen Luftdrohnen mittlerweile auch gut in der Produktion sind und da versuchen halt mitzuhalten und sicherlich auch von China hintenrum ausreichend beliefert werden, ist das halt bei den Schiffen gar nicht so einfach. Weil diese Drohnen, Bootsdrohnen, also Russland könnte vielleicht theoretisch jetzt auch solche Bootsdrohnen entwickeln, nur die Ukraine hat ja überhaupt gar keine Navy mehr. Also es gibt da sozusagen gar nichts, was sie angreifen können. Sie haben einfach nur diese großen, super teuren, schweren Kriegsschiffe, die theoretisch verhindern können, dass die Ukraine im Schwarzen Meer Handel treibt. Nur kaum, dass sie die zu Wasser lassen, kommen halt diese Boote und ballern sie weg. Und außerdem Verteidigung der Brücke wird jetzt in zunehmendem Maße immer schwerer. Also ich denke mal, wir werden sehen, dass das noch so weitergeht und kann nur hoffen, dass es der Ukraine gelingt im Prinzip alles platt zu machen, was irgendwie da ist. Es müssen ja auch immer wieder Schiffe in die Trockendocks rein, also wenn es dann gelingt mal wieder genug Missiles zusammen zu bekommen. Dann ist also mit Storm Shadows kann man also die Dinger während der Wartung problemlos niedermachen. Die Russen haben keine Möglichkeit neue Schiffe ins Schwarze Meer zu bekommen. Durch die Istanbul Strait geht das halt eh nicht und über ihre Flüsse können sie nur kleinere Schiffe reinmachen. Sie haben da sozusagen auch wenig, was sie da hinschicken könnten. Also die Russen verlieren den Zugriff auf dieses Meer, das muss man einfach mal so sagen. Durch die Schwächung der Luftverteidigung, durch die Schwächung der Schwarzmeerflotte und die Wahrscheinlichkeit, dass es durch irgendeinen kombinierten Angriff möglich wird, vielleicht diese Kerchbrücke außer Betrieb zu nehmen, steigt. Ist noch nicht, wir sind noch nicht da, aber sie steigt.

Pavel Mayer
1:16:00
Tim Pritlove
1:16:29
Pavel Mayer
1:17:49
Tim Pritlove
1:18:44

Also da war so ein riesiger Wintersturm, also es gab wirklich einen katastrophalen, superschweren Sturm im Schwarzen Meer im Winter und das ging so parallel zu dieser größeren Schneefällen und sehr niedrigen Temperaturen und das hat also die ganze Westflanke der Krim extrem unter Beschlag genommen. Ja, mit anderen Worten, die Getreideexportroute ist zwar vielleicht nicht super sicher, aber zumindest existent. Das Hauptproblem an der Stelle ist derzeit eigentlich gar kein militärisches Problem. Also die Schiffe an sich sind sehr sicher, aber erzähl das mal den Redereien. Also ich habe so aus Reda-Talk gehört, dass die halt einfach gerade alle Megaschiss haben, da ihre Schiffe in irgendeiner Form zu verlieren. Es ist auch wohl sehr, sehr schwierig nach wie vor überhaupt Mannschaften zusammenzustellen, die bereit sind im Schwarzen Meer in den Einsatz zu gehen. Das ist natürlich auch so ein Ding und dann hast du dann eben auch noch entsprechend hohe Versicherungskosten, wenn du da wirklich was machen willst. Also ist nicht alles super jetzt für die Ukraine, aber sie arbeiten dran und mit jedem zerstörten Kriegsschiff der russischen Schwarzmeerflotte kommen sie ihrem Ziel dort wieder einen normalen Schiffsverkehr aufrecht zu erhalten deutlich näher. Und die Russen blockieren sich im Übrigen ihren Schiffsverkehr ins Asowsche Meer natürlich dadurch, dass sie ihre Kehrsprücke so dicht machen, weil sie müssen ja eigentlich auch noch Platz lassen für die eigenen Schiffe, aber es wird ja dann auch nicht unbedingt einfacher. Also diese ganze Logistik ist erschwert.

Pavel Mayer
1:20:24
Tim Pritlove
1:21:14

Genau, gutes Stichwort. Defizite für die Russen erzeugen, das ist auch ein Teil der weiteren Kriegsführung der Ukraine, denn in den letzten Wochen und Monaten, insbesondere in den letzten Wochen, sind die Angriffe auf russische Infrastruktur in Russland auch enorm angestiegen. Das hat so verschiedene Ziele, unter anderem wurden immer mal wieder Flughäfen angegriffen, die dann auch wegen dieser Drohnenangriffe teilweise geschlossen werden müssen. Das ist aber jetzt nicht so eine unmittelbar große Auswirkung, trägt aber immer mal wieder dazu bei, dass die Russen vielleicht auch mal merken, dass sie sich gerade im Krieg befinden. Dann gibt es diverse Angriffe auf Flugzeugfabriken, Traktorfabriken, Waffen- und Munitionsfabriken mit Drohnen oder mit auch, weiß man nicht so ganz genau, was dann immer so die Quelle ist dieser Explosionen, die dort stattfinden und Brände, Heizkraftwerke, Stromumspannungswerke. Also im Prinzip genau das, was Russland im letzten Winter mit der Ukraine veranstaltet hat. Da schlägt die Ukraine jetzt zurück. Das haben sie auch ganz klar gesagt. Wenn ihr unsere Infrastruktur angreift, dann ist eure auch nicht mehr so sicher. Was aber wahrscheinlich noch viel problematischer ist, sind auf der einen Seite Angriffe und Sabotageakte auf die russische Eisenbahninfrastruktur, wobei da nicht immer ganz klar ist, ob das jetzt auch wirklich von der Ukraine ausgelöste Aktionen sind im Hinterland oder ob hier vielleicht sogar inländische Aktivitäten stattfinden von Widerstandsgruppen. Bisschen schwer zu beurteilen natürlich. Es gab eine Meldung eines Angriffs auf diesen Eisenbahntunnel in Severomysky. Das ist ziemlich weit im Osten nahe der, also in Richtung China. China. Das hat sich dann leider später als nicht so erfolgreich herausgestellt, wie es am Anfang klang. Es gab wohl eine Explosion in einem Eisenbahntunnel und das Besondere an diesem Eisenbahntunnel ist, dass er quasi ein Nadelöhr für die Versorgung mit Waren aus China ist. Also das ist sozusagen die einzige Eisenbahnlinie, die schwere Lasten machen kann. Es gibt noch eine zweite Route, die noch für den Personenverkehr genutzt wird, aber für eine bestimmte Kategorie von Schwerlasten ist das wohl die einzige Eisenbahnroute. Und wäre es zum Beispiel gelungen durch diese Explosion im Tunnel diesen Tunnel zum Einsturz zu bringen oder so zu barrikadieren, was weiß ich, wenn da irgendwie ein ganzer Zug vor sich hin schmilzt, dann kriegst du den ja nicht von heute auf morgen wieder in Betrieb genommen. Aber offensichtlich war die Explosion nicht so dramatisch, dass das für eine längerfristige Sperrung gereicht hätte. Ein paar Kilometer weiter ging es wohl auch nochmal gegen eine Brücke.

Pavel Mayer
1:24:12
Tim Pritlove
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Pavel Mayer
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Tim Pritlove
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Pavel Mayer
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Tim Pritlove
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Pavel Mayer
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Tim Pritlove
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Genau. Ja, das bringt uns dann zu dem Thema der sonstigen Infrastrukturprobleme, die Russland noch so hat. Also selbst wenn die Ukraine keine Bombe drauf wirft, ist in den letzten Monaten in Russland so einiges kaputt gegangen. Das hatte halt viele Gründe. Ein Hauptgrund war ein super harter Winter in Russland. Das war ja schon so ein bisschen absurd, wenn man so auf die Temperaturkartenverteilung geschaut hat. Dann gab es so eine super heftige Zone von minus 20 Grad, die so mehr oder weniger direkt an der russischen Grenze entlang und auch wirklich so an dem Frontverlauf lang lief. Also überall wo Russen waren, war es einfach schweinekalt und überall sonst war es nur so okay kalt. Und es gab also viele, viele, viele Orte, also fast ganz Russland lag wochenlang unter so einer minus 20 Grad Kältefront. Und naja, jetzt kann man ja sagen, gut, Russland hat ja genug von allem, so Energie, Gas, Öl ist ja alles gar kein Problem. Naja, das Problem ist nur, dass sie mittlerweile für diesen Krieg so viele Techniker, Handwerker und Leute, die in der Lage sind, Panzer zu reparieren, offenbar abgezogen haben, dass ihnen einfach die Leute fehlen und dass die sonstige Infrastruktur auch ohnehin schlecht gewartet wurde. Und das führte dann dazu, dass also Wasserleitungen geplatzt sind, dass einfach viele Russen auf einmal ohne Heizung dastanden, weil einfach die Verteilungsinfrastruktur kaputt gegangen ist. Es gab mehrere Städte, die also über Wochen bei minus 20 Grad einen Großteil ihrer Einwohner überhaupt nicht mehr beheizen konnten.

Pavel Mayer
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Tim Pritlove
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Pavel Mayer
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Pavel Mayer
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Tim Pritlove
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Pavel Mayer
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Tim Pritlove
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Pavel Mayer
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Tim Pritlove
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Wahrscheinlich auch der Ukraine, genau. Und dann durch die Sanktionen und der Weigerung natürlich der Ukraine keine Möglichkeit mehr haben, die noch zu retten. Also das kann wohl nicht so lange halten. Januar 23 haben angeblich 19 von 220 Airbus-Flugzeugen technische Ausfälle gehabt, 33 von 230 Boeing-Flugzeugen und 3 von 21 der brasilianischen Embraer-Flotte. Naja, also läuft alles nicht so gut. Kommen wir dann mal zum Problembereich der Aufrüstung oder überhaupt der Versorgung der Ukraine mit Waffen und Munition. Und das ist ja ein ziemlicher Zankapfel. Die EU hatte vor einigen Monaten, ich weiß nicht genau wie lange das jetzt schon her ist, halbes Jahr vielleicht, zugesagt, eine Million Artillerie-Shells zu liefern. Also vor allem wahrscheinlich 155 Millimeter-Shells für die NATO-Standard-Artillerie-Systeme. Auch wenn natürlich noch die russischen Systeme auch noch teilweise im Einsatz sind, aber ich weiß nicht über wie viele Artilleriesysteme mit 152 Millimeter der russischen Munition Ukraine überhaupt noch verfügt. Aber das hat wohl nicht so gut funktioniert, weil Europa langsam ist. Man kriegt einfach die Kapazitäten nicht an den Start. Das betrifft im Übrigen auch nicht nur Europa, sondern auch die USA. Also die Kapazitäten zum Bau von Munition für Artillerie sind so abgebaut worden in den letzten Jahrzehnten. Dass man einfach auf diese Zahlen nicht kommt. Selbst wenn man da alles voll in Betrieb setzt, man erreicht es einfach nicht und die Zusage konnte hier nicht eingehalten werden. Was eben dazu geführt hat, dass diese ganze Artillerieversorgung der Ukraine versiegt und auch so Kämpfe wie die Kämpfe um Avtivka stehen in dem Verdacht, dass die Ukraine sich deshalb aus Avtivka zurückziehen musste am Schluss, weil sie halt einfach nicht mehr genug Möglichkeiten hatte mit Artillerie dagegen zu halten. Wobei man sagen muss, die Ukraine setzt Artillerie sehr erfolgreich ein, weil sie hat die besseren Artilleriesysteme, die europäischen Systeme, die französischen, die deutschen, Panzerhaubitze. Cäsar und was sie aus den USA bekommen haben, sind alle mit sehr viel höheren Reichweiten, mit sehr viel besserer Präzision ausgestattet. Das heißt im Gegensatz zu den Russen, die eben nicht so weit schießen können und auch nicht so eine hohe Trefferquote haben, konnten sie dann eben einen gewissen relativen Munitionsmangel dadurch ausgleichen, dass sie halt einfach bessere Ergebnisse erzielen. Aber irgendwann ist dann halt auch der Vorrat ausgeblieben und wenn halt die Fronten nicht mehr mit ausreichend Artillerie versorgt werden, Dann beschränkt man sich dann eben nur noch auf die unmittelbare Direktverteidigung und geht nicht mehr frühzeitig vor und so weiter. Also das ist einfach ein riesiges Problem und da ist auch eine heftige politische Debatte drum entbrannt. Und jetzt hat Tschechien gesagt, ja, wir wüssten, wo wir vielleicht 800.000 Shells zukaufen können. Aber die haben wir nicht in der EU, sondern die müssen wir uns von woanders holen. Wobei bisher, glaube ich, noch keiner gesagt hat, wo dieses woanders sein soll. Also das ist irgendwie ein Geheimnis. Und... Ich habe sehr viel Skepsis wahrgenommen bei Beobachtern, dass es die überhaupt gibt. Aber mittlerweile sammeln sie so viel Geld ein innerhalb der EU, also Frankreich, Deutschland hat sich jetzt auch beteiligt bei dieser Einkaufsaktion, dass die Tschechen halt irgendwie mal ihr Blatt irgendwann auch mal zeigen müssen und sagen müssen, wo das jetzt eigentlich herkommt. Weil keiner so richtig genau weiß, wo diese Produktionskapazitäten auf der Welt überhaupt existieren oder welche Lager hier aufgebaut sind. Ich will es nicht ausschließen, dass es doch stimmt, bloß ich habe bisher keine gute Erklärung gehört, wo es herkommen soll.

