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UKW130 Geopolitischer Analphabetismus

Die Trump-Regierung dreht frei und kündigt dem Westen die Zusammenarbeit

Das desaströse Treffen im Oval Office zwischen US-Präsident Trump, seinem Vize J.D. Vance und Selensky dürfte als das Ende des Westbündnisses zwischen den USA und seinen Alliierten in die Geschichte eingehen. Mit dem rüden Umgang mit dem Führer der freien Welt, der zeitgleichen Annäherung an Putins Propaganda und vor allem dem (vorübergehenden) Aussetzen der Militärhilfe für die Ukraine dürfte in Europa auch noch die letzten Zweifel vertriebene haben, dass man auf die USA künftig nicht mehr setzen kann.

Hektische Diplomatie führte kurz darauf zu einer Kehrtwende in der Europäischen Politik und der Ankündigung eines massiven Aufrüstungsprogramms in Europa und in manchen Ländern zur Wiedereinführung der Wehrpflicht und der Diskussion um nukleare Schutzschilde durch Frankreich, dass das einzige Land ist, dass über eine von den USA unabhängige Militärtechnik verfügt.

Dazu vergrault Trump auch ohne Not seine engsten Verbündeten auf dem amerikanischen Kontinent: den Kanadiern platzte die Hutschnur und kontert die Attacken Trumps mit einem gnadenlosen Boykott US-amerikanischer Waren und Drohungen bis hin zu einem Energiestopp. Trump musste schnell den Schwanz einziehen und viele seiner Drohungen zurückziehen. Der Börse gefällt dieses Hin und Her überhaupt nicht und antwortet mit massiven Kursstürzen.

Wir diskutieren die Aspekte des Geschehens und welche Optionen Europa und die Ukraine jetzt haben, um sich künftig auch ohne die USA zu verteidigen.

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Veröffentlicht am: 14. März 2025
Dauer: 3:21:45


Kapitel

  1. Intro 00:00:00.000
  2. Einstieg 00:00:31.516
  3. Abriss der US-Staatsstrukturen 00:07:20.639
  4. Zölle und Handelskrieg 00:31:35.370
  5. Alternative zu Gegenzöllen gegen USA im Handelskrieg 01:02:10.016
  6. Skandal im Oval Office: internationaler Schock 01:08:35.469
  7. Neue Geo- und Militärpolitik in Europa 01:14:44.006
  8. Kann sich Europa ohne die USA verteidigen? 02:01:00.218
  9. Militärische Unterstützung der Ukraine 02:21:29.535
  10. Aktuelle Verhandlung 02:56:01.890
  11. Ausklang 03:15:45.187
  12. Bonus Track 03:18:06.302

Transkript

Tim Pritlove
0:00:31
Pavel Mayer
0:00:50
Tim Pritlove
0:00:52

Und da waren wir ganz froh, dass wir endlich mal alles so vom Tisch geräumt haben, damit dann erstmal irgendwie Ruhe ist und dann kann man ja nochmal gucken, ob irgendwas passiert. Und dann brach die Hölle los. Und leider gab es in den letzten zwei Wochen bis jetzt keine Gelegenheit, für uns nochmal zusammenzukommen, auch wenn sich irgendwie täglich immer mehr ergab und aufstaute. Und schon bei der Vorbereitung dieser Sendung haben wir gemerkt, oh Mann, das ist einfach fast alles überhaupt gar nicht mehr ordentlich zusammenfassbar. Wir wollen es aber trotzdem probieren, mit anderen Worten, wir blicken darauf, was sich in der internationalen Geopolitik so ergeben hat. Und dieser Podcast ist mal, also zumindest diese Serie. Also dieser Teil dieses Podcasts, diese Season, die wir hier gerade durchziehen, dieser Fokus auf die Ukraine, begann mal eben mit einem Fokus auf den Krieg selbst und auf ein Geschehen, von dem wir glaube ich beide so ein bisschen das Gefühl hatten, dass am Anfang dem nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt wurde und dass das irgendwie wichtig ist. und dass das irgendwie besonders ist. Und dann haben wir drei Jahre lang jetzt auch dabei zugeschaut, wie eigentlich alle Beteiligten und speziell natürlich Europa und da vor allem auch Deutschland sich also gewunden haben und irgendwie diesem Thema nie so richtig die Aufmerksamkeit zu geben schienen, die es unserer Meinung nach gerecht werden würde. Ja und dann ging es los. Einen Tag nachdem wir diese letzte Sendung veröffentlicht haben, gab es jetzt dieses epische Streitgespräch im Oval Office zwischen Trump und Vance und Zelensky. Und seitdem ist alles anders und man hat das Gefühl, wir treten in ein neues Zeitalter der Geopolitik ein. Und ja, das werden wir jetzt mal versuchen, ein bisschen zusammenzufassen. Das wird jetzt nicht vollständig sein, aber so ein bisschen unsere Gedanken darauf zu richten, was hier vielleicht jetzt die relevantesten Aspekte und Überlegungen sind, was wir da so von zu halten haben, was wir auch so an Meinungen around the world mitgenommen haben. Ja, und ich weiß gar nicht, ob wir groß zum Orakeln kommen, wie das jetzt so weitergehen wird. Auf jeden Fall kann man schon mal festhalten, dass der relativ optimistische Blick, den man durchaus hätte haben können, sich so nicht ergeben hat. Eigentlich war das ja so eine Art 30 Zentimeter vom Golfloch entfernter Putt, den man da noch hätte machen müssen, um irgendwie Russland zu diesem Zeitpunkt dort eingefangen zu bekommen. Aber offensichtlich hat sich die US-Regierung das alles ganz anders vorgestellt und jetzt laufen sie irgendwie wild in die andere Richtung und zerstören dabei ja nicht nur das Porzellan im Porzellanladen, was wir letztes Mal schon im Titel beschworen haben, sondern jetzt bleibt eigentlich überhaupt nichts mehr heile. So würde ich das mal einführen, das Thema heute. Was denkst du?

Pavel Mayer
0:04:39
Tim Pritlove
0:06:44
Pavel Mayer
0:06:47
Tim Pritlove
0:07:14

Genau, es rächt sich jetzt viel Unterlassenes. Das kommt noch dazu. Ja, steigen wir vielleicht mal ein mit eigentlich einem Begleitgeschehen, was erstmal nur so ein bisschen den Kontext liefert, weil seitdem jetzt die Trump-Regierung am Start ist, macht es eben den Eindruck, als ob sie dieses Project 2025, was wir glaube ich auch in einer der vorvorletzten Sendungen kurz nach der Wahl oder vor der Wahl, ich weiß nicht, hast du das glaube ich auch noch mal aufgezählt und ich dachte nur so, oh Gott Pawel, sei ruhig irgendwie, so schlimm wird es doch nicht kommen, aber, sieht so aus, als ob jetzt der Plan dann doch abgearbeitet wird und das ist schon das wäre schon fast auch noch mal eine eigene Sendung wert, glaube ich, aber also ob wir die machen, weiß ich nicht, aber. Der ganze Umfang der Maßnahmen der sich vor allem jetzt innenpolitisch in den USA erstmal mal so entfacht. Also dieser ganze Purge, der halt von Doge ausgeht und also diesem merkwürdigen Projekt von Elon Musk, der ja gar nicht gewählt wurde, aber trotzdem aus irgendwelchen Gründen auf einmal eine Exekutiv-Power zugestanden bekommt und anfängt, irgendwelche Leute zu entlassen und komplette Behörden einzustellen, allen voran halt USAID, wo sich schon mal gezeigt hat, okay, das wird auch alles geopolitische Auswirkungen haben. Weil gerade USAID als Organisation ist an der Stelle schon extrem delikat. Was ist das? Das ist so eine Organisation, die halt eigentlich im Wesentlichen dazu da ist, wie der Name schon sagt, Hilfe über der Welt zu verteilen. Das geht von, wir kaufen den amerikanischen Farmern ihren Weizen ab und schippern den halt in Säcken, wo schon in den USA draufsteht, um die Welt, um halt Hunger entsprechend einzudämmen, bis hin zu wir finanzieren unabhängigen Journalismus weltweit in Ländern, wo halt sonst irgendwie kaum ordentlicher Journalismus betrieben wird. Ja, das ist mehr oder weniger über Nacht alles komplett mit dem Arsch eingerissen worden. Mittlerweile ist es so, dass wohl die Gerichte zumindest sichergestellt haben, dass bereits zugesagte Gelder auch fließen müssen. Aber es wird halt in dem Sinne keine neuen Aktionen geben. Und allein das ist natürlich schon mal ein ganz schlimmes Signal an die Welt, die im Prinzip besagt, ja, wir sind es die USA, we just don't care. Weil damit kaufst du dir natürlich halt auch viel Goodwill und dieser Goodwill, der ist halt jetzt hier auch innerhalb weniger Tage vernichtet worden.

Pavel Mayer
0:10:09
Tim Pritlove
0:10:56

Ja, aber das ist ja alles der Deep State und man hat den Eindruck, dass also jetzt hier wirklich mit der Abrissbirne, die Government-Strukturen zerstört werden und da steckt halt auch eine Ideologie dahinter, die halt eben von diesen ganzen, Geldmenschen, die jetzt hinter diesem ganzen Project 2025 und natürlich auch der neuen US-Regierung stehen, also nicht nur Trump, sondern halt auch von J.D. Vance, der ja von Peter Thiel im Prinzip protegiert wurde, schon mit viel Geld zu seinem Senatsposten gebracht wurde und letzten Endes hintenrum eben dann auch als Vizepräsidentschaftskandidat durchgesetzt wurde. Und das ist halt einfach der lange politische Arm jetzt dieses Geldadels, der hintenrum eine Ideologie vertritt, die einen nur noch gruseln lassen kann. Das sind wir auch in den Kommentaren nochmal darauf hingewiesen worden. Dass halt einfach hier diese Leute im Prinzip die Auflösung des Staates fordert, mal kurz gesagt. Es gibt ja jetzt auch diese ganze Diskussion, wir richten jetzt Freedom Cities ein, wie sie das so schön nennen, also so Gebiete, die quasi wie so ein Freihandelshafen, der keinen Zöllen unterliegt. Hast du dann quasi jetzt auch noch komplette Städte oder Regionen, die dann eben nicht mehr den Gesetzen des Staates zu folgen haben und so weiter. Also im Prinzip wollen sich hier die ganzen Milliardäre weitere Freiräume, als ob sie nicht schon genug hätten, weitere Freiräume schaffen lassen. Und ja, da stört natürlich erstmal ein regulierender, eingreifender Staat mit einer funktionierenden juristischen Power und das ist halt genau das Playbook, was man jetzt sieht. Also es werden halt Richter diskreditiert, Elon Musk ist da täglich am twittern, wie schlimm ja die Richter sein und überhaupt man müsste ja mal hier die Justiz abschaffen, weil die ist ja irgendwie gegen die Freiheit und so werden halt Stück für Stück derzeit alle Entitäten im US-Staat außer Gefecht gesetzt, die in irgendeiner Form. Trump dabei behindern könnten, einfach seinen Willen durchzusetzen. Und letzten Endes werden sie wahrscheinlich auch noch irgendwie dafür sorgen, dass. Dass er dann sozusagen auch noch eine dritte Amtszeit antreten kann, was ja eigentlich von der Verfassung her unmöglich ist. Also ich sehe da wirklich maximalen Schaden zukommen und der kann auch teilweise sehr irreversibel sein. Hier haben sich also jetzt wirklich die Wahnsinnigen durchgesetzt und es ist vollkommen unklar.

Pavel Mayer
0:13:55

Ja, also diese Leute sind der Meinung einfach, dass Demokratie ein schlechtes System ist, weil zu viele arme und dumme Leute dort mitzureden haben und deswegen, ja, es ist halt ineffizient und eigentlich braucht man Leute gar nicht und Staat und so. Also es erinnert so ein bisschen mich auch viel an den Cyberpunk der 90er, also viele Gesellschaftsentwürfe dort, wo, ja, die Gesellschaft dort war alles privatisiert. Du hast dich dann halt quasi einer Sicherheitsorganisation angeschlossen. Also Polizei ist auch privat und du quasi zahlst dann an irgendeine, statt eine Versicherung zahlst du eben dann auch an eine bestimmte Polizeigruppe oder Machtgruppe, um dann eben deren Sicherheit zu haben. Und wie gesagt, alles ist komplett durchprivatisiert und den Staat gibt es eigentlich gar nicht mehr. Und das ist so ein bisschen deren Vision. Ja, und dazu versuchen sie gerade dem Staat maximalen Schaden zuzufügen und das scheint zu einem gewissen Maße auch zu gelingen, auch wenn sie dabei extrem inkompetent vorgehen. Das merkt man halt auch. Aber ja, wir hatten ja beim letzten Mal, glaube ich, auch schon darüber erzählt, wie Doge halt diverse E-Mails dann an Mitarbeiter verschickt hat im öffentlichen Dienst. Ja. Die erste E-Mail, die rumging, war ja diese Fog in the Road E-Mail. Im Prinzip eine Kopie dessen, was Musk bei Twitter gemacht hat. Im Prinzip wo drin stand, sie titelt Fog in the Road. Also ihr müsst euch jetzt entscheiden, entweder ihr reißt euch jetzt den Arsch auf, macht Überstunden und liefert halt maximale Exzellenz. Und wenn ihr nicht dazu bereit seid, klickt hier, dann kriegt ihr noch eine Abfindung und dann tschüss. Und ich glaube, ungefähr 75.000 Mitarbeiter im öffentlichen Dienst haben tatsächlich dieses angenommen. Aber ja, das hat man dann auch erzählt, vielen einigen wurde das zum Verhängnis, weil statt Abfindung wurden sie einfach dann rausgeschmissen ohne Abfindung, weil sie da draufgeklickt hatten. Aber die, ich sag mal, Skriptkiddies, die Musk da losgeschickt haben, waren auch in vielerlei Weise inkompetent. Und ein Ding, was sie programmiert haben, ist, dass sie jede Antwort auf die E-Mail im Prinzip als Zustimmung interpretiert haben, was dann aber ein Problem dargestellt hat für Out-of-Office-E-Mails. Wenn also irgendjemand, und das waren so fünf bis zehn Prozent, waren halt gerade in Urlaub oder irgendwie auf Dienstreise und hatten halt eine Out-of-Office-E-Mail. Und diese Out-of-Office-E-Mails wurden dann interpretiert als ich nehme das Angebot an und kündige. Woraufhin die Leute dann Mails kriegten, ja, hier, Sie haben das Angebot angenommen, hier bitte, das sind die nächsten Schritte, was zu tun ist. Was im Endeffekt dazu geführt hat, dass jetzt im öffentlichen Dienst der USA niemand mehr Out-of-Office-E-Mails benutzt. Aus Angst, dass irgendwie die Out-of-Office-E-Mail versehentlich wieder eine Kündigung als Kündigung interpretiert wird.

