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UKW125 Ukraine: Raketenbrot

Während der Vorstoss der Ukraine in Kursk vorerst leicht zurückgedrängt wird kämpft das Land weiter im Osten mit dem russischen Vorstößen und im Westen mit der Zögerlichkeit der USA und Deutschlands.

Nachdem die Ukraine in Kursk zunächst noch weitere Geländegewinne verzeichnen konnte und drauf und dran war, weiteres russisches Gebiet von gut 700 Quadratkilometern unter seine Kontrolle zu bekommen hat Russland nach einer Reorientierungsphase begonnen, den ukrainischen Vorstoss etwas entgegenzusetzen. Dies geht allerdings zunehmend auf Kosten der Offensive im Osten, die etwas an Fahrt verloren hat. Trotzdem sind wichtige ukrainische Hochburgen wie Vuhledar, Prokrovsk und Chasiv Jar weiter gefährdet, von Russland eingenommen zu werden.

Allerdings verzeichnet die Ukraine auch wichtige Erfolge im russischen Hinterland. Jüngste Angriffe mit neuartigen Raketen-Drohnen-Hybriden auf Tanklager und drei Munitionslager haben den russischen Energie- und Munitionsreserven einen schweren Schlag zugesetzt.

Doch der eigentliche Kampf tobt weiter auf dem politischen Parkett, wo die anstehenden Wahlen in den USA und eine fortgesetzte Zögerlichkeit im Westen der Ukraine weiter dazu führen, dass die Ukraine Ihre Mittel nur eingeschränkt zur Anwendung bringen kann.

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Veröffentlicht am: 25. September 2024
Dauer: 3:22:05


Kapitel

  1. Intro 00:00:00.000
  2. Begrüßung 00:00:33.631
  3. Die Kursk-Offensive 00:05:52.992
  4. Zerstötung der letzten Kertsch-Fähre 00:27:15.445
  5. Angriffe auf Militärbasen und Tanklager 00:31:40.428
  6. F-16 im Einsatz 00:38:13.917
  7. Gripen für die Ukraine? 00:44:36.663
  8. Neue FPV-Drohnen 00:45:59.044
  9. Neue Boden-Drohnen 00:52:09.271
  10. Palianytsia 00:53:44.024
  11. Angriffe auf russische Munitionsdepots 01:07:58.535
  12. Kabinettsumbildung in der Ukraine 01:31:13.417
  13. Internationale Politik 01:38:26.749
  14. Pavel Durow und Telegram 01:56:38.124
  15. Tenet Media und Russland 02:17:15.220
  16. Die Wirtschaft in Russland 02:28:35.456
  17. Die Wirtschaft in der Ukraine 02:52:32.166
  18. Ausklang 03:19:48.945

Transkript

Tim Pritlove
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Pavel Mayer
0:01:08
Tim Pritlove
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Pavel Mayer
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Tim Pritlove
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Pavel Mayer
0:04:39
Tim Pritlove
0:04:42

Absolut. Aber natürlich stecken auch strategische Überlegungen da drin, weil man baut sich ja auch keine Waffen für irgendetwas, wofür man keine Anwendung hat. Genau, darauf gehen wir dann ein, dann werden wir auch nochmal genauer jetzt auf die jüngsten Entwicklungen eingehen, konkret die Anschläge auf die russischen Munitionsdepots, weil das schon nochmal so ein herausragendes Ereignis zu sein scheint. Und schauen ein bisschen auf die Politik in der Ukraine als auch international, was da noch so passiert und wollen dann gegen Ende nochmal etwas ausführlicher den Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung der Ukraine und Russlands schauen, weil das eben auch in zunehmendem Maße Teil der Debatte geworden ist, inwiefern der Krieg jetzt für die jeweiligen Parteien noch durchzuhalten ist. Ja, und dann liefern wir noch einen Ausblick und dann dürft ihr wieder nach Hause. Ja, alright. Dann fangen wir doch mal an und machen da weiter, wo wir letztes Mal aufgehört haben, nämlich mit der Kursk-Invasion. Das war ja im Prinzip die Nachricht der letzten Sendung, dass die Ukraine einfach eine... Die strategische Finte eingeleitet hat und den Krieg auf den Boden Russlands eröffnet hat. Das hat die Russen überrascht. Es gab zwar viel Gerüchte darüber, ob sie es denn nicht schon hätten besser wissen müssen oder ob sie es nicht sogar schon besser wussten, aber keiner hat sich getraut es zu glauben oder die Informationen nach oben weiterzureichen. Das lässt sich aus der Ferne schwer belegen, wie es denn nun gewesen ist. Tatsache ist, dass sie militärisch nicht sonderlich vorbereitet gewesen sind. Das wird natürlich durch viele Faktoren begünstigt. Einerseits konzentrieren sie sich eben auf diesen Abnutzungskrieg im sowjetischen Stil im Osten des Kriegsschauplatzes. Andererseits haben sie halt auch so ein Problem ein bisschen mit ihrer Grenzsicherung. Also die Grenzsicherung ist wiederum dem russischen Geheimdienst unterstellt. Dahinter werden dann die Linien von Wehrpflichtigen abgesichert, die natürlich schlecht ausgebildet sind und in der Regel auch sehr schlecht behandelt werden im russischen Militär. Ja, ich meine, wir werden eigentlich alle ziemlich schlecht behandelt im russischen Militär, aber die Verpflichtigen nochmal besonders. Ja, und dann war es halt auch keine Überraschung, dass die Ukraine da so einmarschieren konnte und hat alles dran gesetzt, erstmal möglichst viel Land zu gewinnen. Ich glaube, als wir dann die Sendung gemacht haben, war das irgendwie sowas wie 750 Quadratkilometer Gebiet, die gesichert wurden. Das hat sich dann in den ein, zwei Wochen danach, in der interessanterweise Russland überhaupt keinen nennenswerten Widerstand leisten konnte, auf tausend Quadratkilometer und vielleicht auch noch ein paar mehr erweitert. Mittlerweile ist es wieder etwas weniger geworden. Es sah halt erstmal so aus, als ob die Ukraine da beliebig weit voranschreiten konnte, aber ich glaube, das war nie so unbedingt ihr Ziel, sondern es ging halt erstmal darum, überhaupt dort Fuß zu fassen und in irgendeiner Form auch die Stellung zu halten, die man dort hat. Und mittlerweile hat Zelensky auch gesagt, sie bleiben da, solange sie können. Es gab dann vor allem noch diese spezifische Situation, Sie sind ja dann vorgestoßen bis zu einer Stadt namens Corinovo und wenn Sie, oder heißt das Corinevo? Corinevo, ne? Hätten Sie die auch noch eingenommen, dann wäre es Ihnen gelungen, da auch wirklich ein Schloss vorzumachen. Nämlich nicht nur vor das Gebiet, was sie gesichert haben zu dem Zeitpunkt, sondern auch noch ein zusätzliches Gebiet von noch mal knapp 600, 700 Quadratkilometern, das nämlich einerseits, also was quasi westlich von dem jetzt besetzten Gebiet liegt und im Westen und im Süden an die Ukraine grenzt und im Norden. Verläuft ein Fluss, der Sejm. Und dieser Fluss ist, wie das im Osteuropa ja oft ist, noch so ein richtiger Fluss, der also nicht so durchbegradigt wurde, sondern der da schön durch die Landschaft meandert. Und obwohl er nicht im eigentlichen Sinne ein riesiger Fluss ist, belegt dieses Feuchtgebiet, was daraus entsteht, doch eine recht große Fläche und ist einfach für Militärequipment nicht zu überwinden, zumindest nicht so ohne weiteres. Und es gab nur drei nennenswerte große Brücken über diesen Fluss. Diese großen Brücken wurden dann von der ukrainischen Luftwaffe weitgehend zerstört, sodass es eben für die Russen nicht mehr möglich war, war dieses große Gebiet von, wie gesagt, 700 Quadratkilometern überhaupt noch nennenswert zu versorgen. Dort waren vielleicht so 3000 Soldaten eingeschlossen. Das war zumindest so die Schätzung, die ich gehört habe. Jetzt haben eigentlich alle so ein bisschen damit gerechnet, dass dann die Zeit irgendwann abläuft und sich die Ukraine auch noch dieses Gebiet schnappt. Dazu ist es tatsächlich bisher noch nicht gekommen. Sie haben zwar hier und da einzelne Teilgebiete eingenommen, Sind dann auch nochmal über die verschiedene Grenzstellen in dieses Gebiet eingedrungen, aber haben es dann doch mit relativ viel Widerstand zu tun gehabt. Entweder das oder sagen wir mal, sie waren vielleicht nicht bereit, beliebig viele Ressourcen auf ein weiteres Vordringen zu werfen, weil sie sich davon nicht genug ausgerechnet haben. Letzten Endes ist ja auch die offizielle Darstellung der Ukraine die, dass sie eben dieses Gebiet halten als Schutzschild, als Pufferzone, um das Gebiet, um Sumi zu sichern. Und das haben sie in gewisser Hinsicht ja auch mit diesem nicht ganz besetzten Gebiet schon geschafft, weil dadurch, dass die Brücken zerstört sind, kann in diesem Gebiet zumindest kein größerer Aufmarsch stattfinden. Also ich nehme mal an, das wird alles so da ein Aspekt gewesen sein dabei. Jetzt ist es, nachdem sich also viele russische Soldaten ergeben haben und vor allem die Russen lange Zeit versucht haben, das Ganze aus Reserven zu verstärken, von denen sie offensichtlich gar nicht so viel haben. Wurde irgendwie klar, dass wenn sie dort in irgendeiner Form wieder Kontrolle über ihre Gebiete haben wollen oder wenn sie auch nur verhindern wollen, dass die Ukraine weiter vorschiebt, dann brauchen sie eine Verstärkung. Und die Verstärkung haben sie dann in zunehmendem Maße von der anderen Frontlinie abgezogen, vor allem aus dem Süden. Also so Saporischia, die Gegend, Kherson etc. Teile auch der Ostfront mit der großen Ausnahme ihrer derzeit aktivsten Region. Nämlich der Vorstoß auf die Stadt Pokrovsk. Und Pokrovsk ist eine sehr, sehr, sehr wichtige Stadt für die Ukraine. Wenn sie die auch noch einbüßen, das wäre wirklich überhaupt nicht gut, weil es ein wichtiger Eisenbahnbahnhof ist, ein Verteilungskreuz ist und einfach nach Pokrovsk kommt erstmal eine ganze Weile lang nichts. Also dann wird es schwierig größere Gebiete zu halten und deswegen hat Russland auch erstmal davon abgesehen, von dort noch Verstärkung für Kurs zu holen. Das scheinen sie mittlerweile etwas anders zu sehen, beziehungsweise mag es einfach so sein, weil man jetzt merkt, dass die Offensive in Pokrovsk, also die Offensive der Russen, etwas schwächelt. Das kann natürlich auch sein, dass sie generell sich kurz vor so einer Kulmination, also einer Überanstrengung der gesamten Aktivität befinden. Das geht ja immer so in Wellen, weil man kann nicht beliebig einfach die ganze Zeit angreifen, angreifen, angreifen, angreifen, angreifen. Irgendwann musst du auch einfach mal wieder dich zurückziehen und Kräfte sammeln und neu strukturieren und deine Strategie auch überdenken. Das scheint jetzt so stattzufinden, zumal wir uns ja jetzt auch dem Herbst nähern und das bedeutet in der Ukraine, in dieser Region vor allem Schlamm.

Pavel Mayer
0:14:06
Tim Pritlove
0:14:12
Pavel Mayer
0:14:21
Tim Pritlove
0:14:22
Pavel Mayer
0:14:58

Genau, ja. Ich habe mich gefragt, wie sieht Putin das jetzt einfach, diese ganze Invasion? Und was verrät uns Putin? Dass er das so herunterspielt eigentlich über seine Sicht der Dinge und könnte jetzt verschiedene Hypothesen aufstellen, nämlich dass er denkt, nee, ist eigentlich kein großes Problem. A, B, dass er glaubt, das ist ein Riesenproblem. Und dann könnte man noch denken, er weiß eigentlich nicht, was es jetzt ist. Oder man kann nichts daraus schließen, weil Putin gerade wieder 4D-Schach spielt und für uns normale Menschen, dass sich nicht erschließt, was durch seinen Kopf geht. Und ich bin dann zu dem Schluss gekommen, dass uns das verrät, dass er glaubt, dass es ein großes Problem ist. Und da gibt es halt verschiedene Menge Indikatoren. Er sah halt ziemlich unglücklich aus. Und vor allem die Leute um ihn herum, also es gab da ja verschiedene Fernsehaufzeichnungen, wo dann darüber geredet wurde. Und ja, die sahen unglücklicher aus als auf jeder Beerdigung, kann man erstmal sagen. Und dann könnte man ja auch denken, oh, er würde das jetzt nutzen, um jetzt das Volk zu begeistern für den Krieg und um die Rekrutierungszahlen in die Höhe zu treiben und endlich zu den Waffen zu greifen. Und ja, stattdessen ist das Thema recht schnell wieder, nicht das Thema ist verschwunden, aber er hat aufgehört, sich dazu zu äußern und ist erst mal auf Reisen gegangen. Nach Aserbaidschan und Tschetschenien. Und in beiden Ländern ist er ja für über zehn Jahre nicht gewesen. Das heißt, da ist definitiv auch was im Busch. Wahrscheinlich war das schon etwas länger vorbereitet. Aber ja, wenn gerade feindliche Invasoren in dein Land reinrollen, dann ist das schon ungewöhnlich, dann auf Reisen zu gehen. So und ja, und deswegen glaube ich, dass ja Putin schon glaubt, dass es ein Riesending ist. Und ja, weil es hätte einfach nicht passieren dürfen. Niemand hat es jetzt geglaubt, dass es passieren würde und trotzdem ist es passiert. Das andere Ding ist, es lässt sich eigentlich nicht wirklich unter der Decke halten. Mittlerweile hat sich das in Russland schon auch umgesprochen, was da los ist. Und man kann sagen, dass es die Attraktivität dieses Ukraine-Krieges oder dieser Special Military Operation nicht gerade gesteigert hat, Sondern tatsächlich gibt es jetzt Umfragen, wonach dieses Ereignis dazu geführt hat, dass nur noch unter 50 Prozent es für eine gute Idee halten und es besser fänden, wenn Russland sich aus der Ukraine zurückziehen und den Krieg beenden würde. Was jetzt natürlich nicht bedeutet, dass das jetzt passiert oder dass es ihnen interessiert, was diese 50 Prozent jetzt denken, aber 75 Prozent haben das Ganze mal unterstützt in vergleichbaren Umfragen. Das heißt, ja, es wird deutlich unpopulärer, der Krieg, oder ist deutlich unpopulärer geworden durch diese Invasion.

