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UKW120 Ukraine: Loch im Museum

Der Ukraine geht langsam die Munition aus und Russland erhöht den Druck

Während die Ukraine weiterhin mit hoher Effizienz mit ihrem Drohnenkrieg es schafft, sich Russland an der Front weitgehend noch vom Leib zu halten und auchdie russische Gas- und Ölindustrie zu beschädigen, ist die Luftabwehr im Inland zunehmend unter Druck, so dass es Russland gelingt zahlreiche kritische Infrastrukturen im Land zu zerstören. Aber auch der Druck an der Front nimmt zu und wenn der Westen es nicht schnell schafft für Nachschub zu sorgen, könnten bald weitere Gebiete von den Russen erneut besetzt werden.

Wir schauen auf die militärische und politische Situation des Konflikts und welche Optionen der Ukraine bleiben, um den Widerstand aufrecht zu erhalten.

https://ukw.fm/ukw120-ukraine-loch-im-museum/
Veröffentlicht am: 9. April 2024
Dauer: 2:45:27


Kapitel

  1. Intro 00:00:00.000
  2. Begrüßung 00:00:34.412
  3. Russische Bodenoffensiven 00:02:35.348
  4. Russische Luftangriffe 00:13:09.690
  5. Politische Inaktivität gegenüber Russland 00:16:34.123
  6. Angriff auf Dnipro-Staudamm 00:26:29.967
  7. Angriffe diverser Russischer Freiheitsgruppen in Belgorod 00:28:13.277
  8. Drohnenangriffe der Ukraine 00:34:57.489
  9. GPS Jamming in Europa 00:46:02.158
  10. Putins Wahl und Mobilisierung 00:51:53.632
  11. Mobilisierungsgesetz in UA 00:58:45.095
  12. Militärproduktion und Lieferungen 01:03:38.461
  13. Tschechien engagiert sich 01:07:14.811
  14. NATO 01:19:19.750
  15. Diskussion um Truppen-Präsenz in der Ukraine 01:30:25.954
  16. Crocus City Terroranschlag 01:49:15.797
  17. False Flag in Transnistrien 02:09:19.438
  18. Niedergang der russischen Militärexporte 02:15:40.925
  19. Wirtschaftliche Situation in Rußland 02:26:00.394
  20. Video-Tipps 02:30:48.416
  21. Aussprache von Київ 02:33:12.860
  22. Ausblick 02:37:25.128
  23. Ausklang 02:43:39.674

Transkript

Tim Pritlove
0:00:34
Pavel Mayer
0:01:03
Tim Pritlove
0:01:03

Genau, jetzt ziemlich genau einen Monat, nachdem wir unseren letzten Rundumschlag gemacht haben, dieses 5 Stunden Brett, ich verspreche euch, heute wird es nicht so lange dauern, wollen wir nochmal ein bisschen zusammenfegen, was so passiert ist und so ein bisschen das gesamte Geschehen rund um den Krieg in der Ukraine ein bisschen kontextualisieren und ein bisschen erklären, was so passiert ist und wie man da vielleicht drüber nachdenken sollte. Insgesamt war es nicht von großen Umbrüchen, sondern eher von einer Fortführung bestehender Tendenzen geprägt. Es gab eine Präsidentenwahl in Russland, es gab einen Terroranschlag in Russland und wieder diverse kleinere Erfolge auf beiden Seiten. Aber nichts, was jetzt den Konflikt irgendwie komplett in eine andere Richtung geschickt hätte. Und ich denke so kann man das erstmal ganz gut zusammenfassen und das ist so das worüber wir reden wollen. Wir wollen auch ein bisschen noch über die Mobilisierungen in Russland und auch in der Ukraine sprechen. Wir wollen ein bisschen über die politische Debatte reden, die sich jetzt so zwischen USA, Europa, NATO entwickelt hat. Das ist sehr interessant und ja noch ein paar andere Kleinigkeiten einwerfen. Ja, so machen wir das. Gut, dann fangen wir doch mal gleich an mit dem militärischen Update, wie es hier eigentlich immer so üblich ist. Ist ein bisschen, ja fast schon ein bisschen schwierig zu erklären, aber im Wesentlichen passiert eigentlich nichts. Nix grundsätzlich, wenn man jetzt im Detail drauf schaut, ist es so, dass Russland derzeit auf einem Vormarsch ist, aber dieser Vormarsch fällt sehr, sehr langsam aus. Das hat einerseits was damit zu tun, dass halt die Ukraine jetzt auch gerade bei Avtivka sich mal wieder zurück hat ziehen müssen, darüber haben wir ja schon gesprochen. Aber noch nicht mal die vollständige Fläche, von der sie sich zurückgezogen haben von den Russen, hat in irgendeiner Form nennenswert erobert werden können. Das heißt, es ist im Wesentlichen ein übernommener Bereich. Das bezieht sich eben konkret auf die Stadt Avtivka, beziehungsweise das, was davon übrig geblieben ist. Vor allem dieser Industrial Complex, wo natürlich die Russen dann erstmal eingezogen sind. Aber alles das bis dahin, wo die Ukraine jetzt steht und auch langsam anfängt starke Befestigungen zu bauen, das machen sie nicht nur dort, das machen sie generell über die gesamte Frontlinie, hat jetzt die Ukraine angefangen auch diese Betonpyramiden aufzubauen. Und im Prinzip genauso wie diese Surowikin-Linie der Russen, die den Vorstoß der Ukraine verhindern sollte und das ja auch geschafft hat, genauso was baut jetzt die Ukraine auch. Das heißt, da werden Gräben aufgebaggert und befestigt und überdacht und mit so Betoninlets in den Gräben. Also das ist sozusagen jetzt eine absolute Verteidigungslinie, die jetzt nicht nur eine Linie auf einer Karte ist, sondern die eben wirklich auch mit Bauten dafür sorgen soll, dass es den Russen nicht gelingt über einen bestimmten Punkt hinaus in irgendeiner Form weiter ins Land einzudringen. Ansonsten geht es vor allem auch deshalb langsam voran, weil jetzt eben das Frühjahr angebrochen ist und nach relativ kalten Temperaturen im März das sich langsam wieder auftaut und das bedeutet dann in der Ukraine, schon das Wort vergessen, aber halt Das ist Butiza.

Pavel Mayer
0:05:01
Tim Pritlove
0:05:07
Pavel Mayer
0:06:17
Tim Pritlove
0:08:32

Und ja also genau das ist man muss sich da einfach keine Illusionen machen den Russen sind einfach ihre Leute also im russischen Militär oder der Führung sind einfach die Soldaten vollkommen egal die werden einfach so lange nach vorne geschickt bis irgendwas hängen bleibt und, so sind das halt zwar auf dem Papier irgendwelche Landgewinne, aber militärisch sind sie oft nicht relevant. Und bis sie wirklich militärisch relevant sind, wenn man überhaupt von Relevanz sprechen kann, sind dann halt Tausende in den Tod geschickt worden. Im Fall von Avtivka wahrscheinlich mehrere Zehntausende. Und das wird halt einfach von hinten durch Mobilisierung wieder durchversorgt Und keiner weiß, wie lange das halten kann und wie viele Leute zu verheizen die Russen am Ende wirklich bereit und in der Lage sind. Ein bisschen bedenklich ist bei Hinterland von Bachmut, wir erinnern uns, das war ja letztes Jahr so die große Schlacht, wollen die Russen halt jetzt einen ähnlichen Vorstoß wie bei Avtivka machen, also darauf alles konzentrieren auf so eine Stadt, die heißt Chassivja, das ist derzeit eine ziemliche Festung, weil da auch ein Fluss durchgeht. Also das wird sicherlich nicht einfach werden, aber grundsätzlich ist es halt derzeit noch für die Ukraine sehr schwierig, die Verteidigungslinien zu halten, auch wenn es ihnen weitgehend gelingt, weil sie einfach nicht die Munitionsausstattung haben. Also teilweise haben sie genug Artillerie, Geschütze etc., aber da die Munition nicht in ausreichenden Mengen vorhanden ist, können sie nicht so gegenhalten und die Gegenangriffe nicht gleich niederkämpfen, wie es halt angemessen wäre.

Pavel Mayer
0:10:31
Tim Pritlove
0:11:15

Ja. Die GUR, also das ist so der... Aber was eigentlich die korrekte Bezeichnung für den gebe, der ist ja kein, ist ein militärischer Geheimdienst, kann man das so sagen, der Ukraine mit ihrem sehr populären Chef, also der ukrainische Militär-Nachrichtendienst, das ist die korrekte Bezeichnung. Hur, spricht man das glaube ich aus, mit diesem Budanov als Chef, die sind ja voll in diesem Krieg, also die sind, klar alles ist im Krieg, aber das ist so eine relevante Größe. Also es gibt so das Militär und dann gibt es noch diesen militärischen Geheimdienst, der immer mit seinen Sonderaktivitäten, aber eben auch mit Veröffentlichungen immer wieder sich aufmerksam macht und auch dieser Chef, dieser Bulanov ist halt auf der einen Seite in der Ukraine ausgesprochen populär als so einer dieser absoluten Top-Helden, ist ein relativ intelligenter Kerl, der relativ jung ist, wo die Russen ja auch versucht haben ihn jetzt schon mehrfach umzubringen mit Giftanschlag auf seine Frau und so weiter. Also alles mögliche ist da passiert und die warnen davor, dass halt die Russen im Sommer eine Offensive Richtung der Stadt Petrovsk starten. Das wäre sozusagen die Verlängerung dieser Avtivka-Angriffslinie. Muss man mal sehen, was dabei rauskommt. Also so auf dem Boden ist alles nicht schön, aber da ist es auch für die Russen nicht einfach und diese neue verstärkte Verteidigungslinie ist schwierig. Trotzdem, wenn die Ukraine halt nicht die notwendigen Munitionen bekommt, dann muss man sich auch nicht wundern, wenn es einfach immer wieder Stellen gibt, wo die Russen dann durchbrechen können und jeder Durchbruch ist schlecht. Noch viel schlechter als diese Durchbrüche sind die Raketenangriffe auf den Rest der Ukraine. Die Russen haben extrem ihren Beschuss von Infrastruktur verstärkt und jetzt zeigt sich langsam die Schwächung der Ukraine, insbesondere im Bereich der Luftverteidigung. Und das hat nicht nur was mit der Menge an Luftverteidigungssystemen zu tun, da gab es ja so einiges, aber wenn halt alles angegriffen wird, dann reicht es halt auch dann nicht. Aber ich habe auch das Gefühl, dass sie jetzt ein Munitionsproblem haben, dass sie einfach nicht genug Bewaffnung haben für ihre Patriot-Systeme und vielleicht auch für die NASA, ich weiß nicht ganz genau. Darüber sagen sie natürlich jetzt relativ wenig, aber es ist klar, dass hier ein Mangel herrscht und so ist es dann halt den Russen in den letzten Wochen gelungen, ganz schlimme Zerstörungen durchzuführen in der Energieinfrastruktur der Ukraine. Allen voran ist die Stadt Rakiv extrem getroffen worden. Dort sei jetzt nahezu 100 Prozent der Energieproduktionsinfrastruktur im Eimer. Teilweise sicherlich auch über ihr Netz noch abgefangen werden, aber die Stadt ist halt jetzt nachts dunkel und dort ist einfach eine Rationierung.

Pavel Mayer
0:14:41
Tim Pritlove
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Pavel Mayer
0:16:32
Tim Pritlove
0:18:12
Pavel Mayer
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Tim Pritlove
0:19:02
Pavel Mayer
0:19:05

Nee, es ist frustrierend. Es ist wirklich, weil es gibt eben auch Leute, die davon überzeugt sind, dass der richtige Weg ist, jetzt was zu tun. Und wenn man zu denen gehört oder sich auch vorzubereiten und zwar... Vielleicht auch mit einer höheren Dringlichkeit vorzubereiten, als man sie derzeit wahrnimmt bei uns in der Politik. Klar, aber es gibt dann eben auch die Leute, die dann sagen, wieso, Russland hat uns doch gar nichts getan. Was hat Russland denn uns getan, dass es denn jetzt unser Feind sein sollte? Warum sollten wir uns denn überhaupt so darüber aufregen? Und fand ich halt auch so eine interessante Frage dann gut, was hat Russland uns eigentlich getan? Ich meine, nur um so ein paar Dinge zu erwähnen, weil man vergisst das ja dann leicht so. Aber ich meine, Russland hat versucht, bei uns Leute zum Erfrieren zu bringen. Russland hat uns das Gas abgedreht. Und zwar bevor die Pipelines gesprengt wurden. Da braucht man die Debatte gar nicht. Sondern Russland hat Putin-Regierung sich entschieden, 50 Jahre erfolgreiche deutsch-russische Außenpolitik und Freundschaft einfach in den Orkus zu kippen, indem sie mit dem Gashahn gespielt haben. Und mit dem erklärten Ziel, bei uns maximalen Schaden anzurichten. Sie mischen sich überall in Wahlen ein, sie unterstützen Extremisten und Terrorgruppen in Europa auf jeden Fall. In Deutschland würde mich auch nicht wundern, wenn das der Fall wäre, aber es gibt in vielen anderen Nachbarländern ganz klar nachgewiesene Sabotagetätigkeiten. Tschechien zum Beispiel, wo Russland dann schon 2014, 2015... Die Sprengstoffanschläge auf Munitionsfabriken und Munitionsdepots durchgeführt hat mit Hilfe des Geheimdienstes. Und wenn man bedenkt, das ist Schengen-Raum. Plus dann das Ding, dass sie halt Flüchtlinge an die Grenzen karren und versuchen, Flüchtlinge zu weaponisen an eben auch verschiedenen Schengen-Außengrenzen.