Tim Pritlove
0:18:31
Pavel Mayer
0:18:40
Tim Pritlove
0:19:43

Ja gut, teilweise wollen sie halt einfach erstmal die Systeme schwächen und dann im Zweifelsfall halt einfach Leute installieren, die nach ihrer Nase tanzen. Das ist dann der nächste Schritt. Schwäche sie erstmal und vor allem halt auch so ein bisschen, wie die ganze Trampsche Kommunikationspolitik ist, erstmal alle in Unruhe versetzen, alle erstmal zu aufgeschreckten Hühnern machen. Ja, weil in dem Moment sind sie natürlich auch hochgradig vulnerable und dann kann man eben auch entsprechende Änderungen an Strukturen schneller durchführen. Das ist halt einfach so eine Shock and Awe Taktik auch dabei. Ich denke, das hat durchaus schon auch System. Und klar, da mögen jetzt solche Fehler passieren, aber die führen am Ende auch nur zu noch mehr Chaos, Verwirrung und Angst. Und ja, da werden sie dann einfach draufhalten und dann in dem zweiten und dritten Schritt das alles schon so biegen, wie sie das haben wollen. Aber jetzt haben halt alle erstmal Schiss. Ja, und jetzt ist halt die Frage, wie darauf überhaupt noch reagiert werden kann. Also die demokratische Partei scheint derzeit überhaupt gar kein Rezept zu haben Und die Gesellschaft, naja, es gibt so ein paar Proteste, aber die hat jetzt auch noch keine Skalierung, die wirklich einen Unterschied machen würde. Und mittlerweile geht ja Trump auch dann schon gegen Universitäten vor, also nach dem Motto, wer hier protestiert, der wird dann irgendwie, ich weiß nicht ganz genau, wie war jetzt die Regelung, also entweder werden die Leute sofort festgenommen oder das gibt es ja jetzt auch schon, dass Protestierende einfach so festgenommen werden, so einfach ohne Anklage, gab es einen Fall, dann gab es die Drohung, glaube ich, gegenüber den Universitäten, dass sie dann irgendwie ihre Gelder verlieren oder dass sie irgendwie die Studenten kündigen oder ich weiß nicht ganz genau, das habe ich jetzt ehrlich gesagt nicht im Detail mitbekommen. Permanent werden einfach weitere Drohungen aufgehäuft und es wird also permanent das Recht gebeugt, sodass die Richter da gar nicht hinterher kommen.

Pavel Mayer
0:21:53
Tim Pritlove
0:22:19
Pavel Mayer
0:23:24
Tim Pritlove
0:25:02
Pavel Mayer
0:25:19
Tim Pritlove
0:25:21
Pavel Mayer
0:26:35
Tim Pritlove
0:27:17
Pavel Mayer
0:28:06

Ja, ich meine, gut, die Leute wollen einfach kein Auto fahren, das als rollender Nazi-Ghost wahrgenommen wird und deswegen auch Kampagnen, so wie der Swastika und ja, und dann massiver Absatzrückgang überall, vor allem in Europa, Deutschland irgendwie minus 70 bis 80 Prozent. So Kanada genauso, also gerade die Kanadier schäumen natürlich. Und ja, in den USA organisierte Proteste an sehr vielen Tesla-Vertretungen, so Tesla-Händler werden regelmäßig, ja, nicht bestreikt, Aber haben blockiert mit Demonstranten davor, was natürlich auch nicht unbedingt gut ist für den Absatz. Das ist natürlich deutlich auch noch zusätzlich geschäftsschädigend. Ja, da macht man natürlich nicht viel. Und dann, ich meine, da gehen wir vielleicht lieber dann detailliert in der nächsten Sendung drauf ein, aber es ist auf jeden Fall zu erwähnen, dass die Deportationen, die Trump auch angekündigt hatte von sogenannten illegalen Ausländern, erstens viele Nicht-Illegale getroffen haben. Unter anderem auch drei Deutsche, die einreisen wollten, die dann Tage bis Wochen lang dann in irgendwelchen Abschiebelagern gehalten wurden. Und die Krönung war, dass sie ungefähr 60 Leute, die ausreisepflichtig waren, nach Guantanamo Bay geschafft haben. Dort extra dann nochmal tausend Soldaten hingeschickt. Die ganze Aktion hat 16 Millionen Dollar gekostet wohl. Dann sind Kongressabgeordnete da rausgeflogen, um das auch anzugucken. Und dann haben sie aber festgestellt, das macht alles keinen Sinn. Und haben die Leute alle wieder zurückgeflogen. Das heißt, sie haben jetzt 16 Millionen ausgegeben, um mal für eine Woche 80 Flüchtlinge und tausend Soldaten nach Guantanamo Bay rauszuschaffen und wieder zurück. So viel zu Department of Government Efficiency oder zum Thema Government Efficiency unter Trump. Plus, dass natürlich, aber das gucken, dass natürlich gerade jetzt in vielen ländlichen Regionen ihnen die Mitarbeiter fehlen. Das hatten wir in der letzten Sendung auch schon erwähnt, aber das wird jetzt wohl wird jetzt wohl ziemlich übel für die Agrarindustrie in vielen Staaten. Es gibt Länder, also Bundesstaaten, wo bis zu 40 Prozent der in der Landwirtschaft Beschäftigten illegale sind. Die jetzt alle nicht zur Arbeit kommen. Und ja, aber das ist nochmal ein Thema für sich, was vielleicht dann mal in der nächsten Sendung auffalten soll.

Tim Pritlove
0:31:35
Pavel Mayer
0:32:25
Tim Pritlove
0:32:44
Pavel Mayer
0:33:35
Tim Pritlove
0:33:39

Genau, er ist jetzt der Chef der liberalen Partei, die durchaus Chancen hat. Auch wieder die nächste Wahl zu gewinnen. Aber das ist ja erstmal egal. Auf jeden Fall, wenn man sich diese Interviews anschaut, dann merkt man so richtig, die Kanadier sind, also das ist ja eigentlich ein sehr nettes Volk und so eine Höflichkeit, damit kokettieren sie ja fast schon auch. Gerade im Vergleich zu den eher rohen Amerikanern. Aber wenn man sich eben die Reaktionen anschaut und was sie Interviews so von sich geben, merkt man einfach, dass sie einfach total pissed sind. Also das ist einfach, Trump hat es einfach komplett übertrieben. Also sie sind, Richtig im Angriffsmodus, das fing halt schon an mit dem Ausbuhen der amerikanischen Nationalhymne, wenn jetzt irgendwelche Hockeyspiele sind und kanadische Teams gegen amerikanische Teams spielen, gut, das ist so ein bisschen nebenbei, aber vor allem die krasse Ankündigung von Retaliation, also von einer Auge um Auge, Zahn um Zahn Politik, die fand ich schon sehr bemerkenswert. Weil jetzt natürlich auch die Wahlen anstehen, aber weil es eben auch wirklich alle Kanadier komplett trifft, auch across the board, also auch die Konservativen, die ja tendenziell den Republikanern schon immer etwas näher standen, die nehmen kein Blatt vor den Mund, sogar dieser Doug Ford, der ist der Gouverneur von Ontario, so zugegebenermaßen der größten und wichtigsten Provinz da in Kanada, wo Toronto dazu gehört. Eigentlich ein ziemlicher Holzkopf, aber auch der haut also kräftig drauf. Und sie scheinen auch wirklich am längeren Hebel zu setzen, weil die USA brauchen eigentlich Kanada. Die brauchen vor allem die Energie, die von dort kommt. Und so die Ankündigung mit Strom kostet jetzt mal 25 Prozent mehr. Und wenn ihr irgendwie nicht Ruhe gebt, dann gibt es irgendwie gar keinen Strom mehr. Und uns auch egal, dann trifft uns das irgendwie hart. Wir werden schon irgendwie da durchbeißen. Aber so wie ihr uns jetzt kommt, naja, braucht ihr uns gar nicht zukommen. Also ich glaube, da wird es noch wild hergehen, aber dann eben auch dieses, was glaube ich der Tipping Point war, war ja nicht diese Zölle, sondern eben dieses Gehabe mit, ja Kanada ist doch eigentlich nur der 51. Bundesstaat der USA. Und da war dann halt wirklich Ende Gelände. Da sind die Kanadier dann komplett getillt und das werden sie den USA niemals verzeihen. Also ich glaube, das ist wirklich... Ein Punkt auf No Return gewesen. Die rechnen sich jetzt halt in vielerlei Hinsicht. Nehmen irgendwie den ganzen Alkohol aus dem Regal, der aus den USA kommt. Keiner will da mal hinreisen. Gibt irgendwie weitgehend Boykott.

Pavel Mayer
0:36:32
Tim Pritlove
0:37:17

Genau, also Kanada wird sich schon zu wehren wissen. In dem Zusammenhang, gerade in Bezug auf Zölle, war das für mich ganz interessant festzustellen, dass. Dieses Zollproblem, was sie jetzt quasi mit den USA theoretisch haben, weil ob die jetzt wirklich erhoben werden oder nicht, das geht ja die ganze Zeit hin und her. Dann haben sie ja vor allem als Zuliefer der Automobilindustrie in den USA eine wichtige Rolle. viele Autos passieren mehrfach, während sie produziert werden, irgendwie die Grenze und so weiter. Also deswegen ist Trump ja auch schon wieder zurück gegangen bei seinen Forderungen, weil dann natürlich die Automobilindustrie angerufen hat und gesagt hat, habt ihr sie noch alle? Ja, das wird jetzt hier einfach super teuer. Dann gab es dann irgendwie so einen Spot auf Fox News, auf Fox Business, wo dann irgendein Händler gesagt hat, ja, das Auto, das hat letzte Woche noch 80.000 gekostet, das muss ich jetzt für 100.000 verkaufen. Weil sonst geht das ja gar nicht mehr. Und so Autos, das ist so bei den Amerikanern ähnlich wie in Deutschland oder schlimmer eigentlich noch als in Deutschland. Weil bei uns ist ja ein Auto, ich sag mal ein Luxusgut, was sich viele leisten. Aber in den USA ist ein Auto quasi, wenn du keins hast, kannst du eigentlich am Leben nicht teilnehmen. Und deswegen trifft es da einfach so einen Nerv das ist halt wie ein Lebensmittel dort und das kam irgendwie gar nicht gut an, deswegen ist er da sehr schnell wieder zurückgezogen aber Kanada, weiß einfach seine. Kraft dort richtig anzusetzen und was er in dem Zusammenhang auch noch gelernt habe ist dass es gibt das ist für dich absurd, Wenn man das jetzt mal ausgerechnet hätte, was es Kanada gekostet hätte oder kosten würde, würden jetzt all diese Zölle sozusagen aktiv werden. Jetzt erstmal nur, was die USA Kanada quasi auferlegt. Und das ausrechnet, was das für ein Schaden wäre, dann ist diese Summe geringer, als der Schaden, der Kanada derzeit, und jetzt pass mal auf, an Zöllen entsteht. Im interproventionellen Handel innerhalb Kanadas. Weil Kanada seit Jahrzehnten auch innerhalb des Landes von Provinz zu Provinz, also quasi Bundesstaaten, die kanadischen Bundesstaaten, die haben sozusagen innerhalb Kanadas keinen Free Trade, sondern es gibt da Handelsbeschränkungen. Da wird seit Jahrzehnten hin und her geredet, aber alle Staaten halten sich sozusagen, also alle Bundesstaaten, diese Provinzen halten sich natürlich wiederum für das Beste und wollen dann irgendwie untereinander auch sich gegenseitig das Maximale abnehmen. Und diese Hemmnisse existieren und kosten quasi die kanadische Wirtschaft sehr viel mehr Geld als das, was jetzt sogar die USA quasi ihnen auferlegen möchte. Völlig absurd. Was natürlich dann wiederum auch dazu führt, dass derzeit die ganze Diskussion um die Aufhebung dieser innerkanadischen Zölle sehr gut vorankommt und man davon ausgehen kann, dass sie demnächst komplett verschwinden werden. Einfach um das schon mal zu kompensieren, was sie jetzt eben als Bedrohung durch die Maßnahmen der USA auf sich zukommen sehen. Aber solche Details, es ist wirklich krass und bestärkt mich auch immer wieder in diesem Glauben, du brauchst einfach manchmal auch wirklich Großkrisen, um Länder nach vorne zu bringen. Oder wie ich auch immer scherzhaft sage, Deutschland braucht eigentlich auch mal einen Krieg, um irgendwie die Digitalisierung richtig hinzubekommen. Alles andere scheint ja nicht zu funktionieren. Du brauchst irgendwie so ein negatives Großereignis, um bestimmte Reformen überhaupt erst möglich werden zu lassen. Und das sieht man jetzt in Kanada auch ganz gut.

Pavel Mayer
0:41:38
Tim Pritlove
0:42:40
Pavel Mayer
0:44:07
Tim Pritlove
0:45:06
Pavel Mayer
0:45:07
Tim Pritlove
0:47:36

Ja, und ich meine, weil es halt auch alles keinen Sinn macht. Also das Ding ist, jetzt suchen sich natürlich alle andere Märkte. Das ist teilweise... Und sagen wir mal, führt zu einer Diversifizierung. Also Kanada wird jetzt sicherlich sehr viel mehr mit UK und mit der EU-Handel betreiben. Aber auch China ist ja quasi von Zöllen betroffen, aber hat derzeit eher so eine, wir warten mal ab-Politik und wir kriegen das schon irgendwie anders hin. Wir wissen schon, wie wir euch bestrafen können in der Zukunft. Trotzdem, wenn es halt für China teilweise zu teuer wird, und das betrifft jetzt vor allem die neuen Zölle, die jetzt auch die EU betreffen in Bezug auf Stahl. Dann werden natürlich die Überkapazitäten, die sie haben, die sie dann nicht so ohne weiteres in den USA versenken können, die gehen dann natürlich in andere Länder. Und das betrifft dann wiederum die EU, wo gerade die Stahlindustrie ohnehin schon eine schwere Zeit hat. Und das wird natürlich jetzt durch solche Strafzölle nicht einfacher. Und klar, EU hat ja im letzten Mal schon, als Trump damit anfing, relativ erfolgreich zurückgeschlagen, indem sie eben sehr spezifisch auf Redneck-Produktkategorien gegangen sind, so Harley-Davidson und alles, was so dem Republikaner Spaß macht. Das machen sie sicherlich derzeit auch, muss man mal schauen. Aber trotzdem, diese Überkapazitäten gerade Chinas, die halt jetzt umgeleitet werden, die führen schon zu einigen Problemen. Also vor allem wird das Ganze, droht es eben jetzt auch zu so einer globalen Rezession zu führen. Also darauf, ich weiß nicht, ob man sich schon darauf einstellen muss, aber es ist auf jeden Fall etwas, was sehr wahrscheinlich geworden ist, dass eben die Gesamtweltwirtschaft jetzt unter diesem Hin und Her extrem leidet, weil was die Märkte überhaupt nicht mögen, das ist irgendwie Unsicherheit und mehr Unsicherheit als derzeit entsteht, kann es ja kaum geben.