Tim Pritlove
0:19:48

Ja, also ist ein bisschen schwierig. Am Ende lautet aber der Beschluss, dass sie dort auch versuchen dagegen zu halten und naja, das ist halt ein Dilemma für Putin und darum geht es ja letzten Endes im Krieg. Du willst deinem Gegner ein Dilemma auftischen, sodass du dich eigentlich nur zwischen zwei schlechten Optionen entscheiden kannst und das ist hier auf jeden Fall gelungen. Jetzt findet aber diese Gegenoffensive auch statt, wie schon angedeutet, die Russen haben es dann geschafft, die Stadt Korynevo zu halten und auch die Ukrainer am Osten ihres Vorstoßes ein bisschen zurückzudrängen, sodass es jetzt theoretisch wieder eine Versorgungslinie gibt. Inwiefern sie die wirklich gut nutzen können oder die nicht trotzdem noch extrem unter Drohnenkontrolle der Ukraine liegt, das kann ich nicht einschätzen. Aber man kann auf jeden Fall keine größeren Vorstöße mehr erwarten, auch wenn sie dann wiederum im Westen dieses Bereiches durchaus noch Erfolge hatten, also die Ukrainer meine ich jetzt. Also das geht jetzt alles so ein bisschen hin und her. Am Ende wird man das sehen, wie das ausgeht. Ich wage da ehrlich gesagt gerade gar keine richtige Voraussage zu machen. Aber man hat halt gesehen, die Russen mussten sich doch ganz schön bewegen. Sie haben auch teilweise Truppen aus Afrika abgezogen, um sie nach Kurs zu verlegen. Stellt man sich jetzt die Frage, wieso Afrika, wenn das Land doch so groß ist, was soll das? Es ist nicht nur eine reine Frage von Zahlen von Soldaten, sondern die Russen haben halt auch das Problem, sie brauchen halt auch für so einen Vorstoß der Ukrainer, der so gut durchgeplant ist und der taktisch klug vorgetragen wird, brauchen sie halt mehr als nur Waffen und irgendwie Menschenopfer. Sondern sie brauchen halt auch mal gut ausgebildete Kämpfer, die auch so ein bisschen ihr Handwerk auch verstehen. Und das sind dann halt vor allem die, die in Afrika zum Einsatz kommen, weil das sind ja dann relativ kompakte Truppen, die dort agieren und sehr gezielt diesen afrikanischen Regimes dort helfen. Den Umsturz durchzukriegen, wie jüngst in Niger. Und ja, in dem Fall weiß ich, dass sie Truppen aus Burkina Faso abgezogen haben, die stecken da halt überall drin.

Pavel Mayer
0:22:37
Tim Pritlove
0:24:09

Ja, die politischen Auswirkungen der ganzen Offensive für Russland auf jeden Fall eher negativ. Es wird irgendwie nicht mehr so richtig über diese ganzen Friedenskonferenzen geredet. Also nicht, dass es nicht noch irgendjemand in den Mund nimmt, aber das Thema ist so ein bisschen raus, weil ein einfriertes Konflikt bedeutet jetzt quasi auch Verzicht von russischem Gebiet. Auch wenn Putin alles dafür tut, nicht so rüber zu kommen, dass es ihn gar nicht interessiert. Und ich glaube, am Ende interessiert es ihn auch nicht. Man muss sich ja auch mal anschauen, wie die Russen jetzt versuchen, die Ukraine aus ihrem Land zu verdrängen. Sie machen das auf dieselbe Art und Weise, wie sie versuchen, die Ukraine einzunehmen. Bomben auf die Dörfer, immer feste drauf. Und was sie überhaupt nicht interessiert ist, dass da irgendwie Russen leben, die da Häuser haben. Das wird einfach alles platt gemacht, egal, Hauptsache die Ukraine ist raus. Dieses Denken, ich sehe das immer wieder, was mich am Anfang sehr überrascht hat, wo ich glaube auch, weil wir einfach so gar nicht auf uns schauen. Wir sind ja immer so ein Staat und der Staat sind die Bürger. Und in Russland ist es halt mehr, der Staat ist die Regierung und die Regierung herrscht über ein Territorium, auf dem sich Menschen befinden. Und die Menschen, die auf diesem Territorium sind, mit denen muss man halt irgendwie klarkommen. Ein bisschen Demokratiesimulation betreiben, aber eigentlich haben die alle nichts zu melden und das merkt man halt in solchen Fällen dann extrem. Es hat natürlich auch Druck auf die USA ausgeübt und auf Europa jetzt endlich mal ein bisschen klar zu kommen und da mal diese ganzen Restriktionen aufzuheben. Also noch vor ein paar Monaten hatten wir eben Waffensperren, dass also überhaupt gar nichts auf russischem Gebiet stattfinden darf. Das ist jetzt in zunehmendem Maße aufgeweicht. Die beiden Regierungen sind immer noch sehr zurückhaltend, was die Verwendung bestimmter Long-Range-Waffen betrifft. Was mich persönlich immer noch überrascht, dass sie das immer noch durchhalten. Aber es ist eben auch schon sehr viel jetzt in Bewegung gekommen seitdem.

Pavel Mayer
0:26:30
Tim Pritlove
0:26:36
Pavel Mayer
0:26:57
Tim Pritlove
0:27:03

Das wollte ich jetzt nur nochmal so zum Abschluss dieser Kursoffensive machen, dass das eben sozusagen jetzt so die Wirkung von diesem Teil war und ich erwarte jetzt erstmal in der nächsten Zeit dann nicht so viel Neues. Kommen wir an den Südrand des Konflikts, was ja so ein Hauptangriffsziel nach wie vor ist, auch wenn da konkret was die Brücke betrifft nicht so viel passiert. Das ist halt die Kerchbrücke, also die Straße von Kerch oder die Brücke über die Straße bei der Stadt Kerch und ja es gab jetzt keine neuen Anschläge auf die Brücke selber, aber es gab einen sehr erfolgreichen Missileangriff auf die letzte verbliebene Fähre, Die dort zwischen Russland und der Krim hin und her gefahren ist und die dort größere Güter rüberbringen konnte. Warum ist das so wichtig? Wenn es doch die Brücke gibt. Die Brücke ist tatsächlich bei den vergangenen beiden großen Anschlägen der Ukraine so signifikant zerstört worden oder so signifikant beschädigt worden, sagen wir es mal so, dass große, schwere Tankzüge nicht über die Eisenbahnbrücke mehr gefahren werden konnten. Also so viel da auch repariert worden ist, insbesondere eben der Straßenteil, hat der Eisenbahnteil so schwer Schaden genommen, dass die Spritversorgung mit Eisenbahn, Tankwagen tatsächlich nicht über die Brücke erfolgt ist, sondern über eine spezielle Eisenbahnfähre. Also es gab da ein Schiff, die Conro Trader. Die einfach mehrere Schienen drauf hat. Da fahren dann die Züge direkt auf dieses Schiff und die fährt dann die ganze Zeit da hin und her. Ja, auch die Conroe Trader, die gibt es jetzt nicht mehr, weil die ist irgendwie zerstört worden. Und es gab auch noch zwei andere Fähren, die sind aber schon bei anderen Anschlägen teilweise beschädigt oder zerstört worden. Ich glaube, die eine ist gerade in Reparatur, die andere ist auch weg. Mit anderen Worten, das war es dann mit dem Fährbetrieb an der Kerchbrücke für die Russen. und deswegen ist halt jetzt derzeit da auch kein Treibstofftransport mehr mit Waggons möglich. Was halt noch übrig bleibt sind natürlich Tanklastwagen, das machen sie jetzt wahrscheinlich, aber das schränkt natürlich im weiteren Maße hier die Logistik der Russen bei der Versorgung der Krim ein.

Pavel Mayer
0:29:47
Tim Pritlove
0:31:04

Also es ist keine offizielle Erklärung der Russen, es ist einfach nur eine Beobachtung, die dort gemacht wurde. Es gibt da verschiedene Fotos von der Brücke von einem bestimmten Eisenbahnsegment, was so aussieht, als ob es doch ziemlich schwer Schaden genommen hat von den Feuern, die dort entstanden sind. Durch diese erste Sprengung mit dem Lastwagen. Und ja, das ist halt einfach so. Auf jeden Fall die Fähre no more und damit auch kein Fährbetrieb eine weitere Einschränkung. Weitere sehr effiziente Anschläge gab es dann in der Folge auch auf verschiedenen Militärbasen, insbesondere auch so im südostlichen Bereich, also hinter der Frontlinie, Volgograd, der Marinovka Airbase, noch ein paar andere Airbases sind dort beschossen worden. Und die waren schon extrem effizient, weil man hat dann auf Fotos gesehen, dass also einiges zerstört wurde. Und zwar haben die Ukrainer hier offensichtlich auch wieder Waffen eingesetzt, die sie selber produziert haben. Was das genau war, wissen wir nicht. Da wurde verschiedenes gemunkelt, aber sie setzen halt auch diese tungsten Wolfram-Munitionen ein, also wo so viele kleine Kugeln drin sind, die dann bei der Explosion halt umherschießen und nochmal alles zerfetzen. Besonders effizient ist das eben gegen Flugzeuge und Hubschrauber, weil die natürlich mit ihren weichen Blechkleidern, wenn da irgendwo ein Loch drin ist, dann geht das erstmal gar nicht so. Dann fliegt da einfach gar nichts mehr. Und damit haben sie diese Militärbasen angegriffen und dabei sind den Russen dann doch diverse Flugzeuge abhandengekommen sind. Und das sind dann halt meistens eben diese Bomber, die eben die Gleitbombs werfen. Von daher ein Primärziel natürlich für die Ukraine, weil von denen wirklich eine große Gefahr an der Front, aber eben auch eine große Gefahr für die Zivilbevölkerung ausgeht.

Pavel Mayer
0:33:24
Tim Pritlove
0:33:41

Parallel dazu gab es auch entsprechende Angriffe mit ähnlicher Technologie auf Tanklager. Wir hatten ja eine Phase vor ein paar Monaten, wo sie primär so auf die Raffinerien gegangen sind und dort speziell auf die Technologie der Raffinerien. Also um die Raffinerien erstmal außer Gefecht zu setzen und das hat ja auch schon zu einer Reduktion der Produktion geführt. Jetzt haben sie das nochmal erweitert und sind auf spezielle Tanklager gegangen und zwar sind das nicht irgendwelche Tanklager, sondern das sind so richtig, richtig große Reservetanklager. Also das ist ein riesiges Areal da in Proletarsk, was sie bombardiert haben, wo ich weiß nicht, 20 riesige Tanks waren mit je 5000 Tonnen Öl und so weiter und das ist so quasi die Reserve. Reserve oder anders ausgedrückt, das ist vor allem so der Primärbuffer für ihre Produktion. Denn Ölproduktion, speziell die in Sibirien, die muss halt die ganze Zeit laufen. Die kannst du nicht irgendwie einfach mal stoppen, sondern die produziert immer in einer gewissen Menge und du kannst die nicht einfach mal ausschalten, weil dann funktionieren die irgendwann nicht mehr. Mit anderen Worten, du musst dann den Kram auch irgendwo hinbringen. Und wenn du ihn nicht verkauft bekommst, dann musst du ihn halt irgendwo lagern. Und wenn du halt keine großen Lager mehr hast, wo du das Öl reinmachst, dann hast du halt auch ein Problem. Und diese Angriffe waren super erfolgreich, vor allem das Ding in Proletarsk, also da haben sie irgendwie 15 Jahre dran gebaut, dieses Lager aufzubauen und es war danach weitgehend zerstört und es war bemerkenswert, weil ich glaube es brannte zwei Wochen lang oder sowas. Also das war einfach irre. Es war nicht zu löschen, es war so viel in Brand und so eine Hitze, dass sie da, sie haben zwar versucht es irgendwie zu löschen, aber es ist halt nicht gelungen. Das Feuer ist immer wieder noch auf andere Bereiche übergegriffen und ich glaube vor diesem Tanklager ist herzlich wenig übrig geblieben. Aber es war auch nicht nur das eine, das war nur das Größte. Es gab dann verschiedene kleinere Tankareale, die glaube ich auch noch angegriffen wurden und in einem Fall haben sie sogar gleich noch einen zweiten Angriff gemacht, kaum nachdem es irgendwie gelöscht war, haben sie die restlichen dann auch nochmal abgefackelt. Also da geht auf jeden Fall ganz schön was ab und es hat sich vor allem dadurch jetzt schon mal so abgezeichnet, das war ganz schön weit weg und das war ganz schön präzise. Und womit haben sie denn damit eigentlich angegriffen? Und es hieß halt immer irgendwie Drohnen, jaja. Ja, und manchmal hat man ja auch so Videos, wo dann die Drohnenangriffe von irgendjemandem noch gefilmt werden, die ein paar Kilometer entfernt sind und dann fliegen die Drohnen an ihnen vorbei und dann hast du so diese Videos, wo es halt so macht und dann merkst du halt so, okay, alles klar, das sind jetzt hier klassische Drohnen mit einem normalen Propellermotor, so wie sie jetzt schon seit längerer Zeit zum Einsatz kommen. Und jetzt bin ich mir nicht mehr ganz so sicher, ob das jetzt bei Prodetask auch schon so war, aber es gab dann in zunehmendem Maße weniger solche Videos, obwohl trotzdem was zerstört wurde und man fragte sich schon so ein bisschen... Was war denn das jetzt, wenn es hier keine Beobachtung von Drohnenflug gab? Und was dazu natürlich auch noch kommt ist, diese langsam fliegenden Drohnen sind natürlich, selbst wenn sie nicht abgeschossen werden, geben sie natürlich den Russen die Möglichkeit Vorwarnung zu betreiben. Also speziell bei den Militärbasen war es halt so, dass die dann eben schnell in die Flugzeuge sind, die Flugzeuge weggeflogen haben und als dann die Drohnen wirklich auf die Militärbasen runtergegangen sind, mögen sie noch etwas zerstört haben, aber die Russen waren auch noch in der Lage, relativ viel in Sicherheit zu bringen. Und bei diesen letzten Anschlägen war das irgendwie auf einmal nicht mehr so. Da war auf einmal die Zerstörung sehr groß und man wundert sich, was denn jetzt alles anders war. Werden wir gleich hören. Vorher noch ein Blick jetzt generell auch auf die neue Militärtechnik mal zwischendurch. Mittlerweile sind ja die lange versprochenen und angekündigten amerikanischen F-16-Kampfflugzeuge in der Ukraine eingetroffen, zumindest ein paar. Wie viele es jetzt genau sind, darüber gibt es sehr unterschiedliche Angaben oder beziehungsweise erstmal gar keine, aber man geht gemeinhin von so neun oder zehn aus. Das ist natürlich jetzt noch keine Luftwaffe, mit der man groß arbeiten kann, weil es ist klar, nur ein Teil von denen kann wirklich in der Luft sein. Nein, man wird jetzt vor allem diese Maschinen auch erstmal brauchen, um Bodenpersonal auszubilden und nur ein Teil wird wirklich zum Einsatz gebracht werden können. Aber dann wurde von Selenskyj auch persönlich und durch ein paar Videos, dann wurde dann schnell klar gemacht, nein die Dinger sind jetzt nicht nur im Land, sondern die kommen auch schon zum Einsatz. Wofür sie dann zum Einsatz kommen? Wissen wir nicht so ganz genau, aber es macht den Eindruck, dass sie halt, wie das auch übrigens hier auf UKW vermutet wurde, dass sie halt erstmal Teil der Raketenabwehr sind. Dafür eignen sich die F-16 auch und das macht auch Sinn, weil du musst natürlich jetzt erstmal Erfahrungen sammeln mit diesem Gerät. Du musst Erfahrungen sammeln beim Bodenpersonal, du musst Erfahrungen sammeln bei den Piloten, die haben zwar jetzt alle eine Ausbildung hinter sich, aber wie das so ist, wenn man von der Schule kommt, dann weiß man noch nicht alles. Und vor allem muss sich halt auch zeigen, wie kriegt die Ukraine diese F-16 in ihr sonstiges Material und in ihre sonstige Logistik das Ganze einfach mit rein. Weil es hat ja auch alles was mit Warnsystemen zu tun. Wie notifizierst du die? Wann steigst du jetzt wirklich auf? Gegen welche Ziele gehst du jetzt mit der F-16 vor? Wie gehst du gegen die anderen vor? Was ist, wenn jetzt eine F-16 in der Luft ist und versucht Raketen abzuschießen und deine eigene Luftabwehr detektiert dann die F-16? Schießt du dann dein eigenes Flugzeug ab? Wie verhinderst du das? All solche Fragen stehen natürlich im Raum und insofern ist es auch sehr bedrückend gewesen zu hören, dass halt relativ bald eine dieser F-16 auch mit einem auch relativ erfahrenen Piloten abgestürzt ist und dieser Pilot dabei auch ums Leben gekommen ist. Das war wohl auch so einer ihrer besten Piloten, MIG-Piloten, der halt auf F-16 umgeschult hat und die Ursache war unklar. Ich weiß nicht, ob es mittlerweile da andere Informationen gibt. Ich habe keine weiteren gehört, was denn jetzt wirklich der Grund war. Das Einzige, was ich als Vermutung gehört habe, war, ja die waren halt in einer Mission Raketen abzuschießen, haben das dann wohl auch getan, dann ist aber die Maschine quasi von Debris, also quasi von den zerschossenen Trümmern getroffen worden und deswegen abgestürzt. Das kann man glauben oder nicht, das kann auch sein, dass das nicht so war, weiß man nicht.

