UKW126 Ukraine: Eggs Benedict an der Front

Ein tiefer Blick auf die aktuelle Lage an der Ostfront des Kriegs

Kurzfristig ergab sich für Enno jüngst die Möglichkeit, eine Reise an die Front des Konfliktes im Osten der Ukraine zu tätigen und konnte so aktuelle Eindrücke aus Charkiw, Isjum, Kramatorsk, Pokrowsk, Lyman und einigen kleineren Dörfern im Donbas einsammeln.

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Tim Pritlove
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Enno Lenze

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Transkript
Tim Pritlove 0:00:32
Hallo und herzlich willkommen zu UKW, unsere kleine Welt. Mein Name ist Tim.Pridlaff und ich begrüße alle zur 125.Ausgabe von UKW, in der es wenig überraschend heute wieder um die Ukraine geht.Allerdings heute mal nicht mit Pavel, sondern es gibt die Gelegenheit mal wiedereinen Bericht von vor Ort einzuholen und dazu begrüße ich den Enno Lenze. Hallo.
Enno Lenze 0:01:02
Hallo.
Tim Pritlove 0:01:03
Genau, Enno. Du warst nämlich wieder in der Ukraine und das relativ nah auch am Geschehen.Und die Gelegenheit wollte ich mal nutzen, hier nochmal so eine andere Perspektive reinzubringen.Ich hatte ja mit Pavel in der letzten Sendung oder beziehungsweise in den letztenSendungen, wie wir es halt immer machen, reden wir halt sehr viel über die gesamtmilitärischeSituation, Die gesamtpolitische Situation, insbesondere die internationale Situation,soweit wir sie eben beobachten können.Aber es ist immer sehr schwierig, einen Einblick einerseits in die Diskussionin der Ukraine selber zu bekommen, einerseits, weil da relativ wenig darüberberichtet wird, andererseits, weil man da natürlich Sprachprobleme hat und so weiter. Weiter.Genau, aber wer hier fleißig zugehört hat, weiß ja, du bist ja mehr oder weniger regelmäßig vor Ort.Das war jetzt allerdings ein nicht so angekündigter Besuch eigentlich,wenn ich mich richtig erinnere. Wolltest du im Dezember das nächste Mal wiederhin? Was ist passiert? Genau.
Enno Lenze 0:02:06
Was passiert ist, ist, dass ein Bekannter sagte, ich fahre morgen los.Willst du mit? Und dann habe ich gedacht, nee, ja, ich müsste so 10,12 Tage haben, bis ich wieder hier sein muss. Es hat sich dann kurzfristig auch anders ergeben.Ich dachte ja, man ist ja neugierig. Also wenn sich die Gelegenheit ergibt,jetzt mit jemandem hinzufahren und auch wieder andere Leute kennenzulernen oderso eine andere Ecke von Menschen, die ich nicht jeden Tag dort sehe, dann immer.Und dann sind wir halt am nächsten Tag losgefahren.
Tim Pritlove 0:02:38
Okay. Und was war jetzt anders als sonst?
Enno Lenze 0:02:41
In erster Linie, dass das ein anderer Journalist einfach ist,also Peter Patrick Enzle und der kennt einfach andere Menschen, kann man sagen.Also ganz trivial, aber eine Menge verschiedener Menschen kennenlernen vor Ortist halt immer gut, um seinen Blick weiterzuhalten.Weil am Ende treffe ich ja, sagen wir mal, 70 Prozent immer die gleichen Leuteoder die Freunde von Freunden und so.Und deswegen denke ich, ist immer gut, irgendwie sich auch mal andere Leutedran zu klemmen, um eine andere Ecke zu sehen oder eine andere Art Menschen oder sowas.Es gibt halt viele Millionen Menschen dort und immer im eigenen Saft schmorenist halt auf Dauer nicht gut für die Meinungsbildung.
Tim Pritlove 0:03:27
Ja, genau. Vielleicht wer jetzt noch nicht so ein klares Bild davon hat,was du so normalerweise treibst, also wir haben ja jetzt hier glaube ich zweimal schon zur Ukraine.Also mindestens zweimal ja.
Enno Lenze 0:03:43
Nach Butscher direkt, das war das erste Mal und dann nochmal im.
Tim Pritlove 0:03:47
Februar diesen Jahres, kurz bevor wir dann beide auch gemeinsam vor Ort waren.Genau. Und du bist sozusagen so ein bisschen Journalist bei Accident,bist in den letzten 10, 12 Jahren da in diese Rolle reingekommen und nutzt jetztdie Gelegenheit sozusagen immer wieder über deine Kontakte vor Ort einfach aufTuchfühlung zu gehen mit dem Geschehen.Und sowas dann jetzt wieder.Und wo genau hat dich jetzt der Weg hingeführt?
Enno Lenze 0:04:19
Ja, vor allem in Pokrosk, also im Donbass, einem kleinen Ort,um den zurzeit besonders stark gekämpft wird.Und gewohnt habe ich sozusagen in Kramatorsk, das ist so der ein bisschen größereOrt, der auch grundsätzlich sogar einen Flughafen hätte, der aber nicht benutzt wird.Und so ein bisschen östlich von Liman in so verschiedenen oder östlich von Isiumin so Dörfern war ich noch ein bisschen unterwegs einen Tag lang.Das war so der Hauptpunkt und dann eben so die Klassiker Charkiv,Kiew, Lviv, was man halt so auf dem Weg mitnimmt.
Tim Pritlove 0:04:58
Genau, weil du dann mit dem Auto hingefahren bist und mankelst direkter Flugverbindung,dauert das natürlich dann auch eine Weile.
Enno Lenze 0:05:06
Genau, bequem 25 Stunden im Auto, also natürlich auf mehrere Tage verteilt,aber man genießt es nicht.
Tim Pritlove 0:05:14
Ja, verstehe.Vielleicht bevor wir jetzt auf die konkrete Situation vor Ort eingehen,also was ich mit Pavel jetzt nie so richtig habe gut einfangen können, ist,wie schon erwähnt, einerseits so ein bisschen die Stimmung vor Ort,Aber was wir auch ein bisschen rausgelassen haben ist, wie sehr eigentlich derKrieg konkret das Land derzeit trifft.Also wie hart ist es eigentlich wirklich?Man kann immer viel über Angriffe und Rückzüge und so weiter,also an das Frontgeschehen reden und das ist natürlich auch irgendwie immerdas, was einen so von oben betrachtet immer am meisten interessiert.Aber wenn man so durch die Tagesnews durchblättert und sich die ganzen Timelinesdurchliest, dann ist es halt auf der einen Seite, ja klar,Erfolge, hier wieder zehn Panzer auf einmal gekillt, aber auch Angriffe aufdie Infrastruktur, Angriffe auf Häuser in ukrainischen Städten,Angriffe auf die Infrastruktur.Was ist so dein Eindruck, wie sehr das Land derzeit eigentlich unter diesem Krieg leidet?
Enno Lenze 0:06:31
Sehr, sehr stark. Ich glaube, das Hauptproblem ist auch, jedes Teil einzelngenommen, also mal ein Stromausfall, mal kaltes Wasser, mal ein Alarm,bei dem nichts passiert.Das ist alles halbwegs trivial, aber über Jahre das quasi als Alltag zu haben,also in Phasen. Es gab auch Phasen in Kiew, da gab es eine Woche kein Luftalarmund dann wieder fünfmal am Tag.Aber genau dieses Unbeständige und das Nichtwissen und dauernd von einem Problemins andere rüpfen, das zermürbt die Leute einfach.Also man merkt nicht, dass sie sagen, heute Morgen der eine Kaffee,den ich nicht kochen konnte, ist das Problem oder jetzt dieser Alarm,wo wir sitzen, sondern halt dieses, man schläft halt auf Dauer ziemlich schlecht.Zum Beispiel als ich jetzt in Kiew nur eine Nacht quasi auf der Durchreise war,hatten wir trotzdem Alarm und über dem Haus ist irgendwas abgeschossen worden.Wacht man halt auf, alles scheppert, die Alarmanlagen gehen an und wenn mandas dann, also man kann sich ja vorstellen,wenn man sagen wir drei Wochen vorm Monat nicht durchschläft,sondern zwei, dreimal die Nacht aufwacht, dann ist man schon mal platt und wennman dann morgens eine kalte Dusche nur hat.Und das geht halt auch beim besten Gemüt auf die Nerven irgendwann.Und das merkt man, wieso zermürben und ermüden bei allem, was die Leute positiv sehen wollen.Und auch, dass es zusammenschweißt und dass sie sagen, okay,wir ziehen das jetzt durch, bis wir die Russen vertrieben haben.Aber halt diese allgemeine Erschöpfung.Also wie bei den Nerds so ein bisschen Vierter Kongresstag. Also man mag esschon da zu sein, aber es schlaucht irgendwann ungemein.Und wenn man das jetzt noch, sagen wir mal, unfreiwillig hat und über ein Jahr,kann man sich ja so vorstellen, der Tag wird nicht besser. Und das ist so,was man, sagen wir mal, ganz allgemein im Alltag mitbekommt.So dieses Schlappsein, Müdesein und auch so dieses so, wie lang geht denn dasnoch und wie nervig ist denn das?Und daraus resultierend dann auch immer wieder, dass es heißt,hey, ihr habt doch noch eine Menge Patriot, stehen ja gut bei euch in der Garage.Es ist ja schön, dass ihr die in einem NATO geschützten Land in der Garage stehenhabt. Vielleicht könnte man die mal rüberschicken.Und ja, also so könnte man es grob zusammenfassen, so diese Abnutzung von normalen Leuten im Alltag.
Tim Pritlove 0:08:49
Ja und dazu dürfte ja noch dazukommen, dass wahrscheinlich jeder irgendjemandenkennt, der in diesem Krieg schon zu Schaden gekommen ist, getötet worden ist,verletzt worden ist etc.Der Stress auch für die Jugend, sozusagen die Angst selber im Kriegseinsatzin irgendeiner Form zu Schaden zu kommen.Natürlich auch die Angst der Familien darum.Ich glaube es ist ein bisschen schwierig sich das so vorzustellen.Und ich glaube, gerade wenn ich so auf die Debatte auch in Deutschland schaueund die Wahlergebnisse der letzten Wochen,dann ist das schon eine Wohlstandsverwahrlosung, die ich da so sehe.Weil wir einfach dieses Gefühl einer solchen unmittelbaren Bedrohung einfachseit so vielen Generationen nicht mehr haben,die dann auch vor allem durch einen extremen Wohlstand ersetzt wurde,dass wir uns einfach in diese Situation gar nicht mehr reinversetzen können.
Enno Lenze 0:09:50
Ja, genau. Der letzte Punkt ist, glaube ich, das Entscheidende.Die Bedrohung, die Leute erfassen gar nicht, welche Bedrohung oder vor was.Also ich merke es ja immer wieder, die Leute leben hier so auf ihrer Polly PocketInsel, dass die sagen, boah, das könnte ja so schlimm sein, dass der Strom malausfällt. Er sagt, nee, nee, wenn so ein Krieg losgeht, dann ist mal ein Stromausfallecht deine geringste Sorge.Da gewöhnt man sich dran, da nimmt man eine Powerbank mit. Aber so das merkeich, man kann den Leuten das nicht mal vermitteln.Also so das ist ja wirklich jetzt zwei, drei Generationen weg das Problem.Das hat in deren Leben nie stattgefunden, nichts annähernd in der Art.Und das finde ich auch schwierig, weil also weder will man denen ja sagen,du bist blöd, noch will man sagen, hier, guck mal, Schockbilder,eine zerfetzte Leiche oder so, das taugt ja auch alles nix.Aber ich habe das immer wieder auch auf verschiedene Art versucht oder darübernachgedacht, aber wie will man jemandem sowas vermitteln, der, also.Wo man nicht mal den Ansatz hat, sozusagen auf einer, weiß nicht,auf einer empathischen oder intellektuellen Ebene oder so zu erklären,was das Problem ist, weil es nicht mal in der Fantasie von deren Lebensrealität vorkommt.Und das finde ich dadurch so schwierig, weil wenn die Leute es verstehen würden,dann gäbe es zwar immer noch ein paar, die sagen, Russland ist gut oder irgendwas,aber die ganze Diskussion wäre eine andere.Aber es ist halt, also diese Gesellschaft, Oder sagen wir mal,hier gilt es als unglaublich schlimm, wenn man auf Hartz IV fällt,wo man sagt, ja, das ist auch nicht schön und das ist auch ein schlechtes Leben.Aber verglichen mit dem Rest der Welt ist das immer noch ein Luxusleben,also mit einem Großteil der Welt.Und da merkt man so, bei Hartz IV endet für viele in Deutschland die Vorstellung,was ein schlechtes Leben ist und schon obdachloser ist, obwohl es die hier gibt,für viele so nicht fassbar, was das heißt oder so.Sagt, ja, und jetzt nochmal tiefer.Und das, ja, das kriegt man gar nicht vermittelt.Und was du auch sagtest mit, dass jeder da mal schon jemanden verloren hat undso, was ich halt mitbekomme von Freunden aus der Ukraine, die in Deutschland leben,dass die auch so hin- und hergerissen sind, die sagen, hey, bekannte Freunde,Verwandte oder so von uns müssen jetzt dienen und ich will denen helfen.Und auf der anderen Seite wollen sie den Kontakt zu denen den aber gar nichtso vertiefen zu der Zeit, weil die sagen, was ist, wenn ich jetzt anfange zuhelfen und weiß, ein richtig engen Kontakt mit dem Aufbau und dann stirbt der.Also so, dann willst du es vielleicht gar nicht wissen und wäre bequemer,also wenn es jetzt ein Schulfreund ist, wo man über zwei Ecken mitbekommen hat,dass der jetzt bei der Armee ist, wenn du einfach nicht nachfragst und der stirbt,kriegst du es gar nicht mit.Und wenn du da richtig reingehst ins Thema und dann eine viel tiefere emotionaleBindung hast und die Person stirbt, dann trifft Dich das halt auch ziemlich,auch wenn du in Deutschland sitzt.Und auch solche Sachen, also so Abwägungen. Man sagt, ich hätte nicht mal einenTipp, was du machen sollst, weil es musst du halt persönlich entscheiden.Aber ja, auch so Entscheidungen, über die man vorhin nachgedacht hat.Man sagt, klar, da hilft man ja.Und dann sagt man ja, warte mal, das hat auch Folgen für dich.Auch wenn es eine sehr bequeme Folge ist, dass man nur eine Nachricht bekommt,es ist jemand verstorben. Den trifft es härter.Ja, aber das sind auch ganz viele, also so tausend Details,die dann auf einmal zusammenkommen, die diese ganze Gesellschaft da so hin undher schieben und reiben und manche kommen gut mit klar und blühen quasi aufund sagen, okay, da muss ich jetzt umso mehr helfen, dass das weniger passiert, andere halt nicht.Ähm, ja, das ist, ähm, also zum einen ist es gleich sehr schwer zu beschreibenund zum anderen auch, selbst wenn ich da immer wieder bin und mit Leuten spreche,dann bin ich ja immer noch jemand,der es besucht und der seinen deutschen Pass hat und der innerhalb von einem Tag in Sicherheit ist.Und ich kann auch an der Grenze an allen vorbeifahren und sagen,hallo EU-Bürger, ich darf bitte einmal vor und,das ist halt auch so eine Situation, also wo ich immer denke,so wie viele Leute hier nicht mal verstehen, was ich weiß,verstehe ich wahrscheinlich auch nur einen Bruchteil von dem,wie es den Ukrainern natürlich geht, die da noch mal anders drin sind und ichhänge so in der Mitte und da merke ich schon, das ist schon ganz schön schwierigoder auch, wenn ich hier wiederkomme und sage, geil, eine Nacht durchpennen,So, wie geil ist das denn?Und wenn ich Und warme Dusche. Ja, genau, warme Dusche. Also auf dem Rückwegwar es so, ich habe in Warschau Pause gemacht.Ich bin von Kiew losgefahren und dann bis Warschau. Und dann war ich so müde,dass ich halt irgendwo ins Hotel musste.Und habe dann einfach so bei Booking geguckt, was ist denn in der Nähe von derAutobahn, dass ich morgens direkt weiterfahre.Habe gesehen, geil, da ist ein Hotel mit Whirlpool im Zimmer.Und dann so nach ein paar Tagen.Nur am Waschbecken waschen oder nur so eine kalte Dusche, so,oh geil, ja, ja, so, das sozusagen als Ausgleich, also auch so,ja, wo man einfach sagt, wie geil ist dieser Luxus, in dem wir leben.So gemessen an dem, was halt echt eine Autotagfahrt weiters,oder eine Flugstunde im Prinzip oder anderthalb, also das ist ja so wie nachBarcelona fliegen ungefähr,bis zur Das ist so halbwegs die gleiche Distanz und sind halt zwei ganz verschiedene Welten.
Tim Pritlove 0:15:16
Es ist ja auch so, dass sehr viele geflüchtet sind aus der Ukraine,natürlich vor allem die Leute, die unmittelbar von dem ursprünglichen Einmarschbetroffen waren in den östlichen,südlichen Gebieten, aber natürlich auch in vielen anderen Bereichen des Landes.Ich weiß gar nicht, ob es so klare Zahlen darüber gibt, wie viele Leute dieUkraine jetzt wirklich verlassen haben.Da gibt es alle möglichen Zahlen.
Enno Lenze 0:15:52
Also ich habe so zwischen 5 und 15 Millionen, je nach Ecke gehört.Ich habe es auch ein paar Mal versucht zu googeln oder so. Zum einen,dann kam ich erst drauf, wer zählt das?Da steht ja keiner mit einem Klick-Counter an der Grenze oder so.Und ich vermute nicht, dass das irgendwie zentral erfasst wird,so wie viele Bürger sind im Land oder so.Wahrscheinlich am besten sind wahrscheinlich wieder die Mobilfunkanbieter,wenn man die sagt, wie viel Prozent sind nicht mehr hier eingebucht oder sowas.Aber ja, das fand ich auch spannend, dass es, oder zumindest habe ich keinewirklich belastbaren, verlässlichen Zahlen gefunden, sondern nur so einen Raum,in dem es sich irgendwie abspielt.
Tim Pritlove 0:16:30
Also wenn man der Wikipedia folgt, hatte die Ukraine Anfang 2020 44 MillionenEinwohner und wird jetzt mit ungefähr 37 Millionen angegeben.Was in etwa 7 Millionen sind und vielleicht sind es halt auch ein paar mehr, who knows.Das ist auf jeden Fall signifikant. Wenn also so viele auf einmal nicht mehrda sind, reißen ja dann auch schon sehr viele persönliche Verbindungen ab undes schwächt natürlich auch noch das Land.Dazu kommt eben auch, dass glaube ich viele nachvollziehbarerweise,die im Prinzip für die Armee eingezogen werden können, versuchen das so in irgendeiner Form zu umgehen.Wo man natürlich sagen kann, warum hilfst du deinem Land nicht,aber auf der anderen Seite kann man sich auch selber irgendwie fragen,wie viel Leben hast du denn?
Enno Lenze 0:17:26
Also wie ich ja gerne auf Twitter sage, mit dem fetten Arsch auf der warmenCouch im NATO-geschützten Land kann man immer eine Menge Meinung haben.Also du musstest die Entscheidung nie treffen.Und auch da ist es auch wieder so, ich könnte mir nicht mal vorstellen,wie es ist, diese Entscheidung zu treffen.Also ich weiß halt vor 20 Jahren, als es darum ging, zur Bundeswehr zu verweigern,was ja bei meinem Alter schon trivial war. Man hat halt das Kreuz gemacht bei ich verweigere.Das war jetzt kein Akt oder so, es war nur so, will ich dies oder das.Und alleine da muss man drüber so ein bisschen abwägen zumindest,wohin will ich hier. Aber...Ich meine, bei denen von der Ukraine gibt es keine offiziellen Verlustquotenoder so, aber dass nicht alle überleben, ist ja auch klar.Ja, also ich kann es keinem sozusagen ankreiden, der keinen Bock hat, in den Krieg zu gehen.Also das finde ich dann auch immer ein bisschen sehr billig,wenn Leute in Deutschland dann sagen, dann verteidige doch dein Land.Ja, du musstest hier nie was verteidigen, du musstest hier nie irgendwas tun, um das Land zu erhalten.Also das Maß der Dinge ist hier, dass du alle vier Jahre deine Stimme abgibstbei einer Wahl und nicht mal das kriegen alle hin.
Tim Pritlove 0:18:43
– Abgesehen davon, dass die Leute natürlich sehr unter Druck sind,persönlich ist vor allem auch die Infrastruktur ja extrem unter Druck.Das ist auch so ein Punkt, den wir relativ wenig gecovert haben hier bisher,weil es halt auch etwas schwierig nachzuvollziehen ist.Es gibt zwar viele Meldungen, aber natürlich aus guten Gründen wird auch jetztdas totale Ausmaß nicht unbedingt auch immer so kommuniziert.Vielleicht wird es auch teilweise überkommuniziert.Es gibt die Aussage, dass ein Großteil oder fast alles der Heizinfrastruktur,der Heizkraftwerke ausgefallen sei oder zumindest in Schaden gekommen sein soll.Es gab diverse Angriffe in den letzten Monaten, speziell auf Staudämme,Kraftwerke, Wasserkraftwerke.Die Stromerzeugung ist natürlich immer ein Ziel. Teilweise konnten ja,also wir hatten ja vor einem Jahr.War es ja richtig schlimm. Da haben ja die Russen extrem hochgefahren vor demWinter und da war es ein richtiger Kampf für die Ukraine,weil vor allem halt die Waffenlieferungen gefehlt haben, insbesondere im Bereich der Verteidigung.Also dass man einfach entsprechende Luftwehrabwehrsysteme nicht hatte,beziehungsweise nicht in den Mengen hatte, wie das jetzt der Fall ist,auch wenn es immer noch zu wenig zu sein scheint.Also seitdem sind ja dann diverse Patriot-Systeme geliefert worden oder zumindestwurde die Lieferung zugesagt, das weiß ich jetzt nicht so ganz genau.Aber auch diese Systeme sind ja auch nur so gut, wie man sie eben entsprechendmit Munition ausrüsten kann, Personal hat etc.Training. Was ist so dein Eindruck, wie sehr die Infrastruktur Schaden genommenhat und wo steht da die Ukraine?Also wie nah an so einem Kipppunkt ist das?
Enno Lenze 0:20:46
Zum einen, ich meine da auch wieder den Punkt von gerade mit einbeziehen,es sind ja 20 Prozent weniger Leute im Land ungefähr, also je nachdem wie man es rechnet.Das heißt rein rechnerisch, wenn es 20 Prozent erwischen würde,müsste es ja noch gut gehen.Also kann man ja sagen, es muss deutlich mehr kaputt sein inzwischen.Was ich halt im Alltag merke, ist halt wirklich so Sachen wie Wasser geht nichtmehrmals am Tag und dann geht es wieder. Also so ein bisschen wie zufällig.Also so hatte ich auch mal gefragt, woran das liegt, aber es konnte auch keiner so erklären.Also die Erklärung war, weil es kaputt ist. Sagt, ja, ja, soweit war ich schon.In Kiew, manchmal in Odessa.Ja, in Odessa zum Beispiel, ich glaube im Mai war ich da, da ist die Hauptwasserleitung,die nach Odessa geht zum Beispiel, getroffen worden oder sabotiert worden.Das war zu der Zeit noch ein bisschen unklar. dann war quasi in der ganzen Stadterstmal ein paar Stunden Wasser weg.Also außer die, die halt die großen Hotels haben oft riesen Tanks für sowas.Das war auch bizarr. Unsere Nachbarn von dem Hotel, in dem ich war,hatten keinen Strom, kein Wasser und kein Internet.Und bei mir im Hotel lief alles und sogar die Sauna war an, weil sie die amGenerator haben laufen lassen.Also so bevor sie dem Nachbarn Kabel rüberwerfen, erstmal den Spa-Bereich anschmeißen.Das fand ich auch so sehr beeindruckend zum Thema Solidarität.Das hat manchmal ein bisschen Unwucht.Und dann auch so Sachen, wenn zum Beispiel auch in Odessa der Strom länger wegwar, hat man gemerkt, man hatte zwar noch Handyempfang und auch Internetempfang,aber das ging immer weiter runter.Also so wie wenn die Akkus von den Sendemasten ausgehen oder so und man mitimmer mehr Leuten immer weniger Infrastruktur teilt.Und auch so, erst hatten wir noch im Hotelempfang und dann sozusagen ein Stückvor der Tür und da musste man bis auf die Kreuzung gehen, wo irgendwie offensichtlichein Signal von ein Stück weiter weg kam.Also nie, dass man ganz offline war, aber schon, dass man merkte,da irgendwie ging es deutlich runter und dann war irgendwie Strom wieder daund es sprang so um wieder auf 5G.
Tim Pritlove 0:22:56
Wir alle wissen, schlechtes Internet ist schlimmer als gar kein Internet.
Enno Lenze 0:22:59
Genau, das absolut. Also auch so wie so früher mit UUCP so ein bisschen.Man hat die Mails und die WhatsApps geschrieben, dann ist man in die Mitte vonder Kreuzung gegangen, dann ging so einmal alles raus und der Empfang kam undda hat man nachgelesen und geantwortet.Also wie echt so Usenet in den 80ern, das ging ja auch gut.Und also selbst in den großen Städten und sozusagen je kleiner es wird,desto mehr solche Sachen, also desto länger Stromausfälle.Und auch zum Teil in den Dörfern haben die ja eh keine Heizung im Haus,sondern du hast einen Ofen.Das fand ich auch krass, was ich so gar nicht mehr gewohnt bin von hier,dass man halt so über Land fährt und es riecht überall nach diesen Holzöfen oder Kohleöfen.Also das Einzige, wo ich mich so ganz, ganz vage noch daran erinnern kann,sodass das in der DDR manchmal so war, aber ich meine, ich war sechs, als die DDR zu Ende ging.
Tim Pritlove 0:23:50
Ich kann sagen, so Ost-Berlin nach der Wende hatte definitiv einen anderen Geruchim Osten als im Westen und das war dann auch, das hat mir auch jemand aus dem Osten damals erzählt,das hätte er immer nicht geglaubt, als ihm seine Freunde erzählt haben,im Westen würde es anders riechen, aber das war definitiv der Fall.
Enno Lenze 0:24:10
Ja genau und das halt, wo man so merkt, ja also auf jeden Fall die Alltagsinfrastrukturgeht schon runter und eben die ganz essentiellen Sachen wie halt Wasser undStrom regelmäßig, dass es da,also bei Strom habe ich auch wirklich stundenlange auch so 10-Stunden-Ausfälle oder sowas erlebt.Teilweise machen die ja geplante Abschaltungen, also das heißt von 10 bis 12hat das Stadtviertel Strom,von 12 bis 2 das und dann ladet alle eure Akkus in der Zeit und auch ein Anwalt,mit dem ich damals zu tun hatte, sagte, der teilt sich quasi mit drei anderenAnwälten gerade ein Büro und die rotieren sozusagen 10 bis 12 bei ihm,12 bis 2 bei dem, also wo gerade Strom ist, wenn sie halt arbeiten müssen.Und dann gibt es aber eben auch diese Ungeplanten, wo einfach Strom ausfällt.Also weil da irgendwo, also erstmal für Verteidigung Krankenhäuser und sowas benutzt wird.Ist auch komisch, so Leute, die neben einem Krankenhaus wohnen,haben dann zum Beispiel immer Strom, weil sie mit an dem Verteiler oder so hängen.Oder auch so ein Apartment, was ich immer wieder in Kiew gemietet hatte, das hatte immer Strom.Und dann hatten wir auch gefragt, ob jemand eine Idee hat und die haben alle so rumgedruckst.Und irgendwann sagten welche, ja, sie haben immer schon die Vermutung gehabt,dass nebenan der Geheimdienst sitzt.Und so, also jetzt will da jetzt niemand klingeln und fragen,aber sie haben halt immer Strom in diesem Block.Naja gut, Prioritäten. Ja genau, genau. Nur wo man halt merkt,wirklich so bis in den Alltag runter, dass man schon merkt, ja,da ist ganz deutlich was kaputt.Und mit der Heizung, also ich meine jetzt, wir mussten nicht heizen,deswegen schwer zu sagen, wie viel da kaputt ist.Das sehen wir im Winter wieder. Ich erinnere mich, im letzten Jahr.Hatten wir, also selbst in den Apartments, in denen wir gewohnt hatten,oft so lange Unterwäsche und Schlafsäcke oder so bei, also dass man einfachein paar Schichten anziehen kann, wenn es zu kalt wird.Und dann das nächste Problem ist, wenn die Heizung nicht geht,holen die Leute halt Heizlüfter.Und dann hast du halt irgendwie 5000 Watt oder so pro Wohnung,die du dann an Strom bräuchtest.Das ist dann das nächste Problem.Aber ja, vor allem bin ich gespannt dann dieses Jahr, weil ich glaube nicht,dass die so viel in Stand gesetzt bekommen davon zur Zeit.Oder zumindest, also ich meine Strom und Grundsätze, also auch so Details,in manchen Orten stand, dass man das Wasser aus der Leitung nicht trinken soll.Also dass sie offensichtlich zwar Wasserdruck hinbekommen, aber nicht mehr ausreichendKapazitäten haben, um es zu reinigen richtig oder sich zumindest nicht sicher sind.Also so, wo man merkt, so langsam von erster Welt kippt es so zu zweiter bisdritter Welt oder so. Also ich kann sagen, ähnlich wie in Kurdistan.Man sagt, da geht in der Moll mal fünf Minuten das Licht aus,bis die Generatoren an sind und man trinkt kein Wasser aus der Leitung.Nur war man es halt in der Ukraine nicht mehr gewohnt. Also es ist so von deutschemStandard auf so Kurdistan gerutscht, so in etwa.
Tim Pritlove 0:27:08
War eine große diskussion im zusammenhang ist ja sozusagen der zustand der atomkraftwerkeukraine hat ja traditionell sehrviel atomkraft tatsächlich war die energiesituation ja so gut dass die,Ukraine ja noch während des Kriegs Strom nach Europa exportiert hat.Davon sind wir jetzt weit entfernt. Immerhin, Glück im Unglück,war es ja glaube ich auch so, dass die Anbindung an das europäische Stromnetzschon lange geplant war.Und darüber natürlich jetzt auch entsprechend Strom, zumindest für Teilbereiche der Ukraine,also wahrscheinlich Lviv und diese Gegend im Westen, dass die eben aus Polenheraus bedient werden kann.Aber jetzt sind ja, einerseits haben wir die Inehoda-Situation,also das von den Russen besetzte Atomkraftwerk, was ja abgeschaltet ist,aber immer noch mit Strom, mit Notstrom versorgt werden muss,um diesen Zustand sozusagen sicher zu halten.Aber die anderen Atomkraftwerke, was hast du da gehört, was deren Zustand istund inwiefern die gefährdet zu sein scheinen?
Enno Lenze 0:28:32
Also zum einen gefährdet sehen da alle, dass es eine große Gefährdung ist undalle haben Sorge, nicht mal, dass die bombardiert werden oder so,sondern dass irgendwelche Störfälle provoziert werden.Also eben, dass man die Notstromsachen sabotiert und dann die Stromleitung da hinweg oder so.Ich meine, das Unglück in Tschernobyl war ja auch ganz grob,dass sie, mal salopp gesagt, die Notstromübungen falsch gemacht haben und das dann aus dem Ruder lief.Und sowas in dieser Richtung quasi provozieren. Also dass man nachher sagt,ach komm, ihr und eure Sowjet-Technik, klar geht das kaputt,aber wenn man sozusagen den ganzen Strom oder dafür sorgt, dass es nicht mehrordentlich gekühlt wird,kann man das ja, sagen wir, deutlich wahrscheinlicher machen.Und auch zu der Stromanbindung, diese große Stromtrasse ist ja in der Nähe vonLviv, die nach Polen geht.Und man war das vor ein oder anderthalb Jahren, ist ja diese Teile von einerRakete oder von zweien in Polen abgestürzt hinter der Grenze.Und die Vermutung war, dass die Russen halt auf die Stromtrasse geschossen habenund eine ukrainische Abwehrrakete, also das dann halt verhindert hat und siedabei dann eben die Trümmer über die Grenze geschleudert haben.Es war wohl das ganze Geschehen sehr dicht an dieser Stromtrasse,also dass es eine gewisse Wahrscheinlichkeit gab, dass sie das da kappen wollten,um eben zu verhindern, dass davon weiter, also ja wirklich Riesenmengen Strom kommen.Also nicht wie so ein Verlängerungskabel, sondern halt so eine Anbindung für ein halbes Land halt.Ja und das Einatomkraftwerk bei Rivne ungefähr,ich weiß nicht genau wie das heißt, aber da in der Ecke ist eins,da gab es ja auch kleinere Angriffe drauf, bei denen Drohnen und sowas in die Nähe flogen.Also da gab es ja immer schon wieder jetzt Sachen, dass man Sorge hatte oderdass es, also ist eigentlich auch wieder der Punkt bei Terror,man muss ja nicht mal, man muss das Ding ja nicht mal treffen,eigentlich man muss nicht mal unbedingt einen Störfall provozieren,aber alleine wenn man die ganze Zeit dafür sorgt, dass die Leute Angst haben,dass was passieren könnte, dann hat der Terror ja schon fast seinen Zweck erfüllt.Also wie halt in Kiew, wenn ich da bin, fühle ich mich relativ sicher und trotzdemreicht es ja, wenn einmal im Monat ein Apartment mit einer Person getroffenwird, dass jeder wieder denkt, nächstes Mal könnte ich es sein.
Tim Pritlove 0:31:08
Ja und das scheint ja auch die klare Strategie der Russen an der Stelle zu sein.Ich meine, wenn man sich anschaut, wie viel Munition auch große Missiles,Iskander-Raketen, die hunderte von Millionen kosten,einfach dafür verwendet werden,nachrangige Infrastruktur und Wohngebäude zu zerstören,dann hat das natürlich keinen militärstrategischen Grund, Sondern dann kanndie einzige Erklärung, also abgesehen von Inkompetenz, die man natürlich nieganz ausschließen darf,kann die einzige Erklärung eigentlich nur sein, dass es eben generell um Terrorgeht im eigentlichen Sinne.Also Angst erzeugen und den Gegner dadurch schwächen, dass man eben so einenpermanenten Zustand von Angst im Raum erhält.
Enno Lenze 0:31:56
Ja und auch viele von diesen großen Raketen haben ja auch nur eine Genauigkeitvon 100, 200 Metern, wo man auch sagen kann, du könntest nicht mal das eineWohnhaus treffen, was du treffen willst.Also jetzt nicht wie im Libanon, dass man sagt und wir schicken das Ding genauauf den Hisbollah-Führer, sondern es ist so ungefähr dieser Wohnbereich.Also nicht mal, dass es möglich wäre, eine Person da speziell zu treffen.Und dass es wirkt, sieht man ja an den Millionen Leuten, die gegangen sind.Also jetzt mal, wenn man Pavel hier hätte und sagt, mal das doch mal mathematischauf, dann würde man wahrscheinlich sagen, hey, die Chance da zu sterben ist echt gering.Also jetzt wirklich die Chance nicht im Kampfeinsatz, sondern als Zivilist inder Ukraine zu sterben, stochastisch ist die nicht hoch.Aber trotzdem will keiner von den Millionen Leuten, die hoch gegen der 0,1 Promilleoder so sein. Nein. Und ja, sieht man, funktioniert.Millionen Leute in die EU getrieben und obwohl wir keine Probleme in dem Sinnemit denen haben, trotzdem für politische Unruhe hier auch gesorgt.Also ich meine immer bei denen, die empfänglich für Rassismus und so weitersind, aber trotzdem, auch die Nummer klappt ja.Und, jetzt nicht direkt mit dem Konflikt zu tun, aber so halb,als dann über Putin so die Idee kam, Kurden und auch andere,aber Kurden, Araber und so aus Syrien, Irak und so nach Belarus zu schickenund an die polnische Grenze zu schieben.Es hatte ja auch nur den Zweck, dass in der EU die Fernsehbilder entstehen von was machen wir jetzt.Und dass halt die einen sagen, also die Rassisten sagen, ja,wir murksen die alle ab, dass die nicht über die Grenze kommen.Und die anderen sagen, ey, sind Menschen, die müssen alle rein.Ja, super, du hast irgendwie drei Flugzeuge gesponsert mit Leuten,die nicht mal unbedingt auf dem Weg hierhin wollten, die die Gelegenheit genutzthaben und du hast einen halben Kontinent in eine Diskussion gestürzt.Also auch so war ja da wahrscheinlich jetzt nicht der Hauptzweck,mit den Flüchtlingen so sozusagen Diskussionen oder so ungemacht Politisches so hochzubringen.Aber es ist halt immer noch auch noch so ein Nebeneffekt, den man halt hat.Und wir sehen es ja hier in den Wahlergebnissen auch wieder.Also es ist ja nicht nur deswegen, aber sagen wir, Ukraine ist ja doch ein relevantes,also es ist so bescheuert.Außenpolitik ist ein relevantes Thema in Landtagswahlen geworden,die überhaupt nichts damit zu tun haben. Also das zeigt ja schon die Blödheitvon dieser ganzen Sache.
Tim Pritlove 0:34:28
Ich meine, ein interessanter Punkt, den du da ansprichst, ist ja der Einflusssozusagen der Russen auf den Westen.Und wer sich mit der Situation auch nur ein bisschen beschäftigt,sieht das halt einfach, der Einfluss ist sehr groß.Er geht direkt auf Parteien, AfD, BSW werden von ausrussischen Quellen ernährt,andere Parteien in Europa genauso.Man sieht ja auch, wie Orban in Ungarn klar Partei ergreift.Slowakei ist da auch ein bisschen problematisch und es gibt natürlich auch nochein paar andere Länder in der EU, die jetzt potenziell in Gefahr sind.Österreich hat sich jetzt gerade mal wieder eine FPÖ-Mehrheit,also Mehrheit im Sinne von sie haben die meisten Stimmen bekommen.Wie es dann jetzt mit der Regierungsbildung ausgeht, ist ja nochmal eine andereFrage, aber man sieht schon, es ist teilweise relativ einfach,unsere wohlstandsverwahrlosten Westländer in Unruhe zu bringen.Es hat vorher beim Brexit schon funktioniert, das alte Ding mit irgendwie dieanderen sind schuld und die bösen Ausländer nehmen uns was auch immer weg, so.Man muss sich keine Illusionen mehr machen, dass das einfach immer verfangenwird bei sehr vielen Leuten.Die Frage ist halt immer nur, wie sehr kriegt man das in so einem zivilen Prozessnoch so eingehegt, dass es eben keine Dominanz hat.Aber das wissen die Russen auch und nehmen halt Einfluss. Und sie nehmen haltEinfluss über Wege, die wir heute noch sehr schlecht unter Kontrolle kriegen,insbesondere natürlich das Internet, soziale Medien, Messenger, Kanäle etc.Diese permanente Flut von Fehlinformationen, von Disinformationen,der scheinen wir so recht nicht gewachsen zu sein.
Enno Lenze 0:36:28
Ja, also ein Puzzleteil scheint mir, dass man mit selbstgewählter Blödheit immer weiterkommt im Leben.Also ich habe das Gefühl früher, wenn du blöd warst, hast du irgendwann einProblem gehabt, weil du irgendwo nicht weiterkamst. Und jetzt,wenn du zu blöd oder wenn viele Leute zu blöd sind, dann wird die Welt um sierum gebaut, sodass sie mit ihrer Blödheit immer weiterkommen.Also so wie betreutes Blödsein.Und dann fehlt ja auch ein Anreiz, also schon so bei einfachen Sachen da rauszukommen.Also zum einen bei Schildern, die Dinge erklären, wo man denkt,ernsthaft, da habt ihr jetzt irgendwie ein Schild, also so wie an einer Tür,was weiß ich, hatte ich vor einer Weile gesehen, dass man die Türklinke drückenmuss, damit die Tür aufgeht.Dachte, ich würde das Schild nicht anbringen, weil dann stehst du halt draußen,das merkst du irgendwann.Oder du gehst nach Hause, hast halt ein Problem, aber in einer öffentlichen Einrichtung.Zweisprachig, deutsch und englisch, an einer Tür mit Türklinke,dass man die Türklinke runterdrücken muss und dann die Tür, also jetzt nichtmal, dass man sagt, ey, hier ist ein Spezialfall, du musst die hoch und um dieEcke biegen oder so, sondern eine Türklinke.
Tim Pritlove 0:37:37
Das war jetzt aber nicht die Behörde, wo US-Amerikaner um EU...
Enno Lenze 0:37:43
Zum Glück nicht, zum Glück nicht. Aber trotzdem, es gibt ja eine Menge so Sachen,wo mir einfach immer scheint,Es wird halt immer mehr Rücksicht genommen, also auf Leute, die sich eigenständigdämlich halten, weil sie keinen Bock haben.Dann heißt es immer, man muss ja aber Rücksicht auf die nehmen, man muss helfen.Scheint immer, das ist so ein Puzzlestück, weil, also auch wenn es jetzt heißt,ja TikTok macht die Leute blöd, mal salopp gesagt.Denkt, naja, also wenn ich jetzt einem hochgebildeten Menschen TikTok gebe,dann guckt er sich das an und lacht und geht weiter. Aber wird ja nicht blöddavon, dass er die App aufmacht.Das ist ja ein paar Ebenen komplizierter, sagen wir mal.Sondern das Problem ist ja blöde, also Leute, die, sagen wir,empfänglich für Blödsinn sind und keinen eigenen Anspruch haben,sich eigenständig zu bilden oder was zu hinterfragen und so.Also nur das ist auch sowas, wo es dann hieß, müssen wir TikTok verbieten,wo ich denke, hey und dann werden alle schlau oder wie, nee,dann sind die genauso blöd und haben sie keinen TikTok, dann finden sie halt das Nächste.Also dass die App zur Zeit im Fokus steht oder Telegram-Kanäle, klar,aber die sind ja nicht das Problem oder da geht es ja nicht los,sondern so, wenn wir beide uns jetzt TikTok angucken, dann sagen wir danachnicht, boah, ich will jetzt BSW und du AfD, ich bin überzeugt,sondern wir sagen, Mann, ist das dämlich. also so und oder.
Tim Pritlove 0:39:06
Ist das gefährlich?
Enno Lenze 0:39:07
Ja genau also so je nach genau also so wie kann sowas dämliches so gefährlichsein eigentlich die also ich gucke mir auch so einen Scheiß immer an und denkeso das ist doch so doof also es ist doch so es ist so hanebüchen,Dumm das allermeiste davon, wie blöd muss man denn sein, dass man dafür empfänglichist und dann sagt man, okay, knapp 50 Prozent. so.
Tim Pritlove 0:39:29
Ja, ich meine, ich würde gar nichtmal sagen, dass es was mit Dummheit im eigentlichen Sinne zu tun hat.Klar mag es bei Leuten da auch kognitive Einschränkungen geben,aber es ist halt die Repetition und die Masse und die Menge und die Viralität, die es halt so,annimmt, ne, weil weiß nicht, also ich hab das auch neulich mal gemacht,mal so TikTok gestartet ohne Account, ohne irgendein,irgendeine History sozusagen, weil ich das halt einfach Einfach nur bestenfallsmal auf Zuruf mal im Web mal was anschaue und die Menge an Hass,die mir also einfach schon von Anfang an da entgegen kam,neben den ganzen Produktwerbungen, das war einfach krass.Also es war einfach, als gäbe es gar kein anderes Thema.Und das ist natürlich etwas, dem sich ein Mensch auch nur begrenzt entgegenstellenkann, wenn das dann halt auf einmal deine Realitätswahrnehmung ist.Weil natürlich suchst du in diesen Medien nach Orientierung.Das ist ja vollkommen normal.Das tun wir ja auch. Wir wollen ja auch irgendwie uns mit Nachrichten versorgen,um ein möglichst gutes Weltbild zu bekommen und einschätzen zu können, was die Bedrohung ist.Aber wenn dann halt irgendwelche Hoshis da angelaufen kommen und sagen,die Bedrohung ist die Ukraine und ja, dann geht das schnell.
Enno Lenze 0:40:53
Ja, ich merke auch viel, dass auch Menschen, die ich so für,sagen wir, halbwegs normal gebildet halte, also nicht Leute,wo man hingeht und sagt, okay,der ist einfach, der ist blöd, weil er blöd sein will, sondern Leute,die zum Teil, die studiert haben, die halbwegs Medien konsumieren,aber sagt so, also denen man einen gewissen Bildungsgrad zurechnet.Und da gab es nur eine, also nur so eine exemplarische Geschichte,ein Bekannter hatte mir gesagt, eine NGO, mit der ich zu tun habe,die zwacken halt Geld für private Zwecke ab. Sagt, okay.Das ist nicht gut. Also hast du irgendwie irgendwas, wo kommt die Story heroder so, weil das würde mich schon sehr interessieren.Ja, das hat ein Bekannter gesagt. Ja, okay, und was, also so,wo geht die Story jetzt los?Ja, weil der eine Gründer von, oder ein Vorstand oder so von dem Dingen,der ist gerade in den USA.Ja, okay, du musst schon in ganzen Sätzen sprechen. Ja, wo hat der denn dasGeld her? Das muss er ja dann da rausgenommen haben.Und man kann sich ja vorstellen, das war so die ganze Argumentation,wo so in einer kleinen Bubble oder in so einer Nischenbubble sich alle sicherwaren, die greifen an die Kasse.Hat irgendjemand irgendwie mal einen Ansatz, woher das kommt oder warum ihr meint, das ist so?Naja, das finden sie ganz logisch. Und also auch sowas dachte ich,wie dann so ein völliger Bullshit ohne Grundlage entsteht, weil jemand in denUSA ist, ich hatte ihn dann nachher mal gefragt, was hast du denn in den USA gemacht?Er war halt zu so einer Art NGO-Konferenz eingeladen, die irgendwie von UN oderState Department oder so finanziert ist und Dingen halt.Deswegen ist er da hingeflogen und er hat nicht mal einen Cent für bezahlt.Also es war mit einer Frage auch geklärt, dass selbst der kleinste Ansatz nichtstimmt, wo ich dachte, das hat sich da so im Kreis gedreht, aber null Personenhaben auch nochmal gesagt, ergibt das Sinn?Kann das sein? Oder haben wir einen Ansatz? Also, und wenn das schon bei soLeuten ist, denke ich, klar, also dieses,also ich meine sozusagen die Bubble, aus der wir kommen, da kannst du ja sagen,der Tisch hier ist weiß und da sagt einer, warte, ich hole das Messgerät,das will ich jetzt erstmal prüfen, ich sage, das ist, da sind aber locker dreiProzent schwarz drin, ne.Und so war es, also so, dass alles hinter, also so, ne, Misstraueautoritätenund alles hinterfragen und gucken und selber verstehen, wie es geht und so,RTFM, ne, so, guck in die Anleitungen, versteh doch das.Und das ist für mich auch immer noch so eine Grundlage halt, so von Leben einfach.Also ich will mir ja nicht selber blöd vorkommen. Ich glaube,das ist das Problem. Die Leute kommen sich ja auch nicht blöd vor.So Verschwörungstheoretiker kommen sich ja meist sehr elitär und gebildet vor.
Tim Pritlove 0:43:31
Ja und ich denke es ist natürlich auch ein Bedürfnis für viele Leute für sichein schlüssiges Weltbild zu haben und das haben sie sich natürlich über das wenige Wissen,was sie vielleicht bekommen haben so aufgebaut und dann sucht man natürlichauch sehr schnell und das kenne ich auch von mir selbst, muss ich ehrlich zugeben.Man sucht dann nach Bestätigung für dieses bisher gewonnene Weltbild und tendiert dazu,alle Nachrichten, die in eine andere Richtung gehen und die dieses Weltbildin Frage stellen, erstmal beiseite zu lassen und sich lieber an irgendwelcheSachen ranzuhängen, die dann bestätigen, was man sowieso schon denkt.Weil dann fühlt man sich halt schlauer, dann fühlt man sich sozusagen bei den Gewinnern.Das ist so dieses Do-Your-Own-Research, was damit halt eigentlich gemeint ist.Such dir die Informationen, die deinen bisherigen Blick bestätigen und ignoriere alles andere.Und das ist glaube ich eine sehr starke Kraft, die man nicht unterschätzen darfund die halt einfach durch diese ganzen viralen Mechanismen,die wir derzeit im Internet sehen und durch diese Plattformen verstärkendenMechanismen halt noch weiter befördert werden. Ja.Aber lass uns wieder zurück zur Ukraine kommen, auch wenn das sicherlich alleseine große Rolle spielt.Jetzt warst du ja vor Ort, das haben wir ja schon angesprochen.Wo hat dich denn die Reise zuerst hingeführt und also jetzt im Osten,wo gab es für dich neue Eindrücke, was kannst du von dort berichten?
Enno Lenze 0:45:12
Also erstmal, wir sind von Kiew aus über Charkiv nach Kramatorsk gefahren.Das fand ich schon ganz interessant, weil das aus meiner Sicht ein bisschen ein Bogen ist.Man könnte auch über Denipro fahren und von Denipro in die Gegend hieß es aber,sei gefährlicher als über Charkiv. Das ist schon beeindruckend,weil Kharkiv an sich eigentlich die ganze Zeit nie so richtig sicher war.Also mal sehr unsicher, mal ein bisschen unsicher.Aber wenn das der sichere Weg ist, dann ist schon ein bisschen blöd.Und auch als wir da durchfuhren.
Tim Pritlove 0:45:43
Also man muss dazu sagen, gerade Rakiv hat in den letzten Wochen wieder sehrviele Raketeneinschläge erlebt,da sind viele Wohnhäuser angegriffen worden, mitten in der Stadt,also man hat wieder so eine Situation, wo so eine alltägliche Permanentbedrohungdurch Raketenbeschuss wieder da ist.
Enno Lenze 0:46:02
Und auch als wir dann da vorbeifuhren, also sobald man Richtung Osten fährt,hat man fast durchgehend immer Raketenalarm irgendwo in der Ecke.
Tim Pritlove 0:46:12
Achso und was man vielleicht auch nochmal sagen sollte, für Leute,die da nicht so drinstecken.Kharkiv ist die zweitgrößte Stadt in der Ukraine.Es ist jetzt nicht so ein kleiner Fleck, sondern das ist sozusagen neben Kieweinfach das wichtigste Zentrum.Und vor allem auch so, dass traditionell war es eben das russischsprachige Zentrumder Ukraine. Also dort wurde mehrheitlich russisch gesprochen.Ich weiß nicht, ob das immer noch so ist.
Enno Lenze 0:46:36
Ich glaube, es wandelt sich natürlich langsamer da, wo das nicht mehr drin war.Es sind halt 50, 60 Kilometer nach Russland oder so.Also es war halt so, wie du schon sagst, es war total enge mit Russland.Das ist wahrscheinlich so, wie manche Orte, so Nordrhein-Westfalen,die an der niederländischen Grenze sind, wo man halt rüberfährt und Frikandelholt und dann wieder zurückkommt oder so.Also es war jetzt nicht wie zwei ganz separate Länder, sondern oft verwandter auf der anderen Seite.
Tim Pritlove 0:47:07
Trotzdem deutsch, ich würde mal vielleicht eher so Saarland oder so.
Enno Lenze 0:47:09
Genau, oder eher sowas, genau. Aber so war man sagt schon dicht,also verwandtschaftlich verwandt, man kannte das drüben und so.Also nicht wie man sich so, das absolute Gegenteil von jetzt so Land im Krieg.Genau, und als wir da so vorbeifuhren quasi, sagte die App auch,hey, gab Einschläge in Charkiv.Also man sagt, okay, wir sind sozusagen drum rum gefahren auf der Autobahn oderLandstraße oder wie sich das da genau nennt.Und dann ging es halt weiter rum. runter und als wir so an Kupiansk vorbeikamen,also als wir da schon eine halbe Stunde ungefähr durch waren,hieß es, ah, jetzt ist in Kupiansk was eingeschlagen.Also man auch einfach so immer dran erinnert wird, ja, das ist schon immer noch wild, diese Ecke.
Tim Pritlove 0:47:53
Du bist von Charkiv nach Kupiansk?
Enno Lenze 0:47:55
Nee, nee, wir sind also ein Stück vorbeigefahren, aber wir sind über Isium.Also Charkiv, dann sind wir durch Isium und dann weiter runter nach Kramatorsk. Ich glaube, die IM3.
Tim Pritlove 0:48:10
Das ist ja im Prinzip so durch das Gebiet, was von der Ukraine als erstes zurückerobert wurde.Die große Kharkiv-Offensive der Ukraine war ja sehr erfolgreich und dort sinddie Russen über diesen Jenseits des Ostkiel-Flusses zurückgedrängt worden.Dort ist derzeit auch eine sehr aktive Front.Also gibt es verschiedene brenzlige Situationen, wo die Russen gerade allesdrauf schmeißen, um dort ein Gebiet abzutrennen.Das sieht auch gerade so aus, als ob sie damit noch Erfolg haben könnten.Muss man jetzt mal gucken, wie weit sie jetzt im Herbst noch kommen,wenn der Schlamm einsetzt.Aber das ist definitiv knapp und die Stadt Kupjans, wie du erwähnst,ist ja ein ganz wichtiger strategischer Ort, der dann halt genau auf dieserFlussbegrenzung auch liegt und ein ganz wichtiges Eisenbahnzentrum ist.Das ist also definitiv so ein Ort, den die Ukraine auf jeden Fall halten sollte. Ja.Okay, aber dann bist du dann sozusagen schräg durch dieses zurückeroberte Land gegangen.Welchem Zustand befanden sich so die Orte, durch die du dann gereist bist?Bist du jetzt nur durch die.
Enno Lenze 0:49:22
Hauptstraße und da ist es relativ gut.Also das muss man sagen, das hatte ich später, wenn wir zu den anderen Orten kommen, war es anders.Und halt dadurch, dass wir nachts gefahren sind, also nachts ist ja Ausgangssperre,Also je nachdem, wo man ist, ob 21 Uhr bis 0 Uhr fängt die an und geht dannbis 5, 6 Uhr im Normalfall.Und da sind dann halt auch die ganzen Militärtransporte unterwegs.Also tagsüber auch einige, aber nachts richtig viel.Und dann sieht man immer, wo bewegt sich viel und wo nicht so viel.Und in der Gegend war halt eine Menge so Schwertransporter mit Panzern und ähnlichem unterwegs.Also von der einen Gegend zur anderen und zurück.Und es gibt dann so auf der ganzen Strecke da ein, zwei wie so Parkplätze,an denen es so ein paar Shops gibt mit wie so Würstchenbuden oder sowas.Also einfach so fünf, sechs verschiedene Fressbuden sind und Parkplatz davor.Und da gibt es zwei, die auch nachts die ganze Zeit aufhaben.Also eigentlich ist halt Nachtruhe, aber die dürfen irgendwie halt so,damit die Leute sich da was holen können, die vorbeifahren.Und das ist auch immer ganz interessant.Weil es halt so ein Schmelztiegel ist, so alle, die nachts im Donbass rumfahren,halten irgendwie da, um sich eine Cola und ein Würstchen oder so zu holen.Und dann hat man halt so eine Mischung aus Rettungskräften, Freiwilligen ausallen Ländern der Welt, die irgendwie da unterwegs sind, riesige Militärtransporteund auch immer wieder, was lustig ist.Dann kommt man irgendwie rein und sobald die sehen, dass so ein Westler reinkommtoder so, hört so eine kleine Gruppe in der Ecke auf zu reden und man fragt sich,welche Sprache sprechen die?Also warum sind das jetzt die Franzosen, sind das die Amis? Also warum sind die genau jetzt still?Das ist auch immer ganz interessant. Aber man merkt es, da tummelt sich dannalles auf so zehn Quadratmetern.Also wie so ein Späti, wo halt dann so in den frühen Morgenstunden die Erstenzur Arbeit kommen und die Letzten vom Feiern zurück oder so.Und wo man so ganz wirre Mischungen hat.Und dann ging es halt erst mal nach Kramatorsk, weil wir da gewohnt haben.
Tim Pritlove 0:51:31
Eine Frage habe ich noch. Isium war ja eine Stadt, die relativ hart unter Beschuss gewesen ist.Wie zerstört ist der Ort noch? Hast du das irgendwie mitbekommen?
Enno Lenze 0:51:43
Also wir sind nur so ein bisschen durchgefahren. Das, was ich gesehen habe, war okay.Also schon ab und zu mal ein zerstörtes Gebäude, aber der Großteil sah okayaus von dem, wo wir vorbeikamen.Aber ich bin halt nicht in die Tiefe in dem Ort.Also es kann halt gut sein, dass es abseits von der Hauptstraße anders aussieht.Also ich weiß nur östlich von Isium, wenn man da in die Dörfer fährt,ist es zum Teil so, dass einfach echt das ganze Dorf weggebombt ist und nochirgendwo mal ein Dach drauf ist oder so.Aber da gibt es so Gegenden, dass echt 90 Prozent entweder nur noch ein Krateroder zumindest signifikant zerstört.Und wo man halt auch merkt, in Kiew wird ja ganz schnell wieder aufgebaut zumBeispiel, allein weil sie den Wohnraum brauchen, weil es ordentlich aussehen soll.Und da je weiter nach Ostmann geht.Desto mehr wird so gelassen. Also ich denke gerade, wenn es so eins der letztenDörfer ist sozusagen vom Kriegsgebiet, wo es immer wieder knallt und alle gehen,warum soll man da auch irgendwas aufbauen?Da hält man die Hauptstraße frei und vielleicht noch eine Tankstelle und das war es dann halbwegs.
Tim Pritlove 0:52:46
Aber ist denn da Leben in der Stadt gewesen? Ja.
Enno Lenze 0:52:50
Hast du den Eindruck gehabt? Ja, ja.
Tim Pritlove 0:52:52
Weil das ist ja jetzt von der Frontlinie ungefähr so 50 Kilometer entfernt.
Enno Lenze 0:52:58
Da ist ja so ungefähr, wenn es mehr als eine Artilleriereichweite ist,dann ist meist Leben, also so mehr als 30, 35 Kilometer.Und Isium, also ich meine, war auch früher keine Großstadt, aber da hat manauch gesehen, da standen auch zivile Autos rum, da hatten halt so diese kleinenLebensmittelläden auf, also da schien es ziviles Leben auch noch zu geben.Also relativ normal.Weiter unten dann in Kramatorsk nicht mehr. Also dazwischen ist dann sozusagen,also da kommt ja auch kein großer Ort dazwischen, aber das ist so halbwegs die Grenze.In Isium sind noch so ein paar Leute und in Kramatorsk, da war dann also auchZerstörung gar nicht so viel zu sehen.Also schon hier und da war es kaputt, aber jetzt nicht, wie man sich so einabgerauchtes Kriegsgebiet vorstellt.Ähm, aber halt Militärfahrzeuge, aber gar nicht so sehr viel Militär,sondern ganz viel diese so wie so gecrowdfundete Geländewagen,also so meist so Nissan und Toyotas, 10,15 Jahre alt, so mit der Farbrolle grün oder schwarz gemalt und ein paar Beulen dran.Also das ist echt so das typische Auto, was man da sieht.Also entweder von irgendwelchen Freiwilligen oder von Soldaten,die das selber irgendwo gekauft haben.Also alles, was Allradantrieb hat und was man grün anmalen konnte und was einbisschen Bodenfreiheit hat, so das fährt da irgendwie rum.Es gibt auch so ganz klassische Schäden, die man oft sieht. Zum Beispiel vieleAutos haben ja am Radkasten noch so eine Plastikverkleidung,damit man nicht irgendwo anstößt oder so.Und wenn einem der Reifen platzt, dann ist das meist das Erste, was wegfliegt.Und dann hat man da so wie so eine ausgerissene Verkleidung,haben so die Hälfte der Autos da. Also bei den Straßen kann man sich vorstellen,der Hälfte ist mal der Hinterreifen geplatzt und diese Plastikverkleidung flog weg.Aber es ist auch so ein Punkt, wenn man das einmal kennt, dann fällt einem dasunglaublich viel auf, dass man sagt, okay, es spricht halt für schlechte Straßenoder schlechte Reifen oder beides.Und das sah man so in Kramatorsk, dass das so das Hauptfahrzeug war,weil man hat halt fast keine...Seien wir normalen zivilen Fahrzeuge mehr gesehen oder sowas?
Tim Pritlove 0:55:14
Kramatorsk war ja schon immer das militär-logistische Zentrum im Donbass,schon vor der Großinvasion,also schon die ganzen Kämpfe im Donbass seit 2014 wurden im Wesentlichen vonKramatorsk aus koordiniert, wenn ich das richtig mitbekommen habe.Aber dementsprechend war das schon immer so eine stark militärisch geprägteStadt, aber seit der Großinvasion war dann die Fluchtwelle ja relativ groß.Es gab ja dann diesen Raketeneinschlag direkt in die… Auf dem Vorplatz des Bahnhofs, ja.Genau beim Bahnhof, wo leider auch noch dann viele quasi auf den letzten Meternihrer Flucht ums Leben gekommen sind.
Enno Lenze 0:55:55
Und halt genau in der Evakuierungsphase, also ja nicht eine Woche vor oder später,hätte es wahrscheinlich kaum jemand, also ganz wenig erwischt.Das war halt, ja und es war halt dieser, also kann man sich ja vorstellen,so ein Haupteingang zum Bahnhof mit so einer Art, wie so eine Busvorfahrt oderso eine Wendeschleife davor, also so der Vorplatz oder wie man das nennen will.Und genau da ist das Ding halt eingeschlagen, also genau so an dem,ja also da wo so Taxis, Busse und so ein Kram halt immer ist.Und ja, also ganz offensichtlich gezielt und also sehen jetzt die Zuschauer nicht,aber für dich da bei dem Zebrastreifen, wo dieses blaue Piktogramm ist quasi,also wirklich genau so an der Grenze von Bürgersteig zu Hauptgebäude,also wirklich so, das, wo ein normaler Mensch sagt,lass uns mal da treffen, weil das findet jeder, also so ein Ort halt.Und der Kramatorsk 2014 gab es auch schon sowas wie die kleine Schlacht um Kramatorsk.Also da gab es schon, ich glaube zwei Wochen oder so, ich weiß gar nicht wielange das ging, gab es da aber, könnte man eher sagen wie so bewaffnete Straßenschlachten um Kramatorsk.Also nicht mit Panzern oder so, aber schon, dass halt russische Soldaten oderSeparatisten, je nachdem, wer das jetzt erzählt, da waren.Und als jetzt die Vollinvasion losging 2022, war auch der Flughafen von Kramatorskeiner der ersten Anlagen, die bombardiert wurden. Also es war so eine der erstenRaketen, die kamen direkt darauf.Also es hat ganz offensichtlich auch für die Russen eine Signifikanz.Also man halt sagt so wirklich, also nicht nur, dass die Ukrainer sagen,ja, ja, da machen wir ein bisschen Logistik, sondern die Russen sehen das offensichtlichgenauso, dass sie für Millionen Raketen draufwerfen, wenn es losgeht.Ja, und das ist halt, ich weiß gar nicht, ich glaube, das waren so 100.000 Leuteoder so was, oder 200.000, die da früher gewohnt haben.Ich vergesse es immer. Es war halt schon eine kleine Stadt halt einfach.Und man merkt halt einfach so die Menge an Menschen, die sich da bewegt,passt in keinem Verhältnis mehr zu der Stadtgröße.Also so da, man trifft mal einen und es gibt halt so.Ich glaube so zwei, drei Restaurants oder so, die aufhaben, die von Frühstück,Mittagessen, Abendessen alles anbieten.Aber das ist auch wieder lustig, nicht so eine Notration oder so aus dem Eimerauf den Topf, sondern wir kamen da an und haben so gefragt, was gibt es denn am Frühstück?Und die sagten, ja, Mögt ihr Schak-Schukka oder wir haben Ex-Benedikt,wir haben hier Lachstoast. Wir haben auch einfach so englisches Frühstück, dieses mit allem drauf.Es war auch früher schon so ein Frühstücksrestaurant mit viel Ausball,aber man sagt, Sagt, okay, ja gut, die Straße ist ja frei, der Kram kommt an.Das ist so ein bisschen bizarr, weil wir dachten so, es gibt jetzt die AuswahlSuppe oder Joghurt oder so. Und sie sagt, nö, nö, das ist alles da.Klar, kannst mit Apple Pay zahlen, das ist ja Ukraine.Also das ist immer, wo dann so die Realitäten so clashen. Also wir konnten unsleider nicht duschen, weil es Wasser aus war, aber wir können irgendwie Ex-Benedikt. Genau.
Tim Pritlove 0:59:02
Ex-Benedikt an der Front.
Enno Lenze 0:59:03
Genau, also das ist halt so, was immer so einfach so komisch ist,wenn man da ist, so wie diese zwei Welten so interagieren.Da merkte man einfach, das ist halt wie eine der Frontstädter.Das war jetzt noch nicht ganz Front, aber so vom Feeling her.Und ein Hotel, in dem ich da vor Jahren, 2021 war, das ist auch inzwischen bombardiert worden.Da ist ein Security Advisor von Associate Press auch getötet worden und da gabes, also man merkt, das ist schon gefährlich da,aber halt auch mal so, mal so und deswegen haben wir dann auch in einer Privatwohnunggewohnt bei jemandem, also bei einem Freund vom Freund und da auf der Couch gepennt einfach,weil das halt dann sicherer ist, als in irgendein Hotel zu gehen und vor allemin ein Hotel, bei dem bekannt ist, dass Journalisten da sind.Das ist immer so die schlechteste Wahl inzwischen.Und deswegen, wir hatten auch Schlafsäcke, Luftmatratzen und so bei und habendann halt echt einfach zu fünft in so einer Wohnung halt gepennt.Das fand ich auch lustig, der kannte uns ja nicht mal.Wir hatten einen gemeinsamen Bekannten und er sagte, ja, pennt hier ist allesokay und Kühlschrank ist voll und sagt einfach, wie lange ihr bleiben wollt.Das ist auch regelmäßig ganz so gewesen, dass das so ganz unkompliziert ist,dass man da halt einfach dann also mitten im Kriegsgebiet bei irgendwem wohnt.Und lustig war in dem Fall auch die Einweisung für, was ist,wenn hier ein sozusagen ein Raketenschlag oder so kommt, wo geht's hin?Weil der eine sagte, was ist denn, wenn hier Alarm ist? Sagt der,Alarm ist die ganze Zeit.Ja, oder wenn Angriff ist, sagt der, ja komm, das ist zehnmal am Tag.Also sagen wir, wenn Angriff dicht ist, also so man schon merkt,so die Stufen werden, also in Deutschland macht es die Leute fertig,wenn sie hören, da gibt es Luftalarme, nee, nee, wenn es da hinten knallt,dann bleiben wir einfach am Frühstückstisch, weil weißt du, du kannst nichtjedes Mal aufstehen, wenn Artillerie kommt.Also sagen wir, wenn die Scheiben wackeln, okay, dann laufen wir alle runterzur Straße, nicht Aufzug benutzen, sondern laufen.Und dann bleiben wir da, weil hier gibt es eh keinen Bunker.Und dann so, okay, dann stehen wir auf der Straße rum.Ja, weil wenn es das Gebäude trifft, bist du nicht verschüttet.Das ist dann schon der Vorteil.Okay, also wenn der Angriff kommt, warten wir einfach auf der Straße und gucken,wo es runter geht. Das ist natürlich auch ein guter Plan.
Tim Pritlove 1:01:33
Aber du bist ja dann noch näher an die Front gereist.
Enno Lenze 1:01:36
Genau, dann ging es nach Pokrovsk. Das ist so ein Ort, ich meine,der hatte mal 50.000, 60.000 Einwohner.Ein bisschen ironisch ist, vor einem Jahr haben wir immer in Prokofsk im Hotelgewohnt und sind nach Kramatorsk gefahren, weil das gefährlicher war in Kramatorsk.Und da merkt man, jetzt hat es sich halt gedreht, Kramatorsk ist nicht sicherergeworden, aber Prokofsk so unsicher, dass jetzt Kramatorsk die bessere Option ist zum Wohnen.In Prokofs haben die uns gesagt, so und auch in Prokofs war ich auch in einemHotel, was dann bombardiert wurde, im Druschpa.Also es ist auch so, man hat inzwischen in jedem dieser Orte irgendwie ein Hotel,wo man mal war und was dann bombardiert wurde.Das ist auch irgendwie so ein unrühmlicher Rekord, den man dann irgendwann bei den Journalisten hat.So wie viele Hotels hast du schon bombardiert gehabt? Ah, bei mir sind sieben. Oh, bei dem schon zehn.Und in Pokrovsk haben sie uns gesagt, also die haben ungefähr 100 bis 150 soFPW-Drohnen am Tag, die da anfliegen.Das fand ich schon beeindruckend, weil der Ordnung.
Tim Pritlove 1:02:38
Also russische.
Enno Lenze 1:02:39
Genau, russische, also so kleine Quadcopter, die billig sind und die irgendwo hinstürzen.Und im Normalfall mehrmals am Tag entweder eine Rakete, Artillerie,irgendwie so verschiedener Kram.Und Pokrovsk ist halt so ein, eigentlich die Stadt selbst ist nicht wichtig,es ist so ein Landstraßenknotenpunkt, könnte man sagen.Also die so mehrere lasterbefahrbare Straßen treffen sich da und gehen dannso nach Norden, Süden, Osten, Westen weg.Also deswegen hat das eine gewisse Relevanz.
Tim Pritlove 1:03:11
Und es ist ein ganz wichtiger Eisenbahnknotenpunkt.
Enno Lenze 1:03:13
Also ja, das auch. Also so insgesamt Logistik. Also geht da einfach rein und raus.Also der Ort selber ist quasi belanglos, aber er ist halt da,wo sich eine Menge Routen kreuzen und der Bahnhof ist ganz schön groß.
Tim Pritlove 1:03:24
So ein Hannover.
Enno Lenze 1:03:25
Ja genau. Im Kleinen.
Tim Pritlove 1:03:26
Genau sowas.
Enno Lenze 1:03:29
Niemand will nach Hannover, aber man muss halt immer da durchfahren.
Tim Pritlove 1:03:34
Ich darf das ja sagen.
Enno Lenze 1:03:37
Ich bin da auf durchgefahren, ich kann das auch sagen.Ja und wir waren auch an dem Bahnhof, das war mir auch nicht klar,also es sind halt zig Gütergleise, also einfach so ein Zug lang glaube ich dasGleis und dann ganz viele nebeneinander, dass man halt so Waggons sortierenkann und Züge irgendwie zwischenparken kann und sowas.Überraschend groß für die Größe der Stadt. Aber auch alles merkt man so,mir scheint so seit Sowjetzeit nur noch gewartet immer, aber es ist halt nichteine moderne Anlage oder so, sondern man sieht halt, das Zeug ist echt alt alles.Also und so am Leben gehalten, aber nicht auf den Stand der Technik gebracht oder so.Und da ist noch weniger los als in Krammerthorst.Also es ist so, man kommt so in eine Gegend und sagt, oh, hier ist nicht viellos. Und dann merkt man, nee, da ist noch weniger und da ist noch weniger.Also es gibt immer so Abstufungen.Und in Puckhoffs haben wir dann auch gesehen, auch die sozusagen die Lebensumstände.Also wir waren ja mit ein paar Leuten in einer Wohnung mit, da muss man schonsagen, in einer Wohnung mit Tür.Da habe ich gelernt, da gibt es Unterschiede. In Puckhoffs gab es dann auchdie Wohnung ohne Tür, weil die schon rausgeflogen war.Und keine Scheiben mehr, sondern so Holzbretter davor,oder auch so Sachen wie, dass die Duschen so oft nicht gingen,dass die quasi aus Holzlatten und Planen wie so Duschen im Freien gebaut habenmit einem riesen Kanister quasi drauf,also mit so, ich weiß nicht, ich schätze mal 100 Liter oder sowas,so einem schwarzen Kanister drauf und dann wird der in der Sonne auch noch einbisschen warm, dann hat man so lauwarmes Wasser,aber es sieht dann echt aus wie in so einem zusammengezimmerten Flüchtlingscampoder sowas schon, aber da merkt man, da geht es dann immer so noch eine Stuferunter, was Infrastruktur angeht.Da gibt es dann auch keine Restaurants mehr. Aber es gab so,ja, so was man hier halt als Kiosk oder Späti bezeichnen würde, sowas in der Art.Es gab so kleine Shops, wo man halt aber alles Grundlegende trotzdem bekommtund halt auch natürlich immer, man zahlt nur mit Karte.So, das finde ich auch so geil. Das ist die letzte Ecke, wo du noch irgendwieeine Cola kriegst, aber ja, Apple Pay geht, das ist kein Ding.Und da waren wir bei der Feuerwehr, die halt dauernd da irgendwas löschen muss,wenn irgendwo eine Rakete runterkam oder irgendwas.Und das war ganz spannend, weil ich habe mit dem Leiter der Wache oder wie sichdas genau nennt gesprochen,der war ganz schön jung, der war so Anfang 20 und der sagte,er war in der Ausbildung zum Feuerwehrmann, als die Invasion losging in so einerKlasse halt oder in so einer Gruppe.Hat dann auch gesagt, okay, dann jetzt sofort los, wir müssen irgendwie helfen.Und die Ausbilder haben gesagt, nee, nee, nee, ihr geht überhaupt nirgends hin.Weil die haben gesagt, wenn der Krieg jetzt losgeht, meinst du, der ist morgen vorbei?Nee, also müsst ihr gut ausgebildet sein und gut qualifiziert sein und dann geht ihr hin.Weil es bringt uns nichts, wenn jetzt alle irgendwie wie die aufgescheuchten Hühner rumrennen.Und dann hieß es bei einigen von denen, wie bei ihm, ihr macht auch nicht nur Feuerwehrmann,sondern ihr macht noch so ein paar Zusatzqualifikationen und halt auch sowaswie Wache leiten und so wie so ein ganz grundlegender Kurs, explodierende Sachenund nochmal so extra Gefahrstoffe, also so wirklich was ist,wenn der Panzer brennt, also wo brennt er gefährlich und so.Und dadurch hat er bis Mitte 2023 seine Ausbildung noch gemacht.Und er saß jeden Tag, dann hat er gesagt, Leute, ich will raus hier.Hat gesagt, ja, aber rückblickend war das schon genau richtig,wie die es gemacht haben.Weil er halt wirklich gut ausgebildet, dann in die Praxis kam und dann in anderenWachen wie so den praktischen Teil gelernt hat.Und sagt so, jetzt fühlt er sich aber wirklich fit, selbst für diesen Job inPokrovsk. weil er halt, wenn was passiert, dann weiß er, was er zu tun hat undrennt halt nicht rum und sagt, ah, lass mal gucken, wie wir löschen,sondern sagt, ah, der Gefahrstoff, das Mittel, so geht das.Fand ich auch ganz spannend und ich hatte dann auch gefragt,weil mir schien, er war einer der Jüngsten in der Wache, also viele so erfahreneFeuerwehrleute und habe gefragt, ist das irgendwie eine Schwierigkeit?Und da sagt er auch, irgendwie in der Ukraine oft gar nicht,weil das da häufiger so ist, dass junge Leute auch Firmen gründen und ältereEntwickler einstellen oder irgendwas in der Art, also sagt,das ist da nicht so kompliziert mit, ich bin aber älter und ich bin jünger oderso, sondern es muss halt laufen und die hatten auch,also als wir dann in der Wache waren, die haben gesagt, wir können Fotos machen,filmen und so, nur nicht die Wache von außen und nie so filmen,dass man rausgucken kann, also dass die nicht lokalisiert werden kann,weil es halt offensichtlich nicht mehr im Standort war wie früher, sondern woanders.Und wir hatten uns auch erst gewundert, weil der Feuerwehrwagen nicht,also der große Wagen von denen nicht einfach rausfahren konnte,sondern wie so ein, wenn in drei Zügen machen mussten, dachten wir,wie bescheuert ist denn das?Er sagt, achso, okay, weil die in irgendeiner anderen Liegenschaft sozusagensind und dann mussten sie halt mit dem klarkommen, was es gibt.Und einer stand die ganze Zeit draußen, erst dachte ich, der raucht da oderso und das war aber ein Spotter,der die ganze Zeit mit Weste, Helm und so einem geschützten Kragen rumstandund ohne Fernglas oder so, sondern einfach nur in der Gegend rumgeguckt hat.Die haben auch gesagt, das sieht immer so blöd aus, ist aber halt auch einesehr schwierige Aufgabe, weil du musst so ein Gespür für haben,höre ich jetzt diese kleinen FPV-Drohnen, den Propeller oder nicht.Sag klar, wenn die Dinger nah sind, hörst du es. Aber es geht ja darum,möglichst früh zu sagen, ich glaube, da kommt was.Oder auch so Sachen wie Rakete oder Artillerie. Oder auch, es hat dann einmaldirekt, als wir da waren, richtig heftig geknallt und es hat gar keiner sichda auch nur einen Millimeter bewegt. Das hat die überhaupt nicht interessiert.Und dann dachte ich, irgendeine Reaktion muss doch kommen. Und sie sagt,das war doch outgoing. Also es sind doch unsere, die schießen.Ich sagte, okay, ich höre den Unterschied nicht, aber es war denen so völlig klar.
Tim Pritlove 1:09:43
Ja, weil es ein interessanter Profil hat natürlich.
Enno Lenze 1:09:46
Ja genau und wo ich dachte, das wurde mir zwar immer wieder erklärt,aber für mich ist das nicht sofort erkennbar.Also es ist halt ein Knall, also sozusagen wenn es reingeht,knallt es und dann hört man Splitter fliegen und so weiter. Aber es ist trotzdemso, für mich ist es erstmal ein echt lauter Knall, der echt nah war und da merktman, es war denen so klar, dass nichts ist, das hat die überhaupt nicht interessiert.Und dann genau der Typ, der draußen steht, kann das halt noch für viel mehr Sachen ordentlich.Deswegen steht der draußen.
Tim Pritlove 1:10:13
Vielleicht sollte man nochmal kurz erläutern, in welcher Situation Prokofs geradeist, weil das ist ja ungefähr 50 Kilometer von der Großstadt Donetsk,die ja schon seit langem von den Russen besetzt ist.Und bis vor einigen Monaten lag die Frontlinie auch noch gut 40 Kilometer entfernt,unmittelbar vor der Stadt Donetsk.Das war eigentlich die ganze Zeit eine festgefahrene Linie, die von den Ukrainerngut verteidigt worden ist. bis eben auf DIVKA viel mehr.Vor allem, nicht nur, aber im Wesentlichen durch die ausbleibende Unterstützungvon Artillerie-Munitionen durch den Westen und deswegen mussten halt die Ukrainernicht nur Avtivka aufgeben,sondern haben dann in der Folge auch ein relativ großes Gebiet,das größte Gebiet, was die Russen überhaupt eingenommen haben,mussten sie dann irgendwie abgeben sozusagen.Und da sind sie jetzt bis auf 10 Kilometer auf Prokofsk rangekommen.Die Rösten haben da ungefähr so 800 Quadratkilometer.Ein Berlin. Ja, sowas in der Größenordnung genommen und stehen jetzt quasi unmittelbarvor Prokofs und ja auch in absoluter Artilleriereichweite,definitiv, sodass man davon ausgehen kann,dass hier die Bedrohung sehr groß ist.Ob es den Russen jetzt noch gelingen wird, hier in diesem Jahr Prokofs einzunehmen,da gibt es sehr unterschiedliche Berichte darüber.Einerseits scheinen sich die Russen in diesem Gebiet auch extrem übernommen zu haben,also die Verluste um Avtivka waren ja schon extrem hoch und auch der Vorstoß,der derzeit gemacht wird, wird ja von den Ukrainern immer so betrieben mit unsergrößtes Gut sind unsere Leute.Wir ziehen uns im Zweifelsfall früher zurück und sorgen dafür,dass die Russen in ihrem...In ihrer Angriffsbewegung entsprechend hohe Verluste haben. Man sagt ja immer,was weiß ich, 1 zu 5, 1 zu 6, was auch immer.Du musst sehr viel mehr Ressourcen verbrennen, um einen entsprechenden Angriffserfolg zu haben.Das heißt, in dieser Verteidigungsbewegung sind die Ukrainer in der Lage,den Russen großen Schaden zu machen.Aber auf der anderen Seite ist halt das Ressourcenverhältnis zwischen Ukraineund Russland immer noch auch in diesem Bereich, so dass es kontinuierlich denRussen gelingt, derzeit kleine,aber eben signifikante Schritte zu machen, die dann im zunehmenden Maße bestimmteStellungen bedrohen und eine dieser bedrohten Städte ist halt jetzt Prokrovsk.10 Kilometer sind es noch.In den letzten Tagen gab es weitere Vorstöße jetzt nicht unmittelbar vor der Stadt.Man muss dazu sagen, dass die Ukrainer das natürlich jetzt auch genutzt haben,um die Stellung dort massiv auszubauen und wir stehen halt jetzt vor dem Matschherbst,der wahrscheinlich ohnehin Vorstöße zumindest jenseits der Straßen schwierigbis unmöglich machen wird. Wie war das Wetter also damals?
Enno Lenze 1:13:29
22 Grad und strahlender Sonnenschein. Aber alle warteten quasi darauf,dass es jetzt langsam mal kippen und in Regen übergehen muss.Also war so wahrscheinlich einer der letzten hübschen Tage durch Zufall.Gab dann aber das andere Problem.In Pokrovsk sind viele Straßen gar nicht asphaltiert. Und wenn es trocken ist,hast du halt irren Staub in der Luft.Also das war mir auch nicht klar, so wie simpel das da zum Teil ist.Weil eigentlich immer, wenn ich im Donbass war, waren wir zumindest noch aufasphaltierten Straßen unterwegs.Und die großen sind es schon auch so. Und wenn man dann aber durch den Ort fuhrt,War eine Menge nicht asphaltiert. Und die Feuerwehr sagte, sie hatten dann aucheinige Probleme immer wieder.Also zum einen, sie fahren halt nicht mit Blaulicht und Sirene,weil man will ja nicht auffallen und sagen, riesiger roter Wagen ist schlechtgenug für sie zurzeit schon.Aber dann so diese Straßen mit irren Schlaglöchern und sowas.
Tim Pritlove 1:14:30
Viel Staub.
Enno Lenze 1:14:31
Ja genau, viel Staub. Also man sieht, wo die Autos langfahren.Wenn man jetzt so eine FPV-Drohne fliegt, ist das ein bisschen blöd.Also weil die Russen sehen halt, da hinten ist eine Staubwolke,da fährt was oder wahrscheinlich was.Und auch einfach so ganz schlichtweg im Straßenverkehr, dass man gar nicht soweit gucken konnte oft. Also so eine Menge so Kleinkramprobleme,die jetzt gar nicht so richtig mit dem Krieg zu tun haben, die aber trotzdemProbleme dann mit dem Alltag machen.Gerade wenn man eigentlich lieber schnell fahren will und nicht auf so schlechten Straßen.Aber ja, dann kann sich ja vorstellen, wenn die Straßen dann nass werden,dann hast du halt diese riesen Matschpartys und dann brauchst du halt die Geländewagen,die du da überall siehst, um überhaupt auch nur durch die Stadt sinnvoll zu kommen.
Tim Pritlove 1:15:20
Bist du nicht dann, wenn du von Kramatorsk gekommen bist, bist du dann überKonstantinivka gefahren oder oben rum gefahren?
Enno Lenze 1:15:32
Genau, oben rum, weil das ist ein bisschen heiß.
Tim Pritlove 1:15:35
Ja, vor allem ist glaube ich auch diese Brücke an der einen Stelle zerschossenworden, die diese Nachbarstadt mit Prokofs verbindet.
Enno Lenze 1:15:43
Ja genau, es gibt eine Möglichkeit rüber zu fahren, aber die Brücke ist platt.Wie so oft, man muss dann so, sieht echt aus wie so selbstgebaute Holzbrücken zum Teil.So wie wenn ein guter Handwerker, aber mit dem was gerade da war eine Brückezusammengeschustert hat. Das ist echt abenteuerlich teilweise.
Tim Pritlove 1:16:07
Ja, okay, gut. Was machst du da für eine Stimmung aus?Also hast du da auch jenseits der Feuerwehr Kontakte mit den militärischen Gruppen?
Enno Lenze 1:16:18
Genau, also wir haben sowohl mit Freiwilligen aus dem Ausland,Freiwilligen aus der Ukraine und halt mit Leuten in dem Shop einfach gesprochen,die da so ihren Kram verkaufen.Das Komische ist, es ist so ein Hin und Her.Wenn man so normal mit denen spricht, die machen eine Menge blöder Witze undso immer, um die Stimmung halt oben zu halten.Also einfach auch, als nix los war, die haben so 90er Jahre Pop laufen lassenund Karaoke gesungen und so ein Kram.Also einfach so alles, was die Stimmung hebt und wo du irgendwie gerade Bock drauf hast einfach.Und auf der anderen Seite, wenn man da mit ihnen gesprochen hat,auch über Verluste und so, sagen sie, ja, die sind schon üppig.Das ist ein sehr weites Spektrum.
Tim Pritlove 1:17:08
Quantifizier mal, ja.
Enno Lenze 1:17:10
Nö, über Zahlen spricht so keiner. Also das war aber sozusagen von Lviv bis Pokrovsk bei allen.Also viele haben gesagt, ja, ist nicht so gut zur Zeit, aber niemand will auchnur eine Prozentzahl, eine Menge. Also man merkt so, niemand will es genauersagen, aber offensichtlich ist es nicht gut.
Tim Pritlove 1:17:28
Und die Operational Security ist sozusagen mittlerweile eingebrannt in die Bevölkerung wahrscheinlich.
Enno Lenze 1:17:33
Absolut. Und man merkt es halt, also gerade wenn man vor Ort ist,reden die über eine Menge Sachen offener, weil sie halt von ausgehen,wenn du so weit nach vorne kommst, dann ist dir schon klar, worüber du redest und worüber nicht.Oder auch, wenn die sagen, hey, willst du mal was echt Cooles sehen,aber nicht weitererzählen, dass das hier steht oder sowas.Also man merkt, man kriegt eine Menge Vertrauen so von den Leuten auch,weil sie aber von ausgehen, wenn wir da sind und es ist klar,wenn wir, also so der alte Spruch aus dem Zweiten Weltkrieg,loose lips sink ships, also so eine unbedachte Bemerkung und das Schiff geht unter.Ähm, und das, also das ist immer soein bisschen so eine ganz interessante Mischung auch, wo man merkt, die,ich habe nicht das Gefühl, dass die sich verstellen, vor allem wenn man einpaar Tage mit denen da rumhängt und die so offener und entspannter werden,aber es ist halt so ein bisschen wie so Untergangsstimmung, wo du sagst,okay, und dann lass uns nochmal alle gute Laune rausholen, die wir haben,weil du weißt nicht, wer morgen noch da ist.Also so echt merkwürdig, weil so wenn man über die schwierigen Sachen redet,merkt man, die sind echt bedrückt und die haben eine Menge Leute verloren, die sie kennen.Also Freunde, Verwandte, andere Soldaten, Rettungskräfte und so.Aber sie haben halt keinen Bock so deprimiert rumzusitzen und machen deswegen immer,alles an guter Laune oder die haben auch jede Menge Witze über uns gemacht undübereinander aber so wie wenn man so ausgelassene Partystimmung oder so hatund alle gut drauf sind und das aber ganz viel und,Das denke ich immer, es kommt ja meist raus, wenn es wirklich nicht gut läuft.Also so und entweder sitzt du dann halt echt heulend in der Ecke oder du gehstauf sowas über und sagst komm und jetzt nochmal hier richtig Stimmung.
Tim Pritlove 1:19:23
Haben sich die Leute darüber gewundert, dass ihr da seid?Also wie wird man sozusagen empfangen als offensichtlich nicht Ukrainer,nicht unmittelbar Betroffene?
Enno Lenze 1:19:35
Das sind so zwei Phasen sozusagen, wenn man sich dem Gebiet nähert gibt es unglaublichviele so Checkpoints von Militär und Geheimdienst,die halt sagen, was treibst du hier und dann habe ich halt diese Militärakreditierungund sage, grundsätzlich darf ich hier, dann sagen die ja schön und gut,aber was machst du hier, wer bist du und so erzähl mal, also dann sozusagenje dichter man kommt, desto,quasi genauer wird geguckt ist auch so, wenn man sozusagen also je.
Tim Pritlove 1:19:58
Dichter man der Front.
Enno Lenze 1:19:59
Weil wenn man so durch Rake fährt und durch so so ein Checkpoint kommt,dann sagen die oft, ah, Deutscher, steht Presse auf dem Auto, ja, ja, verweiter.Und dann ein Stück weiter sagen die, hast du eine Presseakkreditierung hier? Ja, okay, verweiter.Und dann merkt man aber, wie das so, dann ist es so, wir brauchen ein Foto vondir mit der Akkreditierung und deinem Kennzeichen vor deinem Auto.Also so, keine Ahnung, wo das hingeht, aber wo man wohl dann nachher guckt,ist es wirklich der mit dem Auto und der Akkreditierung oder vielleicht machendie Stichproben oder ich weiß es nicht.Aber wo man einfach merkt, das wird so mehr Und dann, wenn man in dem Bereichist, so an der Front, wo es keine Checkpoints mehr gibt, weil das so das Frontgebietist, dann gehen alle von aus, wenn du da bist, gehörst du da schon hin.Also erstmal, man merkt, die Offenheit ist, also sie sind ziemlich offen.Zumindest, oder auch, dann sagt man, pass auf, ich würde jetzt mal irgendwiedir ein paar Fragen vor der Kamera stellen und dann merkt man,okay, dann ist es natürlich so ein bisschen verschlossener oder höflicher oderso, wie soll man sagen, diplomatischer oft formuliert.Aber ansonsten hat man das Gefühl, dass sie schon ganz normal mit einem so offen umgehen.Und die Stimmung ist halt so sozusagen persönlich gut und was den Krieg angeht, sagen die alle,mal sehen, wie lange das hier gut geht mit der Stadt und so.Weil sie halt alle sagen, sie haben Leute, die gut sind, sie haben Leute, dieengagiert sind, sie haben Leute, die da sein wollen, aber sie haben einfachnicht genug Munition, also weder fürs Gewehr noch für den Panzer noch für,also so die meinen so ganz grob, sie haben ungefähr 10% von dem,was sie gerne hätten, damit sie wirklich so voll,draufgehen können die ganze Zeit und vielleicht 20% von dem,was sie bräuchten, also so irgendwo in dem Rahmen ist, was so ihr was ihnen fehlt sozusagen.
Tim Pritlove 1:21:54
Krass.Wenn man sich jetzt der Frontlinie nähert, was würdest du sagen,also wie dick ist dieser Speckgürtel sozusagen um diese Front herum,wo das eigentliche gesellschaftliche Leben signifikant eingeschränkt ist,wo man das Gefühl hat, man ist jetzt schon an der Front, auch wenn man jetztnicht direkt an der Front ist.
Enno Lenze 1:22:16
Ich würde echt sagen, so ziemlich genau so Artillerie-Reichweite kommt mir immer so vor.Also so 30, 40 Kilometer ist so der Bereich,wo so wie Anarchie herrscht und wo man echt merkt, also auch so triviale Sachenwie in Rakiv und so in den Städten, wenn man da zu schnell fährt,da gibt es Radarfallen, die Polizei lasert ein und alles mögliche.Und wenn man sozusagen über diese Grenze, so diese letzten Checkpoints in diese30, 50 Kilometer vor der Front kommt, dann ändert sich das und alle fahren eigentlichnur Vollgas oder stehen irgendwo, wo sie von oben nicht zu sehen sind.Also dann weiß man immer so, okay, jetzt sind wir in dem Bereich, wo es wild wird.Und mir scheint dann immer, das normale Leben hat man, wenn man so 30 Kilometervon der Front weggeht und dann in die nächste Stadt, Also in die nächste Kleinstadtoder so, da ist dann meist wieder ein relativ normales Leben.Also fehlt dann auch ein Drittel der Bevölkerung oder so, aber da sind dannRestaurants auf, da sind irgendwie Kinos zum Teil auf und so.Also das geht relativ schnell. Also mir scheint ja wirklich nicht in dem SinneAngst vor dem Krieg, wie der da rüberkommt, sondern einfach nur ganz akut vorkeine Artillerie und keine FPV-Drohnen.Und sobald man aus der Reichweite raus ist, ist das wieder ziemlich gut sofort.Also das ist halt auch so krass, weil das ist dann so eine Stunde mit dem Auto oder so manchmal,je nachdem wie die Landstraße so läuft, aber zwischen diesem,wo man echt ein schlechtes Gefühl den ganzen Tag lang hat und einer Gegend,die ein ziemlich normales Stadtleben so bietet.
Tim Pritlove 1:23:54
Ja, es ist eh sehr schwer vorzustellen, wenn man aus diesen Gebieten ist,was einen dann sozusagen noch da hält.Weil offensichtlich sind ja nicht alle,die dort sind, jetzt aktiv an der Verteidigung des Landes beteiligt,sondern vielleicht sekundär, weil sie natürlich die Leute vor Ort unterstützen,aber manche sind vielleicht auch dazu nicht in der Lage, ältere Leute,die in irgendeiner Form noch versuchen, irgendeiner Normalität zu folgen,ohne aber den Beschluss gefasst zu haben, das woanders zu tun.
Enno Lenze 1:24:28
Ja, also relativ häufig tatsächlich, also wenn man Kinder oder Jugendliche sieht,weil die Eltern Polizei oder Rettungsdienst sind, weil das war meine Hauptfrageimmer, warum sind da noch Kinder?Also bei Erwachsenen gibt es verschiedene Gründe, aber so Schulkinder vom Alterher teilweise und oft tatsächlich, weil die Eltern sozusagen zivile Schutzaufgabenübernehmen. Die Soldaten sagen immer, nee, mein Kind kommt hier nicht in die Nähe.Aber die Soldaten bewegen sich ja. Und die Leute, die sozusagen,weiß jemand, eine Frau, die seit 50 Jahren oder so Krankenschwester da war unddann ihr Kind und das Enkelkind oder so sind dann auch noch da.So was hatte ich immer wieder erlebt und auch gedacht. dachte,okay, ich weiß nicht, ich würde ja zumindest einen Ort weiter.Aber das war tatsächlich so der häufigste Fall.Und eben wie du sagst, einfach alte Leute, die sagen, ich habe hier irgendwiedie Nazis erlebt und Stalin und dann irgendwie Sowjetunion und jetzt ist halt,weißt du, ist wieder irgendwas.So, dafür bewege ich mich nicht mehr.
Tim Pritlove 1:25:27
Und wenn ich sterbe, dann sterbe ich hier.
Enno Lenze 1:25:29
Dann zu Hause, genau. So das Übliche, ja.
Tim Pritlove 1:25:32
Ja, weil es gibt ja andere Städte, die noch sehr viel stärker unter so einerBedrohung ist, allen voran Kherson im Süden,wo ja quasi die Russen auf der anderen Seite des Flusses sind und die Stadtliegt am Fluss und dort ist derzeit die Situation,dass da einfach die Russen zynisch ausgedrückt den ganzen Tag Computerspiele spielen.Also die fliegen einfach mit ihren Drohnen durch die Stadt und lassen überallBomben auf Leute fallen.Das ist also der absolute Top-Terror. In der Hinsicht glaube ich ist es geradenirgendwo so schlimm wie dort in Kherson.Aber im Prinzip gilt das ja auch für all diese ganzen Orte, weil ob es jetztirgendwie eine Granate von einer Drohne ist oder Artillerie,hast du ja letzten Endes auch nicht die Wahl.So, aber du bist ja nicht in Prokofsk geblieben, sondern nochmal näher rangezogen.
Enno Lenze 1:26:32
Ja, so je nachdem. Ich bin mir immer nicht sicher.Ich sehe ja auch diese Karten auf irgendwie Live-UA-Map und so.Da habe ich gemerkt, die reine Distanz zum nächsten Russen ist gar nicht maldas Entscheidende, sondern es ist halt mal besser, mal schlechter,je nachdem, wo mehr geschossen wird.Nach ein paar Tagen bin ich dann zurück und eigentlich war mein Plan von Kamatorskwieder die M3 nach Charkiv und dann so zurückzufahren.Aber irgendwas war auf der M3 gesperrt oder ein Unfall.Was tatsächlich immer wieder passiert ist, wenn die mit diesen großen Tiefladernfahren, dass die irgendwie, was weiß ich, in irgendeiner Form verunglücken unddann ist halt direkt so eine Landstraße dicht.Habe ich nie gesehen. Ich dachte, wenn so ein Panzer runterrutscht vom Schlepperoder so, keine Ahnung. Also wahrscheinlich hast du da ein paar Stunden zu tun.Und dann bin ich so im Bogen gefahren.Also ich habe gedacht, also mein Navi hat gesagt, hey, da ist irgendwie zu undman sagt, das Stau ist, fahr doch mal hier rum.Und ich habe gedacht, ja, so der Roboter hat meistens recht, folge ich dem mal.Und bin dann halt abgebogen von der M3 und bin erst nach Liman in die Richtungoder Lümern, wie man es ausspricht und dann weiter nach Norden da lang und dann zurück in Isium rein.Und das war dann das, was wir sozusagen wie anfangs die Fragen waren, was ist da alles kaputt?Und so in diesem Bogen, den ich da gefahren bin, also so nochmal weiter nach Osten, also so,Eigentlich ja auch so 30, 30, 40 Kilometer von der Front, während Pokrovsk jatheoretisch viel dichter dran war.Aber man merkte halt, dass diese Gegend, so Liman bis Isium da oben,dass das länger offensichtlich unter Beschuss war.Also so, weil da einfach so viel kaputt war.Also ich sehe gerade 20 Kilometer zum Teil. Aber halt da gab es dann wirklichso Dörfer, durch die man fährt.Also es gibt manchmal so Dörfer, da ist die Landstraße in der Mitte und rechtsund links sind so zwei, drei Reihen Häuser. Die sind nicht groß,vielleicht ein paar Dutzend Häuser, wenn es hochkommt.Aber alles, was ich sehen konnte, war halt einfach nur kaputt.Also so alles in Sichtweite kaputt. Also im Sinne von teilweise ein Krater,teilweise das Dachwerk, teilweise Haus eingestürzt.Also so alle Varianten. Aber man merkte so 90 Prozent kaputt von dem,was man gesehen hat, weil da halt seit zwei Jahren was runterkommt.
Tim Pritlove 1:29:02
Ja und Lühmann war ja auch stark umkämpft bei der Rückeroberung dieses von Rakiv.Das war dann der letzte große Ort, den die Ukrainer zurückgewinnen konnten.Auch sehr wichtig, weil Liman auch ein ganz wichtiger Eisenbahnknotenpunkt ist.Dahinter ging es dann irgendwann nicht weiter. Da kommt ja dieses riesige Waldgebietnördlich vom Siverodonetsk-Fluss und Kremina ist dann sozusagen schon die nächstegroße russische Stellung,die war sehr umkämpft in den letzten zwei Jahren, aber viel ist dort nicht geschehen.Und dann eben ist dort eben die schon erwähnte Front an dem Ost-Kiel-Fluss sozusagenentstanden und genau an dessen Südende bist du dann irgendwie vorbeigekommen.
Enno Lenze 1:29:55
Genau, also ich glaube ich war so auf der ersten brauchbaren Landstraße odergrößeren Landstraße zur Front, aber da sind wie gesagt 20, 30 Kilometer zwischen,da kommen so Felder und so kleine Straßen noch.Dann, also in der Gegend fährt man dann im Normalfall mit allen Fenstern imAuto immer auf, falls irgendwas explodiert, dass man weniger Splitter abkriegt einfach.Und das ist auch immer so ein Punkt, ich will ja nicht zu unvorsichtig sein,also auch wenn das von außen vielleicht anders aussieht, aber auf der anderenSeite will ich auch nicht zu paranoid sein, so wo ist die Balance?Und dann sagt man, nur weil man in so einer Gegend fährt, zieht man sich jetztnicht schussig Reveste und Helm immer an, weil das Zeug ist auch unbequem undirgendwann wird man bescheuert, wenn man immer so in dieser Angst sich selber hält.Also hatte ich das zwar alles griffbereit, aber nicht an.Und dann hörte ich so auf einmal richtig lautes Knallen, also man so merkt,ja, also so, dass man schon Druckwelle merkt.Also entweder sehr groß oder es ist sehr dicht, also eins von beiden.Aber auf jeden Fall laut, so quasi aus dem Gebüsch nebenan, also aus diesemWald, also es ist halt so eine Landstraße und richtig große Waldgebiete drumherum.Ich habe gesagt, okay, jetzt wieder die Frage, geht das rein oder raus?Und da dachte ich, na gut, ich vermute, das ist rausgehende Artillerie und diehaben es halt im Wald versteckt. Das würde Sinn ergeben.
Tim Pritlove 1:31:18
Die wird aber dann auch oft beantwortet.
Enno Lenze 1:31:20
Ja genau, das war der Punkt. Da habe ich gedacht, okay, soll ich jetzt anhaltenund mir Weston und Hellmann ziehen?Aber dachte, wenn ich jetzt direkt neben irgendeiner Artillerie anhalte,dann kommen die doch raus und sagen, was machst du hier? Erst mal ein Stück weiterfahren.Und dann kamen so zwei Sachen, die so kurz hintereinander waren.Also es war so, manchmal denkt man nicht richtig nach.Also es hat da ein paar Mal echt gerumst und dann hat sich sowas auf der,was man so im Augenwinkel sieht, so auf der Straße bewegt.Also da rennen manchmal Hunde rum, Katzen, irgendwelche Viecher.Dann wollte ich anhalten.
Tim Pritlove 1:31:50
Tagsüber war das?
Enno Lenze 1:31:51
Ja, tagsüber, genau. Und dann wollte ich anhalten und da war auch wie so einSpäti oder so ein kleiner Shop und dachte, gut, noch eben was zu trinken holenund dann, wenn ich wieder einsteige, Weston und Helmann ziehen.Hab angehalten und dann brüllten die so sinngemäß, hau ab, hau ab.Ich hab gesagt, ja, keine Ahnung, wir hätten den ersten unhöflichen Ukrainergetroffen, was willst du?Und dann ein bisschen spät geschaltet, dann zeigten die halt auf diese,wo ich halt nicht so richtig drauf geachtet habe, das was ich so bewegt habe,dachte ich, ja okay, hier liegen Ziegelsteine.Und so, wenn man so schön sagt, so der Groschen fällt pfennigweise,wenn so Ziegelsteine sich auf die Straße schieben, also dann ja selten,weil sie irgendwie einen Ausflug machen.Er sagt, Moment, es hat geknallt und dann kamen Ziegelsteine auf die Straßegeflogen. Was ist gerade passiert?Okay, und dann haben sie halt offensichtlich dahinter irgendwo ein Haus getroffen.Und die Steine, ich muss halt echt so am Ende von der Reichweite des Steinflugsoder so gewesen sein. Also es hat zum Glück nichts das Fahrzeug getroffen.Aber so, dass so ein paar Dinge halt auf der Straße ankamen.Und dann fügte sich auch ein, warum die Ukrainer so unhöflich waren,als ich da was zu trinken kaufen wollte. dass sie sagten, na ab hier, sofort weiter.Sagt, ah, jetzt fügt sich das Bild zusammen.
Tim Pritlove 1:33:08
Weil du als Ziel angesehen werden konntest.
Enno Lenze 1:33:11
Erstmal mit dem blöden Auto sofort weg hier und zum anderen bist du blöd, was du hier rumfährst.Und dann halt Weston und Helm ganz schnell angezogen und dann wirklich sehr,sehr schnell bis Isium gefahren.Und da war auch nicht viel anderer Verkehr. Das ist gut und schlecht,weil wenn da sonst niemand ist, kann man schnell fahren. Aber man weiß auchnicht genau, wo zum Beispiel ein Schlagloch ist, was jeder im Dorf kennt oder so.Manchmal gibt es da Riesenschlaglöcher, so Meter Durchmesser,40 Zentimeter tief oder sowas.Und es gab ein, zwei Stellen, an denen die Landstraße wie so 90 Grad um dieEcke ging, also wo man ein bisschen aufpassen musste.Und das Problem ist halt, im Normalfall würde man ja in so Gegenden auch garnicht unbedingt hinkommen, weil die Ukrainer sagen, nee, nee,so, wenn du hier als Tourist unterwegs bist, dann lass das mal schön.Aber klar, wenn man mit der Akkreditierung kommt und sozusagen aus dem gefährlicherenGebiet einfährt, dann sagen die, ja klar, du weißt ja, was los ist,du willst schon wissen, was du hier tust.Und dann spricht auch keiner groß mit einem, weil die denken,man weiß schon, was Sache ist. Ja, das war ein bisschen wild.
Tim Pritlove 1:34:21
Ähm, warst du denn jetzt in so einem kleinen Dorf relativ nah dran,eins dieser unzähligen Oleksandrivkas, da gibt es ja irgendwie eine Millionvon, genau wie Bilo Horevka, das ist so das Neustadt und der Ukraine.Stand da noch irgendwas, also war da alles im Eimer oder?
Enno Lenze 1:34:48
Also fast alles im Eimer. Oder sagen wir mal verlassen vor allem.Ganz viel zerbombt. Also auch zum Teil Straße kaputt. Auch so Sachen wie daseinfach Bäume umgeknickt im Wald lagen.Also man denkt, dass der Baum umknickt, da muss ja schon eine Menge Energie wirken.Also wo man gesehen hat, dass überall irgendwas mal runtergekommen und haltviel auch die ganzen Städte kaputt.Aber weil es halt ab und zu diese Kioske gab oder diese kleinen Läden,die müssen da ja auch irgendwo wohnen.Also du fährst ja nicht zehn Kilometer weiter, um da deinen zehn Quadratmeter Kiosk aufzumachen.Also mir scheint, das sind genauso Leute, die dann halt da geblieben sind unddie dann in irgendeinem von den Häusern da noch im Keller wohnen.Aber das sind genauso Fälle, wo ich mir denke, was treibt ihr hier?Also zum Beispiel da Isium, was zumindest ein ganzes Stück sicherer ist,ist, weiß ich nicht, eine halbe Stunde oder sowas vielleicht mit dem Auto oder noch weniger weiter.Ist für mich immer schwierig nachzuvollziehen, was einen da hält dann.Also die Dörfer sind eh schon klein, selbst wenn sie intakt sind.Aber das war, also ich glaube, so wie man sich so dem Klischee nach so einemKriegsgebiet vorstellt.Also halt alles kaputt und keiner, der rumläuft und auch keine Autos,niemand, der mit dem Hund Gassi geht oder nichts von dem, was so ein normales Bild ausmacht.
Tim Pritlove 1:36:18
Ja, was ist jetzt so dein Gesamteindruck von der Situation und wie blickt denndie Ukraine derzeit auf den westlichen Support?
Enno Lenze 1:36:33
Ja, mir scheint so hin und her, sie sagen zum einen, gut, dass was kommt,aber halt auch schlecht, dass nicht mehr kommt. Also so...Ja genau, sie sagen mal, sie fühlen sich wie ein Bettler, dem man immer so vielzu essen gibt, dass er halt über die Runden kommt.Und ja, also alle, wenn ich die Leute an der Front spreche, erzähle mir das auch genau so.Sie können so gerade eben unter Verlusten ihre Position halten oder ihren Auftragerfüllen, je nachdem, ob das jetzt ein bisschen weitergehen oder dableiben ist.Aber halt wirklich so das Minimum.Und sie sehen halt umgekehrt, was alles bei uns rumsteht, was nicht genutzt wird.Und sagen, das ist doch bizarr. Es wird immer zurückgehalten für den Fall,dass man doch in einen Krieg verwickelt wird.Was soll denn passieren? Die Amis werden euch schon nicht von hinten angreifen.Also, wenn ihr ein Problem habt, dann mit den Russen.Aber das sagt die Regierung wieder nicht, oh, wir haben Angst vor den Russen,weil da müsste man sagen, okay, dann sorgt doch dafür, dass die nicht weiterkommen.Das wäre doch die logische Konsequenz. Schiebt die Sachen vor.Die Ukrainer übernehmen ja sozusagen die Toten und genau, also die schickenihre Soldaten in den Tod, wenn man ihnen das Equipment gibt.Das ist ja rein politisch sogar noch der bessere Deal.Und da sagen die, da verstehen sie nicht, warum das nicht gemacht wird.Also sie stehen da und sagen, wir erledigen den Job, aber gib uns einfach nur das Werkzeug.
Tim Pritlove 1:38:01
Und ich verstehe das auch nicht. Das ist für mich ein Mysterium und ich meinees kann ja im Prinzip nur zwei Erklärungen geben.Entweder es ist nicht genug Zeug da, was man schicken könnte oder es gibt denpolitischen Willen nicht.
Enno Lenze 1:38:20
Ja oder eben, so kann man die russische Armee weiter abnutzen ohne,also ich meine, wenn die Ukrainer innerhalb von einer Woche die ganze Ukrainezurückgewonnen hätten und eine Mauer gebaut hätten, dann hätte die russischeArmee sich ja nicht abgenutzt.Also da minimal dann hätte man haltschnellen pakt gehabt oder irgendwie sowas und so also das ist ja auch noch so ein aspekt so wird die russische armeeja auch immer kleiner und russland immer schwächer also ich meine mit auf undab aber am ende tut russland ja nicht gut und das ist glaube ich halt auch soein ganz perverse spiel was da gespielt wird dass man sagt na ja aber dann sonur ganz langsam abreiben.
Tim Pritlove 1:39:04
Ich meine, das ist natürlich sehr schwierig, so eine Position einzunehmen,weil es natürlich eine sehr zynische Position ist und sicherlich gibt es hierauch keine einheitliche Haltung.Also jedes Land in der EU hat da schon eine andere Position und müssen ja nichtweit gucken. Auch in Deutschland haben wir ja sozusagen von akuten Putin-Verstehernbis Total Hawks eigentlich auch alles am Start.Es ist immer nur die Frage, wie ist es sozusagen verteilt und wer sieht welchen Aspekt.Kommt man da jetzt raus aus der Situation? Ich meine, derzeit ist natürlichalles unhold wegen der amerikanischen Wahl.Und das ist ja, glaube ich, jedem klar, dass das jetzt erstmal die Bremse ist.
Enno Lenze 1:39:55
In drei Tagen ist immer eine Rammstein-Konferenz, meine ich, die nächste.
Tim Pritlove 1:39:58
Die ist jetzt verschoben worden wegen des Hurricanes.
Enno Lenze 1:40:00
Nein, okay, ja gut. Aber das wäre so der nächste Meilenstein ja zumindest gewesenoder je nachdem, was bei rumkommt, ja dann die US-Wahl.Und wo, also, was mir scheint bei der US-Wahl erstmal, wer es wird,halte ich da immer noch für offen, bis die letzte Stimme abgegeben ist.Also, dass es da Überraschungen gibt, haben wir jetzt oft genug erlebt.Und dann der andere Punkt auch bei Harris. Ich meine, die,Sie äußert sich ja zu vielen Sachen nicht ganz klar zur Zeit,also was ja ein politisches Kalkül ist total.Nur mir ist da nicht so, also ich gehe von aus, dass sie einen ähnlichen Kursweiterfahren würde wie bisher, aber bin ich mir auch nicht sicher.Ja, so, also das würde ich so herleiten aus dem, was es bisher gab,dass sie pro-Ukraine ist.Aber sie hat ja jetzt kein, nicht sozusagen Paper-Ukraine mal rausgerückt,was sie jetzt, was ist ihr Plan oder so.Und bei Trump habe ich immer das Gefühl, das kommt drauf an,ob am Morgen der Kaffee gut oder schlecht war, wie sich das jetzt dreht mit Ukraine.Und er kann halt in beide Richtungen einen massiven Einfluss drauf haben.Und das also, ja, also sozusagen nicht, also für mich ist der Punkt,wenn man jetzt wüsste, in welche Richtung es geht,dann könnten ja auch die Militärs ein paar Ebenen darunter sagen,schicken wir jetzt noch alles los, was im Rahmen unserer Möglichkeiten selberzu entscheiden ist? oder haben wir Zeit?Mir scheint halt, also es ist ja nicht mal klar, wo wir in einem Monat stehenmit den Entscheidungen.Also ob es dann heißt, wir schicken Nukes an die Ukraine und setzt die ein,wie ihr wollt, weil Trump irgendwie einen lustigen Tag hatte oder ob es heißt,wir machen jetzt einen Deal mit Putin und was weiß ich was.Also ich glaube, das ist so, also wenn man immer meint, bei deutschen Wahlensei das Ergebnis so offen, denke ich, ach guck mal in die Die USA,bei uns ist der Bereich doch deutlich schmaler, zumindest bei den Parteien,die es auf Bundesebene werden können.Von was wir eine Überraschung haben können, in den USA finde ich es so verworren,dass man nicht mal, also oder ich könnte nicht mal annähernd einen Tipp abgeben,wo ich meine, wo wir in einem Monat stehen.
Tim Pritlove 1:42:20
Also was glaube ich auch bei der Wahl derzeit noch ein bisschen aus dem,zumindest aus dem europäischen Fokus gerät, es kommt ja auch nicht nur auf diePräsidentschaft allein an, sondern es wird ja sowohl der Kongress,der sich derzeit in der Hand der Republikaner hält,also die halt eine Mehrheit haben und damit ja auch schon eine ganze Menge Ärger gemacht haben,als auch der Senat teilweise neu gewählt.Es wird ja immer so die Hälfte neu bestimmt und ich habe relativ wenig Prognosen,was die Wahl zum Repräsentantenhaus betrifft, gelesen tatsächlich. Ich weiß nicht.Ich wüsste jetzt gerade gar nicht mal, wie da die Einschätzung ist,aber ich würde mal meinen, mit einem Gewinn von Harris gibt es auch durchauseine Chance, dass sie den Teil wieder zurückbekommen. Wo es aber sehr schwierigzu sein scheint, ist halt die Senatswahl.Was daran liegt, dass die Demokraten derzeit, also die haben ja genau 100 Sitze,derzeit ist die Verteilung zwischen Demokraten und Republikanern bei 50-50 unddamit ist die Vizepräsidentin, also Kamala Harris derzeit quasi der Tiebreakerfür jede beliebige Entscheidung,sodass sie quasi im Senat noch mitbestimmen dürfen.Also jetzt aus der Perspektive der Präsidentschaft heraus, aber den Kongress gegen sich haben.Jetzt könnte es nach dieser Wahl genau andersrum sein, weil die Senatsposten,die neu gewählt werden, da sind halt drei oder vier oder fünf dabei,die zwar derzeit von Demokraten gehalten werden,aber die alle so Wackelkandidaten sind, weil es eigentlich so immer Republican-Leaning ist etc.Und der eine Demokrat hier, dieser Minchin oder wie er heißt,der schon immer super hardcore konservativ war, der tritt nicht wieder an undist halt auch nicht davon auszugehen.Also in anderen Worten weiß man noch nicht, vielleicht gibt es ein paar Überraschungenin Texas und so weiter, aber es kann eben sehr gut sein, dass selbst wenn KamalaHarris Präsidentin wird,dass das nächste Deadlock dann sozusagen im Senat gibt und das spielt sicherlichauch eine Rolle in den Meinungsäußerungen, die wir derzeit sehen.Umso mehr wird natürlich davon der EU abhängen.Die sich also auch erstmal da wieder neu finden muss.Jetzt hatten wir leider die letztenEU-Wahlen, die auch sehr viel rechtsgerichtetere Parteien gestärkt hat.Interessanterweise hat ausgerechnet die Partei von Orbán wiederum Stimmen verlorenund in Ungarn ist ohnehin geradeso eine etwas schwierig einzuschätzende Anti-Stimmung gegenüber Orbán.Da gibt es ja jetzt so einen Contender, der so ein bisschen den Eindruck macht,als könnte er ihm dann vielleicht mal das Zepter entreißen, aber das hat manauch schon öfter gedacht, dass das sein wird.Und wie schon angesprochen, Slowakei, also es gibt so einen Widerstand.Vielleicht kommt jetzt auch Österreich noch mit dazu.Was ist so dein Eindruck, wird sich die EU dort fangen können?
Enno Lenze 1:45:29
Ich befürchte nicht richtig. Also ich meine, es sind ja verschiedene Ebenen.Zum einen erstmal das Politische, ob man da überhaupt auf einen stabilen Ast kommt.Ich meine, die EU ist nicht dafür bekannt, dass sie schnell und in eine Richtung entscheidet.Also wenn es um Fettwert in Joghurt geht, dann das kriegen wir geregelt.Ich meine, das Klischee kommt ja leider irgendwo her, dass das immer nicht so klappt.Ich meine dann, wenn man jetzt wirklich sagen würde, also ich meine,abgesehen von EU, wir könnten ja auch in Deutschland anders agieren,also es hat ja so viele Ebenen.Also ich denke, selbst wenn sich jetzt die EU entscheiden würde,das zu übernehmen, was die Amis machen, das denke ich auch immer ist ein bisschen blöd.Die Amis werden dafür kritisiert, dass sie sich überall einmischen,aber Waffen sollen sie bitte trotzdem liefern in einen Konflikt,der uns mehr angeht. Er sagt, ja entscheidet euch für eins, dann sagt auch Amis,haltet euch raus und wir übernehmen jetzt alles, was ihr macht.Dann hätten wir eine starke EU, also militärisch und politisch.So und dann müssten die Waffen irgendwo herkommen.Das wären ja, also ich meine, es gibt zumindest die hochwertigen Waffen,mal ganz vereinfacht gesagt, wäre dann halt Frankreich und Deutschland wiederdie, die es machen müssten oder signifikant machen müssten.Und dann sehen wir ja die Sachen, wie es hier jetzt 100 Milliarden Sondervermögengibt und Panzerfabriken, die nicht hochgefahren werden und diese ganzen tausendProbleme, die wir haben, die ja nicht mal mit der EU zu tun haben,sondern nur mit unserer eigenen Politik bisher.Ja, wo ich dann auch denke, naja, nee,also ich sehe nicht, wie das, also wenn wir jetzt selber in Deutschland dieganze Zeit voll durchziehen würden, dann könnte man sagen, gut,dann könnte man das vielleicht auch auf einer EU-Ebene sozusagen hochbringenoder sagen, guck mal, wir gehen hier mit gutem Beispiel voran.Aber in jedem Land ist es irgendwie so ein Chaos. Und dann setzen sich die zusammen,die in ihrem Land nicht richtig an einem Strang ziehen.Und dann soll was Gutes bei rauskommen. Und wo ich denke, naja, ich glaube nicht.Weil, also wir können jetzt einiges an Waffen liefern, was wir so haben. Das ist ganz gut.Aber es ist ja jetzt nicht so, als hätten wir mal richtig Produktion hochgefahren.Oder überhaupt nur was in die Richtung mal gestartet.Und das ist so, das verstehe ich nicht. Also ganz grundlegend müsste die EUjetzt ja mal hü oder hot sagen.Und ich glaube, das zerfaselt sich wieder so.Ich glaube nicht, dass das in absehbarer Zeit eine klare Linie gibt.
Tim Pritlove 1:48:06
Tja.
Enno Lenze 1:48:08
Der Vorhang zu und alle Fragen offen.
Tim Pritlove 1:48:13
Ja, ich denke dabei können wir es jetzt vielleicht auch erstmal belassen.Die Fragen sind offen und klar.Sehr viel wird jetzt einfach in der ganzen internationalen Debatte von der Wahl abhängen.Positiv kann man sagen, in beiden Fällen muss sich die EU neu positionieren.Also sowohl, wenn Trump kommt, dann wird es nochmal so einen Ruck geben,der sehr wohl meiner Meinung nach dazu führen kann, dass dieses Eigenständigkeitsding,also alle gucken jetzt sozusagen, müssen wir? Ja genau.Und Trump, ja, heißt halt, ja, wir müssen.Oder kommt Kamala Harris, dann wird man natürlich noch mal abwarten,okay, was ist jetzt die Policy?Ich bin, was sie betrifft, relativ optimistisch, was ihr Verhältnis zu Ukraine betrifft.Gar nicht mal so sehr, weil ich ihr das zutraue, das tue ich auch,dass sie das sozusagen alles richtig einschätzen kann, sondern allein schon,weil ihr Vize so ein starker Ukrainer-Supporter ist.Tim Walz war ja schon immer da ganz klar positioniert und wenn er auch nur irgendwieein bisschen Einfluss hat auf sie, dann dürfte das sicherlich in dem Fall zum Tragen kommen.Da kann ich mir also schon durchaus vorstellen, dass da was ist und da sie nunauch eine andere Generation,vertritt und wir mit beiden sozusagen den Abgang eines kalten Kriegers habenund das jetzt sozusagen durch jemand ersetzt wird, der vielleicht sehr vielmehr von dem Niedergang der Sowjetunion und der Zeit danach,politisch geprägt worden ist,kann da schon durchaus was passieren.Was Deutschland betrifft, habe ich relativ wenig Hoffnung, muss ich zugeben.
Enno Lenze 1:50:00
Merz oder Scholz, buchen Sie sich auf.
Tim Pritlove 1:50:04
Genau, du weißt ja auch, was aus Scholz und Merz zusammen wird.
Enno Lenze 1:50:08
Scherz.
Tim Pritlove 1:50:09
Schmerz. Schmerz, ja. Genau das.Ja, gut. Okay, Enno, ich sage vielen Dank für die Ausführung,war sehr interessant und ich wäre gerne mitgekommen, aber es war ein bisschen zu kurzfristig.
Enno Lenze 1:50:27
Nächste Runde.
Tim Pritlove 1:50:28
Nächste Runde, genau. Insofern vielen Dank an alle fürs Zuhören.Das war es von UKW und wir werden demnächst mal die Scherben zusammenkehren,glaube ich, wenn die US-Wahl ansteht oder dann vorbei ist und anstehen tut sie ja jetzt.Und dann schauen wir mal, wie es weitergeht in diesem Konflikt.Okay, das war Spaß. Ich sage tschüss und bis bald.
Shownotes

UKW125 Ukraine: Raketenbrot

Während der Vorstoss der Ukraine in Kursk vorerst leicht zurückgedrängt wird kämpft das Land weiter im Osten mit dem russischen Vorstößen und im Westen mit der Zögerlichkeit der USA und Deutschlands.

Nachdem die Ukraine in Kursk zunächst noch weitere Geländegewinne verzeichnen konnte und drauf und dran war, weiteres russisches Gebiet von gut 700 Quadratkilometern unter seine Kontrolle zu bekommen hat Russland nach einer Reorientierungsphase begonnen, den ukrainischen Vorstoss etwas entgegenzusetzen. Dies geht allerdings zunehmend auf Kosten der Offensive im Osten, die etwas an Fahrt verloren hat. Trotzdem sind wichtige ukrainische Hochburgen wie Vuhledar, Prokrovsk und Chasiv Jar weiter gefährdet, von Russland eingenommen zu werden.

Allerdings verzeichnet die Ukraine auch wichtige Erfolge im russischen Hinterland. Jüngste Angriffe mit neuartigen Raketen-Drohnen-Hybriden auf Tanklager und drei Munitionslager haben den russischen Energie- und Munitionsreserven einen schweren Schlag zugesetzt.

Doch der eigentliche Kampf tobt weiter auf dem politischen Parkett, wo die anstehenden Wahlen in den USA und eine fortgesetzte Zögerlichkeit im Westen der Ukraine weiter dazu führen, dass die Ukraine Ihre Mittel nur eingeschränkt zur Anwendung bringen kann.

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Tim Pritlove
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Pavel Mayer

Für diese Episode von UKW liegt auch ein vollständiges Transkript mit Zeitmarken und Sprecheridentifikation vor.

Bitte beachten: das Transkript wurde automatisiert erzeugt und wurde nicht nachträglich gegengelesen oder korrigiert. Dieser Prozess ist nicht sonderlich genau und das Ergebnis enthält daher mit Sicherheit eine Reihe von Fehlern. Im Zweifel gilt immer das in der Sendung aufgezeichnete gesprochene Wort. Formate: HTML, WebVTT.