Pavel Mayer
0:49:46

Das ist tatsächlich das Hauptproblem, nämlich, dass keiner weiß, worauf er sich einzustellen hat. Und das ist halt Investitionsgift. Weil wenn du weißt, okay, die nächsten vier Jahre oder so sind die Steuersätze jetzt so und so und so, dann kannst du dich irgendwie darauf einstellen. Aber wenn du einfach nicht weißt, geht es jetzt nach oben, geht es jetzt nach unten, Bleiben die Zölle, kommen die Zölle, warten die Investoren einfach ab und investieren nicht. Und deswegen derzeit wohl, was so Analysten, Wallstreet-Analysten angeht, gehen sie davon aus, dass die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA derzeit bei 40 Prozent liegt. In anderen Worten, Sie wissen auch nicht, ob eine Rezession kommt oder nicht. Aber man kann generell sagen, dass sich der Ausblick radikal geändert hat gegenüber zwei oder drei Monaten, bevor Trump angefangen hat. Hat man eigentlich ein solides Wachstum für die USA zwischen zwei und drei Prozent prognostiziert beim Bruttoinlandsprodukt. Und im Moment geht man jetzt davon aus, dass es möglicherweise bei minus zwei oder minus drei Prozent landen könnte, was halt ein Desaster wäre und natürlich, ja, könnte so eine Rezession katastrophale Auswirkungen auf die öffentlichen Haushalte haben, heißt, Steuereinnahmen gehen zurück, Sozialausgaben steigen an, weswegen sie gleichzeitig versuchen, sowieso Sozialausgaben schon mal zu reduzieren. Und ich meine, fragt sich jetzt, okay, kann das denn, wissen Sie vielleicht irgendwas mehr? Sind Sie irgendwie klüger und haben halt irgendeinen Plan? Und. Wenn man sich die Zahlen anguckt, könnte die USA maximal 300 Milliarden Dollar pro Jahr mit Zöllen einnehmen, wenn sie ausgehend vom derzeitigen Handelsvolumen und ausgehend davon, dass das halt nicht zurückgeht und dass man nicht jetzt komplett prohibitive Zölle macht. Das ist aber, ja, damit lässt sich jetzt Einkommenssteuer oder andere Steuern nicht wirklich ersetzen. Oder auch im Vergleich zum US-Haushalt, das ist irgendwie ein Drittel vom Rüstungshaushalt, was da bei rumkommt. Und wahrscheinlich werden dann aber die Steuereinnahmen einfach als Folge in anderen Bereichen zurückgehen. Also eine Substitution von Steuern durch Zölle, die ja im Grunde genommen sind Zölle ja auch Steuern auf Einfuhren. Also es ist eine spezielle Art von Steuer. Und in dem Zusammenhang auch wieder so ein Wahnsinn, wo man das Gefühl hat. Leute sind bekloppt geworden, weil Trump sagt ja, die EU erhebt ja einfach Zölle auf unsere Waren. Zum Beispiel Deutschland erhebt 19% Steuern auf alle Waren, die wir dort hinliefern, womit sie halt die Mehrwertsteuer meinen. Ja, etwas völlig anderes ist, weil als Importeur, wenn du das verkaufst, kriegst du die Mehrwertsteuer halt wieder zurück. Und es gilt halt für inländische und ausländische Waren. Aber aus amerikanischer Sicht ist die europäische Mehrwertsteuer aus Trumps Sicht eine Steuer gegen Amerika. Also ich meine, auf Basis solcher, ja, solchen Schwachsinns operieren sie gerade. Und man weiß natürlich auch nie, an welcher Stelle lügen sie besseren Wissens oder haben nicht wirklich Ahnung. Und ich glaube, dass in den meisten Fällen sie wirklich keine Ahnung haben. Dass sie einfach nicht wissen, was sie tun. An manchen Stellen lügen sie bewusst, aber so an vielen Stellen, glaube ich, wissen sie es nicht besser. Das ist natürlich noch tragischer. So, weil wenn sie denn einfach nur lügen würden dann, na gut, das ist dann einfach nur. Rationales Verhalten oder rationalisierbares Verhalten aber wenn sie halt auf Basis, von Nicht-Fakten von Fantasien handeln und darauf ihre Entscheidungen basieren lassen, das kann zu nichts Gutem führen.

Tim Pritlove
0:55:48
Pavel Mayer
0:57:25
Tim Pritlove
0:57:33
Pavel Mayer
0:57:37
Tim Pritlove
0:57:44
Pavel Mayer
0:57:50

Ja, ja, ja. Oder mehr Flaschenpfand sammeln, um irgendwie... Und bestimmt haben manche Flaschen von Sammler einen Handelsüberschuss mit ihrem Supermarkt. Aber dazu gehöre ich definitiv nicht. Aber dafür hat der Supermarkt wiederum ein Handelsdefizit mit seinen Lieferanten. Komisch, dass es noch Supermärkte gibt, oder? Ich habe ein Handelsdefizit, der Supermarkt hat ein Handelsdefizit. Jeder hat irgendwie ein Handelsdefizit mit irgendjemandem und einen Handelsüberschuss mit jemand anderem. Naja, also ja, das ist halt einfach eine komische Denke. Ich meine, am Ende des Tages, wir reden ja jetzt viel über ungeplante Konsequenzen oder ungewollte Konsequenzen von Handlungen oder unabsehbare Konsequenzen. Und ich meine, für die USA könnte es gut gehen mit den Zöllen, wenn das dazu führt, dass die anderen Währungen unter Druck geraten und damit der Dollar dann aufgewertet wird und dadurch die Importe billiger werden. Und am Ende der Verbraucher sagen, die Preise gleich bleiben, weil der Dollar steigt und damit dann die Amerikaner mehr Geld haben durch die Steuern und irgendwie keine Probleme. Das Problem im Moment nur ist, dass mit dem ganzen anderen Chaos und mit dieser Unkoordiniertheit, der Dollar fällt. Also der Dollar ist auch wieder hochgegangen mit Trumps Amtsantritt, hat aber 10% an Wert wiederum verloren in den letzten Wochen. Was natürlich Importe zusätzlich verteuert. Auf der anderen Seite wiederum Exporte für die USA billiger macht. Aber generell die Erfahrung aus der Vergangenheit ist, was jetzt das Handelsdefizit betrifft, dass Zölle in der Regel Handelsdefizite vergrößert haben. Warum? So ein bisschen unklar, aber das ist sozusagen historisch, sind die Zahlen, was passiert ist in dem Moment, wenn man Zölle eingeführt hat, hat das nicht dazu geführt, dass das Handelsdefizit zurückgegangen ist, sondern eher umgekehrt.

Tim Pritlove
1:01:02
Pavel Mayer
1:01:22
Tim Pritlove
1:02:08
Pavel Mayer
1:03:19
Tim Pritlove
1:05:52

Gut, da habe ich jetzt nicht so den Eindruck, dass das jetzt so ein riesiges wirtschaftliches Problem nach sich ziehen wird, aber so die Staatsaufträge nicht mehr an US-Clouds zu vergeben, das ergibt sich ja, und da werden wir gleich eh noch viel drüber reden, rein aus den neuen Sicherheitsüberlegungen. Also das ist ja sozusagen gar nichts, was jetzt auf eine rein wirtschaftliche Überlegung geht. Zumal eben, du hast es ja schon erwähnt, also offene App-Stores und so weiter. Ich meine, das, was die EU da bisher an Regulierung hinbekommen hat, das ist ja eigentlich eher ein Schuss in den Fuß gewesen und kratzt jetzt, sagen wir mal, die großen Unternehmen nicht groß. Aber solche Kämpfe wie zum Beispiel diese Steuerhinterziehung, die da betrieben wird, quasi auf Umwegen über Irland mit dieser permanenten Steuerflucht, die da begangen werden kann, dass quasi ganze Gewinne außerhalb Europas stattfinden und nicht die EU-Länder von diesen Verkäufen profitieren. Also wenn iPhones hier tonnenweise verkauft werden, warum sind die Gewinne, die darauf anfallen, halt keine Steuern in Europa? Sondern stattdessen findet das irgendwie alles seinen Weg direkt in die USA, weil wir ja so viel Umgehung haben. Also das ist so ein bisschen wie mit diesen Zöllen in Kanada, also die interprovinziellen Zölle, die sie dort haben, die sich quasi nur selber behindern. Genau solche Sachen könnten sich jetzt auch in Europa lösen. Dass man mal einfach mal sagt, wir müssen als EU agieren und wir müssen in unserem Interesse agieren und nicht jeder einzelne Member State der EU darf jetzt hier ein Schlupfloch haben, um hintenrum den USA quasi die Kohle in den Arsch zu schieben. Das sind so die Dinge, die sich eigentlich erstmal lösen müssen und das wäre automatisch auch, da geht es wirklich um nennenswerte Summen. Sowas wie Reparability-Anforderungen, am Ende, da reden wir über keinen nennenswerten Summen und ich glaube nicht, dass das sehr viel bringen würde und mit KI-Regulierung und so weiter, naja. Da wirst du die Amerikaner nicht vom Weiterentwickeln abhängen. Hängen, da ruinierst du im Prinzip eher deine eigene Wirtschaft mit. Aber Investitionen abziehen, das ist sicherlich etwas, ich habe auch schon gehört, Europa sollte auch darüber nachdenken, jetzt das Gold abzuziehen aus den USA. Das sind alles so Dinge, die, glaube ich, die Banken sehr viel schneller sozusagen zur Erweckung bringen. Jetzt müssen wir aber mal hier auf den Elefanten im Raum kommen, nämlich die Änderungen in der internationalen Geopolitik ausgelöst durch ein Treffen von Präsident Zelensky der Ukraine und Trump und Vance und noch so ein paar anderen Gestalten, die sich alle im Oval Office zusammengefunden haben. Eine auf vielen Ebenen ominöse Veranstaltung. Hintergrund war, Selenskyj ist ja in Gesprächen und Verhandlungen gewesen mit den USA, den sogenannten Minerals-Deal abzuschließen, der nach einem ersten etwas schockierenden Aufschlag der US-Delegation nochmal kräftig anders ausgerichtet wurde. Darüber gab es dann eine Einigung und Selenskyj ist in die USA gereist, um dort das unterschreiben zu lassen. Dazu kam es dann nicht. Stattdessen gab es halt dieses öffentliche Presse-Meeting im Oval Office, was insofern schon merkwürdig ist, als dass ja normalerweise, wenn es um solche Unterzeichnungen geht. Man erstmal das unterzeichnet und dann gibt es so eine Art Pressekonferenz. Das ist so der normale Modus. Aber bei diesem Treffen lief es anders. Es gab erst dieses Treffen und danach sollte irgendwie offiziell zumindest da was unterzeichnet werden. Und jetzt erzählen wir natürlich etwas, was wahrscheinlich sowieso alle mitbekommen haben, aber da müssen wir natürlich jetzt mal der Geschichtsschreibung huldigen und erzählen, was passiert ist. Also die haben sich alle in diesem Raum versammelt, da waren dann halt Journalisten anwesend. Handpicked, muss man dazu sagen. Mittlerweile sind ja so Medienunternehmungen wie Reuters und AP nicht mehr zugelassen im Weißen Haus, weil die ja nicht Golf von Amerika sagen wollen, wie Trump das gerne hätte, sondern irgendwie von Golf von Mexiko gesprochen haben, woraufhin die dann alle ausgeschlossen wurden. Stattdessen hat sich später rausgestellt, dass unter anderem ein Mitarbeiter von TASS, also der russischen Nachrichtenagentur, irgendwie vertreten war. Angeblich dann aber irgendwie abgeführt wurde, obwohl er hatte also gar keine Lizenzierung da zu sein, war aber dann trotzdem da. Also so eine merkwürdige Mischung von Reportern und solchen Leuten, die eigentlich eher so als Blogger durchgehen durften von irgendwelchen rechten Postillen. Unter anderem der Freund von Marjorie Taylor Greene, Moskau Marjorie, der auch irgendwie so ein Right-Wing-Blogger ist. Und der dann den Reigen auch eröffnete in dieser Runde, nachdem es so ein bisschen Geplänkel gab. Das Ganze dauerte, glaube ich, so 18 Minuten. Und dann so in den letzten fünf Minuten ging es heiß her. Dann kam nämlich dieser Typ irgendwie aus der zweiten Reihe und fragte dann die für die Weltpolitik so wichtige Frage, ob den Selenskyj keinen Anzug hätte. Ja, zur Erinnerung, Zelensky läuft seit Beginn des Krieges halt immer in Soldatenmontur rum, um halt einfach klarzumachen, dass ein Land irgendwie im Krieg ist. Hat übrigens Churchill auch gemacht. Von Churchill gab es glaube ich auch irgendwie, es steht eine Büste rum. Trotzdem hat er dann eben das Gespräch so eröffnet. Ja, und überhaupt, und das wäre ja respektlos und so. Und man merkte schon, okay, da läuft jetzt irgendwie ein Skript ab, dann kam irgendwie J.D. Vance und eröffnete das Feuer auf Selensky, indem er dann irgendwie behauptet hätte, ja, Selensky wäre ja so ein undankbarer Vogel und er hätte sich ja irgendwie nie bedankt. Hat er natürlich irgendwie 33 Mal nachgewiesenermaßen bei jeder Gelegenheit in seinen eigenen Ansprachen, im Kongress, in 1000 Interviews und so weiter, hat er das natürlich selbstverständlich getan. Aber das waren halt jetzt irgendwie die Talking Points. Trump hat dann auch noch irgendwie drauf rumgehauen und Zelensky wusste gar nicht so richtig, wie ihm da geschah. Am Ende war das ein Riesenskandal. Das Ganze wurde irgendwie dann, die Runde wurde dann irgendwie aufgelöst und es kam dann eben nicht zu dieser Unterzeichnung. Und stattdessen hat dann Trump in der Folge auf einmal komplett umgeschwenkt und hat die Militärhilfe und auch den Informationsfluss an die Ukraine eingestellt und sich irgendwie stattdessen mit den Russen in Saudi-Arabien getroffen zu irgendwelchen Friedensverhandlungen, wo die Ukraine nicht mit dabei war. Und aus dem Minerals-Deal mit der Ukraine wurde dann bisher erstmal nichts. Stattdessen stand aber dann auf einmal angeblich ein Angebot von Putin auf der Liste. Ja, die ganzen Ressourcen in der Ukraine könnte er ja auch von ihm haben und außerdem wäre ja auch noch in Russland so einiges zu holen und auf einmal ging irgendwie alles ganz schnell. Ja, und die Welt stand da mit runtergeklapptem Kiefer und dachte, Alter, was geht denn hier ab? Und ich glaube, dieses Treffen wird in die Geschichte eingehen, weil es im Prinzip für alle Beobachter nur noch diesen finalen Schluss zuließ, dass das jetzt sozusagen die Aufkündigung der USA, des Westbündnisses ist. Weil diese Einreihung in die ganzen Putin-Versteher, das hat dann sozusagen allem nochmal die Krone aufgesetzt. Ja und seitdem geht es rund in der internationalen Geopolitik.