Pavel Mayer
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Tim Pritlove
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Pavel Mayer
0:43:34
Tim Pritlove
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Pavel Mayer
0:44:57
Tim Pritlove
0:45:26

Ja, ich denke auch nicht, dass sie es da besonders eilig damit haben, so eine Information zu teilen. Aber irgendwas kommt halt immer wieder durch und ob die Gripen jetzt hier wirklich zum Einsatz kommt, das in absehbarer Zeit, das werden wir dann sehen. Wie wir ja schon mal berichtet haben, ist das so rein auf dem Papier ein für die Ukraine sehr geeignetes Flugzeug. Ob sie aber in der Lage sind, eben noch diese zusätzliche Logistik und die ganze Lernphase und das Personal dafür aufzubringen, das wird sich zeigen. Dann sind vor allem natürlich die Drohnen das Thema dieses Krieges und gerade in den letzten Wochen gab es eine ganze Reihe von neuen Videos und damit neuen Erkenntnissen, was für Arten von Drohnen die Ukraine inne neu einsetzt. Und da ist einiges Überraschendes dabei. Das krasseste gleich vorne weg, die sogenannten Dracaris oder auch Drachendrohnen. Das sind normale Quadrokopter FPV Drohnen. Also FPV steht ja für First Person View, also wo man quasi eine Videokamera dran hat und die dann eben Eben so mit einer Brille fliegt, als würde man selber drin sitzen. Und der Ukraine ist es gelungen, eine Drohne zu bauen, die quasi mit einem Flammenwerfer ausgestattet ist. Aber der Flammenwerfer ist jetzt nicht so ein Benzin- oder Dieselflammenwerfer, sondern die Flamme, ich weiß gar nicht, ob man das überhaupt so nennen kann, wird mit Termit durchgeführt. Termit, wenn ihr es noch nie gehört habt, ist eine Mischung aus... Das Aluminiumgranulat und Eisenoxid, also Rost. Und diese Verbindung hat es in sich, denn wenn die entzündet wird, dann brennt es einfach extrem heiß. Also wir reden hier von 2400 Grad, sowas in der Größenordnung. Und Thermit wird zum Beispiel beim Eisenbahnschienenbau eingesetzt, nur mal so ein Anwendungsbeispiel zu nennen. Man legt halt die Schienen aus und wenn dann zwei Schienenteile miteinander verbunden werden sollen, dann wird da so ein Aufsatz drauf gemacht und dann wird da so Thermit reingegossen, brennendes Thermit, Was dann halt einfach in sehr kurzer Zeit diesen Bereich extrem erhitzt und dann verschmelzen diese beiden Schienen und werden wie eins. Das wird natürlich nochmal nachgeschliffen etc. Aber das ist so eine typische Anwendung für Thermit. Jetzt haben sie also dieses Material quasi in einen Behälter gepackt, in irgendeiner Form einen Zündungsmechanismus dazu gebaut und jetzt fliegen sie mit diesen Drohnen über feindlichen Schützengräben entlang und lassen sozusagen von oben dieses 2400 Grad heiße Metall in großen Mengen in diese Gräben reinregnen. So kann man das glaube ich beschreiben. Ein unfassbarer Vorgang. Ich habe ein paar Videos gesehen mit dem Ergebnis dieser Operation. Das war nicht schön. Also ich habe jetzt keine Menschen gesehen, die da runter gelitten haben, auch wenn es die sicherlich gab. Aber das ganze Material, was dabei auch schon begossen wurde, das sah auch nicht mehr feierlich aus. Ja, also das ist zumindest schon mal eine sehr überraschende und krasse Waffe, weil es halt auf der einen Seite eben sie in die Lage versetzt quasi die Schützengräben frei zu räumen und speziell geht natürlich auch Gerät und vor allem Munition, die getroffen wird, dann sehr schnell in Rauch und Flammen auf.

Pavel Mayer
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Tim Pritlove
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Pavel Mayer
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Tim Pritlove
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Pavel Mayer
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Tim Pritlove
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Pavel Mayer
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Tim Pritlove
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Pavel Mayer
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Tim Pritlove
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Pavel Mayer
0:55:27

Also, Rakete vielleicht zum Start, aber die hat ein Jet-Triebwerk, also eine Turbine und keine Rakete wohl, um auf diese Entfernung zu kommen, wenn ich das richtig verstanden habe. Aber es liegt also im Prinzip unter Schall. Wahrscheinlich eine Geschwindigkeit irgendwas zwischen 500 und 900 Kilometern pro Stunde dürfte sie fliegen. Wahrscheinlich die 500 oder so, vielleicht um die Reichweite zu verlängern und dann so bis zu 900 im Endanflug. Das wäre mal meine Vermutung. Und ja und es wird immer von Drohnen gesprochen in dem Zusammenhang, aber ja, ich habe mich dann gefragt, was unterscheidet das jetzt eigentlich von einer Cruise Missile, diese Drohne und normalerweise bisher im konventionellen Sprachgebau ist so, Drohne ist halt ein ferngesteuertes Fluggerät und eine Cruise Missile ist ein. Autonomes Fluggerät, was halt selbst navigiert und sich selbst steuert. Jetzt ist es aber nur so, dass diese neuen Drohnen auch Autopiloten an Bord haben und auch selbstständig ins Ziel fliegen können, sodass man sich dann fragt, sind es nicht in Wirklichkeit Cruise Missiles, als von denen hier die Rede ist. Zumal auch Bruce Missiles wiederum, also Moderne, kann man auch wiederum in gewissem Maße fernsteuern. Das heißt, das Feature-Set überlappt sich hier quasi. Und meine Vermutung wäre auch, dass das, was die Ukraine dort baut, jetzt nicht ganz so sophisticated ist wie jetzt eine Storm Shadow oder die teuren professionellen Cruise Missiles Taurus, aber im Grunde genommen Low-Cost Taurus Eigenbau mit höherer Reichweite. So würde ich das sehen mit vielleicht ein paar Abstrichen, den man rechnen muss, aber ansonsten ist es eigentlich eher diese Klasse von Waffen. Und interessant ist, dass ja auch Taurus oder Storm Shadow wird halt immer so von 300 Kilometern oder bis zu 500 Kilometern Reichweite gesprochen. Das sind halt Reichweiten, die aufgrund von Verträgen so gemacht wurden. Und deswegen dürfen die Exportversionen von diesen Cruise Missiles nicht mehr als 300 Kilometer Reichweite haben und die eigenen nicht mehr als 500 Kilometer Reichweite. Aber die Ukraine ist natürlich jetzt solchen Einschränkungen nicht unterworfen und kann deswegen auch diese Dinge mit einer Reichweite von auch 700 oder 800 oder 1500 Kilometern bauen, wenn sie möchte. Und was ich vergessen habe, die sind wohl auch relativ groß und haben wohl auch einen relativ signifikanten Sprengkopf, also wohl in der Größenordnung von mehreren hundert Kilogramm, von bis zu 500 ist die Rede. Aber selbst so 200 oder 300 wären halt schon eine echte Hausnummer. Das heißt, damit hat die Ukraine so eine bemerkenswerte neue Waffe und auch in Stückzahlen so aufgelöst. Die wollte ich eigentlich später bei dem Wirtschaftsteil und bei der russischen Produktion gehen, aber wir reden hier nicht von ein paar Dutzend, sondern wir reden hier von Hunderten bis Tausenden dieser Waffen, die die Ukraine produzieren kann. Und wahrscheinlich eher in so einer Größenordnung von 100 oder mehr pro Monat.

Tim Pritlove
1:00:17
Pavel Mayer
1:00:54
Tim Pritlove
1:00:56
Pavel Mayer
1:01:37
Tim Pritlove
1:02:24

Genau und wenn es halt dann doch in irgendeiner Form wie bei einer Drohne eben noch die Möglichkeit einer Fernsteuerung gibt und vielleicht einer Spätprogrammierung, dann hilft es ja auch dabei quasi ein Ziel gegebenenfalls nochmal genauer zu erfassen. Sagen wir mal, diese Missile nähert sich jetzt sozusagen ihrem Ziel, liefert dann aber Videodaten zurück, die dann nochmal ausgewertet werden und dann wird da nochmal so Pinpointing betrieben mit, ja genau möchten wir, dass du da jetzt reinfliegst. Kann das Ding ja nochmal im Kreis fliegen und dann vielleicht nochmal genau sein. Aber ob das der Fall ist, das wissen wir nicht. Und ich bin mir auch nicht so sicher, ob wir das so bald wissen werden. Weil außer, dass sie da ein großes Tamtam drum gemacht haben, dass es das Ding gibt, sind die technischen Details noch überschaubar. Es gibt noch zwei Aspekte bei dieser Waffe, die ich noch wichtig finde, gerade im Vergleich jetzt auch zu der Cruise Missile, die du die du erwähnt hast, also den Taurus und so weiter. Für Taurus und Storm Shadow brauchst du ein Flugzeug, um die zu starten. Die kannst du mal nicht im Hinterhof losschießen. Die Pallianitia, so heißt sie ja, die kann man auf einer normalen Landebahn oder Straße starten. Die wird auf so ein kleines Wägelchen gesetzt und heizt an, fliegt los, Wägelchen rollt davon und off it goes. Das ist auf jeden Fall auch schon mal ein entscheidender Unterschied. Das ist so ein bisschen wie die Gripen überall starten können als Kampfflugzeuge, während die F-16 so den Top Tarmac braucht. Ist das hier auch so ein bisschen so die Hinterhof-Missile. Also die ist in jederlei Hinsicht an diesen Krieg und an die Bedürfnisse der Ukraine angepasst. Und das Beste überhaupt daran ist der Name, weil Palyanitsia, so heißt diese Waffe und die heißt natürlich nicht ohne Grund so. Was ist das? Palyanitsia ist ein Brot. Ein klassisches ukrainisches Weißbrot, Weizenweißbrot, was man in der Ukraine halt gerne isst und was da irgendwie herkommt und so ein typisches ukrainisches Brot, so ein Lebensmittel ist. Und warum heißt jetzt eine Waffe Brot? Weil dieses Wort Paljanitsia, das ist mit Lauten angereichert, die es in der ukrainischen Sprache gibt, aber nicht im russischen. Mit anderen Worten, Russen haben Schwierigkeiten, dieses Wort auszusprechen. Wenn Russen da nicht besonders für geübt haben, weil diesen Zia-Sound haben sie nicht drin. Und es gibt viele Geschichten, ich hab mir das auch nochmal, als ich in der Ukraine war, hab ich die Story auch noch ein paar mal erzählt bekommen, also it's true. Als es halt gerade zu Beginn des Krieges so eine Sache war mit, sind hier Russen unter uns und sind wir gerade irgendwie infiltriert worden, als sie Straßensperren aufgebaut haben etc. Um sich vor Infiltrationen zu schützen, haben sie halt die Leute Paljanitsja sagen lassen. Und damit haben sie halt Russen rausgefiltert, die dann halt dieses Wort nicht richtig sagen konnten und sich dadurch verraten haben, dass sie Russen waren. Also das ist sozusagen die Backstory und das ist der besondere Witz quasi jetzt bei dieser Benennung. Also das ist quasi dieses Brot ist durch seinen Namen und durch die Verwendung dieses Namens in der Ukraine halt auch zu so einem Symbol, einem weiteren Symbol des Widerstands gegen Russland angewachsen.