Pavel Mayer
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Tim Pritlove
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Pavel Mayer
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Tim Pritlove
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Pavel Mayer
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Pavel Mayer
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Tim Pritlove
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Pavel Mayer
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Tim Pritlove
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Ja, Storm Shadow und Skype Missiles, die ja sehr erfolgreich waren, die werden wohl ein bisschen knapp. Also die Briten und die Franzosen haben da relativ viel geliefert und sind jetzt wohl so mit ihren Beständen so in diesem Bereich, wo sie sagen, naja, wir brauchen jetzt vielleicht auch nochmal ein paar. Können denn nicht mal die Deutschen was liefern? Ich bin mir sicher, es wird auch gerade so viel produziert, wie nur geht, aber das geht halt nicht so schnell. Die Taurus-Missiles der Deutschen sind halt immer noch nicht zugesagt, da kommen wir gleich nochmal dazu. dazu. Interessanter ist, was halt jetzt im Bereich der Flugtechnik passieren wird. Auf der einen Seite gibt es ja die Zusage von Dänemark, Niederlande und was nicht gibt es noch andere, die halt F-16 Flugzeuge liefern wollen in größeren Mengen. Die sind wohl auch schon teilweise geliefert worden, wenn auch nur in einem sehr geringen Teil direkt in die Ukraine. Also ein Flugzeug gibt es da mindestens, das weiß man, das haben sie sie selber auch gezeigt, aber das ist wahrscheinlich eher zum Training für die Bodentruppen, für Wartung und sozusagen überhaupt mal zu sehen, wie man mit diesen Flugzeugen umgeht. Der Großteil dürfte sich gerade in Rumänien befinden und wird dort trainiert mit ukrainischen Piloten. Wann die F-16 dann tatsächlich in den. Bestand der ukrainischen. Streitkräfte Welche Kraftkräfte übergehen, weiß man nicht. Es wird von Sommer oder Herbst ausgegangen, wo man vielleicht diese F-16 das erste Mal wirklich im Einsatz sehen kann. Das ist nicht ganz unwichtig. Ich weiß nicht, wie viel wir über die F-16 hier schon gesprochen haben, aber das ist ja so ein bisschen das Universalflugzeug der westlichen Kräfte. Das ist so der Fighter, mit dem man einfach am meisten Munition, also am meisten unterschiedliche Arten von Munition transportieren kann. Kann. Übrigens mit der Ausnahme der Taurus-Missiles. Aber so alles andere, was hier in diesem Krieg insbesondere im Kampf gegen die russischen Flugzeuge helfen kann, das passt da halt wunderbar dran. Unter anderem auch diese Iris-T-Systeme, über die wir hier vor einigen Sendungen mal ausführlicher berichtet haben, die ja derzeit eher in ihrer Variante als Bodenluftraketen zum Einsatz kommen in der Luftabwehr, aber die, wenn man sie dann halt auf F-16 montiert, eben auch eine wunderbare Luft-Luftabwehr darstellen würde. Also diese F-16 werden schon einiges an Luftverteidigung noch zusätzlich ermöglichen, insbesondere im Kampf gegen große Raketen. Also wenn man halt, wenn Iskander und Kahan 59 und wie sie heißen, also diese größeren Raketen, die Russland immer wieder auf die Ukraine abschickt, da hatte man also die Möglichkeit mit schnell aufsteigenden F-16 und RST-Systemen irgendwie noch eine ganz andere Verteidigung hinzubekommen, als das derzeit mit den bodengestützten Systemen möglich ist, weil man halt einfach näher ran fliegen kann. Am 11. März, das ist jetzt in vier Tagen, wird ja dann Schweden auch der NATO beitreten, wie gemunkelt wird und dann wird es sozusagen offiziell durch sein. Und die Schweden haben auch angekündigt, dass sie bereit wären ihre, wie sagt man das korrekt, Gripenflugzeuge auszuliefern. Die Schweden haben ja eine sehr interessante Militärtechnik am Start und sind ja für die NATO in vielen Bereichen eine interessante Verstärkung. Nicht jetzt nur territorial, weil sie dann quasi die Ostsee zum NATO Lake machen vollständig, sondern weil sie eben auch eine extrem gute Ausstattung mit Schiffen, U-Booten und eben vor allem Flugzeugen haben. Und dieser Saab Gripen, das steht also, schwedisch heißt das einfach der Greif sozusagen, dieser mythische Vogel, ist so ein einstrahliges Mehrzweckkampfflugzeug und das hat so ein paar Eigenschaften, die es für die Ukraine sehr interessant machen.

Pavel Mayer
2:00:13
Tim Pritlove
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Pavel Mayer
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Tim Pritlove
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Pavel Mayer
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Tim Pritlove
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Pavel Mayer
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Tim Pritlove
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Pavel Mayer
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Tim Pritlove
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Genau, das ist ja dann sozusagen nochmal so die Initiative, die in der Ukraine dann noch stark gerade ist. Das ist so dieses Ausrufen der Drone-Army. Es gibt da verschiedenste Behauptungen, wie hoch die Produktionszahlen jetzt schon sind, dass sie da irgendwie eine Million Drohnen produzieren können pro Jahr. Was da dran ist, kann ich nicht beurteilen, aber es ist sehr auffällig, dass die ganze Drohnenentwicklung in der Ukraine gerade einen Megaschub erfährt. Kann ja auch gleich nochmal was zu sagen, ich habe mir das selber angeschaut, aber das zeigt sich ja jetzt auch schon, wir hatten das ja hier schon mit den Seedrohnen, mit Luftdrohnen, es werden auch mittlerweile schon autarke Systeme eingesetzt für die Belieferung der Frontlinien. Also es gibt solche selbstfahrenden Anhänger sozusagen. Also einfach so Fahrzeuge, wo man Munitionskisten reinstellen kann, die man also direkt an die Front bringen kann, ohne da jetzt noch mit Leute zu gefährden, die das dann irgendwo hinbringen. Weil ich meine, wenn du irgendwo einen Schützengraben versorgen willst, die brauchen ja auch Munition. Und wenn die Munition ausbleibt, dann war es das mit dem Schützengraben und der Verteidigung der Frontlinie. Und jetzt machen sie es so, dass sie ferngesteuerte Systeme haben, die noch nicht so wirklich autonom sind, die auch noch nicht teilweise noch nicht eigene Kameras haben, sondern die sie dann mit solchen Spotter-Drones kombinieren. Das heißt, die fliegen oben mit den Drohnen entlang und beobachten sozusagen und fahren dann quasi ferngesteuert diese Fahrzeuge an die Schützengräben ran, wo dann eben jemand kurz hochspringt, die Munitionskästen rausholt und dann fährt das Ding wieder zurück. Und ähnliches gibt es für Minenverlegungen, für Minenräumungen weiß ich es nicht genau, aber es gibt so automatische Minenverlegersysteme. Also wir sehen einfach hier eine Entwicklung im Turbogang, die einfach eine zunehmende Dronisierung der gesamten Frontlinie nach sich zieht. Und es gibt jetzt auch schon erste Berichte, dass generell sich das ganze Kriegsgeschehen. In die Nacht verlagert, weil tagsüber einfach so viele Spotter-Drones und Kamikaze-Drohnen unterwegs sind, dass einfach niemand sich da mehr sicher fühlt. Und wenn man sich anschaut, wie die Russen auch ihre Verteidigungslinien in Saporischia und Kherson aufbauen, also nochmal weiter hinten ins Land eingezogen, da wo sie sozusagen mehr oder weniger unbehelligt bauen können, wie sie wollen, gehen sie weg von reinen Schützengräben bis hin zu kompletten Tunnelsystemen. Die also oben sozusagen überhaupt gar nicht mehr zu beobachten sind und dann eben von diesen Kamikaze-Drohnen auch geschützt sind in gewisser Hinsicht. Also der Krieg ändert sich in hoher Geschwindigkeit.

Pavel Mayer
2:07:58
Tim Pritlove
2:08:42

Ja, das ist richtig. Aber das Problem ist, die Kamikaze-Drohnen haben nicht die Reichweite. Und das ist immer die Kombination aus Spotter-Drones und Kamikaze-Drohnen. Das heißt, du musst halt überhaupt erstmal deine Targets finden. Du fliegst jetzt nicht stundenlang mit einer Kamikaze-Drohne durch die Gegend. Das Stichwort Loitering Munition, das sind ja die, die rumfliegen und wenn sie was sehen, dann schlagen sie zu. Die Kamikaze-Drohnen sind halt auf maximalen Impact aus, das heißt sie sind schnell, die haben möglichst viel von ihrer Payload, ist für Sprengkraft gedacht und sollen halt nicht so mega schwere Batterien haben, weil dann teurer und bringt halt nicht so viel. Sondern da geht es einfach darum, schnell ans Ziel zu kommen und dazu musst du aber dein Ziel erstmal kennen. Das heißt, Spotter-Drones schauen sich das alles von oben an, haben hochauflösende Kameras, während diese Kamikaze-Drohnen halt relativ schlechte, analoge Kameras haben, mit denen du dann eben gerade noch so fliegen kannst, aber damit kannst du nichts auskundschaften und dein Ziel erstmal überhaupt lokalisieren. Ja, ja. Also diese Army of Drones ist auf jeden Fall eine große Sache und da ist gerade sehr viel technische Mobilisierung in der Ukraine unterwegs. Komme ich auch gleich nochmal dazu, wenn ich aus der Ukraine berichte. Ja, vielleicht noch eine Sache ist halt der Umbau der Militärstruktur oder Umbau auch des Militärpersonals in der Ukraine. Da gab es ein paar interessante Ereignisse. Allen voran, es wurde ja auch schon längere Zeit gemunkelt und mehrfach dann auch dementiert, aber dann ist es dann doch passiert. Präsident Zelensky hat nämlich den Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte ausgetauscht. Das war Valery Salushny und der wurde jetzt durch einen anderen Herrn ersetzt, nämlich Oleksandr Zirsky. Okay, und jetzt ist es nicht so ungewöhnlich, dass Führungspersonal ausgetauscht wird. Russland macht das ja im Minutentakt, hat man so den Eindruck. Aber dazu muss man wissen, Valery Zalushny ist jetzt nicht einfach nur irgend so ein Militär in der Ukraine. Sondern der ist derzeit vermutlich so die populärste Figur in der Ukraine überhaupt. Also der wird da schon, ich will es nicht zu sehr übertreiben, aber es hat schon so ein bisschen was von heiligen Verehrung hier und da. Man sieht sein Gesicht an vielen Stellen in der Ukraine und der ist halt auch ein ganz charmanter, ruhiger Typ gewesen und repräsentiert, sagen wir mal, für die Ukraine mehr als nur das Militär. Sondern es ist halt auch in seiner sanften Art, ist ja sozusagen dem Land ans Herz gewachsen und wird also einfach sehr verehrt. Es gab dann Gerüchte, dass ihm auch politische Ambitionen nachgesagt werden. Wie viel da dran ist, kann ich nicht beurteilen. Und dass Selenskyj gegebenenfalls deshalb auch versucht hat, ihn auszutauschen. Das ist alles ein bisschen Gerüchteküche. Es kann auch einfach nur damit zu tun haben. Dass einfach dieser Krieg nach zwei Jahren in eine andere Phase übergegangen ist und man sich einfach eine neue Ausrichtung mit neuen Ideen gewünscht hat und dazu auch neue Akteure an den Start bringen wollte. Weil so erfolgreich man sich auch verteidigt hat, man muss halt auch sagen, die Ziele, die die Ukraine zum Beispiel mit der Sommeroffensive hatte, sind halt nicht erreicht worden. Und da sind sicherlich auch Fehler gemacht worden und nicht alles ist Gold. Jetzt kommt also dieser Oleksandr Sirski, der war halt bisher der Chef der Bodentruppen und hat vor allem den... Kampf um Kiew geführt. Also die Verteidigung Kiews gegen die Russen, die ja ein Riesenerfolg war, das ist so im Wesentlichen auf seinem Mist gewachsen. Also er hat dort die Streitkräfte kommandiert. Also Oberbefehlshaber ist halt noch da drüber. Also sozusagen die ukrainischen Streitkräfte teilen sich natürlich ganz klassisch Boden, Luft und Marine und dann gibt es ja noch den den Oberbefehlshaber, der sozusagen alles koordiniert. Jetzt ist also der Sirsky der neue Chef. Der ist ein bisschen spröder in seinem Auftreten, ist also bei Lampen nicht so populär wie Saluschny. Aber nichtsdestotrotz gibt es niemanden, der ihm jetzt Inkompetenz nachsagt. Also man hat jetzt keine Zweifel daran, dass er in der Lage ist, ein Militär zu führen. Ja, und das ist jetzt ohnehin eine interessante Konstellation, weil wir haben jetzt irgendwie einen in der Ukraine, die Militärführung besteht ja im Prinzip aus dem Präsidenten, so, Zelensky, der ist Jude, dann haben wir den Verteidigungsminister, den Umjerov, der ist so Krimtatar und muslimisch und jetzt der Sirski ist der Oberverfehlshaber der Streitkräfte, der ist in Russland geboren. Ja, aus dem Oblast Wladimir, ist dann in die Ukraine und dort irgendwie zum Ukrainer geworden. Und das ist jetzt sozusagen diese Militärführung, es könnte diverser kaum laufen. Ja, trotz alledem steht halt das Militär jetzt sozusagen vor der großen Frage, was tun wir jetzt. Ich meine, wir haben jetzt schon sehr viel darüber berichtet, was gut gelaufen ist, was nicht so gut gelaufen ist. Es gibt viele Erfolge, aber es gibt natürlich die Erwartung, dass man in irgendeiner Form hier jetzt wieder vorankommt und einen neuen Weg findet und eine neue Strategie ausarbeitet. Und das Ganze geht dann auch noch so ein bisschen mit einer Mobilisierungsdebatte einher. Denn in der Ukraine ist es ja so, es werden derzeit, also die Soldaten, die herangezogen werden zum Krieg, sind 27 Jahre oder älter. Und darunter werden die nicht automatisch eingezogen. Man kann sich natürlich in jedem Alter freiwillig melden und in die Streitkräfte eintreten und es gibt auch viele junge Leute, die dort kämpfen. Aber während halt alle anderen, die Russen vor allem, halt auch sehr junge Leute dort verbraten, ab 17, das weiß ich, wie jung die teilweise sind. Auf jeden Fall 18-Jährige und halt quasi Rekruten wie frisch sofort nach ihrer Wehrpflicht gleich an die Front schicken, ist das halt in der Ukraine explizit nicht so. So, Zelensky hat halt eine Politik, dass er eben möchte, dass quasi die Jugend, ihre Jugend auch noch leben kann. Und dass Leute, die schon in gewisser Hinsicht was erlebt haben und eine gewisse Erfahrung haben, in den Krieg gesendet werden. Trotzdem dürfen ja die Jüngeren nicht ausreisen, sozusagen als Reserve. Es gibt jetzt so eine Debatte darum, ob das Alter gesenkt werden sollte oder es wurde jetzt sozusagen auch beschlossen, dass es gesenkt wird. Also es gibt jetzt neue Mobilisierungsregelungen und da ist das Mindestalter dann entsprechend gesenkt worden von, ich glaube von 27 auf 25 wird es jetzt irgendwie gehen. Nein, das haben wir jetzt gar nicht notiert. Was immer noch außergewöhnlich ist, weil es halt einfach kein anderes Land gibt, wo das irgendwie so gehandhabt wird. Und das ist auch ein bisschen umstritten, auch was sozusagen die Verpflichtung von Frauen betrifft. Das möchte er halt auch nicht. Ja, also man ist sich nicht sicher, ob man das Militär weiter aufstocken sollte, man ist sich auch nicht sicher, ob man es auch so ohne weiteres kann, weil das ja auch Ressourcen nach sich zieht, jeder Soldat muss dann auch entsprechend ausgerüstet werden und man merkt eben auch, dass es mittlerweile bei denen, die jetzt kämpfen, das sind halt die, die sich freiwillig gemeldet haben, Das sind die, die sowieso schon lange Soldaten waren, aber viele sind eben jetzt auch gefallen, viele sind müde. Es findet nicht in dem Maße eine Rotation statt, wie es halt sinnvoll wäre und das ist natürlich für die Armee insgesamt eine Belastung. Und auch hier, denke ich mal, muss es halt einen neuen politischen Prozess geben, zusammen mit der Führung des Militärs, wie man das denn jetzt halten möchte. Wie viele Truppen man jetzt wirklich aufbaut, wie groß die Gesamtstärke sein soll und wie viel Reserve man sich noch ranholt, um irgendwie eine Rotation zu machen. Man merkt auch, dass viele dann jetzt eben nicht mehr so die begeisterten Patrioten sind, die sich dann irgendwie, ohne mit der Wimper zu zücken, da mal eben in ihren sicheren Tod schmeißen wollen. Und das kann man ja auch nachvollziehen, dass in dem Land die Gesamtgefühlslage schwierig ist. Ja, und um die mal zu ergründen oder ein Gefühl dafür zu bekommen, habe ich dann auch vor ein paar Wochen beschlossen ich muss da jetzt mal hin und jetzt war ich da Ja.