Transkript
Tim Pritlove 0:00:33
Hallo und herzlich willkommen zu UKW, unsere kleine Welt.Mein Name ist Tim Brittlaff und ich begrüße alle zur Ausgabe 125 von UKW.Und wenig überraschend geht auch diese Folge wieder rund um den Konflikt in der Ukraine,den durch Russland angezettelten Krieg auf dem Gebiet der Ukraine und neuerdingshalt auch auf dem Gebiet von Russland.Und da muss natürlich jemand mit ins Boot, nämlich Pavel. Hallo Pavel.
Pavel Mayer 0:01:08
Hallo Tim.
Tim Pritlove 0:01:10
Ja, wir haben wieder fleißig notiert, was alles so passiert.Wir machen das ja immer so, dass wir uns so eine Timeline quasi merken, so eine Art Logbuch.Kaum ist eine Sendung veröffentlicht, geht es dann schon wieder los.Irgendwelche Nachrichten kommen rein und ich finde es immer ganz interessant,man notiert sich dann irgendwelche Ereignisse, weil man so denkt,da könnte was draus werden.Also manchmal ist es ja klar, manchmal passieren einfach wichtige Sachen,aber manchmal passieren auch so Sachen, da weiß man noch gar nicht so,wird das jetzt einen Einfluss haben, ist da was im Busch, schreibe ich mir dasschon mal auf, nicht, dass ich das wieder vergesse.Und später geht man durch seine Notizen und denkt sich so, ja nee,war doch nur ein Gerücht.Das ist so ein bisschen der Segen der verspäteten Berichterstattung.Ich mag das immer wieder, wenn der hektische News-Cycle sich wirklich auf jedeBewegung im Gebüsch stürzt, auch wenn da am Ende nicht viel dabei ist,dann hat man immer dieses Problem, dass man dann irgendwann auch gar nicht mehrweiß, worauf man jetzt eigentlich noch reagieren soll.Und das ist,Der Vorteil von Podcasts, wenn man nur alle paar Wochen mal was erzählt.
Pavel Mayer 0:02:29
Wir legen sozusagen noch eine weitere Art von Filter über die News,nämlich einen temporalen Filter,wo wir dann so ein paar Dinge dann schon mal raus averagen können und dann ebenschon richtig sagst, nicht jedem Gerücht hinterher rennen müssen.Aber natürlich haben wir auch ganz aktuelle Sachen drin, die dann erwähnenswert erscheinen.Und insofern gibt es auch mal ein paar Ausschläge bei uns. Ein paar Spikes.
Tim Pritlove 0:03:11
Genau. Letzte Sendung war vom 24. September,zu dem Zeitpunkt, wo wir das hier aufnehmen. Letzte Ausgabe war vom 16.August, also knapp fünf Wochen vergangen.Ja, und ist irgendwas passiert? Ja, you bet.Wir werden also wie immer mit den militärischen Entwicklungen im Krieg beginnenund mal kurz nachzeichnen,was sich denn so im Großen und teilweise auch im Kleinen so ergeben hat aufdem Schlachtfeld in der unmittelbaren Auseinandersetzung zwischen Russland und der Ukraine.Dann wollen wir ein bisschen auf Militärtechnik wieder eingehen.Das tun wir deshalb im Übrigen, weil es eben sich gezeigt hat,dass neue technologische Entwicklungen immer eine erhebliche Auswirkung auf diesen Krieg haben.Also es entstammt jetzt gar nicht so aus einer äh, nerdhaften Technikbegeisterungoder so etwas oder gar irgendeinem Waffenwahn sondern es ist einfach dieserKrieg ist, glaube ich, mehr,Als viele andere in den letzten Jahrzehnten von dieser technologischen Entwicklunggetrieben einerseits, aber auch geprägt, weil sich,was weiß ich, also dass die Ukraine sich überhaupt so zur Wehr setzen kann,ist zum Beispiel sehr dem Drohnenkrieg zu verdanken.
Pavel Mayer 0:04:39
Es ist relevant. Es ist relevant.
Tim Pritlove 0:04:42
Absolut. Aber natürlich stecken auch strategische Überlegungen da drin,weil man baut sich ja auch keine Waffen für irgendetwas, wofür man keine Anwendung hat.Genau, darauf gehen wir dann ein, dann werden wir auch nochmal genauer jetztauf die jüngsten Entwicklungen eingehen,konkret die Anschläge auf die russischen Munitionsdepots, weil das schon nochmalso ein herausragendes Ereignis zu sein scheint.Und schauen ein bisschen auf die Politik in der Ukraine als auch international,was da noch so passiert und wollen dann gegen Ende nochmal etwas ausführlicherden Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung der Ukraine und Russlands schauen,weil das eben auch in zunehmendem Maße Teil der Debatte geworden ist,inwiefern der Krieg jetzt für die jeweiligen Parteien noch durchzuhalten ist.Ja, und dann liefern wir noch einen Ausblick und dann dürft ihr wieder nach Hause.Ja, alright. Dann fangen wir doch mal an und machen da weiter,wo wir letztes Mal aufgehört haben, nämlich mit der Kursk-Invasion.Das war ja im Prinzip die Nachricht der letzten Sendung, dass die Ukraine einfach eine...Die strategische Finte eingeleitet hat und den Krieg auf den Boden Russlands eröffnet hat.Das hat die Russen überrascht. Es gab zwar viel Gerüchte darüber,ob sie es denn nicht schon hätten besser wissen müssen oder ob sie es nichtsogar schon besser wussten, aber keiner hat sich getraut es zu glauben oderdie Informationen nach oben weiterzureichen.Das lässt sich aus der Ferne schwer belegen, wie es denn nun gewesen ist.Tatsache ist, dass sie militärisch nicht sonderlich vorbereitet gewesen sind.Das wird natürlich durch viele Faktoren begünstigt. Einerseits konzentrierensie sich eben auf diesen Abnutzungskrieg im sowjetischen Stil im Osten des Kriegsschauplatzes.Andererseits haben sie halt auch so ein Problem ein bisschen mit ihrer Grenzsicherung.Also die Grenzsicherung ist wiederum dem russischen Geheimdienst unterstellt.Dahinter werden dann die Linien von Wehrpflichtigen abgesichert,die natürlich schlecht ausgebildet sind und in der Regel auch sehr schlechtbehandelt werden im russischen Militär.Ja, ich meine, wir werden eigentlich alle ziemlich schlecht behandelt im russischenMilitär, aber die Verpflichtigen nochmal besonders.Ja, und dann war es halt auch keine Überraschung, dass die Ukraine da so einmarschierenkonnte und hat alles dran gesetzt, erstmal möglichst viel Land zu gewinnen.Ich glaube, als wir dann die Sendung gemacht haben, war das irgendwie sowaswie 750 Quadratkilometer Gebiet, die gesichert wurden.Das hat sich dann in den ein, zwei Wochen danach,in der interessanterweise Russland überhaupt keinen nennenswerten Widerstand leisten konnte,auf tausend Quadratkilometer und vielleicht auch noch ein paar mehr erweitert.Mittlerweile ist es wieder etwas weniger geworden.Es sah halt erstmal so aus, als ob die Ukraine da beliebig weit voranschreitenkonnte, aber ich glaube, das war nie so unbedingt ihr Ziel, sondern es ging halt erstmal darum,überhaupt dort Fuß zu fassen und in irgendeiner Form auch die Stellung zu halten, die man dort hat.Und mittlerweile hat Zelensky auch gesagt, sie bleiben da, solange sie können.Es gab dann vor allem noch diese spezifische Situation, Sie sind ja dann vorgestoßenbis zu einer Stadt namens Corinovo und wenn Sie, oder heißt das Corinevo? Corinevo, ne?Hätten Sie die auch noch eingenommen, dann wäre es Ihnen gelungen,da auch wirklich ein Schloss vorzumachen.Nämlich nicht nur vor das Gebiet, was sie gesichert haben zu dem Zeitpunkt,sondern auch noch ein zusätzliches Gebiet von noch mal knapp 600,700 Quadratkilometern, das nämlich einerseits,also was quasi westlich von dem jetzt besetzten Gebiet liegt und im Westen undim Süden an die Ukraine grenzt und im Norden.Verläuft ein Fluss, der Sejm. Und dieser Fluss ist, wie das im Osteuropa jaoft ist, noch so ein richtiger Fluss, der also nicht so durchbegradigt wurde,sondern der da schön durch die Landschaft meandert.Und obwohl er nicht im eigentlichen Sinne ein riesiger Fluss ist,belegt dieses Feuchtgebiet, was daraus entsteht, doch eine recht große Flächeund ist einfach für Militärequipment nicht zu überwinden, zumindest nicht so ohne weiteres.Und es gab nur drei nennenswerte große Brücken über diesen Fluss.Diese großen Brücken wurden dann von der ukrainischen Luftwaffe weitgehend zerstört,sodass es eben für die Russen nicht mehr möglich war, war dieses große Gebiet von, wie gesagt,700 Quadratkilometern überhaupt noch nennenswert zu versorgen.Dort waren vielleicht so 3000 Soldaten eingeschlossen. Das war zumindest sodie Schätzung, die ich gehört habe.Jetzt haben eigentlich alle so ein bisschen damit gerechnet,dass dann die Zeit irgendwann abläuft und sich die Ukraine auch noch dieses Gebiet schnappt.Dazu ist es tatsächlich bisher noch nicht gekommen.Sie haben zwar hier und da einzelne Teilgebiete eingenommen,Sind dann auch nochmal über die verschiedene Grenzstellen in dieses Gebiet eingedrungen,aber haben es dann doch mit relativ viel Widerstand zu tun gehabt.Entweder das oder sagen wir mal, sie waren vielleicht nicht bereit,beliebig viele Ressourcen auf ein weiteres Vordringen zu werfen,weil sie sich davon nicht genug ausgerechnet haben.Letzten Endes ist ja auch die offizielle Darstellung der Ukraine die,dass sie eben dieses Gebiet halten als Schutzschild, als Pufferzone,um das Gebiet, um Sumi zu sichern.Und das haben sie in gewisser Hinsicht ja auch mit diesem nicht ganz besetztenGebiet schon geschafft, weil dadurch, dass die Brücken zerstört sind,kann in diesem Gebiet zumindest kein größerer Aufmarsch stattfinden.Also ich nehme mal an, das wird alles so da ein Aspekt gewesen sein dabei.Jetzt ist es, nachdem sich also viele russische Soldaten ergeben haben und vorallem die Russen lange Zeit versucht haben,das Ganze aus Reserven zu verstärken, von denen sie offensichtlich gar nicht so viel haben.Wurde irgendwie klar, dass wenn sie dort in irgendeiner Form wieder Kontrolleüber ihre Gebiete haben wollen oder wenn sie auch nur verhindern wollen,dass die Ukraine weiter vorschiebt, dann brauchen sie eine Verstärkung.Und die Verstärkung haben sie dann in zunehmendem Maße von der anderen Frontlinieabgezogen, vor allem aus dem Süden.Also so Saporischia, die Gegend, Kherson etc.Teile auch der Ostfront mit der großen Ausnahme ihrer derzeit aktivsten Region.Nämlich der Vorstoß auf die Stadt Pokrovsk.Und Pokrovsk ist eine sehr, sehr, sehr wichtige Stadt für die Ukraine.Wenn sie die auch noch einbüßen, das wäre wirklich überhaupt nicht gut,weil es ein wichtiger Eisenbahnbahnhof ist, ein Verteilungskreuz ist und einfachnach Pokrovsk kommt erstmal eine ganze Weile lang nichts.Also dann wird es schwierig größere Gebiete zu halten und deswegen hat Russlandauch erstmal davon abgesehen, von dort noch Verstärkung für Kurs zu holen.Das scheinen sie mittlerweile etwas anders zu sehen, beziehungsweise mag eseinfach so sein, weil man jetzt merkt, dass die Offensive in Pokrovsk,also die Offensive der Russen, etwas schwächelt.Das kann natürlich auch sein, dass sie generell sich kurz vor so einer Kulmination,also einer Überanstrengung der gesamten Aktivität befinden.Das geht ja immer so in Wellen, weil man kann nicht beliebig einfach die ganzeZeit angreifen, angreifen, angreifen, angreifen, angreifen.Irgendwann musst du auch einfach mal wieder dich zurückziehen und Kräfte sammelnund neu strukturieren und deine Strategie auch überdenken.Das scheint jetzt so stattzufinden, zumal wir uns ja jetzt auch dem Herbst nähernund das bedeutet in der Ukraine, in dieser Region vor allem Schlamm.
Pavel Mayer 0:14:06
Ja, der Herbst hat begonnen, glaube ich jetzt schon oft. Wir befinden uns im Herbst.
Tim Pritlove 0:14:12
Ja, aber ich habe noch nicht so viele Matsch-Videos gesehen.Also es scheint noch nicht ganz so nass zu sein.
Pavel Mayer 0:14:21
Kalendarisch.
Tim Pritlove 0:14:22
Ja, also kalendarisch ist es der Herbst. Aber wenn ich jetzt Herbst sage,dann meine ich halt eine signifikante Änderung der Wetterverhältnisse,die dann eben in diesem lehmigen Boden dazu führt, dass dann halt einfach davieles nicht mehr geht, was vorher noch möglich war.Das ist natürlich Teil der Kalkulation der Militärplaner oder sollte es zumindest sein.Ja, du hast ja auch so verschiedene Gedanken dazu, was Putin eigentlich jetztdazu bewegt, dort nicht sofort zu reagieren oder also ob es ein logistischesProblem war oder ob es ein anderes Gedankenspiel war.
Pavel Mayer 0:14:58
Genau, ja. Ich habe mich gefragt, wie sieht Putin das jetzt einfach, diese ganze Invasion?Und was verrät uns Putin?Dass er das so herunterspielt eigentlich über seine Sicht der Dinge und könntejetzt verschiedene Hypothesen aufstellen,nämlich dass er denkt, nee, ist eigentlich kein großes Problem.A, B, dass er glaubt, das ist ein Riesenproblem.Und dann könnte man noch denken, er weiß eigentlich nicht, was es jetzt ist.Oder man kann nichts daraus schließen,weil Putin gerade wieder 4D-Schach spielt und für uns normale Menschen,dass sich nicht erschließt, was durch seinen Kopf geht.Und ich bin dann zu dem Schluss gekommen, dass uns das verrät,dass er glaubt, dass es ein großes Problem ist.Und da gibt es halt verschiedene Menge Indikatoren. Er sah halt ziemlich unglücklich aus.Und vor allem die Leute um ihn herum, also es gab da ja verschiedene Fernsehaufzeichnungen,wo dann darüber geredet wurde.Und ja, die sahen unglücklicher aus als auf jeder Beerdigung, kann man erstmal sagen.Und dann könnte man ja auch denken, oh,er würde das jetzt nutzen, um jetzt das Volk zu begeistern für den Krieg undum die Rekrutierungszahlen in die Höhe zu treiben und endlich zu den Waffen zu greifen.Und ja, stattdessen ist das Thema recht schnell wieder, nicht das Thema istverschwunden, aber er hat aufgehört, sich dazu zu äußern und ist erst mal auf Reisen gegangen.Nach Aserbaidschan und Tschetschenien.Und in beiden Ländern ist er ja für über zehn Jahre nicht gewesen.Das heißt, da ist definitiv auch was im Busch.Wahrscheinlich war das schon etwas länger vorbereitet. Aber ja,wenn gerade feindliche Invasoren in dein Land reinrollen, dann ist das schon ungewöhnlich,dann auf Reisen zu gehen.So und ja, und deswegen glaube ich, dass ja Putin schon glaubt,dass es ein Riesending ist.Und ja, weil es hätte einfach nicht passieren dürfen.Niemand hat es jetzt geglaubt, dass es passieren würde und trotzdem ist es passiert.Das andere Ding ist, es lässt sich eigentlich nicht wirklich unter der Decke halten.Mittlerweile hat sich das in Russland schon auch umgesprochen, was da los ist.Und man kann sagen, dass es die Attraktivität dieses Ukraine-Krieges oder dieserSpecial Military Operation nicht gerade gesteigert hat,Sondern tatsächlich gibt es jetzt Umfragen,wonach dieses Ereignis dazu geführt hat,dass nur noch unter 50 Prozent es für eine gute Idee halten und es besser fänden,wenn Russland sich aus der Ukraine zurückziehen und den Krieg beenden würde.Was jetzt natürlich nicht bedeutet, dass das jetzt passiert oder dass es ihneninteressiert, was diese 50 Prozent jetzt denken,aber 75 Prozent haben das Ganze mal unterstützt in vergleichbaren Umfragen.Das heißt, ja, es wird deutlich unpopulärer, der Krieg, oder ist deutlich unpopulärergeworden durch diese Invasion.
Tim Pritlove 0:19:48
Ja, also ist ein bisschen schwierig. Am Ende lautet aber der Beschluss,dass sie dort auch versuchen dagegen zu halten und naja, das ist halt ein Dilemmafür Putin und darum geht es ja letzten Endes im Krieg.Du willst deinem Gegner ein Dilemma auftischen, sodass du dich eigentlich nurzwischen zwei schlechten Optionen entscheiden kannst und das ist hier auf jeden Fall gelungen.Jetzt findet aber diese Gegenoffensive auch statt, wie schon angedeutet,die Russen haben es dann geschafft, die Stadt Korynevo zu halten und auch dieUkrainer am Osten ihres Vorstoßes ein bisschen zurückzudrängen,sodass es jetzt theoretisch wieder eine Versorgungslinie gibt.Inwiefern sie die wirklich gut nutzen können oder die nicht trotzdem noch extremunter Drohnenkontrolle der Ukraine liegt, das kann ich nicht einschätzen.Aber man kann auf jeden Fall keine größeren Vorstöße mehr erwarten,auch wenn sie dann wiederum im Westen dieses Bereiches durchaus noch Erfolgehatten, also die Ukrainer meine ich jetzt.Also das geht jetzt alles so ein bisschen hin und her. Am Ende wird man das sehen, wie das ausgeht.Ich wage da ehrlich gesagt gerade gar keine richtige Voraussage zu machen.Aber man hat halt gesehen, die Russen mussten sich doch ganz schön bewegen.Sie haben auch teilweise Truppen aus Afrika abgezogen, um sie nach Kurs zu verlegen.Stellt man sich jetzt die Frage, wieso Afrika, wenn das Land doch so groß ist, was soll das?Es ist nicht nur eine reine Frage von Zahlen von Soldaten, sondern die Russenhaben halt auch das Problem,sie brauchen halt auch für so einen Vorstoß der Ukrainer, der so gut durchgeplantist und der taktisch klug vorgetragen wird,brauchen sie halt mehr als nur Waffen und irgendwie Menschenopfer.Sondern sie brauchen halt auch mal gut ausgebildete Kämpfer,die auch so ein bisschen ihr Handwerk auch verstehen.Und das sind dann halt vor allem die, die in Afrika zum Einsatz kommen,weil das sind ja dann relativ kompakte Truppen, die dort agieren und sehr gezieltdiesen afrikanischen Regimes dort helfen.Den Umsturz durchzukriegen, wie jüngst in Niger.Und ja, in dem Fall weiß ich, dass sie Truppen aus Burkina Faso abgezogen haben,die stecken da halt überall drin.
Pavel Mayer 0:22:37
Ja, aber es ist nicht gut unbedingt für die Kohäsion von Truppen,wenn du die so auseinanderreißt und Stücke von hier nimmst und so.Und eigentlich versucht man halt Einheiten zu bilden, die irgendwie in sich funktional sind.Die auch sich selber versorgen können, die entsprechende Transportkapazitätenmit haben für kurze Strecken,die ein bestimmtes Spektrum an Waffen haben und Leute,die die auch ein bisschen reparieren und instand halten können vor Ort und so.Und je kleiner du natürlich die Einheit machst,umso weniger, ich sag mal, Overhead oder Support kannst du dann jetzt habenund das macht die ganze Logistik und alles auch nicht gerade einfacher und insbesondere natürlich Truppen,die mit anderen Truppen noch nicht zusammengekämpft haben, das kann danebenauch immer zu Problemen führen oder zusätzlich zu Friktionen.Also das hat in der Tat, glaube ich, auch erstmal die Effizienz der russischenArmee nochmal weiter reduziert, indem sie gezwungen wurden,eine ganze Menge Änderungen schnell vorzunehmen und das ist immer nicht gut. Das ist nicht gut.
Tim Pritlove 0:24:09
Ja, die politischen Auswirkungen der ganzen Offensive für Russland auf jeden Fall eher negativ.Es wird irgendwie nicht mehr so richtig über diese ganzen Friedenskonferenzen geredet.Also nicht, dass es nicht noch irgendjemand in den Mund nimmt,aber das Thema ist so ein bisschen raus, weil ein einfriertes Konflikt bedeutetjetzt quasi auch Verzicht von russischem Gebiet.Auch wenn Putin alles dafür tut, nicht so rüber zu kommen, dass es ihn gar nicht interessiert.Und ich glaube, am Ende interessiert es ihn auch nicht. Man muss sich ja auchmal anschauen, wie die Russen jetzt versuchen, die Ukraine aus ihrem Land zuverdrängen. Sie machen das auf dieselbe Art und Weise, wie sie versuchen,die Ukraine einzunehmen.Bomben auf die Dörfer, immer feste drauf. Und was sie überhaupt nicht interessiertist, dass da irgendwie Russen leben, die da Häuser haben. Das wird einfach allesplatt gemacht, egal, Hauptsache die Ukraine ist raus.Dieses Denken, ich sehe das immer wieder, was mich am Anfang sehr überraschthat, wo ich glaube auch, weil wir einfach so gar nicht auf uns schauen.Wir sind ja immer so ein Staat und der Staat sind die Bürger.Und in Russland ist es halt mehr, der Staat ist die Regierung und die Regierungherrscht über ein Territorium, auf dem sich Menschen befinden.Und die Menschen, die auf diesem Territorium sind, mit denen muss man halt irgendwie klarkommen.Ein bisschen Demokratiesimulation betreiben, aber eigentlich haben die allenichts zu melden und das merkt man halt in solchen Fällen dann extrem.Es hat natürlich auch Druck auf die USA ausgeübt und auf Europa jetzt endlichmal ein bisschen klar zu kommen und da mal diese ganzen Restriktionen aufzuheben.Also noch vor ein paar Monaten hatten wir eben Waffensperren,dass also überhaupt gar nichts auf russischem Gebiet stattfinden darf.Das ist jetzt in zunehmendem Maße aufgeweicht. Die beiden Regierungen sind immernoch sehr zurückhaltend, was die Verwendung bestimmter Long-Range-Waffen betrifft.Was mich persönlich immer noch überrascht, dass sie das immer noch durchhalten.Aber es ist eben auch schon sehr viel jetzt in Bewegung gekommen seitdem.
Pavel Mayer 0:26:30
Ja, oder die USA wollen halt weiter im Wahlkampf nichts anbrennen lassen im Moment.
Tim Pritlove 0:26:36
Das ist wahrscheinlich Teil der Kalkulation, dass das einfach mal jetzt so langeda die Wahl nicht durch ist.Also wird Zeit, dass Kamala Harris zur Präsidentin gewählt wird.Ich glaube erst dann kann man wirklich wieder Fortschritte sehen,weil sie sich dann halt wieder was trauen können.
Pavel Mayer 0:26:57
Aber wir sollten vielleicht ja noch beim Militärischen bleiben, oder?
Tim Pritlove 0:27:03
Das wollte ich jetzt nur nochmal so zum Abschluss dieser Kursoffensive machen,dass das eben sozusagen jetzt so die Wirkung von diesem Teil war und ich erwartejetzt erstmal in der nächsten Zeit dann nicht so viel Neues.Kommen wir an den Südrand des Konflikts, was ja so ein Hauptangriffsziel nach wie vor ist,auch wenn da konkret was die Brücke betrifft nicht so viel passiert.Das ist halt die Kerchbrücke, also die Straße von Kerch oder die Brücke überdie Straße bei der Stadt Kerch und ja es gab jetzt keine neuen Anschläge auf die Brücke selber,aber es gab einen sehr erfolgreichen Missileangriff auf die letzte verbliebene Fähre,Die dort zwischen Russland und der Krim hin und her gefahren ist und die dortgrößere Güter rüberbringen konnte. Warum ist das so wichtig?Wenn es doch die Brücke gibt. Die Brücke ist tatsächlich bei den vergangenenbeiden großen Anschlägen der Ukraine so signifikant zerstört worden oder sosignifikant beschädigt worden,sagen wir es mal so, dass große,schwere Tankzüge nicht über die Eisenbahnbrücke mehr gefahren werden konnten.Also so viel da auch repariert worden ist,insbesondere eben der Straßenteil, hat der Eisenbahnteil so schwer Schaden genommen,dass die Spritversorgung mit Eisenbahn, Tankwagen tatsächlich nicht über die Brücke erfolgt ist,sondern über eine spezielle Eisenbahnfähre.Also es gab da ein Schiff, die Conro Trader.Die einfach mehrere Schienen drauf hat. Da fahren dann die Züge direkt auf diesesSchiff und die fährt dann die ganze Zeit da hin und her.Ja, auch die Conroe Trader, die gibt es jetzt nicht mehr, weil die ist irgendwie zerstört worden.Und es gab auch noch zwei andere Fähren, die sind aber schon bei anderen Anschlägenteilweise beschädigt oder zerstört worden.Ich glaube, die eine ist gerade in Reparatur, die andere ist auch weg.Mit anderen Worten, das war es dann mit dem Fährbetrieb an der Kerchbrücke fürdie Russen. und deswegen ist halt jetzt derzeit da auch kein Treibstofftransportmehr mit Waggons möglich.Was halt noch übrig bleibt sind natürlich Tanklastwagen, das machen sie jetztwahrscheinlich, aber das schränkt natürlich im weiteren Maße hier die Logistikder Russen bei der Versorgung der Krim ein.
Pavel Mayer 0:29:47
Ja, ich habe mich in dem Zusammenhang auch gefragt,ob die Brücke wirklich mechanisch solche Schäden erlitten hat oder ob man dasnicht auch aus Angst davor macht,dass die Ukraine eventuell einenweiteren Zug mit Treibstoffbeladen auf der Brücke einfach angreifen könnte unddann sozusagen so die Brücke quasi komplett zerstören könnte,dass man halt einfach das Risiko nicht eingehen möchte.Unklar, so. Aber eigentlich war ja von den beiden Schienen, die sie dort hatten,schien ja eigentlich nur eine betroffen zu sein.Aber gut, das ist zumindest, was du gesagt hast, ist die offizielle Erklärung der Russen.So, aber ja.
Tim Pritlove 0:31:04
Also es ist keine offizielle Erklärungder Russen, es ist einfach nur eine Beobachtung, die dort gemacht wurde.Es gibt da verschiedene Fotos von der Brücke von einem bestimmten Eisenbahnsegment,was so aussieht, als ob es doch ziemlich schwer Schaden genommen hat von denFeuern, die dort entstanden sind.Durch diese erste Sprengung mit dem Lastwagen.Und ja, das ist halt einfach so.Auf jeden Fall die Fähre no more und damit auch kein Fährbetrieb eine weitere Einschränkung.Weitere sehr effiziente Anschläge gab es dann in der Folge auch auf verschiedenenMilitärbasen, insbesondere auch so im südostlichen Bereich,also hinter der Frontlinie, Volgograd,der Marinovka Airbase, noch ein paar andere Airbases sind dort beschossen worden.Und die waren schon extrem effizient, weil man hat dann auf Fotos gesehen,dass also einiges zerstört wurde.Und zwar haben die Ukrainer hier offensichtlich auch wieder Waffen eingesetzt,die sie selber produziert haben. Was das genau war, wissen wir nicht.Da wurde verschiedenes gemunkelt, aber sie setzen halt auch diese tungsten Wolfram-Munitionenein, also wo so viele kleine Kugeln drin sind,die dann bei der Explosion halt umherschießen und nochmal alles zerfetzen.Besonders effizient ist das eben gegen Flugzeuge und Hubschrauber,weil die natürlich mit ihren weichen Blechkleidern, wenn da irgendwo ein Lochdrin ist, dann geht das erstmal gar nicht so. Dann fliegt da einfach gar nichts mehr.Und damit haben sie diese Militärbasen angegriffen und dabei sind den Russendann doch diverse Flugzeuge abhandengekommen sind. Und das sind dann halt meistenseben diese Bomber, die eben die Gleitbombs werfen.Von daher ein Primärziel natürlich für die Ukraine, weil von denen wirklicheine große Gefahr an der Front, aber eben auch eine große Gefahr für die Zivilbevölkerung ausgeht.
Pavel Mayer 0:33:24
Ja, und eine Menge Ground Support Equipment wurde dabei, glaube ich,auch mit zerstört, was halt auch ein Riesenproblem ist, weil das brauchst duhalt, um die Dinger in der Luft zu halten.Und das ist teilweise noch schwieriger zu beschaffen.
Tim Pritlove 0:33:41
Parallel dazu gab es auch entsprechende Angriffe mit ähnlicher Technologie auf Tanklager.Wir hatten ja eine Phase vor ein paar Monaten, wo sie primär so auf die Raffineriengegangen sind und dort speziell auf die Technologie der Raffinerien.Also um die Raffinerien erstmal außer Gefecht zu setzen und das hat ja auchschon zu einer Reduktion der Produktion geführt.Jetzt haben sie das nochmal erweitert und sind auf spezielle Tanklager gegangenund zwar sind das nicht irgendwelche Tanklager, sondern das sind so richtig,richtig große Reservetanklager.Also das ist ein riesiges Areal da in Proletarsk, was sie bombardiert haben,wo ich weiß nicht, 20 riesige Tanks waren mit je 5000 Tonnen Öl und so weiterund das ist so quasi die Reserve.Reserve oder anders ausgedrückt, das ist vor allem so der Primärbuffer für ihre Produktion.Denn Ölproduktion, speziell die in Sibirien, die muss halt die ganze Zeit laufen.Die kannst du nicht irgendwie einfach mal stoppen, sondern die produziert immerin einer gewissen Menge und du kannst die nicht einfach mal ausschalten,weil dann funktionieren die irgendwann nicht mehr.Mit anderen Worten, du musst dann den Kram auch irgendwo hinbringen.Und wenn du ihn nicht verkauft bekommst, dann musst du ihn halt irgendwo lagern.Und wenn du halt keine großen Lager mehr hast, wo du das Öl reinmachst,dann hast du halt auch ein Problem.Und diese Angriffe waren super erfolgreich,vor allem das Ding in Proletarsk, also da haben sie irgendwie 15 Jahre drangebaut, dieses Lager aufzubauen und es war danach weitgehend zerstört und eswar bemerkenswert, weil ich glaube es brannte zwei Wochen lang oder sowas.Also das war einfach irre. Es war nicht zu löschen, es war so viel in Brandund so eine Hitze, dass sie da, sie haben zwar versucht es irgendwie zu löschen,aber es ist halt nicht gelungen.Das Feuer ist immer wieder noch auf andere Bereiche übergegriffen und ich glaubevor diesem Tanklager ist herzlich wenig übrig geblieben.Aber es war auch nicht nur das eine, das war nur das Größte.Es gab dann verschiedene kleinere Tankareale, die glaube ich auch noch angegriffenwurden und in einem Fall haben sie sogar gleich noch einen zweiten Angriff gemacht,kaum nachdem es irgendwie gelöscht war, haben sie die restlichen dann auch nochmal abgefackelt.Also da geht auf jeden Fall ganz schön was ab und es hat sich vor allem dadurchjetzt schon mal so abgezeichnet, das war ganz schön weit weg und das war ganz schön präzise.Und womit haben sie denn damit eigentlich angegriffen? Und es hieß halt immerirgendwie Drohnen, jaja.Ja, und manchmal hat man ja auch so Videos, wo dann die Drohnenangriffe vonirgendjemandem noch gefilmt werden,die ein paar Kilometer entfernt sind und dann fliegen die Drohnen an ihnen vorbeiund dann hast du so diese Videos, wo es halt so macht und dann merkst du halt so, okay, alles klar,das sind jetzt hier klassische Drohnen mit einem normalen Propellermotor,so wie sie jetzt schon seit längerer Zeit zum Einsatz kommen.Und jetzt bin ich mir nicht mehr ganz so sicher, ob das jetzt bei Prodetaskauch schon so war, aber es gab dann in zunehmendem Maße weniger solche Videos,obwohl trotzdem was zerstört wurde und man fragte sich schon so ein bisschen...Was war denn das jetzt, wenn es hier keine Beobachtung von Drohnenflug gab?Und was dazu natürlich auch noch kommt ist, diese langsam fliegenden Drohnensind natürlich, selbst wenn sie nicht abgeschossen werden, geben sie natürlichden Russen die Möglichkeit Vorwarnung zu betreiben.Also speziell bei den Militärbasen war es halt so, dass die dann eben schnellin die Flugzeuge sind, die Flugzeuge weggeflogen haben und als dann die Drohnenwirklich auf die Militärbasen runtergegangen sind, mögen sie noch etwas zerstört haben,aber die Russen waren auch noch in der Lage, relativ viel in Sicherheit zu bringen.Und bei diesen letzten Anschlägen war das irgendwie auf einmal nicht mehr so.Da war auf einmal die Zerstörung sehr groß und man wundert sich,was denn jetzt alles anders war. Werden wir gleich hören.Vorher noch ein Blick jetzt generell auch auf die neue Militärtechnik mal zwischendurch.Mittlerweile sind ja die lange versprochenen und angekündigten amerikanischenF-16-Kampfflugzeuge in der Ukraine eingetroffen, zumindest ein paar.Wie viele es jetzt genau sind, darüber gibt es sehr unterschiedliche Angabenoder beziehungsweise erstmal gar keine, aber man geht gemeinhin von so neun oder zehn aus.Das ist natürlich jetzt noch keine Luftwaffe, mit der man groß arbeiten kann,weil es ist klar, nur ein Teil von denen kann wirklich in der Luft sein.Nein, man wird jetzt vor allem diese Maschinen auch erstmal brauchen,um Bodenpersonal auszubilden und nur ein Teil wird wirklich zum Einsatz gebracht werden können.Aber dann wurde von Selenskyj auch persönlich und durch ein paar Videos,dann wurde dann schnell klar gemacht, nein die Dinger sind jetzt nicht nur imLand, sondern die kommen auch schon zum Einsatz.Wofür sie dann zum Einsatz kommen?Wissen wir nicht so ganz genau, aber es macht den Eindruck, dass sie halt,wie das auch übrigens hier auf UKW vermutet wurde, dass sie halt erstmal Teilder Raketenabwehr sind.Dafür eignen sich die F-16 auch und das macht auch Sinn, weil du musst natürlichjetzt erstmal Erfahrungen sammeln mit diesem Gerät.Du musst Erfahrungen sammeln beim Bodenpersonal, du musst Erfahrungen sammelnbei den Piloten, die haben zwar jetzt alle eine Ausbildung hinter sich,aber wie das so ist, wenn man von der Schule kommt, dann weiß man noch nicht alles.Und vor allem muss sich halt auch zeigen, wie kriegt die Ukraine diese F-16in ihr sonstiges Material und in ihre sonstige Logistik das Ganze einfach mit rein.Weil es hat ja auch alles was mit Warnsystemen zu tun.Wie notifizierst du die? Wann steigst du jetzt wirklich auf?Gegen welche Ziele gehst du jetzt mit der F-16 vor? Wie gehst du gegen die anderen vor?Was ist, wenn jetzt eine F-16 in der Luft ist und versucht Raketen abzuschießenund deine eigene Luftabwehr detektiert dann die F-16?Schießt du dann dein eigenes Flugzeug ab? Wie verhinderst du das?All solche Fragen stehen natürlichim Raum und insofern ist es auch sehr bedrückend gewesen zu hören,dass halt relativ bald eine dieser F-16 auch mit einem auch relativ erfahrenenPiloten abgestürzt ist und dieser Pilot dabei auch ums Leben gekommen ist.Das war wohl auch so einer ihrer besten Piloten, MIG-Piloten,der halt auf F-16 umgeschult hat und die Ursache war unklar.Ich weiß nicht, ob es mittlerweile da andere Informationen gibt.Ich habe keine weiteren gehört, was denn jetzt wirklich der Grund war.Das Einzige, was ich als Vermutung gehört habe, war, ja die waren halt in einerMission Raketen abzuschießen, haben das dann wohl auch getan,dann ist aber die Maschine quasi von Debris, also quasi von den zerschossenenTrümmern getroffen worden und deswegen abgestürzt.Das kann man glauben oder nicht, das kann auch sein, dass das nicht so war, weiß man nicht.
Pavel Mayer 0:41:38
Ja, nichts Genaues weiß man nicht, aber man hat eine Untersuchung auf jedenFall gestartet, wo wohl auch irgendwie die Amerikaner mit hinzugezogen wurden.Aber ja, offiziell gibt es noch keine Ursache, nur Mutmaßungen.Ich meine, was wohl ein bisschen der Geschichte Plausibilität gibt,ist, dass er wohl einige Drohnen oder Cruise Missiles dabei war,tatsächlich abzuschießen, als es passiert ist.Und es könnte sich aber auch um einen Friendly-Fire-Incident gehandelt haben.Ich meine, das ist halt ein gefährlicher Job, Drohnen abzuschießen,weil natürlich diese Drohnen auch von der eigenen Luftabwehr,Flugabwehr getrackt werden.Und ja, das ist dann nicht ganz unproblematisch.Aber was das jetzt, wie es genau passiert ist, ob es irgendein technisches Versagenwar, eher unwahrscheinlich.Ob es, wie gesagt, was du gesagt hast, irgendwie einer Cruise Missile zu nahegekommen ist und dann von den Trümmern getroffen wurde oder Friendly Fire.
Tim Pritlove 0:43:08
Oder so ein Ausweichmanöver, um nicht getroffen zu werden, dann so ein Low Flighteingeleitet wurde, der dann wiederum misslungen ist.Also kann alles mögliche gewesen sein. Spielt auch am Ende keine Rolle.Tatsache ist, die F-16 sind im Einsatz.Nicht alles hat von vornherein funktioniert, wie man daran sieht.Das System muss sich erst noch beweisen.
Pavel Mayer 0:43:34
Ja, aber sie fliegen auch nicht nur zum Training in der Gegend rum,sondern wie man daran sieht, zerstören sie ja feindliche Cruise Missiles.Aktuell sind also produktiv in Anführungszeichen im Einsatz,wenn man die Zerstörung von feindlichen Raketen als produktiv ansehen kann.
Tim Pritlove 0:44:02
Es wurde viel darüber erzählt, dass es generell auch speziell für Piloten,die vorher eben mit russischer oder sowjetischer Flugtechnik geflogen sind,ziemlich schwierig ist auf F-16 umgeschült zu werden,weil dort einfach sehr viele Dinge sehr viel anders funktionieren und bis dudie Automatiken so drin hast.Ja, aber es ist jetzt ein bisschen müßig darüber zu philosophieren,ob jetzt da irgendwas hätte verhindert werden können.Ist ja nicht verhindert worden, von daher läuft es so.Trotzdem ist die Ukraine bereit, da ins Risiko zu gehen.Es gibt ja auch das Gerücht, dass Schweden jetzt alte Gripen-Kampfflugzeuge,die so halb ausgemustert sind,wieder neu aufbereitet werden, um sie dann der Ukraine zu überstellen.Wir haben glaube ich über die Gripen schon mal gesprochen.
Pavel Mayer 0:44:57
Mehrfach. Und ich habe aber auch gehört, ganz unabhängig davon,dass sie auch Leute ausbilden an der Gripen, also Ukrainer.Im Ground Handling auf jeden Fall und möglicherweise auch als Piloten,obwohl ich das konkret jetzt nicht bestätigen kann.Aber vielleicht posaunen sie es auch nicht in die Welt hinaus. aus.
Tim Pritlove 0:45:26
Ja, ich denke auch nicht, dass sie es da besonders eilig damit haben,so eine Information zu teilen.Aber irgendwas kommt halt immer wieder durch und ob die Gripen jetzt hier wirklichzum Einsatz kommt, das in absehbarer Zeit, das werden wir dann sehen.Wie wir ja schon mal berichtet haben, ist das so rein auf dem Papier ein fürdie Ukraine sehr geeignetes Flugzeug.Ob sie aber in der Lage sind, eben noch diese zusätzliche Logistik und die ganzeLernphase und das Personal dafür aufzubringen, das wird sich zeigen.Dann sind vor allemnatürlich die Drohnen das Thema dieses Krieges und gerade in den letzten Wochengab es eine ganze Reihe von neuen Videos und damit neuen Erkenntnissen,was für Arten von Drohnen die Ukraine inne neu einsetzt.Und da ist einiges Überraschendes dabei.Das krasseste gleich vorne weg, die sogenannten Dracaris oder auch Drachendrohnen.Das sind normale Quadrokopter FPV Drohnen.Also FPV steht ja für First Person View, also wo man quasi eine Videokameradran hat und die dann eben Eben so mit einer Brille fliegt, als würde man selber drin sitzen.Und der Ukraine ist es gelungen, eine Drohne zu bauen, die quasi mit einem Flammenwerfer ausgestattet ist.Aber der Flammenwerfer ist jetzt nicht so ein Benzin- oder Dieselflammenwerfer,sondern die Flamme, ich weiß gar nicht, ob man das überhaupt so nennen kann,wird mit Termit durchgeführt.Termit, wenn ihr es noch nie gehört habt, ist eine Mischung aus...Das Aluminiumgranulat und Eisenoxid, also Rost.Und diese Verbindung hat es in sich, denn wenn die entzündet wird,dann brennt es einfach extrem heiß.Also wir reden hier von 2400 Grad, sowas in der Größenordnung.Und Thermit wird zum Beispiel beim Eisenbahnschienenbau eingesetzt,nur mal so ein Anwendungsbeispiel zu nennen.Man legt halt die Schienen aus und wenn dann zwei Schienenteile miteinanderverbunden werden sollen,dann wird da so ein Aufsatz drauf gemacht und dann wird da so Thermit reingegossen,brennendes Thermit, Was dann halt einfach in sehr kurzer Zeit diesen Bereichextrem erhitzt und dann verschmelzen diese beiden Schienen und werden wie eins.Das wird natürlich nochmal nachgeschliffen etc. Aber das ist so eine typische Anwendung für Thermit.Jetzt haben sie also dieses Material quasi in einen Behälter gepackt,in irgendeiner Form einen Zündungsmechanismus dazu gebautund jetzt fliegen sie mit diesen Drohnen über feindlichen Schützengräben entlangund lassen sozusagen von oben dieses 2400 Grad heiße Metall in großen Mengenin diese Gräben reinregnen.So kann man das glaube ich beschreiben.Ein unfassbarer Vorgang. Ich habe ein paar Videos gesehen mit dem Ergebnis dieser Operation.Das war nicht schön. Also ich habe jetzt keine Menschen gesehen,die da runter gelitten haben, auch wenn es die sicherlich gab.Aber das ganze Material, was dabei auch schon begossen wurde,das sah auch nicht mehr feierlich aus.Ja, also das ist zumindest schon mal eine sehr überraschende und krasse Waffe,weil es halt auf der einen Seite eben sie in die Lage versetzt quasi die Schützengräbenfrei zu räumen und speziell geht natürlich auch Gerät und vor allem Munition, die getroffen wird,dann sehr schnell in Rauch und Flammen auf.
Pavel Mayer 0:49:51
Ja, es sieht auf jeden Fall sehr spektakulär aus.Was sie am Boden anrichtet, habe ich jetzt nicht aus der Nähe gesehen.Aber ja, die Aufnahmen davon sind Hollywood-mäßig.
Tim Pritlove 0:50:08
Ja, absolut. Also Drachendrohnen ist da schon ein sehr angemessener Name.Ein weiterer Drohnentyp, der von der Ukraine eingesetzt wird,sind dann Drohnen mit montiertem Maschinengewehr.Also fliegende Drohnen, wo oben ein Maschinengewehr drauf ist.Ich habe mich immer gefragt und viele haben sich das wohl auch schon gefragt,ob das nicht sehr naheliegend ist, sowas mal zu bauen.Ich kann mir vorstellen, dass das schon mit der einen oder anderen Ingenieursherausforderungdaherkommt, weil so ein Maschinengewehr natürlich extrem viel Rückschlag hat.Gerade bei dem Video, das da zu sehen war, wo man also die fliegende Drohne,die Schoss quasi von der Drohne aus selber gesehen hat, da war dann irgendwienicht viel von Rückschlagsproblemen zu sehen.Das hat also dann doch ganz gut funktioniert.Wie treffgenau das Ganze ist oder mit wie viel Munition die unterwegs sein kannund wie sinnvoll das dann letzten Endes im Schützengrabenkampf ist, weiß ich nicht.Aber offensichtlich tut die Ukraine alles dafür, um sozusagen die Menschen daaus der Frontlinie selber rauszuhalten beim Vorgehen gegen diese feindlichen Linien.Es gab was ähnliches auch mit montierten Granatwerfern.Im Prinzip dieselbe Idee. Also man baut jetzt quasi alles auf Drohnen und lässtdie Waffen einfach ferngesteuert durch die Gegend fliegen, anstatt die dannvon Menschen irgendwo hintragen zu lassen.
Pavel Mayer 0:51:46
Ja, spooky.
Tim Pritlove 0:51:49
Ja, das ist in der Tat.
Pavel Mayer 0:51:50
Vor zehn Jahren war es noch Science-Fiction. Vor 15 Jahren habe ich das, glaube ich, gelesen.So diverse Romane mit dem Thema so bewaffnete Drohnen.
Tim Pritlove 0:52:06
Jetzt nicht mehr ganz so. Was dann auch noch bekannt wurde, sind verschiedene Ground-Drones.Das hatten wir auch glaube ich schon mal erwähnt, dass es also so ferngesteuerteFahrzeuge gibt, die dann teilweise mit einer Begleitflugdrohne unterwegs waren,vor allem um halt Leute abzutransportieren beziehungsweise um Schützengräben zu versorgen.Auch da scheint es weitergegangen zu sein. Also das gibt es natürlich nach wievor für Transport und Evakuierung etc.Aber mittlerweile sind halt auch Videos aufgetaucht von solchen kleinen Drohnenmit montiertem Maschinengewehr.Also auch hier dasselbe Spiel, bloß eben nicht aus der Luft,sondern eben vom Boden aus. Das hat ja auch gewisse Vorteile.Und ja, das scheint auch in zunehmendem Maße ein Ding zu sein.Auch diese Roboterhunde, die wir ja alle schon kennen, hier von General Dynamics,glaube ich. Wie heißt die?
Pavel Mayer 0:53:11
General Dynamics?
Tim Pritlove 0:53:13
Ja,wir wissen alle, was wir meinen.Also diese Roboterhunde gibt es ja schon eine Weile und das hat sich ja sozusagenauch schon etabliert, dass die so im Gelände sehr gut unterwegs sind und auchdie werden halt für Aufklärung zum Beispiel benutzt und dann eben aber auchzum Transport von irgendwelchen Dingen.Also es ist ein in zunehmendem Maße automatisierter, von Robotik begleiteterKrieg dort an der Frontlinie.Ja, und genauso...Gibt es jetzt auch eine neue Entwicklung im Bereich von Drohnen,die lange Reichweiten erzielen sollen?Also wir hatten ja eh schon, Long Range Drohnen ist ja jetzt schon seit einigen Monaten ein Thema.Es sind Ziele erreicht worden, 1200 Kilometer und weiter von der ukrainischenGrenze aus oder von der Frontlinie aus.Aber das waren halt alles diese Propeller-Drohnen, umgebaute Propeller-Flugzeuge etc.
Pavel Mayer 0:54:24
Übrigens, Boston Dynamics war die Firma und General Dynamics baut die F-16.
Tim Pritlove 0:54:31
Ach, okay, gut, dann habe ich das da verdreht. Sehr gut, danke für die Korrektur.Am Unabhängigkeitstag der Ukraine, das war der 24.August, gab es dann eine Ankündigung von Präsident Zelensky,dass die Ukraine eine neue Art von Drohne entwickelt hat,die sie als Hybrid zwischen Drohne und Missile, also Rakete,Drohne quasi bezeichnet haben.Mit anderen Worten, anders als die anderen Drohnen fliegt die nicht mit einemPropeller durch die Gegend, sondern eben wie eine Rakete mit so einem Raketentriebwerk.Hat aber auch Eigenschaften einer Drohne.Was genau jetzt die Eigenschaften sind, die man der Drohne zuschreibt oder derMissile, darüber kann man jetzt streiten, aber so ist es auf jeden Fall dargestellt worden.
Pavel Mayer 0:55:27
Also, Rakete vielleicht zum Start,aber die hat ein Jet-Triebwerk, also eine Turbine und keine Rakete wohl,um auf diese Entfernung zu kommen, wenn ich das richtig verstanden habe.Aber es liegt also im Prinzip unter Schall.Wahrscheinlich eine Geschwindigkeit irgendwas zwischen 500 und 900 Kilometernpro Stunde dürfte sie fliegen.Wahrscheinlich die 500 oder so, vielleicht um die Reichweite zu verlängern unddann so bis zu 900 im Endanflug.Das wäre mal meine Vermutung.Und ja und es wird immer von Drohnen gesprochen in dem Zusammenhang, aber ja,ich habe mich dann gefragt, was unterscheidet das jetzt eigentlich von einer Cruise Missile,diese Drohne und normalerweise bisher im konventionellen Sprachgebau ist so,Drohne ist halt ein ferngesteuertes Fluggerät und eine Cruise Missile ist ein.Autonomes Fluggerät, was halt selbst navigiert und sich selbst steuert.Jetzt ist es aber nur so, dass diese neuen Drohnen auch Autopiloten an Bordhaben und auch selbstständig ins Ziel fliegen können,sodass man sich dann fragt, sind es nicht in Wirklichkeit Cruise Missiles,als von denen hier die Rede ist.Zumal auch Bruce Missiles wiederum, also Moderne, kann man auch wiederum ingewissem Maße fernsteuern. Das heißt, das Feature-Set überlappt sich hier quasi.Und meine Vermutung wäre auch, dass das,was die Ukraine dort baut, jetzt nicht ganz so sophisticated ist wie jetzt eineStorm Shadow oder die teuren professionellen Cruise Missiles Taurus,aber im Grunde genommen Low-Cost Taurus Eigenbau mit höherer Reichweite.So würde ich das sehen mit vielleicht ein paar Abstrichen, den man rechnen muss,aber ansonsten ist es eigentlich eher diese Klasse von Waffen.Und interessant ist, dass ja auch Taurus oder Storm Shadow wird halt immer sovon 300 Kilometern oder bis zu 500 Kilometern Reichweite gesprochen.Das sind halt Reichweiten, die aufgrund von Verträgen so gemacht wurden.Und deswegen dürfen die Exportversionen von diesen Cruise Missiles nicht mehrals 300 Kilometer Reichweite haben und die eigenen nicht mehr als 500 Kilometer Reichweite.Aber die Ukraine ist natürlichjetzt solchen Einschränkungen nicht unterworfen und kann deswegen auch dieseDinge mit einer Reichweite von auch 700 oder 800 oder 1500 Kilometern bauen, wenn sie möchte.Und was ich vergessen habe,die sind wohl auch relativ groß und haben wohl auch einen relativ signifikantenSprengkopf, also wohl in der Größenordnung von mehreren hundert Kilogramm,von bis zu 500 ist die Rede.Aber selbst so 200 oder 300 wären halt schon eine echte Hausnummer.Das heißt, damit hat die Ukraine so eine bemerkenswerte neue Waffe und auchin Stückzahlen so aufgelöst.Die wollte ich eigentlich später bei dem Wirtschaftsteil und bei der russischen Produktion gehen,aber wir reden hier nicht von ein paar Dutzend, sondern wir reden hier von Hundertenbis Tausenden dieser Waffen, die die Ukraine produzieren kann.Und wahrscheinlich eher in so einer Größenordnung von 100 oder mehr pro Monat.
Tim Pritlove 1:00:17
Und es wird vor allem in der Ukraine selber gebaut.Also man weiß nicht ganz genau, ob sie alle Teile selber auch bauen.Ich meine, dass dieses Jet-Triebwerk mag vielleicht von woanders kommen.Es gab ja da mal eine größere Lieferung von etablierten Triebwerkssystemen,die in vielen Waffen zum Einsatz kommen, von den Kanadiern.Wo ich mich immer gefragt habe, was wollen sie damit denn machen?Also das war so in einem Hilfspaket der Kanadier war so eine größere Teilmengevon so Rocket Engines dabei.Bin mir jetzt nicht so sicher, ob das jetzt hier vielleicht zum Einsatz gekommen ist.
Pavel Mayer 1:00:54
Dieser Rocket oder Jet ist ein Riesenuntergang.
Tim Pritlove 1:00:56
Ja, okay. Gut. I don't know. Ich weiß es nicht.Müsste ich nochmal recherchieren. Auf die Diskussion war ich jetzt nicht vorbereitet.Ist ja eigentlich auch egal, wo es herkommt. Worauf ich hinaus wollte ist,im Wesentlichen wird das in der Ukraine gebaut.Und wie du schon richtig sagst, es gibt halt hier keine politischen Einschränkungenund dementsprechend ist die einzige Einschränkung, sie müssen es bauen könnenund sie müssen es finanzieren können.Und diese ganze Waffe scheint vor allem auch daraufhin optimiert zu sein,nicht viel zu kosten im Vergleich zu anderen Cruise Missiles,die halt eine ganze Menge kosten.
Pavel Mayer 1:01:37
Ja und wie du vorhin richtig auch sagtest,so mit Geschwindigkeiten von wahrscheinlich diesen 500 bis 900 kmh hast du sodrei bis fünf Sekunden Bekämpfungszeit,wenn das Ding im Tiefflug auf dich zukommt.Das heißt, du hörst oder siehst es eben vielleicht in einem...500 bis 1000 Meter Entfernung, wenn es in 30 Metern Höhe kommt und dann hastdu noch drei Sekunden bis zum Einschlag.Und das ist also nochmal, wie du richtig sagtest, nochmal auch eine andere Hausnummer,was die Bekämpfung angeht.
Tim Pritlove 1:02:24
Genau und wenn es halt dann doch in irgendeiner Form wie bei einer Drohne ebennoch die Möglichkeit einer Fernsteuerung gibt und vielleicht einer Spätprogrammierung,dann hilft es ja auch dabei quasi ein Ziel gegebenenfalls nochmal genauer zu erfassen.Sagen wir mal, diese Missile nähert sich jetzt sozusagen ihrem Ziel,liefert dann aber Videodaten zurück, die dann nochmal ausgewertet werden unddann wird da nochmal so Pinpointing betrieben mit, ja genau möchten wir,dass du da jetzt reinfliegst.Kann das Ding ja nochmal im Kreis fliegen und dann vielleicht nochmal genau sein.Aber ob das der Fall ist, das wissen wir nicht.Und ich bin mir auch nicht so sicher, ob wir das so bald wissen werden.Weil außer, dass sie da ein großes Tamtam drum gemacht haben,dass es das Ding gibt, sind die technischen Details noch überschaubar.Es gibt noch zwei Aspekte bei dieser Waffe, die ich noch wichtig finde,gerade im Vergleich jetzt auch zu der Cruise Missile, die du die du erwähnthast, also den Taurus und so weiter.Für Taurus und Storm Shadow brauchst du ein Flugzeug, um die zu starten.Die kannst du mal nicht im Hinterhof losschießen. Die Pallianitia,so heißt sie ja, die kann man auf einer normalen Landebahn oder Straße starten.Die wird auf so ein kleines Wägelchen gesetzt und heizt an, fliegt los,Wägelchen rollt davon und off it goes. Das ist auf jeden Fall auch schon malein entscheidender Unterschied.Das ist so ein bisschen wie die Gripen überall starten können als Kampfflugzeuge,während die F-16 so den Top Tarmac braucht.Ist das hier auch so ein bisschen so die Hinterhof-Missile. Also die ist injederlei Hinsicht an diesen Krieg und an die Bedürfnisse der Ukraine angepasst.Und das Beste überhaupt daran ist der Name,weil Palyanitsia, so heißt diese Waffe und die heißt natürlich nicht ohne Grund so.Was ist das? Palyanitsia ist ein Brot.Ein klassisches ukrainisches Weißbrot, Weizenweißbrot,was man in der Ukraine halt gerne isst und was da irgendwie herkommt und soein typisches ukrainisches Brot, so ein Lebensmittel ist.Und warum heißt jetzt eine Waffe Brot?Weil dieses Wort Paljanitsia, das ist mit Lauten angereichert,die es in der ukrainischen Sprache gibt, aber nicht im russischen.Mit anderen Worten, Russen haben Schwierigkeiten, dieses Wort auszusprechen.Wenn Russen da nicht besonders für geübt haben, weil diesen Zia-Sound haben sie nicht drin.Und es gibt viele Geschichten, ich hab mir das auch nochmal,als ich in der Ukraine war, hab ich die Story auch noch ein paar mal erzähltbekommen, also it's true.Als es halt gerade zu Beginn des Krieges so eine Sache war mit,sind hier Russen unter uns und sind wir gerade irgendwie infiltriert worden,als sie Straßensperren aufgebaut haben etc.Um sich vor Infiltrationen zu schützen, haben sie halt die Leute Paljanitsja sagen lassen.Und damit haben sie halt Russen rausgefiltert, die dann halt dieses Wort nichtrichtig sagen konnten und sich dadurch verraten haben, dass sie Russen waren.Also das ist sozusagen die Backstory und das ist der besondere Witz quasi jetzt bei dieser Benennung.Also das ist quasi dieses Brot ist durch seinen Namen und durch die Verwendungdieses Namens in der Ukraine halt auch zu so einem Symbol,einem weiteren Symbol des Widerstands gegen Russland angewachsen.
Pavel Mayer 1:06:34
Um nochmal, aber sozusagen die Konfusion jetzt zwischen Rakete und Jet vielleichtnochmal aufzuklären, ist,dass das Ding mit Hilfe von Raketentriebwerken startet, also beschleunigt wird.Das heißt wahrscheinlich auf dem Wagen sind Raketentriebwerke montiert.Aber die eigentliche Strecke macht es halt mit einem Jet-Triebwerk, mit einer Turbine.Die dann Kerosin verbrennt, während Raketen halt,naja, direkt einfach Schub erzeugen durch Verbrennung von Raketentreibstoff,der dann hinten einfach rausgeschickt wird.Und ja, Turbinen drehen halt eine Turbine, die dann selber dann auch noch Luftnach vorne schiebt und Abgase hinten rauspumpt.Und aber wesentlich dadurch kommen die halt auf die Strecken,weil wenn es jetzt Raketen getrieben wäre,könnte die nicht 500 oder 700 Kilometer weit fliegen, sondern dann müsste eseine ballistische Rakete sein, die dann irgendwie schnell nach oben geht unddann durchs Weltall fliegt.
Tim Pritlove 1:07:54
Gut, so hätten wir das auch geklärt. So, und dass diese Pallianitia,dass die zum Einsatz kommt, Das wissen wir jetzt auch.Oder zumindest gibt es starke Hinweise darauf.Denn wie schon zu Beginn angekündigt, es gab jetzt Angriffe auf russische Munitionsdepots.Und zwar ist das ja an sich jetzt erstmal nichts Neues,so Munitionslager werden am laufenden Meter überall angegriffen,in Städten irgendwo liegen welche rum und dann natürlich in den Schützengräbenund wenn du halt irgendwo Krieg betreiben willst mit Waffen,dann brauchst du halt auch die Munition.In anderen Worten, Munitionslager sind überall und man muss sie halt nur findenund wenn man da was draufwirft, ist es natürlich immer besonders cool,weil man eben mit einem Schuss quasi sehr viel Munition zerstört.Was sie aber jetzt angegriffen haben sind nicht irgendwelche Munitionsdepots,sondern das sind so die größten und am besten gesicherten Munitionsdepots Russlands,derer es zumindest westlich des Urals gar nicht mal so viele zu geben scheint.Wenn ich hier nicht falsch informiert bin, gibt es derer gerade mal so, naja, 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7.Und das sind riesige Areale, die teilweise mehrere Kilometer lang sind.Also das erste, von dem wir gleich sprechen werden in Toropetz,das ist das größte, glaube ich, gewesen von allen oder ist das größte von allen.Das ist tatsächlich fünf Kilometer lang. Also über 5 Kilometer muss man sichvorstellen, ein riesiges Areal, wo dann mit einem gewissen Sicherheitsabstandein Munitionslager neben dem nächsten ist,also große Hallen, wo Munition drin lagert.Und dann im Falle der Größeren dieser Lager, speziell in Toropetz,gibt es dann auch nochmal Munitionslagerbereiche, die speziell gesichert sindmit Bunkerstrukturen darüber.Und es wird im Allgemeinen davon ausgegangen, dass unter diesen Bunkerstruktureneben die besonders wertvollen Raketen gelagert werden.Also das sind vor allem diese Iskander-Raketen oder eben vergleichbare Langstrecken-Raketenaus Nordkorea oder was auch immer.Das sind also wirklich massive Installationen in der Landschaft,so groß wie eine ganze Ortschaft und die haben die Ukrainer jetzt ins Visier gefasst.
Pavel Mayer 1:10:43
Also allein in Toropetz habe ich gehört, sollen rund 10% der russischen Munitionsvorräteinsgesamt gelagert haben.Also 10% von allem, was Russland hat. Tatsächlich.
Tim Pritlove 1:11:01
Also ich habe nur eine Zahl, eine absolute Zahl gehört,die so auf 40.000 Tonnen Munition kam und 40.000 Tonnen Munition entsprach auchin etwa der Einschätzung,was Russland in dem Krieg gegen die Ukraine derzeit binnen eines Monats verbraucht.
Pavel Mayer 1:11:25
Ja, also es gab auch, andere haben geschätzt, dass das so zwei bis drei Monaten Verbrauch entspricht.Ich meine, das ist natürlich schwierig, da ist jetzt vorher keiner durchgegangenund hat das genau gezählt, was da drin war.Es gibt sekundäre Hinweise darauf.
Tim Pritlove 1:11:45
Dass da einiges war.
Pavel Mayer 1:11:45
Ich sag mal, wenn du sagst, dass es jetzt sieben große Depots gibt und Toropetz das größte war.
Tim Pritlove 1:11:56
Also westlich des Urals, wohlgemerkt. Also mehr oder weniger so im Einzugsgebietnoch ukrainischer Drohnenstrecken.
Pavel Mayer 1:12:05
Ja, aber auf jeden Fall.
Tim Pritlove 1:12:11
Kann schon hinhauen, dass das 10 Prozent sind. Also gerade weil das eben sosuper groß ist und die anderen sind eben nicht alle super groß und vor allemdie wenigsten haben auch noch diese speziellen Bunkerabsicherungen,die jetzt in Toropetz dort waren.Also Bunker heißt in diesem Fall, das ist halt auch nochmal ein Areal,also allein diese Bunkerdinger, das sind sowieso an die 25 Bunker ausgestreckt auch über so eine,also ich glaube allein dieser Bunkerbereich ist genau zwei Kilometer breit.Also zwei Kilometer mal ungefähr ein Kilometer, wo dann eben so 25 dicke Bunkersind, unter denen dann vermutlich eben größere Mengen an Raketen gelagert sind.Also unfassbare Dimensionen.Manche der angegriffenen Munitionslager sind auch gerade noch im letzten Jahrauch nochmal ausgebaut worden.Also teilweise sind sie noch etwas größer, als man sie jetzt auf Google Earth so finden kann.
Pavel Mayer 1:13:12
Ja, und was insbesondere auch zerstört wurde,waren teure Raketen, also ballistische Raketen und Flugabwehrraketen, so S-300,eine ganze Menge.Und weil das konnte man deswegen sagen,weil dort zu der Zeit fünf Züge sich auch auf dem Gelände befanden dieses Munitionslagersund dabei waren gerade Munition ein- oder auszuladen.Und es Satellitenbilder vom Vortag gibt, wo man sehr schön die Raketen nebender Eisenbahn sehen kann, wie sie dort gelagert sind.Und auf den Danachbildern sind noch eine Handvoll davon übrig geblieben und der Rest ist weg.Und genauso haben alle fünf Züge in unterschiedlichem Maße Schaden genommen.Ich meine, diese Züge sind ja dann auch teilweise Kilometer lang.Deswegen ist da dann oft nur in der Mitte so ein paar hundert Meter rausgesprengtoder so und das Anfang und Ende sind noch da.Bei anderen Zügen hat es sogar komplett die Lokomotive zerstört Dort und aufden Luftbildern sind es zu sehen,was mich und dann auch den Kommentator, der in dem Video das kommentiert hat,als Tunguska ähnliche Strukturen bezeichnet worden.Das heißt, dort befand sich halt in der Mitte ein Krater und rund um den Krater war mal Wald.Und alle Bäume sind aber weggeknickt, quasi auf dem Boden liegen zu sehen undzeigen eben alle weg von diesem Krater.Und da stand vorher ein Bunker.Und was immer in diesem Bunker war, war auf jeden Fall hochexplosiv.So, bei den Raketen konnte man dann sagen,weil dort waren die Explosionen nicht so hoch,dass man davon ausgeht, dass es sich wahrscheinlich überwiegend eben um Luftabwehrraketenhandelt, die eine relativ kleine Menge jetzt an Sprengstoffen tatsächlich,also mit kleinen Sprengköpfen.Aber in anderen Bereichen eben waren definitiv auch ziemliche Kracher zu sehen.Und ja, es wurden auch dann die Explosionen von Seismometern rund um die Welt so aufgenommen.Also es war wohl Explosionen im Kilotonnenbereich, die dort stattgefunden haben.
Tim Pritlove 1:16:16
Also ich glaube es war so 2,3 oder 2,5 auf der Richterskala,was diese Explosion ausgelöst hat.Also kein Erdbeben, von dem jetzt Häuser umfallen, aber was man definitiv spürenkann und auf jeden Fall gut messen kann.Ja, also man muss auch sagen, wenn wir vielleicht erstmal bei diesem großenMunitionslager Toropetz bleiben weiter als Beispiel.Beispiel, also ungefähr das, was ich vorhin beschrieben habe,diese Bunkerstrecke mit den ganz großen Raketen von diesen, was habe ich gesagt,25, ich glaube es gibt so 40, ich weiß nicht ganz genau,davon sind also die meisten auch wirklich zerstört worden, das lässt sich ganz gut sehen.Von allen anderen Strukturen die im Wesentlichen so Hallencharakter haben,ist nahezu alles zerstört worden, also es ist irgendwie irgendwo eine Halle glaube ich,übrig geblieben es ist wirklich krass, auch alle außen liegenden Munitionsmengenalso man sieht das zumindest auf alten Google Maps Bildern, ob dann genau andem Tag auch da noch so viel rumstand das wissen wir natürlich nicht,aber wenn man halt mal drauf schaut, wie viel da auf Ja und?Rumliegt, dann kann ich mir kaum vorstellen, dass es da groß anders ausgesehen haben wird.Es ist einfach alles platt. Es ist einfach komplett überhaupt nichts übrig geblieben.Alles ist zerstört und was das uns sagt, ist,Hier ist nicht eine Rakete eingeschlagen und dann ist zufällig von Haus zu Hausder Feuerteufel rübergesprungen, sondern dieses Munitionslager wurde großflächig von einer sehr,sehr, sehr großen Zahl von extrem präzisen Raketen angegriffen,weil alles sieht nach Volltreffer aus. Das ist wirklich krass.
Pavel Mayer 1:18:06
Ja, das ist nämlich das Ding, was ich mich zuerst gefragt habe.Sind die Russen eigentlich so inkompetent, dass wenn da zufällig,wie sie selber behaupten, die Trümmer einer abgeschossenen Drohne drauf fallen,weil das dann irgendwie 20 oder 30 Quadratkilometer an Lager explodieren.Nee, ganz so inkompetent sind sie nicht. Sie haben zwar eine ganze Menge Zeugszu lange einfach rechts und links neben den Gleisen gelagert,Aber der Großteil war halt schon eigentlich getrennt voneinander untergebracht.Aber es wurden Zahlen genannt, zum Beispiel von Zeihan,der davon ausging, dass ungefähr 100 von diesen Drohnen auf das Lager abgeschossenwurden und der Großteil davon auch getroffen.Das heißt, das waren nicht ein,zwei verwirrte Raketen, die da eingeschlagen sind, sondern die haben im Prinzipwahrscheinlich zwei auf jeden Bunker programmiert.Und bei den meisten ist auch mindestens eine durchgekommen.So würde ich das sehen, was da passiert ist.Und dass so viel nebenbei noch drumherum lag und in den Zügen und so,das hat die Situation jetzt nicht gerade besser gemacht.
Tim Pritlove 1:19:57
Also man weiß es nicht, aber es gibt die Vermutung, dass eben die von uns ebengerade beschriebene Pallianitia-Rakete, Missile, Drohne, was auch immer, hier ...Also es kann gut sein, dass das sozusagen jetzt die erste große Anwendung wardieses Waffensystems und wenn dem so ist, dann haben die Russen ein echtes Problem.Weil wenn sie jetzt schon dieses Munitionslager, was, ich messe nochmal kurz nach,einen Abstand zur ukrainischen Grenze und damit eben auch den Frontverlauf hat von Trommelwirbel,kürzestes Wege, 500 Kilometer.
Pavel Mayer 1:20:48
Ja, es ist so 600 Kilometer nördlich von Kiew, aber nur 250 Kilometer östlichvon Lettland, von der Grenze.Und nur 200 Kilometer nordöstlich von Moskau.So, also es ist 400 Kilometer.
Tim Pritlove 1:21:10
Von Oskar entfernt. 400? Ja.Ja, ich messe das hier gerade nach, also von daher kannst du beglauben.Aber wie gesagt, bis zur Ukraine 500 Kilometer Abstand auf jeden Fall.Mit anderen Worten, es passt in diese Beschreibung.In großer Zahl vorhanden, keine Auflagen der Amerikaner, fliegt präzise undschnell genug, dass die Russen nichts dagegen tun können.Neue Entwicklung der Ukraine, die irgendwie alles draufgesetzt hat,dass das irgendwie gut funktioniert.Und ja, sie sind in der Lage, große Sprengköpfe und mit 100 Stück auf einmalangeflogen kommen und es macht Bäm.Also das passt schon. Man wüsste jetzt nicht so richtig, was es sonst hättesein sollen, weil es waren mit Sicherheit keine normalen Propellerdrohnen undes waren auch mit Sicherheit keine umgebauten Neptun-Missiles,weil davon haben sie nicht so viele.Und von daher glaube ich.Kann sich hier schon ein, jetzt hätte ich fast Game Changer gesagt,also ein Waffensystem kündigt sich hier an, was den Russen nochmal sehr viel Schmerzen bereitet.Zumal, dieser Angriff auf das große Toropetz-Munitionslager nicht alleine daherkam,sondern zwei, drei Tage später.Traf es dann gleich noch ein zweites kleineres Munitionslager,was von dem anderen in Toropetz tatsächlich nicht weit entfernt ist.Die trennen nämlich nur, wie weit ist das entfernt?Und na, das sind gerade mal 15 Kilometer Luftlinie.Und dort gibt es nämlich noch ein weiteres Areal, was zwar nicht mit diesenHardcore-Bunkern, aber eben mit diesen anderen Lagerhallen versorgt ist.Und auch das hat so ungefähr, naja, so drei Quadratkilometer Fläche.Und auch davon ist genau gar nichts übrig geblieben.Also es ist wirklich alles komplett vollständig zerstört worden.Das sind auch irgendwie so an die 30 verschiedene Hallen, die ich jetzt hiermal so grob überschlage, die ich hier sehe und Züge waren da wahrscheinlichauch und damit auch nicht genug,sondern es gab auch noch ein drittes Munitionslager dieser Größenordnung,das lag dann in der Ortschaft Tikhoretsk, das ist in Krasnodar,das ist quasi östlich vom Asowschen Meer.Auch signifikant weit von der ukrainischen Grenze entfernt, wenn auch nichtganz so weit, also von der Frontlinie ungefähr so 400 Kilometer kann man sagen, 350,400 Kilometer und auch dieses Lager hat es weitgehend zerlegt.
Pavel Mayer 1:24:17
Ja, also die beiden Lager im Gebiet Tver gehörten übrigens beide zur Hauptverwaltungfür Raketen und Artillerie,die GRAU.Das eine, das große bei Toropetz war irgendwie das 107.Arsenal bzw.Munitionsdepot der Hauptverwaltung und das andere war das 23.Arsenal der Hauptverwaltung. Das heißt, das sind nicht irgendwelche jetzt kleinenTruppen, sondern das ist die Hauptverwaltung.Das sind die Arsenale der Hauptverwaltung, die dort angegriffen wurden.Und wo eben auch,wie der Name schon sagt, Raketen und Artillerie lagern und während da in derNähe von Tichoretz bei Krasnodar,das war wiederum eine reine Artillerie-Munitionsbasis, was auch immer das seinmag, also vermutlich ein bisschen kleiner.
Tim Pritlove 1:25:41
Ja genau, also artillerische Munition liegt wahrscheinlich in Russland überall rum.Das ist das ganz normale 152 Millimeter Geschoss, was die Russen ja in Unmengen verwenden.Und ja, das dürfte wahrscheinlich in jedem Munitionslager nicht fehlen.Und das ist dann eben in diesen normalen Lagerhallen. Aber die dicken fettenRaketen, die liegen jetzt nicht überall rum.Insofern kann es durchaus sein, auch wenn sich das natürlich jetzt nicht beweisenlässt, aber es kann durchaus sein, dass die Russen jetzt im Raketenbereich einVersorgungsproblem haben.Und von daher konnte natürlich dieser Schlag nicht früh genug kommen,weil natürlich jetzt alle wieder Angst haben, dass mit den großen Raketen dieRussen wieder versuchen werden, die Energieinfrastruktur der Ukraine zu zerstören im Winter.
Pavel Mayer 1:26:25
Ja, achso. Ein anderes Problem noch.Es wurde nicht nur eben Munition und Lagerkapazität für Munition zerstört.Also dieses Lager hat wohl Milliarden an Dollars gekostet, das zu bauen.Das war also auch nicht billig, aber es war eben auch nicht nur ein reines Lager,sondern dort wurde eben auch viel Munition reaktiviert, also Einrichtungen undExperten, um ältere Munition wieder nutzbar zu machen.Und insbesondere sollen die wohl die Munition aus Nordkorea dort in Empfanggenommen und überarbeitet bzw.Qualitätskontrolliert haben. Und diese Einrichtungen sind natürlich jetzt auch weg.Und es wurde wohl auch ein signifikanter Teil eben der nordkoreanischen Munition genutzt.Dort zerstört, also ich glaube 300 von 1000 gelieferten Containern aus Nordkoreastanden wohl auf dem Gelände, um eben dort überarbeitet zu werden.Und ja, diese Überarbeitungskapazität ist dann auch jetzt deutlich reduziert worden.Und die Frage ist, wo es überhaupt noch Einrichtungen gibt, die logistisch soangebunden sind und die notwendigen Vorrichtungen haben, um Munition zu überarbeiten.
Tim Pritlove 1:28:13
Und selbst wenn, ist auch die Frage, wie viel des Personals bei diesem Angriffjetzt auch noch hops gegangen ist.
Pavel Mayer 1:28:19
Ja, nach offiziellen russischen Meldungen soll es nur elf Tote gegeben haben dabei.
Tim Pritlove 1:28:25
Das ist ja eine geile Quelle. Das sind dieselben Leute, die vor diesem brennendenMunitionslager standen und während hinten alles noch explodierte,die Kamera reindiktierten, dass das ja nur heruntergefallene Trümmer von einerabgeschossenen Drohne sind, die da jetzt gerade ein Feuer ausgelöst haben.
Pavel Mayer 1:28:43
Wäre jetzt nicht auszuschließen, dass sie dort rund um die Uhr in drei Schichten gearbeitet haben.Das wäre natürlich tragisch, aber darauf deutet, darüber gibt es zumindest keineInformationen, dass es jetzt mehr gewesen wären.Auch die Ukraine behauptet nicht, dort, glaube ich, mehr Leute getötet zu haben.Und es war halt in der Nacht.Also es gibt eine gute Chance auch, dass eben dort nachts eben nicht so viel gearbeitet wurde.
Tim Pritlove 1:29:17
Okay, das wusste ich jetzt gar nicht, wann die Angriffe waren,aber okay, nachts. Naja.So viel Daten, oder? Haben wir alles erzählt?
Pavel Mayer 1:29:30
Man kann sagen, das tat auf jeden Fall richtig weh und wird mittelfristig auchAuswirkungen auf die Front haben,eventuell sogar kurzfristig, weil da erstmal eine Menge Nachschub zwar jetztnicht direkt im Moment die Front betrifft,so der verloren gegangen ist,aber die wissen halt jetzt an der Front oder die kleineren Lager in der Kettewissen jetzt, dass da erstmal eine Weile nichts nachkommt.Das heißt, dass sie möglicherweise jetzt schon präventiv sagen,wir müssen jetzt unsere Vorräte strecken und dass das deswegen Deswegen, ja,jetzt früher die gespart werden muss einfach an Munition an der Front,auch wenn eigentlich noch genug da ist.Aber ja, das, weil man halt jetzt erstmal auch einen Engpass erwartet mit Sicherheitin bestimmten Regionen.Und es war teuer.Also man geht davon aus, dass Munition mindestens im Wert von 300 MillionenDollar, Aber es könnte auch sich um Milliarden handeln. Niemand weiß es so genau.Aber die Raketen sind, gerade die Raketen gehen halt ganz schön ins Geld.Und ja, das tat weh und wird spürbar sein an der Front.
Tim Pritlove 1:31:10
Hoffen wir es. Gut kommen wir mal ein bisschen weg von,dem Militärischen und schauen mal ein paar andere Aspekte noch an, was,wobei ich nicht so richtig viel zu sagen kann tatsächlich aber was auf jedenFall erwähnenswert ist noch nebenbei, es gab innerhalb der ukrainischen Regierung,wieder einiges an Bewegung und das ist auch gar nichts äh neues.Zelensky hat jetzt schon mehrfach so ein Reshuffling seines Kabinetts vorgenommenund jetzt ist glaube ich auch das zweite Mal so der Verteidigungsminister gewechselt,ein Außenminister und so weiter.Das heißt, es werden eigentlich immer wieder mal die Leute aus wichtigen Positionenrausgenommen und woanders befördert. Die werden aber nicht ähm.Oder bestraft oder so für irgendetwas. Das gab es auch. Es gab ja auch Korruptionsfälle,wo Leute abgesetzt worden sind.Aber das sind eher so Rotationen, kann man fast sagen.Und das hat relativ wenig Aufmerksamkeit erzeugt, woraus ich so rauslese,dass das eben auch schon in gewisser Hinsicht normal ist.Weil manche sind dann halt einfach,also wir hatten das ja mit General Saluschny, dem Chef der Streitkräfte,der ja dann jetzt durch den aktuellen Surski ersetzt wurde, der ist aber nichtirgendwie gefeuert worden, sondern wurde abgelöst und ist mittlerweile Botschafter in Großbritannien.Auch andere Mitglieder des Kabinetts, kriegst du jetzt gerade nicht so aufgezählt,sind teilweise eben in diplomatischen Dienst gegangen,also haben dann angefangen international für die Ukraine zu arbeiten und sobewegt er diesen ganzen Regierungsapparat immer wieder neu.Und das könnte zwei Gründe haben.Es könnte auf der einen Seite den Grund haben, dass er dadurch natürlich soeiner gewissen Korruptionsgefahr auch vorbeugt, weil wenn jemand nicht jetztjahrelang in einer Ministerrolle drin ist,dann kann man sich da eben nicht so festsetzen und Strukturen können sich nicht verfestigen.Aber ich glaube, es könnte auch so ein bisschen sein, dass er eben auch dieLeute frisch halten will.Dass sozusagen immer wieder neue Leute auch eine Chance bekommen und ihre neuen Ideen einbringen.Sodass sie quasi nicht festhängen in irgendeinem Kriegstrott,aus dem sie dann sozusagen nur im Albtraum wieder aufwachen,weil sie festgestellt haben, dass sie nicht mehr schnell genug auf Dinge reagiert haben.Finde ich auf jeden Fall ganz interessant, weil man das ja normalerweise sonicht sieht im politischen Geschäft.
Pavel Mayer 1:34:07
Ja, gut, ist so bisher so meiner Aufmerksamkeit entgangen.Aber ja, das Problem ist natürlich in der Ukraine, dass unter den Bedingungenjetzt keine Wahlen wirklich stattfinden können.Also auf nationaler Ebene jedenfalls nicht, weil...Viele Leute nicht mitwählen könnten im Moment und auch die Bedingungen für einenWahlkampf gerade nicht wirklich gegeben sind,was natürlich nicht ganz unkritisch ist.Auf der anderen Seite kann man wahrscheinlich auch davon ausgehen,dass Selenskyj haushoch gewinnen dürfte, wenn jetzt eine Präsidentschaftswahl stattfinden würde.Aber es wären eben auch keine fairen demokratischen Wahlen, die man veranstalten würde.Das ist so das Problem. Aber das kann natürlich auch nicht ewig so weitergehenund unter den Bedingungen macht es möglicherweise auch Sinn,dass dort eben Austausch stattfindet, auch ohne Neuwahlen.Das könnte vielleicht auch noch ein Aspekt sein.
Tim Pritlove 1:35:30
Ja, also der Ministerpräsident ist nach wie vor dieser Dennis Schmierhal,der ist seit März 20 im Geschäft,aber ich meine im Bereich der Verteidigung und Außenminister gab es verschiedene Bewegungen.Also der Dimitro Kuleba war jetzt bis zum 5.September und der ist jetzt durch jemand anders ersetzt worden.Auf jeden Fall gab es verschiedene Bewegungen in den Ministerien.Also hier Fragen strategischer Infrastruktur.Achso, das ist vielleicht noch ganz interessant, dieser Oleksandr Kamyschin.Also es gibt ein Ministerium für Fragen strategischer Infrastruktur.Das gibt es seit Juli 20 und das kannst du dir schon vorstellen,was für eine strategische Infrastruktur das ist.Also da geht es um den Militär-Innovationsbereich. Reich.Das war jetzt bis zum 4. September war der Minister halt Oleksandr Kamyschin,den hast du bestimmt schon mal gesehen,der ist halt ein sehr auffälliger Typ, allein schon, weil er eben so eine typisch ukrainische,Kosakenfrisur auch trägt und das war derjenige, der zunächst einmal von Zelenskyeingesetzt wurde, um die Eisenbahn wieder auf Vollermann zu bringen,das ja hervorragend funktioniert hat.Dann ist er im März 1923 ist er dann eben Minister für strategische Infrastrukturund jetzt ist er weitergeleitet worden in neue Aufgaben,von denen nicht genau gesagt wurde, was es ist.Also das scheint mir so ein besonderer Spezi zu sein von Selensky,der sich schon sehr bewährt hat und der eine Menge auf die Reihe bekommen hat.Also soweit ich weiß, war zum Beispiel dieser ganze Aufbau der Drohnenarmeequasi jetzt vor allem sein Werk,weil er es geschafft hat, die Wirtschaft entsprechend zusammenzubringen,um diesen Innovationsdruck dort zu erzeugen.Aber es sind auch viele andere Posten, also Verteidigungsminister ist ausgetauschtworden, Sportminister ist ausgetauscht worden,Minister für Veteranenangelegenheiten ist ausgetauscht worden,also passiert einiges, Gemeindeentwicklung, Territorien, also einmal so einReschaffel, nichts ist genauso, Justizministerium ist ausgetauscht worden.Findet statt. Gut, dann gucken wir mal ein bisschen auf die internationale Politik.Da dreht sich natürlich vor allem viel um die USA und um die ganze Diskussionder Erlaubnis einer weiteren Strategie.Also derzeit ist Zelensky unterwegs in den USA und präsentiert,wie es so schön heißt in den Medien, seinen Victory Plan.Wie du vorhin schon richtig gesagt hast, die Amerikaner halten sich sehr zurück,was irgendwelche Entscheidungen betrifft und belassen erstmal alles beim Alten.Ich glaube, das ist im Wesentlichen eine Entscheidung von Biden selbst und seinem Sicherheitsberater.Man will irgendwie nicht diesen Schritt gehen und sagen, nehmt doch,was ihr habt und nehmt doch alles, was ihr von uns kriegen könnt und macht damit, was ihr wollt.Zu diesem Schritt ist die USA derzeit einfach nicht bereit, obwohl der Widerstandaus Europa relativ stark ist.Vielleicht mit Ausnahme von Olaf Scholz, der halt der Einzige ist,der dieselbe Linie fährt, warum auch immer.Ja, das ist so das, was eigentlich die internationale Situation im Wesentlichen dominiert.
Pavel Mayer 1:39:48
Die Debatte in Deutschland, gerade dabei sind,ist dabei auch nicht besonders berühmlich gerade,weil man versucht jetzt so ein bisschen knauserig zu werden und versucht jetzt quasi,ja, äh,Eigentlich eigene Finanzhilfen runterzufahren tatsächlich,aber das nicht so zu nennen,sondern eben Gelder, die die Ukraine selbst erwirtschaftet,beziehungsweise Gelder, die aus den Zinsen von den russischen eingefrorenen Anlagen stammen,die ja jetzt in die Ukraine fließen,will man quasi dann die eigenen Hilfen entsprechend reduzieren,weil ja jetzt Geld von anderswo kommt.Und aber so tun, als wäre das auch Geld, was man selber bereitstellt.
Tim Pritlove 1:41:13
Also man zahlt sich sozusagen die Zinsen des russischen Geldes selber aus.
Pavel Mayer 1:41:20
Ja, so genau. Im Vergleich zum Status Quo.So, das ist der deutsche Plan im Moment, wenn ich das richtig mitbekommen habe.Ja, das ist einfach nur schändlich.So, das ist ja wieder nichts Ganzes und nichts Halbes und versucht sich ausder Affäre zu ziehen irgendwie und ja.
Tim Pritlove 1:41:50
Ja, ist traurig.
Pavel Mayer 1:41:51
Ja, kommt auch noch, das war ja, und dann sucht man so zu tun,als, ja,würden wir dort sparen. Aber wir, ich meine, zur Wirtschaft in der Ukraine, zur Situation,kommen wir noch, aber muss halt auch festhalten, noch in dem Zusammenhang,weil Trump behauptet, die USA würden ja viel mehr zahlen und Europa würde irgendwienicht seinen Teil dazu beitragen.Was die Ukraine angeht, ist es so, dass aus den USA zwar die meisten Waffen kommen,aber in Geld gemessen stellt Europa irgendwie 60 Prozent mehr zur Verfügung als die USA.Und Deutschland ist halt ein signifikanter Teil von Europa, ein signifikanter Teil davon.
Tim Pritlove 1:42:52
Und die USA liefern halt vor allem auch sehr viele Waffen, die sie sowieso verschrottenmüssten. Also nicht nur, aber auch.
Pavel Mayer 1:43:01
Ja, ja, aber die werden dann entsprechend auch, ich sag mal,nicht zum Anschaffungspreis auch bewertet in den Hilfspaketen,Sondern teilweise wird nur der Transport dann in Rechnung gestellt,der aber wahrscheinlich den Wert der Waffen oft übersteigt.Es ist in vielen Fällen teurer, die Sachen zu transportieren,als das, was sie wert sind.
Tim Pritlove 1:43:34
Ja, also andere, also es gibt natürlich sehr viel auf diesem internationalenParkett, was passiert in Bezug auf die Ukraine und jedes Land hat dann natürlichseine eigene Position. Opposition.Generell habe ich so den Eindruck, Europa teilt sich so in, ich sag mal in, grob in vier Teile.Da ist so Deutschland.Also ein Teil. Dann gibt es noch den richtig unproduktiven Teil wie die Slowakeiund Ungarn, also die eher so einen pro-russischen Eindruck machen.Okay, das sind vielleicht fünf Teile. Dann haben wir so den Westen,der im Wesentlichen sich, der stark unterstützt.Das ist dann halt sowas wie Holland und dann ab geschwächter Form dann so ebenSpanien, Frankreich, die alle irgendwie so ein bisschen was tun.Und so als fünfte Gruppe würde ich dann vor allem nochmal Osteuropa,also inklusive Polen und Skandinavien und das Baltikum nennen,die halt sagen wir mal den progressiven Teil darstellen.Progressiv insofern, als dass sie eben wirklich Druck machen,dass sie eine klare Positionierung haben gegenüber Russland,eine klare Positionierung haben gegenüber der Ukraine. Die Realisten.Ich würde auch sagen, die Realisten. Ja, also der Petre Pavel,der tschechische Präsident,der hat ja auch gesagt, wir können die Ukraine sogar in die NATO aufnehmen,selbst wenn noch Bereiche besetzt sind.Also die drehen eigentlich auch die ganze Zeit so die Grenze der Debatte immer wieder neu auf.
Pavel Mayer 1:45:26
Ja, das machen die teilweise die baltischen Länder auch,wobei sie gut einerseits natürlich massiv betroffen sind,andererseits aber auch, wenn es so um Forderungen geht,wie NATO-Truppen in die Ukraine zu entsenden, dass dann auch mehr gebellt ist an der Stelle,weil es nicht realistisch ist,und sie auch eigentlich nicht viel haben, was sie setzen können in nennenswerter Menge.Also die haben teilweise, wenn ich die baltischen Staaten zwischen.10.000 und 30.000 aktive Soldaten überhaupt,ja insgesamt im ganzen Land und insofern, aber es ist natürlich schon wichtig,dass irgendjemand auch das Fenster des Gesagten oder Sagbaren etwas weiter aufspannt.Wer allerdings richtig signifikant Nägel mit Köpfen macht, ist natürlich Polen,die sich ganz konkret auf einen Krieg mit Russland vorbereiten.So anders kann man das nicht nennen. Also die Polen gehen davon aus,dass die Russen kommen werden.Beziehungsweise wenn sie nicht wollen, dass die Russen kommen,dass sie ein Militär brauchen, das so stark ist, dass die Russen sich einfach nicht trauen zu kommen.Ja, das ist ganz klar.Polen wissen, wenn sie das nicht machen, dann kommen die Russen.Und ja, das ist halt diese perverse Logik der Abschreckung, dass,ja, wenn du eben so einen Nachbarn hast, der imperiale Ambitionen hat und nichtdavor zurückschreckt, in Nachbarländer einzumarschieren und das immer wieder getan hat.Ja, dann ist es eigentlich sehr klug, davon auszugehen, dass wenn du nicht hinreichendvorbereitet bist, dass sie das auch mit dir machen.Und im Moment ist es zwar undenkbar, weil die USA und so sofort kommen würden,aber wer weiß, was passiert, wenn Trump gewählt wird oder in fünf Jahren oderin zehn Jahren kann man sich wirklich darauf verlassen, dass die USA hilft.Und die Polen, obwohl sie der dickste Freund und großer Kunde in den USA sind, wissen,wir brauchen eigenes Militär und eigene Waffen und haben deswegen ja auch mehrfachdas Thema wie bekloppt eingekauft in aller Welt,insbesondere in Südkorea, aber auch in der USA.Also haben Waffenkäufe getätigt, die bei Weitem alles übersteigen,was Deutschland im Moment schafft, obwohl es viel größer ist.
Tim Pritlove 1:49:08
Ja, also am Ende dieser Entwicklung werden wir definitiv sehen, dass die...Stärksten Armeen neben Frankreich und Großbritannien, über deren Stärke mansicherlich auch nochmal streiten kann,aber die natürlich signifikant ist, weil es eigentlich mit den USA zusammendie einzigen wirklichen internationalen Kräfte sind, mit ihren ganzen,Schiffen, Flugzeugen, internationaler Infrastruktur und Standorten etc.Das aber abgesehen von denen danach sofort Polen und die Ukraine dann kommen werden.Das sind dann einfach so die stärksten Armeen auf jeden Fall.Also man kann einfach sagen, was die Polen machen, ist so eine Art Trump-Proofing.Trump-Proofing the Continent.Einfach unabhängig von dem, was die USA jetzt gerade tun, sich auf eine Situationvorzubereiten, wo einfach die USA nicht mehr da ist.Und das ist natürlich etwas, was die ganze NATO tun sollte und Europa tun sollte.Die Polen warten das aber nicht ab und das prägt dann eben den Diskurs in dieserGesamtdebatte und auch wenn wir natürlich jetzt in Deutschland diesen schlafmützigen Schulz da,Scholz, ich hab schon seinen Namen vergessen,Scholz und Merz, Zusammenschmerz.Also da ist wenig zu erwarten und während Deutschland also seinen Dornröschenschlafnoch ein paar Jahre fortsetzen wird, ist der Rest sich einfach gezwungen zu handeln.Aber ich finde es halt auch interessant, wie das eben auch für eine ganz neueDiskussion in den NATO-Ländern führt und die wird halt im Wesentlichen vorangetrieben vom Osteuropa,außer eben Ungarn und Slowakei, dem Baltikum und Europa.Natürlich den skandinavischen Ländern, die da alle eine ganz andere Sichtweisedrauf haben und auch eine ganz andere Preparedness haben.Also auch Schweden und Finnland sind natürlich auch sehr, sehr starke Armeen.Die hätte ich jetzt eigentlich mal, Finnland hätte ich eigentlich auch mal jetztmal auch noch mit reinnehmen müssen in diese Liste,weil gemessen an ihrem Bruttosozialprodukt und vor allem auch gemessen an derAnzahl von Einwohnern ist das die militärische Kapazität von Finnland auch nicht zu unterschätzen.Also da ist auch richtig viel am Start.Naja, aber wir wollen jetzt nicht so viel darüber reden, sondern mehr über was so passiert.
Pavel Mayer 1:51:44
Ja, aber einen Satz muss ich noch loswerden.Ja, leider gibt es in Deutschland einen starken Trend zum, was ich Unterwerfungspazifismus,glaube ich, auch schon mal hier genannt habe.Und ich finde das nach wie vor einen guten, prägnanten Begriff für das,was da ja gerade von vielen propagiert wird, auch so Leuten à la Sarah Wagenknecht.Aber auch, man muss sagen, auch Scholz fällt fast in dieses Camp.Zumindest ist da keine klare Linie zu erkennen,seit dieser Mann die Regierung übernommen hat.Ja, ich meine, das fing an mit Gerede überhaupt in der deutschen Politik darüber,dass die Ukraine nur Tage haben wird und dass man schon dabei war,sich mit der Niederlage der Ukraine anzufreunden,beziehungsweise er zunächst mal gar nicht so bestürzt erschien,wie das eigentlich angemessen gewesen wäre.Und seitdem hat man das Gefühl, stolpert Deutschland durch die Gegend.Da wurde dieses 100-Milliarden-Feuerwerk noch abgebrannt, mit diesem Sonderfonds.Aber im Grunde genommen war das auch einfach viel Gerede und auch eine ganze Menge Blendwerk.Und ja, auf der einen Seite 100 Milliarden sind eine Menge Geld,aber es ist deutlich weniger, als wenn man...Einfach eine Quote festgesetzt hätte im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt,so einfach gesagt hätte,okay, wir nehmen jetzt nicht 2%, sondern 2,5% oder 3% und das machen wir jetzt,bis die Gefahr vorüber ist,dann wären das hunderte von Milliarden in dem Zeitraum gewesen.Ja, und nicht so ein einmaliger Schuss, der jetzt eigentlich schon,ich meine, das Material ist zwar noch nicht da und so, aber das ist auch schwierig.Du kaufst dann halt einen Haufen Zeugs und dann muss das natürlich auch nochgewartet werden und dadurch entstehen natürlich auch Kosten und es ist immer, ja,also so einmalige Sonderprogrammausgaben für jetzt eine Organisation sind eigentlich immer ein Anzeichen,dass da erstens eine Menge schiefgegangen ist in der Vergangenheit,dass man es zu sehr vernachlässigt hat.Und sie deuten nicht auf nachhaltige Verbesserung hin.Beispiel nur Berliner U-Bahn ist genau dasselbe.Da wurden dann auch erst lange vernachlässigt, dann Riesenmengen an Geld zurNeubeschaffung von Zeugs ausgegeben oder eingeplant.Und jetzt nach zehn Jahren bricht es irgendwie gerade vollständig zusammen.Hier das U-Bahn-System hat man das Gefühl. Und so habe ich das Gefühl,wird auch mit der Bundeswehr umgegangen.Aber okay, das war jetzt so ein kleiner Side-Rant.Aber ja, ich bin nach wie vor unzufrieden.Und es scheint aber nicht am Verteidigungsminister zu liegen,der ein gutes Bild macht.Aber der Kanzler ist einfach eine Flaube.
Tim Pritlove 1:56:06
Ja, das kann man wohl sagen. Und der Rest der Regierung ist leider auch nichtbesser und die Opposition auch nicht.Das Schlimmste an dieser Regierung ist, dass ich den Rest noch schlimmer finde.Also man kann über die Regierung so enttäuscht sein, wie man will,aber der Gedanke, dass irgendeiner von den anderen Flachpfeifen das Geschäftübernehmen sollen würde, macht mich noch unruhiger.Also das ist einfach alles nicht mehr zu fassen. Egal. Lass uns nicht so vielüber Deutschland reden.Wir wollten ja ein bisschen internationale Politik machen. Lass uns vielleichtmal nach Frankreich schauen.Weil da gab es ja noch was ganz interessantes, was jetzt vielleicht erstmalso mit dem Krieg direkt nichts zu tun hat.Vielleicht, vielleicht doch. Man weiß es nicht so ganz genau.Da gab es nämlich diese Festnahme von Paul Durow.Wer ist Paul Durow? Paul Durow ist Gründer und Chef, kann man sagen,von dem Dienst Telegram.Und er ist festgenommen worden in Paris am 24.August, als er dort eingereist ist. Er hat ja so ein ganzes Skatblatt voll vonStaatsbürgerschaften am Start, da kann er irgendwie alles mögliche ausspielen.Er hat irgendwie einen russischen Pass, einen UAE-Pass, also Vereinigte ArabischeEmirate, sprich Abu Dhabi slash Dubai.Er hat einen von St. Kitts und Nevis und er hat auch einen französischen Pass.Was man sich alles so zusammen gekauft bekommt, wenn man genug Kohle hat.
Pavel Mayer 1:57:41
Wenn man, genau, so als Milliardär kann man sich schon ein paar Staatsbürgerschaften leisten.
Tim Pritlove 1:57:46
Ja, definitiv. Gehört auch zum guten Ton. Da braucht man immer irgendwie was,wo man auch noch problemlos einreisen kann, falls es mal ein Problem gibt.Keine Ahnung, wie er an die französische Staatsbürgerschaft rangekommen ist.Wie auch immer hat ihm auf jeden Fall nicht viel geholfen, denn die Franzosenhatten Beef mit ihm und haben halt offiziell zumindest beklagt,dass Telegram ja so schwer zu erreichen ist,wenn da mal Probleme sind,so mit Verstößen gegen Gesetze zum Beispiel.Und das ist ja so eine Story, die kennt man schon ein bisschen länger und dafürist ja Telegram auch berühmt, weil dieGrundhaltung von Pawel Durow war immer so, ja leck mich doch am Arsch,mir doch egal, was ihr wollt, ich mache hier meinen Dienst, ich sitze hier inDubai, ihr könnt mir gar nichts,und ich meine, wenn man in Dubai sitzt, dann ist schon mal klar,dass wenn der Scheich da ankommt und sagt, hier.Leute, die die was gegen Scheich sagen,die hat es hier nicht zu geben. Du kannst mir viel erzählen,aber dass der nicht mit dem Staatswesen der Vereinigten Arabischen Emirate kooperiert,das kann man einfach mal komplett ausschließen.Das findet statt, weil sonst würde dieses Unternehmen dort nicht stattfinden.Das ist einfach vollkommen undenkbar.Und nur Frankreich hat halt nicht so einen Zugriff bisher gehabt,bis der Herr dann beschlossen hat, da mal wieder zu landen. Weißt ja gar nicht,wie lange er da nicht mehr war.Na ja, dann haben sie ihn erstmal in Urhaft gesteckt und ist dann für ein paarMillionen Dollar auf Kaution wieder freigekommen, darf das Land erstmal nicht verlassen.Und hat jetzt auch angekündigt, dass Telegram ein paar Änderungen herbeiführen wird. Aha.Ja, also mit der Erreichbarkeit für Behörden anderer Länder und vielleicht auchmit der Durchsetzung bestimmter Regeln könnte durchaus sein,dass sich da demnächst mal was ändert, weil der Milliardär wohl festgestellthat, dass Urhaft doch nicht so geil ist.
Pavel Mayer 1:59:57
Ja, das ist die offizielle Version.
Tim Pritlove 2:00:00
Ja, das ist die offizielle Version, genau. Und die habe ich jetzt wiedergegeben.Also das ist das, was bekannt geworden ist und worum es vordergründig hier zu gehen scheint.Jetzt kommen wir zu den Verschwörungstheorien.
Pavel Mayer 2:00:12
Ja, ich habe dann tatsächlich mir mal die Mühe gemacht,so ein bisschen tiefer zu graben, was denn da sonst noch so stattfindet undinwieweit denn Dinge jetzt stimmen.Und das mit der Erreichbarkeit, also es ist so,dass Telegram sehr wohl in der Vergangenheit auch reagiert hat,Wenn zum Beispiel so Dinge wie Kinderpornografie oder andere Sachen in den öffentlichenKanälen aufgetaucht sind,da gab es genug Klagen von Leuten anderswo im Netz, die gesagt haben,hier Telegram hat irgendwie meinen Kanal dicht gemacht oder die und die Kanälewurden jetzt dicht gemacht oder die und die Accounts wurden gebannt.Und also es ist nicht so, dass jetzt auf Telegram irgendwie alles geht und diejetzt dort jetzt wilder Osten,Westen oder Süden oder wie auch immer geherrscht hat bisher. Ja, so.Des Weiteren, so habe ich mir mal ein bisschen näher die Technik eigentlichvon Telegram angeschaut. So, worum geht es denn da?Weil ich hatte ja auch mal so einen Messenger und kenne mich da ein bisschenaus und deswegen hat mich das halt interessiert.Und das Ding ist, dass Telegram per Default unverschlüsselt funktioniert.Das heißt, wenn du ganz normal unter Telegram halt diese normalen Chats benutzt,dann sind die unverschlüsselt.
Tim Pritlove 2:02:08
Ein kleiner Einwurf, um das gleich klar zu machen.Transportverschlüsselung gibt es sehr wohl. Also auf dem Weg zu den Servernist es verschlüsselt. Wenn du jetzt sagst, ist nicht verschlüsselt,dann meinst du, ist nicht Ende zu Ende verschlüsselt.
Pavel Mayer 2:02:25
Genau.Genau, also Transport verschlüsselt ist es zwar, aber liegt dann dort bei Telegram auf den Servern rum.Jetzt sagt Telegram auch ja, aber wir verteilen das jetzt auch nochmal über verschiedene Server.Sodass man die Daten mehrerer Server zusammenführen muss, um die Nachrichtendort auch zu rekonstruieren.Aber am Ende gibt es natürlich einen Server bei Telegram,der in der Lage ist, diese Daten zusammenzuführen und sie wieder zu Klartextzu machen und sie dann wieder transportverschlüsseltan alle Clients zu schicken, die da berechtigt sind.Mit anderen Worten, Telegram hat Zugriff auf die unverschlüsselten Chat-Daten.So nennen wir es mal so.Und Hacker potenziell auch, die die richtigen Systemteile angreifen.Es gibt allerdings auch eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung in Telegram,von der aber in der FAQ oder in Telegram eher abgeraten wird,die zu benutzen, weil sie eine ganze Menge technische Einschränkungen hat.Du kannst die Nachrichten nur auf dem Gerät sehen.Wo sie empfangen wurden oder gesendet wurden und auf allen anderen Geräten nicht,so wie das mit den normalen Telegram-Messages der Fall ist.Plus das dann, achso, Thema Transportverschlüsselung,also sowohl die Transportverschlüsselung als auch die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung,da benutzt Telegram nicht standardmäßig etwa HTTPS.Sondern MT-Proto 1 und MT-Proto 2, die dann so D4-Helmen-Key-Exchange selber machen.Also im Grunde genommen haben sie HTTPS nochmal so ein bisschen nachimplementiert, wenn du so willst.Und die eigentlichen Algorithmen, die sie benutzen, jetzt ist alles okay,irgendwie SHA-256 und IS-256 jetzt nicht Military Grade,aber soweit jetzt da ist nichts zu beanstanden.Aber, ja, insgesamt dieser MT-Proto 1 und MT-Proto 2 kam es halt so,Selbst gestrickt und relativ neu und nicht gut erforscht.Ich habe da mal oberflächlich drauf geguckt, habe da jetzt nichts wirklich Falschesgefunden, aber es sieht auch alles so ein bisschen hässlich aus und hat so eineganze Reihe von Beschränkungen.Also es sieht ein bisschen primitiv aus, aber nicht irgendwie einfach oder elegant.So, das war mein Eindruck, weil ich mir auch so ein bisschen die API angeguckt habe. Aber also so.Und das Ding mit den sogenannten Secret Chats ist dann, ja, kann man erstmaldavon ausgehen, dass wahrscheinlich auch selbst Telegram dort keinen Einblick hat.Aber sie werden extrem selten benutzt.Also so selten, dass die Mac-Version zum Beispiel dieses Feature sie rausgenommenhaben, weil weniger als zwei Prozent der Nutzer das überhaupt je benutzt haben.Also nicht, dass weniger als zwei Prozent jetzt der Nachrichten verschlüsseltwaren, sondern wahrscheinlich deutlich weniger.Wie wenig weiß nur Telegram, aber unter einstelliger Prozentzahl.Und damit, wenn du also in Telegram den Secret Chat benutzt,flext du automatisch deine Daten als,das sind wichtige und potenziell verdächtige Daten.Und ich bin ein potenzieller Straftäter.Das ist so ein bisschen das Problem.Also das, sozusagen technisch zu Telegram, das heißt, plus natürlich Telegramhat natürlich auch, lade deine Telefonbuchdaten hoch,das heißt, Telegram weiß auch, wer mit wem eigentlich in Kommunikation ist,wer wen kennt, wer also dieselben Daten im Telefonbuch hat.Das heißt, Telegram hat also auch selbst in den öffentlichen Daten ein komplettesWerk kommuniziert mit wem von 80 Prozent der russischen Bevölkerung.Ja, einschließlich des Großteils der Chats.Das heißt, es sitzt irgendwie auf einem gewaltigen Datenschatz, was Russland betrifft.Und das ist Russlands Messenger Nummer eins.Ja, ist also aus dem täglichen Leben der meisten Russen nicht wegzudenken.Offiziell hat so jeder dritte Russe einen Account dort.Und die anderen zwei Drittel, keine Ahnung, haben vielleicht keine Handys oderbenutzen keine Messenger oder wie auch immer.Also es ist jedenfalls das Ding und auch die russische Armee würde ohne große Probleme haben,weil das auch Hauptkommunikationskanal der russischen Armee für alles ist,was irgendwie auf dem kurzen Dienstweg besprochen werden muss. So.Und das heißt, es ist ein Ding.In der Ukraine ist im übrigen Telegramm nicht so viel benutzt,aber ja, es ist halt politisch heikel.So jetzt, Paul Durov, wie gesagt, ist zwar einerseits Russe,aber lebt nicht in Russland und traut sich auch nicht, nach Russland zu reisen.Gut, jetzt im Moment kann er nicht, aber wir hatten vorhin ja kurz erwähnt,dass Putin in Aserbaidschan war nach der Invasion.Und zur selben Zeit war auch Paul Durov in Aserbaidschan und es wurde gemunkelt,was heißt mehr als gemunkelt, also gemunkelt.Dass Durov sich mit Putin treffen wollte in Aserbaidschan.Und das Munkel ging so weiter, dass Putin gesagt hat, er habe sich nicht mit ihm getroffen.So ein Denial.Ja, also diese...
Tim Pritlove 2:10:09
Niemand hat die Absicht, sich mit Paul Durov zu treffen.
Pavel Mayer 2:10:12
Ja, und als dann Durov nach Parisgeflogen ist, zurückgeflogen ist von Aserbaidschan, wurde er verhaftet.So, kann natürlich alles Zufall gewesen sein, aber so meine These ist, ja,es gibt diese Vorwürfe, es wird da wahrscheinlich auch unbeantwortete Anfragen gegeben haben.So, das heißt, das wurde jetzt nicht frei erfunden, aber ich denke,wäre Durovs Absicht, sich mit Putin zu treffen, nicht bekannt geworden,hätte diese Verhaftung nicht stattgefunden.Weil es gibt ja da erstmal noch andere, deutlich niederschwelligere Maßnahmen,wenn du gegen einen Konzern vorgehst, als jetzt den CEO und Hauptgesellschaft zu verhaften.Und ich denke, ja, man wollte in erster Linie von ihm wissen,was er eigentlich von Putin gewollt hat und dass die ganze Sache eben damit in Verbindung steht.Also dass es dort einen großen politischen Hintergrund gibt, auf jeden Fall.
Tim Pritlove 2:11:47
Okay, also wie sein Verhältnis zu Putin ist, das weiß man nicht,aber man weiß auf jeden Fall, wie das Verhältnis des russischen Militärs zuTelegram ist. Das benutzen die nämlich alle.Und das geht so weit, dass sie also nicht nur so private Chats drüber führen,die Soldaten, sondern da werden halt auch komplette Einsätze koordiniert.Jetzt haben die Russen ja so einiges an Erfahrung, was so Kommunikationsstörungen betrifft.Das betreiben sie ja selber ganz gerne, da könnten wir eigentlich auch nochmal drauf eingehen.Aber, weißt du, die haben kein funktionierendes Kommunikationssystem in ihremMilitär und benutzen alle Telegram de facto.Was ja auch schon öfter mal zu Problemen geführt hat,wir erinnern uns zu Beginn des Krieges gab es ja dann auch so diverse Angriffeder Ukraine auf Truppenkonzentrationen, wo halt alle irgendwie ihre Mobiltelefoneim ukrainischen Mobilfunknetz eingebucht haben.Ich weiß gar nicht, was wir da mittlerweile machen, um das irgendwie zu verhindern.Also worauf ich hinaus will ist, Telegram ist für Russland eine wichtige,kritische Infrastruktur. De facto.
Pavel Mayer 2:13:07
Ja.
Tim Pritlove 2:13:09
Und weil die eben auch noch so unverschlüsselt ist, wie du das ja ausgeführthast, liegt quasi auf den Servern in Dubai...Wobei ich bin mir gar nicht so sicher, ob sie ihre Server alle in Dubai haben.Vermutlich haben sie ihre Server auch weltweit, aber dann bestimmt auch besserverschlüsselt als ihr eigentlicher Transport.In diesen ganzen Gruppenchats, da liegen eine Menge Wahrheiten drin.Und es ist halt wirklich die Frage, wer hat Zugriff auf diese Wahrheiten undwer macht mit diesen Wahrheiten was.Wer weiß da was, wer hat mit wem einen Deal, wer hat die Kontrolle über wen.Das spielt eine Rolle. Das wollte ich einfach nur damit sagen und was auch nocheine Rolle spielt in dem Zusammenhang mit Frankreich ist natürlich,dass ja Frankreich mal abgesehen von dem generellen Konflikt,den alle mit Russland haben wegen des Ukraine-Kriegs und weil halt Russland frei dreht,sie ja auch nochmal spezifisch einen Beef haben mit den Russen,weil sie ja auch diesen Fernkonflikt in Afrika austragen.Also in den letzten zwei Jahren sind diverse Regierungen in Zentralafrika gekipptund in Westafrika gekippt,die für die ehemalige französische Kolonien sind und wo die Franzosen wichtigeRessourcen von beziehen.Die auch noch mit Frankreich in so einem afrikanischen Front,in so einem Währungsverbund sind, was den Franzosen immer die Möglichkeit gegebenhat, auf diese Ressourcen auch relativ krisenfest drauf zuzugreifen.Mit anderen Worten, sie kaufen dort ihr Uran zu großen Teilen für den Betriebihrer Atomkraftwerke, die irgendwie 90 Prozent der Strominfrastruktur in Frankreich sichern.Und Russland schickt seine Wagner-Söldner, oder mittlerweile heißen sie ja nichtmehr so, aber im Prinzip diese Söldnertruppen, die sie jetzt übernommen haben,dort nach Afrika, um diesen Umstürzlern dort eben das Leben leicht zu machen.Was für die ganz praktisch ist, weil die halt lieber mit russischen Söldnernzusammenarbeiten als mit irgendwelchen Freiheitskämpfern aus eigenen tribalen Reihen,weil die im Zweifelsfall dann immer wieder ihre Interessen auch noch selber vertreten wollen,während die russischen Söldner halt eigentlich mit Afrika gar nichts am Hut haben.Die wollen einfach nur Geld verdienen und hören im Wesentlichen auf das, was Putin sagt.Und es ist eine weitere Konfliktlinie in diesem Gesamtprozess.Wir können jetzt eigentlich relativ wenig feststellen, dass irgendwas irgendwieist. Wir wollen nur mal sagen...Da ist mehr dahinter.
Pavel Mayer 2:16:08
Da ist definitiv mehr dahinter.Wir wissen jetzt nicht, in welchen Teilen jetzt Pavel Durov Asset von wem istoder inwieweit er ein freier Agent ist, der versucht,sich irgendwie zwischen den Fronten zu bewegen.Aber er ist auf jeden Fall ein Milliardär,der sich in gefährlichen Gewässern bewegt und über kritische Informationen verfügt,die das Begehren vieler geweckt haben dürften.So kann man, glaube ich, die Situation charakterisieren und so richtig begeistertscheinen, aber weder die Russen noch die Franzosen noch sonst wer mit ihm zu sein,aber gut, man weiß es nicht.
Tim Pritlove 2:17:16
Wo wir in dem Zusammenhang der russischen Kommunikationskultur sind,vielleicht sollten wir auch noch mal so einen anderen Fall erwähnen,der in den USA bekannt geworden ist, der für uns relativ wenig Überraschungengeboten hat, aber wo es einfach glaube ich nochmal ganz interessant ist zu sehen,wie Russland versucht, auf den Westen Einfluss zu nehmen.Was dort bekannt geworden ist, was aufgedeckt worden ist, dass eine.Ein Unternehmen in, ich habe gerade vergessen, welchem amerikanischen Bundesstaat das war, war das,Kansas, ich weiß nicht mehr ganz genau. Auf jeden Fall gab es da ein Unternehmen,das hieß Tenet Media, die so YouTube-Produzenten sind.Aber halt so dem typischen Right-Wing-Lager in den USA zugeordnet werden können.Das sind im Wesentlichen so sechs oder sieben verschiedene Akteure,die dort eigene Kanäle haben,die mehr oder weniger alle die gleiche Denke vertreten und die dann halt sodiesen ganzen üblichen rechtslastigen populistischen Republikaner Unsinn von sich geben,den man da halt von überall hört. Also im Wesentlichen so die Trump-Linie.Allerdings sind sie schon auch damit aufgefallen, dass sie das besonders extremtaten. Mit anderen Worten, da gibt es also wirklich Folgen von diesen Leuten,die einfach eins zu eins die Grimmel-Propaganda vorgelesen haben.Das kann man nicht mehr anders sagen.
Pavel Mayer 2:18:47
Und darüber hinaus, genau, somit die Ukraine ist der Feind, das gefährlichsteLand irgendwie auf der Welt und wir müssen ihnen sofort sämtliche Militärhilfen streichen und ja,also wirklich sich da aufgeregt vor der Kamera und tatsächlich eben auch Kreml-Liniedurchgegeben und eine Menge Geld haben sie dafür bekommen.Also so im Schnitt irgendwie 100.000 pro YouTube-Video oder nein, für die dafür,100.000 dafür, für eine nicht exklusive Lizenz.Ja, für Videos, die so zwischen 30.000 und 60.000 Views hatten.Was zahlt uns die Ukraine eigentlich?
Tim Pritlove 2:19:44
Tja, da muss ich doch mal gucken. Last time I checked. Ich schau mal kurz.Ist noch nichts angekommen, leider. Ja, ja.
Pavel Mayer 2:19:53
Jetzt machen wir das schon irgendwie seit zwei Jahren.
Tim Pritlove 2:19:56
Immer noch nichts darüber gekommen. Mensch, Mensch, Mensch.
Pavel Mayer 2:19:59
Ja, genau.
Tim Pritlove 2:20:01
Nicht mal Pallianitia oder sowas.
Pavel Mayer 2:20:03
Ja, ja, wir sind, genau, wir sind. Ja, nee, also es scheint jedenfalls sehrlukrativ gewesen zu sein.Nein, für die Leute, die natürlich nichts geahnt haben und natürlich jetzt sich als Opfer sehen.Aber der Punkt ist, dass dort,was immer nur so vermutet oder in den Raum gestellt wurde,jetzt quasi erstmals in Form einer offiziellen Schrift...
Tim Pritlove 2:20:44
Dokumentiert worden ist.
Pavel Mayer 2:20:45
Dokumentiert wurde und ja, es jetzt Ermittlungen gibt und es möglicherweisezu Verfahren kommen wird.Und was aber in dem Zuge bekannt wurde, ist,dass das FBI wohl etwa 1000 Online-Personen.Ja unter Beobachtung hat,wo sie ausgehen, dass sie direkt unter russischem Einfluss stehen und russischgesteuerte Propaganda verbreiten.So im In- und Ausland allerdings waren wohl diese tausend Kanäle oder tausendPersonen, die sie beobachten, was halt natürlich heißt,dass es vermutlich deutlich mehr gibt, aber das sind die Zahlen, die dort gefallen sind.Und ja, das findet natürlich auch massiv in Deutschland statt,kann man auch von ausgehen, dasshier mit Hilfe russischer Gelder auch politische Parteien, Kandidaten,Journalisten,Online-Persönlichkeiten und, und, und unterstützt werden auf unterschiedlichsten Wegen.Und nicht mal alle davon vielleicht wirklich unbedingt wissen oder wissen wollen.Und nur sehen, dass da plötzlich scheinbar leicht verdientes Geld zu holen ist.Und ja, dass einfach viele Leute bereit sind, so...Sich ihre Stimme für Geld zu verkaufen.Und das in einem moralisch mehr als fragwürdigen Zusammenhang.
Tim Pritlove 2:23:02
Ja, absolut. Also ich meine, die Russen brüsten sich ja selber im Fernsehendamit mit diesen Aktivitäten.Also konkret wurde ja hier die Verbindung als Zahlungsquelle zu Russia Today hergestellt.In Nachgang dazu hat jetzt auch Facebook eingesehen, dass sie vielleicht jetztmal Russia Today Channel verbannen sollten, auch noch ein anderer Dienst,den ich jetzt gerade vergessen habe.Und ja, so läuft das gerade ab.Also man muss sich einfach klar machen, dass die russische Propaganda einfachversucht alles zu infiltrieren,was in irgendeiner Form normaler Diskurs ist in Deutschland, in Europa, weltweit.Und es ihnen vor allem auch in sehr vielen Ländern gelingt und wenn es auchnur teilweise gelingt und wenn es auch teilweise in einem Maße,passiert, wo man sich denkt was kann das schon groß auslösen,ja also YouTube Videos, die 60.000 Views haben.Das ist ja quasi nichts, ja also die haben sich da jetzt nicht die Top Leutegeholt Aber darum geht es ja auch gar nicht.Es geht nicht darum, irgendeinen dominanten Kanal zu bespielen,sondern es geht immer um die Zerstörung des Diskurses.Und die Zerstörung des Diskurses, wie er ja auch in Russland selber stattfindetund seit Jahren von Putin erfolgreich betrieben wird, ist eben die Methode, dass du einfach so viel….Unterschiedliche Erklärungen und Standpunkte zu irgendeinem Ding,was auch immer es ist, ja, und auch so viele mögliche Verschwörungstheorienin jeder beliebigen Wahnsinnsstufe verbreitest, bis einfach alle abschaltenund sagen, ich glaube jetzt gar nichts mehr.Weil, wenn du nämlich gar nichts mehr glaubst, dann glaubst du nämlich auchnicht, wie es wirklich war.Dann kann dir keiner mehr darlegen, guck mal genau, so ist die Situation,Da müssen wir jetzt mal was machen.Nee, ich habe ja gehört, dass es so sein kann und ich habe gehört,dass es so sein kann und ich habe gehört, dass es so sein kann.Und dann landest du eben auch genau bei dem Zustand der heutigen russischenBevölkerung, die sich halt einfach aus allem nur noch raushalten will.Weil sie einfach gelernt hat, dass das sozusagen ihr die beste Überlebensstrategie ist für sie.
Pavel Mayer 2:25:40
Ja, und auch das Schüren von Unzufriedenheit und Hass und Empörung durch natürlichdann so erfundene Rage-Stories,die dann einfach Entrüstung auslösen, in der Regel frei erfunden.
Tim Pritlove 2:26:06
Ja, das bleibt immer hängen. Also ich weiß noch, als ich irgendwie neulich malin Budapest war und dann irgendwie im Taxi gefahren bin, dann haben die Taxifahrerauch gefragt, wie sieht es aus hier, Ukraine, lalala.Und dann so, hm, hm, hm, ja, weiß nicht.Wo ich mich schon so ein bisschen wundere so. Ich meine, das ist irgendwie einNachbarland von der Ukraine.Ja, aber man hört ja auch immer so Sachen und die Ukrainer haben ja dann hier,was weiß ich, auch Ungarn gefoltert und keine Ahnung und die Russen auf derKrim und das ist mir so, äh.Also so Storys und da war mir schon klar, wo es herkommt.In Ungarn muss man sich da jetzt eh nicht groß wundern, aber es ist halt auchin Deutschland nichts anderes.Du findest halt immer schnell irgendwelche hanebüchenen Storys,die rausgezogen werden und wo kommen die her?Aus irgendwelchen YouTube-Kanälen, die halt nicht viele Views haben müssen,um als Beleg in irgendwelchen Telegram-Gruppen zu landen, wo die Bubbles unter sich sind.Und da geht es einfach nur darum, dass Material da ist, der quasi eine weitereSichtweise, die gerade passt, bestärkt wird.Und so funktioniert eben dieser Propaganda-Apparat auf so einer globalen Ebeneund das funktioniert da auch super.Da muss man sich nicht wundern, warum dann Länder wie Südafrika Amerika undüberhaupt viele afrikanische Länder und auch Brasilien irgendwie überhaupt garkeine klare Haltung zu diesem Ukraine-Konflikt entwickeln können,weil einfach die Bevölkerung nicht weiß, was sie glauben soll oder einfach auchwirklich generell so die russische Sicht glaubt.Da kommen natürlich noch andere Faktoren mit rein, mit BRICS und die Abhängigkeitvom Öl und generell natürlich auch eine anti-westliche Stimmung,weil ja nun die Amerikaner und auch Europa,sagen wir mal, weil diese Länder jetzt auch nicht gerade besonders Blenden behandelthat in den letzten Jahrzehnten und Jahrhunderten.Und da muss man sich jetzt auch mal nicht wundern, wenn man da mit seinen Thesendann nicht ankommt und sagt so, ja, bei uns brennt aber hier die Hütte.So, ja, bei uns brennt die Hütte schon seit Jahrhunderten, das hat euch nochnie interessiert. Jetzt sollen wir euch auf einmal helfen, so kommt mal klar.Das kommt natürlich jetzt auch noch mal mit rein. Nur, klar,man will ja am Ende auch einen ordentlichen Diskurs haben, aber daran hat haltRussland einfach gar kein Interesse.Und deswegen sind solche Geschichten.Also es ist einfach eine Sache, die real ist, die passiert und die man zur Kenntnis nehmen sollte.Gut, kommen wir vielleicht zu unserem letzten Block.Die Wirtschaft. Die Wirtschaft, denn es ist ja eine große Diskussion generelljetzt und damit sind wir auch in gewisser Hinsicht beim Ausblick auf den Kriegund die nächste Zukunft.Die große Frage, die sich alle immer wieder stellen ist, wie lange halten diebeiden Kombatanten hier durch?Wie lange kann die Ukraine sich wirtschaftlich am Leben erhalten,um den entsprechenden Widerstand zu finanzieren?Wie lange kann Russland sein System am Leben erhalten und diesen Angriffskrieg finanzieren?Und würde irgendeiner von den beiden aufgeben müssen, wenn das nicht mehr der Fall ist?
Pavel Mayer 2:29:30
Ja, wir lagen anfangs,waren wir ja eher etwas optimistisch, was einen wirtschaftlichen ZusammenbruchRusslands oder Niedergang Russlands angeht.Ich kann mich erinnern, dass nach den Sanktionen so die Überlegung war,naja, so in drei Monaten im Sommer, so wird es dann für Russland richtig eng werden.Aber, ja...Ähm, das ist nicht eingetreten. Und jetzt kürzlich… Moment.
Tim Pritlove 2:30:07
Ich weiß nicht, ob wir gesagt haben, dass es eng wird, wir haben nur gesagt, es wird schon sauteuer.Sauteuer ist es auf jeden Fall geworden. Nur die Bereitschaft,dieses sauteure Unternehmen und Unterfangen weiterhin zu betreiben und sogarnoch irgendwie auf elf zu drehen, hat uns teilweise überrascht.Aber du hast schon recht, die Wahrnehmung der Macht einer wirtschaftlichen Sanktionbeziehungsweise der Überforderung eines Landes durch Krieg, die haben wir sicherlich überschätzt.
Pavel Mayer 2:30:39
Ja, die Tanks versus Banks, wobei, ja.
Tim Pritlove 2:30:45
Es ist auch nicht so, dass es jetzt keinen Einfluss auf Russland hat.
Pavel Mayer 2:30:48
Nein, nein, nein, das nicht. Aber so jetzt steht ja wieder mal im Raum,dass der ukrainische Geheimdienstchef Budanov gesagt hat, dass Russland versuchen wird,den Krieg in 2025 zu gewinnen oder keine andere Wahl hat,als das zu versuchen, Weil es danach wirtschaftlich und militärisch rapide schwächer werden wird.Das hat er jetzt in den Raum gestellt und das dann auch versucht zu begründen.Und wenn man dem dann nachgeht, ist es in der Tat so, dass die russische Wirtschaftauf einem Pfad ist, der nicht dauerhaft durchzuhalten ist.Und ein Problem hat sich dieses Jahr jetzt manifestiert, nachdem in den erstenbeiden Jahren die russische Wirtschaft besser gelaufen ist, als alle das vermutetoder erwartet hatten. Ähm.Jetzt ist die Inflation extrem hoch und zwar trotz hoher Zentralbankzinsen,die dem eigentlich entgegenwirken sollen.Also der Effekt, warum man, um die Inflation in den Griff zu kriegen,die Zentralbankzinsen erhöht, ist, dass dadurch Kredite teurer werden,dass dadurch die Nachfrage sinkt, dass dadurch die wirtschaftliche Aktivitätund die Investitionen sinken und dass sich dann dadurch die Situation stabilisiert.Das dann, sagen wir mal, weniger Nachfrage, dann werden die Produkte nicht mehr teurer.So, weniger Kreditgeld im System,ja, Umlaufgeschwindigkeit des Geldes reduziert sich, wie auch immer.So, und das funktioniert in der Regel auch, das funktioniert fast überall.Das hat in Deutschland jetzt funktioniert, das funktioniert jetzt in den USA.Zinsen rauf, warten bis Inflation sinkt, dann Zinsen wieder runter.Und so versucht man eigentlich auf 3% Inflationsrate sich einzupendeln.Das ist so der anerkannte ideale Wert aus verschiedensten Gründen.Man will halt auf 3% runterkommen.
Tim Pritlove 2:33:36
Zwei. Zwei bis drei. Also Christiane Lagarde, die EZB-Präsidentin, sagt zwei.
Pavel Mayer 2:33:43
Gut, also Geschmackssache, aber in der Größenordnung.
Tim Pritlove 2:33:48
Also man will ein bisschen, also das ist ja sozusagen das Geheimnis der Inflation.Inflation wird ja immer generell als sowas, oh Inflation ganz schlimm,ganz grausam und so weiter.Nee, also gar keine Inflation ist auch nicht gut. Man will, dass immer allesein bisschen teurer wird, damit du dein Geld nicht hortest.Damit du einen Anreiz hast, es auszugeben, damit du es eben in Umlauf bringst,dass eben die Wirtschaft auch bedient wird.Weil wenn alle, die ihr Geld besitzen, es einfach nur behalten,dann kriegt keiner mehr was davon ab.Und das ist auch nicht gut. Und deswegen muss immer eine leichte Verteuerung da sein.Sie darf bloß eben nicht so hoch sein, dass die Löhne dem nicht folgen könnenund es dann für die Leute zu teuer wird.Ist eine Inflation zu hoch, dann galoppieren die Preise davon,ohne dass die Löhne dort mithalten und dann wird es eben teuer und das könnensich dann eben nur die Reichen leisten.Das ist so ein bisschen das, was man immer im Kopf haben muss,aber die Inflationssituation und auch die Kreditsituation in Russland ist haltso, die Inflation ist hoch, aber die Inflation wird eben immer gemessen an allem.Man stellt so einen Produktkorb quasi zusammen,man beobachtet verschiedene Faktoren, was kostet die Butter,was kostet das Salz, was kostet der Zucker, was kosten andere Dinge des Lebens,die die Leute gerne viel kaufen, was kostet ein Big Mac, was kostet ein Fernseher etc.Und darüber trackt man sozusagen die Preisentwicklung und natürlich gehörenda auch so Sachen dazu wie Energiekosten etc.Manche Sachen bedienen das eben schneller, andere brauchen eine Weile bis sie sich erhöhen,aber das ist halt auch unterschiedlich verteilt, je nachdem wo eben die wirtschaftlicheAktivität vielleicht gerade stockt oder besonders aufgedreht ist.
Pavel Mayer 2:35:46
Und ja, die Inflationsrate, je nachdem offiziell,also liegt in Russland so bei über 10%, teilweise 20% in bestimmten Bereichen.Und das aber schon seit einer geraumen Weile.Und trotz entsprechend hoher Zinsen, also mehrfacher Zinserhöhungen jetzt vonder Zentralbank, geht die Inflation nicht runter.Und der Grund dafür ist aber auch ganz einfach,weil eigentlich sollen ja jetzt diese hohen Zinsen verhindern,dass irgendwie mehr Geld in die Wirtschaft gepumpt wird.So gleichzeitig pumpt aberder russische Staat massiv Gelder in die Wirtschaft durch den Krieg und steuertauf dieser Weise dem entgegen und reduziert damit eigentlich nur private Aktivität,aber weitet damit eben die Inflation aus durch hohe Soldatengehälter.Durch hohe Gehälter für Leute in Rüstungsfirmen und hohe Rüstungsausgaben.Und dafür wird, das ist teilweise Defizit getrieben, beziehungsweise gab eshalt noch gewisse Ersparnisse,die Russland noch hatte und da ist man halt rangegangen.
Tim Pritlove 2:37:37
Man muss dazu sagen, dass die Rüstungsausgaben für den Staat nicht mit steigendenPreisen versehen sind, weil die werden einfach zum Festpreis gekauft.Trotz alledem, dass die hohe Nachfrage nach Personal einerseits in diesen Rüstungsbetrieben,weil dadurch, dass jetzt quasi das Land auf Kriegswirtschaft umgestellt hat,benötigen diese ganzen produzierenden Unternehmen,also die in irgendeiner Form primär oder sekundär in diesem Rüstungsgeschäft mit drin sind.Also die Fabriken, die Panzer bauen, die ganzen Fahrzeuge bauen,die sonstiges Material bauen, die natürlich allen voran, aber natürlich auchalle Zulieferer entsprechender Basistechnologien, Ressourcen etc.Die brauchen jetzt natürlich auch, um diesen Apparat hochzufahren auf den Kriegsmodus, mehr Personal.Da aber der Staat gleichzeitig auch Soldaten benötigt und das derzeit nichtüber Mobilisierung erledigt, sondern eben auch über finanzielle Anreize unddabei die Preise immer weiter steigen.Also heute werden irgendwie neu in die Armee eintretenden Soldaten,ich weiß nicht ganz genau in welchen Bereichen, aber ihnen wird sozusagen schonein Handgeld mitgegeben, was irgendwie so einem Jahres- oder Zweijahreseinkommennormalerweise entspricht.Und das ist natürlich für viele Leute einfach super interessant und deswegenschaffen sie es immer wieder noch weiteres Material an die Front zu bekommen.Also Menschenmaterial, ich weiß es ist ein furchtbarer Begriff,aber im Falle der russischen Armee greift leider auch glaube ich zu Recht kein anderer Begriff mehr.Und diese Leute, die dort also für sehr viel Geld vom Staat eingekauft werden,die kommen ja nicht aus dem Nichts, sondern die fehlen der Wirtschaft,die auf der anderen Seite auch gerade mit einer niedrigen Arbeitslosigkeit zu kämpfen hat.Weil sie brauchen halt Personal und es ist überhaupt gar kein Problem,derzeit Jobs zu finden, weil so viele Jobs frei werden durch so viele Soldaten,vor allem bei jungen Männern, im besten Alter sozusagen,im Idealfall auch noch gut ausgebildet, die halt die ganze Zeit in diesem Krieg verheizt werden.Entweder an der Frontlinie oder hinter der Frontlinie. Mit anderen Worten,jetzt sind auch diese Unternehmen.Gezwungen, immer höhere Löhne zu zahlen, damit sie überhaupt noch mithaltenkönnen mit dem Konkurrenten-Soldaten-Job.Und das wiederum bedeutet, dass auf der einen Seite sehr viel Geld wiederumin die Bevölkerung kommt,die diese Inflation, die existiert, so nicht spürt, weil sie ja mehr Geld haben.Und sich damit eben auch höhere Lebensmittelpreise etc.Noch leisten können. Auch wenn es natürlich schon viele Leute im Land gibt,die sich das so nicht mehr so gut leisten können, weil sie an diesem Geldtransferso unmittelbar nicht teilnehmen, sondern bestenfalls nur mittelbar daran teilnehmen.Aber so hält sich sozusagen das Ganze gerade noch ein wenig die Waage und führt eben noch nicht dazu,dass das Land insgesamt dagegen aufsteht, dagegen protestiert oder diese Situationals untragbar markiert,sondern es ist halt einfach so und es gleicht sich eben dadurch aus,solange der Staat immer noch mehr Geld reinpumpt und sich das irgendwie nochhalbwegs ausbalanciert.Die Frage ist, was passiert, wenn das dann alles nicht mehr so funktioniert,wenn also das Ganze auch an seine Grenzen kommt, an die es unter Umständen auchbald kommt, weil der Staat entweder die Kohle nicht mehr hat oder nicht mehrdie Bereitschaft hat, mehr zu zahlen.
Pavel Mayer 2:41:27
So genau, das ist im Prinzip auch das, so wie Anders Puck Nielsen das,glaube ich, dargestellt hat und auch andere.Und wie gesagt, Budanov war ja der Erste, der diese These jetzt aufgestellt hat.Also nächstes Jahr 2025 muss Russland umsteuern und wird in Probleme reinlaufen.Also kann den Kurs, den es jetzt fährt, nur noch maximal bis Mitte, Ende 2025 fahren.Und ich habe mich dann gefragt...Was sagen denn die offiziellen Zahlen? Also abseits jetzt von Kommentatoren,was sagt denn die Statistik?Und laut der russischen Zentralbank,wenn man der Glauben schenkt und das Internet und die internationalen Expertenscheinen diesen Zahlen Glauben zu schenken, Also wenn man diese Zahlen recherchiert,findet man überall praktisch die offiziellen Zahlen der russischen Zentralbank.Niemand zweifelt die an.Ich weiß es nicht, die können oder können nicht richtig, sind vielleicht richtig,vielleicht aber auch nicht.Aber nehmen wir mal jetzt allein die russischen Zahlen, die eben allgemein verwendet werden.Dann hat die russische Zentralbank für2024 erwartet sie insgesamt ein Wirtschaftswachstum von 3,5 bis 4 Prozent,also inflationsbereinigt.Das wäre ein solides Wachstum,nicht großartig, aber so für 2025 werden jetzt nur noch 0,5 bis 1,5 Prozenterwartet von der russischen Zentralbank selbst.Also die russische Zentralbank sagt auch, okay, nächstes Jahr wird nicht so dolle werden.Aber man kann jetzt sagen, naja, 0,5 bis 1,5 Prozent ist immer noch mehr alsDeutschland dieses Jahr hat.Wo wir irgendwie wahrscheinlich bei 0 oder 0,1 Prozent Wirtschaftswachstum rauslaufen werden.Aber, so, ja gut,guckt man sich jetzt auch die Zahlen an, was denn jetzt so Haushaltsdefiziteund Neuverschuldung und so angeht, kann man sagen,ja, Russland fährt Haushaltsdefizite in signifikanter Größenordnung so,aber jetzt auch nicht katastrophal.Und die Verschuldung ist jetzt auch nicht so hoch, weil Russland hatte haltkaum Schulden und aus dem Leid kaum jemand Russland was.Also insofern, gut, verschuldet der Staat sich vielleicht doch bei den Bürgern und so.Also wenn man jetzt rein auf die Zahlen guckt, so sieht es jetzt nicht so aus,als wenn jetzt ein Kollaps irgendwie der russischen Wirtschaft im nächsten Jahr ansteht.Und man kann jetzt natürlich auch noch argumentieren, dass ja.Russland wird Dinge ändern müssen und es hat sich bisher auch recht gut angepasstan geänderte Rahmenbedingungen so und dürfte es vielleicht oder wahrscheinlichwieder tun so im nächsten Jahr.Also wieder mit irgendwas halt ankommen und Dinge ändern.Aber, und jetzt kommt zu sagen, dass aber, während die Zahlen einerseits jetzt ganz gut aussehen.Sind Änderungen, also die Änderungen, die anstehen, dürften unpopulär sein.Also es sind ja keine populären Änderungen zu erwarten und ja,das könnte dann insgesamt wahrscheinlich die Unterstützung der Bevölkerung fürden Krieg weiter senken.Das heißt, wir sind jetzt schon bei 48 Prozent und wie sieht es erst aus,wenn ja im nächsten Jahr dann unpopuläre Maßnahmen bekommen müssen,die jetzt zwar nicht wirtschaftlich ruinös sind, aber schon spürbar für alle,die es jetzt noch nicht zu spüren gekriegt haben. So.Und außerdem könnten die Änderungen, wie es so schön heißt, weil Dinge zu sogenanntenkrisenhaften Anpassungserscheinungen führen, also dass Dinge einfach kaputtgehen dabei durch die Änderungen und so.Und auf der anderen Seite, als ich mir die ganzen Zahlen angeguckt habe unddie wirtschaftliche Situation, bin ich zu der Erkenntnis gekommen,dass Putin und Russland es sich wirtschaftlich wunderbar leisten könnten,sich komplett aus der Ukraine zurückzuziehen.Selbst wenn diese Aktionen aufrechterhalten würden.Selbst unter den Bedingungen würde Russland jetzt nicht untergehen wirtschaftlich.In der Realität, wenn aber jetzt die Stimmung umschwingt und Putin zu der Erkenntniskommt, der Krieg ist nicht zu gewinnen,wird er sicherlich einige Konzessionen raushandeln können, So wie,ja, die bisher besetzten russischen Gebiete werden entmilitarisiert,kommen zwar unter ukrainische Verwaltung,da ist dann Polizei und alles meinetwegen, aber es dürfen dort keine schwerenWaffen oder Raketen oder Artillerie stationiert werden.Dann könnte Putin hingehen und zu Hause auch noch vermelden, Operation gelungen,so ist entmilitarisiert, wir ziehen uns jetzt wieder zurück und na gut,mit dem Kleinen, dass wir es annektiert haben und so, das vergessen wir mal,das schmeißen wir mal unter den Tisch.Ja, nicht, dass er es tun wird. Ich sage nur, wenn er zu der Erkenntnis käme und es tun wollte, ja.Wäre er wahrscheinlich in der Lage und dann noch die Aufhebung der Sanktionenschrittweise so mit dazu.Alle wären wieder glücklich und Putin könnte weitermachen mit der Unterwanderung des Westens,mithilfe von Geld und Oligarchen und alle wären wieder glücklich und das Geldwürde wieder sprudeln und die russische Wirtschaft würde boomen.So, weil Russland ist halt eine Öldiktatur, wenn man so will,eine Öl- und Rohstoffdiktatur und eigentlich das Einzige, was im Moment, was dann zählen würde,ist, dass wieder genug Öl gepumpt und Gas geliefert wird und dann fließt dasGeld wieder und alle werden glücklich.Ja, das wäre sozusagen eine Lösung.Also das ist das Szenario durchaus, was im Moment nicht realistisch ist,aber wo in einem Jahr wir mal wieder drüber reden können, wo wir dann dort sind oder in zwei Jahren.Und ich halte das nicht für komplett abwegig, ein solches Szenario.Wenn, wie gesagt, da sind wir noch lange nicht, aber Putin merkt,nee, es geht so nicht weiter.
Tim Pritlove 2:50:29
Um es mal vielleicht ein bisschen kompakter zusammenzufassen,die Situation in Russland ist zwar hart für Russland, aber noch nicht so,dass es sie in die Knie zwingt.Aber auf dem Pfad, auf dem siesich gerade befinden, können sie auch nicht beliebig lange weitermachen.Ob es jetzt 2025 ist oder 2026 oder vielleicht auch noch ein bisschen später,entzieht sich meiner Kenntnis und ich glaube, das entzieht sich auch der Kenntnisvieler Experten, die schon immer ein bisschen daneben geliegen haben.Es kann aber genauso gut auch schneller gehen.Die Frage ist ja auch immer, wie viel ist quasi auch dieses Staatsgebilde alsGanzes bereit zu leiden, beziehungsweise wann steigen Putin die Eliten aus,weil wenn die halt irgendwann ihre Fälle davon schwimmen sehen,das ist so der Punkt, wo sie dann eben ihren Support auch einstellen.Vielleicht nicht gleich so in der Revolution, aber dann wird es auf jeden Fallkritisch, weil er kann zwar viel machen, aber er ist jetzt auch nicht komplett unabhängig von allen.
Pavel Mayer 2:51:34
Aber auf jeden Fall, und das räumt selbst die russische Zentralbank ein,erwartet sie einen Tiefpunkt im Jahre 2025 und zwar den tiefsten Tiefpunkt seitBeginn des Krieges wirtschaftlich gesehen, sagt die russische Zentralbank.So selbst.Und auch wenn der Tiefpunkt jetzt und wir kommen gleich zur Ukraine nicht soein Einbruch ist wie bei der ukrainischen Invasion,deutet alles darauf hin dass tatsächlich 2025 sich etwas verändern wird in Russland.Etwas Größeres.
Tim Pritlove 2:52:24
Ja, muss man nur so lange noch durchhalten, um da vielleicht dann auch einen Nutzen draus zu ziehen.Schauen wir doch mal auf die Ukraine, wie es dort aussieht, denn da sind jadie wirtschaftlichen Verhältnisse ganz anders.
Pavel Mayer 2:52:40
Ja, also ich habe halt auf Statista vergleichbare Zahlen gefunden für Ukraine und Russland,was so die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts angeht.Und was jetzt die Ukraine betrifft, gab es halt in 2022 einen massiven Einbruch von fast 30 Prozent.Was natürlich einmal damit zu tun hat, dass Territorium und Bevölkerung verlorengegangen sind und auch Territorium, wo sich größere Produktionsstätten befunden haben.Also nicht nur ein paar Agrarflächen, wobei auch die in signifikantem Umfangnatürlich eingebüßt wurden.Und dann sind schlichtweg auch 10, 15 Millionen Ukrainer ins Ausland gegangen,die auch nicht mehr zur wirtschaftlichen Aktivität beitragen innerhalb der Ukraine.Insofern sind diese 30 Prozent natürlich erstmal ein krasser Niedergang.Aber das Ganze bedeutete dann nicht den wirtschaftlichen Kollaps der Ukraine,weil ab 2023 das Wachstum in der Ukraine tatsächlich höher war als in Russland.
Tim Pritlove 2:54:30
Und zwar deutlich.
Pavel Mayer 2:54:31
Und eben auch weiter Wachstum, also deutlich höheres Wachstum,als in Russland prognostiziert wird.Und für 2025, Gegenteil von dem, was Russland angeht, das sich im Tief befinden wird,geht man für die Ukraine von über 6,5% Wirtschaftswachstum aus.Aber...Es ist jetzt nicht nur das Wachstum, sondern auch alle anderen wirtschaftlichenKenndaten, auf die man drauf guckt,wie zum Beispiel die Inflationsrate,die bei 5% liegt, weniger als die Hälfte von dem in Russland,und ein Basiszins von 12 Prozent,auch die Hälfte von dem, was in Russland der Fall ist.Man ist zwar noch zwei Prozent von den dreien entfernt oder drei Prozent von den zweien.Dann ist aber auch positiv zu berichten, dass die Reform und die Europäisierungin der Ukraine voranschreitet.Und die Ukraine die quantitativen Performance-Kriterien vom IMF,also acht von neun dieser Kriterien erfüllt oder übererfüllt hat.Das heißt, das sind so Kennzahlen wie das Mindeststeueraufkommen,was die Ukraine selber einnehmen muss, Verschuldungsgrenzen,Obergrenzen, die einzuhalten sind.Ausgabengrenzen, die einzuhalten sind und der Aufbau von Devisenreserven zum Beispiel.Und in all diesen Punkten hat die Ukraine erfüllt und übererfüllt.Also insofern kann man sagen,zeigen trotz des Krieges diewirtschaftlichen Daten in der Ukraine in eine absolut positive Richtung.Positiver als die wirtschaftliche Entwicklung in Russland, erstaunlicherweise.Natürlich alles unter Bedingungen jetzt auch internationaler Unterstützung.Ohne die wäre ein Wachstum in der Größenordnung wahrscheinlich nicht möglich.Aber man kann sagen, dass die Ukraine einen signifikanten Teil des Geldes fürden Krieg auch selbst erwirtschaftet und aufbringt.Das zeigen halt diese Zahlen im Moment.Und das fand ich halt wirklich überraschend so.Auf der anderen Seite ist jetzt natürlich nicht alles Friede,Freude, Eierkuchen und 25 Prozent der Bevölkerung sind unter die Armutsgrenze gerutscht.Also durch den Krieg letztlich.Das war mal besser.Aber klar, wenn Leute halt aus ihren Dörfern vertrieben werden und irgendwoanders unterkommen müssen, dann hat das natürlich Auswirkungen.Oder einfach die Zerstörung von Lebensgrundlagen, von privatem Eigentum.Stehen dann Leute plötzlich mittellos da oder die vielleicht auf Mieteinnahmen angewiesen waren,vielleicht irgendwie eine Eigentumswohnung irgendwo finanziert hatten und vonden Mieteinnahmen dann gelebt haben und das Ding wird denen einfach weggebombt.Und da zahlt dann auch nicht unbedingt eine Versicherung oder in der Regel keineVersicherung bei Kriegsschäden. Ja.Und insofern, ja, es ist auf der einen Seite, kann man sagen, wow, super,die Ukraine entwickelt sich wirtschaftlich gut, aber sie braucht halt unsereHilfe und ist längst nicht irgendwie in der Region,wo dieses Land sein sollte oder sein könnte wirtschaftlich.
Tim Pritlove 2:59:38
Zumal da einfach viel Potenzial ist in der Ukraine, weil es ist ein großes Landalso wenn man sich jetzt mal den Krieg mal wegdenkt,ja und einfach mal nur so auf das Land schaut, es ist technologisch ähm,Teilweise sehr weit entwickelt in bestimmten Feldern.Also insbesondere was so Software, Computersysteme betrifft, da sind sie richtig gut.Sie haben einen riesigen Agrarsektor und durch das Land natürlich auch eineganze Menge Potenzial im Energiesektor zum Beispiel.Also was da an Flächen verfügbar ist für Solarkraftwerke, dann haben sie ohnehindie Atomkraftwerke. okay, die müssten natürlich jetzt befreit werden.
Pavel Mayer 3:00:26
Und sie hatten massive auch Stromerzeugungskapazitäten für die Schwerindustrie, die sich dort befand.Also, ja, und da kommen wir jetzt gleich vielleicht noch kurz drauf, wie das halt.Welche Dimensionen und Auswirkungen jetzt eigentlich die Angriffe auf die ukrainische Infrastruktur haben.Okay, wie kriegen die das hin, wo doch die Russen eigentlich das gesamte Energienetzzerbomben und ohne Strom kannst du halt auch nichts produzieren.Und bei Perun, glaube ich, habe ich jetzt Zahlen gefunden, sie stammen von derUkraine ursprünglich, auch von Budanov,glaube ich, dass insgesamt bisher 9600 Raketen auf die Ukraine abgefeuert wurden,wovon 2.430 abgefangen wurden und 7.170 durchgekommen sind.Also über 7.000 Raketen sind irgendwo in der Ukraine eingeschlagen.Und dazu kamen 14.000 Drohnen, von denen 9.270, also 4.739 durchgekommen.Also insgesamt nach 11.500 Raketen und Drohnen sind in der Ukraine eingeschlagen.Dazu natürlich jede Menge Artillerie und Kurzstrecken.Also das sind alles jetzt Langstreckenraketen, die irgendwo tief ins Land hineingegangen sind.So und zur Hälfte ungefähr militärische Ziele und zur Hälfte zivile Ziele wie Energieanlagen,Kraftwerke, Umspannstationen, Brücken und so weiter getroffen haben. So und.Was jetzt die Energieinfrastruktur angeht, ist der Hauptgrund,warum die Ukraine noch halbwegs Strom hat, trotz dann je nachdem auch hoher Ausfälle ist,dass eben das Energiesystem der Ukraine massive Überkapazitäten hatte.Also gewaltig dimensioniert warund selbst jetzt mit den verbliebenen zwei Kraftwerksstandorten und sechs,sieben Reaktoren insgesamt, diese beiden Kernkraftwerke alleine können 50 Prozentder derzeitigen Spitzenlast im letzten Winter erzeugen, allein an Erzeugungskapazität.Und ja, also das ist mit ein Grund, obwohl jetzt 60,70 Prozent der Erzeugungskapazitäten entweder besetzt wurden oder zerbombt wurden,trotzdem noch genug Erzeugungskapazität da ist.Und ansonsten ist man halt jetzt auch ein bisschen besser vorbereitet mit mehrdezentraler Erzeugung.Mehr Leute haben irgendwie Generatoren, die sie anwerfen können.Und ja, insofern geht man davon aus,dass die Ukraine mit dem Energiekrieg nicht in die Knie zu zwingen sein wird,es sei denn, Russland greift die Atomkraftwerke an und schaltet deren Erzeugungskapazität aus.So, das, weshalb jetzt auch Gerede in den russischen Propagandamedien aufgekommen ist,man solle doch die Atomkraftwerke angreifen.Und das steckt dahinter, dass man halt jetzt gemerkt hat, diese beiden Atomkraftwerkskomplexealleine reichen fast aus,um die Ukraine vollständig oder einen Großteil der Zeit komplett mit Energiezu versorgen und ansonsten die Hälfte der Spitzenlast ungefähr zu liefern.Ja, ähm...Und des Weiteren noch erwähnenswert natürlich in dem Zusammenhang ist,dass die ukrainische Waffenproduktion, Rüstungsproduktion massiv ausgeweitet wurde.Und wir hatten anfangs ja schon erwähnt, Modellvielfalt an Drohnen und anderen Waffensystemen.Und wirtschaftlich gesehen sind viele kleine Manufakturen entstanden.Sieht man auch immer die Bilder, so eine Handvoll Leute, die Drohnen zusammenschraubenund dann verpacken. und Stapel.
Tim Pritlove 3:06:19
So was habe ich ja auch besucht in der Ukraine, als ich da war.
Pavel Mayer 3:06:23
Ja, wie viele Leute waren da irgendwie in dem Shop?
Tim Pritlove 3:06:27
Zehn Leute. Ich meine, das war jetzt nicht die Manufaktur, wo die gebaut werden,sondern das war quasi das Development Zentrum. Das war nicht identisch.Aber mit Sicherheit ist das so. Also das ist ja gerade im Drohnenbereich unheimlichviele Startups, die das machen und das ist ja auch ein Ein großer Vorteil desukrainischen Ansatzes gegenüber den Russen.
Pavel Mayer 3:06:52
Ja, und das hat wohl dazu geführt, dass die Ukraine selbst wohl eine MillionDrohnen im letzten Jahr produziert hat auf diese Art und Weise fürs Militär.Und das ist, ich sag mal, für Manufaktur, das ist, ich sag mal,eine Million Drohnen, würde ich sagen, ist signifikant.Das sind fast 3000 am Tag ungefähr,plus sicherlich Importierte und Produkte.Und durch diese Manufaktur viele neue Modelle, hohe Innovationsrate haben wir vorhin schon gesehen,wobei jetzt für die Zukunft erwartet wird,dass sich diese Innovationsrate verlangsamt und dass jetzt eine Konsolidierungstattfindet und es dann mehr größere Produktionsanlagen oder eine Konzentrationauf weniger bewährte Modelle gibt.Es gibt also auch weniger Modelle, die sich bewährt haben.Das wird zumindest vorhergesagt. Und eben auch natürlich eine weitere Professionalisierungin Richtung Militär drohen, die dann wahrscheinlich etwas teurer und aufwendiger auch sein werden,aber auch eben entsprechend leistungsfähiger.Und was man jetzt ja schon gesehen hat, ja, es ist krass.Dass Hubschrauber die Drohnen, die Hubschrauber zerstören können,Drohnen, die Minen legen,andere Drohnen aussetzen, im Verbund fliegen, Feuerspucken und so weiter.Ja, aber es sind nicht nur tatsächlich jetzt im Drohnenbereich,sondern es gibt auch des Weiteren die sogenannte Bodana.Das ist eine selbstfahrende Radtaubitze,also eine riesige Kanone auf einenLKW geschraubt, so wie die CISA beispielsweise im NATO-Kaliber 155 mm.Und das Bemerkenswerte ist, dass die Ukraine das Fahrzeug und das Geschütz selbst produziert.Und ist jetzt seit anderthalb Jahren im Einsatz, seit Frühjahr 23.Und die Ukraine produziert bis zu zehn Stück im Monat davon.Das heißt, die sind jetzt auch in tatsächlich signifikanter Menge vorhanden.Also so 50 bis 100 Stück mittlerweile.Und die Beschaffung wurde unter anderem auch von Dänemark mitfinanziert.Das heißt, das ist das Modell, Dänemark beispielsweise gibt Geld und dann istjetzt 18 oder 19 von den Dingern zu bauen und die machen das dann und dann kriegt die Ukraine das.Und jetzt werden wohl auch Gelder aus eben den Zinsen beschlagnahmter russischerAssets dafür eingesetzt, um unter anderem eben auch Bogdanas zu finanzieren.Also insofern finanzieren die Russen,wenn man so will, die ukrainische Rüstungsindustrie und deren Aufbau.
Tim Pritlove 3:10:53
Und Artilleriegranaten bauen sie ja mittlerweile auch selber in der Produktion.Also sie produzieren schon und ich gehe mal davon aus, dass sie massiv die Produktionauch aufbauen, aber ich habe da noch keine Zahlen gehört,wie sehr ihnen das gelungen ist, also in welchem Maße sie selber Artilleriemunitionjetzt produzieren können.Da sind sie ja noch sehr auch vom Ausland abhängig.
Pavel Mayer 3:11:21
Ja, allerdings gibt es auch dort jetzt ganz viele,ich sag mal auch kleine Rüstungsbetriebe und Manufakturen, so die vorher, keine Ahnung,Metallteile für irgendwas,für Zäune hergestellt haben oder Autoteile hergestellt haben,die halt jetzt dann auch Granaten herstellen oder Teile von Granaten und dassind dann auch so teilweise kleinere Shops,die dann aber auch so 10.000 kleinere Mörsergranaten im Monat raushauen.Ein Shop.Also da kommt mit Sicherheit jetzt, ja, also da kommt auf jeden Fall nennenswert was zusammen und.Was jetzt auch geplant ist, also Rheinmetall investiert nennenswert in der Ukraine,weshalb jetzt Russland auch wohl angeblich den CEO ermorden will von Rheinmetall.Es gab ja auch verdächtige Explosionen in zwei verschiedenen Rheinmetallbetrieben,aber jedenfalls hält Rheinmetall jetzt 51 Prozent der neuen Rheinmetall UkrainianDefense Network, Network LLC,GmbH, und investiert halt dort vor allem so in Reparatureinrichtungen in derWestukraine, vor allem für Westpanzer jetzt und Westkanonen und so.Dann besagte 155 mm Artilleriegranatenproduktion findet auch mit Rheinmetallbeteiligungstatt und geplant ist die Produktion des Schützenpanzers Lynx in der Ukraine.So, das findet zwar noch nicht statt, aber ist eben auch erklärt.Und wohl diese größere Rüstungsproduktion oder generelle Rüstungsproduktionfindet wohl zunehmend jetzt unterirdisch in Bunkern statt, aus natürlich guten Gründen.Plus aber dann eben verteilt in wiederum kleinen Workshops.Ja, also das wäre es jetzt wirtschaftlich.Russland wird tendenziell schlechter,Ukraine im Moment wird erwartet,wird tendenziell besser, was das Wachstum angeht und bemerkenswert,dass überhaupt dort Wachstum unter diesen Bedingungen stattfinden kann,während in Deutschland gerade nicht so richtig wächst.
Tim Pritlove 3:14:35
Ich meine das Wachstum hängt, wie du schon gesagt hast, sehr davon ab,dass eben auch weiterhin so eine Kapitalunterstützung da ist,aber grundsätzlich, das wollte ich ja vorhin auch nochmal betonen und ich betone es nochmal,weil das muss man sich glaube ich auch mal klar machen, Ukraine ist eigentlichein potenzielles Powerhouse für Europa.Also wir können uns eigentlich gar nichts mehr wünschen, als dass sie der NATOund auch vor allem natürlich der EU beitreten.Das wird nicht ohne Konflikte ablaufen und das haben wir bei den anderen Osterweiterungenauch schon gespürt, dass dann eben auch einfach mal Gesellschaften aufeinandertreffen,die in manchen Punkten dann vielleicht doch mal ganz andere Ansichten haben.Aber so ist das halt nun mal in einem Einigungsprozess.Den muss man irgendwann auch mal beginnen, weil sonst kommt man nicht irgendwo an.Mittlerweile finde ich es, ich finde es immer wieder bemerkenswert,muss man sich auch mal klar machen, wie sehr sich Frankreich und Deutschlandmal auf die Mütze gegeben haben und wie sehr diese Rivalität eigentlich gar kein Thema ist.Und ähnlich wird man sich auch mit Polen einigen können über längere Zeit unddiese Prozesse müssen einfach nur begonnen werden.Aber die Ukraine ist halt in vielerlei Hinsicht einfach auch eine Gelegenheitfür Europa, sich dort auch nochmal zu erweitern.Ich finde es auch nach wie vor als eine Verpflichtung, uns dort zu engagieren,also rein aus moralischen Gründen.Aber es ist eben auch ein wirtschaftliches Argument, was man hier machen kann.Das ist für uns alle nur gut und deswegen...Lass uns weiterhin die Ukraine unterstützen in ihrem Kampf gegen Russland,weil es ist vor allem ein Kampf von Russland gegen uns alle und das ist mireinfach nicht recht. Ich finde das einfach unangemessen.
Pavel Mayer 3:16:36
Und ich finde diesen Gedankengang, dass wenn wir den Krieg beenden wollen,wir Putin davon überzeugen müssen, dass er den Krieg nicht gewinnen kann,den finde ich nachvollziehbar.Und in dem Moment, wo Putin zu der Erkenntnis gelangt, dass er den Krieg nichtgewinnen kann, wird er ihn beenden.Oder falls Putin nicht zu der Erkenntnis gelangt, aber alle anderen um ihn herumzu der Erkenntnis gelangen, dann werden diese den Krieg beenden.
Tim Pritlove 3:17:20
Oder Putin beenden.
Pavel Mayer 3:17:21
Ja, einschließlich den Krieg, einschließlich Putin beenden.Und ja, wie überzeugen wir Putin jetzt davon, dass er den Krieg nicht gewinnen kann?Ich denke, am ehesten, indem wir langfristig Zusagen machen,in den Aufbau der Ukraine investieren, weil was die Ukraine hat, das hat sie.Und ja, einfach die Unterstützung weiter hochfahren und hochfahren und hochfahren,bis Putin zu der Erkenntnis gelangt,dass das nicht funktionieren wird.Und dass es einfach zu teuer wird.Und auf jeden Fall gelangen wir nicht auf dem Wege dahin, in dem man der Ukrainevöllig sinnfreie Einschränkungen auferlegt,was die Nutzung von Waffen betrifft.Angeht, die es bekommt. Das ist schon so ein bisschen unerhört eigentlich.Ich meine, ja, wenn die Ukraine jetzt sagen würde, wir wollen damit russischeKrankenhäuser und Schulen bombardieren, dann könnte ich mir vorstellen,dass man sagt, ey Leute, so haben wir aber nicht gerechnet.Aber zu sagen, naja, also dieses Militärdepot in Russland oder diese Truppenansammlung,die dürft ihr jetzt nicht mit unseren Waffen bekämpfen, so das macht für micheinfach überhaupt keinen Sinn.Zumal wir ja schon gesehen haben, was von russischen roten Linien zu halten ist.Und ich frage mich manchmal, wie merkbefreit muss man eigentlich sein,dass man immer wieder auf dieses Gerede von Putin hereinfällt.
Tim Pritlove 3:19:43
Vielleicht ist man auch einfach nur gut finanziert von Putin.Das kann natürlich auch sein. Wir wissen es nicht.Gut, ich würde sagen, an der Stelle beenden wir diese Sendung. Die war lang genug.Ich dachte nicht, dass es wieder so lange wird, aber es gibt dann doch wieder viel zu erzählen.
Pavel Mayer 3:20:02
Ja.
Tim Pritlove 3:20:03
Wir beobachten die Situation weiterhin für euch und auch für uns.Ja, machen das ja auch ein bisschen für uns, aber versuchen trotzdem irgendwiealles halbwegs gewissenhaft hier aufzusammeln, was so der Wege kommt.Insofern, muss ich sagen, verabschieden wir uns und melden uns dann demnächstwieder, wenn wir der Meinung sind, jetzt müsste man mal wieder mal eine Sendung machen.
Pavel Mayer 3:20:32
Ja, macht's gut, haltet die Uhren steif, bis demnächst.
Tim Pritlove 3:20:36
Bis dann, ciao.
Shownotes

UKW124 Ukraine: One can simply walk into Mordor

Die Ukraine reitet in Russland ein und erwischt Putin und den Rest der Welt auf dem falschen Fuss

Während die Russen in Donetsk in den letzten Monaten unter großen Verlusten schrittweise Geländegewinne verzeichnen konnte überrascht die Ukraine mit ihrer Invasion im russischen Oblast Kursk alle. Die Ukraine setzte alles auf eine Karte und der Westen muss sich kleinlaut hinter diese Initiative stellen. Die militärischen Folgen stellen sich nach 10 Tagen als sehr erfolgreich dar: über 1000 km2 russisches Gebiet konnte die Ukraine unter ihre Kontrolle bekommen. Wir erzählen, wie es dazu kam, was die Ukraine zu diesem Schritt motiviert haben dürfte, welche Implikationen das jetzt alles hat und welche Möglichkeiten das alles in der Zukunft eröffnet.

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Tim Pritlove
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Pavel Mayer

Für diese Episode von UKW liegt auch ein vollständiges Transkript mit Zeitmarken und Sprecheridentifikation vor.

Bitte beachten: das Transkript wurde automatisiert erzeugt und wurde nicht nachträglich gegengelesen oder korrigiert. Dieser Prozess ist nicht sonderlich genau und das Ergebnis enthält daher mit Sicherheit eine Reihe von Fehlern. Im Zweifel gilt immer das in der Sendung aufgezeichnete gesprochene Wort. Formate: HTML, WebVTT.