Tim Pritlove
0:22:13
Pavel Mayer
0:22:18
Tim Pritlove
0:23:23
Pavel Mayer
0:25:05
Tim Pritlove
0:26:29

Gut, lass uns den Punkt dann vielleicht auch später nochmal anders aufgreifen. Vielleicht noch einen Nachtrag zu dieser Geschichte der Angriffen auf Raketenenergieinfrastruktur. Also sie haben ja auch einen Angriff auf den Nipro-Damm bei Saporizia durchgeführt mit Missiles und zwar mit ihren richtig dicken, fetten, großen Raketen. Ob es ihr Ziel war, den Damm komplett zu zerstören, kann man nicht sagen. Ich würde sagen, es ist ihnen auf jeden Fall nicht gelungen, aber es ist ihnen gelungen die Kraftwerkinfrastruktur dieses Damms weitgehend zu zerstören oder zumindest zu stören. Ich weiß jetzt gerade nicht in welchem Zustand der ist, da ist nicht alles im Eimer, aber das ist auch alles nicht ohne weiteres zu reparieren. Also auch da ging es an die Energieinfrastruktur und ich meine sie haben schon einen Damm gesprengt und wenn es ihnen gelingen würde mit solchen Angriffen, was hier jetzt nicht gelungen ist, aber sie nehmen es ja zumindest billigend in Kauf, also angenommen dieser Damm wäre jetzt gebrochen, so wie der andere Damm gebrochen ist. Dann hätte das eine vollständige Überflutung der Stadt Zaporizia zur Folge gehabt mit irgendwie Millionen Menschen. Also die Zahl der absolut verwerflichen Taten, die ist schon so lang, aber die wird jetzt auch insbesondere durch diese Angriffe, die jetzt eben in zunehmendem Maße nicht verhindert werden können, weil es eben keine ausreichenden Schutzmaßnahmen gibt, weil wir die nicht bereitstellen. Wenn die halt so weitergehen. Aber schauen wir mal, was jetzt die Ukraine noch so leisten kann. Wir haben jetzt vor allem von den Angriffen der Russen gesprochen. Es ist jetzt nicht so, dass die Ukraine da nur jetzt mit dem Arsch auf ihren Händen sitzt, sondern es geschehen Dinge. Und es geschehen auch merkwürdige Dinge, weil es gab ziemlich bald nachdem unsere Sendung war, gab es Angriffe und zwar das zweite Mal jetzt in diesem Krieg von so russischen Einheiten, die aber auf der Seite der Ukraine kämpfen. Also es sind Russen, zumindest wird das so dargestellt, aber es ist so. Drei, vier verschiedene Gruppen mit unterschiedlichen Freiheit für Russland, und die haben wiederum in der Nordgrenze der Ukraine, also in der russischen Region Belgorod, an vier Stellen grenzüberschritten und die Grenzdörfer angegriffen. Da gab es natürlich den entsprechenden Widerstand der Russen, aber da hatten die auf jeden Fall erstmal wieder ganz schön mit zu tun. Das hielt so eine Woche ungefähr, ist ein bisschen unklar wann die sich dann wieder zurückgezogen haben. Also so eine ähnliche Geschichte, wie es das schon im letzten Jahr gab und so ein bisschen merkwürdig, was da eigentlich passiert und was sozusagen der Sinn der ganzen Sache ist, weil du kannst jetzt nicht so mit drei Jeeps und zwei Tankern kannst du nicht irgendwie in Russland einfallen und davon ausgehen, dass du jetzt irgendwie den Kreml niederringst. Aber trotzdem müssen natürlich die Russen immer darauf bedacht sein, dass sie dort eben ihre eigenen Gebiete auch noch schützen und das war glaube ich so ein bisschen der Sinn der ganzen Sache, dass einfach auch die Russen von ihrer Intelligence her beschäftigt sind und sich nicht auf ihre eigenen Offensiven kümmern können.

Pavel Mayer
0:30:12
Tim Pritlove
0:31:27
Pavel Mayer
0:32:15

Man macht dann mit solchen Drohnenangriffen macht man zum Beispiel auch die Luftabwehr nervös, die dann wiederum dazu tendiert eventuell auf alles zu schießen, was sich auch hinter der Front bewegt. Deswegen willst du quasi auch dort diesen Druck aufrecht erhalten, um es auch einfach schwieriger zu machen der anderen Seite und das hat auch gewisse Erfolge. Plus, dass es so scheint, dass die Russen bei ihren Gleitbomben-Kits das Problem, was wir glaube ich vor einem Jahr schon mal erwähnt haben, immer noch nicht voll in den Griff gekriegt haben. Und zwar ist das Problem, diese Gleitbomben-Kits haben halt so Flügel, die so scherenmäßig mit Federn versehen sind, damit sie halt während des Fluges eben eingeklappt sind und dann nach dem Abwurf klappen halt diese Flügel aus und die Bombe kann mit dem Gleitkit dann GPS und, oder trickheitsgesteuert so je nach Höhe 50 bis 70 Kilometer fliegen. Jetzt scheint es so zu sein, dass einige dieser russischen Gleitkits einfach die Flügel nicht ausklappen. Und es scheint es weitere dann auch so zu sein, dass das Ausklappen dieser Flügel nicht unbedingt dazu führt, dass die Bombe unscharf ist. Sprich, wenn die halt dann und dann ist es so, dass sie gerne auch offensichtlich diese Abwürfe in der Gegend um Belgorod machen und deswegen passiert es eben immer noch, dass gelegentlich auf und um Belgorod halt russische Bomben einschlagen, weil die Gleitkits sich gelegentlich nicht öffnen. Und teilweise wird aber auch gemunkelt, dass die Piloten irgendwie selber machen oder irgendwelche Fehler passieren dann oder die nicht näher ran wollen und Angst haben und dann lieber den Kram einfach irgendwie abwerfen und loswerden wollen. Aber es gibt auf jeden Fall bestätigte aktuelle Berichte über russische Bomben, die in und um Belgorod eingeschlagen sind.

Tim Pritlove
0:34:54

Genau. So, aber noch sehr viel wichtiger und sehr viel erfolgreicher sind die Angriffe der Ukraine mit ihrem Drohnenprogramm und wir hatten ja auch schon darüber gesprochen, dass die Drohnenproduktion in der Ukraine ein absoluter Fokus ist und mit Drohnen meinen wir eigentlich alles an Drohnen. Das heißt nicht nur jetzt diese Quadrokopter, die man jetzt oft in diesen Videos sieht, wenn man sich ein bisschen mit dem Frontgeschehen beschäftigt, die halt jetzt direkt in Panzer und sonstige Fahrzeuge fliegen und explodieren oder Bomben oder Granaten abwerfen und dann Fahrzeuge zum Explodieren bringen, sondern Drohnen ist mittlerweile weit gefasst. Wir haben ja schon sehr viel über diese Seedrohnen gesprochen. Es gibt teilweise eben jetzt auch Drohnen für die Versorgung der Frontline, also so Fahrzeuge, die mehr oder weniger autonom, teilweise noch ferngesteuert mit Quadro-Koppern beobachtet, was weiß ich, Munition in den Schützengraben nach vorne fahren, solche Geschichten. Aber ganz wichtig sind natürlich die großen Luftdrohnen und damit macht die Ukraine den Russen gerade das Leben richtig schwer, denn sie bauen halt einerseits große Drohnen, die sehr viel Sprengkraft mit sich führen, aber vor allem die auch eine unglaubliche Reichweite haben. Das ging jetzt gerade in den letzten Wochen enorm los, dass die Ukraine ganz gezielt Gas- und Ölproduktionsstätten, also Raffinerien der Russen, angreifen. Eigentlich nahezu alle Raffinerien, die so High-Quality-Produkte erzeugen. Also sowas wie PKW-Benzin. Also alles das, was auch die Russen exportieren können. Jetzt nicht so schlechter Diesel, den sie so in den Panzer reinschmeißt oder so. Das haben sie irgendwie überall. Aber alles, was so ein bisschen High-Quality erzeugt, davon haben sie irgendwie so 10, 15 Standorte. Aber die sind halt alle im Wesentlichen in Russland. Mit anderen Worten, die sind auch alle verhältnismäßig nah an der Ukraine dran. Und von den Standorten sind gut 80 Prozent, auch nur 70 Prozent, aber auf jeden Fall weitaus mehr als die Hälfte in den letzten Wochen von großen Flugdrohnen getroffen worden. Und das bedeutet, dass die Ukraine mittlerweile über Drohnentechnologie verfügt und auch in der Lage ist, die über sowohl besetztes ukrainisches Gebiet als eben auch über normales russisches Staatsgebiet fliegen zu lassen, über 1000 Kilometer weit. Und mittlerweile gibt es auch Hinweise bzw. Auch Ankündigungen schon, dass sie auch bei diesen 1000 Kilometern nicht Halt machen, sondern dass sie teilweise Drohnen haben, die bis zu 3300 Kilometer weit kommen. Nochmal zu den Angriffen auf die Öl- und Gasproduktion, nochmal zur Reichweite gleich nochmal einen anderen Gedanken, aber warum greifen sie diese Städten an? Könnte man ja denken, wenn das nicht der Treibstoff für die Panzer ist, was soll's? Also, dass den Russen mal der Diesel ausgeht, das steht nicht zu befürchten. Dafür haben die einfach zu viel Produktion. Aber mit diesen Öl- und Gasproduktionsstätten machen sie ihre Exporte. In anderen Worten, das sind die Haupteinnahmequellen Russlands. Und in den letzten Wochen sind diese Einnahmen nach Schätzung um 12-15% schon zurückgegangen. Das heißt Russland verdient weniger Geld und das ist halt die, großem Abstand die Haupteinnahmequelle dieses Staates, weil sie diese ganzen Produktionsstätten schließen mussten. Und zwar nicht nur welche, die jetzt irgendwie 100-200 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt sind, sondern nahezu alle bis hin zu St. Petersburg. Und auch tief in russisches Gebiet rein, eben über 1200 Kilometer weit wurden halt diese Anlagen angegriffen. Das sind teilweise riesige Anlagen, wo man sich dann auch nur denkt, naja okay, was macht das jetzt schon aus, wenn da irgendwo eine Drohne explodiert. Aber sie haben wohl es geschafft, den Zielanflug so genau zu machen, dass sie eben diese Anlagen an ganz spezifischen Punkten treffen. Und zwar nämlich genau dort, wo das teure, wo sozusagen diese Flaschenhalse in der Produktion sind. Also du setzt ein System außer Betrieb und damit setzt du im Prinzip die gesamte Fabrik außer Betrieb. Und es sind dann auch noch die am teuersten und am schwierigsten zu ersetzenden Komponenten, weil hier die Russen eben oft auf Westtechnologie angewiesen sind. Und das scheint eine sehr erfolgreiche Strategie zu sein. Jetzt gab es zuletzt diese Angriffe sogar auch auf diese Shahed-Fabrik, die auch irgendwie 1500 Kilometer weit weg ist von der Ukraine. Also da, wo diese Shahed-Drohnen gebaut werden, die ja eigentlich von den Iranern entwickelt wurden. Da gab es ein Video zu sehen, wie so eine Drohne da reingeflogen ist. Aber dazu überhaupt noch Drohne zu sagen, ist irgendwie auch noch absurd. Du hast das Video wahrscheinlich gesehen.

