Tim Pritlove 0:08:45
Die verfügbar wären. Teilweise ist es auch ein schwieriger politischer Prozessoder vielleicht ist es immer ein schwieriger politischer Prozess.Ich meine man kann das natürlich jetzt den Regierungen einfach so vorwerfen,da müssen wir nur nach Deutschland schauen, dann sehen wir halt was für einediffuse öffentliche Meinung auch teilweise herrscht.Also ich merke das ja auch, wenn ich mit Freunden rede, die jetzt nicht so wiewir täglich das Geschehen verfolgen und sich vielleicht auch zu Beginn des Kriegesnicht so sehr mit den Hintergründen auch auseinandergesetzt hat,die uns ja in dem Sinne auch nicht so umfangreich bekannt waren.Wenn ihr unsere ersten Sendungen verfolgt habt, da haben wir auch sehr vieldarüber geredet, was wir selber erst mal gelernt haben, über was überhaupt inder Ukraine passiert ist in den letzten 10,20, 30, 40 Jahren, was die Situation ist in Russland, alles für uns keine täglichen Themen.So, wenn man das alles nicht gemacht hat, dann hast du es dann in der Gesellschaftnatürlich mit allgemeinen politischen Positionierungen zu tun.Und die beziehen sich nicht so sehr auf das reale Geschehen,sondern die haben halt mit grundsätzlichen Haltungen zu tun.Und da kommt halt viel zusammen. In Deutschland halt diese Ost-West-Trennung, nicht?Wir haben halt einen Osten, der eben über Jahrzehnte auch,sagen wir mal, einen unmittelbaren russischen Bezug hat und das führt teilweisezu Allianzen oder sagen wir mal,zumindest mal zu anderen Sichtweisen, die einfach prinzipieller Natur sind,wo man vielleicht sich das selber nicht so zugestehen will, dass jetzt irgendwieRussland das böse Land ist.Oder dass man auch aus so einem latenten Anti-Amerikanismus,der in Deutschland ja auch sehr stark war und ist, eben auch dann wiederum nichtdas entsprechende Vertrauen für westliches Handeln ableitet.Also diese gesamte Gemengelage, das sind natürlich reale politische Realitätenund die werden aus Position der Regierung natürlich immer auch durch irgendeineOpposition ausgenutzt.Und Regierung ist ja auch tägliches Überleben, das gilt glaube ich besondersfür unsere aktuelle Regierung.Und ja, die Bewertung, was dann quasi angemessene Schritte sind,ohne sich selbst des Rückhaltes für die regierenden wichtigen Teile der Bevölkerungsicher zu sein, die fällt da sehr unterschiedlich aus. Und dann...Da sagt man halt so, ah ja nee, da können wir jetzt nicht weitergehen und dannkommen halt diese ganzen floskelnden Phrasen mit Eskalationsangst etc.Wobei angesichts dessen, was halt ne Ukraine betrifft, finde ich halt einfachdiesen Begriff der Eskalation mittlerweile vollkommen für unangemessen,weil mal ehrlich, also was soll denn da bitte noch eskalieren,das ist meiner Auffassung nach die totale Eskalation und man kann es halt eigentlichnur noch besser machen, indem man Unterstützung bietet.Na gut, aber findet nicht in dem Maße statt,wie es vielleicht für uns angemessen erscheint,real bedeutet es für die Ukraine, sie haben nicht diese Möglichkeiten und geradein den letzten Wochen gab es ja auch so Mediendiskussionen über,oh die Ukraine, die Offensive, da verläuft ja alles nicht nach Plan.Ja, womit so unterstützt, unterstellt wird, das hätte ja alles viel schnellergehen müssen und wir wissen es ja sowieso besser.Und dann kommt dann oft zum Beispiel auch so diese Spin mit,ja ihr habt doch jetzt hier bei uns wie NATO-Taktiken gelernt,ihr wollt doch jetzt hier kämpfen wie der Westen, warum macht der das denn dann nicht?Wo man halt nur sagen kann, so ja, der Westen kämpft auch seine Taktiken unteranderer Materialverfügbarkeit,ja, also jede westliche Angriffs- und Offensivdoktrin basiert auf fundamentaler Lufthoheit.Und davon ist