Pavel Mayer
2:18:46
Tim Pritlove
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Pavel Mayer
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Tim Pritlove
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Pavel Mayer
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Tim Pritlove
2:19:51
Pavel Mayer
2:20:56
Tim Pritlove
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Ja, man kann mit dem Motorrad rein und das ist auch kein Problem und ich glaube, man hat dann auch den Vorteil, dass man selbst bei denen, wo die polnischen Bauern blockieren kommen, die Motorräder trotzdem durch. Weil sie da eh keine Chance haben, das groß zu verhindern und ich war jetzt nicht im Motorrad unterwegs, aber das ist so das, was ich gehört habe. Generell, das ist ein Land, da kann man einfach hinfahren, So wie man woanders auch hinfährt, das ist halt nur nicht EU, das heißt du hast halt Grenzkontrollen, sprich wenn man an der Grenze dann ist, also polnische Grenze, die gucken nur kurz und wenn du raus willst und es fällt nicht sonderlich was aus, winken die dich einfach durch. Also das ist denen dann egal. Zumindest wenn du jetzt ein Fahrzeug hast mit einem deutschen Nummernschild. Keine Ahnung, wie das dann andere Fälle sind. Und dann kommst du auf die ukrainische Seite. Dort begrüßt einen erstmal ein ukrainischer Grenzbeamter, fragt wie viele Personen in dem Fahrzeug sind. Und man bekommt dann so einen Laufzettel. Und diesen Laufzettel muss man dann an drei Stellen bestätigen lassen. Das ist halt im Wesentlichen Passkontrolle, Zollkontrolle und dann nochmal so eine Nachkontrolle. Und wenn man dann diese drei Stempel hat, dann kann man durchfahren und dann guckt sich das hinten nochmal einer an und sagt irgendwie Slava Ukraini und dann ist man irgendwie in der Ukraine. Und dieser ganze Vorgang hat tatsächlich bei der Einfahrt 25 Minuten gedauert, weil einfach nichts los war auf einen Sonntagabend. Wir sind also über diese Achse Breslau, Krakau, die Autobahn nach Krakopetz oder so und dort dann halt in die Ukraine, weil erste Haltestelle war eben Lviv. Und das ehemalige Lemberg und ja, da kam man dann an und stellt erstmal fest, dass, Alles ganz normales Land. So eine Stadt mit Menschen und mit Infrastruktur. Und abgesehen davon, dass man damit eine andere Währung bezahlt. Und alles.

Pavel Mayer
2:23:28
Tim Pritlove
2:23:31

Habe ich nicht probiert, aber wäre sicherlich gegangen. Überhaupt ist eine erste Feststellung ist so ein bisschen, Das Land ist einfach mal deutlich digitaler als Deutschland aufgestellt. Also du hast so mitten in der Stadt gibt es zum Beispiel so Easy-Pay-Terminals, wo man in Deutschland vielleicht einen Geldautomaten hat, hast du einen Pay-Automaten, der so einen Gui hat und du kannst damit irgendwie alles bezahlen. Also wenn du irgendwas bezahlen musst, ich weiß nicht, ob man da auch Geld, das war glaube ich keine Geldentnahme, es war nur ein Zahlterminal. Also wenn du irgendwas bezahlen musst, bei irgendeiner Behörde was bezahlen musst, deine Miete überweisen willst oder so irgendwie, dann kannst du das an diesem Pay-Terminal machen. Dann gehst du einfach hin, wählst irgendwie aus, was du bezahlen willst, wem du was bezahlen willst. Du kannst auch dem ukrainischen Militär was spenden, kannst das dann von deiner Telefonrechnung oder Kreditkarte abbuchen. Lass uns einfach so ein Terminal, um irgendwas zu bezahlen. Steht da einfach so rum. So neben der Bushaltestelle gibt es irgendwie an verschiedensten Orten und überhaupt ist alles so digital. Also du kannst einfach in jedem Restaurant, also ich habe nicht ein, nicht eine Frirna Bargeld ausgegeben. Ich habe überhaupt gar kein ukrainisches Geld bei mir gehabt. Ich habe ausschließlich mit meiner Uhr alles bezahlt. Egal wo ich war. In jedem Restaurant. In den Restaurants ist das sogar so. Das ist so irre. Also du hast da so einen QR-Code am Tisch. Ich dachte so, oh, jetzt sparen sie sich schon wieder dieses Menü. So, weil das ist ja diese Corona-Nummer, weißt du, das ist jetzt irgendwie so, Speisekarten sind dann irgendwie, dann musst du auf deinem Telefon und die Schrift ist zu klein und du erkennst irgendwie nix. Und ich kotze dann immer so ein bisschen ab und denke mir so, Leute, gebt mir eine Speisekarte. Ich will sehen, was ist. Und naja, da war ich dann erstmal so ein bisschen angemuffelt und hab dann aber erst gecheckt, was dieser QR-Code eigentlich wirklich tut. Gut, nämlich der QR-Code ist nicht einfach nur irgendeine URL auf eine Webseite, wo du dann so ein PDF durchscrollen kannst, sondern das ist eine URL auf eine Webseite, die aber den Tisch in diesem Restaurant eindeutig identifiziert. Du kriegst dann eine Speisekarte, wo du dann in der Regel nicht immer, aber in der Regel nicht nur alle Speisen, die du bestellen kannst, aufgelistet bekommst, sondern auch immer ein Foto dazu hast, sodass du auch gleich weißt, was dich in etwa erwartet, wenn man mit der ukrainischen Küche, auf die ich mich so spezialisiert hatte, meinem Interesse, weil Pizza kann ich auch zu Hause essen, war das sehr hilfreich und zu verstehen, was das jetzt eigentlich wirklich ist, was ich da bestelle. Und du kannst dann auch gleich so eine Selection machen. Ich konnte nicht direkt bestellen. Aber ich konnte mir halt so eine Merkliste machen und konnte mit so einem Knöpfchen mir alles anzeigen, was ich ausgewählt hatte. Und wenn dann halt die Bedienung kam und gefragt hat, was ich haben will, habe ich einfach mein Telefon da hingelegt und gesagt, das.

Pavel Mayer
2:26:51
Tim Pritlove
2:27:07
Pavel Mayer
2:28:24
Tim Pritlove
2:28:37
Pavel Mayer
2:28:43
Tim Pritlove
2:28:46

Das ist ja auch alles völlig in Ordnung Ich sage nur, die Ukraine ist komplett durchdigitalisiert Also das LTE hatte auch mal hier und da seine Schwächen und man war auch so in Edgeland, aber ich kann das ehrlich gesagt so ein Land im Kriegszustand eher gut schreiben als Deutschland Wo das sozusagen schon sofort passiert, wenn du im Flughafen in die S-Bahn steigst. Und das war auf jeden Fall einer meiner ersten Eindrücke. Ansonsten war vor allem mein Eindruck, es war eine Menge los, es waren sehr auffallend viele Menschen auf der Straße. Also es war eine Präsenz der Bevölkerung in der Straße, die für mich größer war als in Berlin. Da war also in der City da war so viel los da waren so viele Menschen unterwegs und da war Gewusel und, alles ist voll mit Shops mit irgendwie Beautyprodukten das scheint da irgendwie ein besonderes Ding zu sein also es herrscht wirklich kein Mangel an so Drogerien und, Parfüm und keine Ahnung also so Selbstverschönerung ist in der Ukraine definitiv ein heißer Markt, Und generell sind auch alle sehr gut gekleidet, würde ich sagen. Naja, es war einfach eine Menge los, es gab viele Restaurants, es gab unheimlich viele Bars, es war auch sehr auffallend, dass viele Bars und Restaurants einfach, der Großteil war wirklich schön. Also es ist einfach, die Inneneinrichtung war immer super aufwendig, super nett dekoriert, sehr individuell. Die Bars sahen einfach toll aus. Alles sehr schick. Also das Letzte, woran du denken würdest, ist irgendwie Land im Krieg. Der Gedanke kommt ja einfach in Lviv einfach null. So und naja gut, ich habe dann letztlich dort nur eine Nacht verbracht in einem Hotel, was auch allen westlichen Anforderungen entsprach so und Hotelpreise sind natürlich auch entsprechend gering im Vergleich zu uns. Du kannst also locker auch für 30 Euro die Nacht unterkommen und hast einfach ein Top-Hotel. Ja, und das war mein erster Eindruck nach Grenzübertritt.

Pavel Mayer
2:31:24
Tim Pritlove
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Pavel Mayer
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Tim Pritlove
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Pavel Mayer
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Tim Pritlove
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Pavel Mayer
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Tim Pritlove
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Pavel Mayer
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Tim Pritlove
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Pavel Mayer
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Tim Pritlove
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Genau, unauffällig. Also da ist Verkehr, wie man das so erwarten würde, zwischen zwei großen Metropolen. Umso näher man dann an Kiew rankam, umso mehr wurde dann aber auch der Krieg sichtbar. Diese Straße, die von Lviv nach Kiew führt, war dann auch Teil der ersten Kampfhandlung. Also bis dahin sind die Russen auch vorgedrungen aus dem Norden und es gab dann auf dieser Strecke konkrete Auseinandersetzungen und das merkst du dann, wenn du so auf 200 Kilometer an Kiew rangekommen bist oder vielleicht auch 150, das weiß ich nicht ganz genau. Genau, also auf einmal sind überall Einschusslöcher zu sehen und du hast dann zerstörte Häuser, die links und rechts sind oder Häuser, die ganz offensichtlich irgendwie nochmal gefixt wurden oder komplett zerschossene Tankstellen tauchen dann auf einmal auf. Aber immer schön im Wechsel mit brandneuen, glitzernden, voll auf Top-Standard neu aufgebauten Tankstellen sich abwechseln. Also das ist irre. Gerade die Tankstellen sind da, also wirklich alles was da neu gebaut ist, da ist viel neu. Das ist einfach top. So ein bisschen wie in Polen, das heißt du hast auch mal Klos, für die du auch nicht bezahlen musst. Und ähm, Ja, das ist einfach super eingerichtet, alles super neu und zwischendurch hast du aber dann ein paar ältere Tankstellen, die halt irgendwie komplett zerschossen sind. Und dann eben auch Häuser, wo irgendwelche Raketen reingeflogen sind oder Panzer reingeschossen haben oder was weiß ich. Dann fährst du auf einmal an einer riesigen Lagerhalle vorbei, die was weiß ich, 200 Meter lang ist, die komplett zerstört ist, wo du also gemerkt hast, da ist richtig was reingeflogen, irgendeine fette Rakete oder so, ja und umso mehr du dich halt der Stadt näherst umso urbaner wird es und dann so die Einfahrt nach Kiew, das ist dann halt sowas, weiß ich wenn du nach Berlin kommst, also du merkst halt einfach wie es immer urbaner wird, die Straßen immer breiter werden, der Verkehr, zunimmt, ja, und du bist dann irgendwann in Kiew.

Pavel Mayer
2:38:27
Tim Pritlove
2:38:37

Kiew ist viel größer als Lviv. Lviv ist so ein bisschen so wie wie so ein was ist ein guter Vergleich? Ähm. Ich wollte jetzt gerade sagen, kleines Prag, weil es halt so ein bisschen eher so wie Prag rüberkommt, aber ist halt nicht so groß. Von der Stadtgröße her, ich weiß jetzt gar nicht, Einwohnerzahl habe ich jetzt gar nicht so genau geguckt, aber Kiew ist auch definitiv einfach die Metropole und da wohnen irgendwie drei Millionen Leute, fast unter einer Million. Also die Dimensionen sind anders und natürlich merkst du, dass es die Zentrale des Landes ist, Das heißt, du hast halt viel mehr Hochhäuser und irgendwie auch schon sehr viel mehr Industrie, wenn du drauf zukommst, Gewerbegebiete, alles mögliche. Das ist um Lviv natürlich nicht so stark. Und ja, dann bist du halt irgendwann im Zentrum auf einer vier- oder achtspurigen Straße unterwegs. Also so mit Radinfrastruktur und so weiter geht da auch noch so einiges. Das ist definitiv alles für Autos gebaut, gar keine Frage. Und in der City ist halt das historische Kief, das dann wiederum ganz cozy ist und wo sich dann halt so ein paar Bausünden abwechseln mit sehr vielen alten Kirchen und Altbauten. Und insgesamt ist Kiv sehr, sehr, sehr schön und wir sind dann irgendwie direkt bis in die City vor. In der Nähe des Intercontinental Hotels, in so einem günstigen Apartmenthaus, wo so im Wohnhaus so Wohnungen vermietet werden, alles gut bezahlbar, alles top eingerichtet, alles richtig gut. Also es ist einfach alles super da. Und ja genau, dieses Intercontinental Hotel, das ist dann an so einem Platz. Dieser Platz, wo die Ukraine diese ganzen abgeschossenen Panzer und, Artilleriesysteme und so weiter, die rostigen Dinger dahin geschleppt hat, damit irgendwie die internationalen Journalisten das dann auch gleich immer sehen können, wie es ist und wo dann irgendwie alle Präsidenten anderer Länder vorbeigeschleppt werden. Dann gibt es dann noch so eine lange Mauer, wo irgendwie auf 100 Metern alle im Krieg seit 10 Jahren getöteten Ukrainer mit Foto verewigt sind. Das ist schon alles sehr beeindruckend an der Stelle. Ja genau, bin dann am Abend da angekommen, es war halt schon spät und dann, legst dich auch erstmal hin und dann ging es dann auch am nächsten Tag erstmal gar nicht in Kiew weiter, sondern wieder ins Auto. Gab es einen Ausflug nach Tschernihiv. Tschernihiv ist eine kleinere Stadt im Norden von Kiew, relativ nah an der russischen Grenze und, oder ist es Belarus noch? Ich weiß gerade gar nicht. Auf jeden Fall da, wo die Russen heimgeschnitten sind.