Pavel Mayer
1:14:43
Tim Pritlove
1:17:10
Pavel Mayer
1:17:11
Tim Pritlove
1:17:12
Pavel Mayer
1:17:19
Tim Pritlove
1:19:55

Genau, also lassen Sie mal vielleicht erstmal die Reaktionen nochmal so ein bisschen sammeln und dann können wir nochmal auf die Konsequenzen kommen. Also das war auf jeden Fall zu spüren, dieser Schock. Alles, was sich bis dahin an Skepsis aufgestaut hat, glaube ich weltweit, schon nach der ersten Trump-Präsidentschaft und jetzt natürlich auch im Vorfeld dieses Treffens, war ja alles schon mal so latent auf der Kippe. Aber es gab immer so eine Balance zwischen den Doomsayerern, die sagen, alles ist verloren, wir müssen irgendwie in die eine Richtung abmarschieren und den Transatlantikern, die sagen so, ja nee, warte mal, das ist alles nicht so gemein, passt schon irgendwie, das müssen wir nur irgendwie aussitzen, ja, wir müssen eben nur genug Honig ums Maul schmieren und wir kriegen das schon irgendwie alles gedeichselt. Es kann ja nicht sein, dass jetzt hier irgendwie Jahrzehnte der Kooperation zum Vorteil der USA auf einmal komplett in den Wind gejagt werden. Nur mit diesem Treffen war dann irgendwie allen klar, okay, dann halt doch besser wohl nicht. Und ich denke, mittlerweile sind dann also alle Plan B-Zettel aus der Schublade geholt worden und werden jetzt entsprechend abgearbeitet. Und nirgendwo merkt man das, glaube ich, so stark wie in Europa. Ich meine, es hat ja keine... Kein Tag gedauert und es gab irgendwie ein EU-Nottreffen, bei dem sich irgendwie alle Führer zusammengefunden haben und dessen Ergebnis war, okay, alles klar, wir müssen die Remilitarisierung Europas einleiten. Wenige Tage später gab es dann den entsprechenden Beschluss, dass bis zu 800 Milliarden Euro, glaube ich. Jetzt von den einzelnen Mitgliedstaaten investiert werden kann und das wird eben nicht dem Schuldensystem der EU angerechnet. Also es war ja quasi jetzt erstmal noch kein unmittelbarer Beschluss einer Militarisierung, also da wurden jetzt keine Waffen bestellt oder so, sondern es wurde nur gesagt, wenn ihr jetzt aufrüstet, wenn ihr jetzt irgendwie Staatsgeld nehmt und das irgendwie in die Rüstung investiert, dann hat das eben keine Auswirkungen auf irgendwelche EU-Defizitverfahren. Wir wissen ja, in der EU gibt es diese Regeln, ihr dürft euch nicht zu sehr verschulden, 3% Hürde, la la la, wurde mehrfach von Einzelnen auch mal gerissen, auch von Deutschland und so weiter, ja Schwamm drüber und so, aber im Großen und Ganzen bestehen halt diese Regeln, um einfach ein stabiles EU- und Eurofinanzsystem zu haben. Und das wurde im Prinzip jetzt ausgesetzt, wenn es sich um Geld handelt, was in die Rüstung geht. Und das ist natürlich jetzt Zeitenwende 2.0. Auf einmal ist klar, okay, wir müssen uns jetzt selber verteidigen. Die USA haben jetzt durch das Verhalten von Trump im Prinzip den jahrzehntelang geltenden Konsens mit wir beschützen euch, ihr macht den Rest. Und der wurde einfach aufgekündigt. Der wurde nicht formal aufgekündigt, aber im Prinzip haben jetzt alle die Botschaft verstanden. Und das führt sogar dazu, dass sogar UK und Frankreich und überhaupt die EU wieder miteinander reden. Und dass es also auf einmal Treffen gibt. Gut, das ist natürlich auch dadurch beflügelt worden, dass wir es jetzt nicht mehr mit einer Tory-Regierung zu tun haben. Aber ich glaube, selbst mit einer Tory-Regierung in UK wäre es jetzt so gekommen. Und man sieht das auch, wie also selbst Reform UK hier mit Nigel Farage und so weiter in UK ihre Schwierigkeiten haben, da irgendwie ihre Pro-Putin-Haltung in irgendeiner Form noch durchzudrücken, sondern da ist also wirklich alles in heller Aufruhr und wenn sogar schon UK in heller Aufruhr ist, dann ist es also für uns allerhöchste Zeit. Ja und das hat natürlich jetzt wirklich Implikationen, du hast es schon angesprochen. Also vor allem dieser Trust, der spielt sich ja nicht nur auf dieser wirtschaftlichen Ebene ab, den wir jetzt schon ausreichend diskutiert haben, sondern eben vor allem auf einer militärischen Ebene. Die USA, und das ist halt auch wieder so, man fasst sich einfach nur an den Kopf, wie die USA überhaupt bereit sind, das alles aufzugeben oder ins Risiko zu setzen. Also allein die Präsenz der USA in Europa, die ganzen militärischen Standorte sind ja auch eine Garantie für die ganzen wirtschaftlichen Aktivitäten, haben wir schon jetzt gesagt. Das ist im Prinzip alles, am meisten hat von der neuen Weltordnung hat immer die USA gesagt. Profitiert.

Pavel Mayer
1:25:00
Tim Pritlove
1:25:02

Weltordnung hat die USA profitiert. Von dem, was jetzt hier aufgerufen wird, kann die USA einfach nicht mehr in dem Maße profitieren. Und das führt natürlich jetzt auch dazu, dass Europa jetzt sagt, okay, wir müssen jetzt self-sustained werden. Also jetzt endlich nach drei Jahren haben sie begriffen, dass Russland eine Bedrohung ist. Bloß bisher war das halt immer so, ja, wir haben ja die Amerikaner am Rücken, uns kann ja nichts passieren. Aber jetzt kriegen alle kalte Füße und merken so, oh oh, jetzt könnten wir auch in so eine Ukraine-Situation kommen, dass die Russen uns angreifen, was machen wir dann? Dann schicken wir unsere nicht vorhandenen Soldaten, die mit dem nicht existenten Panzermaterial dann. Nicht vorhandenen Flugabwehrsystemen und nicht vorhandenen Aufklärungssystemen dann irgendwie die bekämpfen oder was? Also auf einmal ist der Kaiser nackt und alle sehen es und jetzt muss natürlich auf einmal alles ganz schnell gehen. Muss man sozusagen sagen, Macron hat es schon immer gesagt, das ist sozusagen seine Kritik schon vor Jahren gewesen und alle immer so, ja, hier irgendwie. Schöne Sonntagsrede, aber hast du sie noch alle jetzt hier irgendwie aufrüsten, das kriegen wir doch bei unseren Bürgern nicht durch und was das überhaupt kostet und wir wollen uns doch hier irgendwie auf andere Sachen konzentrieren, wir haben doch die Amerikaner am Rücken. Da müssen wir doch eigentlich nichts machen. Ja, und Trump hat zwar schon vor Jahren gesagt, wir sollen alle mehr für die Rüstung ausgeben. Das machen wir dann später irgendwie. Und die einzigen, die halt wirklich mehr für die Rüstung ausgegeben haben, das war halt im Wesentlichen Polen und Skandinavia ein wenig. Und ja, jetzt haben wir den Salat. Nur die Auswirkungen für die USA, die sind natürlich jetzt auch hardcore, weil wie du schon richtig angedeutet hast und wir haben ja auch glaube ich in der letzten Sendung auch schon über die Problematik mit der F-35 zum Beispiel gesprochen, da wurden wir noch korrigiert, ich war mir nicht so sicher, ob Deutschland auch eine Bestellung offen hat, aber das ist so. Also auch Deutschland, weg sozusagen F-35 zu bestellen oder ist da schon im Prozess. Das weiß ich nicht so ganz genau, wie weit das ist und wie kündbar das ist. Aber ehrlich gesagt, ich kann mir jetzt gar nicht vorstellen, dass überhaupt noch irgendjemand bereit wäre, F-35 zu bestellen. Zumindest nicht in der UK-Variante, wo das sozusagen alles auch noch von der US-Infrastruktur abhängt. Die einzigen, die halt F-35 fliegen und die nicht von den USA abhängen, sind die Israelis, weil die waren schon immer schlauer.

Pavel Mayer
1:27:45
Tim Pritlove
1:28:02
Pavel Mayer
1:28:03
Tim Pritlove
1:28:25

Ja, genau. Und da haben jetzt natürlich alle Schiss davor. Und auch bei anderen Technologien hat man das. Wir haben ja zum Beispiel die auch in der Ukraine sehr erfolgreich eingesetzte Storm Shadow Marschflugkörper. Die gibt es ja in einer französischen und einer englischen Variante. Und ich habe mich schon immer gefragt, was ist denn da eigentlich der Unterschied, wenn es sich technisch eigentlich um das Gleiche handelt. Und siehe da, Storm Shadow enthält US-Komponenten und darf halt auch nur mit Einverständnis der USA entsprechend eingesetzt werden. Die Skype-Variante der Franzosen hat das nicht. Die Franzosen, und das ist ja im Prinzip die Politik von De Gaulle gewesen, die haben sich ja schon immer verabschiedet. Die waren immer der Meinung, wir klemmen uns hier nicht an die USA und unsere ganze Militärindustrie, das muss alles unabhängig sein. Da sind sie ja auch jahrzehntelang für kritisiert worden. Man war ja auch lange Zeit nicht in der NATO. Das muss man sich auch nochmal vergegenwärtigen. Die Franzosen wollten nicht in die NATO wegen, ja, nee, mit den Amerikanern und so. Das haben sie dann zwar irgendwann mal wieder revidiert, aber grundsätzlich sind halt die Franzosen das vielleicht von den USA am weitesten unabhängige Land, vor allem eben in militärischer Hinsicht. Und das zahlt sich jetzt natürlich doppelt aus, Weil es von daher natürlich auch die einzigen sind, die quasi vollkommen unabhängig von den USA in der Lage sind, einen nuklearen Schutzschild anzubieten. Was sie jetzt getan haben, da sind wir jetzt schon angekommen. Dass also auch Polen darüber nachdenkt, irgendwie Atomwaffen sich zuzulegen etc. Und das passierte jetzt alles innerhalb von einer Woche. Das war wirklich unglaublich.

Pavel Mayer
1:30:12
Tim Pritlove
1:30:36
Pavel Mayer
1:30:41

Und auch Atomwaffen und andere nicht konventionelle Waffen zu entwickeln, also zumindest zu prüfen, die entwickeln kann. Also das war eine ziemlich klare Ansage. Ja, wenn noch was die Finanzierung angeht, hattest du ja schon erwähnt jetzt, so einmal, dass jetzt die EU mehr Spielraum schafft für die einzelnen Länder. Heißt es auch noch in der Überlegung, dass die EU, beziehungsweise nicht nur in der Überlegung, sondern es sind jetzt irgendwie um die 100 Milliarden jetzt erst mal, die die EU beschlossen hat, an Krediten aufzunehmen, die dann zu günstigeren Bedingungen, aus denen dann Mitgliedsländer ihre Rüstung finanzieren können. Und ein interessanter Punkt ist jetzt, wie viel finanzieller Spielraum ist eigentlich da. Und das Interessante ist, dass die UK und Frankreich mittlerweile relativ hoch verschuldet sind, also ungefähr auf US-Niveau in der Größenordnung, so 120 Prozent vom BP plus minus 10 Prozent oder so in der Gegend. Und Deutschland aber wegen dieser dämlichen Schuldenbremse, die uns jetzt quasi in die Rezession geführt hat, hatte aber einen Vorteil, dass Deutschland jetzt einfach eine Menge Spielraum hat, weil Deutschland im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt im Moment nur halb so viele Schulden hat. Nämlich ungefähr bei 60 Prozent liegt mittlerweile. Das heißt, wenn man jetzt sagt, okay, wenn wir jetzt 120 Prozent quasi als unseren Spielraum betrachten, auf 120 Prozent vom BIP zu gehen, haben wir ungefähr 2000 Milliarden Kreditspielraum als Deutschland im Moment. Ja, also zwei Billiarden Euro könnte Deutschland jetzt an Krediten aufnehmen. Und das ist natürlich gewaltig. Das ist gigantisch. Ob das passieren wird, wird man sehen. Aber auf jeden Fall, ja, Spielraum ist da. Und es wird natürlich jetzt abzuwarten bleiben, wie das jetzt vor dem Hintergrund der in der Verfassung verankerten Schuldenbremse organisiert wird. So und mit zwei Drittel Mehrheit, die im Moment noch existiert, kann man, die könnte man sie im Grunde genommen komplett abschaffen oder entsprechende Ausnahmeregelungen schaffen oder eben, was man auch tun kann, ist Notstand zu erklären, weil es gibt halt schon die Notstandsklausel. Aber so einen Notstand kann man halt nicht über zehn Jahre aufrecht erhalten. Das ist immer nur so ein temporäres Ding. Und wie wir da jetzt durchkommen, wird man sehen, nachdem sich die Grünen jetzt quergestellt haben. Die Zeit tickt, aber man wird sehen. Und der existierende 100-Milliarden-Fonds, der vor drei Jahren geschaffen wurde, der ist wohl zum größten Teil bereits, also 60, 70 Prozent sind schon weg von dem Geld. Also da ist nicht mehr so viel drin. Ja, das heißt, und da ist jetzt dann der Plan, auch einen neuen Fonds zu schaffen, beziehungsweise soll ein riesiger Fonds geschaffen werden, wo dann alles Mögliche, also Sozialprogramme und Wirtschaftsförderung finanziert wird. Und was jetzt die Rüstung angeht, sollen Ausgaben dafür im Prinzip komplett aus der Schuldenbremse ausgenommen werden. Das heißt, dass man letztlich sagt, okay, wir haben ein paar hundert Milliarden, jetzt machen wir für alles andere und bei Rüstung, ja, whatever it takes. So, dass eigentlich ein guter Ansatz so. Auch aus Sicht jetzt von Abschreckung und anderem zu sagen, ja, wir werden jetzt die nächsten zehn Jahre, 20 Jahre, wie auch immer. Diesen Kurs fahren. Und das hätte viele Vorteile, wenn man sich jetzt einfach festlegt. Einmal Investitionssicherheit und auf der anderen Seite dürfte das dann auch die Abschreckung einfach stärken. Und vielleicht, es gibt ja noch Hoffnung, vielleicht können wir das ja alles vermeiden, weil sollte jetzt nicht hier der Eindruck entstehen, dass wir jetzt begeistert sind oder das toll finden, wenn jetzt unglaublich viel Geld für Rüstung ausgegeben wird, statt für Schulen und Bildung und Soziales. Nur aus der anderen Sicht, wenn tatsächlich ein Krieg ausbricht, dann ist der um eine Größenordnung teurer als das, was wir jetzt tun und was wir gesehen haben, ist, dass der Krieg in der Ukraine ja ein Versagen von Abschreckung war. Der wäre vermeidbar gewesen, wenn man vorher nur einfach klare Ansagen gemacht hätte und das hat man nicht. Und Russland dachte halt, es wird ein Spaziergang und hat auch nicht mit, glaube ich, mit so einer harten Reaktion des Westens gerechnet, weil beim ersten Mal haben sie ja auch nicht so richtig hart reagiert. Und ja, also sieht man leider, dass Abschreckung die einzig sichere Methode ist oder die sicherste Methode ist, um Krieg zu vermeiden oder allgemeine Abrüstung. Aber allgemein abrüsten kann man auch nur, wenn man selber was zum Abrüsten hat. Wenn man jetzt an die Russen rantritt und sagt, okay, ihr rüstet jetzt, ihr gebt jetzt, weiß ich nicht, 2000 Panzer ab und wir 200, weil wir haben nur noch so wenig.