Pavel Mayer
0:40:30
Tim Pritlove
0:40:51

Genau, also ich bin mir nicht ganz sicher, ob es das war, aber es gibt ein extrem populäres und sehr erfolgreiches Zweisitzflugzeug, Leichtflugzeug, die A22 Foxbat von Aeroprakt und die ist weltweit irgendwie im Einsatz. Und das war so eine der Sachen, die ich gehört habe, dass sie also auf Basis dieses Modells Drohnen gebaut haben, aber das ist mit Sicherheit auch nicht die einzige Variante. Also es scheinen eine ganze Vielzahl von unterschiedlichsten, also alles was fliegen kann wird quasi in Drohne umgebaut, so kann man es glaube ich mal sagen. Und es ist erstaunlich, dass sie mit diesen Maschinen, die ja noch nicht mal besonders hoch und auch nicht besonders schnell fliegen können, in der Lage sind, tausende Kilometer über russischem Staatsgebiet zu überfliegen, ohne irgendwie abgefangen zu werden und dann eben auch noch genau ihr Ziel zu treffen. Also ob sie jetzt immer ihr Ziel genau treffen, weiß ich nicht, aber viele dieser Produktionsanlagen sind jetzt außer Betrieb genommen worden, wegen unangekündigter Vorfälle und das tut den Russen natürlich mittelfristig schon sehr weh. Es wird auch weiterhin gemunkelt, dass sie auch hier jetzt schon eine Zielführung und eine Flugnavigation haben, die eben zumindest teilweise. Zumindest im Zielanflug so auf AI-Basis läuft. Also ich habe das mal so Low-Coast-Taurus genannt, darüber hatten wir uns ja in der letzten Sendung ausführlich unterhalten, wie die Taurus eben einfach durch das Auswerten von Höhenprofil ihren ganzen Flugweg finden kann und am Ende auch das eigentliche Zielmeter genau ansteuern kann. Und eine ähnliche Technik scheinen die Ukrainer auch hier entwickelt zu haben. Mit anderen Worten, wenn die so auf diese Anlagen zufliegen, dann können sie, und das weiß ich natürlich jetzt nicht, wie es funktioniert, ob sie da mit LIDAR arbeiten, ob sie da mit optischen Kameras arbeiten oder was auch immer die Basis ist. Auf jeden Fall, sie können sich dann auf den letzten Metern in diesem Terrain genau orientieren und dann eben auch wirklich zielgerichtet genau dahin fliegen und dort eine Sprengung auslösen, wo sie es gerne haben wollen. Und das führt eben jetzt dazu.

Pavel Mayer
0:43:19
Tim Pritlove
0:45:40

Äußern etc. Und dafür hat die Ukraine halt keine Zeit. Also nach diesem Krieg wird die Militärproduktion in der Ukraine wahrscheinlich, in manchen Bereichen ausgesprochen modern geworden sein. Also das kann man schon sicher sagen. Gut, dem gesamten Konflikt, der militärische Konflikt hat aber auch Auswirkungen auf uns, auf Europa. Nicht nur die indirekten, die wir schon angesprochen haben, sondern auch so ganz konkret. Es gab Mitte März, war Cameron, der mittlerweile Außenminister von UK, war in der Ukraine und auf dem Rückflug von Polen aus gab es wohl Probleme mit dem GPS-Signal. Und stellt sich raus, dass das wohl mit russischem GPS-Jemming zu tun hat. Es gibt bei Flightradar so eine GPS-Jemming-Map, wo auch immer angezeigt wird, in welchen Regionen dieser Welt in irgendeiner Form mit Störsendern gearbeitet wird. Also GPS-Jemming bedeutet ja im Kern, dass man die Frequenzen, die die GPS-Satelliten zur Erde schicken und damit quasi ihre Zeit übertragen, aus der man dann die Position berechnen kann, dass die halt gestört werden, indem man auf derselben Frequenz mit stärkerem Signal sendet. Und das bezeichnet man halt als Jamming und, ja, wenn man dann auf diese Karten schaut, dann sieht man das halt GPS-Jamming ist so in so Bereichen wie Syrien auch im Osten der Türkei, aber natürlich in der Ukraine sehr verbreitet, aber eben auch im Königsberg herum in anderen Worten die Russen stören auch GPS-Signale und das hat dann eben auch noch Auswirkungen auf die zivile Luftfahrt, Also das ist auf jeden Fall ganz interessant. Ich weiß nicht, wie man sich da am besten vor schützen kann. Was auf jeden Fall helfen könnte, ist, dass man dann auch GLONASS verwendet. Das ist nämlich das Navigationssystem der Russen.

Pavel Mayer
0:48:02

Aber das ist noch störanfälliger. Also er hat mir sagen lassen, das ist dann nicht wirklich eine Alternative und die billigen Systeme nutzen ja sowieso alles. Aber GLONASS pfeift halt ohnehin auf dem letzten Loch, was die Satellitenkonstellationen angeht. Die sind teilweise schon länger oben, als sie eigentlich sollten. Und die haben Mühe, die Russen haben Mühe, die Konstellationen am Laufen zu halten. Und das schon länger, schon seit zehn Jahren ungefähr, kann man sagen. Also haben da ein bisschen aufgeholt. Also aber es ist immer noch, sie liegen einfach zeitlich weiter zurück und deswegen, also GLONASS ist da auch nicht wirklich eine Alternative und im Grunde genommen, ja, diese Frequenzen sind halt durch internationale Abkommen so, die ITU, die International Telecommunication Union, regelt, glaube ich, dort generell so Frequenzvergaben. Das heißt, wenn du jetzt hingehst und als Staat ein Militär dann irgendeinen Jammer betreibt, der dann ins Nachbarland ausstrahlt, ja, dann ist das schon halt ein Verstoß einfach gegen ein internationales Abkommen. Und das Ding ist, ich... Ich habe jetzt vor einer Woche oder so mit einer OSZE-Diplomatin gesprochen. Die OSZE ist ja die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa. Also ex, ich sag mal, was damals früher der Helsinki-Prozess war und so. Und 50 Länder sind dort Mitglieder. Und unter anderem aber auch natürlich Russland und Weißrussland. Und ich habe dann gefragt, ja, wie läuft denn, also was ist jetzt so die Rolle der OSZE eigentlich seit dem Ukraine-Krieg? Und dann hieß es, naja, im Wesentlichen, dass 48 Länder alle auf Russland einprügeln, diplomatisch. So, außer Weißrussland. Also denen halt täglich zu zeigen, wie isoliert sie unter 50 europäischen Ländern eigentlich dastehen für ihre Akte und Aktionen. Und dieses GPS-Jamming ist jetzt dann ein weiteres Ding, also es reicht halt sogar an manchen Tagen, ging es sogar bis Mecklenburg-Vorpommern rein, das heißt, wenn jemand an manchen Tagen vielleicht in Mecklenburg-Vorpommern so sein Autonavigationsgerät anfängt rumzuspinnen und die Position hin und her hüpft und es lange dauert und immer wieder das GPS versagt, kann sich dann auch bei den Russen dafür bedanken, unter Umständen, dass sie dort von Kaliningrad aus bis nach Deutschland rein, Funkwellen jammern in Verstoß gegen internationale Abkommen.

Tim Pritlove
0:51:30
Pavel Mayer
0:51:59
Tim Pritlove
0:52:21
Pavel Mayer
0:52:54
Tim Pritlove
0:53:01

Gab es nicht. Und die paar, die es hätten vielleicht sein können, sind ja alle verboten worden. So funktioniert das. Also insofern, man muss halt das Ganze als politisches Signal sehen. Also diese 87 Prozent, die da kommuniziert wurden, sind sozusagen die Botschaft, ja also ihr braucht gar nicht drüber nachzudenken, irgendwas gegen Putin zu unternehmen. Ja der ist jetzt hier einfach Diktator auf Lebenszeit, nicht dass ihr das eh schon wusstet, aber wir haben es jetzt halt einfach mal auf elf gedreht. Und das ist sozusagen jetzt die Situation. Ja und dann hat es auch nicht so lange gedauert, wie schon erwartet wurde, dass dann eben so erste Mobilisierungsankündigungen stattgefunden haben, weil jetzt war die Wahl halt durch, also diese Demonstration der Stärke, würde ich es mal nennen und ja dann kam, Kann man wieder dazu beitragen, die Laune der Leute zu verschlechtern, weil was soll da noch groß passieren? Und dann gab es halt erstmal so die Meldung, dass sie irgendwie, das war schon ein bisschen älter glaube ich, dass sie so generell nochmal ihr Militär nochmal ein paar Brigaden ausbauen wollen oder Subarmeen. Und dann schlich jetzt auch vor kurzem noch so die Zahl von 300.000 Leuten, die sie jetzt nachrekrutieren wollen, wobei das halt die normalen Rekruten wahrscheinlich sind, die jetzt ohnehin zum Anfang des Jahres anstehen, verpflichtet zu werden. Also ist nicht so ganz klar, aber es ist eine Vergrößerung des Militärs angekündigt werden, inwiefern Russland überhaupt in der Lage ist, sein Militär zu vergrößern. Also, weil das ist schon groß angelegt, nur du musst die Leute ja auch irgendwie ausrüsten, du musst die Leute auch ausbilden, du hast halt nichts anderes vor, als sie direkt an die Grenze zu schicken, um sie dort sterben zu lassen. Ist ein bisschen unklar. Ich weiß nicht so ganz genau, was ich davon halten soll, aber es ist nicht ganz auszuschließen, dass sie halt alles tun, Und es gibt auch genug Gerüchte, die sagen, es gelingt ihnen ohnehin einfach über ihre Rekrutierungsprogramme jeden Monat irgendwie 30.000 wieder neue dem Gemetzel hinzuzufügen.

Pavel Mayer
0:55:38

Ja, aber das brauchen sie ja auch, weil das ist ja auch ungefähr die Größenordnung, die sie mindestens verlieren. Entweder durch Tod, Krankheit, Unfälle, altersbedingtes Ausscheiden, zu lange an der Front, wie auch immer. Immer so, es ist ja nicht wie so ein Sparschwein, wo du reinsteckst und dann bleiben die alle drin, die Leute in der Armee. Und insofern muss, und das betrifft natürlich auch die Ukraine, muss halt regelmäßig weiter und neu rekrutiert werden auf beiden Seiten. Und Russland braucht eben allein 30.000 bis 50.000 im Monat, um Verluste und Abgänge auszugleichen. Was halt diese ganzen Zahlenspiele irgendwie immer schwierig macht. Das heißt... Die Vergrößerung des Militärs um 240.000 bis 768.000 haben wir schon mehrfach jetzt gehört. Aber wie du schon richtig sagst, ist die Frage, was kommt tatsächlich dazu. Aber unterm Strich sieht es zumindest so aus, dass das russische Militär zumindest, was die Truppenanzahl angeht, nicht kleiner wird, sondern tendenziell größer wird. So das, würde ich sagen, ist der Eindruck, der bei mir aus all den Berichten und Zahlen hängen geblieben ist. Aber es sieht für mich nicht so aus, als wenn sie in kürzester Zeit ihre Truppen verdoppeln könnten oder sowas in der Art. Sondern irgendwo liegt die Wahrheit in der Mitte. Aber es ist so schon besorgniserregend trotzdem und eigentlich müsste man darauf reagieren. Also Russland rüstet auf, aber noch nicht in dem Tempo, wie es könnte, wenn es jetzt eine Totalmobilmachung durchführen und komplett auf Kriegswirtschaft umstellen würde. Also da, an dem Punkt ist Russland noch nicht.