Pavel Mayer
1:06:34
Tim Pritlove
1:07:54

Gut, so hätten wir das auch geklärt. So, und dass diese Pallianitia, dass die zum Einsatz kommt, Das wissen wir jetzt auch. Oder zumindest gibt es starke Hinweise darauf. Denn wie schon zu Beginn angekündigt, es gab jetzt Angriffe auf russische Munitionsdepots. Und zwar ist das ja an sich jetzt erstmal nichts Neues, so Munitionslager werden am laufenden Meter überall angegriffen, in Städten irgendwo liegen welche rum und dann natürlich in den Schützengräben und wenn du halt irgendwo Krieg betreiben willst mit Waffen, dann brauchst du halt auch die Munition. In anderen Worten, Munitionslager sind überall und man muss sie halt nur finden und wenn man da was draufwirft, ist es natürlich immer besonders cool, weil man eben mit einem Schuss quasi sehr viel Munition zerstört. Was sie aber jetzt angegriffen haben sind nicht irgendwelche Munitionsdepots, sondern das sind so die größten und am besten gesicherten Munitionsdepots Russlands, derer es zumindest westlich des Urals gar nicht mal so viele zu geben scheint. Wenn ich hier nicht falsch informiert bin, gibt es derer gerade mal so, naja, 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7. Und das sind riesige Areale, die teilweise mehrere Kilometer lang sind. Also das erste, von dem wir gleich sprechen werden in Toropetz, das ist das größte, glaube ich, gewesen von allen oder ist das größte von allen. Das ist tatsächlich fünf Kilometer lang. Also über 5 Kilometer muss man sich vorstellen, ein riesiges Areal, wo dann mit einem gewissen Sicherheitsabstand ein Munitionslager neben dem nächsten ist, also große Hallen, wo Munition drin lagert. Und dann im Falle der Größeren dieser Lager, speziell in Toropetz, gibt es dann auch nochmal Munitionslagerbereiche, die speziell gesichert sind mit Bunkerstrukturen darüber. Und es wird im Allgemeinen davon ausgegangen, dass unter diesen Bunkerstrukturen eben die besonders wertvollen Raketen gelagert werden. Also das sind vor allem diese Iskander-Raketen oder eben vergleichbare Langstrecken-Raketen aus Nordkorea oder was auch immer. Das sind also wirklich massive Installationen in der Landschaft, so groß wie eine ganze Ortschaft und die haben die Ukrainer jetzt ins Visier gefasst.

Pavel Mayer
1:10:43
Tim Pritlove
1:11:01
Pavel Mayer
1:11:25
Tim Pritlove
1:11:45
Pavel Mayer
1:11:45
Tim Pritlove
1:11:56
Pavel Mayer
1:12:05
Tim Pritlove
1:12:11
Pavel Mayer
1:13:12

Ja, und was insbesondere auch zerstört wurde, waren teure Raketen, also ballistische Raketen und Flugabwehrraketen, so S-300, eine ganze Menge. Und weil das konnte man deswegen sagen, weil dort zu der Zeit fünf Züge sich auch auf dem Gelände befanden dieses Munitionslagers und dabei waren gerade Munition ein- oder auszuladen. Und es Satellitenbilder vom Vortag gibt, wo man sehr schön die Raketen neben der Eisenbahn sehen kann, wie sie dort gelagert sind. Und auf den Danachbildern sind noch eine Handvoll davon übrig geblieben und der Rest ist weg. Und genauso haben alle fünf Züge in unterschiedlichem Maße Schaden genommen. Ich meine, diese Züge sind ja dann auch teilweise Kilometer lang. Deswegen ist da dann oft nur in der Mitte so ein paar hundert Meter rausgesprengt oder so und das Anfang und Ende sind noch da. Bei anderen Zügen hat es sogar komplett die Lokomotive zerstört Dort und auf den Luftbildern sind es zu sehen, was mich und dann auch den Kommentator, der in dem Video das kommentiert hat, als Tunguska ähnliche Strukturen bezeichnet worden. Das heißt, dort befand sich halt in der Mitte ein Krater und rund um den Krater war mal Wald. Und alle Bäume sind aber weggeknickt, quasi auf dem Boden liegen zu sehen und zeigen eben alle weg von diesem Krater. Und da stand vorher ein Bunker. Und was immer in diesem Bunker war, war auf jeden Fall hochexplosiv. So, bei den Raketen konnte man dann sagen, weil dort waren die Explosionen nicht so hoch, dass man davon ausgeht, dass es sich wahrscheinlich überwiegend eben um Luftabwehrraketen handelt, die eine relativ kleine Menge jetzt an Sprengstoffen tatsächlich, also mit kleinen Sprengköpfen. Aber in anderen Bereichen eben waren definitiv auch ziemliche Kracher zu sehen. Und ja, es wurden auch dann die Explosionen von Seismometern rund um die Welt so aufgenommen. Also es war wohl Explosionen im Kilotonnenbereich, die dort stattgefunden haben.

Tim Pritlove
1:16:16

Also ich glaube es war so 2,3 oder 2,5 auf der Richterskala, was diese Explosion ausgelöst hat. Also kein Erdbeben, von dem jetzt Häuser umfallen, aber was man definitiv spüren kann und auf jeden Fall gut messen kann. Ja, also man muss auch sagen, wenn wir vielleicht erstmal bei diesem großen Munitionslager Toropetz bleiben weiter als Beispiel. Beispiel, also ungefähr das, was ich vorhin beschrieben habe, diese Bunkerstrecke mit den ganz großen Raketen von diesen, was habe ich gesagt, 25, ich glaube es gibt so 40, ich weiß nicht ganz genau, davon sind also die meisten auch wirklich zerstört worden, das lässt sich ganz gut sehen. Von allen anderen Strukturen die im Wesentlichen so Hallencharakter haben, ist nahezu alles zerstört worden, also es ist irgendwie irgendwo eine Halle glaube ich, übrig geblieben es ist wirklich krass, auch alle außen liegenden Munitionsmengen also man sieht das zumindest auf alten Google Maps Bildern, ob dann genau an dem Tag auch da noch so viel rumstand das wissen wir natürlich nicht, aber wenn man halt mal drauf schaut, wie viel da auf Ja und? Rumliegt, dann kann ich mir kaum vorstellen, dass es da groß anders ausgesehen haben wird. Es ist einfach alles platt. Es ist einfach komplett überhaupt nichts übrig geblieben. Alles ist zerstört und was das uns sagt, ist, Hier ist nicht eine Rakete eingeschlagen und dann ist zufällig von Haus zu Haus der Feuerteufel rübergesprungen, sondern dieses Munitionslager wurde großflächig von einer sehr, sehr, sehr großen Zahl von extrem präzisen Raketen angegriffen, weil alles sieht nach Volltreffer aus. Das ist wirklich krass.

Pavel Mayer
1:18:06
Tim Pritlove
1:19:57
Pavel Mayer
1:20:48
Tim Pritlove
1:21:10

Von Oskar entfernt. 400? Ja. Ja, ich messe das hier gerade nach, also von daher kannst du beglauben. Aber wie gesagt, bis zur Ukraine 500 Kilometer Abstand auf jeden Fall. Mit anderen Worten, es passt in diese Beschreibung. In großer Zahl vorhanden, keine Auflagen der Amerikaner, fliegt präzise und schnell genug, dass die Russen nichts dagegen tun können. Neue Entwicklung der Ukraine, die irgendwie alles draufgesetzt hat, dass das irgendwie gut funktioniert. Und ja, sie sind in der Lage, große Sprengköpfe und mit 100 Stück auf einmal angeflogen kommen und es macht Bäm. Also das passt schon. Man wüsste jetzt nicht so richtig, was es sonst hätte sein sollen, weil es waren mit Sicherheit keine normalen Propellerdrohnen und es waren auch mit Sicherheit keine umgebauten Neptun-Missiles, weil davon haben sie nicht so viele. Und von daher glaube ich. Kann sich hier schon ein, jetzt hätte ich fast Game Changer gesagt, also ein Waffensystem kündigt sich hier an, was den Russen nochmal sehr viel Schmerzen bereitet. Zumal, dieser Angriff auf das große Toropetz-Munitionslager nicht alleine daherkam, sondern zwei, drei Tage später. Traf es dann gleich noch ein zweites kleineres Munitionslager, was von dem anderen in Toropetz tatsächlich nicht weit entfernt ist. Die trennen nämlich nur, wie weit ist das entfernt? Und na, das sind gerade mal 15 Kilometer Luftlinie. Und dort gibt es nämlich noch ein weiteres Areal, was zwar nicht mit diesen Hardcore-Bunkern, aber eben mit diesen anderen Lagerhallen versorgt ist. Und auch das hat so ungefähr, naja, so drei Quadratkilometer Fläche. Und auch davon ist genau gar nichts übrig geblieben. Also es ist wirklich alles komplett vollständig zerstört worden. Das sind auch irgendwie so an die 30 verschiedene Hallen, die ich jetzt hier mal so grob überschlage, die ich hier sehe und Züge waren da wahrscheinlich auch und damit auch nicht genug, sondern es gab auch noch ein drittes Munitionslager dieser Größenordnung, das lag dann in der Ortschaft Tikhoretsk, das ist in Krasnodar, das ist quasi östlich vom Asowschen Meer. Auch signifikant weit von der ukrainischen Grenze entfernt, wenn auch nicht ganz so weit, also von der Frontlinie ungefähr so 400 Kilometer kann man sagen, 350, 400 Kilometer und auch dieses Lager hat es weitgehend zerlegt.

Pavel Mayer
1:24:17
Tim Pritlove
1:25:41
Pavel Mayer
1:26:25
Tim Pritlove
1:28:13
Pavel Mayer
1:28:19
Tim Pritlove
1:28:25
Pavel Mayer
1:28:43
Tim Pritlove
1:29:17
Pavel Mayer
1:29:30
Tim Pritlove
1:31:10

Hoffen wir es. Gut kommen wir mal ein bisschen weg von, dem Militärischen und schauen mal ein paar andere Aspekte noch an, was, wobei ich nicht so richtig viel zu sagen kann tatsächlich aber was auf jeden Fall erwähnenswert ist noch nebenbei, es gab innerhalb der ukrainischen Regierung, wieder einiges an Bewegung und das ist auch gar nichts äh neues. Zelensky hat jetzt schon mehrfach so ein Reshuffling seines Kabinetts vorgenommen und jetzt ist glaube ich auch das zweite Mal so der Verteidigungsminister gewechselt, ein Außenminister und so weiter. Das heißt, es werden eigentlich immer wieder mal die Leute aus wichtigen Positionen rausgenommen und woanders befördert. Die werden aber nicht ähm. Oder bestraft oder so für irgendetwas. Das gab es auch. Es gab ja auch Korruptionsfälle, wo Leute abgesetzt worden sind. Aber das sind eher so Rotationen, kann man fast sagen. Und das hat relativ wenig Aufmerksamkeit erzeugt, woraus ich so rauslese, dass das eben auch schon in gewisser Hinsicht normal ist. Weil manche sind dann halt einfach, also wir hatten das ja mit General Saluschny, dem Chef der Streitkräfte, der ja dann jetzt durch den aktuellen Surski ersetzt wurde, der ist aber nicht irgendwie gefeuert worden, sondern wurde abgelöst und ist mittlerweile Botschafter in Großbritannien. Auch andere Mitglieder des Kabinetts, kriegst du jetzt gerade nicht so aufgezählt, sind teilweise eben in diplomatischen Dienst gegangen, also haben dann angefangen international für die Ukraine zu arbeiten und so bewegt er diesen ganzen Regierungsapparat immer wieder neu. Und das könnte zwei Gründe haben. Es könnte auf der einen Seite den Grund haben, dass er dadurch natürlich so einer gewissen Korruptionsgefahr auch vorbeugt, weil wenn jemand nicht jetzt jahrelang in einer Ministerrolle drin ist, dann kann man sich da eben nicht so festsetzen und Strukturen können sich nicht verfestigen. Aber ich glaube, es könnte auch so ein bisschen sein, dass er eben auch die Leute frisch halten will. Dass sozusagen immer wieder neue Leute auch eine Chance bekommen und ihre neuen Ideen einbringen. Sodass sie quasi nicht festhängen in irgendeinem Kriegstrott, aus dem sie dann sozusagen nur im Albtraum wieder aufwachen, weil sie festgestellt haben, dass sie nicht mehr schnell genug auf Dinge reagiert haben. Finde ich auf jeden Fall ganz interessant, weil man das ja normalerweise so nicht sieht im politischen Geschäft.