Transkript
Tim Pritlove 0:00:32
Hallo und herzlich willkommen zu UKW, unsere kleine Welt.Mein Name ist Tim Pridloff und ich begrüße alle zur 124.Ausgabe von UKW.Und nachdem wir hier in der letzten Sendung mal so einen kleinen,zumindest vorübergehenden Schlussstrich unter die Brexit-Saga gemacht habenmit John, wird es kaum zu eurer Überraschung heute wieder um die Ukraine gehenund deswegen sage ich Hallo zu Pavel.
Pavel Mayer 0:01:03
Hallo Tim.
Tim Pritlove 0:01:05
Denn es ist ja wieder eine Menge passiert. Wir haben heute den 16. August 2024.Das bedeutet, dass wir wieder knapp zwei Monate ausgesessen haben.Und es war halt wieder so eine Phase, wo vieles immer so wieder dasselbe in grün war.Es ging wieder nichts voran.Bis denn dann auf einmal vor einer Woche alles auf einmal komplett anders war.Wir sprechen natürlich heute ausführlich über die Invasion der Ukrainer aufrussisches Staatsgebiet in der Region Kursk und auch in der Region Belgorod.Und werden aber jetzt vorher auch überhaupt erst nochmal, wie immer,einen Überblick liefern über die militärische Lage insgesamt.Aber dann vor allem uns mit dieser neuen Situation beschäftigen,was dort tatsächlich bisher passiert zu sein scheint und was das auch für politischeImplikationen hat, sowohl für die Ukraine als auch für Russland als auch weltweit.Da ist auf jeden Fall jetzt eine Menge in Bewegung gekommen.Ja, und dann reden wir noch ein bisschen über Militärtechnik,geben vielleicht ein kurzes Update zu der Situation rund um diese Nord StreamAnschläge, die ja schon einige Zeit zurückliegen, aber wo es jetzt neue Bewegungen gibt.Ja, und dann schauen wir nochmal vielleicht ein bisschen sonstiger Kleinkramund dann sollte das eigentlich auch schon alles gewesen sein.Naja, so machen wir das, oder Pavel?
Pavel Mayer 0:02:46
Ja, klingt wie ein Plan.
Tim Pritlove 0:02:48
Gut, ja also die militärische Lage, was ist passiert.Also zur Erinnerung, grundsätzlich ist es ja so, Russland bekämpft die Ukrainederzeit vor allem im Osten der Ukraine.Also primär im Oblast Donetsk, auch im Oblast Luhansk, theoretisch auch in Saporischiaund Kherson, aber da passiert eigentlich quasi überhaupt nichts.Also, Ressorten gab es diesen kleinen Outpost in Krinki, über den wir auch schonein paar Mal gesprochen haben, wo nie so ganz klar war, was daraus werden würde.Da hat sich jetzt die Ukraine zurückgezogen, mit anderen Worten,da ist die Front komplett still.Ähnlich ist es in Saporizia, also da stehen sich einfach die Truppen gegenüber,aber keiner investiert da groß.Und jetzt will Russland es irgendwie wissen und drängt sehr stark in der Region voran,wo wir jetzt vor einem halben Jahr die Kämpfe um Avdivka beobachtet und auchnatürlich hier kommentiert haben.Und nachdem die Ukrainer sich gezwungen sahen, Avdivka,diesen Stronghold dort zu verlassen, weil einfach der Widerstand zu viel gekostet hätte,seitdem verliert die Ukraine in diesem Bereich kontinuierlich ein Gebiet.Und das ist schon wirklich eine sehr unangenehme Geschichte.Ähnlich ist es etwas weiter im Norden.Der Vorstoß auf Chassiv-Yar, das ist sozusagen die nächstwichtigere Stadt undPosition für die Ukraine hinter Bachmut.Ja, der einjährige Kampf um Bachmut ist ja mit der Zerstörung der Stadt dann abgeschlossen.Seitdem wollen die Russen halt auf Chassiviar vorstoßen und auch dort wird relativviel investiert durch die Russen. Investiert heißt halt immer...Unglaublich viel Infanterie, die einfach nach vorne geschickt wird.Verluste spielen keine Rolle.In dieser Verteidigungsrolle hat zwar Ukraine generell die besseren Karten,nur derzeit sieht halt der gesamte Front in etwa so aus.Die Ukrainer halten halt ihre befestigten Stellung und die Russen greifen aneinerseits eben mit Infanterie,aber vor allem mit diesen Gleitbombs, die so im letzten halben Jahr zu einemrichtig großen Problem geworden sind.Denn erstens hat Russland da eine ganze Menge davon und zweitens können siedie halt mit ihren Flugzeugen relativ geschützt im Rückraum absetzen und Gleitbombs heißt ja,das sind quasi konventionelle Sprengkörper,die aber nicht einfach nur abgeworfen werden,sondern eben mit diesem zusätzlichen Rüstzug zu eben solchen gleitenden Bombenumgebaut werden für wenig Geld und die segeln dann halt langsam ins Ziel.Da bedeutet das, dass die Flugzeuge halt relativ hoch fliegen müssen,um die dann aus größerer Distanz absegeln zu können.Aber das sind halt sehr große Bomben, bis zu 500 Kilogramm Sprengkraft oderich glaube es gibt sogar noch größere.Und da sie da so viel von haben und da sie da auch so viel von zum Einsatz bringen,bedeutet das, dass einfach die Verteidigungsstellungen der Ukrainer gnadenlos bombardiert werden,Bis halt auch vielleicht existierende Gebäude schlicht einfach nicht mehr existierenund dann würden die Verluste zu groß werden und dann entscheidet sich halt dieUkraine immer eher wieder Gebiet freizugeben und sich zurückzuziehen.Als jetzt wirklich auf Biegen und Brechen jeden Meter zu halten.Ich fand das ganz interessant, es gibt so eine Betrachtungsperspektive,dass man eigentlich immer so ein Dreieck von drei Größenordnung hat.Entweder du hast Gelände oder du hast Personal oder du hast irgendwie Ressourcen,die du jeweils opfern musst, um in irgendeiner Form Widerstand zu leisten inso einem Verteidigungskrieg.Aber du musst dich halt für irgendwas entscheiden.Und die Ukrainer setzen halt mehr darauf, ihr Personal zu schützen,also nicht so viel Tote und Verletzte zu haben.Und da sie es eben mit Ressourcen nicht beliebig kompensieren können,müssen sie es eben mit Geländefreigabe kompensieren.Und das ist halt, sagen wir mal, in den letzten zwei Monaten auch wirklich sehrdeutlich geworden, insbesondere in diesem Gebiet um Avdivka,dass die Ukrainer Schritt für Schritt zurückgehen und sich alle halt denken,wie lange kann das halt noch so weitergehen.Das ist halt auch nichts, was jetzt in irgendeiner Form die Ukraine besonders bevorteilt oder so,sie verlieren halt die ganze Zeit Gebiet, können ihre Personalstärke noch halbwegs hoch halten.Aber nach Sieg sieht das dann halt nicht aus.Und dieser Stellungskrieg ist halt dadurch, dass so viel Beobachtung stattfindetund dieser Drohnenkrieg sich an dieser Front zusätzlich noch mit abspielt,irgendwie alternativlos.Man kann da mit keiner anderen Strategie vorangehen. Also machen es die Russenwie immer mit viel und mit diesen Gleitbomben und mit ihrer Rücksichtslosigkeit,dass ihnen halt einfach personelle Verluste weitgehend egal sind,können sie halt einfach draufhauen und gewinnen dann eben Gelände,weil sie eben wiederum sehr viel Ressourcen verbrauchen und sehr viel Personalverbrauchen und die Ukrainer machen es halt genau andersrum.Und ja, das war so ein bisschen die Situation und das hat auch vor allem allgemeinzu so ein bisschen Frustration natürlich geführt, weil das motiviert natürlichjetzt nicht gerade besonders,wenn das das Einzige ist, was man vermelden kann im Land.Und alle haben sich halt gefragt, okay, wie soll das jetzt weitergehen?Was sind jetzt hier die Schritte?Also seit Avtivka gefallen ist, haben die Russen in diesem Gebiet ungefähr 500Quadratkilometer an Gebietsgewinn gemacht.Das wird nochmal eine interessante Zahl werden, wenn wir über die andere Initiative sprechen.
Pavel Mayer 0:09:48
Ja und in diesem Jahr glaube ich um die 1000,also seit Anfang des Jahres, seit den letzten 10 Monaten irgendwie 1000 Quadratkilometerhaben die Russen dazu gewonnen.Das waren die Zahlen, die ich so gehört habe. Ja, insgesamt genau.Scheint realistisch zu sein und bei der Zahl jetzt an abgefeuerten Artilleriegranaten oder Bomben,so ist Russlandfaktor so zwei bis vier überlegen,je nach Gegend und bei der Zahl der Flugzeuge und so ebenfalls und Personal,ähverheizt Russland wahrscheinlich auch so zwischen zwei und acht Mal so vielwie die Ukraine, was so Gefallene angeht.Aber teilweise, also ich meine Russland von den Globaldaten her ist halt mehrals dreimal so groß und wirtschaftlich mehr als dreimal,deutlich mehr als dreimal so stark und hat halt eben auch noch diese ganzenStockpiles aus dem Kalten Krieg, Die da jetzt plus Nordkorea und Iran,die da auch zuliefern, jetzt insbesondere auch mit Kurzstreckenraketen,wohl iranische Kurzstreckenraketen, kommen wohl haufenweise zum Einsatz ausdem Grund, Weil Iran denkt,dass es die nicht brauchen wird, weil Israel viel zu weit weg ist,als dass diese Kurzstreckenraketen dort irgendeinen Unterschied machen würden.Und ja, die haben auch so 200 Kilogramm Sprengköpfe, ist also auch nicht ohne.Und ein CEP von 30 Metern ist jetzt also nicht unbedingt Hightech,aber mit so einem großen Sprengkopf trotzdem unangenehm genug.So, all das kommt natürlich jetzt zusammen. Plus, dass die russische Luftwaffewahrscheinlich zwischen, ich weiß nicht, 10 und 50 Mal so viele Flugzeuge hat wie die Ukraine.Und ja, das macht sich natürlich sichtbar.Auf der anderen Seite hat die Ukraine natürlich den Vorteil,sich zu verteidigen und damit halt mehr Verluste den Russen beizufügen.Aber Faktor 3 reicht nicht.Es muss mehr als Faktor 3 sein. Und teilweise erzielen sie das,aber teilweise eben auch nur Faktor 2 oder so.Und wenn sie nur doppelt so viele Russen töten, wie Ukrainer getötet werden,werden sie verlieren. So auf Dauer. Ja, also wenn sich das einfach so weitergeht.Das heißt, was wir jetzt auch sehen, es sind immer noch die Echos natürlichvon den sechs Monaten Lieferengpässen, die sich auch dazu geführt haben,dass nicht nur jetzt die Ukraine weniger Material hatte, sondern auch mehr Personalleiden musste unter den Russen.Weil sie eben nicht mit der Feuerkraft antworten konnten, die es benötigt hätte.Also letztlich, da kommen wir vielleicht auch später noch dazu,war die Situation verzweifelt, sodass man jetzt auch den Einmarsch in Kurskso ein bisschen auch aus Verzweiflung,dass der aus Verzweiflung geboren wurde,weil man irgendwie handeln musste,weil man das nicht einfach so weiterlaufen lassen konnte.
Tim Pritlove 0:14:08
Da kommen wir gleich zu. Also das ist eine vielschichtige Motivationslage, sagen wir es mal so.Um das vielleicht erstmal vom aktuellen Lagebericht her abzuschließen,also das war jetzt die Situation in Donetsk und halt so ein bisschen allgemeinetwas weiter nördlich in Luhansk gibt es geringe Gewinne hier und da,aber es ist weitgehend halt Stillstand.Auch dort eher größere russische Verluste, aber da konnten sich die Ukrainer halt behaupten.Dann ist weiterhin die Krim ein beliebtes Ziel für ukrainische Drohnen und Raketenangriffe.Die Russen müssen in der Krim weiterhin enorme Verluste hinnehmen.Also wir haben ja schon viel über den gewonnenen Seekrieg gesprochen.Und das manifestiert sich jetzt halt einfach darin, dass es mittlerweile aufder Krim keine nennenswerten Kriegsschiffe mehr gibt.Also alle größeren Kriegsschiffe, die jetzt wirklich kampffähig wären,die sind dort nicht mehr. Man weiß natürlich nicht ganz genau,wo jetzt die ganzen Unterseeboote sind.Das ist ja nochmal so eine Eigenschaft von Unterseebooten. Von einem weiß manes allerdings, das ist die Rostov-on-Don.Die ist ja vor einigen Monaten schon beim Storm Shadow Angriff im Trocken-Dockerheblich beschädigt worden.Trotz alledem haben sich die Russen bemüht in den letzten Monaten die wiederzu flicken und haben sie wohl so weit geflickt bekommen, dass sie sie wieder wassern konnten.Dann hat sie also dieses Trocken-Dock verlassen, wurde aber dann vor zwei,drei Wochen durch einen weiteren Drohnenangriff komplett versenkt und das wares dann halt mit der Rostov-on-Don.Also dieses U-Boot, das kann Russland jetzt abschreiben, was bei den anderenist, weiß man nicht so ganz genau.Aber alle größeren Kriegsschiffe sind halt entweder in Novorossiysk,also ganz weit im Osten des Schwarzen Meeres oder eben komplett abgezogen auchim Asowschen Meer, wo es mal hieß, dass sie sich dahin zurückgezogen haben.Sind sie wohl nicht, weil ihnen das dann schon wiederum zu nah an der Ukraine dran ist.Also das ist auf jeden Fall nicht gut gelaufen für die Russen.
Pavel Mayer 0:16:39
Und es ist wirklich bemerkenswert, dass der Ukraine das gelungen ist.Und es ist natürlich eine spezielle Situation so mit dem Schwarzen Meer.Und die Türkei lässt auch keine weiteren russischen Schiffe rein,sodass sie die auch nicht so ohne weiteres ersetzen können.Und politisch natürlich stellt es die ganze Krim-Situation so ein bisschen in Frage,weil ja eine wichtige Motivation für Russland war,dass sie von der Krim aus dann mit ihren Schiffen das Schwarze Meer irgendwiebeherrschen oder kontrollieren wollten.Und ja, solange dieser Krieg jetzt läuft so,kann Russland eigentlich die Krim als Militärbasis mehr oder weniger abschreiben. Ja, richtig.
Tim Pritlove 0:17:53
In Odessa sieht das jetzt übrigens so aus, dass dort ein mehr oder weniger normalerHafenverkehr stattfindet. Also dort wird wirklich Getreide verschifft.Das hat nicht so ganz die Kapazität, wie das vielleicht früher mal war,aber so auf 50 Prozent fährt das alles schon. Da sind also relativ viele Schiffevor Anker und werden auch beladen und verlassen wieder den Hafen.Es gibt zwar immer noch relativ viele Angriffe auf Odessa, aber nichtsdestotrotz, dort passiert was.Da gibt es natürlich bei den Rädern international noch etwas Zurückhaltung,weil Krisengebiet und dann ist es halt auch teuer, dafür eine Crew zu finden.Aber das ist etwas, was man sich klar machen muss immer wieder,dass es der Ukraine wirklich gelungen ist, die Russen im Schwarzen Meer komplettzu verdrängen und diese Bedrohung des Hafen Odessas zumindest soweit in den Griff zu bekommen,um wieder Business machen zu können.Außerdem haben sie ja noch diverse Zugverbindungen und Hafennutzungen in anderenLändern, Griechenland etc.Das hatten wir auch, glaube ich, mal angesprochen jeweils, als es ausgehandelt wurde.Wie sehr das so zum Einsatz kommt, weiß ich jetzt nicht, aber es wurde generellviel daran gearbeitet, die Eisenbahnverbindungen in den Westen auszubauen, besser zu machen etc.Und grundsätzlich hat man so ein bisschen den Eindruck, dass die MilitärischeAktivität auf der Krim, die die Ukraine dort veranlasst,das hat alles so diesen Charakter von Shaping-Operationen.Also es wird gezielt Luftverteidigung angegangen und man muss nicht viel rechnen können,um sich auszumalen, dass das natürlich auch eine Vorbereitung sein kann auf,Tja, und dann wissen wir es nicht genau.Also entweder ein Angriff auf die Krimbrücke oder eben auch eine Invasion derKrim, wie auch immer sich die Ukraine das gedacht hat, weiß man nicht, wir schon gar nicht.Trotz alledem, das ist das, was dort stattfindet.Ja, dann müssen wir auf jeden Fall auch nochmal auf die Kharkiv-Offensive der Russen kurz eingehen.Im Mai ging das los.Das war ja sozusagen diese Aktion, wo die Russen dann eine neue Front aufgemachthaben mit Stoßrichtung Kharkiv, also der Stadt Kharkiv, nicht nur in dem Oblast Kharkiv.Die aber dann von den Ukrainern relativ schnell eingehegt werden konnte.Also sie sind halt da bis zu dieser kleinen Stadt Wofchansk vorgestoßen unddort war dann eigentlich auch schon im wesentlichen Ende für die Russen.Derzeit ist auch da die Frontlinie eher so im Stillstand, also da bewegt sichgerade nicht sehr viel, aber das war jetzt für die Russen kein besonderer Gewinn.Also das ist so ein 100 Quadrat oder 200 Quadratkilometer Gebiet,was sie da so de facto überrannt haben,aber das war halt dann auch so, dass eigentlich die Russen so nennenswert überdie erste Verteidigungsstellung der Ukrainer auch nicht hinausgekommen ist.Am Anfang gab es ja sehr viel Aufregung, dass sie da überhaupt erstmal ins Landrein konnten und warum denn die Grenze nicht gesichert ist.Das Ding ist, man braucht halt immer so eine Pufferzone. Man kann ja nicht direktan der Grenze anfangen irgendwas aufzubauen, weil dann hat man es einfach sofortmit Artillerie und mit Drohnenangriffen zu tun.Dementsprechend sind halt die eigentlichen Verteidigungslinien ein bisschenweiter hinten. Das ist auch bei den Russen nicht sehr viel anders,wie wir gleich noch sehen werden.Auf jeden Fall, auch das ist sehr verlustreich und das ist wohl sogar noch verlustreicherals in den anderen Gebieten.Die Ukraine spricht davon, dass hier so das Verlustverhältnis von 1 zu 8 ist, so mit anderen Worten.Diese ganze Offensive war für die Russen jetzt kein großer Gewinn und ich glaubewir haben auch schon letztes Mal darüber gesprochen, dass es vor allem auchin einer Hinsicht ein echter Verlust war.Weil erinnern wir uns nochmal, nachdem das kam, wurden die Auflagen für dieNutzung von amerikanischen Waffen und auch deutschen Waffen im russischen Grenzgebietschon mal deutlich gelockert.Weil es war dann irgendwie offensichtlich, dass eine Verschlimmerung der Situationeinfach nie akzeptabel war und da kam dann auf einmal etwas Bewegung in diesepermanente Abstimmung zwischen den westlichen Kräften,ihrem Support und was sie eben der Ukraine noch erlauben oder wo sie nicht mitEinschränkungen belegen.
Pavel Mayer 0:22:44
Also offiziell dürften sie danach bis zu 100 Kilometer rein nach Russland Angriffedurchführen auf militärische Ziele.So, also das ist, glaube ich, oder ist auch bisher noch die offizielle Doktrin,die jetzt für, insbesondere für Attackams gilt.Und was jetzt Storm Shadows anging, gab es ja so einen Hickhack hin und herund am Ende haben die Engländer dann aber dann doch,gesagt, dass im Prinzip für die Storm Shadows dasselbe gilt wie für die Attackams.Nachdem sie zwischenzeitlich anderes behauptet hatten.
Tim Pritlove 0:23:34
Also da geht auch viel hin und her, aber es war auf jeden Fall schon mal sehrinteressant zu sehen, dass da kamen die Dinge auf einmal in Bewegung und daswird gleich nochmal eine Rolle spielen.Nach einer Weile gab es dann auch Warnungen von der Ukraine,da haben sie sich öffentlich zu geäußert. Ich glaube, das kam so hier aus dem Budanov-Bereich.Also Budanov ist der Chef des Militärnachrichtendienstes der Ukraine.Die sind so für diese ganzen Geheimoperationen zuständig. Auch ein sehr jungerTyp, Baujahr 86, der auch schon so ein Kult nach sich zieht.Nach dem Salushny, dem ehemaligen Chef des Militärs, der ja sehr populär war in der Ukraine,ist also vor allem dieser Budanov, glaube ich, wirklich einer der populärsten Typen,weil er einfach krasse Aktionen plant und auch in seinem ganzen Auftreten einfach wirklich eine Show ist,weil er einfach immer sein Cool bewahrt.Also der hat einfach eine coole Erscheinung, das macht wirklich Eindruck auf die Bevölkerung.Nichtsdestotrotz, es gab halt diese Warnung, so ein Vorstoß wie die Russen dasin der Kharkiv-Region gemacht haben, das wäre auch im Oblast Sumi denkbar.Und dementsprechend hat man sich auf einen solchen Vorstoß vorbereitet.Mental wie auch militärisch.Ja.Zwischendurch gab es dann natürlich auch weiterhin die fortgesetzten Drohnenangriffeauf Russland, über die wir ja auch schon gesprochen haben, auf Öllager und auf Ölraffinerien.Es wird permanent irgendwas bombardiert und mittlerweile haben die Russen ein echtes Problem da.Also es wird fast kaum noch Diesel und Benzin exportiert, sondern es gibt daeinen richtigen Exportstopp sogar.
Pavel Mayer 0:25:52
Ja, den haben sie jetzt bis Ende des Jahres verlängert, so aktuell gerade.Und dann eben auch Weißrussland aufgefordert, auch nur noch an Russland zu liefernjetzt bei Raffinerieprodukten und wollen dann auch aus anderen Nachbarländern,Kasachstan und so, die Importe erhöhen.
Tim Pritlove 0:26:17
Das muss man sich mal vorstellen. Also Russland mit diesen riesigen Ölreserven,eines der ressourcenkräftigsten Länder überhaupt,was jetzt fossile Energie betrifft, ist auf einmal nicht mehr in der Lage seineneigenen Diesel- und Benzinbedarf zu decken.Das ist definitiv eine Folge dieser Angriffe.Das erlaubt keine andere Erklärung.
Pavel Mayer 0:26:39
Ja, wobei die Produktion wohl offiziell nur, in Anführungszeichen,um 10 bis 20 Prozent reduziert wurde.Also viele der Raffinerien konnten auch relativ schnell wieder online gebracht werden.Aber ja, nichtsdestotrotz haben auch die 10% mittlerweile spürbare Auswirkungen.Die Benzinpreise in Russland wurden mehrmals erhöht.Die sind ja staatlich garantiert. Es wird ja auch subventioniert,das Benzin und der Diesel für die Bevölkerung wird also unter Herstellungskostensowieso abgegeben und der russischeStaat zahlt dann Subventionen an die Mineralölfirmen, abhängig davon,so wie viel billiger sie das Ganze jetzt unter Marktpreis dann abgeben.Und ja, das sieht nicht gut aus, aber ich gucke halt immer und überlege,wenn die Russen bei dem relativ...Vergleichsweise geringeren Anzahl an Drohnenangriffen so sehr in der Bredouille ist,was die Ukraine da eigentlich erdulden muss mit ihren Angriffen auf vor allemihre Strominfrastruktur in erster Linie.Und was jetzt aber angesichts auch,also seit dem Einmarsch in Kursk, hat wohl die Ukraine jetzt von Lager und Raffinerien,haben sie sich auf Flugplätze konzentriert, gerade mit ihren Langstrecken-Drohnen.Und haben dort wohl vorgestern einen der größten kombinierten Drohnenangriffegestartet mit irgendwie über 100 Drohnen, die sie auf den Weg gebracht haben gleichzeitig.Also weshalb man erwartet, dass sie jetzt ein bisschen runterfahren müssen in nächster Zeit. Ja.
Tim Pritlove 0:29:22
Das mit den Drohnen ist nochmal ein ganz interessanter Punkt,weil die Ukraine hat hier offensichtlich das erste Mal auch wirklich einen militärischenVorteil sich erarbeitet.Mittlerweile produziert die Ukraine also Millionen an Drohnen.Ich habe es gerade wieder vergessen, was das Produktionsziel für dieses Jahrwar, aber es war hoch bis Ende des Jahres, irgendwie 10 Millionen oder sowas.Also sie gehen sozusagen in die Vollproduktion.Und das haben sie eben ermöglicht, indem sie viele kleine Startups auch ermutigthaben, da mit eigenen Entwicklungen einherzugehen.Mit anderen Worten, sie haben nicht nur viele Drohnen, sondern sie haben auchviele unterschiedliche Drohnen, spezialisiert auf die einzelnen Bereiche.Sie haben Langstreckendrohnen, Kurzstreckendrohnen, FPV, Kamikaze,Überwachungsdrohnen, alles produzieren sie so weit es irgendwie möglich ist im Land selber.Und scheinen dabei aber auch wirklich gute Fortschritte zu machen.Es gibt da die Klage aus russischen Kreisen, also man kriegt das so mit ausabgehörten russischen Kommentaren und was sie auf Telegram schreiben etc.,dass das also wirklich mittlerweile eine Übermacht darstellt.Sprich im Bereich Drohnen kann es sein, dass das Verhältnis kippt und man siehtdas eben auch bei diesen ganzen Angriffen.Ich meine, die zerstören teilweise Ziele, die 2.000, 3.000 Kilometer von der Ukraine entfernt sind.Die haben einen Flugplatz angegriffen oben bei Norwegen, also auf Höhe von,ich habe gerade den Flugplatz vergessen, aber da wo Langstreckenbomber stationiertsind, die also super, super weit weg sind und...Russland hat überhaupt gar keine Möglichkeit mit dem, was sie noch an Luftabwehrsystemenzur Verfügung haben, ihr ganzes Land abzudecken.Also wenn sie mit ihren Drohnen es irgendwie über einen gewissen kritischenBereich schaffen, fliegen die einfach ewig weiter und finden auch ihre Ziele.Und das wird natürlich jetzt für die Russen zu einem richtigen Problem.Und genauso ist es wohl so, dass hier die Russen wiederum ein Problem habenund zwar in zweierlei Hinsicht. Erstens, also wir versuchen natürlich auch anDrohnen ranzukommen, weil es ist nun mal ein Drohnenkrieg, den wir jetzt hier haben.Aber auf der einen Seite haben sie wohl Schwierigkeiten, Quantität und Qualitätaus China zu bekommen, insbesondere Qualität, weil die zahlen halt jetzt jedenPreis und die Chinesen lassen die da so ein bisschen auch an der langen Hand verhungern.Und oft ist halt die Technik, die da ankommt, dann auch nicht so toll.Und abgesehen davon rächt sich natürlich dann auch ein weiteres Mal die interneKorruption der russischen Armee, weil natürlich jetzt auch große Unternehmen dann versuchen,diese Drohnenproduktion an sich zu reißen.Und kleine Startups, so wie die Ukraine das macht, die also schnell auch aufdiesen technologischen Fortschritt reagieren könnten, die haben halt irgendwie keine Chance.Und es ist ein permanenter Battle. Alle paar Monate ändern sich die Vorzeichen,wie Electronic Warfare funktioniert, wie man eben optimiert.Jetzt geht es in Richtung KI-gesteuerte Drohnen,die dann eben nicht mehr so Electronic Warfare-mäßig anfällig sein sollen wollenund jetzt auch aus dem Kursangriff hört man, dass es hier schon ein paar neueEntwicklungen gibt, wie zum Beispiel.Die erste Drohne, die ein Hubschrauber erlegt hat. Aber damit sind wir im Prinzipdann auch beim Hauptthema, nämlich der Kursoffensive der Ukraine,die glaube ich alle komplett auf dem linken Fuß erwischt hat.Nicht nur uns und Russland, sondern auch die USA und die Welt und alle Analysten,was es passiert. Also am 5.August, also mittlerweile vor elf Tagen, während wir hier drüber reden,rückt eine ukrainische Brigade auf das Territorium bei Sumi vor.Genau das Sumi, wo sie vorher gewarnt haben, dass da ja vielleicht die Russen angreifen könnten.Und mich beschleicht so der Gedanke, dass diese Warnung gar nicht so sehr wasmit Truppenkonzentrationen zu tun hat, die es dort gab,weil die gab es offensichtlich nicht, sondern das Ganze war eher so eine Nebelkerze,die die Ukraine gestartet hat, um damit abzudecken, dass sie wiederum Truppenkonzentrieren. Das ist das eine.Das andere ist, dass sie wohl auch viel Truppenkonzentration dadurch erzielthaben, dass Militär in diese Region nach Sumi gegangen ist, aber nicht in dieKasernen, sondern privat untergekommen sind.Das heißt, sie haben sehr viel Soldaten und Material zusammengezogen,ohne dass sich das für die Russen so ohne weiteres beobachten ließ.Gut, am Ende waren da auch viele Panzer, sonstige Fahrzeuge.Das lässt sich natürlich auch nur begrenzt verbergen und es gab wohl auch entsprechendeMeldungen innerhalb des russischen Militärapparats, ob denn da nicht irgendwie was im Busche wäre.Aber es heißt, dass Gerasimov,der Leiter des Militärs, diese ganzen Warnungen nicht ernst genommen hat undso war es dann halt möglich,dass die Ukrainer hier völlig überraschend die Grenze überrollt haben.Und sie sind dann halt rüber über den ersten Grenzübergang und dann ging allessehr schnell und die ersten zwei Verteidigungslinien, die es dort gibt,das ist nämlich relativ nah an der Grenze und dann nochmal ein,zwei Kilometer hinter der Grenze, dort haben sie halt so ein Trench-Networkgezogen, die wurden mehr oder weniger sofort überlaufen.Und auf einmal standen die Ukrainer vor der Stadt Sucha, die da relativ nahan der Grenze gelegen ist und dann hat es auch nicht lange gedauert und siehatten diese Stadt unter Kontrolle. Wie haben sie das gemacht?Sie haben eine konzertierte Aktion losgetreten, wo wirklich alle Verbände zusammengearbeitet haben.Ganz zu Beginn, ganz vorne sind sie mit Drohneneinheiten vorangeschritten,die halt also 10, 20 Kilometer weit ins Land quasi mit ihren Drohnen schon mal reinschießen konnten.Und die dann mit entsprechenden, ich weiß nicht genau wie sie es gemacht haben,also entweder mit Granatenabwürfen oder mit Kamikazedrohnen diesen ersten Stellungen,die eh dünn besetzt waren,da schon mal Angst eingejagt haben.Dann sind die alle erstmal in Entdeckung gegangen und dann sind sie paralleldazu mit schnell fahrenden Infanterieeinheiten losgegangen und haben dann diesesÜberraschungsmoment, weil die ja natürlich alle total überrascht waren,die wussten, ob nicht was los ist,ausgenutzt und haben dann diese Truppen relativ schnell übertölpeln können.Und so ist es dann den Ukrainern gelungen, innerhalb von ein,zwei Tagen schon ein riesiges Gebiet in irgendeiner Form unter ihre Kontrolle zu bringen.Dem sind dann noch diverse weitere Einheiten gefolgt, das heißt dann sind siemit schweren Geräten, mit Panzern, mit allen möglichen Versorgungsfahrzeugen, Logistik etc.Gefolgt und haben nach hinten dann alles abgesichert. Und das ging einfach schnell.Warum ging das so schnell?Naja, weil die Russen erstens überrascht waren und zweitens dort komplett unterbesetzt waren.Und sie hatten vor allem auch überhaupt gar keine besonders ausgebildete Truppedort am Start, sondern das war eher so eine Region, die sie mit Wehrpflichtigen besetzt haben.Also da standen irgendwelche 18,19-Jährigen rum und auf einmal kamen die Ukrainer mit ihrer ganzen Power.
Pavel Mayer 0:37:35
Ja und dazu ist wohl auch so, dass sie halt viel natürlich die Russen auch auf Kameras gesetzt haben,die die Grenze überwachen und da ist es wohl der Ukraine auch gelungen zum einendieses Kameranetzwerk auszuschalten plus dann den Funk der Russen auch zu stören,sodass sie erst mal überhaupt Schwierigkeiten hatten, sich ein Bild zu machen,wo denn genau was passiert.Und sie scheinen dann auch in der Lage gewesen zu sein, die russischen Drohnenerfolgreich zu stören in dem Gebiet, dass die Russen einfach erst mal blind waren.Und dann...Psychologisch, was wohl auch dazu kam, ist dann so ein bisschen der Effekt,dass man erstmal das nicht geglaubt hat,was da vor sich geht, weil es einfach ein bisschen außerhalb ihrer Vorstellungskraft lag.Weil dazu sollten die Ukrainer eigentlich nicht fähig und in der Lage sein.Und das kann nicht sein, was nicht, ja darf nicht sein, was nicht sein kann.Und das spielte sicherlich auch eine Rolle dafür.Plus noch ein paar andere interessante Faktoren, die wir dann vielleicht aberhinterher nochmal bei der politischen Bewertung oder bei den weiteren Reaktionender Bevölkerung beispielsweise,die halt auch ganz anders reagiert hat,als umgekehrt als die Russen in die Ukraine rein sind und sich die Ukrainerdann mit allem bewaffnet haben,dessen sie handhaben und spontan sich dann zu Territorialverteidigungsgruppenzusammengefunden haben.Und das hat man auf der russischen Seite gar nicht gesehen.Und da gibt es, glaube ich, auch gute Gründe für, warum das so anders ist.Aber ja, vielleicht nochmal so ein paar Zahlen, denke ich, konkret welchen Umfang das Ganze hat.Also die Ukraine ist wohl jetzt mit mindestens vier Brigaden unterwegs,was so 4.000 bis 6.000 Soldaten etwa entsprechen soll, mit denen sie reingegangen sind.Plus dann nochmal 2.000 bis 4.000 Kräfte dann im Bereich Sumi auf der eigenenSeite, die dann für Logistik und Luftverteidigung zuständig sind.Also wir reden von 5.000 bis 10.000.Das ist eine große Spannbreite, aber das ist auf jeden Fall groß.Eine signifikante Menge an Truppen und Ressourcen, die sie committed haben.Und wenn ich das richtig verfolgt habe,dann haben sie, also es gibt so diese eine größere Straße, die von der Ukrainenach Sucha reinführt, diese H0-7.Die waren natürlich ambesten gesichert und weshalb dieUkraine dann nördlich und südlich von der H-07 über die Grenze gegangen sindund eingesickert sind und dann die Hauptbefestigungsstellung auf der H-07 vonhinten aufgerollt haben.Und dabei dann auch entsprechend Gefangene gemacht haben und damit dann,sagen wir, diese wichtige Straße dort auch einfach freimachen konnten.
Tim Pritlove 0:41:46
H07 heißt sie in der Ukraine, in Russland ist es dann die R200.
Pavel Mayer 0:41:50
Ah, okay. Und insgesamt sind sie da aber auch auf einer Breite von 30 Kilometernungefähr über die Grenze gegangen.Das heißt, es war jetzt nicht nur eine punktuelle Incursion,sondern es ist schon 60 Kilometer entlang der Grenze und dann bis zu 30 Kilometertief im Schnitt nach Russland vorgestoßen.Und allerdings nicht überall,sondern bisher war das Ganze noch relativ zackig oder ausgefranst und da wirdsich sicherlich noch einiges konsolidieren.Und die letzten Zahlen, die wir jetzt hatten, was das flächenmäßig ausmacht,sind wohl 1150 Quadratkilometer.So sind die letzten Zahlen.Und dann sagt es 160.000 Fußballfelder oder 0,4 Saarland.0,4 Saarland, genau. Saarland ist immer so das Maß.
Tim Pritlove 0:43:04
Aber ich sage ja eins, kein Mensch weiß, wie groß das Saarland eigentlich ist.Und deswegen kann man sich vielleicht das ganz gut so vorstellen.Die Fläche entspricht tatsächlich ziemlich genau der Gesamtfläche von Berlin.Plus Potsdam. Das ist also in etwa das Gebiet, von dem wir reden,natürlich nicht in demselben Maße bewohnt, sondern hier gibt es nur ein paar Kleckersiedlungen.Sie haben mittlerweile glaube ich so an die 82 Siedlungen unter ihrer Kontrolle.Und nichtsdestotrotz ist das natürlich signifikant, weil ihr erinnert euch vielleichthier am Anfang der Sendung, haben wir mal kurz zusammengefasst,was denn die Russen in diesem Jahr alles so erobert haben und das ist halt in einer Woche mehr,als die Russen jetzt seit Anfang dieses Jahres der Ukraine abgenommen haben.Das rechnet sich natürlich jetzt nicht wirklich gegen, aber nur um mal so einGefühl dafür zu bekommen, was jetzt hier eigentlich gerade passiert.Also wir reden hier nicht über so einen kleinen Überfall, sondern die Ukrainerhaben jetzt hier ihre Strategie geändert und sehr schnell sehr große Erfolgeerzielt und wir sind noch lange nicht am Ende dieser Geschichte.Im Prinzip geht es jetzt gerade so in die dritte Phase über und da ist nochalles offen, weil die Russen fangen jetzt eigentlich erst an, sich zu verteidigen.Natürlich haben sie jetzt irgendwelche Truppen vorgeschickt und es gibt an denGebieten, wo jetzt der Einfluss der Ukraine erstmal ändert, gibt es natürlichauch Kämpfe, aber täglich werden weitere Geländegewinne gemeldet.So in der Größenordnung von ein, zwei Kilometer hier und da.Und außerdem ist die Zahl von jetzt schon in Gefangenschaft geratenen Russen,die auch teilweise einfach aufgegeben haben, sehr hoch.Also man geht von über 2000 Gefangenen aus, das ist extrem viel und es ist glaubeich schon relativ klar, dass der Stachel auch tief sitzt,weil die Russen jetzt selber schon anfangen über Gefangenenaustausch zu reden.Normalerweise lassen die sich immer bitten.Und ja, das Problem ist vor allem,dass es sich hier halt um Wehrpflichtige handelt und das macht sehr viel mehrÄrger in der Bevölkerung als irgendwelche Kontraktdienst, die also sich Geld dafür bezahlen lassen,ihren Schädel da hinzuhalten. Das ist für sie ein Problem.Außerdem müssen sie jetzt sehr viele Truppen verlegen und das dauert.Weil, wo haben sie denn ihre Truppen?Ja, im Osten und im Süden der Ukraine.Das heißt, um aktive Truppen dorthin zu bekommen, müssen sie die jetzt allein die Eisenbahn und in Lastwagen setzen und ein paar tausend Kilometer im Kreisschicken, bis die überhaupt erstmal in Kurs ankommen.Weil aus dem Land selber heraus können sie nicht so ohne weiteres Truppen generieren,Weil alles das, was sie generieren, haben sie sowieso schon nach Donetsk geschickt.Und das ist für die Russen ein weiteres Problem.Reden wir vielleicht nochmal kurz über...Das Ziel als solches. Warum dort? Also warum hat die Ukraine dort angegriffen?Wenn man sich das geografisch anschaut, ist es natürlich vor allem erstmal deshalbinteressant, weil es sehr weit weg von der sonstigen Frontlinie ist.Und gerade wenn die Russen jetzt gezwungen sind zu verlegen,ist man natürlich am liebsten so weit weg, wie es irgendwie geht.Man hat noch so einen gewissen Achtungsabstand zu Belarus, aber im Prinzip istauf jeden Fall alles, wo die Russen gut aufgestellt sind, relativ weit weg.Dazu kommt, dass dieser Ort Sucha, den sie sich als erstes geschnappt haben,auch ganz interessant aus strategischen, logistischen Gründen ist.Einerseits führt dort eine wichtige Bahnlinie durch,die insbesondere für die Verstärkung der in Belgorod stationierten Truppen wichtigist für Dinge, die aus Belarus kommen.Und ist natürlich auch ein wichtiger Teil einfach des Eisenbahnnetzes und dasführt schon mal zu einer Menge Umleitungen.Außerdem beherbergt Sucha eine wichtige Gaspumpstation, das ist nämlich quasider Ort, wo das Gas, was dann durch die Pipeline in der Ukraine geht,Richtung Ungarn und Slowakei gepumpt wird.Das scheint gerade so zu sein, dass dieser Ort jetzt,na ich weiß nicht, ob er komplett zerstört ist, aber er ist zumindest bombardiertworden und zwar von den Russen, weil die Ukrainer den eingenommen haben unddie Russen es dann erstmal für eine gute Idee gehalten haben,da ein paar Bomben drauf zu schmeißen. Und...Außerdem war Sucha auch noch ein militärisch wichtiger Platz.Da gab es so ein paar FSB-Zentralen etc. Das weiß ich im Detail alles nicht so genau.Auf jeden Fall, der Stachel sitzt da schon relativ tief.Also dafür, dass es so nah an der Grenze war, war das also ein strategisch wichtiger Ort.
Pavel Mayer 0:48:16
Also es gab dort halt ein Kommando-Osten der Armee und auch des Geheimdienstes.Und weil die Ukrainer aber so schnell vorgerückt sind, haben es die Militärsund Geheimdienstler nicht geschafft, so dort alles rauszuschaffen.Und weil normalerweise passiert das nicht.Normalerweise sind diese Kommandostellen hinreichend weit von der Front entfernt,dass wenn man sieht, der Feind rückt nahe, dann verlegt man ihn zurück.Weil das ist halt einfach, das passiert ganz selten, dass sowas in die Hände des Feindes fällt.Und ja, also da gab es halt wirklich lustige Clips von ukrainischen Soldaten,die da in der russischen Kommandostelle sitzen und nachspielen,wie die Russen irgendwie...
Tim Pritlove 0:49:32
Prigozhin sich bei den Militärführern beschwert.
Pavel Mayer 0:49:36
Wo bleibt Putin? Wo bleibt die Munition?Und einen Riesenspaß haben, sozusagen in diesen brussischen Kommandoposten zusitzen mit altem Telefon am Ohr und dann Putin, wo bleibt die Munition?Und sich dabei wirklich totlachen.Also ein bisschen Spaß in dieser ernsten Situation ist da auch dringend erforderlich.Und der Moralboost für die Ukrainer und die ukrainische Armee ist natürlichauch gewaltig dadurch. Also viele...Kämpfer haben dann gesagt, er meinte, ich fühle mich wie ein Tiger.
Tim Pritlove 0:50:29
Allein die Meme, die in den ersten Tagen so aufgekommen sind online,ich habe schreiend, voll lachend zusammengesunken.So irgendwie, ja, Russland 2024, zweitbeste Armee in Russland und das Besteüberhaupt halt dieser bekannte Memeclip aus Herr der Ringe so,one can simply walk into Mordor.
Pavel Mayer 0:50:55
Ja, in der Tat richtig gut und dann gab es dann natürlich auch die Witze,um irgendwie das jetzt ein Referendum veranstalten werden,sozusagen, ob die Leute sich nicht lieber der Ukraine anschließen wollen.
Tim Pritlove 0:51:18
Es ist immer ganz interessant, es gibt ja jetzt in zunehmendem Maße so Clips,Gespräche auch mit der Bevölkerung und ein Teil der Bevölkerung ist ja geflohen,manche sind aber auch geblieben.Die Ukraine sorgt mittlerweile selber mit Hilfslieferungen dafür,dass die eben auch was zu essen haben Und zu trinken haben, weil natürlich istdie Infrastruktur jetzt auch weitgehend zusammengebrochen.Und was ich ganz interessant fand, ist, dass in dieser Region die Leute nichteinfach nur russisch sprechen,sondern dass da sehr viele zu sein scheinen, die tatsächlich entweder ukrainischsprechen oder so ein Zwischendialekt, ich hab jetzt gerade den Namen vergessen davon,der so eine Mischung aus russisch und ukrainisch ist, der wohl in dieser Regiondurchaus auch verbunden ist. verbreitet ist.Und so die Bevölkerung hat gar nicht so die Probleme da mit den ukrainischenSoldaten und überhaupt ist da auch die Auseinandersetzung natürlich ein bisschen anders,weil im Gegensatz zu den Russen fangen sie halt nicht an, gleich die Bevölkerungzu foltern und alle umzubringen.Noch vielleicht zu Sucha noch, also das war halt auch oder ist eine wichtigeZentrale auch im Hinblick auf das Eisenbahnsystem und ich habe es noch nicht so ganz durchdrungen,aber die Möglichkeit dort auf die Bahninfrastruktur zuzugreifen,erlaubt es Ihnen wohl auch Zugbewegungen an anderen Stellen mit zu protokollieren?Also sie haben da sozusagen auch einen IT-Zugang erhalten.Das hat sowas mit, wie das Signalisierungssystem dort funktioniert.Das können die Russen nicht einfach ausschalten, dass die das da auch sehen können.Und ja, müssen wir nochmal schauen, was das so für Konsequenzen hat.Aber auch über Sucha hinaus ist natürlich die Region ganz interessant und wasnatürlich von Anfang an in der Diskussion stand, ist, dass mittlerweile auch nur noch weitere 20,30 Kilometer von der aktuellen Frontlinie entfernte Atomkraftwerk Kursk in der Nähe der Stadt Kursk.Und das ist auch jetzt mal nicht ein kleines Ding, sondern dieses Atomkraftwerkversorgt halt nicht nur die Stadt Kursk und die Region, sondern auch relativwichtige Industriebereiche.Unter anderem liefert das also die Energie, die die Produktion von 30% der EisenproduktionRusslands und ein Großteil auch der Nahrungsmittelproduktion absichert.Mit anderen Worten, das ist für die Russen ein echtes Problem,dass dieses Atomkraftwerk auch nur unter der Bedrohung der Ukrainer steht.Bisher macht es nicht so den Eindruck, als ob die Ukrainer jetzt ein großesInteresse daran hätten, auf Biegen und Brechen zu diesem Atomkraftwerk vorzustoßen.Aber das müssen sie halt auch gar nicht, weil die Russen müssen es jetzt eh verteidigen.Das heißt, sie müssen auf jeden Fall da sehr viel Aufwand schon mal leisten, um dort sicher zu sein.Und die Ukrainer können sich im Prinzip jetzt gerade auch aussuchen,in welche Richtung sie vorstoßen, weil insbesondere der westliche Bereich istnatürlich sehr schlecht versorgt.Aber im Prinzip können sie und versuchen sie auch gerade in alle Richtungendieses Gebiet weiter auszubauen und ich wäre jetzt nicht so überrascht,wenn wir also diese Zahl von 1150 Quadratkilometern, dass die sich in den nächstenTagen und vielleicht auch Wochen noch weiter erhöht, bis die Russen überhaupt mal in der Lage sind,ausreichend Druck auszuüben, um die Ukraine auch wieder zurückzudrängen.
Pavel Mayer 0:54:58
Ja, also grundsätzlich fand das so eine interessante Analyse.So, Frage, wohin geht's denn, was ist denn das Ziel?Gab so eine schöne Phasenanalyse, also generell so eine Invasion oder so eineOffensive. besteht dann halt aus vier Phasen so.Erstmal den Break-In, also den ersten Einbruch.Dann den tatsächlichen Durchbruch, der sich halt vom Einbruch dadurch unterscheidet,dass man halt sich einen freien Weg geschaffen hat durch die Verteidigungsstellungen.Dann die dritte Phase, also die ersten beiden Phasen sind im Prinzip am erstenTag passiert und dann hat,die Ausnutzung eine Exploitation-Phase begonnen, die noch läuft und gerade wahrscheinlichin die Konsolidierungsphase übergeht,womit dann typischerweise so eine Offensive endet. Also man,quasi ja konsolidiert.
Tim Pritlove 0:56:14
Also Exploitation nicht jetzt der Ressourcen oder der Bevölkerung,sondern sozusagen der Gelegenheit, weiter Geländegewinde zu machen.
Pavel Mayer 0:56:21
Ja, also genau, dann das offene Gelände auszunutzen,um dann entsprechend strategisch wichtige Punkte zu besetzen oder dann ebenja Gefangene zu machen oder Waffen,Munition zu erobern oder auch Dinge zu zerstören unterwegs.Also all diese Dinge gehören halt zur Exploitation.Und die Konsolidierung ist dann, dass man halt Befestigungsstellungen schafft.Und ich hatte auch gesehen, dass die Ukrainer sich eingraben.Am Anfang war die Frage, okay, sind sie jetzt nur rein und ziehen sich jetztwieder schnell zurück? Oder wollen sie das andere Extrem, das Ganze als Faustbandfür Verhandlungen behalten?Oder eine dritte Möglichkeit, irgendwas dazwischen, dass sie sich zwar nichtsofort zurückziehen, aber das Ganze nutzen,um die Russen zu zwingen, dort Aufwand zu treiben und sich teuer zu verkaufenund ihnen da viel abzuverlangen.Offiziell sagen, was Zelensky dazu gesagt hat, und das fand ich eigentlich einganz brauchbares Statement, wir wollen eine Pufferzone schaffen.
Tim Pritlove 0:57:50
Genau das, was die Russen auch gesagt haben über ihre Rakiv-Offensive.
Pavel Mayer 0:57:54
Genau. Und das macht natürlich insofern Sinn,weil jetzt natürlich die Kämpfe, wenn die Russen, wie sie üblicherweise so inder Ukraine vorgegangen sind und alles zu Schutt und Asche schießen, und sagen,wenigstens jetzt keine ukrainischen Dörfer und ukrainischen Brücken und Straßendran glauben müssen und in der Ukraine Flüchtlinge generiert werden,passiert das halt alles jetzt auf russischer Seite.Und insofern ist so eine Pufferzone einfach erstmal praktisch,so kann man sagen. Und ich denke, bei der Frage...Was ist jetzt irgendwie das Endziel? Also keiner glaubt, dass sie jetzt bisMoskau durchmarschieren wollen.Das ist auch eher unrealistisch oder tatsächlich unrealistisch.Aber ich glaube, dass sehr viel davon abhängt, wie die Russen sich verhalten werden.Das heißt, man kann jetzt nicht sagen, okay, die Ukrainer haben jetzt diesesoder jenes Ziel und werden das auf Teufel komm raus versuchen zu erreichen.Sondern ich denke, sie werden auch flexibel reagieren, abhängig davon,wie Russland jetzt reagiert.Und was sie halt auch in den ersten Tagen dann genutzt haben, war natürlich,sie hatten halt auch ausgeguckt, auf welchen Wegen werden die Russen wohl Verstärkunganbringen und haben dann auch,wie früher bei entsprechenden Offensiven der Fall war,dann auch viele Truppen auf dem Anmarsch, wo sie natürlich am meisten verwundbarsind und wo sie in der Regel konzentriert sind, weil sie dann mit Konvois hingefahren sind,haben sie teilweise eben komplette anfahrende Konvois beschossen,weil sie wussten, wo die wohl langfahren werden.Und das war dann wohl auch unangenehm.Plus, dass es so aussieht, als wenn die Russen jetzt bisher keine Soldaten vonanderen Frontabschnitten abgezogen hätten.Sondern nur die Reserven aus anderen Frontabschnitten, aber nicht unbedingt die Fronttruppen.Das heißt, die Reduktion jetzt,also die Russen greifen zwar jetzt weniger an, aber nicht in allzu großem Maßeplus, dass sie Grenzen jetzt von der chinesischen Grenze, also ganz vom anderenEnde jetzt auch abziehen.Da gab es eine schöne Aufnahme von einem Zug, wo ungefähr eine Bataillonsstärke,also 20 gepanzerte Kampffahrzeuge,BMPs, Tanklaster,ein Bagger...Unter anderem und ja, ein bisschen Artillerie dann mit dem Zug anrollten,haben jetzt glaube ich noch 12.000 Kilometer vor sich oder so und bewegten sich dort mit 15 kmh,weil irgendwie es ein schwer beladener Zug ist,vier Lokomotiven, zwei vorne, zwei hinten, um das Ding überhaupt zu bewegenUnd jemand meinte, okay, bei dem Tempo brauchen sie wohl drei Monate,bis sie dann irgendwie das Material an der Front angekommen ist.Man sollte die Russen jetzt nicht unterschätzen und die haben halt noch,wie gesagt, an der chinesischen Grenze, aber sie entblößen jetzt immer mehr,aber versuchen gleichzeitig jetzt den Druck an den anderen Stellen erstmal aufrecht zu erhalten.Wird man sehen, vollständig scheint ihnen das nicht zu gelingen.Eben weil, wie erwähnt, das Bahnchaos, weil einerseits dann eben jetzt Strecken weggefallen sind,aber sie eben andererseits dann auch improvisieren mussten, wo welche Züge jetztlangfahren, ist ihnen der gesamte Fahrplan durcheinandergeraten.Das klingt jetzt erstmal harmlos, Fahrplan durcheinandergeraten,Aber das Problem ist, dass dann eben Loks und Eisen und Waggons und Personaleinfach nicht dort sind,wo sie sein müssten, damit man Züge bewegen kann.Das heißt, teilweise stehen Züge jetzt in Bahnhöfen, weil das Personal,die Lokführer nicht da sind oder...Die Loks sind einfach an der falschen Stelle oder die Waggons.Und ja, das halt da wieder Ordnung reinzubringen, ist halt nicht einfach.Und klar, sie werden es hinkriegen und es rollt sicher auch wieder was.Aber alleine nur so ein mehrtägiger Ausfall jetzt von Lieferungen,Verzögerungen ist natürlich auch schon problematisch für Truppen,die so Ressourcenprobleme haben.
Tim Pritlove 1:03:58
Ja, jetzt ist natürlich viel darüber diskutiert worden, was so die Motivationder Ukraine war, das überhaupt zu tun.Ja, ob das so eine gute Idee ist. Je nachdem, wohin man schaut.Also die deutschen Analysten waren halt sofort so, oh, das könnte das Ende derUkraine sein, weil jetzt übernehmen sie sich etc.Klar, das ist natürlich eine Diskussion.Kann die Ukraine das jetzt überhaupt militärisch leisten?Führt das nicht zu einer Überbelastung, wenn sie sowieso schon gerade so vielverlieren in Donetsk? Aber wie vorhin schon angedeutet, ist das ja auch einkalkulierter, schrittweiser Rückzug, den sie dort machen.In Donetsk läuft das auch gerade darauf hinaus, dass sie die Russen eben solangsam an eine weitere, besser gesicherte Rückzugslinie heranführen.Und das eben langsam vorbereiten, aber jetzt auch nicht vorhaben,dann Prokofsk ohne Kampf aufzugeben oder so etwas.Weil das ist eine relativ wichtige Stadt, die sie jetzt nicht hergeben wollen.Warum also dann diese Offensive und was gewinnen sie denn damit?Rein militärisch ist es erstmal so...Ukraine macht jetzt überhaupt das erste Mal seit langer Zeit wieder etwas,wo sie besser sind als die Russen.Manöverbasiertes Kämpfen ist für so eine besser ausgebildete,besser ausgestattete, also nicht qualitativ, sondern qualitativ besser ausgestatteteTruppe ein Vorteil gegenüber den Russen.Und wir haben ja jetzt schon zahlreiche Dinge geschildert, wo die Russen jetztüberall auf dem linken Fuß erwischt wurden.Logistisch, die Bahnen, die falschen Truppen an der falschen Stelle,auch generell einfach im Informationskrieg zurückgelassen worden,weil sie einfach outsmarted wurden.Und hier kann die Ukraine Gewinne erzielen und sie erzielt auch Gewinne.Und sie erzielt Gewinne in signifikanter Größe.Natürlich stellt sich jetzt die Frage, wie lange können sie das halten,wie lange wollen sie das halten,aber das mal erstmal hinten angestellt, ist schon mal ganz interessant zu sehen,was jetzt die Ukraine mit diesem einen Move für Dilemmata für die Russen geschafft haben.Und es sind mehrere, die man hier aufzählen könnte.Es fängt halt an mit diesem militärischen Dilemma.Dilemma heißt ja immer, es gibt nicht irgendein Problem und da muss man eineAnstrengung unternehmen und dann ist das Problem weg, sondern ein Dilemma ist die Situation,in die man seine Gegner immer bringen möchte in diesem Krieg,so nach dem Motto, okay, das ist jetzt die neue Situation und du hast jetztzwei schlechte Möglichkeiten zur Auswahl.
Pavel Mayer 1:06:50
Ja.
Tim Pritlove 1:06:52
Denk mal gut drüber nach, welchen der beiden Nachteile, die du jetzt einfahren möchtest.Und das ist halt hier auf militärischer Ebene erstmal die Frage, okay,Behalten wir jetzt unsere Stellungim Osten oder priorisieren wir die Verteidigung des eigenen Gebiets?Und das ist ja schon mal nicht einfach, wie wir gesehen haben.Dann, welche Truppen ziehst du denn dahin? Dadurch, dass sie jetzt nur Wehrpflichtigeund dann diese TikTok-Krieger von diesem schäden Kadirov da,die Ahmad-Truppen am Start haben,die immer sehr bekannt dafür sind, dass sie sich, wenn es erstmal Ärger gibt,dann immer gleich wieder zurückziehen und ihre TikTok-Videos machen und rumhampelnund aber eigentlich nichts wirklich können.Ja, also du brauchst halt irgendwie professionelle Truppen und um jetzt überhaupterstmal militärische Kompetenz wieder reinzubekommen, müssen sie halt einenAufwand treiben, der zwangsläufig die Ressourcen woanders abzieht.Also selbst wenn sie das jetzt noch nicht getan haben, sie werden da am Endenicht drum rum kommen, dass sie also im Zweifelsfall einfach jetzt die Reserven,die sie sonst vielleicht für einen Austausch der Soldaten an der anderen Front genutzt hätten,auch wenn sie das ja generell selber selten machen, aber irgendwann sind diehalt auch einfach im Eimer, dass sie die eben woanders hin opfern müssen.Dann wie schon erwähnt dauern diese Verlagerungen einfach super lange und dieUkraine bewegt sich ja jetzt auch immer noch super schnell.Also die haben ihre Battles, wenn die Ukraine irgendwo gewinnt.In dieser Gegend gibt es keine Minenfelder, in dieser Gegend gibt es keine TrenchNetworks, da gibt es keine Gräben, keine Verteidigungsstellen.Da gibt es auch keine militärische Logistik, die auf diesen Überfall vorbereitet wäre.Die haben da nicht schon Kommandozentralen eingerichtet, die sie schnell inBetrieb nehmen können, wie du vorhin gesagt hast, wo sie sich dann schnell mal hin zurückziehen.Auch das müssen sie alles wieder neu aufbauen.Und alle Truppen, die sie jetzt schnell heranziehen können, sind halt wenigerkampferfahren und schlecht ausgerüstet sind sie ohnehin.Dazu kommt, dass sie jetzt auf Druck Versorgungskolonnen bilden müssen,um überhaupt erstmal genug Ressourcen dahin zu bekommen.Da muss Munition hingefahren werden, da muss Kampfmaterial, Fahrzeuge hingefahrenwerden. Und wir haben schon gesehen, diese ganzen Kolonnen sind leicht zu detektierenund werden dann halt entsprechend auch sehr effizient bekämpft.Bei diesem einen Angriff auf diese Versorgungskolonne sollen irgendwie je nachQuelle 100 bis 400 russische Soldaten auf einmal ums Leben gekommen sein.Also das ist halt alles ein Problem und wie schon gesagt, sie müssen halt diesesAtomkraftwerk beschützen, egal was ist und auch ihre Luftverteidigung ist schwierig,weil die Ukraine halt auch selber mit Luftverteidigungssystemen einmarschiert ist.Also sie können dort auch nicht so ohne weiteres walten und ihnen ist auch glaubeich schon einer SO-34 mindestens abgeschlossen worden.
Pavel Mayer 1:10:06
Zwei sogar.
Tim Pritlove 1:10:07
Zwei schon, okay.
Pavel Mayer 1:10:09
Ja. Ja, genau.
Tim Pritlove 1:10:11
Dann gibt es so ein logistisches Dilemma für die Russen, weil sie müssen sichjetzt hier auch entscheiden, was machen wir denn jetzt mit unseren Einwohnern?Nicht, dass jetzt Russland dafür bekannt wäre, besonders viel zu geben auf dieeigenen Einwohner, aber die sind natürlich ein Problem.Einerseits, also eine richtige Evakuierung gab es nicht.Ja, also davon ist zwar geredet worden, aber die Russen waren logistisch garnicht in der Lage oder auch nicht willens, wirklich eine Evakuierung vorzunehmen.Das heißt, die flüchten jetzt alle auf eigene...Mit eigenen Maßnahmen.
Pavel Mayer 1:10:47
Mit eigenen Pkw, so nehmen ihre Nachbarn mit.
Tim Pritlove 1:10:51
Genau, das heißt, die haben auch erstmal alle Tankstellen leer gemacht und duhast dann so 100.000 Leute plus, die da jetzt gerade in der Gegend alle RichtungKurs sind, die müssen auch alle irgendwo unterkommen etc.Das heißt, die Tankstellen sind leer, Tanklaster gibt es nicht viele und dasist halt irgendwie ein Problem.Dann kommt der Strom mit dazu, das habe ich vorhin ja gar nicht erwähnt.In Sucha führt ja auch noch eine der wichtigen Stromleitungen von dem AtomkraftwerkKursk, dem NPP Kursk, nach Belgorod.Das geht da so nach Süden und dann geht das dann halt auch irgendwie nach Belgorod.Dort ist irgendwie noch nicht gekappt worden, aber ist definitiv ein Problem,insbesondere weil das andere Atomkraftwerk, was diese Region dann auch mit ausgleichen kann,was jetzt sozusagen die Netzstabilität betrifft, das ist das in Rostov-on-Donund da ist geradeaus durch einen Wartungsunfall sowieso alles nur noch auf 50 Prozent Kapazität.Also da haben sie auf jeden Fall Schiss.Und dann ist halt einfach der ganze Zugverkehr, das haben wir ja schon gesagt,so zum Erliegen gekommen.Züge, Lokomotiven, alles an den falschen Stellen und man hört auch in zunehmendemMaße, dass eben jetzt auch die russische Eisenbahn Probleme hat mit so Sachen wie Kugellagern.Das ist ja auf der Sanktionsliste, das kam irgendwie alles aus Deutschland vondeutschen Unternehmen.Sie haben zwar Produktionsstätten vor Ort, aber du brauchst ja dann auch Teileund du brauchst dann auch die entsprechende Qualität und die haben sie halt jetzt so nicht mehr.So, daraus ergibt sich jetzt für Putin auch ein innenpolitisches Dilemma,weil er sich jetzt irgendwie entscheiden muss,wie gehen wir denn jetzt personell damit um.Also jetzt sind da halt die Wehrpflichtigen.Die Wehrpflichtigen sind ja diejenigen, die eigentlich laut Gesetz in so einemKrieg im Ausland nicht zum Einsatz kommen dürfen.Und dementsprechend fühlten die sich wahrscheinlich noch halbwegs sicher,auch wenn ja auch viele immer Druck ausgeübt wurde und auch jetzt hier in derRegion Kurs gehört man wieder davon.So nach dem Motto, hier unterschreib mal, sonst hauen wir dir die Birne einund dann haben sie doch einen Vertrag und dann werden sie gleich in die Front gefahren.Aber Wehrpflichtige heißt halt auch immer, da sind jetzt quasi alle Familiender russischen Föderation mit im Boot.Auch die in Moskau, auch die in Sankt Petersburg und man kann davon ausgehen,dass der Anteil von Angehörigen, die jetzt eben in diesen kernrussischen Gebietenleben, die ja bisher weitgehend von diesem Krieg ausgenommen waren,jetzt durchaus da auch mal so ihre Wehrpflichtigen haben und einige davon unterUmständen auch schon gefangen genommen worden oder auch getötet worden sind.Das bedeutet, dass sich jetzt halt Putin auch entscheiden muss,okay, wie gehen wir denn damit um?Weil es war ja immer das Argument, naja, das ist ja kein Krieg,das ist ja eine spezielle militärische Operation, die SMO, weil es ist ja kein Krieg.Weil wenn es Krieg wäre, dann müssten wir eine Generalmobilmachung ausrufenund die hat er ja bisher immer vermieden.Jetzt ist aber Russland angegriffen worden auf dem eigenen Gebiet und da sinddann die Wehrpflichtigen im Prinzip auch mit drin.Und das schafft für ihn natürlich eine politische, eine innenpolitische Situation,die er halt eigentlich jetzt seit Beginn dieses Kriegs immer versucht hat zu vermeiden.Muss aber jetzt in irgendeiner Form Truppen aufstellen, weil sonst wird ja nochmehr Gebiet besetzt und Krieg kann man nun nicht ausrufen.Also müssen sie jetzt mit ihrer Schattenmobilisierung weitermachen.Aber dass sie halt auch keinen Krieg ausrufen, steht dann natürlich auch doofda, weil man sich natürlich dann fragt.Was muss denn jetzt noch passieren, bis Russland auch mal im Krieg ist?Müssen die Truppen da schon vor Moskau oder vor St. Petersburg stehen und dannso, ja jetzt können wir langsam mal Krieg feststellen?Also das ist so eine Debatte, die sozusagen auch nicht da ist.Jetzt werden sie also weiterhin versuchen, irgendwelche Unwilligen,die sie eh kaserniert haben, dahin zu fahren etc.Aber ob das ausreichen wird, jetzt diese hochmotivierten und gut ausgerüstetenund schnell voranstoßenden Ukrainer auch nur irgendwie nennenswert in den Griffzu bekommen, da habe ich so ein bisschen meine Zweifel.Mittlerweile schalten sie auf russischem Ebay, das heißt irgendwie anders,ich habe vergessen wie der Name ist, nach Leuten, die Gräben ausheben in Kurs.Sowas läuft da jetzt gerade Plus.
Pavel Mayer 1:15:42
Ich weiß nicht, ob du das gesehen hast Bilder aus dem russischen Fernsehen dassich bisher vor allem auf die Hilfsmaßnahmen,konzentriert und wo sie dann mitten in Kursk auf dem Platz so Zeltlager aufgebauthaben so mit 100 Betten für so 100 Flüchtlinge,wo ich dann dachte also erstens haben die keine Turnhallen oder Schulen oderwo sie die Leute einfach unterbringen können und vor allen Dingen ich meine 100,Und 100 Schlafplätze in Zelten, kann man sagen, okay, das ist nur sozusagenvielleicht so ein Zwischenlager, wo die Leute dann vielleicht eine Nacht verbringen können.Aber selbst das fand ich halt schon so ein bisschen absurd.Und generell, und dann noch scheinen die Russen jetzt, scheint die russischePropaganda es mehr als Naturkatastrophe zu sehen.Sozusagen nicht irgendwie ein Akt tatsächlich von Krieg, sondern es ist haltwie, ja, keine Ahnung, schlechtes Wetter, Überschwemmung.
Tim Pritlove 1:17:00
Ja, es passiert halt von Zeit zu Zeit.
Pavel Mayer 1:17:03
Ja, ab und zu schwappen da mal irgendwelche Leute über die Grenze,so kann schon mal passieren mit Waffen und so.
Tim Pritlove 1:17:14
Ja, aber gerade die russische Propaganda, die dreht sich natürlich gerade richtigim Kreis, weil jetzt eigentlich genau das passiert, was Sie immer gesagt haben,was gar nicht passieren kann.Jetzt passiert es aber trotzdem und vor allem am Anfang der Offensive habensie ja dann auch die ganze Zeit so, ja nichts ist passiert,es gibt nichts zu sehen, was dann auch dazu geführt hat, dass die Bevölkerunggedacht hat, so ja dann ist ja auch nichts und auf einmal stehen die Ukrainer im Hof so.Also das kam dann irgendwie auch nicht so richtig gut an.Ja und wenn man sich das Propaganda-Fernsehen mittlerweile anschaut,also ich habe mir so ein paar Sendungen jetzt der letzten Tage übersetzt malangeschaut, die drehen sich schon im Kreis.Also die sagen schon so, ja es wird zu viel gelogen und jetzt irgendwie habenwir ja wirklich mal ein richtiges Problem.Also das ist so eine Situation, die kriegen sie jetzt gar nicht mehr wegdiskutiert,weil zwangsläufig sie allem widersprechen müssen, was sie bisher behauptet habenund was auch sehr interessant ist, was sie nicht sagen.Sie sagen nicht, jetzt müssen wir da mal hier Berlin mit Atomraketen klein machen. Genau.
Pavel Mayer 1:18:25
Selten so wenig Atomdrohungen gehört wie in der letzten Woche aus Russland.Weil das passt ja nicht.Wenn es irgendwie eine Naturkatastrophe ist und es eigentlich nichts zu sehengibt, gibt es auch keinen Grund da jetzt... Aber der eigentliche Grund ist, weil Sie wissen...Dass sie das sowieso nicht wahrmachen können.
Tim Pritlove 1:18:54
Gar nicht auf eigenem Gebiet.
Pavel Mayer 1:18:55
Ja gut, da gab es halt schon auch Überlegungen früher, ob Russland nicht aufeigenem Gebiet eine Atomwaffe zünden sollte und so.Aber im Moment sind sie da gerade ganz weit weg von. Also genau auf dem entgegengesetzten Trip.Und ja,also das ist mir auch aufgefallen, so dass plötzlich ja die Russen, also plus.Sie versuchen es unbedingt zu vermeiden, konkrete Zahlen zu nennen.Also sie vermeiden es, über die Zahl der besetzten Ortschaften im russischen Fernsehen zu reden.Also wenn da jemand versucht, das auszusprechen, wird das sofort,so bis auf ganz wenige Ausnahme, die Propagandisten, Interviewpartner oder wieviele Leute auf der Flucht sind oder wie viele Quadratkilometer.Da bloß nichts Konkretes äußern dazu im Moment.Und auch Putin hat dann den Bezirksgouverneur da oder Bürgermeister von Kurskoder wer das auch immer war,der dann ansetzen wollte in der Berichterstattung meinte,von Ihnen will ich nur was über die Hilfsmaßnahmen hören, die angelaufen sind,die militärische Situation, da haben wir andere Experten.
Tim Pritlove 1:20:50
Und trotzdem sind das genau die Ränke, die als erstes geopfert werden,wenn die Leute sich beschweren. Dann sind es halt immer die Gouverneure,die die Fehler gemacht haben.Niemals ist es der Herrscher selbst.
Pavel Mayer 1:21:04
Ja, ja, Putin, also wenn, dann sind das sowieso andere Schuld.Und natürlich hat man wieder gesehen viele Hilfsappelle, natürlich an Putin,der doch jetzt irgendwie, keine Ahnung, für Hilfe sorgen soll, das ist das Übliche.Und wenn ich dann so ja und wir haben ja irgendwie den Krieg gegen die Ukrainedie ganze Zeit tapfer unterstützt und so und jetzt werden wir hier im,wir sind gute Russen und jetzt werden wir hier plötzlich so im Regen stehen gelassen.Und naja.Auch wenn es natürlich menschlich tragisch ist für die Leute und es da sicherlichauch, wie immer, viele Leute in der Zivilbevölkerung gibt,wo man sagen kann, okay, irgendwelche 80-Jährigen, die da leben,die nun überhaupt nichts so richtig damit am Hut haben.Aber trotzdem hatte man das Gefühl, und ich glaube, das ging fast allen so,als man dann die Russen gesehen hat plötzlich als Flüchtlinge und Besatzung.Und man sagt, okay, das ist halt eigentlich, ja, das ist halt wahrscheinlich Karma, so at work.Und dass das schon irgendwie ausgleichende Gerechtigkeit ist,dass jetzt auch die russische Bevölkerung zu spüren bekommt.Was selbst in sehr abgemilderter Form, aber nichtsdestotrotz aus deinem Heimund Zuhause vertrieben zu werden, was dann vielleicht auch zerstört wird.Unter anderem, das ist schon hart, selbst wenn du jetzt flüchtest und nichtgefangen und in einem Keller gefoltert wirst oder so, wie das dann die Russenteilweise gemacht haben.Und ja, also ich muss sagen, so eine gewisse Schadenfreude konnte ich mir dorteinfach nicht versagen, als ich dann dort die Russen gesehen habe.Und der Grund dafür, man kann ja auch sagen, wieso reagieren die Russen so seltsam?Und in der Ukraine,als die Russen einmarschiert sind in den ersten zwei Wochen jetzt vor zwei Jahren,da haben sich ja überall dann auch Territorialverteidigungsgruppen gebildet.Die Leute haben mit Jagdgewehren Jagd auf russische Soldaten gemacht und, und, und.Während, ja, jetzt die Russen, auch die Bevölkerung, die sich in erster Liniezurückgezogen haben. Die meisten sind halt einfach weg.Und die anderen sind einfach geblieben, aber tun halt auch nichts.Und die Frage ist jetzt so, warum?Was geht da eigentlich vor in den Russen?Und das ist so eine wirklich ganz merkwürdige Mischung von dem,was ich gehört habe jetzt von verschiedenen Russen, die da auf YouTube jetztkommentiert haben, was sie glauben,was in der Bevölkerung vorgeht.Das eine ist, dass die Russen, die in der Gegend leben,die Ukrainer gar nicht so als Feinde empfinden oder als feindliche Macht unbedingt.Jedenfalls nicht wesentlich anders, als sie jetzt die Kolonialmacht Moskau dort empfinden.Also es ist sozusagen eigentlich nur ein Besatzer gegen den anderen ausgetauscht, so ungefähr.Die zweite Sache ist, dass viele Leute sich ja, also die Hälfte der Russen ungefähr,mindestens sich politisch komplett verabschiedet hat von Politik.Also sie interessiert Politik eigentlich null.Die wollen es einfach nicht wissen.
Tim Pritlove 1:25:47
Beziehungsweise es ist ihnen so eindoktriniert worden, dass sie sich da rauszuhalten haben.Du hältst dich aus dem Staat raus und der Staat hält sich bei dir raus. Das ist der Deal.
Pavel Mayer 1:25:59
Ja, aber jetzt, wo auch noch schlechte Nachrichten kommen oder richtig schlechteNachrichten auf einmal,hat das das Interesse dieser Leute nicht unbedingt erhöht,sich damit zu beschäftigen, sondern die haben dann eher die Scheuklappen nochein bisschen tiefer gezogen und wollen eigentlich überhaupt nichts davon wissenund sehen das Ganze einfach als Problem anderer Leute.Ja, die sich darum zu kümmern haben.Also sie wollen da einfach nicht involviert sein, das sollen die da oben malschön bitte regeln und klären und ich habe damit nichts zu tun.Das ist so ein bisschen, scheint in vielen Köpfen dort vorzuherrschen.
Tim Pritlove 1:26:47
Was auch noch sehr interessant ist, in solchen Situationen, man hat das jetztgesehen bei allen kriegsbezogenen und auch nicht kriegsbezogenen Katastrophen,die so in den letzten zwei Jahren passiert sind.Also auch jetzt diese ganzen Überflutungen und im Winter, als die ganze Zeitdie Heizungen explodiert sind etc.Permanent Stromausfälle. Also es gibt ja in vielen Regionen der russischen Föderationviele beklagenswerte Vorgänge.Und dann natürlich auch die ganzen Mütter von irgendwelchen Soldaten,die dann schlecht behandelt wurden und sich irgendwie gemeldet haben mit,ich werde hier gefoltert, ich werde hier geschlagen,ich werde hier in den Tod geschickt und mein Vertrag ist ja eigentlich abgelaufenund ich werde trotzdem noch an die Front geschickt.All diese ganzen Sachen, wo wir halt schon als Beobachter die ganze Zeit denkenso, ja Leute, that's how it works irgendwie, das ist das, was da passiert,warum merkt ihr denn das nicht?Die merken es halt nicht, weil sie einfach mental und medial komplett abgeschirmtwerden von diesen ganzen Realitäten.Und dann, wenn sie dann aber doch feststellen, die Kacke ist am Dampfen,mich betrifft das jetzt auch,dann nehmen sie diese creepy Videos auf, wo sie sich dann alle als Menschengruppevor die Kamera stellen und wen bitten sie dann ausgerechnet um Hilfe? Putin.Das ist dann immer so, ja hier, Wladimir, wie heißt dein zweiter Vorname,Wladimirovic, weiß ich nicht,ja wir sind hier deine Bürger, übrigens, wirst dich sicherlich noch an uns erinnern,wir haben da ein Problem, kannst du uns bitte helfen?Und das ist so ein bisschen so wie bei Hallo Spencer, wir rufen dich Galaktikavom fernen Stern Andromeda, du musst uns jetzt hier irgendwie helfen,wir kommen jetzt nicht mehr klar.Weil dieser Glaube in dieser russischen Gesellschaft nach wie vor so ist,dass Putin ja eigentlich alles ganz toll regelt und irgendwie der Superzar ist,der irgendwie nur das Beste will für das Land.Aber leider diese ganzen lokalen Gouverneure oder sonstigen Bezirksvorsteher,von denen sie ja auch wissen, dass die alle durch und durch korrupt sind undnur die kennen sie ja wirklich persönlich, dass die das alles verkackt haben.Und die Information bloß noch nicht bis zu Putin vorgedrungen ist.Also die Vorstellung, dass all diese Informationen innerhalb von Mikrosekundenbei Putin ohnehin vorliegen, haben die gar nicht.Sondern für die ist die Welt noch groß und langsam und Dinge passieren lokalund was irgendwo in anderen Gebieten Russlands passiert,tangiert die genauso wenig wie uns Dinge tangieren, die, was weiß ich,in Papua Neuguinea passieren.Und dann bricht aber auf einmal das Unglück über sie herein und die einzigeStelle, die sie irgendwie formulieren können, wo sie glauben,dass sie dann selbstverständlicher Hilfe bekommen müssen, das ist dann irgendwie Putin.Aber diese Vorstellung, dass das ganze System vom Kopf her stinkt,die ist einfach überhaupt nicht präsent in dieser Gesellschaft.Also es ist wirklich eine ganze Menge im Arsch in Russland. Das macht einenfassungslos, wenn man sich das irgendwie anschaut.Ja, ich habe noch ein weiteres Dilemma, was jetzt sozusagen ausgelöst wurdefür die Russen oder beziehungsweise in dem Fall ist es vielleicht mal wirklich ein Problem,weil da haben die Russen jetzt eigentlich nichts zu entscheiden und das istdie außenpolitische Wirkung dieser Maßnahme.Denn es macht ja nun wirklich den Eindruck, dass auch die Amerikaner und allewestlichen Verbündeten und die Deutschen sowieso nicht,nicht eingebunden waren in die Planung oder auch nur benachrichtigt wurden oderauch nicht zehn Minuten vorher nochmal Bescheid gesagt haben.Also das weiß ich jetzt nicht.Zehn Minuten vorher haben sie vielleicht, vielleicht haben sie zehn Minutenvorher Bescheid gesagt, aber definitiv nicht eine Woche vorher und schon garnicht waren die USA in irgendeiner Form involviert und damit halt auch die NATOund sonst niemand nicht.Die sind da einfach einmarschiert aus all diesen ganzen Überlegungen,die wir jetzt schon vorher gemacht haben, welche Probleme sie den Russen damitschaffen, welche Vorteile sie sich selber damit verschaffen.Und auf einmal wurden die Mikrofone in die Gesichter der Entscheider und desPräsidenten gehalten und dann so,ja hier die Ukraine marschiert mit britischen Panzern und deutschen Schützenpanzernund amerikanischen Waffen gerade in Russland ein. Herr Präsident, was sagen Sie dazu?Und der Präsident so, ja, passt schon.Also das war so im Wesentlichen die Reaktion des Westens, war so,ja ne, wussten wir jetzt nichts von, aber das ist schon irgendwie so.Mit anderen Worten, die Ukraine hat es geschafft, den Westen vollvollendeteTatsachen zu stellen und sie hätten sich jetzt im Prinzip ja eigentlich nurentscheiden können zwischen,wir verurteilen das und das ging nicht oder ja, nee,ist schon richtig so irgendwie.Weil jetzt zuzugeben, dass sie eigentlich dazu Nein gesagt hätten,aber nicht Nein sagen konnten.Das ging halt gar nicht. Und das ist natürlich jetzt echt ein Move,weil nachdem jetzt schon, wie vorhin erwähnt, bei dieser Krakiv-Offensive dieamerikanische Politik dahingehend geändert werden musste,dass sie also dann trotzdem mit Heimars in Russland schon mal angreifen durften,geht es natürlich jetzt einen Schritt weiter.Und die Debatte ist natürlich jetzt ganz heiß um, können wir dort Attackamseinsetzen oder nicht, weil das fehlt den Ukrainern.Die hätten schon so viele Flugzeuge zerstören können auf diesen Flughäfen,wenn sie die hätten benutzen dürfen und derzeit gibt es immer noch genug Widerstandvon Joe Biden, der das irgendwie nicht erlaubt.Aber auch Deutschland, also Leopards habe ich jetzt noch keine gesehen,aber so Marder sind da definitiv unterwegs und wahrscheinlich auch die ein oderandere Panzerhaubitze 2000.Kommentar aus allen Richtungen war immer nur so, naja das gehört ja jetzt der Ukraine.
Pavel Mayer 1:33:11
Genau, das sind jetzt ukrainische Waffen.
Tim Pritlove 1:33:14
Was haben wir damit zu tun? Aber es haben wir für eine monatelange Diskussiongeführt, so, ja, das deutsche Panzer in Russland und so weiter,die Bilder aus dem Zweiten Weltkrieg, das wollen wir nicht wieder haben und so.Und mit anderen Worten, durch diese ganze Maßnahme gibt es jetzt eine Akzeptanzdieser Maßnahme, de facto, weil sich keiner so richtig dagegen.Keiner sich richtig dich dagegen einstellen kann.So, und jetzt gibt es aber wieder ein Problem für die Russen,weil in dieser ganzen Debatte um,wie einigen wir uns in möglichen Friedensgesprächen und dann hast du ja hier so die,Wagenknechte und sonstigen Putin-Versteher in Deutschland auch und weltweit,gibt es die natürlich überall, die ja immer sagen so ja, dieser Konflikt muss eingefroren werden,Waffenstillstand jetzt, wir wollen ja Frieden Und wenn keine Waffen fliegen,dann ist ja automatisch Frieden und so.Und damit natürlich immer wieder gesagt haben, die Ukraine muss akzeptieren,dass die Russen ihnen Gebiet wegnehmen, dreht sich der Spieß jetzt um.Weil ein Einfrieren des Konfliktes natürlich auch bedeuten würde,ja okay, dann gehört also Sucha.Ab sofort jetzt zur Ukraine oder was?Und dadurch ändert sich natürlich auch die Gesamtmengel-Lage.Also ich würde jetzt noch nicht sagen, dass diese 500,Entschuldigung, diese 1100 Quadratkilometer, die da jetzt besetzt worden sind,wenn man sich das jetzt mal im Vergleich zu der Gesamtregion Russland anschaut,ist das ja nach wie vor ein Klacks.Ja, so Berlin und Potsdam, das kannst du da tausendmal rausstempeln aus dem russischen Gebiet.Aber darum geht es ja nicht. Es geht darum, dass generell diese Vorstellung,dass auch die Ukraine genauso gut den Russen was wegnehmen kann,wie die Russen der Ukraine die ganze Zeit was wegnehmen,das muss Moskau einfach schmerzen.
Pavel Mayer 1:35:20
Ja, ja. Und weil du, ich sag mal, schon unsere Wagenknechte und Co.Erwähnt hast, meine These ist,dass diese Leute, eigentlich in erster Linie auch Biden und vor allem Trumpund so, eigentlich dafür verantwortlich sind, dass es jetzt zu dieser Eskalation gekommen ist.Und es war eine gefährliche Eskalation.Es war ein Gamble definitiv. Erst mal Risiko für die eigenen Truppen, aber auch das Risiko,eine Überreaktion von Russland zu provozieren.Und ich glaube, dass die Ukraine lieber, wenn die...Dafür ausgestattet, vernünftig ausgestattet worden wäre, lieber ukrainischesTerritorium befreit hätte, als jetzt nach Russland reinzugehen.Das heißt, dadurch, dass aber durch die mangelhafte Unterstützung ihnen dasverwehrt wurde, ist es jetzt zu dieser Eskalation gekommen.Und das ist meine These seit langem, dass es viel gefährlicher ist,die Ukraine in die Enge zu treiben und dass das zu einer Eskalation führt,mehr noch, wie wir sehen, als wenn man jetzt Russland in die Enge treibt.Oder ich meine, von Inni Engel treiben kann ja nicht wirklich die Rede sein.Und wenn man das jetzt extrapoliert und jetzt sagt, okay, was ist jetzt gefährlicher?Also jetzt so hypothetisch, wenn jetzt der Westen, der Ukraine,wie es ja viele dieser Leute fordern, jetzt einfach die Unterstützung entziehtund dass dann der Krieg zu Ende ist,das halte ich für eher unwahrscheinlich.Sondern so die Ukraine hat noch jede Menge Eskalationsmöglichkeiten und ganz am Ende steht,was sich viele auch nicht, worüber sich auch viele nicht im Klaren sind,ist, dass es Ukrainer waren,die den Großteil der russischen Atomwaffen mitentwickelt und aufgebaut haben.Und die Ukrainer haben ja Kernkraftwerke am Laufen und haben genug spaltbaresMaterial und Plutonium, da brauchst du noch nicht mal Zentrifugen.Das alles steht bisher immer noch unter Aufsicht der internationalen Atombehörde und so.Und die haben da überall Kameras und deswegen gibt es, es gibt jetzt keinerleiAnzeichen dafür, dass die Ukrainer irgendwas in dieser Richtung auch noch planen würden.Aber wenn es hart auf hart kommt, so, dann traue ich den Ukrainern zu,zum Beispiel eine Atomwaffe nach Moskau reinzuschmuggeln und die dort detonieren zu lassen.So, also in anderen Worten, man sollte nicht glauben,dass jetzt die Ukrainer, wenn sie wirklich in die Enge getrieben werden undes wirklich existenziell wird,also bisher hält man die Ukraine mit hinreichend Waffen auf.Sagen, davon ab, komplett besiegt zu werden.Aber es ist auch jetzt klar geworden, dass der Westen bislang immer noch davorzurückschreckt, die Ukraine mit dem auszustatten, was sie braucht, um zu gewinnen.So, ja, sind immer noch in dieser Situation.Und jetzt dieser Vorstoß könnte jetzt vielleicht auch ein Stück weit dazu beitragen,dass sich das eben lockert.Man nimmt jetzt nicht an, dass jetzt gleich drei Tage oder zehn Tage nach demEinmarsch jetzt öffentlich der Westen verkündet und jetzt heben wir die Beschränkungenauf oder was. Das wäre halt ein bisschen unglückliches Timing.Aber eigentlich gehen alle davon aus,dass eine weitere rote Linie der Russen sich einfach als Luftnummer erwiesenhat oder eine angenommene rote Linie.Aber vor zwei Jahren irgendwann haben wir das Thema Atom und Atomdoktrin mal behandelt.Und da ist es so,die offizielle russische Atomdoktrinist wesentlich restriktiver als beispielsweise die der Amerikaner.Aber die sagt halt nur tatsächlich, also Atomwaffeneinsatz, wenn entweder dieAtomwaffen oder Trägersysteme in Gefahr ist oder Truppen vor Moskau stehen.Ja, so, also jetzt nicht, wenn signifikante Teile eben, also wenn die ExistenzRusslands tatsächlich bedroht ist.Und davon ist man hier jetzt weit, weit entfernt. und insofern nur mein Punkt, dass.Ja, Dinge eskalieren können, wenn man vermeintlich deeskalieren möchte,weil einfach das so nicht funktioniert.Die Realität funktioniert so nicht. Und eine andere Sache noch generell,was auch von vielen Analysten, auch teilweise ukrainischen Analysten gesagt wurde.Die haben halt in den letzten Monaten auch die Führung stark kritisiert fürdiese lineare Verteidigung.Ja, und die halt meinten, man müsse unbedingt wieder zu einem Bewegungskriegübergehen und einfach Risiken eingehen, weil Leute sterben so oder so im Krieg.Das ist nun mal unvermeidlich. Und das Problem ist nur,dass im Westen man einfach extrem risikoscheu geworden ist,was so militärische Aktionen angeht, weil jeder einzelne Gefallene dort ist ein Problem im Westen.Weswegen man sich das auch nicht vorstellen konnte,aber dass die Ukraine jetzt mal wieder gezeigt hat, dass diese Denke,bloß nichts riskieren, bloß auf Nummer sicher gehen,dass man damit so einen Konflikt oder Krieg nicht gewinnt.Sondern dass man einfach Risiken eingehen muss, um was zu erreichen.Und dieses Denken ist in westlichen Köpfen einfach nicht da gewesen.Und ja, und es sind natürlich einige Leute, die das schon seit Monaten gesagthaben, sind natürlich jetzt sehr froh, dass die Ukraine jetzt gesagt hat, okay, liebe NATO,liebe Amerikaner, liebe wer auch immer, was ihr uns hier erzählt,was wir machen sollen, funktioniert einfach nicht.Wir machen jetzt mal was anderes oder das Gegenteil von dem,was ihr uns versucht, hier die ganze Zeit einzureden.Und das hat glaube ich auch ein gewisses Stück Wahrheit einfach, dass,Das zeigt, wie man erfolgreich sein kann,auch gegen einen überlegenen Gegner, nämlich durch Initiative und durch dasEingehen kalkulierter Risiken und durch gute Planung.Ja, und sofern kann man sagen, mal wieder Hut ab vor den Ukrainern,dass die in der Lage waren, das durchzuziehen.
Tim Pritlove 1:44:22
Absolut. Also das ist glaube ich wirklich die Lehre, die man jetzt hier rausziehen muss.Umso befremdlicher, dass halt dann gleich auch wieder die Angst regiert.Also insbesondere die Kommentatoren aus Deutschland sehen einfach diesen Pfadirgendwie überhaupt nicht.Und man kann jetzt nur hoffen, dass durch die neue Konstellation in den USAsich hier das Blatt dann auch entsprechend wendet.Derzeit scheint die Beratungsresistenz von Joe Biden noch anzuhalten,aber mittlerweile, wie wir ja alle mitbekommen haben, dürfte das Joe Biden ausdem Präsidentschaftsrennen ausgeschieden.Und das neue demokratische Ticket mit Kamala Harris und Tim Walz scheint daeinen ganz anderen Ansatz zu haben.Bei Kamala Harris bin ich mir jetzt selber ehrlich gesagt noch nicht ganz sosicher, aber die wird sicherlich nicht mehr die Perspektive des Kalten Kriegeshaben, sondern eher die 90er vor Augen zu haben mit dem Niedergang Russlandsbei ihrer Entscheidung.Und Tim Woltz selber ist ein offener.Unterstützer der Ukraine ohnehin. Wenn es also nun endlich gelingt,Donald Trump mal aufs Abstellgleis zu stellen und danach alle Verbindungen dahinzu kappen und die Wahl entsprechend ausgeht, denke ich mal,ist der politische Raum für einen Neuanfang in dieser Hinsicht auf jeden Fall geschaffen.Aber Europa müsste sich ja auch bewegen.
Pavel Mayer 1:46:01
Aber ja, ich fürchte, dass der Wahlkampf in den USA nicht unbedingt hilfreichist im Moment für die Ukraine und dass eigentlich eher keine,ich sag mal, ich keine spektakulären Entscheidungen jetzt noch von beiden erwarte,weil es herrscht so ein bisschen einmal die Vorstellung vor, okay,es läuft im Moment gut für die Demokraten, auch wenn es ungewöhnlich knapp ist nach wie vor.Und dass erstens das wahrscheinlich gewinnen wird, wer es vermeiden wird,schwerwiegende Fehler zu machen in den nächsten Monaten.So, sodass man jetzt versucht, ja, einfach auch größere Fehler zu vermeiden.Aber gut, wer weiß.Am Ende...Es sind Überraschungen möglich, aber auf jeden Fall sehe ich jetzt in den nächstenMonaten bis November jetzt keine wesentlichen Veränderungen in der Position,was die Ukraine angeht, sondern man wird mehr oder weniger Kurs halten.Das ist das, was ich erwarte in den USA.Und ja, insgesamt ist das, was in den USA passiert, mittelfristig erfreulichund hat Potenzial, wie du sagst.Wenn tatsächlich es gelingt, nicht nur die Wahl zu gewinnen,sondern tatsächlich auch, worauf ich hoffe, ist,dass dieser ganze MAGA-Unflug einfach beerdigt wird.Dass sie sich eine Klatsche einfangen und dass auch Senat und Repräsentantenhaus,die ja dann auch wieder halb oder zum Teil neu besetzt werden,dass auch dort die Demokraten eine Mehrheit bekommen und dann in der Lage sind,einfach mal ein bisschen durchzuregieren.Auf jeden fall und das ist zumindest jetzt wieder in den bereich des des möglichen gekommen.Und gut, am Ende bei Trump, was passiert, wenn Trump gewinnt,jetzt im Hinblick auf die Ukraine, kann wahrscheinlich kein Mensch sagen,weil Trump ist halt einen Tag so, einen Tag so und äußert sich dann auch mal positiv über Zelensky.Und ich meine, wenn du dir überlegst, wen er zum Vizepräsidenten gemacht hatund wie dieser Waltz noch vor zwei Jahren über Donald Trump geredet hat,ihn mit Hitler verglichen hat und ihm...
Tim Pritlove 1:49:25
Du meinst Vance. Er hat ihn nicht zum Vizepräsidenten gemacht.
Pavel Mayer 1:49:29
Sondern zum Kandidaten. Vizepräsident, Kandidaten, ja. Okay, ja.
Tim Pritlove 1:49:34
Vance Waltz, ich weiß, aber das ist jetzt der Vance.
Pavel Mayer 1:49:37
Jaja, also genau. Also wen er da zum Vizepräsidenten machen möchte und wen ersich da ausgesucht hat, zeigt für mich halt vor allem,dass er komplett wankelmütig ist.Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern?Und keine Ahnung, wahrscheinlich, wenn Selenskyj vorbeikommt mit einem nettenKuchen oder so und ein bisschen den Diktator raushängen lässt,so nach dem Motto, ich habe jetzt ja auch irgendwie mal die Wahlen jetzt verschoben und so.Schließe ich es nicht aus, dass die beiden plötzlich größte Freunde werden.Aber das ist halt die Gefahr. Man weiß es einfach nicht bei Trump.Und vielleicht noch ein Ding dazu, was da reinspielt.Trump kümmert sich ein Dreck darum, was Republikaner oder republikanische Positionen oder Werte sind.Das interessiert ihn nicht. Und ich habe ein interessantes Interview mit jemandem gehört,der auch mal ihn unterstützt hat und damals im siegreichen Wahlkampf.Also als Trump erstmalig kandidiert hat und dann angefangen hat,da aufzutreten und was er dann erzählt hat,so haben ihn alle Republikaner erstmal...Die da länger schon drin waren, man guckt, aber das war jetzt überhaupt garkein republikanischer Speech, den er da gehalten hat.Das sind doch überhaupt nicht unsere Positionen.Und Trump so, ja, interessiert mich aber nicht.Mich interessiert, was irgendwie bei den Leuten ankommt, gut ankommt und nicht was so.Und deswegen, man sieht das, er hat mehr oder weniger, also er ist unchecked,er hat sämtliche, kann eigentlich machen, was er will dort.Und wie gesagt, mit Trump ist alles möglich.Einschließlich, dass er sich überlegt, dann schicke ich jetzt amerikanische Truppen.Selbst das würde ich nicht ausschließen, wenn Putin irgendwas sagt, was ihn erregt oder so.Deswegen lieber nicht Trump, weil mit Trump aus meiner Sicht steigt auch dieGefahr eines Atomkriegs ganz klar,wenn der am Ruder ist, weil der Typ ist einfach durch, der ist durchgeknallt.
Tim Pritlove 1:52:18
Ja, das kann man feststellen und interessanterweise wird das ja jetzt auch indem Wahlkampf vermehrt festgestellt und auch zum Slogan an sich,seitdem Tim Waltz die ganze Truppe weird genannt hat, dreht sich auf einmaldas Blatt, was ich ganz interessant finde.Manchmal ist es dann doch ganz gut, die einfach nur lächerlich zu finden undnicht die ganze Zeit das Schlimmste, was uns passieren kann,an die Wand zu malen, weil das interessiert die Leute irgendwie nicht.Aber wenn Leute irgendwie komisch sind, das ist dann halt irgendwie schon ein echtes Problem.Okay, ähm...Vielleicht damit den außenpolitischen Ausritt abschließen, würde ich sagen.Möchtest du noch was zur Situation in Russland an sich sagen,bevor wir dann nochmal auf Militärtechnik zu sprechen kommen?
Pavel Mayer 1:53:06
Genau, das meiste hatten wir ja schon gesagt. Aber wirtschaftlich sieht es auchnicht gut aus für Russland.Man hat jetzt Preiskontrollen ausgeweitet.Die größten Retailer dürfen jetzt ihre Preise nicht mehr erhöhen.Es ist ungefähr so, wenn es Amazon oder wer auch immer auf Amazon verkauft,verboten wird, irgendwie die Preise zu erhöhen.Nur wenn der ganze Kram aus dem Ausland kommt, ist das natürlich auch keinenachhaltige Lösung. Aber definitiv hat man das Gefühl, dass Putin ins Schwimmen gekommen ist.Allein nur die Gesichter, die man gesehen hat von ihm und den ganzen,also die guckten alle not amused.Und dann hat er irgendwie Armeegeneral Gerasimov irgendwie so halb entmachtet,nämlich ihm die Zuständigkeit für die Bekämpfung der Kursoffensive abgenommenund stattdessen an FSB-Geheimdienstchef Bortnikow gegeben.Geben, so nach dem Motto, das ist ja nur eine Anti-Terror-Operation,das heißt, es hat ja mit Krieg nichts zu tun, was hier passiert und äh.Außerdem, was man irgendwie gut sehen konnte,fand ich, vielleicht interpretiere ich da zu viel rein, aber es gab halt aucheine Übertragung, wo Putin und Gerasimov und Botnikow da saßen.Und Gerasimov so mit gesenktem Kopf und irgendwie schwafelte dann irgendwasund Botnikov guckte ihn die ganze Zeit wirklich an mit einem Gesicht.So nach dem Motto, was für einen Scheiß erzählst du hier gerade eigentlich so,als der meinte, ja und die Situation ist im Griff und wir werden die irgendwiezurückschicken Und sowohl Putin als auch Botnikow waren wahrscheinlich halbwegs,also so gut informiert,wie man nur informiert sein kann,jedenfalls gut genug informiert, um zu sehen, dass ihnen Gerasimov gerade jetztentweder einen Bären auftischt oder wirklich keine Ahnung hat, was vor sich geht.Und ich kann mir vorstellen, dass das auch eine Rolle spielte.Aber das Problem, was jetzt dadurch entsteht, ist, dass Putin ja eine wichtige Machtbasis ist,so diese Vertikale, die er da errichtet hat, indem er aber die drei wichtigsten Geheimdienst,FSB.Die Armee und dann die Polizeitruppen und die Truppen des Innenministeriums.Jeweils drei Machtfaktoren, wo er dann den Schiedsrichter spielen kann, die dann immer im...Und sozusagen die Checks andBalances in Russland sind halt drei Sicherheitsdienste nur mittlerweile.Mittlerweile, ja, die Truppen des Innenministeriums oder so,die sind so ein bisschen schon seit langem abgemeldet und jetzt scheint es sozu sein, dass halt klar ist,dass jetzt der FSB einfach die Macht ist,auf die sich Putin jetzt stützt.Was ihnen aber eben langfristig oder mittelfristig einfach Probleme bereitenkann, weil wenn sich jetzt irgendjemand im FSB überlegt,so, wir haben da jetzt keinen Bock mehr drauf,dann wird Putin sich auf Armee und Innenministeriumstruppen nicht mehr verlassen können.So, die werden ihm dann nicht zur Hilfe eilen.Das heißt, er hat jetzt quasi durch seine Entscheidungen auch zusätzlich dieStabilität seiner Herrschaft verringert.Das könnte also auch langfristige Folgen jetzt haben. Aber im Moment,wie gesagt, spielt das alles runter und sieht nicht so aus.Und es sind halt nach wie vor andere, die schuld sind.Es hat nichts mit ihm zu tun, sondern ja, dieser ganze Konflikt.
Tim Pritlove 1:58:15
Also es ist wirklich immer schwierig einzuschätzen, welchen Grad an Stabilitätdieses Regime eigentlich noch hat.Aber ich glaube, wir hatten hier schon immer so ein bisschen diese Perspektiveaufgemacht. Wenn es irgendwann fällt, geht es sehr schnell.Und deswegen ist es sehr schwierig vorherzusehen, wann sozusagen alles so morschgeworden ist, dass es wirklich auseinander bricht.Aber diese Offensive der Ukraine hat definitiv den Stuhl kräftig angesägt. Sagen wir es mal so.Da sind noch ein paar Beine und so schnell wird es dann sicherlich nicht gehen.Aber diese Maßnahme hatte jetzt eigentlich aus Putins Perspektive alles,was er eigentlich nicht haben wollte.Also Russland an sich wird angegangen. Ja, dieses ganze Zweifeln an der Zarkann sicherstellen, dass wir alle sicher sind. Kann er nämlich nicht offensichtlich.Ja, er schafft es halt, das Blame Game nach wie vor so zu verteilen,aber das wird halt irgendwann auch enden.Also irgendwann sind einfach nicht mehr genug Leute zum Feuern da.Dazu bringt eben diese neue Offensive der Ukrainer auch so dieses Gefühl mit,wenn sie sich heute Kurs geschnappen können.Was garantiert uns eigentlich, dass wenn wir alle unsere Truppen jetzt dahinverlagert haben und anfangen, die da so raus zu bekämpfen,kann es nicht sein, dass sie dann irgendwie schwupps alle wieder raus sind unddrei Stunden später stehen die 300 Kilometer weiter links und machen da Ärgerund dann geht der ganze Spaß wieder von vorne los und wenn wir uns darauf eingestellthaben, dann greifen sie in der Krim an.Und diese zunehmende Verbesserung, also obwohl es immer noch schlecht ist,aber sagen wir mal jetzt mit diesen F-16s zum Beispiel, die wir letztes Malschon ausführlich diskutiert haben, ist ja jetzt wirklich ein Punkt erreicht,wo eine spürbare militärische Verbesserung auch stattfindet.Und irgendwann wird dann halt bei allem Widerstand der Punkt auch erreicht sein,wo die Russen einfach kulminieren, wo sie einfach nicht mehr in der Lage sind,noch eine Schippe draufzulegen.Und die Tatsache, dass jetzt schon so viel über Friedensgespräche aus russischerund vor allem aus belarussischer Seite geredet wird, ist schon mal so ein erstes Indiz,dass ihnen eigentlich schon langsam die Sache zu heiß wird.Aber sie können jetzt natürlich ohne Gesichtsverlust da nicht so richtig raus.Also es kann schon sein, dass wir schon den Anfang sehen, dass die Russen panischwerden und in irgendeiner Form versuchen aus dieser Nummer nochmal rauszukommen,was halt sehr schwierig ist.
Pavel Mayer 2:01:16
Ja, weil üblicherweise, also so ein Krieg endet natürlich oder damals im ZweitenWeltkrieg war es dann tatsächlich so, da musste man dann so weit gehen,dass man sagen komplett die Verteidigungsfähigkeit von Deutschland oder dieKampffähigkeit letztlich komplett beseitigt hat.Also dass man sozusagen komplett gesiegt hat.Normalerweise gehen Kriege oder Konflikte aber nicht so lange,sondern was halt normalerweise passiert ist,dass halt plötzlich die Kosten oder die Schmerzen in einem relativ kurzen Zeitraumzu groß werden, dass man sie noch ertragen kann.Wenn es halt so Stück für Stück geht, so scheibchenweise, dann passt man sich an, dann hat man Zeit.Also wenn jetzt beispielsweise, was jetzt noch fehlen würde,vielleicht wäre das jetzt entweder...In Georgien es zu einem Regierungswechsel kommt und plötzlich die Georgier sichüberlegen, dass sie die Russen nicht mehr im Land haben wollen.Oder, ja, die Tschetschenen vielleicht,dass es dort einen Seitenwechsel gibt, auf einmal entweder mit oder ohne Kadyrov.Kadyrov, so weiß man auch nicht, aber bei Kadyrov, dem würde ich auch immerzutrauen, zu sagen, okay, jetzt Putin, also wenn ich mich jetzt nicht absetzevon Putin, dann bin ich auch dran.Und solche Ereignisse, wenn die zusätzlich noch kommen, plus militärische Erfolge,das könnte dann tatsächlich dazu führen, dass dann Putin das nicht durchhält.Aber solange das nur scheibchenweise geht und langsam vorangeht,gut, das hier ist jetzt nicht gerade scheibchenweise, aber ein anderes Ding ist,dass ja unklar ist und eher unwahrscheinlich, dass die Ukraine sowas noch anein, zwei oder drei anderen Stellen auch machen kann im Moment.Weil Ukraine hat schon tatsächlich Reserven und aber auch tatsächlich Truppenvon der Front abgezogen für diese Invasion,die sie dort vorgenommen haben.Also es müsste jetzt, müssten jetzt noch mehr Scheite ins Feuer,so damit da was passiert aus meiner Sicht und sind noch nicht am Ende der Fahnenstangeoder Ende des Krieges angekommen.
Tim Pritlove 2:04:28
Leider nicht.Gut, ich denke damit können wir die politische und militärische Betrachtungdieser Invasion erstmal so abschließen.Zum Schluss sollten wir vielleicht nochmal auf zwei Sachen eingehen.Letztes Mal haben wir ja schon ausführlich über das Potenzial,die diese F-16-Kampfflugzeuge der Ukraine so stellen können,schon gemutmaßt und mal einen Ausblick über die Technik gegeben.Das wollen wir jetzt nicht alles nochmal wiederholen. Aber in der Zwischenzeit,also innerhalb der letzten Wochen, sind nun die ersten paar Flugzeuge auch tatsächlichin der Ukraine angekommen.Das ist auch bestätigt. Die sind schon in der Luft gesehen worden,beziehungsweise wurde das Ganze auch mit einem verhältnismäßig großen Bremboriumvon der ukrainischen Regierung ja auch präsentiert.Und ja, man geht jetzt davon aus, dass diese vielleicht zehn Flugzeuge teilweiseeben schon für Einsätze zum Einsatz gebracht werden könnten und wahrscheinlichauch für Training und Reparaturschulung on the ground.Das wissen wir alles nicht, ob die jetzt nicht vielleicht doch teilweise imWesten gewartet werden etc. Aber es ist einiges darüber bekannt geworden,wie sie denn jetzt tatsächlich ausgerüstet sind.Und wenn ich das richtig sehe, ist die Ausrüstung dieser Maschinen dann dochnoch ein bisschen besser, als man vielleicht hätte vermuten können.Also die kommen mit der neuesten Steuersoftware daher und mit guten Radarenund können ein relativ großes Arsenal an Waffen zum Einsatz bringen, oder?
Pavel Mayer 2:06:15
Ja.Ja, das Problem ist natürlich,aber eine ganze Menge Probleme damit verbunden, die alle auch erwartet wordensind und mit denen die Ukraine jetzt umgehen muss.Erstens das ganze Wartungsthema sowieso, dann aber das Problem,dass die halt relativ saubere Pisten brauchen und die Russen natürlich nichtslieber tun würden, als die F-16s zu zerstören.Das heißt, die Ukrainer sind da auch sehr vorsichtig in dem,was und wo sie dort machen.Und ja, das andere Problem ist natürlich so,diese Kampfflugzeuge haben natürlich auch keine riesen Reichweite,Aber es ist deutlich besser als jetzt bei vielen der sowjetischen Modelle, die sie fliegen.Also immerhin kann so eine F-16 halt 860 Kilometer weit fliegen in der Luft-Boden-Rolle.Parry-Range ist halt 4200 Kilometern mit Zusatztanks, aber dann hast du halt keine Waffen dabei.Also irgendwo zwischen 860 und 4200 Kilometern beträgt die Reichweite und dannwill man natürlich auch noch wieder zurückkommen und es hängt dann auch starkvon der Höhe ab, in der man unterwegs ist.Also ich will sagen, es ist halt nicht so ganz einfach und mit der relativ geringenZahl, die sie jetzt auch haben,können sie natürlich jetzt keinen massiven Angriff fliegen oder so.Plus, was wahrscheinlich das größte Problem ist, ist, dass jetzt die ukrainischenPiloten jetzt auch erstmal lernen müssen.Und man geht davon aus, dass sie im Moment der Schwerpunkt darauf liegt,tatsächlich in der Praxis auszuprobieren, vorsichtig so, was können wir dennmachen und einfach zu lernen, tatsächlich mit den Dingern umzugehen.Und sie ansonsten vor allem die Piloten und auch die Flugzeuge nicht allzu sehr zu gefährden. Aber.Ich denke mal, an irgendeinem Punkt wird es spürbar werden, aber im Moment istsie nicht wirklich sichtbar.Also im Moment kann man, also sichtbar, ja, sie fliegen, aber es gab jetzt noch keine Meldung darüber,dass sie in irgendwelche Kämpfe verwickelt waren oder in irgendeiner Weise ander Front zum Einsatz gekommen.Sind. Aber früher oder später wird das natürlich passieren.Und so, ich rechne eher damit, dass sie.Wahrscheinlich die Dinger nutzen werden, in erster Linie um weiter die gegnerischeLuftverteidigung mit Harms zu bekämpfen.So, dass sie halt gucken, weil das konnten sie zwar bisher auch,aber nur sehr eingeschränkt mit vorprogrammierten Waffen.Was sie jetzt Wozu sie jetzt in der Lage sind, ist, dass das Flugzeug selbsterkennt, oh, da wurde jetzt ein Radar eingeschaltet,dann die entsprechenden Daten von diesem Radar an die Rakete übermittelt unddann eben dynamisch Luftabwehr bekämpft werden kann.Weil oft ist es so, dass viele der Stellungen auch einfach aus sind,um eben nicht geortet werden zu können.Und dass die oft nur erst dann eingeschaltet werden, wenn ein anderes Radar sagt, da ist irgendwas.Und man die dann oft auch gerne verlegt, nachdem man die einmal benutzt hat.Und da funktionierte dann die bisherigen Angriffe nicht so gut.Und die andere Sache ist natürlich, dass man sich vorstellen kann,dass sie dann mit den Langstrecken-Luft-Luft-Raketen vielleicht auch das eineoder andere feindliche Flugzeug dann bekämpfen.Aber davon hat man bisher noch nichts gehört.
Tim Pritlove 2:11:15
Und ich denke vor allem werden sie jetzt erstmal zur Raketenabwehr auch mitverwendet werden.Also wenn jetzt große Bomber starten, weiß die Ukraine ja schon Stunden vorher,okay da kommt jetzt vielleicht was an und dann große Raketen wie diese Iskandar,die ja auch großes Zerstörungspotenzial haben und bisher nicht immer abgefangen werden konnten,da helfen ja die F-16 auch, weil die können dann schnell aufsteigen und diekönnen dann halt solche Raketen auch tracken und auch zerstören.Also das sind alles so Aspekte. Also ich denke man sollte noch nicht so vielerwarten jetzt so, aber sie sind da und ab jetzt kann sich die Situation dahingehendhalt dann doch schnell verbessern.
Pavel Mayer 2:11:55
Denke ich, denke ich auch.
Tim Pritlove 2:11:58
Ein paar andere interessante Beobachtungen. Ich hatte es vorhin schon erwähnt.Es wird jetzt in zunehmendem Maße so ein Roboter- und Drohnenkrieg,der jetzt hier parallel noch mitkommt.Über Drohnen haben wir ja schon gesprochen und die hohe Produktionszahl.Vor allem ist die Vielfalt an Drohnen, die mittlerweile von der Ukraine eingesetztwerden, wirklich bemerkenswert.Ich hatte es auch schon mal eingangs erwähnt. Es gibt ja dieses Video,wo eine Drohne, Eine ukrainische Drohne in Kursk, ein Kampfhubschrauber,der Russen verfolgt und dann, wie man das bisher nur mit Fahrzeugen auf dem Boden gesehen hat,so weit verfolgt hat und dann in der Nähe explodiert ist, sodass wahrscheinlichder Heckrotor zerstört wurde.Dieser Abschuss wurde auch von den Russen bestätigt.Also das weiß man, das hat wirklich auch so stattgefunden.Das ist natürlich eine weitere Bedrohung für die Hubschrauber-Armada der Russen,die ja durchaus ein Asset in ihrem Park ist.
Pavel Mayer 2:13:02
Ich hatte mich nämlich gefragt, also wir kennen ja normalerweise in der Regelso die normalen Quadcopter, die ja eher so flach sind. Aber es gibt so ein paar Amateure, die...Halt schnell fliegende Quadcopter gebaut haben, die dann im Prinzip ein bisschenwie eine Rakete geshaped sind.Und die Dinger erreichen tatsächlich bis zu 300 kmh Geschwindigkeit.Weil ich mich nämlich gefragt hatte, oder vielleicht gefragt,okay, wie kann jetzt so eine kleine Drohne, Wir kennen, die fliegen vielleicht 50, 60 kmh.Einen Hubschrauber, der 100, 150, 200 fliegt, eigentlich erwischen kann.Und meine Vermutung ist, dass sie auch diese YouTube-Videos gelesen haben vondiesen 300 kmh Drohnen und irgendwas genau in der Richtung gebaut haben,die dann auch in der Lage sind, schneller als ein Hubschrauber zu fliegen.Zumindest für ein paar Minuten. Also ich weiß nicht.
Tim Pritlove 2:14:13
Ob diese Hubschrauber jetzt immer so schnell unterwegs sind.Also diese Hubschrauber müssen ja nicht unbedingt so schnell fliegen.Das sind ja jetzt keine Kampfflugzeuge, sondern die können ja auch langsam sein.Und diese spezielle Videosequenz, die da veröffentlicht wurde,macht auf mich nicht so den Eindruck, als ob der mit 120 Stundenkilometern unterwegs war.Der war eher so gemütlich am Start.
Pavel Mayer 2:14:34
Ja, das täuscht.
Tim Pritlove 2:14:36
Aber wir wissen, Drohnen können diese Geschwindigkeit erreichen und sie könnenmittlerweile auch Formel-1-Fahrzeuge als Kamera begleiten.Das funktioniert alles, kann durchaus sein, dass das hier auch ein Teilaspektist. Der andere Aspekt ist, dass man eben auch genug Sprengladung dabei hat,um so ein Heckrotor zu zerstören. Okay, das ist wahrscheinlich auch weniger das Problem.Aber halt das Tracking ist unter Umständen halt dahingehend optimiert worden.Auf jeden Fall kommt diese Bedrohung noch mit dazu.Dann habe ich gesehen, Bodenversorgungsfahrzeuge, die autonom unterwegs sind.Also das sind jetzt im Prinzip einfach so fahrende Fahrzeuge.Tischchen, die quasi Sachen transportieren zur Truppenversorgung.Das gibt es auch schon so ein bisschen länger, aber wird wohl auch immer ausgefeilter.Also wir hatten das glaube ich in Avtivka schon, dass die von Beobachtungsdrohnenbegleitet und dann entsprechend ferngesteuert werden.Aber jetzt ist eben auch schon von selbstfahrenden Fahrzeugen die Rede,denen also gesagt wird, so hier, bringen das da mal hin und die sich dann irgendwieselber ihren Weg bahnen.Und für die Infanterie kommen jetzt auch solche Roboterhunde zum Einsatz.Den man ja auch schon mal öfter gesehen hat.Das ist ja mittlerweile ein bewährtes Bewegungsmodell für Roboter,dass sie sich quasi wie so ein Hund bewegen.Und die werden dann in engen Kampfsituationen zum Einsatz gebracht,einfach als Aufklärungsgeräte.
Pavel Mayer 2:16:18
Ja, da habe ich auch gesehen, die Frage ist dann natürlich immer,sind das jetzt sozusagen eine Handvoll Prototypen oder können die auch in nennenswertenStückzahlen produziert werden,um wirklich einen Impact zu haben?Also gerade bei den Roboterhunden habe ich mich das gefragt.Aber ja, man wird es sehen. Ich meine, wenn die Dinger sich als nützlich underfolgreich erweisen, kann ich mir gut vorstellen, dass die Krainer dann relativschnell auch eine Serienproduktion auf dem Boden stampfen.Aber die Geräte, die ich oder das, was ich da jetzt gesehen habe,bei denen also diese Roboterhunde speziell, habe ich jetzt zwei Stück von gesehen.Während du von jetzt den normalen Quadcoptern sie gelegentlich schon mal kompletteParkplätze vollgestellt abfilmen, wenn eine neue Lieferung gekommen ist, wo man weiß,dass es sich um Tausende am Tag handelt, die da geliefert werden.
Tim Pritlove 2:17:28
Ja, aber so fing es an. Also am Anfang waren auch die FPV-Drohnen ein Unikumim Kampf um Kiew, ganz zu Beginn des Krieges.Da kamen nämlich dann sozusagen die Leute, das war ja noch gar nicht Teil derArmee damals, sondern das waren ja irgendwelche Privatleute,die auch sonst viel mit Koptern gemacht haben. Die haben gesagt,hier, lass mich da mal rumfliegen, ich gucke mal, wo die Russen sind.Und wie schnell ging es dann mit automatischem Abwurf von Granaten etc.Bis hin zu den Kamikaze-Drohnen.
Pavel Mayer 2:18:02
Die waren dann selber mobil mit Quads unterwegs, also mit diesen vierrädrigenMotorrädern im Prinzip.Und ja, da kann ich mich noch gut dran erinnern.
Tim Pritlove 2:18:17
Gut, dann hatten wir noch eine Frage, eine Anregung, ein Feedback aus den Kommentaren.Schon ein paar Sendungen her, ich hätte mir das hier mal notiert,vielleicht gehen wir da auch noch mal kurz drauf ein.Ich habe jetzt die Originalformulierung nicht mehr notiert, aber im Kern gingdie Frage in Richtung Verwendung von Cluster-Munition in diesem Krieg,die ja von beiden Seiten eingesetzt wird, von den Russen von Anfang an,von den Ukrainern seit die Amerikaner diese geliefert haben.Anderthalb Jahr her, glaube ich, dass das begonnen hat und das ist ja mittlerweile sehr verbreitet.Man sieht das bei sehr vielen Angriffen.Was meinen wir mit Cluster-Munition? Wir meinen Munition, die halt jetzt nichteinen Bomben-Impact an einer Stelle hat, sondern im Prinzip eine Munition,die eine Vielfalt von Bomblets aussetzt,die dann nochmal alle für sich separat explodieren.Eine andere Variante sind natürlich Bomben wie diese Attack-Gims,die dann tausende von kleinen Tungstenkügelchen haben und die dann einfach einenentsprechenden mechanischen Impact haben.Sprich man vergrößert das eigentliche Angriffsziel. Klasse.Munitionen, die jetzt der ersten Bauart, die also quasi nochmal so mit mehrerenkleinen Bomblets arbeiten, sind ja unter anderem mal geächtet worden von verschiedenenLändern, darunter auch Deutschland.
Pavel Mayer 2:19:58
Ja, aber...
Tim Pritlove 2:19:59
Weil sie halt so ein Problem sind bei der Minen, beim Minenauf... Also beim...
Pavel Mayer 2:20:05
Ja, also... Ja, Russland und die USA sind dem nie beigetreten.Letztlich, ich meine, die andere Sache ist ja die ganze Landminendebatte.Also Landminen gehören im Prinzip in dieselbe Kategorie oder schaffen halt dieselben Probleme.Ja, nichtsdestotrotz verwenden beide Seiten Landminen in größerer Größe.Zahl und wird wahrscheinlich in 100 Jahren noch in der Ukraine es damit zu tunhaben, um manche Gegenden dann zu entminen.Also das ist halt nun mal ein Problem. Und generell, ja,ich sag mal, wirklich human ist keine Art von Kriegswaffe.Aber es gibt natürlich unterschiedliche Abstufungen.Und die Russen scheinen jetzt auch vermehrt chemische Waffen einzusetzen wieder.Die da plus so, was ich halt auch gruselig finde,hatten wir halt auch die Air-Fuel-Bombs,die dann gewaltige Explosionswirkung haben und dann ja Leute,die da zu nah dran sind, einfach durch die Druckwelle es in die Lunge zerreißt und so.Also es ist alles nicht schön.Es ist alles nicht schön, wobei ich in der Abstufung, wie gesagt,Clusterbomben und Minen sind irgendwo in der Mitte.Aber es gibt dann noch andere Waffen, die dann in größerem Maße geächtet sind.Bis hin zu, wie sagt man jetzt, auch Blendwaffen oder generell Waffen,die halt unnötig viel Leid verursachen, wozu dann eben auch chemische Waffen gehören.Aber chemische Waffen taugen nicht so viel, wie viele Leute glauben.Sie kommen deswegen nicht so häufig zum Einsatz, weil sie einfach nicht so besonders tauglich sind.Während jetzt diese Cluster-Munition...Eignet sich in erster Linie wunderbar zur Bekämpfung jetzt von Flughäfen.Zum Beispiel so, wo viele Flugzeuge stehen oder für Truppen an Sammlungen.Und einfach ganz pragmatisch, die USA verwendet die nicht mehr.Hat aber noch jede Menge davon, deren Mindesthaltbarkeitsdatum langsam abläuft.Und ja, es ist halt dann einfach auch billiger für die USA, die in die Ukrainezu schicken, als sie dann selber aufwendig zu entsorgen, weil die sind halt gefährlich.Die müssen halt dann ja aufgebohrt und aufgesägt werden unter speziellen Bedingungen.Und die Ukraine kann sie gerade aus verschiedenen Gründen gut gebrauchen,unter anderem deswegen, weil sie nicht die Luftfreiheit hat.Also deswegen benutzen die Amerikaner die nicht mehr, weil sie einfach Waffenhaben, die sie auch ans Ziel bringen können, die dann mit größerer Präzision Ziele bekämpfen.Und generell kann man auch glaube ich sagen.Dass je präziser eine Waffe, umso weniger Gefahr besteht,dass Zivilisten zu Schaden kommen oder dass man unnötig viel zerstört.Was auch so ein Problem war, gesehen haben, dass Russland halt,Russlands Mangel an Präzisionswaffen am Ende dazu geführt hat,dass sie komplette Städte in Schutt und Asche legen mussten,weil sie eben einfach nicht präzise genug treffen können.
Tim Pritlove 2:25:01
Und das aber auch in Kauf nehmen, also es klemmt sie jetzt nicht groß.
Pavel Mayer 2:25:05
Genau. Und ich sag mal, obdu jetzt eine Cluster-Rakete abschießt oder ob sie dann eine Salve aus fünfMehrfachraketenwerfern mit jeweils 20 Sprengköpfen,die dann irgendwo auch landen, wo auch immer sie gerade hinfliegen,so in einem Umkreis von 100, 200 Metern oder so.Also das ist so die Genauigkeit von diesen ja, grad.MLRS so, dass man,Grundsätzlich sagen kann, am liebsten natürlich Präzisionswaffen, aberin der aktuellen Situation in der Ukraine sind in bestimmten Einsatzzenarieneinfach diese Clusterbomben vorzuziehen und machen jetzt auch keinen großenUnterschied bei der Zahl der Minen, die da ausgebracht wurde.Und was ja auch viel gemacht wird,also die Amerikaner liefern jetzt auch gerade aktuell neue Munition für Artilleriegranaten,die zum Fernverminen dient,also wo du dann fünf Panzerminen drin hast und wo du dann auf eine Entfernungvon 16 Kilometern per Artillerie Minen ausbringen kannst, Um dann,was weiß ich, irgendwo dann den Vormarsch zu stoppen, indem du dann vor eineKolonne dann die Minen schickst und so.Und die sind jetzt auch nicht unbedingt besser, wenn man von besser überhauptreden kann, im Sinne von humaner.
Tim Pritlove 2:26:51
Genau. Und Minenverlegeroboter und so weiter.Also das Kernproblem vom Krieg ist Krieg und Minen und nicht explodierte Waffensind natürlich ein Problem,aber die werden jetzt gerade in diesem Konflikt durch den Einsatz von diesenCluster-Munitionen nicht extrem viel größer, Sondern wir werden nach diesemKrieg und hin das Problem haben,dass es sich hierbei um die wohl am dichtesten verminsten Gebiete der Welt handelnwird und das noch auf Dekaden hin.Es ist nur zu hoffen, dass eben jetzt diese ganzen autonomen Roboter,die ja so bedrohlich erscheinen im Kriegsgeschehen,dass die gerade auch beim Entfernen, Finden und Entfernen von Minen dann auch hilfreich sein können.Also dass man quasi automatisierte Minenfinder und automatisierte Minenautomaten.Wie sagt man, Endminer baut, die halt in der Lage sind, diese Minen entwederdetonieren zu lassen oder halt aufgeschraubt bekommen und ausgeschaltet bekommen.Okay, gut. Letzter Punkt,das müssen wir jetzt nochmal nachliefern, weil das jetzt gerade in den Mediennochmal eine Rolle gespielt hat, als es die Anschläge auf die Nord Stream 2Pipeline gab in der Ostsee,haben wir auch ja viel darüber fabuliert, was denn nun dahinter stecken könnte.Du hast dich ja auch sehr intensiv damit auseinandergesetzt,was da jetzt konkret passiert ist und was beobachtet werden konnte.Und ja, ein Stück weit haben wir uns natürlich auch ins Spekulationsgewitter,begeben und überlegt, wer könnte denn jetzt hier einen Grund gehabt haben.Ich denke, unser Konsens Es war so ein bisschen ja am ehesten noch Russland selber.Schon seit einigen Monaten gab es ja, wann ist das überhaupt nochmal passiert, wann war das?Das ist auch schon anderthalb Jahre her. Also seitdem gibt es halt auch in DeutschlandRecherchen, ich glaube vor allem vom Spiegel vorangetrieben,die tatsächlich eine ukrainische Gruppe vermuteten.Und das war dann lange Zeit darum still und jetzt gab es wohl den Versuch vondeutschen Behörden in Polen, jemanden, also Ukrainer verhaften zu lassen,den sie nach wie vor unterstellen,bei dieser Aktion beteiligt gewesen zu sein.Was weißt du darüber?
Pavel Mayer 2:29:37
Ja, also es gibt jetzt eben einenHaftbefehl gegen einen ukrainischen Tauchlehrer, der in Polen gelebt hat,sich aber wohl jetzt in die Ukraine abgesetzt hat.Und außerdem gibt es noch einen Verdacht gegen zwei weitere professionelle Taucher,aber man hat da wohl nicht genug Beweise oder Indizien für einen Haftbefehl bisher.Die Ukraine weist jegliche Beteiligung zurück, aber es gibt halt Presseberichte,dass ein ukrainischer Agent namens Roman Schawinski,der Koordinator der Angriffe gewesensein soll und die Logistik des Sabotagekommandos erledigt haben soll.Und ja, also sein Name wurde jetzt von verschiedenen Geheimdiensten genannt.Das Interessante oder Merkwürdige daran ist aber, dass Tchewinsky gerade inder Ukraine in Haft sitzt.So, weil er,also es muss ein ziemlich wilder Typ sein oder der hat wohl unter anderem so organisiert,dass irgendwie ein Separatist namens Semach, der am Abschuss von MH17 beteiligt gewesen sein sollte.Entführt worden ist aus Russland unter anderem.Und dann hat wohl Czerwinski irgendwie versucht,auch in Russland Dutzende Wagner-Söldner zu rekrutieren zum Schein,um sie dann in die Ukraine zu entführen.So und angeblich sitzt er aber jetzt in U-Haft,weil er angeblich bei dem Versuch, einen russischen Kampfpiloten zum Überlaufenzu bewegen, seine Kompetenzen überschritten haben soll, was auch immer das bedeutet.Und so, er ist wohl auch nicht gerade als Freund von Selenskyj bekannt.So. Insofern, also wenn man jetzt mal das für bare Münze nimmt,was da jetzt in der Presse veröffentlicht wurde und ich würde sagen,ja, das ist nicht völlig unglaubwürdig oder nicht völlig von der Hand zu weisen.Ansonsten scheint es nicht so zu sein, dass jetzt das Ganze von Selensky ausgegangen ist.Ich kann mir schon vorstellen,dass irgendein durchgeknallter Geheimdienstler, sagen da,irgendwas angeleiert hat mit auch vielleicht Rückendeckung von Polen.Die ja auch, gut.Ob jetzt die USA davon wussten oder nicht, scheinbar nicht möglich,aber Ukraine selbst bestreitet,also Zelensky bestreitet, dass die Ukraine in irgendeiner Weise an den Sprengungen beteiligt war.Aber was halt bei diesen Geheimdienstoperationen und Geheimdienstberichten immerder Fall ist, ist halt schwierig,da wirklich hinter die Kulissen zu gucken, weil die natürlich alle massiv auchmit Desinformationen arbeiten und so.Aber ich würde jetzt sagen, also aus meiner Sicht steht es jetzt, würde ich sagen, ja,würde ich dem eine 50-prozentige Wahrscheinlichkeit einräumen,dass Ukrainer und Polen tatsächlich daran beteiligt waren.Aber ich halte es für unwahrscheinlich,dass das Ganze von der Spitze der Regierung ausgegangen ist oder Selenskyj sein Okay dazu gegeben hat.Wobei es natürlich auch Black Ops gibt, wo,man einfach nicht will dass bestimmte Leute sagen, davon wissen,damit sie es halt hinterher abstreiten können und ich sag mal.Also, ja, sieht alles ein bisschen unklar aus und insbesondere,dass halt jetzt der angebliche Drahtzieher in der Ukraine im Gefängnis sitzt,ist, muss man sagen, ja, unklar, was das jetzt zu bedeuten hat.Aber wie gesagt, deutet darauf hin, dass er was damit zu tun haben könnte.So, auf der anderen Seite, das Problem eben ist, du weißt nie,wer wen wofür eigentlich bezahlt hat.Und oft wissen die Leute, die Anschläge begehen, noch nicht mal,für wen sie denn eigentlich gerade genau arbeiten.Speziell, wenn es sich um irgendwelche Trupps von Tauchlehrern handelt,die dann mit einer Segeljacht unterwegs sind.Das kann auch, hatten wir damals auch spekuliert, kann auch einfach irgendeinukrainischer Oligarch gewesen sein, der sich überlegt hat.Hier, ich will mal was für mein Land tun.Oder ja, also ich fürchte, wir werden noch ein bisschen länger warten müssenund vielleicht nie vollständig Klarheit darüber erlangen.Aber definitiv verdichten sich jetzt die Anzeichen für eine ukrainisch-polnische Beteiligung.
Tim Pritlove 2:37:02
Ich habe ja immer noch so ein bisschen Zweifel, Weil wir hatten ja auch ursprünglichmal so den Aufwand, der da getrieben werden muss, in diesen Tiefen wirklichdiese Springsätze anzubringen, das durchzuführen, das logistisch auf die Kettezu bekommen finanziell.Vieles wies für mich ja schon darauf hin, dass es schon eher staatsgebundeneRessourcen benötigt, um dort wirklich aktiv zu werden.Dass da jetzt einfach irgendwelche Leute im Segelboot rausfahren und irgendwiesolche hochgradig kompliziert aufgesetzten und ja auch gut geschützten Pipelines gespürt bekommen.
Pavel Mayer 2:37:36
Vielleicht unterschätzen wir auch nur, was so ukrainische Tauchlehrer irgendwiealles in der Lage sind zu tun.
Tim Pritlove 2:37:45
Oder wie gut diese Pipeline gebaut wurde. Also we don't know.
Pavel Mayer 2:37:48
Ja, we don't know. Aber ich sag mal, ja, gibt jetzt Anzeichen,die eben auf Ukraine und Polen hindeuten.Aber interessant an der Sache ist auch, dass jetzt mittlerweile auch Positionklar gemacht wurde, auch von Deutschland.Scheint, naja gut, nur weil irgendwelche Ukrainer jetzt da eine Pipeline sprengen,Werden wir das jetzt nicht der gesamten Ukraine ankreiden oder unsere Waffenlieferungenan die Ukraine plötzlich einstellen,nur weil da irgendwie so eine Pipeline vor zwei Jahren gesprengt wurde und dasist eh alles Schnee von gestern.Und am Ende hat es ja auch ihr Gutes so, es hat dann ein bisschen die ErpressbarkeitDeutschlands beendet, was so russisches Gas angeht.Und die Lichter sind hier nicht ausgegangen, aber es war natürlich teuer,die ganze Aktion. Aber auf der anderen Seite floss ja eh auch gerade kein Gas durch die Pipeline.Und insofern kann man den Ukrainern fast auch nur dankbar sein.Wenn sie es waren. Ja, wenn sie es waren.Aber dieselben Leute natürlich, die das dann kritisieren, sind dann wahrscheinlich auch die,ja, kritisieren eigentlich auch Öl-Großkonzerne oder in dem Fall gar Energie-Großkonzerne,die dann einen dicken Reibach machen.Und insofern, ja, also ich persönlich würde es der Ukraine jetzt nicht allzu übel nehmen,wenn sich rausstellt dass sie da wirklich beteiligt waren sondern eigentlich,man kann fast sagen hat es Deutschland ein Stück weit verdient so, weil ja.Nord Stream auch ein Objekt definitiv gewesen ist,was die ukrainische Souveränität untergraben hat und dessen Existenz möglicherweiseauch Putin ermutigt hat,überhaupt diesen Einmarsch zu tun.Alles natürlich wilde Spekulationen, aber ja, ich denke mal einfach,das wird jetzt weiter keine großen Auswirkungen haben, weil das Thema ist auchso ein bisschen durch oder von der Entwicklung eigentlich überholt worden.Und, ja, würde ich sagen, kräht kein Hahn mehr nach, aber,so ist zumindest die offizielle Reaktion, sieht halt so aus,dass sagt, na, so be it. Whatever.
Tim Pritlove 2:41:01
Gut, Pavel, dann würde ich sagen, beenden wir mal diese Sendung an dieser Stelle auf.Ich denke, jetzt haben wir irgendwie unseren Senf ausreichend abgegeben zu der Situation.Und wir Wir hoffen natürlich, dass euch das weitergeholfen hat,dass das zur Einordnung beiträgt.Wir beobachten weiterhin diesen Konflikt und wir tun es auch weiterhin mehr oder weniger täglich.Es ist irgendwie schon so zu einem Automatismus geworden.Mich fragen immer viele Leute, wie ich das irgendwie alles ertragen kann.Und sie müssten sich da ja ausblenden aus dem ganzen Geschehen,um das irgendwie für sich noch einsortiert zu bekommen.Und ich kann das Gefühl sehr gut nachvollziehen, allerdings ist es bei mir genau andersrum.Braucht das fast, diese permanente Beschäftigung damit, weil,ja, weniger wegen des Doom, sondern es ist natürlich insgesamt eine bedrohliche Situation.Sie wird jetzt vielleicht nicht mehr von allen so als so bedrohlich wahrgenommenund in Deutschland ist es ja nun ohnehin so, dass wir ganz gut entfernt davon sind.Aber vergesst nicht, dieser Konflikt ist nah genug.Man fährt da nicht so lang hin. Und am Ende ist es auch unser Krieg,weil es gegen Europa geht.Wenn Russland nicht in der Ukraine gestoppt wird, dann wird er halt erst später gestoppt werden.Und dann kommt der Konflikt nochmal sehr viel näher und wird noch sehr vielmehr Leid und Unsicherheit auslösen.Und auch wenn hohe Kosten damit verbunden sind, diese Unterstützung zu leisten,Es ist ein Witz im Vergleich zu dem, was wir leisten müssten,wenn wir diesen Krieg selber führen würden.Auch wenn ich persönlich der Meinung bin,dass wir unser Engagement noch deutlich steigern müssten,um einfach das Problem schneller loszuwerden und all diese ganze gefürchteteEskalation nicht auch wirklich wahr werden zu lassen.Wir sehen ja, umso weniger hier unterstützt wird,umso mehr eskaliert das Ganze dann in gewisser Hinsicht und obliegt nicht mehrunserer Kontrolle und auch wenn ich finde, dass die Ukraine da nach wie vorsehr klug vorgeht im Rahmen ihrer Möglichkeiten,kann es eigentlich nur in unserem Interesse sein, diesen Krieg zu Ende zu bringenund das können wir leider nur, indem Russland militärisch verdrängt wird.Es gibt da keine andere Option, weil sich Russland auf nichts anderes einlässt.Und ja, dementsprechend müssen wir leider diese Krise noch weiter begleiten,aber wir werden das auf jeden Fall auch weiterhin tun.So und diesmal enden wir ohne Doomsday, weil die Dinge entwickeln sich jetztmal ganz gut, sowohl im Osten als auch im Westen und wir hoffen natürlich, das bleibt auch so.
Pavel Mayer 2:44:17
Ja, also auf jeden Fall waren diese Sendungen irgendwie positiver.Also die Geschehnisse der letzten zwei Wochen waren insgesamt erst mal erfreulich,aber man will halt den Tag nicht vor dem Abend loben oder wie ist das denn, jinx it so,indem man aber ja auf jeden Fall seit langem erfreuliche Nachrichten,wieder aus der Ukraine oder mehr erfreuliche und auch aus den USA,wo auch Hoffnung besteht,dass vielleicht langsam mal wieder ein bisschen mehr Vernunft und Normalität in der Welt einkehrt.Aber ja, wir werden sehen und ich genieße es im Moment einfach,diese Nachrichten zu hören, sowohl aus der Ukraine als auch aus den USA underfreue mich ein wenig daran.
Tim Pritlove 2:45:27
Gut, insofern vielen Dank fürs Zuhören, vielen Dank für eure Unterstützung diesesPodcasts und der Meta-Ebene.Nur das ermöglicht diese kontinuierliche Berichterstattung.Ich hoffe, ihr tut das auch weiterhin.Erweckt doch eine regelmäßige Unterstützung der Meta-Ebene unter meta-ebene.me.Und damit entlassen wir euch hier und sagen Tschüss und bis bald.
Pavel Mayer 2:45:59
Macht's gut.
Shownotes

UKW123 Brexit: He rose without a trace

Die Ära von Rishi Sunak war wie die seiner Vorgänger von wenig Erfolg gekrönt und die jetzt ausgerufenen Neuwahlen werden das vorläufige Ende der Tory-Herrschaft im Vereinigten Königreich sein

Nachdem Liz Truss ihre sehr kurze Regentschaft als Premierministerin beendet hatte war die Zeit für Rishi Sunak gekommen, der allerdings mit wenig Glück und Feingefühl es nicht vermochte, den Tories irgendeinen Auftrieb zu geben. Die jetzt vorzeitig ausgerufenen Neuwahlen werden daher voraussichtlich das Ende der 14-jährigen konservativen Herrschaft bereiten und eine Labour-Regierung unter Keir Starmer an die Macht bringen.

Während der Brexit in der Bevölkerung zunehmend negativ betrachtet wird ist die Politik aber immer noch in Schockstarre vor den Hardcore-Befürwortern i der Bevölkerung und behandelt das Thema wie eine heiße Kartoffel. So oder so ist aber das Brexit-Kapitel abgeschlossen und hat am Ende den Tories den totalen Machtverlust beschert. Wohin die Reise für UK jetzt geht bleibt offen.

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Tim Pritlove
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Jon Worth

Für diese Episode von UKW liegt auch ein vollständiges Transkript mit Zeitmarken und Sprecheridentifikation vor.

Bitte beachten: das Transkript wurde automatisiert erzeugt und wurde nicht nachträglich gegengelesen oder korrigiert. Dieser Prozess ist nicht sonderlich genau und das Ergebnis enthält daher mit Sicherheit eine Reihe von Fehlern. Im Zweifel gilt immer das in der Sendung aufgezeichnete gesprochene Wort. Formate: HTML, WebVTT.