Tim Pritlove
0:58:09
Pavel Mayer
0:58:12
Tim Pritlove
0:58:45

Stichwort Mobilisierung, das steht natürlich jetzt auch der Ukraine bevor. Es gab in den letzten Monaten eine breitere Diskussion in der Ukraine, wie denn mit der Mobilisierung generell zu verfahren sei, beziehungsweise mit der Rekrutierung generell zu verfahren sei. Und es ist ja tatsächlich so und damit ist Ukraine auch ein absolutes Unikum, die ukrainischen Soldaten, die für den Krieg einberufen werden, wurden bislang erst ab dem Alter von 27 Jahren einberufen. Und das wirkt natürlich ein bisschen merkwürdig, weil man sich denkt so, warte mal, seid ihr nicht gerade im Krieg und werft ihr nicht irgendwie alles nach vorne, aber so ist die Gesetzeslage. Und der Grund dafür, was sozusagen damit bezweckt werden soll, dass man eben die ganz Jungen nicht in den Krieg holt, ist, um ihnen sozusagen auch noch die Gelegenheit zu geben, ja zynisch betrachtet auch noch eine Familie zu gründen, aber sagen wir mal überhaupt einfach so ihr Leben auch einfach zu leben. Ich meine, wenn du 16, 17 bist, dann ist dein größtes Ziel ja nicht, jetzt will ich irgendwie gegen die Russen in den Krieg ziehen, sondern du bist ja gerade dabei, überhaupt erstmal dich selber zu entdecken und dein Leben so richtig zu starten. Und das ist etwas, was in der Ukraine eben auch gesetzlich eben auch im Falle dieses Krieges so gilt, dass eben die ganz jungen Leute nicht einfach an der Front verheizt werden. Nichtsdestotrotz hat natürlich auch die Ukraine das Problem, dass sie irgendwelche Leute finden muss, die in den Krieg ziehen, weil sonst…. Die machen die Russen den Krieg alleine und das ist nicht so das, was jetzt gerade geboten ist. Deswegen gab es eine, wie ich so mitbekommen habe, recht emotional geführte Debatte in der Ukraine und jetzt ist beschlossen worden, dieses Eintrittsalter auf 25 abzusenken. Das heißt jetzt gibt es kurzzeitig eine Welle, weil eben zwei Jahrgänge zusätzlich mit aufgenommen werden können, die vorher sozusagen noch außerhalb des Einzugsbereichs waren. Und im selben Zuge wurden auch, im Krieg ich bin mir jetzt nicht ganz so sicher, was deren Status war, aber es sind halt viele eben auch einfach aus diesem Modus gar nicht rausgekommen und kämpfen halt seit zwei Jahren in diesem Krieg, was auch nicht so geil ist und die sind halt jetzt, die ersten sind jetzt eben raus rotiert worden. Dem wurde halt einfach gesagt, so ja vielen Dank, du hast jetzt hier irgendwie zwei Jahre für uns gekämpft, super war, jetzt mal Schluss. Und ja, das ist sozusagen gerade die Methode, mit der die Ukraine dort vorgeht, die sich halt von der russischen Methode doch fundamental unterscheidet.

Pavel Mayer
1:02:02
Tim Pritlove
1:03:20
Pavel Mayer
1:04:40
Tim Pritlove
1:04:46
Pavel Mayer
1:05:41
Tim Pritlove
1:05:48

Ja, geht auf jeden Fall eine Menge los. Also um mal so eine Größenordnung auch im Kopf zu haben, Russland produziert offenbar derzeit so 250.000 Artillery Shells im Monat. Sie haben einfach riesige Produktionskapazitäten dafür aufgebaut in den letzten Jahrzehnten. Die gesamte EU und die USA produzieren 100.000 Shells pro Monat. Das ist so die Größenordnung. Also wenn wir jetzt von, so wie Estland das jetzt sozusagen sagt, sie könnten jetzt für zwei Milliarden US-Dollar Shells beschaffen, dann entspricht das ungefähr der Jahreskapazität der EU und der USA, was dort eingekauft wird. Sollte ich das mal grob durchrechnen. Ja, und wie vorhin schon erwähnt, also jetzt geht eben auch noch die Suche nach Patches und ähnlichen Luftabwehrsystemen los. Das heißt, es werden halt Länder, die viel gekauft haben, denk mal an die arabischen Staaten, die jetzt vielleicht nicht so den Bedarf, also wenn die 20 Patches rumstehen haben, dann brauchen sie vielleicht nicht unbedingt alle 20. So, da kann man ja vielleicht nur hier nochmal zwei und dann nochmal zwei und so weiter. Kleinvieh macht auch Mist. Aber es ist halt generell interessant, wie da jetzt Bewegung in diesen ganzen Diskurs reinkommt. Ja und generell, das müsstest du mir jetzt mal erzählen, habe ich so den Eindruck, dass während Deutschland so mittlerweile der totale Buhmann ist, nicht was jetzt insgesamt Lieferungen betrifft, aber eben was auch die Schwierigkeit des Diskurses überhaupt, Haupt der Unterstützung betrifft. Wir hatten das ja hier mit der Taurus-Debatte auch schon ausführlich, wie schwierig die Rolle von Deutschland da ist im internationalen Vergleich. Auf der anderen Seite scheint mir aber Tschechien genau auf der anderen Fahrspur unterwegs zu sein und nicht nur jetzt mit dieser Munitionsaktion, sondern auch noch mit so einem, Abhörskandal und entsprechenden Geheimdienstinformationen, die veröffentlicht wurden. Kannst du mal kurz erklären, was da passiert ist?

Pavel Mayer
1:08:02

Ja, also erstmal, ich meine grundsätzlich wundert mich das ein bisschen, dass Tschechien sich derart dort profiliert und ins Zeug schmeißt, weil die Tschechen sind auch eher und waren schon immer eher, man könnte sagen, pazifistisch veranlagt, man könnte sagen feige oder eben einfach nur ein kleines Land, wo man so Machtpolitik mit militärischen Mitteln, man sich nicht wirklich alleine wehren kann gegen all die großen, übergroßen Nachbarn wie Deutschland. Auf der einen Seite, ich meine, Tschechien sind es jetzt 10 Millionen Einwohner ungefähr. Das ist kleiner als Bayern. Das ist so Baden-Württemberg irgendwie. wie Größenordnung ist nicht kleiner als Nordrhein-Westfalen. Und deswegen sind aus irgendwelchen Gründen die Tschechen auch eines der Länder, die nicht nur mit dem höchsten Bierkonsum, sondern mit der höchsten Rate an Fremdgehen, sage ich mal. Also es sind jetzt nicht besonders unbedingt so, wie sagen, treue Seelen oder so. Deswegen ist es eigentlich, eigentlich ist man eher so mehr auf Genuss bedacht dort und weniger auf Krieg führen, sag ich mal, oder Stress. Ich meine, der brave Soldat Schwaig zum Beispiel ist durchaus repräsentativ, so ein bisschen für die tschechische Volksseele. Und ich glaube, dass es derzeit aber vor allem liegt es an der politischen Führung und wo sie da mit dem Herrn Pavel ja jetzt auch einen Ex-Militär, der auch so ein bisschen sehr martialisch aussieht, haben. Und gut, die andere Sache ist natürlich, dass man auch was Russland angeht, wegen 1968 einfach noch so ein bisschen angefressen ist in Tschechien. Also der Prager Frühling und ein Marsch der Warschau-Pakt-Truppen und haben da ein Loch ins Museum geschossen und so. Das war höchst unfreundlich. So kam nicht gut an.

Tim Pritlove
1:10:54
Pavel Mayer
1:11:01
Tim Pritlove
1:12:42
Pavel Mayer
1:13:08
Tim Pritlove
1:15:10
Pavel Mayer
1:15:46
Tim Pritlove
1:15:56
Pavel Mayer
1:16:13
Tim Pritlove
1:18:36

Auf jeden Fall gibt es Meldungen, dass also da sehr viel Geld geflossen ist, russisches Geld und dass es halt auch teilweise die AfD erreicht hat und man kann davon ausgehen, dass also nicht nur hier, aber an vielen Stellen, aber hier ist es jetzt mal sichtbar geworden, dass eben solche Kanäle in Vielzahl gibt, wo einfach die, ja unsere Demokratie einfach infiltriert wird, indem halt einfach da Leute bezahlt werden. Russische Talking Points in der Öffentlichkeit zu vertreten, also gibt es auch eine Korrektiv Recherche dazu das verlinkt man nochmal, die das alles untersucht gut, dann schauen wir nochmal kurz auf die Situation mit der USA, beziehungsweise konkret die Situation mit der NATO, denn wir alle wissen es droht ja theoretisch eine weitere Trump-Amtszeit. Das will man sich gar nicht vorstellen. Und ehrlich gesagt, ich lehne das auch nach wie vor ab, das als wahrscheinlich anzusehen, aber better safe than sorry, denkt sich wahrscheinlich mittlerweile auch die NATO und nachdem sich Trump ja auch explizit geäußert hat, so mit ja hier NATO und so, scheiß drauf, Russland kann ja machen, was sie wollen. Wir wissen ja alle, wie erratisch dieser Typ ist und mit Sicherheit ist er halt auch gekauft und dreht frei und hat überhaupt gar kein Verständnis von internationaler Politik und den Konsequenzen. Aber Trump hin, Trump her. Interessant ist, wie die NATO jetzt darauf reagiert. Auf der einen Seite wurde jetzt eine sogenannte NATO-Mission gestartet für die Ukraine. Die gab es wohl bisher noch nicht. Das heißt, es gibt jetzt sozusagen so eine definierte Gruppe innerhalb der NATO, die sich um die Ukraine kümmert. Und es wurde jetzt kolportiert die Idee, ob auch die NATO selber so einen 100 Milliarden Euro Fonds oder Milliarden US Dollar Fonds, im Prinzip das gleiche, bereitstellen sollte für die Ukraine für die nächsten Jahre. Das ist sozusagen eine Diskussion. Aber es geht ja noch weiter. Also die Angst, dass der NATO irgendwie die USA wegbricht durch Trump. Also dass sozusagen einfach, selbst wenn sie Mitglied sind und bleiben, man eigentlich nur Störfeuer erwarten kann, geschweige denn irgendeine Unterstützung. Und da kriegt es natürlich jetzt Europa wirklich mit der Angst, weil es ist ja klar, wenn man jetzt ohne die USA, weiter ohne die USA hier diesen Ukraine-Kampf führen möchte, muss, dann wird es eng. Weil wir haben nicht genug Waffen, wir haben nicht genug technische Möglichkeiten, wir haben nicht die Logistik der Amerikaner, im Prinzip hat sich die NATO immer darauf verlassen, dass es halt die Amerikaner gibt und der Gedanke, dass die Amerikaner nicht dabei wären, das ist sozusagen schwierig und natürlich auch so Standorte wie Rammstein gehören dazu, die ja derzeit noch von der USA geführt werden. Da gibt es ja sogar die Idee, Rammstein, also den Standort, der wichtigste Standort der USA in Deutschland unter die Kontrolle der NATO zu bringen.

Pavel Mayer
1:22:06
Tim Pritlove
1:23:17
Pavel Mayer
1:23:23

Ja.

Tim Pritlove
1:23:23
Pavel Mayer
1:23:28
Tim Pritlove
1:24:31
Pavel Mayer
1:24:40
Tim Pritlove
1:25:34
Pavel Mayer
1:25:36
Tim Pritlove
1:27:42
Pavel Mayer
1:27:52
Tim Pritlove
1:29:26

Ja, ist jetzt auch für die militärische Ausrichtung jetzt auch nicht ganz so super bestimmt für diese Diskussion. Ich weiß schon, worauf du hinaus willst und ich stimme dir auch dahingehend zu, dass das ganz gut tun würde. Und ich glaube, das sieht auch mittlerweile Europa so, dass sie jetzt hier in diesem Spiel, also es ist halt einfach ein Risiko derzeit. Mit unklarem Ausgang. Es ist ein Risiko, sich komplett darauf zu verlassen, dass die USA das schon irgendwie regeln wird. Und weil, wie wir jetzt gerade sehen, ist es halt nicht klar, ob die USA es regeln wird oder ob die USA komplett wegbricht und jetzt einfach nur Europa einen Stinkefinger zeigt und sagt, Ukraine interessiert mich einen Scheiß. Ich meine, es ist alles gegen die Interessen der USA letzten Endes. Aber Trump interessieren nicht die Interessen der USA, Trump interessieren nur seine eigenen Interessen, das ist das Problem. Und dementsprechend sind halt jetzt alle in Aufregung, aber aus dieser Aufregung kann eben was rauskommen. Also in dem Zusammenhang muss man auch noch diese Debatte erwähnen, die jetzt ausgelöst wurde durch Äußerungen von Macron, der sich in diesem ganzen Konflikt eher erratisch äußert. Also derzeit ist ja auch die ganze Unterstützung durch Frankreich im Vergleich zu dem, was jetzt Deutschland liefert und da haben wir ja schon genug zu kritisieren, gar nicht mal so groß. Also klar, sie haben auch was geliefert, Hobbitzen und so weiter und sicherlich das eine oder andere auch noch, aber im Großen und Ganzen sind die Franzosen nicht im Spiel, auch nicht mit ihrer Luftwaffe und auch nicht in einem nennenswerten Maße. Nichtsdestotrotz hat aber Macron jetzt auch so ein bisschen seinen Ton gewechselt und hat halt in Äußerungen davon gesprochen, man dürfe eben nichts ausschließen in Bezug auf die Frage, ob es denn irgendwann mal NATO-Truppen in der Ukraine geben sollte. Das hat jetzt eine ganz interessante Auswirkung gehabt, natürlich allen voran die SPD hat dann erstmal sofort, also die deutsche Regierung hat dann halt sofort gesagt, so ja nee Quatsch und das geht ja gar nicht und Eskalation und Pipapo, was man halt jetzt schon kennt. Also da sind sozusagen echte Konfliktlinien zwischen Frankreich und Deutschland zu sehen. Aber andere Länder wie Norwegen zum Beispiel haben gesagt, wir schließen das halt auch nicht aus. Und ich glaube, das ist auch an der Stelle ein ganz interessanter Aspekt, dass man vielleicht in einem Krieg mit so einem anderen Land, was irgendwie keinerlei Grenzen kennt in seiner Brutalität und sich auch von Menschenrechten und anderen Reglementarien überhaupt nicht auch nur im Ansatz aufhalten lässt, dass man dann nicht irgendwie im Wesentlichen die ganze Debatte darüber führt, indem man öffentlich verkündet, was man alles nicht tun wird. Also ich meine, wenn jetzt irgendwie einer auf dich losgeht und irgendwie auf dich einprügelt und du sagst so Ja, aber ich werde auf gar keinen Fall zurückschlagen weil Gründe, Dann freut die Person sich und weißt du, okay, alles klar, da kann ich jetzt draufhauen bis zum Get-No, weil schlägt ja nicht zurück. Ich weiß nicht, wie siehst du diese Boots on the Ground Debatte generell und hältst du es für möglich, dass wir da auch nochmal konkreter werden?