Pavel Mayer
2:41:44
Tim Pritlove
2:42:09
Pavel Mayer
2:43:25
Tim Pritlove
2:43:40

Das ist aber, Chernobyl ist ja nochmal so, da ist ja nochmal so eine Zunge Belarus, die das nochmal trennt auf der anderen Seite des Dnepr. Also ich würde das jetzt nicht der Zone zu, also rein von Kilometern her hast du natürlich recht, aber das hat da später sozusagen keine Rolle. Aber okay, ja es ist nicht so mega weit weg. Genau. Und dann begann sozusagen so eine Kaskade. Ich muss sagen, wir haben viel Glück gehabt auf dieser ganzen Reise. Es haben sich am laufenden Meter neue Dinge ergeben, die sich zeitlich alle wunderbar aneinander angereiht haben. Und so war ich dann sozusagen... Und permanent eigentlich damit beschäftigt, mir irgendwas Interessantes anschauen zu können. Und aus jeder Begegnung hat sich dann wieder was Neues ergeben und noch ein paar andere Zufälle und Kontakte, die schon existiert haben. Und dann wollt ihr euch das noch anschauen, dann gucken wir mal, ob wir das noch hinbekommen. Und es begann jetzt hier in Tschernihiv und wir waren dann in einem Vorort von Tschernihiv namens Jahitne und der ist halt dafür bekannt, dass dort die Russen sich in so eine Schule unter den Nagel gerissen haben als ihr Einsatzzentrum. Und haben dann in dem Keller dieser Schule über 300 Ukrainer aus diesem Dorf, ja Hidne, zusammengezogen und dort in den Keller gesperrt. Und da haben dann irgendwie 300 Leute in einem dunklen Keller in dieser Schule, quasi ohne richtige Essensversorgung, ohne irgendeine Versorgung ausharren müssen. Alte Leute, junge Leute, Babys, wo vom Platzangebot her quasi für jede Person ungefähr ein halber Quadratmeter Bereich stand. Und dort haben die dann irgendwie drei Wochen ausharren müssen, bis die Russen dann aus diesem Gebiet vertrieben wurden. Das war schon sehr beeindruckend. Es hat uns dann so ein älterer Mann, der auch dort eingesperrt war für die Zeit, hat uns das dann irgendwie alles gezeigt und diesen Ort angeschaut und mir das so schildern lassen, was passiert ist. Alles so vorgefallen ist und das kann man sich irgendwie gar nicht so richtig klar machen, wie furchtbar und grausam das gewesen sein muss. Also, weißt du, die hatten dann noch nicht mal genug zu trinken und mussten dann irgendwie ihren eigenen Schweiß, der sich sozusagen an der Decke kondensiert hat, mit irgendwelchen. Abdeckungen von Lampen wieder auffangen, um den dann zu trinken, um nicht zu verdursten. Da sind Leute gestorben, die dann tagelang noch rumlagen, bevor irgendwie die Russen bereit waren, dass man die zumindest beerdigen kann. Also ein totales Materium und unfassbar und es war einfach, ja und das war so ab dem Moment so ein wiederkehrendes Element, was ich eigentlich die ganze Zeit in den Augen und Äußerungen von allen Ukrainer, mit denen ich gesprochen habe, gesehen habe. Aber dieses unglaubliche Kopfschütteln, dieses Unverständnis über die unfassbare Grausamkeit, mit der die Russen in diesem Krieg gegen die Zivilbevölkerung vorgehen. Also das war immer wieder dieses so, man kann es sich nicht vorstellen und was sind das für Menschen und die sind den Ukrainern so fern, wie man sich nur irgendwas vorstellen kann. Ich meine, sie nennen sie ja auch die Orks, bezugnehmend auf Herr der Ringe, so wie die Orks sozusagen über Mittelerde und die Auenwälder einfallen irgendwie in ihrer absoluten Grausamkeit, so sehen die Ukrainer die Russen dort. Und das ist so das alles bestimmende Bild. Also wenn man irgendwie noch diesen Glauben hat, dass die Ukraine und Russland irgendwie was Nennenswertes miteinander zu tun haben, dann ist das irgendwie spätestens, weil das in dem Moment einfach auch schon wieder alles vorbei ist. Ich hatte diesen Glauben nicht und ich muss auch sagen, dass ich jetzt nicht irgendwas entdeckt habe in der Ukraine, mit dem ich nicht schon gerechnet habe. Mein Bild von der Ukraine, was ich jetzt von außen hatte, hat sich eigentlich am laufenden Meter und auch von diesem Konflikt hat sich eigentlich am laufenden Meter bestätigt. Aber auch das war natürlich eine interessante Erfahrung, weil ich natürlich auch genauso damit gerechnet habe, Dinge zu entdecken, wo ich sagen würde, ach so war das dann irgendwie so. Das hat sich mir ja bisher nicht so dargestellt. Jetzt haben wir diesen ganzen Konflikt ja schon sehr intensiv begleitet die ganze Zeit und es war auch eine große Hilfe, muss ich sagen, weil ich natürlich jeden Ort, der irgendwie erwähnt wurde, jeden Kampfort, jeden Vorgang zumindest schon mal irgendwie gehört habe und eine Vorstellung hatte von den Richtungen, Distanzen, Größenordnung. Und der Wichtigkeit der Vorfälle, die genannt wurden, dass ich das alles sehr gut einordnen konnte, was an Gesprächen um mich herum so geführt wurde. Ja, und trotzdem war das schon so ein Moment der Beklommenheit in gewisser Hinsicht, weil du halt auch weißt, okay, jetzt kommst du da aus deinem reichen Deutschland und weißt du, wo es alles in Hülle und Fülle gibt und wo sich keiner auch nur im Ansatz darüber Gedanken macht, man könnte morgen mal von so einer Bombe zerstört werden. Und dann bist du da und da ist irgendwie alles von Bomben zerstört, überall kaputte Häuser und der Horror sitzt den Leuten halt da wirklich noch im Nacken und sie wissen, es ist halt auch noch nicht vorbei. Und entwickelt man schon so eine gewisse demut und natürlich auch so ein noch gesteigertes unverständnis über jede perspektive auf diesen konflikt aus dem westen wo dann immer so ein, denken zum ausdruck kommen von ja ach die sollen sich doch mal einigen mit den russen, Das ist einfach vollkommen unvorstellbar. Die werden sich mit diesen Russen auf gar nichts einigen. Das Einzige, worauf die sich dort einigen können, ist, die müssen alle weg. Und jeder Russe, der unsere Grenze übertreten hat, der muss entweder sofort weg oder muss umgebracht werden, weil die killen uns halt hier alle. Wenn die Russen nochmal in irgendeiner Form sich dieser Stadt nähern, dann werden alle sterben. Das ist einfach da die klare Überzeugung. Und ich denke, man muss sich nicht lange dort aufhalten, um einfach zu merken, genau das ist das, was da stattfindet. Was die Russen da einfach machen, ist einfach nichts anderes als ein Genozid an der Ukraine und nichts anderes.

Pavel Mayer
2:51:28
Tim Pritlove
2:51:40

Du hast ja ganz viele zusammengeschossene Häuser. Das eine oder andere ist vielleicht dann mal wieder repariert worden, weil es sich noch reparieren ließ, aber du hast halt so diverse Häuser, die halt einfach kaputt geschossen sind und dann noch im kaputt geschossenen Zustand rumliegen. Und du hast halt vor allem überall irgendwo liegt immer nochmal mal ein verrosterter Panzer rum und es gibt so, aufgeschüttete Pkw-Friedhöfe, wo man auf irgendeinem Parkplatz alle kaputt geschossenen Pkw in diesem Konflikt einfach zusammengeschoben und aufeinander gestapelt hat, damit sie erstmal irgendwo rumstehen, bevor man sie vielleicht irgendwann nochmal richtig verschrottet bekommt. Du siehst diese. Folgen überall, du siehst aber auch, und das war dann besonders sichtbar, als ich durch Bucha und Irpin gefahren bin, was ja auch so ein Hotspot der Angriffe waren und der Gräuel, dass eben überall, wo die Ukraine auch schon die Zeit gefunden hat, das wieder richtig zu machen, Häuser dann teilweise halt auch wirklich perfekt wieder aufgebaut wurden, was halt da auch natürlich ein Teil der, Bewältigung ist. Also dass man aber es ist mit Nichten alles schon wieder heile es ist viel repariert worden, was auch immer man reparieren kann, ist repariert, aber viele Häuser sind halt auch beyond repair müssen irgendwann abgerissen werden, gerade größere Häuser und das ist natürlich jetzt mal nicht eben so gemacht und ich glaube es hat so ein bisschen mindere Priorität große Häuser abzureißen wir haben gerade andere Sachen zu tun und bauen lieber irgendwas also lieber reparieren sie irgendwas oder Oder liegen Ihre Energie auf die Sicherung der Grenzen, anstatt jetzt große Abreus-Aktionen zu starten?

Pavel Mayer
2:53:34
Tim Pritlove
2:54:00
Pavel Mayer
2:54:13
Tim Pritlove
2:54:24

Ja, das mag aber jetzt für die Drohnenangriffe und die Raketenangriffe ist das ja nicht so relevant. Also das hat damit ja nicht so viel zu tun. Es war immer so ein bisschen Glück bei mir, dass der erste Luftangriff auf Kiew, der gemeldet wurde, da war ich gerade auf der Autobahn unterwegs. unterwegs. Das heißt, da habe ich nichts von mitbekommen. Es gibt jeder, man installiert sich so diese R-Alert-App. Dann sagst du, für welche Region möchtest du gerne Warnungen erhalten? Wo bist du? Und das kannst du dann entweder für eine komplette Region oder so einen kleinen Distrikt runterbrechen und dann wird man halt gewarnt, wenn in irgendeiner Form was detektiert worden ist, was vielleicht da runterkommen könnte. So, das erste Mal war das auf der Autobahn auf dem Weg nach Kiew, da hat man natürlich nichts gehört, auch nichts mitbekommen, da fährst du einfach weiter und machst dir keine großen Gedanken. In der ganzen Zeit in Kiew war nur ein Luftalarm, bei dem Luftalarm war ich aber gerade in einer Bar und diese Bar war im Keller und diese Bar war selber auch als Bunker freigegeben. Das heißt, um mich zu sichern, hätte ich dann in diese Bar gehen können, aber ich saß ja schon an der Bar und hab sozusagen den Luftalarm beim Cocktail irgendwie. Das fühlte sich auch irgendwie total unwirklich an, weil das war wirklich eine sehr coole Bar. Ja, da gab es irgendwie alles, so 20 Meter lange Alkoholika Auswahl für Cocktails und alles top designt. Super nette Leute da und einfach kann ich sehr empfehlen, Kiefseid Barman Diktat heißt die. Während des Luftalarms habe ich halt mit so einem jungen Ukrainer gesprochen, der unter anderem an dieser App mitarbeitet, die heißt DIA. DIA ist sozusagen diese universelle Aktion, wo Ukrainer mit den Behörden interagieren können. Also du kannst quasi steuern und alles irgendwie über diese App machen. Die ja heißt Aktion, heißt das. Ja, und gut, ein Luftalarm, den du nicht hörst, weil du irgendwie zwei Etagen tiefer im Keller sowieso schon sitzt und dir gerade irgendwie ein Whisky Sour zur Gemüte führst, ist jetzt nicht besonderlich bedrohlich. Das Bedrohliche kam dann erst später, das habe ich dann aber auch noch ausgesessen.

Pavel Mayer
2:57:01
Tim Pritlove
2:57:30
Pavel Mayer
2:57:33
Tim Pritlove
2:57:40

Weiß ich nicht so richtig, ob ich das beurteilen kann. Es ist halt generell, ich würde sagen, es ist generell die Einstellung ist halt die, der Krieg ist da, man versucht so sein Leben normal zu leben. Ich meine, du läufst in Kiew rum, es ist einfach ein ganz normaler Hauptstadt. Leute gehen shoppen, gehen einkaufen, fahren durch die Gegend, alle machen das, was sie sonst auch machen vielleicht im Wesentlichen oder versuchen es zumindest und diese Luftalarme sind Realität. Was ich jetzt nicht erlebt habe, ist ein Luftalarm, während ich auf der Straße war, wo die Sirenen losgehen, wo ich hätte jetzt schauen können, wie die Leute reagieren. Diese Erfahrung habe ich so nicht gehabt und deswegen kann ich dazu auch herzlich wenig sagen. Ich kann also nur wiedergeben, was ich so aus Gesprächen mitgenommen habe und es ist halt generell dieses. Die Wahrscheinlichkeit, dass du jetzt irgendwie von so einem Luftanschlag getroffen wirst, ist halt ohnehin gering im Verhältnis zur Größe des Landes und der Bevölkerung und so weiter. Das war wahrscheinlich in den ersten Wochen noch anders, als das auch den ganzen Tag so war. Von daher glaube ich, werden jetzt auch nicht alle sofort irgendwie in die U-Bahn rennen, wenn was ist. Aber vielleicht manche schon und manche nicht. Grundsätzlich ist es halt dieses, ja wir haben alle die Schnauze voll von diesem Krieg, wir finden es scheiße, aber wir werden jetzt nicht aufhören, so dagegen anzukämpfen. Wir müssen das halt einfach nehmen, weil alle sehnen sich danach, dass es zu Ende ist. Aber diese Resilienz ist generell zu spüren. Man gönnt den Russen einfach gar nichts mehr. Das Verhältnis zwischen Russland und Ukraine ist beendet für die nächsten 50 Jahre. Die werden dort kein positives Bild mehr abgeben können. Für die ist Russland einfach Mordor und nichts anderes.

Pavel Mayer
2:59:49
Tim Pritlove
3:00:10

Ja, ich war ja dann noch in der Stadt Tschernigiv selber und da ging das dann auch los mit diesem wunderbaren leckeren ukrainischen essen, so Borscht und ist einfach alles so lecker da. Ich habe dann Leute getroffen, die halt so Hilfe für die Front organisieren, die so alles mögliche einkaufen und zusammenziehen, teilweise auch nach Deutschland fahren, um Sachen einzusammeln, auch wenn sie das jetzt wahrscheinlich durch die Verschärfung der, Regeln bald nicht mehr können oder zumindest ist das offen. Die halt alles mögliche einsammeln, Drohnen, Spenden irgendwie und die fahren das dann aber auch selber an die Front. Das heißt, die sind da einfach in einem hohen Maße vernetzt und, bevor man das in die offiziellen Kanäle einkippt, wo man immer ein bisschen Angst haben muss, dass durch Korruption dann doch das eine oder andere aufgehalten wird oder wo, sagen wir mal, vielleicht Lieferungen dann in irgendeinem Lagerhaus landen, aber nicht genau da, wo sie jetzt gerade gebraucht werden. Das ist einfach ein hoher Grad an Selbstorganisation, der da herrscht und es gibt halt so Leute, die ich dann eben auch kennenlernen durfte, die dann einfach alles einsammeln, Ins Auto packen und dann fahren die direkt runter nach Avdivka und liefern das dann direkt bei Leuten ab, die da konkret im Einsatz sind, die das dann auch sofort an die Front verteilen und wo sozusagen hundertprozentige Effektivität dieser Spenden dann auch sichergestellt ist. Bei der Gelegenheit gab es dann auch noch eine Begegnung mit einer Frau, die dort als Medic direkt in Avtivka im Einsatz war. Die kam gerade von der Front zurück und hat mal ein paar Tage Pause gemacht. Die ist halt richtig beim Militär und versorgt dort halt die Verwundeten und hat dann auch irgendwie Fotos gezeigt, die ich mir gar nicht alle angucken konnte, weil ich ja so ein Weichei bin. Das war alles ein bisschen zu grausam dann für mein Level von diesen ganzen Verletzungen und so weiter, die sie da irgendwie aufgezählt hat. Aber er hat so ein bisschen berichtet und ich habe halt gefragt, wie schlimm es ist und wie man sich das so vorstellen muss. Und es ist halt, glaube ich, gerade diese Bomben, die wir vorhin schon gesprochen haben, die also ja nicht nur töten und laut sind, sondern die ja auch, bei jeder Explosion so eine unglaubliche Druckwelle ausüben. Du bist sozusagen als Soldat da an dieser Front permanent diesen Druckwellen auch ausgesetzt. Das macht dich halt auch im Hirn irgendwie weich.