Tim Pritlove
1:38:40
Pavel Mayer
1:38:42
Tim Pritlove
1:39:22
Pavel Mayer
1:40:12
Tim Pritlove
1:40:14
Pavel Mayer
1:40:19
Tim Pritlove
1:40:34
Pavel Mayer
1:41:32

Ja, ein anderes Problem ist noch eine kleine Anekdote, von der ich gehört habe, was so die US-Rüstungsbeschaffung angeht, die da nochmal einen interessanten Blick drauf wirft. Und die USA hatte ja in den letzten 10, 20 Jahren Probleme mit der Beschaffung neuer Schiffe. Da gab es halt dieses Literate Combat Ship, was halt vielfaches von dem gekostet hat. Und ewige Verzögerungen und dann auch mit der Zumwaldklasse und so. Deswegen hatten sie sich jetzt überlegt, Als sie jetzt neue Fregatten brauchten, sagt man, okay, bei kleinen Schiffen ist Europa einfach marktführend. Das heißt, sie haben dann sich entschieden, für die neuen Fregatten, die eine von Italien, von Finkantieri, zuzunehmen, ein erfolgreiches Off-the-Shell-Regatte. Und ja, damit das billiger wird, damit sie halt solche Probleme vermeiden. So mittlerweile haben sie aber so viele Anforderungen und Designänderungen in den letzten Jahren auf diese Off-the-Shell-Regatte, dass nur noch 80 Prozent anders sind, dass nur noch 20 Prozent Gleichteile sind und sie sind immer noch nicht fertig mit der Spezifikation. Das ist also ein bisschen wie beim BER, kannst du sagen, da haben wir ständig neue Änderungen, neue Änderungen, neue Änderungen und haben jetzt die Hälfte der Kohle schon rausgehauen und noch nicht mit einem einzigen Schiff angefangen. Also selbst wenn sie von der Stange irgendwie Rüstungskram kaufen, funktioniert es nicht. Und ein anderes Problem ist doch, in dem Zusammenhang hat das US-Militär riesige Probleme mit Ride-to-Repair. Weil mittlerweile diese neuen Hightech-Schiffe, also früher war es so, so ein Schiff hast du halt ein komplettes Manual. Wo alles drin ist, wo du im Prinzip unterwegs so ziemlich alles warten und reparieren kannst. Mittlerweile ist es so, dass diese Rüstungsfirmen halt ihren Kram da installieren, ohne das zu dokumentieren oder denen die Tools so mitzugeben. Und jetzt war es zum Beispiel so, dass bei letzten, bei den Literal Combat Chips, die haben halt eine Tankanzeige, wie voll der Tank ist und die muss halt rekalibriert werden einmal im Jahr. Aber das können die Matrosen nicht, also auf dem Schiff können die das halt nicht selber machen. Das heißt, da fliegen dann Experten von Lockheed um die Welt nach Australien und nach Singapur und wo immer die Schiffe gerade sind, um dann die Tankanzeige zu kalibrieren, was halt irrsinnig viel Geld kostet. Das heißt, das amerikanische Militär ist mittlerweile auch in vielen Dingen einfach verkrustet und ineffizient und extrem teuer. Ich meine, es ist so ein Merkmal, glaube ich, generell von Rüstung, dass... Dass das teuer ist, aber man sollte nicht denken, dass die Amerikaner jetzt irgendwie, ja, das ist doch alles.

Tim Pritlove
1:45:38

Also ich weiß nicht, ob man das unter Right to Repair zusammenfassen sollte, aber die Abhängigkeit eben von digitalen Systemen im Wesentlichen, die es ja meistens sind und damit eben direkt von den Herstellern, dass das sozusagen alles so as a service geliefert wird, das ist natürlich ein absolutes Problem. Aber bleiben wir mal bei diesen geopolitischen Auswirkungen, die wir jetzt sozusagen haben durch diesen Moment, durch diesen Oval Office Moment, der führte einfach dazu, dass jetzt irgendwie sich alles neu aufstellt. Europa löst sich mental quasi auf. Es gibt auch schon Diskussionen darüber, neben der NATO quasi so eine europäische Verteidigungsorganisation zu gründen. Auch die gesamte Rüstungsbeschaffungsmaßnahme wird quasi teilweise durch die EU durchgeführt werden. Also man kauft sozusagen Zeug jetzt als Europa ein und hat dadurch natürlich ein ganz anderes Handelsvolumen. Also auch hier wieder so ein Effekt mit Schockwirkung führt dazu, dass man endlich mal diese nationalen Grenzen aufbricht, so wie wir das in Kanada mit den Zöllen hatten, haben wir das ja im Prinzip innerhalb von Europa auch. 27 EU, 27 verschiedene Umsatzsteuerregelungen, 27 verschiedene Gesetzesgebungen, die zwar hier und da harmonisiert sind durch irgendwelche EU-Richtlinien, die aber dann doch immer noch mal wieder so ein bisschen anders sind. Grundverordnung gibt es natürlich für manche Dinge auch, wo also wirklich dasselbe Recht und Gesetz gilt, aber am Ende des Tages haben wir so viele Begriffe. Jetzt nicht unbedingt Handelsbarrieren, aber so mentale und regulative Barrieren und gerade wenn es um nationale Rüstung geht und welche Unternehmen produzieren denn jetzt hier überhaupt irgendwas, haben wir so viele nationale Gegeninteressen, die schon immer dazu geführt haben, dass es einfach nicht vorangeht. Ein gutes Beispiel in dem Zusammenhang und das ist natürlich jetzt auch sehr wichtig, gerade wenn wir jetzt auch noch auf so Auswirkungen wie Starlink und Abhängigkeit von amerikanischer Infrastruktur im Weltraum nachdenken. Auch die Aussetzung dieses Informationsflusses bedeutete ja auch, die Ukraine bekam keinen Zugriff mehr auf die Sattel. Also temporär ist jetzt wieder zurückgesetzt worden, aber es hat ja einmal gereicht, dass es einmal stattgefunden hat. Das führt jetzt sozusagen zu diesem Sinneswandel. Also die Ukraine bekam dann auch keine Daten mehr von Maxa, von so einem privaten amerikanischen Satellitenunternehmen, die halt diese High-Res-Fotos liefern, die also sehr, sehr, sehr wichtig war, um kurzfristig so Truppenverlagerungen und so etwas zu erkennen. Und hier merkt natürlich jetzt Europa auch, oh wow, in diesem ganzen Aufklärungsbereich, wir haben zwar auch unsere Satelliten oben, aber wir haben nicht ansatzweise so etwas wie Starlink. Das Beste, was wir haben und das kommt natürlich jetzt auch zum Einsatz, ist dieses OneWeb-System. OneWeb ist ja auch ein LEO-System, also ein Low-Earth-Orbit-System, ähnlich wie Starlink. Es funktioniert anders. Das sind dann so Satelliten im Polar-Orbit und es sind nicht so viele Satelliten und es hat auch nicht diese selbe, es ist nicht so gut ausgebaut, wie Starlink funktioniert, nicht so gut wie Starlink. Ist vor allem auch ein reines Business-System. Das heißt, du kannst als Privatkunde jetzt nicht ein One-Web-Terminal kaufen, wie jetzt mit Starlink und das irgendwie auf deinen Wohnwagen ballern und dann hast du irgendwie ein Netz oder stellst dir irgendwie einen Garten und hast irgendwie ein Netz, wo die Telekom keine Glasfaser hinliefern will, weil wir uns da auch permanent im Weg stehen. Und jetzt ist natürlich auch auf einmal eine Frage, können wir auch noch auf die Satellitendelivery durch SpaceX zählen? Oder überhaupt auf die Amerikaner? Müssen wir jetzt sozusagen auch dort unsere eigene Weltraumdelivery sichern? Und das ist ja eine Debatte, die geht seit Jahrzehnten und wir hatten jetzt so viele Fälle, dass. Europa auf SpaceX ausweichen muss und die halt mittlerweile einmal die Woche eine Rakete starten. Muss man ja auch mal sehen. Also Elon Musk hat es da mit seinem Unternehmen geschafft, wirklich mit Abstand das effizienteste Weltraumunternehmen an den Start zu bekommen. So sehr man den Typen jetzt hassen möchte, muss man halt sehen, also inwiefern das jetzt sein persönliches Verdienst ist, sei jetzt mal da hingenommen, aber trotz alledem ist vollkommen klar, SpaceX ist derzeit einfach das potenteste Weltraumunternehmen auf diesem Planeten und zwar nicht ein bisschen, sondern mit riesigem Abstand. Und was macht Europa? Europa hat sich jahrzehntelang in so einem Dauerbattle zwischen den Franzosen und den Deutschen im Wesentlichen festgefahren, als es darum ging, dieses Ariane-System zu erneuern. Vielleicht mal so zur Erläuterung, das ist vielleicht auch jedem nicht so klar. Also wir haben ja quasi die ESA und die ESA ist so das Äquivalent zur NASA. Also spezifisch auf Weltraummissionen ausgerichtet. Die ESA ist quasi ein europäisches System. Es ist kein EU-System, es ist ein europäisches System, ist auch sehr international, hat auch die Kanadier in gewisser Hinsicht mit drin, die Japaner, es wird sehr viel kooperiert. Generell ist der europäische Weltraum-Exploration-Ansatz ja sehr kooperativ. Wir haben bis vor kurzem auch noch mit den Russen zusammengearbeitet, bis auf die Chinesen sind wir eigentlich mit allen irgendwie gut da. Und die ESA ist eigentlich nicht schlecht. Die ESA kann eine ganze Menge, könnte auch noch sehr viel mehr, hat aber nicht die Mittel. Es wird nicht sehr viel Geld bereitgestellt für die ESA, also nicht in einem nennenswerten Maße. Trotz alledem nimmt die ESA auch wichtige Funktionen wahr. Also die ganze Weltraum, Erdbeobachtung, da ist die ESA führend. Und natürlich gibt es auch eine diverse Militärtechnik, die halt irgendwie von den Raketen hochgebracht wird. Und was haben wir denn da? Naja, also erstens, wir haben den besten Weltraumbahnhof von der Geolokation eigentlich der Welt. Ja, also französisch Guyana ist am nächsten dran am Äquator, was quasi für so normale Orbits einfach die ideale Voraussetzung ist, weil du quasi an der Stelle, wo die Erde am dickbauchigsten ist, am meisten die Erdrotation mit nutzen kannst, um Raketen ins All zu schicken. Das ist also auf jeden Fall schon mal super. Da ist auch eine ganze Menge Platz. Ich war ja mal da, es ist unglaublich riesig, dieses Areal. Und naja, bis vor kurzem gab es dort halt drei verschiedene Raketensysteme, die dort am Start waren. Nämlich das Ariane 5 Launch System, dann die Vega, das sind diese kleineren Raketen, die aus Italien kommen und dann gab es die Soyuz, also die Kooperation mit den Russen. Die Russen haben auf dem europäischen Startplatz Raketen gestartet zusammen mit den Europäern. Das ist natürlich seit dem Ukraine-Krieg alles vorbei. Das heißt, da gab es nur noch zwei. Ariane 5 ist aber jetzt irgendwie end of life. und jetzt gab es den ersten Start der Ariane 6. Es hat ewig gedauert, diese Ariane 6 zu entwickeln und durch dieses Hickhack zwischen den Franzosen und den Deutschen ist es halt wieder so eine Kompromisslösung gewesen und man hat so viel Zeit und Energie verschwendet und am Ende hat man zwar eine Rakete, die so ein, zwei Features hat, die jetzt auch, sagen wir mal, SpaceX nicht haben, Nämlich eine Stufe, die sozusagen neu gezündet werden kann und damit kannst du irgendwie effizienter nach oben deinen Treibstoff nutzen. Und das ist auch für komplexe Orbits ganz toll. Nur... SpaceX kann irgendwie seine Raketen mittlerweile wieder landen lassen, also zumindest die Hauptstufe wieder landen lassen und spart sich dadurch natürlich auch Unmengen an Geld und dadurch, dass sie halt auch solche unglaublichen Durchläufer haben, also quasi in der Mitte halt jede Woche irgendwie einen Raketenstart machen, wird ja schon gar nicht mehr darüber berichtet, dass sie starten, weil die starten einfach die ganze Zeit. Das ist ja wie am Hauptbahnhof irgendwie. Und dadurch, dass sie einfach mittlerweile Raketenstufen irgendwie 20 Mal schon wiederverwendet haben und dadurch, dass sie so viele Starts haben, haben die einfach eine Economy of Scale mittlerweile erreicht, wo die Europäer einfach nicht im Ansatz da sind. Das war natürlich alles super teuer, aber wodurch wurde das finanziert? Das wurde dadurch finanziert. Also SpaceX gibt es einfach nur, weil der Staat, die USA, zugesagt hat, macht ihr mal irgendwie euer Development. Wir garantieren euch hier so und so viele Starts von unseren Spionage- und was weiß ich, Militärsatelliten. Die müssen irgendwie alle ins All und damit habt ihr sozusagen auch eure Starts irgendwie schon mal in Sack und Tüten. Und so etwas hat halt in Europa nicht stattgefunden, sondern stattdessen wird halt sehr viel an anderen Startplätzen gestartet und dann eben nicht mit der Ariane gestartet, die auch nicht für alle Satelliten geeignet ist, insbesondere nicht die neue Ariane 6, die halt so extrem groß ist. Die kann zwar sehr viel hochbringen, aber die kriegst du halt auch nicht so oft gestartet. Und wie viele Starts haben wir dann so? Naja, vier im Jahr oder fünf vielleicht, wenn man es jetzt mal hochtreibt. Das ist so die Größenordnung der Produktion, die wir jetzt erreichen mit diesen Raketen. Während, wie gesagt, die SpaceX und die Amerikaner damit sozusagen quasi jede Woche irgendwas hochballern und dadurch natürlich einen ganz anderen Level erreichen. Und damit war es natürlich dann auch möglich, sowas wie Starlink zu machen. Und auch OneWeb, was jetzt quasi das europäische Alternativsystem ist, was mittlerweile von den Franzosen, von Eutelsat, gekauft wurde und damit Gott sei Dank in französischer Hand ist, was sich jetzt als sehr positiv herausstellt, weil man es dadurch jetzt auch den Ukrainern zur Verfügung stellen kann. Auch die launchen ihre Satelliten mit SpaceX. Das ist einfach vollkommen irre. Und ich erwarte, dass wir also auch in diesem Raumfahrtbereich demnächst einen Wandel erleben werden. Und das ist auch... Höchste Zeit, dass Europa sich darauf besinnt, auch in dem Space-Bereich endlich mal wieder zuzulegen. Weil bisher ist das einfach gemanagter Stillstand.