Transkript
Tim Pritlove 0:00:31
Hallo und herzlich willkommen zu UKW, unsere kleine Welt. Mein Name ist Tim.Fridloff und das hier ist die 123.Ausgabe von UKW. Und heute geht es mal nicht um die Ukraine,nein, wir wollen das Brexit-Kapitel ein weiteres Mal und vielleicht auch zumletzten Mal aufschlagen.Und dafür begrüße ich natürlich John, John Worth, hallo.
Jon Worth 0:00:57
Hallo wieder, ja.
Tim Pritlove 0:00:59
Ja John, ist ein bisschen Zeit vergangen. Wir haben die letzte Sendung am 20.Oktober 2022 veröffentlicht. Also ja, ein anderthalb Jahr mehr fast schon her.Und das war ganz interessant. Wir haben uns in der Sendung ausführlich überdie furchtbare Zeit mit Boris Johnson und die dann irgendwie noch viel furchtbarereZeit von der Premierministerin Liz Truss unterhalten.Und ihre aktuelle Regentschaft da komplett auseinandergenommen und sind mehroder weniger mit der Erwartungshaltung rausgegangen, dass das jetzt nicht mehr lange dauern kann.Ich glaube, es war dann nur wie ein, zwei Stunden, nachdem ich die Sendung veröffentlichthabe, kam dann auch bereits der Rücktritt.Damit hat sie dann auf jeden Fall den Rekord für die kürzeste Regentschaft inUK, glaube ich, gerissen.Das ging dann mal sehr schnell.Ja, und danach kam dann Rishi Sunak aus den Startlöchern und wurde dann vonden Tories zum neuen Premierminister gewählt.Das ist so ein bisschen jetzt so der Punkt, an dem wir wieder aufsetzen können im Bay.Wir haben ja dann auch noch den Tod der Queen erwähnt.Naja gut, beklagt ist vielleicht das falsche Wort, aber zur Kenntnis genommenund ja, mittlerweile heißt es nicht mehr God Save the Queen,sondern God Save the King, denn der Sohn von Queen Elizabeth,Charles, hat also jetzt den Thron bestiegen, ich weiß nicht,hat das irgendwas gemacht mit Großbritannien, ist das irgendwie ein Ding, ist das wichtig?
Jon Worth 0:02:42
Am Anfang haben wir alle ein bisschen so gedacht, das könnte etwas schwierigersein, weil der sei etwas so politischer als die Königin.Aber das führte aus in den ersten paar Wochen zu keine großen Aufregungen.Es gab natürlich viele Streitigkeiten innerhalb der königlichen Familie inzwischen.Ja, und er ist selbst krank, Charles.Also das bedeutet, es gibt keine große öffentliche Diskussion zu der königlichenFamilie, gerade in Großbritannien.Also das spielt eine sehr untergeordnete Rolle.Also ja, Alice ist zur Zeit und war in den letzten Monaten auch ziemlich ruhig.Also diese große Aufregung rund um Kate, das ist jetzt inzwischen auch,wird nicht in dem Alltag debattiert.
Tim Pritlove 0:03:40
Die auch krank war.
Jon Worth 0:03:42
Ja, ja, ja.
Tim Pritlove 0:03:43
Ich hatte nur so ein bisschen damit gerechnet, dass das sozusagen so eine mentaleZeitenwende auslösen könnte, weil irgendwie diese ewige Regentschaft der Queensteht ja im Prinzip auch für so eine Ära des,der britischen Identität in gewisser Hinsicht.Und wenn dann halt auf einmal sowas Signifikantes passiert, wie eben ihr Todnach all dieser langen Zeit, nach über 70 Jahren.
Jon Worth 0:04:08
Ja, es ist eine sehr berechtigte Frage oder ein berechtigtes Punkt. Aber irgendwie.Wir haben nur einfach so eine leere Periode gehabt in den letzten 18 Monaten.Irgendwie Brexit ist vorbei, die Ära der Königin ist vorbei.Wir wissen alle, dass die Ära der modernen konservativen Partei ist irgendwie auch vorbei.Aber was kommt zunächst? Wir haben keine öffentliche Diskussion um die zukünftigeRichtung des Landes, der Regierung. Es ist einfach leer irgendwie gerade.Und diese Diskussion, in welche Richtung geht das Land, hat nicht so wirklich begonnen.Und auch während dieses Wahlkampf auch nicht so komplett begonnen.Ja, also und das ist irgendwie sehr ungewöhnlich.Britisches Politik war immer so sehr stark umstritten und während Boris Johnsonauch sehr stark umstritten.Aber in den letzten 18 Monaten, es war so einfach alles, die Debatten fandenstatt, aber hatten kein Meaning irgendwie, ist ein bisschen so mein Eindruck.Und keine große fundamentale Debatte zu der Rolle der königlichen Familie fand auch nicht statt.Es ist eine sehr ungewöhnliche Periode, finde ich generell.Also so eine Periode in meinem Leben habe ich bisher nicht gesehen oder nichterlebt, mit so einer gewissen Unklarheit über die Zukunft.
Tim Pritlove 0:05:49
Also das Gesicht dieser Lehre ist natürlich dann damit Rishi Sunak,der dann eben, wie ich schon angekündigt habe, dann Premierminister geworden ist.Wer ist er und welche Rolle hat er vorher gespielt und welche Rolle hat er seitdemgespielt, wenn überhaupt?
Jon Worth 0:06:10
Ja, also wir haben dieses so Phrase im Englischen, to think without a trace,wenn jemand so von einem Tag bis zum nächsten so verschwunden ist in der Politik.Sunak ist irgendwie Heroes Without a Trace.Der ist von nirgendwo so schnell auf die höchsten Ebenen des britischen politischen Systems gekommen,dass niemand so wirklich verstanden hat, wofür steht er, warum ist er überhaupt da.Er hat einen Hintergrund in dem Bankingsektor.Er hat zusammen mit mir studiert in Oxford, aber ich habe keine Erinnerung vondem Typen, überhaupt nicht.Also wir waren in ganz unterschiedlichen politischen oder gesellschaftlichenEbenen als Studierenden. Er ist selber sehr reich.Seine Frau ist ursprünglich aus Indien.Er ist sehr, sehr reich. Also er kommt wirklich von der britischen wirtschaftlichen Elite.Er war selber für den Brexit, also das ist dann ein Grund, warum er dann,sag ich nicht beliebt war innerhalb von den Konservativen, aber zumindest einegewisse Unterstützung gekriegt hat.Aber irgendwie, er ist ein ziemlich ruhiger Typ, aber er hat kein politischesGefühl, kein politisches Verständnis.Wenn er redet mit Menschen, er kommt wie ein Banker rüber.Er hat keinen Weg, als normales Mensch mit normaler Wähler umzugehen.Und auch in seinen Medienauftritten ist er oft ziemlich robotisch.
Tim Pritlove 0:08:16
Also das totale Gegenteil zu Boris Johnson zum Beispiel.
Jon Worth 0:08:18
Ja genau, komplett im Gegenteil. Und er will tief in den Statistiken und inden Zahlen blicken, was auch vollkommen richtig war als Finanzminister.Das kann man vollkommen verstehen. Aber es ist ein bisschen,wie wir das schon einmal erlebt haben mit Gordon Brown, der damalige Finanzminister unter Tony Blair.Er ist später Premierminister geworden, aber dann war er erfolgreich als Finanzminister,aber dann als Premierminister nicht.Weil, also, die sind ganz unterschiedlichen Rollen. Aber ein Problem für dieKonservativen war, Moment mal, wer sonst haben wir?Also, es standen keine andere Rolle.Halbwegs qualifizierte Leute zur Verfügung innerhalb der Konservativen.Also das bedeutet, es war schon nach ein paar Monaten seiner Amtszeit klar,er hat Probleme als Premierminister, aber es gab schon im Frühling dieses Jahrdie Gerüchte, könnten die Toriesihn dann schon ersetzen vor der Unterhauswahl, weil der sei so schwach.Aber das Problem ist, wer käme dann sonst? Und das ist die Situation für ihn.Er ist nicht korrupt, man merkt, wenn er lügt, was nicht der Fall war mit Boris Johnson,aber er ist kein so Brückenbauer, er hat keinen guten Alliierten um sich innerhalb der Partei.Also das bedeutet, die Lage für ihn war dann sehr schwierig von Beginn an.Und er war dann innerhalb der Partei von Beginn an schwach, könnte die Situationnicht ändern und die Tories hatten keine Alternative.Also das war dann der Stand für ihn.
Tim Pritlove 0:10:23
Ja, also man hat ihm glaube ich auch wirklich die ganze Zeit angemerkt,diesen fehlenden Touch für die Gesellschaft und auch für den richtigen Moment.Moment, das ist ein Höhepunkt und vielleicht auch sein größter Fehler war jajetzt bei den Feierlichkeiten zur Beendigung des Zweiten Weltkriegs.Und wo halt alle Führer zusammenkamen, auch Selenskyj war ja vor Ort,im Prinzip alle Alliierten waren vertreten, außer den Russen natürlich,weil wissen wir ja, was da gerade abläuft.Und Rishi Sunak war natürlich auch da, ist aber dann irgendwie zu dem finalenEvent schon abgereist gewesen,um in irgendeinem Kindergarten irgendwie einen Werbespot für die anstehendenNeuwahlen aufzunehmen.
Jon Worth 0:11:16
Und irgendein Medienauftritt war es.
Tim Pritlove 0:11:19
Also es war wirklich haarsträumend und die Kritik brach über ihn herein under musste sich dann glaube ich auch sofort entsprechend entschuldigen,aber da war das natürlich dann alles zu spät, weil das war so im Prinzip derInbegriff der Fehleinschätzung.
Jon Worth 0:11:36
Aber dieses politische Management fehlt total bei den Konservativen gerade.Die hatten das auch zu Boris Johnsons Zeiten immer im Griff.Also dieses politische Theater, diese Präsentation, Medienmanagement,das haben die Konservativen seit Jahrzehnten.Ziemlich gut im Griff. Das haben die gerade nicht.Also was für Berater hat dann Hatsunag, damit man so einen Fehler macht?Und wir haben auch gerade gehört, dass es gab einen Streit zwischen ihm unddem Hauptberater, Levido heißt er, war es eine gute Idee,so diesen frühen Unterhauswahl zu machen, jetzt im Juli, statt bis Oktober zu warten.Also wir wissen, dass irgendwas stimmt nicht zwischen Sunak und seiner eigenen Berater gerade.Und das war ein Beweis davon, dieses Skandal um den Dings in den Nummern,die so den Fall zu dem Ende des Zweiten Weltkrieges.
Tim Pritlove 0:12:46
Wir wollten ja diese Sendung eigentlich ein bisschen früher machen,wir hatten ja ursprünglich gesagt, naja, wir machen mal wieder eine,wenn dann die Wahlen kommen und dann kamen die Wahlen dann doch sehr überraschend,sodass wir jetzt tatsächlich am Vorabend der Wahl, am 4.Juli, hier, also heute ist der 3.Juli und ich werde zusehen, dass die Sendung noch schnell vor der Wahl rauskommt,dann können unsere Predictions hier vielleicht auch noch greifen,aber ja, das kam halt sehr überraschend. Aber runden wir das vielleicht nochmal ab.Also Sunak kam an die Macht, hatte aber eigentlich keine, aber es gab auch keineAlternative, weil ich habe so das Gefühl, dieser Prozess des Ausblutens von innen heraus,der Tories, der findet jetzt sozusagen seinen Abschluss.Also man dachte ja schon die ganze Zeit, Leute, was habt ihr für Personal undihr habt keine Vision und ihr kriegt nichts auf die Kette und der Brexit warein großer Fehler und keiner ist bereit, das zuzugeben und ihr habt den rechten Rand nicht im Griff,ihr habt sozusagen die Mitte nicht mehr für euch und ihr habt auch keine klareVision und es geht die ganze Zeit hin und her.Und man merkt es schon richtig von außen, wie so ein bisschen auch der Geduldsfadender britischen Bevölkerung, die ja eigentlich generell immer sehr konservativ ist.Ich meine, wie lange waren die jetzt an der Macht? Zwölf, vierzehn, sechzehn Jahre?
Jon Worth 0:14:11
Ja, vierzehn Jahre diesmal. Genau.
Tim Pritlove 0:14:14
Und ich glaube, selbst die härtesten Tory-Verfechter haben Schwierigkeiten,entweder sich selbst oder andere Leute zu motivieren, jetzt überhaupt noch zur Wahl zu gehen.
Jon Worth 0:14:26
Aber es gibt natürlich, die haben Probleme auf beiden Seiten.Also es gibt diese besonders im Südosten Englands, also nicht in London, aber so drumherum.Also es heißt Home Counties, also die Vororte von London und auf dem Land im Südosten.Das sind so die Tory-Heartlands, wo die Tories gewonnen haben seit Jahrzehnten.Aber da ist es ziemlich reich, halbwegs weltoffen.Und da ist das Gefahr, dass die verlieren da gegen die Liberalen.Also das sind wirklich so alte Tory-Städte.Und dann im Norden, die haben dieses Problem. Das sind die Orten,wo Boris Johnson erstaunlicherweise gewonnen hat in 2019. Hat da hauptsächlichgegen Labour damals gewonnen.Und die Frage ist, haben die Konservativen ausreichend Unterstützung in dieserArt von Städten, dann einfach nochmal gegen Labour zu gewinnen,also diese Wahlsiege von Boris Johnson zu verteidigen.Und die Antwort auf beiden Seiten ist hauptsächlich Nein.Und das ist dann auch eine Frage, also wie haben wir dann dieses Punkt erreicht?Also wir gehen zuerst zu den politischen Entscheidungen von Rishi Sunak, weil er hat versucht,diese sehr harte Linie gegen die Einwanderung von Boris Johnson weiterhin zu verschärfen.Einfach mal diese rechte Seite, also die rechten Populisten von Nigel Farage,einfach mal sich gegen diese rechten Splitter-Bewegung zu verteidigen.Und das führte zu dieser absurden Situation,die Abschiebung von Asylbewerbern, wenn die dann eine Ablehnung gekriegt haben,die nach Rwanda wegzuschieben.Das war keine funktionierende Politik, weil die Anzahl an Leuten,die man so abschieben könnte, war so sehr gering.Es war von allen kritisiert, wenn nicht aus ethischen Gründen,dann aus Kostengründen schärf kritisiert.Und Sunak, man hat so den Eindruck, er glaubte selber nicht an diese Politik.Musste trotzdem das dann machen, weil er war so vorangetrieben von dem rechtenFlügel auf seine eigene Partei.Und das führte so diese absurden Diskussionen in den Unterhaus,wo man hat den Eindruck, die Konzeptteam haben das getan, obwohl die wusstenselber, dass es nicht funktioniere.Und irgendwie, wenn wir blicken zurück auf den 18 Monaten Amtszeit von RishiSunak, Das ist das hauptsächliche Politik von ihm,wo er dann wirklich viel politisches Zeitengagement da reingesteckt hat.Und er hat auch eine andere ungewöhnliche Politik zu stärkere Regeln gegen Rauchen.Also ein Verbot von dem Verkauf von Zigaretten an junge Leute.Er hat versucht, das durchdurchzukämpfen.Auch ohne großes Erfolg.Und wofür steht er?Wofür stehen die Konservativen gerade? Das ist eine sehr leere Hülle gewordenals Partei in den letzten 18 Monaten, weil Sunak hat selber keine Richtung.Die Partei weiß selber nicht, in welche Richtung man gehen soll.Es ist je nach Person oder je nach Region unterschiedlich. Und das erklärt die jetzige Lage.Natürlich, man kann gar nichts über Brexit sagen, weil die Konservativen sindde facto so die Pro-Brexit-Partei geworden.Also auch in den kleinsten Details, man darf Brexit nicht erwähnen.Und das erklärt ein bisschen diese sehr schwierige Situation für Sunak.
Tim Pritlove 0:18:52
Don't mention the war.
Jon Worth 0:18:53
Don't mention the Brexit.
Tim Pritlove 0:18:56
Okay, das gibt uns vielleicht mal die Gelegenheit, mal so auf die wirtschaftlicheSituation von UK einzugehen.Also was ist denn jetzt sozusagen die Auswirkung?Jetzt haben wir ja wirklich genug Zeit gehabt.Brexit ist jetzt irgendwie seit vier Jahren auch offiziell in place und es gabhalt alle möglichen Nachverhandlungen.
Jon Worth 0:19:21
Ja, aber da ist es auch sehr interessant. Inwiefern werden Lebensmittelproduktekontrolliert bei der Einreise in Großbritannien?Also die haben doch noch nicht die kompletten Kontrollen eingeführt,weil die haben immer noch nicht ausreichend Zollpersonal, um das überhaupt zu machen.Also das führte dann zu dieser absurden Situation, dass die Kontrollen auf Lebensmittelnbei der Ausreise aus Großbritannien strenger waren als bei der Einreise.Und dass es, Moment mal, so Take Back Control war, also wir wollen alles anunserer Grenze kontrollieren können, tun wir aber nicht, weil wir haben nichtgenug Leute rekrutiert, um das überhaupt zu machen.Also ein bisschen absurd. Aber natürlich eine so tiefgehende Verhandlung mitBrüssel war nicht möglich, weil das war von dann zu lang nicht gewollt.Also es gab nur in ein kleines Politikfeld einen kleinen Schritt nach vorn.Das war, dass britische Universitäten durften wieder in den Horizon-Programmen,also die Rechercheprogrammen der Europäischen Union, wieder dabei sein.Also das war ein kleines Schritt nach vorn.
Tim Pritlove 0:20:36
Forschung, also wissenschaftliche Forschung.
Jon Worth 0:20:39
Und es gab dann auch ein kleines Schritt nach vorne bezüglich Nordirland undein Deal mit Brüssel im Februar dieses Jahr und das hat die Situation da ein bisschen beruhigt.Aber grundsätzlich, dann wirtschaftlich, es gibt diese großen Fragezeichen,also wenn man schaut in den Zahlen, das ist ein großes Problem für die britische Wirtschaft noch,ist wie sehen die Verhältnisse mit Brüssel aus mittelfristig und das ist einwirtschaftliches Last für Großbritannien,das Großbritannien nicht in der Europäischen Union ist.Aber auf der anderen Seite, es gibt keine tiefgehende wirtschaftliche Krise.Arbeitslosigkeit ist nicht deutlich höher gestiegen.Es ist, man sieht, dass die wirtschaftliche Situation ist in Ordnung.Das Problem ist bei den staatlichen Finanzen.Also eine zukünftige Regierung hat ein Problem,dass man hat die staatlichen Finanzen so reduziert während dieser Periode der Konservativen,dass es gibt dann finanzielle Krisen in diversen Sektoren, aber öffentlicheSektoren, also Universitäten stecken in einer finanziellen Krise,Städten, also die Stadt Birmingham,also die Regierung von der Stadt ist offiziell pleite.Zeit in Großbritannien, weil man hat die Steuereinnahmen so reduziert, dass die.Diese diversen Teilen des Staates befinden sich gerade in einer Krise.Es gibt eine Rekrutierungskrise in dem kompletten Bildungssystem, in den Schulen.Das bedeutet, dass die wirtschaftliche Lage insgesamt, also Wirtschaftswachstum,die Prozentzahl der Arbeitslosigkeit, all das ist halbwegs in Ordnung.Das Problem liegt bei den Staatseinnahmen und Ausgaben.Also das ist gerade die Situation.Also wenn Labour jetzt den Unterhaltswahl gewinnt, die befinden sich in einerSituation, wo es kein großes Wirtschaftswachstum gibt.Aber die hauptsächlichen Probleme sind in dem öffentlichen Sektor,so an Einkommen und Ausgaben des Staates.Also das ist grob die jetzige Situation.
Tim Pritlove 0:23:30
Aber die Lebensmittelpreise, habe ich so das Gefühl, sind schon stark gestiegen in Großbritannien.
Jon Worth 0:23:36
Ja, aber irgendwie, und auch es gab Probleme mit den Lieferketten,weil die Anzahl an Lieferanten nach Großbritannien ist gesunken seit dem Brexit.Also nicht alle Firmen liefern noch nach Großbritannien. Also ja,aber Inflation ist etwas höher als in anderen Ländern der EU,aber die Situation ist etwas entspannter geworden in den letzten Monaten.Aber nicht genug, damit die Konservativen sagen, ja alles sei in Ordnung. Ja.
Tim Pritlove 0:24:17
Also nichts bewegt sich so richtig voran, aber es ist halt auch noch nicht inso eine totale Krise ausgeartet.Aber man merkt natürlich schon auch, dass die Rolle, also ich meine klar,Großbritannien spielt jetzt sozusagen in Europa keine Rolle mehr,während aber Europa immer eine größere Rolle spielt.Ich denke, da lohnt es sich vielleicht auch nochmal auf die Situation mit demUkraine-Krieg zu schauen.Das wiederum finde ich ganz interessant, weil sich ja hier schon Boris Johnsonund auch Rishi Sunak jetzt in der Folge relativ klar, sag ich mal,in so eine britische Tradition einer...Ich weiß nicht, ob Weltmacht das richtige Wort ist, aber eines signifikantenTeils des internationalen Sicherheitssystems gestellt hat.Es war von vornherein klar, wie man sich da positioniert.Man war auch immer einen Schritt weiter, nicht nur als die EU,sondern eigentlich auch als die USA.Also in gewisser Hinsicht würde ich fast sagen, unter all den Unterstützerstaatennimmt UK eher den Platz 1 ein.Zumindest was das Politische betrifft, was jetzt so finanzielles,Waffenlieferungen usw.Im Einzelnen betrifft, das weiß ich gar nicht, ob man das so ohne weiteres zusammenrechnenkann, aber es war halt recht klar und eigentlich auch zu keinem Zeitpunkt imZweifel, egal wer die Regierung jetzt angeführt hat,dass sich da Großbritannien halt klar stellt.Und das fand ich insofern beruhigend und auch,ich weiß nicht, ob überraschend das richtige Wort ist, aber ich hatte schonbefürchtet, dass diese russische gesellschaftliche Infiltration auch in Londoneine große Rolle spielt,weil ja auch die Russen dort eine ganze Menge Geld geparkt haben und so weiter.Und ich hatte schon so die Befürchtung, meine Herren, wenn die jetzt da auchnoch alle gekauft sind, dann wird es aber schwierig.Aber ich glaube an der Stelle setzt sich dann doch eher diese britische Seele durch.Da ist man dann doch wieder so die Weltmacht und lässt sich da nicht groß reinreden.
Jon Worth 0:26:35
Und man muss auch sagen, ein bisschen härter gegen russisches Geld in Großbritannien,das begann schon unter Theresa May ein bisschen.Also so ein Höhepunkt, so russisches Geld aus Russland in Großbritannien,das war jetzt etwas länger her. Ja, natürlich.Also das ist dann auch ein Gefahr. Also es gibt gerade Gerüchte,dass die Russen finanzieren diese so rechtspopulistische Bewegung von NigelFarage und dass das Geld aus Russland da eine Rolle spielt.Aber ziemlich grundsätzlich dieses...Inwiefern es eine Diskussion gibt, über was ist die Rolle Großbritanniens seitdem Brexit, ist ein bisschen so diese Brücke zwischen Vereinigten Staaten und Europa.Ob die Vereinigten Staaten und Europa das wirklich so verstehen,bin ich nicht sicher, aber Großbritannien hat versucht, so geopolitisch einbisschen diese Rolle zu spielen, besonders bezüglich der Kriege in der Ukraine.Und das wird so weitergehen, auch unter einer neuen Regierung.Es herrschen in Großbritannien einige Fragen,dass die, zum Beispiel, haben die Konservativen das britische Militär ausreichend finanziert,weil die haben die Finanzierung des ganzen Militärsystems in Großbritannienauch unter Druck gesetzt.Also die Konservativen sind so traditionell, also die Partei der Armed Forcesin Großbritannien, aber die haben auch da die Finanzierung reduziert.Also da gibt es ein großes Fragezeichen für die zukünftige Regierung.Nicht inwiefern man soll die Ukraine weiterhin unterstützen,aber wie soll die britische Militär generell in den nächsten Jahrzehnten dann auch aussehen.
Tim Pritlove 0:28:41
Das wird natürlich jetzt auch nochmal interessant im Hinblick auf die Wahlen in den USA.Wir haben ja schon in der EU die Debatte mit, okay, was ist,wenn uns jetzt nochmal eine Trump-Regierung droht und dann die NATO im Prinzip in Frage gestellt wird,beziehungsweise dieser US-Beistand in Frage gestellt wird.Das wird natürlich alle vor größte Probleme stellen, wenn das so käme,was ich nicht hoffe, aber who knows. Ähm, und ich glaube,dass das sicherlich in UK auch eine große Frage ist, oder? Also insbesondere,wenn man jetzt damit rechnen kann.
Jon Worth 0:29:20
Dass es mit Labour kommt. Aber irgendwie,diese außenpolitischen Fragen haben keine große Rolle gespielt in dieses,Wahlkampf, weil die beiden großen Parteien sind hauptsächlich pro NATO,wollen Wollen gute Beziehungen mit den Vereinigten Staaten und wollten sichnie so wirklich die Frage, was sollen wir tun, falls Donald Trump gewinnt.Also diese Frage, soweit ich das erlebt habe und ich folge jeden Tag die Nachrichtenzu diesem Wahlkampf, das taugte nicht so wirklich auf.
Tim Pritlove 0:30:04
Also in der Öffentlichkeit, glaube ich, ist das noch kein Thema und das istbei uns, glaube ich, auch noch nicht so richtig der Fall.Aber ich denke, dass das definitiv ein heißes Thema in den politischen Eliten ist.Und insbesondere, wenn man sich jetzt quasi auf Regierungsübernahme einstellt,dann ist ja auch die Frage, wie richtet man dann eine neue Regierung aus.
Jon Worth 0:30:23
Ich habe, obwohl Großbritannien tut ja was für die Ukraine, dieses Wahlkampf ist gerade sehr...Innenblickend. Was tun wir unsere eigene so irgendwie reduzierte Rolle irgendwie,was machen wir selber irgendwie?Es ist sehr so self-referential irgendwie, dieses Wahlkampf gerade.
Tim Pritlove 0:30:52
Vielleicht nochmal ein Blick auf das Brexit- Thema. Also mich würde auch nochmalkonkret interessieren, wie diese Nordirland-Regelung jetzt aussieht,aber vor allem auch Auch, wie wird jetzt der Brexit gesehen?Also klar, die Tories, für die ist das eine heiße Kartoffel, keine Frage.Aber ich habe so den Eindruck gewonnen von so Medienberichten etc.,dass jetzt in zunehmendem Maße, vor allem aus der Wirtschaft heraus,schon klarere Statements zu hören sind, als man das vor ein,zwei, drei Jahren noch hatte.Viele mögen das nicht thematisiert haben wollen, Weil das politisch nicht irgendwie angesagt war.Andere hatten vielleicht durchaus noch diese Glauben an die Versprechungen,dass dadurch alles besser wird.Aber viele sind ja jetzt quasi mit dieser Red-Tape-Problematik,also dass es immer mehr neue Regeln gibt für Import und Export,mithin zu dieser Konsequenz, dass man seine Partner in der EU nicht aufrechterhaltenkann oder selber in die EU gehen muss, um überhaupt noch mitspielen zu dürfen.Das scheint mir jetzt schon doch eine größere Rolle zu spielen.Also wie siehst du so die Reaktion auf das Wort Brexit? Sind die Leute jetztbereit darüber zu reden?
Jon Worth 0:32:10
Wenn man schaut in den Meinungsumfragen, war Brexit die richtige Entscheidung oder nicht? Also...Nicht mit Bezug auf den Unterhauswahl, sondern einfach nur für sich.Das Bewirkung fragen, war Brexit die richtige Entscheidung?Da sieht man stabile Mehrheiten für, nein, das war die falsche Entscheidung.Also das bedeutet, das hat nicht so viele Vorteile gebracht,hat die Mehrheiten der Bewirkung jetzt verstanden.
Tim Pritlove 0:32:42
Also eigentlich gar keine Vorteile, oder?
Jon Worth 0:32:44
Ja, genau. Es gibt natürlich dieses Argument von Nigel Farage.Ja, es liegt nicht an Brexit, sondern das war einfach nur miserabel durchgeführt.Also irgendwie, das war nicht revolutionär genug irgendwie. Und das kommt einbisschen in die öffentliche Diskussion.Das lag an den Tories, die waren nicht fähig. Aber das ist keine mehrheitliche Position.Das ist einfach, dass Brexit selber was schuld. Es lag nicht an der falschen Ausführung.Die Situation hat sich auch in Nordirland ein bisschen beruhigt.Die haben das irgendwie so pragmatisch geklärt, dass es keine Kontrollen gibtzwischen Nordirland und Irland.Faktisch, die Grenze ist zwischen Nordirland und dem Rest von Großbritannien,aber die haben das politisch abgedeckt,dass Nordirland ein Kernteil von Großbritannien ist,um dann den Democratic Unionist Party zu beruhigen.Und irgendwie diese Spannungen um Lebensmittelkontrollen, die Situation hatsich generell da beruhigt, weil Großbritannien auch nicht in der Lage ist,in Nindova zu kontrollieren.Also grob die Situation, niemand will hier gerade ein großes Streit.Und ich habe auch so ein bisschen den Eindruck inzwischen gekriegt,dass die Democratic Unionist Party verstanden hat, hey Moment mal,es wird eine neue Regierung geben in London,lass uns mal ruhig bleiben kurzfristig und sehen wir mal dann danach,wie alles dann aussieht.Aber ich finde dieses Deal im Februar dieses Jahr dann sehr pragmatisch.Also es besteht, das zweite Vorgehen faktisch ist keine Grenze zwischen Nordirlandund Irland, aber politisch, die haben ein bisschen so Abdeckung gekriegt von London aus,dass Nordirland bleibt ein wichtiges Teil von Großbritannien und so sah dem Deal aus.
Tim Pritlove 0:35:02
Also gibt es jetzt keine Kontrollen?
Jon Worth 0:35:04
Ja, also die gehen, die haben dieses neue Office etabliert.Dieses Office soll dann gucken, durch den alltäglichen pragmatischen,problematischen Situationen so durcharbeiten.Damit, falls irgendwas nicht stimmt,dieses Office greift ein, um zu gucken, können wir das irgendwie erleichtern,dass manche Produkte nicht lieferbar nach Nordirland sind und man keine Zollkontrollen braucht.Sie heißt InterTrade UK, dieses Gremium, um die alltäglichen Schwierigkeiten zu reduzieren.Ein praktisches und politisches Kompromiss, damit es alles nicht schwieriger wird.Wird das in den Alltag helfen? Ich weiß nicht.Aber es ist ein cleveres Kompromiss, muss man sagen.
Tim Pritlove 0:36:16
Also es ist so ein bisschen ein, wir wollen jetzt Ruhe haben,sowohl von UK-Seite als auch von EU-Seite.Nach dem Motto, wir haben einfach keinen Bock mehr, uns hier groß zu streiten.
Jon Worth 0:36:25
Zu dem Punkt zu streiten. Okay, verstehe. Und da auch, ja, also Nordirland istkein wichtiges Thema für Sunak.Er schaut in den wirtschaftlichen Zahlen und aus dem Punkt will er Lösungen finden.Er wird keine große Rede halten wie Theresa May, die Einigkeit Großbritanniens oder so.Also Theresa May glaubte wirklichan die so Union, United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland.Also das spielt für Sunak keine große Rolle.
Tim Pritlove 0:37:08
Schauen wir nochmal kurz, wenn wir eh schon bei Nordirland sind,da auch auf die politische Situation.Es gab ja Wahlen und wir haben immer das Problem,dass dort ja auf Basis der Freitagsfriedensregelung immer so eine Shared Powersein muss zwischen Unionisten und Nationalisten.Trotzdem war es bisher immer so, dass bei den Wahlen die DUP,also die Unionisten, mehr oder weniger die Mehrheit hatten.Das ist jetzt bei der letzten Wahl das erste Mal gekippt.Sinn Fane hatte die Mehrheit und dementsprechend ist jetzt auch eine Vertreterin,Michelle O'Neill heißt sie glaube ich, ist jetzt sozusagen First Minister geworden.Hat denn Nordirland derzeit einfacheine funktionierende Regierung oder blockiert sich das alles wieder?Macht das überhaupt irgendeinen Unterschied und welche Rolle spielt das sozusagen?
Jon Worth 0:38:02
Das ist ziemlich ruhig inzwischen.Die Situation war ziemlich entspannt.Es war auch irgendwie hilfreich, dass die DUP, also die hauptunionistische Partei,interne Schwierigkeiten hatte.Weil es gibt so Sexualbelästigungsvorwürfe gegen den Parteichef.Also das bedeutet, dass die haben so untereinander gestritten,statt es führte dann zu keinem großen Kampf in Richtung Sinn fein.Also die Situation ist...War auch in den letzten Monaten ziemlich entspannt, also zumindest in die öffentliche Diskussion.
Tim Pritlove 0:38:57
Ja, okay. Wo wir dann bei Nordirland sind, müssen wir vielleicht auch nochmalkurz auf Schottland schauen.Wir hatten ja dort immer wieder diese permanente Auseinandersetzung um diesesmögliche neue Referendum,nachdem ja kurz vor dem Brexit ein Referendum knapp gescheitert war,dass Schottland gegebenenfalls aus der Union austritt.Dann wurde ewig dieses Thema mit, jetzt müssen wir aber nochmal abstimmen.Wenn ich das richtig sehe, zwei große Sachen sind passiert.Einerseits hat der Supreme Court in UK eine Entscheidung gefällt und meint,ein neues Referendum so wird es nicht geben oder darf es nicht geben.Ich weiß nicht ganz genau, was genau die Aussage war.
Jon Worth 0:39:43
Ja, also man braucht ein Gesetz in London, damit so ein Referendum stattfinden könnte.Das Problem war, das kam nicht zustande wegen Regierungsproblemen in Schottlandselber. Also seit Anfang 2023.Also Nicola Sturgeon kundigte 2023 seinen Rücktritt an,gab es parteiinterne Skandale bei den schottischen Nationalisten und der Mannvon Nicola Sturgeon war selber beteiligt.Das Problem war, innerhalb der schottischen Nationalisten gab es so diversenFlügeln zu anderen politischen Themen, also nicht die politische Unabhängigkeit Schottlands,sondern was für politische Positionen, wofür steht die SNP überhaupt?Haut, weil wenn ein Referendum nicht möglich ist, kurz bis mittelfristig,wofür steht die Partei gerade? Und die haben dann,Hamza Yusuf als Parteichef der schottischen Nationalisten und dann auch alsPremierminister Schottlands gewählt, 2023.Er war mehr von den, sage ich, linksliberalen Flügeln der schottischen Nationalisten.Aber dann, es gab eine Krise, weil die regierten nicht alleine in die schottischeRegierung, sondern nur mit der Unterstützung der Grünen zusammen.Und dann dieses Regierungsstil von Hamza Yusuf war dann problematisch.Die Grünen sagen, hey Moment mal, wir vertrauen dir die Regierung von Yusufnicht mehr, wir steigen aus.Es drohte dann Neuwahlen, stattdessen ist Yusuf dann zurückgetreten und dannJohn Swinney ist jetzt Parteichef und Premierminister von Schottland geworden.Und der ist mehr auf der so Nicola Sturgeon-Linie.Wir halten diese Bewegung zusammen,damit wir hauptsächlich für einen unabhängigen Schottland kämpfen.Und das führte in den letzten Wochen zu einer etwas besseren Situation für dieschottischen Nationalisten in den Meinungsumfragen.Also die Situation ist dann, es gab keine ernsthaften Diskussionen in Schottlandin den letzten 12 bis 18 Monaten zu, wie organisieren wir erneut eine Volksabstimmung,weil es gab diese interne Streitereien innerhalb der schottischen Nationalisten.Aber die Situation mit John Swinney jetzt hat sich beruhigt.Er ist ein eher konsensualer Typ, eher ruhiger als Yusuf.Also diese Situation ist, die Spannung hat sich reduziert.Aber diese Frage wird nicht weggehen,weil Labour kämpft gegen dieschottischen Nationalisten, gerade bei der Unterhauswahl in Schottland.Und diese Frage bleibt dann ungelöst.Aber zurzeit, ich halte kein zweites Referendum in Schottland für möglich inden nächsten paar Jahren.Wir werden mal sehen, wie es aussehen wird zwischen London und Schottland in den nächsten Jahren.In den nächsten paar Jahren. Aber niemand stellt sich gerade ernsthaft die Frage,wann wird so ein zweites schottisches oder erneut ein Referendum stattfinden in Schottland.
Tim Pritlove 0:43:44
Das wird dann sicherlich auch sehr davon abhängen, wie Labour in Schottlandjetzt bei den Wahlen abschneidet, weil traditionell haben sie ja durchaus die Möglichkeit,da ein paar Sitze wieder zu gewinnen und das war ja in den letzten Jahren allesso überlagert von der Anti-Tory-Stimmung und auch der Anti-Labour-Stimmung,dass eben SNP da so anziehen konnte, von daher rechne ich da eher mit ein bisschen,ja, da werden sich die Kräfte ausdrücken.
Jon Worth 0:44:11
Leiber wird bestimmt 15 oder 20 Sitze in Schottland gewinnen,die S&P dann mehr verlieren.Also die Situation wird dann entsprechend schwächer für die schottischen Nationalistennach der Unterhauswahl.
Tim Pritlove 0:44:29
Ja, dann kommen wir doch mal genau auf diese Wahl. Also wir haben ja jetzt schonüber die Tories gesprochen, da sieht es halt nicht gut aus.Rishi Sunak tritt trotzdem halt an und niemand geht derzeit eigentlich davonaus, dass die Tories irgendeinen Blumentopf gewinnen können.Ich habe sogar schon, du hast ja schon angedeutet, auch im Süden,wo es traditionell eigentlich immer stabil war für die Tories, drohen Sitzverluste.Ich glaube sogar Jacob Rees-Mogg ist in Gefahr, seinen Sitz zu verlieren.
Jon Worth 0:44:59
Ja, Michael Gove, Jeremy Hunt, also diese bekannten alten Herren der Tories können alle verlieren.
Tim Pritlove 0:45:09
Das heißt, es könnte durchaus sein, dass so ein Teil der ganzen Pro-Brexit-Gardekomplett von der Bildfläche verschwindet.
Jon Worth 0:45:16
Ja, aber grob, also wie ist diese Situation zustande gekommen überhaupt?Also weil man muss eine Unterhauswahl innerhalb von fünf Jahren organisieren,also in fünf Jahren nach dem Amtsbeginn des neu gewählten Unterhauses.Also das bedeutet, dass der letzte mögliche Termin für eine Unterhauswahl wäre dann Januar 2025.Niemand hat so gedacht, man will eine Unterhauswahl mitten im Winter machen,wie Boris Johnson das mal getan hat 2019.Also alle haben gedacht, okay, Sunak wird das im Herbst 2024 dann machen.Er hatte keine große Hoffnung, aber einfach mal, okay, wir warten mal ein bisschen,vielleicht kommt irgendwas zustande, was uns dann irgendwie hilft.Stattdessen hat er es dann vor dem Sommer gezogen, findet dann diese Woche stattund nichts hat sich inzwischen geändert,um die Lage für Sunak zu verbessern.Also es droht dann für die Konservativen enorme Verluste, nicht unbedingt weilLabour besonders stark ist, sondern weil die Tories so verdammt schwach sindund verlieren in ziemlich alle Richtungen an Unterstützung.Also die werden in Industriestädten und im Norden Englands Sitze an Labour verlieren,im Süden Englands und im Südwesten sitzen an die Liberalen verlieren und inein paar Orten auch werden die dann auch sitzen an dieser Reformbewegung vonNigel Farage auch dann Sitze verlieren.Und das Ding ist, wenn so dieses Mitte-bis-Rechts-Lager in zwei verteilt ist, das hilft Labour enorm.Weil wenn in einem Wahlkreis Reformen gewinnt nur 10% abgegeben Stimmen,die Konservativen dann 20%, aber Labour gewinnt dann 25%, die gewinnen dannim Sitz im Unterhaus mit nur 25% abgegeben Stimmen.Also das bedeutet, dass diese Verteilung in zwei auf der rechten Seite des politischenSpektrums macht die Situation dann deutlich schwieriger für die Konservativenund es droht dann enorme Sitzverluste.Also alle Meinungsumfragen gehen davon aus,dass die Konservativen werden auf einer geringeren Anzahl an Sitzen landen diesmalals bei der Unterhauswahl 1997,als Tony Blair damals gewann.Und das Labour, alle gehen davon aus, das Labour werden dann eine größere Mehrheitbekommen, als Tony Blair damals gekriegt hat.Also das sind historische Verluste für die Konservativen.Also in den Meinungsumfragen gibt es so Schwankungen von einem Gewinn, den...Bei einer Höchstzahl an Sitzen für die Konservativen, bei nur 170 Sitzen unddie sind bei jetzt über 260.Und in manchen Meinungsumfragen landen die bei so wenig wie 53 Sitzen.Und dann könnten sogar von den Liberalen überholt werden, nicht an den Prozentzahlder Abgebensstimmen, sondern an die Prozentzahl der Sitzen im Unterhaus.Also es drohen da enorme Verluste für die Konservativen. Also das ist die Situation.Und man muss auch sagen, das ist im Vergleich zu der Situation im Jahr 97,es ist nicht, dass Labour irgendwie sehr gut ist,sondern dass die Konservativen so enorme Schwierigkeiten haben.Es ist nicht unbedingt, dass Labour unter Kirstein so sehr überzeugend ist,aber das ist so ein bisschen so der Hintergrund vor dieser Unterhauswahl.Warum hat es jetzt im Juli stattgefunden?Weil eigentlich, wir haben so gehört aus Regierungskreisen, dass Rishi Sunakwollte das. Er hat so gedacht, okay, ich denke, wir haben jetzt die besten Chancen.Keine Ahnung, wie er so das gedacht hat.Es ist ein bisschen mal wieder dieses fehlende politische Verständnis von ihm.Aus meiner Sicht, das hat er total falsch kalkuliert. Ja, aber natürlich,wenn er gewartet hätte bis Oktober, wären die Chancen dann auch höher,bin ich auch nicht sicher.Also das ist so ein bisschen so dem Hintergrund vor dieses Unterhauswahl.
Tim Pritlove 0:50:15
Bevor wir vielleicht auf Leber kommen, also...Lib Dems, die hat man ja nicht so richtig auf dem Zeiger. Sollte jetzt wirklichdieser Fall eintreten, dass die mehr Sitze erhalten als die Tories,dann hätte das ja nicht nur so rein von den Zahlen her Konsequenzen,sondern dann wäre ja sozusagen Lib Dem auch das erste Mal so Leader of the Opposition,wenn ich das richtig sehe.Also in diesem ganzen Parlaments hin und her,man kennt das ja immer so, die eine Seite, die andere Seite,man antwortet dem Prime Minister und das wird ja dann immer von dem Oppositionsführer,das wären dann halt die Lib Dems geführt.Das wäre ja dann sozusagen ein absolutes Novum, weil gab es das überhaupt irgendwannmal, dass nicht Labour und Tories sich primär gegenüberstanden?
Jon Worth 0:51:00
Also es gab Situationen in den so Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg,also vor die jetzige parteipolitische Situation,das käme damals zustande, es gab so National Unity Government.Aber seit dem Zweiten Weltkrieg, nein, das gab kein einziges Mal.Es gab natürlich zwischen 2010 und 2015 die Koalitionsregierung zwischen denLiberalen und den Konservativen, aber dann war Labour die Hauptoppositionspartei.Also dann Prime Ministers Question Time war immer konservativer Premierministerund Labour war dann Oppositionspartei oder umgekehrt.Es kam nie zustande, dass das Leader of the Opposition von irgendeiner anderenPartei war in diesen kompletten Nachkriegsjahren. Und,Wir haben mal wieder gesehen, dass die Liberalen eine regionale Stärke haben,besonders im Südwesten.Die haben auch ziemlich wenig zu Brexit gesagt, obwohl alle wissen,dass hauptsächlich die sind die pro-europäischste Partei.Aber die wussten, dass die müssen wieder eine Unterstützung,besonders unter Bauern, bekommen in den ländlichen Regionen.Also die haben dann wie immer ein ordentliches diszipliniertes Wahlkampf geführtund können dann diese so alten Hartlands der Partei, also aus 2010,die haben viele Wahlkreise in Devon und Somerset im Südwesten gewonnen.Also ja, da gibt es dann eine gewisse Hoffnung, dass die da gewinnen.Und dann auch in diese Pendlergürt von London.Also da werden die auch diese ziemlich reichen Vororten von London auch da ziemlichgut punkten, weil die Partei versucht nicht überall richtig zu kämpfen,sondern fokussiert auf 50 oder 70 Wahlkreise.Und das wird dann zu einem ordentlichen Ergebnis für die Partei führen.
Tim Pritlove 0:53:09
Es gab ja in den ganzen Brexit-Wirren zwischendurch mal so Konstellationen,wo es durchaus ja hätte sein können,dass wenn sich die Opposition richtig zusammenführt, dass so Lib Dems und Grüneund Labour quasi sich zusammentun und dann irgendwie vielleicht knapp die Tories überstimmen könnten.Und dann war ja auch immer viel in der Diskussion, dass in dem Moment,wo die Lib Dems ihr Gewicht mit reinwerfen, dass eine Bedingung sein könnte,dann danach auch mal das Wahlsystem anzufassen.
Jon Worth 0:53:40
Ja, aber irgendwie, das schwankte so schnell während einer sehr kurzen Periode.Also 2019 gab es dann, auch als Starmer-Parteivorsitzender der Labour-Parteigeworden ist, hey Moment mal, das war ein bitteres Ergebnis,eine 80-Sitz-Mehrheit für die Konservativen, also ein sehr stabiles Ergebnis.Zudem, damals war die Rede, Moment mal, ganz vorsichtig vorangehen,wir müssen damit aufpassen, dass wir überhaupt gewinnen können in 2024 oder 2025. 25.Inzwischen und jetzt seit 18 Monaten, also die Konservativen sanken so rasantin den Meinungsumfragen und Labour stieg so stark,dass es war dann schon vor 18 Monaten war dann die Rede im Moment,weil also warum brauchen wir so einen Kompromiss zwischen diesen progressivenParteien, weil Labour ist sowieso schon stark genug, ja, aber es,Irgendwie dieses so früh gesetzene Unterhauswahl, jetzt im Juli statt im Oktober,hat auch irgendwie den Liberalen geholfen, weil nicht alle Wahlkreise hattendie Kandidaten schon bereit.Also manche Parteien mussten ziemlich schnell irgendeinen Kandidaten irgendwo dann finden.Und das bedeutet, dass die Parteien waren nicht überhaupt in der Lage,ein ordentliches Wahlkampf überall zu führen.Also obwohl es fehlte dann ein formelles Kompromiss zwischen Labour,die Liberalen und die Grünen.Informell ist es klar, dass Labour macht in 20, 40 Wahlkreisen,wo die Liberalen stark sind, Labour macht da ziemlich wenig Wahlkampf.Also hinter den Kulissen, hey Moment mal, da haben wir keine Chance,da lassen wir die Liberalen gegen die Konservativen gewinnen.Also keine formelle Einigung auf der höchsten Ebene, aber hinter den Kulissen schon ein bisschen.Also das kommt doch zustande. Aber wir werden keine Reform der Wahlsysteme sehennach der Wahl, weil warum hat Labour ein solches Interesse?Die haben so enorm gewonnen, die werden, wenn die enorm dann gewinnen,die werden auch ein zweites Amt seit, vermutlich dann auch gewinnen,Ende dieses Jahrzehnts.Und mal wieder sind wir in dieser ganzen gleichen Situation wie unter Blair.Also Labour ist an der Macht, hat dann plötzlich kein Interesse an Wahlreform mehr.
Tim Pritlove 0:56:30
Obwohl ja die Tories dann durchaus ein Interesse daran haben könnten,wenn sie jetzt sozusagen mit dieser Reformpartei oder irgendeiner potenziellenweiteren Nachfolgepartei am rechten Rand sozusagen überhaupt gar nicht mehr in der Lage sind,diese relevante Mehrheit zu organisieren.
Jon Worth 0:56:46
Ja, aber die werden dann mal denken, nee, Moment mal, also wir bauen mal wiedereine vereinigte Partei.Stell dir vor, dass die Konservativen kriegen 100 Sitze und Reform 12.Die machen dann einen Zusammenschluss, diese beiden Parteien, danach.Sie drängen dann die Konservativen weiterhin nach rechts.Und so wird es dann sein.Dieses Denken auf der rechten Seite des politischen Spektrums,es gibt nur eine Partei. Vielleicht temporär zwei.Und dass die vereint sein sollen,wird mittelfristig für die Konservativen wichtiger als egal was für eine Ideologiedie dann Richtung haben.
Tim Pritlove 0:57:45
Also was bei uns Koalitionen sind, ist im angelsächsischen System eigentlichimmer mehr so die Internalisierung, wie man das ja auch in den USA sieht.
Jon Worth 0:57:52
Jaja, man internalisiert diese Kompromisse.Und das ist ein Problem für die Konservativen gerade, weil die externalisieren das gerade.Aber meine Vermutung ist, nach der Unterhauswahl werden die dann versuchen,es werden dann Leute sagen, hey, wir bringen Farage wieder ins Boot.Aber natürlich, das bringt auch dann für die Konservativen auch Probleme,weil das macht es dann noch schwieriger, diese eher weltoffene,aber reiche Wahlkreise im Südosten England zu gewinnen mittelfristig.Weil dieses Ära der von den Schichten der Gesellschaft geprägten Wahlsystem,dass die Arbeiter wählen für Labour und die Mittelschicht wählt für die Konservativen,das ist noch schwächer als je zuvor.Weil es gibt so viele diverse Tendenzen, was für einen Bildungshintergrund manhat, Leute aus diversen ethnischen Minderheiten, wo man wohnt,in einer Stadt oder auf dem Land, diese regionalen Aspekte in Schottland oder in Wales.Also dieses alte Zwei-Parteien-System ist sehr schwach geworden.Und zum Beispiel Labour wird dieses Mal mehr oder weniger genau dem gleichenProzentsaal der abgegebenen Stimmen bekommen wie 97 unter Blair,aber enorm viel mehr Wahlkreise gewinnen als damals.Also dieses First-Past-the-Post-Wahl-System bedeutet, dass...Das deckt diese tiefgehenden Probleme ab irgendwie.Also es wird das wenigst proportionale Wahlergebnis aller Zeiten.Also das Unterschied zwischen dem Prozentzahl der abgegebenen Stimmen und wasfür ein Prozentzahl der Sitze man gewinnt.Aber natürlich, das Kritik daran wird sehr begrenzt sein, weil es sind alleLeute, die für eine Wahlreform sind, sind hauptsächlich links und Und die linke Seite wird gewinnen.Also das bedeutet, dass die Konservativen werden dank dieses Systems diesesMal deutlich verlieren.Aber ich sehe keine große Bewegung auf der rechten Seite des politischen Spektrums für Wahlreform.Das käme nie zustande und wird dieses Mal auch nicht zustande kommen.Also dieses demokratische Problem ist dringender als je zuvor.Aber die Debatte wird, meine Vermutung, wird nicht wirklich stattfinden nach der Wahl.
Tim Pritlove 1:00:33
Gut, dann kommen wir doch mal auf Labour. Man redet immer über alle,aber nicht über die, die jetzt eigentlich gewinnen werden.Labour hatte ja eine schwierige Zeit mit Corbyn als Vorgänger von Kirstein,der dann irgendwann so unpopulär wurde. Ich glaube, da war dann noch der einoder andere Skandal. Ich weiß gar nicht mehr genau, worum es ging.Auf jeden Fall wurde ja dann Corbyn abgelöst.Corbyn selber macht auf mich so ein bisschen den Eindruck, so ein bisschen wiedie Sarah Wagenknecht Großbritanniens.Ist ja dann auch sagen wir mal mit seiner Haltung gegenüber Israel und so weitersehr problematisch gewesen jetzt ist halt Kirstama vor, was war das, vor 2-3 Jahren.4 Jahre als Nachfolger gewählt worden und der ist ja ein sehr moderater Menschsag ich mal, der jetzt nicht durch laute Stimme auffällt,wovon Also gehen wir jetzt mal davon aus, Labour wird morgen gewinnen.Ich denke, das ist relativ offensichtlich.Das heißt, wir werden eine Labour-only-Regierung haben, die wird eine sehr großeMehrheit im Parlament haben. Kirst Dahmer wird Ministerpräsident.Wir haben schon gehört, was sich irgendwie alles nicht ändern wird.So die Außenpolitik, denke ich mal, das ist alles, wird mit Kontinuität strahlen.Aber was kann Labour innenpolitisch, also was muss Labour innenpolitisch machenund was werden sie auch innenpolitisch machen und vor allem,was wird sich im Verhältnis zu Europa vielleicht ändern? dann?
Jon Worth 1:02:17
Also innenpolitisch, es geht alles um,Steuern und Finanzen hauptsächlich. Steuereinnahmen müssen erhört werden,um die Lücken in den staatlichen Finanzen zu füllen.Es gibt zur Zeit diversen Streiks oder Streitigkeiten mit zum Beispiel alle,die in dem sozialen Sektor arbeiten, also Sozialhelfer.Es gibt Spannungen zwischen den Ärzteverbänden und der Regierung.Die Ärzte müssen zu lange arbeiten und wollen auch mehr Geld.Das Problem ist unter den Konservativen, wo kommt das Geld dann her?Die Frage ist, was für Steuererhöhungen sind dann möglich? Und dann wird esden neuen Haushalt erst im Herbst dieses Jahr geben.Wie sollen diese erhöhten Ausgaben dann überhaupt finanziert?Weil natürlich man will Mehrwertsteuer und Einkommenssteuer nicht erhöhen,aber man muss irgendwie diese Lücken füllen,weil die Staatsschulden sind gestiegen während dieser konservativen Regierung.Es gibt so Diskussionen über eine Erhöhung der Vermögenssteuer,eine Sondersteuer auf privaten Schulen zum Beispiel wird gerade debattiert,weil privaten Schulen, man muss keine Mehrwertsteuer bezahlen.Auf die School Fees für privaten Schulen, also da soll eine Steuer erhoben worden.Also das sind die hauptsächlichen sehr schwierigen Fragen für die ersten Monatevon einer Kirstamer Regierung.Zweitens, es gibt diesen Niedriglohnsektor in Großbritannien,den sogenannten Zero-Hours-Contracts.Also das sind dann Arbeitsverträge, wo man verpflichtet ist,für einen Arbeitgeber zu arbeiten und nicht für einen zweiten oder dritten Arbeitgeber.Aber man hat keine Garantie, jede Woche irgendwelche Arbeitsstunden zu bekommen.Also das sind so flexible Arbeitsverträge, die dann sehr, sehr hilfreich sindfür die Arbeitgeber, nicht für die Arbeitnehmer.Und da wird eine Diskussion dann stattfinden, wie können wir das anders gestalten,damit wir dann mehr Arbeitsrechte einführen können in dieses so niedrig Lohnsektor,in den Service Industries,also Restaurants und Kneipen, Supermärkte, diese Arten von Industrien.Also das ist sehr hoch auf der Agenda von der Labour-Partei.Bezüglich Außenpolitik, da erwarte ich sehr, sehr wenig, also besonders bezüglichder Ukraine, kurz bis mittelfristig ist es faktisch gar nichts.
Tim Pritlove 1:05:53
Also keine Änderungen.
Jon Worth 1:05:54
Keine Änderungen, also genau die gleiche Linie.Der möglichst zukünftige Außenminister David Lamy ist ein bisschen so am Randeder Partei, ein klüger Typ, selber sehr pro-europäisch.Aber begrenzt sind, was er machen kann.Auch ein sehr wichtiges Punkt, der Energieminister wird vermutlich Ed Milibandsein, also der ehemalige Parteichef der Labour-Partei aus dem Jahr 2010 bis 2015.Und die wollen dann einen Bruchteil der Energieversorgung in Großbritanniendann nationalisieren, also verstaatlichen und auch einen Teil der Bahnindustrie auch verstaatlichen.Also alte Labour-Politik-Felder.Also diese Liberalisierung funktionierte nicht, sagen die.Also wir wollen diese Teile der Wirtschaft dann mittelfristig verstaatlichen.Also nicht von einem Tag bis zum nächsten, aber mittelfristig schon.Also bezüglich EU, da habe ich keine großen Erwartungen.Also erstens, dieses Ton wird ruhiger.Also man kann immer mit Starmer reden, man kann immer mit Lamy reden.Also es werden keine Spannungen geben. Also das ist schon ein Plus.Starmer hat selber gesagt, ja, es wäre nett, an diversen Treffen der EU-Außenministerteilzunehmen, hat er mal vorgeschlagen vor ein paar Monaten.Und dann kam das Antwort aus Brüssel, nein, lieber nicht.Ihr seid ausgestiegen, warum wollen wir das überhaupt? Ihr bleibt doch noch am Rande.Ich erwarte Diskussionen zu Lebensmittelstandards, so einer Phytosanitary Agreementzwischen Brüssel und Großbritannien, damit man muss dann für den Import undExport von Lebensmitteln,dass keine Kontrollen dann überhaupt erforderlich seien.Also sowas könnte Labour dann tatsächlich machen. Aber das würde auch bedeuten.
Tim Pritlove 1:08:10
Dass UK dann auch akzeptieren, die europäischen Standards wieder akzeptieren müsste.
Jon Worth 1:08:15
Ja, also was noch tatsächlich der Fall ist.Also Labour könnte das doch machen, also ohne große Sorgen.Was ich nicht erwarte ist ein Wiedereintritt in den Binnenmarkt oder in die Soll-Union.Da hat Labour kein Interesse, die britische Wirtschaft schon. Warum nicht?
Tim Pritlove 1:09:06
Die sagt, es war ein Fehler mit Brexit.
Jon Worth 1:09:06
Aber alle kämpfen um die Pro-Brexit-Fehler. Also.Also in den Großstädten, wo Labour sowieso gewinnt, was für einen Vorteil bringtdas, wenn Labour sagt, die wollen eine Annäherung an Brüssel?Keinelei, weil die gewinnen sowieso. Die Liberalen ebenfalls.Alle wissen, dass die grundsätzlich pro-europäisch sind, aber die müssen indiese Pendlergurt von London gewinnen, in ehemalige konservative Wahlkreise.Die Konservativen sind eh für den Brexit, also wollen kein besseres Verhältnis zu Brüssel.Das ist dann nur die Grünen und die sind ja dann sehr klein die werden vielleichtdiesmal ein paar Wahlkreise mehr gewinnen vielleicht in Bristol gewinnen die aber das bedeutet,dass obwohl Labour und die Liberalen ein bisschen pro-europäischer sind unterden Mitgliedern, sogar unter den Wählern, die haben keinerlei Interesse daszu sagen während dieses Wahlkampf also dass niemand debattiert Brexit während dieses Wahlkampf,keinerlei und das kann ich irgendwie aus taktischen Gründen verstehen.Aber wie blöd ist das, dass man hat dann eine Unterhauswahl,sollen die Probleme des Landes dann irgendwie halbwegs lösen und ein Kernproblemwird nicht gelöst aus taktischen Gründen.Und ja, aber so ist das.Also Labour sagt nichts zum Thema Brexit, die Liberalen auch nicht,die Konservativen nicht, Reform von Farage schon, aber aber die sind eigentlichso die Brexit-Radikale.
Tim Pritlove 1:10:41
Aber heißt das, dass du jetzt Kirst Dahmer auch nicht zutraust,so ein bisschen aus sich selbst herauszukommen?
Jon Worth 1:10:47
Nee, nee, keinerlei. Und die Leute um ihn, besonders die ...Die finanzpolitische Sprecherin gerade, Rachel Reeves, sie ist sehr,sehr konservativ, kommt auch aus eines von diesen nordenglischen Wahlkreisen, wo vorher,also sie hat nicht in Leeds, am Rande von Leeds ist der Wahlkreis von Reeves.Sie hat selber nicht verloren 2019, aber die Konservativen waren ziemlich nah dran da.Und sie sagt, hey, also meine Wähler, die haben ja Angst, also wir müssen einenErfolg aus dem Brexit machen. Und Wes Streeting, der Gesundheitssprecher der Partei.Die sind nicht Leute, die irgendeine Überzeugung haben.Die haben überhaupt eine Ideologie. Die sind natürlich fähiger und klüger undweniger korrupt als die Konservativen.Aber wofür steht eine zukünftige Labour-Partei?Okay, wir tun ja was für dieses Mindestlohnsektor, wir tun ja was für die Gesundheitsversorgung.Aber was will, was für eine Zukunft des Landes stellt Leber vor?Also haben wir wenig Ahnung.Oder Klimaschutz.Niemand hat darüber geredet in diesem Wahlkampf.Ja, es ist alles so sehr miserabel, so das Horizont ist so runter irgendwie.
Tim Pritlove 1:12:34
Oje, ich hatte die Hoffnung, dass jetzt so eine große Mehrheit dann vielleichtauch ein bisschen Ruhe schafft, dass man sich dann doch vielleicht mal um dasein oder andere kümmern könnte, was vielleicht mal relevant ist.
Jon Worth 1:12:44
Ja, aber niemand, das Dame selber traut sich nicht, irgendwas...Zu sagen oder vorzuschlagen.Er hat so Angst, dass Labour könnte trotz allem dann noch verlieren. irgendwie,das kommt durch den kompletten Wahlkampf. Kein Risiko, nicht sagen,don't promise anything,under promise and over deliver, ist so die Rede.
Tim Pritlove 1:13:26
Aber wenn die Regierung immer nur Selbstzweck ist, dann kommt man ja nie zumRegieren. Also ich meine, warum will man in einer Regierung sein,wenn man in einer Regierung sowieso nichts ändern will?Also das ist ja dann irgendwie auch, dann kann man es ja auch gleich bleiben lassen.
Jon Worth 1:13:36
Und das Unterschied, intellektuell, man könnte sagen, diese ganze Third Way,die neue Mitte von Blair und Schröder damals, also so ein bisschen mit Blick zurück,das war zum Teil Schwachsinn.Aber man hatte irgendeine Ahnung, wie soll Großbritannien dann tatsächlich funktionieren.Man hatte Leute, die intellektuell interessant waren, rund um Blair,Peter Mandelson, Gordon Brown, Robin Cook, Mo Mowlam.Diese waren sehr, sehr interessante Menschen, die Ideen haben für die Zukunft des Landes.Vielleicht nicht alle diese Ideen stimmten, aber die waren fähige Menschen mitIdeen und das haben wir gerade keinerlei.Also was ist denn, wie heißt der Typ von LSE, Anthony Giddens,also der was so den intellektuellen Rotfaden durch den ersten vier bis sechsJahren der Labour-Regierung von Blair,was ist den intellektuellen Faden durch den jetzigen Labour-Partei,gibt es ja überhaupt eine?Wenn ja, ich habe es, ich kenne es nicht.
Tim Pritlove 1:14:59
Ja, okay.Tja, die wirklich interessanten Intellektuellen, die machen jetzt irgendwiePodcasts, habe ich so den Eindruck und beteiligen sich nicht mehr so richtigan der ganzen Diskussion.Also zum Beispiel hier, du kennst vielleicht hier, The Rest is Politics mitAlastair Campbell und Rory Stewart.Sehr interessanter Blick auf die Welt und halt auch beide so,also Alastair Campbell war damals glaube ich der Berater von Tony Blair, so die rechte Hand.Rory Stewart hat mir glaube ich auch mal diskutiert im Rahmen von Brexit,weil er ja unter anderem auch angetreten ist Nachfolger zu werden,hat er natürlich gegen Boris Johnson verloren,aber es sind beides sehr interessante Leute von sozusagen beiden Seiten derPolitik, die sich jetzt im Podcast zusammengefunden haben.Finde ich immer wieder sehr interessant, wie die, also die britische und auchdie internationale Politik analysieren, aber so eine Leute fehlen halt jetzt an der Front sozusagen.Also es ist einfach kein intellektuelles Spiel mehr.
Jon Worth 1:16:08
Ja, und also hinter den Kulissen gibt es ein paar Namen.So Morgan McSweeney, der ist der Kampagnenchef, Datenanalytiker der Labour-Partei,also um zu gucken, wie bildet man Mehrheiten.Sue Gray ist so der Head of Staff von Starmer, also quischt so alles auf derReihe, damit alles ordentlich bleibt.Ähm, ja, ähm, aber, ja, so, wer spielt so den Alastair Campbell Rolle?Ja, ähm, das ist nicht klar, ob es so jemanden geben wird, ja.Ähm, ja, ähm, ich hab leider keine, keine Antworten.
Tim Pritlove 1:16:53
Was denkst du, wie sich eine Labour-Regierung und speziell Keir Starmer gegenüberden USA verhalten würden wennjetzt tatsächlich der Trump Effekt nochmal eintritt ich hoffe es ja nicht.
Jon Worth 1:17:06
Aber man muss ja damit rechnen weil als Person Trump ist alles was Starmer nichtist also die Starmer mit Joe Biden Die kommen auf jeden Fall super gut klar.Die sind beide nicht sehr ideologisch, sehr pragmatisch, haben so ein langes Sicht.Also das wird auf jeden Fall super locker sein.Ich bin auch sicher, dass irgendein Staatsbesuch oder so, vielleicht nicht vorder Wahl in den Vereinigten Staaten, aber irgendwie irgendwas wird bestimmt organisiert.Keine Sorge. Mit Trump, also ich kann es überhaupt nicht verstehen,wie die miteinander klarkommen.Der Stammerwert, der war Jurist, der ist ein bisschen langweilig, der ist...Desruhig zu den persönlichen Verhältnissen.Ich kann es kaum glauben, wie die miteinander in einem Raum sitzen.Also das wird sehr, sehr schwierig sein.Auch Lamy, der Außenpolitische Sprecher der Labour-Partei, kommt mit denen überhaupt nicht klar.Also es werden enorme persönlichen Spannungen geben.Natürlich wird Starmer ruhig bleiben und sagen, ja, ich baue Brücken,NATO ist wichtig für uns.Ja, also, das wird natürlich Starmer schrittweise näher an die EU dann drücken, falls Trump gewinnt.Aber die persönlichen Verhältnisse, Die werden sehr, sehr schwierig sein.Aber was ich nicht erwarte, istdann öffentliche Kritik von Starmer an irgendwas in den Freien Staaten.Die sind unsere historischen Alliierten.Wir werden, egal wer in dem White House sitzt, werden wir mit ihm arbeiten.Das wird so die Rede sein.
Tim Pritlove 1:19:19
Aber es könnte natürlich vielleicht Großbritannien nochmal näher wiederum anEuropa heranbringen, oder?
Jon Worth 1:19:26
Ja, das stimmt, aber nur sehr langsam, so schrittweise.Einige Intellektuelle in The Guardian werden bestimmt mal sagen, okay,jetzt müssen wir Großbritannien, wir müssen jetzt, falls Trump dann gewinne,müssen wir jetzt eine Entscheidung treffen, was ist jetzt unsere Rolle?Dann beginnt vielleicht danntatsächlich eine etwas tiefgehende Debatte in Richtung Großbritannien.Aber das erwarte ich dann erst nach einer Wahl von Trump im November.
Tim Pritlove 1:20:13
Ja, jetzt haben wir eigentlich, glaube ich, alles ganz gut zusammengefasst,was bisher so passiert ist. Hast du noch ein paar ausgehende Hoffnungen oderkönnte irgendwas noch anders kommen?
Jon Worth 1:20:27
Also, was ist dann zu erwarten Donnerstagabend und Freitagfrüh?Weil Wahlabende sind ziemlich spannend in Großbritannien. Also,weil man wählt am Donnerstag, die Urnen sind bis 22 Uhr britischer Zeit offen,also 23 Uhr deutsche Zeit.Und dann, man muss dann den Wahlabend auf BBC News oder auf Sky News dann folgen.Und die werden dann die ersten Exit-Polls, und die sind normalerweise in Großbritannien ziemlich genau.Und die werden dann messen eine Anzahl an möglichen Sitzen für die jeweiligen Parteien.Die Schwankungen sind diesmal etwas höher als in vorherigen Wahlen,weil man nicht so genau weiß, was ist die Rolle von Reform,also dieser rechtspolitische Bewegung von Nigel Farage.Also die Erwartungen von der Anzahl an Sitzen, dann schwanken sehr,sehr viel vergleichsweise,weil es die höchste Anzahl an Wahlkreisen, die es je gab,die dann plus oder minus drei Prozent sind, so stehen auf der Kippe.Also das bedeutet, das macht das Wahlabend im Voraus für die Meinungsforscher ziemlich schwierig.Die Frage ist dann, was ist dann die Anzahl an Sitzen, die die Konservativengewinnen? Das ist eine sehr, sehr wichtige Zahl.In den Meinungsumfragen schwankt das gerade.Zwischen 53 und 155 werden die dann gewinnen.Das bedeutet, gewinnen die eine Menge Wahlkreise dann ziemlich knapp oder verlierendie eine Menge Wahlkreise dann sehr knapp.Die Anzahl an Sitzen für Labour, also es ist ganz, ganz klar,das können wir jetzt mit ziemlich genauer Sicherheit sagen, dass es wird einhistorischer Wahlabend sein für Labour.Die werden mehr Sitze gewinnen als im Jahr 97.Die Frage ist einfach nur, wie viele. Und Labour hat...146 neue Wahlkreise gewonnen im Jahr 97.Die Schätzungen diesmal sind für ein Plus von Labour von zwischen 180 und 285neue Wahlkreise werden von der Labour-Partei dann gewinnen.Also die werden bei einer überragenden Mehrheit dann landen.Die anderen Fragen sind, kriegen die Liberalen genug Sitze, damit die dann dieoffizielle Opposition sind.Also ich halte das für eher unwahrscheinlich, aber könnte bei einem so Horrorabendfür die Konservativen, ist es tatsächlich möglich.In Schottland ist dann die Frage, landet die SNP noch als größte Partei beider Sitzverteilung oder überholt lebe dann auch da die SNP.Und wir werden vermutlich so 1 Uhr morgens, dann am Freitagmorgen,die ersten Ergebnisse aus den wichtigen Wahlkreisen dann tatsächlich bekommen.Und dann bis so 3, 4 Uhr morgens wird es dann klar, wer da dann überhaupt,oder die Ausmaßen der Verluste für die Konservativen.Aber das ist so grob meine Vermutung. Labour gewinnt, ein historischer Verlustfür die Konservativen und dann eine eher geringe Chance,dass die Liberalen dann die zweitgrößte Partei in dem Unterhaus sind.Die Farage-Bewegung, die werden zwischen 1 und 20 Sitzen gewinnen bei 10% derabgegebenen Stimmen. Die Grünen kriegen vielleicht zwei oder drei.Und dann in Schottland die Frage, ist S&P oder Labour da die größte Partei?Also das sind so ein paar Prognosen vor dem Wahlabend.
Tim Pritlove 1:25:07
Alle, die das jetzt hören, können das relativ bald oder bereits jetzt schonüberprüfen, wenn man mal gucken, was dabei rauskommt.Gut, John, ich glaube an der Stelle können wir dann den Sack zumachen.
Jon Worth 1:25:21
Klar.
Tim Pritlove 1:25:21
Was machen wir jetzt mit der Brexit-Nachlese? Das Kapitel ist jetzt ein bisschenabgeschlossen, habe ich so den Eindruck.
Jon Worth 1:25:30
Das ist jetzt geschlossen. Und auch, ich erwarte keine großen Änderungen von der Labour-Partei.Auch in Bezug zwischen Starmer und der Europäischen Kommission und Starmer und Olaf Scholz.Es wird alles ziemlich ruhig sein. Also, falls irgendwas stattfindet,machen wir dann wieder einen Podcast zum Thema Brexit.Aber kurz- bis mittelfristig, ich erwarte keine großen Änderungen.Und ich bin auch selber größtenteils aus diesem Themenfeld auch ausgestiegen.Es gibt ziemlich wenig zu analysieren zum Thema Großbritannien, EU.EU und nach diesem so Horror-Jahrzehnt ist es nicht vielleicht für alle gut,dass es nicht zu den alltäglichen Diskussionen gehört.Ja, falls es quasi irgendwas auftaucht, dann machen wir dann erneut einen Podcast,aber ich habe keinerlei Erwartungen, dass es große Änderungen geben wird zumThema Brexit in den nächsten paar Jahren.
Tim Pritlove 1:26:37
Vielleicht sollten wir uns irgendwann mal über Züge unterhalten,und da bist du ja jetzt sehr viel mehr in dem Thema drin.Gut, aber dann sage ich an der Stelle nochmal vielen Dank, auch für die gesamteBegleitung über die Jahre und vielen Dank fürs Zuhören. Das war es hier beiUKW. Ich sage Tschüss und bis bald.
Jon Worth 1:26:55
Tschüss.
Shownotes

UKW122 Ukraine: Eskalationsmanagement

Nach den Waffenlieferungen der USA stabilisiert sich die Front

Der Westen traut sich langsam aber sicher zu, mehr Widerstand zu leisten und gibt der Ukraine neue Freiheiten bei der Bekämpfung der Invasion im Norden des Landes. Durch die Lieferung von Artilleriemunition und der Erlaubnis, auch mit Himars-Systemen die Russe bei Kharkiv anzugreifen kommt die russische Offensive nach einem halben Jahr weitgehend zum Stillstand. Währenddessen bekämpft die Ukraine im Osten und Süden russische Luftverteidigungssysteme und bereitet das Feld für den Einsatz von F16-Kampfflugzeugen im Spätsommer. Russlands Wirtschaft ist unter Druck und Putin gehen die politischen Allianzen aus, so dass er sogar in Nordkorea antanzen muss. Südkorea ist not amused und könnte dadurch bald dem Unterstützerkreis beitreten.

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Tim Pritlove
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Pavel Mayer

Für diese Episode von UKW liegt auch ein vollständiges Transkript mit Zeitmarken und Sprecheridentifikation vor.

Bitte beachten: das Transkript wurde automatisiert erzeugt und wurde nicht nachträglich gegengelesen oder korrigiert. Dieser Prozess ist nicht sonderlich genau und das Ergebnis enthält daher mit Sicherheit eine Reihe von Fehlern. Im Zweifel gilt immer das in der Sendung aufgezeichnete gesprochene Wort. Formate: HTML, WebVTT.


Transkript
Tim Pritlove 0:00:32
Hallo und herzlich willkommen zu UKW, unsere kleine Welt. Mein Name ist TimPritlove und ich begrüße alle zur 122.Ausgabe von UKW. Und da sich andere Krisen noch nicht so recht aufdrängen wollen,bleiben wir bei der Ukraine und das heißt, ich begrüße Pavel auf der anderen Seite des Apparats.
Pavel Mayer 0:00:58
Hallo Tim.
Tim Pritlove 0:00:59
Genau. Wir wollen mal wieder zusammenfassen, was passiert ist und wir habenjetzt wieder fast zwei Monate verstreichen lassen.Letzte Sendung ist am 4. Mai 2024 veröffentlicht worden.Wir haben jetzt zum Zeitpunkt der Aufnahme den 23.Juni. Die sind also nicht ganz zwei Monate, aber es ist auf jeden Fall wiedereine ganze Menge passiert.Und ja, ist immer so eine Abwägungssache, weil man sich jetzt eigentlich wirklich wieder hinsetzt.Man beobachtet immer alles, denkt sich so, irgendwie passiert gar nicht so richtigwas. Und dann passiert auf einmal ganz viel.Und dann denkt man sich, oh, keine Zeit jetzt Sendung aufzunehmen.Und bis es dann mal wieder passt, ist schon wieder so viel passiert.Naja, aber wir bleiben bei unserem Konzept und fassen jetzt erstmal ein wenigdie militärische Situation zusammen und was sich quasi so on the battleground auch so tut,um dann vor allem nochmal so ein paar politische Beobachtungen zu machen.Gerade politisch, glaube ich, ist jetzt gerade sehr viel passiert.Also ich würde mal sagen, durch die Entscheidung der USA jetzt auch Angriffeauf russisches Gebiet zu ermöglichen, sind wir jetzt wieder an so einem,ich will es nicht einen Wendepunkt nennen, aber das ist zumindest so ein weitererMeilenstein, glaube ich, in diesem Konflikt, von dem wir leider wahrscheinlichnoch ein paar haben werden,aber da reden wir dann nachher drüber.Bleiben wir erstmal beim Militärischen. Oder, Pavel?Ja, so machen wir das. Alles klar.Ja, was ist passiert? Also...Zur Erinnerung, als wir in der letzten Sendung das Thema besprochen haben,da war ja gerade dieser Beschluss durch, dass jetzt eben doch 60 MilliardenUS-Dollar freigegeben werden,also der ewige Kampf im Kongress der Republikaner gegen die Demokraten ist dannso umgeschlagen, dass dann eben doch beschlossen wurde, wieder diese Zahlungenund damit eben auch die Waffenlieferungen an die Ukraine aufzunehmen.Während die Europäer in der Zwischenzeit natürlich alles versucht haben,was ihnen sozusagen möglich ist, das aufzufangen, muss man halt einfach feststellen,Europa ist halt nicht so viel möglich.Und die Unterstützung der USA ist schon kriegsentscheidend, das kann man schon sagen.Wäre das jetzt noch weitere ein, zwei Monate herausgezögert worden,dann würden wir jetzt sicherlich sehr viel pessimistischer auf die Situationblicken, als wir es jetzt tun.Denn diese Waffenlieferungen sind dann auch relativ schnell aufgenommen worden. Das dauert natürlich.Viel von dem Material wird vermutlich schon in Deutschland und in Polen mehroder weniger aufgehäuft gewesen sein und mehr oder weniger abreisebereit.Aber trotzdem, es muss ja in die Ukraine kommen, es muss dort verteilt werden,es muss an die richtigen Stellen kommen, man muss dann eben auch schauen,wie ist denn jetzt die aktuelle militärische Situation,wer braucht denn was am dringendsten, wie müssen wir das jetzt priorisieren.Und man hat also gesehen, wie das dann so über ein paar Wochen sich langsameingepegelt hat, aber man kann festhalten,das hat dazu geführt, dass die Vorstöße der Russen und wir hatten ja vor allemdiesen etwas größeren Vorstoß bei Avdivka,dass die dann alle so mehr oder weniger sofort zum Halten gekommen sind.Das hat viel damit zu tun, dass die Artillerie Munition verfügbar war und vorallem, dass auch die Ukraine ihre Bestände, die sie hatten, nicht mehr so arg rationieren mussten.Aber es betrifft auch andere Waffensysteme, wie zum Beispiel Heimas.Also da ist eine Menge passiert und das hat eben dann dazu geführt,dass die Situation dann erstmal im besseren Sinne sich wieder eingefroren hat.
Pavel Mayer 0:05:19
Ja, wenn du es schon gerade erwähnt hast, also mittlerweile scheinendie ersten Lieferungen auch aus dem tschechischen Artilleriedeal dann in derUkraine einzutreffen und das sind bis zu 100.000 Granaten im Monat und es wurdewohl auch auf einen Schlag eine sehr hohe Zahl an Einmaßraketen geliefert,also Gimlas.Und so in der Größenordnung wohl bis zu 1.000 Stück.Also sozusagen größenordnungsmäßig ist jetzt in kurzer Zeit so viel eingetroffenwie im gesamten Kriegsverlauf bisher an Heimars-Munition.Und mit den Granaten ist halt jetzt die russische Artillerieüberlegenheit,was so die Anzahl von Feuer angeht, von vorher 8 bis 10 zu 1 auf 4 bis 5 zu 1 gesunken ungefähr.Das heißt, die Russen haben nach wie vor eine hohe Überlegenheit,was jetzt die Zahl an Artilleriegeschossen angeht, aber sie treffen halt nichtso gut, weswegen das nicht so ganz so dramatisch ist, wie jetzt eine Zahl von 4 bis 5 zu 1 klingt.Aber ich kann sagen, dass nach wie vor Russland einfach materiell überlegenist, so trotz der westlichen Lieferungen.
Tim Pritlove 0:06:52
Aber das reicht halt nicht, diese materielle Überlegenheit, ich meine die hatteRussland immer schon, aber in der Verteidigung konnte dann einfach die Ukraine auch dagegen halten.Das hat natürlich auch damit zu tun, dass sie in der Regel auch die präziserenArtilleriesysteme haben, das heißt die können ihre Munition auch effektivereinsetzen als die Russen, die dann teilweise doch sehr viel ungenaueres Gerät am Start haben.Das Ergebnis ist, dass jetzt eigentlich alle Frontverläufe im Süden und im Ostenso weitgehend stabil sind.Hervorzuheben ist sicherlich die Situation um Chassiv-Yar. Das ist so der nächstgelegeneöstliche wichtige strategische Ort von Bachmut.Wir erinnern uns, wo es da im letzten Jahr diesen Dauerkrieg gab um diese Stadt,die ja an sich strategisch erstmal nicht so wichtig war, sondern die Russeneinfach im Wesentlichen vor allem viel Personal verloren haben.Und trotzdem diese Stadt dann eingenommen haben.Chassivja wiederum wäre jetzt allerdings sehr fatal,wenn die Ukraine die verlieren würde, diese Stadt, weil das schon ein wenigdann das Tor öffnet zu dem entscheidenden Riegel dieser mehrere Städte,die in so einer Kette angeordnet sind.Sind Slowjansk, Kramatorsk, Drushkivka und Konstantinivka.Das sind halt dann auch wiederum gut besiedelte Städte und gerade Kramatorskist halt auch ein dauerhafter Stronghold der Ukraine gewesen.Also schon über den ganzen Konflikt über zehn Jahre ist das eine der wichtigsten Militärbasen.Das ist jetzt auch nichts, was jetzt für die Russen einfach zu nehmen wäre,wenn jetzt Chassiv-Yar fällt,aber nichtsdestotrotz ist es natürlich wichtig, hier die Russen keinen Metervorankommen zu lassen und da entwickeln sich gerade die heftigsten Kämpfe,kann man sagen, im Osten.Im Süden gibt es nur so einzelne Vorstöße.Insgesamt behauptet Putin jetzt so 700.000 Soldaten im Kampf zu haben, ob diese Zahl stimmt.Weiß ich nicht, aber ich denke mal allgemein liegen die Schätzungen etwas niedriger,aber trotzdem haben die Russen mit Sicherheit derzeit mehr Personal am Start,als sie das bei ihrer ursprünglichen Offensive hatten.Sie sind ja mit 300.000 herangegangen, gehen wir mal davon aus,dass es so eine halbe Million ist und andererseits nähern sie sich auch beständigder halben Million an Verlusten in diesem Krieg.
Pavel Mayer 0:09:46
Genau, das ist das Interessante an dieser Zahl,wenn man die jetzt ernst nimmt und zusammenrechnet, wie viele neue Truppen Russlandausgehoben hat im Laufe des Krieges, stellt man fest,dass insgesamt eigentlich,wenn alle überlebt hätten und alle noch da wären,wären es irgendwie zwischen 1,2 und 1,3 Millionen.Also es fehlen, in anderen Worten, es fehlen tatsächlich ungefähr 500.000 Soldaten,die entweder dann gefallen, verwundet oder ausgeschieden sind.Und in den 500.000 ist Wagner dann noch nicht mit drin und so andere Dinge.Also insofern bestätigt diese Zahl halt die russischen Verluste in einer sehr hohen Größenordnung.Und man geht davon aus, dass 200.000 mindestens gefallen sind,das sind also 200.000 Tote bisher auf russischer Seite und wie gesagt eine halbeMillion Soldaten sind insgesamt mindestens ausgeschieden aus dem Krieg,also russische Soldaten.
Tim Pritlove 0:11:05
Also diese Zahlen sind natürlich nicht klar belegbar, sondern es gibt immerwieder unterschiedliche Einschätzungen.Es gibt die Zählung der Ukraine, die natürlich, sagen wir mal,sehr aus ihrer eigenen Perspektive gefärbt sein dürfte.Es gibt aber auch Untersuchungen von Gruppen, die in Russland Todesanzeigen, Beerdigungen,all solche Parameter versuchen zu erheben oder die Gelder nehmen,die der russische Staat an, wie nennt man das, Wiedergutmachungszahlungen fürgefallene Soldaten ausgibt, versuchen das irgendwie hochzurechnen.Und da kommen die jetzt vielleicht nicht deckungsgleich übereinander,aber die Größenordnungen scheinen schon zu stimmen.
Pavel Mayer 0:11:51
Ja, also wahrscheinlich so 150.000reguläre Truppen und 100.000 Wagner und ehemalige Territorial-Truppen,also wesentlichen Ukrainer eigentlich auf russischer Seite aus den besetzten Gebieten,die wahrscheinlich gefallen sein dürften.Das, denke ich, ist wahrscheinlich eine realistische Schätzung.Und wie gesagt, diese 500.000 fehlenden Soldaten kommt man zusammen,wenn man so die russischen Zahlen nimmt und ein bisschen abzieht.Aber dann sozusagen nach eigenen russischen Angaben fehlen 500.000 Soldaten.Das sind jetzt keine ukrainischen Zahlen, sondern das sind alles russische Zahlen.
Tim Pritlove 0:12:44
Man muss natürlich auch bedenken, wenn...Verluste zu beklagen sind auf der russischen Seite, dann sind das gar nicht mal alles Russen.Sondern das ist halt eine Mixtur aus schon sicherlich einer gewissen Zahl anRussen, also jetzt auch Volksrussen, aber dann eben auch sehr viele andere Völkerder russischen Föderation.Die ja, wie wir schon mehrfach berichtet haben, überproportional an diesem Krieg beteiligt sind.Das heißt, diese ganze Soldatenakquise findet primär in all den Regionen statt, die nicht Moskau und St.Petersburg und so russisches Kernland sind, sondern eben in den vorder- undhinterasiatischen Regionen Russlands.Dazu eben auch immer wieder Akquisen aus Afrika,aus Syrien, also wo Russland überall hingeht bis hin zu Berichten,dass halt irgendwie Studenten, die nach Russland gekommen sind,um dort zu studieren, dann durch Tricks quasi überredet wurden,da in den Krieg zu gehen mit irgendwelchen Geldversprechen, aber dann auch nur den Tod gefunden haben.Das lässt sich jetzt zahlenmäßig natürlich jetzt nicht, keine Aussage zu machen,was der Anteil ist, nur man kann nicht oft genug betonen, dass einfach Russlandhier eigentlich einen doppelten Vernichtungskrieg führt.Nämlich auf der einen Seite gegenüber den Ukrainern, indem sie sie entwedertöten oder sogar auf der eigenen Seite dazu zwingen zu kämpfen.In Donetsk und in Luhansk, aber auf der anderen Seite eben auch die nichtrussischenVölker innerhalb der russischen Föderation,die sie halt auch gleich dezimieren, um dann eben im Osten auch noch ihre weitereRussifizierung vorantreiben zu können.Das macht die ganze Sache so pervers und das kann man sich einfach immer wiederalles gar nicht vorstellen, mit welcher Brutalität und mit welcher...Inhumanität hier Russland vorgeht.Dann ja, ein paar Tage, nachdem wir also unsere Sendung dann veröffentlicht haben,also eine Woche später, um genau zu sein, es hatte sich schon abgezeichnet mitersten Meldungen, aber dann gab es dann tatsächlich eine neue Offensive.Das heißt, die Russen haben dann im Norden, in der Nähe der Stadt Rakiv,also im Oblast Rakiv in Richtung der Stadt Rakiv eine neue Offensive gestartet,sind an zwei verschiedenen Stellen in die Ukraine neu eingedrungen und das machteam Anfang alles einen sehr panischen Eindruck,weil die Ukraine innerhalb von ein, zwei Tagen sehr viel Land quasi zurücklassen musste.Das ist dann auch kritisiert worden, weil man sich ja gefragt hat,jetzt habt ihr ja zwei Jahre Zeit gehabt, da Fortifications aufzubauen.Nur man muss halt auch sehen, einerseits ist das Land, was da von den Russenschnell überlaufen wurde, sehr dünn bis gar nicht besiedelt.Das heißt, da gibt es einfach in dem Sinne keine natürlichen Infrastrukturelemente,die man jetzt hätte nehmen können.Einerseits und andererseits ist natürlich auch das Aufbauen direkt an der Grenzeimmer sehr schwierig gewesen, weil man dann potenziell ja auch immer wiederunter gelegentlichen Beschuss geriet.Das heißt, die eigentlichen Stellungen, die eigentlichen Verteidigungsstellungenscheinen etwas weiter hinten angesiedelt worden zu sein Und ich kann aber nicht ermessen,inwiefern die Ukraine dann von diesen Vorstößen auch wirklich noch überrascht war.Auf jeden Fall hatten sie dann innerhalb von ein paar Tagen zwei,drei Kilometer und später dann fünf bis zehn Kilometer des Landes überschritten.Aber dann ist die Abwehr so angestiegen, dass die Russen jetzt eigentlich auchhier nicht weiterkommen.Also es gab vor allem heftige Kämpfe in der Stadt Wofchansk.Da fließt so ein Fluss durch den Ort.Da sind die Russen über diesen Fluss nicht rübergekommen, auch nicht an dervollen Breite bis zu diesem Fluss.Die Russen haben versucht, verschiedene Brücken, auch weiter im Inland, zu übernehmen.Zu zerstören, um eine entsprechende Nachlieferung von Truppen und Material zuverhindern. Das ist den Russen so nicht gelungen.Sprich, die Ukraine hat es jetzt geschafft, auch diese Offensive zurückzudrängenoder zumindest erstmal einzudämmen.Und ja, sieht auch da nicht so gut aus für die Russen. Also die Verluste sind dort ziemlich hoch.Sie sind dann auch nur mit 30.000 Truppen gestartet, Was eigentlich eben einbisschen zu wenig erscheint, wenn das jetzt wirklich als Angriff auf die Stadt kreativ gedacht ist.
Pavel Mayer 0:18:04
Ja, und sie sind dann sogar zwischenzeitlich in das Problem gelaufen,dass sie einen Vorstoß gemacht haben mit zwischen 100 und 400 Soldaten,die dann eine Zeit lang auch quasi nicht wirklich eingekesselt waren,aber die isoliert waren und von der Versorgung abgeschnitten und auch dann Gefahrliefen, in Gefangenschaft zu geraten.Sie haben es dann wohl geschafft, dort den Kontakt wieder herzustellen,aber das war auch über mehrere Tage eine kritische Situation,wo Hunderte von Russen auf einmal hätten in Kriegsgefangenschaft geraten können.Und es wurden auch wohl ein paar Dutzend Kriegsgefangene zumindest gemacht indiesem Zusammenhang dann im Norden. Das ist auf jeden Fall bestätigt.
Tim Pritlove 0:19:04
Ja, man fragt sich so ein bisschen, was die ganze Aktion sollte.Also man hat so ein bisschen den Eindruck bekommen, Russland war dann von derEntscheidung der USA, dann doch wieder die Unterstützung aufzunehmen,etwas überrascht oder hat sich zumindest ausgemalt, dass man noch mehr Zeit hätte.Der Vorstoß im Norden war also immer geplant gewesen, aber in dem Sinne warder Truppenaufbau so noch nicht abgeschlossen. Trotzdem dachten sie halt,jetzt läuft uns die Zeit weg, jetzt müssen wir hier in irgendeiner Form Fortschritte machen.Das könnte eine der Kalkulationen gewesen sein, eine andere,dass man eben auch die Ukraine vielleicht im Osten schwächen kann,indem man sie zwingt im Norden Verstärkungen nachzuschieben.Weiß man nicht, aber im Ergebnis war das wohl eine der schlechteren Ideen, die Russland hatte.Es zeichnen sich so recht wenig Vorteile ab aus dieser Situation,also sind da wirklich militärisch jetzt nicht weit gekommen,aber dadurch, dass eben dieser Angriff möglich war und es vor allem den Ukrainernnicht möglich war, direkt an der Grenze gegen die Russen vorzugehen,Weil das ja bedeutet hätte,sie hinter der Grenze auf russischem Gebiet mit den Waffen, die ihnen die Alliiertenbereitgestellt haben, zu bekämpfen.Und das war ihnen ja nicht erlaubt. Denn es gibt ja nicht für alles,aber für sehr viele Systeme oder gab es zumindest die Beschränkung mit so, ja könnt ihr ja machen,könnt ihr auf die Russen werfen, könnt ihr in der Krim und in Donetsk und Luhansk, alles kein Problem,weil die sind ja schon in eurem Land, aber bitte mal nicht auf dem eigentlichenrussischen Festland einsetzen.Und das ist eine Beschränkung, die bisher schon immer ein Problem war.Da aber eben so viele Russen auf ukrainischem Gebiet sind, gab es immer noch genug zu tun.Aber jetzt in der Nordfront hat sich das einfach mal gezeigt,dass es einfach absurd ist, dass die Ukraine sich dort nicht verteidigen kann.Und selbstverständlich muss sie die Stellung hinter der Grenze angreifen,weil da kommt die Logistik her, die Logistik muss man zerstören,da stehen Artilleriesysteme, dort sind die Flugzeuge unterwegs.Die dann halt aus sicherem Abstand die fetten Gleitbombs abwerfen,die die Russen immer massiver zum Einsatz bringen und die wirklich ein großes Problem darstellen.Und Ukraine hat sich einfach hingestellt und hat gesagt, Leute, geht's noch?Wir müssen jetzt hier was machen. Und dann hat man richtig gemerkt,wie dann so erst in Europa die Dominosteinchen umgefallen sind und der Druck immer größer wurde,bis dann am Ende sogar die USA und damit dann auch endlich Deutschland eingesehenhat, dass sich das so nicht mehr halten wird.Und es gab dann eine, wie soll ich sagen, eine Liberalisierung der Waffennutzung.Also es ist jetzt immer noch nicht so, dass die Ukraine machen kann,was sie für richtig hält,sondern für viele Waffengattungen wurde das sozusagen jetzt erlaubt in der RegionKharkiv oder überall da,wo die Russen aus Russland den Norden angreifen, das auch im russischen Festland einzusetzen.Aber mit der Einschränkung, dass es eben bestimmte Waffengattungen nicht betrifft,wie zum Beispiel Long-Range-Attack-Gims, die halt 300 Kilometer überbrückenkönnen, das unterbreitet.Ist sozusagen noch außen vor, beziehungsweise weiß man nicht so genau,die werden ja jetzt nicht jedes Detail gleich in die Öffentlichkeit geben,aber man hat richtig gemerkt, wie so über einen Zeitraum von ein,zwei Wochen dieser Widerstand da erst zerbröckelt ist und am Schluss komplett gefallen ist.Und seitdem hat sich die Situation stabilisiert, ist aber auch noch nicht ideal.
Pavel Mayer 0:23:14
Ja, also es gibt nach wie vor,wie du es richtig sagtest, eine ganze Menge Einschränkungen,auch welche Art von Zielen sie bekämpfen dürfen und so mit bestimmten Waffenund in welchen Gegenden.Also sie sind da nicht völlig frei, die Waffen so einzusetzen,wie es am effektivsten wäre, leider.Aber auf jeden Fall deutlicher Fortschritt und man kann davon ausgehen,dass dann sozusagen die Beschränkungen jetzt wahrscheinlich nach und nach auch wegfallen werden.Aber natürlich, warum einfach, wenn es auch kompliziert geht.
Tim Pritlove 0:24:23
Ja immer so ein Ein Ausbalancieren einer wahrgenommenen Eskalationsgefahr.
Pavel Mayer 0:24:30
Genau. Der Begriff dafür, was dort gemacht wird, lautet Eskalationsmanagement. Ja, genau.
Tim Pritlove 0:24:37
So, da muss man sich natürlich immer erstmal fragen, okay, was bitte soll hier noch eskaliert werden?Ja, ich meine, wir erleben hier eigentlich den totalen Krieg.Klar, und was natürlich im Raum steht,ist immer die Ausweitung der Waffengattung,sprich Atomdiskussion hatten wir ja hier schon, auf der einen Seite und aufder anderen Seite halt potenziell andere Angriffsszenarien auf NATO-Länder.Das ist sozusagen Teil der Debatte, ich halte beides nicht für sonderlich realistisch, aber...Andere Meinungen, andere Maßnahmen.
Pavel Mayer 0:25:18
Ja, man hat manchmal den Eindruck sozusagen, man würde sich einem totalen Krieg nähern.Aber das ist nicht wirklich der Fall, sondern Russland ist sozusagen nur zu80 oder 90 Prozent unser Feind.So mit 10, 20 Prozent kooperiert der Westen weiterhin mit Russland.Also zum Beispiel, gestern gehört, dass die Nahrungsmittelimporte der EU ausRussland in 2023 einen neuen Rekord erreicht haben.Ja, so.Und auch in anderen Bereichen.Also es gibt nach wie vor noch Zusammenarbeit und Handel, auch wenn es immer weniger wird.Aber es ist nicht so, dass das jetzt alles umfassen würde. Es gibt nach wievor, gibt es erstaunlicherweise Handel mit Russland, also Westen aus,so in bestimmten Bereichen.
Tim Pritlove 0:26:32
Ja, ich bezog das jetzt eigentlich auch mehr auf die reine militärische Komponente.Also Eskalation, meine klar, ich glaube auch Frankreich hat jetzt bis vor kurzemnoch LNG-Gas aus Russland bezogen.Und ich weiß gerade gar nicht, wie die Situation mit Österreich ist.Auch die Gasdurchleitungsverträge sind noch nicht komplett ausgelaufen.Das wird dann glaube ich erst nächstes Jahr, also die durch die Ukraine laufen wohlgemerkt.Es ist eh absurd, man hat jetzt auch sehr viel Umgehungsdynamik über Kasachstanund andere Ex-Sowjet-Republiken, Usbekistan, wo auf einmal der Handel mit Deutschland explodiert.Ja, so, kaum sind die Sanktionen da. Klar, also die Komponente gibt es auch.Rede ich aber jetzt gar nicht drüber. Ich meine jetzt das rein militärischeBedrohungspotenzial, wo man ja immer sagt, Eskalation könnte ja bedeuten,dass wir noch tiefer in den Krieg gezogen werden.So, das ist ja immer die Formulierung. Und natürlich könnten wir natürlich nochtiefer in den Krieg gezogen werden.Ich finde nur, wir tun auch gerade alles dafür, damit es so ist und,Hätten wir viele der Maßnahmen vorher ergriffen, dann wäre es nicht so egal.Tatsache ist, es ist immer ein Hin und Her,aber mit jeder Maßnahme, die Russland dann ergreift, die dann wieder mal nichtgeht, wie zum Beispiel jetzt eben dieser Angriff aus Belgorod Richtung Kharkiv,ist der Westen dann wieder an diesem Punkt so, ach naja gut,also wenn ihr das jetzt so macht, dann legen wir auch noch eine Schippe drauf.Und so bröckeln diese ganzen Zurückhaltungen.Wir werden es auch gleich nochmal hören, wenn wir über die Diskussion über Truppenin der Ukraine, Ausbildung etc.Reden werden. Aber machen wir vielleicht erstmal kurz die militärische Situation zu Ende.
Pavel Mayer 0:28:27
Aber militärisch passt noch eine Sache,die ich erwähnen möchte, die so ein bisschen im Westen, glaube ich,auch untergegangen ist oder wo generell die Medien sich zurückhalten,die Mainstream-Medien.Und das sind so die diversen, ich sag mal, russischen Provokationen auf NATO-Gebiet.Ich meine, gab es halt schon immer, dass man Flugzeuge schickt,die jetzt den Luftraum verletzen.Also neulich sind da Bomber der Russen im Baltischen Meer in den schwedischenLuftraum eingedrungen.Aber das Krasseste, was Russland gebrachthat, war, dass sie jetzt einen Cruise-Missile-Angriff gestartet haben,wo die Rakete nach Polen reingeflogen ist.Und dann umgedreht hat und sozusagen von polnischer Seite aus in die Ukrainezurückgeflogen ist und dort eingeschlagen ist.Also sie war für ein paar Minuten sozusagen im polnischen Luftraum.Und die Ukrainer waren natürlich so mittelbegeistert davon.Da wurde immer gefragt, ey, wäre vielleicht nett gewesen, wenn ihr das Dingvorher abgeschossen hättet, bevor das Ding wieder zurück in die Ukraine geflogenist und sogar, ich glaube,ein oder zwei Menschen dann getötet hat.Also das ist halt auch so eine Situation. Plus diverse Sabotageaktionen,die nicht erwähnt werden.Finanzierung von Terrorgruppen und, und, und. Also da läuft halt auch viel aufkleiner Ebene unter dem Radar, wo Russland versucht,auch eine Reaktion der NATO zu provozieren, wobei die NATO sich in der Regelzurückhält mit dann militärischen Antworten, weil sie der Meinung sind,das ist genau das, was Russland will.So nach dem Motto, oh und jetzt die NATO,sondern deswegen sagen sie sich, okay, lassen wir die mal machen,aber über kurz oder lang wird man natürlich trotzdem auch hier vielleicht nochmehr antworten müssen, beziehungsweise die Antwort im Moment sieht halt so aus, dass man einfach sagt,okay, lass sie ruhig da rumfliegen, wir liefern stattdessen einfach mehr Waffen.So das ist im Moment quasi die Antwort des Westens, aber ja.
Tim Pritlove 0:31:14
Das ist natürlich auch eine der politischen Debatten, die noch geführt wird,die wir jetzt noch nicht so auf der Liste hatten, dass halt auch gefragt wird,okay, warum sollen wir denn nicht sozusagen von Polen und von Rumänien aus,ich glaube auf Ungarn muss man da nicht setzen,den Westteil der Ukraine mit den eigenen Patriot-Systemen bewachen.Dass wenn sozusagen dort Angriffe sind und Cruise Mussels ins Land fliegen,dass man die eben auch mit den Patriot-Systemen oder anderen Flugabwehrsystemen, die dort stehen,aus dem Grenzgebiet mit abschießen soll.Das wäre natürlich eine deutlich involviertere Beteiligung, aber ist eine der Debatten.Und das würde natürlich der Ukraine helfen, weil ein Patriot-System,was auf der anderen Seite des Zauns steht und trotzdem in der Lage ist,einen Bereich von 300, 400, 500 Kilometern abzudecken, ist natürlich genausogut wie ein Patriot-System, was 20 Meter weiter im Osten auf ukrainischem Gebiet steht.Ja, das ist alles sehr schwierig.Kurz oder lang durch diese Rakiv-Offensive ist also die nächste Beschränkung gefallen.Die skandinavischen Länder und wenig überraschend die baltischen Länder,die waren da relativ schnell dabei und haben gesagt, es gibt keine Restriktionen.Auch Frankreich und UK haben gesagt, es gibt jetzt keine Restriktionen.Das gilt ja dann immerhin für diese Sculp Missiles bzw.Storm Shadow, das ist ja dasselbe System.Also die können sie zum Einsatz bringen, auch wenn sie das meines Wissens bisherim Norden auch noch gar nicht getan haben.Und natürlich gibt es auch immer noch keine Taurus-Lieferungen in Deutschland.Deutschland ist aber erstmal damit beschäftigt, überhaupt Taurus einsatzfähig zu machen.Machen das immerhin, also da gibt es jetzt Modernisierungsbestrebungen,dass halt irgendwie vielleicht auch die andere Hälfte von den 600,die man auf Lager hat, dann auch wirklich benutzbar sind, wenn man sie dannwirklich mal benutzen würde oder wollen würde.Ach ja, na gut.Aber es gibt auch diverse Erfolge der Ukraine nach wie vor.Also so schwierig die Situation on the ground ist, umso besser sind dann dieFortschritte in der Luft und auch auf See.Erstmal hat die Ukraine ihre ganze Kampagne voranschreiten lassen mit Angriffenauf die Öl- und Gasinfrastruktur in Russland.Da kommen ja die zahlreichen Drohnen vor allem zum Einsatz.Hier und da vielleicht auch mal eine Rakete, das weiß man ja ganz genau,weil das sind so koordinierte Angriffe.Aber meistens sind es solche Drohnen, das heißt man hat so einen Drohnenschwarm, dann fliegen dann 30,40 Drohnen los und greifen verschiedene Ziele gleichzeitig an,auch um die Luftabwehrsysteme dort busy zu halten und immer wieder gelingt es,also immer wieder im Sinne von nahezu täglich brennt irgendeine Öl- oder Gasinfrastruktur.Also Raffinerien, wo halt aus Öl Benzin diese oder ähnlich,also vor allem glaube ich Benzin hergestellt wird oder Silos und es gibt fastkeinen Standort, glaube ich, der noch nicht in irgendeiner Form ins Auge gefasst wurde.Also das ist halt in zunehmendem Maße für die Russen ein Problem,weil die einfach die ganze Zeit da mit dem Löschen nicht nachkommen.Es gibt gerade einen Angriff da bei Rostov-on-Don in der Stadt Azov,da hat es dann irgendwie drei Tage gebrannt, weil sie es einfach auch irgendwienicht gelöscht bekommen haben.Das ist auf jeden Fall für die Russen ein großes Problem und es sterben vorallem in letzter Zeit sehr viele Luftabwehrsysteme der Russen,also vor allem auf der Krim.S-300, S-400 und neuerdings gibt es jetzt glaube ich auch S-500 Systeme,die ersten, die Russland zum Einsatz bringt.Da bin ich mir jetzt gerade gar nicht so sicher, ob das auch schon zerstört wurde.Habe ich jetzt nicht so ganz in Erinnerung. Tatsache ist, sehr viele Luftabwehrsystemesind bei Drohnen- und Raketenangriffen in den letzten zwei Monaten zerstört worden.Ich wage gar nicht jetzt hier eine Zahl aufzurufen, aber es waren extrem viele.Man muss dazu sagen, Russland hat aber auch extrem viele davon,nur sie müssen halt die auch am laufenden Meter nachliefern,um überhaupt noch in irgendeiner Form der Drohnenangriffe Herr zu werden.Und es gibt jetzt auch wieder vermehrt Erfolge beim Bekämpfen von Kampfjets.Also es sind glaube ich mindestens drei SU-25 zerstört worden in der Luft unddann eins ist glaube ich von alleine runtergefallen und SU-34 mussten auch noch ein paar dran glauben.Und absoluter Höhepunkt durch einen Drohnen- oder Raketenangriff,ich glaube es war so eine Neptun-Rakete, eine modifizierte, die jetzt auch 1000Kilometer kann, haben es die Ukrainer geschafft,an einem Standort tief in Russland auch zwei SU-57 zu zerstören.Das ist dahingehend bemerkenswert, dass die SU-57 sozusagen der allermodernste,sogenannte Fifth Generation Kampfjet der Russen ist.Also das, was sie sozusagen der F-35 entgegensetzen wollen, auch wenn es daarge Zweifel gibt im Westen, dass die überhaupt auf Augenhöhe betrachtet werden können.Nichtsdestotrotz, davon haben sie überhaupt nur 22 Stück, soweit man weiß.Und zwei davon sind mindestens bei diesem Angriff kaputt gegangen.Also auch da findet eine Dezimierung statt.Man muss aber auch sagen, die Luftflotte der Russen ist relativ groß.Und ich glaube, dass nicht mehr als 10 oder 15 Prozent bisher davon zerstört wurden.Nur diese Luftflotte ist ja nicht nur für die Ukraine da, sondern die schütztja sozusagen ganz Russland. Und man merkt, dass das die auf jeden Fall überkurz oder lang dann auch vor Probleme stellen könnte.
Pavel Mayer 0:37:43
Ja, noch kurz zu den Angriffen auf die Öl- und Gasinfrastruktur.Die haben jetzt dazu geführt, dass in Russland die Benzinpreise an den Tankstellendeutlich angezogen sind.Also es funktioniert wohl so, in Russland die Preise werden staatlich festgelegtund dann zahlt der Staat den Unternehmen sozusagen den Differenzpreis,also subventioniert das Ganze.Nur ist jetzt der Abstand zwischen, oder die Zahlungen, die Russland leistenmusste in 2023, sind schon explodiert.Und jetzt in den ersten Monaten 2024 haben sie sich, glaube ich,vervierfacht, weshalb sich dann eben die russische Regierung auch gezwungen sah,an den Zapfsäulen die Preise zu erhöhen, weil sie es sich nicht mehr leisten konnten,so viel zu subventionieren.
Tim Pritlove 0:38:54
Ja, also es ist nicht alles ohne Schwierigkeiten für Russland.Russische Kriegstaktik passt sich allerdings auch an, muss man sagen.Also weiterhin gibt es sehr viele Angriffe auf fossile Kraftwerke,was Ukraine jetzt übrigens auch damit kontert, dass sie jetzt in Zukunft mehrauf Windenergie gehen wollen.Das hat man glaube ich auch schon mal erwähnt, dass dieser Krieg dazu führenkann, dass sozusagen die Ukraine dann auch im Schnelltempo auf regenerative Energien setzt,weil sie natürlich jetzt auch die Fragilität dieser Systeme auch sieht.Ich meine klar, man kann auch Windkraftwerke zerstören, gar keine Frage.Nur das sind sehr viele kleinteiligere Angriffe, die da erforderlich sind,als man einem einzelnen Strike auf ein riesiges Kraftwerk, wenn man da ins Herz trifft, erreicht.Reicht und dieser Umbau muss ja nun ohnehin erfolgen.Inwiefern es jetzt der Ukraine gelingt, die Infrastruktur wieder für den Winterfit zu machen, das wird man dann sehen. Wird auf jeden Fall dran gearbeitet.Russen haben auch ein bisschen perfide Taktiken wieder an den Start gebracht, wie zum Beispiel,Angriffe auf Wohngebiete oder in Bomben oder Drohnen reinfliegen und dann wartetman nochmal zwei Stunden, bis die ganzenHelfer da sind und versuchen dort zu retten, was zu retten ist,um dann dieselbe Stelle nochmal anzugreifen und die Helfer sozusagen auch nochgleich mit Leidenschaft zu ziehen.Das sind immer so Meldungen, wo man sich halt auch immer wieder denkt, oh Mann, geht's noch?
Pavel Mayer 0:40:33
Ja und es sind aber nicht nur jetzt fossile Kraftwerke, sondern auch Wasserkraftwerkeund Dämme, die weiterhin beschossen werden.Also das kommt noch dazu.
Tim Pritlove 0:40:46
Und Flughäfeninfrastruktur wird auch angegriffen, was natürlich insofern erstmalüberrascht, weil Flughäfen ja gar nicht so eine große Rolle spielen bisher.Allerdings, da reden wir gleich nochmal drüber, werden ja nun bald die F-16im Einsatz erwartet und dafür ist eine bessere Infrastruktur erforderlich,weil diese modernen Flugzeuge nicht überall starten können und man braucht ebenmöglichst viele Orte und es wird vermutet, dass das eben auch damit was zu tun haben kann.Insgesamt glaube ich, haben die aber schon langfristig ein Materialproblem, die Russen.Es gibt jetzt Fotos von der finnischen Grenze, wo man sieht,dass einfach dort nahezu 80 Prozent der Soldaten offensichtlich abgezogen sind,weil es kaum noch Fahrzeuge, kaum noch Personen gibt auf diesen Fotos.Und auch was da so an Fahrzeugen rumstand, ist komplett abgezogen worden.Also die große Angst der NATO-Erweiterung und der finnischen Grenze,so groß scheint sie dann doch nicht zu sein, wenn man jetzt quasi alles dort abzieht.
Pavel Mayer 0:42:04
Ja und es gibt in dem Zusammenhang auch wohl neue verlässlichere Zahlen zurrussischen Panzerproduktion Und zwar sieht es so aus,dass wohl Russland im letzten Jahr in der Größenordnung von tausend Panzernneu an die Front geliefert hat,aber 800 bis 900 davon waren eben aufbereitete, bereits existierende ältere Panzer aus ihren Basen.Das heißt, dass die russische Panzerproduktion pro Jahr an wirklich komplettneuen Panzern irgendwo zwischen 100 und 200 sich aktuell bewegt.Aber weil eben noch, weil sie sich darauf konzentrieren, jetzt noch viel,sagen, altes Material dann an die Front zu bringen, so konnten sie ungefähr1000 Panzer im letzten Jahr ersetzen oder neu an den Start bringen.
Tim Pritlove 0:43:09
Haben aber deutlich mehr verloren. Also das ist definitiv für sie ein Minusgeschäft,davon kann man ausgehen.Wir kommen gleich nochmal zu den Waffen, vielleicht noch eine Sache,die ich ganz lustig fand, wobei mit lustig ist es ja in so einem Konflikt immerso eine Sache, aber man muss ja irgendwie sich auch auf positive Sachen konzentrieren können.Also es gab so eine Taktik der Ukraine, dass sie mit Drohnen ukrainische Flaggenverteilt haben und das haben sie irgendwie, ich weiß nicht ganz genau wie die beschaffen waren,aber sie haben es geschafft diese Flaggen mit Drohnen abzusetzen und dann standendie halt irgendwie, ich weiß nicht ob das magnetisch war oder mit Seilen.Ich glaube es gab auch eine Konstruktion, wo die Flagge dann sozusagen nachunten hängt mit dem Gewicht, also quasi andersrum.Und das haben sie dann so an so strategischen Orten in der Nähe von russischen Positionen gemacht.Und dann fühlten sich die Russen aber immer wieder bemüht, einen Trupp loszuschicken,um diese Flagge dann wieder einzusammeln, weil das ja nicht geht.Und dann haben sie das abgewartet und dort Gegenangriffe gestartet,wenn die versucht haben, irgendwie ihre Flaggen zu entfernen, sozusagen so als Bait.
Pavel Mayer 0:44:29
Ja, eine andere Sache, die ich jetzt noch beobachtet habe im Zusammenhang mitDrohnen, eine neue Taktik oder Taktik, die seit einer Weile gefahren wird,weiß nicht, ob wir das schon erwähnt hatten, ich glaube nicht,dass die Ukraine mittlerweile mit Drohnen-Geschwadern angreift.Also nicht in dem Sinne,dass es eben ein großes Mutterschiff gibt und das dann FPW-Drohnen entwederaussetzt oder von FPW-Drohnen begleitet wird und dadurch zum einen die Reichweiteder FPW-Drohnen erhöht,aber vermutlich auch als Relaisstation fungiert,um sozusagen in dem punktgestörten Environment die FPW-Drohnen dann besser zu steuern können,indem sozusagen eine Drohne als Relaisstation dient und gleichzeitig als Beobachtungvon oben dann das Ganze leitet und sie dann eben mit mehreren FPW-Drohnen dannangreifen, während die große,teure Drohne halt von oben zuschaut und den Einsatz leitet, wenn man so will. Ziemlich abgefahren.
Tim Pritlove 0:45:52
Jo, vielleicht noch einen Satz zur Mobilisierung.Das war ja auch ein Thema in den letzten Monaten, inwiefern die Ukraine in derLage ist, ihre Mobilisierung voranzutreiben.Während man es in Russland im Wesentlichen mit Geld macht, ist es in der Ukraineein bisschen anders gelagert.Und es gab jetzt allerdings auch ein Angebot an Gefangene.Wir erinnern uns ja, das war ja so diese Prigorschin-Wagner-Methode,sich in russischen Gefängnissen die Schwerverbrecher zu holen und die an dieFront zu schicken nach dem Motto,wenn ihr es überlebt nach sechs Monaten, dann seid ihr frei.Da sind ja sehr viele Leute verheizt worden.Auch das eine interessante Methode sozusagen die Gefängnisse leer zu bekommen und Platz zu machen.Jetzt hat auch die Ukraine ein Angebot angefangen gemacht der Armee beizutretenund wenn sie sich verpflichten dann entsprechend ihre Haftzeit zu verkürzen.Es gibt aber einen kleinen Unterschied, also anders als in Russland werden hierkeine Schwerverbrecher, also keine Mörder oder so dieses Angebot gemacht,sondern nehmen wir an irgendwelche anderen, ich weiß jetzt nicht ganz genauwie der Katalog ist, aber auf jeden Fall keine Schwerverbrecher und das hatwohl irgendwie so 3000 weitere Rekruten bekommen.Und ansonsten ist es halt einfach ein bisschen schwierig, die Ausbildung istauch noch ein Flaschenhals,aber vor allem haben sich ja auch viele junge Männer der Ukraine den Rückengekehrt und man muss schauen,wie das dort weitergeht.Kommen wir zum Waffensystem, ist ja auch nochmal immer so ein Thema,weil der ganze Krieg sehr davon geprägt ist, dass man immer sieht,die eine Seite rüstet in der Hinsicht auf und die andere muss dann ein taktisches Gegenmittel finden.Und es ist auch so, dass eben auch das, was die Ukraine alles zum Einsatz gebrachthat, durchaus auf eine gewisse Reaktion bei den Russen gestoßen ist.Wir haben das ja auch schon ein paar Mal besprochen.Electronic Warfare ist hier so ein Thema, also Jamming von Signalen macht demeinen oder anderen Waffensystem dann doch schon Ärger.Wie geht es hier weiter? Also wir haben ja schon besprochen,Russland verliert derzeit sehr viel Material.Also sie verlieren wirklich sehr viele Fahrzeuge, sehr viele Panzer,sehr viele gepanzerte Infanteriefahrzeuge, Trucks, alles mögliche.Also das können die gar nicht, da sind sie gar nicht in der Lage,das alles so zu produzieren.Also die Schätzung darüber, wie lange dieser Vorrat hält, die gehen auseinander.Aber ich glaube, man kann schon sagen, länger als zwei Jahre kann Russland das so nicht durchhalten.Aber die Ukraine ist jetzt halt auch dabei aufzurüsten, demnächst sollen jadie F-16 Kampfjets dazukommen.Da geht die Ausbildung auch voran und es gibt auch schon die ersten Gruppen,die ausgebildet wurden.Aber die Ukraine bemängelt, dass halt nicht genug Kapazität in den USA vor allembereit ist, zur Verfügung gestellt werden kann, um weitere Piloten auszubilden.Man braucht ja pro Flugzeug ungefähr zwei Piloten, um so ein Flugzeug auszulassen.Also die fliegen nicht zusammen, sondern zusammen.Die müssen ja auch mal schlafen und trotzdem wollen sie ja immer in irgendeinerForm in der Lage sein, mit so einem Kampfjet aufzusteigen.Gar nicht mal nur, um Angriffe zu fliegen, sondern vor allem,was ich vermute, was sie zunächst einmal tun werden, ist, dass das F-16 vorallem als defensive Maßnahme gemacht wird.Also zur Zerstörung heranfliegender Cruise Missiles oder eben auch zur Zerstörungheranfliegender anderer Kampfjets, die Bomben abwerfen sollen.Das wird sich zeigen, das weiß derzeit keiner so ganz genau, was dort gemacht wird.Ja, auf jeden Fall hat aber dieses Projekt Unterstützung bekommen aus Schweden, weil dort zwei,was ist das, Saab 340 AEW,sogenannte AVEX Flugzeuge, also so fliegende Radarstationen,die jetzt nicht so groß sind wie diese Riesen-AVEX,die man so kennt auf Boeing-Flugzeugen, auf 747 und so weiter.Von den Amerikanern, sondern eher so kleinere Flugzeuge, die aber in der Lagesind, die Ukraine ganz gut abzudecken.Das heißt, diese beiden Flugzeuge, die Schweden liefern wird,werden dann sozusagen Teil dieses Verteidigungssystems werden.
Pavel Mayer 0:51:00
Die haben statt oben jetzt, wie wir es von den klassischen Airbags kennen,nicht, also diese klassischen Airbags haben ja oben so eine runde Schüssel oderso eine Untertasse oben drauf geschraubt mit einem rotierenden Radar.Diese SARPs sind zum einen Turboprops und haben eben oben einen Riegel draufgeschraubt.Und das ist halt so ein Solid-State-Radar.Das ungefähr eine Reichweite von 350 Kilometern hat und eben den Strahl elektronisch lenken kann.Und Nachteil ist so ein bisschen, dass es vorne und hinten so was wie Blindspots hat.Aber das ist jetzt nicht so schlimm, wenn du sowieso an der Grenze entlang fliegstoder so. Aber ja, sehr nützliche und leistungsfähige Geräte auf jeden Fall.
Tim Pritlove 0:52:18
Ja, wie schon erwähnt, Infrastruktur für die F-16, da bin ich sehr gespannt,wie sich das entwickelt, weil das ist halt kritisch.Die brauchen für die F-16 wirklich sehr viele Landeplätze.Das hatte ich ja vorhin schon erwähnt mit den Flughäfen, dass das ein Grundist, warum die Russen Flughäfen jetzt angreifen, um zu verhindern,dass es eben entsprechende Infrastruktur gibt für die F-16, weil ich glaube,die haben schon ein bisschen Schiss vor den F-16. Das ist definitiv so ein Ding.
Pavel Mayer 0:52:43
Was so ein bisschen heikel ist noch, ist, worauf es halt jetzt hinauslaufen wird wohl, ist,dass der Großteil der Wartung in Polen passieren wird von den F-16.Das heißt, dass sie halt regelmäßig über die Grenze fliegen müssen,um gewartet zu werden und das halt auchdann wieder so ein gewisses Eskalationspotenzial hat, sagen wir es mal so.
Tim Pritlove 0:53:18
Ja, macht natürlich total Sinn, weil für die Russen es nicht so einfach wird,jetzt in Polen dann eine F-16 zu zerstören.
Pavel Mayer 0:53:26
Beziehungsweise einfach die Infrastruktur in der Ukraine aufzubauen,die dann vermutlich auch primäres Ziel sein wird.Weil die Russen natürlich dann gerne Propagandaerfolge haben.Hier F-16 zerstört und so.
Tim Pritlove 0:53:45
Die F-16 oder auch nur die Infrastruktur für die F-16.
Pavel Mayer 0:53:48
Ja, also das zeichnet sich wohl auch ab. Und möglicherweise sind auch schonerste F-16 tatsächlich in der Ukraine.Offiziell ist das zwar nicht, aber es wurden wohl diverse Überflüge von Kampfflugzeugenvon Polen in die Ukraine beobachtet.Von Anna unter anderem, die dort lebt.
Tim Pritlove 0:54:15
Also meiste Anna in Ukraine, die mit dem YouTube-Kanal.Ja, also das ist nach wie vor ein Thema für den Spätsommer, denke ich mal.Und wir werden erst davon wirklich erfahren, wenn diese Flugzeuge auch das ersteMal richtig zugeschlagen haben und es sich dann nicht mehr groß leugnen lässt, dass die da sind.
Pavel Mayer 0:54:38
Ja, aber ich erwarte davon nicht sehr viel.Niemand erwartet davon jetzt allzu viel. Dafür sind die Zahlen auch erstmalan Flugzeugen nicht groß genug, weil eigentlich bräuchte die Ukraine ungefähr 500 davon.Und es kommen wahrscheinlich jetzt erstmal zwischen 5 und 20. so.
Tim Pritlove 0:55:03
Ja, das ist richtig, aber erinnerst du dich noch, als wir diese Serie an Abschüssenvon SO-34 Kampfflugzeugen hatten?Da gab es im Prinzip zwei Thesen im Raum. Die eine, die vermutlich die richtigewar, ist dieses mobile Patriot-System,was halt in der Lage war, das Ding zu erfassen und dann eine entsprechende Abwehrraketeloszuschicken, der dieser SM-34 nicht entgehen konnte.Die zweite These war, dass esdoch schon F-16-Systeme gibt, die im Prinzip ähnlich funktionieren können.Das heißt, eine F-16 kann so einen Effekt haben wie so ein mobiles Patriot-System,weil sie eben über die Radarfähigkeiten verfügen kann, diese SO-34 zu detektierenund aber auch über die Air-to-Air-Missile-Kapazität zum Abschuss dieser Flugzeuge verfügt.Also ich sehe halt die F-16 primär erstmal als Verteidigungssystem und da könnennatürlich auch fünf F-16 einen Unterschied machen, wenn sie dann genauso effizientzum Einsatz kommen wie zum Beispiel so ein Patriot-System.
Pavel Mayer 0:56:05
Also es werden natürlich neue Fähigkeiten damit kommen.Und eine tatsächlich, wie du richtig sagst, interessante neue Fähigkeit wird sein,diese Harm Anti-Radiation Missiles, also die zur Bekämpfung von Flugabwehrsystemenoder anderen Funkstationen.Also alles, was Funk ausstrahlt, kann ja von denen angepeilt werden.Und wie konnten Sie zwar bisher auch an Ihren SUs reagieren.Aber nur in einem sehr eingeschränkten, vorprogrammierten Mode.Was sie jetzt mit der F-16 dann können, sind sogenannte Search-and-Destroy-Missionen.Wo sie dann hochfliegen, dafür sorgen,dass die Russen ihr Radar einschalten und dann quasi in der Luft dann detektieren,ah, hier wurde jetzt ein Radar eingeschaltet.Die Spezifikationen von dem Signal direkt in der Luft in diese Harmmissile zuladen und die dann in wenigen Sekunden eigentlich neu zu targeten auf ein unbekanntesZiel, was dort gerade hochgepoppt ist.Und das könnte sicherlich eine sehr interessante Fähigkeit sein,die auf jeden Fall mit dazu kommt,plus eben neue Luft-Luft-Raketen, die zur Flugabwehr dienen, die dadurch,dass sie halt aus einer größeren Höhe und mit einer gewissen Anfangsgeschwindigkeitschon abgeschossen werden können, eine höhere Reichweite haben.Als jetzt, wenn man gleich große Raketen vom Boden aus abschießt.Also sie haben dann eben ein deutlich besseres Profil.Also das sind mit Sicherheit zwei ganz wichtige Fähigkeiten.Plus die Dinger kommen mit sehr modernen Radaren, sodass sie zwischen 100 und150 Kilometer Reichweite haben und aus der Entfernung dann eben russische Kampfflugzeugeauch erfassen und bekämpfen können.
Tim Pritlove 0:58:33
Ja, Macron hat dann auch sehr überraschend angekündigt,auch aus dem französischen Luftwaffenprogramm noch Flugzeuge in die Ukraine zu liefern.Konkret geht es dabei um sogenannte Mirage 2000-5 Flugzeuge,die so ein bisschen 90er Jahre Technologie sind und offenbar demnächst auchausgemustert werden sollten oder sollen.Und jetzt mustern sie sie sozusagen in die Ukraine aus.Das ist ja so ein Schema, was wir überall sehen. Also auch die ganzen F-16s,die jetzt in die Ukraine marschieren, werden durch F-35 ersetzt.Also diese ganzen Waffenlieferungen sindja im Wesentlichen eigentlich ein Modernisierungsprogramm für den Westen.Und ja, offensichtlich gibt es auch keinen Bedarf dafür.Inwiefern die Ukraine da einen großen Nutzen von haben kann, weiß ich nicht.Es sind erstmal nicht so mega viele von diesen Flugzeugen verfügbar.Ich habe jetzt gerade keine große Zahl, aber es war irgendwas niedrig zweistelligesund auch hier muss natürlich dann erstmal wieder ein Piloten-Ausbildungsprogramm gestartet werden.Da müssen dann entsprechende Infrastrukturmaßnahmen ergriffen werden.Aber ich denke mal, die Ukraine sagt gar nicht Nein dazu zu und wird die schonin irgendeiner Form zu irgendeinem Zeitpunkt übernehmen.
Pavel Mayer 0:59:59
Ja, da kann man eben auch so ziemlich alles dran schrauben oder sehr viel dranschrauben, so an westlichen Waffen und,ja, und es ist eigentlich ein ganz brauchbarer Abfangjäger, wie gesagt,auch nicht mehr das allerneueste, aber wahrscheinlich auch auch nicht so vielschlechter als der F-16.
Tim Pritlove 1:00:25
Ja, und auf jeden Fall besser als der alte russische Kram, den sie noch haben,der halt ohnehin irgendwann an Ersatzteilen leiden wird, weil aus Russland kriegen sie bestimmt keine.Ja, dann hat die Ukraine gesagt, dass sie wohl ganz gute Erfahrungen mit diesenSmall Diameter Bombs haben.Also das ist ja quasi auch diese Gleitbombe, Bombenaufsatz für normale,dumme Projektile, die halt vom Flugzeug aus abgeworfen werden.Wir hatten glaube ich zuletzt über die GL die Ground Launch Variante gesprochen,wo du meintest, die wären Jamming anfällig. Das ist jetzt wohl bei diesen nicht so.Ja, dann sind auch die Attackams ja auch freigesetzt worden.Also ich weiß gar nicht, ob wir das hier besprochen hatten, aber die USA habenja dann auch irgendwann eingesehen, dass auch die Beschränkungen,Also ich glaube mit den Waffen, genau mit den neuen Waffenlieferungen kam nichtnur sehr viel Attackams Munition,sondern es kamen jetzt auch die Attackams, also Attackams sind diese sehr leistungsfähigenballistischen Raketen, die man mit diesen Highmass Launchern starten kann.Also wo man nicht sechs einzelne losschickt, sondern in so einem Paket quasinur eine drin ist und die ist aber dann richtig fett.Die wollte die Ukraine ja immer haben, kam dann auch irgendwann,aber in sehr limitierter Menge und eben auch nur in der 150 Kilometer Varianteund mittlerweile gibt es eben auch die 300 Kilometer Variante.Die dann eben sehr viel tiefer in der Ukraine reinschlagen konnte und dort auchso einiges platt gemacht hat auf den Landebahnen und ist glaube ich auch zumEinsatz gekommen gegen die S-300,S-400 Luftabwehrsysteme dort etc.Und mittlerweile gibt es wohl auch einen Vorfall, wo ein Kriegsschiff mit Attack-Gimszerstört wurde Und zwar mit einer Variante, die einen 470 Kilogramm Warheadhat, was auch nochmal eine Größenordnung ist, die es so bisher nicht gab.Es gibt ja immer diese ganzen einzelnen Missiles und Projektile in tausend verschiedenenVarianten und offensichtlich haben die USA also jetzt ihr Silo jetzt mal komplett aufgemacht.Und ich habe so den Eindruck, dass mittlerweile alles, was diese Serie quasibietet in der Ukraine jetzt auch zum Einsatz kommt.Aber natürlich nicht im Norden, weil das dann wiederum zu gefährlich.Während die Russen diese Gleitbombs sehr erfolgreich einsetzten,gab es jetzt auch die Meldung, dass wohl auch die Ukraine ihre eigenen Gleitbombs entwickeln möchte.Also man darf ja nie vergessen, auch Ukraine war ja schon immer ein Waffenproduzentund zwar für die gesamte Sowjetunion auch ein sehr wichtiger Teil.Sehr viel der Waffen, die quasi jetzt gegen die Ukraine eingesetzt werden,sind ursprünglich mal dort entwickelt und gebaut worden.Und da geht also das Rennen jetzt weiter, muss man mal schauen,was das so bringt und sie haben auch ihre Neptun-Raketen, mit denen sie ja ganzam Anfang die Moskwa versenkt haben, da war die ja noch brandneu,auch die haben sie jetzt eben auf 1000 Kilometer Reichweite ersetzt,und ich hatte ja vorhin schon erwähnt, das Abschießen der SU-57 geht offensichtlich auf die Kappe.
Pavel Mayer 1:04:15
Ja, sie haben vor allen Dingen neue Software,auch das Ground-Attack-Mode, dass sie eben auch Bodenziele angreifen könnenmit der Rakete, jetzt so wie Russland es auch mit seinen S-300 gemacht hat,weil es im Schwarzen Meer nicht mehr allzu viel abzuschießen gibt mit den Neptuns.Deswegen haben sie die auch jetzt gegen Bodenziele einsetzbar gemacht.
Tim Pritlove 1:04:51
Gibt noch einiges, was noch im Asowschen Meer rumfährt. Also ich glaube,da ist noch ein bisschen was zu holen, aber stimmt schon.Also es ist bemerkenswert. Das Schwarze Meer ist jetzt übrigens so frei gekämpftworden von der Ukraine, dass jetzt sogar ein Feriendienst nach Georgien wiederaufgenommen worden ist.Das finde ich schon bemerkenswert.Kurz in die Luft geschaut. Russland setzt ja sehr erfolgreich ihre Landsat-Drohnen ein.Das sind halt auch solche sogenannte Loitering Munition, also quasi fliegendeBomben, die rumfliegen und nach irgendwelchen Zielen Ausschau halten und dannerst zum Einsatz kommen, wenn sie was gefunden haben.Das ist schon eine der erfolgreicheren Waffensysteme, die die Russen benutzen.In den letzten Tagen gab es aber vermehrt Videos, wo man gesehen hat,wie wiederum ukrainische Drohnen diese Lancet-Drohnen aufgespürt haben und inder Luft zerstört haben.Ja, ist noch ein bisschen unklar, was damit sich auf sich hat,aber es macht so ein bisschen den Eindruck, als ob sie da eine spezielle Softwareoder Tauglichkeit entwickelt haben für ihre Drohnen, um sozusagen so Anti-Loiteringmäßig unterwegs zu sein.Also Gebiete abzufliegen und nach anderen Drohnen zu schauen,um dann die Drohnen in der Luft zu zerstören, bevor sie irgendwas zerstören können.Das ist schon wieder so ein Next Level Luftkrieg. Das wird auch glaube ich weiter so gehen.Auch auf der See, also wir haben ja diese, man spricht immer von Sea Baby,das ist glaube ich so ein bisschen der Begriff, der immer rumgeht,auch wenn es meines Wissens nur der Name einer einzigen Generation dieser bootsbasiertenDrohnen der Ukraine war.Aber diese Kategorie, also so kleine Boote, die rumfahren, die selber mit Sprengstoffbesetzt sind und die ja einige große Schiffe der Russen zerstört haben,Die sind weiterhin unterwegs, da haben die Russen auch richtig Schiss.Also die Kerchbrücke zum Beispiel, die wird jetzt mittlerweile von Ketten von,wie heißt das, diese Barges, wie heißt das auf Deutsch?Diese fliegenden Floating-Plattformen sozusagen, wo man einfach so Zeug drauf lädt.Also keine richtigen Schiffe, sondern die dann halt so gezogen werden.Mein Gott, da gehen die Begriffe aus. Wie auch immer, auf jeden Fall versuchensie die Brücke gegen diese Drohnen abzusichern, genauso wie sie versuchen ihreBoote dagegen abzusichern.Was im Wesentlichen darin besteht, dass sie sie verlegen, weil da ist einfachnicht mehr viel zu holen.Und jetzt hat man aber auch gesehen, dass die Ukraine mittlerweile welche mitSAM-Systemen, also Surface-to-Air-Missiles ausgestattet haben,das heißt auf der Drohne obendrauf sind nochmal Luftabwehrkanonen drauf oder so zwei Missiles drauf.Ich habe leider kein Video gesehen,wo die mal erfolgreich zum Einsatz kamen, aber das ist wohl der Versuch derGegentaktik der Russen etwas entgegenzusetzen, die wiederum diese Seababy Drohnenmit Hubschraubern jagen.Also es gibt immer wieder so Angriffe von diesen Drohnen auf Wasser und dieRussen schicken dann vor allem Hubschrauber in den Kampf gegen die Dinger,weil die halt die entsprechende Mobilität haben und ausreichend bewaffnet sindund meine Vermutung ist,dass sie eben jetzt diese Drohnen dann wiederum um diese kleinen Raketen zumAbschuss dieser Hubschrauber ausgestattet haben.Es gab auch eine Variante, wo sie diese Grut-Rockets draufgepackt haben,die man normalerweise so auf Trucks sieht.Was ein bisschen merkwürdig ist, weil die nicht gerade besonders bekannt dafürsind, besonders zielsicher zu sein.
Pavel Mayer 1:09:03
Ja, das sind ungelenkte Raketen.
Tim Pritlove 1:09:33
Ab. Aber habe ich jetzt noch keine erfolgreiche Maske Maßnahme auf Video anschauenkönnen. Von daher ist das jetzt nur so ein bisschen von mir vermutet,dass das so die Strategie ist, aber es gibt auf jeden Fall diese Varianten.Ja.Ansonsten ist halt...Der Hunger nach Luftabwehr nach wie vor sehr groß.Also Zelensky hat sehr viel politische Aktivität entfaltet, um weitere Patriot-Systeme zu bekommen.Mit der Aussage, wenn wir sieben weitere Systeme haben, dann können wir dieUkraine damit sichern. Was ich bemerkenswert finde, dass für dieses Riesenlandsieben weitere Systeme, vielleicht insgesamt zehn, ausreichen würden.Und soweit ich das richtig mitgezählt habe, gibt es derzeit Zusagen für vier Systeme ungefähr.Deutschland hat nochmal eins geliefert, Rumänien will jetzt eins liefern,USA vielleicht auch, ich weiß es nicht so ganz genau.Also das kommt und dann halt noch so diverse,aus Italien noch so ein Samtee-System,Nassams soll noch geliefert werden, die Deutschen liefern noch Aristie-Systemeund dann kommt sogar noch dieses neue Skyranger-System von Rheinmetall,auf jeden Fall aus Deutschland.Was so ein Kurzstrecken-Luftabwehrsystem ist, ähnlich wie der Gepard-Panzer,aber sozusagen als separates System,was sie dann oben auf alte Chassis von Leopard 1-Panzern draufbauen.Also ich habe so den Eindruck, dass die Ukraine mittlerweile mit ihrer Argumentation,wenn wir hier keine ordentliche Luftabwehr haben, dann können wir es auch gleich ganz lassen,so weit durchgedrungen ist, dass sich hier auch alle nochmal ordentlich am Beingezogen haben und dass jetzt also wieder ein verstärkter Flow von Luftabwehrsystemen stattfindet.Ich meine, nach der ganzen Nummer mit Israel und dem Iran stand das Argumentdes Westens auch wirklich auf sehr wackeligen Füßen.Also da hat man mal eben so 200 Raketen aus dem Iran nahezu zu 99,9 Prozent vernichtet bekommen.Und in der Ukraine schlagen täglich die Raketen ein. Das war einfach nicht mehr zu vermitteln.Ja, außerdem noch zusätzliche Heimaßsysteme, hatten wir glaube ich schon erwähnt, 40 weitere kommen,ist eine Verdoppelung des Bestands, also das wird alles irgendwie hoffentlichpositive Ergebnisse liefern.Ja, soviel vielleicht zum...Den ganzen Komplex der Waffensysteme und was sich dort tut.Jetzt sollten wir nochmal auf ein paar politische Vorgänge eingehen.
Pavel Mayer 1:12:35
Es gab dann die Diskussion über NATO-Soldaten in der Ukraine.Frankreich hatte dort ja den Vorstoß gemacht, um Ausbilder in die Ukraine zusetzen und dann auch üblichen Kandidaten, baltische Länder und Polen können sich das vorstellen.Ich meine, tatsächlich kann man davon ausgehen, dass das eigentlich schon längstder Fall ist, eigentlich vermutlich schon seit Tag 1.Eins, der Unterschied ist nur, dass man bisher nur entweder Spezialkräfte senden konnte.Die sowieso klandestin arbeiten oder dann private Sicherheitsfirmen,aber eben nicht offiziell Soldaten.Und sagen, das wäre so ein bisschen der Unterschied, dass dann die Länder quasimehr Auswahl haben und die Soldatendann auch Mitglieder des französischen Militärs weiterhin bleiben.Und tatsächlich dann französische Soldaten sind auch nach offiziellem Statusoder dann eben aus den anderen Ländern auch.Aber es geht nicht darum, jetzt irgendwie komplette Kampfbataillone zu schicken.
Tim Pritlove 1:14:13
Ja, wobei diese Diskussion sich schon auch in der Hinsicht etwas aufheizt.Also was so Ausbildung betrifft, sind die baltischen Länder ja ohnehin dafür.Nicht, dass sie das schon tun würden, aber da haben sie gesagt,da haben sie überhaupt kein Problem mit und ich glaube, das werden wir dann bald auch sehen. gehen.Für mich klang das schon so konkret, dass das mehr oder weniger alles in Vorbereitungist und es wird natürlich dann die Ausbildung in gewisser Hinsicht leichtermachen, weil man eben die ganzen Ukrainer nicht erst woanders hinschicken muss. Ähm,Ich denke aber, in der Rhetorik war schon mehr herauszulesen.Also die baltischen Länder haben zum Ausdruck gebracht, dass wenn halt jetztdie Situation sich in, und ich glaube Polen war es auch schon so ähnlich,wenn sich die Situation so verschlechtern würde,dass die Russen nennenswerte Fortschritte machen,was sie deshalb immerhin nicht tun, aber wenn sie es tun würden,Dann würde Polen halt auch lieber erstmal die Russen in der Ukraine bekämpfen,bevor sie jetzt erstmal warten, bis es dann noch wirklich einen Angriff auf Polen gibt.
Pavel Mayer 1:15:23
Ja, interessant ist, dass darüber jetzt, sagen wir, offiziell geredet wird,weil ich erinnere mich, dass wir ganz am Anfang, so in den ersten Monaten inder Sendung eben erwähnt hatten, okay, was passiert denn jetzt,wenn jetzt diese Russen die Ukraine überrennen und Flüchtlingsströme kommenund eine humanitäre Katastrophe eintritt,dann bleibt der NATO tatsächlich nichts anderes übrig,als dort in der Ukraine auch zu intervenieren.Und zum Beispiel dann, weiß ichnicht, in der No-Fly-Zone gab es ja diese Diskussion einzurichten und so.Und insofern wird jetzt das Ganze eben eigentlich nochmal thematisiert,ist aber aus meiner Sicht jetzt nichts grundlegend Neues.Aber dass darüber geredet wird, jetzt offen nochmal, ist auf jeden Fall insofern,bemerkenswert.
Tim Pritlove 1:16:27
Und auch die sonstigen Parameter ändern sich langsam.Also dieses, ja, Russland auf russischem Territorium angreifen geht gar nicht.Da sind wir jetzt halt auch drüber hinweg.Von daher wird noch ein langer Weg sein, bis man wirklich sagt,so jetzt machen wir hier mal No-Fly-Zone.Aber es sind auf jeden Fall ein paar der Hinderungsgründe schon weggefallen.
Pavel Mayer 1:16:54
Ja, aber das hat Also Russlands Grenzen lösen sich auch so ein bisschen auf,beziehungsweise es hat sich Putin ja auch selber eingebrockt,indem er jetzt Teile der Ukraine zum russischen Staatsgebiet erklärt hat,hat Russland jetzt keine klar definierten Grenzen mehr.Und auch mit der Rhetorik, dass er quasi den Zerfall der Sowjetunion als illegalbetrachtet und gerne zurückschrauben möchte,heißt, dass eben die Frage, was ist Russland eigentlich, wo fängt Russland anund wo hört Russland auf, zunehmend diffus geworden ist.Und das hat es natürlich auch ein bisschen vereinfacht, jetzt Russland proper anzugreifen,beziehungsweise war es ja eh so, dass man ja längst schon aus eigentlich nachrussischer Logik sowieso schon mit der Krim russisches Staatsgebiet schon seitlangem angegriffen hat.Also diese Schizophrenie tritt jetzt auch zu Tage und jetzt zeigt sich halt,dass das vielleicht nicht die allerbeste ist.Idee war strategisch sich ja Teile der Ukraine einzuverleiben.
Tim Pritlove 1:18:29
Wie der ganze Krieg eigentlich keine strategisch besonders kluge Idee war,das war davon ganz abgesehen.
Pavel Mayer 1:18:36
Also das hatten wir ja auch. Eigentlich hätte er nach einer Woche Kehrt machenmüssen und sagen, okay, war nicht so gemeint.Und ja, das wäre das Beste gewesen, als klar war, dass die Pläne,ich meine, es hätte auch gut gehen können.Ich meine, hatten wir ja oft die Debatte, dass im Westen oder dass eigentlichalle geglaubt haben, Russland würde das Land überrennen.Außer uns natürlich. Klar.Ja, kann man nachhören.
Tim Pritlove 1:19:08
Wir sind ja auch Experten.Oh Mann, das wird aber irgendwann nochmal ganz interessant werden, unsere Einschätzung.
Pavel Mayer 1:19:18
Ich habe schon überlegt, irgendwann vielleicht mal,die Transkripte durch eine KI laufen zu lassen und irgendwie mal zusammenzufassen,was wir denn so alles gesagt haben, zu welchem Zeitpunkt und was sich dann tatsächlich eingetreten ist.Weil die 50 Stunden mir das alles von Hand anzuhören, weiß ich nicht, ob ich das...
Tim Pritlove 1:19:42
Halluziniere über unsere Erinnerungen. Na gut, mal schauen.Okay, weiter im Text. Es gab Es gab eine Friedenskonferenz in der Schweiz.Die hat die Ukraine über einen längeren Zeitraum vorbereitet.Plan war, möglichst viele Länder der Welt daran teilhaben zu lassen.Es klang immer wieder mal so durch. Man würde ja gerne sehen,dass es weit über 100 Teilnehmer werden.So viele wurden es dann am Ende nicht. Ich glaube, die Zahl lag so bei 90.Und wenig überraschend, also Russland war ja nun ohnehin nicht eingeladen, aber auch China.Hat nicht daran teilgenommen, wie auch einige andere halbverbündete Länder Russlands,da sind also vor allem diese BRICS-Staaten zu nennen, die sich halt extrem zurückhalten,was ich mal deute als Ergebnis eines Erpressungssystems der Russen.Also Indien, Brasilien, Südafrika profitieren jetzt sozusagen davon,dass sie das Maul halten, indem sie halt günstige Energielieferungen bekommen,die sie gut gebrauchen können, wenn sie halt noch eine Wirtschaft haben,wie nahezu jede Wirtschaft natürlich, sehr von den Lieferungen fossiler Energien abhängen.Dann ist das natürlich ein Argument, dazu muss man auch sagen,dass halt im Süden der Welt die russische Propaganda auch noch sehr viel mehr verfängt als im Westen.Naja, auf jeden Fall kamen aber dann trotzdem 90 Länder zusammen,teilweise nicht unbedingt immer mit den höchstmöglichen Vertretern,also auch die USA hatten jetzt nur, ich weiß nicht, war es Blinken oder war es die Kamala Harris,ich glaube es war die Kamala Harris, die Vizepräsidentin, also beiden waren natürlich nicht da.Das hätte mich auch wirklich jetzt sehr gewundert. Wie viel da jetzt bei rausgekommenist, ist für mich ein bisschen schwer zu bewerten.Es gab halt schöne Bilder und es gab sicherlich auch eine Menge Gespräche undallgemeine Unterstützung und 90 Länder ist ja jetzt auch nicht nichts.Nichts. Also man hat schon gezeigt, dass ein Großteil der Weltgemeinschaft hinterder Ukraine steht und das war, glaube ich, ein Wert an sich.
Pavel Mayer 1:22:08
Ja und was vielleicht noch zu erwähnen ist, dass während Südamerika sich bisherso ein bisschen allgemein rausgehalten hat und weil du auch Brasilien erwähnt hast,ist jetzt Argentinien im Juni Teil der Ukraine-Unterstützergruppe geworden.Also Argentinien ist jetzt mit im Boot als erstes südamerikanisches Land,was jetzt offen die Ukraine unterstützt.
Tim Pritlove 1:22:40
Ja, das ist ja quasi dieser Vogel Millais, den glaube ich keiner derzeit sorichtig einschätzen kann, was mit dem jetzt eigentlich ist.Der macht ja auch so eine komplett neue Mischung aus crazy und reaktionär auf,die wir so glaube ich in der Form auch noch nicht haben.Das ist jetzt quasi die erste Staatsrevolution durch die Libertären.Da wird man jetzt mal sehen, was das so bringt.Die Proteste sind ja auch entsprechend angeschwollen in Argentinien,weil natürlich die ganzen Sparmaßnahmen die Ärmsten natürlich mal wieder amhärtesten treffen. Aber das ist jetzt ein ganz anderes Thema.Ich will nur sagen, Argentinien agiert hier, mir ist nicht ganz klar,was die Perspektive von Millet auf die Welt ist und was so seine Vorstellungvon internationalen Allianzen ist.Andererseits hätte man aber jetzt von so einem Kraftmeier, der ja irgendwieist, intuitiv glaube ich erstmal was anderes erwartet.Aber ähnlich wie auch Meloni in Italien und so weiter sind die Allianzen garnicht so einfach zu zeichnen immer.
Pavel Mayer 1:23:56
Ja, es sind Populisten und wenn die sehen einfach, okay, sie sind alle dannnicht so wirklich ideologisch.Die sind vielleicht ein bisschen irgendwie verrückt, aber ja,haben keine feste Ideologie.Hat man auch schon mal öfter diskutiert. Wie die Nazis auch,die dann so die Japaner zu Ehrenariern erklärt haben.Ja, das ist dieselbe Kategorie. Ich sag mal Flexibilität, wenn es denn irgendwienützt. Das ist halt was Populisten machen.
Tim Pritlove 1:24:41
Ja, Putin hat aber dann passend zur Konferenz vorher noch ein Waffenstillstandsangeboteinen Tag vorher rausgehauen, um erstmal die ganzen Debatten wieder zu hijacken.Da hat sich dann natürlich, bin ich überrascht, keiner so richtig drauf eingelassen.
Pavel Mayer 1:24:58
Ja, es ist einfach absurd irgendwie.Beanspruchten Territorien der Ukraine zurückzieht. Und außerdem auf einen NATO-Beitrittverzichtet und der Westen alle Sanktionen aufhebt.So, dann ist er zu einem Waffenstillstand bereit.Ja, also das ist offensichtlich nicht ernst zu nehmen.Das ist Getrolle auf hohem Niveau und sollte einfach eben dieser FriedenskonferenzZeit und Aufmerksamkeit stehlen.Was auch gelungen ist, leider zu einem Teil.
Tim Pritlove 1:25:53
Ja, weil da muss ja dann unbedingt darüber berichtet werden,über diesen Quatsch. auch wenn man das vorher hätte schon erwarten können.Aber so funktioniert nun mal der Medienzirkus.Ja, ist aber dann interessanterweise doch keiner drauf eingegangen. Wer hätte es gedacht?Ja, ansonsten ist glaube ich nicht so richtig viel Kurzfristiges zu vermelden,was diese Konferenz betrifft.Aber es ist schon mal gut, dass sie stattgefunden hat und es soll auch nochin diesem Jahr eine zweite Iteration davon geben.
Pavel Mayer 1:26:21
Ja, also man kann auf jeden Fall aus der Konferenz entnehmen,dass ungefähr 90 Länder, also wenn man das jetzt an der Zahl der Länder abliest,ist es ungefähr die Hälfte, größenordnungsmäßig,haben daran teilgenommen.Und ja, die andere Hälfte halt nicht. Aber da sind natürlich dann viele Länderdabei, die auch gar nicht die Kapazität haben Oder die einfach so weit ab vom Schuss sind,dass das für die keinen Sinn macht, teilzunehmen.
Tim Pritlove 1:27:02
Schauen wir mal nach Russland und die wirtschaftliche Entwicklung.Da gibt es ja sehr widersprüchliche Berichte schon seit Wochen und Monaten.Also je nachdem, wo man hinhört, hört man eigentlich alles von das Land stehtkurz vor dem Kollaps bis hin zu die russische Wirtschaft boomt.Und ich glaube, die Wahrheit ist, das stimmt alles so ein bisschen auf seineArt und Weise, aber die Belastungen sind für Russland hoch.Und dieser Wirtschaftsboom, der tatsächlich auf dem Papier da ist,besteht im Kern aus dem Staat, der halt sehr viel Geld in die Militärindustriereinpumpt, was dann zu Beschäftigung, Aufträgen und so weiter führt.Das heißt klar, das ist dann eine staatliche Investitionsmaßnahme.Hätte man auch in was anderes investieren können, aber jetzt ist es halt derMilitärkomplex und das führt natürlich dann zu einer entsprechenden Umpolungder Wirtschaft, die sich darauf einlässt, weil dort dann Kohle zu holen istund Personal gebraucht wird.Aber auf der anderen Seite ist dieses Geld in dem Sinne ja gar nicht da,weil Russland halt auf einer Seite seine ganzen Auslandsdevisen sind beschlagnahmt worden,die Einnahmen aus Öl und Gas, die halt den Großteil der Staatseinnahmen gemacht haben, sinken.Also es fiel auf Pump. Und das führt jetzt auch dazu, dass halt auf der einenSeite die Inflationsrate steigt, Produkte sehr viel teurer werden,Kartoffeln auf einmal 50 Prozent mehr kosten binnen eines Jahres,was für Russen ein großes Problem ist.Und ähnlich hatten wir, glaube ich, auch schon mal Zuckerkrise und andere Bereicheim Lebensmittelsegment, die halt teurer geworden sind.Die Inflationsrate steigt und jetzt sind halt auch Steuererhöhungen angekündigt worden.Interessanterweise aber eher für die Wohlhabenderen in Russland.Da hat er vielleicht gemerkt, dass dann bei den Armen vielleicht doch nichtso viel zu holen ist oder die Maßnahme so unpopulär wäre, dass er sie nicht machen kann.Da bin ich dann mal gespannt, wie der russische Mittelstand darauf reagiert,wenn dann auf einmal der Zar dann tatsächlich Kohle von den Reichen haben will.
Pavel Mayer 1:29:19
Ja, also was wohl, so wie ich das verstanden habe,passiert ist, also sie haben jetzt nicht einfach die Druckerpresse angeworfen,sondern sie haben in dem Sinne echtes Geld in die Wirtschaft gepumpt.Aber das hat dann eben zu einer Überhitzung der Wirtschaft geführt,weil plötzlich ist halt mehr Geld da Und das hat dann eben die Preise nach obengetrieben, weil das Warenangebot dann nicht in entsprechender Menge da war,beziehungsweise dann einfach Raum für Preiserhöhungen auf einmal da war.Und gerade halt teilweise auch die extrem hohen Soldatengehälter,die ja plus eben die relativ hohe Gehälter im militärisch-industriellen Komplex,so das hat dann eben zu einer Überhitzung geführt.Und um jetzt Inflation zu bekämpfen,hatte man ja auch wie überall auf der Welt, wie das auch die USA und Europagemacht hatten nach Kriegseinbruch, als überall die Inflation nach oben ging,hat man dann eben auch die Basiszinsen erhöht, so von der Zentralbank aus,um damit die Inflation zu bekämpfen. Impfen.Im Westen hat das auch geklappt. Also bei uns ist die Inflationsrate und auchin den USA danach gesunken und.Russland so hatte noch vor den Wahlen angekündigt, dass auch die Inflationsrate im Griff ist.Nach den Wahlen hat aber die Zentralbank plötzlich erzählt, wir müssen aberdie Zinsen weiter hochhalten, weil die Inflationsrate ist immer noch nicht gesunkenund wir erwarten jetzt auch nicht, dass sie in naher Zukunft sinkt.Das heißt, wir sind so ein bisschen jetzt eben auch in der Zinsinflationsfalle drin.Und dann wurden halt jetzt auch noch verschiedene Maßnahmen,also durch die Sanktionen, die jetzt ausgeweitet wurden,die haben jetzt weiter die Friktion im System erhöht.Also die Sanktionen konnten ganz gut umgangen werden an vielen Stellen,aber das treibt natürlich die Preise in die Höhe, weil du machst halt Schmugglerund eben Firmen in anderen Ländern und so.Das heißt, das macht halt einfach mehr Aufwand und das kostet Geld und verteuert damit die Waren.Und jetzt wurde eben nochmal einer draufgesetzt,weil es wurde eine neue Sanktionsliste von den USA herausgegeben,wo dann wieder jetzt 400 Firmen und Individuen mit Sanktionen belegt wurdenund unter anderem die Devisenbörse in Russland.Und die war daraufhin gezwungen, ihren Handel mit Dollar und Euro einzustellen.Was halt bedeutet, dass es jetzt keinen offiziellen Börsenkurs mehr in Russland gibt.Gut, abgesehen davon, dass der ohnehin massiv beeinflusst war durch eben wiederumZentralbankinterventionen, Dann ist es aber jetzt so,dass Dollar und Euro in Russland jetzt nur noch over the counter gehandelt werden, OTC,von jeder Bank einzeln.Das heißt, jede Bank kann jetzt ihre eigenen Wechselkurse machen.Und am Anfang war es so, dass dort, weil niemand wusste, was jetzt der Dollar eigentlich wert ist,wenn du tauschen wolltest, einige Banken einen Spread von vier hatten.Das heißt, dass du...Wenn du 100, war das, genau,1 Dollar kaufen wolltest, du 200 Rubel bezahlen musstest, aber wenn du 1 Dollarverkauft hast, du nur 50 bekommen hast dafür.
Tim Pritlove 1:33:47
Also einmal hin und zurück tauschen und du hast nur noch ein Viertel deines Geldes.
Pavel Mayer 1:33:51
Du hast nur noch ein Viertel, genau. Und das macht es natürlich jetzt deutlich schwieriger,auch wieder die Sanktionen zu umgehen und in bestimmten Ländern einzukaufen.
Tim Pritlove 1:34:11
Und das trifft vor allem die Russen, die so ihre Reserven ohnehin in diesenharten Währungen angelegt haben.Also wenn du zu Geld gekommen bist, dann in Russland, dann hast du das nichtalles als Rubel unter der Matratze liegen,sondern selbstverständlich ist sehr viel davon in Dollar und Euro angelegt,weil das halt stabile Währungen sind, mit denen du im Zweifelsfall halt auchdirekt eins zu eins die Dinge kaufen kannst,die du gerne haben möchtest, wenn du ein bisschen mehr Geld auszugeben hast, Autos und so weiter.Da die ganze Importware gibt es halt dann auch nicht so ohne weiteres in Rubel,beziehungsweise kaufst es halt sowieso im Ausland und das ist natürlich jetztsehr schwierig geworden,diese Reserven dann wiederum in Rubel umzusetzen, wenn du halt mal Rubel brauchst,weil du halt ja auch dort was ausgeben musst.
Pavel Mayer 1:35:07
Ja, ich glaube, es war sogar so, dass auf einigen russischen Gebrauchtwagenbörsendie Preise in Dollar oder in Euro ausgezeichnet waren.Weil man einfach zu viel Konfusion da war und das mit dem Rubel zu schnell raufund runter gegangen ist und man so auch dann mit Dollar und Euro einfach besserfür Autonachschub sorgen konnte.Ja, das heißt, der Handel und die Sanktionsumgehung mit dem Westen ist halt schwieriger geworden.Und ein zum wichtigsten Handelspartner von Russland ist halt dann jetzt China geworden, definitiv.Und auch eben, ja, sehr wichtig,aber China zieht halt nur so halb mit, beziehungsweise wenn es dann um chinesische Interessen geht,so ist China China wichtiger.Und dann müssen die Russen halt,also soweit geht die, wie sie das vor dem Krieg angekündigt hatten,soweit geht die uneingeschränkte Freundschaft dann doch nicht.Er hat halt doch gewisse Grenzen.Und in der Sanktionsliste waren dann eben auch Niederlassungen russischer Banken in China,die dann auch direkt sanktioniert wurden.Wurden, die bisher der Sanktionsumgehung auch dienten oder den Handel zwischenRussland und Amerika erleichtert haben.Und mittlerweile haben natürlich Russland und China auch irgendwie einen Weg drumherum gefunden.Also irgendwie gibt es immer einen Weg drumherum, aber der ist halt auch wieder etwas komplizierter.Und wenn jetzt sie Finanzverkehr machen wollen, können russische Unternehmeneben entweder so ein Non-Resident-Konto bei einer chinesischen Bank eröffnen,also im Prinzip ja ein Auslandskonto eröffnen oder eine chinesische Tochtergesellschaftgründen und dann ein Konto im Inland eröffnen und mit dem dann Geschäft machen.Aber das macht alles natürlich auch nicht unbedingt leicht.Aber erstens können sie jetzt nicht mehr bei der russischen Bank ein Konto eröffnen,sondern müssen jetzt zu einer chinesischen Bank gehen oder eine Tochtergesellschaft gründen.Ja, und das hat vermutlich dann auch dazu geführt, jetzt, das hattest du erwähnt,glaube ich, dass jetzt unter anderem Alibaba keine Rubel mehr annimmt.Kannst du da noch was vor sagen?
Tim Pritlove 1:38:20
Ja, also ich meine, ich bin mir jetzt gerade nicht ganz so sicher,ob die jetzt schon ausgesprochen wurden oder ob das nur noch eine Drohung ist,aber es drohen jetzt halt Sekundärsanktionen.Also die USA gehen jetzt in zunehmendem Maße dahin über, die Sanktionen in dieRichtung zu verschärfen. Wenn ihr mit Russland in irgendeiner Form Handel treibt,dann sanktionieren wir euch im Westen.Und das hat eben jetzt dazu geführt, dass Alibaba keine Rubelbezahlung mehrannimmt und auch nicht mehr nach Russland liefert.Ich weiß nicht, wie viele andere Online-Trader das jetzt auch noch betrifft,aber das ist natürlich auf jeden Fall schon mal hart,weil Alibaba ist einfach mal fett, ist richtig, richtig groß und das betrifft wohl primär Banken.Also die Kette geht also hier tatsächlich entlang der Banken,sprich eine chinesische Bank,die jetzt mit Russland da entsprechende finanzielle Transaktionen macht,die werden dann halt von den USA mit Sanktionen belegt, sodass die dann wiederummit dem Westen keinen Handel mehr treiben können und dann überlegen die sich halt schon,ob sie lieber mit den USA Geld verdienen wollen oder mit Russland,weil Russland ist jetzt halt auch so viel nicht zu holen.
Pavel Mayer 1:39:41
Äh...
Tim Pritlove 1:39:41
Das ist sozusagen das Problem.
Pavel Mayer 1:39:44
Wusstest du eigentlich, was die gesetzliche Grundlage dafür ist,dass die USA diese Sanktionen ausspricht, also in den USA?Das ist der sogenannte CAATSA-Act, der von Donald Trump ins Gesetz gezeichnet wurde,obwohl er dann das auch kritisiert hat, meinte es sei seriously flawed,aber er wurde mit einer großen Mehrheit in Haus und Senat verabschiedet.Und heißt halt eben Countering America's Adversaries Through Sanctions Act.Also Amerikas Feinden mit Sanktionen entgegenwirken Gesetz, wenn man so will.Und das gibt den Amerikanern eigentlich extreme Freiheiten, dabei Unternehmen zu sanktionieren.Also vorher mussten Sanktionen dann auch durchs Parlament und das ist dann auchein gewisses Ermächtigungsgesetz,was die Sanktionierung vereinfacht.Und den gibt es seit 2017.Und der wurde meines Wissens dann auch als erstes gegen verschiedene Firmen angewandt,die mit Nord Stream involviert waren.Was dazu führte, dass sich dann verschiedene Firmen aus Nord Stream zurückgezogen haben.Also auch deutsche Firmen wurden und werden unter diesem Gesetz sanktioniert,wenn sie Dinge machen, die den USA nicht passen.
Tim Pritlove 1:41:50
Ja, also insgesamt habe ich so den Eindruck, also die Vorstellung,dass es wirklich eine chinesisch-russische Freundschaft gibt,ich glaube von der kann man sich gleich mal trennen.China kann Russland nicht leiden, das ist nur ein, der Feind meines Feindesist mein Freund Effekt, solange ihnen das halt passt, aber Russland hat auchden Chinesen Land weggenommen und die haben auch sehr viel,Konflikte und China versucht jetzt einfach aus der Situation das Beste für sichrauszuholen, was irgendwie geht aber sie sind jetzt auch nicht bereit für Russland zu sterben,deren ist Russland an der Stelle egal,solange Russland als Machtzentrum international noch erhalten bleibt.Also China wäre es nicht recht, wenn Russland komplett untergeht,aber hat jetzt auch nicht unbedingt was einzuwenden, wenn Russland geschwächtwird insofern, als dass es dann eben China stärkt.Und eine Sache, die jetzt gerade letzte Woche aufkam,die das vielleicht ganz schön unterstreicht ist, dass es jetzt ein Abkommengibt zwischen Russland und China und ich bin mir gar nicht so sicher,inwiefern jetzt auch Nordkorea da noch mit hat zustimmen müssen. Ich vermute mal ja.Und zwar der Zugang zum Tumen-Fluss. Hast du das mitbekommen?Ja, das ist nämlich die Grenze zwischen Nordkorea und Russland am japanischenMeer und also das sozusagen das im Osten gelegene Meer,also im Osten Japans gelegene Meer und tatsächlich grenzen nur Russland im Nordenund Nord- und Südkorea im Süden an dieses Meer.Allerdings gibt es so einen kleinen chinesischen Zipfel, der ungefähr 25 Kilometeroder so bis an diese Mündung des Tumenflusses kommt.Also dieser Fluss ist die Grenze zwischen China und Nordkorea,bis er dann eben nur noch die Grenze zwischen Russland und Nordkorea ist aufdiesen letzten Metern bis zum japanischen Meer.Und ja, das war sozusagen für China ein nicht erreichbarer Zugang zum japanischen Meer.Und da gab es jetzt wohl eine Einigung.Dass China künftig diesen Fluss nutzen kann, um zu dem Meer zu kommen.Und wenn man sich das mal auf der Weltkarte anschaut, bisher hatte China haltnur Zugang zum Gelben Meer, also alles was westlich von Nordkorea und Südkorealiegt und keinen direkten Zugang zum japanischen Meer.Und das würde sich dadurch halt ändern und das macht natürlich einen riesenUnterschied, weil man dann zum Beispiel Handelsrouten direkt nach Japan leichter machen kann.Ich weiß nicht wie viel Trade es gibt zwischen Japan und China,aber es wird sicherlich was sein.Aber es hat natürlich auch einemilitärische Dimension, wo Japan jetzt vielleicht nicht so amused ist,dass potenziell China hier direkten Zugang zum japanischen Meer erhält,wo schon im sonstigen pazifischen Raum Chinas Militärpräsenz ein Problem darstellt.
Pavel Mayer 1:45:28
Ja, also es gibt allerdings auch gewisse Zweifel, dass das Realität werden wird aus mehreren Gründen.Erstmal wäre es erforderlich, dass der Fluss ausgebaggert wird,sodass es kostet erstmal Geld.Also das muss jemand tun. Okay, China bezahlt bestimmt gerne dafür.Das wäre wahrscheinlich nicht das Problem, aber er muss halt erstmal ausgebaggert werden.Ein zweiter Punkt ist, dass Nordkorea gewisse Probleme damit haben könnte,wenn dort an ihrer Grenze sichtbar für ihre ganze Bevölkerung lauter vollbepackteSchiffe rauf und runter fahren.Ja, also dass das halt, ja, gut, das ist vielleicht lösbar, dann stellt manZäune auf oder nimmt die Bevölkerung vom Fluss zurück.Aber das ist nicht so einfach so. Da sind Leute, das ist bevölkert,die Gegend und das ist sozusagen ein zweiter Aspekt.Der dritte Aspekt ist, dass China sich ja so ein bisschen auch als Pate von Nordkorea sieht.Und jetzt aber Russland...Und ja, Russland dort,dass Russland jetzt dort in Nordkorea einwirkt, da ist man auch nicht so glücklich drüber.Das heißt, es könnte eben auch Widerstand dann von russischer Seite geben an der Stelle.Also sozusagen alle Länder eigentlich haben so, außer China natürlich,haben so gewisse Probleme damit.Und deswegen, ja, noch ist es nicht Realität, wenn das vielleicht in einem Jahroder wenn es dann passiert,nochmal wieder aufnehmen müssen,ob das jetzt nur viel geredet war oder tatsächlich dort was passiert.
Tim Pritlove 1:47:52
Gut, mag sein, zeigt aber die gekommenen Bewegungen, was Russland und China betrifft.China hat sehr viel Einfluss jetzt auf das Geschehen und Russland hat einenhohen Unterstützungsbedarf, den sie halt eigentlich nur von China,Nordkorea, Iran und anderen Schurkenstaaten irgendwie erhalten.Und das ist halt auch keine besonders, wie soll ich sagen,keine Allianz der Liebe und gemeinsamen Überzeugung, weil das halt auch allesLänder sind, die ideologisch eigentlich gar nichts gemeinsam haben,sondern ihre Gemeinsamkeit bestehteigentlich nur darin, dass sie alle irgendwie was gegen die USA haben.
Pavel Mayer 1:48:38
Ja, das ist ein guter Punkt, weil da hat sich allerdings einiges verändert.Und zwar habe ich von einer Anekdote gehört, dass damals in der 2007,2008er Finanzkrise Putin an China herangetreten sein soll.Und China aufgefordert haben, hey,wollen wir nicht die internationale Finanzordnung jetzt endgültig zum Einsturzbringen und die Amerikaner sind jetzt ohnehin angeschlagen,zieht doch eure Kredite an die USA zurück.Also hat versucht, China zu überreden, die USA in den Bankrott zu treiben.Und damals, das war halt auch noch vor Xi, haben die Chinesen gesagt, bist du irre?Weil hast du sie nicht alle? Weil das ist unser größter Handelspartner und,Und seit Bretton Woods, so ist das unser militärischer Garant,der unsere Schiffe auf allen Weltmeeren beschützt.Und wir haben gar nicht die militärische Fähigkeit, unseren Handel weltweit zu schützen.Das müssen die Amerikaner für uns tun.Und ja, das war wie gesagt 2007, 2008.Jetzt ist es so, dass sich China so ein bisschen zugänglicher zeigt für Überlegungen,die USA zumindest zu schwächen.So, weil erstens, ich meine, hat man jetzt deswegen auch das Militär ausgebaut,um eben den eigenen Außenhandel auch zu schützen, weil man eben völlig abhängigist von der USA und ihrem Militär gegenwärtig.Und ja, auf der anderen Seite ist China jetzt eine Entwicklung durchgemachtund ist jetzt ein bisschen offener.Aber von dem Ausgangspunkt seid ihr irre oder bist du irre geworden.Und es wird wohl wahrscheinlich eher noch,keine Ahnung, wenn alles gut geht für China, was auch nicht aussieht,fünf bis zehn Jahre dauern, bevor China überhaupt realistisch in der Lage wäre,jetzt die USA wirklich herauszufordern.Und ja, es macht im Moment null Sinn für China, sagen jetzt den USA oder demWesten schweren Schaden zuzufügen.
Tim Pritlove 1:51:33
Ja. So, aber Putin versucht ja auch seine Verbindung zu Nordkorea zu haltenund ist jetzt nach 24 Jahren das erste Mal wieder in Nordkorea selbst aufgelaufen und damit glaube ich,wenn ich es richtig sehe, das erste Mal auch als Präsident Russlands.Also das letzte Mal, als er da war, war er das noch nicht. Oder wie lange ister jetzt? Er ist seit 20 Jahren an der Macht oder 16.Ja und was für eine Show das war.Man kann sich das ja in etwa vorstellen, wie das so in Nordkorea so läuft.Da hast du dann erstmal tausend kreischende Kinder mit Wink-Elementen,die irgendwie alles befeiern und die ganze Zeit musst du ja mit Kim Jong-unda irgendwo rumpräsentieren und rumlaufen und sich besingen lassen.Das war schon alles sehr cringe.
Pavel Mayer 1:52:30
Tausende Jubel-Koreaner. Und überall die ganze Stadt, ja alles voll von Porträts mit Putin und Kim.Und lustig war aber, dass die beiden gleich groß aussahen.Und ich glaube aber nicht, dass die beiden gleich groß sind.Das heißt, es gibt jetzt Vermutungen, dass vorher man diplomatisch sozusagenausgehandelt hat, wie hoch Plateauschuhe jeder anzuziehen hat,damit beide gleich groß erscheinen.
Tim Pritlove 1:53:18
Okay, mal so ganz nebenbei, wichtiger weltpolitischer Aspekt, Schuheinlagen.
Pavel Mayer 1:53:26
Genau.
Tim Pritlove 1:53:27
Aber eigentlich war es ja eine Erniedrigung für Putin. Also sich wirklich mitso einem Land wie Nordkorea auf Augenhöhe da abzugeben und so einen Staatsbesuch zu machen,ist ja quasi für Kim Jong-un der höchstmögliche Score, den er so bekommen kann.Abgesehen vielleicht Trump noch irgendwie einzuladen oder so. Ja.
Pavel Mayer 1:53:51
Ja, das ist sicherlich eigentlich eine Demütigung für Putin,dass er dazu genötigt ist, das zu tun.Weil die Zahl derer, die bereit sind, auch ihre Industrieproduktion in den Dienstdes Ukraine-Krieges zu stellen, ist begrenzt.Die ist eng begrenzt. Ja, es ist Weißrussland und jetzt Nordkorea, weiß nicht, und Iran.Mehr fällt mir gerade nicht ein, wer Russland irgendwie sonst noch Waffen liefertoder bei der Waffenherstellung hilft.
Tim Pritlove 1:54:46
Das ist auf jeden Fall ein hoher Preis, den er dafür zahlen muss.
Pavel Mayer 1:54:50
Ja, und es könnte aber unterm Strich ein erheblicher strategischer Fehler sein.Wir hatten das auch schon mal irgendwann vor N Sendungen erwähnt,dass natürlich Südkorea sehr aufmerksam beobachtet,was dort Russland an Nordkorea liefert, insbesondere an Technologie.Und Südkorea hat sich bisher mit der Unterstützung der Ukraine zurückgehalten,ist zwar mit im Boot und hat Granaten an NATO-Länder geliefert beispielsweise,die dann dadurch in der Lage waren,aus eigenen Beständen an die Ukraine zu liefern.Ringtausch. Ja, Ringtausch, wenn du so willst.Und hat außerdem eben nicht-militärische Hilfsgüter geliefert in größerem Umfang.Und Polen hat dort ja größere Mengen an Waffen eingekauft,weil Südkorea mittlerweile auch, die haben eine erhebliche auch Schwerindustrieund auch eine sehr potente Waffenindustrie,weil die halt seit ihrer Existenz im Krieg sich befinden.Weil es gibt ja keinen Friedensvertrag mit Nordkorea.Die befinden sich ja seit 50 Jahren im Waffenstillstand oder 60 Jahren.Das heißt, deswegen hat Südkorea natürlich auch entsprechende Kapazitäten undReserven angelegt an Waffen und hat eben mittlerweile auch,ja, produziert moderne Waffen mit hohem Standard und exportiert auch zunehmend mehr.Und es wird davon ausgegangen.Auch im Auge behalten, aber dass eben aufgrund dieses Treffens Putin mit Kimund den zugesagten Technologieunterstützungen,dass Südkorea dazu bewegen wird,ihre Position zu überdenken und auch Direktwaffen an die Ukraine zu liefern.Und das wäre also sicherlich auch nochmal dann am Ende ein strategischer Fehlschlag,beziehungsweise würde das dazu führen,dass letztlich die Zunahme,was Russland an nordkoreanischen schlechten Waffen dazu gewinnt,gewinnt dann die Ukraine an südkoreanischen guten Waffen möglicherweise dazu. zu.Also,es abzuwarten, wie sich das entwickelt wird, aber im Moment gehen sehr vieleLeute davon aus, dass das Südkoreas Reaktion sein wird auf das,was Putin da jetzt veranstaltet hat.
Tim Pritlove 1:58:15
Ja.Ja, so viel zu Putin in Nordkorea.Ich glaube, die haben so eine Art Verteidigungspakt irgendwie angekündigt,aber ich weiß nicht, ob da viel dahinter steht.Das scheint mir alles nur so ein bisschen tamtam zu sein.
Pavel Mayer 1:58:33
Naja, die andere Sache ist, was auch strategisch nicht so klug ist,ist dieser Konflikt zwischen Nord- und Südkorea.Wenn Russland dort einen Beistandstakt eingeht, würde es in einen Konflikt,der dort ausbricht, auch sofort hineingezogen.Das heißt, es gibt damit noch quasi dann auch nochmal,wenn wir das ernst nehmen, ein weiteres Einfallstor oder einen weiteren potenziellenDestabilisierungsfaktor, den er sich damit eingetreten hat.
Tim Pritlove 1:59:18
Ja, also es ist halt, man sieht,dass Russland schon Schwierigkeiten hat, seine Allianzen zu finden und ich binsehr gespannt, wie Südkorea da reagieren wird. Ja.Die die vom Westen eingefroren wurde, dass die in irgendeiner Form für den Wiederaufbauund die Unterstützung der Ukraine zum Einsatz kommen.Und das war ein ziemliches Hin und Her über einen längeren Zeitraum.Aber jetzt ist es auch auf dem G7-Treffen beschlossen worden.Ich weiß nicht, ob diese drei Milliarden drin erhalten sind.Also die G7 hat insgesamt von 50 Milliarden Dollar, ich glaube pro Jahr,die quasi aus diesen eingefrorenen Geldern an Zinsen erwirtschaftet werden können,dass die an die Ukraine gehen sollen.Lange Zeit stand ja auch zur Debatte, dass irgendwie der eigentliche Betragselbst direkt an die Ukraine geht.Das Problem ist nur, dass...Eine Maßnahme wäre, die folgenschwere Implikationen haben könnte für den Westenals Finanzstandort für die Welt.Weil wenn jetzt sozusagen alle befürchten müssen, dass ihnen einfach die Kohleweggenommen wird, das ist so nicht gut.Weil da gibt es ja auch Verträge, die dann gebrochen würden etc.Bei den Zinsen sind sie jetzt quasi in Kompromiss eingegangen.Ich habe keine Ahnung von internationaler Wirtschaftspolitik an der Stelle undwas da für Verträge greifen und wie das rechtlich alles so aussieht,aber offensichtlich haben sie sich zumindest dazu durchgerungen,hier der Ukraine damit so einen konstanten Moneyflow zu organisieren.
Pavel Mayer 2:01:41
Ja, ich meine, es ist ja auch so, dass man sozusagen dass der Westen ja für eine,Herrschaft des Gesetzes eintritt. Und das ist natürlich dann umso weniger überzeugend,je mehr man einfach seine eigenen Gesetze dann so umbiegt,wie sie einem denn passen, also sich quasi einfach aufs russische Niveau hinabbegibt.So ja auf der anderen seite ist es wahrscheinlich nur eine frage der zeit.Bis man dann sagt, ja, wir nehmen jetzt auch einfach, wir kassieren jetzt aucheinfach den Rest ein, weil, aber das kann halt lange dauern.Also speziell, wenn man das Ganze dann gerichtlich durchficht,kann man so von 10 bis 20 Jahren Prozessdauer ausgehen,wenn das dann auf dem Rechtsweg entschieden wird.Und man geht davon aus, dass das mit den Zinsen, wie du schon sagst,als Kompromiss jetzt erstmal durchgehen wird,wobei ich mit Sicherheit davon ausgehe, dass auch darum Prozesse geführt werden,dass Russland auch Anspruch auf die Zinsen erheben wird.Und dass irgendwann auch ein Gericht entscheiden muss, ob das Bestand hat oder nicht.Ob das verfassungsmäßig war zum Beispiel, was da abgelaufen ist oder gegen andereVerträge verstößt oder so.Also das wird man erst in 20 Jahren endgültig sehen, wo am Ende wie viel Geld gelandet ist.Aber erstmal hilft es natürlich der Ukraine auf jeden Fall, das zu tun und ich heiße das auch gut.
Tim Pritlove 2:03:59
Ja, das bringt uns jetzt erstmal ans Ende unserer Notizen zum Konflikt.Ihr merkt schon, keine fundamentalen großen Änderungen,aber insgesamt ein leichter Shift hin zu einer Stabilisierung der Frontlinie,Stabilisierung der Situation,einer Verstärkung der ukrainischen Position,einer Schwächung der russischen Position, aber alles noch ein wenig in Zeitlupe.Ich habe den Eindruck, generell bewegt sich das jetzt in eine richtige Richtung,könnte allerdings auch noch deutlich mehr Thermik vertragen.Was glaube ich so ein bisschen wie ein Damoklesschwert über der Gesamtsituationschwebt, ist halt natürlich die Wahl in den USA.Davon wird jetzt sehr viel abhängen. Der Wahlkampf hat jetzt begonnen,die Aufmerksamkeit der Amerikaner ist, wie fast immer, aber jetzt eben nochein bisschen mehr, komplett auf sich selbst.So internationale Konflikte spielen keine sonderlich große Rolle natürlich,weil wir ja wissen, wie das so abläuft mit Trump, ist das Ganze halt einfacheine riesige Shitshow und keiner kann jetzt sagen, wie das so ausgeht.Und meine Erwartungshaltung ist nach wie vor, dass sich am Ende dann doch Bidendurchsetzen werden kann und ich mag mir auch überhaupt nicht vorstellen,wie es aussehen würde, sollte tatsächlich Trump nochmal eine Präsidentschaft gewinnen.Aber man weiß es halt nicht und deswegen ist glaube ich alles auch so ein wenig politisch on hold.Wenn es halt Biden schafft, diese Wahl zu gewinnen, dann ist das halt auch dasEnde von Trump, weil ich glaube, das wird dann die letzte Wahl sein,zu der er angetreten sein wird.Als nächstes ist er dann wahrscheinlich wirklich im Knast, weil dann fehlenihm die Mittel und die Unterstützung, weitere Gerichtsverfahren gegen ihn nennenswertherauszuzögern. Das ist dann schon so sein Ende.Und ich hoffe, dass das kommen wird. Und das wird dann eben auch die ganze Situationmit der Ukraine dahingehend ändern, als das natürlich dann Putin jeden Grundhat, die letzte Hoffnung fahren zu lassen.Wenn Biden sozusagen die Freiheit hat und das setzt natürlich auch voraus,dass er auch Senat und Kongress wieder zurückgewinnt.Also das wäre schon die Konstellation.Also nicht nur die Präsidentschaft gewinnen, sondern auch wieder die Mehrheitim Kongress zu bekommen. Das wäre halt wichtig, dass er eben dann entsprechendeMaßnahmen auch beschließen kann.Sollte das so kommen, dann kann ich mir auch vorstellen, dass die Unterstützungnoch weiter zunehmen wird.Aber da sind wir jetzt noch nicht und das werden wir dann erst im September wissen.
Pavel Mayer 2:07:07
Ja, aber darf ich noch kurz, obwohl wir eigentlich ja auf einen positiven Ausblick enden wollten,oder ich mir gewünscht hätte, wir könnten auf einen positiven Ausblick wenden,aber weil du das Thema Trump jetzt angesprochen hast.Erst, die erste Trump-Präsidentschaft war sehr dilettantisch.Trump hat zwar eine Menge Schaden angerichtet, aber es war, ich sag mal, noch begrenzt.Er hat den Superior Court umgekrempelt und so, aber Mexiko hat nichts für die Mauer bezahlt.Und auch ansonsten viele Dinge, außer diese Roe vs.Wade-Abtreibungsrechtsprechung zu kippen, ist da nicht viel umgesetzt worden,weil es eben auch damit was zu tun hat.Dass mit jedem Regierungswechsel ist es ein bisschen anders als in Deutschland,wie der öffentliche Dienst besetzt wird.Aber grundsätzlich gibt es auch in Deutschland dann beamtete Staatssekretäreund dann eben ernannte Staatssekretäre, die dann den Minister zuarbeiten.Und in den USA ist es so, dass auf Bundesebene der Großteil der, ich weiß nicht,Hunderttausenden von Bundesangestellten sind halt im Prinzip so eine Art Beamte.Es gibt keinen Beamtenstatus, aber die haben halt ihre Jobs und die sind unabhängigvon der jeweiligen Regierung.Wenn die Regierung wechselt, ändert sich an deren Beschäftigungsstatus nichts.Und dann gibt es eben die Appointees, da gehören einen Teil der Botschafterdazu, Dazu, da gehören dann jeweils die gesamte Spitze des Weißen Hauses dazu,plus eben dann in den Ministerien Teile der Ministerialbürokratie.Das sind so ungefähr 3000 Leute.Und es war wohl so, als Trump dann die Macht übernommen hat, als er gewählt wurde,so fragte dann wohl Eric oder fragten sie dann, ja, als sie dann im Weißen Hauswaren, ja, wie viel von den Leuten, die hier arbeiten,bleiben eigentlich,so und ja, guckt ihn nur an und ja, keiner, ja, sondern ihr müsst euch Leutesuchen, ja, so, das heißt, damit, so ging das los.Also sie waren mit anderen Worten, Trump war halt komplett unvorbereitet undauch die Konservativen waren unvorbereitet, weil niemand damit gerechnet hatte,dass Trump gewinnen würde, auch die Republikaner nicht selber.Das heißt, sie wussten jetzt nicht wirklich, wie damit umzugehen ist und deswegenist das relativ ineffektiv geblieben.Jetzt ist es so, dass sich...Jede Menge konservativer Unterstützergruppen undSuper-PACs und religiöse Gruppen und NRA und so zum Projekt 2025 zusammengeschlossenhaben und ein komplettes Playbook für Trumps nächste Präsidentschaft geschrieben haben.Also im Prinzip fast sagen, wie sie die Machtergreifung durchführen wollen.Und ein wichtiger Punkt ist, den Status für alle staatlich Beschäftigten zu ändern,weil Trump sich darüber beklagt hatte, dass laufend ihm irgendwelche Leute gesagthaben, das geht nicht, das ist ungesetzlich, das tue ich nicht, das ist verboten.Und er meinte aber,alle Bundesangestellten sollten für ihn arbeiten und eben im Prinzip die Liste derer,die einfach aus politischen Gründen entlassen werden können,im Prinzip endlos ist.Also dass wenn, was weiß ich, jetzt der Wetterdienst irgendwie eine Hurricane-Vorhersagemacht und Trump gefällt das nicht so,wie es tatsächlich während der Präsidentschaft war und er malt halt dann noch ein Stück Region dazu,die auch gefährdet ist aus seiner Sicht, Dann würde das in Zukunft so aussehen,dass dann einfach auch die Wettervorhersage nach Trumps Wünschen und Gelüsten arbeitet.Das würde natürlich auch zu einem massiven...Rückgang oder Leute würden in Scharen den öffentlichen Dienst verlassen.Und ich habe mit einer Reihe von Leuten gesprochen, die in Amerika davon betroffen sind.Und die machen sich alle deutlich Sorgen.Und ganz viele haben gesagt, also dann bin ich raus.Weil es ist auch so, in den USA viele Dienste,also im Staatsdienst sowohl Militär, aber auch im Auswärtigen Amt und so,da schließt du 20 Jahresverträge.Beziehungsweise ist es so, du verschließt einen unbegrenzten Vertrag,aber nach 20 Jahren kannst du ausscheiden mit voller Pensionsberechtigung.Du kriegst mehr Pension, wenn du natürlich dann bis ins Rentenalter arbeitest,aber wenn du 20 Jahre voll hast im öffentlichen Dienst,dann hast du deine Pension sicher und kannst was anderes machen.Und ja, das werden halt dann tonnenweise Leute tun und das wird halt einen ziemlichenNiedergang der USA bedeuten und eigentlich erinnert das Ganze, was dort geplant ist,an die Machtergreifung.Man kann das sicher nicht eins zu eins, aber diesmal kann man nicht davon ausgehen.Dass die Trump-Präsidentschaft uneffektiv sein wird.Und er hat ja auch schon angekündigt, dann die Unterstützung für die Ukraineeinzustellen und den Krieg in fünf Minuten zu beenden.
Tim Pritlove 2:14:30
Wenn er gewinnt. Wenn er gewinnt, genau.Das halte ich nach wie vor für die unwahrscheinlichere Option.Aber das haben wir natürlich auch bei der ersten Wahl schon gedacht.Aber es ist vollkommen außer Frage, dass das der totale Super-GAU wäre.Und das muss natürlich verhindert werden.
Pavel Mayer 2:14:53
Die Wahrscheinlichkeit, dass er gewinnt, ich folge das seit einer Weile,wenn wir sagen, die Eintrittswahrscheinlichkeit schwankt zwischen 20 und 80Prozent in den letzten drei Monaten.Weil eine Verschiebung von nur wenigen Prozentpunkten macht halt einen großenUnterschied bei der Eintrittswahrscheinlichkeit aus.Also wenn wir sagen, 5 Prozent weniger Unterstützung heißt dann gleich 80 Prozentweniger Eintrittswahrscheinlichkeit oder so.Ja aber ja,und es sind halt nur Vorhersagen und es kann noch viel passieren bis dahin undmit ein bisschen Pech, also leider ist die Situation nicht so,dass man es komplett ausschließen kann dass er gewinnt oder irgendeine andereNummer polt aber ich hoffe es,ich hoffe inständig dass uns das erspart bleibt, weil,Das wäre dann in der Tat nicht gut.
Tim Pritlove 2:15:57
Ich hatte eigentlich auch vor, dieses Krisenprogramm irgendwann dann auch malgegen was anderes auszutauschen.
Pavel Mayer 2:16:05
Aber selbst wenn Trump jetzt geschlagen wird, ist die Frage,ich meine die Konservativen haben jetzt Blut geleckt und die Methoden und diePlaybooks und so ist alles da, ist nicht ausgeschlossen, dass sie dann irgendjemandanderen aufbauen und dass sich das nur um fünf Jahre,wir die Katastrophe nur fünf Jahre in die Zukunft verschieben.
Tim Pritlove 2:16:26
Jetzt ist aber Schluss mit Doomsday, Pavel, weil ich meine, wenn sie jetzt nochmalverlieren, dann haben sie auch in den letzten acht Jahren nichts anderes gelernt, als zu verlieren.Und ob das jetzt wirklich so das Playbook für die Zukunft ist,da habe ich so ein bisschen meine Zweifel.Also ich glaube da ehrlich gesagt noch an die Resilienz der USA und wir werdenauch wie bei der letzten Wahl wieder eine hohe Motivation sehen von Leuten, die sagen,das geht mal gar nicht, Zumal ja die wirklich motivierenden Themen wie zum Beispieleben der Kampf gegen Abtreibungspolitik der Republikaner durchaus ein hohesMobilisierungspotenzial hat.Mal komplett abgesehen von dem internationalen Geschehen, was die Amerikanerja in der Regel sowieso nicht interessiert.
Pavel Mayer 2:17:08
Okay, jetzt dann vielleicht, um doch nochmal auch mit was Positivem zu ändern, was ich erwarten würde,falls Trump gewinnt, weil er ist ein Populist und er ist der Typ,was interessiert mich, mein Geschwätz von gestern.Und dass er mitnichten die Unterstützung für die Ukraine streichen wird.Irgendein Stunt wird da versuchen, aber er wird nicht die Unterstützung fürdie Ukraine komplett beenden, weil ein guter Indikator ist, seit Beginn des Krieges.In sämtlichen Pols unterstützen 60 Prozent der Amerikaner die Ukraine.Das hat sich nur um ein oder zwei Prozentpunkte verschoben im Laufe der Zeit.Und nur zwischen 20 bis 30 Prozent in der Größenordnung unterstützen nicht die Ukraine.Aber die Ukraine ist auch nicht so ein großes Thema in der USA.Die ist bei uns ein viel größeres Thema und in der Ukraine natürlich noch größeresThema als jetzt innenpolitisch.Obwohl es da eine ganze Menge Drama drum gab, ist die Bevölkerung geht nur zueinem geringen Teil dort mit.Die scheinen sich auf andere Themen mehr zu fokussieren.Es scheint wohl eher ein C-Thema zu sein. Klar.
Tim Pritlove 2:18:50
Du kannst keine Präsidentschaftswahl mit internationalen Themen gewinnen,es sei denn, die USA ist gerade im Krieg.
Pavel Mayer 2:18:58
Mit anderen Worten, die Gefahr ist da, geschildert, Aber es wird,wie immer, anders kommen, als man denkt.Und wie gesagt, die Tatsache, dass eben die Unterstützung in der amerikanischenBevölkerung, die haben einfach instinktiv Wissen,die Russen, die führen halt nichts Gutes im Schilde.Das ist einfach so eine Grundüberzeugung der Amerikaner.Und da ändert sich auch nicht viel dran.In den letzten drei Jahren. Und insofern könnte man fast sagen,ja, Trump kann zwar viel Unheil anrichten potenziell, aber selbst wenn das passiert,wird es nicht so schlimm.Und wahrscheinlich im Moment sieht es so aus, dass es eben nicht passieren wird.Und ich finde es aber, für mich ist unbegreiflich, wie es überhaupt so knapp sein kann.Damit tue ich mich wirklich schwer, das nachzuvollziehen.Aber das, gut, ein Grund dafür liegt aber insgesamt, dass die amerikanischePolitik, auch die der Demokraten, ziemlicher Fuck-up ist.So, ja, für einfach viele Leute so, ja, insbesondere der Anstieg der Mieten.So, Mietenanstieg ist halt so eines der größten Themen dort,weil Wohnen in den USA zunehmend unbezahlbar wird.Und das ist halt unter anderem ein großes Thema.Und das haben eben auch die Demokraten mit zu verantworten.Mit Finanzliberalisierung und anderen Dingen. Aber ja, ich glaube,wir können es dann hier langsam damit beenden lassen, oder? Deutlich.
Tim Pritlove 2:20:51
Wir machen jetzt nicht nochmal das ganze USA-Wahlen-Thema auf, weil das ist für zu weit.Gut, also Leute, not all is lost.Es geht leider weiter im Krieg, aber ich bin nach wie vor positiv,dass dieser Konflikt am Ende von der Ukraine und vom Westen gewonnen wird.Allein schon, weil der Westen langsam begreift, dass er ihn nicht verlieren kann und darf.Und das kann noch viel zu lange dauern, aber es ist am Ende unvermeidbar.Und mit diesen Worten würde ich euch jetzt gerne verabschieden.
Pavel Mayer 2:21:38
Ja, und die ersten drei Jahre von den von uns prognostizierten Zehn sind Oma.Du hast Zehn prognostiziert, ich nicht. Okay, okay.
Tim Pritlove 2:21:50
Vielen Dank fürs Zuhören, Leute. Bis bald. Macht's gut.
Pavel Mayer 2:21:54
Ciao.
Shownotes

UKW121 Ukraine: Imperiale Träume

Während die USA sich endlich zu einer Fortsetzung der militärischen Hilfe durchringen konnte gerät die Ukraine an der Front zunehmend in die Defensive.