Pavel Mayer
3:02:40
Tim Pritlove
3:03:02

Ihr Einsatzgebiet war da halt einfach die Leute von der Front, also die fährt halt wirklich da an die Front, zieht die Leute ins Auto und bringt sie sozusagen zu den Erstversorger Stellen. Also holst die Leute mal ab mit einfachen Fahrzeugen, bringst sie an diese Stabilisierungsstellen, also holst sie erstmal ohne, erstmal nur holen, so. Da vielleicht eine Sofortmaßnahme in irgendeiner Form, Blutungsstillen oder so etwas, zagt dann, werden die bei diesen Stabilisierungsstellen abgeworfen, Stabilisierung für einen Transport, um dann nochmal in ein anderes Auto geworfen zu werden, um dann über eine Strecke von 100 Kilometern nochmal quer durch die Ukraine transportiert zu werden bis zum nächsten Krankenhaus, was nicht unmittelbar im Kriegsgebiet ist. Also es ist halt auch bis du dann als verletzter Soldat da eine wirklich eine stabile Versorgung im Krankenhaus bekommt, kann es halt auch noch mal einige Stunden dauern. Das passiert da halt einfach am laufenden Meter. Also das war dann so ein bisschen dann die komplette. Wahrnehmung, die ich dann in Tscherniv hatte. Dann ging es halt wieder zurück nach Kiew und dann gab es einen lustigen Abend, im, also da ja dieses Interkontinentalhotel ist sozusagen so der der Treffpunkt für alle internationalen Helfer, Journalisten, Pipapo, Politiker. Und wir saßen dann irgendwie rum und hatten noch ein nettes Ausklangsgespräch. Und auf einmal tauchte neben uns Vitali Klitschko auf. Der Bürgermeister von Kiew und der ehemalige Schwergewichtsboxer. Ich drehe mich so um und der Typ steht irgendwie so vor mir. Und ich weiß nicht, ob du dir vorstellen kannst, wie groß der Typ ist. Also das ist ein Koloss. Ich meine, okay, er ist irgendwie x-maliger Schwergewichts- Boxweltmeister und seitdem nicht nennenswert geschrumpft. Der spricht ja auch fließend Deutsch. Und dann halt so in Begleitung vom, Journalisten und hatte dann aber auch noch die Zeit, uns irgendwie alle nett zu begrüßen und ein kurzes Gespräch zu führen und so weiter, bevor er dann wieder weiterziehen musste. Da habe ich dann jetzt irgendwie Vitali Klitschko auch nochmal die Hand geschüttelt. Das war irgendwie ein schönes Highlight, so auf diesen Abend. Und ich kann nur sagen, der Typ ist wirklich so nett, wie er immer rüberkommt. Sehr cool. Coole Sau. Ja, das war so mein dritter Tag. Nächsten Tag ging es dann zu zu einem Start-up, im Drohnenproduktionsbereich. Da haben wir den Kontakt bekommen über jemanden, der dort Drohnen einkauft. Und das ist so eine Bude, die halt in irgendeinem Bürohaus in Kiew sitzt und Kamikaze-Drohnen entwickelt. Und die konnten wir dann besuchen und da ein, zwei Stunden abhängen, ein paar Fragen stellen. Das war natürlich auch ganz interessant, weil das halt alles so Nerds waren. Also junge Leute, weitgehend nicht nur, aber vor allem sehr junge Leute, also was weiß ich, so in ihren Twenties vielleicht, Early Thirties maximal, mit ein, zwei Ausnahmen und die halt im Rahmen dieses Förderprogramms der Ukraine gearbeitet haben, ähm. Und so eine Art Freigabe erhalten. Also die werden dann quasi lizenziert vom Staat, dass die sowas verkaufen dürfen. Keine Ahnung, was da die konkreten Kriterien sind und wie die überprüft werden, aber auf jeden Fall, die dürfen dann sozusagen in diesen Militärbereich reinverkaufen, wenn sie jemanden finden, der das bezahlt sozusagen. sozusagen. Und deren Drohnen dürfen dann eben auch eingesetzt werden. Man kann es ja jetzt nicht einfach jeden irgendwelche Kriegswaffen erzeugen lassen. Aber im Rahmen dieser Army of Drones-Initiative setzen sie dann eben auch sehr auf individuelle, ja ich nenne es jetzt einfach mal so Startups, so Gruppen von Leuten, die sie wahrscheinlich vor einem Jahr noch nicht kannten. Und die dann eben da sitzen und intensiv dran arbeiten, wie man eben diese Quadrokopter in so Bomben umbauen kann. Und das haben sie uns da gezeigt, was da so ihr Design ist und was so ihre Design-Constraints, sind, um diese Dinger möglichst günstig, möglichst schnell, möglichst unter Verwendung aller ihren zur Verfügung stehenden Ressourcen auch bauen zu können, weil ihre Ressourcen sind halt weder besonders vielfältig noch unbegrenzt. Ja, und Und die produzieren dann aber viel und da laufen dann halt immer Leute rein, laden sich ein paar Dinge in den Koffer und gehen dann wieder irgendwo anders hin damit. Ja, also das ist im Wesentlichen so eine Integrationstätigkeit, die sie dort machen. Die entwickeln jetzt nicht die komplette Steuersoftware selber, aber müssen sich dann halt aus verschiedensten Quellen bedienen und versuchen irgendwie genug zu bekommen und das dann halt zu machen und optimieren dann sozusagen diese Drohnen dafür. Und das ist ein Vorgang, der an vielen Stellen, glaube ich, stattfindet.

Pavel Mayer
3:08:41
Tim Pritlove
3:08:53

Ja, weil mich hat natürlich interessiert, inwiefern dieses Thema Machine Learning und AI da schon eine Rolle spielt bei den Drohnen, dass man die halt alle jetzt so direkt fliegen kann, ferngesteuert mit so Standardkontrollern, das ist ja eh klar. Man kann sagen ja, es ist ein großes Thema und da sitzen auch alle dran und das ist irgendwie, gibt es schon verschiedene Versuche, aber derzeit findet das nur in sehr eingeschränktem Maße, wenn überhaupt, statt. Also jetzt bei diesen Kamikaze Drohnen geht es ja, wie ich vorhin schon gesagt habe, geht es ja im Wesentlichen darum, schnell ein vorher ausgewähltes Ziel dann auch zu erreichen und dann möglichst punktgenau die Stelle zu treffen, wo du dann eben wirklich dem Fahrzeug auch idealen Schaden zufügen kannst. So ein Panzer ist meistens angreifbarer von hinten, weil er da weniger gepanzert ist und solche Geschichten. Und da eben jetzt so viele Fahrzeuge, wie ich vorhin schon gesagt habe, mit so einem Electronic Warfare Shield ausgestattet werden, also quasi so ein lokaler Störsender, der dann eben die Fernsteuerung der Drohne versucht zu kappen auf diesen letzten entscheidenden Metern. Was weiß ich wie viel, 50, 100 Meter, irgendwie sowas, ist das jetzt sozusagen die Herausforderung. Was sie also jetzt gerne realisieren würden ist, dass so eine Kamikaze Drohne quasi im Endanflug, in dem Moment, wo das Objekt schon gesehen wird, in der Lage ist, auch bei Kappung der Fernbedienungsverbindung noch eigenständig das Ziel zu erreichen. Das sind so die Maßnahmen, die dort sind und diese Störsender, Electronic Warfare Systeme finden wohl in zunehmendem Maße dort Verbreitungen und sind so Teil dieser gegenseitigen technologischen Aufrüstung.

Pavel Mayer
3:10:45
Tim Pritlove
3:11:30
Pavel Mayer
3:12:23
Tim Pritlove
3:12:32
Pavel Mayer
3:13:45
Tim Pritlove
3:13:50
Pavel Mayer
3:14:29
Tim Pritlove
3:14:34

Ja.

Pavel Mayer
3:14:35
Tim Pritlove
3:14:38

Das war Kief, der erste richtige Kieftag, weil der Rest war jetzt nur Fahrerei und Der erste richtige Besuchstag war ja Tscherniv. Dann zweiter Tag war nochmal komplett Kiew. Da hatten wir dann über einen Kontakt beim Militärhistorischen Museum. Ennur ist ja selber der sehr bekannt durch diese Ausstellung von dem Panzer vor der russischen Botschaft. Damit hat er sich da auf jeden Fall einen Namen gemacht und hat ja mit seinem Berlin Story Museum, mit seiner Hitler Ausstellung ohnehin Museumserfahrung und da auch gerade eine Sonderausstellung zum Ukraine Krieg mit den Memes, also den Internet Memes rund um diesen Krieg. Also man kann da jetzt hingehen, Berlin Story und sich das anschauen. Und das Militärhistorische Museum in Kiew, das Militärhistorische Museum hat einen Teil dieser Ausstellung wiederum übernommen. Also sie haben sozusagen seine Memensammlung genommen, vom Deutschen wieder ins Ukrainische übertragen und das war dann auch Teil der Ausstellung dort. Und da herrschten also gute Beziehungen und über den Weg war es dann für uns möglich, am nächsten Tag einen Besuch auf dem Hostomail Airport zu machen. Also der Hostomail. Flughafen, der eigentlich im Wesentlichen ein Entwicklungsstandort ist, der Antonow Flugzeugproduktionsfirma und wo eben der Krieg begann. Wo die ersten Hubschrauber reingeflogen sind und wo die russischen Spezialkräfte versucht haben, die Ukrainer zu überwältigen und diesen Flughafen in Angriff zu nehmen, als um dort dann sozusagen Flugzeuge landen zu können und dort den Einmarsch zu machen. Und das wurde ja durch so eine Truppe von 150 Ukrainern, die dort stationiert wurden, verhindert. Die haben den ja so hart zugesetzt und dann auch in schneller Zeit mit ihrer eigenen Artillerie die Landebäume zerstört, sodass es den Russen nicht möglich war, über diesen Flughafen einzudringen. Das war vielleicht die wichtigste Schlacht überhaupt am Anfang.

Pavel Mayer
3:16:52
Tim Pritlove
3:17:35

Das war schon wirklich kriegsentscheidend. Es gab halt jemanden, der uns die Story erzählt hat und sie hatten auch einen von der Truppe dabei, also haben sie zumindest gesagt, der dann selber nochmal berichtet hat, wie das da abgelaufen ist und das Ganze fand statt direkt neben dem Wrack der Miria, des größten. Flugzeugs der Welt, was ja bei diesem Angriff zerstört wurde. Dieser Antonov, wie heißt der, war in einer Zahl, genannt Miria, also der Traum sozusagen und so auch so ein bisschen das Symbol dieses Kriegs und das Ding steht da halt komplett zerschossen, ausgebrannt, noch unter diesem Hangar. Wird jetzt gerade so schrittweise dismantelt. Die. Flügel waren so zur Seite geräumt, die werden vielleicht dann nochmal, es gibt noch eine zweite, die nie fertig gebaut wurde, dann sein, dass sie sozusagen diese ganzen Teile, weil da besteht nur der Rumpf und dann, vermute, dass sie die Flügel von der richtigen Maschine an die andere ran machen und daraus nochmal so ein Modell machen, das irgendwo hinstellen. Die wird wahrscheinlich nie fliegen, weil es macht jetzt einfach keinen Sinn, so ein altes Flugzeug nochmal komplett zu ingenieren. Ja, aber das war sehr interessant zu sehen, auch auf dem Flughafen ist noch so einiges an Zerstörung, zu sehen und Auswirkungen von diesen Kämpfen und auf dem Rückweg sind wir dann, da das ja genau da ist, noch durch Butscha, wo es diese Massaker gab und Irpin, zurückgefahren und haben halt gesehen wie eben diese, also ich bin auch diese Straße lang gefahren, wo dieses berühmte Bild entstanden ist mit diesen ganzen zusammengeschossenen Panzern da ist natürlich kein einziger mehr davon da du fährst durch diese Straße und du merkst, dass du in dieser Straße bist weil links und rechts alle Häuser perfekt restauriert sind also sozusagen da wurde richtig viel Energie reingeschickt um sozusagen dieses zerstörte Butcher um diese Zahnlücke sozusagen zu entfernen auch so als Symbol für ihr könnt uns gar nichts Nichts. Also wir werden hier auch immer wieder auferstehen. Da habe ich jetzt nicht viel Zeit verbracht. Wir sind dann langsam durchgefahren, einfach um so ein Gefühl dafür zu bekommen. Und ja, das war dann auch nochmal sehr... Dann bin ich noch ein bisschen durch Kiew gezogen, habe mir halt alles mögliche angeschaut, was da noch so an Museen und Parks und so weiter ist und für anderen war dann auch Kiew wirklich umfangreich abgeklappert und abgegrast. Rast. Genau und dann war so die Überlegung, was machen wir jetzt noch und dann sind wir irgendwie am nächsten Tag weiter nach Odessa gefahren. Auf dem Weg dahin, auf halber Strecke gibt es dann noch einen interessanten Ort, wo wir nochmal Rast gemacht haben, nämlich das Museum für der strategischen Raketenkräfte, wie es so schön heißt. Und das ist ein alter Standort, wo die Atomraketen, die russischen oder sowjetischen Atomraketen, die auf den Westen gerichtet waren, gelagert waren. Aber nicht gelagert, sondern da waren sie sozusagen am Start. So, riesige Raketen, die in den Boden in so einem Startplatz eingelassen wurden und wo dann so unterirdische Kontrollsysteme, Tunnelsysteme und Kontrollräume waren.