die Ukraine halt weit, weit, weit entfernt, weil sie einfach dieFlugzeuge gar nicht dafür haben, um in irgendeiner Form eine Lufthoheit zu haben.Die hat glücklicherweise auch Russland nicht, aber das ist schon etwas,was eben die Situation konkret an der Front schwierig macht.Haben wir auch letztes Mal schon drüber gesprochen.Hubschrauberangriffe, aber auch Jetangriffe sind Teil des Problems,zusätzlich zu den Minenfeldern und dagegen muss man sich dann halt erstmal durchsetzen.Natürlich kann man irgendwelche Soldaten im Wald stehen haben,die mit Manpads versuchen diese aufzuspüren und niederzuschießen,aber teilweise schießen die einfach von großer Distanz, wo dann halt so einManpad die Dinger gar nicht sieht.Und das sind halt alles Schwierigkeiten, mit denen die Ukraine zu kämpfen hat.Hilft die beste westliche Angriffstaktik und Disziplin nicht,weil die einfach gar nicht trägt, weil die Voraussetzungen dafür überhaupt nicht gegeben sind.Also das ist so die Ausgangssituation.Jetzt kann man sich anschauen, was ist eigentlich tatsächlich passiert.Und im Wesentlichen, kann man sagen, ist genau das passiert,was wir auch letztes Mal schon berichtet haben.Also es gab eine Serie von Angriffen und Vorstößen an verschiedenen Stellen der Front.Und das teilt sich vielleicht ganz grob auch in zwei Teile.Auf der einen Seite gibt es nämlich die Angriffe der Ukraine,die im Wesentlichen in Saporischia, im südlichen Donbass und auch bei Khersonein bisschen stattfindet.Also dort, wo der Vorstoß auch wirklich am wichtigsten ist, wo es gilt,eben diese Landbrücke zwischen dem Osten und dem Westen des besetzten Gebietes zu durchbrechen.Und dann gibt es aber auch noch im Osten, also oben bei Charkiv,bei den von der Ukraine so heroisch zurückeroberten Gebieten,gibt es wiederum Angriffe der Russen, die allerdings sehr überschaubar ausfallen.Und eigentlich nur dazu dienen, die Ukraine auch in diesem Bereich in irgendeiner Form zu beschäftigen,dort Truppen zu binden, um dann eben entsprechend Last aus dem südlichen Bereichrauszunehmen. Das ist also insofern die...Typische Methode, einfach mit Gegenangriffen den Gegner zu beschäftigen und das machen halt beide.Aber schauen wir jetzt mal auf den eigentlichen Kernbereich.Also es gab halt da oben im Westen bei Kupjansk, gab es Angriffe bei Kreminavon den Russen, das kann man eigentlich ignorieren.Nach dem Angriff der Russen auf Bachmut und der Eroberung und man muss auchsagen der Zerstörung von Bachmut, ist es der Ukraine gelungen,um Bachmut herum im Norden und im Süden vorzustoßen.Das beißt sich gerade auch ein bisschen fest. Hier kann man aber auch sagen,dass es wahrscheinlich eher die Ukraine ist, die Russland beschäftigt,weil sie Bachmut um jeden Preis verteidigen müssen, weil das für sie so ein Propagandading ist.Das heißt, da schmeißt jetzt die Ukraine aber auch nicht alles rein.Der Fokus liegt an dieser Südfront.Und diese Südfront zieht sich halt von dem alten Dnipro-Becken,ich sag jetzt von dem alten Dnipro-Becken, weil es halt mittlerweile alles sehr verlandet dadurch,dass ja der Nowaka-Kofka-Staudamm gesprengt worden ist und ich hab jetzt keineaktuellen Satellitenbilder im Kopf, aber der Fluss findet sozusagen zu seinemalten Flussbett wieder zurück und die Wasserausdehnung ist halt dort sehr gering geworden.Aber dort, wo eben dieses Becken ist, man kann ja diesen Bereich,der jetzt nicht mehr überflutet ist, nicht nutzen, weil er noch viel zu matschig ist.Also dort in Saporizia, nach Westen, rüber bis in den Donbass,das ist so eigentlich der Bereich, wo es um die Wurst geht.Und konkret geht es um die Wurst im Wesentlichen in zwei Gebieten.Das eine Gebiet ist das Gebiet, um die Stadt umzubringen.