Pavel Mayer
1:56:55
Tim Pritlove
1:57:39
Pavel Mayer
1:58:05
Tim Pritlove
1:58:17

Das ist aber eigentlich nichts. Also in dem Segment müsste sehr viel mehr möglich sein. Und ja, was wir brauchen, ist da einfach eine konsequente Entwicklung. Das heißt, man muss sagen, okay, jetzt hier auf Basis, ich weiß jetzt nicht, welche Pläne in den Schubladen sind und wie man vor allem das Problem dieser Wiederverwendbarkeit jetzt machen will. Es ist nicht so, dass Europa dazu nicht in der Lage wäre, sowas ingenieursmäßig auch zu leisten. Es ist einfach nur so, dass dieser ganze Apparat einfach zu träge ist. Es dauert viel zu lange, bis da irgendwelche Beschlüsse gefasst werden und vor allem verhungern diese ganzen Prozesse in diesem ganzen innereuropäischen Hickhack, speziell eben zwischen den Deutschen und den Franzosen, die halt einfach den größten Anteil haben. Das ist ja so eine Aufteilung. Die Franzosen sind immer die Launcher-Stellen und die Deutschen liefern eher so die Technik für die zweite und die Payload-Stufe. Das ist so ein bisschen die innere Aufteilung. Naja, man muss da einfach flexibler werden und ich erwarte, dass da auch jetzt die ESA deutlich klarer mal auftritt und sagt so Leute, wenn das jetzt hier nochmal was werden soll mit der europäischen Unabhängigkeit, auch im militärischen Bereich, dann müssen wir jetzt hier aber irgendwie auch mal langsamer was tun. Weil es ist ja klar, wir brauchen jetzt irgendwie auch diese Facilities der Aufklärung, weil wenn die Amerikaner jederzeit halt sagen können, so ja nö, unsere Erkenntnisse, die teilen wir jetzt nicht mehr mit euch, weil es passt uns jetzt gerade mal nicht in den Kram, was ihr mit den Russen macht, dann stehen wir halt doof da. Und du kannst halt einfach ohne Space-Aufklärung heutzutage einfach kein militärisches System mehr machen.

Pavel Mayer
2:00:02
Tim Pritlove
2:00:13
Pavel Mayer
2:00:34
Tim Pritlove
2:00:49
Pavel Mayer
2:00:51
Tim Pritlove
2:00:56
Pavel Mayer
2:00:57
Tim Pritlove
2:01:01
Pavel Mayer
2:01:24
Tim Pritlove
2:01:31
Pavel Mayer
2:01:38

Ich glaube, man kann sagen, uneingeschränkt das mit Ja beantworten. Also gegenwärtig jedenfalls, weil ganz offensichtlich hat Russland ja schon ein Problem mit der Ukraine allein. Aber wenn jetzt, was halt so ein Szenario ist, wenn jetzt Europa und die USA die Ukraine einfach komplett im Stich lassen würden oder die Ukraine dann wieder unter russischer Vorherrschaft landet, ist die Befürchtung, dass dann die Ukrainer mehr oder weniger gezwungen werden oder einverleibt werden in die russische Armee und dann losgeschickt werden gegen Polen oder gegen. Das Baltikum. Das ist so ein bisschen das Szenario und das würde dann zwar nicht morgen passieren, aber das ist eher sowas, was dann nach ein paar Jahren einfach drohen würde. Aber grundsätzlich. Ja, wenn man sich allein nur die Zahlen anschaut, jetzt an Bevölkerung, also Europa, wenn man jetzt die EU plus die europäischen NATO-Länder plus Ukraine plus Türkei nimmt, dann kommt man, muss man sagen, auf 650 Millionen Europäer. So willst du. Und es ist einfach kein normaler Zustand, dass irgendwie 650 Millionen Europäer, 330 Millionen Amerikaner fragen sich vor 145 Millionen Russen zu verteidigen. Also das allein ist irgendwie schon mal eigentlich ein bisschen irre, aber das ist letztlich Ergebnis von amerikanischer Politik, die einfach auch nicht wollten, dass Europa zu stark und zu selbstständig wird. Das war ganz klar im amerikanischen Interesse, Europa jetzt nicht als möglicherweise zu sehr als starken eigenen geopolitischen Spieler zu haben. Das heißt, sie haben schon auch versucht, zu viel europäische Einheit zu verhindern.

Tim Pritlove
2:04:27

So.

Pavel Mayer
2:04:29

Und das heißt, Europa ist eigentlich so ein bisschen ein schlafender Riese. Hat gegenüber den USA demografische Nachteile und, Und das europäische Rüstungsbudget liegt nur bei 50 bis 75 Prozent des amerikanischen, je nachdem, ob man die reinen Zahlen nimmt oder sozusagen Kaufkraft angepasst. Und insofern liegt Europa jetzt gar nicht finanziell so weit zurück, ist aber komplett zersplittert und eben ineffizient. Und ja, man hat es sich einfach auch ein bisschen bequem gemacht, muss man sagen. Aber das war letztlich auch grundsätzlich im Sinne der USA. Und ja, wenn es aber definitiv, wenn es nötig ist und Europa sich einig ist, Europa hat die Technologie, Europa hat die Bevölkerung, Europa hat die Wirtschaft. so. Und wenn das jetzt so ist, wie es ist, dann kriegt Europa das auch hin. Wenn man sich auch anguckt, allein nur bei den reinen Zahlen, dann jetzt Kampfpanzern und Flugzeugen und was halt sonst noch so da ist, hat Europa ohne die Amerikaner einfach jetzt schon mehr als die Russen und in technologisch höherer Qualität. Aber das Problem im Moment ist, dass sich die USA quasi in die gesamte europäische Verteidigung einfach ja, hineingewachsen sind oder hineingeben haben und einfach wichtige strukturelle Aufgaben wahrnehmen. Das heißt, die sind die einzigen, die eine große Tankerflotte haben, zum Beispiel und bei anderen eben Assets ja, haben sie zwar nicht ein komplettes Monopol, aber, da ist Europa weit, weit hinterher, einschließlich eben vor allem so Führungsstrukturen und Koordination und so weiter und generell Mobilität und Logistik. So, da hat Europa hat gar nicht die. Die Mobilitätsreserven, um jetzt, was weiß ich, Truppen schnell aus Spanien irgendwie ins Baltikum zu verlegen oder so. Das ist halt das Problem und das europäische Militär ist eben auch nicht darauf ausgerichtet, jetzt global irgendwie, ja, Macht zu projizieren. Das ist nur sehr, sehr beschränkt. Allein, ich meine, die USA haben halt 13 Flugzeugträger, wo jeder ungefähr das Äquivalent einer nationalen Luftwaffe darstellt, die sie halt verschieben können. Und Europa ist halt, was Flugzeugträger angeht, es gibt welche, ich glaube insgesamt sieben Stück oder so, aber der Großteil davon sind halt eher so Hubschrauberträger oder die können halt nur Vertical Take-Off and Landing machen und also sind deutlich kleiner als die amerikanischen Flugzeugträger beispielsweise. Das andere ist ja bei AVEX-Flugzeugen, also sozusagen elektronische Aufklärung, ist Europa auch wichtig. Ja, unterausgestattet. Plus natürlich generell Abhängigkeit von vielen US-Waffensystemen. So Patriot vorneweg und so, was jetzt gerade auch so ein bisschen zum Problem wird. Aber grundsätzlich, würde ich sagen, ist da nichts so, was Europa nicht innerhalb von wenigen Jahren selbst an den Start bringen kann. Und teilweise in einzelnen Bereichen sind die europäischen Waffensysteme sogar besser als das, was die Amerikaner haben. Ja.

Tim Pritlove
2:09:28
Pavel Mayer
2:10:35
Tim Pritlove
2:10:38
Pavel Mayer
2:12:11
Tim Pritlove
2:13:13
Pavel Mayer
2:13:14
Tim Pritlove
2:13:22
Pavel Mayer
2:14:02
Tim Pritlove
2:14:21
Pavel Mayer
2:15:26
Tim Pritlove
2:15:34
Pavel Mayer
2:16:54
Tim Pritlove
2:16:57
Pavel Mayer
2:17:07

Zumal die ja auch sehr freigiebig sind, dann mit Lizenzen sagen, also Polen hat ja sehr viel bestellt und, üblicherweise sind so große Rüstungsdeals beinhalten oft eine Komponente, wo dann Teile im Importland gefertigt werden, also wo man dann auch Kapazitäten aufbaut und in Polen bauen die Koreaner dann auch jetzt neue Fabriken auf. Aber ja, ja. So rein budgetmäßig, wenn jetzt Europa auf 2,5 Prozent vom BIP hochgeht, von der Zeit im Schnitt 1,9, 1,8 oder so ist, glaube ich, der europäische Schnitt aktuell. Aber selbst der Sprung von 2 auf 2,5 Prozent würde Europa bereits kaufkraftbereinigt mit den USA gleichziehen, was das Rüstungsbudget angeht. Und Trump hat ja jetzt in üblicher Manier gesagt, die Europäer sollen jetzt 5% ausgeben. Wenn Europäer 5% vom Bruttoinlandsprodukt in Rüstung investieren würden, wären das irgendwie 1800 Milliarden und hätte dann einen Rüstungshaushalt, der größer ist als der von den USA und China zusammen. Ja, was halt absoluter Irrsinn wäre wahrscheinlich. Und Russland, ja gut. Also mit anderen Worten, so da ist Potenzial, also wenn Europa sich entscheiden würde, quasi auf kalter Kriegsniveau hochzugehen, wo Deutschland lag damals bei vier bis fünf Prozent vom Bruttoinlandsprodukt so in den 70er Jahren. Wenn wir auf dieses Level wieder hochgehen würden, so als ganz Europa, hätten wir mehr Streitkräfte, hätten wir, sozusagen hätte Europa, ja. Mehr Streitkräfte als die, oder, na gut, die Chinesen haben halt viele Leute, aber es ist jetzt bereits so, dass selbst ohne Türkei und die Ukraine, die Europäer mehr Truppen haben als die USA jetzt bereits, ja, wenn du noch die Ukraine und die Türkei mit dazu zählst, zum Beispiel, dann ist ja Europa jetzt schon ungefähr die doppelte Truppenstärke in Soldaten wie die USA. Also nur mal so die Dimensionen klar zu machen. Also ist nicht gut Europa wirklich zu wecken, weil Europa einfach mal 2000 Jahre Historie in permanentem Krieg führen hat.

Tim Pritlove
2:20:28
Pavel Mayer
2:20:38
Tim Pritlove
2:21:12

Wie viele haben wir denn jetzt schon weg? Achso, das ist ja ein neues Jahr, aber wann fangen wir dann an wieder zu zählen? Also 20 Jahre hatten wir im letzten Jahrhundert auf jeden Fall voll Ja, mal gucken, Da wir ja eigentlich ein Podcast sind, der sich mit der Ukraine beschäftigt, sollten wir vielleicht dieses Verteidigungsthema auch noch kurz auf die Ukraine ausdehnen weil darum geht es ja eigentlich. Denn ein Teil dieser ganzen Bewaffnungen, über die jetzt diskutiert wird, ist ja eh klar, wird vor allem, oder vielleicht die falsche Formulierung, aber ein Großteil der Investitionen, die jetzt getätigt werden in militärische Ausrüstung, die wird ja dann auch sofort zum Einsatz kommen müssen, denn wenn die USA jetzt die Ukraine verhungern lassen wollen, muss Europa einspringen. Das heißt, viel dieser Rüstungsproduktion, die jetzt gestartet werden wird, zwangsläufig, wird ja auch mehr oder weniger direkt in die Ukraine gehen. Und da stellt sich natürlich die Frage, was können derzeit denn an Unterstützung auch wirklich geleistet werden, beziehungsweise was wird derzeit geleistet werden. Was wir ja schon haben, ist, dass einerseits Länder wie Dänemark vor allem, Skandinavia ja schon seit einiger Zeit umgesattelt haben auf, wir geben jetzt das ganze Geld nicht unbedingt jetzt dafür aus, dass wir selber irgendwas produzieren oder dass wir aus unserem Bestand etwas in die Ukraine umleiten, sondern wir investieren direkt in die Produktion in der Ukraine, weil die ist da sehr viel effizienter und sehr viel schneller und vor allem sehr viel billiger zu machen. Das ist sicherlich eine Winning-Strategie. Und ich kann mir auch sehr gut vorstellen, dass man von vielen dieser Gelder quasi in der Ukraine bestellt und es dann auch gleich dort zum Einsatz bringt. Dann hatten wir schon erwähnt, die Franzosen können natürlich jetzt eine große Rolle spielen, nicht nur im logistischen Bereich und was Militärtechnik betrifft, die liefern ja auch schon so einiges, sondern eben auch durch die Bereitstellung von OneWeb. Das kennen nicht so viele, eben weil es eben ein System ist, was nicht so im Public Mind ist, weil es halt kein Consumer Device ist. Aber das wäre natürlich mittelfristig auf jeden Fall etwas, was den drohenden Verlust von Starlink ausgleichen könnte. Das wird also an der Stelle auf jeden Fall sehr viel mehr Interesse erhalten. Und dann stellt sich natürlich vor allem die Frage, wird jetzt die im März geführte Regierung, die uns jetzt droht, dann wirklich das Versprechen wahr machen und solche Lieferungen wie zum Beispiel Taurus-Systeme dann wirklich an die Ukraine wahr machen.