Pavel Mayer
1:32:55

Also ich halte die Politik, sich eigene rote Linien zu setzen für potenziell kontraproduktiv. Ich kann eine gewisse Anti-Eskalations-Politik durchaus sehen oder finde, ja, man will vielleicht nicht unbedingt eskalieren oder Eskalation vermeiden. Aber meine Sicht ist, dass das der falsche Weg ist Und dass eben Frankreich mit seiner Politik der strategischen Ambiguität. Zumindest jetzt mal erreicht hat, dass der Scheugu sich bei seinem französischen Amtskollegen gemeldet hat Die haben seit Ausbruch des Krieges, seit über einem Jahr war da Funkstille Und plötzlich redet man zumindest miteinander. Ich war jetzt nicht dabei und vermutlich hat Scheugu irgendwelche Drohungen überbracht, würde ich mal vermuten. Aber nichtsdestotrotz gab es plötzlich wieder direkte Kommunikation auf hoher Ebene. Und ich denke auch, es macht keinen Sinn, Dinge unbedingt vom Tisch zu nehmen. Aber strategisch ist es so, dass... Man ein gewisses Eskalationspotenzial haben will, um eben Eskalation zu vermeiden, weil wenn ich kein eigenes Eskalationspotenzial habe, hindert ja nichts die andere Seite daran, einfach so zu eskalieren, wie sie gerne möchte. Ohne negative Dinge befürchten zu müssen. Und so die Hoffnung oder das Überlegen, was so im Kopf von Scholz und seinen Beratern wahrscheinlich dort vor sich geht, ich meine genau drin stecke ich nicht, aber das Einzige, wie ich mir das erklären kann, ist, dass sie sich sagen, wir wollen das nicht unnötig anheizen, die Situation, weil wir wissen dann nicht, was passiert und wir wollen uns ein bisschen Eskalationspotenzial erhalten und glauben, das hindert die Russen an Eskalation oder umgekehrt, dass man glaubt, wenn wir jetzt alles reinwerfen, was wir haben, dann können die Russen nicht anders, als dann selber eine Schippe draufzulegen. So ja, das ist glaube ich die Logik, was im Kopf der Leute vor sich geht und ich halte das, und man kann das auch nicht völlig von der Hand weisen, dass auch bei den Russen natürlich. Also da ginge noch mehr. Ja, Ukraine und Russland sind nicht im totalen Krieg, beide Seiten nicht. Also auf beiden Seiten ist die Zahl der Grausamkeiten. Die man dem eigenen Volk und dem Kriegsgegner antun könnte, ist noch deutlich ausbaufähig. Es ist nicht so, dass, ich meine, und wir haben das ja jetzt insofern gesehen, also beide Seiten tun sich ja ernsthaft weh, jetzt kann man sagen. Ja, kann man sagen. Tun die Russen den Ukrainern ein bisschen mehr weh, aber im Großen und Ganzen, also kann man einfach festhalten, beide Seiten tun sich gegenseitig mehr weh, als man das jetzt auf Jahrzehnte hinaus aushalten könnte. So ist, glaube ich, die Situation. Aber auch beide Seiten haben eben noch Eskalationspotenzial und der Westen genauso. Und ja, was jetzt Deutschlands Rolle angeht, wünschte ich mir auch. Es wäre eine andere Regierung oder eine andere Regierungspolitik zumindest angesagt. Und was nicht unbedingt legitim ist, ist zusätzlich, dass die Politik den Leuten noch Angst macht, dass Olaf Scholz rumrennt oder dass irgendjemand aus unserer politischen Führungsriege russischer Propaganda einfach auch noch ein Outlet gibt. Das muss nicht sein. Ich erwarte eigentlich von der Regierung, dass sie sich da von Drohungen unbeeindruckt zeigt und nicht noch eigene Ängste, die vielleicht da sind, auch noch dann jetzt weiter verbreitet.

Tim Pritlove
1:38:33

Ja, also die Art und Weise, wie Deutschland das auch gekontert hat, war dann ohnehin nicht sonderlich glücklich, weil in den ganzen Statements, die dann abgegeben wurden von Scholz, Mützenich und so weiter, kam dann, ich glaube vor allem bei Scholz kam dann eben auch noch so dieser Hinweis drauf, ja wir können ja jetzt hier nicht wie die Engländer da so vor Ort rumhängen. Es war jetzt nicht wörtlich zitiert, aber aus den Äußerungen kam im Prinzip eine Bestätigung. Also ihr Redebeitrag zu der Frage, soll Deutschland oder soll die NATO oder irgendwer, wir, dort Soldaten in der Ukraine haben, die quasi dort hauptamtlich der Ukraine helfen. Die Formulierungen, die dann gewählt wurden, haben relativ klar durchscheinen lassen, so nach dem Motto, ja wir können es ja nicht machen wie die Engländer, dass die Briten dort sind. So, ich meine, jeder der da ist, weiß das. Also wir hatten das auch schon in diesem Taurus-Gespräch, kam das ja auch zur Sprache mit den Leuten, die da rumlaufen und einen auffallenden amerikanischen Akzent haben und so weiter. Also es ist klar, Briten und Amerikaner haben militärisches Personal in Kiew oder wo auch immer am Start und helfen. Die helfen auf irgendeine Art und Weise, wir wissen es nicht. Wir wissen nicht, ob die bei den Storm Shadow Einsätzen helfen, wir wissen nicht, ob das sozusagen nur Kontakte sind, die vor Ort gehalten werden, um diese ganze Intelligenz auszutauschen. Die Flugbeobachtung etc. Zielauswahl, also niemand weiß, wie weit das geht, aber es ist halt klar, dass es so ist. Trotzdem waren die Briten nicht besonders amused über diese Äußerung, weil sie damit sozusagen den diplomatischen Geflogenheiten einfach komplett eins vor den Kopf gegeben haben. Es war einfach diplomatisch eine Vollkatastrophe und darüber hinaus eben halt auch wieder so ein weiterer Beitrag in dem, was wir alles irgendwie nicht tun werden.

Pavel Mayer
1:40:42
Tim Pritlove
1:41:13
Pavel Mayer
1:41:43
Tim Pritlove
1:42:55

Aber ich meine, ich rede ja jetzt auch nicht so sehr von den diplomatischen Details, die das hat, sondern die Frage, die ja hier im Raum steht, ist, werden wir mit unserem eigenen Truppen, ob das fünf Leute sind, 50, 500, 5000 oder 50.000, völlig egal, Egal, werden wir mit Truppen aus der NATO in diesem Krieg irgendwann präsent sein und wird sozusagen ein militärisches Kommando eines der Mitgliedsländer der NATO oder eben am Ende sogar die NATO selbst in irgendeiner Form einen Einsatz koordinieren. Und es gibt ja auch verschiedene Ansätze, was das sein könnte. Das bedeutet ja jetzt nicht sofort, Deutschland die Front, um es mal extrem zu sagen, sondern es könnten ja auch so Sachen sein wie, die NATO entsendet eine Mission zur Sicherung der Nordgrenze. Ja, also dieses ganze Gebiet westlich von Kiew sagen wir mal oder eben vielleicht auch östlich von Kiew, was auch immer. Also wenn dort eine NATO-Truppenpräsentation, also westlich von Kiew ist im Wesentlichen ein verhältnismäßig befriedeter Bereich. Also Befried ist vielleicht auch nicht das richtige Wort, aber dort gibt es gerade keine militärischen Aktionen mit der Ausnahme von eben Raketenbeschuss, der das ganze Land trifft. Ähnliches könnte man eben auch für andere Regionen sagen. Zum Beispiel die Grenze nach Moldawien, also gut, dann kommen wir noch in dieses Problem Transnistrien mit rein, das sprechen wir auch gleich nochmal kurz an, aber es sind ja auch alles jetzt nur Ansätze, um zu sagen, man muss ja nicht unbedingt ins Kriegsgeschehen eingreifen, aber man kann ja zum Beispiel auch dadurch Unterstützung liefern, indem man die Ukraine sozusagen entlastet.

Pavel Mayer
1:45:00
Tim Pritlove
1:45:17
Pavel Mayer
1:45:19

Ja, ich würde ganz klar an Russland signalisieren, Leute, ihr wisst, wir können uns das nicht leisten, dass ihr gewinnt in der Ukraine. Das ist ein komplettes No-Go. Und wir gucken uns das Ganze jetzt ganz genau an. Und wenn ihr einfach zu krass seid, wenn ihr zu erfolgreich seid, dann werden wir eingreifen. Und je erfolgreicher ihr seid, umso mehr werden wir unsere Anstrengungen steigern. Und es gibt, was das Steigern unserer Anstrengungen angeht, keine Obergrenze. Und wenn alle Stricke reißen, wenn ihr die Ukraine überrennen solltet und uns hier 20 Millionen Flüchtlinge drohen, dann werden wir das stoppen. Mit allen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen. Da gibt es keine Tabus. Und der Punkt ist, das wäre aus meiner Sicht keine Drohung, keine leere Drohung, keine, die aus der Luft gezogen ist, sondern das ist so, wie es faktisch laufen würde, wenn... Wenn Russland jetzt plötzlich anfängt, die Ukraine zu überrennen, dann sehe ich ohnehin, sagen keine roten Linien. Und die Frage ist, ob man nicht genau sowas auch vielleicht nicht öffentlich an Russland durchaus signalisiert und vielleicht ein bisschen freundlicher das Ganze sagt. Ihr wisst ja, in manchen Dingen sind uns die Hände gebunden und wenn ihr, dann können wir halt nicht anders. Aber die öffentliche Kommunikation in Deutschland finde ich auf der einen Seite verständlich, weil deutsche Politik ist darauf ausgerichtet, es irgendwie allen recht machen zu wollen. Und wenn man sich dann anguckt, was Deutschland tut, ist tatsächlich irgendwie allen Seiten Krümel hinzuwerfen. Oder vielleicht auch ein bisschen mehr als Krümel. Bei Unterstützung für die Ukraine ist ja da, man gibt Geld, man liefert Waffen, bestimmte Waffenkategorien und gleichzeitig aber blockt man und wirft halt Russland andere Krümel hin, indem man dann eben auch rote Linien zieht oder sich dann zurückhält mit bestimmter Unterstützung. Und deswegen, wenn man sich dann die Politik anguckt, kann keiner so richtig glücklich damit sein. Also auch Russland ist ja nicht glücklich mit der deutschen Politik, aber genauso wenig ist es die Ukraine. Und jetzt könnte man sagen, ja super, weil es ist doch toll, aber ich glaube, es kostet uns unnötig viel Geld und es ist einfach gefährlich, was wir hier tun und nicht besonders vertrauenerweckend. So, das ist meine Wahrnehmung. Und ja, okay.