Pavel Mayer
3:21:22
Tim Pritlove
3:21:54

Ja und das ist halt in so ein Museum umgewandelt worden, da gab es also ganz viele von diesen Silos, das ist dann halt hier reduziert worden auf zwei, der Rest ist halt komplett zerstört worden im Rahmen des Abkommens, was ja damals die Ukraine mit Russland gehabt hat, Budapester Mineralum, hier Atomraketen, alles was hier an Atomraketeninfrastruktur ist und an Raketen selber, wird jetzt hier mal schön zerstört. Und fein säuberlich hier entweder per Explosion oder Zuschüttung und Betonierung und so weiter unbrauchbar gemacht. Und was übrig geblieben ist, ist halt nur dieses Museum, wo man dann eben noch in diese alten Tunnel rein konnte. Und wir sind dann da so rein und hatten riesiges Glück, weil es hat natürlich dort keiner Englisch gesprochen, sondern alle nur irgendwie Russisch oder so. Und gerade als wir reinkamen. Das ist ja auch irgendwo im Nirgendwo, durch Zufall einen Berliner YouTuber gefunden, der irgendwie halb Russe war und irgendwie perfekt Russisch sprach und sich das auch gerade anschauen wollte, sodass wir dann sozusagen unseren persönlichen Übersetzer noch mit dabei hatten. Also eine Abfolge von Glücksmomenten war einfach unglaublich. Naja, so konnten wir uns das alles ausführlich erläutern lassen, sind dann irgendwie mit so einem. Fahrstuhl auch irgendwie so, also erstmal kommst du runter in so einen Tunnel, ewig lange Gänge, dicke Türen und dann fährst du nochmal mit dem Fahrstuhl sozusagen parallel zu diesem Raketensilo nochmal ein paar sechs Etagen nach unten und es wirkt dann als wärst du auf der, ISS oder auf der russischen Mir, so wirkte das weißt du, alles total eng für drei Leute, die dann wirklich 24-7 so in Schichten da unten, die ganze Zeit vor Ort waren für den Fall dass jetzt gleich in fünf Minuten die Raketen gestartet werden müssen. Mit den Original-Tastengeräten, computerartigen Installationen und so weiter, um das alles irgendwie zu starten. Als besonderes Highlight darfst du dann diese Launch-Sequenz auch mal durchführen irgendwie. Aber flog dann nichts los. Ja, das haben wir uns noch angeschaut. Das war auch ganz beeindruckend. Und dann ging es weiter nach Odessa, in so einem Hotel einquartiert haben, schön am Meer. Aber ich dachte, dann sieht man die Raketen zumindest ranfliegen. Ich dachte nicht, dass man das dann wirklich sehen würde, aber so war es dann. Denn in der Nacht gab es dann tatsächlich Luftalarm in Odessa. Und Enno war dann pfiffig genug, in dem Moment auch gleich oben aufs Dach zu steigen und hat dann tatsächlich, Tatsächlich, ich war, ich dachte so, ja Luftalarm, ich muss schlafen. Ganz ehrlich. Ich war nicht beunruhigt oder so. Ich dachte mir so, ach Luftalarm, Telefon wieder so laut. War dann aber irgendwie geradezu dizzy, um in dem Moment so dieses so, ich ziehe mich jetzt an, ich gucke mal, was da wirklich passiert ist. Auf jeden Fall gab es dann tatsächlich einen Angriff mit Shahed-Drohnen auf Odessa und die Luftabwehr war halt aktiv und aktiv. Auch so ein Video gepostet, wo dann halt die ganze Zeit die Luftabwehr war und wo dann eben mehrere von diesen Shahed-Drohnen abgeschossen wurden. Aber erst am nächsten Morgen haben wir dann rausgefunden, dass dann doch zwei wohl durchgekommen sind und eine davon ist halt in so einem Wohnhaus gelandet. Und dann nach ein bisschen Recherchieren haben wir dann auch rausgefunden, wo das war und sind dann da hingefahren und haben uns die Auswirkungen angeschaut. Das war halt einfach so ein neunstöckiges Wohnhaus im Mitteln von so einer Wohnhaussiedlung. So ein bisschen wie diese Hochhäuser da in Marzahn. Ist ein bisschen weiter draußen von Odessa gewesen, nicht jetzt in der City. City. Die Drohne hat das so in der Mitte getroffen und dann ist so die ganze, Seitenfront von dem Haus eingefallen und da sind dann auch ein paar Leute bei ums Leben gekommen, weitere Verletzte und, du kommst dann halt so rein in diese Situation, wo halt die Rettungsmannschaften da schon seit Stunden am Arbeiten waren und halt Stück für Stück, Stein für Stein von diesem, Müllhaufen, der von diesem Haus da an der Stelle übrig geblieben ist, abgetrugen, um noch irgendwelche Verletzte und Überlebende zu finden.

Pavel Mayer
3:26:33
Tim Pritlove
3:26:42
Pavel Mayer
3:26:45
Tim Pritlove
3:27:14
Pavel Mayer
3:27:43
Tim Pritlove
3:27:45
Pavel Mayer
3:29:26
Tim Pritlove
3:29:34

Die Wut ist eh allgegenwärtig. Überall siehst du halt Graffitis mit Fuck Putin und irgendwie Russian Worship, Go Fuck Yourself. Das ist halt einfach, das Land hat da einfach keine Karten mehr. Das ist einfach jeder Standard. Die Verachtung für Russland ist einfach maximal. Trotzdem versucht jeder auch sein Leben einfach zu verleben. Was willst du machen? Du musst auch eine gewisse Normalität versuchen beizubehalten, damit du nicht durchdrehst. Und deshalb merkte man die Kriegsfolgen schon sehr viel mehr an als in Kiew. Kiew ist Groß Kief ist derzeit relativ sicher und Kief ist gut geschützt und deshalb ist halt dann doch sehr nah eben noch in Reichweite eben dieser Shahed-Drohnen immer wieder ein Ziel und man merkt auch, wenn man durch die Stadt fährt, auch wenn es da auch eine lebendige Innenstadt gibt, aber du siehst halt einfach, das ist eine Stadt, die normalerweise einen großen Tourismus-Andrang hat und die daraufhin optimiert ist. Und du siehst halt viele leerstehende Lagerhäuser, sehr viele leerstehende Geschäfte, wo einfach so ein bisschen die Seele rausgeklopft ist. Also du merkst einfach, dass diese Stadt vielleicht auf 10 oder 20 Prozent ihrer Kapazität fährt und dass die einfach wirtschaftlich in jeder Hinsicht leidet. So, ne, trotzdem hast du auch da wieder Bars und Leben und Kultur und bin mir sicher in den Kellern laufen wahrscheinlich die die krassesten Partys irgendwie aber da war ich noch nicht. Ja und dann ging es wieder zurück und war dann nach acht Tagen wieder in der, in unserem satten Westen dem das irgendwie alles manchmal nicht so richtig dich zu kratzen scheint, hat man so den Eindruck. Ja, und man hat halt auch gemerkt, so, ich hab mal Fernseher angemacht und mal so geguckt, was so auf den Kanälen so läuft. Und das war schon irgendwie, also abgesehen davon, dass du natürlich auch da deine Mischung aus Fernsehserie, Filmchen, dieses und jenes anschaust, aber wenn du, aber alle Nachrichtensendungen, es gab so ein, zwei Sender, da hab ich irgendwie gar nichts anderes gefunden, Fernseher an Scholz, Taurus, Taurus Scholz, Scholz, Deutschland, Scholz was ist mit Scholz was erlaube Scholz Taurus also, Die Ukrainer sind mit Sicherheit für jede Hilfe dankbar, aber teilweise verzweifeln sie auch an der Ignoranz und dem geringen Verständnis für ihre Situation, die sich leider in den Handlungen Einzelner immer wieder Bahn bricht. Und bei Deutschland sind sie sich glaube ich auch irgendwie nicht so richtig sicher. Das ist ein schwieriges Verhältnis und zu dem Zeitpunkt hat halt einfach gerade diese Debatte um die Äußerung von Scholz offensichtlich so einen Höhepunkt erreicht gehabt. Also ich habe ja nur so ein kleines Sample, was ich da nehmen konnte, aber das ist definitiv etwas, was da schon alles irgendwie definiert hat.

Pavel Mayer
3:33:12
Tim Pritlove
3:33:27
Pavel Mayer
3:35:09

Ja.

Tim Pritlove
3:35:10
Pavel Mayer
3:36:03
Tim Pritlove
3:36:18
Pavel Mayer
3:36:25
Tim Pritlove
3:36:58
Pavel Mayer
3:37:02

Ja.

Tim Pritlove
3:37:03

Ja.

Pavel Mayer
3:37:05
Tim Pritlove
3:39:13
Pavel Mayer
3:39:19

Ja, mit den Rohstoffen, mit allem. Also das wäre ein dermaßenes Desaster. Plus, dass natürlich jetzt auch die Chinesen genau gucken, was macht der Westen. Also die gucken da ganz genau hin. Und ich sage die Wahrscheinlichkeit, dass wenn... Dort den Chinesen klar wird, ach, der Westen ist sowieso, also der, macht nichts, dann ist als nächstes, ganz davon ausgehen, dann ist wahrscheinlich Taiwan dran mit hoher Wahrscheinlichkeit und dann sind wir in einer, Situation, wo wir dann wirklich uns in einem heißen Krieg plötzlich befinden. Und dann haben wir tatsächlich den Dritten Weltkrieg. Ja, und das scheinen sich viele Leute nicht vorzustellen, dass die Kriegsgefahr eigentlich steigt, wenn wir nicht die Ukraine entsprechend ausreichend unterstützen, sodass das in eine globale Katastrophe führen würde. Wobei das natürlich, was wahrscheinlich jetzt erstmal passiert, aber das machen wir vielleicht am Ende, so die Erwartung für dieses Jahr. Wir vielleicht dann am Ende nochmal sprechen. Aber eigentlich ist das, ja, also ich verstehe es halt auch nicht. Und gerade jetzt Scholz, weil wir dabei sind, so kann ich wirklich nicht nachvollziehen, diese Angst oder diese Kurzsichtigkeit. Und ich habe, seit Jahrzehnten nicht rechts von der Mitte gewählt, also keine CDU. Aber mittlerweile, so bin ich an dem Punkt, dass ich mir fast wünschen würde, wir hätten irgendwie eine konservative Regierung und nicht irgendwie diese SPD, die, keine Ahnung, kompromittiert oder in der Geschichte verfangen ist wegen Brandts Ostpolitik und so all das. Da hängen sie offenbar noch dran.

Tim Pritlove
3:42:26
Pavel Mayer
3:42:28
Tim Pritlove
3:43:37

Ich verstehe deinen Ärger, mir geht es ähnlich. Man fragt sich wirklich, was bitte hier die Marschrichtung ist und wo diese Russland-Versteherei eigentlich herkommt. Wir können auch so mal so ein Interview verlinken, was so mit so einem deutschen Professor, der auch aus Ostdeutschland ist, der aber in den USA lehrt, geführt wurde online, der meint, Ostdeutschland ist einfach da auch in dieser speziellen Situation gefangen. Auf der einen Seite ist es noch so ein bisschen so Stockholm-Syndrom, man war halt von diesen Russen besetzt und auch in so eine Zwangsliebe verordnet. Die einem irgendwie eine Nähe reingeimpft hat, von der man sich wahrscheinlich jetzt nicht mehr so richtig trennen kann. Deswegen kommt halt auch immer so dieses, ja, aber man muss ja auch mal die Russen verstehen. Wo ich mich frage, was gibt es da zu verstehen? Ich meine, die fallen in ein Land ein und bringen alle Leute um. Um irgendwie das dann einfach mal Schluss mit verstehen. Und dann auch mit dieser merkwürdigen Identitätskrise des Ostens gepaart, einfach eine Unfähigkeit entwickelt, hier in irgendeiner Form noch richtig zu reagieren. Dazu kommt halt auch noch dieser auch oft etwas, wie soll ich sagen, etwas dünn argumentierte paranoide Grundverhalten der USA gegenüber und diesem imperialen Denken. Es ist ja auch so ein Denkmuster, die sich in den 80er Jahren natürlich verstärkt hat, dass irgendwie ja die USA sozusagen die imperiale Bedrohung ist und sicherlich kann man der USA eine Menge vorwerfen, was sie sozusagen in den letzten Jahrzehnten alles so vergeigt haben von Vietnam bis irgendwie Irakkrieg und was nicht alles. Es gibt genug, was man dem Land vorwerfen kann, aber das dann sozusagen gegeneinander aufzuwägen und da so eine Balance hinzustellen, wo man einfach keine Balance herstellen kann. Weil einfach so ein durchgeführter Genozid geht halt einfach nicht. Da kann man nicht mit so einem Whataboutism, ja aber in den USA hat ja auch jemand das und das gesagt. Ja, scheiß drauf, wir müssen jetzt hier einfach mal verhindern, dass ein Land komplett ausgelöscht wird und eine Kultur ausgelöscht wird. Da sind dann alle Debatten so ein bisschen sinnlos in dieser Richtung. Naja, also um es vielleicht kurz abzurunden, dieser Blick auf die Politik des Westens, man ist sich nicht einig, aber die Sache kommt auch in Bewegung. Langsam, aber in Bewegung. Gerade die jüngsten Äußerungen von Macron. Die halt schon mal versucht haben zu formulieren, Leute, wir müssen jetzt hier mit unseren Dogmen mal ein bisschen aufräumen und ich kann mir sehr wohl vorstellen, dass wir auch in der Ukraine selbst mal aktiv werden. Womit er ja nicht gesagt hat, wir müssen jetzt mit NATO-Truppen an die Front. Das ist klar, dass das keine Option ist. Das würde auch die Ukraine nicht wollen im Übrigen. Aber es gibt ja auch noch genug andere Optionen. Ob das nun Ausbildung mit Training ist auf der einen Seite oder auch solche fortgeschrittenen Ideen. Wie, was heißt fortgeschritten, also fortgeschritten im Sinne, das wäre ein Fortschritt, wenn man sie umsetzen würde, aus meiner Perspektive, zum Beispiel, dass die Nordgrenze zu Weißrussland durch, Truppen von NATO-Ländern, nicht der NATO an sich, aber eben Westverbündeten der Ukraine gesichert werden, um entsprechend Ressourcen freizumachen für den Krieg oder was auch immer. Es gibt genug Möglichkeiten der Unterstützung und das, was halt bisher geliefert wird, ist im Vergleich zu dem, was die Länder liefern könnten oder was die Länder leisten könnten. Sagen wir es mal so, es geht nicht ums Liefern primär, es geht ums Leisten. Da ist noch viel zu holen und man muss sich halt einfach mal von diesem Bild trennen können, dass wir jetzt in irgendeiner Form, dass es jetzt irgendwie eine Gefahr wäre, durch irgendeine Maßnahme zur Kriegspartei gestempelt zu werden von Putin. Für Putin sind wir sowieso der Feind. Sie schaltet mal das Fernsehen ein. Die erzählen den ganzen Tag, dass sie morgen gerne Atomraketen auf Berlin senden würden. Das ist der Grad an Diskussionen, der da in der Öffentlichkeit stattfindet. So mit unserem kleinen, kleinen und hohen, weil wenn wir jetzt hier irgendwie den kleinen Schritt 50 Zentimeter zu weit nach links machen, dann könnte man uns ja vielleicht vorwerfen, wir wären irgendwie ein bisschen böse. Das interessiert die überhaupt nicht. Für Putin gibt es nur eine Sprache. Das ist halt einfach Macht und konkrete Handlung. Das ist das Einzige, was den beeindruckt. Wenn man stark auftritt, dann ist das für ihn relevant. Aber in dem Moment, wo man die ganze Zeit sich nur rausredet und sagt, das können wir aber jetzt nicht machen, das hat die falsche Farbe für mich. Das interessiert ihn gar nicht und das ist genau das, was er eben auch beflügelt durch die Propaganda, durch diese ganzen Talking Points, die hier durch solche Russland-Versteher verbreitet werden. Ob sie dafür bezahlt werden oder nicht, ich weiß es nicht. Jetzt macht man den Eindruck, aber ist auch egal. Und das soll halt einfach nur unsere Debatte vernebeln und genau das geschieht halt. Und so hat die russische Propaganda schon immer funktioniert.