Pavel Mayer
2:24:20
Tim Pritlove
2:25:33
Pavel Mayer
2:25:36

Ja, ja. Und das Ding hat auch gewisse Stealth-Charakteristiken, fliegt aber so generell dann wohl in 30 Metern Höhe ungefähr bis zum Ziel und hat eben diesen Doppelsprengkopf, Und der, wo erstmal vorne ein kleiner Sprengkopf dran ist, der halt ein Loch macht für dann den großen Sprengkopf, der dann so ungefähr 400 Kilo wiegt oder so. Also ein ziemlich dickes Ding, der dann unter der Erde oder im Shelter explodiert. Also es ist schon eine ziemlich fiese Waffe, mit dem faktisch die Ukraine nochmal die russischen Flugzeuge oder die russischen Basen auf noch mehr Abstand bringen könnte. Und jetzt nach der Attackums-Lieferung, die ja so bis 300 Kilometer ungefähr reichen, haben die Russen sehr viel außerhalb der Reichweite verlegt. Und Taurus würde bedeuten, dass sie nochmal 100 bis 200 Kilometer weiter weg dann ihre Flugzeuge parken müssten, so konkret gesagt. Und ja, in Deutschland, also es wurden insgesamt 600 Stück, glaube ich, davon gebaut. Und so die Bundeswehr könnte wohl 100 Stück davon ungefähr an die Ukraine abgeben, ohne sich selbst zu entblößen. Aber das Problem, das hat man ja auch schon mal erwähnt, ist. Für die Missionsplanung brauchst du halt ein detailliertes Höhenmodell. Und das wird dann sozusagen, Teile des Höhenmodells werden dann in die Rakete reingeladen plus andere Dinge und so. Also es ist, in anderen Worten, vor jedem Abschuss sitzt da jemand ein, zwei Tage und plant die Mission und lädt die Daten in diesen Marschflugkörper rein. Und entweder man überlässt den Ukrainern dann auch dieses System und schult sie darauf, was wohl so ausgeht, dass sie so sechs bis neun Monate brauchen würden, bis sie halt selber komplett Missionen planen könnten. Oder man schickt halt dann Deutsche oder die Missionsplanung wird dann von Deutschland aus gemacht. So was natürlich ein bisschen heikel ist, so politisch. Einfach, weil man eigentlich sagen kann, okay, das waren jetzt die Ukrainer, die das Ding abgeschossen haben. Sondern faktisch wäre das, dass dann deutsche Soldaten damit befasst wären, die Missionsplanung zu machen.

Tim Pritlove
2:28:58
Pavel Mayer
2:29:21
Tim Pritlove
2:29:39
Pavel Mayer
2:29:42
Tim Pritlove
2:29:50
Pavel Mayer
2:29:54
Tim Pritlove
2:30:10

Wo die Bundeswehr selber sagt, so, das hätten wir, mehr würden wir nicht, aber das ist auch, sagen wir mal, der Stand von vor einem Jahr in dieser ganzen Diskussion, wo Scholz halt gesagt hat, wir geben mal hier gar nichts weg. Und ich bin jetzt mal sehr gespannt, wie sich das jetzt ohne Scholz in der neuen sogenannten Großen Koalition entwickeln wird. Nicht, dass ich darauf setze, dass das März ein Mann des Wortes ist. Ich meine, er hat ja im Prinzip jetzt schon vor Antritt seiner Regierung alle seine Versprechen gebrochen. Zum Glück muss man sagen, aber naja, so viel kannst du da halt drauf geben, was er irgendwie gesagt hat. Aber am Ende ist natürlich Deutschland jetzt im Zugzwang. Und wenn sie irgendwie auch nur halbwegs irgendeine Glaubwürdigkeit herstellen wollen und irgendein Vertrauen herstellen wollen, auch der Ukraine gegenüber, muss es ja nun zwangsläufig auch ein signifikantes Signal geben der geänderten Grundhaltung, sowohl was die neue Regierung als auch die neue Situation betrifft. Und da kann ich mir ehrlich gesagt gar nichts anderes vorstellen als eine Änderung dieser Taurus-Politik und wenn es nur ein politisches Signal ist. Ich meine, ob diese. Waffen am Ende einen großen Unterschied machen, werden wir sehen. Das sind ja, wie du schon gesagt hast, sind ja auch eher bunkerbrechende Systeme, die mehr oder weniger ein spezifisches, klar umfasstes, lokal begrenztes Ziel gut erreichen können. Die Attack-Cams, die vielleicht jetzt nicht, oder die Storm Shadows. Jetzt muss ich mal kurz mal nachdenken, bei den Attack-Cams war es ja so, dass die auch durch ihre Cluster-Munition so effizient waren. Gerade was jetzt den Angriff von Flugzeugen betrifft. Das heißt, wenn du die auf einen Landeplatz losschickst, wo irgendwie zehn Maschinen stehen und du schaffst es halt irgendwie eine Explosion eines einzelnen Cluster, Sprengkörpers in der Nähe dieser Maschinen zu machen, dann sind die halt alle im Eimer. Weil Flugzeuge und Löcher und so weiter passt irgendwie gar nicht gut. Da musst du sie nicht komplett zerstören, um sie außer Betrieb zu nehmen. Aber wenn du sozusagen nur einen Springsatz hast, der sozusagen lokal begrenzt ist, da aber super effizient, dann eignet es sich eben mehr eben, wie du gesagt hast, auch für Bunker oder eben Brücken. Ob es da Brücken gibt, die um 500 Kilometer Reichweite sind? Naja.

Pavel Mayer
2:32:41
Tim Pritlove
2:33:35

Ja gut, aber die Fähren sind alle im Eimer und würde halt die Brücke komplett wegfallen, wäre das natürlich auch rein moralisch auch ein riesiger Boost. Also das ist natürlich schon so ein bisschen der Inbegriff und das wäre eine riesige Niederlage für Putin. Also ich denke, wenn die Ukrainer sich selbst in der Lage säen, mit dem, was ihnen zur Verfügung gestellt wird, diese Brücke weiter zu dismanteln, dann würden sie das auch tun. Selbst wenn es jetzt nicht die Wende im Krieg ist, aber es ist halt alles hilft und insofern könnte das schon auch helfen. Na gut, wir müssen uns jetzt nicht so sehr an diesen Taurus-Dingern festbeißen. Wichtiger ist natürlich auch eine Wende im Bereich der anderen Waffensysteme, wo die USA bisher etwas liefern, was Europa nicht hat. Und das ist natürlich vor allem in der Luftverteidigung das Problem der Patriot-Systeme. Würde also jetzt die USA auch die Lieferung von Patriot-Raketen oder überhaupt nur den Betrieb dieser Patriot-Systeme auch noch unterbinden, dann sieht es halt richtig schlimm aus. Und das ist ja so, also as we speak jetzt hier zu diesem Zeitpunkt, sieht es so aus, als ob die Ukraine jetzt Kurs aufgegeben hat. Also die Russen haben auch noch dieses kurze Fenster, wo die Ukrainer keine Informationen bekommen haben und wo irgendwie die Waffenlieferungen eingestellt wurden, was jetzt nicht entscheidend war. Aber diese Informationsembargo haben die Russen sofort genutzt und haben eine Großoffensive gestartet und das hat jetzt dazu geführt, dass die Ukraine Kursk verlassen muss oder schon weitgehend verlassen hat. Also ich glaube, Sucha ist schon gefallen. Also man sieht, wie schnell so etwas eine Auswirkung haben kann. Würden die Patriots-Systeme nicht funktionieren? Dann hätte das natürlich erhebliche Auswirkungen, weil die Patriots-Systeme sind derzeit die einzigen Systeme, die wirklich einen halbwegs zuverlässigen Schutz gegen überschallballistische Raketen liefern. Das heißt, das Schlimmste, was so die Russen losschicken können, da wären also dann die Hauptstädte nicht mehr gut geschützt, Kiew vor allem, aber auch andere große Regionen und vor allem auch der ganze Rüstungsbereich. Der Ukrainer. Von dem die Russen sicherlich wissen, wo er ist, aber wo sie nicht ohne weiteres rankommen. Teilweise auch alles unterirdisch und so weiter. Aber das ist halt etwas, wo Europa auf jeden Fall jetzt schnell nachlegen muss. Und hier frage ich mich, ob es vielleicht möglich ist, mit den Israelis noch eine Einigung zu erzielen.

Pavel Mayer
2:36:24
Tim Pritlove
2:37:38
Pavel Mayer
2:37:43
Tim Pritlove
2:38:54
Pavel Mayer
2:38:58

Ja, gehe ich auch mal. Von aus. Ansonsten, gut, was ich jetzt auch gehört habe, da hatten wir auch vor zwei Jahren mal drüber gesprochen, über die deutschen Smart-Granaten. Das sind diese Artillerie-Granaten, die die dann über dem Ziel aufgehen. Also Suchzündermunition nennt sich das. Wo du sie im Prinzip ungefähr in die Nähe über das Ziel bringst und dann in dem Fall von Smart kommen da zwei Suchzünder raus, die gucken, was gibt es für interessante Ziele und dann dieses Ziel, die Ziele ansteuern. Und die sind wohl recht erfolgreich in der Ukraine jetzt zum Einsatz gekommen. Also da habe ich so Interview mit einer Panzerhaubitze 2000-Besatzung gehört, die eben davon berichtet, wie sie die eingesetzt haben. Und dass das gut funktioniert. Also gut zu wissen, dass unser Hightech, deutsches Hightech-Spielzeug tatsächlich zu funktionieren scheint unter realen Bedingungen. Und generell sind die Ukrainer auch super happy mit dem Marder. Sie haben jetzt ja haufenweise Marder-IFVs, also Infantry Fighting Vehicles. Der Marder kann halt irgendwie hinten, hat eine Klappe, kann halt sechs Infantriesoldaten besitzen. Hinten raufladen, Drei-Mann-Besatzung, hat eine 20-Millimeter-Kanone und eine Milan und hat aber wohl einen recht guten Panzerschutz. Also das Ding wiegt irgendwie mittlerweile 30 Tonnen, weil im Laufe der Zeit man irgendwie nochmal drei weitere Panzerschichten draufgepackt hat. Ursprünglich lag es bei 17, 18 Tonnen oder so. Und die Neueren haben dann halt nochmal 12 Tonnen mehr Panzerung gekriegt. Und die waren halt wirklich begeistert davon, weil die Drohnen tatsächlich, weil die Drohnen fest sind. Also diese FPV-Drohnen können die Marder-Panzerung wohl nicht durchschlagen. So entstehen zwar Schäden und so, aber ja, gab es halt Berichte, dass sie halt auf einer Fahrt von fünf Drohnen getroffen worden sind und einfach, ja, abgebreiter gefahren sind. Ja, ja. Also das scheint zu funktionieren, ist aber auch, ich weiß nicht, ich bin glaube ich in den 60er Jahren entwickelt, das Ding, aber scheint auch zu funktionieren. Und die Panzerhaubitze 2000, mittlerweile sind sie auch super happy mit, nachdem Anfangsjahr es hieß, empfindliche deutsche Hightech und so, aber... Das läuft gut. Und dann hat jetzt, glaube ich, RCH-155, also diese radgestützte Artillerie, schon angefangen an die Ukraine zu liefern. Da bin ich mir nicht ganz sicher, aber ich glaube...

Tim Pritlove
2:43:01
Pavel Mayer
2:44:17
Tim Pritlove
2:44:31
Pavel Mayer
2:44:45

Ja.

Tim Pritlove
2:44:46
Pavel Mayer
2:44:54
Tim Pritlove
2:46:36
Pavel Mayer
2:46:37
Tim Pritlove
2:47:17
Pavel Mayer
2:47:22
Tim Pritlove
2:47:33

Ja, was man vielleicht noch kurz nachreichen sollte, ist, dass es ja jetzt auch die Diskussion gibt um die Unterstützung konkret im Land selber. Also wir erinnern uns, zu Beginn des Krieges gab es ja Proteste von Ukrainern in ganz Europa mit dem Aufruf Clear the Skies oder Protect the Skies, ich weiß nicht ganz genau. Ich glaube, Clear the Skies war so ein bisschen das Mantra. Und die Forderung, dass auch Europa oder die USA, also alle Verbündeten, mit ihrer eigenen Luftwaffe quasi den Himmel über der Ukraine schützen sollen. Und naja, haben wir gesehen, was daraus geworden ist. In den letzten drei Jahren halt gar nichts, weil sie irgendwie alle Schiss hatten, beziehungsweise dadurch halt immer dieses Argument kam, naja, wenn wir da rumfliegen, dann müssen wir halt auch die Russen abschießen. Das geht ja gar nicht. Naja, jetzt sind wir halt in der aktuellen Situation und jetzt gibt es aber wieder diese Diskussion, angeführt durch die Franzosen, aber nicht nur durch die Franzosen, sondern es gibt verschiedene Länder, die sich da schon vorgetastet haben. Das heißt, es gibt in zunehmendem Maße die Überlegung, ob man nicht so etwas durchführen sollte. Das natürlich nicht an der Frontlinie, sondern quasi im westlichen Hinterland der Ukraine. Und das würde ja auch gut zu diesen Überlegungen der Militärproduktion und dem Schutz der Militärproduktion passen, wenn man also quasi den Schutz, also die Luftabwehr, Raketenabwehr übernehmen würde und generell auch den westlichen Bereich der Ukraine mit so einer multinationalen Luftwaffentruppe absichern würde. Dann würde das ja dann eben auch für die Ukraine einfacher werden, sich eben auf die eigentlichen Frontbereiche zu konzentrieren. Das ist also definitiv etwas, was in dieser ganzen Debatte der militärischen Unterstützung jetzt auch zunehmendem Maße auf Gegenliebe stößt. Ich bin auch ein bisschen skeptisch, dass es dabei zukommen wird, aber ich würde das jetzt auch mal nicht ausschließen wollen.