Tim Pritlove
1:49:04

Ich möchte das jetzt gar nicht weiter fortführen, aber diese Diskussion wird uns sicherlich noch einfangen, da bin ich mir relativ sicher. Tja, jetzt müssen wir uns aber nochmal kurz zu diesem Kroko-City-Terroranschlag äußern. Das ist ja auch noch passiert. Am 23. März 2024 gab es halt einen Angriff auf diese Kroko-City-Hall. Das ist so ein Veranstaltungszentrum im Nordosten Moskaus. Und das ist auch so ein kompletter Komplex. Also da gibt es irgendwie dieses Krogo City Hall und dann gibt es glaube ich auch noch eine Krogo City Mall und so. Also da ist auf jeden Fall einiges angesiedelt und dort hat ein Konzert stattgefunden mit vielen tausend Besuchern. Und dort sind dann vermutlich vier Angreifer reinmarschiert, bewaffnet und hatten dann die Möglichkeit dort sehr lange mit Waffen auf die Anwesenden zu schießen. Dabei sind irgendwie hunderte ums Leben gekommen und viele sind verletzt worden. Dann wurden die auch nicht vor Ort aufgebracht, sondern sind wohl, ist ihnen noch gelungen mit dem Auto zu fliehen und tatsächlich auch Moskau zu verlassen und das Ganze in Richtung Westen, so wie es dann später vom Kreml dargestellt wurde, in Richtung Ukraine. Ukraine, was naja eine interessante Formulierung ist, weil der Ort, wo sie aufgefunden wurden, das war dann in so einem Wald, der Luftlinie so 15 Kilometer entfernt war von der Grenze nach Belarus. Belarus und es ist dann doch eher wahrscheinlich, dass sie, wenn überhaupt sie einen Grenzübertritt geplant haben, dann den Richtung Belarus vorgehabt haben und nicht Richtung Ukraine, weil ich glaube, wenn du jetzt ein Terrorist bist und du fließt gerade vor den russischen Entitäten. Ich weiß nicht, ob so eine Frontlinie mit einem Kriegspartner gerade, wo sozusagen Russland die ganze Grenze entlang mit Militär steht, was die ganze Zeit diesen Bereich bewacht, ob das so der beste Ort ist, um irgendwo zu fliehen. Später und das auch recht bald hat sich dann eine Organisation namens IS, naja ISIS aber halt, also ISIS als solches gibt es ja in dem Sinne so jetzt nicht mehr. Sondern das ist halt aufgebrochen in so verschiedene Untergruppen und diese Untergruppe nennt sich ISK und also ISIS-Khorasan und das ist so ein afghanischer Ableger. Macht halt das, was irgendwie alle diese Terrorgruppen halt machen. Sie werben halt, versuchen halt Leute anzuwerben für Terroranschläge und für ihre Sache und Amerika ist der Böse und Russland ist aber mittlerweile auch der Böse. Der ISK steht sozusagen auch im Kampf mit den Taliban. Also das ist jetzt immer nicht alles so einfach.

Pavel Mayer
1:52:50
Tim Pritlove
1:54:59

Ja, aber man muss halt schon klar machen, das ist halt jetzt mehr so ein IS-Brand, der hier ist und der von unterschiedlichen Gruppen, sowohl in Afrika als eben auch in Afghanistan und auch in anderen Gegenden verwendet wird, die aber so. Organisatorisch erstmal nichts miteinander zu tun haben, also zumindest nicht unmittelbar, also da gibt es keine gemeinsame Führungs- und Kommandostruktur etc. Dieser ISIS-K ist halt irgendwie nochmal so eine besonders krasse Abteilung und naja, Afghanistan, man kann sich das schon vorstellen, dadurch, dass die halt aber auch quasi im Kampf, also der IS im Kampf mit Russland stand, ist halt Russland auch ein erkanntes Ziel dieser Organisation. Organisation und sie haben sich ja nicht nur dazu bekannt, sondern sie haben dann halt auch Aufnahmen dieser vier Attentäter, die offensichtlich das durchgeführt haben, also die hatten sozusagen vorher Aufnahmen von denen und haben die dann veröffentlicht, womit eigentlich auch relativ klar ist, dass also hier die Ursache nicht in der Ukraine zu suchen ist. Natürlich hat Putin trotzdem versucht, diesen ganzen Anschlag der Ukraine in irgendeiner Form in die Schuhe zu schieben, wie zum Beispiel mit dieser Formulierung, sie hätten sich ja in die Richtung Ukraine absetzen wollen und wie das dann eben so ist mit russischer Propaganda, wenn dann halt tausend Sachen veröffentlicht und dann wird halt mal dies behauptet, mal das behauptet, damit bloß keiner weiß, wo oben und unten ist. Trotz alledem glaubt es halt in Russland keiner. Also es ist einfach diese Argumentation, die Ukraine würde jetzt hinter diesem Terroranschlag stecken, dass es also auch den härtesten Propagandisten nicht so richtig gelungen, da eine schlüssige Kette, Logikette herzustellen, weil es halt einfach nicht passt. Und man kann insofern davon ausgehen, dass dieser Anschlag halt genau das war. Nämlich ein Anschlag des ISK und es gab einen sehr zögerlichen Einsatz der Sicherheitskräfte, was sich halt daran festmachen lässt, dass sie eben nicht vor Ort eingekesselt wurden und der ganze Vorgang in dieser Coco City Hall wohl auch recht lange gedauert hat. Ich glaube, die waren da irgendwie 90 Minuten irgendwie am werkeln und in dieser Zeit haben es die Sicherheitskräfte halt nicht geschafft, derer habhaft zu werden. Die haben die dann halt erst, wie gesagt, kurz vor der Belarus-Grenze aufgegriffen, aber dort dann natürlich auch alles gleich mit gefilmt. Und dann haben sie irgendwie dem einen noch ein Ohr abgeschnitten und irgendwie zum Essen vorgehalten und so weiter. Was halt auch ein Grad an Verrohung auf dem Staatslevel ist, der auch nochmal für sich spricht. Also nicht nur, dass das passiert ist. Nein, es wurde auch gefilmt, es wurde veröffentlicht. Und dann haben sie auch noch diese Terroristen in ihrem völlig lidierten Zustand. Der eine im Rollstuhl, die da in aller Aus, als wenn sie reif für die Intensivstation. Sozusagen nach dem Haftrichter vorgeführt und das Ganze auch noch im Fernsehen übertragen. Einschließlich des Typens mit dem abgeschnittenen Ohr. Und das ist aber auch jetzt nicht irgendwie passiert, sondern dieses Ohr abschneiden, das hat halt auch noch so diesen Hintergrund, also soweit ich das verstanden habe, speziell so bei bei Islamisten das eben auch nochmal so eine Sache ist, weil irgendwie, was weiß ich, wenn du irgendwie dann Märtyrer wirst, dann wirst du von Allah an den Ohren irgendwie in den Himmel gezogen und wenn du deine Ohren nicht hast, egal, ich bin kein Experte, was ich nur sagen möchte ist, da hat sich diese russische Seite einfach auch, einfach überhaupt nicht. Nicht professionell verhalten, aber sozusagen, da war gar kein Halten mehr, was dort an Brutalität gezeigt wurde, um irgendwie diesen Eindruck zu erwecken, man wäre ja jetzt irgendwie Herr der Situation. Und das ist eigentlich genau das Problem für Putin, dieser Terroranschlag ist für die Regierung eigentlich ein totales Problem. Problem. Gab ja sehr schnell und wir haben ja auch kurz darüber geschrieben, als das passiert ist, noch gar nicht so richtig klar war, war ja so die Frage, ja false flag oder nicht, also wird jetzt hier so ein Terroranschlag zelebriert und dann wird es der Ukraine in die Schuhe geschoben, um sozusagen den nächsten Level der Mobilisierung zu machen, das war ja so eine Theorie, die schnell draußen war, aber dann einfach überhaupt nicht getragen hat, einfach weil einfach die ganze Faktenlage so offensichtlich anders war. Und man merkt ja auch immer daran, dass es kein volles Fleck ist, wenn sozusagen die ganzen Propagandamedien nicht sofort auch irgendwie einen passenden Text am Start haben. Also die haben alle rumgerudert und wussten erstmal gar nichts zu sagen. Putin selber hat sich erst so nach 19 Stunden überhaupt zu dem Fall öffentlich gemeldet und man merkte einfach sofort, das ist etwas, was sie nicht auf dem Zettel hatten und das ist darüber hinaus auch etwas, was für sie ein Problem ist. Weil natürlich dieses ganze Diktatorengetue mit ich bin hier euer Chef und ihr habt mich mit 87,5 Prozent gewählt, weil ich biete euch ja was an und das Angebot ist, ihr seid sicher. So euch kann nichts passieren, nur die anderen haben zu leiden und das wird natürlich mit solchen Terroranschlägen total konterkariert.

Pavel Mayer
2:00:41
Tim Pritlove
2:02:09
Pavel Mayer
2:02:11
Tim Pritlove
2:02:22
Pavel Mayer
2:02:24

Und also überwiegend nach dem Zweiten Weltkrieg eigentlich. Nach dem Zweiten Weltkrieg habe ich glaube ich die Grenze gesetzt. Und ja, wie gesagt, deswegen ist, wenn irgendwo ein Terroranschlag passiert, ist es jetzt nicht unvernünftig, eine Verschwörung in Betracht zu ziehen, weil eben, also sprich, die Wahrscheinlichkeit, dass irgendwie eine staatliche, ein Staat oder sein Geheimdienst das irgendwie gefördert hat, ist groß. Aber ich habe deswegen eben die Geschichte von IS und ISIS erzählt, wie sie es sich wirklich mit allen verscherzt haben. Ja, das heißt, die würden auch nicht jetzt, also es ist einfach nicht anzunehmen, dass es irgendjemanden gibt, selbst die Taliban, also die Russen und die Taliban haben sich jetzt zusammengetan unter anderem. Um den IS zu bekämpfen oder die IS-Reste zu bekämpfen und mit den Amerikanern. Und die würden wahrscheinlich sogar zusammen mit der Ukraine die Russen den IS bekämpfen, wenn es darauf ankäme. Und deshalb bin ich auch der Meinung, aus dieser ganzen Konstellation, es ist, was es ist. Es war halt irgendeine IS-Splitter-Terrororganisation. Auch, ich meine, es ist ja sehr ähnlich dem Bataclan-Anschlag in Paris, so 2015 oder so. Ja, November 2015, wo da auch in einem Theater bei einem Musikfestival der IS über 100 Leute erschossen hat. Und ja, im Grunde genommen war das fast eine Kopie und es ist aber auch das Horrorszenario für jede Sicherheitsbehörde, auf das gut wie kein Staat vorbereitet ist, ist, wenn eine kleine bis mittlere Gruppe an Leuten ausgerüstet mit militärischen Waffen koordiniert versucht, einfach Menschen zu erschießen. Das ist quasi wie ein Amoklauf, nur dass du in dem Fall ein taktisches Team mit Kriegswaffen hast, das einen Amoklauf in einer Stadt begeht. Und sich dann eventuell auch noch ein Ziel aussucht wie eine Massenveranstaltung. Da kannst du tun und lassen, was du willst. Da machst du auch nichts, wenn jetzt vier Leute mit Sturmgewehren auf deine Security losgehen am Stadion oder so. Da machst du halt auch nicht viel. Viel. Und deshalb. Aber was so erwähnt ist, dass sich dort die russischen Sicherheitsbehörden in Moskau, obwohl, es ist sogar eine Polizeistation in dem Gebäude.