Pavel Mayer
3:49:21
Tim Pritlove
3:51:28
Pavel Mayer
3:51:46
Tim Pritlove
3:53:51
Pavel Mayer
3:55:12
Tim Pritlove
3:55:26
Pavel Mayer
3:55:27
Tim Pritlove
3:55:30
Pavel Mayer
3:55:31
Tim Pritlove
3:57:14
Pavel Mayer
3:58:24

Ja, genau. Lass uns das jetzt noch durchgehen und ja, das große Thema, das letzte Thema halt, ja, Taurus-Debatte und Scholz-Isolation hatten wir schon mehrfach irgendwie angesprochen und so die erste Frage wäre natürlich, weil du auch sagtest, in der Ukraine, Taurus-Scholz, Taurus-Taurus, wieso eigentlich, ich meine gut, die Debatte läuft ja auch schon länger. Aber die Frage ist natürlich erstmal, was ist dieses Ding eigentlich und warum ist das jetzt in der Debatte überhaupt so hochgekocht? Und ja, und diese Taurus ist halt, schönes Militärdeutsch, eine modulare Abstandswaffe. Und im Grunde genommen sehr ähnlich zu den wieder diskutierten Storm Shadow slash Skalp von den Franzosen, also auch ein Marschflugkörper, der... Im Tiefflug mit einer Geschwindigkeit von bis zu 1000 kmh eine Entfernung von bis zu über 500 Kilometern zurücklegen und dann mit extremer Präzision Ziele anfliegen kann. Und warum? Es gibt mehrere Gründe, glaube ich, warum diese Debatte jetzt so hochgekocht ist. Und einer davon ist, dass erwähnt den Briten und den Franzosen so langsam die Storm Shadow und Skalp ausgehen. Also das war auch ein Ding, was so ein bisschen aus dieser abgehörten Konferenz, auf die wir auch noch kommen wollen, rausgekommen ist, dass das zumindest ein Punkt zu sein scheint. Aber was, und die, ich sag mal, die Russen sind jetzt auch massiv drauf angesprungen und ich hab mich gefragt, okay, wie viel davon ist eigentlich jetzt pure Propaganda oder haben die wirklich jetzt Angst vor den Dingern? Und ich meine, einerseits gibt es nicht so viele davon. Also es wäre jetzt auch nicht direkt kriegsentscheidend, weil es wurden bisher nur 600 Stück davon gebaut und die Bundeswehr behauptet, sie hätten noch 150 davon einsatzbereit. Das ist aber wahrscheinlich ein bisschen tief gestapelt. Wahrscheinlich in Wirklichkeit sind es ungefähr 300, die die Bundeswehr hat. Und so könnten Sie sich vorstellen, 100 Stück davon abzugeben. So das weiß man jetzt nicht. Und mit 100 Marschflugkörpern gewinnt man jetzt auch keinen Krieg, aber die Dinger sind auch sehr unangenehm und wenn man die jetzt mit Storm Shadow und Scalp vergleicht, ist es ungefähr selbe Gewichtsklasse, so 1,4 Tonnen. Die Reichweite scheint aber ein bisschen größer zu sein und die kosten wahrscheinlich nur halb so viel wie die Storm Shadow Sculps. Aber scheinen mir, also wenn ich die Wahl hätte jetzt, ob ich eine Storm Shadow oder eine Taurus nehme, würde ich zumindest von den Specs her und was ich irgendwie erfahren habe, klingt für mich die Taurus doch ein bisschen mehr sophisticated. Also es kostet zwar nur die Hälfte, aber kann wahrscheinlich ein bisschen mehr. Und da unterscheidet sie sich nicht so sehr von der Storm Shadow, hat halt auch vier Navigationssysteme so mit GPS und Trägheitsnavigation. Aber das Entscheidende ist eben auch Terrain Reference Navigation, TRN. Das heißt, da wird ein Höhenprofil reingeladen, das macht Scalp Storm Shadow auch, aber es gibt dann auch noch die sogenannte Image-Based Navigation. Das heißt, es gibt auch noch eine Kamera und diese Kamera kann unterwegs und auch am Ziel quasi Objekte identifizieren. Wenn man entsprechend Modelle davon vorher hochlädt, dann kann die einfach anhand bestimmter auffälliger Gebäude oder anderer Merkmale anhand der Kamera einfach genau feststellen.

Tim Pritlove
4:04:03
Pavel Mayer
4:04:08
Tim Pritlove
4:06:25
Pavel Mayer
4:06:33

Nein, jetzt Panzer oder am Boden irgendwelche Konvois. Also als Ziel sozusagen. Also beweglich. Also du kannst damit halt Panzerkolonnen oder was weiß ich irgendwie ein Auto oder so angreifen. Aus 500 Kilometern Entfernung. Dann Dann hat das Ding, ja, gut, es ist eine ungefähr 100, also hat einen 400 Kilo schweren Penetrator und eine 95 Kilo schwere Vorholladung, wie es so schön heißt. Und also auch der... Der Gefechtskopf ist so, dass der einen speziellen Sensor drin hat, der misst, wie tief er jetzt in das Ziel eingedrungen ist und welchen Widerstand jetzt beim Eindringen in das Ziel er erlebt hat. Der kann irgendwie 10.000 G Beschleunigung überleben und dem kannst du dann sagen, ich möchte bitte, dass du jetzt drei Betondecken durchstößt, bevor du dann explodierst. Oder zehn Meter Erde und dann, weiß ich nicht, dann bitte drei Meter tief im Beton oder so. Dann kannst du halt dann genau sagen, an welcher Stelle innerhalb des Ziels die eigentliche Hauptladung detonieren soll. Und wie gesagt, die erste Ladung macht halt ein Loch rein und die zweite macht dann den Weg für den Penetrator auf. Und ansonsten, ja, ist noch vielleicht letztes Feature, so fünf verschiedene Angriffsmodi, so entweder Pop-Up, wo du dann hochgehst und von oben angreifst, Low-Level-Pop-Up, dann Dive-Attack, wo du dann von oben kommst, dann gibt es noch die Airburst-Variante, wo das Ding in der Luft explodiert. Und dann gibt es auch noch den Horizontal Cave Attack als Modus, wenn du irgendwie Höhlen in einem Berg angreifen willst oder Landebahnen, wie die Schweizer sie mal hatten, so im Berg. Die kannst du dann auch bekämpfen, da kannst du halt in irgendeinen Tunnel oder Eingang oder so reinfliegen. Also mit anderen Worten, das Ding ist schon also Also eine sehr unangenehme Waffe, die mit hoher Wahrscheinlichkeit ihr Ziel erreicht und eben auch in der Lage ist, einen Brückenpfeiler anzusteuern, und wahrscheinlich sogar genau in der Mitte zu treffen. Aber die Ladung, naja, mit den 400 Kilo, so, ja, also... Es reicht, um so ziemlich jedes freistehende Gebäude in Schutt und Asche zu legen. Aber so bei der Brücke, also speziell bei der Kerschbrücke, ist man sich nicht so sicher. Und die generelle auch Angst vor Blamage, dass sie nur ein Loch reinmachen und die Brücke stehen bleibt. Und ja, rechnen damit, dass man wahrscheinlich so 30 oder 40 Stück bräuchte, um die Kerschbrücke zu zerstören. Und wenn es halt nur 100 gibt... Naja, also ist nicht kriegsentscheidend, aber kann halt, ja, ist was, wo ich verstehen kann, dass die Ukraine das gerne hätte und dass die Russen sehr daran interessiert sind, dass die Ukraine die Dinger nicht kriegt. So, das kann man vielleicht mal festhalten. Und die russische Reaktion kann man fast nur als hysterisch betrachten. Und ich weiß nicht, ob du es gesehen hast, dieses Propaganda-Video mit den deutschen Brücken.

Tim Pritlove
4:10:59
Pavel Mayer
4:11:07
Tim Pritlove
4:11:46
Pavel Mayer
4:11:47
Tim Pritlove
4:11:57
Pavel Mayer
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Tim Pritlove
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Pavel Mayer
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Tim Pritlove
4:15:01
Pavel Mayer
4:16:47

Ja.

Tim Pritlove
4:16:49
Pavel Mayer
4:17:35
Tim Pritlove
4:17:39
Pavel Mayer
4:17:49
Tim Pritlove
4:19:23
Pavel Mayer
4:19:27
Tim Pritlove
4:20:04
Pavel Mayer
4:20:07

Ja, wobei, ich sag mal, es ist jetzt nicht 100% ausgeschlossen, weil wenn der Stream aufgezeichnet wird, wird auch das mit aufgezeichnet, aber der Punkt, dass es genau dort beginnt und auch die, also ich würde sagen, zu 99% war das halt im Rahmen der, sag mal, normalen Vorratsdatenspeicherung durch Geheimdienste. Wurde das wahrscheinlich mitgeschnitten und dann hat man, geguckt, man kennt wahrscheinlich die Einwahlnummer, also zumindest sagen das Ende so auf deutscher Seite, diese Einwahlnummer ist wahrscheinlich irgendwo dann bei den Russen auch im System, sodass das getaggt wurde und dann Dann wurde es auf Schlüsselworte untersucht und so ist man, glaube ich, zu dieser Aufnahme gekommen. Also ich denke nicht, dass er jetzt dann von Agenten begleitet wurde oder so, sondern das war halt normale Vorratsdatenspeicherung. Also du kannst davon ausgehen. Jede SMS, die irgendjemand schickt in den Datenbanken von mindestens fünf Geheimdiensten weltweit, landet. Und bei Telefongesprächen ist das Datenaufkommen ein bisschen größer. Aber bei den heutigen Datenmengen kann man es sich einfach leisten, erst mal unglaubliche Mengen aufzuzeichnen und dann auszufiltern und zu sortieren. Und ich denke mal, das ist ungefähr so gelaufen, weil sie einfach eine bekannte Einwahlnummer gewählt haben, ist dann bei den Russen die Lampe angegangen. Ah, da ruft jemand aus Singapur in Deutschland bei der Bundeswehr Einwahlnummer an. Hören wir mal, was die so zu sagen haben. Ja, das Gespräch selber war aber, also sich dann viel echauffiert, also speziell dann auch von der Linken, von wegen Kriegstreiber und wie kann man nur und so, aber aus meiner Sicht war das und da muss ich sagen, da war, da ist Pistorius, sagen, auch ein guter Verteidigungsminister an der Stelle, Weil der hat dann genau das gesagt später, was ich mir auch beim Anhören gedacht habe. Die haben halt einfach ihren Job gemacht, nämlich zu diskutieren, was würde das bedeuten, wenn wir jetzt von der Politik den Auftrag bekommen, das zu tun und was so sind die Restriktionen, was wären die Zeitpläne und so, einfach um eine politische Entscheidung zu ermöglichen. Und das war, ich würde sagen, eine relativ neutrale, sachliche Beziehung. Ich meine, so ein paar Formulierungen kann man sagen, so wie eine Brücke im Süden oder so, aber im Prinzip war da jetzt, sag mal, fand ich da jetzt nichts Skandalöses dran, sondern genauso oder so ähnlich hätte ich mir das vorgestellt, dass irgendwo genau so ein Gespräch stattfindet, wo man...

Tim Pritlove
4:23:30
Pavel Mayer
4:24:37
Tim Pritlove
4:25:21
Pavel Mayer
4:25:25
Tim Pritlove
4:25:41
Pavel Mayer
4:25:44

Ja.

Tim Pritlove
4:25:46
Pavel Mayer
4:25:48

Aber es ist halt einer dieser Begriffe. Ja, so wie auch Bogi und für irgendwie fremde Kontakte, feindliche Kontakte. Ja, okay. So, das war so ein bisschen ein Statement. Und dann war noch interessant aber, was quasi an Support und an Daten benötigt wird, um das Ganze einzusetzen. Und du brauchst halt dann auch spezielle Stationen oder Geräte, um die Zielmodellierung durchzuführen. Also du brauchst einmal Topografiedaten, die dann von der IABG zur Verfügung gestellt werden sollten. Das ist so eine deutsche Rüstungsforschungsgemeinschaft im Wesentlichen. Und das erinnerte mich dann an meine vor 30 Jahren so an die SRTM, die Shuttle Radar Topography Mission, wo ein deutsches Instrument auf dem Space Shuttle mitgeflogen ist, was halt ein sehr detailliertes Höhenprofil angelegt hat. Und ich weiß das deshalb, weil Teile meiner Software sagen, weil wir den Zuschlag gekriegt haben, damals diese Topografie-Datenbank zu verarbeiten, weil wir Terravision hatten und hatten dann den Auftrag von der DLR. Quasi die Daten zu bearbeiten und in eine Datenbank zu packen. Aber deswegen, daran fühlte ich mich erinnert. Und jedenfalls gibt es halt, braucht man diese hochauflösenden Topografiedaten, damit die auch ihren Weg finden kann. Und ganz offensichtlich liegen die vor. Also die Bundeswehr hat halt Höhlendaten von der Ukraine hoch aufgelöst. Und das war halt überhaupt kein Problem. Die müssen halt nur bereitgestellt werden. Ja. Das andere Ding ist, sowohl für die Wegpunkte als auch dann für das Ziel kann man dann noch eine Zielmodellierung durchführen. Wenn man hohe Genauigkeit haben will, dann nimmt man Fotos und dann wird halt ein Modell von dem Ziel auch in dem Flugkörper gespeichert, sodass er eben genau in der Lage ist, selbst wenn komplett Satellitenverbindung weg und GPS gestört und alles, ist er dann trotzdem in der Lage, das richtige Fenster oder den richtigen Lüftungsschacht anzufliegen oder eben den Brückenpfeiler in der Mitte zu treffen. Sie sprachen zwar offiziell von kleiner 3 Meter, die Treffergenauigkeit. Wahrscheinlich, ja, kleiner 3 Meter kann alles bedeuten, aber unter guten Verhältnissen kann ich mir vorstellen, dass das Ding auf einen halben Meter genau wahrscheinlich sein Ziel anfliegt, wenn das vernünftig modelliert ist. Das heißt, du kannst mit dem Ding im Prinzip in einen größeren Lüftungsschacht reinfliegen. Krass. Oder in den Gulli. Wow. Das ist ein Kanaldeckel ansteuern wahrscheinlich. Wahnsinn. Und ja, und diese Zielmodellierung und so ist halt ein bisschen, also ja, da braucht man halt die Software für und braucht Bilder vom Ziel und so. Aber das war zumindest alles kein großes Problem. Da haben sie noch drüber gesprochen. Man braucht natürlich auch ein Flugzeug, wo man das Ding dran hängt. Und da war dann die Debatte, ob man dann die Engländer fragt. Es sprach dann übrigens auch von Engländern und nicht von Briten. Aber das ist halt normal, Engländer. Gut, dass die ja schon Erfahrung haben, die Franzosen eigentlich auch, aber wahrscheinlich haben die Engländer, die Briten hatten da wahrscheinlich die Federführung bei der Anpassung. Und die könnte man ja dann gegebenenfalls fragen, ob sie auch helfen könnten, so dann die Taurus anzustellen.