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Tim Pritlove
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Pavel Mayer

Für diese Episode von UKW liegt auch ein vollständiges Transkript mit Zeitmarken und Sprecheridentifikation vor.

Bitte beachten: das Transkript wurde automatisiert erzeugt und wurde nicht nachträglich gegengelesen oder korrigiert. Dieser Prozess ist nicht sonderlich genau und das Ergebnis enthält daher mit Sicherheit eine Reihe von Fehlern. Im Zweifel gilt immer das in der Sendung aufgezeichnete gesprochene Wort. Formate: HTML, WebVTT.


Transkript
Tim Pritlove 0:00:33
Hallo und herzlich willkommen zu UKW, unsere kleine Welt.Mein Name ist Tim Pritlove und ich sage hallo.Hier ist die 121.Ausgabe von UKW, eurem Krisen-Podcast, der sich weiterhin vornehmlich in derMangelung anderer Krisen, nein,es gibt genug Krisen, aber wir konzentrieren uns hier nach wie vor auf den Ukraine-Konfliktund nach einem Monat kehren wir mal wieder die Scherben zusammen. Ich sage Hallo zu Pavel.
Pavel Mayer 0:01:03
Hallo Tim.
Tim Pritlove 0:01:05
Ja, ein Monat ist vergangen und wir wollen mal versuchen, ein wenig die Situation zu beschreiben.Man kann sagen, dass sich insgesamt nicht viel getan hat, aber es gibt entscheidendeneue Entwicklungen, die dafür sorgen könnten, dass sich demnächst mal wiedermehr tut in der ganzen Angelegenheit.Da wollen wir heute darauf eingehen. Das heißt, wir wollen uns die militärischeSituation nochmal anschauen, also kurz beschreiben, wie sieht es jetzt eigentlichaus im Krieg als solchen.Dann wollen wir ganz speziell die Situation in den USA nochmal beschreiben,also mal einen Rückblick machen. Wir haben das so in den letzten Folgen immerso ein bisschen im Außenspiegel beobachtet und erwähnt, dass es da nicht vorangeht.Jetzt gab es ja die Entscheidung, dass die USA jetzt dann doch mal wieder inden Unterstützungsfinanztopf greifen.Also wollen wir mal kurz schauen, warum hat es eigentlich so lange gedauertund was hat sich denn jetzt eigentlich geändert. hat.Dann wollen wir auch noch mal ein wenig auf die europäische Perspektive schauen, die ja immer.Sehr divers ist und wo ich aber auch den Eindruck habe, dass sich da mittlerweile langsam was tut.Dann nochmal so ein paar politische Details aus der Perspektive der Ukraine.Und da jetzt auf verschiedenen Ebenen neue Militärtechnik eine Rolle spielt,wollen wir das auch nochmal beleuchten, weil diese ganzen technischen Entwicklungensind tatsächlich sehr wichtig. Warum?Weil natürlich jetzt dieser riesige Konflikt auch wie jeder Krieg so ein technischesWettrennen ist und man hat so den Eindruck,alle drei Monate ändern sich die generellen Vorzeichen und es hat eben einfachsehr viel mit der Anwendung von Technologie zu tun und deswegen ist es auchnochmal wert, da drauf zu schauen.Ja, ich hoffe, ich habe nichts vergessen.Dann würde ich sagen, fangen wir mal an mit unserer militärischen Situation.Ja, also wovon ist die Situation geprägt? Also wir hatten ja zuletzt eigentlich immer diese Situation,es gab die ukrainische Offensive im letzten Sommer, die ist dann irgendwannzum Stehen gekommen, Einfach weil die Ukraine nicht die Mittel hatte,um eine total eingegrabene russische Streitmacht in irgendeiner Form nennenswert zu überrollen.Minenfelder, aber eben auch nach wie vor diese Lufthoheit mit Hubschraubern.Also es gab sehr viele technische Faktoren, die einfach dagegen gesprochen haben,dass die Ukraine mehr Fortschritt machen kann.Dann sind sie mehr oder weniger in die Verteidigungsstellung gegangen und dadurch,dass einfach seit Oktober in den USA keine neuen Beschlüsse gefasst wurden füreine weitere militärische Unterstützung,lief die bis dahin zugesagte militärische Unterstützung der USA so im Januarund Februar langsam aus.Es wurde immer weniger und auch weil es eben keine nennenswerten weiteren Versprechungengab, musste dann eben auch die Ukraine anders haushalten.Und das hat glaube ich auch dazu geführt, dass eben sehr viel Munition zurückgehaltenwurde und man eben nur so das verschossen hat, was jetzt irgendwie nötig war.Aber das hat dann eben dazu geführt, dass die Ukraine in zunehmendem Maße indie Defensive geriet, also nicht nur die Defensive halten konnte,sondern sich eben in zunehmendem Maße russischer Offensiven ausgesetzt sah,der sie eine Weile lang noch gut standhalten konnte.Aber dann durch den Fall in Avdivka und Durchbrüchen auch an zwei,drei anderen Stellen der Frontline musste die Ukraine jetzt immer mehr Territorium wieder hergeben.Das ist insgesamt alles noch nicht viel. Ja, insgesamt sind die Russen so inden letzten Monaten, je nachdem wohin man schaut, mal so 10,20 Kilometer vorangekommen.Nur es ist natürlich generell schlecht,wenn die Ukraine insbesondere so Stellungen preisgeben muss,wo sie sich eigentlich so tief eingegraben haben, dass es da für die Russennicht weitergehen sollte.Derzeit gibt es vor allem zwei Orte, wo es kritisch ist.Das eine ist halt eben der Bereich, wo sich die Ukraine zurückgezogen hat nachdem Fall von Avdivka. Da wollte mandann eben entlang einer Flusslinie im Wesentlichen die Stellung halten.Jetzt ist es aber den Russen gelungen im Norden einen Durchbruch zu erzielen,so entlang einer Eisenbahnlinie.Das sieht gerade nicht so gut aus, also es ist gerade etwas unklar,wann der Vorstoß der Russen dort gebremst werden kann und ob.Das heißt, da gibt es jetzt S-Respeak gerade wirklich Geländegewinde.Das Ganze allerdings wie immer bei den Russen unter sehr hohen Verlusten.Also die Russen müssen einfach täglich zu hunderten Personal opfern,um diese Fortschritte zu machen.Gerade weil die Primärstrategie der Ukraine halt ist im Wesentlichen mit Flugdrohnen dagegen zu halten.Das kostet die einfach eine Menge Personal, das kostet die auch eine Menge an Gerät,also es werden nach wie vor sehr große Zahlen von Panzern, von gepanzerten Infanteriefahrzeugenetc., Truppentransportern,Logistikfahrzeugen, also es wird einfach nach wie vor enorm viel Material verballert.Und Russland hat da auch mehr Verluste, als sie auch nur ansatzweise nachproduzierenkönnen, aber noch reicht es irgendwie.Noch können sie aus ihren Reserven immer mehr nach vorne schieben und machen das halt auch einfach.Und da eben der Ukraine vor allem die Artillerie ausgegangen ist,also die Möglichkeit einfach direkt dann auch auf angreifende Truppen zu schießen,beziehungsweise im Hinterland vielleicht auch eben von vornherein schon malzu verhindern, dass es Verdichtung gibt,weil das einfach alles weggefallen ist, kommen jetzt eben diese Fortschritteund es ist eben jetzt nicht klar, wie gut die ukrainische Armee hier funktioniert.Und es gibt offensichtlich auch ein Personalproblem, dazu kommen wir dann späterauch nochmal. Der andere Ort, wo es gerade sehr bedrohlich ist, ist Chassiv-Yar.Chassiv-Yar ist eine kleinere Stadt westlich von Bachmut.Bachmut, der Ort, wo die große, also nach Avdivka mittlerweile die zweitgrößteSchlacht dieses Krieges gelaufen ist.Bachmut war ja selber jetzt kein großer strategischer Gewinn,weil es in der Niederung lag.Chassiv-Yar ist jetzt sozusagen im Westen der Ort, der auf einer Anhöhe liegtund würden die Russen sich dieses Ortes bemächtigen können,dann wäre das dann eben so ein ganz kritisches Einfallstor im Hinblick darauf,dass mit Konstantin Nivka und Kramatorsk da wichtige Zentralen des ukrainischenWiderstands dann so auf der nächsten Liste stehen würden.Also gerade Kramatorsk war schon immer so das Zentrum des Widerstands im Donetsk.Ja und abgesehen von ein paar kleineren Scharmützeln hier und da sind das jetzteigentlich gerade so die kritischen Bereiche.Also Russland will ja Donetsk komplett für sich einnehmen und schreitet ebenjetzt hier gerade mal voran, eben weil einfach die Ukrainer nichts gegenhalten können.
Pavel Mayer 0:09:58
Wobei man dann aber auch sagen muss, wenn man jetzt so eine Karte von der Gesamt-Ukraine hat,ist es kaum sichtbar im Maßstab jetzt, aber trotzdem natürlich bedrohlich.Also wir reden jetzt, der eine russische Brückenkopf ist jetzt 23 Kilometervon der 2014er Frontlinie entfernt.Also Salif Novo Aleksandrivka und Schasif Yahr.Also nach dem Fall von Bachmut ist die Front jetzt zehn Kilometer weitergezogen.Ich meine, 10 Kilometer ist jetzt nicht nichts, aber im größeren Zusammenhangder Dinge jetzt erstmal noch nichts Schlimmes.Aber wie du schon gesagt hast, das kann sich natürlich ändern.Aber so ein Zusammenbruch steht glaube ich jetzt noch nicht unmittelbar bevor.Vorher allerdings, ja, ist es bedrohlich und die Vermutung ist auch mal wieder jetzt im Westen,dass dieser hohe Druck auch imHinblick mal wieder auf die jährlichen Zweite-Weltkriegs-Jubiläumsfeiern,Dann die große Militärparade,dass da bis dahin wieder irgendwie was präsentiert werden soll.
Tim Pritlove 0:11:46
Am 9. Mai ist das dann, glaube ich.
Pavel Mayer 0:11:48
Ja, 9. glaube ich, genau. Und alle warten natürlich drauf, wie jetzt die Paradeaussehen wird, nachdem die letzten Jahre das so ein bisschen armselig war.Und man wohl jetzt aber auch keine Überflüge machen will oder beim letzten Malkaum Flugzeuge zu sehen waren und ein alter Panzer oder so...Also ja, deswegen wartet man jetzt, was denn Putin dort jetzt auffahren lässt.Wird jetzt nicht ausschließen, dass sie da jetzt dann vielleicht gucken undein riesen Propagandading versuchen, aber alle warten drauf,so jetzt zu sehen, was da kommt.
Tim Pritlove 0:12:39
Ja, generell lässt sich auch schwer einschätzen, wie viel Zug in der ganzen Sache drin ist.Also man sieht immer wieder das Pattern, dass die Russen sich so einen Schwerpunktaussuchen, der manchmal militärische Gründer hat, manchmal eher so ein bisschenpolitisch getrieben zu sein scheint.Und dann wird eben für eine Zeit lang alles da reingegeben, nur so ein Tempolässt sich halt auch von den Russen nicht beliebig hochhalten.Also irgendwann fehlen dir einfach die Fahrzeuge, fehlen dir die Truppen,irgendwann ist deine Logistik auch so in die Länge gezogen.Gerade jetzt mit diesen jüngsten Vorstößen da hinter Avdivka auf diesen Ort da, Occeretüne.Klar, da sind sie dann mal vorangekommen, aber das muss ja dann auch alles immerwieder versorgt werden.Also irgendwann konsolidiert sich das automatisch.Trotzdem insgesamt hat einfach die Tatsache, dass die Front nicht mehr hält,schon für eine Menge Unruhe gesorgt. Insbesondere in Europa.Wobei aber in Europa das halt dann eher so zur Folge hat, dass alle die Händehochhalten und sagen, oh Gott, was, wie wirklich?Damit war jetzt aber nicht zu rechnen.Und dann kommen mal wieder Dinge ein wenig in Bewegung.Generell hat aber Europa einfach das Problem, dass selbst da,wo eben schon reagiert wurde, also wo Militärproduktion hochgefahren wurde etc.,es halt einfach dauert, bis der Zug da wirklich mal auf Geschwindigkeit kommt.
Pavel Mayer 0:14:20
Ja, also Punkt ist, man kann vielleicht zusammenfassen,dass Russland versucht auszunutzen, dass die Ukraine noch immer an Nachschubproblemenleidet und versucht jetzt, solange das nicht behoben ist,so viel Fortschritte zu machen wie möglich.Macht aus russischer Sicht zumindest auch Sinn, das auszunutzen gerade,weil Nachschub ist unterwegs.Aber das kann halt noch jetzt Wochen und Monate dauern, bis sich das alles wieder normalisiert hat.So bis da, bis wirklich Waffen und Pistole,Munition wirklich überall dann wieder angekommen sind, wo sie gebraucht werden.Das geht halt leider nicht von einem Tag auf den anderen, obwohl schon man jetztgesehen hat, dass größere Transportkolonnen in Bewegung gesetzt wurden.Also es gab da so ein Video von einem Russen,der so auf der deutschen Autobahn unterwegs war und dann so eine Kolonne vonBradley-Kampffahrzeugen auf Tiefladern überholt hat und so ein bisschen dann in Panik geriet,als er panisch kommentierte,wie lang diese Kolonne ist.Also insofern, da ist was schon in Gang gesetzt worden.Aber man kann nicht einfach Schnipp machen und alles ist vor Ort, wo es gebraucht wird.Sondern das wird noch jetzt Wochen und an einigen Stellen wahrscheinlich Monate dauern.Bis sich das normalisiert hat, die Versorgung.
Tim Pritlove 0:16:32
Wobei vieles jetzt auch nicht unbedingt erst über den Atlantik geschoben werden muss.Erstmal haben die Amerikaner ja ohnehin große Waffenlager überall in Europa.Und natürlich haben sie auch schon einiges in Polen.Diese Bauernproteste sind jetzt endlich beendet. Also es gibt keine blockierten Grenzübergänge mehr.Das ist positiv anzumerken und es ist gerade so ein bisschen unklar,was jetzt mit dieser europäischen Artillerie Munitionsinitiative ist.Das ist ja alles jetzt in trockenen Tüchern. Das heißt, das Geld ist da,die Lieferungen sollen im Prinzip laufen. Aber wo jetzt genau,wann, wie, wo, das sagt natürlich auch keiner.Das ist ja klar. Also man erzählt ja jetzt den Russen nicht,was man jetzt gerade macht, mit Ausnahme Deutschlands, die immer gerne sagen,was wir vor allem nicht machen.Aber das ist ein anderes Thema.Genau. Was halt aber auch noch sich verändert hat, ist, wir hatten ja so eine Phase, wo die...Wo Russen fast ihre ganzen Flugzeugaktivitäten mal eingestellt haben,nachdem es ja so zwei Wochen gab, wo die Ukraine jeden Tag mindestens ein Flugzeug abgeschossen hat.Diese Phase ist beendet.Dann halt einfach auch gezeigt, dass einfach die Ukraine nicht genug Flugabwehr hat.Teilweise war es ein Mangel an Munition, aber insgesamt kann man auch sagen,für den breiten Angriff, den die Russen dort auf der Ebene schieben,hat einfach Ukraine zu wenig Luftabwehrsystem.Und sie haben halt klar gesagt, Leute,wir brauchen hier mindestens, also mindestens noch sieben Patriots, um überhaupt erstmalüber die Runden zu kommen und so lange wird das hier weitergehen,dass hier unsere Fabriken, unsereKraftwerke vor allem und teilweise auch jetzt wieder Heritage Sites,also Angriffe auf Odessa und es wird einfach so viel über die Luft angegriffen von den Russen.Dass diese Patriot-Raketen oder die Patriot-Systeme nicht mehr an der Front genutzt werden können,um jetzt auch gegen diese Flugzeuge vorzugehen, sondern man konzentriert sichkomplett nur auf die Fernstreckenraketen, die sonst auf dem Land niedergehenund selbst das gelingt halt derzeit nicht, das alles fernzuhalten.Und deswegen könnten halt die Russen mit ihrer Luftwaffe wieder näher ran unddas kombiniert mit diesen Gleitbombs, die sie in großer Zahl zum Einsatz bringen,haben wir ja auch schon darüber berichtet,also 500 Kilo Bomben, die aus großer Entfernung von der Front abgeworfen werden können,weil halt die mit den entsprechenden Kampfflugzeugen in großer Höhe abgeworfenwerden und die segeln dann sozusagen ins Ziel.Damit sind eben die Frontstellungen der Ukrainer halt kategorisch so zerstört worden.Also man hat einfach so viele dicke fette Bomben da über diese Methode reingeworfen,dass sie sich halt irgendwann zurückziehen mussten.Und genau das hat eben jetzt diese Fortschritte ermöglicht.Wenn es also jetzt gelingt, mehr Flugabwehrsysteme wieder in Stellung zu bringen,dann kann das eben auch die Front stabilisieren und eben dann im Idealfall auchdazu führen, dass man mal wieder mehr Flugzeuge abgeschossen bekommt,weil das ist derzeit Russlands größte Waffe, beziehungsweise das war im gesamtenKrieg schon immer ihr Problem,dass sie diese Lufthoheit so nie hatten.Davon sind ja eigentlich alle ganz am Anfang ausgegangen. Ja,Russland wird Lufthoheit haben und dann war es das mit der Ukraine.Und das ist ja immer verhindert worden. Und jetzt gilt es eben,durch weitere Luftabwehrsysteme erstmal wieder Parität herzustellen.Und dann werden wir nachher nochmal drüber reden, vor allem mit neuen Kampfflugzeugen,mit den F-16-Kampfflugzeugen dann entsprechend gegenzuhalten.Gut, schließen wir vielleicht die militärische Situation nochmal ab,vor allem auch nochmal mit einem Blick auf die Situation im Schwarzen Meer.Da haben wir ja schon mehrfach betont, dass eigentlich durch diese ganzen Seedrohnendie Ukraine es eigentlich geschafft hat, die Russen zu besiegen.Also während es auf dem Land schwierig ist, kann man eigentlich sagen,Ukraine hat jetzt den Kampf im Schwarzen Meer gewonnen.Das drückt sich unter anderem daran aus, dass jetzt die restlichen verbleibendenKriegsschiffe abgezogen werden.Ich weiß nicht, ob das schon komplett erfolgt ist und ob es nicht teilweiseauch eine Finte ist, aber die haben einfach das Problem, dass sie selbst inden russischen Häfen im Schwarzen Meer nicht mehr sicher sind.Also die waren einfach nicht mehr in der Lage diese Schiffe zu verteidigen gegendiese Seedrohnen und es gibt jetzt den Beschluss, dass die ins Kaspische Meer abgezogen werden.Also da gibt es übers Asowsche Meer, gibt es dann über den Don,kann man mit Kanälen rüber zur Volga und damit kommt man bis zum KaspischenMeer. Ja, also da gibt es halt eine entsprechende Verbindung.Ich weiß nicht ganz genau, ob es für bestimmte Schiffe da eine Größenbegrenzung gibt.Also ich bin mir nicht sicher, ob sie alles abziehen können,aber im Prinzip ist es so, alles rette sich, wer kann.Also sie haben einfach gemerkt, dass sie können da einfach mit der Marine nichtsmehr ausrichten und es bleibt natürlich nach wie vor die Bedrohung durch Submarinesund natürlich alles was aus der Luft kommt.Also mit Raketen kann natürlich nach wie vor eine Gefährdung des Seeverkehrshergestellt werden, aber man hört wenig davon.Also es findet vielleicht nicht so viel statt, weil die Redereien keinen Bockhaben auf den potenziellen Verlust oder weil Versicherungen zu teuer sind etc.Oder weil du auch einfach kein Personal findest für diese Schiffe.Aber im Prinzip ist der Seekorridor wieder hergestellt worden und die Russenkönnen also mit ihren normalen Schiffen nichts mehr ausrichten.Sie haben halt noch diese Submarines, ich weiß nicht wie viele es sind,4, 5 oder so U-Boote, die sie im Schwarzen Meer haben.Aber letzter Streich der Ukraine war, dass sie das älteste...Noch im Einsatz befindliche Kriegsschiff der Welt, glaube ich.Das war irgendwie noch aus dem Ersten Weltkrieg oder so.
Pavel Mayer 0:23:54
Könnte sogar 19. Jahrhundert gewesen sein.
Tim Pritlove 0:23:59
Anfang 20. Jahrhundert war es. Auf jeden Fall uralt und ist halt immer mal wiederumgebaut worden. Da fragt man sich, okay, wozu kann man sowas gebrauchen?Das ist irgendwie so ein langes Schiff mit vielen Kränen drauf.Und das ist so ein Schiff, was geeignet ist, um U-Boote zu bergen.Also wenn jetzt so ein U-Boot irgendwie nicht auftauchen kann oder sonst wiebeschädigt ist, dann konnte dieses Schiff dafür verwendet werden und das hatdie Ukraine sich halt irgendwie auch noch gemobst.Also einfach, um die Situation auch für die U-Boote sehr schwer zu machen.Ich glaube, in so einen Trocken-Dock trauen die sich derzeit auch nicht so richtig.Also das ist alles ein bisschen unklar, wie da die Situation ist,aber grundsätzlich kann man sagen, der Siegkrieg wurde gewonnen und der Landkrieg steht noch aus.So viel vielleicht zur militärischen Situation. Habe ich noch irgendwas vergessen, Pavel?
Pavel Mayer 0:24:53
Nö, ich muss sagen, ich hatte gerade nur noch mal einen Blick auf Marine Trafficgeworfen und da sind ja so eine Handvoll Schiffe vor Odessa,so Frachter, die, also ein bisschen passiert da gerade,wobei halt auch unklar ist,vielleicht haben nicht alle Schiffe ihr AES, ihre Transponder an.Und ja, es ist aber deutlich weniger Schiffsverkehr als jetzt auf der russischenSeite so durchs Asowsche Meer und zum Asowschen Meer.Aber ja, trotzdem fahren da Schiffe auch nach Odessa und wieder zurück.
Tim Pritlove 0:25:49
Ja, ich war ja jetzt auch ein paar Tage in Istanbul und hab mir mal so die Situationda in Bosporus angeschaut.Also da fährt schon so einiges hin und her, aber wohin die fuhren,das hat sich natürlich meiner Kenntnis entzogen.Also man konnte zwar dann auch auf Marine Traffic gucken, so ah hier dickesSchiff, wo gehört denn das jetzt dazu,aber was jetzt wirklich da die Destination war, das weiß ich nicht,ob das dann immer so ohne weiteres der Wahrheit da entspricht oder ob das nicht umfilmiert wird,aber zumindest war so einiges auch in Richtung Rumänien unterwegs,was da vorbei fuhr, aber das ist rein anekdotische Evidenz.Gut, dann kommen wir doch mal wie angekündigt auf diese spezifische Situation,die sich jetzt in den USA ergeben hat.Also wir wissen ja alle, es ist halt Wahlkampf, die Präsidentschaftswahlen stehenan im September und es sieht halt so aus,als ob Donald Trump gegen Biden antreten wird.Und die Welt ist generell so ein bisschen in so einem flatterhaften Zustand,weil natürlich alle wissen, würde Trump nochmal Präsident der USA werden,es wäre das totale Desaster.Und da kann man glaube ich mal wirklich vom Untergang des Abendlandes reden.Es ist halt einfach, man will sich das gar nicht vorstellen.Trotzdem durch die Erfolge der Republikaner bei den sogenannten Midterm Elections,das ist ja in den USA so, dass nicht jetzt alle vier Jahre alles neu gewählt wird,sondern die Hälfte der Sitze im Haus werden,also immer alle zwei Jahre sind Wahlen und es wird dann immer nur die Hälfte neu gewählt.Was ich irgendwie für ein ganz interessantes Konzept halte, aber manchmal binich mir nicht so sicher, ob das so eine gute Idee ist, weil es in der Regelimmer dazu führt, Präsident wird gewählt,hat dann irgendwie vielleicht auch eine Mehrheit im Haus und nach zwei Jahrensind dann wieder alle total unzufrieden, weil...Was auch immer, ja. Und dann wird wieder die Opposition so stärker gewählt,dass dann eben diese Mehrheit weg ist und dann muss halt für zwei Jahre derPräsident gegen eine Mehrheit im Haus arbeiten.Und mit Haus meine ich halt eben den Teil des Kongresses, der eben eher wieunser Parlament ist versus desSenates, der halt mehr so ist wie unser Bundesrat, mal so ganz allgemein.Also im einen hast du halt zwei Mitglieder jedes Bundesstaates im Senat undim Haus ist es halt dann eben so nach District wieder eben gewählt wird.Aber das alles eben mit Mehrheitswahlrecht und das Ganze bei zwei Parteien,also ist das alles immer wieder so eine sehr merkwürdige Situation,weil am Ende in den USA im Prinzip nur eine kleine Minderheit von Staaten irgendwienennenswert wirklich beeinflussbar ist.Die sogenannten Swing States, wo halt diese Mehrheiten traditionell eher zwischenRepublikanern und Demokraten hin und her schwingen, während eben so klar ist,so Kalifornien geht an die Demokraten, New York geht an die Demokraten,Texas geht an die Republikaner, da tut sich irgendwie nicht viel.Aber so Ohio und Michigan und Arizona.Es gibt halt einfach so ein paar Staaten, wo das irgendwie nicht so klar istund wo es einfach offen ist, wer da letzten Endes mobilisiert werden kann undso sieht es natürlich dann auch in diesem Jahr wieder aus.Also bei den letzten Midterm-Wahlen haben die Republikaner eine Mehrheit imParlament gehabt, im Haus.Aber es lief nicht so gut, wie es normalerweise lief.Das heißt, diese Mehrheit war sehr klein. Die betrug halt nur sieben Sitze oderso und das hat dazu geführt, dass diese super radikalisierten Member des Hauses,die halt alles so gewählte waren von Trumps Segen.Also er hat ja dann immer so in der Öffentlichkeit ganz aktiv bestimmte Kandidaten unterstützt,sodass eben nur so radikale sogenannte MAGA-Republicans da auf die Liste kamen,dann eben gewählt wurden,sodass man jetzt eben in dieser Hausmehrheit von sieben Sitzen …,Ein Teil hat dieser sogenannte Freedom Caucus, also die völlig durchgetretenund die Freedom Caucus gab es schon immer,das waren immer schon so diese super rechten Republikaner und dann gibt es haltnochmal so diese Reihe von völlig Bekloppten um Matt Gaetz und Marjorie Taylor Greene,Also völlig durchgeknallte, mager Republikaner, die halt jede Verschwörungstheorierunterbeten und denen teilweise sogar Fox News schon irgendwie nicht mehr geholfen ist.
Pavel Mayer 0:31:12
Wobei die Mehrheit von sieben Sitzen ist aber deutlich geschrumpft.Ich glaube sogar um vier Sitze mittlerweile.Einmal wurde halt der Republikaner Santos aus dem Repräsentantenhaus ausgeschlossen,weil er wegen Betrug angeklagt ist.Und mit großer Mehrheit, also 311 von 435 Abgeordneten haben dafür gestimmt.Aber immerhin 114 stimmten gegen seinen Ausschluss, obwohl er ja krasse Sachen gemacht hat.Ein kompletter Hochstapler, der gelogen hat.Und dann, ja, über seine Karriere und dann hat dann halt Spendengelder, Spendengelder, ja,und im Wesentlichen hat er Spendengelder unterschlagen und hat dann unter anderemeben Identitätsdiebstahl, hat dann, sagen wir mal, von Leuten,die was gespendet haben,glaube ich, dann auch noch von der Kreditkarte was abgebucht,einfach ohne deren Zustimmung und solche Sachen.Das war jedenfalls Santos. Und dann sind noch mindestens zwei Republikaner zurückgetreten,die einfach keinen Bock mehr hatten auf MAGA.Die einfach gestresst waren und gesagt haben, das machen sie jetzt nicht mehr mit.Und die halt auch gesehen haben, dass sie auch keine Chance haben,irgendwie nochmal wiedergewählt zu werden,weil sie eben pro Ukraine und Anti-MAGA waren und dann einfach gesagt haben,das muss ich mir nicht mehr antun mit diesen Irren hier.
Tim Pritlove 0:33:08
Das macht man ja scheiß alleine. Zu arbeiten, genau.
Pavel Mayer 0:33:11
Und deswegen waren es jetzt, glaube ich, nur noch drei oder ist jetzt die Mehrheiteher nur so drei oder vier.
Tim Pritlove 0:33:19
Was die ja auch hätten machen können ist zu sagen, ich trete jetzt komplettbei den Republikanern aus und ich wandle mich jetzt zum Demokraten und stimmejetzt einfach mit den anderen,weil dann wäre ja nicht nur eine Stimme weg gewesen,sondern dann wären es ja effektiv schon zwei gewesen.Aber das hat meines Wissens keiner gemacht und da sieht man mal,das fasziniert mich auch immer wieder unheimlich, also auch größte Kritikervon Trump in der republikanischen Partei und es gibt so einige,die einfach damit nicht leben können.So, diese republikanische Partei dann aber zu verlassen und einfach zu sagen so, ey,ich spiele da jetzt nicht mehr mit und ich mache jetzt einfach bei den anderenmit, dafür reicht es dann auch nicht.Das ist so tief, man ist so tief verwurzelt in dieser Parteikultur.Dass die das nicht machen können.Also der größte Schritt ist dann schon zu sagen, ich tritte bevor meine Legislaturabläuft zurück und das tue ich dann aber auch zu einem Zeitpunkt,wo durch die Nähe zu den nächsten Wahlen auch nicht mehr neu gewählt wird.Wo dieser Sitz dann nicht mehr vergeben wird, wie das bei George Santos übrigens noch der Fall war.Das heißt, George Santos ist halt weg und dafür wurde dann noch ein Demokratneu gewählt. So, das ist schon noch passiert.Aber die, die jetzt zuletzt dran waren, die sind halt innerhalb dieses Schwellwerts,wo dann der Sitz auch erstmal nicht weiter vergeben wird.
Pavel Mayer 0:34:56
Ja, jedenfalls, wie halt ja die Situation war,war, dass so vor Monaten bereits im Senat ein Kompromiss ausgehandelt wurde.Das heißt, der Senat hatte dann mit Mehrheit von Republikanern und Demokraten...Wobei im Senat haben die Demokraten eine kleine Mehrheit und die hatten haltein komplettes Paket vorgelegt,was auch den Segen von beiden hatte und von beiden Seiten, Das halt ein Paketwar mit Militärhilfe für die Ukraine, Militärhilfe für Israel,Militärhilfe für Taiwan undGeld für die Grenze zu Mexiko und für Asylbearbeitungsverfahren und so.Und dieser Kompromissvorschlag, der wurde von Johnson jetzt einfach nicht zur Abstimmung gestellt.
Tim Pritlove 0:36:15
Eine Sache müssen wir an der Stelle noch kurz erläutern.Also als dieses neue Haus sich geformt hat, also als sozusagen die Republikanerdie Mehrheit übernommen haben, dann ist es ja sozusagen deren Aufgabe,einen neuen Sprecher zu wählen.Und der Sprecher der Mehrheitsfraktion im Haus ist eigentlich so die zweitwichtigstePerson nach dem Präsidenten.Er hat einfach am meisten Macht, denn nur der Sprecher bestimmt,was überhaupt zur Abstimmung aufgestellt wird.Und am Anfang haben sie ja diesen McCarthy gewählt und das hat ja schon,wie viele Wahlgänge gedauert?15 oder sowas in der Größenordnung?
Pavel Mayer 0:37:00
Es war ein Riesendrama.
Tim Pritlove 0:37:30
Gereicht. Und nachdem dann dieser McCarthy aus Sicht dieser Hardcore super rechtsextremenRepublicans schon den Demokraten,zu weit entgegengekommen ist, weil er halt den.Haushaltsbeschluss, das ist ja auch immer so ein Tauziehen, der Haushalt mussverabschiedet werden, sonst kann die Regierung kein Geld mehr ausgeben.Nachdem sozusagen er schon bereit war,den Demokraten dann eben so eine temporäre Haushaltsverlängerung zu geben,da sind die ja schon durchgedreht und dann haben die den halt weggeschickt unddann ging es ewig weiter,dann haben sie drei, vier, fünf andere Kandidaten verbrannt,ich weiß nicht genau wie viele, es waren nicht fünf, aber zwei oder drei,die dann eben keine Mehrheit bekommen haben,bis sie sich auf diesen bis dahin noch vollkommen unbekannten Johnson geeinigt haben.Der, seitdem er an der Macht ist, aber auch nichts auf die Kette bekommen hat.Weil es gab einfach fast überhaupt gar kein, es wurde fast überhaupt nichts mehr gemacht.Weil diese Einigung im Senat mit dieser Vorschlag, jetzt machen wir mal was.Also das ganze Trump lag aber immer, ja wir müssen jetzt mal hier unsere Grenzeim Süden Mexiko, das ist ja das Wichtigste, wir können ja nicht der Ukrainehelfen, wenn wir jetzt hier unsere eigene Grenze nicht auf die Kette kriegen.Und das waren alles solche Ablenkungsmanöver.Dann haben sie diesen Kompromiss im Senat ausgehandelt und dann hätte eigentlichnur noch das Haus zustimmen müssen und dann so der Johnson so,ja nee, da müssen wir nochmal was dran ändern und so geht's ja gar nicht.Und so ging das hin und her und dann wurde alle zwei Wochen wurde das Haus wiederin den Urlaub verabschiedet.Also nicht im Urlaub im Sinne von alle machen Urlaub, sondern es gibt immerso Sitzungswochen und dann gibt es so dieses, wir fahren mal alle in unsereBezirke und reden mit unseren Bürgern.Und das findet aber normalerweise nicht so oft statt, aber da war das dann die ganze Zeit.Also es wurde die ganze Zeit so ein Hin und Her taktieren gemacht,nur um nicht über dieses Paket abstimmen zu müssen.War einfach offensichtlich. Und es war auch offensichtlich, was der Grund dafürwar. Der Grund war nämlich, Trump hat das alles nicht gepasst.Er wollte vor allem nicht, dass es eine Einigung gibt mit den Demokraten über diese Grenzfrage.Die wollten das zwar die ganze Zeit so als Popanz vor sich her tragen und sagenso, ja, unsere Grenze und Präsident Biden findet keine Lösung,konnte er aber auch nicht, weil das muss er eben mit dem Haus machen.Dann gab es halt eine Einigung im Senat und dann war ihnen das aber auch nichtgut genug, weil das hätte ja bedeutet,dass es auf einmal eine Lösung gibt und Trump wollte halt die ganze Zeit,dass dieses politische Thema weiterhin offen ist.Also er war gar nicht an der Lösung interessiert, sondern er wollte halt fürseinen Wahlkampf ein Thema haben, auf dem er rumreiten kann.Und dementsprechend wurde auch die ganze Zeit diese Ukraine Hilfe,die ihm halt auch nicht gepasst hat, weil wir wissen es nicht,weil Russland seine Rechnungen bezahlt oder keine Ahnung.Also auf jeden Fall, diese Maga-Republicans waren einfach auch gegen eine Einigungmit der Ukraine oder für die Ukraine und haben halt die ganze Zeit diese russischenTalking Points bedient.Das ging schon so weit, dass also diese Marjorie Taylor Greene,diese völlig durchgeknallte aus diesem Maga-Teil, dann irgendwann in den letztenWochen hat sich dann so der Spitzname Moskau Marjorie für sie eingebürgert.So krass war das schon so und dann merkte man schon langsam,jetzt kippt die Sache langsam.Also es war einfach, selbst bei den Republikanern war so dieses so,Leute, hört ihr euch mal hier die Security Briefings ab, so die Ukraine verliertgerade gegen die Russen und es gibt einfach dann noch genug Republikaner,denen das dann irgendwie alles auch zu weit ging.Und Trump hin, Trump her, Wahlen hin und her.Ich habe so den Eindruck gehabt, es war so langsam der Punkt erreicht,wo die dann doch mehr so dieses Country over Party wiederherstellen wollten.Also irgendwann haben sie auch gemerkt, dass sie dem Land schaden,wenn die Russen in der Ukraine weiter Fortschritte erzielen.
Pavel Mayer 0:41:57
Ja, also es kam zunehmend weniger gut an in den USA, diese Blockadehaltung sicherlich.Und was dann aber kam, was glaube ich das Fass zum Überlaufen gebracht hat,war dann die Eskalation zwischen Israel und Iran.Waren, die ja begonnen hat.Gut, ich meine, wo fängt man da an? Weil eigentlich...Es folgte irgendwie mal Reaktion auf Reaktion, aber vielleicht kann man mal sagen,wir haben beim letzten Mal auch kurz drüber geredet, dass ja Israel Konsulatin Syrien, in Damaskus bombardiert hat.Und hochrangige iranische Generäle unter anderem und Botschaftskonsulat,Personal, also ich glaube zehn Tote oder so.Und daraufhin hat dann der Iranmit einem angekündigten größeren Raketen-Cruise-Missile-Angriff reagiert.Und der aber wenig Schaden in Israel verursacht hat,weil der auch mit Ansage kam und dann unter anderem auch alle möglichen anderenLänder mitgeholfen haben.Bei der Raketenabwehr Amerikaner, Engländer, aber auch Jordanien.Also jedenfalls wurde fast alles abgeschossen, was der Iran dort auf Israel abgefeuert hat.Aber ein paar ballistische Raketen sind durchgekommen.
Tim Pritlove 0:44:00
Fünf, glaube ich.
Pavel Mayer 0:44:01
Ja, fünf und haben irgendwo einen Flugplatz im Wesentlichen getroffen.Aber auch von Israelischen Opfern wurde nicht berichtet.
Tim Pritlove 0:44:13
Ich glaube, ein Mädchen ist irgendwo.
Pavel Mayer 0:44:16
Ja, aber nicht in Israel. Wo war das? Das war in Jordanien, glaube ich.
Tim Pritlove 0:44:23
Ah, okay.
Pavel Mayer 0:44:23
Ja.Und dann wurde halt plötzlich jetzt schon so wurde dritte Weltkrieg Szenarienan die Wand gemalt und alle warteten dann darauf, was macht Israel jetzt?Also geht das Ganze jetzt in einen massiven Krieg zwischen Israel und Iran überso und ist das vielleicht der Auftakt dann zu einem dritten Weltkrieg.Und ja, dann verging glaube ich dann fast eine Woche so,bis dann die israelische Reaktion auf den iranischen Angriff erfolgte und diefiel doch deutlich kleiner aus,als alle das erwartet hatten.Also Israel hat ein paar Raketen irgendwie durchgekriegt und ja.Das war es dann und danach ging dann auch der Ölpreis wieder runter und so wiees aussieht, hat sich das dann jetzt erstmal beruhigt.Ich meine, das Problem ist, dass Israel und Iran auch erwähnt,dass sie beide Probleme haben,gegeneinander Krieg zu führen, weil da halt ein Haufen anderer Länder dazwischenliegen und sie sich eigentlich nur aus der Ferne beschießen können.Und weder auf dem See noch auf dem Landweg irgendwie da näher aneinander rankommen.Und ich glaube, dass dann auch die USA massiv Druck gemacht haben auf Israel und gesagt haben, okay,wir haben euch zwar geholfen, jetzt die Raketen abzufangen, Aber wenn ihr jetztanfangt, so auf den Iran, also das,was ihr auf den Iran verballert, wissen wir nicht, ob, wann und wie wir euch das ersetzen können.Das kann dauern. Ihr wisst, es ist jetzt viel Bedarf gerade weltweit an Militär-Hardware.Und ich kann mir gut vorstellen, dass dann der Israel auch gesagt hat,okay, das ist uns hier doch dann ein bisschen zu kritisch.Und sowieso, also die größte Gefahr eigentlich für Israel geht wahrscheinlichvon der Hezbollah aus, die so 150.000...Kurzstrecken-Raketen hat alle nicht besorgt, aber wenn die alle abgefeuert werden,dann kann man schon sicher sein, dass Israel wehtun würde.Und auch die Hisbollah hat sich da doch deutlich zurückgehalten.Die haben zwar auch ein bisschen dann mitgespielt, aber in keinem nennenswerten Umfang.
Tim Pritlove 0:47:47
Das ist eh ganz interessant zu sehen, wie da so taktiert wird und wie man fastschon erwartbare Strikes ausführt.Also die Antwort der Israelis war ja, wenn ich das richtig mitbekommen habe.Schon ein gezielter Cruise Missile Angriff und ich meine es ist berichtet worden,dass dabei so ein S-400 System kaputt gemacht wurde.Also das hat schon weh getan, bringt jetzt den Iran nicht um,war aber auf der anderen Seite auch so eine klare Ansage mit,eure Luftabwehr kriegt unsere Sachen nicht abgeschossen.Aber wir haben von euch alles abgeschossen, bis auf diese paar Dinger,warum auch immer das schief gegangen ist, weiß man nicht.Aber eigentlich ist der komplette iranische Angriff ist so komplett weggegangenund das war auch glaube ich nicht, dass sie davon ausgegangen sind,dass sie mit allem durchkommen,aber ich glaube sie hatten schon die Hoffnung, dass sie bei diesen 200-300 Raketen mehr erwischen.So, nicht, dass sie nennenswert irgendwas zu zerstören, aber dass das so nahezukomplett zu 98 Prozent vom Himmel geholt wurde,das war dann auch dem Iran so ein bisschen peinlich und sie sind ja dann auchim arabischen Raum auch ordentlich an der Nase, in sozialen Medien so an derNase herumgezogen worden so für die Performance.Naja, dann haben die Israelis halt nochmal so einmal nachgetreten,so einmal so einen gezielten Tritt in die Eier sozusagen, aber dann auch ruhig gehalten.Und darauf wolltest du es ja hinaus...Das Endergebnis war, der Iran greift massiv Israel an.Und jetzt müssen wir mal wieder den Blick auf die amerikanische Innenpolitik legen.Israel ist nach wie vor einer der stärksten Verbündeten der USA.Und Israel ist vor allem mit diesem, wie hieß diese Gruppe?
Pavel Mayer 0:49:56
APEC.
Tim Pritlove 0:49:58
APEC. Das ist, sagen wir mal, einer der größten Finanzierer der amerikanischenPolitik und auch einer der größten Finanzierer der Republikaner.Also das ist sozusagen etwas, dem die sich nicht entziehen können.
Pavel Mayer 0:50:16
Eine massive Lobbyorganisation und Biden hatte ja ganz klar dann auch gesagt,oder die Demokraten hatten dann klar gesagt, dass sie halt nur einem Komplettpaket zustimmen würden.Also die Republikaner hatten das aber als Grund genommen, dann zu sagen,nein, wenn über ein Komplettpaket abgestimmt wird, dann das machen wir nicht mit.Woraufhin dann der Kompromiss war, okay, dann wird doch das Ganze in vier einzelne Dinge zerlegt.Ich habe mich dann gefragt, wie ist denn dann jetzt garantiert,dass auch alle vier Dinger durchkommen?Und gut, garantiert war es jetzt nicht, aber es war auch, glaube ich,eine klare Ansage, dass wenn nicht alles durchkommt,dass dann Biden sein Veto einlegen wird und auch der Senat das nicht unterstützen wird. So.Und zum Glück ist das dann auch alles so gelaufen, dass das alles beschlossen wurde jetzt.Also alle Hilfen auch für die Ukraine, für Israel, für Taiwan und Sonstigesund eben das Grenzpaket.Und es wurden aber ein paar Änderungen vorgenommen und eine Änderung davon war,dass ins Gesetz geschrieben wurde,dass die USA Attackants liefern müssen. Das war in dem Senatsentwurf nicht mit drin.
Tim Pritlove 0:52:08
Und dass ein Teil der Gelder, die an die Ukraine gehen, nur geliehenes Geld sind.Wobei es dann wiederum die Einschränkung gab, dass der Präsident davon dannaber auch einen Großteil wieder erlassen darf.Das waren aber nur so Kleinigkeiten. Das eigentliche Versprechen,glaube ich, was im Raum stand und was das Druckmittel auch war,dass die Republikaner jetzt dann auch wirklich durchziehen,ist, dass ja wiederum die Maga-Republicans, allen voran halt diese MarjorieTaylor Greene ja schon angekündigt hat, dass wenn das dann abgestimmt wird,dann kommt sie nochmal an und macht diese, wie hieß das nochmal gleich,also dann will sie sozusagen den Sprecher nochmal zur Wahl stellen.Also es ging darum, den Sprecher abzuwählen.Also nochmal diesen ganzen Zirkus nochmal von vorne anzufangen,der letztes Mal schon Monate gedauert hat, worauf natürlich überhaupt keiner Bock hat.Aber dann haben halt die Demokraten gesagt, wenn das kommt, dann stimmen wirhalt für euren Sprecher und retten dem sozusagen die letzten Monate.Hatte, weil bei der nächsten Wahl wäre es eh absehbar, dass das sozusagen zumneuen Sprecher führen wird.So, weil die Demokraten vielleicht gewinnen im Idealfall.Also das war sozusagen jetzt dieses Spiel.Was ich mich jetzt aber noch frage ist, was war letzten, also wer hat am Endeseine Meinung dann wirklich geändert?War es jetzt der Johnson, der ja im Prinzip die ganze Zeit den den Eindruckgemacht hat, dass er sozusagen für Trump seine Backe dahinhält.War es am Ende Trump selber? Waren es die beiden zusammen?War es die Partei, die denen gesagt hat,Das war es jetzt. Also ich frage mich, was war letzten Endes der Tipping Point?Also der Auslöser war sicherlich dieser Raketenangriff des Irans.Aber bei wem hat es letzten Endes zu einem Wandel der Beurteilung der Situation geführt?Weil Johnson ist ja ab dem Moment auf einmal in die Öffentlichkeit gegangen,als hätte er auf einmal das erste Mal davon gehört, von der ganzen Situationund redete halt auf einmal wie so ein normaler Republikaner,während er vorher halt die ganze Zeit wie so ein Trump-Fan geredet hat.Dann war auf einmal Amerika wichtig und wir müssen unsere internationale Stellungund das ist jetzt eine große Krise und Russland darf nicht gewinnen und manfragte sich so, ist der Typ jetzt irgendwie ausgetauscht worden oder was ist jetzt gerade passiert?
Pavel Mayer 0:54:47
Ja, ja, ja, alles sieht so aus. Bei Trump ist es so, wie bei allen Populisten,bei allen rechten Populisten, da steckt nicht viel Ideologie dahinter.Und der ist jederzeit, also wenn er jetzt einen Vorteil sieht,seine Position zu ändern,dann ändert er die auch ohne irgendwie, ja, was interessiert mich mein Gerede von gestern. Ja, so.Und das scheint so zu sein, dass er so ein bisschen dann den Switch gemachthat nach dem Motto, naja, Ukraine ist wichtig und die Europäer müssen aber mehr tun.Und so gesagt hat, aber ja, wir machen das dann jetzt, aber Ukraine ist wichtig,aber eigentlich müssten die Europäer noch mehr tun.Womit man leider sagen muss, er auch Recht hat.Ja, das ist so eine der wenigen Dinge, wenn Trump sagt, die Europäer tun zuwenig für ihre Verteidigung, dann hat er damit vollkommen recht.Allerdings aus Sicht Europas oder aus Sicht der USA würde eine Emanzipierung Europas,also wenn Europa jetzt militärisch aufrüstet,würde das aber auch bedeuten am Ende, dass Europa politisch an Gewicht gewinnt gegenüber den USA.Dass die USA dann eben, ja...Und nicht mehr diese Position oder diesen überragenden Status plötzlich haben,sondern dass dann sagen plötzlich Europa auch in der Lage wäre,weltweit mehr zum Player zu werden, als das bisher der Fall ist.Auch wenn der politische Wille und die politische Struktur bisher nicht da ist.Aber wir haben ja jetzt viele Änderungen gesehen und in Europa ist da ja auch einiges im Schiff.Und eigentlich wäre das fast zu begrüßen, wenn Europa global mehr an Einflussgewinnen würde gegenüber den USA.Insofern wäre Trump jetzt aus meiner Sicht jetzt zwar eine Katastrophe für die USA,was dann auch erstmal eine Katastrophe für die Welt bedeutet,aber langfristig durchaus auch eine Chance für Europa darstellen würde.Und auf jeden Fall hat er jetzt dazu beigetragen, auch Europa massiv aufzurütteln,weil plötzlich auch in Europa allen klar geworden ist,wir können uns unter Umständen nicht dauerhaft auf die USA verlassen.
Tim Pritlove 0:57:53
Bevor wir auf Europa kommen, lass uns vielleicht die Geschichte,die sich jetzt sozusagen in den USA abgespielt hat, kurz zu Ende bringen.Also die Situation hat sich geändert, irgendwann war es dann auch….Trump angekommen, dass er quasi mit dieser Haltung sich nicht mehr durchsetzenkann. Der APEC macht Stress.Die Öffentlichkeit war ganz klar auf der Seite der Ukraine und vor allem auf der Seite Israels.Die beiden Fälle waren einfach verbunden und es geschah dann sozusagen das,was man schon langsam nicht mehr für möglich gehalten hat. Es gab diese Abstimmung,alles ist verabschiedet worden. Was ist verabschiedet worden?Es ist ein Paket von 60 Milliarden US-Dollar verabschiedet worden,was sich jetzt sozusagen fürdas nächste halbe Jahr, ich weiß nicht ganz genau wie lange, erstreckt.Im Prinzip ist jetzt die USA in der Lage, jede Woche ein Hilfspaket,ein militärisches Hilfspaket in Höhe von einer Milliarde US-Dollar zu,also es geht glaube ich über ein Jahr, also im Prinzip jedes Jahr können siejetzt eine Milliarde US-Dollar ausgeben.Der Großteil dieses Geldes ist dafür gedacht, in die eigene Militärindustrie zu investieren.Das war ja schon immer das Absurde an dieser ganzen Haltung der Republikaner,die immer gesagt haben, kein Geld für die Ukraine.Das ist im Wesentlichen Geld für die USA selber.Und ein Großteil dieser Raketen und Waffen, die geschickt wurden,beileibe nicht alles, aber wirklich sehr viel, sind Sachen, die die USA sonsthätten teuer entsorgen müssen.Also im Prinzip ist das das billigste Entsorgungsprogramm, was sie je hatten,weil anstatt aufwendig irgendwelche Missiles wieder auseinanderbauen zu müssen und.Dem Schrott zuzuführen, was auch nochmal Geld kostet, können sie stattdesseneinfach auf ein Schiff legen oder auf ein Flugzeug packen in die Ukraine und auf die Russen werfen.So, bam, dann explodiert das und dann ist das quasi entsorgt.Klingt jetzt ein bisschen zynisch, aber das ist ja einfach die Realität.Das heißt, es ist nicht nur so, dass es die USA Geld kostet,neue zu bauen, aber das hätten sie eh machen müssen.Sicherlich gibt es ein paar Sachen, die jetzt auch schon vor Ablauf ihrer Lifetimedort verballert werden.Aber so oder so geht ein Großteil dieses Geldes direkt in die amerikanischeWirtschaft und führt dazu, dass eben große Unternehmen, die halt dort Militärtechnik herstellen,also Boeing, Raytheon, wie sie alle heißen, die bekommen halt die Kohle.Und nur ein kleiner Teil von diesem Geld sind direkte Gelder,die tatsächlich an die Ukraine gehen.So und das ist jetzt beschlossen worden und jetzt sind auch die ersten Paketeschon verabschiedet worden und wie du schon gesagt hast,neu ist ja eben, dass auch diese Attackams mit dabei sind das heißt es ist indiesem Beschluss eigentlich auch das erste Mal ein expliziter politischer Wunschkodiert weil bisher hatten wir ja immer so dieses,ja die Ukraine darf nicht verlieren,Das war so immer diese Formulierung mit, oder sagen wir mal so,oder Russland darf nicht gewinnen.Wie Roman auch immer das macht.Aber was nie so richtig gesagt wurde ist, Russland muss verlieren.Und es ist sicherlich noch einiges zu gehen in der Art und Weise,wie das alles formuliert wird.Aber man merkt, dass es langsam kippt, dass man so dieses,ja nee, also irgendwie müssen wir Russland noch mehr einnorden und es trautsich derzeit noch keiner zu sagen, was am Ende dieses Prozesses ohnehin stehen wird.Und auch in Europa noch nicht so ganz.Aber ich glaube, wir befinden uns jetzt auf dem Weg, wo man sagen kann,in einem Jahr, spätestens in zwei Jahren, wobei ich es furchtbar finde,dass wir über solche Zeiträume überhaupt noch reden müssen.Aber es kann sein, dass dieser Konflikt noch zwei Jahre dauert.Einfach weil die Russen so lange noch reinschieben können. So lange haben sienoch Zeug, Panzer, Leute.
Pavel Mayer 1:02:17
Du weißt, was wir zynisch in der ersten Sendung zur Ukraine geschätzt haben,wie lange der Konflikt dauern könnte in den frühen Sendungen,so gemessen an Afghanistan oder anderen Dingen.Deswegen so zehn Jahre sind da jetzt nicht völlig, also das war jetzt vielleichtnicht eine seriöse Prognose, aber zumindest war es eine Prognose.
Tim Pritlove 1:02:45
Eine Möglichkeit.
Pavel Mayer 1:02:46
Eine Möglichkeit oder nicht unwahrscheinlich. Und es sieht jetzt ganz so aus,als wenn uns der Krieg auch weiterhin noch eine ganze Weile erhalten bleibt.
Tim Pritlove 1:02:57
Also ich wäre schon ganz froh, wenn es mit den nächsten zwei Jahren dann auch getan wäre.Ich glaube, dass in dem Moment, wo man jetzt die generelle Ausrichtung oderZielsetzung des Westens ändert.Wenn man sagt, Russland muss besiegt werden und ich glaube nicht,dass irgendein Weg daran vorbeiführt, dass wir an diesem Punkt kommen werden.Weil dann die Logik einfach sagt, Russland muss besiegt werden,heißt wir müssen alles dafür tun, dass Russland besiegt wird.Und alles dafür tun, dass Russland besiegt wird, ist halt mehr als der Ukrainegenug Waffen zu schicken, dass sie ihre Front halten können.Sondern es muss sozusagen eine aktive Änderung der Besetzungssituation herbeigeführt werden.Und das ist etwas, was sich jetzt das erste Mal abzeichnet. Es bezeichnet sichab in dem Auftrag, der quasi mit diesem Beschluss in den USA jetzt erfolgt ist, weil man sagt.Russland muss etwas entgegengesetzt werden, wir brauchen auch Attack-Ims undwir müssen die einsetzen.Ich bin mir jetzt noch nicht so sicher, ob damit auch schon der Nutzungsraumdieser Attack-Ims geändert wird. Also was ja jetzt noch mit dazu kommt,ist, dass von Long Range die Rede war.Das ist sozusagen das Erste. Und Long Range in Bezug auf die Situation im Ukraine-Konflikt bedeutet,wir haben derzeit diese Attack-Games-Raketen, die können so 100,150 Kilometer abdecken.Also das ist sozusagen derzeit der Wirkungsraum, in dem sich die Ukraine mitden ihnen zur Verfügung stehenden und zur Verfügung gestellten Waffen derzeit betätigen könnte.Das reicht aber nicht, um das Hinterland des besetzten Bereichs vollständig abzudecken.Insbesondere reicht es nicht, um die Krimbrücke zu attackieren, die Kerchbrücke.Jetzt ist aber von Long Range die Rede und wenn wir von Long Range reden,bei dem Arsenal heißt das eben 300 Kilometer und damit kommt auf einmal daserste Mal alles wirklich unmittelbar in Reichweite, was derzeit von Russlandbesetzt ist in der Ukraine.Und es eröffnet natürlich auch nochmal ganz andere Möglichkeiten des Rückschlagsim russischen Bereich, den man ja so auch schon erreicht,aber wo halt bei vielen Waffenlieferungen noch diese Einschränkung war so,ja könnt ihr haben, aber dürft ihr halt nicht auf russisches Gebiet schicken,sondern dürft ihr nur auf besetztes Gebiet schicken.Was natürlich ein bisschen absurd ist in so einem Krieg, wo hinter der Grenzehalt die gesamte Mobilisierungs- und Logistikinfrastruktur für den Angriff aufdas besetzte Gebiet liegt und was selbstverständlich auch mit angegriffen werden muss,um da entsprechende Effekte zu erzielen und was ja auch absolut mit dem Völkerrecht im Einklang steht.Also von daher ist halt leider diese ganze Diskussion auch in den USA noch zusehr von so einer Angst geprägt, aber ich glaube in den USA ändert sich das.So und jetzt können wir ja mal den Move machen auf Europa,weil ich eben auch den Eindruck habe, dass sich das in Europa langsam ändertund wir jetzt eben so einen langsamen Bewusstseinswandel sehen,der sich zwar in Deutschland noch nicht so richtig niederschlägt,aber auf jeden Fall in Frankreich.
Pavel Mayer 1:06:38
Ja, das war ja dann auch die große Debatte,die dann bei uns aufkam, die läuft ja auch jetzt schon seit längerem,dass Macron ins Spiel gebracht hat, französische Truppen in die Ukraine zu schicken.Das wurde natürlich von russischer Seite aus weder interpretiert,als dass da jetzt französische Bataillone in den Krieg ziehen.Aber was wohl vor allem gemeint war,war halt bestimmte Experten und Spezialisten zu schicken, die bei der Ausbildungund bei der Bedienung bestimmter Waffensysteme helfen.Was faktisch jetzt auch stattfindet eigentlich.Aber eben unter prekären Bedingungen, sage ich mal.Weil, ja, das halt eben nicht offiziell ist und deswegen es da Grenzen gibt,was dann fremdes Militär in dem Land eigentlich machen kann und was nicht.Und es ist dann halt alles so ein bisschen ungeklärt und findet in einer Grauzonestatt, was nicht unbedingt hilfreich ist.Aber ich vermute auch deswegen, dass es mehr politisch war, diese Ansage,mehr ein Signaling an Russland als jetzt tatsächlich eine...Dass jetzt Frankreich in größerem Umfang plötzlich Truppen schickt.Aber es hat natürlich die Diskussion aufgemacht, vor allem auf russischer Seite.Und in Deutschland wurde dann natürlich auch die Debatte, es ist dann natürlich auch hochgekocht.Und von der SPD ist da jetzt, glaube ich, nicht viel zu erwarten,weil ich weiß nicht, ob du schon die neuen Plakate der SPD zur Europawahl gesehen hast.
Tim Pritlove 1:08:53
Nee, was steht da drauf?
Pavel Mayer 1:08:54
SPD irgendwie die Friedenspartei.Frieden wählen oder so.
Tim Pritlove 1:09:01
Ach ja. SPD wählen. Naja, besonnen handeln habe ich noch gelesen.Es ist alles so eine schöne Färberei mit irgendwie, ja, wir lassen uns hiernicht in die Konflikte reinziehen.Ich meine, es reflektiert in gewisser Hinsicht die Die Denke,die derzeit in Deutschland, glaube ich, in der Öffentlichkeit noch vorherrscht,so dieses, oh ja, nee und Krieg und so, das ist ja alles ganz böse und das wollen wir ja nicht.Und wenn wir uns nur genug wegducken und die Augen zuhalten,dann wird das schon irgendwie weggehen.Aber ich glaube, an dem Punkt sind wir schon lange dran vorbei.Und die Realpolitik, die ja gemeinhin mit diesem deutschen Begriff internationalauch erwähnt wird, Realpolitik findet glaube ich derzeit eher in Frankreich statt. hat.Damit will ich jetzt nicht sagen, dass alles, was jetzt in Frankreich entschiedenwurde in der letzten Zeit und auch das Maß der Beteiligung Frankreichs an derUnterstützung der Ukraine in irgendeiner Form angemessen und ausreichend ist.Das mit Sicherheit nicht.Aber die Franzosen.Als nun mal die kräftigste Militärmacht in der EU sind definitiv auf einem anderenWeg und Macron hat halt in seinem ersten Hinweis, ja was du erwähnt hast,im Prinzip auch erstmal beendet dieses,also wir hören jetzt mal auf den Russen immer zu sagen, was wir nicht tun,sondern wir schließen mal erstmal nichts aus.Das war ja so im Prinzip das Erste und es ging erstmal primär um,was wäre, wenn wir unsere Leute in der Ukraine haben und helfen,was sowieso schon der Fall ist.Ja, das war ja das Absurde und dann hat ja Macron gesagt,wir können nicht wie die Engländer und die Amerikaner da irgendwie Leute von uns hinschicken,Bundeswehr und das haben wir ja besprochen, dass sie dann alle total aufgeregthaben und Deutschland muss sich echt nicht wundern, wenn denen keiner mehr irgendwelcheGeheimnisse erzählt, wenn sie sich so in der Öffentlichkeit verhalten.Also das hat natürlich die deutsche Öffentlichkeit auch nicht gecheckt,aber der Kanzler hat sich einfach komplett zum Horst gemacht mit seiner Reaktion.Jetzt kam aber der zweite Schritt von Macron, wo er im Prinzip gesagt hat,wenn die Frontlinie bricht in der Ukraine, dann müssen wir auch über andere Maßnahmen nachdenken.Ich weiß nicht genau, was er gesagt hat, aber im Kern hat er gesagt.Wir können auch mal anfangen darüber nachzudenken, da mit Truppen reinzugehen.Und das muss ja nicht die NATO sein.Das kann ja jedes Land auch für sich alleine entscheiden.Wenn Frankreich der Meinung ist, die Ukraine braucht jetzt mal konkrete militärischeUnterstützung durch das französische Militär, dann können sie das ja tun.Damit wird kein NATO-Vertrag aktiviert, weil es ja kein Angriff auf Frankreich ist.Aber so wie Frankreich irgendwie in Afrika seine Fronten aufmacht,auch wenn das nochmal ein ganz anderes Thema ist und mit dem Ukraine-Konfliktso mittelbar erstmal nichts zu tun hat,können sie das natürlich auch in der Ukraine tun und genauso können das auchSchweden und die Balken und können alle das machen.Und wenn die dann da in der Ukraine von den Russen angegriffen werden,dann ist das kein Verteidigungsfall für die EU und kein Verteidigungsfall fürdie NATO, dann ist das deren Entscheidung.Aber am Ende wäre es natürlich zu begrüßen, dass wir einen europäischen Movehaben und im Idealfall halt auch, dass die NATO-Staaten sich da einig sind.Ich meine, dann kommt nochmal Türkei und Ungarn auch nochmal ins Spiel,das ist sicherlich schwierig, von daher wird so eine bilaterale Aktivität eherdie wahrscheinliche sein.Nein, aber es kann halt durchaus sein, dass Frankreich irgendwann an diesenPunkt kommt und sagt, wir gehen da jetzt mit rein.Wir machen da jetzt mit, weil wir können es uns nicht leisten,dass Russland angreift.Und dann stehen die anderen natürlich da und müssen die Frage beantworten,was machen wir jetzt, wenn die Franzosen da sind? Machen wir jetzt nichts?Oder was machen wir jetzt? Und das ist, glaube ich, die Debatte,die sich jetzt gerade entwickelt.
Pavel Mayer 1:13:28
Ja, also ich frage mich natürlich sozusagen realistisch, was Frankreich dort tun könnte.Und gut, ich meine, Frankreich ist natürlich auch Atommacht so.Also insofern lässt Frankreich da jetzt auch nicht so mit sich rumspringen wievielleicht andere Länder,obwohl Deutschland tatsächlich großen Anteil auch an der französischen Atomstreitmacht hat.Also Deutschland baut die Raketen im Prinzip, wo die Atomsprengköpfe und so.Also Deutschland hat da dick seine Finger auch in der französischen nuklearen Abschreckung mit drin.Aber davon mal ab.Letztlich wäre wahrscheinlich realistisch einerseits bei der Flugabwehr zu helfen,das wäre wahrscheinlich eine Sache.Und wahrscheinlich, wenn es jetzt zu einem russischen Durchbruch käme in irgendeiner Art,dass man wahrscheinlich am ehesten mit der Luftwaffe und mit Raketen irgendwiedirekt aus der Ferne eher eingreifen würde.So, das könnte ich mir noch vorstellen.Aber es ist natürlich alles eine Folge dessen, dass man die Ukraine so hat hängen lassen,weil eigentlich will das niemand, dass jetzt Frankreich oder überhaupt irgendwelcheNATO-Länder direkt jetzt auf Russen schießen oder umgekehrt.Weil das hat halt schon natürlich Potenzial, dann weiter zu eskalieren.Aber auf der anderen Seite ist das genau jetzt ein Symptom dessen,dass wir auch seit Monaten oder seit Jahren reden.Wenn man die Ukraine nicht hinreichend unterstützt, dass sie sich selber verteidigen kann.Und die Russen dann auf dem Vormarsch sind,dann werden wir in den Krieg zwangsläufig mit hineingezogen,weil wir allein die Flüchtlingswellen, die das auslöst,nicht tolerieren können von der ganzen humanitären Katastrophe und so. Folgendes.Ich meine, wir haben ja jetzt schon Millionen von Ukrainern in den besetztenGebieten, die faktisch gegen die Ukraine und gegen die NATO-Interessen kämpfen.Und das kann natürlich auch nicht in unserem Sinne sein, dass jetzt noch, weiß ich nicht,10 oder 20 Millionen mehr Ukrainer plötzlich unter russische Kontrolle geratenund dann quasi gezwungen werden,gegen uns in den Krieg zu ziehen.Und das ist halt, glaube ich, der Denkfehler, dem viele jetzt die Frieden wollen,um jeden Preis erliegen.Das sagen, indem man deeskaliert jetzt oder indem man die Ukraine hängen lässt,dass das für mehr Sicherheit sorgt.Aber das Gegenteil ist aus meiner Sicht der Fall.Und diese Frankreich-Geschichte, glaube ich, gibt uns da Recht,dass, wenn die Ukraine verliert, die Eskalation unvermeidlich ist.
Tim Pritlove 1:17:29
Und es kommt ja noch was anderes dazu.Also die Bedrohung durch Russland, also die unmittelbare militärische Bedrohung,der dann noch größere Aufwand das Ganze im Rahmen zu halten.Aber gehen wir jetzt mal auch einfach davon aus, dass wir an einem Punkt dannsein werden, wo Russland dann auch wirklich besiegt ist. Es gibt ja keine Alternative dazu.Es kann nichts anderes am Ende stehen, als dass Russland aus der Ukraine komplettverscheucht wird. Alles andere ist politisch überhaupt nicht akzeptabel zu diesem Zeitpunkt.Und dann müssen wir das Land aufbauen.Und mit jedem zerstörten Kraftwerk, mit jedem zerstörten Haus,mit jedem Krankenhaus, mit jeder zerstörten Infrastruktur, mit jedem zerstörtenStaudamm wachsen die Kosten, um die Ukraine auf ein EU-Level zu bringen.Und diesem Land eine Zukunft zu garantieren, die absolut erforderlich ist füreine Stabilität an dieser Ostgrenze zu Russland, wachsen diese Kosten einfachnochmal exponentiell an. Also es wird immer teurer.Jedes bisschen zurückgehaltener Unterstützung muss zehnfach später bezahlt werden.
Pavel Mayer 1:18:52
Ja, ja. Wobei, also aus meiner Sicht,schätze ich das so ein,dass es keinen, aber keinen klaren Weg gibt, jetzt die russischen Truppen militärischzu verdrängen oder zu vertreiben.Also ich rechne nicht damit, dass Russland irgendwann tatsächlich faktisch dieLeute ausgehen oder die Munition ausgeht oder die Waffen ausgehen.Also ich glaube, Russland könnte das jahrzehntelang auf dem aktuellen Leveltatsächlich fortsetzen,jetzt rein materiell gesehen.Das Problem ist aber, dass irgendwann man davon ausgehen kann,der politische Wille in Russland erlahmen wird.Weil wenn die Kosten zu hoch werden und die Fortschritte ausbleiben,also sprich, ein Ausgang im Sinne jetzt des Westens wäre einer,wo Russland dann sich in einer Situation befindet wie damals in Afghanistan.Afghanistan, also Russland war jetzt auch in Afghanistan nicht besiegt,aber die Stimmung zu Hause war halt irgendwann so, dass man keinen Bock mehr hatte.Und aus meiner Sicht ist das der Punkt, wo man hinkommen muss,dass Russland einfach anerkennt oder sieht.Dass da nicht mehr zu holen ist und dass sie sich dann zurückziehen.So, aber davon sind wir noch weit, weit, weit entfernt.Auf lange Sicht natürlich jetzt, ich sag mal drei, vier, fünf Jahre oder so,wäre es durchaus möglich,die Ukraine dann so weit aufzurüsten, dass sie dann tatsächlich in der Lageist, dann wieder militärisch die Oberhand zu gewinnen und auch in die Offensive zu gehen.Aber davon sind wir derzeit auch weit entfernt.Das heißt, im Moment sieht es halt so aus, dass sich auf absehbare Zeit beideSeiten weiter unter hohen Verlusten bekämpfen werden.
Tim Pritlove 1:21:41
Also ich teile deine Einschätzung nicht, dass Russland das jetzt beliebig lange durchhalten kann.Also würde es jetzt wirklich einen militärischen Druck geben von Europa ausund vor allem von den Amerikanern aus.Also wenn jetzt Amerika in diesen Krieg eintreten würde, dann...Dann halten die das nicht zehn Jahre durch. Und die haben auch nicht,ich meine allein die Panzermengen, die sie jetzt verbanden, man kann jetzt davon ausgehen,dass ungefähr 50 Prozent der Panzer,und vielleicht nur 20 Prozent ihrer Armat-Wickel, also je nach Kategorie istdas so ein bisschen anders, aber bei den Panzern kann man glaube ich relativklar sagen, dass wir da so uns den 50 Prozent,und zwar den besseren 50 Prozent ihres Bestandes annähern und sie sind nichtin der Lage, auch mit ihrer maximal hochgefahrenen.Kriegsproduktion, in der sie sich jetzt bereits befinden, das lange durchzuhalten.Also Russland ist jetzt quasi in einem Kriegsmodus wirtschaftlich.Die großen Firmen müssen Personal abgeben, damit die irgendwie an der Front kämpfen.Die verlieren also am laufenden Meter Leute und da haben wir ja schon viel darüberdarüber gesprochen, was das heute schon für Probleme auslöst, Infrastruktur.Man hat jetzt gerade diese riesigen Überschwemmungen gehabt in bestimmten Landesteilen,dem sie einfach nichts entgegensetzen wollen oder können.Die Korruption macht das Land kaputt und die Unternehmen verdienen auch kein Geld mehr.Sogar Gazprom hat jetzt irgendwie das erste Mal seit 20 Jahren Verluste gemeldetund zwar heftige Verluste.Also da geht es sozusagen mal konkret in die andere Richtung.Und wenn der ganze Öl- und Gassektor kein Geld mehr abwirft,dann ist das Land auch nicht mehr in der Lage, diesen Krieg beliebig zu finanzieren.Vielleicht schon nochmal ein bisschen länger theoretisch, aber irgendwann,wie du schon richtig sagst, geht dann auch in der Bevölkerung der Deal irgendwann nicht mehr auf.Weil dann funktioniert das halt eben auch mit dem Wohlstand in Moskau und in St.Petersburg nicht mehr und das ist eigentlich das Einzige, worum es geht die ganze Zeit.
Pavel Mayer 1:23:56
Ja, allerdings setzt Russland im Moment,ich meine es ist schwer wirklich gute Zahlen zu bekommen, aber die letzte Schätzung, die ich hatte, ist,dass der Krieg direkt Russland ungefähr 100 Milliarden Dollar im Jahr kostet,also 300 Millionen am Tag.Das sind so die Größenordnungen, was halt ungefähr 5% vom russischen Bruttoinlandsprodukt.Im Zweiten Weltkrieg hatten verschiedene Länder dann die Rüstungsproduktion bis auf 50,60 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt hochgefahren.Also das sind so die Grenzen einer volkswirtschaftlichen Belastbarkeit,so ungefähr die Hälfte aller Ressourcen in den Krieg zu stecken.Und davon ist Russland noch weit entfernt.Das ist der Grund, warum ich glaube, dass auf dem bisherigen Niveau, was es bisher kostet,Russland das dauerhaft durchhalten kann, rein wirtschaftlich betrachtet.Eine andere Sache sind die Verluste an Menschenleben.Das war auch im Afghanistan-Krieg, glaube ich, so ein Punkt,wo es dann anfängt, was halt irgendwann auffällt.
Tim Pritlove 1:25:42
Ja gut, aber im Afghanistan-Krieg waren es irgendwie 30.000,die gestorben sind und 30.000 verlieren die jetzt mal pro Monat gerade.Also das scheinen sie noch wegzuschlecken, aber ich kann mir nicht vorstellen,dass das so eine beliebige Ressource ist, die man einfach so nach wie vor dortreinwerfen kann. Ich meine auch das ganze Material.Womit wollen sie denn dann irgendwann den Krieg nochmal führen,wenn alle Panzer weg sind?Also ich meine, wenn sie jetzt schon 50% losgeworden sind, die können nichtso viele Panzer bauen, wie sie derzeit verbrauchen.
Pavel Mayer 1:26:18
Also ich halte es schon für möglich, dass sie die Panzerproduktion jetzt speziellbei Panzern hochfahren.Man geht davon aus, oder sie behaupten, dass sie jetzt 100 Panzer im Monat neuherstellen können, die Russen.Das sind so die Zahlen, von denen die Rede ist.Wobei man natürlich nicht weiß, sind das jetzt wirklich neue Panzer oder istdas inklusive Refurbishment und Reparatur und sozusagen Modernisierung von Gerät,was sie noch im Depot haben.Wahrscheinlich spielt das irgendwie mit da rein. Auf der anderen Seite sindjetzt 100 Panzer im Monat für ein Land wie Russland jetzt kein unüberwindliches Hindernis.Sie haben die Rohstoffe, sie haben die Energie, sie haben ein bisschen Problemebei der technischen Ausrüstung, beispielsweise bei Nachtsichtgeräten und dabauen sie halt minderwertigen Kram ein.Aber mein Punkt ist, dass Russland durchaus in der Lage ist,100 oder 200 Panzer im Monat tatsächlich zu produzieren irgendwann,also wenn sie es wollen und Munition und anderes und damit auf einem Niveauzumindest Waffen nachproduzieren können,dass die Ukraine sie nicht einfach überrennt.Kann, also sozusagen dem Zusammenbruch eigentlich abwenden können.Rein jetzt materiell gesehen.
Tim Pritlove 1:28:08
Ja, die Ukraine, ja. Aber halt nicht mehr als die Ukraine.Und Russland würde heute schon schwer darunter leiden, wenn irgendwo noch aneiner ihrer Grenzen ein weiterer Konflikt entstehen würde.Und das Land ist extrem vulnerable.Also mir will das nicht so in den Kopf, dass sie das so mühelos schaffen.
Pavel Mayer 1:28:30
Und nicht mühelos, sondern mit Folgen natürlich für Inflation und Warenversorgungfür auch den privaten Sektor und so.Aber wie gesagt, die Größenordnungen sind jetzt noch nicht so,dass sich, also Russland ist weit entfernt vom totalen Krieg.
Tim Pritlove 1:28:51
Gut, also wir müssen das offen lassen, weil um ehrlich zu sein, wir wissen es nicht.Also wir kennen diese Zahlen nicht und alle Zahlen, die veröffentlicht sind, sind halt von Russland.Das heißt, die stimmen im Zweifelsfall sowieso nicht, beziehungsweise werdenso gar nicht herausgegeben.Es sind alles nur Einschätzungen, Abschätzungen und wir wissen vor allem eins,alle Einschätzungen in Bezug auf Russland zu Beginn dieses Krieges lagen auch weit daneben.Und das Ganze eben vor dem Hintergrund eines möglichen Eintritts einer weiterenPartei in diesen Krieg, glaube ich, sind diese Ressourcen dann aber auch sehrschnell unter einem ganz anderen Druck.Anyway, lass uns vielleicht nochmal zurück auf Europa kommen und wie sich Europajetzt sozusagen aufstellt, weil die These war ja, Russland kämpft weiter,Ukraine darf nicht verlieren, alle haben jetzt so ein bisschen Schiss vor dieser doppelten Bedrohung.Auf der einen Seite eine russische Front, die voran marschiert auf der einenSeite und Trump im Rücken auf der anderen Seite.Also diese Angst Amerika als großer Beschützer zu verlieren.Die sozusagen auf Zuruf irgendwo reinfliegen und ihre Macht demonstrieren unddann kann Europa weiterhin Gutes tun und Zelte bauen und von Friedensmissionenträumen, wie Deutschland das halt ganz gerne macht.Ich sehe, dass sich das in Europa ändert, nur eben noch in Deutschland nicht.Also Frankreich haben wir jetzt schon besprochen, die skandinavischen Länderziehen ihren Support extrem an, Norwegen erhöht am laufenden Meter das Budget der Unterstützung,Dänemark liefert mehr oder weniger schon seinen kompletten Militärbestand dorthin.Also alle F-16, die komplette Artillerie, was sie haben.Tschechien tut ja eine ganze Menge, da haben wir ja schon in der letzten Sendung drüber gesprochen.Die baltischen Staaten reißen sich sowieso schon ein Bein aus.Und man darf vor allem nicht vergessen, Polen rüstet mehr auf,als die Ukraine an Unterstützung erhält.Also allein Polen wird schon zu so einer Superpower und ich denke,in dem Moment, wo Frankreich sagt, wir gehen ja jetzt mal rein,da ist Polen dann auch nicht weit.So und wenn Polen im Krieg mit Russland ist wird sich Deutschland dem sowieso nicht entziehen können.Ja ich weiß, dass jetzt einige zuhören und sagen, oh mein Gott,hier Pavel, Tim habt ihr überhaupt noch alle ihr redet ja hier den großen Kriegherbei und wir wollen ja keinen dritten Weltkrieg haben,also ich will das auch nicht Ja. Ich wollte das alles nicht.Aber mir, ich kann nicht weiter in so einer Traumwelt leben,wo wir uns denken, so, ja, wieso ist so hier 23 Grad in Berlin,ist ja schön, ich kann den ganzen Tag in meinem Kaffee sitzen,meinen Laptop aufklappen und irgendwie von der Zukunft träumen. Aber.Mir misslingt es einfach, Europa nicht als Ganzes zu sehen.Also für mich ist irgendwie diese Kleinstaaterei hat mir noch nie gepasst undfür mich fängt Europa an der Ukraine und an Polen und an den baltischen Staaten und Finnland an.So, Russland ist für mich die Antithese zu dem,was wir jetzt hier haben in ihrer ganzen imperialen Attitüde und in dem,was Russland sozusagen für uns sein kann.Ich meine Russland ist maximal so ein feuchter rechter Traum von Größe und Stärke,wo aber irgendwie nichts dahinter ist. Der Kaiser hat irgendwie keine Kleider.Ich identifiziere mich mit allem, was der Rest von Europa ist und für mich kannes nur eine europäische Einheit geben.Und insofern sehen wir uns als Europa, als westliches Modell konfrontiert miteinem völlig durchdrehenden Russland, was leider.Das tut mir ja sehr leid für die russischen Bürger, die es auch anders sehen,aber die einfach frei drehen und die einfach in jeder Hinsicht so verhalten,wie das Deutschland in den 30er Jahren getan hat.Die wollen diesen Kontinent mit Krieg überziehen.Die haben imperiale Ansprüche.Im Fernsehen wird die ganze Zeit erzählt, wen sie jetzt als nächstes noch allesausradieren und bombardieren wollen und definieren sich ausschließlich überso einen territorialen Gesamtanspruch,dass sie irgendwie alles kontrollieren wollen.Und das ist ja auch nicht nur in Europa so, es ist halt auch in Afrika so.Und wo auch immer sie mitmischen, sie erzeugen einfach nur Ärger und Krieg und Gewalt.Das ist halt einfach mal ein Fakt und dem müssen wir uns entgegenstellen.So wie wir es bisher gemacht haben, funktioniert das leider nicht und das gehörtdann einfach dazu, dass wir jetzt einfach mal akzeptieren, dass Russland imKrieg mit Europa ist. Und wir sind Europa.Also sind wir da. Und dieses ganze Gerede mit man darf nichts eskalieren undwir dürfen uns nicht in den Krieg hineinziehen lassen.Sorry, wake up. Wir sind im Krieg.Wir haben uns das nicht gewünscht und wir haben das auch nicht gewählt,sondern das ist etwas, was Russland hier an die Tür getragen hat.Aber das ist halt unsere Tür und dementsprechend müssen wir uns auch entsprechendverhalten und das bedeutet natürlich leider eine Kriegsindustrie wieder in Wallungzu kriegen, die in der Lage ist,dem was Russland dort aufbietet etwas entgegen zu halten.Und zwar nicht, weil ich Krieg geil finde, sondern einfach weil es nicht andersgeht, weil die Alternative ist Tod und Zerstörung und da habe ich jetzt ehrlichgesagt gerade keinen Bock drauf.
Pavel Mayer 1:35:46
Ja, da stimme ich absolut mit dir überein. Wobei, ich meine,es ist alles immer irgendwie auf einem Spektrum.Aber wir befinden uns in einem Stellvertreterkrieg auf jeden Fall, so mit Russland.Das kann man glaube ich festhalten und das sieht auch Russland so und,wir haben aber bisher vermeiden können dass dieser in einen heißen Krieg übergeht so also,kalt.
Tim Pritlove 1:36:32
Ist er nicht.
Pavel Mayer 1:36:33
Nee, aber in einem heißen Krieg oder in einem direkten Krieg, sag ich mal,zwischen NATO und Russland oder NATO-Ländern und Russland.Also es ist nach wie vor ein stellvertretender Krieg. Die Ukrainer kämpfen,die Ukrainer sterben so in erster Linie in diesem Krieg auf unserer Seite.
Tim Pritlove 1:37:02
Ja, für uns.
Pavel Mayer 1:37:02
Für uns, genau. Für sich natürlich auch,aber das ist halt das Irrsinnige,dass wir nicht mit allem, was wir können,unterstützen und unterstützt haben, um eben genau dieses Szenario abzuwenden,dass wir da mit Truppen rein müssen.Was bisher zwar noch gelungen ist, aber was jetzt nicht garantiert ist,aufgrund der aktuellen militärischen Entwicklung.Aber ich sehe nach wie vor für keine Seite, weder für Russland noch für dieUkraine, einen klaren Pfad,den Konflikt militärisch zu klar zu entscheiden.So den sehe ich im Moment nicht.Also auch für Russland nicht.
Tim Pritlove 1:38:08
Ich glaube aber auch, dass das gar nicht mal erforderlich ist.Weil ich denke, dass Russland treibt diesen Konflikt derzeit vor allem deshalbvoran, weil sich der Westen,einfach nicht entscheiden kann sich dem entgegenzustellen in dem Moment wo dieNATO sagen würde so Herr Putin,Wir haben jetzt einfach langsam die Lust verloren und wir sind jetzt einfach nicht mehr bereit.Mach dich jetzt mal auf was gefasst. Also in dem Moment, wo er Stärke spürt,dann wird sich Russland auch zurückziehen.Weil es ist ja nur der Ausblick darauf, dass Europa auch weiterhin nichts undnicht genug tut, gut, die ihn überhaupt in die Lage versetzt zu glauben,hier könnte noch etwas gewonnen werden.
Pavel Mayer 1:39:05
Wir sind diejenigen, die Russland aktiv Hoffnung machen, mehr rauszuholen, als sie bisher haben.
Tim Pritlove 1:39:14
Und in dem Moment, wo sich dieses Blatt wendet und wo einfach klar gesagt wird,also nicht nur bis hierhin und nicht weiter,sondern ab jetzt rückwärts, Ja, in dem Moment, wo sich diese Kräfte aufstellenund wo man mal serious business macht,in dem Moment muss Putin einfach, damit riskiert er quasi sein Leben,seine Position und damit riskiert er auch jeden Rückhalt.Weil in dem Moment, wo es halt einfach konkret gegen das russische Militär aufrussischem Gebiet geht und über nichts anderes müssen wir da reden,dann kann er nur noch verlieren, weil er kann verlieren.Atomwaffen nicht zum Einsatz bringen. In dem Moment, wo das auch nur.Wo da auch nur irgendeine Bewegung ist, wird es einfach böse enden.Das Angriffspotenzial existiert halt im Westen und das wissen die Russen auch.Und dann können sie auch nichts gewinnen.Klar, jetzt werden natürlich einige sagen, oh mein Gott, Tim,hast du sie jetzt alle nicht mehr beisammen?Jetzt redest du noch den Atomkrieg herbei, aber das Ding ist, keiner will Atomkrieg.Auch die Russen wollen keinen Atomkrieg. Die wissen, was damit dann auf dem Spiel steht.Das ist nicht so, dass die so verrückt sind, dass sie alles tun würden.Sie sind nur so krass drauf, dass sie uns alles androhen, damit wir davor davonrennen.Und diese Schisserei und diese Angst Die Angstmacherei, die hier Erfolg hat,die ist es, was Russland den Raum gibt, überhaupt das Ganze noch voranzutreiben.Die wissen, dass sie uns eigentlich militärisch total unterlegen sind.Aber sie wissen leider auch, dass wir in den letzten 10, 20 Jahren,wann auch immer Russland nach vorne marschiert ist, einfach einen Rückzieher gemacht haben.Transnistrien? Kein Interesse jetzt.Abrasien? Ja, Georgien, interessiert uns das nicht. Süd-Ossetien?Ja, die waren ja schon in Abrasien. Und überall, wo Russland gesagt hat,das ist meins, so Krim, war dann immer so Du-Du-Du.Und an das Du-Du-Du haben die sich halt einfach gewöhnt. Die gehen davon aus,dass wir ihnen am Ende dann die Ukraine halt geben.So, ah ja, Donetsk und so weiter, ist ja eh alles kaputt, was wollt ihr damitnoch groß, dann ziehen wir jetzt hier mal eine Linie und dann ist ja Frieden,in Anführungsstrichen.Und deswegen...Deswegen marschieren die immer weiter, weil sie einfach zu keinem Zeitpunktirgendwann mal gesagt bekommen haben, so nö, das war es jetzt,ihr zieht euch jetzt mal zurück, or else.Und weil das halt nicht stattfindet, haben wir diesen Salat.Also es ist halt einfach diese Appeasement-Politik, die schon gegen Hitler nichtfunktioniert hat, funktioniert halt hier auch nicht.Und am Ende ist es auch so, da kann man ja auch Russland noch irgendwie tollfinden und die Kultur und was weiß ich und unsere europäischen Freunde oderwie auch immer man so zu Russland steht.Wenn man irgendwie auch für Russland auch nur ein Funken was im Herzen spürt,was bei mir jetzt nicht so ausgeprägt ist, aber kann ja sein,dann ist eigentlich eine Niederlage das Beste, was Russland passieren kann.Eine Niederlage in der Ukraine ist das einzige, was dazu führen wird,dass diese Gesellschaft in irgendeiner Form wieder auf die Füße kommen kann.Weil sie nur dadurch gezeigt bekommt, okay wir fahren hier mit so einem Volldiktatorim Hitler-Modus, fahren wir einfach nicht gut, das bringt uns nichts,wir brauchen was anderes.Und natürlich wird dann die Nachfolge von Putin irgendwas weirdes sein und wirddieses Land irgendwie die merkwürdigsten Wege finden, aber sie wird halt dannihren Kurs ändern müssen.Also alle großen Imperien sind erst klar gekommen, nachdem sie mal ordentlicheins auf die Mütze bekommen haben. Das gilt für alle.Das gilt für Frankreich, das gilt für Deutschland, das gilt für UK.Ich meine, wir haben alle mal total frei gedreht und waren der Meinung,was kostet die Welt, gibt alles her, hier Afrika, alles unser,Asien, wir müssen da irgendwo in den Philippinen und was weiß ich.Also ich meine, Europa hat die ganze Welt mit Kriegen überzogen und jedes Land,was so eine halbwegs militärische Größe hat, hat seine imperialen Träume gehabtund war dann irgendwann nicht mehr aufzuhalten.So lange, bis es geknallt hat. So lange, bis halt irgendjemand sich entgegengestellthat und gesagt hat, Leute, das war's jetzt.Und dann fing man an wirklich mal von Weltfrieden zu reden, aber bis dahin haltnicht und das ist halt die Lektion, die Russland einfach nicht gelernt hat.
Pavel Mayer 1:44:39
Ja, ich stimme da mit dir bei, dass die Wahrscheinlichkeit sehr groß ist,dass Putin oder auch die russische Führung als Ganzes auf Druck,auf Gewalt tatsächlich reagiert und im Zweifelsfall eher dann einen Rückzieher macht,wenn ihre Macht gefährdet ist.So und ja, aber wie gesagt, Russland ist nicht voll committed bisher.Sondern nur bestenfalls, also noch nicht mal halb committed für diesen Krieg,sondern die versuchen das natürlich hochzufahren, aber Putin versucht gleichzeitignicht zu Hause für zu viel Unruhe zu sorgen.Also Putin sitzt so ein bisschen in der Klemme, wie auch alle Populisten,dass er irgendwo schon auch das Volk zufriedenstellen muss oder zumindest nichtallzu unzufrieden machen darf.Und da gibt es eben Grenzen.Und die kennt Putin auch ganz gut und bisher ist es ihm durchaus gut gelungenda zu lavieren, auch mit immer ein.Auch mit der Rekrutierung und so sind sie eher dann den milderen Weg gegangen,nachdem sie gesehen haben, dass die erste, diese Zwangsrekrutierungswelle,die sie irgendwann gemacht haben, gar nicht gut angekommen ist.Machen sie es seitdem mit Geld halt recht erfolgreich, Leute für den Krieg zu gewinnen.Aber sie könnten halt auch anders.Das ist einfach nur mein Punkt. AlsoRussland hat noch eine Menge Eskalationspotenzial und der Westen auch.Und im Moment scheint es mir so zu sein, dass man sich im Westen und in Russlandso ein bisschen arrangiert hat mit der Situation und eigentlich nicht möchte,gerade dass die zu schnell zu sehr in eine Richtung kippt.
Tim Pritlove 1:47:00
Ja, das wird dann halt nur immer teurer werden. Lass uns mal zum Ausklang nochmalkurz, auch wenn wir jetzt schon über so viele Metathemen gesprochen haben,vielleicht nochmal kurz,auf die potenziellen, ich mag den Begriff gar nicht, Game Changer,was konkret an Technik jetzt gerade am Start ist, was unter Umständen diesenKrieg als nächstes nennenswert beeinflussen könnte.Weil es ist tatsächlich eben diese Militärtechnik, die jetzt die Entscheidungbringen kann. Das ist nun mal einfach so.Wir hatten jetzt schon diese Attackams erwähnt. Vielleicht nochmal,wer das nicht so ganz im Kopf hat, was das genau ist.Also sehr erfolgreich, vielleicht das erfolgreichste Militärinstrument,Was die Ukraine erhalten hat im ganzen Krieg sind diese HIMARS,Multiple Rocket Launchers oder wie heißt nochmal gleich die...Version, die in der Bundeswehr da zum Einsatz kommt, die kompatibel ist.
Pavel Mayer 1:48:12
Mars.
Tim Pritlove 1:48:13
Mars nennen die das genau. Es gab noch irgendwas mit einer Nummer.Aber generell werden die einfach als HIMARS bezeichnet. Das sind so,mobile Abschussstationen, die eben hochpräzise sind und die normalerweise soein 6er Set an Raketen losschicken können.Dann gibt es noch die mit mit 6, die haben glaube ich die mit Rad und ich glaubedie Deutschen haben dann diese Kettenfahrzeugvariante, die nochmal das Doppeltehaben, irgendwie sowas.Aber die sind alle kompatibel mit der Munition.Und dort konnten halt eben bisher diese Gott, die ganzen Abkürzungen,wie heißt nochmal gleich die Munition, die derzeit da, die Gimlas, genau.GLMRS-Systeme, die halt dann irgendwie 100 Kilometer weit schießen können oder80 oder sowas. Und die aber super präzise sind. Das ist halt das Ding.Einmaß kann super präzise abfeuern,also wenn man wirklich eine genaue Zielkoordinate haben, die treffen.So, jetzt gibt es aber eben noch diese Long Range Munition, die eben nochmalsehr viel mehr Sprengkraft hat und die dann mit demselben Launcher abgeschossen werden kann,aber dann nutzt man von diesen sechs Fächern nur eins.Und das sind diese Attack-Ams, die sind halt sehr viel teurer als die andereMunition, macht aber eben sehr viel mehr kaputt und kann eben auch nochmal sehr viel weiter fliegen.Gibt es ja eben in zwei Varianten und mit der weitesten möglichen Variante,die jetzt allegedly eben von den USA auch geliefert wird und abgeschossen werdendarf bis zu 300 Kilometer.Also das ist jetzt sozusagen das, was kommt und es gibt jetzt in den letztenTagen schon vermehrte Angriffe, wo man relativ klar sagen kann,okay, das ist jetzt auch mit Attackams gemacht worden.Nachdem da also lange Zeit nichts passiert ist, gab es jetzt Angriffe auf Truppkonzentrationenziemlich weit hinter der Frontlinie und wir hatten ja schon vor Monaten schonmal Angriffe dann auch auf Hubschrauberstandorte gesehen und so weiter.Also das ist schon eine Waffe, die einiges erreichen kann, muss man jetzt mal schauen.Ob sie dann auch für die Kerchbrücke zum Einsatz kommen kann und wird,ist glaube ich ein bisschen offen, aber es ist denkbar.Es ist denkbar, dass sollte es wirklich mal einen konzertierten Angriff gebenauf diese Brücke, dann wäre es vorstellbar, dass auch die Attackams dort eine Rolle spielen.Taurus gibt es ja nicht. Deswegen wäre das sozusagen eine Option.Viele Leute erwarten das, aber mal gucken, ob das wirklich passieren wird.
Pavel Mayer 1:51:05
Ja, also die Schwierigkeit mit den Attackams ist, sie sind auch nicht ganz unproblematischoder eignen sich auch nicht für alles besonders gut.Also die gibt es halt in drei Varianten im Wesentlichen. So die M39,also Block 1, und dann die haben halt,nur eine Genauigkeit von ungefähr 250 Metern.Also die haben noch nicht mal GPS drin,die haben nur Trägheitsnavigation und sind nicht besonders genau und haben deswegen aber,sind das Cluster-Gefechtsköpfe mit 950 Stück Submunition.Deswegen ist das auch nicht so schlimm.Wenn die nicht genau treffen, weil die ohnehin einen größeren Umkreis für Verwüstung sorgen.
Tim Pritlove 1:52:10
Wie man jetzt auch gerade gesehen hat.
Pavel Mayer 1:52:13
Ja, der Block 1A hat halt zusätzlich auch noch GPS und auch Submunition,ist aber deutlich kleiner und leichter und dafür etwas genauer und unter 100 Metern.Diese beiden Varianten eignen sich aber jetzt nicht besonders für den Angriff der Kertschbrücke,weil das ist mehr so für Luftabwehrstellungen gegen Personal und so weiter. Und die...Allerneuste Variante, die M57, die hat so eine Genauigkeit von 10 bis 20 Meternund die hat dann so einen Penetrationsgefechtskopf.Das wäre also, wenn, dann bräuchte man diese Variante für die Kertschbrücke.Aber mit 10 bis 20 Metern Genauigkeit ist es halt auch nicht ideal.Also idealerweise hätte man da dann schon eine Taurus, die man dann in einender Pfeiler hineinfliegt, würde wahrscheinlich besser funktionieren.Aber ja, wie du schon richtig sagst, ausgeschlossen ist es nicht.Aber wenn, dann bräuchten sie halt die M57-Variante, die neueste Attackums-Variante,wenn sie damit die Kerchbrücke angreifen wollen.Bisher haben sie offensichtlich Angriffe mit Attackams durchgeführt in der Näheder Kertschbrücke auf Luftabwehrstellungen.Also haben da wohl irgendein S-300-System nahe der Kertschbrücke mit Attackams zerstört.Und haben wohl jetzt auch gerade in den letzten Tagen erst mehrere Trainingsplätze angegriffen,wo so russische Truppen ausgebildet wurden und wo man davon ausgeht,dass da mehrere hundert russische Soldaten den Tod gefunden haben könnten bei diesen Angriffen.Und vorher gab es auch noch Angriffe auf Flugplätze, die wohl auch mit Attackamsdurchgeführt wurden und ähm.Es wurden auch Attackams teilweise so pro Angriff drei Stück und so eingesetzt,sodass man davon ausgehen kann,dass die Ukraine die auch in größerer Zahl erwartet, weil wenn sie nur ein paarDutzend davon erwarten würden,dann würden sie nicht gleich drei Stück in einen Angriff auf Truppen packen.Also von daher ist es sehr wahrscheinlich, dass die USA wahrscheinlich einenGroßteil ihres Bestands oder zumindest Hunderte von den Attackams liefern werden.Das ist so die Größenordnung, von der auszugehen ist.Aber wie gesagt, das ist halt auch alter Kram mittlerweile.Also es ist, ich meine,der Block 1 wurde 1991 eingeführt, das ist also auch über 30 Jahre alte Technologie und die neueste.Die M57 wurde 2003 eingeführt, hat also auch schon 21 Jahre auf dem Buckel.Und ist, was Genauigkeit angeht und was die Zielnavigation angeht und so eigentlichnicht mehr State of the Art.Weshalb die Amerikaner die ja auch ersetzen wollen.Allerdings, die Russen haben Panik, gerade wegen Attackers.
Tim Pritlove 1:56:27
Ja, das kann denen schon schaden. Dass die neueste Technik nicht immer die besteist, das haben ja diese GLSDB-Munitionsdinger wiederum gezeigt in den letzten Wochen.Wir hatten ja mehrfach davon berichtet, dass das so eine neue Munitionsoptionist, die die Ukraine bekommen soll, die dann aber ewig nicht geliefert werden konnte.Also es sollte, glaube ich, im letzten Sommer schon soweit sein.Zwischendurch kam es wohl. Also ich rede von diesen GLS-DB, das sind diese SmallDiameter Bombs, also Gleitskits für tumbe Munition.Also man macht sozusagen nochmal so ein Harness um bestehende günstige Munitiondrum und dann kriegen die Flügelchenund können weiter fliegen und sollen angeblich ganz toll treffen.Das war sozusagen das Versprechen und tatsächlich nutzen die Russen ja genauso eine Technik eben derzeit massiv ein mit großen Bomben, so Gleitbomben.Und das war also jetzt hier eher für kleine Sprengköpfe gedacht,aber das scheint nicht so gut zu funktionieren.
Pavel Mayer 1:57:40
Also man hat sich wohl beim Testen in den USA im Wesentlichen auf Sicherheit beschränkt.Also sicherzustellen, dass die Dinger safe sind im Handling und auch nicht irgendwohinfliegen, wo sie nicht hin sollen.Aber weshalb sie in der Praxis sich als Flop herausgestellt haben,ist, dass die Kombination aus kleinem Sprengkopf,nämlich nur 36 Kilogramm, der ist nur effektiv, wenn die GLSDB bis zum Ende hin auch GPS hat.Und damit die 1-3 Meter Genauigkeit erreicht.Aber die kriegt sie halt nur mit GPS hin.Wenn das GPS gestört ist, was praktisch regelmäßig der Fall ist,mittlerweile an der Front,schafft das Trägheitsnavigationssystem nur 30-50 Meter Genauigkeit.Das ist jetzt kein Problem, wenn du eine 500 oder 1000 Kilo Bombe abwirfst.Die hat einen Wirkungsradius je nachdem von Hunderten von Metern,wo sie Zerstörungen anrichtet.Aber wenn du nur so einen 36 Kilo Sprengkopf hast und der fliegt 30 Meter daneben,dann ist nicht viel gewesen.Und Hintergrund ist wohl, dass die SDB1,die sie gewählt haben, nämlich diese GBU-39B-Gleitbombe, die wurde 2007 alsProvisorium eingeführt.Also man wusste so ein bisschen um die Probleme, aber man brauchte da was undin denen auch Einsätzen, in denenman sich befand, nämlich wo man absolute Luftüberlegenheit hat und so,war das jetzt kein Problem.Aber für diesen Einsatzzweck hier jetzt,ja, zeigt sich, dass diese Version 1,diese SDP 1 einfach nicht in einem gestörten GPS-Umfeld gut klarkommt.Und es gibt da seit 2015 auch deswegen einen Nachfolger, SDP-2.Der hat eben auch noch Radar an Bord und Thermal Imaging und kann auch ohneGPS genau treffen und hat auch einen etwas größeren Sprengkopf.Also es ist auch wieder so ein Beispiel, wo die USA eigentlich die Technologieund die Waffen haben, die besser funktionieren würden, aber Ukraine halt irgendwiejetzt mit dem alten Kram auskommen muss,der nur ein Provisorium hat.War und das ja, war wohl in dem Fall jetzt ein Flop und interessant ist ebenauch noch, dass jetzt dann die Debatte ist,weil verschiedene andere Länder haben jetzt auch GLSDB bestellt und die sindjetzt nicht so begeistert, aber die USA selber ficht das jetzt nicht großartig an,weil die ja die eh ausgemustert haben und sowieso,SDB2s jetzt eh benutzen, deswegen Deswegen finden die das jetzt nicht so schlimm,dass die SDB 1 nicht so gut funktioniert, weil das eh klar war.Das ist so ein bisschen leider die nicht so erfreuliche GLSDB-Geschichte.
Tim Pritlove 2:01:48
Ja, gut. Dafür funktionieren andere Sachen ganz gut, wie es den Eindruck hat,nämlich das ganze Drohnenprogramm.Vielleicht nochmal, ich weiß nicht, ob wir das letzte Mal schon erwähnt haben.Also generell haben wir jetzt leider im Eingang,glaube ich, nochmal diese ganzen fortwährenden Angriffe auf die Gas- und Ölinfrastrukturund Fabriken gar nicht nochmal explizit erwähnt. Da hatten wir aber in der letztenSendung schon drüber berichtet.Das läuft auch weiterhin und der Effekt ist halt auch spürbar.Soviel auch nochmal zum Thema, wie lang kann Russland das so durchhalten.Ich meine, der Großteil des Staats...Und Budgets, also die Haupteinnahmequelle Russlands ist halt Öl und Gas.Ist halt einfach so. Macht 50 Prozent aus.Und die Ukraine greift mit ihren Drohnen, die sie jetzt bauen in allen Formen und Varianten.Und letztes Mal haben wir da glaube ich nur drüber gemunkelt,aber ich glaube mittlerweile gibt es da auch eine Bestätigung dafür,dass dieses Leitflugzeug, was schon ewig in der Ukraine gibt,tatsächlich zu einer Drohne umgebaut wird.Also die fliegen im Prinzip so Cessna-Größe, ein bisschen kleiner ist es schonnoch, so eine halbe Cessna-Flugzeuge sozusagen nach Russland rein und dadurch,dass Russland einfach all seine ganzen Flugabwehrsysteme irgendwie um die Ukraineherum im Einsatz hat an der Front,schaffen sie es trotzdem da irgendwie dran vorbeizukommen und fliegen mittlerweilebis zu 1000 Kilometer ins Land rein. Nein.Und die Ukraine hat jetzt aber auch selber gesagt, dass sie jetzt auch schonDrohnen haben, die bis zu 3300 Kilometer Reichweite haben.Das heißt, sie sind in der Lage wirklich so ziemlich jede Ölraffinerie zu erreichenund sie haben jetzt glaube ich auch schon mehr als die Hälfte irgendwie in irgendeinerForm schon mal beschädigt bis hin zu Zerstörungen,die halt dazu führen, dass sie teilweise schon seit Wochen nichts mehr produzieren.Und ich hatte letztes Mal auch gesagt, das wurde in den Kommentaren dann nochmalkommentiert, dass es ja, ichhatte glaube ich gesagt, dass es irgendwie 10-12% Einbruch im Export gab.Tatsächlich hieß es dann bis dahin erstmal nur in der Produktion,stimmt auch, aber mittlerweile gibt es auch Berichte, dass das eben auch konkretauf die Exporteinnahmen sich entsprechend auswirkt.Also dass schon 20 Prozent ungefähr der Exporteinnahmen einbrechen.Und die Preise steigen, Dieselpreise steigen innerhalb Russlands.Teilweise wird schon reimportiert aus Weißrussland, also dass Russland mal Sprit importiert.Ich will das nochmal kurz betonen, weil das halt so ein Punkt ist,wo man gar nicht so gut vorhersagen kann.Also ich denke, dass Russland an vielen Stellen sehr angreifbar ist und dassdie Ukraine hier auf jeden Fall so einen nervösen Punkt getroffen hat und mitdiesem Drohnenprogramm weiterhin hier Fortschritte erzielt.Genauso wie im Schwarzen Meer.Schiffe alle ins Kaspische Meer verlagern.Aber was ja noch ansteht jetzt, ist die Lieferung von F-16-Kampfflugzeugen.Und das sollte man, glaube ich, nochmal ein bisschen klar machen,was das jetzt eigentlich für Implikationen hat und warum eigentlich die Ukrainedie ganze Zeit nach diesen F-16s geschrien hat.Das hat nämlich Also erstmal ist glaube ich, die F-16 ist so ein bisschen dasaktuelle westliche Universalkampfflugzeug.Das existiert in großen Mengen, das ist viel produziert worden.Mit der F-16 kann man so ziemlich jede Rakete,also nahezu jede Rakete, die derzeit so im westlichen Portfolio ist,die man an Flugzeuge ranhängen kann, kann man da ranhängen.Also mag ein paar Sachen geben, die nur an anderen Flugzeugen sind,aber so im Wesentlichen von dem verfügbaren Portfolio kann man so den Großteildort zum Einsatz bringen.Das heißt sowohl was jetzt Verteidigung betrifft, also anfliegende Cruise Missileskönnten, nachdem sie detektiert wurden, von einer F-16 abgeschossen werden,wenn sie entsprechend ausgerüstet ist.Das ist sicherlich eine der Aufgaben, die auch den F-16s, die jetzt schon geliefertworden sind oder sich gerade in Lieferung befinden in der Ukraine,also es heißt jetzt so um Mai, Juni herum,Wir stehen jetzt so kurz vor der Phase, wo wir wahrscheinlich diese Flugzeugedann auch irgendwann im Einsatz sehen werden.
Pavel Mayer 2:07:25
Die kommen bald wirklich.
Tim Pritlove 2:07:26
Sie kommen bald wirklich, genau, it's coming. Und ich gehe nicht davon aus,dass die Ukraine diese Flugzeuge sofort zum Angriff an der Front verwenden wird,sondern die werden erstmal ihre Erfahrungen sammeln und sie werden sie erstmaldafür einsetzen, was sie derzeit am dringendsten brauchen und das ist halt Luftabwehr.Und halt ein Air-to-Air-Verteidigungssystem zu haben ist natürlich sehr vielflexibler als ein Ground-to-Air-System.Also die Patches, alles super und so weiter, aber da wo die nicht stehen können,die halt auch nicht verteidigen.Und die F-16, die ist halt flexibler, die kann halt schnell starten und kannhochfliegen und kann halt anrauschende Raketen,die man vielleicht schon eine halbe Stunde vorher in der Luft irgendwo gesehenhat durch Radar, entsprechend verteidigen.
Pavel Mayer 2:08:19
Ja, also Cruise Missiles vor allem so. Und die F-16 hat auch ein sehr ordentliches Radar.Das heißt, sie ist auch in der Lage, dann eben mit ihrem eigenen Radar Zieleaus über 100 Kilometern.Zu erfassen und zu tracken. Und ja, also das ist sicherlich dann ein großes Asset.Aber die andere Seite ist, dass natürlich die F-16 dann ein primäres Ziel dannauch für russische Raketenangriffe sein wird.Also sie werden dann auch versuchen, natürlich allein schon aus Publicity-Gründen die zu zerstören.Das heißt, da wird sicherlich die Ukraine auch einiges an Aufwand treiben müssen,um sowohl die Flugzeuge als auch die Support-Infrastruktur dann auch zu schützen.So vor russischen Raketenangriffen vor allem.
Tim Pritlove 2:09:25
Aber ich meine, sie haben es ja auch geschafft, von den wenigen Flugzeugen,die sie ja von Anfang an hatten, sind ja auch noch welche übrig.Also es ist ja auch bisher gelungen, da Schutzmaß natürlich auch einiges abgeschossenworden, aber es ist jetzt auch nicht so undenkbar, dass es gelungen ist.
Pavel Mayer 2:09:42
Aber die F-16 braucht natürlich auch erheblich Ground Support.Das ist so ein bisschen das Problem. Im Gegensatz zur Grippen,wo du irgendwie an einer Straße die wieder aufmunitionieren kannst und auchdie derzeitigen russischen Modelle, die sie fliegen, sind da ein bisschen robuster als die F-16.Die ist halt schon ein bisschen empfindlich, auch mit ihrem,also du brauchst halt vor allem eine Start- und Landebahn, die halt möglichst wenig,ja wie es so schön heißt, foreign debris haben, weil mit ihrem Ansaugtrakt,der direkt vorne unter der Spitze liegt,wird da leicht halt Zeugs angesaugt, was dann auf der Start- oder Landebahnliegt zum Beispiel. Vielen Dank.Und da ist die F-16 also auch etwas empfindlicher einfach. Das ist halt schon Hightech.Und insofern warten, glaube ich, alle gespannt darauf, wie das dann in der Praxisaussehen wird, wie sich die F-16 in dem Umfeld tatsächlich bewähren wird.Aber auf jeden Fall besser als gar nichts.Ob das sie allerdings jetzt die komplette Wende bringen wird,dazu sind wahrscheinlich die Stückzahlen auch wieder nicht ausreichend.Wenn sie jetzt 500 Stück bekommen würden davon, sähe das anders aus.Aber es liegt ja eher in der Größenordnung von ein paar Dutzend Flugzeugen, die sie tatsächlich...
Tim Pritlove 2:11:32
Ja, zumindest derzeit. Da ist halt viel zu holen.Ich denke, wenn du da jetzt 100 Flugzeuge hinschicken würdest,die könnten sie auch gar nicht alle betreiben.Also hier hätten nicht die Piloten, hier hätten nicht den Ground Support,die Speicher, die sicheren Bunker für die Dinger. Also das muss ja auch alles noch gebaut werden.Also das wird sich aufbauen. Ich erinnere mich noch an eine Zahl,dass irgendwie so 150 von den Dingern ausreichen würden, um das gesamte Gebietder Ukraine zu beschützen.Mal gucken, vielleicht kommen wir da ja auch noch hin. Jetzt muss halt erstmalgezeigt werden, dass die Dinger auch wirklich zum Einsatz kommen.
Pavel Mayer 2:12:14
Ja.
Tim Pritlove 2:12:16
Ja, ich denke, jetzt sollte man dann auch mal langsam das so zusammenfalten hier.
Pavel Mayer 2:12:24
Wir hatten noch einen Punkt, den wir noch nicht erwähnt hatten,nämlich die Personalprobleme in der Ukraine.Ich glaube, wir hatten in der letzten Sendung schon erwähnt,dass da jetzt in der Ukraine das Rekrutierungsalter jetzt gesenkt wurde auf 25.Bisher wurden ja erst ab 1927, glaube ich, die Männer eingezogen.Und in dem Zusammenhang aber kam halt auf,auch dass 650.000 Männer in dem wehrtauglichen Alter die Ukraine verlassen haben.Also auch im Prinzip ein Potenzial darstellen, das noch erschlossen werden könnte,ein Rekrutierungspotenzial.Aber da scheint man jetzt noch etwas behutsam vorgehen zu wollen.Oder was hast du darüber gehört?
Tim Pritlove 2:13:33
Ja, das Thema kam ja nochmal auf, weil ich glaube Litauen,Polen und mittlerweile auch Tschechien sich zu diesem Thema dahingehend geäußerthaben, dass sie gesagt haben,okay, wir haben jetzt hier eine Menge Ukrainer, also Männer, die in diesem Alter,also nicht Alter im Sinne von sehr jung, sondern generell 27 bis bis,ich weiß nicht, ein paarundfünfzig,die bei uns jetzt quasi leben,wir würden die halt bei Bedarf auch zurückschicken.Also ihnen keinen weiteren Aufenthalt sozusagen gewähren, wenn denn die Ukraine das so wünscht.Und derzeit wünscht die Ukraine sich zwar mit Sicherheit, dass Leute zurückkommenund sagen, ich helfe jetzt mit. Aber...Ähm, sie sind noch nicht bereit, jetzt hier den Partnern zu sagen,macht das jetzt mal bitte auf Zwang und dann nehmen wir euch die ab.Also das ist für uns natürlich ein bisschen schwer nachzuvollziehen,was da jetzt die Motivation ist und die innenpolitische Situation,aber das ist so derzeit das Ding. So oder so haben sie aber einfach ein Personalproblem.Also es ist halt einfach, die Leute an der Front sind ausgekämpft und es gibteinfach nicht genug Leute, um das Potenzial dann aufzufüllen.
Pavel Mayer 2:15:09
Ja, ein Problem, was ich da auch sehe, ist, dass wenn, dann müsste das auf europäischerEbene entschieden werden,weil wenn da jetzt Einzelländer vorpreschen, würde das wieder massive Migrationsbewegungenvon wehrpflichtigen Ukrainern auslösen, die dann, was weiß ich,nach Ungarn oder nach Deutschland oder wo auch immer sie dann nicht befürchtenmüssen, zurückgeschickt zu werden.Und ich glaube, das will man auch nicht unbedingt gerade.Das will die Ukraine vielleicht auch nicht aufmachen, das Fass,weil das halt für Unruhe im Westen sorgen könnte,wenn plötzlich irgendwie da Hunderttausende von ukrainischen Männern plötzlichanfangen umzuziehen. Das ist nicht gut.
Tim Pritlove 2:16:09
Das mag ein Aspekt sein, aber ich glaube, das ist dann eher so ein EU-internespolitisches Problem und nichts, worüber Ukraine primär nachdenkt.
Pavel Mayer 2:16:19
Aber, naja, also ich glaube, man denkt schon in der Ukraine auch darüber nach,welche Probleme man in der EU verursacht an der Stelle. Kann auch sein, ja.Und, ja, Ja, man hat halt, ich weiß nicht, wie viele Millionen es insgesamtsind, die jetzt noch im Westen gerade Unterschlupf gefunden haben.Aber ich glaube, man will diese Situation nicht unnötig anheizen,dass es da Probleme gibt.Weil bisher scheint es so zu sein, dass die ukrainischen Flüchtlinge eigentlichkeine allzu großen Probleme zu machen scheinen. in der Öffentlichkeit.Es ist jetzt keine Ressentiments bekannt oder so.Ja, ja.
Tim Pritlove 2:17:16
So viel von uns zur aktuellen Situation in diesem Konflikt. Es bleibt viel zudiskutieren. Man merkt es immer wieder.Ich denke immer so, jetzt haben wir ja nur einen Monat und es ist ja eigentlich nicht viel passiert.Und dann sitzen wir da trotzdem und haben irgendwie zwei Stunden durchgequatscht.Aber so ist es halt.Ich hoffe, da war was für euch dabei und ihr könnt auch nachvollziehen,aus welchem Betrachtungswinkel wir hier so zu unseren Schlüssen kommen.Es ist schon klar, dass wir hier eine mittlerweile, glaube ich,eine relativ entschlossene Grundhaltung an den Tag legen, die nicht unbedingtjetzt so jedem in den Kram passt und wo es sicherlich auch noch andere Meinungen gibt.Aber naja, so sehe ich das und du auch.
Pavel Mayer 2:18:10
Ja, ich habe vielleicht ein bisschen mehr Verständnis für die pazifistischePosition oder für die, ich sag mal, Nicht-Eskalations-Position,obwohl ich sie für falsch halte.Aber ich bin halt nur zu 95% davon überzeugt, dass ich recht habe,während du glaube ich zu 100% überzeugt bist.
Tim Pritlove 2:18:41
Das würde ich so nicht unterschreiben, weil ich generell immer auch der Meinungbin, ich kann auch komplett falsch liegen.Das ist nicht so der Punkt, aber das ist so das, was mein Gefühl mir sagt,was derzeit sozusagen die richtige Haltung wäre.Ich sehe halt einfach nicht, dass sich das Problem von alleine löst und aufgar keinen Fall löst sich das Problem durch Aktivitäten von Russland.Bleiben halt nur noch wir und die Ukraine kann es ohne uns alleine nicht lösen,also kommen wir da mit dem Thema einfach nicht dran vorbei.So, es ist halt einfach, man kann sich alles wünschen, aber Realpolitik isthalt kein Wünsch dir was, sondern man muss halt einfach auf die Fakten schauenund das ist das, was wir versuchen hier zu tun. Naja.Gut, ich hoffe, das hat euch dann weitergeholfen. Dann können wir uns halt verabschieden, oder?
Pavel Mayer 2:19:41
Ja.
Tim Pritlove 2:19:41
Machen wir das.
Pavel Mayer 2:19:42
Und dann, je nachdem, irgendwie, was so in den nächsten Wochen passiert.Wahrscheinlich, wir sind ja jetzt in so einem Rhythmus von, ich sag mal,drei bis vier Wochen ungefähr jetzt mit unseren Sendungen.Und ich denke, den werden wir auch beibehalten, wahrscheinlich erst mal.
Tim Pritlove 2:20:03
Was da jetzt passiert, wenn da irgendwas ganz monumental ist.Alright, dann vielen Dank fürs Zuhören. Okay. Und bis bald. Ciao.
Pavel Mayer 2:20:12
Mach's gut. Ciao.
Shownotes

UKW120 Ukraine: Loch im Museum

Der Ukraine geht langsam die Munition aus und Russland erhöht den Druck

Während die Ukraine weiterhin mit hoher Effizienz mit ihrem Drohnenkrieg es schafft, sich Russland an der Front weitgehend noch vom Leib zu halten und auchdie russische Gas- und Ölindustrie zu beschädigen, ist die Luftabwehr im Inland zunehmend unter Druck, so dass es Russland gelingt zahlreiche kritische Infrastrukturen im Land zu zerstören. Aber auch der Druck an der Front nimmt zu und wenn der Westen es nicht schnell schafft für Nachschub zu sorgen, könnten bald weitere Gebiete von den Russen erneut besetzt werden.

Wir schauen auf die militärische und politische Situation des Konflikts und welche Optionen der Ukraine bleiben, um den Widerstand aufrecht zu erhalten.

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Tim Pritlove
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Pavel Mayer

Für diese Episode von UKW liegt auch ein vollständiges Transkript mit Zeitmarken und Sprecheridentifikation vor.

Bitte beachten: das Transkript wurde automatisiert erzeugt und wurde nicht nachträglich gegengelesen oder korrigiert. Dieser Prozess ist nicht sonderlich genau und das Ergebnis enthält daher mit Sicherheit eine Reihe von Fehlern. Im Zweifel gilt immer das in der Sendung aufgezeichnete gesprochene Wort. Formate: HTML, WebVTT.