Pavel Mayer
1:34:07
Tim Pritlove
1:35:30

Ja, also der Ministerpräsident ist nach wie vor dieser Dennis Schmierhal, der ist seit März 20 im Geschäft, aber ich meine im Bereich der Verteidigung und Außenminister gab es verschiedene Bewegungen. Also der Dimitro Kuleba war jetzt bis zum 5. September und der ist jetzt durch jemand anders ersetzt worden. Auf jeden Fall gab es verschiedene Bewegungen in den Ministerien. Also hier Fragen strategischer Infrastruktur. Achso, das ist vielleicht noch ganz interessant, dieser Oleksandr Kamyschin. Also es gibt ein Ministerium für Fragen strategischer Infrastruktur. Das gibt es seit Juli 20 und das kannst du dir schon vorstellen, was für eine strategische Infrastruktur das ist. Also da geht es um den Militär-Innovationsbereich. Reich. Das war jetzt bis zum 4. September war der Minister halt Oleksandr Kamyschin, den hast du bestimmt schon mal gesehen, der ist halt ein sehr auffälliger Typ, allein schon, weil er eben so eine typisch ukrainische, Kosakenfrisur auch trägt und das war derjenige, der zunächst einmal von Zelensky eingesetzt wurde, um die Eisenbahn wieder auf Vollermann zu bringen, das ja hervorragend funktioniert hat. Dann ist er im März 1923 ist er dann eben Minister für strategische Infrastruktur und jetzt ist er weitergeleitet worden in neue Aufgaben, von denen nicht genau gesagt wurde, was es ist. Also das scheint mir so ein besonderer Spezi zu sein von Selensky, der sich schon sehr bewährt hat und der eine Menge auf die Reihe bekommen hat. Also soweit ich weiß, war zum Beispiel dieser ganze Aufbau der Drohnenarmee quasi jetzt vor allem sein Werk, weil er es geschafft hat, die Wirtschaft entsprechend zusammenzubringen, um diesen Innovationsdruck dort zu erzeugen. Aber es sind auch viele andere Posten, also Verteidigungsminister ist ausgetauscht worden, Sportminister ist ausgetauscht worden, Minister für Veteranenangelegenheiten ist ausgetauscht worden, also passiert einiges, Gemeindeentwicklung, Territorien, also einmal so ein Reschaffel, nichts ist genauso, Justizministerium ist ausgetauscht worden. Findet statt. Gut, dann gucken wir mal ein bisschen auf die internationale Politik. Da dreht sich natürlich vor allem viel um die USA und um die ganze Diskussion der Erlaubnis einer weiteren Strategie. Also derzeit ist Zelensky unterwegs in den USA und präsentiert, wie es so schön heißt in den Medien, seinen Victory Plan. Wie du vorhin schon richtig gesagt hast, die Amerikaner halten sich sehr zurück, was irgendwelche Entscheidungen betrifft und belassen erstmal alles beim Alten. Ich glaube, das ist im Wesentlichen eine Entscheidung von Biden selbst und seinem Sicherheitsberater. Man will irgendwie nicht diesen Schritt gehen und sagen, nehmt doch, was ihr habt und nehmt doch alles, was ihr von uns kriegen könnt und macht damit, was ihr wollt. Zu diesem Schritt ist die USA derzeit einfach nicht bereit, obwohl der Widerstand aus Europa relativ stark ist. Vielleicht mit Ausnahme von Olaf Scholz, der halt der Einzige ist, der dieselbe Linie fährt, warum auch immer. Ja, das ist so das, was eigentlich die internationale Situation im Wesentlichen dominiert.

Pavel Mayer
1:39:48
Tim Pritlove
1:41:13
Pavel Mayer
1:41:20
Tim Pritlove
1:41:50
Pavel Mayer
1:41:51
Tim Pritlove
1:42:52
Pavel Mayer
1:43:01
Tim Pritlove
1:43:34
Pavel Mayer
1:45:26

Ja, das machen die teilweise die baltischen Länder auch, wobei sie gut einerseits natürlich massiv betroffen sind, andererseits aber auch, wenn es so um Forderungen geht, wie NATO-Truppen in die Ukraine zu entsenden, dass dann auch mehr gebellt ist an der Stelle, weil es nicht realistisch ist, und sie auch eigentlich nicht viel haben, was sie setzen können in nennenswerter Menge. Also die haben teilweise, wenn ich die baltischen Staaten zwischen. 10.000 und 30.000 aktive Soldaten überhaupt, ja insgesamt im ganzen Land und insofern, aber es ist natürlich schon wichtig, dass irgendjemand auch das Fenster des Gesagten oder Sagbaren etwas weiter aufspannt. Wer allerdings richtig signifikant Nägel mit Köpfen macht, ist natürlich Polen, die sich ganz konkret auf einen Krieg mit Russland vorbereiten. So anders kann man das nicht nennen. Also die Polen gehen davon aus, dass die Russen kommen werden. Beziehungsweise wenn sie nicht wollen, dass die Russen kommen, dass sie ein Militär brauchen, das so stark ist, dass die Russen sich einfach nicht trauen zu kommen. Ja, das ist ganz klar. Polen wissen, wenn sie das nicht machen, dann kommen die Russen. Und ja, das ist halt diese perverse Logik der Abschreckung, dass, ja, wenn du eben so einen Nachbarn hast, der imperiale Ambitionen hat und nicht davor zurückschreckt, in Nachbarländer einzumarschieren und das immer wieder getan hat. Ja, dann ist es eigentlich sehr klug, davon auszugehen, dass wenn du nicht hinreichend vorbereitet bist, dass sie das auch mit dir machen. Und im Moment ist es zwar undenkbar, weil die USA und so sofort kommen würden, aber wer weiß, was passiert, wenn Trump gewählt wird oder in fünf Jahren oder in zehn Jahren kann man sich wirklich darauf verlassen, dass die USA hilft. Und die Polen, obwohl sie der dickste Freund und großer Kunde in den USA sind, wissen, wir brauchen eigenes Militär und eigene Waffen und haben deswegen ja auch mehrfach das Thema wie bekloppt eingekauft in aller Welt, insbesondere in Südkorea, aber auch in der USA. Also haben Waffenkäufe getätigt, die bei Weitem alles übersteigen, was Deutschland im Moment schafft, obwohl es viel größer ist.

Tim Pritlove
1:49:08

Ja, also am Ende dieser Entwicklung werden wir definitiv sehen, dass die... Stärksten Armeen neben Frankreich und Großbritannien, über deren Stärke man sicherlich auch nochmal streiten kann, aber die natürlich signifikant ist, weil es eigentlich mit den USA zusammen die einzigen wirklichen internationalen Kräfte sind, mit ihren ganzen, Schiffen, Flugzeugen, internationaler Infrastruktur und Standorten etc. Das aber abgesehen von denen danach sofort Polen und die Ukraine dann kommen werden. Das sind dann einfach so die stärksten Armeen auf jeden Fall. Also man kann einfach sagen, was die Polen machen, ist so eine Art Trump-Proofing. Trump-Proofing the Continent. Einfach unabhängig von dem, was die USA jetzt gerade tun, sich auf eine Situation vorzubereiten, wo einfach die USA nicht mehr da ist. Und das ist natürlich etwas, was die ganze NATO tun sollte und Europa tun sollte. Die Polen warten das aber nicht ab und das prägt dann eben den Diskurs in dieser Gesamtdebatte und auch wenn wir natürlich jetzt in Deutschland diesen schlafmützigen Schulz da, Scholz, ich hab schon seinen Namen vergessen, Scholz und Merz, Zusammenschmerz. Also da ist wenig zu erwarten und während Deutschland also seinen Dornröschenschlaf noch ein paar Jahre fortsetzen wird, ist der Rest sich einfach gezwungen zu handeln. Aber ich finde es halt auch interessant, wie das eben auch für eine ganz neue Diskussion in den NATO-Ländern führt und die wird halt im Wesentlichen vorangetrieben vom Osteuropa, außer eben Ungarn und Slowakei, dem Baltikum und Europa. Natürlich den skandinavischen Ländern, die da alle eine ganz andere Sichtweise drauf haben und auch eine ganz andere Preparedness haben. Also auch Schweden und Finnland sind natürlich auch sehr, sehr starke Armeen. Die hätte ich jetzt eigentlich mal, Finnland hätte ich eigentlich auch mal jetzt mal auch noch mit reinnehmen müssen in diese Liste, weil gemessen an ihrem Bruttosozialprodukt und vor allem auch gemessen an der Anzahl von Einwohnern ist das die militärische Kapazität von Finnland auch nicht zu unterschätzen. Also da ist auch richtig viel am Start. Naja, aber wir wollen jetzt nicht so viel darüber reden, sondern mehr über was so passiert.

Pavel Mayer
1:51:44

Ja, aber einen Satz muss ich noch loswerden. Ja, leider gibt es in Deutschland einen starken Trend zum, was ich Unterwerfungspazifismus, glaube ich, auch schon mal hier genannt habe. Und ich finde das nach wie vor einen guten, prägnanten Begriff für das, was da ja gerade von vielen propagiert wird, auch so Leuten à la Sarah Wagenknecht. Aber auch, man muss sagen, auch Scholz fällt fast in dieses Camp. Zumindest ist da keine klare Linie zu erkennen, seit dieser Mann die Regierung übernommen hat. Ja, ich meine, das fing an mit Gerede überhaupt in der deutschen Politik darüber, dass die Ukraine nur Tage haben wird und dass man schon dabei war, sich mit der Niederlage der Ukraine anzufreunden, beziehungsweise er zunächst mal gar nicht so bestürzt erschien, wie das eigentlich angemessen gewesen wäre. Und seitdem hat man das Gefühl, stolpert Deutschland durch die Gegend. Da wurde dieses 100-Milliarden-Feuerwerk noch abgebrannt, mit diesem Sonderfonds. Aber im Grunde genommen war das auch einfach viel Gerede und auch eine ganze Menge Blendwerk. Und ja, auf der einen Seite 100 Milliarden sind eine Menge Geld, aber es ist deutlich weniger, als wenn man... Einfach eine Quote festgesetzt hätte im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt, so einfach gesagt hätte, okay, wir nehmen jetzt nicht 2%, sondern 2,5% oder 3% und das machen wir jetzt, bis die Gefahr vorüber ist, dann wären das hunderte von Milliarden in dem Zeitraum gewesen. Ja, und nicht so ein einmaliger Schuss, der jetzt eigentlich schon, ich meine, das Material ist zwar noch nicht da und so, aber das ist auch schwierig. Du kaufst dann halt einen Haufen Zeugs und dann muss das natürlich auch noch gewartet werden und dadurch entstehen natürlich auch Kosten und es ist immer, ja, also so einmalige Sonderprogrammausgaben für jetzt eine Organisation sind eigentlich immer ein Anzeichen, dass da erstens eine Menge schiefgegangen ist in der Vergangenheit, dass man es zu sehr vernachlässigt hat. Und sie deuten nicht auf nachhaltige Verbesserung hin. Beispiel nur Berliner U-Bahn ist genau dasselbe. Da wurden dann auch erst lange vernachlässigt, dann Riesenmengen an Geld zur Neubeschaffung von Zeugs ausgegeben oder eingeplant. Und jetzt nach zehn Jahren bricht es irgendwie gerade vollständig zusammen. Hier das U-Bahn-System hat man das Gefühl. Und so habe ich das Gefühl, wird auch mit der Bundeswehr umgegangen. Aber okay, das war jetzt so ein kleiner Side-Rant. Aber ja, ich bin nach wie vor unzufrieden. Und es scheint aber nicht am Verteidigungsminister zu liegen, der ein gutes Bild macht. Aber der Kanzler ist einfach eine Flaube.

Tim Pritlove
1:56:06
Pavel Mayer
1:57:41
Tim Pritlove
1:57:46

Ja, definitiv. Gehört auch zum guten Ton. Da braucht man immer irgendwie was, wo man auch noch problemlos einreisen kann, falls es mal ein Problem gibt. Keine Ahnung, wie er an die französische Staatsbürgerschaft rangekommen ist. Wie auch immer hat ihm auf jeden Fall nicht viel geholfen, denn die Franzosen hatten Beef mit ihm und haben halt offiziell zumindest beklagt, dass Telegram ja so schwer zu erreichen ist, wenn da mal Probleme sind, so mit Verstößen gegen Gesetze zum Beispiel. Und das ist ja so eine Story, die kennt man schon ein bisschen länger und dafür ist ja Telegram auch berühmt, weil die Grundhaltung von Pawel Durow war immer so, ja leck mich doch am Arsch, mir doch egal, was ihr wollt, ich mache hier meinen Dienst, ich sitze hier in Dubai, ihr könnt mir gar nichts, und ich meine, wenn man in Dubai sitzt, dann ist schon mal klar, dass wenn der Scheich da ankommt und sagt, hier. Leute, die die was gegen Scheich sagen, die hat es hier nicht zu geben. Du kannst mir viel erzählen, aber dass der nicht mit dem Staatswesen der Vereinigten Arabischen Emirate kooperiert, das kann man einfach mal komplett ausschließen. Das findet statt, weil sonst würde dieses Unternehmen dort nicht stattfinden. Das ist einfach vollkommen undenkbar. Und nur Frankreich hat halt nicht so einen Zugriff bisher gehabt, bis der Herr dann beschlossen hat, da mal wieder zu landen. Weißt ja gar nicht, wie lange er da nicht mehr war. Na ja, dann haben sie ihn erstmal in Urhaft gesteckt und ist dann für ein paar Millionen Dollar auf Kaution wieder freigekommen, darf das Land erstmal nicht verlassen. Und hat jetzt auch angekündigt, dass Telegram ein paar Änderungen herbeiführen wird. Aha. Ja, also mit der Erreichbarkeit für Behörden anderer Länder und vielleicht auch mit der Durchsetzung bestimmter Regeln könnte durchaus sein, dass sich da demnächst mal was ändert, weil der Milliardär wohl festgestellt hat, dass Urhaft doch nicht so geil ist.