Tim Pritlove
4:31:01
Pavel Mayer
4:31:33
Tim Pritlove
4:32:24
Pavel Mayer
4:32:31
Tim Pritlove
4:32:41
Pavel Mayer
4:32:43
Tim Pritlove
4:32:44
Pavel Mayer
4:34:10
Tim Pritlove
4:34:52

In diesem Interview wurden ja auch verschiedenste Ideen geliefert, was so ein bisschen Treiber dieser Gedankengänge sein könnten bei Scholz. Unter anderem halt auch die anstehenden wahlen in ostdeutschland und der große widerstand sozusagen dort und die potenzielle popularität der afd dass er sozusagen aus diesen gründen nicht diesen weg gehen will also mit anderen worten es wird hier auch nicht unbedingt jetzt das getan was das richtige wäre sondern was eben sozusagen die eigene macht basis sichern kann das ist ja auch. Ich finde, das ist ein legitimes Argument für so einen Kanzler, auch immer zu beurteilen, ist vielleicht eine richtige Entscheidung in Anführungsstrichen falsch, weil sie dann dazu führt, dass ich die Macht gar nicht mehr habe, sie dann auch wirklich durchzusetzen, weil sich eine Öffentlichkeit so dagegen stimmt. gestimmt. Gestern habe ich auch gerade gesehen, gab wieder irgendeine Umfrage, wie denn so die deutsche Bevölkerung das sieht, mit einer klaren Mehrheit gegen die Taurus-Lieferung. Was ich auch verstehen kann, dass so eine Meinung existiert, wenn man sie eben sieht, wie sie öffentlich debattiert wird. Wenn einfach die ganze Zeit so Angst geschürt wird, oh ja, aber was ist denn, wenn wir eine Kriegspartei sind? Also face it, wir sind schon lange eine Kriegspartei, weil wir wurden von der anderen Seite als solche ausgerufen. Und da können wir herzlich wenig dran machen und wir haben ja auch gesehen mit den Panzern, du hast es schon benannt, das tut jetzt ehrlich gesagt auch alles überhaupt nichts mehr zur Sache. Also wir schaden uns einfach durch Zurückhaltung mehr als durch klare Positionierung und ich habe so den Eindruck, dass Macron das zumindest verstanden hat und jetzt eben auch einfach mal, mitspielt so ein bisschen im Brust raus Und ja, lieber Putin, glaub mal nicht, dass du hier beliebig weit gehen kannst, weil Frankreich wird auch irgendwann nervös.

Pavel Mayer
4:36:54
Tim Pritlove
4:38:19

Naja, also was heißt keine Wunderwaffe? Das lädt das Ding mir zu sehr auf. Sagen wir mal so, angenommen es gäbe jetzt Taurus und Ukraine hätte jetzt 50 Stück zur Verfügung und es obliegt jetzt ganz ihrer eigenen Entscheidung, wie die jetzt zum Einsatz kommen. Und der Beschluss ist, okay... Wir bereiten das jetzt irgendwie alles vor und dann machen wir so eine konzertierte Attacke. So eine gestaffelte Angriffswelle, sagen wir mal, das geht dann irgendwie los. Decoy-Drohnen, kleine Drohnen, Angriffe auf Luftabwehrsysteme auf der Krim, das fliegt irgendwie alles los, damit geht's los. Russland versucht zurückzuschlagen, einiges wird runtergeschossen, manches wird vernichtet. Kaum ist die erste Welle durch, kommt gleich die zweite Welle hinterher. Also sozusagen mal so richtig schön angespart und in dem Fall geht man dann auch schon mit anderen Waffen, die ein bisschen effektiver sind, auch noch auf größere Ziele los. Bestimmte S-400-Luftabwehrsysteme, die dann mal gezielt mit Storm Shadow oder sowas bedient werden, um sozusagen richtig schön da einen Kanal frei zu schaufeln. Parallel dazu geht eine größere Attacke los mit diesen Seedrohnen, die alle irgendwie auf die Brücke zufahren. Und wir haben ja bisher nur diese Bootdrohnen gesehen. Die nächste Generation sind ja Unterwasserdrohnen, die jetzt auch schon entwickelt werden. Die werden sicherlich demnächst auch zum Einsatz kommen und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die groß andere Ziele haben als diese Brücke und die ganz großen Schiffe. So, das heißt, die fahren jetzt irgendwie alle los und dann geht's ab. So, und dann wird diese Brücke attackiert, die Luftabwehr geht da auch schon los, auf was auch immer da anfliegt und dann kommt erst die Taurus. Und das Ziel ist, ich meine, wir reden jetzt über Brückenpfeiler, aber es gibt nicht nur die Brückenpfeiler, es gibt die... Also die Straße, also diese Verbindung zwischen Russland und der Krim ist ja eine längere, ist ja nicht eine Brücke, sondern das ist ja eine längere Strecke, die, ich weiß nicht wie lang ist die insgesamt, ich gucke nochmal kurz, das ist so Luftlinie, sind das so 17 Kilometer. Und das fängt halt irgendwie an mit so einem Damm. Es läuft erst an so einem Damm entlang, gegen den kannst du nichts machen. Dann hast du so ein Brückensegment mit Pfeilern, so wie es eben schon mal angegriffen wurde. Dann hast du so eine Insel, da läuft es dann halt wieder auf dem Damm und dann hast du nochmal ein Segment, das ist da, wo dieser Lastwagen dann explodiert ist bei dem allerersten Angriff eben auch mit diesen Pfeilern. Aber dann gibt es eine Stelle, das ist die Durchfahrtsektion für die Schiffe. Und da hast du ja nicht nur die Betonplatten für die Bahnlinie und die Straßen, die bisher angegriffen wurden, sondern du hast ja dann auch noch diese Stahlkonstruktion, die diese Brücke eben dann stabil hält. Und die erscheint mir schon sehr angriffsfähig also wenn du sozusagen auf diese, Pfeiler dieser Trage Elemente losgehst und in der Lage bist mit 3, 4, 5 solchen Taurus Missiles die zu zerstören und nebenbei vielleicht dann noch mit deinen Unterwasserdrohnen auch noch die Pfeiler angehst oder was weiß ich was sie da noch alles in die Luft sprengen können dann hast du da multiple, Schadenspunkte an so einem total kritischen Bereich.

Pavel Mayer
4:42:03
Tim Pritlove
4:42:52

Nee, müssen ja auch nicht sein. Deswegen habe ich auch gesagt, nimmst du irgendwie so ein paar. Aber es gibt ja auch noch andere Brücken. Diese Eisenbahnlinie lässt sich ja an jeder Stelle, wo eine Brücke ist, machen. Du kannst auch andere Brücken komplett in Orkus schicken und das gleiche gilt auch für die neue Eisenbahnlinie, die auf der derzeitigen Landbrücke, die noch existiert, gebaut wird, da in Donetsk. Also es gibt multiple Stellen, wo man im Prinzip den Zugverkehr in die Krim komplett blockieren kann. Und das ist schon ein signifikanter Beitrag zu diesem Krieg. Beendet das den Krieg sofort? Nö. Aber schafft das sozusagen Luft für weitere Operationen? Ja, vielleicht so. Und wenn nicht, dann probiert man halt was anderes. Aber diese Möglichkeit komplett auszuschließen, nur unter diesem Argument, naja, aber vielleicht könnte dann irgendjemand meinen, wir wären eine böse Kriegspartei und was passiert denn dann? Das ist halt dann eine Verlustangst, beziehungsweise eine Angst vor mehr Antworten Russlands gegenüber Deutschland. Und da wir uns aber das Zerstören der Fehmarnbrücke nicht so richtig vorstellen können, das wäre zwar ein bisschen schade um die Fehmarnbrücke, aber da geht Deutschland nicht von unter, nur die Brücke. Ist halt die Frage, was ist denn eigentlich diese Angst und was ist denn eigentlich der Grund, dass Deutschland mittlerweile in dieser europäischen Debatte zunehmenden Maße sich auch isoliert. Also über Scholz schütteln ja nicht nur die Ukrainer die Köpfe, sondern das ist ja mittlerweile auch im europäischen Verbund ist es so irgendwie, was erlaube Scholz. Und wenn man sich zum Beispiel mal diese Diskussion gerade anschaut, die ja parallel noch läuft mit, sollen wir die eingefrorenen russischen Geldbeträge und Assets, die hier so die jachten und was an Konten alles eingefroren wurde, ein multipler Milliardenbetrag, wo man sozusagen Staatsvermögen und privates Vermögen von einzelnen Russen beschlagnahmt hat. Hat, sollen wir das jetzt in irgendeiner Form der Ukraine schenken? Ja, da gibst du den soften Ansatz mit, naja, solange wir das Geld halten, wirft das ja Zinsen ab, da können wir ja die ja schon mal verwenden, was ich schon mal für vollkommen gerechtfertigt halten würde, so. Oder nehmen wir das sozusagen komplett raus und schenken das einfach komplett, kippen wir das komplett der Ukraine hinten rein. So, ich meine, das ist irgendwie irgendwas wie, ich weiß nicht mehr die genaue Zahl, 300 Milliarden oder so. Also, Also das sind so nennenswerte Assets. Aber das wäre dann so ein richtiger Staatsraub. Also man würde sagen so, ah das gehört jetzt Russland, das gehört euch jetzt nicht mehr, weil ihr seid böse. So, was könnte Russland dann tun, abgesehen von der Fehmarnbrücke? Naja. Ich bin mir halt sicher, dass Deutschland auch noch eine ganze Menge Assets in Russland hat, von denen sie noch nicht enteignet wurden und dass das eben auch einen entsprechenden politischen Druck erzeugt, sozusagen. Naja, die können uns ja auch noch eine ganze Menge wegnehmen. Das weiß ich jetzt ehrlich gesagt nicht so genau, aber ich kann mir langsam kaum noch was anderes ausmalen, was hier noch der Grund sein sollte, dass man sich da so zurückhält.

Pavel Mayer
4:46:06
Tim Pritlove
4:46:26
Pavel Mayer
4:46:43

Und Russland, irgendwer bezahlt die Ukraine auch dafür. Das heißt wahrscheinlich bezahlt Russland die Ukraine. Also es ist irre. Es ist einfach nur ein, ja, ich meine, wenn ich jetzt versuche, maximales Verständnis für Scholz' Position aufzubringen, jetzt sozusagen, abgesehen von der Angst jetzt und Wahlkampf und Meinung der Bevölkerung, wobei die zählt dann auch eigentlich immer nur, wenn es opportun ist. Ist so, weil wir haben nun mal eine repräsentative Demokratie und egal. Aber ich glaube, ein vielleicht legitimer Punkt ist, dass man etwas in der Hinterhand behalten will, falls Russland eskaliert oder zu erfolgreich wird. Dass man sozusagen noch das Abschreckungspotenzial einer Taurus-Lieferung nutzen möchte, um Russland von einer weiteren Eskalation abzuhalten. Und wie valide das ist, halte ich für fragwürdig, aber so zumindest vielleicht funktioniert es wahrscheinlich nicht. Und so, also das wäre quasi der einzig valide Punkt an der Stelle. Und nur glaube ich, führt das eher dazu, dass irgendwann wir an den Punkt kommen werden, wo es geliefert wird. Und jetzt mit Ausblick, was wird wahrscheinlich dieses Jahr passieren. Ist ein bisschen, natürlich niemand weiß es wirklich, aber dieses Jahr wird hart werden, glaube ich, für die Ukraine. Einfach so Opferzahlen könnten steigen, weil eben Munition zu spät kommt. Viel hängt aber auch davon ab, jetzt Wahlen in Russland und was macht Putin eigentlich dann nach der Wahl. Viele erwarten, dass er vielleicht dann nach der Wahl nochmal einen Zacken höher schaltet. Also sprich nochmal den Aufbau der Armee, des Militärs nochmal um den ganzen Schritt steigert. So weiß man nicht. Also würde ich sagen 50-50 die Chancen. Aber wenn das passiert, also wenn die Russen noch einen drauflegen oder auch so zu erfolgreich sein werden, wird man plötzlich, werden wir halt Bilder haben von, wenn nicht, wieder größeren ukrainischen Opfern und Vormarsch und plötzlich, und wenn die Russen dann plötzlich wieder. Vorrücken irgendwo in größerem Maße, dann kann das wieder leicht sein, dass die öffentliche Meinung umschwenkt und man sich dann einig ist, wir müssen jetzt dringend unbedingt was tun. Und dann wird aber wahrscheinlich nicht nur Taurus kommen, weil das wird dann nicht reichen, sondern wenn Russland zu erfolgreich sein wird, werden wir auch als NATO direkter in den Krieg mit hineingezogen werden, weil irgendwann, also weil das Russland gewinnt so, das können wir uns nicht leisten. Ja. Und. Ja, und deswegen wird dieses Jahr, glaube ich, wird kritisch werden und. Ja, wann sind die Wahlen in Russland jetzt auch? auch im März noch. Das heißt wahrscheinlich April, Mai wird sich dann zeigen, welche Richtung das Ganze nimmt, weil dann wird man auch genauer sehen, was die USA macht, ob dort die Gelder freigegeben werden oder nicht und ob Putin dann quasi auch nochmal, einen Gang hochschaltet und davon hängt dann sehr stark ab, wie sehr das Ganze eskaliert. Oder ob Putin dann, Er beschränkt sich jetzt auf die Verteidigung dessen, was er jetzt hat und versucht das eben dann möglichst mit begrenzten Mitteln zu tun. Das halte ich fast für wahrscheinlicher, dass das Ganze sich weiter festfahren wird und dass uns, das wir ja oft schon befürchtet hatten, uns noch Jahre beschäftigen wird, dieser Krieg.

Tim Pritlove
4:52:38
Pavel Mayer
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Tim Pritlove
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Pavel Mayer
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Tim Pritlove
4:53:03
Pavel Mayer
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Tim Pritlove
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Pavel Mayer
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