Gebt dem Pavel doch endlich mal ein wenig Wasser, der Arme verdurstet ja hörbar auf halber Strecke und schläft wie die Hörerschaft fast ein.
Hey ,mach unseren Kumpel nicht an !
Genau, wir mögen Pavel. Pavel Ultras! <3
Doomsday-Pavel war doch echt gut drauf, heute!
Ich mag Pavels Gedankengänge.
Dass man ständig Spucke und Schmatzen von Pavel hört ist wirklich unangenehm. Ich skippe meistens zu Tim weiter.
Der mögliche Ringtausch beim Leopard 1, der Schweiz und Greichenland wurde recht ungenau dargestellt. Zunächst muss man wissen, dass es sich um ursprünglich italienische Leos handelt. Das ist relevant, weil die Panzer immernoch in Italien stehen und zumindest teilweise in ziemlich schlechtem Zustand sind. Die Schweiz selbst hat den Leopard 1 nie in ihren Streitkräften eingesetzt, sondern zu der Zeit auf Eigenentwicklungen gesetzt. Die italienischen Leos wurde nun schon vor etlichen Jahren vom Schweizer Rüstungskonzern RUAG erworben. Die Rolle Deutschlands beim möglichen Ringtausch geht auch über die Exportgenehmigung hinaus. Die Idee ist, dass Deutschland die Panzer von der RUAG erwirbt, von Rheinmetall restaurieren lässt und dann an Griechenland liefert, die dafür ihre Leos and die Ukraine abgeben. Die Geschichte hat auch noch ein weiteren Winkelschlag, denn eine deutschen Firma hat mittlerweile Ansprüche an 25 dieser Leopards angemeldet, weil sie diese von ein paar Jahren von der RUAG gekauft hätten.
https://www.blick.ch/politik/ruag-chaos-immer-groesser-deutsche-firma-fordert-25-schweizer-leo1-panzer-id18877396.html
https://www.deutschlandfunk.de/die-russische-seele-und-die-lust-am-leiden-100.html
Toller Text zur Leidenskultur der Russen von 2011.
Die Analyse am Ende war schon etwas weit hergeholt. Das BIP der Ukraine war vor dem Krieg halb so groß wie das von Dänemark. Wovon soll die Ukraine eine eigene Militärproduktion aufbauen? Außerdem ist die Ukraine nicht nur militärisch sondern auch wirtschaftlich völlig vom Westen abhängig. Das dürfte ihren politischen Spielraum einschränken, gegen den Willen der USA Atomwaffen zu bauen.
Kleine Anmerkung zu den Papp-Drohnen:
45 Kilogramm Nutzlast können sie nicht tragen (ich vermute eine Verwechslung mit „bei 6kg Nutzlast bis zu 45 Meilen Reichweite“).
Eine sehr schöne Folge. Danke sehr!
Beste Grüße
Peter
Vgl. auch:
https://en.wikipedia.org/wiki/Sypaq_Corvo_Precision_Payload_Delivery_System
https://corvouas.com.au/wp-content/uploads/CORVO-PPDS-HL-web-version-23082023-compressed_1.pdf
Ja da ist mir wohl was durcheinander geraten, sorry. Ist mir im Nachgang auch aufgefallen.