Pavel Mayer
1:59:57
Tim Pritlove
2:00:00
Pavel Mayer
2:00:12
Tim Pritlove
2:02:08
Pavel Mayer
2:02:25

Genau. Genau, also Transport verschlüsselt ist es zwar, aber liegt dann dort bei Telegram auf den Servern rum. Jetzt sagt Telegram auch ja, aber wir verteilen das jetzt auch nochmal über verschiedene Server. Sodass man die Daten mehrerer Server zusammenführen muss, um die Nachrichten dort auch zu rekonstruieren. Aber am Ende gibt es natürlich einen Server bei Telegram, der in der Lage ist, diese Daten zusammenzuführen und sie wieder zu Klartext zu machen und sie dann wieder transportverschlüsselt an alle Clients zu schicken, die da berechtigt sind. Mit anderen Worten, Telegram hat Zugriff auf die unverschlüsselten Chat-Daten. So nennen wir es mal so. Und Hacker potenziell auch, die die richtigen Systemteile angreifen. Es gibt allerdings auch eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung in Telegram, von der aber in der FAQ oder in Telegram eher abgeraten wird, die zu benutzen, weil sie eine ganze Menge technische Einschränkungen hat. Du kannst die Nachrichten nur auf dem Gerät sehen. Wo sie empfangen wurden oder gesendet wurden und auf allen anderen Geräten nicht, so wie das mit den normalen Telegram-Messages der Fall ist. Plus das dann, achso, Thema Transportverschlüsselung, also sowohl die Transportverschlüsselung als auch die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, da benutzt Telegram nicht standardmäßig etwa HTTPS. Sondern MT-Proto 1 und MT-Proto 2, die dann so D4-Helmen-Key-Exchange selber machen. Also im Grunde genommen haben sie HTTPS nochmal so ein bisschen nachimplementiert, wenn du so willst. Und die eigentlichen Algorithmen, die sie benutzen, jetzt ist alles okay, irgendwie SHA-256 und IS-256 jetzt nicht Military Grade, aber soweit jetzt da ist nichts zu beanstanden. Aber, ja, insgesamt dieser MT-Proto 1 und MT-Proto 2 kam es halt so, Selbst gestrickt und relativ neu und nicht gut erforscht. Ich habe da mal oberflächlich drauf geguckt, habe da jetzt nichts wirklich Falsches gefunden, aber es sieht auch alles so ein bisschen hässlich aus und hat so eine ganze Reihe von Beschränkungen. Also es sieht ein bisschen primitiv aus, aber nicht irgendwie einfach oder elegant. So, das war mein Eindruck, weil ich mir auch so ein bisschen die API angeguckt habe. Aber also so. Und das Ding mit den sogenannten Secret Chats ist dann, ja, kann man erstmal davon ausgehen, dass wahrscheinlich auch selbst Telegram dort keinen Einblick hat. Aber sie werden extrem selten benutzt. Also so selten, dass die Mac-Version zum Beispiel dieses Feature sie rausgenommen haben, weil weniger als zwei Prozent der Nutzer das überhaupt je benutzt haben. Also nicht, dass weniger als zwei Prozent jetzt der Nachrichten verschlüsselt waren, sondern wahrscheinlich deutlich weniger. Wie wenig weiß nur Telegram, aber unter einstelliger Prozentzahl. Und damit, wenn du also in Telegram den Secret Chat benutzt, flext du automatisch deine Daten als, das sind wichtige und potenziell verdächtige Daten. Und ich bin ein potenzieller Straftäter. Das ist so ein bisschen das Problem. Also das, sozusagen technisch zu Telegram, das heißt, plus natürlich Telegram hat natürlich auch, lade deine Telefonbuchdaten hoch, das heißt, Telegram weiß auch, wer mit wem eigentlich in Kommunikation ist, wer wen kennt, wer also dieselben Daten im Telefonbuch hat. Das heißt, Telegram hat also auch selbst in den öffentlichen Daten ein komplettes Werk kommuniziert mit wem von 80 Prozent der russischen Bevölkerung. Ja, einschließlich des Großteils der Chats. Das heißt, es sitzt irgendwie auf einem gewaltigen Datenschatz, was Russland betrifft. Und das ist Russlands Messenger Nummer eins. Ja, ist also aus dem täglichen Leben der meisten Russen nicht wegzudenken. Offiziell hat so jeder dritte Russe einen Account dort. Und die anderen zwei Drittel, keine Ahnung, haben vielleicht keine Handys oder benutzen keine Messenger oder wie auch immer. Also es ist jedenfalls das Ding und auch die russische Armee würde ohne große Probleme haben, weil das auch Hauptkommunikationskanal der russischen Armee für alles ist, was irgendwie auf dem kurzen Dienstweg besprochen werden muss. So. Und das heißt, es ist ein Ding. In der Ukraine ist im übrigen Telegramm nicht so viel benutzt, aber ja, es ist halt politisch heikel. So jetzt, Paul Durov, wie gesagt, ist zwar einerseits Russe, aber lebt nicht in Russland und traut sich auch nicht, nach Russland zu reisen. Gut, jetzt im Moment kann er nicht, aber wir hatten vorhin ja kurz erwähnt, dass Putin in Aserbaidschan war nach der Invasion. Und zur selben Zeit war auch Paul Durov in Aserbaidschan und es wurde gemunkelt, was heißt mehr als gemunkelt, also gemunkelt. Dass Durov sich mit Putin treffen wollte in Aserbaidschan. Und das Munkel ging so weiter, dass Putin gesagt hat, er habe sich nicht mit ihm getroffen. So ein Denial. Ja, also diese...

Tim Pritlove
2:10:09
Pavel Mayer
2:10:12
Tim Pritlove
2:11:47
Pavel Mayer
2:13:07

Ja.

Tim Pritlove
2:13:09

Und weil die eben auch noch so unverschlüsselt ist, wie du das ja ausgeführt hast, liegt quasi auf den Servern in Dubai... Wobei ich bin mir gar nicht so sicher, ob sie ihre Server alle in Dubai haben. Vermutlich haben sie ihre Server auch weltweit, aber dann bestimmt auch besser verschlüsselt als ihr eigentlicher Transport. In diesen ganzen Gruppenchats, da liegen eine Menge Wahrheiten drin. Und es ist halt wirklich die Frage, wer hat Zugriff auf diese Wahrheiten und wer macht mit diesen Wahrheiten was. Wer weiß da was, wer hat mit wem einen Deal, wer hat die Kontrolle über wen. Das spielt eine Rolle. Das wollte ich einfach nur damit sagen und was auch noch eine Rolle spielt in dem Zusammenhang mit Frankreich ist natürlich, dass ja Frankreich mal abgesehen von dem generellen Konflikt, den alle mit Russland haben wegen des Ukraine-Kriegs und weil halt Russland frei dreht, sie ja auch nochmal spezifisch einen Beef haben mit den Russen, weil sie ja auch diesen Fernkonflikt in Afrika austragen. Also in den letzten zwei Jahren sind diverse Regierungen in Zentralafrika gekippt und in Westafrika gekippt, die für die ehemalige französische Kolonien sind und wo die Franzosen wichtige Ressourcen von beziehen. Die auch noch mit Frankreich in so einem afrikanischen Front, in so einem Währungsverbund sind, was den Franzosen immer die Möglichkeit gegeben hat, auf diese Ressourcen auch relativ krisenfest drauf zuzugreifen. Mit anderen Worten, sie kaufen dort ihr Uran zu großen Teilen für den Betrieb ihrer Atomkraftwerke, die irgendwie 90 Prozent der Strominfrastruktur in Frankreich sichern. Und Russland schickt seine Wagner-Söldner, oder mittlerweile heißen sie ja nicht mehr so, aber im Prinzip diese Söldnertruppen, die sie jetzt übernommen haben, dort nach Afrika, um diesen Umstürzlern dort eben das Leben leicht zu machen. Was für die ganz praktisch ist, weil die halt lieber mit russischen Söldnern zusammenarbeiten als mit irgendwelchen Freiheitskämpfern aus eigenen tribalen Reihen, weil die im Zweifelsfall dann immer wieder ihre Interessen auch noch selber vertreten wollen, während die russischen Söldner halt eigentlich mit Afrika gar nichts am Hut haben. Die wollen einfach nur Geld verdienen und hören im Wesentlichen auf das, was Putin sagt. Und es ist eine weitere Konfliktlinie in diesem Gesamtprozess. Wir können jetzt eigentlich relativ wenig feststellen, dass irgendwas irgendwie ist. Wir wollen nur mal sagen... Da ist mehr dahinter.

Pavel Mayer
2:16:08
Tim Pritlove
2:17:16
Pavel Mayer
2:18:47
Tim Pritlove
2:19:44
Pavel Mayer
2:19:53
Tim Pritlove
2:19:56
Pavel Mayer
2:19:59
Tim Pritlove
2:20:01
Pavel Mayer
2:20:03
Tim Pritlove
2:20:44
Pavel Mayer
2:20:45
Tim Pritlove
2:23:02

Ja, absolut. Also ich meine, die Russen brüsten sich ja selber im Fernsehen damit mit diesen Aktivitäten. Also konkret wurde ja hier die Verbindung als Zahlungsquelle zu Russia Today hergestellt. In Nachgang dazu hat jetzt auch Facebook eingesehen, dass sie vielleicht jetzt mal Russia Today Channel verbannen sollten, auch noch ein anderer Dienst, den ich jetzt gerade vergessen habe. Und ja, so läuft das gerade ab. Also man muss sich einfach klar machen, dass die russische Propaganda einfach versucht alles zu infiltrieren, was in irgendeiner Form normaler Diskurs ist in Deutschland, in Europa, weltweit. Und es ihnen vor allem auch in sehr vielen Ländern gelingt und wenn es auch nur teilweise gelingt und wenn es auch teilweise in einem Maße, passiert, wo man sich denkt was kann das schon groß auslösen, ja also YouTube Videos, die 60.000 Views haben. Das ist ja quasi nichts, ja also die haben sich da jetzt nicht die Top Leute geholt Aber darum geht es ja auch gar nicht. Es geht nicht darum, irgendeinen dominanten Kanal zu bespielen, sondern es geht immer um die Zerstörung des Diskurses. Und die Zerstörung des Diskurses, wie er ja auch in Russland selber stattfindet und seit Jahren von Putin erfolgreich betrieben wird, ist eben die Methode, dass du einfach so viel…. Unterschiedliche Erklärungen und Standpunkte zu irgendeinem Ding, was auch immer es ist, ja, und auch so viele mögliche Verschwörungstheorien in jeder beliebigen Wahnsinnsstufe verbreitest, bis einfach alle abschalten und sagen, ich glaube jetzt gar nichts mehr. Weil, wenn du nämlich gar nichts mehr glaubst, dann glaubst du nämlich auch nicht, wie es wirklich war. Dann kann dir keiner mehr darlegen, guck mal genau, so ist die Situation, Da müssen wir jetzt mal was machen. Nee, ich habe ja gehört, dass es so sein kann und ich habe gehört, dass es so sein kann und ich habe gehört, dass es so sein kann. Und dann landest du eben auch genau bei dem Zustand der heutigen russischen Bevölkerung, die sich halt einfach aus allem nur noch raushalten will. Weil sie einfach gelernt hat, dass das sozusagen ihr die beste Überlebensstrategie ist für sie.

Pavel Mayer
2:25:40
Tim Pritlove
2:26:06

Ja, das bleibt immer hängen. Also ich weiß noch, als ich irgendwie neulich mal in Budapest war und dann irgendwie im Taxi gefahren bin, dann haben die Taxifahrer auch gefragt, wie sieht es aus hier, Ukraine, lalala. Und dann so, hm, hm, hm, ja, weiß nicht. Wo ich mich schon so ein bisschen wundere so. Ich meine, das ist irgendwie ein Nachbarland von der Ukraine. Ja, aber man hört ja auch immer so Sachen und die Ukrainer haben ja dann hier, was weiß ich, auch Ungarn gefoltert und keine Ahnung und die Russen auf der Krim und das ist mir so, äh. Also so Storys und da war mir schon klar, wo es herkommt. In Ungarn muss man sich da jetzt eh nicht groß wundern, aber es ist halt auch in Deutschland nichts anderes. Du findest halt immer schnell irgendwelche hanebüchenen Storys, die rausgezogen werden und wo kommen die her? Aus irgendwelchen YouTube-Kanälen, die halt nicht viele Views haben müssen, um als Beleg in irgendwelchen Telegram-Gruppen zu landen, wo die Bubbles unter sich sind. Und da geht es einfach nur darum, dass Material da ist, der quasi eine weitere Sichtweise, die gerade passt, bestärkt wird. Und so funktioniert eben dieser Propaganda-Apparat auf so einer globalen Ebene und das funktioniert da auch super. Da muss man sich nicht wundern, warum dann Länder wie Südafrika Amerika und überhaupt viele afrikanische Länder und auch Brasilien irgendwie überhaupt gar keine klare Haltung zu diesem Ukraine-Konflikt entwickeln können, weil einfach die Bevölkerung nicht weiß, was sie glauben soll oder einfach auch wirklich generell so die russische Sicht glaubt. Da kommen natürlich noch andere Faktoren mit rein, mit BRICS und die Abhängigkeit vom Öl und generell natürlich auch eine anti-westliche Stimmung, weil ja nun die Amerikaner und auch Europa, sagen wir mal, weil diese Länder jetzt auch nicht gerade besonders Blenden behandelt hat in den letzten Jahrzehnten und Jahrhunderten. Und da muss man sich jetzt auch mal nicht wundern, wenn man da mit seinen Thesen dann nicht ankommt und sagt so, ja, bei uns brennt aber hier die Hütte. So, ja, bei uns brennt die Hütte schon seit Jahrhunderten, das hat euch noch nie interessiert. Jetzt sollen wir euch auf einmal helfen, so kommt mal klar. Das kommt natürlich jetzt auch noch mal mit rein. Nur, klar, man will ja am Ende auch einen ordentlichen Diskurs haben, aber daran hat halt Russland einfach gar kein Interesse. Und deswegen sind solche Geschichten. Also es ist einfach eine Sache, die real ist, die passiert und die man zur Kenntnis nehmen sollte. Gut, kommen wir vielleicht zu unserem letzten Block. Die Wirtschaft. Die Wirtschaft, denn es ist ja eine große Diskussion generell jetzt und damit sind wir auch in gewisser Hinsicht beim Ausblick auf den Krieg und die nächste Zukunft. Die große Frage, die sich alle immer wieder stellen ist, wie lange halten die beiden Kombatanten hier durch? Wie lange kann die Ukraine sich wirtschaftlich am Leben erhalten, um den entsprechenden Widerstand zu finanzieren? Wie lange kann Russland sein System am Leben erhalten und diesen Angriffskrieg finanzieren? Und würde irgendeiner von den beiden aufgeben müssen, wenn das nicht mehr der Fall ist?