Transkript
Tim Pritlove 0:00:34
Hallo und herzlich willkommen. Hier ist UKW, unsere kleine Welt.Mein Name ist Tim Fridloff und ich begrüße alle zur Ausgabe 120 von UKW.Und die wird aufgenommen am 7.April im Jahre 2024.Und wenig überraschend ist auch diese Folge eine Folge über die Ukraine.Und ich begrüße dafür ein weiteres Mal Pavel. Hallo Pavel.
Pavel Mayer 0:01:03
Hallo Tim.
Tim Pritlove 0:01:03
Genau, jetzt ziemlich genau einen Monat, nachdem wir unseren letzten Rundumschlaggemacht haben, dieses 5 Stunden Brett,ich verspreche euch, heute wird es nicht so lange dauern, wollen wir nochmalein bisschen zusammenfegen,was so passiert ist und so ein bisschen das gesamte Geschehen rund um den Kriegin der Ukraine ein bisschen kontextualisieren und ein bisschen erklären,was so passiert ist und wie man da vielleicht drüber nachdenken sollte.Insgesamt war es nicht von großen Umbrüchen, sondern eher von einer Fortführungbestehender Tendenzen geprägt.Es gab eine Präsidentenwahl in Russland, es gab einen Terroranschlag in Russlandund wieder diverse kleinere Erfolge auf beiden Seiten.Aber nichts, was jetzt den Konflikt irgendwie komplett in eine andere Richtung geschickt hätte.Und ich denke so kann man das erstmal ganz gut zusammenfassen und das ist sodas worüber wir reden wollen.Wir wollen auch ein bisschen noch über die Mobilisierungen in Russland und auchin der Ukraine sprechen.Wir wollen ein bisschen über die politische Debatte reden, die sich jetzt sozwischen USA, Europa, NATO entwickelt hat.Das ist sehr interessant und ja noch ein paar andere Kleinigkeiten einwerfen.Ja, so machen wir das. Gut, dann fangen wir doch mal gleich an mit dem militärischenUpdate, wie es hier eigentlich immer so üblich ist.Ist ein bisschen, ja fast schon ein bisschen schwierig zu erklären,aber im Wesentlichen passiert eigentlich nichts.Nix grundsätzlich, wenn man jetzt im Detail drauf schaut, ist es so,dass Russland derzeit auf einem Vormarsch ist, aber dieser Vormarsch fällt sehr, sehr langsam aus.Das hat einerseits was damit zu tun, dass halt die Ukraine jetzt auch geradebei Avtivka sich mal wieder zurück hat ziehen müssen, darüber haben wir ja schon gesprochen.Aber noch nicht mal die vollständige Fläche, von der sie sich zurückgezogenhaben von den Russen, hat in irgendeiner Form nennenswert erobert werden können.Das heißt, es ist im Wesentlichen ein übernommener Bereich.Das bezieht sich eben konkret auf die Stadt Avtivka, beziehungsweise das,was davon übrig geblieben ist.Vor allem dieser Industrial Complex, wo natürlich die Russen dann erstmal eingezogen sind.Aber alles das bis dahin, wo die Ukraine jetzt steht und auch langsam anfängtstarke Befestigungen zu bauen, das machen sie nicht nur dort,das machen sie generell über die gesamte Frontlinie, hat jetzt die Ukraine angefangenauch diese Betonpyramiden aufzubauen.Und im Prinzip genauso wie diese Surowikin-Linie der Russen,die den Vorstoß der Ukraine verhindern sollte und das ja auch geschafft hat,genauso was baut jetzt die Ukraine auch.Das heißt, da werden Gräben aufgebaggert und befestigt und überdacht und mitso Betoninlets in den Gräben.Also das ist sozusagen jetzt eine absolute Verteidigungslinie,die jetzt nicht nur eine Linie auf einer Karte ist, sondern die eben wirklichauch mit Bauten dafür sorgen soll,dass es den Russen nicht gelingt über einen bestimmten Punkt hinaus in irgendeinerForm weiter ins Land einzudringen.Ansonsten geht es vor allem auch deshalb langsam voran,weil jetzt eben das Frühjahr angebrochen ist und nach relativ kalten Temperaturenim März das sich langsam wieder auftaut und das bedeutet dann in der Ukraine,schon das Wort vergessen, aber halt Das ist Butiza.
Pavel Mayer 0:05:01
Aber matsch eigentlich. Ich würde sagen, es ist matsch, matschig und schlammig.
Tim Pritlove 0:05:07
Genau, also ukrainische Boden hat einfach die Eigenschaft, dann sehr matschigzu sein und da bleibt dann halt alles stehen.Mit anderen Worten, Vorstöße sind dann eben auch nur über Straßen möglich.Im Feld kommt man irgendwie überhaupt nicht voran und auch die Straßen sindhalt teilweise in einem schlimmen Zustand.Nichtsdestotrotz schicken die Russen immer noch viele Panzer und was nicht allesnach vorne und das allermeiste davon wird dann aber irgendwie von FPV-Drones,also von diesen First Person View ferngesteuerten Drohnen mit der Artillerie,die den Ukrainern verblieben ist und anderen Methoden zerstört.Also es gibt wenig wirkliche Durchbrüche und das Ganze ist halt weiterhin einfieser Kampf mit vielen Verlusten, vor allem mit sehr vielen Verlusten auf der russischen Seite.Es ist wie immer schwierig konkret zu quantifizieren, aber es macht sehr denEindruck, dass insbesondere weildie Ukraine sich jetzt eben auf so Verteidigungslinien zurückgezogen hat,dass die Verluste auf der ukrainischen Seite sehr viel geringer sind als auf der russischen Seite.
Pavel Mayer 0:06:17
Ja und die Russen scheinen neulich, also in den letzten Monaten,irgendwann einen größeren Panzerangriff gestartet zu haben.Also mit über 40 Fahrzeugen, zehn davon Kampfpanzer.Und der ist wohl genauso übel geendet, wie als die Ukrainer dasselbe probierthaben letztes Jahr im Sommer halt.Und das war in der Nähe von Avdivka auch und die Russen dachten,dass sie jetzt einfach mal einen größeren Push machen könnten,nachdem die Ukrainer sich zurückgezogen hatten oder die Stellungen,die du eben erwähnt hast, weiter weg von der Front ausbauen.Und dachten, sie könnten jetzt schnell mal ein bisschen aufrücken.Aber das hat halt nicht funktioniert, weil die Ukrainer dann doch die Russenschon bezahlen lassen, immer für jedes Stückchen Land.Also da wird nichts umsonst oder kostenlos für die Russen abgegeben.Und insgesamt auch fand ich es bemerkenswert, dass bisher Russland,seit sie ihre Offensive begonnen haben,inklusive Avtivka dann, sondern dass sie immer noch weniger Land besetzt haben,als die Ukraine in ihrer gescheiterten Offensive oder die als gescheitert wahrgenommeneOffensive im Sommer 2023 war.Also erfolgreicher als das, was die Russen bisher vorweisen können.Aber Russen machen halt offenbar auch dieselben Fehler oder sie probieren eshalt immer wieder einfach mit dem Prinzip Brechstange und ja,das ist halt immer wieder auch teuer.
Tim Pritlove 0:08:32
Und ja also genaudas ist man muss sich da einfach keine Illusionen machen den Russen sind einfachihre Leute also im russischen Militär oder der Führung sind einfach die Soldatenvollkommen egal die werden einfach so lange nach vorne geschickt bis irgendwas hängen bleibt und,so sind das halt zwar auf dem Papier irgendwelche Landgewinne,aber militärisch sind sie oft nicht relevant.Und bis sie wirklich militärisch relevant sind, wenn man überhaupt von Relevanzsprechen kann, sind dann halt Tausende in den Tod geschickt worden.Im Fall von Avtivka wahrscheinlich mehrere Zehntausende.Und das wird halt einfach von hinten durch Mobilisierung wieder durchversorgt Und keiner weiß,wie lange das halten kann und wie viele Leute zu verheizen die Russen am Endewirklich bereit und in der Lage sind.Ein bisschen bedenklich ist bei Hinterland von Bachmut, wir erinnern uns,das war ja letztes Jahr so die große Schlacht, wollen die Russen halt jetzteinen ähnlichen Vorstoß wie bei Avtivka machen,also darauf alles konzentrieren auf so eine Stadt, die heißt Chassivja,das ist derzeit eine ziemliche Festung, weil da auch ein Fluss durchgeht.Also das wird sicherlich nicht einfach werden, aber grundsätzlich ist es haltderzeit noch für die Ukraine sehr schwierig, die Verteidigungslinien zu halten,auch wenn es ihnen weitgehend gelingt, weil sie einfach nicht die Munitionsausstattung haben.Also teilweise haben sie genug Artillerie, Geschütze etc., aber da die Munitionnicht in ausreichenden Mengen vorhanden ist, können sie nicht so gegenhaltenund die Gegenangriffe nicht gleich niederkämpfen, wie es halt angemessen wäre.
Pavel Mayer 0:10:31
Ja, also geht davon aus, dass sie im Moment nur so ein Viertel von dem zur Verfügung haben,was sie im Sommer eingesetzt haben an Artillerie pro Tag.So kann man das echt sehen, dass sie ja sagen, die erlaubten Feuerquota sindungefähr 25 Prozent derzeit.Und das ist bisweilen dann eben knapp und kostet dann wahrscheinlich auch mehrOpfer auf Seiten der Ukraine,weil sie dann einfach näher ran müssen an den Feind.
Tim Pritlove 0:11:15
Ja. Die GUR, also das ist so der...Aber was eigentlich die korrekte Bezeichnung für den gebe, der ist ja kein,ist ein militärischer Geheimdienst, kann man das so sagen, der Ukraine mit ihrem sehr populären Chef,also der ukrainische Militär-Nachrichtendienst, das ist die korrekte Bezeichnung.Hur, spricht man das glaube ich aus, mit diesem Budanov als Chef,die sind ja voll in diesem Krieg, also die sind, klar alles ist im Krieg,aber das ist so eine relevante Größe.Also es gibt so das Militär und dann gibt es noch diesen militärischen Geheimdienst,der immer mit seinen Sonderaktivitäten, aber eben auch mit Veröffentlichungenimmer wieder sich aufmerksam macht und auch dieser Chef, dieser Bulanov isthalt auf der einen Seite in derUkraine ausgesprochen populär als so einer dieser absoluten Top-Helden,ist ein relativ intelligenter Kerl, der relativ jung ist,wo die Russen ja auch versucht haben ihn jetzt schon mehrfach umzubringen mitGiftanschlag auf seine Frau und so weiter.Also alles mögliche ist da passiert und die warnen davor, dass halt die Russenim Sommer eine Offensive Richtung der Stadt Petrovsk starten.Das wäre sozusagen die Verlängerung dieser Avtivka-Angriffslinie.Muss man mal sehen, was dabei rauskommt. Also so auf dem Boden ist alles nichtschön, aber da ist es auch für die Russen nicht einfach und diese neue verstärkteVerteidigungslinie ist schwierig.Trotzdem, wenn die Ukraine halt nicht die notwendigen Munitionen bekommt,dann muss man sich auch nicht wundern, wenn es einfach immer wieder Stellengibt, wo die Russen dann durchbrechen können und jeder Durchbruch ist schlecht.Noch viel schlechter als diese Durchbrüche sind die Raketenangriffe auf den Rest der Ukraine.Die Russen haben extrem ihren Beschuss von Infrastruktur verstärkt und jetztzeigt sich langsam die Schwächung der Ukraine, insbesondere im Bereich der Luftverteidigung.Und das hat nicht nur was mit der Menge an Luftverteidigungssystemen zu tun,da gab es ja so einiges, aber wenn halt alles angegriffen wird,dann reicht es halt auch dann nicht.Aber ich habe auch das Gefühl, dass sie jetzt ein Munitionsproblem haben,dass sie einfach nicht genug Bewaffnung haben für ihre Patriot-Systeme und vielleichtauch für die NASA, ich weiß nicht ganz genau.Darüber sagen sie natürlich jetzt relativ wenig, aber es ist klar,dass hier ein Mangel herrscht und so ist es dann halt den Russen in den letzten Wochen gelungen,ganz schlimme Zerstörungen durchzuführen in der Energieinfrastruktur der Ukraine.Allen voran ist die Stadt Rakiv extrem getroffen worden.Dort sei jetzt nahezu 100 Prozent der Energieproduktionsinfrastruktur im Eimer.Teilweise sicherlich auch über ihr Netz noch abgefangen werden,aber die Stadt ist halt jetzt nachts dunkel und dort ist einfach eine Rationierung.
Pavel Mayer 0:14:41
Ja, also sie haben Rolling Blackouts. So, das ist wohl die aktuelle Situation.Also es ist jetzt nicht völlig ohne Strom, aber sie müssen halt,wie es so schön heißt, Load Shedding oder Lastenabwurf betreiben.Das heißt, stundenweise sind eben Teile ohne Strom und auch die Straßenbeleuchtunglassen sie abgeschaltet, weil der Strom knapp ist.
Tim Pritlove 0:15:09
Ja, alles was nicht nötig ist, ist halt weg, genau. Und das alles wieder aufzubauenwird erstmal sehr lange dauern, also ich meine, selbst wenn man jetzt sofortanfängt, dauert es ein anderthalb Jahr und dann hast du natürlich immer noch das Problem,dass auch das, was aufgebaut wird, wieder unter Beschuss sein könnte und vorallem wird es einfach unheimlich viel Geld kosten.Also wenn man jetzt mal den Preis für Luftverteidigungswaffen im Verhältniszu dem, was man später in die Ukraine reinstecken muss, um diese ganze Infrastrukturwieder aufzubauen vergleicht, das ist einfach keine Rechnung,die irgendwie Sinn ergibt.Also das ist einfach ein Skandal, dass die Ukraine an der Stelle so alleinegelassen wird und da erinnert sich jetzt was dran.Es gibt jetzt, sogar Deutschland hat jetzt mal angefangen auf die Idee zu kommen,man könnte ja mal vielleicht sonst noch so in der Welt mal rumfragen,wer noch so Patchwork-Systeme rumstehen hat und sie vielleicht gerade nicht braucht.Rauch, da sage ich nur Applaus, habt ihr ja nur zwei Jahre gebraucht für,aber es ist immer so dieses Elend, es sind dann immer alle total überrascht, ach echt wirklich,wenn die Russen da 400 Missiles auf euch schicken, dann geht was bei kaputt, das ist ja doof.Jetzt müssen wir das ja alles wieder heile machen. Dann könnte man ja mal gucken,ob wir nicht vielleicht ein bisschen Luftverteidigung organisieren können.Und die Ukraine so, hört ihr uns eigentlich zu?
Pavel Mayer 0:16:32
Ja gut, das ist, ich meine da habe ich aus meiner Zeit in der Politik einfach,ich weiß nicht ob desillusioniert oder einfach nur die Realitäten zur Kenntnisgenommen, dass in den meisten Fällen die Politik einfach reagiert und nicht agiert.Also speziell in Deutschland, aber eigentlich generell.Weil das Problem ist, dass halt solange eine Situation nicht medial bedrohlich genug erscheint,Und ja, ist es auch schwierig, dann größere Maßnahmen oder Ausgaben zu rechtfertigen.Und deswegen, ja, plus, dass man nichtauf alle möglichen Szenarien dann gleichzeitig sich vorbereiten kann.Man hat schlichtweg einfach nicht die politische Unterstützung.Das muss halt immer erst mal scheiße werden, bevor man glaubt,in der Politik die notwendige Rückendeckung zu haben.Unpopuläre oder vorher unpopuläre Maßnahmen müssen eben erst populär werden,dadurch, dass sich die Situation verschlechtert oder zuspitzt oder zumindestdie Wahrnehmung der Situation verschlechtert oder zuspitzt.Und dann kann es halt schnell gehen, aber ja.Ähm.
Tim Pritlove 0:18:12
Das ist halt auf jeden Fall nicht gut, sagen wir es mal so.
Pavel Mayer 0:18:16
Und das war damals im Zweiten Weltkrieg, war das halt auch nicht anders,so als die Nazis in Europa auf dem Vormarsch waren.Da wusste man genau, also ich meine Hitler hatte das ja auch genau aufgeschriebenund gesagt, was er vorhatte, was er tun würde, das wusste man ja auch.Aber da musste dann erstmal Pearl Harbor angegriffen werden,bevor die Amerikaner dann wirklich sich entschieden hatten, mal jetzt was zu tun.Vorher auch die Munitionsproduktion und alles.Es waren dann dieselben Debatten, die man halt heute hört.
Tim Pritlove 0:19:02
Trotzdem nicht toll.
Pavel Mayer 0:19:05
Nee, es ist frustrierend. Es ist wirklich, weil es gibt eben auch Leute,die davon überzeugt sind, dass der richtige Weg ist, jetzt was zu tun.Und wenn man zu denen gehört oder sich auch vorzubereiten und zwar...Vielleicht auch mit einer höheren Dringlichkeit vorzubereiten,als man sie derzeit wahrnimmt bei uns in der Politik.Klar, aber es gibt dann eben auch die Leute, die dann sagen,wieso, Russland hat uns doch gar nichts getan.Was hat Russland denn uns getan, dass es denn jetzt unser Feind sein sollte?Warum sollten wir uns denn überhaupt so darüber aufregen? Und fand ich haltauch so eine interessante Frage dann gut, was hat Russland uns eigentlich getan?Ich meine, nur um so ein paar Dinge zu erwähnen, weil man vergisst das ja dann leicht so.Aber ich meine, Russland hat versucht, bei uns Leute zum Erfrieren zu bringen.Russland hat uns das Gas abgedreht.Und zwar bevor die Pipelines gesprengt wurden. Da braucht man die Debatte gar nicht.Sondern Russland hat Putin-Regierung sich entschieden,50 Jahre erfolgreiche deutsch-russische Außenpolitik und Freundschaft einfachin den Orkus zu kippen, indem sie mit dem Gashahn gespielt haben.Und mit dem erklärten Ziel, bei uns maximalen Schaden anzurichten.Sie mischen sich überall in Wahlen ein, sie unterstützen Extremisten und Terrorgruppenin Europa auf jeden Fall.In Deutschland würde mich auch nicht wundern, wenn das der Fall wäre,aber es gibt in vielen anderen Nachbarländern ganz klar nachgewiesene Sabotagetätigkeiten.Tschechien zum Beispiel, wo Russland dann schon 2014, 2015...Die Sprengstoffanschläge auf Munitionsfabriken und Munitionsdepots durchgeführthat mit Hilfe des Geheimdienstes.Und wenn man bedenkt, das ist Schengen-Raum.Plus dann das Ding, dass sie halt Flüchtlinge an die Grenzen karren und versuchen,Flüchtlinge zu weaponisen an eben auch verschiedenen Schengen-Außengrenzen.
Tim Pritlove 0:22:13
Sie bringen Leute um, so in Sprechweite des Bundestages?
Pavel Mayer 0:22:18
Genau, hier gleich um die Ecke im Tiergarten und so schicken Mörder bei uns ins Land.Ach ja, und sind halt mit auch organisierten Verbrechen bei uns dort verbandelt.Siehe hier der Wirecard-Skandal, wo sie jetzt einen der Hauptverantwortlichen,der war auf ihrer Payroll und hält sich jetzt auch in Russland auf und hat Informationen,Geheiminformationen weitergegeben und hat es eben russischem organisierten Verbrechenauch ermöglicht, Banktransaktionen und Zahlungen.Und wer weiß, wie viele Milliarden unauffällig zu verschieben und Gelder zu bewegen und so.Ja, also das ist, fragt, okay, was hat Russland uns getan?
Tim Pritlove 0:23:23
Ja und man muss auch sehen, man muss sich nur russisches Fernsehen anschauen,wo einfach Tag ein Tag aus auf diesen Propagandakanälen und Sendungen einfachdie Zerstörung Berlins und irgendwie Atombeschuss auf London und überhaupt generellder Niedergang der Westkultur beschworen wird.Und einfach täglich irgendwelche Gewaltfantasien ausgelebt werden.Ich meine, das ist nicht das, was der Kreml tut.Aber das ist das, was der Kreml diesen Leuten sagen lässt.Es wird also die ganze Zeit eine antiwestliche Stimmung befördert und die schreckthalt auch nicht davor zurück,hier sozusagen permanent den Atomtod in Europa komplett für einen ganz gangbaren Weg zu halten.Das ist Gerede, das werden sie auch nicht tun, so doof ist noch nicht mal Russland,weil sie wissen, dann ist es halt richtig vorbei,aber nichtsdestotrotz derzeit ist einfach von diesem Land nichts Positives zuerwarten und selbst wenn einem das alles noch egal ist.Dieser Krieg macht bei uns auch alles teurer.Dieser Krieg sorgt dafür, dass unsere Wirtschaft geschwächt wird.Dieser Krieg sorgt dafür, dass es eine Sicherheitsinstabilität gibt.Dieser Krieg sorgt dafür, dass wir jetzt wenig Möglichkeiten haben,als den Militärhaushalt europaweit enorm hochzuschrauben, aufzurüsten,sehr viel Geld in solche Dinge investieren müssen,die sehr viel besser in Klimaschutz und soziale Aktivitäten investiert wäre.
Pavel Mayer 0:25:05
Man kann Deutschland wirklich auch nicht vorwerfen, Russland in eine Rüstungsspiralegetrieben zu haben, sondern im Gegenteil.Ich meine, der Punkt ist, dass die meisten westlichen Länder eigentlich liebereher abrüsten würden. Oder tendenziell, wir ja eine riesige Abrüstungsphasegesehen haben im Westen.Es ist ja nicht so, dass der Westen sich jetzt darauf vorbereitet hat,um jetzt in Russland einzumarschieren.Oder die Russen, die Russen waren eigentlich abgehakt. Die hatte man gar nichtmehr auf dem Schirm überhaupt so. Richtig.Und ja, ja.Deswegen, was Russland da jetzt treibt, das ist nicht provoziert.Und wie gesagt,selbst ganz unabhängig von, ich meine, was alles Russland, wo Russland hin willoder hin kann oder was sie halt gerne uns antun würden oder nicht antun würden.Ich finde das, was sie hier getrieben haben, reicht eigentlich schon vollkommen aus.
Tim Pritlove 0:26:29
Gut, lass uns den Punkt dann vielleicht auch später nochmal anders aufgreifen.Vielleicht noch einen Nachtrag zu dieser Geschichte der Angriffen auf Raketenenergieinfrastruktur.Also sie haben ja auch einen Angriff auf den Nipro-Damm bei Saporizia durchgeführtmit Missiles und zwar mit ihren richtig dicken, fetten, großen Raketen.Ob es ihr Ziel war, den Damm komplett zu zerstören, kann man nicht sagen.Ich würde sagen, es ist ihnen auf jeden Fall nicht gelungen,aber es ist ihnen gelungen die Kraftwerkinfrastruktur dieses Damms weitgehendzu zerstören oder zumindest zu stören.Ich weiß jetzt gerade nicht in welchem Zustand der ist, da ist nicht alles imEimer, aber das ist auch alles nicht ohne weiteres zu reparieren.Also auch da ging es an die Energieinfrastruktur und ich meine sie haben schoneinen Damm gesprengt und wenn es ihnen gelingen würde mit solchen Angriffen,was hier jetzt nicht gelungen ist, aber sie nehmen es ja zumindest billigend in Kauf,also angenommen dieser Damm wäre jetzt gebrochen, so wie der andere Damm gebrochen ist.Dann hätte das eine vollständige Überflutung der Stadt Zaporizia zur Folge gehabtmit irgendwie Millionen Menschen.Also die Zahl der absolut verwerflichen Taten, die ist schon so lang,aber die wird jetzt auch insbesondere durch diese Angriffe, die jetzt eben inzunehmendem Maße nicht verhindert werden können, weil es eben keine ausreichendenSchutzmaßnahmen gibt, weil wir die nicht bereitstellen.Wenn die halt so weitergehen. Aber schauen wir mal, was jetzt die Ukraine noch so leisten kann.Wir haben jetzt vor allem von den Angriffen der Russen gesprochen.Es ist jetzt nicht so, dass die Ukraine da nur jetzt mit dem Arsch auf ihrenHänden sitzt, sondern es geschehen Dinge.Und es geschehen auch merkwürdige Dinge, weil es gab ziemlich bald nachdem unsere Sendung war,gab es Angriffe und zwar das zweite Mal jetzt in diesem Krieg von so russischenEinheiten, die aber auf der Seite der Ukraine kämpfen.Also es sind Russen, zumindest wird das so dargestellt, aber es ist so.Drei, vier verschiedene Gruppen mit unterschiedlichen Freiheit für Russland,und die haben wiederum in der Nordgrenze der Ukraine,also in der russischen Region Belgorod, an vier Stellen grenzüberschritten unddie Grenzdörfer angegriffen.Da gab es natürlich den entsprechenden Widerstand der Russen,aber da hatten die auf jeden Fall erstmal wieder ganz schön mit zu tun.Das hielt so eine Woche ungefähr, ist ein bisschen unklar wann die sich dannwieder zurückgezogen haben.Also so eine ähnliche Geschichte, wie es das schon im letzten Jahr gab und soein bisschen merkwürdig, wasda eigentlich passiert und was sozusagen der Sinn der ganzen Sache ist,weil du kannst jetzt nicht so mit drei Jeeps und zwei Tankern kannst du nichtirgendwie in Russland einfallen und davon ausgehen, dass du jetzt irgendwieden Kreml niederringst.Aber trotzdem müssen natürlich die Russen immer darauf bedacht sein,dass sie dort eben ihre eigenen Gebiete auch noch schützen und das war glaubeich so ein bisschen der Sinn der ganzen Sache, dass einfach auch die Russenvon ihrer Intelligence her beschäftigt sind und sich nicht auf ihre eigenenOffensiven kümmern können.
Pavel Mayer 0:30:12
Ja, es war einfach mehr ein klassischer Raid oder Überfall,wo man mit der begrenzten Zahl von Truppen irgendwo einfällt,für Unruhe und Chaos und Zerstörung und Schrecken sorgt, Aber nicht damit rechnet,irgendwie jetzt Land zu erobern und zu befestigen und zu halten,sondern will eben eine Reaktion dann provozieren und zieht sich dann anschließendwieder zurück, weil man auch eben ja gar nicht die Logistik hat,um dann jetzt Truppen auf dem Vormarsch zu versorgen, sondern man nimmt dannhalt für eine Woche was zu essen mit. So.
Tim Pritlove 0:31:27
Aber, ähm,Und welche Gruppen die es mit welcher Intention abgeschickt haben und was dieeigentlichen Ziele waren, wird aus den Berichten nicht so richtig klar.Aber auch da zeigt sich, dass Russland halt einfach die Sicherheit in ihreneigenen Städten gar nicht mehr aufrechterhalten kann. Also zumindest nicht inBelgorod und auch in Rostov-on-Don sieht es nicht so gut aus dafür.Ja und das gehört irgendwie in dieses ganze Kapitel Vorstoß am Norden.Auf der anderen Seite ist die Ukraine ja eher dabei, diese Grenze so hermetischabzuregeln, wie es nur irgendwie geht.Und ich glaube so Vorstöße aus dem Norden Richtung Kiew und Sumi und so weiter,also Einmarsch ins ukrainische Land, das glaube ich kann man jetzt erstmal vergessen,da haben die Russen keine Möglichkeit.
Pavel Mayer 0:32:15
Man macht dann mit solchen Drohnenangriffen macht man zum Beispiel auch die Luftabwehr nervös,die dann wiederum dazu tendiert eventuell auf alles zu schießen,was sich auch hinter der Front bewegt.Deswegen willst du quasi auch dort diesen Druck aufrecht erhalten,um es auch einfach schwieriger zu machen der anderen Seite und das hat auch gewisse Erfolge.Plus, dass es so scheint, dass die Russen bei ihren Gleitbomben-Kits das Problem,was wir glaube ich vor einem Jahr schon mal erwähnt haben, immer noch nichtvoll in den Griff gekriegt haben.Und zwar ist das Problem, diese Gleitbomben-Kits haben halt so Flügel,die so scherenmäßig mit Federn versehen sind,damit sie halt während des Fluges eben eingeklappt sind und dann nach dem Abwurfklappen halt diese Flügel aus und die Bombe kann mit dem Gleitkit dann GPS und,oder trickheitsgesteuert so je nach Höhe 50 bis 70 Kilometer fliegen.Jetzt scheint es so zu sein, dass einige dieser russischen Gleitkits einfachdie Flügel nicht ausklappen.Und es scheint es weitere dann auch so zu sein, dass das Ausklappen dieser Flügelnicht unbedingt dazu führt, dass die Bombe unscharf ist.Sprich, wenn die halt dann und dann ist es so,dass sie gerne auch offensichtlich diese Abwürfe in der Gegend um Belgorod machenund deswegen passiert es eben immer noch,dass gelegentlich auf und um Belgorod halt russische Bomben einschlagen,weil die Gleitkits sich gelegentlich nicht öffnen.Und teilweise wird aber auch gemunkelt,dass die Piloten irgendwie selber machen oder irgendwelche Fehler passierendann oder die nicht näher ran wollen und Angst haben und dann lieber den Krameinfach irgendwie abwerfen und loswerden wollen.Aber es gibt auf jeden Fall bestätigte aktuelle Berichte über russische Bomben,die in und um Belgorod eingeschlagen sind.
Tim Pritlove 0:34:54
Genau.So, aber noch sehr viel wichtiger und sehr viel erfolgreicher sind die Angriffeder Ukraine mit ihrem Drohnenprogramm und wir hatten ja auch schon darüber gesprochen,dass die Drohnenproduktion in der Ukraine ein absoluter Fokus ist und mit Drohnenmeinen wir eigentlich alles an Drohnen.Das heißt nicht nur jetzt diese Quadrokopter, die man jetzt oft in diesen Videos sieht,wenn man sich ein bisschen mit dem Frontgeschehen beschäftigt,die halt jetzt direkt in Panzer und sonstige Fahrzeuge fliegen und explodierenoder Bomben oder Granaten abwerfen und dann Fahrzeuge zum Explodieren bringen,sondern Drohnen ist mittlerweile weit gefasst.Wir haben ja schon sehr viel über diese Seedrohnen gesprochen.Es gibt teilweise eben jetzt auch Drohnen für die Versorgung der Frontline,also so Fahrzeuge, die mehr oder weniger autonom, teilweise noch ferngesteuertmit Quadro-Koppern beobachtet,was weiß ich, Munition in den Schützengraben nach vorne fahren, solche Geschichten.Aber ganz wichtig sind natürlich die großen Luftdrohnen und damit macht dieUkraine den Russen gerade das Leben richtig schwer,denn sie bauen halt einerseits große Drohnen, die sehr viel Sprengkraft mitsich führen, aber vor allem die auch eine unglaubliche Reichweite haben.Das ging jetzt gerade in den letzten Wochen enorm los,dass die Ukraine ganz gezielt Gas- und Ölproduktionsstätten,also Raffinerien der Russen, angreifen.Eigentlich nahezu alle Raffinerien, die so High-Quality-Produkte erzeugen.Also sowas wie PKW-Benzin.Also alles das, was auch die Russen exportieren können.Jetzt nicht so schlechter Diesel, den sie so in den Panzer reinschmeißt oderso. Das haben sie irgendwie überall.Aber alles, was so ein bisschen High-Quality erzeugt, davon haben sie irgendwieso 10, 15 Standorte. Aber die sind halt alle im Wesentlichen in Russland.Mit anderen Worten, die sind auch alle verhältnismäßig nah an der Ukraine dran.Und von den Standorten sind gut 80 Prozent,auch nur 70 Prozent, aber auf jeden Fall weitaus mehr als die Hälfte in denletzten Wochen von großen Flugdrohnen getroffen worden.Und das bedeutet, dass die Ukrainemittlerweile über Drohnentechnologie verfügt und auch in der Lage ist,die über sowohl besetztes ukrainisches Gebiet als eben auch über normales russischesStaatsgebiet fliegen zu lassen, über 1000 Kilometer weit.Und mittlerweile gibt es auch Hinweise bzw.Auch Ankündigungen schon, dass sie auch bei diesen 1000 Kilometern nicht Haltmachen, sondern dass sie teilweise Drohnen haben, die bis zu 3300 Kilometer weit kommen.Nochmal zu den Angriffen auf die Öl- und Gasproduktion, nochmal zur Reichweitegleich nochmal einen anderen Gedanken, aber warum greifen sie diese Städten an?Könnte man ja denken, wenn das nicht der Treibstoff für die Panzer ist,was soll's? Also, dass den Russen mal der Diesel ausgeht, das steht nicht zu befürchten.Dafür haben die einfach zu viel Produktion. Aber mit diesen Öl- und Gasproduktionsstättenmachen sie ihre Exporte.In anderen Worten, das sind die Haupteinnahmequellen Russlands.Und in den letzten Wochen sind diese Einnahmen nach Schätzung um 12-15% schon zurückgegangen.Das heißt Russland verdient weniger Geld und das ist halt die,großem Abstand die Haupteinnahmequelle dieses Staates, weil sie diese ganzenProduktionsstätten schließen mussten.Und zwar nicht nur welche, die jetzt irgendwie 100-200 Kilometer von der ukrainischenGrenze entfernt sind, sondern nahezu alle bis hin zu St.Petersburg. Und auch tief in russisches Gebiet rein, eben über 1200 Kilometerweit wurden halt diese Anlagen angegriffen.Das sind teilweise riesige Anlagen, wo man sich dann auch nur denkt,naja okay, was macht das jetzt schon aus, wenn da irgendwo eine Drohne explodiert.Aber sie haben wohl es geschafft, den Zielanflug so genau zu machen,dass sie eben diese Anlagen an ganz spezifischen Punkten treffen.Und zwar nämlich genau dort, wo das teure, wo sozusagen diese Flaschenhalse in der Produktion sind.Also du setzt ein System außer Betrieb und damit setzt du im Prinzip die gesamte Fabrik außer Betrieb.Und es sind dann auch noch die am teuersten und am schwierigsten zu ersetzendenKomponenten, weil hier die Russen eben oft auf Westtechnologie angewiesen sind.Und das scheint eine sehr erfolgreiche Strategie zu sein.Jetzt gab es zuletzt diese Angriffe sogar auch auf diese Shahed-Fabrik,die auch irgendwie 1500 Kilometer weit weg ist von der Ukraine.Also da, wo diese Shahed-Drohnen gebaut werden, die ja eigentlich von den Iranern entwickelt wurden.Da gab es ein Video zu sehen, wie so eine Drohne da reingeflogen ist.Aber dazu überhaupt noch Drohne zu sagen, ist irgendwie auch noch absurd.Du hast das Video wahrscheinlich gesehen.
Pavel Mayer 0:40:30
Es sieht aus wie ein Leichtflugzeug eher. Also man denkt, da könnte auch einPilot drin sitzen und das da reingesteuert haben.So nur von der, wie das von außen, von Weitem aussah.
Tim Pritlove 0:40:51
Genau, also ich bin mir nicht ganz sicher, ob es das war,aber es gibt ein extrem populäres und sehr erfolgreiches Zweisitzflugzeug, Leichtflugzeug,die A22 Foxbat von Aeroprakt und die ist weltweit irgendwie im Einsatz.Und das war so eine der Sachen, die ich gehört habe, dass sie also auf Basisdieses Modells Drohnen gebaut haben, aber das ist mit Sicherheit auch nicht die einzige Variante.Also es scheinen eine ganze Vielzahl von unterschiedlichsten,also alles was fliegen kann wird quasi in Drohne umgebaut, so kann man es glaube ich mal sagen.Und es ist erstaunlich, dass sie mit diesen Maschinen, die ja noch nicht malbesonders hoch und auch nicht besonders schnell fliegen können,in der Lage sind, tausende Kilometer über russischem Staatsgebiet zu überfliegen,ohne irgendwie abgefangen zu werden und dann eben auch noch genau ihr Ziel zu treffen.Also ob sie jetzt immer ihr Ziel genau treffen,weiß ich nicht, aber viele dieser Produktionsanlagen sind jetzt außer Betrieb genommen worden,wegen unangekündigter Vorfälle und das tut den Russen natürlich mittelfristig schon sehr weh.Es wird auch weiterhin gemunkelt, dass sie auch hier jetzt schon eine Zielführungund eine Flugnavigation haben, die eben zumindest teilweise.Zumindest im Zielanflug so auf AI-Basis läuft.Also ich habe das mal so Low-Coast-Taurus genannt, darüber hatten wir uns jain der letzten Sendung ausführlich unterhalten,wie die Taurus eben einfach durch das Auswerten von Höhenprofil ihren ganzenFlugweg finden kann und am Ende auch das eigentliche Zielmeter genau ansteuern kann.Und eine ähnliche Technik scheinen die Ukrainer auch hier entwickelt zu haben.Mit anderen Worten, wenn die so auf diese Anlagen zufliegen,dann können sie, und das weiß ich natürlich jetzt nicht, wie es funktioniert,ob sie da mit LIDAR arbeiten, ob sie da mit optischen Kameras arbeiten oderwas auch immer die Basis ist.Auf jeden Fall, sie können sich dann auf den letzten Metern in diesem Terraingenau orientieren und dann eben auch wirklich zielgerichtet genau dahin fliegenund dort eine Sprengung auslösen, wo sie es gerne haben wollen.Und das führt eben jetzt dazu.
Pavel Mayer 0:43:19
Ja, und wenn du überlegst, in meinen letzten Jahrzehnten hat ja auch die Avionikgroße Fortschritte gemacht.Du hast ja auch in Leichtflugzeugen jetzt so Glas-Displays und Motoren mit automatischemEngine-Management und Autopilot mit Kopplung an Navigationssysteme.Das wiegt alles nichts mehr und da fehlt dann nicht wirklich viel,wenn du so eine moderne Avionicsuite hast,da noch einen Rechner mit ein paar Kameras dran anzuschließen.Die Automatisierung von dem Flugzeug selber ist schon da, es weiß,wo es ist, wie hoch es fliegt und so und hat einen Autopiloten,der es selber steuern kann.Den kann man noch ein bisschen mehr Autorität geben, dass der halt extremereManöver fliegen kann. Ja, und...Dann ist man vielleicht bei, in der Größenordnung bei ein paar hunderttausend für eine Drohne,die dann eine Reichweite von tausend bis zweitausend Kilometern haben kann undwahrscheinlich eine Nutzlast,sagen wir mal typischerweise 200 Kilo, sowas in der Gegend, könnten die da anSprengstoff mit reinpacken in so ein kleines Flugzeug.Es ist natürlich schon krass, so dieses Verschmelzen von Ziviltechnologie undmilitärischer Technologie, das ist eigentlich nicht das, was man möchte.So, weil...
Tim Pritlove 0:45:40
Äußern etc. Und dafür hat die Ukraine halt keine Zeit.Also nach diesem Krieg wird die Militärproduktion in der Ukraine wahrscheinlich,in manchen Bereichen ausgesprochen modern geworden sein.Also das kann man schon sicher sagen.Gut, dem gesamten Konflikt, der militärische Konflikt hat aber auch Auswirkungen auf uns, auf Europa.Nicht nur die indirekten, die wir schon angesprochen haben, sondern auch so ganz konkret.Es gab Mitte März, war Cameron, der mittlerweile Außenminister von UK,war in der Ukraine und auf dem Rückflug von Polen aus gab es wohl Probleme mit dem GPS-Signal.Und stellt sich raus, dass das wohl mit russischem GPS-Jemming zu tun hat.Es gibt bei Flightradar so eine GPS-Jemming-Map, wo auch immer angezeigt wird,in welchen Regionen dieser Welt in irgendeiner Form mit Störsendern gearbeitet wird.Also GPS-Jemming bedeutet ja im Kern, dass man die Frequenzen,die die GPS-Satelliten zur Erde schicken und damit quasi ihre Zeit übertragen,aus der man dann die Position berechnen kann,dass die halt gestört werden,indem man auf derselben Frequenz mit stärkerem Signal sendet.Und das bezeichnet man halt als Jamming und,ja, wenn man dann auf diese Karten schaut, dann sieht man das halt GPS-Jammingist so in so Bereichen wie Syrien auch im Osten der Türkei, aber natürlich inder Ukraine sehr verbreitet,aber eben auch im Königsberg herum in anderen Worten die Russen stören auchGPS-Signale und das hat dann eben auch noch Auswirkungen auf die zivile Luftfahrt,Also das ist auf jeden Fall ganz interessant.Ich weiß nicht, wie man sich da am besten vor schützen kann.Was auf jeden Fall helfen könnte, ist, dass man dann auch GLONASS verwendet.Das ist nämlich das Navigationssystem der Russen.
Pavel Mayer 0:48:02
Aber das ist noch störanfälliger. Also er hat mir sagen lassen,das ist dann nicht wirklich eine Alternative und die billigen Systeme nutzen ja sowieso alles.Aber GLONASS pfeift halt ohnehin auf dem letzten Loch, was die Satellitenkonstellationen angeht.Die sind teilweise schon länger oben, als sie eigentlich sollten.Und die haben Mühe, die Russen haben Mühe, die Konstellationen am Laufen zu halten.Und das schon länger, schon seit zehn Jahren ungefähr, kann man sagen.Also haben da ein bisschen aufgeholt. Also aber es ist immer noch,sie liegen einfach zeitlich weiter zurück und deswegen,also GLONASS ist da auch nicht wirklich eine Alternative und im Grunde genommen, ja,diese Frequenzen sind halt durch internationale Abkommen so,die ITU, die International Telecommunication Union,regelt, glaube ich, dort generell so Frequenzvergaben.Das heißt, wenn du jetzt hingehst und als Staat ein Militär dann irgendeinenJammer betreibt, der dann ins Nachbarland ausstrahlt, ja,dann ist das schon halt ein Verstoß einfach gegen ein internationales Abkommen.Und das Ding ist, ich...Ich habe jetzt vor einer Woche oder so mit einer OSZE-Diplomatin gesprochen.Die OSZE ist ja die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa.Also ex, ich sag mal, was damals früher der Helsinki-Prozess war und so.Und 50 Länder sind dort Mitglieder. Und unter anderem aber auch natürlich Russland und Weißrussland.Und ich habe dann gefragt, ja, wie läuft denn, also was ist jetzt so die Rolleder OSZE eigentlich seit dem Ukraine-Krieg?Und dann hieß es, naja, im Wesentlichen, dass 48 Länder alle auf Russland einprügeln,diplomatisch. So, außer Weißrussland.Also denen halt täglich zu zeigen, wie isoliert sie unter 50 europäischen Länderneigentlich dastehen für ihre Akte und Aktionen.Und dieses GPS-Jamming ist jetzt dann ein weiteres Ding,also es reicht halt sogar an manchen Tagen, ging es sogar bis Mecklenburg-Vorpommern rein,das heißt, wenn jemand an manchen Tagen vielleicht in Mecklenburg-Vorpommernso sein Autonavigationsgerät anfängt rumzuspinnen und die Position hin und herhüpft und es lange dauert und immer wieder das GPS versagt,kann sich dann auch bei den Russen dafür bedanken, unter Umständen,dass sie dort von Kaliningrad aus bis nach Deutschland rein,Funkwellen jammern in Verstoß gegen internationale Abkommen.
Tim Pritlove 0:51:30
Ja, es gibt ähnliche Probleme auch derzeit in Israel. Also auch da ist das Jammingsozusagen Gang und Gäbe.Ja, also soviel auch nochmal zum Thema. Betrifft uns das eigentlich?Ja, kann man schon sagen. Also betrifft uns dann doch ganz nachhaltig.So, dann gab es ja noch eine Wahl, angeblich.
Pavel Mayer 0:51:59
Wo ganz überraschend Putin wiedergewählt wurde,weil er so ein unglaublich toller, beliebter Kerl ist und deswegen ja auch 87,5.
Tim Pritlove 0:52:21
Prozent der Stimmen bekommen hat. Gut, das ist halt sozusagen die offiziell kommunizierte Zahl.Jeder weiß, dass das nicht wirklich den Stimmen entspricht.Es gibt schöne viele Videos, wo so Mitarbeiterinnen dabei gefilmt werden,wie sie in Wahllokalen bei irgendwelchen Pausen oder nachts,ich weiß nicht ganz genau, so mit größeren Zettelmengen ankommen und die dannnoch in die Wahlurnen reinstopfen und so.Aber ich glaube, auch das wäre nicht unbedingt erforderlich gewesen.
Pavel Mayer 0:52:54
Es gab ja nicht wirklich unabhängige Gegenkandidaten.
Tim Pritlove 0:53:01
Gab es nicht. Und die paar, die es hätten vielleicht sein können,sind ja alle verboten worden.So funktioniert das. Also insofern, man muss halt das Ganze als politisches Signal sehen.Also diese 87 Prozent, die da kommuniziert wurden,sind sozusagen die Botschaft, ja also ihr braucht gar nicht drüber nachzudenken,irgendwas gegen Putin zu unternehmen.Ja der ist jetzt hier einfach Diktator auf Lebenszeit, nicht dass ihr das ehschon wusstet, aber wir haben es jetzt halt einfach mal auf elf gedreht.Und das ist sozusagen jetzt die Situation.Ja und dann hat es auch nicht so lange gedauert, wie schon erwartet wurde,dass dann eben so erste Mobilisierungsankündigungen stattgefunden haben,weil jetzt war die Wahl halt durch,also diese Demonstration der Stärke, würde ich es mal nennen und ja dann kam,Kann man wieder dazu beitragen, die Laune der Leute zu verschlechtern,weil was soll da noch groß passieren?Und dann gab es halt erstmal so die Meldung, dass sie irgendwie,das war schon ein bisschen älter glaube ich, dass sie so generell nochmal ihrMilitär nochmal ein paar Brigaden ausbauen wollen oder Subarmeen.Und dann schlich jetzt auch vor kurzem noch so die Zahl von 300.000 Leuten,die sie jetzt nachrekrutieren wollen, wobei das halt die normalen Rekruten wahrscheinlichsind, die jetzt ohnehin zum Anfang des Jahres anstehen, verpflichtet zu werden.Also ist nicht so ganz klar, aber es ist eine Vergrößerung des Militärs angekündigtwerden, inwiefern Russland überhaupt in der Lage ist, sein Militär zu vergrößern.Also, weil das ist schon groß angelegt, nur du musst die Leute ja auch irgendwieausrüsten, du musst die Leute auch ausbilden, du hast halt nichts anderes vor,als sie direkt an die Grenze zu schicken, um sie dort sterben zu lassen.Ist ein bisschen unklar. Ich weiß nicht so ganz genau, was ich davon haltensoll, aber es ist nicht ganz auszuschließen, dass sie halt alles tun,Und es gibt auch genug Gerüchte, die sagen, es gelingt ihnen ohnehin einfachüber ihre Rekrutierungsprogramme jeden Monat irgendwie 30.000 wieder neue demGemetzel hinzuzufügen.
Pavel Mayer 0:55:38
Ja, aber das brauchen sie ja auch, weil das ist ja auch ungefähr die Größenordnung,die sie mindestens verlieren.Entweder durch Tod, Krankheit, Unfälle, altersbedingtes Ausscheiden,zu lange an der Front, wie auch immer.Immer so, es ist ja nicht wie so ein Sparschwein, wo du reinsteckst und dannbleiben die alle drin, die Leute in der Armee.Und insofern muss, und das betrifft natürlich auch die Ukraine,muss halt regelmäßig weiter und neu rekrutiert werden auf beiden Seiten.Und Russland braucht eben allein 30.000 bis 50.000 im Monat,um Verluste und Abgänge auszugleichen.Was halt diese ganzen Zahlenspiele irgendwie immer schwierig macht. Das heißt...Die Vergrößerung des Militärs um 240.000 bis 768.000 haben wir schon mehrfach jetzt gehört.Aber wie du schon richtig sagst, ist die Frage, was kommt tatsächlich dazu.Aber unterm Strich sieht es zumindest so aus, dass das russische Militär zumindest,was die Truppenanzahl angeht, nicht kleiner wird, sondern tendenziell größer wird.So das, würde ich sagen, ist der Eindruck, der bei mir aus all den Berichtenund Zahlen hängen geblieben ist.Aber es sieht für mich nicht so aus, als wenn sie in kürzester Zeit ihre Truppenverdoppeln könnten oder sowas in der Art.Sondern irgendwo liegt die Wahrheit in der Mitte. Aber es ist so schon besorgniserregendtrotzdem und eigentlich müsste man darauf reagieren.Also Russland rüstet auf, aber noch nicht in dem Tempo, wie es könnte,wenn es jetzt eine Totalmobilmachung durchführen und komplett auf Kriegswirtschaft umstellen würde.Also da, an dem Punkt ist Russland noch nicht.
Tim Pritlove 0:58:09
Auf Kriegswirtschaft haben sie schon umgestellt.
Pavel Mayer 0:58:12
Ja, aber nicht komplett so. Also es ist nicht so, dass sie jetzt,ja, alles andere, die haben jetzt nicht angefangen, Nahrungsmittel zu rationierenoder andere Dinge des täglichen Bedarfs.Es ist halt alles teurer geworden. und gut belarus darf jetzt kein sprit mehrexportieren doch nach russland außer nach russland genau.
Tim Pritlove 0:58:45
Stichwort Mobilisierung, das steht natürlich jetzt auch der Ukraine bevor.Es gab in den letzten Monaten eine breitere Diskussion in der Ukraine,wie denn mit der Mobilisierung generell zu verfahren sei, beziehungsweise mitder Rekrutierung generell zu verfahren sei.Und es ist ja tatsächlich so und damit ist Ukraine auch ein absolutes Unikum,die ukrainischen Soldaten, die für den Krieg einberufen werden,wurden bislang erst ab dem Alter von 27 Jahren einberufen.Und das wirkt natürlich ein bisschen merkwürdig, weil man sich denkt so,warte mal, seid ihr nicht gerade im Krieg und werft ihr nicht irgendwie allesnach vorne, aber so ist die Gesetzeslage.Und der Grund dafür, was sozusagen damit bezweckt werden soll,dass man eben die ganz Jungen nicht in den Krieg holt, ist, um ihnen sozusagenauch noch die Gelegenheit zu geben,ja zynisch betrachtet auch noch eine Familie zu gründen, aber sagen wir malüberhaupt einfach so ihr Leben auch einfach zu leben.Ich meine, wenn du 16, 17 bist, dann ist dein größtes Ziel ja nicht,jetzt will ich irgendwie gegen die Russen in den Krieg ziehen,sondern du bist ja gerade dabei, überhaupt erstmal dich selber zu entdeckenund dein Leben so richtig zu starten.Und das ist etwas, was in der Ukraine eben auch gesetzlich eben auch im Falledieses Krieges so gilt, dass eben die ganz jungen Leute nicht einfach an der Front verheizt werden.Nichtsdestotrotz hat natürlich auch die Ukraine das Problem,dass sie irgendwelche Leute finden muss, die in den Krieg ziehen, weil sonst….Die machen die Russen den Krieg alleine und das ist nicht so das,was jetzt gerade geboten ist.Deswegen gab es eine, wie ich so mitbekommen habe,recht emotional geführte Debatte in der Ukraine und jetzt ist beschlossen worden,dieses Eintrittsalter auf 25 abzusenken.Das heißt jetzt gibt es kurzzeitig eine Welle, weil eben zwei Jahrgänge zusätzlichmit aufgenommen werden können,die vorher sozusagen noch außerhalb des Einzugsbereichs waren.Und im selben Zuge wurden auch,im Krieg ich bin mir jetzt nicht ganz so sicher, was deren Status war,aber es sind halt viele eben auch einfach aus diesem Modus gar nicht rausgekommenund kämpfen halt seit zwei Jahren in diesem Krieg, was auch nicht so geil ist und die sind halt jetzt,die ersten sind jetzt eben raus rotiert worden.Dem wurde halt einfach gesagt, so ja vielen Dank, du hast jetzt hier irgendwiezwei Jahre für uns gekämpft, super war, jetzt mal Schluss.Und ja, das ist sozusagen gerade die Methode, mit der die Ukraine dort vorgeht,die sich halt von der russischen Methode doch fundamental unterscheidet.
Pavel Mayer 1:02:02
Ja. Und auch, ich meine, als ich das gehört hatte, wurde ich an einen Popsongerinnert, aus den, ich glaube, 80ern, der irgendwie, der Refrain war in der 19.So das Durchschnittsalter der amerikanischen Rekruten im Vietnamkrieg.Deswegen fand ich das besonders bemerkenswert.Also ich hörte, dass die Ukraine erst ab 1927 bisher eingezogen hat.Das ist in der Tat sehr ungewöhnlich und unerhört eigentlich.Weil das macht es auch nicht unbedingt einfacher, dann Leute einzuziehen,weil so 19-Jährige sind halt noch formbarer, mit denen kannst du halt andersumspringen als mit jemandem, der halt schon eine Ausbildung hinter sich hat,der vielleicht schon Familienvater ist und schon eigentlich erwachsen ist.Das heißt, du hast dann eben auch eher so eine Erwachsenenarmee und keine jugendlichenArmee, was auch interessante Implikationen haben könnte.
Tim Pritlove 1:03:20
Das Lied 19 von Paul Hardcastle besingt dann eben auch den Umstand,dass im Zweiten Weltkrieg das Durchschnittsalter der Kampfsoldaten bei 26 lag.Und in Vietnam war es dann halt 19,Gut, jetzt stellt sich natürlich die Frage, wie kann man der Ukraine helfenund da ist viel passiert in den letzten Wochen.Ich glaube wir hatten diese von den Tschechen initiierte Geschichte,sich auf die Suche nach Artillerie, Munition zu begeben, haben wir glaube ich schon erwähnt.Und dass da eben Geld eingesammelt wurde, das Geld ist wohl soweit ich das seheweitgehend zusammen und angeblich soll es jetzt auch schon im April erste Lieferungen geben.In dem Zuge wurde auch die Menge von Shells, die man dort angeblich aufgetanhat und die dann auch binnen einer überschaubaren Zeit geliefert werden können,von 800.000 auf eine Million hoch korrigiert.Und das scheint jetzt sozusagen unterwegs zu sein.Und jetzt gab es auch noch eine Meldungvon Estland, dass sie auch nochmal Artillerie-Shells besorgen können.
Pavel Mayer 1:04:40
Ja, wird man sehen, was daraus wird, aber ja.
Tim Pritlove 1:04:46
Also von der Menge her, also über zwei Milliarden US-Dollar Beschaffungsmenge,bei den Tschechen waren es anderthalb, wenn ich das richtig sehe,also eine Million Shell, also wäre das sozusagen nochmal irgendwie mehr alseine Million, wenn es jetzt nur um Artillery Shells geht.Also das war ja, sind ja viele Waffentypen sind ja hier gefragt.Der Mangel an Luftverteidigungsraketen, den haben wir schon angesprochen,aber es geht natürlich auch generell Munition auch für ganz Maschinengewehre etc.Aber das ist ja im Vergleich alles Pipifax. Problematisch war halt nur Artillery-Shells,also das, was du in Hobbitsen und ähnliche Systeme einsetzen kannst,diese 155 Millimeter-Shells für NATO-Material und 152 für russische Geräte,die die Ukraine ja auch noch hat.
Pavel Mayer 1:05:41
Ja, also eine Million würde ungefähr größenordnungsmäßig für ein halbes Jahrreichen bei der Ukraine.
Tim Pritlove 1:05:48
Ja, geht auf jeden Fall eine Menge los. Also um mal so eine Größenordnung auchim Kopf zu haben, Russland produziert offenbar derzeit so 250.000 Artillery Shells im Monat.Sie haben einfach riesige Produktionskapazitäten dafür aufgebaut in den letzten Jahrzehnten.Die gesamte EU und die USA produzieren 100.000 Shells pro Monat.Das ist so die Größenordnung. Also wenn wir jetzt von, so wie Estland das jetzt sozusagen sagt,sie könnten jetzt für zwei Milliarden US-Dollar Shells beschaffen,dann entspricht das ungefähr der Jahreskapazität der EU und der USA,was dort eingekauft wird.Sollte ich das mal grob durchrechnen.Ja, und wie vorhin schon erwähnt, also jetzt geht eben auch noch die Suche nachPatches und ähnlichen Luftabwehrsystemen los.Das heißt, es werden halt Länder, die viel gekauft haben, denk mal an die arabischenStaaten, die jetzt vielleicht nicht so den Bedarf, also wenn die 20 Patchesrumstehen haben, dann brauchen sie vielleicht nicht unbedingt alle 20.So, da kann man ja vielleicht nur hier nochmal zwei und dann nochmal zwei undso weiter. Kleinvieh macht auch Mist.Aber es ist halt generell interessant, wie da jetzt Bewegung in diesen ganzen Diskurs reinkommt.Ja und generell, das müsstest du mir jetzt mal erzählen,habe ich so den Eindruck, dass während Deutschland so mittlerweile der totaleBuhmann ist, nicht was jetzt insgesamt Lieferungen betrifft,aber eben was auch die Schwierigkeit des Diskurses überhaupt,Haupt der Unterstützung betrifft.Wir hatten das ja hier mit der Taurus-Debatte auch schon ausführlich,wie schwierig die Rolle von Deutschland da ist im internationalen Vergleich.Auf der anderen Seite scheint mir aber Tschechien genau auf der anderen Fahrspurunterwegs zu sein und nicht nur jetzt mit dieser Munitionsaktion,sondern auch noch mit so einem,Abhörskandal und entsprechenden Geheimdienstinformationen, die veröffentlichtwurden. Kannst du mal kurz erklären, was da passiert ist?
Pavel Mayer 1:08:02
Ja, also erstmal, ich meine grundsätzlich wundert mich das ein bisschen,dass Tschechien sich derart dort profiliert und ins Zeug schmeißt,weil die Tschechen sind auch eher und waren schon immer eher,man könnte sagen, pazifistisch veranlagt, man könnte sagen feige oder eben einfach nur ein kleines Land,wo man so Machtpolitik mit militärischen Mitteln,man sich nicht wirklich alleine wehren kann gegen all die großen,übergroßen Nachbarn wie Deutschland.Auf der einen Seite, ich meine, Tschechien sind es jetzt 10 Millionen Einwohner ungefähr.Das ist kleiner als Bayern.Das ist so Baden-Württemberg irgendwie. wie Größenordnung ist nicht kleinerals Nordrhein-Westfalen.Und deswegen sind aus irgendwelchen Gründen die Tschechen auch eines der Länder,die nicht nur mit dem höchsten Bierkonsum, sondern mit der höchsten Rate an Fremdgehen,sage ich mal.Also es sind jetzt nicht besonders unbedingt so, wie sagen, treue Seelen oder so.Deswegen ist es eigentlich, eigentlich ist man eher so mehr auf Genuss bedachtdort und weniger auf Krieg führen, sag ich mal, oder Stress.Ich meine, der brave Soldat Schwaig zum Beispiel ist durchaus repräsentativ,so ein bisschen für die tschechische Volksseele.Und ich glaube, dasses derzeit aber vor allem liegt es an der politischen Führung und wo sie damit dem Herrn Pavel ja jetzt auch einen Ex-Militär,der auch so ein bisschen sehr martialisch aussieht, haben.Und gut, die andere Sache ist natürlich, dass man auch was Russland angeht,wegen 1968 einfach noch so ein bisschen angefressen ist in Tschechien.Also der Prager Frühling und ein Marsch der Warschau-Pakt-Truppen und habenda ein Loch ins Museum geschossen und so. Das war höchst unfreundlich.So kam nicht gut an.
Tim Pritlove 1:10:54
Loch im Museum, okay.
Pavel Mayer 1:11:01
Ja, deswegen, ich glaube, das ist so ein bisschen eine Sondersituation,eine Sonderkombination.Die Nation Slowakei ist ja jetzt so ein bisschen wieder in die andere Richtungnach den Wahlen geraten,weil dort irgendwelche auch Russland-nahen Populisten jetzt wieder an der Macht sind.Das könnte in Tschechien auch passieren, aber derzeit zum Glück scheint es eherden anderen Weg zu fahren und sich da sehr klar ins Zeug zu legen.Schon vor dem Zweiten Weltkrieg ein großer Rüstungsproduzent.Das war auch mit ein Grund, warum Hitler damals dort einmarschiert ist,weil man halt dort die ganzen Rüstungsfabriken, so Škoda und Cezette und soalle mit haben wollte und war dann auch im Warschauer Pakt ein großer Produzent.Und da werden ja auch viele Panzer jetzt überholt oder auch in Eigenregie gebaut.Also ja, insofern hat das Ganze auch eine gewisse industrielle Komponente.Also man kann unterstützen und man profitiert auch von der Unterstützung wirtschaftlich, denke ich.Und ja, man hat mit den Russen sowieso noch irgendwie, ja, ein Hühnchen zu rupfen.
Tim Pritlove 1:12:42
Also der Petre Pavel, so heißt er ja, ist der Staatspräsident.Es gibt ja aber auch noch einen Ministerpräsidenten.Das ist ja ein anderes Machtverhältnis als wir das jetzt in Deutschland habenzwischen Präsident und Ministerpräsident.Also jetzt mal sagen, wer da so die eigentlichen Zügel in der Hand hat.
Pavel Mayer 1:13:08
Also tschechische Politik ist ein bisschen unübersichtlich, sag ich mal.Und mit Ausnahme der kommunistischen Partei sind alle Parteien,die du hast, keine Mitgliederparteien.Sondern die sind relativ klein, was die Mitgliederzahl besteht.Und die Politiker so tun sich dann immer in irgendwelchen neuen Parteien oderGruppierungen zusammen, die sie dann gründen.Also so ein bisschen Sarah Wagenknecht nur mal fünf oder mal zehn.Also da herrscht eine andere Dynamik. Und der Präsident hat schon ein bisschenmehr Einfluss, ist also nicht so repräsentativ wie...In Deutschland, aber ja, es ist eben auch nicht der Ministerpräsident.Das ist vielleicht, ich weiß nicht, wie weit man das mit Frankreich vergleichen kann.Aber ja so richtig ehrlich gesagt blicke ich da auch nicht durch was sich daentwickelt hat aber es ist eben einfach ein kleineres land so muss muss maneben sehen vergleichbar mit einem der der größeren deutschen Bundesländer und,ja,dementsprechend gibt es auch,ja, gibt es auch Engpässe bei der Auswahl von politischem Personal,so wie bei uns in den Bundesländern auch.
Tim Pritlove 1:15:10
Das wollte ich ja gar nicht bezweifeln, mir ging es ja jetzt auch nicht darum,wie das parteipolitisch aufgebaut ist, sondern jetzt nur so de facto,Wer entscheidet über diese Außenpolitik?Ist das jetzt der Ministerpräsident, der auf dem Papier mächtigstes Mitgliedder Exekutive ist, wie die Wikipedia sagt,oder ist der Staatspräsident da in irgendeiner Form für Außenpolitik mehr zuständigund bestimmt dort den Weg?Weil man ist jetzt bei diesem Petre Fiala, der halt der Ministerpräsident ist,wie herzlich wenig bis gar nichts, also ich habe da zumindest noch nichts gesehen,aber der Pavel ist halt jetzt die ganze Zeit in der Diskussion.
Pavel Mayer 1:15:46
Ja, er sieht einfach auch cooler aus, finde ich.
Tim Pritlove 1:15:56
Bist du sicher, dass wir uns jetzt hier noch auf der Basis von nachvollziehbaren Argumenten bewegen?Okay, lassen wir das. Also auf jeden Fall, Tschechien ist sozusagen mit drinund es gab jetzt aber diesen Abhörskandal oder was war das?Also wo jetzt rausgekommen ist, was ist dabei rausgekommen?
Pavel Mayer 1:16:13
Ja, also da hat einfach jetzt auch der tschechische Geheimdienst einfach eineListe von Politikern, von europäischen Politikern veröffentlicht,die Gelder von einer russlandfinanzierten Gruppe oder NGO erhalten haben.Und darunter waren dann eben auch drei deutsche AfD-Politiker,die auf der Liste standen.Aber es war halt in ganz Europa Politiker, wo sich Russland eben entsprechend versucht hat.Freunde zu kaufen oder Freunden, wie auch immer, zu helfen,mit denen man gemeinsame Interessen teilt.Und gegebenenfalls Unfriedenund Unruhe zu sehen im Westenund eventuell Dinge einfach zu verhindern auf europäischer Ebene und in Europaund in den einzelnen Ländern dann auch zu spalten oder Opposition gegen dieUnterstützung der Ukraine zu organisieren.Und sie haben aber wohldiese Gruppe auch mit entsprechendenTelekommunikationsabhörmaßnahmen überzogen und haben angeblich Audiobelege für auch deren Treiben.Und diese sollen wohl kompromittierend sein.Ich habe da jetzt auch allerdings nichts direkt gehört.Aber gehe mal davon aus, dass sie nicht einfach irgendwelche zufälligen Namenin den Raum geworfen haben.
Tim Pritlove 1:18:36
Auf jeden Fall gibt es Meldungen, dass also da sehr viel Geld geflossen ist,russisches Geld und dass es halt auch teilweise die AfD erreicht hat und mankann davon ausgehen, dass also nicht nur hier, aber an vielen Stellen,aber hier ist es jetzt mal sichtbar geworden,dass eben solche Kanäle in Vielzahl gibt, wo einfach die, ja unsere Demokratieeinfach infiltriert wird, indem halt einfach da Leute bezahlt werden.Russische Talking Points in der Öffentlichkeit zu vertreten,also gibt es auch eine Korrektiv Recherche dazu das verlinkt man nochmal,die das alles untersucht gut, dann schauen wir nochmal kurz auf die Situation mit der USA,beziehungsweise konkret die Situation mit der NATO, denn wir alle wissen esdroht ja theoretisch eine weitere Trump-Amtszeit.Das will man sich gar nicht vorstellen.Und ehrlich gesagt, ich lehne das auch nach wie vor ab, das als wahrscheinlichanzusehen, aber better safe than sorry,denkt sich wahrscheinlich mittlerweile auch die NATO und nachdem sich Trumpja auch explizit geäußert hat, so mit ja hier NATO und so, scheiß drauf,Russland kann ja machen, was sie wollen.Wir wissen ja alle, wie erratisch dieser Typ ist und mit Sicherheit ist er haltauch gekauft und dreht frei und hat überhaupt gar kein Verständnis von internationalerPolitik und den Konsequenzen.Aber Trump hin, Trump her. Interessant ist, wie die NATO jetzt darauf reagiert.Auf der einen Seite wurde jetzt eine sogenannte NATO-Mission gestartet für die Ukraine.Die gab es wohl bisher noch nicht. Das heißt, es gibt jetzt sozusagen so einedefinierte Gruppe innerhalb der NATO, die sich um die Ukraine kümmert.Und es wurde jetzt kolportiert die Idee, ob auch die NATO selber so einen 100Milliarden Euro Fonds oder Milliarden US Dollar Fonds,im Prinzip das gleiche, bereitstellen sollte für die Ukraine für die nächsten Jahre.Das ist sozusagen eine Diskussion. Aber es geht ja noch weiter.Also die Angst, dass der NATO irgendwie die USA wegbricht durch Trump.Also dass sozusagen einfach, selbst wenn sie Mitglied sind und bleiben,man eigentlich nur Störfeuer erwarten kann, geschweige denn irgendeine Unterstützung.Und da kriegt es natürlich jetzt Europa wirklich mit der Angst,weil es ist ja klar, wenn man jetzt ohne die USA, weiter ohne die USA hier diesenUkraine-Kampf führen möchte,muss, dann wird es eng.Weil wir haben nicht genug Waffen, wir haben nicht genug technische Möglichkeiten,wir haben nicht die Logistik der Amerikaner, im Prinzip hat sich die NATO immerdarauf verlassen, dass es halt die Amerikaner gibt und der Gedanke,dass die Amerikaner nicht dabei wären, das ist sozusagen schwierig und natürlichauch so Standorte wie Rammstein gehören dazu,die ja derzeit noch von der USA geführt werden.Da gibt es ja sogar die Idee, Rammstein, also den Standort, der wichtigste Standortder USA in Deutschland unter die Kontrolle der NATO zu bringen.
Pavel Mayer 1:22:06
Ja und dort befindet sich das Hauptquartier der NATO-Luftstreitkräfte.Also das ist nicht irgendwas, aber es ist eine amerikanische Airbase eben.So genau und dann gibt es jetzt sagen auch aktuell Überlegungen,mir ist unklar was das jetzt genau impliziert,aber man möchte jetzt die NATO Kontrolle über die Airbase so weit ausweiten,dass im Falle eines Wahlsiegs von Trump dort die US-Einflussnahme begrenzt ist,also dass sie den nicht einfach zumachen können oder nicht einfach Dinge dann gefährden können.Also so weit ist man jetzt wohlangeblich gerade bei der NATO und was die aktuelle US-Regierung angeht.
Tim Pritlove 1:23:17
Tja, also das sind schon interessante Bewegungen.
Pavel Mayer 1:23:23
Ja.
Tim Pritlove 1:23:23
Da ist ein Riesenareal da bei Rammstein, dicker Flughafen.
Pavel Mayer 1:23:28
Ja und ich meine die USA sind nun mal der 900 Pound Gorilla,was Militär und militärische Fähigkeiten angeht und ohne die Fähigkeiten derUS-Armee so fehlt dem europäischen Militär komplett ein Rückgrat.Ja, also das ist dann quasi ein Haufen von eher schwabbligen Verbänden,aber denen es dann an jeder Menge Fähigkeiten fehlt, um integrierten Luftkampfund Luftverteidigung und so zu führen.Und es sind auch die Mengen an Munitionen,Einfach auch gar nicht da. Also da ist man überall derzeit auf die USA angewiesen.
Tim Pritlove 1:24:31
Logistisch auch, weil die Amerikaner einfach weltweit ihre Munition auch antausenden Orten dieser Welt verteilt haben.
Pavel Mayer 1:24:40
Ja, und nach wie vor haben die Amerikaner halt 500 Militärbasen weltweit.Ja, 500. Ich meine, es waren mal über 1000.Also die haben da auch schon deutlich reduziert. Aber ich glaube,die nächstgrößeren Länder liegen da im Bereich von vielleicht 10 oder 20 Ländern.Und die USA ist da einfach auch die einzigen, die wirklich global präsent sindoder sein können militärisch.Kein anderes Land kann das in dem Maße.Und ich denke nur zurück, wiemühsam das war, als die Engländer die Falklandinseln zurückholen wollten,wie lange das gedauert hat, bis sie da Schiffe runtergeschickt haben und wie umständlich das war.
Tim Pritlove 1:25:34
Vier Wochen oder so war das.
Pavel Mayer 1:25:36
Ja, ja, also es war lange und es war mühsam und es lief auch alles nicht so richtig gut.Und seitdem ist aber massiv abgerüstet worden in Europa auch noch.Also insofern, ja.Deswegen ist die Situation problematisch. Ich weiß nur nicht,ob ich das jetzt gut oder schlecht finden soll, was da gerade passiert.Nämlich, dass Europasich jetzt einfach mal ein bisschen mehr auf sich selber besinnen muss und einfachnicht nur quasi am Zipfel der USA hängt,weil nicht alles, was aus den USA kommt.Ist zivilisatorisch gut so unbedingt.Und ich meine, auf der einen Seite finde ich diese Schwächung der USA,die da jetzt stattfindet, diese Selbstschwächung, gefährlich und desaströs.Aber auf der anderen Seite dann vielleicht auch ein bisschen ein Augenöffnerund könnte eben dazu führen,dass Europa im Endeffekt dadurch politisch mehr zu melden haben wird am Ende des Tages.Also die Abhängigkeit von den USA zu reduzieren und dort dann auch ein bisschenselbstbewusster auftreten zu können,um das mal so zu formulieren.
Tim Pritlove 1:27:42
Das ist die Frage, ob es dann die einzelnen Länder sind, wie es bisher war oderob jetzt hier sozusagen auch die EU in irgendeiner Form als Player auftreten wird.
Pavel Mayer 1:27:52
Naja, es ist ja nicht nur dann die EU,sondern es sind dann auch die NATO-Länder und es gibt etliche andere multinationaleOrganisationen, in denen ständig Dinge vereinbart werden.Und ja, ich bin der Meinung schon,dass den Amerikanern ein bisschen mehr europäischer Einfluss guttun könnte undwir in Europa auch mit etwas weniger amerikanischem Einfluss gut klarkommen könnten.Das ist sehr schwammig ausgedrückt jetzt, aber ich glaube, grundsätzlich.Aber das liegt vielleicht auch daran, dass ich in Europa aufgewachsen bin,ist mir das europäische System von allen Systemen, die es so auf der Welt gibt, das sympathischste.Mit überwiegend Mehrparteien-Systemen, mit Verhältniswahlrecht,mit einem vernünftigen Sozialsystem, mit einer vom Staat bezahlten Ausbildung,mit einer Sozialgesetzgebung, wo die Leute einigermaßen Urlaub haben und esdenen eine bessere Work-Life-Balance ermöglicht.So, aber gut, das mag Geschmackssache sein.
Tim Pritlove 1:29:26
Ja, ist jetzt auch für die militärische Ausrichtung jetzt auch nicht ganz sosuper bestimmt für diese Diskussion. Ich weiß schon, worauf du hinaus willstund ich stimme dir auch dahingehend zu, dass das ganz gut tun würde.Und ich glaube, das sieht auch mittlerweile Europa so, dass sie jetzt hier indiesem Spiel, also es ist halt einfach ein Risiko derzeit.Mit unklarem Ausgang. Es ist ein Risiko, sich komplett darauf zu verlassen,dass die USA das schon irgendwie regeln wird.Und weil, wie wir jetzt gerade sehen, ist es halt nicht klar,ob die USA es regeln wird oder ob die USA komplett wegbricht und jetzt einfachnur Europa einen Stinkefinger zeigt und sagt, Ukraine interessiert mich einen Scheiß.Ich meine, es ist alles gegen die Interessen der USA letzten Endes.Aber Trump interessieren nicht die Interessen der USA, Trump interessieren nurseine eigenen Interessen, das ist das Problem.Und dementsprechend sind halt jetzt alle in Aufregung, aber aus dieser Aufregungkann eben was rauskommen.Also in dem Zusammenhang muss man auch noch diese Debatte erwähnen,die jetzt ausgelöst wurde durch Äußerungen von Macron, der sich in diesem ganzenKonflikt eher erratisch äußert.Also derzeit ist ja auch die ganze Unterstützung durch Frankreich im Vergleichzu dem, was jetzt Deutschland liefertund da haben wir ja schon genug zu kritisieren, gar nicht mal so groß.Also klar, sie haben auch was geliefert, Hobbitzen und so weiter und sicherlichdas eine oder andere auch noch, aber im Großen und Ganzen sind die Franzosennicht im Spiel, auch nicht mit ihrer Luftwaffe und auch nicht in einem nennenswerten Maße.Nichtsdestotrotz hat aber Macron jetzt auch so ein bisschen seinen Ton gewechseltund hat halt in Äußerungen davon gesprochen,man dürfe eben nichts ausschließen in Bezug auf die Frage,ob es denn irgendwann mal NATO-Truppen in der Ukraine geben sollte.Das hat jetzt eine ganz interessante Auswirkung gehabt, natürlich allen vorandie SPD hat dann erstmal sofort,also die deutsche Regierung hat dann halt sofort gesagt, so ja nee Quatsch unddas geht ja gar nicht und Eskalation und Pipapo,was man halt jetzt schon kennt.Also da sind sozusagen echte Konfliktlinien zwischen Frankreich und Deutschland zu sehen.Aber andere Länder wie Norwegen zum Beispiel haben gesagt, wir schließen das halt auch nicht aus.Und ich glaube, das ist auch an der Stelle ein ganz interessanter Aspekt,dass man vielleicht in einem Krieg mit so einem anderen Land,was irgendwie keinerlei Grenzen kennt in seiner Brutalität und sich auch vonMenschenrechten und anderen Reglementarien überhaupt nicht auch nur im Ansatz aufhalten lässt,dass man dann nicht irgendwie im Wesentlichen die ganze Debatte darüber führt,indem man öffentlich verkündet, was man alles nicht tun wird.Also ich meine, wenn jetzt irgendwie einer auf dich losgeht und irgendwie aufdich einprügelt und du sagst so Ja, aber ich werde auf gar keinen Fall zurückschlagen weil Gründe,Dann freut die Person sich und weißt du, okay, alles klar, da kann ich jetztdraufhauen bis zum Get-No, weil schlägt ja nicht zurück.Ich weiß nicht, wie siehst du diese Boots on the Ground Debatte generell undhältst du es für möglich, dass wir da auch nochmal konkreter werden?
Pavel Mayer 1:32:55
Also ich halte die Politik, sich eigene rote Linien zu setzen für potenziell kontraproduktiv.Ich kann eine gewisse Anti-Eskalations-Politik durchaus sehen oder finde,ja, man will vielleicht nicht unbedingt eskalieren oder Eskalation vermeiden.Aber meine Sicht ist, dass das der falsche Weg ist Und dass eben Frankreichmit seiner Politik der strategischen Ambiguität.Zumindest jetzt mal erreicht hat, dass der Scheugu sich bei seinem französischenAmtskollegen gemeldet hat Die haben seit Ausbruch des Krieges,seit über einem Jahr war da Funkstille Und plötzlich redet man zumindest miteinander.Ich war jetzt nicht dabei und vermutlich hat Scheugu irgendwelche Drohungenüberbracht, würde ich mal vermuten.Aber nichtsdestotrotz gab es plötzlich wieder direkte Kommunikation auf hoher Ebene.Und ich denke auch, es macht keinen Sinn, Dinge unbedingt vom Tisch zu nehmen.Aber strategisch ist es so, dass...Man ein gewisses Eskalationspotenzial haben will,um eben Eskalation zu vermeiden, weil wenn ich kein eigenes Eskalationspotenzial habe,hindert ja nichts die andere Seite daran, einfach so zu eskalieren, wie sie gerne möchte.Ohne negative Dinge befürchten zu müssen.Und so die Hoffnung oder das Überlegen, was so im Kopf von Scholz und seinenBeratern wahrscheinlich dort vor sich geht,ich meine genau drin stecke ich nicht, aber das Einzige, wie ich mir das erklärenkann, ist, dass sie sich sagen,wir wollen das nicht unnötig anheizen, die Situation, weil wir wissen dann nicht,was passiert und wir wollen uns ein bisschen Eskalationspotenzial erhalten und glauben,das hindert die Russen an Eskalation oder umgekehrt, dass man glaubt,wenn wir jetzt alles reinwerfen, was wir haben, dann können die Russen nicht anders,als dann selber eine Schippe draufzulegen.So ja, das ist glaube ich die Logik, was im Kopf der Leute vor sich geht und ich halte das,und man kann das auch nicht völlig von der Hand weisen, dass auch bei den Russen natürlich.Also da ginge noch mehr.Ja, Ukraine und Russland sind nicht im totalen Krieg, beide Seiten nicht.Also auf beiden Seiten ist die Zahl der Grausamkeiten.Die man dem eigenen Volk und dem Kriegsgegner antun könnte, ist noch deutlich ausbaufähig.Es ist nicht so, dass, ich meine, und wir haben das ja jetzt insofern gesehen,also beide Seiten tun sich ja ernsthaft weh, jetzt kann man sagen.Ja, kann man sagen. Tun die Russen den Ukrainern ein bisschen mehr weh,aber im Großen und Ganzen, also kann man einfach festhalten,beide Seiten tun sich gegenseitig mehr weh, als man das jetzt auf Jahrzehntehinaus aushalten könnte.So ist, glaube ich, die Situation. Aber auchbeide Seiten haben eben noch Eskalationspotenzial und der Westen genauso.Und ja, was jetzt Deutschlands Rolle angeht, wünschte ich mir auch.Es wäre eine andere Regierung oder eine andere Regierungspolitik zumindest angesagt.Und was nicht unbedingt legitim ist, ist zusätzlich, dass die Politik den Leuten noch Angst macht,dass Olaf Scholz rumrennt oder dass irgendjemand aus unserer politischen Führungsriegerussischer Propaganda einfach auch noch ein Outlet gibt.Das muss nicht sein.Ich erwarte eigentlich von der Regierung, dass sie sich da von Drohungen unbeeindrucktzeigt und nicht noch eigene Ängste, die vielleicht da sind,auch noch dann jetzt weiter verbreitet.
Tim Pritlove 1:38:33
Ja, also die Art und Weise, wie Deutschland das auch gekontert hat,war dann ohnehin nicht sonderlich glücklich,weil in den ganzen Statements, die dann abgegeben wurden von Scholz,Mützenich und so weiter, kam dann,ich glaube vor allem bei Scholz kam dann eben auch noch so dieser Hinweis drauf,ja wir können ja jetzt hier nicht wie die Engländer da so vor Ort rumhängen.Es war jetzt nicht wörtlich zitiert, aber aus den Äußerungen kam im Prinzip eine Bestätigung.Also ihr Redebeitrag zu der Frage, soll Deutschland oder soll die NATO oder irgendwer, wir,dort Soldaten in der Ukraine haben, die quasi dort hauptamtlich der Ukraine helfen.Die Formulierungen, die dann gewählt wurden, haben relativ klar durchscheinenlassen, so nach dem Motto, ja wir können es ja nicht machen wie die Engländer,dass die Briten dort sind.So, ich meine, jeder der da ist, weiß das.Also wir hatten das auch schon in diesem Taurus-Gespräch, kam das ja auch zurSprache mit den Leuten, die da rumlaufen und einen auffallenden amerikanischenAkzent haben und so weiter.Also es ist klar, Briten und Amerikaner haben militärisches Personal in Kiewoder wo auch immer am Start und helfen.Die helfen auf irgendeine Art und Weise, wir wissen es nicht.Wir wissen nicht, ob die bei den Storm Shadow Einsätzen helfen,wir wissen nicht, ob das sozusagen nur Kontakte sind, die vor Ort gehalten werden,um diese ganze Intelligenz auszutauschen.Die Flugbeobachtung etc. Zielauswahl, also niemand weiß, wie weit das geht,aber es ist halt klar, dass es so ist.Trotzdem waren die Briten nicht besonders amused über diese Äußerung,weil sie damit sozusagen den diplomatischen Geflogenheiten einfach kompletteins vor den Kopf gegeben haben.Es war einfach diplomatisch eine Vollkatastrophe und darüber hinaus eben haltauch wieder so ein weiterer Beitrag in dem, was wir alles irgendwie nicht tun werden.
Pavel Mayer 1:40:42
Naja, es ist In der Praxis gibt esda schon sehr entscheidende rechtliche Unterschiede, wenn du jetzt sagst,die Engländer oder wir schicken jetzt Militär.Was wir ja schon lange haben, ist, dass Staatsbürger anderer Länder auch imukrainischen Militär dienen und dort helfen und unterstützen.
Tim Pritlove 1:41:13
Klar, aber nicht mit dem Kommando.
Pavel Mayer 1:41:43
Funktion des französischen Staates ausübt, dann ist es eben eine Gepflogenheit,dass diese Person dann akkreditiert wird und mit einem Diplomatenpass einreistund damit auch gewisse Rechte und Immunität vor Strafverfolgung und Ähnlichem so hat.Wenn jetzt einfach,Irgendein Engländer oder irgendein Franzose in der Ukraine einreist,dann ist er da erstmal Tourist.So mit allen Pflichten und Rechten und dazwischen gibt es dann jetzt nicht unbedingt allzu viel.Die Frage ist immer, wessen hoheitliche Funktion wird dort eigentlich ausgeübtund das braucht eben einen rechtlichen Rahmen und da sind alle Staaten auch nur so mittelflexibel.Das ist nicht so Wildwest, wie man glauben möchte.
Tim Pritlove 1:42:55
Aber ich meine, ich rede ja jetzt auch nicht so sehr von den diplomatischen Details,die das hat, sondern die Frage, die ja hier im Raum steht, ist,werden wir mit unserem eigenen Truppen, ob das fünf Leute sind, 50, 500,5000 oder 50.000, völlig egal, Egal, werden wirmit Truppen aus der NATOin diesem Krieg irgendwann präsent sein und wird sozusagen ein militärischesKommando eines der Mitgliedsländer der NATO oder eben am Ende sogar die NATOselbst in irgendeiner Form einen Einsatz koordinieren.Und es gibt ja auch verschiedene Ansätze, was das sein könnte.Das bedeutet ja jetzt nicht sofort, Deutschland die Front,um es mal extrem zu sagen, sondern es könnten ja auch so Sachen sein wie,die NATO entsendet eine Mission zur Sicherung der Nordgrenze.Ja, also dieses ganze Gebiet westlich von Kiew sagen wir mal oder eben vielleichtauch östlich von Kiew, was auch immer.Also wenn dort eine NATO-Truppenpräsentation, also westlich von Kiew ist imWesentlichen ein verhältnismäßig befriedeter Bereich.Also Befried ist vielleicht auch nicht das richtige Wort, aber dort gibt esgerade keine militärischen Aktionen mit der Ausnahme von eben Raketenbeschuss,der das ganze Land trifft.Ähnliches könnte man eben auch für andere Regionen sagen. Zum Beispiel die Grenzenach Moldawien, also gut, dann kommen wir noch in dieses Problem Transnistrienmit rein, das sprechen wir auch gleich nochmal kurz an,aber es sind ja auch alles jetzt nur Ansätze, um zu sagen, man muss ja nichtunbedingt ins Kriegsgeschehen eingreifen, aber man kann ja zum Beispiel auchdadurch Unterstützung liefern, indem man die Ukraine sozusagen entlastet.
Pavel Mayer 1:45:00
Ja, aber wenn ich jetzt so was zu sagen hätte, wenn ich jetzt die deutsche Außenpolitik,die europäische irgendwie koordinieren würde.
Tim Pritlove 1:45:17
Was wäre dann?
Pavel Mayer 1:45:19
Ja, ich würde ganz klar an Russland signalisieren, Leute, ihr wisst,wir können uns das nicht leisten, dass ihr gewinnt in der Ukraine.Das ist ein komplettes No-Go. Und wir gucken uns das Ganze jetzt ganz genau an.Und wenn ihr einfach zu krass seid, wenn ihr zu erfolgreich seid,dann werden wir eingreifen.Und je erfolgreicher ihr seid, umso mehr werden wir unsere Anstrengungen steigern.Und es gibt, was das Steigern unserer Anstrengungen angeht, keine Obergrenze.Und wenn alle Stricke reißen, wenn ihr die Ukraine überrennen solltet und unshier 20 Millionen Flüchtlinge drohen,dann werden wir das stoppen.Mit allen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen.Da gibt es keine Tabus. Und der Punkt ist,das wäre aus meiner Sicht keine Drohung, keine leere Drohung,keine, die aus der Luft gezogen ist, sondern das ist so, wie es faktisch laufen würde,wenn...Wenn Russland jetzt plötzlich anfängt, die Ukraine zu überrennen,dann sehe ich ohnehin, sagen keine roten Linien.Und die Frage ist, ob man nicht genau sowas auch vielleicht nicht öffentlichan Russland durchaus signalisiert und vielleicht ein bisschen freundlicher das Ganze sagt.Ihr wisst ja, in manchen Dingen sind uns die Hände gebunden und wenn ihr,dann können wir halt nicht anders.Aber die öffentliche Kommunikation in Deutschland finde ich auf der einen Seiteverständlich, weil deutsche Politik ist darauf ausgerichtet,es irgendwie allen recht machen zu wollen.Und wenn man sich dann anguckt, was Deutschland tut, ist tatsächlich irgendwieallen Seiten Krümel hinzuwerfen.Oder vielleicht auch ein bisschen mehr als Krümel.Bei Unterstützung für die Ukraine ist ja da, man gibt Geld,man liefert Waffen, bestimmte Waffenkategorien und gleichzeitig aber blocktman und wirft halt Russland andere Krümel hin,indem man dann eben auch rote Linien zieht oder sich dann zurückhält mit bestimmter Unterstützung.Und deswegen, wenn man sich dann die Politik anguckt, kann keiner so richtig glücklich damit sein.Also auch Russland ist ja nicht glücklich mit der deutschen Politik,aber genauso wenig ist es die Ukraine.Und jetzt könnte man sagen, ja super, weil es ist doch toll,aber ich glaube, es kostet uns unnötig viel Geld und es ist einfach gefährlich,was wir hier tun und nicht besonders vertrauenerweckend.So, das ist meine Wahrnehmung. Und ja, okay.
Tim Pritlove 1:49:04
Ich möchte das jetzt gar nicht weiter fortführen, aber diese Diskussion wirduns sicherlich noch einfangen, da bin ich mir relativ sicher.Tja, jetzt müssen wir uns aber nochmal kurz zu diesem Kroko-City-Terroranschlagäußern. Das ist ja auch noch passiert. Am 23.März 2024 gab es halt einen Angriff auf diese Kroko-City-Hall.Das ist so ein Veranstaltungszentrum im Nordosten Moskaus.Und das ist auch so ein kompletter Komplex. Also da gibt es irgendwie diesesKrogo City Hall und dann gibt es glaube ich auch noch eine Krogo City Mall und so.Also da ist auf jeden Fall einiges angesiedelt und dort hat ein Konzert stattgefundenmit vielen tausend Besuchern.Und dort sind dann vermutlich vier Angreifer reinmarschiert,bewaffnet und hatten dann die Möglichkeit dort sehr lange mit Waffen auf dieAnwesenden zu schießen.Dabei sind irgendwie hunderte ums Leben gekommen und viele sind verletzt worden.Dann wurden die auch nicht vor Ort aufgebracht, sondern sind wohl,ist ihnen noch gelungen mit dem Auto zu fliehen und tatsächlich auch Moskauzu verlassen und das Ganze in Richtung Westen,so wie es dann später vom Kreml dargestellt wurde, in Richtung Ukraine.Ukraine, was naja eine interessante Formulierung ist, weil der Ort,wo sie aufgefunden wurden,das war dann in so einem Wald, der Luftlinie so 15 Kilometer entfernt war vonder Grenze nach Belarus.Belarus und es ist dann doch eher wahrscheinlich, dass sie, wenn überhaupt sieeinen Grenzübertritt geplant haben, dann den Richtung Belarus vorgehabt habenund nicht Richtung Ukraine,weil ich glaube, wenn du jetzt ein Terrorist bist und du fließt gerade vor den russischen Entitäten.Ich weiß nicht, ob so eine Frontlinie mit einem Kriegspartner gerade,wo sozusagen Russland die ganze Grenze entlang mit Militär steht,was die ganze Zeit diesen Bereich bewacht, ob das so der beste Ort ist, um irgendwo zu fliehen.Später und das auch recht bald hat sich dann eine Organisation namens IS,naja ISIS aber halt, also ISIS als solches gibt es ja in dem Sinne so jetzt nicht mehr.Sondern das ist haltaufgebrochen in so verschiedene Untergruppen unddiese Untergruppe nennt sich ISK und also ISIS-Khorasan und das ist so ein afghanischer Ableger.Macht halt das, was irgendwie alle diese Terrorgruppen halt machen.Sie werben halt, versuchen halt Leute anzuwerben für Terroranschläge und fürihre Sache und Amerika ist der Böse und Russland ist aber mittlerweile auch der Böse.Der ISK steht sozusagen auch im Kampf mit den Taliban.Also das ist jetzt immer nicht alles so einfach.
Pavel Mayer 1:52:50
Immer die ISIS, beziehungsweise hinterher haben sie sich ja selber IS oder islamischerStaat genannt, ist insofern wirklich eine sehr bemerkenswerte Organisation,als dass sie es geschafft haben, sich wirklich jeden zum Feind zu machen.Normalerweise ist es ja der Feind meines Feindes Mechanismen,die dann zu seltsamen Konstellationen führen, aber die.Und ISIS oder der IS hat es halt geschafft,auch durch seine unglaubliche Brutalität und aber auch einfach durch seinengenerellen, also die Leute waren einfach so extrem,dass sie es sich geschafft, dass sie nicht nur geschafft haben,haben sich die ganzen USA und den Westen,sondern halt auch Russland, auch China,auch den Iran und so Hisbollah und wirklich alle und inklusive der Taliban jetzt.Also wenn quasi du wirklich plötzlich deine Feinde, die USA und die Talibanund Russland und China und Iran umfassen und wahrscheinlich auch Nordkorea oder so,dann bist du wirklich außerhalb von allem unterwegs,was irgendwie diese Länder vereint.Also es ist jedenfalls, also ja, alle hassen den IS.Und deswegen ist es aber auch gelungen, ihn zurückzudrängen und sagen,ja jetzt in ein paar Pockets, also ihn eigentlich zu zerschlagen.Weil alle, aber auch wirklich alle dagegen waren.
Tim Pritlove 1:54:59
Ja, aber man muss halt schon klar machen, das ist halt jetzt mehr so ein IS-Brand,der hier ist und der von unterschiedlichen Gruppen, sowohl in Afrika als ebenauch in Afghanistan und auch in anderen Gegenden verwendet wird, die aber so.Organisatorisch erstmal nichts miteinander zu tun haben, also zumindest nichtunmittelbar, also da gibt es keine gemeinsame Führungs- und Kommandostruktur etc.Dieser ISIS-K ist halt irgendwie nochmal so eine besonders krasse Abteilungund naja, Afghanistan, man kann sich das schon vorstellen,dadurch, dass die halt aber auch quasi im Kampf, also der IS im Kampf mit Russlandstand, ist halt Russland auch ein erkanntes Ziel dieser Organisation.Organisation und sie haben sich ja nicht nur dazu bekannt, sondern sie habendann halt auch Aufnahmen dieser vier Attentäter, die offensichtlich das durchgeführt haben,also die hatten sozusagen vorher Aufnahmen von denen und haben die dann veröffentlicht,womit eigentlich auch relativ klar ist, dass also hier die Ursache nicht inder Ukraine zu suchen ist.Natürlich hat Putin trotzdem versucht, diesen ganzen Anschlag der Ukraine inirgendeiner Form in die Schuhe zu schieben, wie zum Beispiel mit dieser Formulierung,sie hätten sich ja in die Richtung Ukraine absetzen wollen und wie das danneben so ist mit russischer Propaganda,wenn dann halt tausend Sachen veröffentlicht und dann wird halt mal dies behauptet,mal das behauptet, damit bloß keiner weiß, wo oben und unten ist.Trotz alledem glaubt es halt in Russland keiner.Also es ist einfach diese Argumentation, die Ukraine würde jetzt hinter diesemTerroranschlag stecken, dass es also auch den härtesten Propagandisten nicht so richtig gelungen,da eine schlüssige Kette, Logikette herzustellen, weil es halt einfach nicht passt.Und man kann insofern davon ausgehen, dass dieser Anschlag halt genau das war.Nämlich ein Anschlag des ISK und es gab einen sehr zögerlichen Einsatz der Sicherheitskräfte,was sich halt daran festmachen lässt, dass sie eben nicht vor Ort eingekesseltwurden und der ganze Vorgang in dieser Coco City Hall wohl auch recht lange gedauert hat.Ich glaube, die waren da irgendwie 90 Minuten irgendwie am werkeln und in dieserZeit haben es die Sicherheitskräfte halt nicht geschafft, derer habhaft zu werden.Die haben die dann halt erst, wie gesagt, kurz vor der Belarus-Grenze aufgegriffen,aber dort dann natürlich auch alles gleich mit gefilmt.Und dann haben sie irgendwie dem einen noch ein Ohr abgeschnitten und irgendwiezum Essen vorgehalten und so weiter.Was halt auch ein Grad an Verrohung auf dem Staatslevel ist,der auch nochmal für sich spricht.Also nicht nur, dass das passiert ist. Nein, es wurde auch gefilmt,es wurde veröffentlicht.Und dann haben sie auch noch diese Terroristen in ihrem völlig lidierten Zustand.Der eine im Rollstuhl, die da in aller Aus, als wenn sie reif für die Intensivstation.Sozusagen nach dem Haftrichter vorgeführt und das Ganze auch noch im Fernsehen übertragen.Einschließlich des Typens mit dem abgeschnittenen Ohr. Und das ist aber auchjetzt nicht irgendwie passiert,sondern dieses Ohr abschneiden, das hat halt auch noch so diesen Hintergrund,also soweit ich das verstanden habe,speziell so bei bei Islamisten das eben auch nochmal so eine Sache ist,weil irgendwie, was weiß ich, wenn du irgendwie dann Märtyrer wirst,dann wirst du von Allah an den Ohren irgendwie in den Himmel gezogen und wenndu deine Ohren nicht hast, egal,ich bin kein Experte, was ich nur sagen möchte ist, da hat sich diese russischeSeite einfach auch, einfach überhaupt nicht.Nicht professionell verhalten, aber sozusagen, da war gar kein Halten mehr,was dort an Brutalität gezeigt wurde,um irgendwie diesen Eindruck zu erwecken, man wäre ja jetzt irgendwie Herr der Situation.Und das ist eigentlich genau das Problem für Putin, dieser Terroranschlag istfür die Regierung eigentlich ein totales Problem. Problem.Gab ja sehr schnell und wir haben ja auch kurz darüber geschrieben,als das passiert ist, noch gar nicht so richtig klar war, war ja so die Frage,ja false flag oder nicht,also wird jetzt hier so ein Terroranschlag zelebriert und dann wird es der Ukrainein die Schuhe geschoben, um sozusagen den nächsten Level der Mobilisierung zu machen,das war ja so eine Theorie, die schnell draußen war, aber dann einfach überhaupt nicht getragen hat,einfach weil einfach die ganze Faktenlage so offensichtlich anders war.Und man merkt ja auch immer daran, dass es kein volles Fleck ist,wenn sozusagen die ganzen Propagandamedien nicht sofort auch irgendwie einenpassenden Text am Start haben.Also die haben alle rumgerudert und wussten erstmal gar nichts zu sagen.Putin selber hat sich erst so nach 19 Stunden überhaupt zu dem Fall öffentlichgemeldet und man merkte einfach sofort, das ist etwas, was sie nicht auf demZettel hatten und das ist darüber hinaus auch etwas, was für sie ein Problem ist.Weil natürlich dieses ganze Diktatorengetue mit ich bin hier euer Chef und ihrhabt mich mit 87,5 Prozent gewählt,weil ich biete euch ja was an und das Angebot ist, ihr seid sicher.So euch kann nichts passieren, nur die anderen haben zu leiden und das wirdnatürlich mit solchen Terroranschlägen total konterkariert.
Pavel Mayer 2:00:41
Ja, ja. Nee, und ich meine, der ausschlaggebende Punkt war ja,dass einfach IS diese Propagandakanäle dann tatsächlich das Material veröffentlicht haben.Also Insider-Material, wo klar war, okay,wer immer diese Medienkanäle kontrolliert, hatte vorher Wissen von diesem Anschlagund alles, was bis dato aus diesen Kanälen kam,klang halt nach eben ISK.Also da gab es jetzt auch keine Zweifel daran, dass es vorher ISK-Kanäle waren.Auf der anderen Seite, bei Terroranschlägen,Und ich habe mir mal die Mühe gemacht und bin alle Terroranschläge in der Wikipediadurchgegangen und habe dann eine Strichliste gemacht,bei wie vielen davon eine Beteiligung irgendeines Staates oder eines Geheimdienstesdort nachgewiesen war und wo nichts dergleichen erwähnt war.Und über die Hälfte aller Terroranschläge, die dort in der Wikipedia standen,das waren über 100, fast 200, die ich ausgewertet habe.
Tim Pritlove 2:02:09
In welchem Zeitraum?
Pavel Mayer 2:02:11
So in den letzten 50 Jahren oder so.Also ich bin nicht jetzt ins 19. Jahrhundert zurückgegangen.
Tim Pritlove 2:02:22
Ja, okay, wollte nochmal eine Größenordnung haben.
Pavel Mayer 2:02:24
Und also überwiegend nach dem Zweiten Weltkrieg eigentlich.Nach dem Zweiten Weltkrieg habe ich glaube ich die Grenze gesetzt.Und ja, wie gesagt, deswegen ist, wenn irgendwo ein Terroranschlag passiert,ist es jetzt nicht unvernünftig, eine Verschwörung in Betracht zu ziehen,weil eben, also sprich, die Wahrscheinlichkeit, dass irgendwie eine staatliche,ein Staat oder sein Geheimdienst das irgendwie gefördert hat, ist groß.Aber ich habe deswegen eben die Geschichte von IS und ISIS erzählt,wie sie es sich wirklich mit allen verscherzt haben.Ja, das heißt, die würden auch nicht jetzt, also es ist einfach nicht anzunehmen,dass es irgendjemanden gibt, selbst die Taliban,also die Russen und die Taliban haben sich jetzt zusammengetan unter anderem.Um den IS zu bekämpfen oder die IS-Reste zu bekämpfen und mit den Amerikanern.Und die würden wahrscheinlich sogar zusammen mit der Ukraine die Russen denIS bekämpfen, wenn es darauf ankäme.Und deshalb bin ich auch der Meinung, aus dieser ganzen Konstellation, es ist, was es ist.Es war halt irgendeine IS-Splitter-Terrororganisation.Auch, ich meine, es ist ja sehr ähnlich dem Bataclan-Anschlag in Paris, so 2015 oder so.Ja, November 2015, wo da auch in einem Theater bei einem Musikfestival der ISüber 100 Leute erschossen hat.Und ja, im Grunde genommen war das fast eine Kopie und es ist aber auch dasHorrorszenario für jede Sicherheitsbehörde,auf das gut wie kein Staat vorbereitet ist, ist,wenn eine kleine bis mittlere Gruppe an Leuten ausgerüstet mit militärischenWaffen koordiniert versucht,einfach Menschen zu erschießen.Das ist quasi wie ein Amoklauf, nur dass du in dem Fall ein taktisches Teammit Kriegswaffen hast, das einen Amoklauf in einer Stadt begeht.Und sich dann eventuell auch noch ein Ziel aussucht wie eine Massenveranstaltung.Da kannst du tun und lassen, was du willst.Da machst du auch nichts, wenn jetzt vier Leute mit Sturmgewehren auf deineSecurity losgehen am Stadion oder so.Da machst du halt auch nicht viel. Viel.Und deshalb.Aber was so erwähnt ist, dass sich dort die russischen Sicherheitsbehörden inMoskau, obwohl, es ist sogar eine Polizeistation in dem Gebäude.
Tim Pritlove 2:06:08
Polizeistation in Gebäude, das ist auch ein Standort, also ein großer Standortder Spezialkräfte in der Nähe.Also was da schief gegangen ist, das steht nochmal auf einem anderen Blatt.Aber man kann halt auch festhalten...Russland, ein Land, wo du sozusagen keine fünf Minuten auf einem öffentlichenPlatz, wahrscheinlich auch keine 50 Sekunden auf einem öffentlichen Platz stehenkannst, mit einem weißen Blatt in der Hand und du sofort irgendwie abgeführt wirst,ist darauf optimiert, die Bevölkerung zu überwachen, dass sie irgendwie politischmitgeht, aber hat sozusagen dieeigentlichen Schutz komplett hinten angestellt, wie es den Eindruck hat.
Pavel Mayer 2:06:48
Und was wir auch noch nicht erwähnt hatten, die USA hatten ja auch gewarnt,hatten öffentlich ja auch gewarnt.Allerdings geht man davon aus, dass der Anschlag daraufhin verschoben wurde,nachdem die USA öffentlich gewarnt hatten. Und Putin hat das ja als Drohung abgewiesen.Aber jetzt ist auch noch rausgekommen, dass der Iran wohl auch gewarnt hat.Allerdings nicht öffentlich, sondern halt heimlich. Das heißt,sie waren auch noch, nicht nur durch die USA, sondern auch noch durch den Irangewarnt vor dem Terroranschlag.Und deswegen ist auch eine Vermutung, dass sie es opportun fanden,den Anschlag passieren zu lassen.Ja, also, dass sie den zwar jetzt nicht selber inszeniert haben,also in dem Sinne, dass es kein false flag war, sondern ISIS das auch gemachthat, aber man sich entschieden hat,naja, gucken wir doch mal und das nutzen wir lieber für uns.Also sozusagen kein Terroranschlag.
Tim Pritlove 2:08:09
Ja, also das Gerücht gab es natürlich auch,aber dann glaube ich haben sie wahrscheinlich die Konsequenzen dieses Terroranschlagsunterschätzt und sind eher davon ausgegangen, dass da weniger passiert,das wäre ihnen dann egal gewesen, aber so ist es natürlich ein Fanal und wenndas die Kalkulation war, was wir nicht wissen und wahrscheinlich nie wissenwerden, dann war es keine gute Aktion.
Pavel Mayer 2:08:36
Ich halte es auch für unwahrscheinlich, aber es würde dann zumindest ein paarandere Merkwürdigkeiten mit erklären,aber für diese Merkwürdigkeiten reicht halt auch Inkompetenz als Erklärung völlig aus.Weswegen man diese kompliziertere Erklärung nicht braucht und ja,wahrscheinlich war es der übliche Fuck-up, so nach dem Motto,ja gut, wir haben hier eine Warnung, aber hm,naja gut, ja.
Tim Pritlove 2:09:19
Was aber mit ziemlicher Sicherheit ein False Flag war, ist ein Angriff auf einenHubschrauber in Transnistrien.Also das ist so eine Sache, die kam vor zwei Wochen raus.Da gab es halt einen Angriff auf einen geparkten Hubschrauber in Transnistrien.Ich weiß nicht ganz genau wo, aber ich vermute mal in der Hauptstadt.Wie heißt die nochmal gleich? Siraspol.Und das wirkte sofort total fishy.Also es macht sozusagen den Eindruck, als ob hier ein Angriff durchgeführt wordenwäre auf militärisches Gerät der Russen in Transnistrien.Also wer nicht weiß, was Transnistrien ist, Transnistrien ist so ein schmalerStreifen an der Ostseite Moldawiens, der sich abgespalten hat und zu diesennicht anerkannten Staaten gehört,die sich halt in irgendeiner Form Russland zugewendet haben.Ähnliches gibt es ja mit Abkhazien und mit Süd-Ossetien in Georgien.Dort sind die Russen ja auch stark präsent. Sie sind auch in Transnistrien präsent,allerdings nicht stark und hatten sicherlich auch Schwierigkeiten hier in irgendeinerForm für Personalaustausch zu sorgen in den letzten zwei Jahren.Nichtsdestotrotz sind sie halt noch dort und sind ein Problem Transnistrien und Moldawien,sind jetzt sagen wir mal auch kulturell nicht so nah beieinander der Großteil von Moldawien,ist ja eigentlich eher oder versteht sich auch selbst glaube ich eher als TeilRumäniens und es kann sehr wohl sein, dass wir irgendwann.So eine Art Anschluss oder Wiedervereinigung, wie man es auch mal nennen möchte,von Moldawien und Rumänien.Also ich sage nicht, das wird passieren, aber es würde mich nicht wundern,weil es sozusagen zwei Länder sind, die ähnliche Sprache haben und kulturelleinfach so miteinander verwoben sind, dass das schon Teil der politischen Diskussion ist.Aber das wird natürlich gerade durch diese Abspaltung Transnistrien,was ja dann auch offiziell zu Moldawien gehört, natürlich auch unter anderemauch deshalb erschwert.Und das liegt natürlich dann eben auch, ist dann sozusagen die komplette Ostgrenzeoder ein Großteil der Ostgrenze Moldawiens zur Ukraine ist eben dieses Transnistrien.Und es gingen jetzt auch Gerüchte rum, dass man dort so eine Abstimmung machenwill über die Unabhängigkeit, also genauso wie man das in den anderen Ländernauch schon gesehen hat. Und dazu gab es dann auf einmal noch dieses Bild von diesem Hubschrauber.Problem ist nur, und deswegen sage ich auch, das war jetzt definitiv so eineVolksfleck-Nummer, dieser Hubschrauber stand da schon irgendwie seit 10 Jahren kaputt rum.Also der war nicht irgendwie im Einsatz und stand da jetzt irgendwie seit einemTag und ist dann von irgendjemand angegriffen worden.Außerdem war das eine Überwachungskamera Die diesen Vorgang gefilmt hat DasDing ist ja auch sofort komplett ausgebrannt.Und Es gab so ein Full HD, beste Qualität Video Mitschnitt Wie der halt irgendwieZerfetzt wurde Und ich meine wir haben schon,Einiges gesehen in diesem Krieg, aber dass irgendwie es so eine Full-Quality-Kameradie ganze Zeit auf einem seit 10 Jahren rumstehenden, also man weiß das aus Satellitenbildern,seit 10 Jahren rumstehenden kaputten Hubschrauber gerichtet ist und dann irgendwieso ein Angriff mitgeschnitten wird, das ist dann doch sehr,sehr, sehr, sehr unwahrscheinlich.Also es gibt so verschiedenste Versuche immer wieder von Russland in Transnistrienin irgendeiner Form für Aufregung zu sorgen.Ob sie da wirklich jetzt einen langfristigen Plan haben, wissen wir nicht.Aber es ist klar, wäre es den Russen gelungen Odessa zu nehmen und dann nachOsten weiter vorzustoßen.Wir hätten den Anschluss Transnistriens an das russische Reich schon längst gesehen.
Pavel Mayer 2:13:27
Ja und sie hätten dann, ja und in Moldawien liegen ja auch noch sozusagen Hermann Görings Weinkeller,den haben sie da auch sozusagen als Kriegsbeute eingelagert,weil der Wein ist einfach hervorragend.Also Moldawien und der Wein, der dort gemacht wird, ist,ja, also, und wie gesagt,die haben dort die größten Weinkeller der Welt mit zu 20 Millionen eingelagertenFlaschen und unter anderem eben haben sie dann dort auch Hermann Görings Weinkeller hintransferiert.
Tim Pritlove 2:14:10
Okay. Ja, naja. Also das war definitiv eine False Flag.Warum ich das überhaupt erwähne, ist halt, Transnistrien wird in diesem ganzenKonflikt oft ausgeblendet, weil da natürlich jetzt auch erstmal nicht so viel passiert ist.Und trotzdem ist das natürlich ein Problem.Es ist ein Problem für einen möglichen Beitritt Moldawiens in die EU. Es ist ein,entsprechender Problemfaktor für auch auch einen Anschluss an Rumänien,wenn das sozusagen politisch geboten sein sollte.Und militärisch kann sich natürlich der derzeit gar nichts lösen,aber man sieht, Russland rüttelt einfach an allen Kabeln.Also die lassen nichts unversucht, um in irgendeiner Form Europa aus der Spur zu bringen.Die hassen uns einfach und das ist echt ein Problem.
Pavel Mayer 2:15:03
Ja, und das macht auch nur Probleme irgendwie im Fußball so,weil Tiraspol muss irgendwie unter, wenn es dann an ausländischen Wettbewerbenteilnimmt oder dort geladen ausländische Mannschaften kommen,müssen sie unter moldawischer Nationalhymne und Flagge auf dem Trikot spielen,was dann auch immer für viel Verstimmung sorgt.Also es ist einfach nur Chaos.
Tim Pritlove 2:15:32
Wie überall.
Pavel Mayer 2:15:33
Dort, ja.
Tim Pritlove 2:15:35
Alright. So, was haben wir noch? Ähm...Ich habe mir, also Perun ist ja, wir hatten ja irgendwann mal so eine Übersichtgemacht über gute Kanäle auf YouTube und andere Quellen.Einer davon ist Perun und der hat mal wieder einen sehr interessanten Einblickgeliefert in die Situation der russischen Militärexporte und wie es da eigentlich so aussieht.Und das ist wirklich sehr interessant. Es ist immer sehr viel zu prozessieren,wenn man sich seine Videos anschaut, weil er redet schnell und liefert irgendwieeine Information nach der anderen. Das ist wirklich krass, aber es ist immer super erzählt.Ich will es nur mal ganz grob zusammenfassen, weil es ist eine interessantePerspektive und ich glaube, wir hatten das auch schon mal angedeutet.Also Russland lebt halt vor allem vom Öl und vom Gas, gar keine Frage.Und von petrochemischen Produkten, die halt dann refiniert werden, Benzinverkauf etc.Das ist ja bekannt. Und das macht den Großteil der Einnahmen aus.Auch nicht ganz unwichtig, wenn vielleicht auch nicht ansatzweise in derselbenDimension sind die Militärexporte,also der Verkauf von militärischem Gerät in andere Länder und das war so inden letzten Jahrzehnten durchaus auch eine Cashcrow,aber noch wichtiger glaube ich als...Der eigentliche Geldfaktor, der aber auch eine Rolle spielt,ist, dass in dem Moment, wo man natürlich Länder mit eigenem militärischen Gutbestückt, in gewisser Hinsicht auch einen Teil der Kontrolle mit übernimmt.Also dass man sozusagen hier auch Einfluss hat,weil die verkaufst du ja nicht einfach einmal und dann war es das,sondern das heißt ja du brauchst fortlaufenden Kontakt zu diesen Ländern undhast natürlich auch in gewisser Hinsicht Einblicke auf das militärische Geschehen in diesen Ländern etc.Und das Geld ist aber auch vor allem wichtig, um auch das eigene Militär,beziehungsweise die Forschung und die Entwicklung dieser ganzen Militärtechnikzu finanzieren, weil es ist teuer.Das heißt, wenn Russland gute Jets haben will,dann sind sie auch darauf angewiesen, dass viele Länder daran Interesse haben,ihnen diese Jets für teuer Geld abkaufen, um einfach eine entsprechende Finanzierungvornehmen zu können, um einfach weiterentwickeln zu können und die nächste Generationvon Kampfflugzeugen dann eben auch irgendwann am Start zu haben.Jetzt ist es einfach so, dass aus vielen Gründen in Russland schon seit Jahrennichts mehr geordert wurde.Es gibt zwar Statistiken, die sagen, ja Russland hat hier letztes Jahr ja nochso und so viel Material an China ausgeliefert und an Indien.Das ist richtig, nur das sind alles Dinge, die schon vor ewigen Zeiten bestellt wurden.Und mit ewig meine ich halt also teilweise über ein Jahrzehnt.Weil irgendwann mal gesagt wurde, ja wir nehmen jetzt hier mal 10 Flieger unddie Flugabwehrsysteme etc.Aber die kommen ja dann nicht am nächsten Tag per Amazon in Briefkasten,sondern die müssen ja auch mal gebaut werden etc. Etc. pp.Und mittlerweile gehen dem militärischen Komplex in Russland einfach die Aufträge aus.Und das hat einfach auch viele Gründe.Und der Krieg macht die Situation in gar keiner Hinsicht besser,weil natürlich einerseits Russland derzeit auch alles selber braucht.Also Kampfflugzeuge etc. mit der Geschwindigkeit, wie die Ukraine ihnen geradedie Flugzeuge wegsäbelt, können die sich jetzt nicht erlauben,die nächsten 20 Flugzeuge irgendwie nach Indien zu fliegen, sondern die brauchensie irgendwie alle selber.Und auch die ganze Weiterentwicklung ist halt einfach zum Stehen gekommen.Und da ist auch irgendwie keine Besserung in Sicht.Und das bedeutet natürlich, dass sie auch keine technologische Verbesserungvornehmen können, weil ihnen das Geld fehlt und der Incentive fehlt etc.Das betrifft jetzt, deswegen Deswegen bleibe ich bei Jets auch hier als Beispiel,vor allem in der ganzen Aviation, also der ganze Luftkampftechnikbereich.Und zwar nicht, weil Russland nichts anderes herstellen würde,sondern weil das, von dem sie am meisten herstellen, nämlich die Artillerieund von dem sie auch am meisten selber haben.Das interessiert keinen. Also Russland exportiert keine Artillerie,sondern alles was sie dort produzieren ist eigentlich für den Eigenbedarf.Andere Länder kaufen keine russischen Haubitzen und so weiter.Also klar, es gibt ein paar Länder, die was haben, aber das spielt im Großenund Ganzen keine Rolle vom Geld her etc.So und damit fällt einfach Russland in den nächsten Jahren, das ist mal eineganz gute Nachricht, eine Menge Geld weg auf der einen Seite,aber auf der anderen Seite wird es eben auch sehr schwierig werden,diesen militärischen Komplex aufrecht zu erhalten und zu finanzieren.Und derzeit leben die hier sozusagen alle nur von dem russischen Staatsgeld,was halt wiederum nur aus der Petrochemie kommt und es wird schwierig werdenhier überhaupt noch eine Balance zu halten,weil derzeit arbeiten die quasi full on für diesen Ukraine Krieg,haben aber auch schon Probleme Personal zu bekommen für ihre Fabriken und solltehalt in irgendeiner Form das mal zurückgefahren werden, Dann wird das eben auchsofort in eine andere Imbalanz kommen,weil dann gibt es halt noch nicht mal mehr die nationale Nachfrage und eineinternationale Nachfrage gibt es schon mal gar nicht.Weil auch die Tanker, äh die Tanker, die Panzer, jetzt habe ich so oft das WortTank gehört, jetzt wird aus dem Panzer ein Tanker.Gerade so die Panzertechnik, die sie ja auch häufiger exportiert haben,sagen wir mal zurückhaltend, beweist sich auf dem ukrainischen Schlachtfeldnicht gerade als so besonders attraktives Gerät.Also die Russen mit diesem riesigen Aufwand, diesen Mengen an Material,was sie haben, sind so ineffizient, dass glaube ich es ein bisschen schwierigwird in Zukunft auch die ganzen Militärpartner zu halten und sie haben jetzt schon sehr wenige.Also sehr wenige Länder überhaupt haben in den letzten Jahren überhaupt nochirgendwelche Lieferungen empfangen.Also es sind, glaube ich, nur noch so fünf Länder und das sind halt alles sounmittelbare Randstaaten, die halt noch unter einem Einfluss liegen.Und auch die haben eigentlich keinen Bock mehr darauf, Russland in irgendeiner Form zu unterstützen.
Pavel Mayer 2:22:50
Ja, ich frage mich,Also es klingt alles sehr schlüssig und nicht gut für Russland.Auf der anderen Seite haben wir natürlich schon gesehen,dass bei den jetzt einfacheren Produkten, also die Artilleriegranaten,sie jetzt sehr schnell in der Lage waren, die Produktion zu steigern und ebenwahrscheinlich auch den Output an mittelmäßigen Waffen.Wahrscheinlich, ja, durchaus werden steigern können.Und die Frage, die sich mir dann stellt, ist, wie viel bringt eben technologischerVorteil und wie viel bringt dann einfach Menge?Ich meine, wenn Sie zweimal so viel verlieren wie die Ukrainer,aber dreimal so viel produzieren, dann kann das am Ende, wird das zwar sehr,sehr teuer für die Russen, aber so haben sie halt auch den Zweiten Weltkrieggegenüber Deutschland gewonnen,indem sie halt einfach auch mal ein Vielfaches der Verluste von allen anderen,inklusive auch Deutschen, Also die Russen kämpfen halt sehr,sehr verlustreich, früher schon immer.Und ich frage mich halt, und das ist noch nicht klar, welche Strategie am Ende...Ja, die bessere sein wird oder sich durchsetzen wird.Ich gehe natürlich genauso wie du davon aus, dass klüger kämpfen und sparsamerkämpfen und intelligenter kämpfen am Ende dann doch für die Ukraine den Ausschlag geben wird.Und ich kann mir ehrlich gesagt auch im Moment nicht vorstellen,wie Russland das Ganze gewinnen sollte, weil wie gesagt,sobald Russland zu erfolgreich wird, wird der Westen auch nochmal es eskalieren.Insofern, ich sehe da kein Szenario im Moment.Aber so grundsätzlich einerseits so erfreulich das auch ist,dass die russischen Exporte oder das Russland als Waffenexporteur erstmal abgemeldet ist,sollte man da nicht zu viele Konsequenzen für den weiteren Kriegsverlauf inder Ukraine rausziehen können notwendigerweise.Also das ist einfach nur mein Punkt, so erfreulich es auch ist. Klar.
Tim Pritlove 2:25:58
Gut, daran schließe ich im Prinzip auch an, dass es also auch Anzeichen gibt,dass eben die gesamte wirtschaftliche Situation brüchig ist.Auch das, nehme ich gleich mal vorweg, ist jetzt keine Aussage im Sinne von,okay morgen bricht da die Wirtschaft zusammen und dann ist alles vorbei und alles wird gut.Gut, weil Wirtschaften brechen nicht von heute auf morgen zusammen.Dafür sind diese Komplexe viel zu groß und gibt es viel zu viele Selbstheilungsprozesse,die parallel ja auch immer mit ins Spiel kommen.Aber es ist trotzdem halt zu beobachten, dass sie eben Schwierigkeiten haben,bestimmte Dinge noch am Leben zu erhalten.Also die Zahl der Insolvenzen in Russland nimmt zum Beispiel gerade dramatisch zu.Und wir hatten vorhin schon gesprochen, dass es eben sehr schwierig ist,diese ganzen Öl- und Gasproduktionsorte in Betrieb zu erhalten.Einerseits, weil sie zerstört werden, aber weil teilweise eben auch einfachschon das Businessmodell fehlt.Also es gibt Anlass dazu, davon auszugehen, dass dieses Sanktionsregime,was man ja immer anzweifelt mit, wird denn das was bringen und guck mal,jetzt ist die Wirtschaft ja immer noch da und dann hat das ja alles nichts gebrachtund warum machen wir denn das überhaupt.Das sind alles Dinge, die muss man sehr langfristig denken und konsequenter denken.Und es zeigen sich halt jetzt auch schon erste Effekte, speziell jetzt auchdurch diese Sekundärsanktionen der Amerikaner, dass sie halt jetzt auch den Inneren klar machen,zum Beispiel, klar könnt ihr irgendwie Öl in Russland kaufen.Aber dann sanktionieren wir halt die Firmen, die das in Indien tun.Und dann macht die aber mit den USA keine Geschäfte mehr. Jetzt könnt ihr malsehen, wie ihr das so findet.Und das sind dann halt schon Dinge, wo man eben sieht, aha okay,jetzt kaufen auch die Inder weniger von den Russen.Also es wird in zunehmendem Maße schwieriger, solange man eben diesen Pfad beibehältund das eben als einzelne weitere Komponente in diesem Krieg akzeptiert,dass man eben sowohl wirtschaftlichen Druck macht,Zerstörung der Infrastruktur, mit der Russland Geld verdient,einfach um diesen Geldhahn zuzudrehen.Weil wenn kein Geld mehr da ist, dann wird es auch sehr schwierig,diesen Militärapparat noch aufrecht zu erhalten und irgendwann wird auch einPutin dann eben ans Ende der Möglichkeiten kommen,weil du halt einfach nichts mehr kaufen kannst, dann ist es halt schwierig unddie Unzufriedenheit in der Bevölkerung ist nochmal eine ganz andere Geschichte.
Pavel Mayer 2:28:58
Ja, also mein Eindruck, was jetzt so die normale Bevölkerung angeht, ist der,es gibt nach wie vor alles zu kaufen, von gelegentlichen regionalen Ausnahmenmal abgesehen, wo es dann so eine Eier- und Hühnerfleischknappheit gab.Ja, aber ansonsten grundsätzlich kriegst du auch das neueste iPhone dort.Nur es ist teurer geworden.Es ist alles überproportional teurer geworden,weil eben auch durch die Sanktionen es jetzt mehr Mittelsleute gibt,gibt, die bezahlt werden wollen,was so jetzt gerade Westprodukte angeht.Dann eben schon bestimmte Knappheiten sich ja auch in bestimmten Bereichen,aber grundsätzlich, glaube ich, fühlt sich das für den normalen Russen so an,als sei alles deutlich teuer geworden.Vor allem ausländische Produkte sind nochmal überproportional angezogen.Aber größere Versorgungsengpässe gibt es nicht. Die Leute können sich nur weniger leisten.
Tim Pritlove 2:30:19
Ja und teilweise springt halt China ein, also so Autos, Westautos gibt es jaauch nicht mehr so richtig.Das heißt, die kaufen jetzt alle chinesische Autos, aber damit sind sie wohlnicht besonders glücklich.Also sie merken halt schon, dass sich da Dinge ändern, das Haushaltsdefizitwächst unheilsam an und da muss einfach der Druck muss beibehalten werden und dann wird es auch was.So, jetzt sind wir eigentlich schon am Ende unserer Themenliste. Schon ist gut.Wir haben jetzt die Hälfte der Länge der letzten Sendung.Vielleicht noch zwei, drei Kleinigkeiten und ein paar Tipps für euch auch zum Schauen,wo man sich nochmal ganz interessant sowohl über die Geschichte der Ukraineals auch die Geschichte Russlands nochmal informieren kann.Also was mir sehr viel geholfen hat, ist ein Beitrag auf Arte,der heißt Black Box Ukraine, Kampf um die Geschichte.Und das ist wirklich eine sehr schöne Zusammenfassung der Geschichte der Ukraineselbst. Also wirklich, wie dieses Land über die Jahrhunderte entstanden ist.Diese Kiew war Russ etc.Also Kiew gab es schon vor Moskau. Also dieser ganze Propagandaturn der Russen,dass die Ukraine ja schon immer russisch gewesen sei,das scheitert schon daran, dass es halt irgendwie das Russland nicht gab.Und dass sogar der Begriff Russ eigentlich aus der Ukraine kommt,aber nicht weil es russisch ist, sondern weil sich das Russland angeeignet hat.Sehr interessant auf jeden Fall. Und ein zweiter Beitrag ist von YouTube vom Icarus Projekt,was eben das Verhältnis von Russland zu seinem ostasiatischen Teil erläutertund warum Sibirien aus Russland austreten möchte.Auch ein sehr interessanter Flug durch die Geschichte, der glaube ich nochmaleiniges klar macht, auch was sozusagen die Mongolen und Genghis Khan mit demheutigen Russland zu tun haben,dem Raubbau, den die Russen dann im Osten begangen haben und wie sie auch schonvor Jahrhunderten die Völker im Osten durch False Flag Aktionen kontrolliert haben.Und leider auch sehr viel von dieser Grausamkeit, die die Mongolen wiederumüber die Welt gebracht haben, dann inkorporiert haben in ihre eigenen Methodiken.Kann ich also sehr empfehlen, diese beiden Videos.Und dann als allerletztes hastdu mitbekommen, dass das Auswärtige Amt die offizielle Schreibung von Kiew,geändert hat also bisher.Bisher,hat man ja diese Stadt in Deutsch Kiew genannt und geschrieben K-I-E-W,und das ist im Prinzip die russische Art und Weise diese Stadt zu beschreiben.Also Kiew ist sozusagen wie ein Russe das sagen würde.Und da ich auch drauf angesprochen wurde, Oder im letzten Podcast,weil ich halt Kiew gesagt habe, warum ich es denn falsch aussprechen würde,wird das nochmal aufgebracht.Das ist nämlich jetzt geändert worden.Die Schreibung, die offizielle Schreibung des Städtenamens, so wie es jetztdas Außenministerium handhabt in Deutschland, ist Kiew. Yiv.Und wenn man sich halt die kyrillische Schreibung des Städtenamens anschaut.Dann ist es ja sind es vier Buchstaben, du hast halt erstmal dieses spiegelverkehrteN, jetzt aus unserer Perspektive, und dann ein I mit Trema.Und das sind halt zwei zwei verschiedene I-Laute im Ukrainischen.Während das umgedrehte N halt eigentlich unserem normalen I entspricht,ist halt dieses I mit Trema so ein J-Sound.Das heißt, korrekt ausgesprochen heißt die Stadt Kijiv.Nur dass das halt, wenn man schnell spricht, schnell zum Kiv wird.Aber dieses Kijiv F ist sozusagen die russische Variante.Im Fall von Odessa, wo sich die Ukraine ein bisschen daran stört,dass Deutschland Odessa mit Doppel-S schreibt, was auch wiederum die russischeVariante ist, aber es sich in dem ukrainischen eben nur Odessa mit einem S sozusagen,also in dem Fall ein C-Glyph, was halt das im kyrillischen eben das ist,ist die Argumentation des Außenministeriums dass wenn man das jetzt machen würdedann würden halt alle Odesa sagen das kann ich auch nachvollziehen aber Kiev oder Kief.In der englischen Transliteration ist es ja eben dieses,Kiew mit V und man sagt halt Kief und das hängt alles immer davon ab,in welche Sprache du das transkribierst etc.In der Ukraine ist ja alles irgendwie in dieser englischen Transkription gehaltenoder Transliteration gehalten,das heißt du hast immer das Original in der kyrillischen Schreibung und darunterhast du eben dann auch nochmal eine Übersetzung eben aber in dieser englischen Transliteration.
Pavel Mayer 2:36:40
Ja, ich habe es mir ganz einfach gemacht. Ich habe versucht,das so auszusprechen, wie Marina Weisband das ausgesprochen hat, weil die kommt von da.Und die hat irgendwie Kiew gesagt und deswegen habe ich dann das einfach übernommen,weil ich mir dachte, das kann jetzt nicht verkehrt sein.Und es gibt bestimmt Gründe, warum sie nicht Kiew sagt, sondern Kiew.Und ich dachte mir dann, ja, mache ich das auch so.
Tim Pritlove 2:37:04
Genau, und das ist auch richtig so und jetzt wollte ich nur mal erläutern,warum das eigentlich so ist.
Pavel Mayer 2:37:10
Ja, und ich finde das aber sehr interessant, jetzt zu wissen, was dahinter steckt.Mein Grund ein sehr simpler war.
Tim Pritlove 2:37:26
Ja, das war es dann auch von uns.
Pavel Mayer 2:37:32
Mal noch eine Vorhersage wagen, wie das jetzt so weitergeht.
Tim Pritlove 2:37:43
Ja, was hast du denn so an Vorhersagen angeboten?
Pavel Mayer 2:37:47
Ja, ich würde sagen, die von vor zwei Sendungen ist nach wie vor unverändert,nämlich, dass es erst noch schlimmer kommen wird, bevor es besser wird.Und das, ja, irgendwann...Dass die Russen vielleicht mehr Fortschritte noch machen werden und die Situationder Ukraine noch prekärer sein wird und dass dann aber der Westen ein bisschen mehr aufwacht.Und dann ist ja immer noch, ja, was passiert mit der USA?Das ist so ein bisschen das Entscheidende.Und das lässt sich nur schwer vorhersagen.Im Moment liegt Trump ja in den Umfragen vorn.Und auch wenn ich nicht glaube, dass er gewinnen wird und das auch nicht hoffe,führt das eben zu der aktuellen Lähmungssituation.Also was jetzt in einem halben Jahr passiert, steht auf einem Blatt.Aber sagen, was jetzt die Demokraten in der Lage sind zu tun oder was die amerikanischePolitik jetzt in der Lage ist zu tun oder nicht zu tun, hängt halt eben auchstark mit diesen Umfragen gerade zusammen.Und das macht das alles etwas unschön in den Blick auf die Zukunft.Ich glaube nicht, dass Russland am Ende irgendwie irgendwas gewinnen wird,aber es ist nach wie vor kein Ende in Sicht und es wird für die Ukraine aucherstmal nicht so toll werden, der Sommer wahrscheinlich.Wahrscheinlich, das ist meine Einschätzung und Befürchtung und auch wir werdenirgendwann Schlagzeilen hier sehen, die dann dazu führen werden,dass vielleicht hier ein bisschen mehr dann Einsicht in die Notwendigkeit bestehenwird, dass wir uns da nicht so weit zurücklehnen können, wie wir das manchmal tun.
Tim Pritlove 2:40:07
Ja und das ist ja auch, das darf man nicht vergessen.Das ist nicht nur eine Einschränkung für die Ukraine im Sinne von,oh jetzt haben wir immer noch Krieg, sondern das schränkt uns auch ein.Nein, es hindert uns daran unser Sicherheitssystem aufzubauen,es hindert uns auch daran die Ukraine in die NATO aufzunehmen,die Ukraine in die EU aufzunehmen, Moldawien in die EU aufzunehmen,um an der Stelle einfach auch so ein weiteres Friedensgerüst zu schaffen.Und deswegen wäre es schon gut zu sehen, dass sich nicht nur die europäische,sondern auch die US-amerikanische Politik ändert.Und zwar jetzt nicht nur im Hinblick auf Trump, sondern auch die Demokratensind sehr zögerlich. Also ich meine, sie hätten die Möglichkeit gehabt,sehr viel mehr Waffen zu liefern, sehr viel mehr Panzer zu liefern.Sie hätten all in gehen können, gleich von Anfang an und alles das,was jetzt nicht geliefert werden konnte,weil die Blockade der Republikaner aufgebaut wurde, hätte auch schon geliefertwerden können, als es diese Blockade noch nicht gab. Und zwar ohne Not.Also die haben da genug Zeug rumliegen, das hätten die Amerikaner locker ausihrem Lager alles liefern können.Da ist so viel Munition, die sowieso weggeworfen wird.Das hätte man alles liefern können. Man hätte Attackams liefern können,die halt mehr als 300 Kilometer fliegen und dann werden viele Militärbasen derRussen längst schon zerstört.Aber das sind halt alles Dinge, die gelassen wurden und man hat halt Zeit verstreichenlassen und jetzt sich in diese Wahlkampfwirren begeben so und bevor halt.Dieses Trump-Debakel nicht abgewendet ist, wird sich unter Umständen gar nichts tun.Also es kann sehr gut sein, dass wir wirklich bis zum Herbst keinerlei Unterstützungder Amerikaner sehen und das bedeutet, dass halt einfach Europa jetzt sein Gamefinden muss und dort entsprechend,Maßnahmen ergreifen muss, weil wenn diese Maßnahmen nicht ergriffen,werden, ich meine, wir gehen alle davon aus, dass Russland am Ende gestoppt werden werden muss.Das wird jetzt immer teurer. Und es wird vor allem immer teurer,die Ukraine danach zu reparieren.Irgendwann werden wir sie in die EU aufnehmen. Wir werden selbstverständlichder Ukraine eine Art Marschallplan liefern müssen, um dieses Land von Grundauf wieder in seiner Infrastruktur herzustellen.Das wird jetzt jeden Tag teurer.Also jede Hilfe heute ist um ein Zehnfaches billiger als als die Beseitigung der Schäden.Und da rede ich mal gar nicht von dem psychologischen Traumata,die das alles noch nach sich ziehen wird.Insofern, get working on it.
Pavel Mayer 2:43:12
Ja, ja. Und China und Indien lobbyieren gerade die Bundesregierung,den Russen doch nicht das Geld wegzunehmen, die 200 Milliarden nicht zu Beschlagnahmen,um die in die Ukraine umzulenken.Aber schauen wir mal, wo das hingeht.Die Diktatoren der Welt irgendwie fürchten jetzt um ihr Geld.
Tim Pritlove 2:43:38
Gut, Leute, das war's.Wir melden uns wieder, wenn was ist, vielleicht so in einem Monat oder so.Wir beobachten weiterhin die Situation und dann melden wir uns wieder und fassen.Das gerne für euch zusammen. wir freuen uns auf eure kommentare sagen tschüss und bis bald macht's gut.
Shownotes

UKW119 Ukraine: Aquatische Wolfsrudel

Die letzten drei Monate des Kriegs und eine Reise in die Ukraine

Das letzte Vierteljahr des Krieges in der Ukraine war geprägt von den russischen Bodenoffensiven um Avdiivka, Kremmina und Kupiansk im Osten des Frontverlaufs. Der Kampf um Avdiivka war die bisher verlustreichste Aktion der Russen und stellt sogar die unvorstellbaren Verluste in der Schlacht um Bakhmut in den Schatten. Am Ende musste die Ukraine sich etwas zurückziehen, das aber vor allem, weil durch die Scharaden der Republikaner in Washington und die ausbleibende Steigerung der Waffenproduktion in Europa langsam die Munition ausging.

Dafür war die Ukraine in der Luft und auf hoher See ausgesprochen erfolgreich. Sie hat mit neuartigen Seedrohnen und Marschflugkörpern bald ein Drittel der russischen Schwarzmeerflotte zerstört und auch eine sehr große Zahl an Kampf- und Aufklärungsflugzeuge der russischen Luftwaffe vernichtet.

Außerdem war Tim jetzt selbst eine Woche in der Ukraine und berichtet ausführlich von seinen Erlebnissen in Lwiw, Kyiv, Tschernihiv und Odessa. Wir diskutieren über diese Erfahrungen, die Wahrnehmung der westlichen Politik in der Ukraine und was der politische Kurs des Bundeskanzlers für Kollateralschaden auslöst.

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Tim Pritlove
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Pavel Mayer

Für diese Episode von UKW liegt auch ein vollständiges Transkript mit Zeitmarken und Sprecheridentifikation vor.

Bitte beachten: das Transkript wurde automatisiert erzeugt und wurde nicht nachträglich gegengelesen oder korrigiert. Dieser Prozess ist nicht sonderlich genau und das Ergebnis enthält daher mit Sicherheit eine Reihe von Fehlern. Im Zweifel gilt immer das in der Sendung aufgezeichnete gesprochene Wort. Formate: HTML, WebVTT.