Tim Pritlove
2:06:08
Pavel Mayer
2:06:48
Tim Pritlove
2:08:09
Pavel Mayer
2:08:36
Tim Pritlove
2:09:19

Was aber mit ziemlicher Sicherheit ein False Flag war, ist ein Angriff auf einen Hubschrauber in Transnistrien. Also das ist so eine Sache, die kam vor zwei Wochen raus. Da gab es halt einen Angriff auf einen geparkten Hubschrauber in Transnistrien. Ich weiß nicht ganz genau wo, aber ich vermute mal in der Hauptstadt. Wie heißt die nochmal gleich? Siraspol. Und das wirkte sofort total fishy. Also es macht sozusagen den Eindruck, als ob hier ein Angriff durchgeführt worden wäre auf militärisches Gerät der Russen in Transnistrien. Also wer nicht weiß, was Transnistrien ist, Transnistrien ist so ein schmaler Streifen an der Ostseite Moldawiens, der sich abgespalten hat und zu diesen nicht anerkannten Staaten gehört, die sich halt in irgendeiner Form Russland zugewendet haben. Ähnliches gibt es ja mit Abkhazien und mit Süd-Ossetien in Georgien. Dort sind die Russen ja auch stark präsent. Sie sind auch in Transnistrien präsent, allerdings nicht stark und hatten sicherlich auch Schwierigkeiten hier in irgendeiner Form für Personalaustausch zu sorgen in den letzten zwei Jahren. Nichtsdestotrotz sind sie halt noch dort und sind ein Problem Transnistrien und Moldawien, sind jetzt sagen wir mal auch kulturell nicht so nah beieinander der Großteil von Moldawien, ist ja eigentlich eher oder versteht sich auch selbst glaube ich eher als Teil Rumäniens und es kann sehr wohl sein, dass wir irgendwann. So eine Art Anschluss oder Wiedervereinigung, wie man es auch mal nennen möchte, von Moldawien und Rumänien. Also ich sage nicht, das wird passieren, aber es würde mich nicht wundern, weil es sozusagen zwei Länder sind, die ähnliche Sprache haben und kulturell einfach so miteinander verwoben sind, dass das schon Teil der politischen Diskussion ist. Aber das wird natürlich gerade durch diese Abspaltung Transnistrien, was ja dann auch offiziell zu Moldawien gehört, natürlich auch unter anderem auch deshalb erschwert. Und das liegt natürlich dann eben auch, ist dann sozusagen die komplette Ostgrenze oder ein Großteil der Ostgrenze Moldawiens zur Ukraine ist eben dieses Transnistrien. Und es gingen jetzt auch Gerüchte rum, dass man dort so eine Abstimmung machen will über die Unabhängigkeit, also genauso wie man das in den anderen Ländern auch schon gesehen hat. Und dazu gab es dann auf einmal noch dieses Bild von diesem Hubschrauber. Problem ist nur, und deswegen sage ich auch, das war jetzt definitiv so eine Volksfleck-Nummer, dieser Hubschrauber stand da schon irgendwie seit 10 Jahren kaputt rum. Also der war nicht irgendwie im Einsatz und stand da jetzt irgendwie seit einem Tag und ist dann von irgendjemand angegriffen worden. Außerdem war das eine Überwachungskamera Die diesen Vorgang gefilmt hat Das Ding ist ja auch sofort komplett ausgebrannt. Und Es gab so ein Full HD, beste Qualität Video Mitschnitt Wie der halt irgendwie Zerfetzt wurde Und ich meine wir haben schon, Einiges gesehen in diesem Krieg, aber dass irgendwie es so eine Full-Quality-Kamera die ganze Zeit auf einem seit 10 Jahren rumstehenden, also man weiß das aus Satellitenbildern, seit 10 Jahren rumstehenden kaputten Hubschrauber gerichtet ist und dann irgendwie so ein Angriff mitgeschnitten wird, das ist dann doch sehr, sehr, sehr, sehr unwahrscheinlich. Also es gibt so verschiedenste Versuche immer wieder von Russland in Transnistrien in irgendeiner Form für Aufregung zu sorgen. Ob sie da wirklich jetzt einen langfristigen Plan haben, wissen wir nicht. Aber es ist klar, wäre es den Russen gelungen Odessa zu nehmen und dann nach Osten weiter vorzustoßen. Wir hätten den Anschluss Transnistriens an das russische Reich schon längst gesehen.

Pavel Mayer
2:13:27
Tim Pritlove
2:14:10
Pavel Mayer
2:15:03
Tim Pritlove
2:15:32
Pavel Mayer
2:15:33
Tim Pritlove
2:15:35

Alright. So, was haben wir noch? Ähm... Ich habe mir, also Perun ist ja, wir hatten ja irgendwann mal so eine Übersicht gemacht über gute Kanäle auf YouTube und andere Quellen. Einer davon ist Perun und der hat mal wieder einen sehr interessanten Einblick geliefert in die Situation der russischen Militärexporte und wie es da eigentlich so aussieht. Und das ist wirklich sehr interessant. Es ist immer sehr viel zu prozessieren, wenn man sich seine Videos anschaut, weil er redet schnell und liefert irgendwie eine Information nach der anderen. Das ist wirklich krass, aber es ist immer super erzählt. Ich will es nur mal ganz grob zusammenfassen, weil es ist eine interessante Perspektive und ich glaube, wir hatten das auch schon mal angedeutet. Also Russland lebt halt vor allem vom Öl und vom Gas, gar keine Frage. Und von petrochemischen Produkten, die halt dann refiniert werden, Benzinverkauf etc. Das ist ja bekannt. Und das macht den Großteil der Einnahmen aus. Auch nicht ganz unwichtig, wenn vielleicht auch nicht ansatzweise in derselben Dimension sind die Militärexporte, also der Verkauf von militärischem Gerät in andere Länder und das war so in den letzten Jahrzehnten durchaus auch eine Cashcrow, aber noch wichtiger glaube ich als... Der eigentliche Geldfaktor, der aber auch eine Rolle spielt, ist, dass in dem Moment, wo man natürlich Länder mit eigenem militärischen Gut bestückt, in gewisser Hinsicht auch einen Teil der Kontrolle mit übernimmt. Also dass man sozusagen hier auch Einfluss hat, weil die verkaufst du ja nicht einfach einmal und dann war es das, sondern das heißt ja du brauchst fortlaufenden Kontakt zu diesen Ländern und hast natürlich auch in gewisser Hinsicht Einblicke auf das militärische Geschehen in diesen Ländern etc. Und das Geld ist aber auch vor allem wichtig, um auch das eigene Militär, beziehungsweise die Forschung und die Entwicklung dieser ganzen Militärtechnik zu finanzieren, weil es ist teuer. Das heißt, wenn Russland gute Jets haben will, dann sind sie auch darauf angewiesen, dass viele Länder daran Interesse haben, ihnen diese Jets für teuer Geld abkaufen, um einfach eine entsprechende Finanzierung vornehmen zu können, um einfach weiterentwickeln zu können und die nächste Generation von Kampfflugzeugen dann eben auch irgendwann am Start zu haben. Jetzt ist es einfach so, dass aus vielen Gründen in Russland schon seit Jahren nichts mehr geordert wurde. Es gibt zwar Statistiken, die sagen, ja Russland hat hier letztes Jahr ja noch so und so viel Material an China ausgeliefert und an Indien. Das ist richtig, nur das sind alles Dinge, die schon vor ewigen Zeiten bestellt wurden. Und mit ewig meine ich halt also teilweise über ein Jahrzehnt. Weil irgendwann mal gesagt wurde, ja wir nehmen jetzt hier mal 10 Flieger und die Flugabwehrsysteme etc. Aber die kommen ja dann nicht am nächsten Tag per Amazon in Briefkasten, sondern die müssen ja auch mal gebaut werden etc. Etc. pp. Und mittlerweile gehen dem militärischen Komplex in Russland einfach die Aufträge aus. Und das hat einfach auch viele Gründe. Und der Krieg macht die Situation in gar keiner Hinsicht besser, weil natürlich einerseits Russland derzeit auch alles selber braucht. Also Kampfflugzeuge etc. mit der Geschwindigkeit, wie die Ukraine ihnen gerade die Flugzeuge wegsäbelt, können die sich jetzt nicht erlauben, die nächsten 20 Flugzeuge irgendwie nach Indien zu fliegen, sondern die brauchen sie irgendwie alle selber. Und auch die ganze Weiterentwicklung ist halt einfach zum Stehen gekommen. Und da ist auch irgendwie keine Besserung in Sicht. Und das bedeutet natürlich, dass sie auch keine technologische Verbesserung vornehmen können, weil ihnen das Geld fehlt und der Incentive fehlt etc. Das betrifft jetzt, deswegen Deswegen bleibe ich bei Jets auch hier als Beispiel, vor allem in der ganzen Aviation, also der ganze Luftkampftechnikbereich. Und zwar nicht, weil Russland nichts anderes herstellen würde, sondern weil das, von dem sie am meisten herstellen, nämlich die Artillerie und von dem sie auch am meisten selber haben. Das interessiert keinen. Also Russland exportiert keine Artillerie, sondern alles was sie dort produzieren ist eigentlich für den Eigenbedarf. Andere Länder kaufen keine russischen Haubitzen und so weiter. Also klar, es gibt ein paar Länder, die was haben, aber das spielt im Großen und Ganzen keine Rolle vom Geld her etc. So und damit fällt einfach Russland in den nächsten Jahren, das ist mal eine ganz gute Nachricht, eine Menge Geld weg auf der einen Seite, aber auf der anderen Seite wird es eben auch sehr schwierig werden, diesen militärischen Komplex aufrecht zu erhalten und zu finanzieren. Und derzeit leben die hier sozusagen alle nur von dem russischen Staatsgeld, was halt wiederum nur aus der Petrochemie kommt und es wird schwierig werden hier überhaupt noch eine Balance zu halten, weil derzeit arbeiten die quasi full on für diesen Ukraine Krieg, haben aber auch schon Probleme Personal zu bekommen für ihre Fabriken und sollte halt in irgendeiner Form das mal zurückgefahren werden, Dann wird das eben auch sofort in eine andere Imbalanz kommen, weil dann gibt es halt noch nicht mal mehr die nationale Nachfrage und eine internationale Nachfrage gibt es schon mal gar nicht. Weil auch die Tanker, äh die Tanker, die Panzer, jetzt habe ich so oft das Wort Tank gehört, jetzt wird aus dem Panzer ein Tanker. Gerade so die Panzertechnik, die sie ja auch häufiger exportiert haben, sagen wir mal zurückhaltend, beweist sich auf dem ukrainischen Schlachtfeld nicht gerade als so besonders attraktives Gerät. Also die Russen mit diesem riesigen Aufwand, diesen Mengen an Material, was sie haben, sind so ineffizient, dass glaube ich es ein bisschen schwierig wird in Zukunft auch die ganzen Militärpartner zu halten und sie haben jetzt schon sehr wenige. Also sehr wenige Länder überhaupt haben in den letzten Jahren überhaupt noch irgendwelche Lieferungen empfangen. Also es sind, glaube ich, nur noch so fünf Länder und das sind halt alles so unmittelbare Randstaaten, die halt noch unter einem Einfluss liegen. Und auch die haben eigentlich keinen Bock mehr darauf, Russland in irgendeiner Form zu unterstützen.

Pavel Mayer
2:22:50

Ja, ich frage mich, Also es klingt alles sehr schlüssig und nicht gut für Russland. Auf der anderen Seite haben wir natürlich schon gesehen, dass bei den jetzt einfacheren Produkten, also die Artilleriegranaten, sie jetzt sehr schnell in der Lage waren, die Produktion zu steigern und eben wahrscheinlich auch den Output an mittelmäßigen Waffen. Wahrscheinlich, ja, durchaus werden steigern können. Und die Frage, die sich mir dann stellt, ist, wie viel bringt eben technologischer Vorteil und wie viel bringt dann einfach Menge? Ich meine, wenn Sie zweimal so viel verlieren wie die Ukrainer, aber dreimal so viel produzieren, dann kann das am Ende, wird das zwar sehr, sehr teuer für die Russen, aber so haben sie halt auch den Zweiten Weltkrieg gegenüber Deutschland gewonnen, indem sie halt einfach auch mal ein Vielfaches der Verluste von allen anderen, inklusive auch Deutschen, Also die Russen kämpfen halt sehr, sehr verlustreich, früher schon immer. Und ich frage mich halt, und das ist noch nicht klar, welche Strategie am Ende... Ja, die bessere sein wird oder sich durchsetzen wird. Ich gehe natürlich genauso wie du davon aus, dass klüger kämpfen und sparsamer kämpfen und intelligenter kämpfen am Ende dann doch für die Ukraine den Ausschlag geben wird. Und ich kann mir ehrlich gesagt auch im Moment nicht vorstellen, wie Russland das Ganze gewinnen sollte, weil wie gesagt, sobald Russland zu erfolgreich wird, wird der Westen auch nochmal es eskalieren. Insofern, ich sehe da kein Szenario im Moment. Aber so grundsätzlich einerseits so erfreulich das auch ist, dass die russischen Exporte oder das Russland als Waffenexporteur erstmal abgemeldet ist, sollte man da nicht zu viele Konsequenzen für den weiteren Kriegsverlauf in der Ukraine rausziehen können notwendigerweise. Also das ist einfach nur mein Punkt, so erfreulich es auch ist. Klar.