Pavel Mayer
2:29:30
Tim Pritlove
2:30:07
Pavel Mayer
2:30:39
Tim Pritlove
2:30:45
Pavel Mayer
2:30:48

Nein, nein, nein, das nicht. Aber so jetzt steht ja wieder mal im Raum, dass der ukrainische Geheimdienstchef Budanov gesagt hat, dass Russland versuchen wird, den Krieg in 2025 zu gewinnen oder keine andere Wahl hat, als das zu versuchen, Weil es danach wirtschaftlich und militärisch rapide schwächer werden wird. Das hat er jetzt in den Raum gestellt und das dann auch versucht zu begründen. Und wenn man dem dann nachgeht, ist es in der Tat so, dass die russische Wirtschaft auf einem Pfad ist, der nicht dauerhaft durchzuhalten ist. Und ein Problem hat sich dieses Jahr jetzt manifestiert, nachdem in den ersten beiden Jahren die russische Wirtschaft besser gelaufen ist, als alle das vermutet oder erwartet hatten. Ähm. Jetzt ist die Inflation extrem hoch und zwar trotz hoher Zentralbankzinsen, die dem eigentlich entgegenwirken sollen. Also der Effekt, warum man, um die Inflation in den Griff zu kriegen, die Zentralbankzinsen erhöht, ist, dass dadurch Kredite teurer werden, dass dadurch die Nachfrage sinkt, dass dadurch die wirtschaftliche Aktivität und die Investitionen sinken und dass sich dann dadurch die Situation stabilisiert. Das dann, sagen wir mal, weniger Nachfrage, dann werden die Produkte nicht mehr teurer. So, weniger Kreditgeld im System, ja, Umlaufgeschwindigkeit des Geldes reduziert sich, wie auch immer. So, und das funktioniert in der Regel auch, das funktioniert fast überall. Das hat in Deutschland jetzt funktioniert, das funktioniert jetzt in den USA. Zinsen rauf, warten bis Inflation sinkt, dann Zinsen wieder runter. Und so versucht man eigentlich auf 3% Inflationsrate sich einzupendeln. Das ist so der anerkannte ideale Wert aus verschiedensten Gründen. Man will halt auf 3% runterkommen.

Tim Pritlove
2:33:36
Pavel Mayer
2:33:43
Tim Pritlove
2:33:48

Also man will ein bisschen, also das ist ja sozusagen das Geheimnis der Inflation. Inflation wird ja immer generell als sowas, oh Inflation ganz schlimm, ganz grausam und so weiter. Nee, also gar keine Inflation ist auch nicht gut. Man will, dass immer alles ein bisschen teurer wird, damit du dein Geld nicht hortest. Damit du einen Anreiz hast, es auszugeben, damit du es eben in Umlauf bringst, dass eben die Wirtschaft auch bedient wird. Weil wenn alle, die ihr Geld besitzen, es einfach nur behalten, dann kriegt keiner mehr was davon ab. Und das ist auch nicht gut. Und deswegen muss immer eine leichte Verteuerung da sein. Sie darf bloß eben nicht so hoch sein, dass die Löhne dem nicht folgen können und es dann für die Leute zu teuer wird. Ist eine Inflation zu hoch, dann galoppieren die Preise davon, ohne dass die Löhne dort mithalten und dann wird es eben teuer und das können sich dann eben nur die Reichen leisten. Das ist so ein bisschen das, was man immer im Kopf haben muss, aber die Inflationssituation und auch die Kreditsituation in Russland ist halt so, die Inflation ist hoch, aber die Inflation wird eben immer gemessen an allem. Man stellt so einen Produktkorb quasi zusammen, man beobachtet verschiedene Faktoren, was kostet die Butter, was kostet das Salz, was kostet der Zucker, was kosten andere Dinge des Lebens, die die Leute gerne viel kaufen, was kostet ein Big Mac, was kostet ein Fernseher etc. Und darüber trackt man sozusagen die Preisentwicklung und natürlich gehören da auch so Sachen dazu wie Energiekosten etc. Manche Sachen bedienen das eben schneller, andere brauchen eine Weile bis sie sich erhöhen, aber das ist halt auch unterschiedlich verteilt, je nachdem wo eben die wirtschaftliche Aktivität vielleicht gerade stockt oder besonders aufgedreht ist.

Pavel Mayer
2:35:46
Tim Pritlove
2:37:37

Man muss dazu sagen, dass die Rüstungsausgaben für den Staat nicht mit steigenden Preisen versehen sind, weil die werden einfach zum Festpreis gekauft. Trotz alledem, dass die hohe Nachfrage nach Personal einerseits in diesen Rüstungsbetrieben, weil dadurch, dass jetzt quasi das Land auf Kriegswirtschaft umgestellt hat, benötigen diese ganzen produzierenden Unternehmen, also die in irgendeiner Form primär oder sekundär in diesem Rüstungsgeschäft mit drin sind. Also die Fabriken, die Panzer bauen, die ganzen Fahrzeuge bauen, die sonstiges Material bauen, die natürlich allen voran, aber natürlich auch alle Zulieferer entsprechender Basistechnologien, Ressourcen etc. Die brauchen jetzt natürlich auch, um diesen Apparat hochzufahren auf den Kriegsmodus, mehr Personal. Da aber der Staat gleichzeitig auch Soldaten benötigt und das derzeit nicht über Mobilisierung erledigt, sondern eben auch über finanzielle Anreize und dabei die Preise immer weiter steigen. Also heute werden irgendwie neu in die Armee eintretenden Soldaten, ich weiß nicht ganz genau in welchen Bereichen, aber ihnen wird sozusagen schon ein Handgeld mitgegeben, was irgendwie so einem Jahres- oder Zweijahreseinkommen normalerweise entspricht. Und das ist natürlich für viele Leute einfach super interessant und deswegen schaffen sie es immer wieder noch weiteres Material an die Front zu bekommen. Also Menschenmaterial, ich weiß es ist ein furchtbarer Begriff, aber im Falle der russischen Armee greift leider auch glaube ich zu Recht kein anderer Begriff mehr. Und diese Leute, die dort also für sehr viel Geld vom Staat eingekauft werden, die kommen ja nicht aus dem Nichts, sondern die fehlen der Wirtschaft, die auf der anderen Seite auch gerade mit einer niedrigen Arbeitslosigkeit zu kämpfen hat. Weil sie brauchen halt Personal und es ist überhaupt gar kein Problem, derzeit Jobs zu finden, weil so viele Jobs frei werden durch so viele Soldaten, vor allem bei jungen Männern, im besten Alter sozusagen, im Idealfall auch noch gut ausgebildet, die halt die ganze Zeit in diesem Krieg verheizt werden. Entweder an der Frontlinie oder hinter der Frontlinie. Mit anderen Worten, jetzt sind auch diese Unternehmen. Gezwungen, immer höhere Löhne zu zahlen, damit sie überhaupt noch mithalten können mit dem Konkurrenten-Soldaten-Job. Und das wiederum bedeutet, dass auf der einen Seite sehr viel Geld wiederum in die Bevölkerung kommt, die diese Inflation, die existiert, so nicht spürt, weil sie ja mehr Geld haben. Und sich damit eben auch höhere Lebensmittelpreise etc. Noch leisten können. Auch wenn es natürlich schon viele Leute im Land gibt, die sich das so nicht mehr so gut leisten können, weil sie an diesem Geldtransfer so unmittelbar nicht teilnehmen, sondern bestenfalls nur mittelbar daran teilnehmen. Aber so hält sich sozusagen das Ganze gerade noch ein wenig die Waage und führt eben noch nicht dazu, dass das Land insgesamt dagegen aufsteht, dagegen protestiert oder diese Situation als untragbar markiert, sondern es ist halt einfach so und es gleicht sich eben dadurch aus, solange der Staat immer noch mehr Geld reinpumpt und sich das irgendwie noch halbwegs ausbalanciert. Die Frage ist, was passiert, wenn das dann alles nicht mehr so funktioniert, wenn also das Ganze auch an seine Grenzen kommt, an die es unter Umständen auch bald kommt, weil der Staat entweder die Kohle nicht mehr hat oder nicht mehr die Bereitschaft hat, mehr zu zahlen.

Pavel Mayer
2:41:27

So genau, das ist im Prinzip auch das, so wie Anders Puck Nielsen das, glaube ich, dargestellt hat und auch andere. Und wie gesagt, Budanov war ja der Erste, der diese These jetzt aufgestellt hat. Also nächstes Jahr 2025 muss Russland umsteuern und wird in Probleme reinlaufen. Also kann den Kurs, den es jetzt fährt, nur noch maximal bis Mitte, Ende 2025 fahren. Und ich habe mich dann gefragt... Was sagen denn die offiziellen Zahlen? Also abseits jetzt von Kommentatoren, was sagt denn die Statistik? Und laut der russischen Zentralbank, wenn man der Glauben schenkt und das Internet und die internationalen Experten scheinen diesen Zahlen Glauben zu schenken, Also wenn man diese Zahlen recherchiert, findet man überall praktisch die offiziellen Zahlen der russischen Zentralbank. Niemand zweifelt die an. Ich weiß es nicht, die können oder können nicht richtig, sind vielleicht richtig, vielleicht aber auch nicht. Aber nehmen wir mal jetzt allein die russischen Zahlen, die eben allgemein verwendet werden. Dann hat die russische Zentralbank für 2024 erwartet sie insgesamt ein Wirtschaftswachstum von 3,5 bis 4 Prozent, also inflationsbereinigt. Das wäre ein solides Wachstum, nicht großartig, aber so für 2025 werden jetzt nur noch 0,5 bis 1,5 Prozent erwartet von der russischen Zentralbank selbst. Also die russische Zentralbank sagt auch, okay, nächstes Jahr wird nicht so dolle werden. Aber man kann jetzt sagen, naja, 0,5 bis 1,5 Prozent ist immer noch mehr als Deutschland dieses Jahr hat. Wo wir irgendwie wahrscheinlich bei 0 oder 0,1 Prozent Wirtschaftswachstum rauslaufen werden. Aber, so, ja gut, guckt man sich jetzt auch die Zahlen an, was denn jetzt so Haushaltsdefizite und Neuverschuldung und so angeht, kann man sagen, ja, Russland fährt Haushaltsdefizite in signifikanter Größenordnung so, aber jetzt auch nicht katastrophal. Und die Verschuldung ist jetzt auch nicht so hoch, weil Russland hatte halt kaum Schulden und aus dem Leid kaum jemand Russland was. Also insofern, gut, verschuldet der Staat sich vielleicht doch bei den Bürgern und so. Also wenn man jetzt rein auf die Zahlen guckt, so sieht es jetzt nicht so aus, als wenn jetzt ein Kollaps irgendwie der russischen Wirtschaft im nächsten Jahr ansteht. Und man kann jetzt natürlich auch noch argumentieren, dass ja. Russland wird Dinge ändern müssen und es hat sich bisher auch recht gut angepasst an geänderte Rahmenbedingungen so und dürfte es vielleicht oder wahrscheinlich wieder tun so im nächsten Jahr. Also wieder mit irgendwas halt ankommen und Dinge ändern. Aber, und jetzt kommt zu sagen, dass aber, während die Zahlen einerseits jetzt ganz gut aussehen. Sind Änderungen, also die Änderungen, die anstehen, dürften unpopulär sein. Also es sind ja keine populären Änderungen zu erwarten und ja, das könnte dann insgesamt wahrscheinlich die Unterstützung der Bevölkerung für den Krieg weiter senken. Das heißt, wir sind jetzt schon bei 48 Prozent und wie sieht es erst aus, wenn ja im nächsten Jahr dann unpopuläre Maßnahmen bekommen müssen, die jetzt zwar nicht wirtschaftlich ruinös sind, aber schon spürbar für alle, die es jetzt noch nicht zu spüren gekriegt haben. So. Und außerdem könnten die Änderungen, wie es so schön heißt, weil Dinge zu sogenannten krisenhaften Anpassungserscheinungen führen, also dass Dinge einfach kaputt gehen dabei durch die Änderungen und so. Und auf der anderen Seite, als ich mir die ganzen Zahlen angeguckt habe und die wirtschaftliche Situation, bin ich zu der Erkenntnis gekommen, dass Putin und Russland es sich wirtschaftlich wunderbar leisten könnten, sich komplett aus der Ukraine zurückzuziehen. Selbst wenn diese Aktionen aufrechterhalten würden. Selbst unter den Bedingungen würde Russland jetzt nicht untergehen wirtschaftlich. In der Realität, wenn aber jetzt die Stimmung umschwingt und Putin zu der Erkenntnis kommt, der Krieg ist nicht zu gewinnen, wird er sicherlich einige Konzessionen raushandeln können, So wie, ja, die bisher besetzten russischen Gebiete werden entmilitarisiert, kommen zwar unter ukrainische Verwaltung, da ist dann Polizei und alles meinetwegen, aber es dürfen dort keine schweren Waffen oder Raketen oder Artillerie stationiert werden. Dann könnte Putin hingehen und zu Hause auch noch vermelden, Operation gelungen, so ist entmilitarisiert, wir ziehen uns jetzt wieder zurück und na gut, mit dem Kleinen, dass wir es annektiert haben und so, das vergessen wir mal, das schmeißen wir mal unter den Tisch. Ja, nicht, dass er es tun wird. Ich sage nur, wenn er zu der Erkenntnis käme und es tun wollte, ja. Wäre er wahrscheinlich in der Lage und dann noch die Aufhebung der Sanktionen schrittweise so mit dazu. Alle wären wieder glücklich und Putin könnte weitermachen mit der Unterwanderung des Westens, mithilfe von Geld und Oligarchen und alle wären wieder glücklich und das Geld würde wieder sprudeln und die russische Wirtschaft würde boomen. So, weil Russland ist halt eine Öldiktatur, wenn man so will, eine Öl- und Rohstoffdiktatur und eigentlich das Einzige, was im Moment, was dann zählen würde, ist, dass wieder genug Öl gepumpt und Gas geliefert wird und dann fließt das Geld wieder und alle werden glücklich. Ja, das wäre sozusagen eine Lösung. Also das ist das Szenario durchaus, was im Moment nicht realistisch ist, aber wo in einem Jahr wir mal wieder drüber reden können, wo wir dann dort sind oder in zwei Jahren. Und ich halte das nicht für komplett abwegig, ein solches Szenario. Wenn, wie gesagt, da sind wir noch lange nicht, aber Putin merkt, nee, es geht so nicht weiter.