„ Prygogine und Utkin kann man definitiv sagen,dass durch ihr Ableben die Welt sicherlich keinen großen Verlust erlitten hat,sondern tendenziell eher zu einem besseren Platz geworden ist.Aber man weiß natürlich nie so genau, auch solche schlechten Leute können manchmalGutes bewirken unabsichtlich.So deswegen, Realität ist halt kompliziert“
Genau, und darum sagt oder denkt man so einen Stuss auch erst garnicht.
Ich war doch etwas verwundert, dass ihr gar nichts zum Thema Streumunition-Lieferung gesagt habt? Immerhin hat Streumunitionseinsatz von ukrainischer Seite laut Human Rights Watch bereits im letzten Jahr zivile Opfer gefordert: https://www.hrw.org/de/news/2023/07/10/ukraine-zivile-todesopfer-durch-streumunition
Bei aller Unterstützung, die die Ukraine meiner Ansicht nach bekommen sollte, geächtete Waffen sollten nicht dazu zählen.
Ich halte die Mienen der UBahn-Fahrgäste für kein geeignetes Mittel, die Stimmung der Menschen im Ganzen zu beurteilen. Hier ist es doch nicht anders, und nicht erst seit 2022. Die Leute starren wie auf dem Gang zum Schafott.
Ansonsten danke für die Sendung!
Vielen Dank fuer die grossartige Folge.
Ihr fragt, was uns Hoerern noch auf der Seele liegt, was uns interessiert.
Nun, wie ist das mit dem Internet? Das ist eine Front in dem Krieg, die Ihr sicher noch wenig besprochen habt. Das mag in der Natur der Dinge liegen, dass da niemand gerne ueber seine Opfer redet, oder findet er nicht statt? Dass wohl beide Seiten nicht in der Lage sind, Kraftwerke niederzucybern oder auch Staudaemme – geschenkt – wenn auch lame, aber was ist bekannt? Werden russische Technologiefirmen oder Militaerliferanten ueber’s Internet „gebricked“?
Soweit die allgemeine Frage. Noch ein konkreterer Punkt:
Wie man der Berichterstattung entnimmt, bereitet derzeit die russische „Lancet“-Drohne den Ukrainern Probleme. Soweit oeffentlich ist schon laenger (Maerz ’23) bekannt, dass dort ein nVidia Jetson verbaut ist, ein AMD/Xilinx ZYNQ, und das Ding funkt auf 2.275 GHz. Wenn ich die Ukraine waere, wuerde ich lange ueberlegen, ob ich nicht die Flashes einer gekaperten Drohne dumpe und ins Internet stelle, um das reverse-engineering zu crowdsourcen. Und das Suchen nach Sicherheitsluecken natuerlich. Evtl noch ein wenig Infrastruktur, um da einigermassen anonym beitragen zu koennen. Klar wuerden die Russen das sehen, aber waeren die schnell genug, sowas upzudaten? Eine Woche ohne diese Drohnen waere doch schon ein Gewinn.
Besten Dank fuer Standpunkte, natuerlich auch von Lesern!
https://www.derstandard.at/story/2000145007374/russische-kamikazedrohne-fliegt-nur-dank-westlicher-bauteile
Eine Frage die ich mir schon damals und nach anhören der Sendung nochmal verstärkt gestellt habe:
Unabhängig davon wie sicher und hinsichtlich Afrika wichtig für Russland sich Prigoschin zu diesem Zeitpunkt fühlte: Steigt man freiwillig zusammen mit seiner gesamten Entourage/wichtigen Wagner-Führungspersonen in ein kleines Flugzeug innerhalb Russlands, nachdem man die russische Führung gerade so angepisst hat und kurzzeitig einen Umsturz anzetteln wollte?
Dieses Flugzeug wäre doch für alle Parteien ein attraktives Anschlagsziel gewesen, denen Wagner irgendwie ein Dorn im Auge war.
Diese Reise freiwillig gemeinsam anzutreten erscheint mir doch sehr naiv, vor allem im Hinblick des Gerüchts er hätte sich kurz zuvor noch in einem Hotelzimmer ohne Fenster aufgehalten.