Tim Pritlove
2:25:58

Gut, daran schließe ich im Prinzip auch an, dass es also auch Anzeichen gibt, dass eben die gesamte wirtschaftliche Situation brüchig ist. Auch das, nehme ich gleich mal vorweg, ist jetzt keine Aussage im Sinne von, okay morgen bricht da die Wirtschaft zusammen und dann ist alles vorbei und alles wird gut. Gut, weil Wirtschaften brechen nicht von heute auf morgen zusammen. Dafür sind diese Komplexe viel zu groß und gibt es viel zu viele Selbstheilungsprozesse, die parallel ja auch immer mit ins Spiel kommen. Aber es ist trotzdem halt zu beobachten, dass sie eben Schwierigkeiten haben, bestimmte Dinge noch am Leben zu erhalten. Also die Zahl der Insolvenzen in Russland nimmt zum Beispiel gerade dramatisch zu. Und wir hatten vorhin schon gesprochen, dass es eben sehr schwierig ist, diese ganzen Öl- und Gasproduktionsorte in Betrieb zu erhalten. Einerseits, weil sie zerstört werden, aber weil teilweise eben auch einfach schon das Businessmodell fehlt. Also es gibt Anlass dazu, davon auszugehen, dass dieses Sanktionsregime, was man ja immer anzweifelt mit, wird denn das was bringen und guck mal, jetzt ist die Wirtschaft ja immer noch da und dann hat das ja alles nichts gebracht und warum machen wir denn das überhaupt. Das sind alles Dinge, die muss man sehr langfristig denken und konsequenter denken. Und es zeigen sich halt jetzt auch schon erste Effekte, speziell jetzt auch durch diese Sekundärsanktionen der Amerikaner, dass sie halt jetzt auch den Inneren klar machen, zum Beispiel, klar könnt ihr irgendwie Öl in Russland kaufen. Aber dann sanktionieren wir halt die Firmen, die das in Indien tun. Und dann macht die aber mit den USA keine Geschäfte mehr. Jetzt könnt ihr mal sehen, wie ihr das so findet. Und das sind dann halt schon Dinge, wo man eben sieht, aha okay, jetzt kaufen auch die Inder weniger von den Russen. Also es wird in zunehmendem Maße schwieriger, solange man eben diesen Pfad beibehält und das eben als einzelne weitere Komponente in diesem Krieg akzeptiert, dass man eben sowohl wirtschaftlichen Druck macht, Zerstörung der Infrastruktur, mit der Russland Geld verdient, einfach um diesen Geldhahn zuzudrehen. Weil wenn kein Geld mehr da ist, dann wird es auch sehr schwierig, diesen Militärapparat noch aufrecht zu erhalten und irgendwann wird auch ein Putin dann eben ans Ende der Möglichkeiten kommen, weil du halt einfach nichts mehr kaufen kannst, dann ist es halt schwierig und die Unzufriedenheit in der Bevölkerung ist nochmal eine ganz andere Geschichte.

Pavel Mayer
2:28:58
Tim Pritlove
2:30:19

Ja und teilweise springt halt China ein, also so Autos, Westautos gibt es ja auch nicht mehr so richtig. Das heißt, die kaufen jetzt alle chinesische Autos, aber damit sind sie wohl nicht besonders glücklich. Also sie merken halt schon, dass sich da Dinge ändern, das Haushaltsdefizit wächst unheilsam an und da muss einfach der Druck muss beibehalten werden und dann wird es auch was. So, jetzt sind wir eigentlich schon am Ende unserer Themenliste. Schon ist gut. Wir haben jetzt die Hälfte der Länge der letzten Sendung. Vielleicht noch zwei, drei Kleinigkeiten und ein paar Tipps für euch auch zum Schauen, wo man sich nochmal ganz interessant sowohl über die Geschichte der Ukraine als auch die Geschichte Russlands nochmal informieren kann. Also was mir sehr viel geholfen hat, ist ein Beitrag auf Arte, der heißt Black Box Ukraine, Kampf um die Geschichte. Und das ist wirklich eine sehr schöne Zusammenfassung der Geschichte der Ukraine selbst. Also wirklich, wie dieses Land über die Jahrhunderte entstanden ist. Diese Kiew war Russ etc. Also Kiew gab es schon vor Moskau. Also dieser ganze Propagandaturn der Russen, dass die Ukraine ja schon immer russisch gewesen sei, das scheitert schon daran, dass es halt irgendwie das Russland nicht gab. Und dass sogar der Begriff Russ eigentlich aus der Ukraine kommt, aber nicht weil es russisch ist, sondern weil sich das Russland angeeignet hat. Sehr interessant auf jeden Fall. Und ein zweiter Beitrag ist von YouTube vom Icarus Projekt, was eben das Verhältnis von Russland zu seinem ostasiatischen Teil erläutert und warum Sibirien aus Russland austreten möchte. Auch ein sehr interessanter Flug durch die Geschichte, der glaube ich nochmal einiges klar macht, auch was sozusagen die Mongolen und Genghis Khan mit dem heutigen Russland zu tun haben, dem Raubbau, den die Russen dann im Osten begangen haben und wie sie auch schon vor Jahrhunderten die Völker im Osten durch False Flag Aktionen kontrolliert haben. Und leider auch sehr viel von dieser Grausamkeit, die die Mongolen wiederum über die Welt gebracht haben, dann inkorporiert haben in ihre eigenen Methodiken. Kann ich also sehr empfehlen, diese beiden Videos. Und dann als allerletztes hast du mitbekommen, dass das Auswärtige Amt die offizielle Schreibung von Kiew, geändert hat also bisher. Bisher, hat man ja diese Stadt in Deutsch Kiew genannt und geschrieben K-I-E-W, und das ist im Prinzip die russische Art und Weise diese Stadt zu beschreiben. Also Kiew ist sozusagen wie ein Russe das sagen würde. Und da ich auch drauf angesprochen wurde, Oder im letzten Podcast, weil ich halt Kiew gesagt habe, warum ich es denn falsch aussprechen würde, wird das nochmal aufgebracht. Das ist nämlich jetzt geändert worden. Die Schreibung, die offizielle Schreibung des Städtenamens, so wie es jetzt das Außenministerium handhabt in Deutschland, ist Kiew. Yiv. Und wenn man sich halt die kyrillische Schreibung des Städtenamens anschaut. Dann ist es ja sind es vier Buchstaben, du hast halt erstmal dieses spiegelverkehrte N, jetzt aus unserer Perspektive, und dann ein I mit Trema. Und das sind halt zwei zwei verschiedene I-Laute im Ukrainischen. Während das umgedrehte N halt eigentlich unserem normalen I entspricht, ist halt dieses I mit Trema so ein J-Sound. Das heißt, korrekt ausgesprochen heißt die Stadt Kijiv. Nur dass das halt, wenn man schnell spricht, schnell zum Kiv wird. Aber dieses Kijiv F ist sozusagen die russische Variante. Im Fall von Odessa, wo sich die Ukraine ein bisschen daran stört, dass Deutschland Odessa mit Doppel-S schreibt, was auch wiederum die russische Variante ist, aber es sich in dem ukrainischen eben nur Odessa mit einem S sozusagen, also in dem Fall ein C-Glyph, was halt das im kyrillischen eben das ist, ist die Argumentation des Außenministeriums dass wenn man das jetzt machen würde dann würden halt alle Odesa sagen das kann ich auch nachvollziehen aber Kiev oder Kief. In der englischen Transliteration ist es ja eben dieses, Kiew mit V und man sagt halt Kief und das hängt alles immer davon ab, in welche Sprache du das transkribierst etc. In der Ukraine ist ja alles irgendwie in dieser englischen Transkription gehalten oder Transliteration gehalten, das heißt du hast immer das Original in der kyrillischen Schreibung und darunter hast du eben dann auch nochmal eine Übersetzung eben aber in dieser englischen Transliteration.

Pavel Mayer
2:36:40
Tim Pritlove
2:37:04
Pavel Mayer
2:37:10
Tim Pritlove
2:37:26
Pavel Mayer
2:37:32
Tim Pritlove
2:37:43
Pavel Mayer
2:37:47

Ja, ich würde sagen, die von vor zwei Sendungen ist nach wie vor unverändert, nämlich, dass es erst noch schlimmer kommen wird, bevor es besser wird. Und das, ja, irgendwann... Dass die Russen vielleicht mehr Fortschritte noch machen werden und die Situation der Ukraine noch prekärer sein wird und dass dann aber der Westen ein bisschen mehr aufwacht. Und dann ist ja immer noch, ja, was passiert mit der USA? Das ist so ein bisschen das Entscheidende. Und das lässt sich nur schwer vorhersagen. Im Moment liegt Trump ja in den Umfragen vorn. Und auch wenn ich nicht glaube, dass er gewinnen wird und das auch nicht hoffe, führt das eben zu der aktuellen Lähmungssituation. Also was jetzt in einem halben Jahr passiert, steht auf einem Blatt. Aber sagen, was jetzt die Demokraten in der Lage sind zu tun oder was die amerikanische Politik jetzt in der Lage ist zu tun oder nicht zu tun, hängt halt eben auch stark mit diesen Umfragen gerade zusammen. Und das macht das alles etwas unschön in den Blick auf die Zukunft. Ich glaube nicht, dass Russland am Ende irgendwie irgendwas gewinnen wird, aber es ist nach wie vor kein Ende in Sicht und es wird für die Ukraine auch erstmal nicht so toll werden, der Sommer wahrscheinlich. Wahrscheinlich, das ist meine Einschätzung und Befürchtung und auch wir werden irgendwann Schlagzeilen hier sehen, die dann dazu führen werden, dass vielleicht hier ein bisschen mehr dann Einsicht in die Notwendigkeit bestehen wird, dass wir uns da nicht so weit zurücklehnen können, wie wir das manchmal tun.

Tim Pritlove
2:40:07

Ja und das ist ja auch, das darf man nicht vergessen. Das ist nicht nur eine Einschränkung für die Ukraine im Sinne von, oh jetzt haben wir immer noch Krieg, sondern das schränkt uns auch ein. Nein, es hindert uns daran unser Sicherheitssystem aufzubauen, es hindert uns auch daran die Ukraine in die NATO aufzunehmen, die Ukraine in die EU aufzunehmen, Moldawien in die EU aufzunehmen, um an der Stelle einfach auch so ein weiteres Friedensgerüst zu schaffen. Und deswegen wäre es schon gut zu sehen, dass sich nicht nur die europäische, sondern auch die US-amerikanische Politik ändert. Und zwar jetzt nicht nur im Hinblick auf Trump, sondern auch die Demokraten sind sehr zögerlich. Also ich meine, sie hätten die Möglichkeit gehabt, sehr viel mehr Waffen zu liefern, sehr viel mehr Panzer zu liefern. Sie hätten all in gehen können, gleich von Anfang an und alles das, was jetzt nicht geliefert werden konnte, weil die Blockade der Republikaner aufgebaut wurde, hätte auch schon geliefert werden können, als es diese Blockade noch nicht gab. Und zwar ohne Not. Also die haben da genug Zeug rumliegen, das hätten die Amerikaner locker aus ihrem Lager alles liefern können. Da ist so viel Munition, die sowieso weggeworfen wird. Das hätte man alles liefern können. Man hätte Attackams liefern können, die halt mehr als 300 Kilometer fliegen und dann werden viele Militärbasen der Russen längst schon zerstört. Aber das sind halt alles Dinge, die gelassen wurden und man hat halt Zeit verstreichen lassen und jetzt sich in diese Wahlkampfwirren begeben so und bevor halt. Dieses Trump-Debakel nicht abgewendet ist, wird sich unter Umständen gar nichts tun. Also es kann sehr gut sein, dass wir wirklich bis zum Herbst keinerlei Unterstützung der Amerikaner sehen und das bedeutet, dass halt einfach Europa jetzt sein Game finden muss und dort entsprechend, Maßnahmen ergreifen muss, weil wenn diese Maßnahmen nicht ergriffen, werden, ich meine, wir gehen alle davon aus, dass Russland am Ende gestoppt werden werden muss. Das wird jetzt immer teurer. Und es wird vor allem immer teurer, die Ukraine danach zu reparieren. Irgendwann werden wir sie in die EU aufnehmen. Wir werden selbstverständlich der Ukraine eine Art Marschallplan liefern müssen, um dieses Land von Grund auf wieder in seiner Infrastruktur herzustellen. Das wird jetzt jeden Tag teurer. Also jede Hilfe heute ist um ein Zehnfaches billiger als als die Beseitigung der Schäden. Und da rede ich mal gar nicht von dem psychologischen Traumata, die das alles noch nach sich ziehen wird. Insofern, get working on it.

Pavel Mayer
2:43:12
Tim Pritlove
2:43:38