Tim Pritlove
2:50:29
Pavel Mayer
2:51:34
Tim Pritlove
2:52:24
Pavel Mayer
2:52:40
Tim Pritlove
2:54:30
Pavel Mayer
2:54:31

Und eben auch weiter Wachstum, also deutlich höheres Wachstum, als in Russland prognostiziert wird. Und für 2025, Gegenteil von dem, was Russland angeht, das sich im Tief befinden wird, geht man für die Ukraine von über 6,5% Wirtschaftswachstum aus. Aber... Es ist jetzt nicht nur das Wachstum, sondern auch alle anderen wirtschaftlichen Kenndaten, auf die man drauf guckt, wie zum Beispiel die Inflationsrate, die bei 5% liegt, weniger als die Hälfte von dem in Russland, und ein Basiszins von 12 Prozent, auch die Hälfte von dem, was in Russland der Fall ist. Man ist zwar noch zwei Prozent von den dreien entfernt oder drei Prozent von den zweien. Dann ist aber auch positiv zu berichten, dass die Reform und die Europäisierung in der Ukraine voranschreitet. Und die Ukraine die quantitativen Performance-Kriterien vom IMF, also acht von neun dieser Kriterien erfüllt oder übererfüllt hat. Das heißt, das sind so Kennzahlen wie das Mindeststeueraufkommen, was die Ukraine selber einnehmen muss, Verschuldungsgrenzen, Obergrenzen, die einzuhalten sind. Ausgabengrenzen, die einzuhalten sind und der Aufbau von Devisenreserven zum Beispiel. Und in all diesen Punkten hat die Ukraine erfüllt und übererfüllt. Also insofern kann man sagen, zeigen trotz des Krieges die wirtschaftlichen Daten in der Ukraine in eine absolut positive Richtung. Positiver als die wirtschaftliche Entwicklung in Russland, erstaunlicherweise. Natürlich alles unter Bedingungen jetzt auch internationaler Unterstützung. Ohne die wäre ein Wachstum in der Größenordnung wahrscheinlich nicht möglich. Aber man kann sagen, dass die Ukraine einen signifikanten Teil des Geldes für den Krieg auch selbst erwirtschaftet und aufbringt. Das zeigen halt diese Zahlen im Moment. Und das fand ich halt wirklich überraschend so. Auf der anderen Seite ist jetzt natürlich nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen und 25 Prozent der Bevölkerung sind unter die Armutsgrenze gerutscht. Also durch den Krieg letztlich. Das war mal besser. Aber klar, wenn Leute halt aus ihren Dörfern vertrieben werden und irgendwo anders unterkommen müssen, dann hat das natürlich Auswirkungen. Oder einfach die Zerstörung von Lebensgrundlagen, von privatem Eigentum. Stehen dann Leute plötzlich mittellos da oder die vielleicht auf Mieteinnahmen angewiesen waren, vielleicht irgendwie eine Eigentumswohnung irgendwo finanziert hatten und von den Mieteinnahmen dann gelebt haben und das Ding wird denen einfach weggebombt. Und da zahlt dann auch nicht unbedingt eine Versicherung oder in der Regel keine Versicherung bei Kriegsschäden. Ja. Und insofern, ja, es ist auf der einen Seite, kann man sagen, wow, super, die Ukraine entwickelt sich wirtschaftlich gut, aber sie braucht halt unsere Hilfe und ist längst nicht irgendwie in der Region, wo dieses Land sein sollte oder sein könnte wirtschaftlich.

Tim Pritlove
2:59:38
Pavel Mayer
3:00:26

Und sie hatten massive auch Stromerzeugungskapazitäten für die Schwerindustrie, die sich dort befand. Also, ja, und da kommen wir jetzt gleich vielleicht noch kurz drauf, wie das halt. Welche Dimensionen und Auswirkungen jetzt eigentlich die Angriffe auf die ukrainische Infrastruktur haben. Okay, wie kriegen die das hin, wo doch die Russen eigentlich das gesamte Energienetz zerbomben und ohne Strom kannst du halt auch nichts produzieren. Und bei Perun, glaube ich, habe ich jetzt Zahlen gefunden, sie stammen von der Ukraine ursprünglich, auch von Budanov, glaube ich, dass insgesamt bisher 9600 Raketen auf die Ukraine abgefeuert wurden, wovon 2.430 abgefangen wurden und 7.170 durchgekommen sind. Also über 7.000 Raketen sind irgendwo in der Ukraine eingeschlagen. Und dazu kamen 14.000 Drohnen, von denen 9.270, also 4.739 durchgekommen. Also insgesamt nach 11.500 Raketen und Drohnen sind in der Ukraine eingeschlagen. Dazu natürlich jede Menge Artillerie und Kurzstrecken. Also das sind alles jetzt Langstreckenraketen, die irgendwo tief ins Land hineingegangen sind. So und zur Hälfte ungefähr militärische Ziele und zur Hälfte zivile Ziele wie Energieanlagen, Kraftwerke, Umspannstationen, Brücken und so weiter getroffen haben. So und. Was jetzt die Energieinfrastruktur angeht, ist der Hauptgrund, warum die Ukraine noch halbwegs Strom hat, trotz dann je nachdem auch hoher Ausfälle ist, dass eben das Energiesystem der Ukraine massive Überkapazitäten hatte. Also gewaltig dimensioniert war und selbst jetzt mit den verbliebenen zwei Kraftwerksstandorten und sechs, sieben Reaktoren insgesamt, diese beiden Kernkraftwerke alleine können 50 Prozent der derzeitigen Spitzenlast im letzten Winter erzeugen, allein an Erzeugungskapazität. Und ja, also das ist mit ein Grund, obwohl jetzt 60, 70 Prozent der Erzeugungskapazitäten entweder besetzt wurden oder zerbombt wurden, trotzdem noch genug Erzeugungskapazität da ist. Und ansonsten ist man halt jetzt auch ein bisschen besser vorbereitet mit mehr dezentraler Erzeugung. Mehr Leute haben irgendwie Generatoren, die sie anwerfen können. Und ja, insofern geht man davon aus, dass die Ukraine mit dem Energiekrieg nicht in die Knie zu zwingen sein wird, es sei denn, Russland greift die Atomkraftwerke an und schaltet deren Erzeugungskapazität aus. So, das, weshalb jetzt auch Gerede in den russischen Propagandamedien aufgekommen ist, man solle doch die Atomkraftwerke angreifen. Und das steckt dahinter, dass man halt jetzt gemerkt hat, diese beiden Atomkraftwerkskomplexe alleine reichen fast aus, um die Ukraine vollständig oder einen Großteil der Zeit komplett mit Energie zu versorgen und ansonsten die Hälfte der Spitzenlast ungefähr zu liefern. Ja, ähm... Und des Weiteren noch erwähnenswert natürlich in dem Zusammenhang ist, dass die ukrainische Waffenproduktion, Rüstungsproduktion massiv ausgeweitet wurde. Und wir hatten anfangs ja schon erwähnt, Modellvielfalt an Drohnen und anderen Waffensystemen. Und wirtschaftlich gesehen sind viele kleine Manufakturen entstanden. Sieht man auch immer die Bilder, so eine Handvoll Leute, die Drohnen zusammenschrauben und dann verpacken. und Stapel.

Tim Pritlove
3:06:19
Pavel Mayer
3:06:23
Tim Pritlove
3:06:27
Pavel Mayer
3:06:52

Ja, und das hat wohl dazu geführt, dass die Ukraine selbst wohl eine Million Drohnen im letzten Jahr produziert hat auf diese Art und Weise fürs Militär. Und das ist, ich sag mal, für Manufaktur, das ist, ich sag mal, eine Million Drohnen, würde ich sagen, ist signifikant. Das sind fast 3000 am Tag ungefähr, plus sicherlich Importierte und Produkte. Und durch diese Manufaktur viele neue Modelle, hohe Innovationsrate haben wir vorhin schon gesehen, wobei jetzt für die Zukunft erwartet wird, dass sich diese Innovationsrate verlangsamt und dass jetzt eine Konsolidierung stattfindet und es dann mehr größere Produktionsanlagen oder eine Konzentration auf weniger bewährte Modelle gibt. Es gibt also auch weniger Modelle, die sich bewährt haben. Das wird zumindest vorhergesagt. Und eben auch natürlich eine weitere Professionalisierung in Richtung Militär drohen, die dann wahrscheinlich etwas teurer und aufwendiger auch sein werden, aber auch eben entsprechend leistungsfähiger. Und was man jetzt ja schon gesehen hat, ja, es ist krass. Dass Hubschrauber die Drohnen, die Hubschrauber zerstören können, Drohnen, die Minen legen, andere Drohnen aussetzen, im Verbund fliegen, Feuerspucken und so weiter. Ja, aber es sind nicht nur tatsächlich jetzt im Drohnenbereich, sondern es gibt auch des Weiteren die sogenannte Bodana. Das ist eine selbstfahrende Radtaubitze, also eine riesige Kanone auf einen LKW geschraubt, so wie die CISA beispielsweise im NATO-Kaliber 155 mm. Und das Bemerkenswerte ist, dass die Ukraine das Fahrzeug und das Geschütz selbst produziert. Und ist jetzt seit anderthalb Jahren im Einsatz, seit Frühjahr 23. Und die Ukraine produziert bis zu zehn Stück im Monat davon. Das heißt, die sind jetzt auch in tatsächlich signifikanter Menge vorhanden. Also so 50 bis 100 Stück mittlerweile. Und die Beschaffung wurde unter anderem auch von Dänemark mitfinanziert. Das heißt, das ist das Modell, Dänemark beispielsweise gibt Geld und dann ist jetzt 18 oder 19 von den Dingern zu bauen und die machen das dann und dann kriegt die Ukraine das. Und jetzt werden wohl auch Gelder aus eben den Zinsen beschlagnahmter russischer Assets dafür eingesetzt, um unter anderem eben auch Bogdanas zu finanzieren. Also insofern finanzieren die Russen, wenn man so will, die ukrainische Rüstungsindustrie und deren Aufbau.

Tim Pritlove
3:10:53
Pavel Mayer
3:11:21

Ja, allerdings gibt es auch dort jetzt ganz viele, ich sag mal auch kleine Rüstungsbetriebe und Manufakturen, so die vorher, keine Ahnung, Metallteile für irgendwas, für Zäune hergestellt haben oder Autoteile hergestellt haben, die halt jetzt dann auch Granaten herstellen oder Teile von Granaten und das sind dann auch so teilweise kleinere Shops, die dann aber auch so 10.000 kleinere Mörsergranaten im Monat raushauen. Ein Shop. Also da kommt mit Sicherheit jetzt, ja, also da kommt auf jeden Fall nennenswert was zusammen und. Was jetzt auch geplant ist, also Rheinmetall investiert nennenswert in der Ukraine, weshalb jetzt Russland auch wohl angeblich den CEO ermorden will von Rheinmetall. Es gab ja auch verdächtige Explosionen in zwei verschiedenen Rheinmetallbetrieben, aber jedenfalls hält Rheinmetall jetzt 51 Prozent der neuen Rheinmetall Ukrainian Defense Network, Network LLC, GmbH, und investiert halt dort vor allem so in Reparatureinrichtungen in der Westukraine, vor allem für Westpanzer jetzt und Westkanonen und so. Dann besagte 155 mm Artilleriegranatenproduktion findet auch mit Rheinmetallbeteiligung statt und geplant ist die Produktion des Schützenpanzers Lynx in der Ukraine. So, das findet zwar noch nicht statt, aber ist eben auch erklärt. Und wohl diese größere Rüstungsproduktion oder generelle Rüstungsproduktion findet wohl zunehmend jetzt unterirdisch in Bunkern statt, aus natürlich guten Gründen. Plus aber dann eben verteilt in wiederum kleinen Workshops. Ja, also das wäre es jetzt wirtschaftlich. Russland wird tendenziell schlechter, Ukraine im Moment wird erwartet, wird tendenziell besser, was das Wachstum angeht und bemerkenswert, dass überhaupt dort Wachstum unter diesen Bedingungen stattfinden kann, während in Deutschland gerade nicht so richtig wächst.

Tim Pritlove
3:14:35

Ich meine das Wachstum hängt, wie du schon gesagt hast, sehr davon ab, dass eben auch weiterhin so eine Kapitalunterstützung da ist, aber grundsätzlich, das wollte ich ja vorhin auch nochmal betonen und ich betone es nochmal, weil das muss man sich glaube ich auch mal klar machen, Ukraine ist eigentlich ein potenzielles Powerhouse für Europa. Also wir können uns eigentlich gar nichts mehr wünschen, als dass sie der NATO und auch vor allem natürlich der EU beitreten. Das wird nicht ohne Konflikte ablaufen und das haben wir bei den anderen Osterweiterungen auch schon gespürt, dass dann eben auch einfach mal Gesellschaften aufeinandertreffen, die in manchen Punkten dann vielleicht doch mal ganz andere Ansichten haben. Aber so ist das halt nun mal in einem Einigungsprozess. Den muss man irgendwann auch mal beginnen, weil sonst kommt man nicht irgendwo an. Mittlerweile finde ich es, ich finde es immer wieder bemerkenswert, muss man sich auch mal klar machen, wie sehr sich Frankreich und Deutschland mal auf die Mütze gegeben haben und wie sehr diese Rivalität eigentlich gar kein Thema ist. Und ähnlich wird man sich auch mit Polen einigen können über längere Zeit und diese Prozesse müssen einfach nur begonnen werden. Aber die Ukraine ist halt in vielerlei Hinsicht einfach auch eine Gelegenheit für Europa, sich dort auch nochmal zu erweitern. Ich finde es auch nach wie vor als eine Verpflichtung, uns dort zu engagieren, also rein aus moralischen Gründen. Aber es ist eben auch ein wirtschaftliches Argument, was man hier machen kann. Das ist für uns alle nur gut und deswegen... Lass uns weiterhin die Ukraine unterstützen in ihrem Kampf gegen Russland, weil es ist vor allem ein Kampf von Russland gegen uns alle und das ist mir einfach nicht recht. Ich finde das einfach unangemessen.

Pavel Mayer
3:16:36
Tim Pritlove
3:17:20
Pavel Mayer
3:17:21
Tim Pritlove
3:19:43
Pavel Mayer
3:20:02

Ja.

Tim Pritlove
3:20:03
Pavel Mayer
3:20:32
Tim Pritlove
3:20:36