Transkript
Tim Pritlove 0:00:32
Hallo und herzlich willkommen zu UKW, unsere kleine Welt.Mein Name ist Tim Brittlaff und ich begrüße alle hier zur 119.Ausgabe von UKW.Und ja, heute geht es, wenig überraschend, weiter in unserer Berichterstattungüber die Krise in der Ukraine, den Krieg in der Ukraine.Ich begrüße dazu Pavel heute mal wieder. Hallo.
Pavel Mayer 0:00:59
Ja, hallo Tim.
Tim Pritlove 0:01:00
Es ist jetzt eine Weile her, dass wir uns das letzte Mal über das Thema gebeugt haben.Tatsächlich hatten wir jetzt unsere letzte Sendung am 23. November.Jetzt haben wir den 7. März 2024. Das heißt, da ist dann schon mal,ja, drei Monate sind vergangen.Ich hatte zwischendurch allerdings jetzt vor einem Monat eine Sendung mit EnnoLenze gemacht, die letzte, die 118, wo er mal berichtet hat aus seiner Perspektive,wie es so in der Ukraine aussieht.Da haben wir uns aber jetzt nicht so sehr an der Chronologie des Krieges selber orientiert.Das wollen wir nämlich dann heute nachholen und blicken quasi auf die letztendrei Monate des Konfliktes zurück und was sonst noch so passiert ist.Konkret möchten wir heute sprechen über die russische Bodenoffensive,die wir in den letzten drei Monaten gesehen haben. Die ähm...Angriffe auch mit Drohnen und Raketen auf die Ukraine, die halt zwischendurch weitergegangen ist.Wir wollen den Bridgehead betrachten, den einzigen Vorstoß über den Dnipro-Fluss,den die Ukraine bisher in Kherson hat machen können und nach wie vor hält.Wir schauen auf den Seekrieg im Schwarzen Meer und die Angriffe auf die Krim,die dort mit zusammenhängen.Generell den Luftkrieg, den Counter-Luftkrieg, den wiederum die Ukraine gegenüberRussland macht. Das ist ein sehr interessantes Feld.Und auch die Versuche der Ukraine, die russische Infrastruktur lahmzulegen.Wir gucken dann auch nochmal auf sonstige Infrastrukturprobleme,die Russland ganz unabhängig vom Krieg hat. Dann Fragen der Aufrüstung,Umbau des ukrainischen Militärs war ein Thema.Ja und dann werde ich ein bisschen berichten von meiner eigenen Reise in dieUkraine, da war ich nämlich jetzt gerade in der letzten Woche,habe dort für acht Tage das Land besucht und bin umhergereist und hatte sehrsehr interessante Einblicke gewinnen können.Ja und zum Abschluss wollen wir uns dann noch so ein bisschen über die Politik,die internationale Politik rund um den Krieg kümmern und speziell dann auchnochmal auf die deutsche Debatte rund um das Taurus-Waffensystem bzw.Die generelle Haltung von Deutschland zum Krieg unterhalten.Ja, das ist so unsere Agenda heute.
Pavel Mayer 0:03:44
Ja, strammer Plan.
Tim Pritlove 0:04:14
Im Client, das ist jetzt so ein neuer Trend, da freue ich mich schon sehr drüber,also die ganzen Transkripte, die wir hier erstellen, werden auch immer zugänglicher und nützlicher.Ansonsten haben wir natürlich auch noch die Shownotes, aber wie immer,es ist sehr schwierig, diesen Krieg mit Meldungen und Links auf Artikeln zu dokumentieren,einfach weil das alles teilweise einfach aus dass Chatkanälen herauskommt unddie Lage auch so volatil ist und sich permanent immer wieder ändert,dass das eigentlich schwer nachzulesen ist.Sehr praktisch habe ich allerdings die Chronikseiten gefunden in der Wikipedia zum Krieg.Also da kann man nahezu alles, was wir hier erwähnen, in irgendeiner Form nachschlagen,aber verzeiht es uns bitte, dass wir jetzt nicht wirklich für jeden Aspekt hierimmer einen einzelnen Link parat haben,was bestimmte Sachen betrifft schon, aber das ist einfach kaum handelbar.Da fehlen in gewisser Hinsicht auch noch das richtige Werkzeug für Podcaster,um so etwas mal wirklich gut durchzuautomatisieren. Naja gut,dann legen wir los, oder?
Pavel Mayer 0:05:30
Ja.
Tim Pritlove 0:05:32
Gut, also wie gesagt, wir wollen erstmal schauen, was ist eigentlich überhaupt passiert.Und Anfang Dezember hatten wir auch schon ein weiteres Mal auf die Lage in Avdivka geschaut.Das war bei der vorletzten, also unserer vorletzten Sendung auch dann sozusagender Zeitpunkt Anfang Oktober. Ich glaube zum 10.Oktober ging halt diese Offensive los.Und Avdivka, das ist so ein Vorort von der Stadt Donetsk.Und Donetsk ist ja einerseits so ein Oblast, also so eine größere Region,die dann eben nach der Hauptstadt Donetsk benannt ist und direkt vor den Torender Stadt hält oder hielt, vielmehr muss man jetzt sagen, der Ukraine diesen Vorort Avdivka.Afdivka, eben seit 2014 ist das sozusagen umkämpftes Gebiet gewesen.Und der Vorstoß auf Afdivka lag Putin offensichtlich sehr am Herzen und dieRessourcen, die Russland darauf geleitet hat in den letzten Monaten,also im Prinzip jetzt war das ein Zeitraum von fünf Monaten,ist irgendwie unfassbar.Also die Verluste, die die Russen haben hinnehmen müssen, nur um diese paarKilometer Land einzunehmen und diese Stadt, die eigentlich gar keine Stadt ist,sondern eben wirklich nur so ein Vorort.Ich glaube, Avtivka hatte vor dem Krieg so 30.000 Einwohner,aber es sind halt jetzt offenbar ungefähr 50.000 Russen allein im Kampf um diesen einen Vorort gefallen.Die Zahlen sind wie immer so ein bisschen wonky, da liest man halt alles möglicheund das sind auch Schätzungen.Teilweise ist es natürlich gedeckt einfach durch Kamerabeobachtung etc.Aber so in der Größenordnung haut das hin. Also in den ganzen Monaten habensie irgendwie 50.000 Leute verloren,vielleicht bis zu 400 Panzer, nochmal 750 gepanzerte Fahrzeuge,irgendeiner Art 250 Artilleriesysteme und diverse Flugzeuge auch noch.Das ist sozusagen allein nur dieser eine einzige Ort, an dem jetzt monatelang gekämpft wurde.
Pavel Mayer 0:07:56
Also die niedrigsten Zahlen, von denen ich gehört habe,lagen um die 18.000 Toten auf russischer Seite, was immer noch mehr wäre alsim Afghanistan-Krieg, so als in zehn Jahren Afghanistan-Krieg.Also selbst wenn man jetzt die niedrigsten Zahlen nimmt und die 50.000 sindvielleicht nicht Tote, aber sagen Verluste im Sinne von Casualties,also Tote und Verwundete,die halt einfach raus sind aus dem Kampf.So und wahrscheinlich, wie gesagt, liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte.Also sie haben auf jeden Fall, glaube ich, zigtausend Leute verloren dort.Das ist, glaube ich, eine realistische Einschätzung.
Tim Pritlove 0:08:48
Fünfstellig ist ja auf jeden Fall eine realistische Einschätzung,weil das einfach, die sind einfach in großen Verbänden vorgestoßen.Es gibt da am Laufen im Meta-Videos, Da fahren dann einfach mal so zehn Panzerrein, irgendwie alle voll besetzt.Da sitzen dann auch die Leute teilweise oben auf den Fahrzeugen oben drauf unddann macht es Krachbomben, Drohnen von allen Seiten und zehn Minuten späterist das Ganze halt obliterated und das findet da halt dann mehrmals am Tag statt.Also das ist so von der Größenordnung alles realistisch.
Pavel Mayer 0:09:22
Und die Bilder, irgendwann habe ich aufgehört, auch überhaupt zu klicken,weil mir das zu krass wurde,so wo du wirklich Leichenfelder dort siehst, also mit Dutzenden von Toten, die du...Da siehst oder teilweise beim Sterben beobachten kannst.Also das war mir dann auch irgendwie irgendwann zu viel.
Tim Pritlove 0:09:56
Ja, es ist nicht soft on the mind. Aber es dokumentiert das halt.Gerade diese Überflüge mit irgendwelchen Drohnen, wie du sagst,wo man also einfach kilometerlang einfach eine Leichenstraße sieht.Es ist unvorstellbar, was die Russen bereit sind dort zu opfern,nur um so einen kleinen Ort zu nehmen.Das war dann allerdings auch nicht der einzige Vorstoß, sondern generell kannman davon reden, dass es eine Winterboden-Offensive der Russen gegeben hat und auch nach wie vor gibt.Das heißt entlang der gesamten östlichen Frontlinie haben sich eigentlich mehreresolche Kampforte ergeben.Neben Avdivka gab es auch noch entsprechende Vorstöße etwas weiter südlich.Marinka auch immer mit irgendwelchen Fortschritten, aber nichts,was in irgendeiner Form groß beunruhigen sollte, was so den allgemeinen Vorstoß in das Land betrifft.Das sind zwar Landverluste, aber wir reden halt immer darüber,ob jetzt hier nochmal so ein total zerbombtes Kaff irgendwie ein paar hundertMeter überrollt wurde oder nicht und auch nach Norden hin alte umkämpfte Gebieteum Kremina und um die Schlüsselstadt Kupjansk,also überall versuchen die Russen vorzustoßen, aber die Verluste sind einfach extrem groß,sowohl bei den Russen als auch bei den Ukrainern, aber man kann schon davon ausgehen.Da wird es natürlich jetzt wieder mit dem Einschätzen sehr schwierig,weil je nachdem, wohin man schaut, wie man fragt, gibt es da unterschiedliche Einschätzungen.Aber ich denke, man kann klar sagen, dass die Zahl der Verluste bei den Russendeutlich höher ist als bei den Ukrainern.Ob es sich im Verhältnis 3 zu 1, 4 zu 1, 5 zu 1 oder 10 zu 1 verhält im Einzelnen,das lässt sich wirklich kaum festhalten.
Pavel Mayer 0:11:51
Ja, auf jeden Fall und das fand ich auch bemerkenswert, scheint der Februarder verlustreichste Monat für die Russen gewesen zu sein im gesamten Krieg.Auch wenn das nicht so aussieht, nicht in den Schlagzeilen ist,aber mindestens viele Zahlen legen das nahe, dass die Russen in keinem Monatzuvor so viele Leute verloren haben wie im Februar. und das, ja.
Tim Pritlove 0:12:25
Definitiv. Da fragt man sich natürlich auch immer wieder, okay,wo holen sie diese ganzen Leute her?Und man darf glaube ich generell nicht vergessen, dass Russland eigentlich so ein Double Genocide,begeht, weil auf der einen Seite versuchen sie natürlich die Ukraine zu vernichten,das kann man glaube ich mal so festhalten, weil das sagen sie auch im Fernsehen. Und.Auf der anderen Seite sind sehr viele von diesen Kämpfern, die dort sterben,zwar auf dem Papier Russen, aber jetzt so rein ethnisch nicht unbedingt Russen,sondern es werden halt einfach sehr viele Rekruten in den asiatischen Regionen Russlands,also der russischen Föderation herangezogen.Arme Leute aus armen Landstrichen, die sich halt irgendwie, ja die eh kaum verlässlicheInformationen über diesen Krieg erhalten, in ihren Regionen wenig Geld habenund dann halt einfach angelockt werden von den finanziellen Versprechungen.Teilweise werden ja sogar Leute aus Nepal, Indien, Leute die nach Russland fahren,um dort zu arbeiten oder auch nur Touristen werden teilweise einfach von derStraße gegriffen und in irgendwelche Militärsegmente gesteckt und an die Front geschickt.Also da gibt es sehr viele Berichte in dieser Hinsicht und da Russland ja auchgenerell schon immer einen Kampf gegen seine Ostvölker geführt hat und sozusagendiese Russifizierung des gesamten Gebietes vorantreibt,dient der Krieg hier in beiderlei Hinsicht.Während halt Russland und St. Petersburg als zentrale Region nach wie vor inder Rekrutierung nicht so stark beteiligt sind an diesem Krieg.Das macht es noch schlimmer.
Pavel Mayer 0:14:13
Genau, aber sie haben halt jetzt tatsächlich das Erfolgsrezept gefunden fürdie Rekrutierung, hatten wir auch schon erwähnt, nämlich Geld.Einfach, sie sagen auch das Ganze irgendwie Hurra fürs Vaterland und so,und hat nicht funktioniert und Druck ausüben, das hat dann doch die letzte...Die Mobilisierung oder die Zwangsrekrutierung hat dann auch deutlich für geringereZustimmung für Putin gesorgt,aber mit Geld jetzt scheinen sie Erfolg zu haben.So das scheint zu funktionieren.
Tim Pritlove 0:14:59
Zumindest was das Personal betrifft, bei den Fahrzeugen bin ich mir da nichtganz so sicher, ob sich das alles mit Geld lösen lässt, weil die Verluste,also die Fahrzeugverluste, die Russland hat, die sind auch einfach enorm.Ich wundere mich jetzt schon seit Tagen immer wieder, wenn ich ein Video voneinem zerstörten T-90 Panzer sehe, weil eigentlich müssten die jetzt bald zu Ende sein.Also so viele Berichte wie es, also bestätigte Berichte von T-90 Zerstörung,das ist der modernste Panzer, den Russland eigentlich hat auf dem Papier.Und die Zahl, die vorher bekannt war oder von der man annahm,dass das sozusagen der Bestand sei, wird langsam erreicht.Es werden natürlich alle möglichen Fahrzeuge zerstört und es gibt auch Fahrzeugbereiche.Da ist Russland so gut aufgestellt, also Artillerie haben sie immer noch extremviele Systeme in der Hinterhand.Das wird noch sehr lange dauern, bis man davon sprechen kann,dass die Vorräte aufgebraucht sind.Aber im Bereich der Panzer kann man glaube ich heute schon davon ausgehen,dass Russland ungefähr die Hälfte seines Panzerbestandes in diesem Krieg schon verballert hat.Zumindest die Hälfte des gut funktionierenden Anteils dieser Bestände.Ähnlich dürfte es sich bei anderen gepanzerten Fahrzeugen, Truppentransporterhaben sie glaube ich sehr viele, aber so genau lässt sich das ja immer nicht sagen.Es gibt interessante Videos auf YouTube zum Beispiel hier von Kuwait Kabal,die immer wieder die ganzen offenen Lagerstätten von Panzern und anderen Fahrzeugenmit aktuellen Satellitenbildern abgrasen.Und zählen, was da so rumsteht und da ergeben sich dann teilweise doch schon signifikante Lücken.
Pavel Mayer 0:16:54
Ja, aber so was auch nach Experteneinschätzung Russland geglückt ist,ist die Rüstungsproduktion schneller hochzufahren, als das der Westen getan hat.Also die haben da ja signifikant jetzt umgestellt.Allerdings so scheinen sie jetzt an einem Peak angekommen zu sein auch.Also weitere größere Steigerungen sind nicht zu erwarten.Außer sie würden dann jetzt radikal in die Wirtschaft eingreifen,also tatsächlich dann komplett auf Kriegswirtschaft umstellen und quasi sämtlicheprivaten Unternehmen direkt zu dirigieren.Und davor schrecken sie aber zurück, weil das würde dann eben auch noch mal dann...Das Warenangebot noch mal drastisch reduzieren für die Bevölkerung.Und da scheinen sie eben auch im Moment vor, zurückzuschrecken.Und sie scheinen jetzt an dem Punkt zu sein, dass sie das,ja, also Peak Production jetzt ohne, jetzt komplett den Rest der Wirtschaftin den Kriegsdienst zu stellen. So, das ist wohl die Situation.
Tim Pritlove 0:18:31
Ja und die Produktion bei Panzern zum Beispiel, die fährt auf dem absolutenMaximum und das Problem ist, dass sie das auch gar nicht mehr weiter steigernkönnen, dass sie definitiv höhere Verluste haben, als sie jetzt produzieren können.Also der Bestand senkt sich, die Frage ist nur, senkt er sich schnell genugund es gibt auch Bereiche, da hat Russland relativ wenig Probleme,also auch die Artillerieproduktionskapazitäten Russlands sind riesig,die fahren auf vollem Programm und die zwischenzeitlich drohende Verknappunghaben sie eben durch Lieferungen aus Nordkorea ausgleichen können,Auch wenn die nordkoreanischen Artillerie-Shells nicht gerade im Ruf stehen,besonders gut zu funktionieren.Also teilweise funktionieren sie gar nicht und die ganzen Treibladungen sind wohl auch mal so, mal so.Also sie sind auch nicht besonders präzise, aber Russland kann halt nach wievor, wenn vielleicht nicht ausdem Vollen, dann doch zumindest aus einem ausreichenden Vorrat schöpfen.Das sieht bei der Ukraine da schon ganz anders aus, da werden wir aber gleichnochmal separat drauf eingehen.Ja, das jetzt erstmal zu dieser Winterboden-Offensive.Parallel dazu laufen natürlich weiterhin auch die Luftangriffe mit Drohnen undRaketen auf die Ukraine weiter.Also es gab gerade im Dezember dann die größten kombinierten Angriffe auf die Ukraine.Also um den Jahreswechsel herum gab es dann quasi vor dem orthodoxen Weihnachtenund dann zum Jahreswechsel gab es riesige kombinierte Angriffe,wo hunderte von Raketen und Drohnen gleichzeitig losgeschossen werden konnten oder wurden.Und dann waren auch die Auswirkungen natürlich zu sehen.Allerdings muss man auch sagen, im Vergleich zum letzten Jahr,als wir eine ähnliche Kampagne gesehen haben, hat die Luftverteidigung der Ukraineden Umständen entsprechend gut funktioniert.Also man merkt, dass einfach sehr viele Patriot, Nasams,RST und sonstige Systeme positioniert wurden und die ukrainische Armee auchderen Handhabung wohl ganz gut integriert hat in ihr Gesamtsystem,sodass also wirklich der vorwiegende Teil dieser Angriffe auch abgewehrt werdenkonnte, aber trotzdem gab es natürlich immer wieder noch Einschläge und die gibt es auch weiterhin.
Pavel Mayer 0:21:10
Ja, so, was so, weiß nicht, fünf Prozent oder also ein paar Prozent scheinendann doch durchzukommen, so,und ja, das ist dann natürlich teilweise sehr tragisch, da kommen wir,glaube ich, vielleicht auch nochmal später bei deinem Besuch noch drauf,da warst du ja ziemlich nah dran, aber.
Tim Pritlove 0:21:36
Genau, also man muss sich nur klar machen, Russland hat da einfach enorm viel Potenzial.Dazu kommt auch, dass sie auch hier mittlerweile auch Raketen aus Nordkoreazum Einsatz bringen, zusätzlich zu diesen iranischen Shahed-Drohnen,die ja schon länger im Gespräch sind.Bei den Shahed-Drohnen ist es wohl auch so, dass Russland mittlerweile eigeneProduktionskapazitäten aufgebaut hat, also sie importieren nicht einfach nurfertiggebaute aus dem Iran,sondern sie haben eine Fabrik aufgebaut oder eine Produktionsstraße aufgebaut,um die auch selber herstellen zu können.So eine Shahed Drohne ist so ein ziemlicher Klopper, wenn man so da direkt danebensteht, ist das Ding so ein paar Meter lang,hat halt hinten so einen Moped Motor, klingt ja auch entsprechend und liefertim Prinzip langsam fliegend, man kann es relativ gut abschießen,aber trotzdem, wenn halt viele kommen, du triffst nicht alle,irgendeiner kommt dann halt durch und dann ist es halt so.Aber noch viel schlimmer sind natürlich die großen Raketen, die dann aber auch sehr teuer sind.Überhaupt muss man sagen, ist dieser ganze Krieg für Russland sehr,sehr teuer und das, was sie allein da in diesen Dezemberangriffen abgeregnethaben, Dezember, Januar,das waren also viele Milliarden pro Tag, die da quasi zum Einsatz kamen,ohne vor allem einen großen militärischen Sinn zu haben.Also man muss das mal ein bisschen mit Vorbehalt sagen,weil wir wissen natürlich nicht, ob einzelne Raketen, die durchgeflogen sindin die Ukraine und nicht abgeschossen werden konnten, nicht auch nennenswertemilitärische Ziele vernichtet haben, weil darüber wird sich die Ukraine natürlich auch ausschweigen.Trotzdem hält das sich in Grenzen.
Pavel Mayer 0:23:24
Ja, allerdings, ich glaube, besonders unangenehm dürften auch die Gleitbombenangriffe gewesen sein,weil die haben da so 1000 und 2000 Kilo Bomben aus 50 bis 70 Kilometern Entfernungdann von Flugzeugen losgeschickt.Und das sind schon ziemlich gewaltige Dinger.Das ist, was man früher irgendwie Blockbuster nannte.Also so eine 2000-Kilo-Bombe kann einen kompletten Häuserblock in Schutt undAsche legen tatsächlich.Und neulich gab es in England irgendwo eine Sprengung von einer Weltkriegsbombeaus dem Zweiten Weltkrieg.Und das war, glaube ich, eine deutsche 500-Kilo-Bombe.Und die haben das mit Containern und allem zugestellt, weil die konnten dienicht abtransportieren. Und bei der Sprengung sind noch in ein Kilometer Entfernungdie Scheiben geborsten in der Stadt.Also es gab gewaltige Schäden. Das heißt, wenn ich mir dann vorstelle.Dass sie und haben die auch in Avdivka halt diese Fabrik mit diesen Monstern-Dingernbombardiert und das muss äußerst unangenehm gewesen sein für die Verteidiger.
Tim Pritlove 0:25:06
Absolut. Also Gleitbombs sind ja auf beiden Seiten so ein bisschen die Halsbringer.Also Russland hat halt diese großen, schweren Bomben.Gleitbombs heißt, dass die quasi mit Flügeln ausgestattet werden und in demFall von den Russen mit ihren Su-34-Kampfflugzeugen, vielleicht auch noch mitanderen, abgeworfen werden.Aber ich glaube vor allem mit diesen SO-34, das heißt die können sie darunterbefestigen und aus einer sehr großen Höhe,aber dann eben auch aus einer relevanten Distanz von 10-20 Kilometern abwerfenund dann segeln die sozusagen ins Ziel.Und das ist in der Tat ein großes Problem gewesen, wobei die Ukraine hier eingutes Abwehrmittel gefunden hat.Da kann man ja vielleicht auch gleich dann mal als nächstes drauf eingehen.
Pavel Mayer 0:26:09
Ja, eine Sache noch zu den Gleitbomben. Was allerdings so ein bisschen ein Problemauf russischer Seite war, dass manchmal die Tragflügel nicht ausgeklappt sind.Und irgendwie waren die Dinger dann auch nicht so geschaltet,dass wenn die Flügel nicht ausklappen,die trotzdem scharf waren und dann eben so auf russischer Seite runtergegangen sind.Also da gab es eben dann auch immer wieder Nachrichten, dass halt einige dieserBomben dann auf russischer Seite eingeschlagen sind und einige auch eben mitten in Städten.Das hatten wir ja dann, also russischen Städten, Belgorod zum Beispiel,sind zwei von den Dingern auf eine befahrene Straße gefallen.Da hatten wir ja auch drüber berichtet und scheint aber ein bisschen besser geworden zu sein.Oder sie wählen die Abwerfpunkte jetzt so, dass wenn die Dinger nicht ausklappen,die wenigstens nicht mitten in der Stadt runterkommen.Die lernen auch dazu, die Russen.
Tim Pritlove 0:27:20
Ja, leider. Ja gut, das bringt uns dann zum Gegenkrieg sozusagen in der Luft.Auch die Ukraine ist ja hier nicht faul und hat auch eine extrem hohe Vielfaltan Drohnensystemen entwickelt in der letzten Zeit,die sie jetzt in zunehmendem Maße zum Einsatz bringen.Also das sind wirklich alle Arten von Drohnen, das sind Überwachungsdrohnen,also solche Spotter-Drohns, die halt sozusagen...Gebiete überfliegen, kartografieren, Erkenntnisse liefern, aber eben auch vieleKamikaze-Drohnen, die also direkt in Ziele fliegen.Am Anfang des Kriegs hatten wir ja den Einsatz der Bayraktar,der türkischen Bayraktar-Drohne zum Beispiel gesehen, die auch selber Missiles abschießen konnte.Die war allerdings im letzten Jahr nicht mehr so viel im Einsatz,zumindest hat man davon relativ wenig gesehen, weil sie doch recht groß ist,relativ langsam fliegt und sich die russische Luftabwehr mittlerweile da ganzgut drauf eingestellt hat.Diese ganzen neuen Drohnen, die die Ukraine zum Einsatz bringt,die machen den Russen dann doch eine ganze Menge Ärger.Es gab immer wieder solche Kampagnen mit kombinierten Drohnenangriffen,die teilweise Decoys waren, also Drohnen, die sozusagen eigentlich gar keine Sprengköpfe haben,sondern die einfach nur irgendwo lang geflogen sind, um überhaupt erstmal dieLuftabwehr zu aktivieren.Dass halt Erkenntnisse darüber gewonnen werden konnten, wo gibt es denn überhauptnoch eine funktionierende Luftabwehr, wo stehen diese Batterien,die dann wiederum von anderen Drohnen angegriffen und zerstört wurden.Beziehungsweise die dadurch, dass so eine Luftabwehrbatterie erstmal im Betriebist und erstmal ihre Bestückung verfeuert, danach für einen bestimmten Zeitraumnicht mehr aktiv sein kann, weil die muss ja auch erstmal nachgeladen werden.Und das ist dann nicht so vollautomatisch, dass man auf den Knopf drückt unddann kommen die Dinger irgendwie aus dem Bunker, sondern da müssen dann schonmal Leute mit dem Lastwagen hinfahren und die Rohre wieder bestücken.Je nach System ist es mehr oder weniger aufwendig. Also auch das ist dann sozusagenTeil dieser kombinierten Angriffe gewesen,dass man dadurch quasi Korridore frei bekommen hat, um dann mit größeren Waffenwie zum Beispiel den Storm Shadow und Skuid Missiles durchzukommen.Um dann eben größere taktische Ziele anzugreifen.Und dabei ist dann doch einiges kaputt gegangen.Unter anderem gab es einen sehr erfolgreichen Angriff auf die russische Kommandozentraleder Krim, die offenbar komplett zerstört wurde, so ein größeres Gebäude.Und dabei ist wohl eine größere Teilmenge der Führungsriege des russischen Militärs,die für die Krim zuständig ist, ums Leben gekommen.Ich weiß nicht, ob dieser Admiral Sokolow, der sozusagen da die Führung hat,das wurde dann lange Zeit nicht bestätigt. Ich glaube, mittlerweile ist er offiziellzurückgetreten, aber gesehen hat ihn bis heute noch keiner.Es gab dann irgendeine ominöse Videokonferenz mit Putin,wo sie ihn irgendwie so links oben eingeblendet haben, der aber irgendwie kein Wort gesagt hat,sodass alle davon ausgingen, so, ja, okay, jetzt haben sie ihn mal gezeigt,um so zu tun, dass er nicht umgekommen ist, weil ein bisschen peinlich war dieNummer für Russland natürlich an der Stelle schon.Bei diesem Belbeck Airfield ist auch in der Krim wichtiger Standort,sind auch Kommandozentralen zerstört worden.Also am laufenden Meter gab es in den letzten Monaten solche kombinierten Angriffe,teilweise auf eben diese Kommandozentralen, teilweise auf die Luftabwehrsysteme,die wohl enormen Schaden genommen haben.Und dann auch in zunehmendem Maße gab es auch Angriffe auf Flugzeuge.Und das ist vielleicht die größte Erfolgsgeschichte im Luftkampf zumindest,die man der Ukraine so zugute halten kann.Weil hier sind sie irgendwie offenbar richtig kreativ geworden.Wir hatten ja gesagt, die SO-34-Kampfflugzeuge, davon hat Russland angeblichzu Beginn dieses Krieges ungefähr 149 gehabt.Das ist so ihre stärkste Waffe an der Stelle.Es gibt noch andere Kampfflugzeuge, die andere Spezialisierungen haben.Aber in diesem Feld sind vor allem diese SO-34 das große Problem,weil die nämlich diese Gleitbombs tragen. Nicht nur, aber auch.Und das hat halt in der letzten Zeit den Ukrainern doch schwer zu schaffen gemacht,wegen dieser schon angesprochenen extremen Sprengkraft.Und nun war es also ein Ziel der ukrainischen Luftabwehr, sich dieser Flugzeuge zu entledigen.Und offenbar gab es dafür eine neue Taktik, die damit zu tun hat,dass man ein Patriot-System überhatte, was man nicht fest stationieren musste oder wollte.Paget ist ja dieses supermoderne Luftwehrabwehrsystem der Amerikaner,was so aus verschiedensten Komponenten besteht.Da gibt es dann halt Radare und Launcher und die müssen alle nicht am selbenOrt stehen, sondern kann man halt über so einen gewissen Bereich verteilen,tut dies in der Regel auch.Und es wird nun davon ausgegangen, wie gesagt, das ist jetzt nicht bestätigt,aber es gibt zumindest keine plausible andere Erklärung für diese Erfolge,die die Ukraine hier erzielt hat.Unter Berücksichtigung der zur Anwendung kommenden Radar- und Raketenreichweiten.Also es macht so den Eindruck, dass in dem Südostbereich des Frontverlaufs inirgendeiner Form so ein mobiles Patriot-System unterwegs ist.Das heißt, die Ukrainer deployen das irgendwo hin, relativ nah an den Frontverlauf.Und wenn jetzt diese SO-34 angeflogen kommen mit ihren dicken Gleitbomben,dann müssen sie die ja relativ hoch abwerfen, weil die ja gleiten.So, können sie nicht bei tausend Metern Höhe abwerfen, dann würden die halt nicht weit kommen.Dann müssten die Flugzeuge so nah an die Front heranfliegen,dass sie dort von den normalen Luftwehrsystemen sofort gekillt werden.Also wollen sie von weiter weg machen, dann müssen sie aber auch entsprechend höher steigen.Und wenn sie so hoch fliegen, können sie wiederum aber auch auf sehr lange Distanzvon Radarsystemen erfasst werden. Und jetzt ist es natürlich so,dass diese Flugzeuge alle einen Detektionsmechanismus haben.Das heißt, wenn die von Fremdradar erfasst werden, merken die das auch und drehendann halt auch schnell wieder um.So nach dem Motto Luftabwehr detektiert, auf mir ist sozusagen Radar herabgelegnet,schnell mal weg, bevor ich jetzt hier abgeschossen werde.Und der Trick, den Ukraine hier offensichtlich zum Einsatz gebracht hat, war der,dass die Flugzeuge dann halt auf 10, 20 Kilometer rankamen, dort dann auch zwarvon Radar erfasst wurden, aber von einem Radar, was eigentlich relativ einenkurzen Bereich hat. Das heißt erst.Bei diesem Abstand haben die russischen Flugzeuge gemerkt, so oha,jetzt sind wir erfasst worden.Aber in dem Moment haben sie dann auf die Radarsysteme von den Patriot-Systemenweiter im Hinterland umgeschaltet, die halt mal locker 200 Kilometer abdecken können.Und obwohl die Flugzeuge dann umgedreht sind, vielleicht in dem Moment,konnte das Patriot Radar die noch sehr viel länger erfassen und die Raketen die auch verfolgen.Und das war dann so erfolgreich, dass gleich an einem Tag, damit ging es irgendwielos, drei SO-34 auf einmal abgeschossen werden konnten über Kherson.Und alle schon so, yeah, das war ja total krass. Und dann ging das irgendwiein den nächsten Tagen und Wochen am laufenden Meter so weiter.SO34, es gab einen Zeitraum jetzt bis vor einer Woche,wo das so krass angestiegen ist, dass glaube ich insgesamt in zwei Wochen 15SO34 oder SO35 Flugzeuge abgeschossen wurden. Also fast einer pro Tag.
Pavel Mayer 0:36:18
Also in zwei Wochen so ungefähr 10% des Bestands vernichtet wurden, des russischen.Und ja, also ich weiß gar nicht, wo die Jahresproduktion liegt,aber wahrscheinlich eine Jahresproduktion wurde in zwei Wochen vernichtet. Ja.
Tim Pritlove 0:36:45
Jetzt gerade sieht es so aus, als ob derzeit so gut wie gar keine SU-34 unterwegssind, weil die Piloten alle so, habt ihr sie noch alle?Man muss ja auch bedenken, Flugzeuge, das ist das eine, also 150 Flugzeuge imBestand zu haben, von denen natürlich auch nicht alle fliegen können,weil manche werden in Wartung, Reparatur und so weiter sein oder was weiß ich,in was für einem Zustand die gerade sind.Aber du hast natürlich noch die andere knappe Ressource von Piloten.SO34 hat einen Pilot, SO35 hat glaube ich zwei.Die sind ja dann in der Regel auch weg und die kannst du jetzt auch nicht soohne weiteres wiederherstellen.Zumal natürlich so ein Pilotenkorps, die kennen sich natürlich alle auch untereinander.Das heißt, die wissen auch, dass die anderen irgendwie gerade gekillt wurden.
Pavel Mayer 0:37:30
Ja, das ist wohl eine eher kleine Community,also eine überschaubare Community von ein paar hundert Leuten,die alle miteinander geflogen sind irgendwann und sich auch kennen und ja.
Tim Pritlove 0:37:46
Und die auch so einen gewissen Elite-Status haben in der,also das ist nicht einfach jetzt so Cannon-Futter wie in der Infanterie,wo im Prinzip sich die militärische Führung scheiß um die kümmert und interessiert,sondern wenn die Piloten halt sagen,Leute, so geht das hier nicht weiter, können nicht jetzt hier jeden Tag einSystem verlieren und Piloten dazu.So, also derzeit macht es gerade so den Eindruck, dass die Russen sehr darübernachdenken, wie sie denn jetzt hier weiterkommen.Das hat auch noch einen zweiten Grund, weil gerade als man so das Gefühl hatte,oh wow, was geht denn jetzt hier ab, die Ukraine ist aber mal voll erfolgreichhier mit dem Abschießen von Kampfjets,haben sie gleich noch ein oder zwei obendrauf gelegt,weil dann wurde berichtet, dass über dem Asowschen Meer, Das ist diese Meeresenklavezwischen Krim und Russland.Die quasi nur über diese Kertschstraße befahren werden kann.Darüber wurde ein weiteres Flugzeug abgeschossen, beziehungsweise zwei fast.Und in dem Fall handelt es sich um eine sogenannte A50. Und die A-50 ist einsogenanntes AVEX-System. Man kennt das vielleicht.Das sind diese großen, auf Basis von Passagierflugzeugen umgebauten Flugzeuge,die so eine riesige runde Antenne oben auf dem Dach drauf haben.
Pavel Mayer 0:39:17
Ja, wobei mittlerweile die neun von den Amerikanern haben keine runde Antenne mehr,sondern die haben mittlerweile flaches Radar,Phased Array Radar, aber grundsätzlich genau sind die bekannt geworden durchdiese riesigen rotierenden Radare.Und das Problem ist, dass Russland die nicht nachbauen kann und wohl acht biszehn Stück davon hatte, die Hälfte davon einsatzfähig.Und was man nun auch gehört hat,achso ja, vielleicht, dann kam ja der zweite Abschuss noch irgendwann dazu.
Tim Pritlove 0:40:13
Also vor allem, es war ja erstmal ein Doppelabschluss. Sie haben die A50 erwischt,die ist ins Meer gestürzt und parallel dazu, so ein Flugzeug wird auch nochvon einem zweiten Flugzeug begleitet, der Ilyushin 22,IL 22, die quasi komplementär ist.Das eine ist sozusagen das Radarsystem, das andere ist das Kommunikationssystemmit den Truppen und man muss auch sagen, das ist dann eben auch eine extremhoch ausgebildete Besatzung.Also diese A-50 hat 15 Leute an Bord, das sind alles top ausgebildete Kommunikationsingenieureund in dieser IL-22, die noch dazu fliegt,da hast du dann das ganze Militär, Generalstabspersonal, die dann entsprechendestrategische Entscheidungen machen.Weil diese A-50 kann halt den gesamten Flugverkehr über dem Kriegsgebiet überwachenund sieht halt auch alle ukrainischen Flugzeuge, die eigenen und koordiniertdamit sozusagen die ganze Geschichte.Diese IL-22 wurde dann auch getroffen, die konnte dann immerhin noch landen,da gab es dann zwar ein paar Tote, aber die war komplett durchlöchert und istim Wesentlichen Schrott und das war schon ein riesiger Verlust,weil so ein Ding kostet halt irgendwie 350 Millionen US-Dollar, so eine A-50,also das war allein schon mal eine halbe Milliarde mit einem Schuss und dann eine Woche später...Zwei Wochen später ist dann tatsächlich noch eine zweite A-50 zerstört worden,die dann sogar schon über russischem Gebiet, die ist gerade gestartet gewesenbei Rostov und ist dann über Krasnodar abgestürzt und das ist dann auch schonsehr weit weg vom Frontverlauf gewesen.Wo sich alle schon gefragt haben, was hat die Ukraine denn jetzt hinbekommen.Bei der ersten A-50 glaubt man eigentlich auch dran, dass das mit diesem Patriot-Trickin irgendeiner Form geklappt hat, kann aber auch anders gewesen sein,weil die Patriots hätte jetzt nicht ausgereicht, um diese andere A-50 abzuschießen.Und hier wird wohl gemunkelt, dass die Ukraine so modifizierte S-200-Raketen hat,also alte russische Luftabwehr-Raketen, die sie in so Langstrecken-Drohnen umgebautbekommen haben und damit es geschafft haben,diese A-50 zu zerstören.Das heißt von vielleicht, und da weiß man es jetzt nicht so ganz genau,die Schätzungen, die ich gelesen habe, ist von, es gibt nur zwei,die wirklich gut funktionieren oder vielleicht sind es auch vier und insgesamt gab es mal 14,aber davon sind vielleicht bestenfalls sieben noch benutzbar.Also ich habe da alles gehört, sodass ich irgendwie keine Ahnung habe,was davon stimmt, aber es ist auf jeden Fall eine knappe Ressource und da kannman auch davon ausgehen, dass mittlerweile keine mehr fliegt.Also es ist wohl jetzt schon seit Wochen keine mehr im Einsatz gewesen.Das beobachten ja die Amerikaner über dem Schwarzen Meer auch sehr genau, was da lang fliegt.Mit anderen Worten, die Ukraine hat es jetzt geschafft,sowohl alle Kampfjets mit Gleitbombs irgendwie auf Hold zu setzen,als auch die komplette Luftüberwachungsinfrastruktur signifikant zu stören,weil sozusagen das Top-Gerät, was sie überhaupt in ihrem Arsenal haben,entweder schon komplett zerstört ist oder zumindest so weit in sich bedrohtsieht, dass sie sich derzeit noch nicht mal trauen, damit rauszufliegen.
Pavel Mayer 0:43:35
Ja, also das Interessante ist, dass jetzt sowohl das russische System, also die S-200,hat interessanterweise eine größere Reichweite als die neuen,neueren S-300 und S-400 Systeme.Und ähnlich ist es auch mit den Patriot-Systemen, dass die älteren, so Pac-2-Systeme.Auch eine größere Reichweite haben, beziehungsweise geeigneter sind für denEinsatzzweck als der modernste Kram, den die da haben.Und ja, war schon bemerkenswert.Wobei, was ich auch gehört habe jetzt von einer Analyse von dem Abschuss,dass sich da auch bemerkbar macht,dass offenbar Mangel an erfahrenem Personal auch dazu geführt hat,dass die letzte A50 auch abgeschossen werden konnte.Weil, was sie nämlich gemacht haben, als sie bemerkt haben, dass sie jetzt vomRadar beleuchtet werden,war, dass sie dann erst angefangen haben, so Täuschkörper auszuwerfen.Also sowohl Infrarot als auch dann Flares.Aber sind dann in den Steigflug übergegangen, um zu versuchen,der Rakete zu entkommen.Während ich hörte, eigentlich sollte man versuchen,so tief wie möglich runterzugehen, um quasi unter den Radarhorizont zu kommen.Aber sie sind stattdessen halt höher gegangen und das war wohl der Fehler undhaben wohl die Täuschkörper dann auch zu früh ausgestoßen.Das waren wohl so ein bisschen so die Dinger, dass wohl offenbar sie ja auchnicht optimal reagiert haben auf den Angriff.So das kam wohl mit dazu, aber gut.Ich war jetzt nicht dabei, aber das ist zumindest so eine Analyse gewesen,dass sich Leute gewundert haben aus den Filmaufnahmen.Da gab es ja dann welche von dem Abschluss von der zweiten Apex.
Tim Pritlove 0:46:24
Das bestätigt das schon in etwa, ja.
Pavel Mayer 0:46:27
Ja, und sie haben wohl jetzt tatsächlich nur noch im Moment eine einsatzfähige A10,um sämtliche Landesgrenzen abzudecken.Und die trauen sie sich auch nicht im Moment einzusetzen. Okay.
Tim Pritlove 0:46:52
Eine. Ja, wie gesagt, verschiedene Schätzungen gehört.Das ist halt so, die können halt nie alle wirklich gerade einsatzfähig sein,weil man einfach Wartungsintervalle hat.
Pavel Mayer 0:47:07
Ja, ich meine die andere Sache.
Tim Pritlove 0:47:09
Eine ist ja auch schon mal auf dem Boden beschädigt worden bei so einem Guerilla-Angriff.
Pavel Mayer 0:47:14
Ja, ich meine, eine Sache, weshalb aber die,so, hat sie sich halt gewundert, warum doch noch so viel jetzt von der russischenLuftwaffe unterwegs ist oder war vor den Abschüssen.Jetzt, weil man eigentlich damit gerechnet hatte,dass deutlich mehr von den russischen Flugzeugen eigentlich gewartet werdenmüssten, so laut Handbuch.Aber was dann dazu kam, dass die Russen sich einfach um die Handbücher dannnicht wirklich geschert haben,sondern klar, ist halt so beim Auto auch, wenn du eigentlich alle 30.000 Kilometereinen Ölwechsel machen musst, dann geht der Motor auch nicht gleich kaputt.Und so, wenn du jetzt einfach länger fährst und so, so ähnlich war das dannauch bei den Fliegern, dass sie einfach gesagt haben, ja, wir haben jetzt keineZeit oder keine Möglichkeit,wir fliegen jetzt einfach.Was dann wiederum dazu geführt hat, auch zu einer deutlich gestiegenen Zahlvon Unfällen aufgrund von technischen Versagen. Also da sind auch...Jetzt ich glaube im letzten Jahr knapp einen Dutzend Flugzeuge ohne Feindeinwirkungabgestürzt auf russischer Seite und da geht man davon aus, dass das daran liegt,dass sie eben einfach die Wartungsintervalle nicht mehr einhalten,sondern die Dinger so lange fliegen, wie sie können. Genau.
Tim Pritlove 0:49:02
Ein Problem, was auch die zivile Luftfahrt betrifft, da können wir noch drauf.Einen Abschluss wollte ich dann auch nochmal erwähnen, weil der dann auch wiederTeil dieser russischen Propaganda geworden ist auf eine ganz interessante Art und Weise.Und man merkt auch immer wieder sehr schnell, wie in diesem Krieg,wenn die Russen irgendeine krasse Behauptung machen,dass das dann insbesondere von deutschen Medien, aber auch generell im Westen,schnell als Narrativ in der ersten Meldung übernommen wird und es dann schwierigist, das noch in irgendeiner Form wieder klarzustellen.Und zwar gab es einen Absturz einer IL-76, das ist so ein Transportflugzeug,größerer Bauart, mit dem die Russen vor allem Waffen transportieren.Bei Belgorod. Belgorod ist so eine russische Stadt nördlich der ukrainischenGrenze, also dabei bei Kiv quasi grob zwischen Kiv und Kharkiv.Auch ein wichtiger logistischer Hub für den Krieg,ganz am Anfang sowieso, aber mittlerweile auch immer noch und naja,dieses Flugzeug ist halt runtergefallen und wurde halt irgendwie zerstört undoffensichtlich wurde es irgendwie Irgendwie abgeschossen.Und Russland war dann relativ schnell damit zu behaupten, ja in diesem Flugzeughätten sich ja die ukrainischen Gefangenen von ihnen aufgehalten,die sie eigentlich gerade im Rahmen eines Gefangenenaustausches austauschen wollten.Aber jetzt habt ihr ja leider unser Flugzeug abgeschossen, sorry,tut uns sehr leid, sind jetzt alle tot.Ja, stellt sich raus, die Story, naja, die hatte so ihre Mängel, sagen wir es mal so.Einerseits hat Russland behauptet, sie hätten jetzt dieses Flugzeug,wäre gerade auf dem Anflug nach Belgorod gewesen, um eben diesen Gefangenaustausch zu machen.Tatsächlich befand sich aber das Flugzeug nach Auswertung von Bildmaterial genauin die gegensätzliche Richtung unterwegs und war also eigentlich eher in Richtungeines Airfields, wo man weiß,dass von dort Flugzeuge starten, unterwegs.Außerdem haben sie keine Beobachter hingelassen.Es gab Fotos dann, die noch veröffentlicht wurden von der Absturzstelle.Da war halt nirgendwo überhaupt irgendwelche Leichen zu sehen.Wenn also wirklich hunderte von Gefangenen drin gewesen sein sollen,dann hätte man die ja auch dann finden müssen und auch zeigen können.Da gab es nie passende Bilder und es gab noch diverse andere Indizien,also die vollkommen gegen diese These sprachen.
Pavel Mayer 0:51:50
Und ganz unabhängig davon ist Russland für die Sicherheit der Gefangenen verantwortlich.Also du kannst jetzt auch nicht einfach sagen, ja hier,du kannst nicht einfach mit Gefangenen in der Nähe von der Front rumfliegenund drauf warten, bis das Flugzeug abgeschossen wird und dann sagen, ah hier, hier, hier.Also so funktioniert es halt auch nicht.Und bei solchen Gefangenenaustauschen und so funktioniert es auch so,dass man dann eben vorher vereinbart,wann und wie sie jetzt da an den Austauschpunkt gebracht werden,um eben genau zu verhindern, dass so etwas passiert.Also selbst wenn es so gewesen wäre, dass dort sich Gefangene drin befundenhätten, wäre es trotzdem ein russisches Kriegsverbrechen gewesen.
Tim Pritlove 0:52:54
Ja, dazu kommt noch, dass sie dann, also vor allem bei solchen Gefangenaustauschenist es vollkommen unüblich, dass Gefangene überhaupt mit Flugzeugen transportiertwerden. Also sie sind dann bestenfalls mit dem Zug oder mit dem Bus unterwegs,aber definitiv nicht mit dem Flugzeug.Und die Absurditäten nahmen dann auch kein Ende.Dann kam natürlich auch das russische Fernsehen dann zur Hilfe und hier diese,wie heißt nochmal diese Troller, diese Chefin von Russia Today,die hat dann halt auch noch so eine Liste veröffentlicht.Ja, hier sind die Namen der ganzen ukrainischen Soldaten, die da an Bord waren.Und schon dieser Zettel, den sie da veröffentlicht hatte, da stand dann nicht drauf...Was weiß ich, offizielle Liste der Personen, die auf diesem Flug sind,sondern da stand drüber, die bei diesem Flug ums Leben gekommen sind.Also es war kein Dokument, was so vorher hätte existieren können,sondern definitiv ein Dokument, was nachher erstellt wurde.Das war sozusagen, das sah man dem Dokument schon selber an,was sie veröffentlicht haben. Also vollkommen absurd, dass das für irgendetwasirgendein Beleg sein soll.Und dann gab es auch noch auch diverse Meldungen, da weiß ich aber nicht,ob das bestätigt wurde, dass viele der Namen, die da drauf waren,teilweise Gefangene waren, die schon längst wieder in die Ukraine zurückgekehrt sind.
Pavel Mayer 0:54:21
Margareta Simonian, übrigens, die du meintest. Ja, genau.
Tim Pritlove 0:54:25
Also die Propaganda ist auch teilweise wirklich so absurd und plump,man fasst sich nur noch an den Kopf.Aber das hat mich dann halt besonders geärgert, weil natürlich dann sofort Spiegelund alle irgendwie in Deutschland so ja, Ukraine hat Flugzeug mit Gefangenenabgeschossen, sagt Russland.Aber das war dann so die Meldung und wenn das dann erstmal so raus ist,also Leute, da berichtet man drüber und wenn man,gesicherte Faktenlage hat, dass das, was Russland sagt, auch mal stimmt,was meistens nicht der Fall ist, dann kann man das irgendwie bringen, aber das ist,ja, ich mach das fertig.Gut, also kurz gesagt, der Luftkrieg, den die Ukraine gegen die Russen führt,war sehr erfolgreich in den letzten Monaten und befindet sich eigentlich gerade so an seinem Peak.Wir haben also wirklich an der Stelle Erfolge des ukrainischen Militärs gesehen,die dazu geführt haben, dass die Russen gerade sehr verstört sind.Die wissen nicht, wie sie jetzt gerade ihre Kampfflugzeuge überhaupt noch sicheran der Grenze operieren lassen können.Sie haben keinen großen Überblick mehr durch ihre A-50-Systeme.Also da ist gerade alles ganz schön in Tumäul und es ist nicht klar,wie sie aus der Situation wieder rauskommen.
Pavel Mayer 0:55:47
Man kann eigentlich feststellen, dass die russische Luftwaffe,dass die im Moment weitgehend neutralisiert ist.Die trauen sich nicht mehr in die Nähe der Front.Aber sie ist auch nicht kriegsentscheidend. Das ist der andere Punkt.Also auch bisher, selbst wenn sie am Fliegen waren, es war entscheidend zu demZeitpunkt, als die Ukraine ihre Offensive versucht hat.Da hätte man eigentlich die Situation gebraucht, die jetzt eingetreten ist.Aber so nach Einschätzung von Justin Bronk ist es so, dass bei der Situation,wie sie jetzt herrscht mit eben dichter Flugabwehr,die Luftwaffe, weder die russische noch die ukrainische, wenn jetzt F-16 kommen,ist in der Lage, einen kriegsentscheidenden Beitrag zu leisten.Klar ist es ein Vor- oder gewisser Vorteil oder Nachteil, aber das bringt nichtdie Wende, sondern die passiert trotzdem am Boden,weil keine Seite wirklich jetzt allzu viel Unterstützung für den direkten Bodenkampf liefern kann.So, das ist zumindest Justin Broncs Einstellung, aber ja.
Tim Pritlove 0:57:33
Also zumindest ist das derzeit so. Also F-16, da kommen wir ja noch drauf.Also wenn dann von Flugzeugen entsprechende Missiles gestartet werden können,die dann vielleicht dieser Kerchbrücke ein Ende bereiten, dann sieht das schonwieder anders aus. Aber das schieben wir nochmal ein bisschen nach hinten.Lass uns mal auf einen anderen Punkt kommen, über den auch immer wieder so amRande berichtet wurde, der aber tatsächlich im Rahmen des Kriegs eine interessanteNote ist und das ist der sogenannte Dnipro Bridgehead.Das ist also ein Vorstoß der Ukraine, da hatten wir auch schon mehrfach vonberichtet, dass es den gibt und dass der irgendwie auch immer noch existiert.Das ist so ein sanfter Vorstoß über den Fluss bei Kherson, bei der Stadt Kherson,primär in einen kleinen Ort namens Krinki, wo die Ukrainer sich jetzt schonseit Monaten festgesetzt haben.Und das ist, sagen wir mal jetzt rein militärisch von der Dimension her sehr überschaubar.Da sind vielleicht ein paar hundert Soldaten, die ein wenige Quadratkilometergroßes Gebiet kontrolliert bekommen.Kommen, aber die ganze Geschichte ist da unten für die Russen mehr als ärgerlich,weil auf der einen Seite wollen sie dort keine großen Ressourcen,akkumulieren, weil sie die ja gerade wie blöde in Avtivka und an der Ostfront.Zum Einsatz bringen.Auf der anderen Seite haben sie mit den Truppen, mit denen sie versuchen, diesem Bridgehead.Auszutreten, auch so ihre liebe Mühe, weil die Situation ja die Die ist,dass das Nordufer, also die rechte Seite des Flusses, die ja ukrainisch jetztkontrolliert ist, deutlich höher liegt als eben dieses Südufer.Und von daher die Ukraine das wunderbar mit ihrer Artillerie abdecken kann.Dazu haben sie dort eine Drohnenarmee am Start, die extrem ausgeprägt ist,sprich alle Vorstöße der Russen diesen Bridget zu bekämpfen werden sehr gutbeobachtet und können sehr gut bekämpft werden.Und das geht jetzt eben schon seit längerem.Jetzt im Winter haben sie gerade das schlechte Wetter auch benutzt,um diesen Bridgehead zu stabilisieren, weil es dann sehr neblig ist über dem Fluss.Das heißt, dort hatten auch dann die Russen wenig Chancen, die Ukrainer dabeizu beobachten, wie sie mit Booten rübersetzten und das war dann sozusagen nochmaldie Möglichkeit, das zu verstärken.Ja und da tobt einfach gerade ein extremer Drohnenkrieg und das ist halt einfach so ein Ding,von dem man immer noch nicht genau weiß, ob die Ukraine in der Lage ist,dort nochmal irgendwas draus zu machen oder ob das einfach nur gehalten wird,um die Russen da unten busy zu halten.Das ist ja auch so ein Teil der allgemeinen Taktik, keep your enemy busy,dass sie nie so genau wissen, wo geht es jetzt als nächstes los und von daherist das ein interessantes militärisches Detail, dass sie in der Lage sind,diesen Bereich immer noch zu halten.
Pavel Mayer 1:00:46
Ja, ich glaube ja auch Fixing-Attacks, wenn man angreift, um die gegnerischen Truppen dort zu halten,wo sie gerade sind und zu verhindern, dass sie an andere Teile der Front dann wechseln.Und in jedem Fall ist es schon ein bisschen eine Blamage für die Russen an derStelle, dass es ihnen nicht gelingt,da das Ufer wirklich frei von ukrainischen Truppen zu halten.So, aber ja, trotz auch mehrerer Versuche dort die rauszukriegen,aber die scheinen bisher alle gescheitert zu sein.Das hat ja dann auch mindestens ein Kommandeur sein Kommando gekostet,aber der neue Kommandeur konnte jetzt auch nicht viel ausrichten, offenbar.
Tim Pritlove 1:01:44
Genau. Und auch hier spielen wieder die, der Luftkrieg eine Rolle.Also zuletzt haben sie es halt auch wieder versucht mit Gleitbombs zu erledigen, das Thema.Aber das waren ja diese ersten drei SU-34, die da drauf gegangen sind,die waren halt genau da unten im Angriff.Und ja, das war es dann mit diesen SU-34. Also auch an der Stelle ist so einBridgehead dann eben auch so ein Magnet für eben diese Angriffe.Also oft sind diese Präsenzen dann auch so, ja so,Eine Falle einfach so nach dem Motto, ja hier,das nervt euch, dann geht doch mal dagegen vor und dann gehen sie dagegen vorund werden dann hinterrücks bestraft, weil sie halt einfach dort auf einmalihre Kampfflugzeuge zum Einsatz bringen wollen,aber dann eben schon eine perfekt aufgestellte Radarfalle auf sie wartet unddann war es das eben mit diesen Kampfflugzeugen.Also es ist immer wieder interessant zu sehen, wie die Geschicke da hin undher gehen und wie auf jede Falle mit einer anderen Falle reagiert wird.Also die Strategien, die hier überall zum Einsatz kommen, sind schon wirklichteilweise sehr beeindruckend.
Pavel Mayer 1:02:56
Ja, aber man muss dann auch dazu sagen, dass auch die Russen nicht jetzt dummsind, sondern auch reagieren und sich anpassen und auch Dinge getan haben,die man vor allem im Westen nicht erwartet hatte.Also dass auch von westlicher Seite da Fehleinschätzungen waren,wie zum Beispiel, dass man dachte,die hören jetzt auf zu fliegen, wenn jetzt eigentlich die Flugzeuge gewartetwerden müssen oder andere Dinge, die man nicht erwartet hatte.Also insofern bei, ja, also auch auf russischer Seite irgendwie Licht und Schatten.
Tim Pritlove 1:03:41
Definitiv, also zum Beispiel Electronic Warfare spielt eine große Rolle,viele der Fahrzeuge sind mittlerweile mit solchen,EW-Doms ausgestattet das ist sozusagen so ein Störsender,der auf den Fahrzeugen drauf ist und wenn dann Kamikaze Drohnen anfliegen unddie letzten Meter gehen wollen dann werden sie von diesem Distortion Field sozusagengekillt, kann ich nachher auch nochmal was zu sagen, was da gerade so im Busch ist,aber Aber jetzt müssen wir nochmal auf einen anderen Bereich eingehen,der auch ein großer Erfolg ist für die Ukraine,wenn nicht vielleicht sogar abgesehen von den abgeschossenen Flugzeugen fast der größte.Und das haben wir auch schon ein paar Mal erwähnt, aber das ist dann eben munterweitergegangen, bis eben vor ein paar Tagen sogar auch, nämlich der Seekriegim Schwarzen Meer rund um die Krim.Das Schwarze Meer ist ja für die Ukraine sehr, sehr, sehr wichtig,um den Seeweg für ihr Getreide von Odessa und den ganzen anderen Schwarzen Meerhäfen sicherzustellen.Und während es ja letztes Jahr noch diese Vereinbarung gab zwischen den Russenund einer internationalen Gemeinschaft vermittelt durch die Türkei,dass eben dort so ein Korridor aufrechterhalten wird für diese Getreideschiffe,damit einfach Afrika versorgt werden kann.Dann mit Getreide zum Beispiel aus der Ukraine hat Russland das dann ja nachein paar Niederlagen im Seekrieg aufgekündigt und jetzt hat die Ukraine einfachSchritt für Schritt sich dort einfach einen Korridor freigekämpft,dadurch dass sie eben den Russen einfach keinen Zugang mehr zum Meer gestattet haben,weil sie schlicht und ergreifend alle ihre relevanten Schiffe in diesem Bereich zerstört haben.Das fing ganz zu Beginn an mit der Moskwa, dem größten, wichtigsten Schiff derSchwarzmeerflotte, sozusagen die Hauptkommandozentrale, die am Anfang versuchthat, da diese Schlangeninsel zu nehmen,wo es dann diesen schönen Russian Warship Go Fuck Yourself Ausruf gab des ukrainischenSoldaten, der gesagt hat, so einen Scheiß werden wir machen und das Ergebenhier irgendwie geht auch weg.Das ist so ein geflügeltes Wort mittlerweile in der Ukraine.Und so ging es dann ja auch munter weiter.Und in den letzten Monaten gab es also so diverse große Erfolge.Ich glaube, wir hatten zuletzt hier noch gesprochen von diesem Storm ShadowAngriff auf den Hafen in Sevastopol, wo dann gleichzeitig ein Schiff und einU-Boot im Trockendock zerstört wurde.Aber seitdem ging es halt munter weiter, vor allem weil die Ukraine ihre Armeevon Seedrohnen ausgebaut hat.Es gibt dann mittlerweile schon verschiedenste Generationen,wir sind mittlerweile schon bei der fünften Generation. Das sind im Prinzipso kleine Sportboote, die eben sehr viel Sprengstoff an Bord haben und halteinfach kamikaze mäßig in irgendwas reinfahren und dann explodieren.Und während es am Anfang noch so eher Nadelstiche waren, ist es jetzt mittlerweileeine ganze Armada, die dort unterwegs ist und in zunehmendem Maße den Russen da Probleme bereitet.Mitte November wurden allein schon so zwei Landungsschiffe zerstört in einemKrimhafen in Tschernomorskoye,das ist da etwas im Nordwesten der Krim.Dann Ende Dezember haben sie das Landungsschiff der Novo Charkassk mit StormShadow Angriffen zerstört.Das sind diese Strategien, die wir vorhin schon auch benannt haben,dass sie also verschiedene Drohnenkombinationen losschicken,die Luftabwehr ausspionieren bzw.Leerschießen lassen, damit dann eben die dicken Missiles durchkommen.Und da wurde dann halt unter anderem diese Novo Cherkassk im Hafen von Feodosia,das ist so im Süden der Krim, zerstört.Beziehungsweise an einem Hafen auch direkt neben der Krimbrücke.Ne, ist das Feodosia? Ne, warte mal, jetzt komme ich glaube ich gerade durcheinandermit den Namen. Ist Feodosia das Ding direkt bei der Kerchbrücke oder ist das der andere?Ne, das ist der andere, genau. Also es gab einen direkt bei der Kerchbrückeeinen Angriff und es gab einen in Feodosia und auf jeden Fall größere Schiffeder Schwarzmeerflotte wurden zerstört.Das waren halt teilweise diese Landungsschiffe.Landungsschiffe klingt jetzt so ein bisschen nach Soldaten landen am Strandund übernehmen sozusagen das Land.Dafür kann man sie auch benutzen, aber da das ja alles vermint ist,ist das derzeit eh keine Option.Aber das sind ganz wichtige Transportschiffe für die Russen,also mit denen sie Waffen transportieren.Und diese Nouveau Tchaikovsky, der wurde auch nachgesagt, dass sie wohl zu demZeitpunkt der Zerstörung auch komplett mit Drohnen, mit Shahed-Drohnen vollgeladen war.Kann man nicht bestätigen, aber das war sozusagen die Einschätzung der Beobachtervor Ort. Auf jeden Fall ist das Schiff komplett zerstört worden.Gleich noch zwei kleinere Schiffe, die daneben standen, gleich noch mit zerstörtwurden durch die sekundären Explosionen und noch ein paar Hallen.Also da geht es richtig ab und diese Landesschiffe sind halt einfach für denganzen Transport von Munition zusätzlich zu den Zugverbindungen einfach extrem wichtig.
Pavel Mayer 1:09:10
Ja, und dabei sind dann auch, das wurde jetzt bestätigt, eine ganze Menge vondiesen ADM-160 MOLs, also Miniatur-Air-Launch-Decoys zum Einsatz gekommen.Das sind diese Drohnen, die gar keine Waffen an Bord haben,sondern dann elektronische Signaturen ausstoßen und sagen können,okay, tu jetzt so, als fährst du dieses Flugzeug oder diese Cruise Missile oderso und in Wirklichkeit verschwendet dann die Abwehr das,ihre Kapazitäten dann eben auf diese Decoys, auf diese Tosch-Flugkörper unddie waren da wohl massiv im Einsatz und ja, da kommen wir auch später drauf,das war unter anderem eine Information,die auch aus diesem geleakten Generalsgespräch dann man entnehmen konnte.
Tim Pritlove 1:10:16
Genau, es ging dann munter weiter. Im Februar musste dann eine große Korvette,die Ivano-Vets, dran glauben.Das waren dann auch schon so die etwas spektakuläreren Bilder, weil mittlerweile,also im Februar war es dann schon so, dass eben so wie so ein Wolfsrudel dieseDrohnenboote auf die großen Schiffe losgingen.Das heißt, gleichzeitige Attacke mehrerer Boote von verschiedenen Seiten,wo dann sozusagen eine es geschafft hat, schon mal ein Loch in die Seite reinzusprengenund dann kommt gleich die nächste und fährt einfach nochmal in dasselbe Lochauch nochmal mit rein, während andere das wiederum filmen, das Ganze bei Nacht.Das heißt, man hat diese Videos gesehen, wie wirklich so bumm bumm eins nachdem anderen in diese Schiffe reingefahren ist, das Loch immer größer wurde,immer mehr sekundäre Explosionen waren, bis dann wirklich großes Tatar,am Schluss wirklich das Schiff sich aufrichtete und blubber blubber blubb irgendwiekomplett im Meer versank.Also das war schon irgendwie ziemlich krass,das war dann Anfang Februar, dann wurden ein paar kleinere Missileboots zerstörtund man hat sich noch ausreichend über die bisherigen Erfolge gefreut,dann Mitte Februar am 14.Gab es dann wieder ein Landesschiff, die Cäsar Kurnikow.Die auch wieder durch so eine Drohnenattacke zerstört wurde und jetzt gerade vor zwei Tagen am 5.März eine weitere Korvette, die Sergej Kotov, wieder in Feodosia,wieder versenkt worden auf eine ähnliche Art und Weise.Das war jetzt übrigens einerseits das neueste Schiff überhaupt im Arsenal der Schwarzmeerflotte,die glaube ich 2021 überhaupt erst zu Wasser gegangen ist und die im Übrigenauch genau für die Verteidigung gegen viele kleine Boote optimiert war.Das hat ja super funktioniert.
Pavel Mayer 1:12:15
Und ich glaube, die war zur Verteidigung der Kerschbrücke eingesetzt.Ja, gedacht.Gedacht, ja, die war davor und deswegen gab es auch Vermutungen,ob die Drohnen nicht eigentlich auf dem Weg zur Kerschbrücke waren und danneben auf dieses Schiff gestoßen und gesagt haben,ach dann nehmen wir doch jetzt das Schiff erstmal aus dem Spiel hier und kommen dann später wieder so.Also das ist natürlich dann auch ein Riesenproblem, wenn die Russen jetzt nichtmal mehr in der Lage sind,dort Schiffe einzusetzen, um die Brücke zu verteidigen, die dann versenkt werden.
Tim Pritlove 1:13:07
Also ich glaube, das sind alles schon vorbereitende Maßnahmen.Die Ukraine ist einfach dabei, diese Schwarzmeerflotte so weit zu reduzieren,wie es nur irgendwie geht.Es ist jetzt schon bereits ein Fünftel der gesamten Flotte.Zerstört worden und ich glaube nach Tonnage ist es glaube ich sogar schon einbisschen mehr, weiß nicht mehr ganz genau.Also signifikante Reduktion und außerdem ähnlich wie bei den Flugzeugen istes eben so, dass eben ein Großteil der Schiffe derzeit einfach überhaupt nicht im Einsatz ist.Gerade weil sie eben befürchten, dass kaum dass sie auf dem Wasser sind,dass sie dann eben von diesen aquatischen Wolfsrudeln weggemeuchelt werden.Also das ist ein echtes Problem für die Russen. Das muss man einfach so sehen.Die haben da gar nicht so viele Möglichkeiten, diesem asymmetrischen Krieg etwas entgegenzusetzen.Während sie halt bei diesen Luftdrohnen mittlerweile auch gut in der Produktionsind und da versuchen halt mitzuhalten und sicherlich auch von China hintenrumausreichend beliefert werden, ist das halt bei den Schiffen gar nicht so einfach.Weil diese Drohnen, Bootsdrohnen, also Russland könnte vielleicht theoretischjetzt auch solche Bootsdrohnen entwickeln, nur die Ukraine hat ja überhaupt gar keine Navy mehr.Also es gibt da sozusagen gar nichts, was sie angreifen können.Sie haben einfach nur diese großen, super teuren, schweren Kriegsschiffe,die theoretisch verhindern können, dass die Ukraine im Schwarzen Meer Handel treibt.Nur kaum, dass sie die zu Wasser lassen, kommen halt diese Boote und ballern sie weg.Und außerdem Verteidigung der Brücke wird jetzt in zunehmendem Maße immer schwerer.Also ich denke mal, wir werden sehen, dass das noch so weitergeht und kann nurhoffen, dass es der Ukraine gelingt im Prinzip alles platt zu machen, was irgendwie da ist.Es müssen ja auch immer wieder Schiffe in die Trockendocks rein,also wenn es dann gelingt mal wieder genug Missiles zusammen zu bekommen.Dann ist also mit Storm Shadows kann man also die Dinger während der Wartungproblemlos niedermachen.Die Russen haben keine Möglichkeit neue Schiffe ins Schwarze Meer zu bekommen.Durch die Istanbul Strait geht das halt eh nicht und über ihre Flüsse könnensie nur kleinere Schiffe reinmachen.Sie haben da sozusagen auch wenig, was sie da hinschicken könnten.Also die Russen verlieren den Zugriff auf dieses Meer, das muss man einfach mal so sagen.Durch die Schwächung der Luftverteidigung, durch die Schwächung der Schwarzmeerflotteund die Wahrscheinlichkeit, dass es durch irgendeinen kombinierten Angriff möglich wird,vielleicht diese Kerchbrücke außer Betrieb zu nehmen, steigt.Ist noch nicht, wir sind noch nicht da, aber sie steigt.
Pavel Mayer 1:16:00
Ja, wobei mittlerweile das sozusagen durch die Landbrücke, das jetzt auch nichtkriegsentscheidend wäre,aber natürlich wieder, es ist natürlich, wir hatten das Thema Angriff auf dieKertschbrücke ja auch in einer Sendung ausführlich behandelt,das ist natürlich Putins ganzer Stolz.Also das ist halt seine Brücke, er ist ja persönlich rübergefahren bei der Eröffnung und so und insofern.
Tim Pritlove 1:16:29
Wenn die Brücke fällt, wäre das auch ein Moralboost in der Ukraine wie kaum irgendetwas anderes.Und Landbrücke, ja meinetwegen, aber diese Landbrücke ist halt einfach mal trotzdemviele tausende Kilometer länger, als mal eben darüber zu fahren.Also die Versorgung der Krim und die Aufrechterhaltung der Krim,die ja sich durch die Zerstörung des Niprodams auch sozusagen von der Wasserversorgungabgetrennt hat, selber ohne Not,die wird in zunehmendem Maße schwieriger.Also das wird einfach schwierig sein, die Krim überhaupt am Leben zu erhalten.Ich meine, da leben auch Menschen und die müssen irgendwie auch versorgt werdenund da gibt es halt im Norden nicht so viele Versorgungslinien und alles,was an Versorgung da ist, geht eh in den Krieg.Also das ist alles so einfach nicht, um das mit dem Seekrieg abzuschließen.Russland versucht natürlich sich zu verteidigen, die Häfen werden mit entsprechendenAbsperrungen versehen, um diese Drohnen da irgendwie von ihren Häfen fernzuhalten,aber das funktioniert alles nur so begrenzt.Und solange die Schiffe auch nur in den Häfen sind, ist es der Ukraine vielleicht auch erstmal egal.Also in den Häfen können sie sie mit Missiles zerstören und kaum dass sie rauskommen,warten dann halt irgendwie diese Wolfsrudel.
Pavel Mayer 1:17:49
Und dann hatte sich dann auch noch natürlich das Wetter gegen sie versporenund hat dann einmal dieser Wintersturm,hat da nicht nur diese Barrieren wurden ziemlich in Mitleidenschaft gezogenoder teilweise weggeschwemmt,Aber irgendwelche Leute sind auch auf die Idee gekommen,an den ganzen Stränden Befestigungsstellungen auszuheben, weil sie wohl befürchteten,dass, keine Ahnung, die Ukraine trotz keiner Schiffe dann dort irgendwelcheLandungsoperationen durchführen würde.Und sie deswegen dort Gräben brauchen.Die wurden natürlich auch alle dann weggespült, so jetzt im Winter.
Tim Pritlove 1:18:44
Also da war so ein riesiger Wintersturm,also es gab wirklich einen katastrophalen, superschweren Sturm im SchwarzenMeer im Winter und das ging so parallel zu dieser größeren Schneefällen undsehr niedrigen Temperaturen und das hat also die ganze Westflanke der Krim extremunter Beschlag genommen.Ja, mit anderen Worten, die Getreideexportroute ist zwar vielleicht nicht supersicher, aber zumindest existent.Das Hauptproblem an der Stelle ist derzeit eigentlich gar kein militärisches Problem.Also die Schiffe an sich sind sehr sicher, aber erzähl das mal den Redereien.Also ich habe so aus Reda-Talk gehört, dass die halt einfach gerade alle Megaschisshaben, da ihre Schiffe in irgendeiner Form zu verlieren.Es ist auch wohl sehr, sehr schwierig nach wie vor überhaupt Mannschaften zusammenzustellen,die bereit sind im Schwarzen Meer in den Einsatz zu gehen.Das ist natürlich auch so ein Ding und dann hast du dann eben auch noch entsprechendhohe Versicherungskosten, wenn du da wirklich was machen willst.Also ist nicht alles super jetzt für die Ukraine,aber sie arbeiten dran und mit jedem zerstörten Kriegsschiff der russischenSchwarzmeerflotte kommen sie ihrem Ziel dort wieder einen normalen Schiffsverkehraufrecht zu erhalten deutlich näher.Und die Russen blockieren sich im Übrigen ihren Schiffsverkehr ins AsowscheMeer natürlich dadurch, dass sie ihre Kehrsprücke so dicht machen,weil sie müssen ja eigentlich auch noch Platz lassen für die eigenen Schiffe,aber es wird ja dann auch nicht unbedingt einfacher.Also diese ganze Logistik ist erschwert.
Pavel Mayer 1:20:24
Ja, also insgesamt, unter dem Strich, führt das dazu, dass die eroberten Gebietefür die Russen im Moment eher eine wirtschaftliche Last sind.Also, dass sie bei Weitem die Kosten, die zu der Verteidigung aufgewendet werdenmüssen, nicht einspielen können.Und so sollte das auch bleiben, dass die Russen jetzt nicht auch noch allzuviele Vorteile daraus ziehen, dass sie dort jetzt diese Gebiete besetzt halten.Sondern da führt der Krieg eben dazu, dass sie auch Defizite produzieren dort.
Tim Pritlove 1:21:14
Genau, gutes Stichwort. Defizite für die Russen erzeugen, das ist auch ein Teilder weiteren Kriegsführung der Ukraine,denn in den letzten Wochen und Monaten, insbesondere in den letzten Wochen,sind die Angriffe auf russische Infrastruktur in Russland auch enorm angestiegen.Das hat so verschiedene Ziele, unter anderem wurden immer mal wieder Flughäfenangegriffen, die dann auch wegen dieser Drohnenangriffe teilweise geschlossen werden müssen.Das ist aber jetzt nicht so eine unmittelbar große Auswirkung,trägt aber immer mal wieder dazu bei, dass die Russen vielleicht auch mal merken,dass sie sich gerade im Krieg befinden.Dann gibt es diverse Angriffe auf Flugzeugfabriken,Traktorfabriken, Waffen- und Munitionsfabriken mit Drohnen oder mit auch,weiß man nicht so ganz genau, was dann immer so die Quelle ist dieser Explosionen,die dort stattfinden und Brände, Heizkraftwerke, Stromumspannungswerke.Also im Prinzip genau das, was Russland im letzten Winter mit der Ukraine veranstaltet hat.Da schlägt die Ukraine jetzt zurück. Das haben sie auch ganz klar gesagt.Wenn ihr unsere Infrastruktur angreift, dann ist eure auch nicht mehr so sicher.Was aber wahrscheinlich noch viel problematischer ist, sind auf der einen SeiteAngriffe und Sabotageakte auf die russische Eisenbahninfrastruktur,wobei da nicht immer ganz klar ist, ob das jetzt auch wirklich von der Ukraineausgelöste Aktionen sind im Hinterland oder ob hier vielleicht sogar inländischeAktivitäten stattfinden von Widerstandsgruppen.Bisschen schwer zu beurteilen natürlich.Es gab eine Meldung eines Angriffs auf diesen Eisenbahntunnel in Severomysky.Das ist ziemlich weit im Osten nahe der, also in Richtung China. China.Das hat sich dann leider später als nicht so erfolgreich herausgestellt, wie es am Anfang klang.Es gab wohl eine Explosion in einem Eisenbahntunnel und das Besondere an diesemEisenbahntunnel ist, dass er quasi ein Nadelöhr für die Versorgung mit Waren aus China ist.Also das ist sozusagen die einzige Eisenbahnlinie, die schwere Lasten machen kann.Es gibt noch eine zweite Route, die noch für den Personenverkehr genutzt wird,aber für eine bestimmte Kategorie von Schwerlasten ist das wohl die einzige Eisenbahnroute.Und wäre es zum Beispiel gelungen durch diese Explosion im Tunnel diesen Tunnelzum Einsturz zu bringen oder so zu barrikadieren,was weiß ich, wenn da irgendwie ein ganzer Zug vor sich hin schmilzt,dann kriegst du den ja nicht von heute auf morgen wieder in Betrieb genommen.Aber offensichtlich war die Explosion nicht so dramatisch, dass das für einelängerfristige Sperrung gereicht hätte.Ein paar Kilometer weiter ging es wohl auch nochmal gegen eine Brücke.
Pavel Mayer 1:24:12
Ja, das war die auf der zweiten Strecke hatte man versucht, das war aber auch nicht so erfolgreich.Diese Parallelstrecke, die du erwähnt hast.
Tim Pritlove 1:24:22
War das wirklich die Parallelstrecke? Ich hatte das Gefühl, das wäre auf derselbenLinie gewesen. Ich hatte das mal so nachgeflogen.Das erschien mir nur so 50 Kilometer weiter in die andere Richtung.Also sie hatten sozusagen Tunnel und Brücke auf derselben Strecke gleichzeitiggetargetet und beides hat nicht so ganz so geklappt.Ich glaube diese Parallelstrecke ist nicht so eine große Sorge,weil es ging ja darum diese Waffenlieferungen aus Nordkorea damit zum Beispielauch in den Griff zu bekommen, weil da diese ganze Artillerie lang ging.Also das war so die Vermutung, das hat nicht so funktioniert,aber es gibt immer mal wieder kleinere Anschläge auf diese Umschaltboxen,die sind wohl recht verwundbar im russischen Eisenbahnnetz.Also es sind so Steuerkästen, ich weiß nicht ganz genau, was die machen,aber im Wesentlichen dafür die ganze Betriebslogistik erforderlich und wennman die in Brand setzt, dann kann das nachhaltige Probleme nach sich ziehen.
Pavel Mayer 1:25:20
Ja, apropos fällt mir noch ein, was ich auch gehört hatte, ist,dass jetzt aber die Lieferungen aus Nordkorea wohl zurückgegangen sein sollen.Also entweder ist das Vereinbarte schon alles geliefert und es gibt nichts mehroder also jedenfalls ist es wohl nicht so,dass das jetzt dort immer mehr geliefert wird,sondern tendenziell wohl ist jetzt der Nachschub aus Nordkorea angeblich rückläufig.
Tim Pritlove 1:26:02
Ja gut, also wir haben es zumindest probiert und...Hat halt mal nicht so gut geklappt, aber insgesamt gibt es da schon krasse Auswirkungen.In der letzten Zeit gab es auch noch ein anderes Ziel und da war die Ukrainerelativ erfolgreich und das hält auch nach wie vor an.Es gibt nämlich diverse Drohnenangriffe auf Öl- und Gasproduktionsorte,die vor allem für den Export wichtig sind.Und so viele Exportstandorte hat Russland nämlich gar nicht,weil obwohl ja Russland so ein riesiges Land ist, ist eigentlich ihr Zugang zum Meer sehr begrenzt.Da gibt es den NATO Lake, also es gibt sozusagen die Möglichkeit über die Ostseewas zu machen, das ist das eine.Dann haben sie ihren Atom-U-Boot-Standort in Murmansk, der so der einzige eisfreieHafen da oben ist in der Polarregion.
Pavel Mayer 1:27:04
Ja und Arkhangelsk ist glaube ich der Hauptumschlaghafen. Ein Freund von mir ist da öfter mal.Ja ja auch da oben.Arkhangelsk heißt das Ding glaube ich.
Tim Pritlove 1:27:19
Da gab es jetzt noch keine Angriffe, aber es gibt zum Beispiel Gasproduktionsorte,die wichtig sind bei St. Petersburg.Da sind Drohnen hingekommen, was auch schon mal bemerkenswert ist,weil das ja von der Ukraine aus sehr weit weg ist und man nicht genau weiß,ob die jetzt wirklich aus der Ukraine kamen, weil die müssen ja dann sozusageneinen Tag lang über die Russland geflogen sein, um dort einzuschlagen.Dass die russische Luftabwehr da keine Antwort drauf hat, ist auch bemerkenswert.Aber es gab auch noch Produktionsstätten direkt am Schwarzen Meer,wo also auch noch verteilt wird.Also all dieses ganze Öl und Gas, was aus dem Osten in den Westen geleitet wird,muss ja dann auch irgendwo in Pipelines gehen, muss irgendwo auf Schiffe umgeladenwerden, wie es auch immer weiter transportiert wird.Und genau diese neureigischen Punkte stehen derzeit im Mittelpunkt der Angriffe.
Pavel Mayer 1:28:08
Ja und führen dann eben auch dazu teilweise, dass es an Diesel und Benzin fehltin manchen Gegenden von Russland.Also dass die Tankstellen irgendwie leer sind, was man ja nur gerade bei Russlanderstmal nicht vermuten würde, dass sie eigentlich ja genug haben müssten.Aber auch das wohl, gut, wahrscheinlich nicht in Moskau, aber so in anderen Gegenden, ja,Ja, scheint sich das auch auszuwirken.
Tim Pritlove 1:28:46
Genau. Ja, das bringt uns dann zu dem Thema der sonstigen Infrastrukturprobleme,die Russland noch so hat.Also selbst wenn die Ukraine keine Bombe drauf wirft, ist in den letzten Monatenin Russland so einiges kaputt gegangen. Das hatte halt viele Gründe.Ein Hauptgrund war ein super harter Winter in Russland.Das war ja schon so ein bisschen absurd, wenn man so auf die Temperaturkartenverteilung geschaut hat.Dann gab es so eine super heftige Zone von minus 20 Grad, die so mehr oder wenigerdirekt an der russischen Grenze entlang und auch wirklich so an dem Frontverlauf lang lief.Also überall wo Russen waren, war es einfach schweinekalt und überall sonst war es nur so okay kalt.Und es gab also viele, viele, viele Orte, also fast ganz Russland lag wochenlangunter so einer minus 20 Grad Kältefront.Und naja, jetzt kann man ja sagen, gut, Russland hat ja genug von allem,so Energie, Gas, Öl ist ja alles gar kein Problem.Naja, das Problem ist nur, dass sie mittlerweile für diesen Krieg so viele Techniker,Handwerker und Leute, die in der Lage sind, Panzer zu reparieren,offenbar abgezogen haben,dass ihnen einfach die Leute fehlen und dass die sonstige Infrastruktur auchohnehin schlecht gewartet wurde.Und das führte dann dazu, dass also Wasserleitungen geplatzt sind,dass einfach viele Russen auf einmal ohne Heizung dastanden,weil einfach die Verteilungsinfrastruktur kaputt gegangen ist.Es gab mehrere Städte, die also über Wochen bei minus 20 Grad einen Großteilihrer Einwohner überhaupt nicht mehr beheizen konnten.
Pavel Mayer 1:30:35
Ja und da gab es dann auch so krasse Bilder aus Heizkraftwerken,die dann eingefroren sind,wo sie dann nicht nur, also nachdem sie es vielleicht geschafft haben,dann die Leitung zu reparieren,standen sie dann mit riesigen Heizlüftern oder Schweißgeräten und Brennern undhaben dann versucht, versucht, das Heizkraftwerk wieder aufzuhauen.Und das Problem tatsächlich auch mit dem Fachkräftemangel, sag ich mal, liegt halt auch daran,dass viele dieser qualifizierten Leute, die in der Lage sind,Infrastruktur zu reparieren,sehr lukrative Angebote gekriegt haben, haben das in den besetzten Gebieten,in den neurussischen Gebieten, dort die Infrastruktur aufzubauen und zu reparieren,die von Russland selbst überwiegend zerbombt wurde.Und diese Leute fehlen natürlich jetzt überall.Und dieser Winterschock, den haben sie offenbar nicht gut verkraftet. Und ja.
Tim Pritlove 1:32:25
Besetzt ist.
Pavel Mayer 1:32:27
Und bei jetzt dieses Wildberries, das ist ja dieses russische Amazon-Äquivalentmit eben diesem riesen Lager, was da komplett abgebrannt ist,da wurde kolportiert, dass das wahrscheinlich Brandstiftung durch Mitarbeiter gewesen ist.Weil nämlich so, also üblich ist es so, dass so Firmen jetzt,also an die Firmen wurde halt,herangetreten und gesagt, wir brauchen jetzt Leute für die ROND,gibt uns mal eine Liste von Leuten, die wir hier jetzt einziehen können undwas die Firmen dann aber üblicherweise machen ist, dass sie sich freikaufenso, weil sie die Leute lieber Also weiter beschäftigen wollen.Sie sagen dann, okay, aber irgendwie hier, nehmt lieber Geld,aber wir brauchen die Leute.Wildberries dagegen soll eben keinen solchen Deal gemacht haben,sondern halt komplett die Leute an die Front geschickt haben und die eben nicht freigekauft.Und das soll wohl dazu geführt haben, dass das bei einigen Mitarbeitern nichtgut angekommen ist und die dann halt sich gesagt haben, naja,dann brennen wir lieber hier alles ab,wenn die sich sowieso nicht um uns kümmern.
Tim Pritlove 1:33:55
Weiß man nicht genau, aber sowas habe ich auch gehört.
Pavel Mayer 1:34:22
Komplett auf die Unterwäsche entkleiden müssen, um zu verhindern,dass sie da jetzt irgendwie Dinge mitgehen lassen.Wobei man sich dann fragt, warum eigentlich auch auf dem Weg dort rein.Und ein Großteil sind auch weibliche Mitarbeiter.Und da sagst du dann, wie die dann in Unterwäsche dort sitzen.Und jetzt aber, als es gebrannt hat, wollte die Security die Leute erstmal nichtrauslassen, ohne sie zu durchsuchen.Während irgendwie das Ding in Flammen steht so, aber nicht, dass ihr irgendwiejetzt noch irgendwas in der Tasche habt so und mitgeben lasst also,das war irgendwie so eine ganz spezielle russische Geschichte das Land, ey.
Tim Pritlove 1:35:14
Ja, so ganz nebenbei hat das Auswirkungen auf Lebensmittelpreise, die steigen.Es gibt so eine Eierkrise, die Preise von Eiern sind wohl enorm gestiegen.Da musste sogar schon Putin im Fernsehen sich zu äußern und versprechen, dass es besser wird.Ist aber nicht besser geworden, soweit ich das weiß. Das hat einfach was damitzu tun, dass in zunehmendem Maße einfach der Anteil der Importe für Lebensmittelsteigt, durch die Belastung, durch den Krieg.Also auch das zählt hier noch mit rein.
Pavel Mayer 1:35:46
Ja, da gibt es auch die These zu der Eierkrise, wie es dazu gekommen ist,dass dadurch, dass alles sich verteuert hat.Geflügelfleisch ist so die billigste Proteinquelle.Und wenn jetzt die Reise anziehen,stieg halt erst der Bedarf an Hühnerfleisch,was dazu führte, dass dann wohl in größerer Zahl dann Geflügel eben auch geschlachtet wurde.Was dann möglicherweise im Nachgang dann auch dazu geführt hat,dass dann die Eier knapp wurden.Und es soll wohl auch so sein, gut dazu ist es bisher nicht gekommen,aber dass genau dieser Effekt, der ist wohl bekannt,dass wenn plötzlich der Konsum an Geflügelfleisch in die Höhe geht,dass das Vorboten von Nahrungsmittelknappheit und Krisen sind.Das sind sozusagen so Frühindikatoren, dass da irgendwas nicht koscher ist unddass da möglicherweise Schlimmeres nachkommen könnte.Aber schauen wir mal. Ich meine, die Russen passen sich halt auch an. Aber ja.
Tim Pritlove 1:37:27
Was auch nicht so gut funktioniert, ist wohl die Flugzeugindustrie.Da wird schon gemunkelt, dass die auch ihrem Ende sich nähert.Wir hatten ja schon zu Beginn des Krieges die Situation, dass Russland einen Großteil der,eigentlich nur geleasten oder gemieteten Passagierflugzeuge von Airbus und Boeingeinfach so einbehalten hat, so nach dem Motto, uns doch egal,dass ihr die jetzt zurückhaben wollt, einfach geklaut hat so,aber es gibt ja nach wie vor keinen Service und es gibt keine Versorgung mitentsprechenden Ersatzteilen.Und naja, auch durch die sonstigen Belastungen kommt es also in zunehmendemMaße zu Ausfällen und Zwischenfällen im Luftverkehr.Es gab verschiedene Berichte, dass Flugzeuge einfach nirgendwo in Not landenund weil sie dann auch nicht wieder wegkommen,da seit Monaten rumstehen, weil man einfach keine Möglichkeiten hat,die da wieder wegzubekommen, weil die halt einfach irgendwo auf irgendeinerLandstraße gelandet sind und da keine Infrastruktur existiert,um die wieder zu starten.
Pavel Mayer 1:38:33
Ja, die eine A320, die da auf dem Feld notgelandet ist, wo sie dann erst meinten,ja, die fliegen sie da wieder raus.Aber das ist wohl nicht gelungen. Sie haben da einen Zaun drumherum gezogen,damit da keine Plünderer jetzt Teile abmontieren. kennt Reifen und dies und das.Also haben sie da Wachschutz und einen Zaun drum gebaut und dann haben sie nachvier Monaten oder so festgestellt, dass sie niemanden haben oder dass es nichtpraktikabel ist, das Ding da,rauszufliegen und wollen das jetzt zerlegen und dann in Einzelteilen davon tragen.
Tim Pritlove 1:39:16
Ja, und ich meine, das wird ja auch nicht besser dadurch, dass es da irgendwievier Monate hätte ungewartet irgendwo in der Pampa steht.Also es gab wohl allein im Januar so 185, also es gab so einen Hack von demukrainischen Geheimdienst, wo sie bei der Luftfahrtbehörde wohl Berichte rausbekommen haben.Da wurde dann gemeldet, dass wohl im Januar 23 allein 185 Zwischenfälle im Luftverkehrgemeldet wurden, von denen 30% als schwerwiegend eingestuft wurden.34 allein mit ihrem Sukhoi Superjet SSJ-100, also es betrifft definitiv jetztnicht nur die westlichen Flugzeuge, sondern auch die russischen Flugzeuge.
Pavel Mayer 1:40:01
Wobei der Superjet auch jede Menge Westkomponenten drin hat.
Tim Pritlove 1:40:08
Genau, man würde ja meinen, dass sieda sozusagen eine eigene Ersatzteil Lagersituation haben, was weiß ich.Naja, es gab irgendwie sehr viele technische Störungen, die die gemeldet wurden,das ist also wohl deutlich angestiegen von 23 auf 22 Prozent.Betrifft auch alles mögliche, Triebwerke, Hydrauliksysteme, Landeklappen und Software.
Pavel Mayer 1:40:36
Also hat sich verdreifacht, ungefähr verdreifacht bis vervierfacht die Zahlder Störungen im Gegensatz zu 2022, so 2023, so viermal so viele.
Tim Pritlove 1:40:49
Genau, es wird auch nicht besser, weil sie sozusagen nur auf nicht zertifizierteReparatur- und Wartungsdienste zurückgreifen müssen.Viele wohl so im Iran, weil sie halt einfach die Fachkräfte nicht haben undeinfach auch im Inland die Reparaturmöglichkeiten gar nicht besitzen.
Pavel Mayer 1:41:06
Und Iran hat ja viel Erfahrung damit, weil sie ja schon länger sanktioniertsind und sie gucken mussten, wie sie ihre Westflieger am Laufen halten.Da kann jetzt Russland ein bisschen auf deren Erfahrung zurückgreifen,wie man denn dann mit billigen Teilen das Ganze am Laufen hält irgendwie.
Tim Pritlove 1:41:31
Ja, funktioniert aber wohl auch nur so begrenzt. Also es gibt wohl die Schätzung,dass von den 820 zivilen Flugzeugen ausländischer Herkunft, die sie so sich da einverheimst haben,mittlerweile so 70 Prozent diesen nicht zertifizierten Reparaturmaßnahmen unterzogen wurden.Also das mag vielleicht noch funktionieren, aber wie lange das so noch weitergehen kann, das ist offen.
Pavel Mayer 1:42:03
Und das wird auch dazu führen, dass all diese Flugzeuge, selbst wenn der Kriegmorgen zu Ende sein sollte,so kriegen diese Flugzeuge nie wieder eine Zulassung, um in den Westen zu fliegen.Weil einfach nicht nachvollziehbar ist, welche Teile dort ausgewechselt wurden und so.Also die sind quasi jetzt für immer auch dazu verbannt, wenn überhaupt,dann nur in Russland und zwischen Russland und Iran vielleicht zu verkehren. Aber ja.
Tim Pritlove 1:42:43
Also wenn da überhaupt noch genug übrig bleiben, weil es gibt auch hier dieEinschätzung, dass so bis Mitte 2023, also das ist jetzt auch schon bald einJahr her, 35 Prozent dieser Auslandsflotte äh,quasi ausgeschlachtet wurde für Ersatzteile. Also wir haben ohnehin schon quasiein Drittel geopfert, um die anderen zwei Drittel halbwegs im Laufen zu halten.Das wird dann einfach nicht so gut gehen.Und die Flugzeuge aus der Sowjet-Ära haben sie auch teilweise gar nicht mehrzum Einsatz gebracht, weil die Triebwerkewiederum in Polen und anderen Nicht-Russland-Orten hergestellt wurden.
Pavel Mayer 1:43:22
Ukraine.
Tim Pritlove 1:43:24
Wahrscheinlich auch der Ukraine, genau. Und dann durch die Sanktionen und derWeigerung natürlich der Ukraine keine Möglichkeit mehr haben, die noch zu retten.Also das kann wohl nicht so lange halten.Januar 23 haben angeblich 19 von 220 Airbus-Flugzeugen technische Ausfälle gehabt,33 von 230 Boeing-Flugzeugen und 3 von 21 der brasilianischen Embraer-Flotte.Naja, also läuft alles nicht so gut.Kommen wir dann mal zum Problembereich der Aufrüstung oder überhaupt der Versorgungder Ukraine mit Waffen und Munition.Und das ist ja ein ziemlicher Zankapfel.Die EU hatte vor einigen Monaten, ich weiß nicht genau wie lange das jetzt schonher ist, halbes Jahr vielleicht, zugesagt, eine Million Artillerie-Shells zu liefern.Also vor allem wahrscheinlich 155 Millimeter-Shells für die NATO-Standard-Artillerie-Systeme.Auch wenn natürlich noch die russischen Systeme auch noch teilweise im Einsatzsind, aber ich weiß nicht über wie viele Artilleriesysteme mit 152 Millimeterder russischen Munition Ukraine überhaupt noch verfügt.Aber das hat wohl nicht so gut funktioniert, weil Europa langsam ist.Man kriegt einfach die Kapazitäten nicht an den Start. Das betrifft im Übrigenauch nicht nur Europa, sondern auch die USA.Also die Kapazitäten zum Bau von Munition für Artillerie sind so abgebaut wordenin den letzten Jahrzehnten.Dass man einfach auf diese Zahlen nicht kommt. Selbst wenn man da alles vollin Betrieb setzt, man erreicht es einfach nicht und die Zusage konnte hier nicht eingehalten werden.Was eben dazu geführt hat, dass diese ganze Artillerieversorgung der Ukraineversiegt und auch so Kämpfe wie die Kämpfe um Avtivka stehen in dem Verdacht,dass die Ukraine sich deshalb aus Avtivka zurückziehen musste am Schluss,weil sie halt einfach nicht mehr genug Möglichkeiten hatte mit Artillerie dagegen zu halten.Wobei man sagen muss, die Ukraine setzt Artillerie sehr erfolgreich ein,weil sie hat die besseren Artilleriesysteme, die europäischen Systeme,die französischen, die deutschen, Panzerhaubitze.Cäsar und was sie aus den USA bekommen haben, sind alle mit sehr viel höherenReichweiten, mit sehr viel besserer Präzision ausgestattet.Das heißt im Gegensatz zu den Russen, die eben nicht so weit schießen könnenund auch nicht so eine hohe Trefferquote haben,konnten sie dann eben einen gewissen relativen Munitionsmangel dadurch ausgleichen,dass sie halt einfach bessere Ergebnisse erzielen.Aber irgendwann ist dann halt auch der Vorrat ausgeblieben und wenn halt dieFronten nicht mehr mit ausreichend Artillerie versorgt werden,Dann beschränkt man sich dann eben nur noch auf die unmittelbare Direktverteidigungund geht nicht mehr frühzeitig vor und so weiter.Also das ist einfach ein riesiges Problem und da ist auch eine heftige politischeDebatte drum entbrannt. Und jetzt hat Tschechien gesagt, ja,wir wüssten, wo wir vielleicht 800.000 Shells zukaufen können.Aber die haben wir nicht in der EU, sondern die müssen wir uns von woanders holen.Wobei bisher, glaube ich, noch keiner gesagt hat, wo dieses woanders sein soll.Also das ist irgendwie ein Geheimnis.Und...Ich habe sehr viel Skepsis wahrgenommen bei Beobachtern, dass es die überhaupt gibt.Aber mittlerweile sammeln sie so viel Geld ein innerhalb der EU,also Frankreich, Deutschland hat sich jetzt auch beteiligt bei dieser Einkaufsaktion,dass die Tschechen halt irgendwie mal ihr Blatt irgendwann auch mal zeigen müssenund sagen müssen, wo das jetzt eigentlich herkommt.Weil keiner so richtig genau weiß, wo diese Produktionskapazitäten auf der Weltüberhaupt existieren oder welche Lager hier aufgebaut sind. Ich will es nichtausschließen, dass es doch stimmt, bloß ich habe bisher keine gute Erklärunggehört, wo es herkommen soll.
Pavel Mayer 1:48:30
Ja, also ins Spiel gebracht wurden,also ich würde ja, also wenn ich jetzt den Job hätte rumzufragen,so würde ich auf der einen Seite würde ich Südkorea fragen.Die haben große Kapazitäten, das weiß man,und wahrscheinlich auch größere Lager und könnten vielleicht aufgrund der nordkoreanischenLieferung an die Sowjetunion möglicherweise auch politisch geneigt sein zu sagen, okay,wir haben da noch was rumliegen.Indien wurde gemunkelt, dass die wohl auch Kapazitäten haben und ich hab vergessen,also ein paar also es gibt auf jeden Fall Länder Aber Indien hat doch russisches Militär Nee,die haben beides Die setzen schon immer auf beides Okay So, Südafrika wäre nochso, da würde ich auch noch mal nachfragen.Und Pakistan könnte, ich sag mal, wenn Indien nicht, dann vielleicht Pakistan.Also, ja, unklar und es ist halt auch klar,dass niemand so richtig sich da outen möchte,sondern dass man das dann schon irgendwie möglichst vertraulich irgendwo...Und Südamerika ist so, Argentinien, Brasilien und so, die haben auch Kapazitäten.Es ist nicht so, dass, ja.
Tim Pritlove 1:50:41
Also sicherlich gibt es irgendwie genug, aber Waffen zu liefern ist ja geradefür so Staaten, also nehmen wir mal Südamerika,da sieht man ja wie Brasilien sich schwer tut im Verhältnis zu dem Krieg.Ich meine, so ein Land, selbst der vom Westen immer so gefeierte Lula,ist ja, wie soll ich sagen, inseiner Haltung zum Ukraine-Konflikt so ein bisschen zwischen den Stühlen.Also auf der einen Seite sind sie ja in dieser BRICS Wirtschaftsverbund mitden Russen zusammen und das bedeutet ja auch immer Bezug von billiger Energie, Öl etc.Aber eben teilweise vielleicht eben auch Waffenlieferungen. Und generell,was haben wir mit Europa zu tun, wenn wir uns dann einmischen,dann können wir nur von irgendjemand bestraft werden,wir halten uns da mal raus und da sind natürlich dann auch Waffenlieferungen schnell etwas,wo die Russen mal anfangen irgendwelche Daumenschrauben anzuziehen oder Wagner-Truppenzu entsenden oder so und die wollen halt irgendwie alle keinen Ärger haben.Also das ist wahrscheinlich eher die Schwierigkeit dabei, als dass jetzt nichtgenug Artillery Shells irgendwo rumliegen auf diesem Planeten,nur die dann eben auch wirklich zu bekommen.Das ist so eine Sache und ich kann mir auch nicht vorstellen,dass dieser Kauf dann so abläuft, dass niemand mitbekommt, wo die jetzt herkommen.
Pavel Mayer 1:52:12
Am Ende des Tages kommt es raus. Steht drauf. Steht drauf, ja.Es sei denn, ich meine, das ist jetzt nur halb ernst gemeint,aber den Chinesen würde ich ja auch alles zutrauen, wenn man denen nur genug Geld gibt.Meinst du?
Tim Pritlove 1:52:34
Das kann ich mir nicht vorstellen. Das kann ich mir wirklich nicht vorstellen.
Pavel Mayer 1:52:37
Die haben auch, die produzieren auch.
Tim Pritlove 1:52:40
Die haben genug, das ist nicht die Frage.
Pavel Mayer 1:52:42
Nein, ein NATO-Kaliber meine ich jetzt.
Tim Pritlove 1:52:44
Ja, aber selbst wenn sie das haben, dann weiß sie ja, wie sie in diesem ganzen Konflikt stehen.
Pavel Mayer 1:52:49
Naja, aber.
Tim Pritlove 1:52:50
Okay, wie auch immer. Kommen wir lieber zu den etwas gesicherteren Fakten.Also generell, es gibt die Frage der Aufrüstung und es gibt die Frage der Munitionsversorgung.Im Bereich der Munitionsversorgung hatten wir ja hier auch in den letzten Sendungenimmer wieder drauf gewartet, wann denn nun diese GLS-DB.Bomben denn endlich ankommen?GLSDB sind modifizierte, einfache 155 Millimeter Munition, die man also auch...
Pavel Mayer 1:53:25
Ne, das sind...
Tim Pritlove 1:53:26
Was ist das?
Pavel Mayer 1:53:29
Ja, das sind halt kleinere Bomben einfach, also die mit sagen Gleitkits auch versehen werden.
Tim Pritlove 1:53:40
Ja klar, aber was ist denn der Small Diameter, also von welchem Durchmesser reden wir denn da?
Pavel Mayer 1:53:48
Ähm,Also, das waren, ich meine, wir sind das mal durchgegangen, ja auch in einer Sendung.
Tim Pritlove 1:54:03
Ist ja eigentlich auch egal. Ich habe mich da gerade verrannt.Also es geht hier primär um dieselben Launcher,die die Highmass-Systeme, also es geht um die Launcher der Highmass-Systeme,wo halt derzeit eine Munition verschickt wird,die Gimlas genannt wird, also GLMRS.Und diese GLSDB sind sozusagen ein Upgrade, wie diese Glidebombs,über die wir schon gesprochen haben, der Russen.Zwar jetzt nicht solche Megateile, aber eben größere Bombensysteme,die in dieselben Launcher reinpassen,sodass man eben eine sehr viel höhere Reichweite erzielen kann durch relativgünstige Bombensysteme, die sozusagen durch diese Flugattachments eben verlängertwerden in ihrer Reichweite.Und das war eine Zusage von Saab und amerikanischen Rüstungsunternehmen,die das halt liefern wollten, irgendwie letzten September oder so und es kam halt nicht.Aber es gibt jetzt wohl erste Berichte,dass die jetzt tatsächlich auf dem Battleground auch angekommen sind.
Pavel Mayer 1:55:13
Also die haben 190 Millimeter gegenüber 150 Millimetern und haben irgendwie23 Kilo Sprengstoff und der Gefechtskopf ist 93 Kilo schwer,also ein bisschen dickerer Wumms als Artilleriegranaten.Und natürlich eine höhere Reichweite von bis zu 150 Kilometern, das ist so...Ja, 100 Kilometer auf jeden Fall.
Tim Pritlove 1:55:44
Ja, Storm Shadow und Skype Missiles, die ja sehr erfolgreich waren,die werden wohl ein bisschen knapp.Also die Briten und die Franzosen haben da relativ viel geliefert und sind jetztwohl so mit ihren Beständen so in diesem Bereich, wo sie sagen,naja, wir brauchen jetzt vielleicht auch nochmal ein paar.Können denn nicht mal die Deutschen was liefern?Ich bin mir sicher, es wird auch gerade so viel produziert, wie nur geht,aber das geht halt nicht so schnell.Die Taurus-Missiles der Deutschen sind halt immer noch nicht zugesagt,da kommen wir gleich nochmal dazu. dazu.Interessanter ist, was halt jetzt im Bereich der Flugtechnik passieren wird.Auf der einen Seite gibt es ja die Zusage von Dänemark, Niederlande und wasnicht gibt es noch andere, die halt F-16 Flugzeuge liefern wollen in größeren Mengen.Die sind wohl auch schon teilweise geliefert worden, wenn auch nur in einemsehr geringen Teil direkt in die Ukraine.Also ein Flugzeug gibt es da mindestens, das weiß man, das haben sie sie selberauch gezeigt, aber das ist wahrscheinlich eher zum Training für die Bodentruppen,für Wartung und sozusagen überhaupt mal zu sehen, wie man mit diesen Flugzeugen umgeht.Der Großteil dürfte sich gerade in Rumänien befinden und wird dort trainiertmit ukrainischen Piloten.Wann die F-16 dann tatsächlich in den.Bestand der ukrainischen.Streitkräfte Welche Kraftkräfte übergehen, weiß man nicht. Es wird von Sommeroder Herbst ausgegangen, wo man vielleicht diese F-16 das erste Mal wirklich im Einsatz sehen kann.Das ist nicht ganz unwichtig. Ich weiß nicht, wie viel wir über die F-16 hierschon gesprochen haben, aberdas ist ja so ein bisschen das Universalflugzeug der westlichen Kräfte.Das ist so der Fighter, mit dem man einfach am meisten Munition,also am meisten unterschiedliche Arten von Munition transportieren kann.Kann. Übrigens mit der Ausnahme der Taurus-Missiles. Aber so alles andere,was hier in diesem Krieg insbesondere im Kampf gegen die russischen Flugzeuge helfen kann,das passt da halt wunderbar dran.Unter anderem auch diese Iris-T-Systeme, über die wir hier vor einigen Sendungenmal ausführlicher berichtet haben, die ja derzeit eher in ihrer Variante alsBodenluftraketen zum Einsatz kommen in der Luftabwehr,aber die, wenn man sie dann halt auf F-16 montiert, eben auch eine wunderbareLuft-Luftabwehr darstellen würde.Also diese F-16 werden schon einiges an Luftverteidigung noch zusätzlich ermöglichen,insbesondere im Kampf gegen große Raketen.Also wenn man halt, wenn Iskander und Kahan 59 und wie sie heißen,also diese größeren Raketen, die Russland immer wieder auf die Ukraine abschickt,da hatte man also die Möglichkeit mit schnell aufsteigenden F-16 und RST-Systemenirgendwie noch eine ganz andere Verteidigung hinzubekommen, als das derzeitmit den bodengestützten Systemen möglich ist, weil man halt einfach näher ran fliegen kann.Am 11. März, das ist jetzt in vier Tagen, wird ja dann Schweden auch der NATObeitreten, wie gemunkelt wird und dann wird es sozusagen offiziell durch sein.Und die Schweden haben auch angekündigt, dass sie bereit wären ihre,wie sagt man das korrekt, Gripenflugzeuge auszuliefern.Die Schweden haben ja eine sehr interessante Militärtechnik am Start und sindja für die NATO in vielen Bereichen eine interessante Verstärkung.Nicht jetzt nur territorial, weil sie dann quasi die Ostsee zum NATO Lake machenvollständig, sondern weil sie eben auch eine extrem gute Ausstattung mit Schiffen,U-Booten und eben vor allem Flugzeugen haben.Und dieser Saab Gripen, das steht also, schwedisch heißt das einfach der Greif sozusagen,dieser mythische Vogel, ist so ein einstrahliges Mehrzweckkampfflugzeug unddas hat so ein paar Eigenschaften, die es für die Ukraine sehr interessant machen.
Pavel Mayer 2:00:13
Also ich habe mir das auch mal angeguckt, so gibt es ja auch eine Menge Material.Wie die Dinger dann gewartet oder dann wieder neu bewaffnet und betankt werden können.Und das ist alles so auf Mobilität ausgelegt und super modular und kann halt von einer Truppe,von einer mobilen Truppe mit fünf Leuten und drei Lastern oder so,die können dann einfach irgendwo hinfahren und können dann das Flugzeug neubewaffnen, betanken und auch Wartungsarbeiten durchführen.Und weil das eben auch so modular ist, so ist das auch von Wehrpflichtigen leistbar.Du brauchst also da kein hoch ausgebildetes Personal zu, so wie bei der F-16.Es ist halt doch ein anderes Kaliber.Plus, dass die F-16 mit ihrem niedrigliegenden Lufteinlass auch Dreck und Trümmer oder so ansaugt.Du brauchst also da für die F-16 dann schon Start- und Landebahnen,die einigermaßen frei sind von Foreign Debris und so und ist auch nicht so modular.Das heißt, du brauchst dann schon gut ausgebildete Experten, um das Ding zu warten.Insofern wäre die Gripen ideal für die Ukraine,vielleicht mit einer kleinen Ausnahme, weil die haben halt nicht so die superReichweite und eine geringere Reichweite, weil speziell für die schwedischen Verhältnisse halt da.Aber insgesamt wäre das eigentlich das ideale Tool für die Ukraine unter dengegenwärtigen Bedingungen und Verhältnissen.
Tim Pritlove 2:02:28
Es gibt vor allem ein Feature, was natürlich für die Ukraine sehr interessantist in dieser Hinsicht, das ist nämlich das einzige Flugzeugsystem,was jetzt geliefert wird, was eben diese Taurus-Missiles direkt versenden kann.Mit anderen Worten, die Gripen wäre dann eben auch die Lösung, die technische Lösung,Taurus Missiles abzusenden, ohne dass man jetzt noch irgendeinen technischen Aufwand treiben muss,um das für andere Flugzeugsysteme, also entweder russischer Bauart oder eben der F-16 anzupassen.
Pavel Mayer 2:03:02
Ja, wobei das eher eine Sache von Wochen bis Monaten ist, also kann man eigentlichfast überall dran raten.
Tim Pritlove 2:03:12
Ja, aber läuft schon, ist halt immer was anderes, als muss erst noch gemacht werden.
Pavel Mayer 2:03:16
Genau, und es ist getestet und abgenommen und macht keine Probleme und so istsicherlich viel wert, aber ja, ist jetzt nicht die einzige Option,aber da kommen wir später noch drauf.
Tim Pritlove 2:03:32
Ja, um das mit der Aufrüstung noch abzuschließen, es werden halt auch diverseneue Fabriken und Kollaborationen mit der Ukraine gestartet.Ich habe da jetzt keinen kompletten Überblick, aber ich glaube Rheinmetall willeine Produktionslinie in der Ukraine starten, auch für ihre Panzer,auch für die neuen Panzer, die da langfristig gebaut werden sollen.Kurzfristig geht es natürlich hier vor allem auch um Artillerieproduktionen,andere Waffensysteme, ähnliches mit tschechischen Firmen.Ich bin mir nicht ganz sicher, Slowakei, wie es da gerade ist,da ist es ja politisch auch gerade ein bisschen schwierig,aber man wird eben mittelfristig auch neue Kooperationen sehen,wo eben explizit westliche Militärtechnik auch selbst in der Ukraine gebaut werden wird.Und es werden natürlich auch in Deutschland neue Fabriken gebaut für Munitionsproduktionund wahrscheinlich sowieso demnächst überall in Europa,weil wenn uns die USA als Verbündeter abspringt, dann wird Europa nicht drum herum kommen,den Militärapparat mal wieder neu aufzubauen, weil er ist dann doch ziemlichverkümmert durch diese lange Friedensphase.
Pavel Mayer 2:04:49
Ja, ganz wichtig.
Tim Pritlove 2:04:51
Ja, willst du noch was dazu sagen?
Pavel Mayer 2:04:53
Nee, ich wollte nur, du wolltest was zur Drone Army noch sagen.
Tim Pritlove 2:04:57
Genau, das ist ja dann sozusagen nochmal so die Initiative, die in der Ukrainedann noch stark gerade ist.Das ist so dieses Ausrufen der Drone-Army.Es gibt da verschiedenste Behauptungen, wie hoch die Produktionszahlen jetztschon sind, dass sie da irgendwie eine Million Drohnen produzieren können pro Jahr.Was da dran ist, kann ich nicht beurteilen, aber es ist sehr auffällig,dass die ganze Drohnenentwicklung in der Ukraine gerade einen Megaschub erfährt.Kann ja auch gleich nochmal was zu sagen, ich habe mir das selber angeschaut,aber das zeigt sich ja jetzt auch schon, wir hatten das ja hier schon mit denSeedrohnen, mit Luftdrohnen,es werden auch mittlerweile schon autarke Systeme eingesetzt für die Belieferung der Frontlinien.Also es gibt solche selbstfahrenden Anhänger sozusagen.Also einfach so Fahrzeuge, wo man Munitionskisten reinstellen kann,die man also direkt an die Front bringen kann, ohne da jetzt noch mit Leutezu gefährden, die das dann irgendwo hinbringen.Weil ich meine, wenn du irgendwo einen Schützengraben versorgen willst,die brauchen ja auch Munition.Und wenn die Munition ausbleibt, dann war es das mit dem Schützengraben undder Verteidigung der Frontlinie.Und jetzt machen sie es so, dass sie ferngesteuerte Systeme haben,die noch nicht so wirklich autonom sind, die auch noch nicht teilweise nochnicht eigene Kameras haben, sondern die sie dann mit solchen Spotter-Drones kombinieren.Das heißt, die fliegen oben mit den Drohnen entlang und beobachten sozusagenund fahren dann quasi ferngesteuert diese Fahrzeuge an die Schützengräben ran,wo dann eben jemand kurz hochspringt, die Munitionskästen rausholt und dannfährt das Ding wieder zurück.Und ähnliches gibt es für Minenverlegungen, für Minenräumungen weiß ich es nichtgenau, aber es gibt so automatische Minenverlegersysteme.Also wir sehen einfach hier eine Entwicklung im Turbogang, die einfach einezunehmende Dronisierung der gesamten Frontlinie nach sich zieht.Und es gibt jetzt auch schon erste Berichte, dass generell sich das ganze Kriegsgeschehen.In die Nacht verlagert, weil tagsüber einfach so viele Spotter-Drones und Kamikaze-Drohnenunterwegs sind, dass einfach niemand sich da mehr sicher fühlt.Und wenn man sich anschaut, wie die Russen auch ihre Verteidigungslinien inSaporischia und Kherson aufbauen, also nochmal weiter hinten ins Land eingezogen,da wo sie sozusagen mehr oder weniger unbehelligt bauen können, wie sie wollen,gehen sie weg von reinen Schützengräben bis hin zu kompletten Tunnelsystemen.Die also oben sozusagen überhaupt gar nicht mehr zu beobachten sind und danneben von diesen Kamikaze-Drohnen auch geschützt sind in gewisser Hinsicht.Also der Krieg ändert sich in hoher Geschwindigkeit.
Pavel Mayer 2:07:58
Wobei, was ich sehr beeindruckend fand, war jetzt auch das Aufkommen zunehmendvon diesen First-Person-View-Drones,so den FPV-Drohnen, weil mit denen kannst du dann nämlich wieder in jedes Lochreinfliegen oder in eine offene Luke oder was auch immer.Und wenn du siehst, mit welcher Kunstfertigkeit und Präzision die da unterwegssind, das ist schon sehr beeindruckend.
Tim Pritlove 2:08:42
Ja, das ist richtig. Aber das Problem ist, die Kamikaze-Drohnen haben nicht die Reichweite.Und das ist immer die Kombination aus Spotter-Drones und Kamikaze-Drohnen.Das heißt, du musst halt überhaupt erstmal deine Targets finden.Du fliegst jetzt nicht stundenlang mit einer Kamikaze-Drohne durch die Gegend.Das Stichwort Loitering Munition, das sind ja die, die rumfliegen und wenn siewas sehen, dann schlagen sie zu.Die Kamikaze-Drohnen sind halt auf maximalen Impact aus, das heißt sie sind schnell,die haben möglichst viel von ihrer Payload, ist für Sprengkraft gedacht undsollen halt nicht so mega schwere Batterien haben, weil dann teurer und bringt halt nicht so viel.Sondern da geht es einfach darum, schnell ans Ziel zu kommen und dazu musstdu aber dein Ziel erstmal kennen.Das heißt, Spotter-Drones schauen sich das alles von oben an,haben hochauflösende Kameras, währenddiese Kamikaze-Drohnen halt relativ schlechte, analoge Kameras haben,mit denen du dann eben gerade noch so fliegen kannst,aber damit kannst du nichts auskundschaften und dein Ziel erstmal überhaupt lokalisieren.Ja, ja. Also diese Army of Drones ist auf jeden Fall eine große Sache und daist gerade sehr viel technische Mobilisierung in der Ukraine unterwegs.Komme ich auch gleich nochmal dazu, wenn ich aus der Ukraine berichte. Ja,vielleicht noch eine Sache ist halt der Umbau der Militärstruktur oder Umbauauch des Militärpersonals in der Ukraine.Da gab es ein paar interessante Ereignisse.Allen voran, es wurde ja auch schon längere Zeit gemunkelt und mehrfach dannauch dementiert, aber dann ist es dann doch passiert.Präsident Zelensky hat nämlich den Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte ausgetauscht.Das war Valery Salushny und der wurde jetzt durch einen anderen Herrn ersetzt,nämlich Oleksandr Zirsky.Okay, und jetzt ist es nicht so ungewöhnlich, dass Führungspersonal ausgetauscht wird.Russland macht das ja im Minutentakt, hat man so den Eindruck.Aber dazu muss man wissen,Valery Zalushny ist jetzt nicht einfach nur irgend so ein Militär in der Ukraine.Sondern der ist derzeit vermutlich so die populärste Figur in der Ukraine überhaupt.Also der wird da schon, ich will es nicht zu sehr übertreiben,aber es hat schon so ein bisschen was von heiligen Verehrung hier und da.Man sieht sein Gesicht an vielen Stellen in der Ukraine und der ist halt auch ein ganz charmanter,ruhiger Typ gewesen und repräsentiert, sagen wir mal, für die Ukraine mehr als nur das Militär.Sondern es ist halt auch in seiner sanften Art, ist ja sozusagen dem Land ansHerz gewachsen und wird also einfach sehr verehrt.Es gab dann Gerüchte, dass ihm auch politische Ambitionen nachgesagt werden.Wie viel da dran ist, kann ich nicht beurteilen. Und dass Selenskyj gegebenenfallsdeshalb auch versucht hat, ihn auszutauschen.Das ist alles ein bisschen Gerüchteküche. Es kann auch einfach nur damit zu tun haben.Dass einfach dieser Krieg nach zwei Jahren in eine andere Phase übergegangenist und man sich einfach eine neue Ausrichtung mit neuen Ideen gewünscht hatund dazu auch neue Akteure an den Start bringen wollte.Weil so erfolgreich man sich auch verteidigt hat, man muss halt auch sagen,die Ziele, die die Ukraine zum Beispiel mit der Sommeroffensive hatte,sind halt nicht erreicht worden.Und da sind sicherlich auch Fehler gemacht worden und nicht alles ist Gold.Jetzt kommt also dieser Oleksandr Sirski,der war halt bisher der Chef der Bodentruppen und hat vor allem den...Kampf um Kiew geführt.Also die Verteidigung Kiews gegen die Russen, die ja ein Riesenerfolg war,das ist so im Wesentlichen auf seinem Mist gewachsen.Also er hat dort die Streitkräfte kommandiert.Also Oberbefehlshaber ist halt noch da drüber. Also sozusagen die ukrainischenStreitkräfte teilen sich natürlich ganz klassisch Boden, Luft und Marine unddann gibt es ja noch den den Oberbefehlshaber, der sozusagen alles koordiniert.Jetzt ist also der Sirsky der neue Chef.Der ist ein bisschen spröder in seinem Auftreten, ist also bei Lampen nichtso populär wie Saluschny.Aber nichtsdestotrotz gibt es niemanden, der ihm jetzt Inkompetenz nachsagt.Also man hat jetzt keine Zweifel daran, dass er in der Lage ist, ein Militär zu führen.Ja, und das ist jetzt ohnehin eine interessante Konstellation,weil wir haben jetzt irgendwie einen in der Ukraine,die Militärführung besteht ja im Prinzip aus dem Präsidenten,so, Zelensky, der ist Jude,dann haben wir den Verteidigungsminister, den Umjerov, der ist so Krimtatarund muslimisch und jetzt der Sirski ist der Oberverfehlshaber der Streitkräfte,der ist in Russland geboren.Ja, aus dem Oblast Wladimir, ist dann in die Ukraine und dort irgendwie zum Ukrainer geworden.Und das ist jetzt sozusagen diese Militärführung, es könnte diverser kaum laufen.Ja, trotz alledem steht halt das Militär jetzt sozusagen vor der großen Frage, was tun wir jetzt.Ich meine, wir haben jetzt schon sehr viel darüber berichtet,was gut gelaufen ist, was nicht so gut gelaufen ist.Es gibt viele Erfolge, aber es gibt natürlich die Erwartung,dass man in irgendeiner Form hier jetzt wieder vorankommt und einen neuen Wegfindet und eine neue Strategie ausarbeitet. Und das Ganze geht dann auch nochso ein bisschen mit einer Mobilisierungsdebatte einher.Denn in der Ukraine ist es ja so, es werden derzeit, also die Soldaten,die herangezogen werden zum Krieg, sind 27 Jahre oder älter.Und darunter werden die nicht automatisch eingezogen.Man kann sich natürlich in jedem Alter freiwillig melden und in die Streitkräfteeintreten und es gibt auch viele junge Leute, die dort kämpfen.Aber während halt alle anderen, die Russen vor allem, halt auch sehr junge Leutedort verbraten, ab 17, das weiß ich, wie jung die teilweise sind.Auf jeden Fall 18-Jährige und halt quasi Rekruten wie frisch sofort nach ihrerWehrpflicht gleich an die Front schicken, ist das halt in der Ukraine explizit nicht so.So, Zelensky hat halt eine Politik, dass er eben möchte, dass quasi die Jugend,ihre Jugend auch noch leben kann.Und dass Leute, die schon in gewisser Hinsicht was erlebt haben und eine gewisseErfahrung haben, in den Krieg gesendet werden.Trotzdem dürfen ja die Jüngeren nicht ausreisen, sozusagen als Reserve.Es gibt jetzt so eine Debatte darum, ob das Alter gesenkt werden sollte oderes wurde jetzt sozusagen auch beschlossen, dass es gesenkt wird.Also es gibt jetzt neue Mobilisierungsregelungen und da ist das Mindestalterdann entsprechend gesenkt worden von,ich glaube von 27 auf 25 wird es jetzt irgendwie gehen. Nein,das haben wir jetzt gar nicht notiert.Was immer noch außergewöhnlich ist, weil es halt einfach kein anderes Land gibt,wo das irgendwie so gehandhabt wird.Und das ist auch ein bisschen umstritten, auch was sozusagen die Verpflichtungvon Frauen betrifft. Das möchte er halt auch nicht.Ja, also man ist sich nicht sicher, ob man das Militär weiter aufstocken sollte,man ist sich auch nicht sicher, ob man es auch so ohne weiteres kann,weil das ja auch Ressourcen nach sich zieht, jeder Soldat muss dann auch entsprechendausgerüstet werden und man merkt eben auch,dass es mittlerweile bei denen, die jetzt kämpfen, das sind halt die,die sich freiwillig gemeldet haben, Das sind die, die sowieso schon lange Soldatenwaren, aber viele sind eben jetzt auch gefallen, viele sind müde.Es findet nicht in dem Maße eine Rotation statt, wie es halt sinnvoll wäre unddas ist natürlich für die Armee insgesamt eine Belastung.Und auch hier, denke ich mal, muss es halt einen neuen politischen Prozess geben,zusammen mit der Führung des Militärs, wie man das denn jetzt halten möchte.Wie viele Truppen man jetzt wirklich aufbaut, wie groß die Gesamtstärke seinsoll und wie viel Reserve man sich noch ranholt, um irgendwie eine Rotation zu machen.Man merkt auch, dass viele dann jetzt eben nicht mehr so die begeisterten Patriotensind, die sich dann irgendwie, ohne mit der Wimper zu zücken,da mal eben in ihren sicheren Tod schmeißen wollen.Und das kann man ja auch nachvollziehen, dass in dem Land die Gesamtgefühlslage schwierig ist.Ja, und um die mal zu ergründen oder ein Gefühl dafür zu bekommen,habe ich dann auch vor ein paar Wochen beschlossen ich muss da jetzt mal hin und jetzt war ich da Ja.
Pavel Mayer 2:18:46
Wie kam es denn jetzt überhaupt dazu, dass das jetzt möglich,wurde so, ich meine Also ich weiß, dass du dich an Enno rangehängt hast,der ja dort schon seit längerem unterstützend tätig ist, jetzt auch in der Ukraine,so habe ich das zumindest mitbekommen.Und dort mittlerweile auch verschiedenen Stellen Kontakte aufgebaut hat.Und war das denn jetzt schwierig, irgendwie da reinzukommen?Das wäre so meine erste Frage.
Tim Pritlove 2:19:37
Nö, also es ist überhaupt nicht schwierig, in die Ukraine reinzukommen.Man fährt da einfach hin und geht dann da rein.
Pavel Mayer 2:19:43
Also.
Tim Pritlove 2:19:44
Das ist überhaupt gar.
Pavel Mayer 2:19:45
Kein… Braucht kein Visum oder so und Wartezeit an der Grenze?
Tim Pritlove 2:19:51
Also die Wartezeit an der Grenze, es hieß, also es hätte sein können,dass es auf der polnischen Seite Verzögerungen gibt.Und es gab wohl auch schon Grenzübertritte in den letzten Monaten,wo das dann mal zwei Stunden dauern kann, bis man dann wirklich vorkommt,wenn halt der Andrang groß ist.Der Grenzübergang, wo ich rüber bin, ist einer, der nur für PKWs ist.Das heißt, es ist nicht für LKWs. Das hat den großen Vorteil,dass er gerade nicht zu denen gehört, die von den polnischen Bauern bestreiktwerden, weil das ist sozusagen das andere Problem. leben.Bestimmte Grenzübergänge sind zugeteilt für so bestimmte Grenzübertretungen.Also du darfst zum Beispiel, wenn du ein Auto in die Ukraine lieferst und daswird da am laufenden Meter gemacht, dann gibt es da eben entsprechende Grenzübergänge,die du nutzen kannst und welche, die du nicht nutzen kannst.Der, wo ich drüber bin, der war halt einfach für den normalen Pkw-Verkehr undkleine Laster, aber nicht für große Lkws und keine Sondertransporte.
Pavel Mayer 2:20:56
Motorrad? weißt du nicht, weißt du, ob man mit dem Motorrad rein kann?
Tim Pritlove 2:21:01
Ja, man kann mit dem Motorrad rein und das ist auch kein Problem und ich glaube,man hat dann auch den Vorteil, dass man selbst bei denen, wo die polnischenBauern blockieren kommen, die Motorräder trotzdem durch.Weil sie da eh keine Chance haben, das groß zu verhindern und ich war jetztnicht im Motorrad unterwegs, aber das ist so das, was ich gehört habe.Generell, das ist ein Land, da kann man einfach hinfahren,So wie man woanders auch hinfährt, das ist halt nur nicht EU,das heißt du hast halt Grenzkontrollen, sprich wenn man an der Grenze dann ist,also polnische Grenze, die gucken nur kurz und wenn du raus willst und es fälltnicht sonderlich was aus,winken die dich einfach durch. Also das ist denen dann egal.Zumindest wenn du jetzt ein Fahrzeug hast mit einem deutschen Nummernschild.Keine Ahnung, wie das dann andere Fälle sind.Und dann kommst du auf die ukrainische Seite.Dort begrüßt einen erstmal einukrainischer Grenzbeamter, fragt wie viele Personen in dem Fahrzeug sind.Und man bekommt dann so einen Laufzettel. Und diesen Laufzettel muss man dannan drei Stellen bestätigen lassen.Das ist halt im Wesentlichen Passkontrolle, Zollkontrolle und dann nochmal so eine Nachkontrolle.Und wenn man dann diese drei Stempel hat, dann kann man durchfahren und dannguckt sich das hinten nochmal einer an und sagt irgendwie Slava Ukraini unddann ist man irgendwie in der Ukraine.Und dieser ganze Vorgang hat tatsächlich bei der Einfahrt 25 Minuten gedauert,weil einfach nichts los war auf einen Sonntagabend.Wir sind also über diese Achse Breslau, Krakau, die Autobahn nach Krakopetzoder so und dort dann halt in die Ukraine,weil erste Haltestelle war eben Lviv.Und das ehemalige Lemberg und ja, da kam man dann an und stellt erstmal fest, dass,Alles ganz normales Land. So eine Stadt mit Menschen und mit Infrastruktur.Und abgesehen davon, dass man damit eine andere Währung bezahlt.Und alles.
Pavel Mayer 2:23:28
Kann man Geldautomaten abheben, Geld abheben?
Tim Pritlove 2:23:31
Habe ich nicht probiert, aber wäre sicherlich gegangen.Überhaupt ist eine erste Feststellung ist so ein bisschen, Das Land ist einfachmal deutlich digitaler als Deutschland aufgestellt.Also du hast so mitten in der Stadt gibt es zum Beispiel so Easy-Pay-Terminals,wo man in Deutschland vielleicht einen Geldautomaten hat, hast du einen Pay-Automaten,der so einen Gui hat und du kannst damit irgendwie alles bezahlen.Also wenn du irgendwas bezahlen musst, ich weiß nicht, ob man da auch Geld,das war glaube ich keine Geldentnahme, es war nur ein Zahlterminal.Also wenn du irgendwas bezahlen musst, bei irgendeiner Behörde was bezahlenmusst, deine Miete überweisen willst oder so irgendwie, dann kannst du das andiesem Pay-Terminal machen.Dann gehst du einfach hin, wählst irgendwie aus, was du bezahlen willst,wem du was bezahlen willst.Du kannst auch dem ukrainischen Militär was spenden, kannst das dann von deinerTelefonrechnung oder Kreditkarte abbuchen.Lass uns einfach so ein Terminal, um irgendwas zu bezahlen.Steht da einfach so rum. So neben der Bushaltestelle gibt es irgendwie an verschiedenstenOrten und überhaupt ist alles so digital.Also du kannst einfach in jedem Restaurant, also ich habe nicht ein,nicht eine Frirna Bargeld ausgegeben.Ich habe überhaupt gar kein ukrainisches Geld bei mir gehabt.Ich habe ausschließlich mit meiner Uhr alles bezahlt.Egal wo ich war. In jedem Restaurant. In den Restaurants ist das sogar so.Das ist so irre. Also du hast da so einen QR-Code am Tisch.Ich dachte so, oh, jetzt sparen sie sich schon wieder dieses Menü.So, weil das ist ja diese Corona-Nummer, weißt du, das ist jetzt irgendwie so,Speisekarten sind dann irgendwie, dann musst du auf deinem Telefon und die Schriftist zu klein und du erkennst irgendwie nix. Und ich kotze dann immer so einbisschen ab und denke mir so, Leute, gebt mir eine Speisekarte.Ich will sehen, was ist.Und naja, da war ich dann erstmal so ein bisschen angemuffelt und hab dann abererst gecheckt, was dieser QR-Code eigentlich wirklich tut.Gut, nämlich der QR-Code ist nicht einfach nur irgendeine URL auf eine Webseite,wo du dann so ein PDF durchscrollen kannst,sondern das ist eine URL auf eine Webseite, die aber den Tisch in diesem Restauranteindeutig identifiziert.Du kriegst dann eine Speisekarte, wo du dann in der Regel nicht immer,aber in der Regel nicht nur alle Speisen, die du bestellen kannst,aufgelistet bekommst, sondern auch immer ein Foto dazu hast,sodass du auch gleich weißt, was dich in etwa erwartet, wenn man mit der ukrainischenKüche, auf die ich mich so spezialisiert hatte, meinem Interesse,weil Pizza kann ich auch zu Hause essen,war das sehr hilfreich und zu verstehen, was das jetzt eigentlich wirklich ist, was ich da bestelle.Und du kannst dann auch gleich so eine Selection machen. Ich konnte nicht direkt bestellen.Aber ich konnte mir halt so eine Merkliste machen und konnte mit so einem Knöpfchenmir alles anzeigen, was ich ausgewählt hatte.Und wenn dann halt die Bedienung kam und gefragt hat, was ich haben will,habe ich einfach mein Telefon da hingelegt und gesagt, das.
Pavel Mayer 2:26:51
Also ähnliches hatte ich jetzt neulich in Ungarn, aber aber auch sozusagen ineinem Restaurant sogar mit Bestellfunktionen.Wo man dann einfach die Speisen anklicken konnte und Getränke.
Tim Pritlove 2:27:07
Vielleicht gibt es das auch irgendwo mit Bestellfunktionen. Vielleicht gab esauch die Funktionen und ich habe sie nicht gesehen.Aber es gab auch damit gleichzeitig die Bezahlfunktion.Weil ich könnte dann sozusagen für diesen Tisch auch direkt in der App irgendwiebezahlen Apple Pay, zack, bumm und dann war bezahlt und ich konnte einfach das Restaurant verlassen.Und das Besondere war, diese Funktionalität der Speisekartenauswahl und derMerkliste und des Bezahlens war eine Dienstleistung der Monobank,die eine der ukrainischen Banken ist.Das heißt, das Restaurant hat dann sozusagen dort ein Konto und mit dem Kontokriegst du dann als Restaurant auch gleich diese Funktionalität,ach, du brauchst ja noch eine Speisekarte mit Bezahlfunktion, hier.So, kannst dich einloggen, kannst deine Speisekarte eintragen,zack, bumm, QR-Code auf den Tisch machen, fertig.So, und das war so, weißt du, wo du gerade so aus Berlin kommst,wo du dann jedes Mal, wenn du in so einem Restaurant bist, erstmal fragen musst,so, nehmen sie überhaupt Kreditkarten?Ja, oder ist das hier so ein Umsatzsteuersparmodell wieder?
Pavel Mayer 2:28:24
Wobei ich bin da, ich weiß nicht, ob ich da irgendwie altmodisch bin,aber so, ich, gut, wahrscheinlich hätte man auch bar zahlen können, wenn man wollte, oder?
Tim Pritlove 2:28:37
Mit Sicherheit hätte ich auch bar bezahlen können, aber ich habe einfach Also.
Pavel Mayer 2:28:43
Ich mag Bargeld einfach.
Tim Pritlove 2:28:46
Das ist ja auch alles völlig in Ordnung Ich sage nur, die Ukraine ist komplettdurchdigitalisiert Also das LTE hatte auch mal hier und da seine Schwächen undman war auch so in Edgeland,aber ich kann das ehrlich gesagt so ein Land im Kriegszustand eher gut schreibenals Deutschland Wo das sozusagen schon sofort passiert,wenn du im Flughafen in die S-Bahn steigst.Und das war auf jeden Fall einer meiner ersten Eindrücke.Ansonsten war vor allem mein Eindruck, es war eine Menge los,es waren sehr auffallend viele Menschen auf der Straße.Also es war eine Präsenz der Bevölkerung in der Straße, die für mich größer war als in Berlin.Da war also in der City da war so viel los da waren so viele Menschen unterwegs und da war Gewusel und,alles ist voll mit Shops mit irgendwie Beautyprodukten das scheint da irgendwieein besonderes Ding zu sein also es herrscht wirklich kein Mangel an so Drogerien und,Parfüm und keine Ahnung also so Selbstverschönerung ist in der Ukraine definitiv ein heißer Markt,Und generell sind auch alle sehr gut gekleidet, würde ich sagen.Naja, es war einfach eine Menge los, es gab viele Restaurants,es gab unheimlich viele Bars, es war auch sehr auffallend, dass viele Bars undRestaurants einfach, der Großteil war wirklich schön.Also es ist einfach, die Inneneinrichtung war immer super aufwendig,super nett dekoriert, sehr individuell.Die Bars sahen einfach toll aus.Alles sehr schick. Also das Letzte, woran du denken würdest,ist irgendwie Land im Krieg.Der Gedanke kommt ja einfach in Lviv einfach null.So und naja gut, ich habe dann letztlich dort nur eine Nacht verbracht in einem Hotel,was auch allen westlichen Anforderungen entsprach so und Hotelpreise sind natürlichauch entsprechend gering im Vergleich zu uns.Du kannst also locker auch für 30 Euro die Nacht unterkommen und hast einfach ein Top-Hotel.Ja, und das war mein erster Eindruck nach Grenzübertritt.
Pavel Mayer 2:31:24
Mhm. Das sind so von der Grenze, was? 50, 100 Kilometer? Stunde.
Tim Pritlove 2:31:31
Ja, eine Stunde Fahrt ungefähr von der Grenze. Lviv ist relativ nah dran.Ja, und es ist eine schöne Stadt. Es hat mich sehr an Berlin erinnert, so in den 90er Jahren.Nicht ganz so verfallen, aber halt so von der ganzen Häuserstruktur her,viele wunderbare Architektur.Die ganze Stadt ist auch voll mit schönen Kirchen, die ganze Ukraine ist vollmit schönen Kirchen und alle haben irgendwie goldglänzende Dächer,also in den Kirchen geben sie sich richtig Mühe,aber ich hatte dann auch in dem Hotel, gab es so ein Restaurant oben im siebtenStock, wo man über die Stadt rüberschauen konnte und es war einfach korrekteSkyline, es ist einfach ein wunderschönes europäisches Städtchen.Also kann man mal machen und halt weitgehend verschont geblieben von diesem Krieg.Ja, am nächsten Tag ging es dann aber direkt weiter nach Kiew.Dann gibt es eine lange Autobahnstrecke von Lviv nach Kiew und die kann man so in sechs,sieben Stunden befältigen, glaube ich, ja, in etwa.
Pavel Mayer 2:32:47
Wie sind so die Straßen- und Verkehrsverhältnisse da auf der Strecke gewesen?
Tim Pritlove 2:32:54
Also es gibt auf der Strecke keine durchgehend ausgebaute Doppelspur-Autobahnen.Das ist stellenweise, umso näher du an Kiew rankommst, umso besser wird das.Die beste Autobahnverbindung ist tatsächlich zwischen Kiew und Odessa.Das ist sozusagen so, wie man das hier erwarten würde. So zwei Spuren auf jederSeite nahezu durchgehend.Und auf der Strecke von Lviv nach Kiew ist es eher so ein bisschen,wie es auch früher in Polen war.Das heißt, du hast zwar eine relativ breite Straße, hast aber eigentlich aufjeder Seite nur eine, wenn auch sehr breite Spur, die dann nochmal recht so eine Art Bremse.Was man in Berlin Fahrradstreifen nennen würde, nochmal so eine Ausweichzone,sodass wenn du überholen willst,entweder auf die Gegenspur gehst oder im Idealfall die Vorfahren so ein bisschennach rechts fahren, um dich überholen zu lassen.Das hat also alles eine gewisse Dynamik und da muss man schon mit einer anderenAufmerksamkeit unterwegs sein, als man das jetzt so auf einer Autobahn sein muss.
Pavel Mayer 2:34:04
Hatte ich in Polen aber auch solche, also viel solche Strecken.
Tim Pritlove 2:34:09
Genau, also im Prinzip diese typische osteuropäische Landstraßenkonfiguration.Aber halt keine voll ausgebaute, mit separaten Richtungen getrennte Autobahnen.Auch die Abfahrten sind teilweise etwas anders gebaut. Was zum Beispiel in derUkraine sehr populär ist, sind solche Wendebrücken.Also du hast halt oft nicht solche Autobahnkreuzartigen Strukturen,sondern du biegst halt direkt nach links ab und entweder hast du dann so inder Mitte eine Wendespur.Also wenn du wenden möchtest, dann wartest du erstmal, bis der Gegenverkehrvorbei ist, dann fährst du über die Gegenfahrbahn rüber, wo dann nochmal ander Seite so eine Ausbuchtung ist, sodass du da erstmal zum Stehen kommen kannst.Wenn dann der andere Verkehr wieder an dir vorbeigezogen ist, dann fädelst du ein.Oder eben eine richtige Wendebrücke, sodass du dann rechts rausfährst und dannwirklich nur eine Spur einmal als Brücke über die Straße rüber geht und aufder anderen Seite wieder zurückkommt.Das sind so recht gängige Straßenstrukturen, die wir so bei uns nicht kennen.Es ist halt einfach anders gewachsen und wir sind halt voll auf diesen Autobahnenmit irgendwie Blumenkohlabfahrten gegangen und dort ist es halt eher so etwas meistens.
Pavel Mayer 2:35:36
Und viel Verkehr?
Tim Pritlove 2:35:40
Ja, normal. Also, ja.
Pavel Mayer 2:35:44
So Mischung. Achso, das war dann, war das ein Werktag? Montag.
Tim Pritlove 2:35:54
Ja, LKWs waren auch unterwegs.Ja, eigentlich eine normale Mischung. Das kann man jetzt gar nicht,das ist mir gar nichts anderes anzusehen.
Pavel Mayer 2:36:05
Also unauffällig.
Tim Pritlove 2:36:06
Genau, unauffällig. Also da ist Verkehr, wie man das so erwarten würde,zwischen zwei großen Metropolen.Umso näher man dann an Kiew rankam, umso mehr wurde dann aber auch der Krieg sichtbar.Diese Straße, die von Lviv nach Kiew führt, war dann auch Teil der ersten Kampfhandlung.Also bis dahin sind die Russen auch vorgedrungen aus dem Norden und es gab dannauf dieser Strecke konkrete Auseinandersetzungen und das merkst du dann,wenn du so auf 200 Kilometer an Kiew rangekommen bist oder vielleicht auch 150,das weiß ich nicht ganz genau.Genau, also auf einmal sind überall Einschusslöcher zu sehen und du hast dannzerstörte Häuser, die links und rechts sind oder Häuser,die ganz offensichtlich irgendwie nochmal gefixt wurden oder komplett zerschosseneTankstellen tauchen dann auf einmal auf.Aber immer schön im Wechsel mit brandneuen, glitzernden, voll auf Top-Standardneu aufgebauten Tankstellen sich abwechseln.Also das ist irre.Gerade die Tankstellen sind da, also wirklich alles was da neu gebaut ist, da ist viel neu.Das ist einfach top. So ein bisschen wie in Polen, das heißt du hast auch malKlos, für die du auch nicht bezahlen musst.Und ähm,Ja, das ist einfach super eingerichtet, alles super neu und zwischendurch hastdu aber dann ein paar ältere Tankstellen, die halt irgendwie komplett zerschossen sind.Und dann eben auch Häuser, wo irgendwelche Raketen reingeflogen sind oder Panzerreingeschossen haben oder was weiß ich.Dann fährst du auf einmal an einer riesigen Lagerhalle vorbei,die was weiß ich, 200 Meter lang ist, die komplett zerstört ist,wo du also gemerkt hast, da ist richtig was reingeflogen, irgendeine fette Rakete oder so,ja und umso mehr du dich halt der Stadt näherst umso urbaner wird es und dannso die Einfahrt nach Kiew, das ist dann halt sowas, weiß ich wenn du nach Berlinkommst, also du merkst halt einfach wie es immer urbaner wird,die Straßen immer breiter werden, der Verkehr,zunimmt, ja, und du bist dann irgendwann in Kiew.
Pavel Mayer 2:38:27
Ja. Ja, und so Kiew, der erste Eindruck, wie eher wie Lviv oder anders?
Tim Pritlove 2:38:37
Kiew ist viel größer als Lviv. Lviv ist so ein bisschen so wie wie so ein wasist ein guter Vergleich? Ähm.Ich wollte jetzt gerade sagen, kleines Prag, weil es halt so ein bisschen eherso wie Prag rüberkommt, aber ist halt nicht so groß.Von der Stadtgröße her, ich weiß jetzt gar nicht, Einwohnerzahl habe ich jetztgar nicht so genau geguckt, aber Kiew ist auch definitiv einfach die Metropoleund da wohnen irgendwie drei Millionen Leute, fast unter einer Million.Also die Dimensionen sind anders und natürlich merkst du, dass es die Zentraledes Landes ist, Das heißt,du hast halt viel mehr Hochhäuser und irgendwie auch schon sehr viel mehr Industrie,wenn du drauf zukommst, Gewerbegebiete, alles mögliche.Das ist um Lviv natürlich nicht so stark.Und ja, dann bist du halt irgendwann im Zentrum auf einer vier- oder achtspurigen Straße unterwegs.Also so mit Radinfrastruktur und so weiter geht da auch noch so einiges.Das ist definitiv alles für Autos gebaut, gar keine Frage.Und in der City ist halt das historische Kief, das dann wiederum ganz cozy istund wo sich dann halt so ein paar Bausünden abwechseln mit sehr vielen alten Kirchen und Altbauten.Und insgesamt ist Kiv sehr, sehr, sehr schön und wir sind dann irgendwie direkt bis in die City vor.In der Nähe des Intercontinental Hotels, in so einem günstigen Apartmenthaus,wo so im Wohnhaus so Wohnungen vermietet werden, alles gut bezahlbar,alles top eingerichtet, alles richtig gut.Also es ist einfach alles super da.Und ja genau, dieses Intercontinental Hotel, das ist dann an so einem Platz.Dieser Platz, wo die Ukraine diese ganzen abgeschossenen Panzer und,Artilleriesysteme und so weiter, die rostigen Dinger dahin geschleppt hat,damit irgendwie die internationalen Journalisten das dann auch gleich immersehen können, wie es ist und wo dann irgendwie alle Präsidenten anderer Ländervorbeigeschleppt werden.Dann gibt es dann noch so eine lange Mauer, wo irgendwie auf 100 Metern alleim Krieg seit 10 Jahren getöteten Ukrainer mit Foto verewigt sind.Das ist schon alles sehr beeindruckend an der Stelle.Ja genau, bin dann am Abend da angekommen, es war halt schon spät und dann,legst dich auch erstmal hin und dann ging es dann auch am nächsten Tag erstmalgar nicht in Kiew weiter, sondern wieder ins Auto.Gab es einen Ausflug nach Tschernihiv.Tschernihiv ist eine kleinere Stadt im Norden von Kiew, relativ nah an der russischenGrenze und, oder ist es Belarus noch? Ich weiß gerade gar nicht.Auf jeden Fall da, wo die Russen heimgeschnitten sind.
Pavel Mayer 2:41:44
Ich gucke gerade, es ist ein bisschen auf der Belarus-Seite,aber auch nicht weit von Russland entfernt.Also es ist fast an der Grenze zwischen Russland und,Belarus, wenn ich das so richtig sehe. Und 282.000 Einwohner laut Wikipedia.Und Lviv waren übrigens um die 700.000 nur so.
Tim Pritlove 2:42:09
So hat es sich auch angefühlt. So ein bisschen wie Hannover.Das ist vielleicht so die Dimension von Lviv.Genau, Tscherniv war im Krieg,Beim Angriff der Russen insofern ein besonderer Ort, als dass es ja den Russennicht gelungen ist, die Stadt einzunehmen.Sie hatten sie so zu 90 Prozent umzingelt, aber es ist ihnen dann nicht gelungen,wirklich die Verteidigung zu überwinden.Was wohl mit diesem ersten Tankregiment von der ukrainischen Streitkraft zu tun hat,die da wohl ganz gute Munitionslager hatte und zufällig gerade für eine Übungirgendwie unterwegs war.Sodass sie schnell diese Stadt sichern konnte und dann es eben den Russen versagthaben dort einzuziehen, bis sie dann wieder abziehen mussten.Ja und da begann dann sozusagen für mich jetzt auch so ein bisschen der Einstiegin in so was dort so vorgefallen ist.
Pavel Mayer 2:43:25
Achso, es ist übrigens auch nicht weit von Tschernobyl entfernt sehe ich gerade.Tschernihiv? Ja, Tschernihiv ist sozusagen östlich von...
Tim Pritlove 2:43:40
Das ist aber, Chernobyl ist ja nochmal so, da ist ja nochmal so eine Zunge Belarus,die das nochmal trennt auf der anderen Seite des Dnepr.Also ich würde das jetzt nicht der Zone zu, also rein von Kilometern her hastdu natürlich recht, aber das hat da später sozusagen keine Rolle.Aber okay, ja es ist nicht so mega weit weg.Genau. Und dann begann sozusagen so eine Kaskade. Ich muss sagen,wir haben viel Glück gehabt auf dieser ganzen Reise.Es haben sich am laufenden Meter neue Dinge ergeben, die sich zeitlich allewunderbar aneinander angereiht haben. Und so war ich dann sozusagen...Und permanent eigentlich damit beschäftigt, mir irgendwas Interessantes anschauen zu können.Und aus jeder Begegnung hat sich dann wieder was Neues ergeben und noch einpaar andere Zufälle und Kontakte, die schon existiert haben.Und dann wollt ihr euch das noch anschauen, dann gucken wir mal,ob wir das noch hinbekommen.Und es begann jetzt hier in Tschernihiv und wir waren dann in einem Vorort vonTschernihiv namens Jahitne und der ist halt dafür bekannt,dass dort die Russen sich in so eine Schule unter den Nagel gerissen haben als ihr Einsatzzentrum.Und haben dann in dem Keller dieser Schule über 300 Ukrainer aus diesem Dorf,ja Hidne, zusammengezogen und dort in den Keller gesperrt.Und da haben dann irgendwie 300 Leute in einem dunklen Keller in dieser Schule,quasi ohne richtige Essensversorgung,ohne irgendeine Versorgung ausharren müssen.Alte Leute, junge Leute, Babys, wo vom Platzangebot her quasi für jede Personungefähr ein halber Quadratmeter Bereich stand.Und dort haben die dann irgendwie drei Wochen ausharren müssen,bis die Russen dann aus diesem Gebiet vertrieben wurden.Das war schon sehr beeindruckend. Es hat uns dann so ein älterer Mann,der auch dort eingesperrt war für die Zeit, hat uns das dann irgendwie allesgezeigt und diesen Ort angeschaut und mir das so schildern lassen, was passiert ist.Alles so vorgefallen ist und das kann man sich irgendwie gar nicht so richtigklar machen, wie furchtbar und grausam das gewesen sein muss.Also, weißt du, die hatten dann noch nicht mal genug zu trinken und musstendann irgendwie ihren eigenen Schweiß,der sich sozusagen an der Decke kondensiert hat, mit irgendwelchen.Abdeckungen von Lampen wieder auffangen, um den dann zu trinken, um nicht zu verdursten.Da sind Leute gestorben, die dann tagelang noch rumlagen, bevor irgendwie dieRussen bereit waren, dass man die zumindest beerdigen kann.Also ein totales Materium und unfassbar und es war einfach,ja und das war so ab dem Moment so ein wiederkehrendes Element,was ich eigentlich die ganze Zeit in den Augen und Äußerungen von allen Ukrainer,mit denen ich gesprochen habe, gesehen habe.Aber dieses unglaubliche Kopfschütteln,dieses Unverständnis über die unfassbare Grausamkeit, mit der die Russen indiesem Krieg gegen die Zivilbevölkerung vorgehen.Also das war immer wieder dieses so,man kann es sich nicht vorstellen und was sind das für Menschen und die sindden Ukrainern so fern, wie man sich nur irgendwas vorstellen kann.Ich meine, sie nennen sie ja auch die Orks, bezugnehmend auf Herr der Ringe,so wie die Orks sozusagen über Mittelerde und die Auenwälder einfallen irgendwiein ihrer absoluten Grausamkeit,so sehen die Ukrainer die Russen dort.Und das ist so das alles bestimmende Bild.Also wenn man irgendwie noch diesen Glauben hat,dass die Ukraine und Russland irgendwie was Nennenswertes miteinander zu tunhaben, dann ist das irgendwie spätestens, weil das in dem Moment einfach auchschon wieder alles vorbei ist.Ich hatte diesen Glauben nicht und ich muss auch sagen, dass ich jetzt nichtirgendwas entdeckt habe in der Ukraine, mit dem ich nicht schon gerechnet habe.Mein Bild von der Ukraine, was ich jetzt von außen hatte, hat sich eigentlicham laufenden Meter und auch von diesem Konflikt hat sich eigentlich am laufenden Meter bestätigt.Aber auch das war natürlich eine interessante Erfahrung, weil ich natürlichauch genauso damit gerechnet habe, Dinge zu entdecken, wo ich sagen würde,ach so war das dann irgendwie so. Das hat sich mir ja bisher nicht so dargestellt.Jetzt haben wir diesen ganzen Konflikt ja schon sehr intensiv begleitet dieganze Zeit und es war auch eine große Hilfe, muss ich sagen,weil ich natürlich jeden Ort, der irgendwie erwähnt wurde, jeden Kampfort,jeden Vorgang zumindest schon mal irgendwie gehört habe und eine Vorstellunghatte von den Richtungen, Distanzen, Größenordnung.Und der Wichtigkeit der Vorfälle, die genannt wurden, dass ich das alles sehrgut einordnen konnte, was an Gesprächen um mich herum so geführt wurde.Ja, und trotzdem war das schon so ein Moment der Beklommenheit in gewisser Hinsicht,weil du halt auch weißt, okay, jetzt kommst du da aus deinem reichen Deutschland und weißt du,wo es alles in Hülle und Fülle gibt und wo sich keiner auch nur im Ansatz darüberGedanken macht, man könnte morgen mal von so einer Bombe zerstört werden.Und dann bist du da und da ist irgendwie alles von Bomben zerstört,überall kaputte Häuser und der Horror sitzt den Leuten halt da wirklich nochim Nacken und sie wissen, es ist halt auch noch nicht vorbei.Und entwickelt man schon so eine gewisse demut und natürlich auch so ein nochgesteigertes unverständnis über jede perspektive auf diesen konflikt aus demwesten wo dann immer so ein,denken zum ausdruck kommen von ja ach die sollen sich doch mal einigen mit den russen,Das ist einfach vollkommen unvorstellbar. Die werden sich mit diesen Russen auf gar nichts einigen.Das Einzige, worauf die sich dort einigen können, ist, die müssen alle weg.Und jeder Russe, der unsere Grenze übertreten hat, der muss entweder sofortweg oder muss umgebracht werden, weil die killen uns halt hier alle.Wenn die Russen nochmal in irgendeiner Form sich dieser Stadt nähern,dann werden alle sterben.Das ist einfach da die klare Überzeugung. Und ich denke, man muss sich nichtlange dort aufhalten, um einfach zu merken, genau das ist das, was da stattfindet.Was die Russen da einfach machen, ist einfach nichts anderes als ein Genozidan der Ukraine und nichts anderes.
Pavel Mayer 2:51:28
Wie waren denn so, also speziell in Jahidne, jetzt so Kriegsspuren in der Gegend noch präsent?
Tim Pritlove 2:51:40
Du hast ja ganz viele zusammengeschossene Häuser.Das eine oder andere ist vielleicht dann mal wieder repariert worden,weil es sich noch reparieren ließ, aber du hast halt so diverse Häuser,die halt einfach kaputt geschossen sind und dann noch im kaputt geschossenen Zustand rumliegen.Und du hast halt vor allem überall irgendwoliegt immer nochmal mal ein verrosterter Panzer rum und es gibt so,aufgeschüttete Pkw-Friedhöfe, wo man auf irgendeinem Parkplatz alle kaputt geschossenenPkw in diesem Konflikt einfach zusammengeschoben und aufeinander gestapelt hat,damit sie erstmal irgendwo rumstehen,bevor man sie vielleicht irgendwann nochmal richtig verschrottet bekommt. Du siehst diese.Folgen überall, du siehst aber auch, und das war dann besonders sichtbar,als ich durch Bucha und Irpin gefahrenbin, was ja auch so ein Hotspot der Angriffe waren und der Gräuel,dass eben überall, wo die Ukraine auch schon die Zeit gefunden hat,das wieder richtig zu machen, Häuser dann teilweise halt auch wirklich perfektwieder aufgebaut wurden, was halt da auch natürlich ein Teil der,Bewältigung ist.Also dass man aber es ist mit Nichten alles schon wieder heile es ist viel repariertworden, was auch immer man reparieren kann, ist repariert, aber viele Häusersind halt auch beyond repair müssen irgendwann abgerissen werden,gerade größere Häuser und das ist natürlich jetzt mal nicht eben so gemachtund ich glaube es hat so ein bisschen mindere Priorität große Häuser abzureißenwir haben gerade andere Sachen zu tun und bauen lieber irgendwas also lieberreparieren sie irgendwas oder Oder liegen Ihre Energie auf die Sicherung der Grenzen,anstatt jetzt große Abreus-Aktionen zu starten?
Pavel Mayer 2:53:34
Ja.Ein anderes Thema, was mich natürlich interessieren würde, wie denn so die empfundeneBedrohungssituation durch Luftangriffe bis dahin war.Wie hast du dich gefühlt und wie gehen die Leute damit um?
Tim Pritlove 2:54:00
Also ich muss sagen, also erstmal, ich bin in der Woche, wo ich da war,war die Zahl der Luftangriffe insgesamt in den Regionen, wo ich war, überschaubar.Also es war nicht sehr viel los.
Pavel Mayer 2:54:13
Ja, das war die Zeit, nachdem, sagen die, auch die Luftwaffe so ein bisschenschon in Not war, die russische.
Tim Pritlove 2:54:24
Ja, das mag aber jetzt für die Drohnenangriffe und die Raketenangriffe ist dasja nicht so relevant. Also das hat damit ja nicht so viel zu tun.Es war immer so ein bisschen Glück bei mir, dass der erste Luftangriff auf Kiew,der gemeldet wurde, da war ich gerade auf der Autobahn unterwegs. unterwegs.Das heißt, da habe ich nichts von mitbekommen. Es gibt jeder,man installiert sich so diese R-Alert-App.Dann sagst du, für welche Region möchtest du gerne Warnungen erhalten? Wo bist du?Und das kannst du dann entweder für eine komplette Region oder so einen kleinenDistrikt runterbrechen und dann wird man halt gewarnt, wenn in irgendeiner Formwas detektiert worden ist, was vielleicht da runterkommen könnte.So, das erste Mal war das auf der Autobahn auf dem Weg nach Kiew,da hat man natürlich nichts gehört, auch nichts mitbekommen,da fährst du einfach weiter und machst dir keine großen Gedanken.In der ganzen Zeit in Kiew war nur ein Luftalarm, bei dem Luftalarm war ichaber gerade in einer Bar und diese Bar war im Keller und diese Bar war selberauch als Bunker freigegeben.Das heißt, um mich zu sichern, hätte ich dann in diese Bar gehen können,aber ich saß ja schon an der Bar und hab sozusagen den Luftalarm beim Cocktail irgendwie.Das fühlte sich auch irgendwie total unwirklich an, weil das war wirklich eine sehr coole Bar.Ja, da gab es irgendwie alles, so 20 Meter lange Alkoholika Auswahl für Cocktails und alles top designt.Super nette Leute da und einfach kann ich sehr empfehlen, Kiefseid Barman Diktat heißt die.Während des Luftalarms habe ich halt mit so einem jungen Ukrainer gesprochen,der unter anderem an dieser App mitarbeitet, die heißt DIA.DIA ist sozusagen diese universelle Aktion, wo Ukrainer mit den Behörden interagieren können.Also du kannst quasi steuern und alles irgendwie über diese App machen.Die ja heißt Aktion, heißt das.Ja, und gut, ein Luftalarm, den du nicht hörst, weil du irgendwie zwei Etagentiefer im Keller sowieso schon sitzt und dir gerade irgendwie ein Whisky Sourzur Gemüte führst, ist jetzt nicht besonderlich bedrohlich.Das Bedrohliche kam dann erst später, das habe ich dann aber auch noch ausgesessen.
Pavel Mayer 2:57:01
Ja, ja.Und so gut, das war jetzt, ich sag mal, für dich natürlich eine Situation,also erstens, wie du sagst, das ist jetzt Glück und so, du bist da natürlichnicht die ganze Zeit jetzt.Wie war denn, haben denn Leute irgendwas erzählt, wie sie sich so generell gefühlthaben oder wie sie damit umgehen, also Stresslevel?
Tim Pritlove 2:57:30
Meinst du jetzt mit den Luftalarmen konkret oder mit der Situation an sich?
Pavel Mayer 2:57:33
Naja, also jetzt konkret erstmal die Luftalarme.
Tim Pritlove 2:57:40
Weiß ich nicht so richtig, ob ich das beurteilen kann.Es ist halt generell, ich würde sagen, es ist generell die Einstellung ist haltdie, der Krieg ist da, man versucht so sein Leben normal zu leben.Ich meine, du läufst in Kiew rum, es ist einfach ein ganz normaler Hauptstadt.Leute gehen shoppen, gehen einkaufen, fahren durch die Gegend,alle machen das, was sie sonst auch machen vielleicht im Wesentlichen oder versuchenes zumindest und diese Luftalarme sind Realität.Was ich jetzt nicht erlebt habe, ist ein Luftalarm, während ich auf der Straßewar, wo die Sirenen losgehen, wo ich hätte jetzt schauen können,wie die Leute reagieren.Diese Erfahrung habe ich so nicht gehabt und deswegen kann ich dazu auch herzlich wenig sagen.Ich kann also nur wiedergeben, was ich so aus Gesprächen mitgenommen habe undes ist halt generell dieses.Die Wahrscheinlichkeit, dass du jetzt irgendwie von so einem Luftanschlag getroffenwirst, ist halt ohnehin gering im Verhältnis zur Größe des Landes und der Bevölkerung und so weiter.Das war wahrscheinlich in den ersten Wochen noch anders, als das auch den ganzen Tag so war.Von daher glaube ich, werden jetzt auch nicht alle sofort irgendwie in die U-Bahnrennen, wenn was ist. Aber vielleicht manche schon und manche nicht.Grundsätzlich ist es halt dieses, ja wir haben alle die Schnauze voll von diesemKrieg, wir finden es scheiße, aber wir werden jetzt nicht aufhören,so dagegen anzukämpfen.Wir müssen das halt einfach nehmen, weil alle sehnen sich danach,dass es zu Ende ist. Aber diese Resilienz ist generell zu spüren.Man gönnt den Russen einfach gar nichts mehr.Das Verhältnis zwischen Russland und Ukraine ist beendet für die nächsten 50 Jahre.Die werden dort kein positives Bild mehr abgeben können.Für die ist Russland einfach Mordor und nichts anderes.
Pavel Mayer 2:59:49
Verstehe. Ja, und also dann Tschernigiv waren wir jetzt und du hast es jetzt schon erwähnt.Ihr seid dann auch noch auf die andere Seite von Kiew, also Butscha und Irpinhattest du kurz erwähnt.
Tim Pritlove 3:00:10
Ja, ich war ja dann noch in der Stadt Tschernigiv selber und da ging das dannauch los mit diesem wunderbaren leckeren ukrainischen essen,so Borscht und ist einfach alles so lecker da.Ich habe dann Leute getroffen, die halt so Hilfe für die Front organisieren,die so alles mögliche einkaufen und zusammenziehen, teilweise auch nach Deutschlandfahren, um Sachen einzusammeln, auch wenn sie das jetzt wahrscheinlich durch die Verschärfung der,Regeln bald nicht mehr können oder zumindest ist das offen.Die halt alles mögliche einsammeln, Drohnen, Spenden irgendwie und die fahrendas dann aber auch selber an die Front.Das heißt, die sind da einfach in einem hohen Maße vernetzt und,bevor man das in die offiziellen Kanäle einkippt, wo man immer ein bisschenAngst haben muss, dass durch Korruption dann doch das eine oder andere aufgehaltenwird oder wo, sagen wir mal, vielleicht Lieferungen dann in irgendeinem Lagerhaus landen,aber nicht genau da, wo sie jetzt gerade gebraucht werden.Das ist einfach ein hoher Grad an Selbstorganisation, der da herrscht und es gibt halt so Leute,die ich dann eben auch kennenlernen durfte, die dann einfach alles einsammeln,Ins Auto packen und dann fahren die direkt runter nach Avdivka und liefern dasdann direkt bei Leuten ab,die da konkret im Einsatz sind, die das dann auch sofort an die Front verteilenund wo sozusagen hundertprozentige Effektivität dieser Spenden dann auch sichergestellt ist.Bei der Gelegenheit gab es dann auch noch eine Begegnung mit einer Frau,die dort als Medic direkt in Avtivka im Einsatz war.Die kam gerade von der Front zurück und hat mal ein paar Tage Pause gemacht.Die ist halt richtig beim Militär und versorgt dort halt die Verwundeten undhat dann auch irgendwie Fotos gezeigt, die ich mir gar nicht alle angucken konnte,weil ich ja so ein Weichei bin.Das war alles ein bisschen zu grausam dann für mein Level von diesen ganzenVerletzungen und so weiter, die sie da irgendwie aufgezählt hat.Aber er hat so ein bisschen berichtet und ich habe halt gefragt,wie schlimm es ist und wie man sich das so vorstellen muss.Und es ist halt, glaube ich, gerade diese Bomben, die wir vorhin schon gesprochenhaben, die also ja nicht nur töten und laut sind, sondern die ja auch,bei jeder Explosion so eine unglaubliche Druckwelle ausüben.Du bist sozusagen als Soldat da an dieser Front permanent diesen Druckwellen auch ausgesetzt.Das macht dich halt auch im Hirn irgendwie weich.
Pavel Mayer 3:02:40
Ja, das erzeugt auch tatsächlich Hirnschäden.Diese Druckwellen durch Mikroblutungen im Gehirn und so und das kann halt zudann schwersten auch auch neurologischen Symptomen und Erkrankungen führen.Ja.
Tim Pritlove 3:03:02
Ihr Einsatzgebiet war da halt einfach die Leute von der Front,also die fährt halt wirklich da an die Front, zieht die Leute ins Auto und bringtsie sozusagen zu den Erstversorger Stellen.Also holst die Leute mal ab mit einfachen Fahrzeugen, bringst sie an diese Stabilisierungsstellen,also holst sie erstmal ohne, erstmal nur holen, so.Da vielleicht eine Sofortmaßnahme in irgendeiner Form, Blutungsstillen oder so etwas, zagt dann,werden die bei diesen Stabilisierungsstellen abgeworfen,Stabilisierung für einen Transport, um dann nochmal in ein anderes Auto geworfenzu werden, um dann über eine Strecke von 100 Kilometern nochmal quer durch dieUkraine transportiert zu werden bis zum nächsten Krankenhaus,was nicht unmittelbar im Kriegsgebiet ist.Also es ist halt auch bis du dann als verletzter Soldat da eine wirklich einestabile Versorgung im Krankenhaus bekommt, kann es halt auch noch mal einige Stunden dauern.Das passiert da halt einfach am laufenden Meter. Also das war dann so ein bisschen dann die komplette.Wahrnehmung, die ich dann in Tscherniv hatte. Dann ging es halt wieder zurücknach Kiew und dann gab es einen lustigen Abend,im, also da ja dieses Interkontinentalhotel ist sozusagen so der der Treffpunktfür alle internationalen Helfer,Journalisten, Pipapo, Politiker.Und wir saßen dann irgendwie rum und hatten noch ein nettes Ausklangsgespräch.Und auf einmal tauchte neben uns Vitali Klitschko auf.Der Bürgermeister von Kiew und der ehemalige Schwergewichtsboxer.Ich drehe mich so um und der Typ steht irgendwie so vor mir.Und ich weiß nicht, ob du dir vorstellen kannst, wie groß der Typ ist. Also das ist ein Koloss.Ich meine, okay, er ist irgendwie x-maliger Schwergewichts- Boxweltmeister undseitdem nicht nennenswert geschrumpft.Der spricht ja auch fließend Deutsch. Und dann halt so in Begleitung vom,Journalisten und hatte dann aber auch noch die Zeit, uns irgendwie alle nettzu begrüßen und ein kurzes Gespräch zu führen und so weiter,bevor er dann wieder weiterziehen musste.Da habe ich dann jetzt irgendwie Vitali Klitschko auch nochmal die Hand geschüttelt.Das war irgendwie ein schönes Highlight, so auf diesen Abend.Und ich kann nur sagen, der Typ ist wirklich so nett, wie er immer rüberkommt.Sehr cool. Coole Sau. Ja, das war so mein dritter Tag.Nächsten Tag ging es dann zu zu einem Start-up,im Drohnenproduktionsbereich. Da haben wir den Kontakt bekommen über jemanden,der dort Drohnen einkauft.Und das ist so eine Bude, die halt in irgendeinem Bürohaus in Kiew sitzt undKamikaze-Drohnen entwickelt.Und die konnten wir dann besuchen und da ein, zwei Stunden abhängen,ein paar Fragen stellen.Das war natürlich auch ganz interessant, weil das halt alles so Nerds waren.Also junge Leute, weitgehend nicht nur, aber vor allem sehr junge Leute,also was weiß ich, so in ihren Twenties vielleicht, Early Thirties maximal,mit ein, zwei Ausnahmen und die halt im Rahmen dieses Förderprogramms der Ukraine gearbeitet haben,ähm.Und so eine Art Freigabe erhalten.Also die werden dann quasi lizenziert vom Staat, dass die sowas verkaufen dürfen.Keine Ahnung, was da die konkreten Kriterien sind und wie die überprüft werden,aber auf jeden Fall, die dürfen dann sozusagen in diesen Militärbereich reinverkaufen,wenn sie jemanden finden, der das bezahlt sozusagen. sozusagen.Und deren Drohnen dürfen dann eben auch eingesetzt werden.Man kann es ja jetzt nicht einfach jeden irgendwelche Kriegswaffen erzeugen lassen.Aber im Rahmen dieser Army of Drones-Initiative setzen sie dann eben auch sehrauf individuelle, ja ich nenne es jetzt einfach mal so Startups,so Gruppen von Leuten, die sie wahrscheinlich vor einem Jahr noch nicht kannten.Und die dann eben da sitzen und intensiv dran arbeiten, wie man eben diese Quadrokopterin so Bomben umbauen kann.Und das haben sie uns da gezeigt, was da so ihr Design ist und was so ihre Design-Constraints,sind, um diese Dinger möglichst günstig, möglichst schnell,möglichst unter Verwendung aller ihren zur Verfügung stehenden Ressourcen auchbauen zu können, weil ihre Ressourcen sind halt weder besonders vielfältig noch unbegrenzt.Ja, und Und die produzieren dann aber viel und da laufen dann halt immer Leuterein, laden sich ein paar Dinge in den Koffer und gehen dann wieder irgendwo anders hin damit.Ja, also das ist im Wesentlichen so eine Integrationstätigkeit, die sie dort machen.Die entwickeln jetzt nicht die komplette Steuersoftware selber,aber müssen sich dann halt aus verschiedensten Quellen bedienen und versuchenirgendwie genug zu bekommen und das dann halt zu machen und optimieren dannsozusagen diese Drohnen dafür.Und das ist ein Vorgang, der an vielen Stellen, glaube ich, stattfindet.
Pavel Mayer 3:08:41
Habt ihr da auch über das Thema elektronische Kampfführung oder Störsender jetzt geredet?
Tim Pritlove 3:08:53
Ja, weil mich hat natürlich interessiert, inwiefern dieses Thema Machine Learningund AI da schon eine Rolle spielt bei den Drohnen, dass man die halt alle jetztso direkt fliegen kann, ferngesteuert mit so Standardkontrollern, das ist ja eh klar.Man kann sagen ja, es ist ein großes Thema und da sitzen auch alle dran und das ist irgendwie,gibt es schon verschiedene Versuche, aber derzeit findet das nur in sehr eingeschränktemMaße, wenn überhaupt, statt.Also jetzt bei diesen Kamikaze Drohnen geht es ja, wie ich vorhin schon gesagthabe, geht es ja im Wesentlichen darum,schnell ein vorher ausgewähltes Ziel dann auch zu erreichen und dann möglichstpunktgenau die Stelle zu treffen, wo du dann eben wirklich dem Fahrzeug auchidealen Schaden zufügen kannst.So ein Panzer ist meistens angreifbarer von hinten, weil er da weniger gepanzertist und solche Geschichten.Und da eben jetzt so viele Fahrzeuge, wie ich vorhin schon gesagt habe,mit so einem Electronic Warfare Shield ausgestattet werden, also quasi so ein lokaler Störsender,der dann eben die Fernsteuerung der Drohne versucht zu kappen auf diesen letztenentscheidenden Metern.Was weiß ich wie viel, 50, 100 Meter, irgendwie sowas, ist das jetzt sozusagen die Herausforderung.Was sie also jetzt gerne realisieren würden ist,dass so eine Kamikaze Drohne quasi im Endanflug, in dem Moment,wo das Objekt schon gesehen wird, in der Lage ist,auch bei Kappung der Fernbedienungsverbindung noch eigenständig das Ziel zu erreichen.Das sind so die Maßnahmen, die dort sind und diese Störsender,Electronic Warfare Systeme finden wohl in zunehmendem Maße dort Verbreitungenund sind so Teil dieser gegenseitigen technologischen Aufrüstung.
Pavel Mayer 3:10:45
Ja, man kann das ja teilweise sehen in den Filmen von den Kamikaze-Drohnen,dass je näher die kommen, umso mehr Bildstörungen siehst du halt.Und ich habe angenommen, dass das wahrscheinlich genau mit eben Störsendern zu tun hat.Und generell das Thema, die Störfestigkeit zu erhöhen oder so,das war jetzt nicht das Thema.Aber da ist natürlich das Problem mit einerseits Standardkomponenten,die eher für den Zivilbereich sind und jetzt so militärische Funkverbindungen.
Tim Pritlove 3:11:30
Die verwenden einfach die ganz normalen Standardcontroller und das ist halt das Problem.Du musst halt dann zu diesem ganzen Standardkram kompatibel bleiben und damitsind eigentlich die Frequenzen und wie du sie benutzt sind mehr oder wenigervorgegeben. Weil du kannst jetzt nicht noch anfangen und diese Fernsteuersystemeauch noch komplett neu zu ingenieren.Das mag vielleicht für einzelne Military Drones der Fall sein,die dann nochmal gehärtet sind,aber wir reden ja hier wirklich von einem Markt, der eben versucht mit den billigstmöglichenKomponenten so eine Kamikaze Drohne zu machen.Also die Drohnen, die ich da gesehen habe, die kosten so 380 Dollar am Ende.Da ist halt Batterie, also ohne Sprengladung natürlich.Also Batterie, die ganze Drohne, Propeller und so weiter, alles dabei.
Pavel Mayer 3:12:23
Ja, verstehe. Und die waren eher jetzt so auf Kamikaze-Drohnen oder auf kleine,spezialisiert jetzt keine größeren Dinger, die man ja auch gesehen hat.
Tim Pritlove 3:12:32
Nein, nein, das ist, größere Teile, das ist dann halt schon wirklich die Militärproduktion.Das ist wirklich, ich kam da rein und es sah einfach da aus,also Startup jetzt nicht im Sinne von, dass es alles so hip designed ist,sondern ganz im Gegenteil, da war gar nichts designed.Das war einfach so ein bland Büroraum, so langweilig, wie man sich das irgendwievorstellen kann. und alle saßen dann nur an ihren Tischen und waren irgendwieam Basteln und am Machen und am Tun.Also da legt man nicht groß Wert auf irgendeine, da ging es einfach nur um Machen,Machen, Machen. Die wirkten alle sehr unausgeschlafen irgendwie.Ich habe da noch mit so einem Typen, der diese Integration in Software macht,der mir das mit dem AI noch näher erlegt hat, der musste dann auch noch kurzgeweckt werden, weil die da sozusagen auch im Schichtbetrieb,die machen da nichts anderes. Also die sind,24-7 irgendwie in diesem ganzen Produktionsding, weil sie auch sagen,sie sind in einem permanenten technologischen Wettlauf.Die Regeln auf dem Kriegsfeld werden alle drei Monate neu definiert.Und wenn du nicht die ganze Zeit weiterentwickelst und auf die Entwicklung inirgendeiner Form in deinem Development Einfluss nimmst, dann verlierst du diesen gegenseitigen Krieg.
Pavel Mayer 3:13:45
Und die Produktion war überwiegend Handarbeit oder gab es da dann was?
Tim Pritlove 3:13:50
Es war ein Entwicklungsstandort. Die Produktion war woanders.Das war jetzt nur da, wo sie das Development machen, die Integration machen.Und ich habe gefragt, wo produziert der mal denn nur woanders?Also das ist auch so ein Ort, da gehst du hin, da schaltest du dann irgendwiewie dein Geotagging bei den Fotos aus und so weiter.Also da ist man dann schon so ein bisschen vorsichtiger, weil das halt allesso potenzielle Ziele sind.Die waren da jetzt nicht besonders gefährdet, aber man kann ja nie vorsichtiger sein.
Pavel Mayer 3:14:29
Ja, verstehe.
Tim Pritlove 3:14:34
Ja.
Pavel Mayer 3:14:35
Ja, das war Kief jetzt.
Tim Pritlove 3:14:38
Das war Kief, der erste richtige Kieftag, weil der Rest war jetzt nur Fahrereiund Der erste richtige Besuchstag war ja Tscherniv.Dann zweiter Tag war nochmal komplett Kiew.Da hatten wir dann über einen Kontakt beim Militärhistorischen Museum.Ennur ist ja selber der sehr bekannt durch diese Ausstellung von dem Panzervor der russischen Botschaft.Damit hat er sich da auf jeden Fall einen Namen gemacht und hat ja mit seinem Berlin Story Museum,mit seiner Hitler Ausstellung ohnehin Museumserfahrung und da auch gerade eineSonderausstellung zum Ukraine Krieg mit den Memes, also den Internet Memes rund um diesen Krieg.Also man kann da jetzt hingehen, Berlin Story und sich das anschauen.Und das Militärhistorische Museum in Kiew, das Militärhistorische Museum hateinen Teil dieser Ausstellung wiederum übernommen.Also sie haben sozusagen seine Memensammlung genommen, vom Deutschen wiederins Ukrainische übertragen und das war dann auch Teil der Ausstellung dort.Und da herrschten also gute Beziehungen und über den Weg war es dann für unsmöglich, am nächsten Tag einen Besuch auf dem Hostomail Airport zu machen.Also der Hostomail.Flughafen, der eigentlich im Wesentlichen ein Entwicklungsstandort ist,der Antonow Flugzeugproduktionsfirma und wo eben der Krieg begann.Wo die ersten Hubschrauber reingeflogen sind und wo die russischen Spezialkräfteversucht haben, die Ukrainer zu überwältigen und diesen Flughafen in Angriff zu nehmen,als um dort dann sozusagen Flugzeuge landen zu können und dort den Einmarsch zu machen.Und das wurde ja durch so eine Truppe von 150 Ukrainern, die dort stationiert wurden, verhindert.Die haben den ja so hart zugesetzt und dann auch in schneller Zeit mit ihrereigenen Artillerie die Landebäume zerstört, sodass es den Russen nicht möglichwar, über diesen Flughafen einzudringen.Das war vielleicht die wichtigste Schlacht überhaupt am Anfang.
Pavel Mayer 3:16:52
Ja, wir hatten ja irgendwie, glaube ich, auch sieben Transportflugzeuge warenschon im Anflug, die dann umdrehen mussten, von denen dann auch eins abgeschossenwurde, glaube ich, so habe ich das zumindest in Erinnerung.Wir haben da ja auch vor zwei Jahren irgendwie eine Sendung drüber gemacht undja, die Schlacht um Hostomel ist auf jeden Fall eine, die ja schon jetzt Eingangin die Geschichtsbücher gefunden hat.Und ja, wahrscheinlich eine der frühen, ich sag mal, Entscheidungsschlachtenwar so, um Kiew zu retten.Weil wenn die da jetzt dann die Truppen eingeflogen hätten, wer weiß, was dann passiert wäre.
Tim Pritlove 3:17:35
Das war schon wirklich kriegsentscheidend. Es gab halt jemanden,der uns die Story erzählt hat und sie hatten auch einen von der Truppe dabei,also haben sie zumindest gesagt, der dann selber nochmal berichtet hat,wie das da abgelaufen ist und das Ganze fand statt direkt neben dem Wrack der Miria, des größten.Flugzeugs der Welt, was ja bei diesem Angriff zerstört wurde.Dieser Antonov, wie heißt der, war in einer Zahl,genannt Miria, also der Traum sozusagen und so auch so ein bisschen das Symboldieses Kriegs und das Ding steht da halt komplett zerschossen,ausgebrannt, noch unter diesem Hangar.Wird jetzt gerade so schrittweise dismantelt.Die.Flügel waren so zur Seite geräumt, die werden vielleicht dann nochmal,es gibt noch eine zweite, die nie fertig gebaut wurde, dann sein,dass sie sozusagen diese ganzen Teile, weil da besteht nur der Rumpf und dann,vermute, dass sie die Flügel von der richtigen Maschine an die andere ran machenund daraus nochmal so ein Modell machen, das irgendwo hinstellen.Die wird wahrscheinlich nie fliegen, weil es macht jetzt einfach keinen Sinn,so ein altes Flugzeug nochmal komplett zu ingenieren.Ja, aber das war sehr interessant zu sehen, auch auf dem Flughafen ist nochso einiges an Zerstörung,zu sehen und Auswirkungen von diesen Kämpfen und auf dem Rückweg sind wir dann,da das ja genau da ist, noch durch Butscha, wo es diese Massaker gab und Irpin,zurückgefahren und haben halt gesehen wie eben diese, also ich bin auch dieseStraße lang gefahren, wo dieses berühmte Bild entstanden ist mit diesen ganzenzusammengeschossenen Panzern da ist natürlich kein einziger mehr davon da dufährst durch diese Straße und du merkst,dass du in dieser Straße bist weil links und rechts alle Häuser perfekt restauriertsind also sozusagen da wurde richtig viel Energie reingeschickt um sozusagendieses zerstörte Butcher um diese Zahnlücke sozusagen zu entfernen auch so alsSymbol für ihr könnt uns gar nichts Nichts.Also wir werden hier auch immer wieder auferstehen.Da habe ich jetzt nicht viel Zeit verbracht. Wir sind dann langsam durchgefahren,einfach um so ein Gefühl dafür zu bekommen.Und ja, das war dann auch nochmal sehr...Dann bin ich noch ein bisschen durch Kiew gezogen, habe mir halt alles mögliche angeschaut,was da noch so an Museen und Parks und so weiter ist und für anderen war dannauch Kiew wirklich umfangreich abgeklappert und abgegrast.Rast. Genau und dann war so die Überlegung, was machen wir jetzt noch und dannsind wir irgendwie am nächsten Tag weiter nach Odessa gefahren.Auf dem Weg dahin, auf halber Strecke gibt es dann noch einen interessantenOrt, wo wir nochmal Rast gemacht haben, nämlich das Museum für der strategischenRaketenkräfte, wie es so schön heißt.Und das ist ein alter Standort, wo die Atomraketen, die russischen oder sowjetischenAtomraketen, die auf den Westen gerichtet waren, gelagert waren.Aber nicht gelagert, sondern da waren sie sozusagen am Start.So, riesige Raketen, die in den Boden in so einem Startplatz eingelassen wurdenund wo dann so unterirdische Kontrollsysteme, Tunnelsysteme und Kontrollräume waren.
Pavel Mayer 3:21:22
Also Raketensilos. Raketen-Silos.
Tim Pritlove 3:21:54
Ja und das ist halt in so ein Museum umgewandelt worden, da gab es also ganzviele von diesen Silos, das ist dann halt hier reduziert worden auf zwei,der Rest ist halt komplett zerstört worden im Rahmen des Abkommens,was ja damals die Ukraine mit Russland gehabt hat, Budapester Mineralum,hier Atomraketen, alles was hier an Atomraketeninfrastruktur ist und an Raketenselber, wird jetzt hier mal schön zerstört.Und fein säuberlich hier entweder per Explosion oder Zuschüttung und Betonierungund so weiter unbrauchbar gemacht.Und was übrig geblieben ist, ist halt nur dieses Museum, wo man dann eben nochin diese alten Tunnel rein konnte.Und wir sind dann da so rein und hatten riesiges Glück, weil es hat natürlichdort keiner Englisch gesprochen, sondern alle nur irgendwie Russisch oder so.Und gerade als wir reinkamen.Das ist ja auch irgendwo im Nirgendwo, durch Zufall einen Berliner YouTuber gefunden,der irgendwie halb Russe war und irgendwie perfekt Russisch sprach und sichdas auch gerade anschauen wollte, sodass wir dann sozusagen unseren persönlichenÜbersetzer noch mit dabei hatten.Also eine Abfolge von Glücksmomenten war einfach unglaublich.Naja, so konnten wir uns das alles ausführlich erläutern lassen,sind dann irgendwie mit so einem.Fahrstuhl auch irgendwie so, also erstmal kommst du runter in so einen Tunnel, ewig lange Gänge,dicke Türen und dann fährst du nochmal mit dem Fahrstuhl sozusagen parallelzu diesem Raketensilo nochmal ein paar sechs Etagen nach unten und es wirkt dann als wärst du auf der,ISS oder auf der russischen Mir, so wirkte das weißt du, alles total eng fürdrei Leute, die dann wirklich 24-7 so in Schichten da unten,die ganze Zeit vor Ort waren für den Fall dass jetzt gleich in fünf Minutendie Raketen gestartet werden müssen.Mit den Original-Tastengeräten, computerartigen Installationen und so weiter,um das alles irgendwie zu starten.Als besonderes Highlight darfst du dann diese Launch-Sequenz auch mal durchführen irgendwie.Aber flog dann nichts los.Ja, das haben wir uns noch angeschaut. Das war auch ganz beeindruckend.Und dann ging es weiter nach Odessa, in so einem Hotel einquartiert haben, schön am Meer.Aber ich dachte, dann sieht man die Raketen zumindest ranfliegen.Ich dachte nicht, dass man das dann wirklich sehen würde, aber so war es dann.Denn in der Nacht gab es dann tatsächlich Luftalarm in Odessa.Und Enno war dann pfiffig genug, in dem Moment auch gleich oben aufs Dach zusteigen und hat dann tatsächlich, Tatsächlich, ich war, ich dachte so,ja Luftalarm, ich muss schlafen.Ganz ehrlich.Ich war nicht beunruhigt oder so. Ich dachte mir so, ach Luftalarm, Telefon wieder so laut.War dann aber irgendwie geradezu dizzy, um in dem Moment so dieses so,ich ziehe mich jetzt an, ich gucke mal, was da wirklich passiert ist.Auf jeden Fall gab es dann tatsächlich einen Angriff mit Shahed-Drohnen aufOdessa und die Luftabwehr war halt aktiv und aktiv.Auch so ein Video gepostet, wo dann halt die ganze Zeit die Luftabwehr war undwo dann eben mehrere von diesen Shahed-Drohnen abgeschossen wurden.Aber erst am nächsten Morgen haben wir dann rausgefunden, dass dann doch zweiwohl durchgekommen sind und eine davon ist halt in so einem Wohnhaus gelandet.Und dann nach ein bisschen Recherchieren haben wir dann auch rausgefunden,wo das war und sind dann da hingefahren und haben uns die Auswirkungen angeschaut.Das war halt einfach so ein neunstöckiges Wohnhaus im Mitteln von so einer Wohnhaussiedlung.So ein bisschen wie diese Hochhäuser da in Marzahn. Ist ein bisschen weiterdraußen von Odessa gewesen, nicht jetzt in der City.City. Die Drohne hat das so in der Mitte getroffen und dann ist so die ganze,Seitenfront von dem Haus eingefallen und da sind dann auch ein paar Leute beiums Leben gekommen, weitere Verletzte und,du kommst dann halt so rein in diese Situation, wo halt die Rettungsmannschaftenda schon seit Stunden am Arbeiten waren und halt Stück für Stück,Stein für Stein von diesem,Müllhaufen, der von diesem Haus da an der Stelle übrig geblieben ist,abgetrugen, um noch irgendwelche Verletzte und Überlebende zu finden.
Pavel Mayer 3:26:33
Ja, ich hatte das halt nur dann in der Presse verfolgt.Da war dann auch, ich glaube Klitschko ist dann auch hingefahren.
Tim Pritlove 3:26:42
Selenskyj ist dann noch mit dem griechischen Minister dahin.
Pavel Mayer 3:26:45
Achso, nee, aber sozusagen während, ich glaube während der Aufräumarbeiten,noch, oder ich weiß nicht, wer es genau war, aber oder der Bürgermeister,nee, ich glaube, der Bürgermeister von Odessa war dann irgendwie da und,erzählte halt, was irgendwie passiert ist und ich glaube, dass unter den Opfernauch eine große Zahl von Kindern gewesen ist.
Tim Pritlove 3:27:14
Also ein dreijähriges Kind und dann sind Familien irgendwie umgekommen.Ja, das war irgendwie auch,unwirklich, irgendwie, dass ich das so live anzuschauen, weil wenn du dann sodabei stehst, dann wirkt das auf so eine gewisse Art und Weise so,wie soll ich denn das sagen?Also klar ist das irgendwie schockierend und du siehst halt so.
Pavel Mayer 3:27:43
Was da passiert ist.
Tim Pritlove 3:27:45
Aber was mich wirklich in dem Moment eigentlich am meisten,beeindruckt hat, also im Sinne von, oder am meisten Wirkung bei mir erzielthat, war nicht so sehr das, was ich, was alle gezeigt haben,nämlich dieses Haus und diese Auswirkungen und die Rettungsarbeiten,sondern was ich mir vor allem angeschauthabe war so die leute die drumherum standendas war natürlich da hunderte von menschen die diesen aufräumarbeiten zuschautenaus sicherem abstand natürlich hinter den absperrung aber die halt alle so eineja also ich hab halt alles es gab Es gab halt einfach so Leute,die einfach mit so einem leeren Blick das Ganze verfolgt haben.Und du merkst es so, die wissen einfach, dass es dieser Krieg ist, wie seit zwei Jahren.Wir wollen den loswerden und so ist es.Andere, die halt völlig, je nachdem wie sehr sie vielleicht auch die Leute dortkannten, die dort gewohnt haben, Dann auch entsprechend bestürzt waren und andere,die sich auf die Rettungsarbeiten konzentriert haben.Und da merkte ich halt auch nochmal dieses Gefühl,dass man so fed up ist mit diesem Krieg, dass man das einfach alles nicht mehrhaben will, dass man jetzt irgendwie es bestürzt zur Kenntnis nimmt,dass man jetzt wieder unmittelbar betroffen war, dass es einen morgen selbererwischen kann und das alles.
Pavel Mayer 3:29:26
Und ja, und so Wut oder Aggression war jetzt nicht zu sehen.
Tim Pritlove 3:29:34
Die Wut ist eh allgegenwärtig.Überall siehst du halt Graffitis mit Fuck Putin und irgendwie Russian Worship, Go Fuck Yourself.Das ist halt einfach, das Land hat da einfach keine Karten mehr.Das ist einfach jeder Standard.Die Verachtung für Russland ist einfach maximal.Trotzdem versucht jeder auch sein Leben einfach zu verleben.Was willst du machen? Du musst auch eine gewisse Normalität versuchen beizubehalten,damit du nicht durchdrehst.Und deshalb merkte man die Kriegsfolgen schon sehr viel mehr an als in Kiew.Kiew ist Groß Kief ist derzeit relativ sicher und Kief ist gut geschützt unddeshalb ist halt dann doch sehr nah eben noch in Reichweite eben dieser Shahed-Drohnenimmer wieder ein Ziel und man merkt auch, wenn man durch die Stadt fährt,auch wenn es da auch eine lebendige Innenstadt gibt, aber du siehst halt einfach,das ist eine Stadt, die normalerweise einen großen Tourismus-Andrang hat unddie daraufhin optimiert ist.Und du siehst halt viele leerstehende Lagerhäuser, sehr viele leerstehende Geschäfte,wo einfach so ein bisschen die Seele rausgeklopft ist.Also du merkst einfach, dass diese Stadt vielleicht auf 10 oder 20 Prozent ihrerKapazität fährt und dass die einfach wirtschaftlich in jeder Hinsicht leidet.So, ne, trotzdem hast du auch da wieder Bars und Leben und Kultur und bin mirsicher in den Kellern laufen wahrscheinlich die die krassesten Partys irgendwieaber da war ich noch nicht.Ja und dann ging es wieder zurück und war dann nach acht Tagen wieder in der,in unserem satten Westen dem das irgendwie alles manchmal nicht so richtig dichzu kratzen scheint, hat man so den Eindruck.Ja, und man hat halt auch gemerkt, so, ich hab mal Fernseher angemacht und malso geguckt, was so auf den Kanälen so läuft.Und das war schon irgendwie, also abgesehen davon, dass du natürlich auch dadeine Mischung aus Fernsehserie, Filmchen, dieses und jenes anschaust,aber wenn du, aber alle Nachrichtensendungen, es gab so ein,zwei Sender, da hab ich irgendwie gar nichts anderes gefunden,Fernseher an Scholz, Taurus, Taurus Scholz, Scholz, Deutschland,Scholz was ist mit Scholz was erlaube Scholz Taurus also,Die Ukrainer sind mit Sicherheit für jede Hilfe dankbar,aber teilweise verzweifeln sie auch an der Ignoranz und dem geringen Verständnis für ihre Situation,die sich leider in den Handlungen Einzelner immer wieder Bahn bricht.Und bei Deutschland sind sie sich glaube ich auch irgendwie nicht so richtig sicher.Das ist ein schwieriges Verhältnis und zu dem Zeitpunkt hat halt einfach geradediese Debatte um die Äußerung von Scholz offensichtlich so einen Höhepunkt erreicht gehabt.Also ich habe ja nur so ein kleines Sample, was ich da nehmen konnte,aber das ist definitiv etwas, was da schon alles irgendwie definiert hat.
Pavel Mayer 3:33:12
Aber interessant, mit welcher Aufmerksamkeit dann dort wahrscheinlich verfolgtwird, was im Ausland auch passiert.
Tim Pritlove 3:33:27
Also du kannst davon ausgehen, dass die Ukraine den politischen Äußerungen inDeutschland um diesen Krieg deutlich mehr Aufmerksamkeit geschickt wird alsDeutschland. Deutschland.Und überhaupt haben die,glaube ich, ich meine es ist ja immer so, die kleineren Länder schauen auf dieGroßen immer sehr viel mehr Aufmerksamkeit und dementsprechend weiß die USAja auch immer am wenigsten, was um sie herum passiert,während wir immer denken, wir wissen ja alles über die USA und teilweise ist es vielleicht auch so.Ja, andererseits haben andere Länder uns gegenüber dasselbe Verhältnis und sehenSachen, die wir vielleicht nichtso sehen, weil wir dann doch lieber in unserem eigenen Saft schmoren.Aber dieses, was da einfach keiner verstehen kann, und das ist ja auch das,wo ich auch so ein bisschen dran verzweifle, ist, für die ist es nicht ein Konflikt in der Ukraine,sondern für die Ukraine ist vollkommen klar,dass erstens, wenn sie aufhören sich zu wehren, dann sind sie vernichtet als Volk, als Land.Und danach sind die anderen dran.Das ist kein Krieg gegen die Ukraine. Das ist ein Krieg gegen Europa.Und Europa schnallt das nicht.Also es geht langsam los und wir werden ja jetzt auch, glaube ich,auch jetzt nochmal drüber reden, wie eigentlich die politische Situation sichum die Ukraine herum entwickelt hat.JaBevor wir dann nochmal zu Scholz kommen.
Pavel Mayer 3:35:09
Ja.
Tim Pritlove 3:35:10
Also ich habe ja schon gesagt, gute Nachricht, am 11.März in vier Tagen wird vermutlich Schweden offiziell in die NATO aufgenommen worden sein,nachdem Türkei und Ungarn sich dann doch mal bequemt haben, dem zuzustimmen,was ja eh eigentlich irgendwie immer klar war, weil es mussten halt noch tausendSachen raushandeln, die Wichser.Und auch in der EU tut sich ja so einiges in den ganzen Debatten,man merkt einfach bestimmte Länder,gehen den nächsten Schritt zu Finnland, hat die Grenze zu Russland geschlossen,bis vielleicht auf einen Übergang, weil die Russen ja die ganze Zeit irgendwelche,Asylsuchende über die Grenze geschleppt haben, um da Druck zu erzeugen ähnlicheSituation bei den baltischen Staaten, den man eh nicht erklären muss was Russland ist.
Pavel Mayer 3:36:03
Die haben jetzt unter anderem verfügt, ich glaube, Estland oder Litauen,ich weiß es nicht, hat jetzt verfügt, dass sämtliche Fahrzeuge mit russischenKennzeichen das Land verlassen müssen.
Tim Pritlove 3:36:18
Wenn du zu schnell fährst und dein Auto wird beschlagnahmt in Estland,dann wird es auch gleich in die Ukraine geschickt.
Pavel Mayer 3:36:25
Das ist sehr pragmatisch. Ja,aber Aber Ungarn hatte ich nur jetzt eben auch mitbekommen, dass die jetzt auchnicht nur den NATO-Beitritt zugestimmt haben,sondern auch dem EU-Hilfspaket von, ich glaube, 52 Milliarden oder so.Wobei das ja jetzt nicht für Waffen gedacht ist in erster Linie,sondern für die Vorbereitung auf den EU-Beitritt, soweit ich das richtig verfolgt. habe.
Tim Pritlove 3:36:58
Ja, jedes Geld hilft auf jeden Fall.
Pavel Mayer 3:37:02
Ja.
Tim Pritlove 3:37:03
Ja.
Pavel Mayer 3:37:05
Also insofern ja,geht es, also es ist zumindest die EU jetzt kein Totalausfall so und,hat Das hat wahrscheinlich jetzt auch mit der Situation in den USA zu tun,dass man in Europa jetzt ein bisschen wacher geworden ist.Aber, ja, ich meine, gut, die Gesamtsituation oder den Folgen,was passiert, wenn die Ukraine verlieren sollte,in Anführungszeichen, was jetzt nicht unmittelbar passiert.Aber da macht sich offenbar auch niemand oder unsere Regierung scheint sichauch irgendwie keine Gedanken darum zu machen,was das für uns bedeuten würde und zwar ganz unmittelbar.Nämlich angefangen, also wenn jetzt plötzlich die Front zusammenbricht und dieRussen irgendwie den riesen Vormarsch starten, dann können wir damit rechnen,dass wir wahrscheinlich 10 bis 20 Millionen Flüchtlinge erstmal hier aufnehmen können.Dagegen ist das, was am Kriegsanfang war, so, also das ist, damit würde daserstmal unmittelbar anfangen.Bis hin, wo es dann endet, ist,dass dann wahrscheinlich die verbleibende, weiß ich nicht, Hälfte der ukrainischenBevölkerung dann im Dienste Russlands dann irgendwann uns gegenüber steht.Ja, das sagen die, dass dann Russland die Ukraine benutzt, um den Westen anzugreifen.
Tim Pritlove 3:39:13
Zwar nicht nur militärisch, sondern auch wirtschaftlich mit den Ressourcen,dem Getreide, mit allem.
Pavel Mayer 3:39:19
Ja, mit den Rohstoffen, mit allem.Also das wäre ein dermaßenes Desaster. Plus, dass natürlich jetzt auch die Chinesengenau gucken, was macht der Westen. Also die gucken da ganz genau hin.Und ich sage die Wahrscheinlichkeit, dass wenn...Dort den Chinesen klar wird, ach, der Westen ist sowieso, also der,macht nichts, dann ist als nächstes, ganz davon ausgehen, dann ist wahrscheinlichTaiwan dran mit hoher Wahrscheinlichkeit und dann sind wir in einer,Situation, wo wir dann wirklich uns in einem heißen Krieg plötzlich befinden.Und dann haben wir tatsächlich den Dritten Weltkrieg.Ja, und das scheinen sich viele Leute nicht vorzustellen, dass die Kriegsgefahr eigentlich steigt,wenn wir nicht die Ukraine entsprechend ausreichend unterstützen,sodass das in eine globale Katastrophe führen würde.Wobei das natürlich, was wahrscheinlich jetzt erstmal passiert,aber das machen wir vielleicht am Ende, so die Erwartung für dieses Jahr.Wir vielleicht dann am Ende nochmal sprechen. Aber eigentlich ist das,ja, also ich verstehe es halt auch nicht.Und gerade jetzt Scholz, weil wir dabei sind,so kann ich wirklich nicht nachvollziehen, diese Angst oder diese Kurzsichtigkeit.Und ich habe,seit Jahrzehnten nicht rechts von der Mitte gewählt, also keine CDU.Aber mittlerweile, so bin ich an dem Punkt, dass ich mir fast wünschen würde,wir hätten irgendwie eine konservative Regierung und nicht irgendwie diese SPD, die, keine Ahnung,kompromittiert oder in der Geschichte verfangen ist wegen Brandts Ostpolitik und so all das.Da hängen sie offenbar noch dran.
Tim Pritlove 3:42:26
Was auch immer der Grund ist, dass sie nicht reagieren.
Pavel Mayer 3:42:28
Ja, plus bis hin zur Linken jetzt, was von der Linken jetzt mittlerweile teilweisekommt, da dreht sich mir wirklich alles um,was da kommt.Also die Linke ist, ich meine, hatte für die Linke auch einiges an Sympathiein meiner Zeit im Abgeordnetenhaus,habe ich die da, was ist ich, Lederer und so, waren alles pragmatische,intelligente Leute, die, wo ich das Gefühl hatte, ja, sie sind vernünftig.Aber offensichtlich haben da jetzt auch zunehmend jetzt mehr irgendwelche Extremistenentweder die Aufmerksamkeit.Also ja, die Linke ist für mich jetzt absolut zum roten Tuch geworden.Und ja, die kann meinetwegen, ja, kann man meinetwegen beerdigen.Und zum Glück spielt sich, ja, egal, gut, aber das ist so kleiner, kleiner.
Tim Pritlove 3:43:37
Ich verstehe deinen Ärger, mir geht es ähnlich.Man fragt sich wirklich, was bitte hier die Marschrichtung ist und wo dieseRussland-Versteherei eigentlich herkommt.Wir können auch so mal so ein Interview verlinken, was so mit so einem deutschenProfessor, der auch aus Ostdeutschland ist, der aber in den USA lehrt,geführt wurde online, der meint, Ostdeutschland ist einfach da auch in dieserspeziellen Situation gefangen.Auf der einen Seite ist es noch so ein bisschen so Stockholm-Syndrom,man war halt von diesen Russen besetzt und auch in so eine Zwangsliebe verordnet.Die einem irgendwie eine Nähe reingeimpft hat, von der man sich wahrscheinlichjetzt nicht mehr so richtig trennen kann.Deswegen kommt halt auch immer so dieses, ja, aber man muss ja auch mal die Russen verstehen.Wo ich mich frage, was gibt es da zu verstehen? Ich meine, die fallen in einLand ein und bringen alle Leute um. Um irgendwie das dann einfach mal Schluss mit verstehen.Und dann auch mit dieser merkwürdigen Identitätskrise des Ostens gepaart,einfach eine Unfähigkeit entwickelt, hier in irgendeiner Form noch richtig zu reagieren.Dazu kommt halt auch noch dieser auch oft etwas, wie soll ich sagen,etwas dünn argumentierte paranoide Grundverhalten der USA gegenüber und diesem imperialen Denken.Es ist ja auch so ein Denkmuster, die sich in den 80er Jahren natürlich verstärkt hat,dass irgendwie ja die USA sozusagen die imperiale Bedrohung ist und sicherlichkann man der USA eine Menge vorwerfen,was sie sozusagen in den letzten Jahrzehnten alles so vergeigt haben von Vietnambis irgendwie Irakkrieg und was nicht alles.Es gibt genug, was man dem Land vorwerfen kann,aber das dann sozusagen gegeneinander aufzuwägen und da so eine Balance hinzustellen,wo man einfach keine Balance herstellen kann.Weil einfach so ein durchgeführter Genozid geht halt einfach nicht.Da kann man nicht mit so einem Whataboutism, ja aber in den USA hat ja auchjemand das und das gesagt.Ja, scheiß drauf, wir müssen jetzt hier einfach mal verhindern,dass ein Land komplett ausgelöscht wird und eine Kultur ausgelöscht wird.Da sind dann alle Debatten so ein bisschen sinnlos in dieser Richtung.Naja, also um es vielleicht kurz abzurunden, dieser Blick auf die Politik desWestens, man ist sich nicht einig, aber die Sache kommt auch in Bewegung.Langsam, aber in Bewegung. Gerade die jüngsten Äußerungen von Macron.Die halt schon mal versucht haben zu formulieren, Leute, wir müssen jetzt hiermit unseren Dogmen mal ein bisschen aufräumen und ich kann mir sehr wohl vorstellen,dass wir auch in der Ukraine selbst mal aktiv werden.Womit er ja nicht gesagt hat, wir müssen jetzt mit NATO-Truppen an die Front.Das ist klar, dass das keine Option ist. Das würde auch die Ukraine nicht wollen im Übrigen.Aber es gibt ja auch noch genug andere Optionen. Ob das nun Ausbildung mit Trainingist auf der einen Seite oder auch solche fortgeschrittenen Ideen.Wie, was heißt fortgeschritten, also fortgeschritten im Sinne,das wäre ein Fortschritt, wenn man sie umsetzen würde, aus meiner Perspektive,zum Beispiel, dass die Nordgrenze zu Weißrussland durch,Truppen von NATO-Ländern, nicht der NATO an sich, aber eben Westverbündetender Ukraine gesichert werden, um entsprechend Ressourcen freizumachen für denKrieg oder was auch immer.Es gibt genug Möglichkeiten der Unterstützung und das, was halt bisher geliefertwird, ist im Vergleich zu dem, was die Länder liefern könnten oder was die Länderleisten könnten. Sagen wir es mal so, es geht nicht ums Liefern primär, es geht ums Leisten.Da ist noch viel zu holen und man muss sich halt einfach mal von diesem Bild trennen können,dass wir jetzt in irgendeiner Form, dass es jetzt irgendwie eine Gefahr wäre,durch irgendeine Maßnahme zur Kriegspartei gestempelt zu werden von Putin.Für Putin sind wir sowieso der Feind.Sie schaltet mal das Fernsehen ein. Die erzählen den ganzen Tag,dass sie morgen gerne Atomraketen auf Berlin senden würden.Das ist der Grad an Diskussionen, der da in der Öffentlichkeit stattfindet.So mit unserem kleinen, kleinen und hohen, weil wenn wir jetzt hier irgendwieden kleinen Schritt 50 Zentimeter zu weit nach links machen,dann könnte man uns ja vielleicht vorwerfen, wir wären irgendwie ein bisschen böse.Das interessiert die überhaupt nicht.Für Putin gibt es nur eine Sprache. Das ist halt einfach Macht und konkrete Handlung.Das ist das Einzige, was den beeindruckt. Wenn man stark auftritt,dann ist das für ihn relevant. Aber in dem Moment, wo man die ganze Zeit sichnur rausredet und sagt, das können wir aber jetzt nicht machen,das hat die falsche Farbe für mich.Das interessiert ihn gar nicht und das ist genau das, was er eben auch beflügeltdurch die Propaganda, durch diese ganzen Talking Points, die hier durch solcheRussland-Versteher verbreitet werden.Ob sie dafür bezahlt werden oder nicht, ich weiß es nicht.Jetzt macht man den Eindruck, aber ist auch egal.Und das soll halt einfach nur unsere Debatte vernebeln und genau das geschiehthalt. Und so hat die russische Propaganda schon immer funktioniert.
Pavel Mayer 3:49:21
Und was aber auch bemerkenswert ist, dass diese Russland-Verstehen oder Russland-Sympathien,auf beiden politischen Extremen offenbar auf viel Resonanz stoßen.Also sowohl jetzt, was so AfD angeht, gibt es da einen großen Teil von Russlandverstehernund bei der Linken aber offenbar genauso.Und gerade die Linken, natürlich, wenn man dort die Hufeisentheorie erwähnt,Das ist so ein Reizwort, aber eigentlich bestätigt sich die immer wieder oderzumindest an dieser Stelle jetzt, was das Verhältnis zu Ukraine angeht, ist,dass Nazis und Linksextremisten mehr miteinander gemein haben,als sie glauben oder als sie irgendwie wahrhaben wollen.So, ja. Und ja, jeder, der irgendwie jetzt Linksympathien hat,wird jetzt wahrscheinlich ins Essen kotzen, weil ich das gesagt habe.Aber so nehme ich das wahr und ich finde, das ist auch keine unzulässige Vereinfachung an der Stelle.Sondern da sind halt Leute, die irgendwie auf beiden Seiten gerne einerseitsvon Demokratie und Beteiligung und die Leute reden,aber eigentlich alle denen, ich sag mal,doch auf der Suche nach irgendwie dann dem starken Mann oder Sympathien dannfür den starken Mann und Autokratie und einer gewissen Demokratieverachtungin Wirklichkeit daherkommen.Und ja.
Tim Pritlove 3:51:28
Das ist am Ende genau das Appeasement, was irgendwie damals auch Hitler stark gemacht hat.Hitler hat ein paar Länder überfallen und alle so, ja, das muss man sich nichtso ernst nehmen und so weiter.Da passiert schon nichts. Es ist ja nur das Sudetenland.Und ja, haben wir ja dann gesehen, was dabei herauskommt. Mit Putin ist es halt genauso.
Pavel Mayer 3:51:46
Ja, ich meine, was ich vielleicht noch ansatzweise nachvollziehen kann, so als Kalkül,dass man jetzt also Russlandhat ja jetzt nicht den totalen Krieg erklärt sondern es ist nach wie vor ichsag mal auch für Russland sagen die begrenzt die Ressourcen die es dort einsetztkeine Generalmobilmachung und hatten wir ja vorhin auch schon das heißt.Russland versucht es halt,sagen, irgendwie sich zu arrangieren mit dem ganzen Ding und das nicht zu sehr,nicht zu teuer werden zu lassen.Und auf westlicher Seite habe ich das Gefühl, versucht man sich auch gerade damit zu arrangieren.Also man versucht eigentlich nicht den Krieg zu beenden oder hätte es am liebstenirgendwie, wenn das jetzt so weitergeht und sich möglichst nichts verändert und möchte nicht,dass Russland dann irgendwie den nächsten Schritt geht.Aber umgekehrt ist das, was Russland jetzt gerade tut, oder hatte William Spanielso schön gesagt, dass manche Erfolge halt selbst limitierend sind.Das heißt, je erfolgreicher jetzt Russland, je mehr Erfolge Russland jetzt haben wird,umso krasser wird dann die Reaktion im Westen ausfallen.Nur die Frage ist, ob das dann rechtzeitig kommt.Aber gut, da vielleicht später nochmal drauf. Aber gut.Ja, ich finde das alles in weiten Teilen sehr unbefriedigend,gerade was Deutschland macht und aber auch was die USA tun,da möchte man auch irgendwie am liebsten nur weglaufen oder abschalten.
Tim Pritlove 3:53:51
Ja, die Republikaner sind mittlerweile auch komplett einfach.Ich meine, dass Trump irgendwie schon immer seine Liebe für Diktatoren hatte,das hat er ja nun schon selber oft genug gesagt und ich habe keine Ahnung,wie viel Kohle er von Putin schon bekommen hat und was er da noch irgendwiealles meint, verdienen zu können.Ihm geht es ja eh nur um sich selber und zieht halt mittlerweile die ganzenRepublikaner mit in den Orkus und das ist halt eine totale Katastrophe,weil die Situation in den USA nicht verfolgt,das hatten wir in der letzten Sendung auch schon angesprochen,das hat sich auch nicht groß verändert,dieser neue Sprecher des Hauses im Kongress, der Johnson tut halt alles dafür,um eine Abstimmung über die Ukraine Hilfe zu verhindern.Deswegen fehlt da jetzt seit Oktober die Mittel, den Russen noch was entgegenzusetzenund das ist halt einfach mal so klar, eine Unterstützung der russischen Position,das ist einfach unfassbar, wie die amerikanische Öffentlichkeit,die über Jahrzehnte immer so diesen Kampf gegen den Kommunismus vorgeschobenhat und Russland ist ja das Böse und so weiter.Insbesondere die Republikaner immer vorneweg das jetzt alles über Bord schmeißen,um so einen komischen Religionskult für so einen Vollidioten durchzuziehen.Also man wundert sich manchmal über gar nichts mehr.
Pavel Mayer 3:55:12
Aber die interessiert auch, in Wirklichkeit interessiert die auch Russland gar nicht.Das ist alles nur eigentlich in erster Linie ein Mittel, um selber...An die Macht zu kommen.
Tim Pritlove 3:55:26
Genau.
Pavel Mayer 3:55:27
Ja, auch wenn man bereit ist.
Tim Pritlove 3:55:30
Dafür zu bezahlen.
Pavel Mayer 3:55:31
Ja, ja. Und ich könnte mir genauso vorstellen, dass falls jetzt,was ich nicht hoffe und auch nicht glaube, falls Trump irgendwie wieder Präsidentwerden sollte, traue ich ihm auch zu,wenn es opportun ist, einen Tag später, keine Ahnung, Russland bombardieren zu lassen.Einfach so, weil aus irgendeinem Grund Und es jetzt plötzlich opportun ist,weil irgendwie irgendwas passiert und er dann Dinge tun muss.Und er war ja in vielerlei Hinsicht da ein bisschen wie Putin auch unterwegsund auch mit Atomdrohungen gegen ihn auch ein bisschen leicht von der Zunge.Im Gegensatz zu allen anderen Politikern, die mir untergekommen sind,da über sowas redet man einfach nicht.Aber ja, jetzt kann man nur hoffen, ich meine, jetzt haben wir ja diese Discharge-Petition,wo dann möglicherweise bis April...Bis April dann tatsächlich eine Abstimmung im Repräsentantenhaus stattfinden könnte.Aber derzeit versucht er das halt auch zu torpedieren, indem er versucht,dann die abtrünnigen Republikaner irgendwie unter Druck zu setzen oder auf seineSeite zu ziehen mit jetzt einem angeblichen neuen eigenen Vorschlag.Jetzt plötzlich die Situation an der Grenze wieder mit reinzubringen.Aber es ist einfach...
Tim Pritlove 3:57:14
Das sind alles so Spielchen. Also wer das nicht verfolgt in den USA,dieser Sprecher versucht einfach alles, um es weiter rauszuzögern.Man kann das nicht anders sagen.Ein Typ, der irgendwie kein nachgewiesenes Bankkonto hat und auch im Verdachtsteht, irgendwie Geld von Russen zu bekommen.Trump will halt irgendwie alles verhindern, dass es keinen Sieg für Biden gibt,Egal was das für internationale Auswirkungen hat,Hauptsache er steht als ich kann die Probleme nicht lösen da,damit dann Trump sich sozusagen als der Große hält, der jetzt alle Problemelösen wird, obwohl er selber der Grund ist, warum sie nicht gelöst werden.Das möchte er gerne und das ist sozusagen sein Plan und die ganzen Republikaner,die alle nur vom Geld getrieben zu sein scheinen, jegliche Moral und jeglichesVerhältnis zu dem, was Amerika angeblich in der Welt sein soll, verloren haben,tragen das halt mit, weil sie alle Schiss haben, ihren eigenen Posten zu verlieren.Also das wird sich zeigen.Wir müssen aber jetzt, weil wir jetzt hier auch schon bald vier Stunden vollhaben oder voll haben, ich weiß nicht, mal auch langsam zu unserer Schlussdebattekommen. Ja, vielleicht.Zumindest den letzten großen Thema.
Pavel Mayer 3:58:24
Ja, genau.Lass uns das jetzt noch durchgehen und ja, das große Thema, das letzte Thema halt,ja, Taurus-Debatte und Scholz-Isolation hatten wir schon mehrfach irgendwieangesprochen und so die erste Frage wäre natürlich, weil du auch sagtest, in der Ukraine,Taurus-Scholz, Taurus-Taurus, wieso eigentlich,ich meine gut, die Debatte läuft ja auch schon länger.Aber die Frage ist natürlich erstmal, was ist dieses Ding eigentlich und warumist das jetzt in der Debatte überhaupt so hochgekocht?Und ja, und diese Taurus ist halt, schönes Militärdeutsch, eine modulare Abstandswaffe.Und im Grunde genommen sehr ähnlich zu den wieder diskutierten Storm Shadowslash Skalp von den Franzosen,also auch ein Marschflugkörper,der...Im Tiefflug mit einer Geschwindigkeit von bis zu 1000 kmh eine Entfernung vonbis zu über 500 Kilometern zurücklegen und dann mit extremer Präzision Ziele anfliegen kann.Und warum?Es gibt mehrere Gründe, glaube ich, warum diese Debatte jetzt so hochgekocht ist.Und einer davon ist, dass erwähnt den Briten und den Franzosen so langsam dieStorm Shadow und Skalp ausgehen.Also das war auch ein Ding, was so ein bisschen aus dieser abgehörten Konferenz,auf die wir auch noch kommen wollen,rausgekommen ist, dass das zumindest ein Punkt zu sein scheint.Aber was, und die,ich sag mal, die Russen sind jetzt auch massiv drauf angesprungen und ich hab mich gefragt,okay, wie viel davon ist eigentlich jetzt pure Propaganda oder haben die wirklichjetzt Angst vor den Dingern?Und ich meine, einerseits gibt es nicht so viele davon.Also es wäre jetzt auch nicht direkt kriegsentscheidend, weil es wurden bishernur 600 Stück davon gebaut und die Bundeswehr behauptet,sie hätten noch 150 davon einsatzbereit.Das ist aber wahrscheinlich ein bisschen tief gestapelt. Wahrscheinlich in Wirklichkeitsind es ungefähr 300, die die Bundeswehr hat.Und so könnten Sie sich vorstellen, 100 Stück davon abzugeben.So das weiß man jetzt nicht.Und mit 100 Marschflugkörpern gewinnt man jetzt auch keinen Krieg,aber die Dinger sind auch sehrunangenehm und wenn man die jetzt mit Storm Shadow und Scalp vergleicht,ist es ungefähr selbe Gewichtsklasse, so 1,4 Tonnen.Die Reichweite scheint aber ein bisschen größer zu sein und die kosten wahrscheinlichnur halb so viel wie die Storm Shadow Sculps.Aber scheinen mir,also wenn ich die Wahl hätte jetzt, ob ich eine Storm Shadow oder eine Taurus nehme,würde ich zumindest von den Specs her und was ich irgendwie erfahren habe,klingt für mich die Taurus doch ein bisschen mehr sophisticated.Also es kostet zwar nur die Hälfte, aber kann wahrscheinlich ein bisschen mehr.Und da unterscheidet sie sich nicht so sehr von der Storm Shadow,hat halt auch vier Navigationssysteme so mit GPS und Trägheitsnavigation.Aber das Entscheidende ist eben auch Terrain Reference Navigation, TRN.Das heißt, da wird ein Höhenprofil reingeladen, das macht Scalp Storm Shadowauch, aber es gibt dann auch noch die sogenannte Image-Based Navigation.Das heißt, es gibt auch noch eine Kamera und diese Kamera kann unterwegs undauch am Ziel quasi Objekte identifizieren.Wenn man entsprechend Modelle davon vorher hochlädt,dann kann die einfach anhand bestimmter auffälliger Gebäude oder anderer Merkmaleanhand der Kamera einfach genau feststellen.
Tim Pritlove 4:04:03
Zum Beispiel so eine Brücke, die nur so aussieht, wie eine Brücke aussieht.
Pavel Mayer 4:04:08
Ja, und die Dinger können tieferfliegen, also sie können irgendwie bis unter 35 Meter Höhe so gehen,das ist meines Wissens etwas tiefer als Storm Shadow kann und,Und damit sind die extrem schwierig zu bekämpfen,weil in 35 Metern Höhe mit Radar ist da nicht viel zu erfassen.Und wenn die jetzt mit Mach 0,95, dann ist es ungefähr über 300 Metern pro Sekunde.Das heißt, ganz praktisch ist es so, wenn du irgendwo stehst und da kommt soeine Taurus angeflogen,dann hast du ungefähr zwei Sekunden, bis die über dir ist und nochmal zwei Sekunden,bis sie verschwunden ist.Das heißt, du hast so vier Sekunden Zeit, das Ding zu erfassen und zu bekämpfen,was halt extrem schwierig ist.Das heißt, eigentlich brauchst du dann Kampfflugzeuge, aber wenn das Ding nichtauf dem Radar ist, ist es halt schwierig. schwierig.Außerdem gibt es auch noch Optionen, das Ding hat auch eine Option, eine,Selbstverteidigungsoption, die man installieren kann, wie gesagt,modulare Abstandswaffe.Das heißt, wenn die merkt, dass sie selber bekämpft wird, also kann halt identifizieren, dass da eine,Rakete auf sie zukommt, kann sie halt auch Täuschkörper wiederum ausstoßen.Wie ein Kampfflugzeug. Kann sich dann also vor Radar und Infrarot auch noch schützen.Und so ein weiteres Feature ist so der Zwei-Wege-Datenlink.Damit kann man dann sogar auch bewegte Ziele bekämpfen.Das geht dann auch.
Tim Pritlove 4:06:25
Und Was meinst du mit bewegte Ziele bekämpfen? Also wenn jetzt eine Rakete aufdie Rakete zufliegt oder was?
Pavel Mayer 4:06:33
Nein, jetzt Panzer oder am Boden irgendwelche Konvois. Also als Ziel sozusagen.Also beweglich. Also du kannst damit halt Panzerkolonnen oder was weiß ich irgendwieein Auto oder so angreifen.Aus 500 Kilometern Entfernung.Dann Dann hat das Ding, ja,gut, es ist eine ungefähr 100,also hat einen 400 Kilo schweren Penetrator und eine 95 Kilo schwere Vorholladung, wie es so schön heißt.Und also auch der...Der Gefechtskopf ist so,dass der einen speziellen Sensor drin hat,der misst, wie tief er jetzt in das Ziel eingedrungen ist und welchen Widerstandjetzt beim Eindringen in das Ziel er erlebt hat.Der kann irgendwie 10.000 G Beschleunigung überleben und dem kannst du dannsagen, ich möchte bitte, dass du jetzt drei Betondecken durchstößt,bevor du dann explodierst.Oder zehn Meter Erde und dann, weiß ich nicht, dann bitte drei Meter tief im Beton oder so.Dann kannst du halt dann genau sagen, an welcher Stelle innerhalb des Zielsdie eigentliche Hauptladung detonieren soll.Und wie gesagt, die erste Ladung macht halt ein Loch rein und die zweite machtdann den Weg für den Penetrator auf.Und ansonsten, ja, ist noch vielleicht letztes Feature, so fünf verschiedeneAngriffsmodi, so entweder Pop-Up, wo du dann hochgehst und von oben angreifst, Low-Level-Pop-Up,dann Dive-Attack, wo du dann von oben kommst, dann gibt es noch die Airburst-Variante,wo das Ding in der Luft explodiert.Und dann gibt es auch noch den Horizontal Cave Attack als Modus,wenn du irgendwie Höhlen in einem Berg angreifen willst oder Landebahnen,wie die Schweizer sie mal hatten, so im Berg.Die kannst du dann auch bekämpfen, da kannst du halt in irgendeinen Tunnel oderEingang oder so reinfliegen.Also mit anderen Worten, das Ding ist schon also Also eine sehr unangenehme Waffe,die mit hoher Wahrscheinlichkeit ihr Ziel erreicht und eben auch in der Lage ist,einen Brückenpfeiler anzusteuern,und wahrscheinlich sogar genau in der Mitte zu treffen.Aber die Ladung, naja, mit den 400 Kilo, so, ja, also...Es reicht, um so ziemlich jedes freistehende Gebäude in Schutt und Asche zu legen.Aber so bei der Brücke, also speziell bei der Kerschbrücke, ist man sich nicht so sicher.Und die generelle auch Angst vor Blamage, dass sie nur ein Loch reinmachen unddie Brücke stehen bleibt.Und ja, rechnen damit, dass man wahrscheinlich so 30 oder 40 Stück bräuchte,um die Kerschbrücke zu zerstören.Und wenn es halt nur 100 gibt...Naja, also ist nicht kriegsentscheidend, aber kann halt,ja, ist was, wo ich verstehen kann, dass die Ukraine das gerne hätte und dassdie Russen sehr daran interessiert sind, dass die Ukraine die Dinger nicht kriegt.So, das kann man vielleicht mal festhalten.Und die russische Reaktion kann man fast nur als hysterisch betrachten.Und ich weiß nicht, ob du es gesehen hast, dieses Propaganda-Video mit den deutschen Brücken.
Tim Pritlove 4:10:59
Ne, das Video habe ich nicht gesehen, aber dass sie sozusagen jetzt die Diskussionführen, welche Brücken man jetzt in Deutschland alles so abschießen könnte.
Pavel Mayer 4:11:07
Ja, also sie haben ein Video dazu gemacht mit Bildern von der Fehmarn-Beltbrücke unter anderem,so mit diversen Rheinbrücken, so in Köln und Düsseldorf und dann auch eine Brücke war da,ich weiß nicht genau welcher Schifffahrtskanal das war,aber sozusagen auch eine Schifffahrtsbrücke, wo dann der Kanal voller Wasser oben drin ist.Da haben sie sich halt die Mühe gemacht, hübsche Bilder von haufenweise deutschenBrücken rauszusuchen und zusammenzuschneiden. Zitterer.
Tim Pritlove 4:11:46
Ich zitterer.
Pavel Mayer 4:11:47
Ja, ja. Also ganz offensichtlich haben die Russen Angst vor Taurus.Ob das gerechtfertigt ist oder nicht, aber ja, sie haben Angst.
Tim Pritlove 4:11:57
Naja, was heißt Angst? Sie wollen halt die Debatte in Deutschland zerstören.Und das, wie ich vorhin schon sagte, darum geht es der Propaganda immer.Irgendwelche Ängste schüren auf irgendwelchen Seiten und dafür möglichst vieledavon, damit sich alle in den Haaren liegen und keiner so richtig weiß,woran man ist oder was jetzt noch wahr ist und so weiter.Also im Prinzip ist die russische Propaganda ja im Kern die Zerstörung der Wahrheitserzählung.Und weil wenn es keine Wahrheit mehr gibt, keine gefühlte Wahrheit mehr gibt,dann ist halt alles eine Lüge und dann wird halt gar nichts mehr geglaubt unddann kannst du irgendwie auch erzählen, was du möchtest.
Pavel Mayer 4:12:38
Ja, das ist genau der Punkt.Aber auf der anderen Seite gibt es natürlich eine Kehrseite von dem,nämlich dass ein Großteil der Russen dann ihre eigene Propaganda glaubt.So, also klar gibt es einen Haufen von Leuten, die wissen, dass das alles Quatsch ist,aber es ist halt dann auch schwierig, für die Russen Wahrheit und Fiktion auseinanderzuhaltenund das hindert dich dann natürlich auch wieder an einer effektiven Kriegsführung.Und das führt dann wahrscheinlich dazu, dass Russland oder hat dazu geführt,dass Russland so viele Fehler gemacht hat aufgrund eben dieser Fehleinschätzung,weil sie ihrer eigenen Propaganda geglaubt haben.So das ist dann ein bisschen die, sagen die Kehrseite. Und deswegen sage ich,die Russen haben Angst oder vielleicht nicht die Russen, aber ja, es gibt Angst.Dort ist mein Gefühl.
Tim Pritlove 4:13:37
Naja, können sie ja gerne haben. Jetzt wissen wir auf jeden Fall,was Taurus kann oder könnte.Und jetzt gibt es halt diese Debatte.Es ist ja auch nicht die erste Ukraine-Krieg-spezifische typisch deutsche Debatte.Oder sagen wir mal deutsche Debatte, nicht typisch deutsch, aber deutsche Debatte.Vorher war es halt die Debatte um die Panzer Leopard.Release the Leopards, das war dann sozusagen der Slogan und was hat dieses Landrumgeeiert und irgendwie Erzählungen aufgemacht, warum man jetzt irgendwie diePanzer nicht liefern könnte,weil die sind ja viel zu kompliziert zu verstehen und so weiter.Das können die Ukrainer ja gar nicht.Was ist passiert? Hingeliefert, ein paar Wochen herumgefahren und in den Krieggeführt und erfolgreich eingesetzt.
Pavel Mayer 4:14:29
Hat sich alles als Quatsch rausgestellt, als kompletter Unsinn rausgestellt, muss man jetzt sagen.Die Einschätzung gab es auch schon vorher. Genau und die Russen haben auch gedroht,dass wenn ihr Leoparden liefert, legen wir euer Land in Schutt und Asche.Also alles irgendwie wieder derselbe Quatsch und niemand scheint dazu gelerntzu haben hier so richtig.
Tim Pritlove 4:15:01
Genau und jetzt ist es halt die Debatte um Taurus.Und wahrscheinlich werden uns auch noch ein paar andere Debatten derselben Artbevorstehen, solange sich eben diese Grundhaltung nicht ändert.Jetzt ist das Ganze natürlich nochmal hochgekocht, weil es eben diese von denRussen abgehörte Telefonkonferenz gab von verschiedenen Soldaten der Bundeswehr.Ich weiß nicht, hast du die Liste irgendwo nochmal, wer diese vier waren,die daran teilgenommen haben? Ich habe es jetzt nicht vor mir.Tut auch erstmal nichts zur Sache, sind auf jeden Fall alles Operative,die in irgendeiner Form mit der Taurus-Waffentechnik näher bekannt sind.Und die auch für organisatorische Abläufe in irgendeiner Form zuständig wärenoder zumindest an dieser Diskussion nah dran sind,sollte sich Scholz doch noch dafür entscheiden, die zum Einsatz zu bringen.Das Ganze war eine Konferenz, die eigentlich dazu diente,sich abzustimmen im Vorfeld einer anstehenden Präsentation über Taurus mit demVerteidigungsminister Pistorius,die anstand und vielleicht noch ansteht, weiß ich nicht genau,wo in einer halben Stunde die Bundeswehr mal darlegen sollte,Was würde denn überhaupt gehen, würde man sich sozusagen doch noch dafür entscheiden,so in diese Richtung ging das oder zumindest ist das die Richtung,die diese Bundeswehrteilnehmer dort besuchen?
Pavel Mayer 4:16:47
Ja.
Tim Pritlove 4:16:49
Anstreben. Und das war immer so ein bisschen geprägt von, wir wollen jetzt hierauch nicht eine Erzählung starten, die sagt, das geht alles nicht.Aber auch jetzt nicht unbedingt, es gibt keine Probleme, sondern wir wolltendas irgendwie abwägen. Und darüber haben sie sich unterhalten.Der eine war in Singapur und hat offensichtlich an dieser eigentlich internetbasiertenTelefonkonferenz, die mit diesem Webex-System umgesetzt wurde,per Telefon teilgenommen, weil da offensichtlich in Singapur gibt es kein Internet.Habe ich noch nicht von gehört, aber aus irgendwelchen Gründen stand wohl nurein Telefon zur Verfügung.Ich vermute, er war halt irgendwo ohne Laptop oder so.
Pavel Mayer 4:17:35
Wobei auch auf dem Handy hast du einen Webex-Client.
Tim Pritlove 4:17:39
Ja, es gibt keine Entschuldigung dafür.Also er hat sozusagen einen Telefonzugang vermutlich, einen Telefonzugang genutztund der wurde von den Russen abgehört.
Pavel Mayer 4:17:49
Also es war General Gräfe, einer der ranghöchsten Teilnehmer,der sich dann aus Singapur eingewählt hat und der, der ihn reingelassen hat, war halt ein Leutnant.Also irgendwie fünf Dienstgrade niedriger, der die ganze Konferenz organisierthat und dann offensichtlich nicht irgendwie,ja, sich nicht traute, irgendwie dem General zu sagen, irgendwie,das geht so nicht, sondern irgendwie, ja.Und dann waren die anderen beiden so, ich glaube, Oberstleutnant,das ist sozusagen eins unter, ja, ist deutlich auch unter, ja,dazwischen, da sind es dann noch Oberst und so,also Colonel wäre es im Amerikanischen der entsprechende Dienstgrad,Gerade die dann wiederum teilweise von den auch Cyber-Streitkräften der Bundeswehrund der Generalinspektor der Luftwaffe,also Luftwaffenchef,war dabei.Und es war alles so eine sehr kumpelhafte Debatte, wenn man dem zuhört.Man hätte fast das Gefühl, dass sie sich duzen.Haben sie auch teilweise. Also regelmäßig.
Tim Pritlove 4:19:23
Am Anfang haben sie das getan, bevor der General glaube ich dabei war.
Pavel Mayer 4:19:27
Ja, also.Er kam recht früh dazu und wenn man sich das auch anhört, da war die Frage,ist jetzt Webex unsicher, haben die Russen das gehackt, aber es sieht meinerSicht, es wurde zumindest auch von offizieller Seite bestätigt,dass der Gräfe abgehört wurde.Oder wenn du dir das anhörst, siehst du, dass das zumindest die Aufnahme auchaus der Perspektive von Gräfe ist, wie er anruft. Und das Ganze beginnt sozusagen mit seiner Einwahl.Und dann antwortet er, hallo Herr General, ich bringe Sie dann gleich rein in die Konferenz.Und dann ging es halt los und alles.
Tim Pritlove 4:20:04
Auch mit diesen typischen Telefontönen, die das begleiten.
Pavel Mayer 4:20:07
Ja, wobei, ich sag mal, es ist jetzt nicht 100% ausgeschlossen,weil wenn der Stream aufgezeichnet wird, wird auch das mit aufgezeichnet,aber der Punkt, dass es genau dort beginnt und auch die, also ich würde sagen,zu 99% war das halt im Rahmen der, sag mal, normalen Vorratsdatenspeicherung durch Geheimdienste.Wurde das wahrscheinlich mitgeschnitten und dann hat man,geguckt, man kennt wahrscheinlich die Einwahlnummer, also zumindest sagen dasEnde so auf deutscher Seite, diese Einwahlnummer ist wahrscheinlich irgendwodann bei den Russen auch im System,sodass das getaggt wurde und dann Dann wurde es auf Schlüsselworte untersuchtund so ist man, glaube ich, zu dieser Aufnahme gekommen.Also ich denke nicht, dass er jetzt dann von Agenten begleitet wurde oder so,sondern das war halt normale Vorratsdatenspeicherung.Also du kannst davon ausgehen.Jede SMS, die irgendjemand schicktin den Datenbanken von mindestens fünf Geheimdiensten weltweit, landet.Und bei Telefongesprächen ist das Datenaufkommen ein bisschen größer.Aber bei den heutigen Datenmengen kann man es sich einfach leisten,erst mal unglaubliche Mengen aufzuzeichnen und dann auszufiltern und zu sortieren.Und ich denke mal, das ist ungefähr so gelaufen, weil sie einfach eine bekannteEinwahlnummer gewählt haben, ist dann bei den Russen die Lampe angegangen.Ah, da ruft jemand aus Singapur in Deutschland bei der Bundeswehr Einwahlnummer an.Hören wir mal, was die so zu sagen haben. Ja,das Gespräch selber war aber, also sich dann viel echauffiert,also speziell dann auch von der Linken, von wegen Kriegstreiber und wie kann man nur und so,aber aus meiner Sicht war das und da muss ich sagen, da war,da ist Pistorius, sagen, auch ein guter Verteidigungsminister an der Stelle,Weil der hat dann genau das gesagt später, was ich mir auch beim Anhören gedacht habe.Die haben halt einfach ihren Job gemacht, nämlich zu diskutieren,was würde das bedeuten, wenn wir jetzt von der Politik den Auftrag bekommen,das zu tun und was so sind die Restriktionen, was wären die Zeitpläne und so,einfach um eine politische Entscheidung zu ermöglichen.Und das war, ich würde sagen, eine relativ neutrale, sachliche Beziehung.Ich meine, so ein paar Formulierungen kann man sagen,so wie eine Brücke im Süden oder so, aber im Prinzip war da jetzt,sag mal, fand ich da jetzt nichts Skandalöses dran, sondern genauso oder soähnlich hätte ich mir das vorgestellt, dass irgendwo genau so ein Gespräch stattfindet, wo man...
Tim Pritlove 4:23:30
Absolut. Also inhaltlich stimme ich dir da vollkommen zu.Was mich ein bisschen, nicht schockiert, aber wo ich so ein bisschen mit demKopf schütteln musste ist, das waren ja nun alles Bundeswehrleute.Und man würde ja meinen, dass wenn du jetzt Soldat bist und General und wassie alles sind, dann sollten sie ja in einem auch wirklich gut geschult sein.Nämlich klar zu kommunizieren, Fakten einfach mal darzulegen und klare Sprachebenutzen, damit es irgendwie unverfälscht rüberkommt.Und das ist irgendwie meiner Wahrnehmung keinem dieser Teilnehmer auch nur ansatzweise gelungen.Da wurde kein Satz richtig zu Ende gesprochen, da wurde rumgenuschelt,da wurden komische Worte benutzt, also rein so sprachtechnisch fand ich dasunter aller Sau unklar, undeutlich.Man musste also wirklich genau hinhören und sich nochmal die Transkription durchlesen,um überhaupt zu verstehen, was diese Aussagen dann am Ende wirklich eigentlich sagen sollten.
Pavel Mayer 4:24:37
Es war unstrukturiert, sie sind sich teilweise ins Wort gefallen und ja, das war eher so wie,also formlos würde ich sagen.Es war eine formlose Debatte, aber natürlich ermöglicht sie natürlich ein paardurchaus interessante Einblicke.Sie sagt einmal der Punkt, dass die Engländer und Franzosen praktisch Winchesterbei Storm Shadow Sculpt sind.Also Winchester heißt halt irgendwie Munition alle.
Tim Pritlove 4:25:21
Wo kommt dieser Begriff her? Ich kannte den noch nicht.
Pavel Mayer 4:25:25
Achso, das ist eigentlich aus der Fliegerei, so ist das, sagen wir mal,über Funkverkehr, wenn du so, I'm Winchester, heißt dann,ich bin, ja,munitionslos.
Tim Pritlove 4:25:41
Aber wo kommt das her?
Pavel Mayer 4:25:44
Ja.
Tim Pritlove 4:25:46
Ich weiß es nicht.
Pavel Mayer 4:25:48
Aber es ist halt einer dieser Begriffe.Ja, so wie auch Bogi und für irgendwie fremde Kontakte, feindliche Kontakte. Ja, okay.So, das war so ein bisschen ein Statement. Und dann war noch interessant aber,was quasi an Support und an Daten benötigt wird, um das Ganze einzusetzen.Und du brauchst halt dann auch spezielle Stationen oder Geräte,um die Zielmodellierung durchzuführen.Also du brauchst einmal Topografiedaten, die dann von der IABG zur Verfügunggestellt werden sollten.Das ist so eine deutsche Rüstungsforschungsgemeinschaft im Wesentlichen.Und das erinnerte mich dann an meine vor 30 Jahren so an die SRTM,die Shuttle Radar Topography Mission,wo ein deutsches Instrument auf dem Space Shuttle mitgeflogen ist,was halt ein sehr detailliertes Höhenprofil angelegt hat.Und ich weiß das deshalb, weil Teile meiner Software sagen,weil wir den Zuschlag gekriegt haben, damals diese Topografie-Datenbank zu verarbeiten,weil wir Terravision hatten und hatten dann den Auftrag von der DLR.Quasi die Daten zu bearbeiten und in eine Datenbank zu packen.Aber deswegen, daran fühlte ich mich erinnert.Und jedenfalls gibt es halt, braucht man diese hochauflösenden Topografiedaten,damit die auch ihren Weg finden kann. Und ganz offensichtlich liegen die vor.Also die Bundeswehr hat halt Höhlendaten von der Ukraine hoch aufgelöst.Und das war halt überhaupt kein Problem.Die müssen halt nur bereitgestellt werden. Ja.Das andere Ding ist, sowohl für die Wegpunkte als auch dann für das Ziel kannman dann noch eine Zielmodellierung durchführen.Wenn man hohe Genauigkeit haben will, dann nimmt man Fotos und dann wird haltein Modell von dem Ziel auch in dem Flugkörper gespeichert,sodass er eben genau in der Lage ist,selbst wenn komplett Satellitenverbindung weg und GPS gestört und alles,ist er dann trotzdem in der Lage, das richtige Fenster oder den richtigen Lüftungsschachtanzufliegen oder eben den Brückenpfeiler in der Mitte zu treffen.Sie sprachen zwar offiziell von kleiner 3 Meter, die Treffergenauigkeit.Wahrscheinlich, ja, kleiner 3 Meter kann alles bedeuten, aber unter guten Verhältnissenkann ich mir vorstellen, dass das Ding auf einen halben Meter genau wahrscheinlichsein Ziel anfliegt, wenn das vernünftig modelliert ist.Das heißt, du kannst mit dem Ding im Prinzip in einen größeren Lüftungsschacht reinfliegen.Krass.Oder in den Gulli.Wow. Das ist ein Kanaldeckel ansteuern wahrscheinlich.Wahnsinn. Und ja, und diese Zielmodellierung und so ist halt ein bisschen,also ja, da braucht man halt die Software für und braucht Bilder vom Ziel und so.Aber das war zumindest alles kein großes Problem.Da haben sie noch drüber gesprochen. Man braucht natürlich auch ein Flugzeug,wo man das Ding dran hängt.Und da war dann die Debatte, ob man dann die Engländer fragt.Es sprach dann übrigens auch von Engländern und nicht von Briten.Aber das ist halt normal, Engländer. Gut, dass die ja schon Erfahrung haben,die Franzosen eigentlich auch, aber wahrscheinlich haben die Engländer,die Briten hatten da wahrscheinlich die Federführung bei der Anpassung.Und die könnte man ja dann gegebenenfalls fragen, ob sie auch helfen könnten,so dann die Taurus anzustellen.
Tim Pritlove 4:31:01
Schön fand ich auch die Formulierung, da kommt dann so ein Bastler aus der Ukraine und macht das.Also das war schon wirklich sehr salopp, aber um kurz zu machen vielleicht der Teil.Also generell waren sie schon der Meinung,ja da gibt es noch ein paar ungelöste Probleme, aber nichts davon ist unlösbarund die Ukraine hat sowieso schon immer gezeigt, dass es am Ende schneller geht,als man das vorher gedacht hat und daran soll es nicht scheitern.
Pavel Mayer 4:31:33
Ja, und ich sage mal, eine Peinlichkeit, die dabei jetzt rauskam, war,dass Scholz halt vorher behauptet hat, man könne keine Taurus liefern,weil man sonst Bundeswehrsoldaten in die Ukraine schicken müsste.Und da kam raus, das ist nicht die Meinung, nicht die Sicht der Experten beider Bundeswehr, sondern die haben dann verschiedene Szenarien auch diskutiert,wie man das vermeiden könnte.Und das sagen Bundes, also ich meine einige davon waren ein bisschen abstrus.Dann meinten sie, naja, das könnte man vielleicht die Industrie irgendwie Expertenschicken lassen, stattdessen die das dann im Land machen.Oder man könnte das von Polen aus machen.
Tim Pritlove 4:32:24
Oder man könnte auch irgendwie ein paar von diesen Zivilisten in der Ukrainefragen, die so einen auffallenden amerikanischen Akzent haben.
Pavel Mayer 4:32:31
Genau, das war die andere Sache. Und ich meine, heutzutage, man könnte es einfachauch übers Internet machen.
Tim Pritlove 4:32:41
Braucht man aber eine schnelle Leitung.
Pavel Mayer 4:32:43
Ja, ja.
Tim Pritlove 4:32:44
Das könnte natürlich ein Problem werden in Deutschland. Diese Debatte über dieseFernwartungsgeschichte, ich meine, sie kam ja dann noch so, ja,oder wir machen das dann in Polen und dann fährt einer mit den Daten mit dem Auto rüber.Festplatten verschicken irgendwie, okay, ja. Das geht auch besser.Also das war ein bisschen absurd, aber unterm Strich kann man sagen, die Bewertung ist klar.Für die ist es, wenn es den politischen Willen gibt, absolut technisch vorstellbar,leistbar in wenigen Monaten.Und ich würde mal sagen, der Zeitraum, der sich aus ihren Debatten so abgezeichnethat, ist irgendwas zwischen zwei,drei bis sechs bis neun Monate, je nachdem wie genau man sein will,wie viel Daten noch gesammelt werden muss, wie viel Personal entweder hingeschicktwird oder erstmal aufwendig in Deutschland trainiert wird.Mit anderen Worten, man könnte mit Goodwill und Scheiß drauf,kann man in zwei, drei Monaten irgendwie loslegen und wenn es unbedingt seinmuss und man wählt den kompliziertesten Weg,dann ist es auch noch innerhalb dieses Jahres leistbar.Nur, und das war ja auch klar in der Debatte, das muss dann die Politik entscheidenund die Politik hat halt derzeit ein paar Entscheidungsprobleme.
Pavel Mayer 4:34:10
Ja, vor allen Dingen die Politik, glaube ich, in Form von Scholz, so dieser Person.Und ja, das ist die Frage, ich sag mal, hattest du dich ja auch nochmal einbisschen genauer mit den Ursachen beschäftigt.Ich meine, über die Angst hatten wir ja schon diskutiert, aber so, es riecht.Das Ganze, also diese Vehemenz, mit der dort abgelehnt wird,ist schon bemerkenswert, fand ich.
Tim Pritlove 4:34:52
In diesem Interview wurden ja auch verschiedenste Ideen geliefert,was so ein bisschen Treiber dieser Gedankengänge sein könnten bei Scholz.Unter anderem halt auch die anstehenden wahlen in ostdeutschland undder große widerstand sozusagen dort unddie potenzielle popularität der afd dass er sozusagen aus diesen gründen nichtdiesen weg gehen will also mit anderen worten es wird hier auch nicht unbedingtjetzt das getan was das richtige wäre sondern was eben sozusagen die eigenemacht basis sichern kann das ist ja auch.Ich finde, das ist ein legitimes Argument für so einen Kanzler,auch immer zu beurteilen, ist vielleicht eine richtige Entscheidung in Anführungsstrichen falsch,weil sie dann dazu führt, dass ich die Macht gar nicht mehr habe,sie dann auch wirklich durchzusetzen, weil sich eine Öffentlichkeit so dagegen stimmt. gestimmt.Gestern habe ich auch gerade gesehen, gab wieder irgendeine Umfrage,wie denn so die deutsche Bevölkerung das sieht, mit einer klaren Mehrheit gegen die Taurus-Lieferung.Was ich auch verstehen kann, dass so eine Meinung existiert,wenn man sie eben sieht, wie sie öffentlich debattiert wird.Wenn einfach die ganze Zeit so Angst geschürt wird, oh ja, aber was ist denn,wenn wir eine Kriegspartei sind?Also face it, wir sind schon lange eine Kriegspartei, weil wir wurden von deranderen Seite als solche ausgerufen.Und da können wir herzlich wenig dran machen und wir haben ja auch gesehen mitden Panzern, du hast es schon benannt, das tut jetzt ehrlich gesagt auch allesüberhaupt nichts mehr zur Sache.Also wir schaden uns einfach durch Zurückhaltung mehr als durch klare Positionierungund ich habe so den Eindruck, dass Macron das zumindest verstanden hat und jetzt eben auch einfach mal,mitspielt so ein bisschen im Brust raus Und ja, lieber Putin,glaub mal nicht, dass du hier beliebig weit gehen kannst, weil Frankreich wirdauch irgendwann nervös.
Pavel Mayer 4:36:54
Ja, und meine Vermutung ist, es ist sehr wahrscheinlich, dass es laufen wird wie mit den Leoparden.Irgendwann wird der Punkt kommen, wo man dann sehen wird, okay, wir liefern jetzt doch.Doch, das halte ich für sehr wahrscheinlich, dass man sich aber noch eine ganze Weile zieren wird.Und was man eigentlich nur sagen kann, okay, in der jetzigen Situation wurdedie Entscheidung so getroffen, aber ich kann mir nicht vorstellen,dass diese Entscheidung dauerhaft Bestand haben wird.Auf der anderen Seite wird es eben genauso wie 100 Leoparden nicht kriegsentscheidendsein, aber es könnte viele ukrainische Leben retten.So, diese 100 Storm Shadows könnten ja wahrscheinlich hunderte oder tausendenUkrainern das davor bewahren,Opfer dieses Kriegs zu werden. So sehe ich das Kalkül einfach.Und Russland wird deswegen nicht verlieren, wenn wir Storm Shadow liefern.Das ist jetzt keine Wunderwaffe.
Tim Pritlove 4:38:19
Naja, also was heißt keine Wunderwaffe? Das lädt das Ding mir zu sehr auf.Sagen wir mal so, angenommen es gäbe jetzt Taurus und Ukraine hätte jetzt 50Stück zur Verfügung und es obliegt jetzt ganz ihrer eigenen Entscheidung,wie die jetzt zum Einsatz kommen.Und der Beschluss ist, okay...Wir bereiten das jetzt irgendwie alles vor und dann machen wir so eine konzertierte Attacke.So eine gestaffelte Angriffswelle, sagen wir mal, das geht dann irgendwie los.Decoy-Drohnen, kleine Drohnen, Angriffe auf Luftabwehrsysteme auf der Krim,das fliegt irgendwie alles los, damit geht's los.Russland versucht zurückzuschlagen, einiges wird runtergeschossen,manches wird vernichtet.Kaum ist die erste Welle durch, kommt gleich die zweite Welle hinterher.Also sozusagen mal so richtig schön angespart und in dem Fall geht man dannauch schon mit anderen Waffen, die ein bisschen effektiver sind,auch noch auf größere Ziele los.Bestimmte S-400-Luftabwehrsysteme, die dann mal gezielt mit Storm Shadow odersowas bedient werden, um sozusagen richtig schön da einen Kanal frei zu schaufeln.Parallel dazu geht eine größere Attacke los mit diesen Seedrohnen,die alle irgendwie auf die Brücke zufahren. Und wir haben ja bisher nur diese Bootdrohnen gesehen.Die nächste Generation sind ja Unterwasserdrohnen, die jetzt auch schon entwickelt werden.Die werden sicherlich demnächst auch zum Einsatz kommen und ich kann mir auchnicht vorstellen, dass die groß andere Ziele haben als diese Brücke und dieganz großen Schiffe. So, das heißt, die fahren jetzt irgendwie alle los und dann geht's ab.So, und dann wird diese Brücke attackiert, die Luftabwehr geht da auch schonlos, auf was auch immer da anfliegt und dann kommt erst die Taurus.Und das Ziel ist, ich meine, wir reden jetzt über Brückenpfeiler,aber es gibt nicht nur die Brückenpfeiler, es gibt die...Also die Straße, also diese Verbindung zwischen Russland und der Krim ist jaeine längere, ist ja nicht eine Brücke, sondern das ist ja eine längere Strecke, die,ich weiß nicht wie lang ist die insgesamt,ich gucke nochmal kurz, das ist so Luftlinie, sind das so 17 Kilometer.Und das fängt halt irgendwie an mit so einem Damm.Es läuft erst an so einem Damm entlang, gegen den kannst du nichts machen.Dann hast du so ein Brückensegment mit Pfeilern, so wie es eben schon mal angegriffen wurde.Dann hast du so eine Insel, da läuft es dann halt wieder auf dem Damm und dannhast du nochmal ein Segment, das ist da, wo dieser Lastwagen dann explodiertist bei dem allerersten Angriff eben auch mit diesen Pfeilern.Aber dann gibt es eine Stelle, das ist die Durchfahrtsektion für die Schiffe.Und da hast du ja nicht nur die Betonplatten für die Bahnlinie und die Straßen,die bisher angegriffen wurden, sondern du hast ja dann auch noch diese Stahlkonstruktion,die diese Brücke eben dann stabil hält.Und die erscheint mir schon sehr angriffsfähig also wenn du sozusagen auf diese,Pfeiler dieser Trage Elemente losgehst und in der Lage bist mit 3,4, 5 solchen Taurus Missiles die zu zerstören und nebenbei vielleicht dann nochmit deinen Unterwasserdrohnen auch noch die Pfeiler angehst oder was weiß ichwas sie da noch alles in die Luft sprengen können dann hast du da multiple,Schadenspunkte an so einem total kritischen Bereich.
Pavel Mayer 4:42:03
Also man kann vielleicht festhalten, das war auch die Sicht der Bundeswehr,dass man wahrscheinlich mit, wenn man 40 von diesen Dingern einsetzt auf die Brücke,dass die dann sehr wahrscheinlich auch für längere Zeit unbrauchbar gemacht werden würde.Also nicht nur irgendwie so wie bei den bisherigen Anschlägen, sondern ja,also mit 40 von den Dingern, ja, wären sie tatsächlich in der Lage,so die Brücke zu zerlegen.Aber ich glaube nicht, dass sie 40 von den Dingern dafür einsetzen.
Tim Pritlove 4:42:52
Nee, müssen ja auch nicht sein. Deswegen habe ich auch gesagt,nimmst du irgendwie so ein paar. Aber es gibt ja auch noch andere Brücken.Diese Eisenbahnlinie lässt sich ja an jeder Stelle, wo eine Brücke ist, machen.Du kannst auch andere Brücken komplett in Orkus schicken und das gleiche giltauch für die neue Eisenbahnlinie, die auf der derzeitigen Landbrücke,die noch existiert, gebaut wird, da in Donetsk.Also es gibt multiple Stellen, wo man im Prinzip den Zugverkehr in die Krimkomplett blockieren kann.Und das ist schon ein signifikanter Beitrag zu diesem Krieg.Beendet das den Krieg sofort? Nö. Aber schafft das sozusagen Luft für weitere Operationen?Ja, vielleicht so. Und wenn nicht, dann probiert man halt was anderes.Aber diese Möglichkeit komplett auszuschließen, nur unter diesem Argument,naja, aber vielleicht könnte dann irgendjemand meinen, wir wären eine böse Kriegsparteiund was passiert denn dann?Das ist halt dann eine Verlustangst, beziehungsweise eine Angst vor mehr AntwortenRusslands gegenüber Deutschland.Und da wir uns aber das Zerstören der Fehmarnbrücke nicht so richtig vorstellenkönnen, das wäre zwar ein bisschen schade um die Fehmarnbrücke,aber da geht Deutschland nicht von unter, nur die Brücke.Ist halt die Frage, was ist denn eigentlich diese Angst und was ist denn eigentlichder Grund, dass Deutschland mittlerweile in dieser europäischen Debatte zunehmendenMaße sich auch isoliert.Also über Scholz schütteln ja nicht nur die Ukrainer die Köpfe,sondern das ist ja mittlerweile auch im europäischen Verbund ist es so irgendwie, was erlaube Scholz.Und wenn man sich zum Beispiel mal diese Diskussion gerade anschaut,die ja parallel noch läuft mit, sollen wir die eingefrorenen russischen Geldbeträge und Assets,die hier so die jachten und was an Konten alles eingefroren wurde,ein multipler Milliardenbetrag,wo man sozusagen Staatsvermögen und privates Vermögen von einzelnen Russen beschlagnahmt hat.Hat, sollen wir das jetzt in irgendeiner Form der Ukraine schenken?Ja, da gibst du den soften Ansatz mit, naja, solange wir das Geld halten,wirft das ja Zinsen ab, da können wir ja die ja schon mal verwenden,was ich schon mal für vollkommen gerechtfertigt halten würde, so.Oder nehmen wir das sozusagen komplett raus und schenken das einfach komplett,kippen wir das komplett der Ukraine hinten rein.So, ich meine, das ist irgendwie irgendwas wie, ich weiß nicht mehr die genaueZahl, 300 Milliarden oder so.Also, Also das sind so nennenswerte Assets. Aber das wäre dann so ein richtiger Staatsraub.Also man würde sagen so, ah das gehört jetzt Russland, das gehört euch jetztnicht mehr, weil ihr seid böse.So, was könnte Russland dann tun, abgesehen von der Fehmarnbrücke? Naja.Ich bin mir halt sicher, dass Deutschland auch noch eine ganze Menge Assetsin Russland hat, von denen sie noch nicht enteignet wurden und dass das ebenauch einen entsprechenden politischen Druck erzeugt, sozusagen.Naja, die können uns ja auch noch eine ganze Menge wegnehmen.Das weiß ich jetzt ehrlich gesagt nicht so genau, aber ich kann mir langsamkaum noch was anderes ausmalen, was hier noch der Grund sein sollte,dass man sich da so zurückhält.
Pavel Mayer 4:46:06
Also interessant ist ja auch noch, dass Russland nach wie vor noch Öl an Europa liefert und Gas.Zwar nicht jetzt mehr direkt nach Deutschland, aber da fließt halt über dieTürkei unter anderem und das ist auch so ein bisschen absurd.
Tim Pritlove 4:46:26
In Ungarn kriegt es auch noch ab. Auch wenn die Ukraine jetzt angekündigt hat,auch die Gaspipelines, die durch die Ukraine laufen.Also Gas wird nach Europa geliefert von Russland durch die Ukraine.Aber 2025 soll damit Schluss sein.
Pavel Mayer 4:46:43
Und Russland, irgendwer bezahlt die Ukraine auch dafür.Das heißt wahrscheinlich bezahlt Russland die Ukraine.Also es ist irre. Es ist einfach nur ein, ja,ich meine, wenn ich jetzt versuche, maximales Verständnis für Scholz' Positionaufzubringen, jetzt sozusagen,abgesehen von der Angst jetzt und Wahlkampf und Meinung der Bevölkerung,wobei die zählt dann auch eigentlich immer nur, wenn es opportun ist.Ist so, weil wir haben nun mal eine repräsentative Demokratie und egal.Aber ich glaube, ein vielleicht legitimer Punkt ist, dass man etwas in der Hinterhand behalten will,falls Russland eskaliert oder zu erfolgreich wird.Dass man sozusagen noch das Abschreckungspotenzial einer Taurus-Lieferung nutzen möchte,um Russland von einer weiteren Eskalation abzuhalten.Und wie valide das ist, halte ich für fragwürdig, aber so zumindest vielleichtfunktioniert es wahrscheinlich nicht.Und so, also das wäre quasi der einzig valide Punkt an der Stelle.Und nur glaube ich, führt das eher dazu, dass irgendwann wir an den Punkt kommen werden,wo es geliefert wird.Und jetzt mit Ausblick, was wird wahrscheinlich dieses Jahr passieren.Ist ein bisschen, natürlich niemand weiß es wirklich, aber dieses Jahr wirdhart werden, glaube ich, für die Ukraine.Einfach so Opferzahlen könnten steigen, weil eben Munition zu spät kommt.Viel hängt aber auch davon ab, jetzt Wahlen in Russland und was macht Putineigentlich dann nach der Wahl.Viele erwarten, dass er vielleicht dann nach der Wahl nochmal einen Zacken höher schaltet.Also sprich nochmal den Aufbau der Armee, des Militärs nochmal um den ganzen Schritt steigert.So weiß man nicht.Also würde ich sagen 50-50 die Chancen.Aber wenn das passiert, also wenn die Russen noch einen drauflegen oder auchso zu erfolgreich sein werden, wird man plötzlich,werden wir halt Bilder haben von, wenn nicht, wieder größeren ukrainischen Opfernund Vormarsch und plötzlich,und wenn die Russen dann plötzlich wieder.Vorrücken irgendwo in größerem Maße, dann kann das wieder leicht sein,dass die öffentliche Meinung umschwenkt und man sich dann einig ist,wir müssen jetzt dringend unbedingt was tun.Und dann wird aber wahrscheinlich nicht nur Taurus kommen,weil das wird dann nicht reichen, sondern wenn Russland zu erfolgreich seinwird, werden wir auch als NATO direkter in den Krieg mit hineingezogen werden, weil irgendwann,also weil das Russland gewinnt so, das können wir uns nicht leisten.Ja. Und.Ja, und deswegen wird dieses Jahr, glaube ich, wird kritisch werden und.Ja, wann sind die Wahlen in Russland jetzt auch? auch im März noch.Das heißt wahrscheinlich April, Mai wird sich dann zeigen, welche Richtung dasGanze nimmt, weil dann wird man auch genauer sehen,was die USA macht, ob dort dieGelder freigegeben werden oder nicht und ob Putin dann quasi auch nochmal,einen Gang hochschaltet und davon hängt dann sehr stark ab, wie sehr das Ganze eskaliert.Oder ob Putin dann,Er beschränkt sich jetzt auf die Verteidigung dessen,was er jetzt hat und versucht das eben dann möglichst mit begrenzten Mitteln zu tun.Das halte ich fast für wahrscheinlicher, dass das Ganze sich weiter festfahrenwird und dass uns, das wir ja oft schon befürchtet hatten,uns noch Jahre beschäftigen wird, dieser Krieg.
Tim Pritlove 4:52:38
Ja, gutes Schlusswort eigentlich. Jetzt haben wir fünf Stunden hier schon durchdiskutiert. diskutiert.
Pavel Mayer 4:52:44
Das ist, glaube ich, der absolute Rekord. Ja, sicher. Ja, ja.
Tim Pritlove 4:52:52
Von unserem Podcast.
Pavel Mayer 4:52:54
Von unserem Podcast, ja. Ja. Ganz, ganz, genau. Ganz ohne KI.
Tim Pritlove 4:53:03
Ja, man muss nur lang genug warten, bis man eine Fortsetzung macht.Das war jetzt auch wieder eine etwas längere Pause als ursprünglich gedacht.Aber naja, man muss das ja alles nicht in einem Stück hören.Hauptsache ihr hört es überhaupt und findet es auch interessant und hilfreich,was wir hier erzählen. Jetzt ist halt ein bisschen viel aufgelaufen.Na gut, dann denke ich können wir es dabei auch erstmal belassen.Wir werden natürlich die Situation weiter verfolgen und insbesondere jetzt hierauch diese politische Diskussion und wenn wir wieder das Gefühl haben,jetzt ist mal Zeit, mal wieder alles zusammenzufassen, dann werden wir das auch tun.Aber so oder so sind wir glaube ich beide noch in einem mehr oder weniger täglichenRhythmus, alle Nachrichten in irgendeiner Form abzulegen und dann wiederkeulenwir das dann hier für euch.
Pavel Mayer 4:53:59
Und vermutlich wird ein interessanter Punkt sein, eben spätestens im April,so wenn sowohl in den USA als auch in Russland sich Dinge abzeichnen oder wennmilitärisch jetzt Dinge passieren.Und ein Problem natürlich bei der ganzen Situation ist, dass wenn heute einepolitische Entscheidung getroffen wird,dass sechs Monate vergehen, bis sich an der Front irgendwelche Auswirkungen zeigen.Das heißt, so die nächsten sechs Monate sind eigentlich mehr oder weniger gesetzt, was so.Also da können wir nicht mehr viel dran ändern, was dort jetzt passieren wird.Weil selbst die Ukrainer sind jetzt die nächsten sechs Monate wahrscheinlichdarauf angewiesen, mit dem klarzukommen,was eben vor Monaten geplant, beschlossen und eingetütet wurde.Das ist das Tragische und das Gefährliche an der Situation ist,es gibt halt auch militärischen Konflikten Kipppunkte.Es sieht zwar nicht so aus, dass irgendwie einer erreicht wird jetzt,dass plötzlich die ukrainische Front zusammenbricht und die Russen plötzlichwieder vormarschieren.Das ist eher unwahrscheinlich, aber nichtsdestotrotz, das kündigt sich nichtan. Also man weiß es meistens erst immer hinterher.Und das ist so ein bisschen das Dilemma und das Unschöne,dass jetzt wieder sechs Monate verschwendet wurden und dadurch die Ukraine ineine unnötig schlimme Situation geraten wird.
Tim Pritlove 4:56:03
So sieht es aus. Okay, jetzt aber Schluss. Wir sagen Tschüss,vielen Dank fürs Zuhören und wir hören uns dann bald wieder. Bis bald.
Pavel Mayer 4:56:12
Ja, mach's gut. Ciao.
Shownotes