Pavel Mayer
2:49:56
Tim Pritlove
2:52:02

Genau, das zeichnet sich ja schon länger ab. Und derzeit ist es auch so, generell muss man dieser ganze Zeit, den die Öffentlichkeit derzeit auf diesen Konflikt hat und man sieht halt immer so, ja okay, Russland dringt vor und macht Landgewinne nicht viel, ja, wir hatten den Schneckenvergleich eben schon, aber findet halt statt und jetzt haben sie sich irgendwie auch noch aus Kurs zurückgedrängt, ja, das ist irgendwie das, was da stattfindet. Aber auf der anderen Seite fügt die Ukraine auf allen anderen Wegen den Russen erhebliche Verluste zu. Also nicht nur, dass sie irgendwie so viele Fahrzeuge von ihnen zerstören und dass quasi die Russen nur noch mit Meatwaves kämpfen. Wir hatten ja schon mehrfach darauf hingewiesen, dass sie quasi im Schwarzen Meer komplett verloren haben, die Russen. Also sie haben sich ja vollständig zurückgezogen. Und im Luftraum ist es halt so, okay, da haben die Russen auch viele Raketen, viele Drohnen, diese Schahett-Drohnen. Aber mittlerweile antworten halt die Ukrainer in zunehmendem Maße mit gleichen Mitteln. Die haben jetzt also auch so Schahett-ähnliche Drohnen gebaut. Das ist ja wahrscheinlich die Produktion, von der du da sprichst, zum Teil. Dazu eben diese ballistischen Raketen. Das kann ja die Ukrainer im Prinzip auch. Die waren schon immer irgendwie gut in diesem Bereich. Und grundsätzlich ist es so, an der Front machen diese FPV-Drohnen, also FPV ist ja First-Person-View, also sozusagen Kamera-ausgerüstete Drohnen, die halt entweder kamikazemäßig direkt irgendwo reinfliegen oder eben Granaten abwerfen. Machen 80 Prozent der Kills aus. Also das ist sozusagen die Hauptwaffe, mit der die Ukraine derzeit die Russen auf Distanz hält, ist etwas, was die Ukrainer komplett im eigenen Land produzieren. Es ist also möglich, die Russen zurückzuhalten mit den Fähigkeiten, die die Ukraine selber hat, wenn man sie nur entsprechend finanziell unterstützt, beziehungsweise für die Produktionsorte dann auch gegebenenfalls noch so eine Luftverteidigung mitbietet.

Pavel Mayer
2:54:20
Tim Pritlove
2:54:52

Ist eigentlich nichts Neues. Das ist eigentlich schon vor zwei Jahren schon mal News gewesen, dass so etwas entwickelt wird. Aber mittlerweile ist es ihnen wohl gelungen, das nicht nur punktuell zum Einsatz zu bringen, sondern eben so ein richtig flächendeckendes Netzwerk daraus zu machen. Also im Prinzip ist das so ein Machine Learning System. Das heißt, sie haben halt quasi die Mikrofone auf, den Sound, den sie mit den Mikrofonen aufnehmen, auf diese Schaheds und wahrscheinlich auch noch andere Drohensysteme trainiert und das ist eine relativ einfache Sache, die man heute schon mit einfacher, AI-Hardware quasi realisieren kann und dann eben so ein verteiltes Sensornetzwerk draus gebaut. Das habe ich auch gesehen, dass das nochmal News wurde, aber ich habe wie gesagt schon vor zwei Jahren davon gelesen, dass so etwas entwickelt wurde und wahrscheinlich haben sie in der Zwischenzeit daraus eben einfach ein komplettes Sensornetzwerk gemacht. Gut, lass uns den Militärteil damit erstmal beenden. Wir haben hier auch schon drei Stunden auf der Uhr. So, zum Abschluss müssen wir vielleicht nochmal so ein bisschen die Frage klären, also erstens, was ist so von den aktuellen Verhandlungen, von dem aktuellen Verhandlungsstand zu halten und gibt es hier überhaupt irgendwie einen Plan? Weil man hat jetzt nicht so den Eindruck, dass das alles irgendwie nach Plan läuft. Trump hat irgendwie seine Wahl, also im Wahlkampf ja irgendwie protzend bekannt gegeben, er würde jetzt hier irgendwie den ganzen Konflikt in 24 Stunden lösen. Nicht, dass es ihm irgendeiner geglaubt hätte, aber davon sind wir natürlich weit entfernt. Und er hat jetzt irgendwie einen Modus an den Tag gelegt, wo es halt verschiedenste Fragestellungen gibt. Ist er jetzt wirklich ein russischer Spion oder dreht er einfach nur frei und ist irgendwie unter Druck von Kompromat oder ist sein einziger Plan einfach, das wird schon irgendwie sich von alleine lösen, Wenn ich irgendwie alle unter Druck setze und alle müssen nach meiner Nase tanzen, dann wird sich das schon irgendwie ergeben. Weil ich bin ja Trump und wir sind ja die USA und das scheint ja irgendwie so alles nicht aufzugehen. Derzeit sind wir an diesem Punkt, wie schon erwähnt, Militärhilfen wurden eingestellt, Informationsfluss wurde eingestellt. Jetzt nach einer Woche wurde das Ganze wieder zurückgenommen. Das könnte durchaus sein, dass es auf internationalen Druck hin geschehen ist, weil er einfach gemerkt hat, dass er damit den Bogen weit überspannt hat. Sein Verhältnis zu den Russen ist unklar. Will er von denen nur irgendwie auch irgendwelche Deals haben und hat er sich bloß nicht getraut, Putin gegenüber scharf aufzutreten, weil er der Meinung ist, die Ukraine ist zu schwach und hat zu wenig Verbündete und die kann man schon irgendwie dazu bringen, einfach zu sagen, so ja, okay, gut, dann geben wir halt auf. Darauf könnte ich mir durchaus vorstellen, dass er das gedacht hat. Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass er überhaupt keine Ahnung hat von diesem ganzen Spiel. Und ich meine, er hat ja auch nur Anfänger am Start. Also diese ganze Delegation, alle Leute, die hier in diesen sogenannten Verhandlungen beteiligt sind, sind einfach... Alle Leute, die überhaupt gar keine Ahnung haben von Diplomatie. Also es sind keine erfahrenen Menschen dabei, es sind nur irgendwelche Cronies von ihm, irgendwelche rechtsradikalen Spinner und sonstige Millionäre, die noch einen Job brauchten. Und das ist sozusagen der Stand der Dinge. Jetzt musste er halt wieder einen Schritt zurückgehen, hat nach diesem Eklat im Oval Office Selensky jetzt ein Kommuniqué abgerungen, was sie jetzt in Saudi-Arabien ausgehandelt haben. Nachdem halt die Ukraine offiziell gesagt hat, ja okay, dann machen wir halt das mit dem Waffenstillstand. Nur diese Bedingungen, die daran geknüpft sind, auf einen 30-tägigen Waffenstillstand, was ja immer so die Formulierung war, die Trump hören wollte. Daran sind halt geknüpfte Bedingungen wie, die Russen müssen alle Kriegsgefangenen der Ukraine zurückgeben, die Russen müssen irgendwie alle entführten Kinder, die nach Russland entführt worden sind, wieder zurückgeben. Das werden die Russen nicht tun. Ich weiß jetzt nicht mehr ganz genau, was noch alles mit drin stand, aber die Liste ist noch ein bisschen länger. Auf jeden Fall sind das alles Bedingungen, die so in der Summe von Russland nicht erfüllt werden können und wenn man den ersten Reaktionen Glauben schenken darf, gibt es da auch überhaupt gar keine Bereitschaft bei den Russen in irgendeiner Form auf diesen Deal einzugehen. Und dann ist halt Trump wieder quasi in Zugzwang.

Pavel Mayer
2:59:56

Kann ich alles so unterschreiben. Und was vielleicht noch dazu kommt, also wenn man jetzt nicht nur seine außenpolitischen Entscheidungen, sondern auch seine innenpolitischen und das mit den Zöllen und so weiter zusammennimmt, Und so entsteht nicht der Eindruck, dass da irgendwie eine Art von Plan oder von komplexen Plan dahinter stecken könnte. Weil Trumps Weltbild ist einfach und wie du schon richtig sagtest. Er ist der Meinung, wir sind die USA, ich bin Trump und ich werde mehr oder weniger alle dazu zwingen, das zu tun, was ich will und dann anschließend den Friedensnobelpreis dafür einheimen. Ja, er redet davon und seine Anhänger auch, dass Trump irgendwie ein öfter Kandidat für den Friedensnobelpreis ist. Das ist das Ding. Aber so in der Summe, wenn man einfach die Summe seiner Entscheidungen und seiner Kehrtwendungen betrachtet und den Schaden, den er für die USA jetzt schon objektiv angerichtet hat. Das kann man ja beziffern mit 40 Prozent weniger kanadische Touristen in den USA und, und, und. Man kann jetzt halt lang weitergehen. Also was sich einfach zeigt, ist, dass erstens. Er nicht auf Basis von Fakten handelt, sondern sich Fakten ausdenkt am laufenden Band. Oder beispielsweise, dass die USA dann 300 Milliarden gegeben haben und die Europäer nichts. Solche Dinge. Oder dann von Vance kam dann das Ding ja schon so, die Europäer wissen sowieso nicht, wie man Krieg führt und das sind alles irgendwie Luschen-Truppen und damit quasi auf die Gräber von vor allem englischen Soldaten gepisst hat. So die, also es sind 1000 Europäer gestorben, wie gesagt und 150 Milliarden und Europa hat mehr gegeben und das sind alles Fakten die aber Trump so offenbar nicht heilt oder einfach anderen Glaubens ist so und ja, wenn man irgendwie die Fakten nicht klar hat, dann ist es auch eher unwahrscheinlich, dass man dahin kommt, wo man will. Sondern das ist dann, ich meine, am Ende, ja, kann alles Mögliche passieren, aber es hilft nicht. Es hilft nicht, irgendwie andere davon zu überzeugen, weil es einfach nicht überzeugend klingt, weil es keinen Sinn macht. Und es gibt mittlerweile auch. Eine Reihe von Leuten, die der Meinung sind, das ist einfach jetzt ein gesundheitliches Problem. Dass einfach Trumps Gehirn nicht mehr richtig funktioniert. Dass er einfach der Komplexität der Situation einfach nicht gewachsen ist. So und deswegen halt von Tag zu Tag, von Stimmung zu Stimmung auf irgendwas reagiert, was zu ihm durchdringt. Und ich glaube, es ist überall ein Stück Wahrheit dran. Ich glaube, dass Trump einfach so, was seine intellektuellen Fähigkeiten, Fähigkeit zu denken oder sich zu artikulieren oder einer klaren Strategie zu folgen ist, deutlich vermindert gegenüber, ich würde sagen, der Normalbevölkerung. Und das ist halt der eine Punkt. Und der andere Punkt ist, dass offenbar das, was er tut, bei irgendeiner ganzen Mengen Leuten in den USA auf Resonanz stößt. All denen, die auch so ein einfaches Weltbild haben wie Trump. Und das ist halt das Problem, das ist halt das, was gefährlich ist, ist, dass Trump einfach, wie wir das letzte Mal gesagt haben, ein Elefant im Porzellan laden und alle versuchen, dem jetzt irgendwie was Gutes abzuringen. Oder versuchen irgendwie eine Theorie aufzustellen, warum es gut ist, dass er das ganze Porzellan dort zerschlägt. Und mag sein, manches Porzellan ist vielleicht auch wert, zerschlagen zu werden, aber unterm Strich können wir nicht von einem rationalen Akteur ausgehen, der Entscheidungen trifft, die nachvollziehbar sind. Das ist so meine Sicht der Dinge, wo man sich zwar erklären kann aus Trumps Vergangenheit plus dann Agenda 2025 plus diese gesamte rechtsintellektuelle in Anführungszeichen Szene, die da noch mit reinspielt, das alles vermischt sich zu einem Klumpatsch, wo durchaus sagen wir, geopolitische Strategien, hervorscheinen an bestimmten Stellen oder wo man Theorien bilden kann, aber am Ende des Tages ist es einfach nur Unfähigkeit, aus meiner Sicht. Unfähigkeit zusammen mit einer narzisstischen Persönlichkeit, wo Trump in erster Linie sich sieht und dann kommt erstmal lange nichts.

Tim Pritlove
3:07:30
Pavel Mayer
3:08:54
Tim Pritlove
3:10:01
Pavel Mayer
3:11:35

Also für mich ist das Ganze geprägt von dem geopolitischen und historischen Analphabetismus. So, wo einfach, ich meine klar, für die USA, die waren sowieso immer sehr selbstfokussiert in ihrem Denken. Und also was jetzt die Wähler betrifft, zum Beispiel die Hälfte Amerikaner hat nie das Land verlassen. Das ist undenkbar im Vergleich mit Europa. Und das erklärt halt, glaube ich, auch einfach eine ganze Menge, dass offenbar diese Leute nicht wirklich verstehen, wie der Rest der Welt so tickt und deswegen halt Dinge von sich geben, wo sie überhaupt nicht wissen, wie die tatsächlich aufgenommen werden auf der anderen Seite. Und denken, naja, lassen wir jetzt einen Spruch los, weil Worte sind billig, aber sie sind sich nicht dessen bewusst, dass in anderen Teilen der Welt der Großteil der Leute Worte für wichtig hält und ernst nimmt. Und ihnen ist nicht klar, wie ernst viele Dinge genommen werden, die sie von sich geben. Man erinnert mich so ein bisschen daran, dass ich irgendwann mal Geschäftsführer geworden bin, war ich dann plötzlich in einer völlig anderen Rolle und war mir dessen gar nicht bewusst, dass wenn ich plötzlich einen Vorschlag gemacht habe gegenüber meinen Mitarbeitern, dass dieser Vorschlag eigentlich als Anweisung interpretiert wurde, obwohl ich es gar nicht so gemeint habe. Es war einfach nur eine Idee in den Raum. Wie wäre es denn, wenn wir das so und so? Und dann machen die Leute das einfach, obwohl das jetzt gar nicht so gemeint war. Und das ist, glaube ich, auch ein bisschen das, was dort passiert, dass sie halt Sachen von sich geben, die sie gar nicht so meinen, weil das einfach überhaupt nicht durchdacht ist. Aber andere Leute versuchen sich dann einen Reim raufzumachen oder reagieren dann drauf. Und zwar stark. Und ich glaube, sie haben auch keine Ahnung oder begreifen nicht, wie sehr sie die Kanadier zum Beispiel oder die Europäer jetzt... Verunsichert haben und verstoßen haben. Ja, verstoßen haben und was jetzt diese Aktion, auch dieses ganze Hin und Her, wo man das Gefühl hat, das ist nicht ernsthaft, was sie tun. An einem Tag steuern und dann. Sagen Zölle, dann wieder Zölle zurück, dann Einstellung von Lieferung und Einstellung von Lieferung zurück. Das ist, das macht nicht den Eindruck von Ernsthaftigkeit, was sie dort tun. Und sie sind sich dessen, glaube ich, nicht wirklich bewusst, was sie in bestimmten Bereichen anrichten. An anderen möglicherweise schon, aber ich glaube, ja.

Tim Pritlove
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Pavel Mayer
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Tim Pritlove
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Pavel Mayer
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