UKW118 Ukraine: Russisches Roulette

Ein Bericht vom Leben in der Ukraine vor Ort und über das Verhältnis des Landes zu Europa und der Welt

Während der Krieg sich seinem traurigen zweijährigen Jubiläum nähert verschwindet hinter dem Vorhang einer Gewöhnung das Leid der ukrainischen Bevölkerung als auch die Realität des Krieges als solche. Ich spreche mit Enno Lenze, der das Land in den letzten zwei Jahren regelmäßig besucht hat über die Situation vor Ort, wie die Menschen mit dem Krieg umgehen und wie ihr Blick auf Deutschland, Europa und die Welt ist. Und wir reden auch über das teilweise erschreckende Kleinklein der Politik und welche Klimmzüge es gebraucht hat, um einen zerschossenen russischen Panzer aus der Ukraine vor die russische Botschaft in Berlin zu stellen.

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Tim Pritlove
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Enno Lenze

Für diese Episode von UKW liegt auch ein vollständiges Transkript mit Zeitmarken und Sprecheridentifikation vor.

Bitte beachten: das Transkript wurde automatisiert erzeugt und wurde nicht nachträglich gegengelesen oder korrigiert. Dieser Prozess ist nicht sonderlich genau und das Ergebnis enthält daher mit Sicherheit eine Reihe von Fehlern. Im Zweifel gilt immer das in der Sendung aufgezeichnete gesprochene Wort. Formate: HTML, WebVTT.


Transkript
Tim Pritlove 0:00:33
Hallo und herzlich willkommen zu UKW, unsere kleine Welt.Mein Name ist Tim Prittlaff und das hier ist die 118. Ausgabe von UKW.Und nach einer etwas ausführlicheren Winterpause möchte ich das Thema Ukraine wieder aufgreifen.Und ausnahmsweise heute mal nicht mit Pavel, sondern ich begrüße nach viel zulanger Zeit mal den Enno wieder im Studio. Hallo Enno.
Enno Lenze 0:01:01
Hallo Tim.
Tim Pritlove 0:01:02
Enno, Enno Lenze, wir hatten zuletzt im April 2022, also kurz nach Ausbruchdes Krieges, miteinander gesprochen.Gerade jetzt hier im Vorfeld waren wir beide so ein bisschen überrascht,dass wir eigentlich dazwischen gar nichts aufgenommen hatten.Ich habe da ein paar Mal drüber nachgedacht, weil du bist ja viel gereist in die Ukraine.Letztes Mal hatten wir darüber gesprochen, da warst du ja zufällig gleich nachdem Vorfall in Butscha, genau dort bist du ja quasi vorbeigekommen,da hast du uns diese Eindrücke geschildert.Das heißt, was wir uns zuletzt angeschaut haben, war quasi die Situation unmittelbarnach Kriegsausbruch, die ja glaube ich mit der heutigen Situation so überhauptnicht mehr zu vergleichen ist.Damals stand halt Russland literally vor den Toren der Hauptstadt.Das ist alles, wie wir hier auch verfolgt haben.Mittlerweile, ja, Geschichte ist vielleicht ein bisschen ein großes Wort,aber zumindest so nähere Vergangenheit, das hat sich auf jeden Fall geändert.Tatsächlich blicken wir jetzt eher auf ein Jahr nicht nennenswert verschobener Fronten zurück.Und naja, man hat also jetzt eine Ukraine, die so zum Teil befriedet ist,Weil die Russen dort nie hingekommen sind und natürlich den Teil,der heftig umkämpft ist.Und ich wollte deswegen heute mal auf deine zwischenzeitlichen Erfahrungen schauenund generell mal quasi diese Beobachtung des Krieges als solches in den Fokus nehmen.Wie oft warst du denn seitdem, seit diesem Besuch in Butscha und Kiew wieder in der Ukraine?
Enno Lenze 0:02:48
Ich habe gerade nachgeguckt, 13 Mal müsste ich da gewesen sein.Ich habe so drei Seiten im Pass Ein- und Ausreisestempel Ukraine.Die setzen die schön aneinander und machen das platzsparend und es wird trotzdem voll.
Tim Pritlove 0:03:06
Und das heißt, du warst auch sehr regelmäßig da.
Enno Lenze 0:03:09
Also im Prinzip ohne längere Pausen, alle ein bis zwei Monate so.
Tim Pritlove 0:03:15
Tja, beneidenswert irgendwie. Was hast du, welche Bereiche, also welche Gegenden hast du da bereist?
Enno Lenze 0:03:25
Ich glaube, relativ alles im Osten, was relevant war.Also Kiew, dann im Norden davon Tschernihiv, das ist so Richtung Belarus.Dann ganz im Osten Charkiv, das ist so die letzte Großstadt,bevor dann Russland kommt.Von da nach Süden runter Isium, kleiner Ort.Und dann Kramatorsk, das ist so die nächste Stadt neben der dann Bachmut kommt.Dann weiter runter Prokofsk, so ein kleines Dorf oder ein kleiner Ort,der so vor ein paar Wochen durch die Medien ging, weil da das Drushba Hotel bombardiert wurde.Dann Saporica, wo quasi schräg gegenüber das vermiente Atomkraftwerk Enahodaist und dann so weiter nach Mikolaev,da war ich als Rehazorn noch nicht befreit, weil es Mikolaev so die letzte Stadtwar und sozusagen dann zurück nach Lviv,um sozusagen einmal die Runde zu schließen.Also so halbwegs alle größeren relevanten Gegenden.
Tim Pritlove 0:04:26
Und wie einfach ist es denn gewesen, in das Land zu kommen?
Enno Lenze 0:04:34
Sagen wir mal, Rhein ist wirklich so trivial wie vorher.Das einzige Problem ist, die Flüge gibt es halt nicht, wegen der Flugabwehr.Aber man kann Zug fahren, man kann Auto fahren.Man kann quasi, als wir letztes Mal hier gesprochen haben, April 2022,fing Flixbus wieder an, nonstop Berlin-Kiew zu fahren für 39 Euro.Also das ist so die Messlatte für, man kommt einfach hin, wenn man 26 Stunden im Bus sitzen kann.Auch die Grenze und so ganz praktisch das ist super trivial,das ist nicht anders als in anderen Ländern und in der Ukraine selber,Kann man sich an sich frei bewegen, ohne dass irgendjemand fragt, was man da treibt.Eben nur, wenn es wirklich in die, sagen wir mal Front, also Front,je nach Sichtweise anders.Sagen wir mal, wenn man so 40, 50 Kilometer an die Russen rankommt ungefähr,da kann es sein, dass es dann heißt, Moment, du darfst hier nur durch,wenn du einen Grund nachweisen kannst.Also wenn du hier wohnst oder jemanden besuchst oder in meinem Fall als Journalist.Und dann kann man aber auch einfach weiterfahren. Also da wird man nur gestopptund sie sagen, was treibst du hier? Dann sagt man, ich will da vorne gucken. Okay.Aber es ist wirklich extrem einfach.
Tim Pritlove 0:05:45
Und wen trifft man dann so an, wenn man in dieses Land gefahren ist?Also ist man dann auf einmal nur noch umgeben von Ukrainern oder ist es irgendwievielleicht dann doch etwas internationaler, als man sich das jetzt vielleicht so vorstellt?
Enno Lenze 0:06:02
Ich würde sagen in erster Linie wirklich Ukrainer. Also die sozusagen sie dominierendas Straßenbild nach wie vor.Also es ist jetzt nicht, dass man das Gefühl hat, man kommt in so ein UN-Flüchtlingscampoder irgendwas, sondern es ist wirklich ganz normales Leben.Also die Touristen fehlen, das ist nicht wie Berlin.Ist aber auch nicht wie Irak, als der islamische Staat da war,was so militär dominiert war, sondern es ist wirklich wie Alltag erstmal.Und wenn man dann in bestimmte Hotels oder bestimmte Restaurants geht,sieht man halt die verschiedenen NGOs, also die, die sozusagen vom Restaurant aus arbeiten.Und wenn man dann an die Front geht, ist es aber immer noch so,dass es fast nur Ukrainer sind und man trifft wirklich selten auf ausländischeNGOs oder Medien, obwohl Unmengen im Land sind.Das Land ist groß, also dass man sich wirklich trifft, ist überraschend selten,wenn man sich nicht verabredet hat.
Tim Pritlove 0:07:00
Deckt sich das so mit deinen Erfahrungen aus anderen Konfliktgebieten oder ist da irgendwas anders?
Enno Lenze 0:07:04
Ich glaube, der Hauptunterschied ist, zum Beispiel als die in Kurdistan gegenden islamischen Staat gekämpft haben, kamen ja Unmengen Flüchtlinge in das Landoder also in die Gegend von Kurdistan aus den anderen Gebieten.Und da gab es halt überall Flüchtlingscamps für die und die mussten versorgtwerden. Das war dadurch sehr auffällig, dass die halt überall waren.Und das ist in der Ukraine eben nicht, da flüchtet keiner hin.Zum Beispiel in Afghanistan, als ich da war, nachdem die Taliban übernommenhatten, da haben sich in erster Linie die NGOs auf ein paar Gegenden getummelt.Das war auch anders vom Erscheinungsbild. Also sozusagen unter Taliban-Kontrollemerkte man, die kontrollieren alles, also wie so ein Polizeistaat mit überall Kontrollen.In Kurdistan, Irak waren halt Flüchtlinge und die Versorgung so dominant.Und in der Ukraine hat man jetzt erstmal das Gefühl, wenn man ankommt,dass es, also in den großen Städten wie Kiew oder Lviv, dass es ganz normaler Alltag ist.Aber nicht, dass der Krieg im Vordergrund steht oder irgendein Aspekt des Krieges.Das gibt es dann in ein paar Ecken. Aber jetzt, wenn man normal am Bahnhof ankommt,in sein Hotel fährt, kann es gut sein, dass man gar nichts vom Krieg wahrnimmt.
Tim Pritlove 0:08:18
Mhm.Ich denke mal, das dürfte ja dann auch sehr gestaffelt sein,je nachdem, wo man jetzt ist.Du hast Lviv erwähnt, das ist ja im Prinzip die größte Stadt,oder die dem Westen nächste Großstadt. Ja.
Enno Lenze 0:08:34
Genau, eine Stunde von der Grenze direkt, ja. So.
Tim Pritlove 0:08:37
Und wenn ich das richtig mitbekommen habe,ist das ja auch so ein Primärkontaktpunkt mit dem Westen, auch jetzt so aufmilitärischer Basis, dort sind glaube ich Stellen gewesen,weiß ja nicht wie das jetzt ist, wo so freiwillige Soldaten aus dem Westen auchzuerst aufgeschlagen sind.Es gab da glaube ich mal einen Raketenangriff auf so ein Zentrum.Kann man sich das dann so vorstellen, dass Lviv gerade so ein bisschen der internationalsteKontaktpunkt ist oder ist das dann doch eher die Hauptstadt?
Enno Lenze 0:09:17
Sag mal, Lviv war es am Anfang, also als Kiew noch unter, also sozusagen halbumstellt war von Russen.Da war Lviv echt der Dreh- und Angelpunkt für alles.Da gab es auch so wirklich die Bilder, du bist zu einem Hotel gekommen und davorhaben sich so dermaßen Autos von NGOs und Nachrichtenagenturen gestapelt,dass rechts und links die Bürgersteige voll standen. Also wenn man ankam undsagt, okay, hier ist voll.Und auch tatsächlich so Sachen mit ein Starlink auf dem Bürgersteig mit so dreiPylonen drum und ein Kabel durchs Fenster im zweiten Stock und sowas.Also so Dinge, wo man sagt, also so improvisiert Nachrichten,also wie man sich das vorstellt. Und das war aber auch schon vor fast zwei Jahren,so im Mai 2022 war die Phase aber auch schon vorbei irgendwie.Das war nur ganz kurz und danach waren die Hotels wieder fast normal besetztund es waren mehr in Kiew.Aber mir schien, ein Teil war wieder nach Hause.Und in Kiew hat es sich mehr verbreitet. Also in Kiew kann man eigentlich alletreffen, alle Nachrichten, alle militärischen Leute, die da sind, auch aus dem Ausland.Aber man läuft denen nicht zufällig über den Weg. Das ist das Komische.Also wenn man so eine Liste machen würde, wer alles da ist, wäre die wahrscheinlichein halber Katalog lang.Und wenn man jetzt aber einfach durch die Innenstadt läuft, trifft man nichtzufällig auf einen, weil es halt trotzdem eine Millionenstadt ist.Also das fand ich so komisch, weil man, also ich denke, da werden zehntausendeLeute aus dem Ausland sein in Kiew, die irgendwelche Sachen da machen.Zum einen haben viele aber auch nichts an, woran man sie erkennt.Also die wenigsten haben so, also jetzt in Kurdistan hatten sie meist ihre NGO-Jackenan, weil sie in ihre Camps rein und raus mussten.In Kiew gibt es gar keinen Grund dafür. Da kann man sich ganz normal kleiden.Und ich glaube, deswegen ist das halt auch so vom Erscheinungsbild her haltwirklich nichts, wo man das Gefühl hat, dass die Leute da präsent sind.Aber wenn man zum Beispiel in bestimmte Hotels geht, die immer von den Journalistengenutzt wurden, also es gibt eins, da gehe ich fast immer zum Abendessen hinund es kommt immer irgendjemand Interessantes vorbei.Bei. Oder es kommen auf einmal ganz viele schwerbewaffnete Soldaten rein und gucken sich um.Dann weiß man, oh, gleich kommt jemand Spannendes. Mal gucken, wer es ist.Und dann passiert so, dass sich der Außenminister irgendwie neben dir an den Tisch setzt.Oder dass, wir hatten es einmal, dass Selenskyj irgendwen da begrüßt hat, so 20 Meter von uns.Also da gibt es so ein paar Spots, wo man was geboten kriegt,aber halt auch zufällig.Und das finde ich das Das ist das Merkwürdige. Und wenn man dann auf Twitterfragt, hey, wer ist in der Stadt, wen kann ich treffen, melden sich auf einmal100 Leute und denkt, wo seid ihr denn?Also ich sehe fast keinen, wenn ich nicht aktiv suche.Und sobald man aber fragt, findet man sie alle.
Tim Pritlove 0:12:08
Und ich nehme an, Twitter ist auch nach wie vor da der Kommunikationskanal, über den das läuft. Ja.
Enno Lenze 0:12:13
Also für mich in erster Linie Twitter. Also mir scheint, es kommt so ein bisschendrauf an, aber ich meine, Twitter hat eine vernünftige Suche,muss man sagen, im Vergleich zu Mastodon.Instagram ist, finde ich, ja unbenutzbar als Community oder sowas.Ein paar Leute haben mir gesagt, sie haben Kontakt über TikTok,aber das ist auch immer so zufällig.Es scheint wirklich, wenn man so einfach nur so einen Überblick haben will oderalso zum einen, wenn man sich einfach informieren will oder wenn man auf Masse was raushauen will,da ist Twitter auf jeden Fall ganz vorne und dann auf Platz zwei sozusagen dafürvorgesehene meist Telegram-Kanäle.Also es gibt halt so welche Freelancer in der Ukraine, NGOs,also sowieso wie früher die Villa, so der offene Chat, wo man vorbeikommt undInteresse begründet, aber die Chats sind meist so ein Chaos.Also das geht, aber es ist halt ein solches Grundrauschen, dass es anstrengend ist. Ja.
Tim Pritlove 0:13:07
Ja, das ist so. Kommen wir vielleicht später auch nochmal ein bisschen drauf,wie wir so mit unseren Quellen umgehen, wie sich das so entwickelt hat.Aber bleiben wir vielleicht nochmal bei den Städten. Achso.
Enno Lenze 0:13:18
Ein Detail noch, weil mir gerade einfiel, was mache ich denn ganz praktisch, wenn ich ankomme?Wenn man halt ein paar Leute kontaktiert hat, also wenn man dann erstmal soim Laufe der Zeit Leute kennt, ist es halt meistens so, wenn ich rüberfahre,schreibe ich per WhatsApp einfach die Leute an und sage, hey,ich komme. Bist du in der Stadt? Bist du irgendwo?Also sei es Militär, sei es andere Journalisten, sei es, es gibt so Leute,die in der Ukraine sozusagen spenden, channeln und annehmen und dann weiterverteilen, also wie so Hubs.Und dann guckt man halt, wer da ist und danach entscheide ich dann auch aufmeine Reiseroute, dass ich sage, okay, dann fahre ich mal in der Stadt vorbeioder einer sagt, ey, wir sind aber jetzt die Woche in Kharkiv,dann sagt man, gut, dann komme ich vorbei,gucken, was du da treibst und also so typisches Networken und das Netzwerk dann auswalzen.
Tim Pritlove 0:14:05
Und dann aber auch immer mit dem Auto unterwegs.
Enno Lenze 0:14:07
Eigentlich ja. Also man kann in der Ukraine exzellent Zug fahren,von überall nach überall in den großen Städten, aber ich muss halt oft dannneben die große Stadt in ein Dorf oder so.Inzwischen haben sogar wieder die Autovermietung auf, aber Schäden durch denKrieg sind nicht versichert.Und ich nehme halt immer noch meist ein gepanzertes Fahrzeug mit,ist für 90% der Ukraine egal, aber für die letzten 10% fühlt man sich dann doch sicherer.
Tim Pritlove 0:14:33
Mhm.Ja, dann wäre sozusagen die nächste Stadt, wo es ja dann auch gerade leiderjetzt im Winter wieder etwas ungemütlicher geworden ist, wäre Kharkiv.Eine Stadt, die ja auch ganz zu Beginn extrem bedroht war, eingenommen zu werden.Das konnte ja zurückgeschlagen werden, dann war es längere Zeit ziemlich ruhig,insbesondere nachdem halt in der Kharkiv-Region diese Gegenoffensive so erfolgreich war.Aber jetzt ist halt Rakiv ein beliebtes Ziel der Mittelstreckenraketen der Russen geworden.Es liegt halt sehr nah an der Grenze und ist von daher sehr schwierig auch zu verteidigen.Also man braucht dann eben auch jeweils für die jeweilige Raketenkonstruktioneben auch das passende Verteidigungssystem.Da ist es jetzt wahrscheinlich ein bisschen ungemütlicher, oder?
Enno Lenze 0:15:29
Ja, wobei, nachdem wir letztes Mal gesprochen haben, ich weiß gar nicht mehr,ein oder zwei Wochen später war ich in Charkiv, als es da echt noch Wüst war.Also wo man noch beim Laufen durch die Stadt die ganze Zeit,den ganzen Tag die Artillerie in der Ferne gehört hat.Und das war, also das war richtig gruselig. Da waren wir auch da,als diese S-300-Raketen eingeschlagen sind und so. Das ist ziemlich heftig.Und inzwischen ist es so, dass im Alltag, dass da alles auch wieder relativ normal ist.Aber im Vergleich zu Kiew sieht man in Kharkiv eine Menge Zerstörung.Also wenn man einfach, wenn man heute durch Kiew mit dem Auto fährt,man muss echt suchen nach den Gebäuden, wo was kaputt gegangen ist.Und in Kharkiv sieht man eine Menge, gerade in der Innenstadt,also die, die wirklich richtig kaputt und ausgebombt sind. Das ist so der eine Punkt.Und wie du sagst, es ist dicht an der Grenze. Was ich da auch ganz interessant fand,wenn man von Polen in die Ukraine fährt, sozusagen in Polen bis ans Ende derAutobahn und dann über den Hauptübergabe, über den Hauptgrenzpunkt,dann hat man auf der ukrainischen Seite eine Landstraße mit einer Spur pro Richtungnach Lviv und die ist so im mittelmäßigen Zustand.Also da ist nicht mal eine Autobahn sozusagen von Lviv nach Westen.Und wenn man von Kiew nach Kharkiv fährt, hat man eine ordentliche Autobahnund von Kharkiv Richtung Russland.Also das ist nur so sinnbildlich für, wie das Land doch halt sehr Russland ausgelegtoder angebunden oder wie man es nennen will, lange war.Also ja wirtschaftlich und ich meine auch von der Sprache und allem was näher.Aber da wird einem das so klar, wenn man da sozusagen die Autobahn RichtungOsten fährt und Richtung Westen die Straßen immer kleiner werden.Das fand ich nur ganz interessant, weil es einem dann so richtig auffällt.Jetzt im, ich war halt Weihnachten in Charkiv und ich war im Charkiv PalaceHotel, weil ich da ein paar Mal war und das ist dann auch, ich glaube,zwei Tage später bombardiert worden.Ähm, das ist dann halt auch, also, dass da Sachen bombardiert werden, ist die eine Sache.Aber wenn man, also ich war häufig in dem Hotel und kenne ein paar Leute vomPersonal und wir haben getratscht und sich verabschiedet und dann liest manauf einmal, da ist eine Rakete eingeschlagen, das ist halt auch nochmal eineganze Nummer anders. Und die dann auch erstmal angeschrieben, ob sie okay sind.Und die waren gut vorbereitet, dass irgendwas passieren kann und deswegen gabes auch keine, also soweit ich weiß, keine Toten und keine schlimmen Verletzten.Und sie haben das in Rekordzeit evakuiert. Also man merkte, die waren gut imTraining, falls was passiert, dass sie alle sich herausbringen.Aber da hat man wieder gemerkt, ja, Kharkiv, auch wenn es so im Alltag echt,man gewöhnt sich dran, da haben die teuren Restaurants wieder auf,der Freizeitpark hat teilweise auf und solche Sachen.Und dann schlägt aber eine Rakete mitten in der Stadt wieder ein.Also da ist der Krieg noch deutlich näher als in Kiew.Also es ist so komisch, aber wenn man in Kiew ist und es schlägt im anderenStadtteil eine Drohne ein, dann hört man das oft nicht mal.Das kriegt man nicht mit, man liest es halt nur. Nur, wenn man in Charkiv ist,weil es auch kleiner ist, dann kommt so eine ballistische Rakete runter, da wackelt die Bude.Also so da weiß man, da ist was eingeschlagen.Das ist so, das macht dann doch einen ganz deutlichen Unterschied in der Wahrnehmung.
Tim Pritlove 0:18:53
Wie ist denn das, wenn so eine Bombe in der Nähe explodiert?Also wie oft hast du das gehabt so und wie nah war das an dir dran?
Enno Lenze 0:19:00
Ich glaube zehnmal oder so inzwischen. Auch letztes Mal ist über uns eine Shahedabgeschossen worden, also wirklich über unserem Auto beim Fahren.Das war auch ein bisschen gruselig.
Tim Pritlove 0:19:10
Shaheds sind diese motorübschriebenen iranischen Drohnen, die ein großes Problem darstellen.
Enno Lenze 0:19:15
Genau, die sind relativ groß. Die haben so drei, vier Meter Spannweite, glaube ich.Also wenn man die so isoliert auf dem Foto sieht, finde ich,sieht man immer nicht, wie groß die sind.Aber die sind schon, also die machen schon was her.
Tim Pritlove 0:19:29
Naja, die passen nicht in den Fahrstuhl.
Enno Lenze 0:19:31
Ne genau, also die kann man auch nicht wie so ein ferngesteuertes Flugzeug ausder Hand starten, die sind schon wie ein Mini-Flugzeug.Genau, also wir hatten das einmal in Charkiv, das war gleich das erste Mal,dass wir so richtig fette Einschläge hatten.Das war so komisch, ich bin aufgewacht, weil es einen unglaublichen Knall gab.Also ich meine, man kennt ja so Silvesterböller und man kennt die in Berlinauch, wenn sie dicht an einem explodieren oder selten, wenn mal irgendwie einFahrradreifen oder so platzt.Und da hat man den Knall, aber in dem Sinne keine Druckwelle oder nicht,wie so ein Erdbeben oder so.Und ich bin halt wach geworden, weil es unglaublich geknallt hat und wirklichdas ganze Gebäude gewackelt hat und in meiner Minibar die Flaschen aneinandergekleert haben, also wie so ein Erdbeben.Und ich habe mich dann aus dem Bett gerollt. Also auch so, man lernt ja so eineMenge dämlichen Kram, denkt man erst, der aber praktisch ist,dass man immer so schläft,dass man auf der gleichen Seite das Fenster nach draußen hat und auf der gleichenSeite die sichere Seite.Das heißt, ich schlafe immer so, dass ich auf meiner rechten Seite,egal wie rum das Bett steht, meine sichere Seite habe.Und wenn ich dann nachts so einen Knall höre, da wo keine Fenster sind.Weil Fenster, wenn es eine Explosion gibt, splittern.Und die Splitter machen Schnittverletzungen und Schnittverletzungen heißen, dein Blutdruck sinkt.Das heißt, manchmal schläft man dann im Hotel sozusagen mit den Füßen am Kopfende,wenn man so will, dass man aber nicht drüber nachdenken muss, wo was ist.Und als diese Explosion kam, habe ich mich halt rechts aus dem Bett gerollt.Dann weiß ich, ich bin erstmal zwischen mir und der Scheibe ist noch ein Bett,wenn jetzt noch was explodiert.Und bin dann, da liegen dann halt schlusslich Reveste und Helm,das halt so halb übergezogen und dann erstmal auf den Flur vom Hotel gekrabbelt.Weil es da keine Scheiben gibt das ist so die erste Gefahr, die man hat,halt diese Splitter und die Scheiben hatten aber wohl gehalten also war so dicht nicht dran,und kamen halt auf den Flur gekrabbelt und da waren schon ein paar andere und der eine sagte,krass, das war genau am Ende als der Alarm aufhörte also in dem Moment,wo die Sirene das letzte Mal geheult hat das habe ich irgendwie verpennt,die Sirene warum auch immer, also irgendwie so dran gewöhnt.Und das war, wo ich dachte, okay, der war also knapp vorher wach,ich bin beim Knall wach geworden und dann ging die Tür auf und jemand kam einfachrausgelaufen, während wir da lagen und es sah so komisch aus, weil so die Füße kamen.Der rieb sich so die Augen und sagt, könnt ihr auch nicht schlafen?Ich sagte, was? Das stimmt mit dir nicht.Und sagte, der ist irgendwie wach geworden und sagte, ja, es gab eine Explosionund der andere sagte, nee, drei, drei und ich sagte, okay,da dachte ich so verschieden sind die Wahrnehmungen von Leuten die quasi direkt daneben waren und dann,kamen auch sofort welche vom Hotel die Etagen abgelaufen und sagten ja,soweit sie wissen, drei ist 300,und die waren so zwei Kilometer weg von uns und das heißt da sind wir nichtmehr gefährdet in irgendeiner Art, soweit fliegt liegt auch kein Backstein oderso, aber immer noch diese Vibration und dieser Knall mit so einer Intensität, das ist unglaublich.
Tim Pritlove 0:22:42
Ja, und so ungenau, wie die S300 da eigentlich sind, hätte das also genausogut auch bei euch einschlagen können.
Enno Lenze 0:22:47
Genau.
Tim Pritlove 0:22:48
Also ich habe gerade mal überlegt, ich war ja noch nie in einem Kriegsgebiet,aber ich erinnere mich jetzt gerade, dass da, wo ich mal gewohnt habe, in Hannover, in der ...In der Parallelstraße ist eine Gasexplosion gehabt.
Enno Lenze 0:23:04
Ja, das ist ähnlich von der Wucht her wahrscheinlich.
Tim Pritlove 0:23:07
Genau, und dann hört man halt so richtig, wie die Fenster ächzen.So dieses Knarzen, wenn wirklich die Scheibe so voll in die Fugen gedrückt wird.
Enno Lenze 0:23:17
Herr Kalloy, das muss das Boot abkönnen, so ein Geräusch. Das ging mir auch, dieses äh. Ja.
Tim Pritlove 0:23:25
Und das ist da halt normal. Und dieser Fliegeralarm, wie oft geht der so los?Wie laut ist das? Wenn du sagst, du bist jetzt mal nicht davon wach gewordenund der ist regelmäßig, dann wird man ja eigentlich jede Nacht wach.
Enno Lenze 0:23:37
Genau, das war auch so ein Hin und Her, wo wohl die Ukrainer überlegt haben.Also zum einen, wo ich fasziniert war, sie haben eine Handy-App,die funktioniert, eine Alarm-App und sie haben Sirenen.Sie haben zwei Dinge, die wir nicht haben und die funktionieren.Und die Sirenen sind wirklich, wie man das aus den Zweiten-Weltkrieg-Filmenkennt oder zum Teil aus dem Stadion. Da wird das wohl manchmal noch benutzt,diese Handsirenen, aber genau die Dinger. Ja, es ist unglaublich laut.Also sind wirklich, eigentlich, normalerweise währt man von wach.Und wenn es nicht zu kalt war, haben wir auch immer die Fenster zumindest auf Kipp gehabt.Also wenn wir schlafen, damit wir das zum einen hören.Und zum anderen, wenn wirklich eine Druckwelle kommt und das Fenster ganz geschlossenist, dann geht es eher kaputt, als wenn man es auf hat.Oder man hat sozusagen die Verriegelung aufgemacht, das Fenster wieder zugedrückt,dass wenn eine Druckwelle kommt, dass es auffliegen kann. So einfach,um Splitter zu vermeiden.Und das war teilweise sechs, sieben Mal am Tag.Also und das Problem war dann, dass fast immer nichts passiert ist,weil zum Beispiel, wenn bestimmte Kampfjets, also MiG-31K aufgestiegen sindan der Grenze zur Ukraine,also russische, dann wurde quasi in der ganzen Ukraine Alarm gegeben,weil die so Raketen hatten, die in die ganze Ukraine schießen können.Und vor einer Weile hat die Ukraine jetzt gesagt,Sie machen diese allgemeinen Warnungen nicht mehr, weil es eben dazu führt,dass die Leute es irgendwann nicht mehr ernst nehmen.Wir auch nicht. Wir saßen im Café in Charkiv, also wo man so 90 Sekunden Anflugzeitfür eine Rakete hat und es gab Alarm und wir sind nicht mal mehr aus dem Cafégegangen, weil wir gesagt haben, es ist das vierte Mal heute,ich habe gerade Kuchen bestellt.
Tim Pritlove 0:25:17
Nee.
Enno Lenze 0:25:18
Echt nicht. Und es hat auch sonst keinen gestört. Also weil es so,weil irgendwie man denkt, ja, weißt du, entweder, und wo willst du hinrennen?Es gibt eh keinen Bunker. Du müsstest wissen, wo die nächste Tiefgarage oder Schutzraum ist.Das ist halt auch so ein Punkt, wie du sagst, diese Raketen sind ungenau.Die haben so plus minus einen Kilometer, glaube ich, als Einschlaggenauigkeit.Und wenn die das Haus treffen, in dem du bist, geht das bis zum Keller weg.Also ich habe Häuser gesehen, wo halt wirklich selbst der Keller kaputt warund der Rest gefehlt hat.Das ist Glücksache, ob du drinnen oder draußen sicherer bist.Nur wenn du ein wirklich tiefes Parkhaus hast. Es gibt welche,die haben so vier, fünf Etagen nach unten, da ist man sicher.
Tim Pritlove 0:25:57
Oder die U-Bahn in Kiew.
Enno Lenze 0:26:27
Und dann wusste man, okay, jetzt ist Alarm. War auch krass, wenn man in so einemCafé war und auf einmal alle Handys so fast synchron anfangen,dieses Alarmsignal zu machen.Man merkt so, der Puls geht sofort hoch. Man ist so sofort angespannt.Also so wie das so im Kopf festhängt dann. Und dann ...Dann haben sie halt gesagt, okay, sie müssen irgendwie präziser warnen und dieAnsage in der App ist inzwischen so,jetzt kommt der Alarm und dann kommt, geh wirklich jetzt in den Bunker oderin den Schutzraum, weil so diese trügerische Sicherheit wird dich irgendwann umbringen.Als Sprachansage. Genau, als Sprachansage.
Tim Pritlove 0:27:06
Auf Ukrainisch dann.
Enno Lenze 0:27:06
Auf Englisch auch. Und bei der einen App hat ja der Luke Skywalker,der Darsteller, die eingesprochen.Der ist auch der Drohnen-Pate oder wie sich das nennt. Ich weiß nicht mehr ganz genau. ein.
Tim Pritlove 0:27:19
Ja.
Enno Lenze 0:27:20
Genau, also der hat für eine App sozusagen die Stimme gegeben.Wo ich aber auch denke, das ist geil, weil ich meine, so plump es ist,am Ende musst du irgendwie die Leute drauf aufmerksam machen oder sie für dasThema interessieren und das ist halt wieder ein Punkt, wo man sagt,das ist aber irgendwie cool oder so, lass mal hinhören, ob ich die Stimme erkenne.
Tim Pritlove 0:27:43
Der Mike Hamill ist auch eine coole Sau, also.
Enno Lenze 0:27:46
Ja und auch überhaupt sowas zu machen, Wo ich denke, das ist so geil und ja,aber so sagen wir mal, ein paar Mal am Tag hat man das, wenn sozusagen eine heiße Phase ist, ja.
Tim Pritlove 0:27:58
Aber ob man dann wirklich in Gefahr ist oder nicht, das ist im Prinzip ein Glücksspiel,also sozusagen russisches Roulette mal wirklich. Ja, genau.
Enno Lenze 0:28:06
Genau.
Tim Pritlove 0:28:07
Ja
Enno Lenze 0:28:07
Und das andere Wald, als wir Weihnachten dann von, ich glaube da waren wir nochauf dem Weg nach Kiew, da sind wir halt, als es schon dunkel war,auf der Autobahn gefahren. Ja.Und aus dem, also wir sind mit mehreren Wagen gefahren und dann sagte einer,hey, irgendwas ist da oben, irgendwas ist da oben rechts.Keine Ahnung, kann sein, irgendwas wird irgendwo schon sein.Dann sahen wir auf einmal von der einen Seite der Straße oder so ein Stück weiterweg aber so diese Leuchtspurmunition, so diese roten Tracer durch die Luft fliegen, also über uns.Und auf der anderen Seite von der Autobahn, wie was in der Luft explodierteund so langsam runterkam. Sagt, okay.Sagt, für ein Jet ist das definitiv zu klein.
Tim Pritlove 0:28:52
Ich würde mal tippen, das war ein Gepard, der so eine Shahed-Drohne abgeschossen hat.
Enno Lenze 0:28:56
Könnte sein, genau. Und nachher haben wir dann, also man kann ja nachher,ist ja sehr transparent, genau gucken, was wurde wie wo abgeschossen.Da hieß es, da in genau der Ecke sind zwei Shahed abgeschossen worden.Womit stand nicht, aber möglich, ja. Also auf jeden Fall irgendwas,was Maschinengewehre drauf hatte.
Tim Pritlove 0:29:13
Ab und zu schafft man es ja auch mit kleineren Maschinen, ganz selten vielleichtmal mit einem Gewehr, aber der Gepard ist glaube ich schon so.
Enno Lenze 0:29:21
Der ist sehr zuverlässig, ja. Der kann das.
Tim Pritlove 0:29:23
Also wenn so eine Shahed Drohne da in der Nähe ist, damit trifft man glaubeich verhältnismäßig zuverlässig.Man muss halt nur einen in der Nähe haben.
Enno Lenze 0:29:32
Ja genau, genau.
Tim Pritlove 0:29:35
Okay, das heißt, jetzt sind wir so bis Kharkiv und das sind alles bedrohte Städte,wo aber im Wesentlichen, so man davon überhaupt noch sprechen kann in der Ukraine,das Leben mehr oder weniger versucht zumindest normal zu sein.Jetzt hast du ja erwähnt, Kramatorsk, das ist ja eigentlich eine Frontstadt,kann man sagen, weil der eigentliche Frontverlauf nicht weit weg ist.Dort schlägt immer mal wieder was ein. Nein, zuletzt habe ich weniger darübergehört, aber man kriegt ja jetzt auch nicht jede Bombe mit.Ist in der Nähe von Bachmut, das hast du ja auch schon gesagt.Und wenn ich mich richtig entsinne, ist ja auch Kamatorsk so eigentlich dasmilitärische Widerstandszentrum in dieser Region.Weil das ist ja jetzt auch kein neuer Frontverlauf, sondern das ist ja im Prinzipder Frontverlauf, der schon seit 2014 existiert. und wo zuletzt quasi die Russenerstmal auf Distanz gehalten wurden.
Enno Lenze 0:30:37
Ja und die waren ja in Kramatorsk 2014 oder 15, ich weiß nicht mehr, wann das genau war.Da gab es die Schlacht um Kramatorsk, ich glaube sogar zwei, drei Wochen.Das ist also ein bisschen, die einen sagen, das waren russische Soldaten unddie anderen sagen, nee, das waren Aufständischer. Ich meine am Ende irgendwie,also irgendwelche russenaffinen Leute waren halt da.Das war wirklich bis nach Kramatorsk rein. Nein, aber so wie so Straßenkämpfeein bisschen oder so, also nicht wie Fullscale War, aber deswegen waren dieda eh schon darauf vorbereitet, dass was passieren kann.Dann diese Linie, die dann jetzt über Jahre sozusagen die Grenze war zwischenRussisch und Ukrainisch.Das ist so, ich glaube, 20 Kilometer oder sowas oder 30 weg.Also nicht weit, sondern das ist halt die letzte Stadt wirklich in der Gegend.Und dann kommt halt viel Kleinkram. Und da war ich auch im Dezember 2021 undhabe mit Leuten von der Special Monitoring Mission, von der OSZE gesprochen,weil halt die Frage war, gibt es hier einen Krieg oder nicht?Und ich dachte, die Leute, die wirklich vor Ort sind, also so am letzten Ortund die jeden Tag damit zu tun haben, die haben meist einen sehr guten Einblickoder die haben ein gutes Gefühl dafür.Und die haben mir gesagt, auf gar keinen Fall greift Putin an.Also so dämlich kann selbst der nicht sein.Und das war für mich so der Grund, warum ich dachte, okay, wenn das selbst dieFahrer und die Leute vor Ort von der Mission sagen und die,die da wohnen, dann traue ich denen zu, dass sie sagen wir dass sie ein gutesbild der lage haben und hatten sie dann offensichtlich auch nicht.
Tim Pritlove 0:32:26
Ja, das ist so eine Schwierigkeit, das alles richtig einzuschätzen.Ich glaube, da lagen so einige so ein bisschen daneben.Wie ist das da in Kramatorsk? Also man ist ja immer ein bisschen überrascht,also sogar so krass umkämpfte Städte kann man fast schon gar nicht mehr dazu sagen,Orte wie jetzt Avdivka vor Donetsk, wo die Russen ja jetzt seit Monaten versuchenda irgendwie mit einem unglaublichen Aufwand in irgendeiner Form Fortschrittezu erzielen, die sie glücklicherweise nicht erzielen,aber sogar dort leben ja noch teilweise noch Leute.Also es ist immer wieder erschreckend, finde ich, aus meiner Perspektive zusehen, wie sehr die Gebiete, die jetzt konkret umkämpft sind,teilweise noch bevölkert sind.Und ich frage mich immer, warum sind da überhaupt noch welche?Sind das einfach nur alte Leute, die es einfach nicht übers Herz bringen, ihren Ort zu verlassen?Sind das mehr oder weniger Leute, die jede Hoffnung haben, eh fahren lassenund sozusagen woanders für sich nichts mehr sehen oder die dort bleiben,weil sie die Armee unterstützen wollen?Was ist so ein bisschen deine Wahrnehmung?
Enno Lenze 0:33:43
Es gibt so zwei Hauptgruppen, habe ich das Gefühl.Zum einen tatsächlich alte, die sagen, ich war hier irgendwie,als die Nazis da waren, irgendwie als Baby noch und dann als die Sowjets kamenund so weiter, ich bleibe immer hier.Und zum anderen Leute zum Beispiel von Polizei und Rettungskräften und so weiter,die also sozusagen ortsgebunden eh sind.
Tim Pritlove 0:34:08
Aber eigentlich aus dem Ort stammen. Genau.
Enno Lenze 0:34:10
Also die von dort auch kommen, also die die vorm Krieg da gearbeitet haben unddie halt geblieben sind, weil sie sagen, ich kann hier nicht gehen.Und dann eben oft die Familien von denen, also dass die dann auch sagen,ich wollte die Kinder wegschicken, aber die wollen nicht.Oder auch, dass sie keinen haben, wo die hin können, weil Oma und Opa sagen,ich habe hier immer gelebt.Die Eltern sagen irgendwie, ich bin bei der Polizei, ich kann hier nicht wegund dann bleiben die Kinder halt auch. Auch.Das ist so der typische Fall. Ganz, ganz selten, dass Leute,dass ich die gesehen habe, die gesagt haben, sie bleiben aus Prinzip,sondern fast immer eben, also ich meine Alte, die sagen, sie bleiben aus Prinzip,aber junge Leute sind ganz oft dann zumindest zu Freunden, Verwandten oder soein Stück weiter, also irgendwie in die nächste sichere Stadt.Und halt deswegen meist die, die sozusagen berufsbedingt in irgendeiner Form dort sind.Zum Teil aber auch gerade in Kramatorsk so Sachen wie Kfz-Mechaniker oder so.In Kramatorsk gab es eine Menge Autohäuser, weil es halt so für die Umgebung der große Ort war.Die hatten auch immer Werkstätten.Die hatten auch zwei große Werkstätten, die die gepanzerten Fahrzeuge von der OSZE gemacht haben.Also die haben da zwei Werkstätten gehabt, die ich glaube 200 gepanzerte Autosgeservicet haben, die also grundsätzlich wissen, wieso diese spezielleren Stahlartenund so zu behandeln sind.Und es gab da auch einige Werkstätten.Die haben so in den USA zu Schrott gefahrene Autos aufgekauft,die dann quasi schiffsweise nach, ich glaube, in die Nähe von Moldawien oderwo da der nächste größere Hafen ist, kommen.Und dann zum Beispiel in die Ukraine gehen, weil die in den USA abgeschriebensind als Versicherungsschaden.Also die dürfen da nicht mehr zugelassen werden, so ein bisschen auch Wirtschaftsförderung für die.Und dann kommen die zum Beispiel in die Ukraine, werden wieder fit gemacht unddann dort verkauft als reparierte Autos. und auch sowas war.In Kramators gab es ein paar Anbieter, die genau das gemacht haben und die dannwieder weiter ins restliche Land geschippt haben.Das heißt, da gibt es aber einige Kompetenz, die man jetzt halt gerade gut brauchen kann.Also Leute, die zum einen Fachwissen haben und zum anderen aber auch so fummelnund tüddeln können, die hier in Deutschland immer so, ich finde,fast so herablassend gesehen werden.Also wenn du hier noch so einen hast, der irgendwie ein bisschen mit dem Lötkolbenumgehen kann. Und so genauso. Das ist so abfällig.Und da auf einmal sind das jetzt die Leute, die du brauchst.Oder der dicke Nerd, der Drohnen schraubt, über den du dich immer lustig machst,das ist jetzt quasi der Kriegsheld in der Ukraine.Nur deswegen gibt es in Kramatorsk sozusagen einiges an Infrastruktur,was praktisch und nutzbar ist.Da habe ich auch eins von den bizarren Bildern so geschossen.Ich habe da, wir wussten nicht, wo man da parken kann, in der Nähe von einemvon den Autohäusern, was ich kannte, weil ich wollte gucken,ob die noch da sind, was die machen.Und da war so eine platte Fläche, wo man parken konnte, aber da standen so Radpanzer und APC.Da habe ich gesagt, kann ich da parken? Ja, ja, deswegen habe ich so ein Foto,wo mein Pickup neben so einem Radpanzer steht, einfach auf so einem Parkplatz.Ich auch dachte, das hat man sonst auch nicht oft.Und das war auch lustig, da hat sich niemand dran gestört, dass man da rumläuft,da hat nicht mal einer gefragt, was ich da tue, also auch wieder so,also wenn man nicht gefährlich wirkt oder sich nicht blöd anstellt,kann man sich da gut bewegen, dann natürlich Journalisten in der Gegend,Und das erste Mal, als ein Hotel bombardiert wurde, in dem ich vorher mal gewohnthabe, war auch in Kramatorsk. Da hat uns irgendjemand gesagt,hey, das Hotel, in dem du im Dezember warst, das gibt es nicht mehr.Da ist ein S300 reingeflogen, aber es war zum Glück leer zu dem Zeitpunkt.Und das fand ich so sehr krass. Und inzwischen ist es viermal passiert.Also so, dass irgendwie auch die anderen Journalisten, die ich kenne,die haben schon so eine Strichlist und sagen, ah, du warst auch mal in dem Jahr, ist ja auch schon weg.Also es ist echt bizarr, was da so Alltag wird.Und Kramatorsk hat halt auch einen großen Bahnhof, der ist ja auch 2022 schon,wo auf die flüchtenden Leute eine Rakete geschossen.Also das Übelste, was du echt irgendwie noch machen kannst, wenn du echt unmenschlich bist.Das war deswegen halt auch sozusagen für die Dörfer drumherum und so der Evakuierungspunkt.Und inzwischen, also zwischendurch, als ich da war, war es da echt wie ausgestorben.Also man hat ein paar Soldaten gesehen und ein paar Journalisten und der Restwar leer und ich weiß gar nicht, wie groß der Ort ist.Ich tippe mal so 100.000 Einwohner oder 80.000, also eine Kleinstadt oder so,so ganz grob würde ich meinen.Und inzwischen kommen die Leute aber auch dahin wieder, obwohl es halt sozusagender nächste Ort zu Bachmuth ist, also 25, 20, 25 Kilometer.Aber das ist gerade eben aus der Reichweite von der normalen Artillerie,das sind so grob 20 Kilometer.Das ist auch krass, so Dinge, die das normale Menschen da wissen.Du sprichst mit einer auf der Straße und jeder sagt dir, aber Artillerie gehtja nur so 20 Kilometer, also das ist sozusagen allgemein. Genau.Und deswegen kommen da nach und nach Leute tatsächlich hin zurück,also sodass da wieder ein Straßenleben stattfindet und Cafés und so einzelne aufhaben.
Tim Pritlove 0:39:30
Du meintest, stört sich keiner dran, wenn du da rumläufst.Ich frage mich die ganze Zeit, müsste es nicht auch ein großes Misstrauen gegenüberso potenziellen russischen Spionen geben?Also man hat ja immer wieder solche Fälle und jeder weiß ja auch,dass es ja im Prinzip eine strategische Schwächung sein kann,wenn so wichtige Orte ausspioniert werden, mit wo wird was repariert,wo treffen sich internationale Hilfsgruppen oder irgendjemand,der in irgendeiner Form kriegsentscheidend sein kann.
Enno Lenze 0:40:07
Ja, also mir schien, in vielen Gegenden ist es so, dass sie zu meinen E-Fahrenausgehen, dass sie irgendwie ausspioniert werden.Also ich meine, wie wenn man offen durch Kramatorsk läuft, man kann nicht verstecken,was in der Stadt grundsätzlich los ist. Und ich glaube, das ist sowas,womit sich viele abgefunden haben.Dann war es so, an den Autos und so sind Presseschilder, also Englisch und Ukrainisch.Das russische und das ukrainische Wort für Presse unterscheidet sich in einem Buchstaben.Der hat uns vorgesagt, sieh zu, dass du das ukrainische drauf hast,weil damit vermittelst du quasi, du kennst den Unterschied.Also das gibt dir schon Pluspunkte.Und, ähm, ich glaube, ist ein S und das andere zwei S oder irgendwie so.Und, äh, dann halt, wenn wir in Gegenden waren, wo klar war,das ist Frontnähe und, ähm, wir sind das erste Mal da, haben wir oft auch dieschusssicheren West mit den Presseschildern angehabt.Also einfach, dass wenn jemand rumläuft, sagt, okay, wahrscheinlich ist dasPresse. Das ist grundsätzlich erstmal ein Grund, warum sie hier sind.Und oft haben wir das aber auch nur kurz gehabt, so bis man dachte,okay, das haben alle gesehen.Dann die Schilder wieder ab, weil das halt auch nicht gut ist,wenn man doch irgendwelche russischen Drohnen oder so in der Nähe hat,weil die halt ganz gerne Journalisten zuerst abschießen, zumindest wenn siegerade ein bisschen Zeit haben und kein höherwertiges Ziel.Und dann ist es aber oft so, also um in diese, also wie Kramatorsk zu der Zeit,da durfte man halt auch nur hin mit einer Akkreditierung und ich habe halt diePresseakkreditierung vom ukrainischen Verteidigungsministerium,die muss ich alle sechs Monate erneuern und die wird dann an den Kontrollstellen,an den Checkpoints davor kontrolliert.Und die waren auch, man merkte sonst, manchmal hat man so auf den Autobahnenoder auf so Landstraßen irgendwo einen Checkpoint, die sagen,ah Presse, okay, fahr weiter.Und vor Kramatorsk war es so, dass sie gesagt haben, okay, ich muss aber einmalden Pass dazu sehen und ich muss einmal dein Gesicht genauer gucken,ob das passt und kannst du bitte einmal kurz den Kopfraum aufmachen,also immer sehr, sehr höflich, aber so nur, dass wir sehen, dass du da nichteinen Raketenwerfer drin hast oder irgendwas. was.
Tim Pritlove 0:42:14
Was man so dabei hat. Genau.
Enno Lenze 0:42:15
Und so grobe Sichtprüfung, okay, keine, also ist auch interessant,weil die fragten immer, ob wir Waffen haben. Sagt, nö.Dann habe ich mal nachher gefragt und sagten, ja, bei Ihnen ist es auch grundsätzlichnicht verboten, dass Journalisten Waffen haben.Also ist auch immer so ein Irrglaube, man dürfe das nicht, aber man darf haltnicht an Kampfhandlung teilnehmen, aber die meisten Journalisten haben keine Waffen.Aber deswegen fragen sie immer explizit, weil sie sagen, ja,du bist Presse, das heißt aber nicht, dass du nicht doch eine waffenrechtlicheErlaubnis hier haben könntest, deswegen fragen wir extra. Ja.Und, also die Kontrollen waren so ein bisschen genauer, aber auch höflich.Und ich kann mir vorstellen, wenn man dann in Kramatorsk ist,dann geht man von aus, weil diese Kontrollen drumherum so genau sind,dass ja irgendjemand einen schon kontrolliert haben wird.Also irgendjemand hat schon nachgeguckt, ob du da sein darfst oder nicht.Und mir scheint, dass es deswegen dann auch eigentlich geht.Und ganz selten fragt halt meiner hier, für wen schreibst du oder was machst du?Und dann ist halt immer gut, entweder die Printleute haben meist einfach einMagazin oder so bei und sagen hierfür.Oder halt, dass man eben die Website da hat oder eine Visitenkarte und sagt hier.
Tim Pritlove 0:43:20
Also Magazin ist ausgedruckt.
Enno Lenze 0:43:22
Das Presseerzeugnis.Keine Patronenkurse.
Tim Pritlove 0:43:27
Genau.
Enno Lenze 0:43:28
Und dass man dann halt sagt, hier, und was da auch immer wieder sozusagen Punktegibt, man sagt, aber ich komme ja seit zwei Jahren jeden Monat her.Ich war schon da, ich war schon da.Und sagen wir mal, manchmal, ganz selten merkt man, dass Leute so ein bisschen,die wollen nicht unhöflich sein, aber sie wollen nachfragen,ohne ein sozusagen, ohne grimmig zu sein.Und dann habe ich halt auf dem Handy schon sowas wie die Best-of-Galerie,Da sie sagt, guck mal, ich war da bei Butcher schon im April und dann warenwir da in Saporica und so, dass man so ein bisschen wie die Selfie-Parade hatund meist sagen sie dann, dann entspannt sich's und sie sagen, ja okay,also man sieht, war immer wieder da, war immer da, wo so übliche Presse ist, ergibt irgendwie Sinn.
Tim Pritlove 0:44:09
Plausibel.
Enno Lenze 0:44:10
Genau, also so. Und mehr hatte ich aber auch nie. Ich hatte einmal noch eineganz interessante Sache.Da kam an einem so einem Checkpoint relativ weit vorne jemand vom Nachrichtendienstund sagte auch ganz klar, hallo, ich bin vom Nachrichtendienst.Und sagte, es tut mir jetzt sehr leid, aber ich muss einmal die E-Mails,also sozusagen die Seriennummer von eurem Handy abfragen, damit wir gucken können,wo ihr unterwegs wart, also ob ihr auf der russischen Seite wart.Er sagt, okay, sagen wir, das ist nachvollziehbar und er erklärt es ja.Und er kann es so oder so nachgucken, nur wenn ich ihm die E-Mail zeige,geht es schneller und wenn ich es nicht mache, dann dauert das Ganze länger.Und dann hat er das Handy genommen und sagte, ich kenne den Code,aber hat es die ganze Zeit so gehalten, dass ich es sehen konnte.Also nie irgendwas verdeckt gemacht und dann diese Codes irgendwie eingegeben,damit die E-Mail direkt angezeigt wird.
Tim Pritlove 0:45:01
Ja, da gibt es so eine Sternen-Karte-Kombination.
Enno Lenze 0:45:02
Ja, genau, irgendwie sowas. Hat sich die abgeschrieben und hat es mir wiedergegeben.Also auch, dass man sieht, ich will nicht, mich interessiert nicht,was auf deinem Handy ist. Ich will genau für den Zweck die E-Mail.Und da dachte ich auch, okay, das ist aber transparent und in dem Fall nachvollziehbar.Ist nicht irgendwie Vorratsdatenspeicherung in Deutschland oder so.Und das fand ich aber auch interessant, so wie man da sagt, ja das ist okay,weil mach halt, weil es ist eine spezielle Situation hier, aber dass die daauch so relativ offen und klar sagen, was sie wollen und warum und nicht irgendwie,wir müssen mal im Geheimen dein Handy checken, sondern das möchte ich, danke, gute Fahrt.
Tim Pritlove 0:45:41
Ich glaube, es ist ja so schwer, sich das vorzustellen, was das für so ein Landbedeutet, in so einer Kriegssituation zu sein.Und ich denke, dass manche vielleicht auch davon ausgehen, dass in irgendeinerForm dieses Staatswesen zum Erliegen gekommen ist oder zumindest stark eingeschränkt ist.Ja.Merkt man das?Was war so dein Eindruck, wie resilient sozusagen der Staat als solcher funktioniert?
Enno Lenze 0:46:44
Also was ich spannend fand, wie schnell sie wieder klar gemacht haben,dass der Start ganz normal funktioniert.Also im März 2022 war zum Beispiel Straßenverkehr noch mehr so wie Anarchie.Also als wir Ende März, Anfang April in Kiew fahren, war die Stadt fast leerund uns wurde explizit gesagt, wenn ihr Auto fahrt, drückt das Gas bis zum Anschlagdurch, bis du da bist, wo du sein willst und dann rennen wir da rein.Und da sind wir unglaublich schnell durch diese leeren Straßen in Kiew gefahren,echt wie im Videospiel eher so.Und eine Woche später, zwei Wochen später, als die Lage da sicherer wurde,wurde wieder gesagt, okay, und jetzt machen wir das nicht mehr.Und die fingen dann auch sofort an, wieder mit der Polizei Geschwindigkeitsmessungen zu machen.Und so ein, zwei Tage haben sie einen nur rausgewunken und ganz böse ermahntund dann haben sie wieder die Bußgelder ganz normal genommen,um auch zu sagen, hey, die Polizei ist noch da, es wird noch Geschwindigkeitskontrollengemacht, mein Auto ist mal abgeschleppt worden,also so sozusagen aus deutscher Sicht an der Front quasi, aber es war halt sicherin Kiew, weil ich halt falsch geparkt hatte und nicht mal, nicht mal sagen wirrichtig schlimm falsch,sondern so einen Meter über eine Linie gestanden habe und sowas.Und das, finde ich, zeigt ja aber auch so, hey, hier alles läuft ganz normal.Es ist nichts Besonderes.Selbst diese Sachen gehen noch. Und das fand ich schon interessant,wie die da an so vielen Stellen drauf achten oder auch eben,dass die Züge im Takt fahren und nicht, dass man sagt, es ist Krieg,jeder fährt, wie er will, sondern. Also.
Tim Pritlove 0:48:16
Nicht so wie bei uns.Weil der Wagen. Ja.
Enno Lenze 0:48:47
Weil der Wagen gebrannt hat. Das funktioniert.Es tut uns leid für die Unannehmlichkeiten, dass ihr Wagen bombardiert wurde,aber die drei Euro Reservierungsgebühr ist erstattet.Und der fuhr dann nach Lviv und da war der halbe Bahnhof voll Journalisten,weil alle jetzt dachten, na wie im Zombiefilm kommt da jetzt der kaputte Zugsechs Stunden verspätet und sie kamen, wenn ich es richtig im Kopf habe,mit zehn Minuten Verspätung ab,weil sie halt den Bombenschaden noch reparieren und den Zug löschen musstenund haben sich dann entschuldigt, dass sie jetzt zehn Minuten Verspätung habenwegen einem Raketenangriff.Und ich dachte, okay, das ist eine ganz andere Ebene, wie die damit umgehenUnd zum anderen, mit sowas kann man natürlich exzellent auch in den Medien spielen,dass man das so noch so überspitzt sagt, tut uns so leid, dass wir zehn Minutengebraucht haben, um den Raketenschaden zu reparieren, aber sonst ist ja alles okay.Aber das halt ganz viele so Dinge, wo sie halt immer rausstellen,erstmal, wir kommen damit klar.An sich herrscht hier Normalheit, also das ist kein, also das ist ein Grundzu spät zu kommen, aber jetzt fangen nicht alle an zu heulen und sagen,wie schrecklich, sondern man sagt, ja und der Zug fährt weiter und jetzt,scheiß Rakete vergeudet, ne, hat gar nicht geklappt, Zug fährt noch und dasfinde ich halt so irre, wie das, aber mir scheint so durch quasi alle Bereicheder Gesellschaft und so geht.Eine Sache, das war auch nur, weil es da so reinpasst, wir waren in Saporica,also da, wo quasi gegenüber das vermiente Atomkraftwerk Enahoda ist und wirwollten halt gucken, wie schlimm und desolat ist die Lage, wenn du quasi demdritten Weltkrieg gegenüber sitzt so.Und dann wollte ich abends so ein paar Sachen dazu runterschreiben im Hotelund ich konnte nicht schreiben, weil draußen eine Party lief,die so laut war, dass ich mich kaum konzentrieren konnte.Ich dachte, stell dir vor, du bist Russland, du vermienst das Atomkraftwerk,nimmst das ein, willst Terror über das ganze Land bringen und gegenüber siehstdu die Lichter von der Disco und die Leute feiern einfach und es interessiert sie überhaupt nicht.Ich glaube, das ist das Schlimmste, was was dir passieren kann,dass die einfach weitermachen und sagen, schön, aber hier ist Party.
Tim Pritlove 0:51:02
Die Partykultur muss sowieso unglaublich sein.Man kennt das ja generell aus Erzählungen von immer wenn so der Untergang nah ist,dann gibt es halt gerade bei der Jugend so den Druck mit, okay,dann feiern wir jetzt aber auch wirklich, als ob es keinen Morgen gäbe,weil vielleicht gibt es ja auch keinen Morgen und das kann die Party dann schonmal ganz ordentlich aufladen.Es gibt auch so Initiativen, wo Gruppen von Jugendlichen so quasi durchs Landziehen in ehemals zerstörte,Gebiete, also wo sich jetzt das russische Militär zurückgezogen hat,also sowas wie Butscher etc.,wo halt einzelne Häuser dann halt repariert werden und die dann sozusagen sichdort dann im Kollektiv niederlassen und freiwillig und kostenlos für die dieLeute diese Häuser wieder aufbauen und während sie das machen, steht da so ein DJ,daneben und es wird einfach die ganze Zeit irgendwie gefeiert.Das fand ich irgendwie bemerkenswert.
Enno Lenze 0:52:03
Ja, das ist unglaublich. Es gab auch gerade in Kiew, also gibt es ja eine MengeClubs und Nachtclubs und so und als die Ausgangssperre war, also die gibt esimmer noch, aber die war früher länger, jetzt kürzer.Ich glaube, zur Zeit ist die von 23 bis 5 Uhr oder so und wenn du im Club bist,sagen die so um 22.30 Uhr Leute 30 Minuten bis Ausgangssperre,also Also geh jetzt oder du musst bis fünf durchfeiern. Das sind so die zwei Optionen.Ganz einfach. Aber damit ist das Problem gelöst.
Tim Pritlove 0:52:36
Ja, ich wollte mal kurz auf die Züge zurückkommen, weil ich die ganz wichtigfinde in Bezug auf, wie funktioniert das Land.Also du hast ja auch schon gesagt, Züge sind generell eine wichtige Infrastruktur,die in der Ukraine schon immer sehr ernst genommen wurde.Keine Ahnung, wie das früher lief, aber jetzt ist es halt auch einfach nochmal wichtiger.Ich glaube Selensky hat einen relativ jungen Menschen zu Beginn des Kriegesdort zum Chef gemacht, so nach dem Motto, hier sorgt mal dafür, dass der Laden läuft,weil es natürlich jetzt nicht nur darum geht eine Normalität herzustellen,sondern natürlich die Eisenbahninfrastruktur auch super wichtig ist für diegesamte Kriegslogistik natürlich.
Enno Lenze 0:53:20
Ja und was lustig ist, den haben sie dann nach einem Jahr oder anderthalb Jahren,ich weiß gar nicht, da sozusagen wieder rausgenommen, damit er sich um Munitionsfabriken kümmert.Also so nach dem Motto, okay, Züge fahren, top Job, wir haben hier die nächsteBaustelle für dich, weil du kriegst offensichtlich Dinge gemanagt.
Tim Pritlove 0:53:39
Genau und das bringt mich so ein bisschen auf diesen Punkt,um so einen Staat unter Stress quasi zum Laufen zu bringen, ist die Personalpolitikder Regierung glaube ich sehr wichtig und vielleicht die wichtigste Kontribution,die Zelensky sozusagen mit seiner Regierung machen kann, mal abgesehen von einemganzen internationalen diplomatischen Parkett.Das scheint ja zu gelingen.Auf der anderen Seite wird dem Land ja auch nach wie vor ein hoher Grad an Korruptionunterstellt und es gibt ja auch immer wieder Fälle und es mussten ja schon soauch einige Minister zurücktreten.Was hatten wir jetzt als letztes gerade diese Woche? Musste doch auch jemand seinen Hut nehmen.Weiß jetzt gerade nicht. Auf jeden Fall passiert. Also was ist deine Wahrnehmungdavon, wie das so wahrgenommen wird?Ist das ein Thema, worüber die Leute reden?Ist das so etwas, was man vielleicht eher verdrängend nicht wahrhaben will?War das wirklich so, dass das immer ein großes Problem war oder ist das eigentlichauch nur so ein russisches Propagandamotiv, was über Europa gestreut wird,um die Unterstützung für die Ukraine zu unterlassen?
Enno Lenze 0:54:59
Ne, Korruption war immer ein Riesending dort, also auf allen Ebenen,also galt halt immer als das korrupteste Land Europas und ich kann mich nichtmehr erinnern, dass die Ukrainer dazu gesagt hätten, das stimmt nicht.Also zumindest war das wohl so von allen Beteiligten nahm man das an.Und als das mit dem Krieg losging,Und war es halt auch so, dass die Korruption gerade im Verteidigungsministeriumoder in den Beschaffungsprozessen und so ist, was mich im Prinzip so fertigmacht, wo ich denke, ihr kämpft da ums Überleben vom Land.Wie kann da jemand noch die Hand aufhalten? Also irgendwann muss man doch merken,dass das jetzt der falsche Zeitpunkt ist.Das sitzt aber so tief. Ich glaube, das ist halt wie so ein Krebsgespür.Das dauert so lange, bis du den letzten davon erwischt hast.Aber ich kenne selber Leute, die Rüstungsgüter an die Ukraine angeboten habenoder sogar geliefert haben, die sich alle beschwert haben, dass es immer aufirgendeiner Ebene Korruption gab oder zumindest den Wunsch danach.Nach und sie haben es dann auch der Korruptionsstelle gemeldet,NABU und das hat wohl auch immer wieder Früchte getragen.Also das dann nach Wochen bis Monaten, das dauert ja so eine Ermittlung,aber die Person, mit der sie zu tun hatten, auf einmal nicht mehr da war.Aber dann gab es irgendwie eine Ebene höher wieder ein oder woanders ein undsagen, das ist halt das Problem, die machen wirklich viel dagegen,aber es gibt einfach unglaublich viele Fälle auf verschiedenen Ebenen.Und das andere Problem ist wie immer, wenn man Wenn man es jetzt aus Business-Sichtsieht, wenn man an der Korruption dann als Zulieferer nicht teilnimmt,hat man halt keinen Auftrag.Und der, der den Auftrag hat, hat offensichtlich mitgemacht,aber hat auch kein Problem, weil er hat ja den Auftrag.Was halt auch so sozusagen, das hindert einen daran, diese Korruption loszuwerden,wenn es immer welche gibt, die am Ende dran verdienen oder die willens sind,in irgendeiner Form mitzuspielen, weil sie auch was von haben.Und von der Bevölkerung, das fand ich das Interessanteste, Selensky ist ja damals mit,ich glaube, was waren das, 60, 70 Prozent der Stimmen gewählt worden,aber ich habe nie das Gefühl gehabt, dass 70 Prozent des Landes ihn mögen,sondern dass er halt die beste Wahl war, aber nicht sozusagen der Top-Kandidat, den alle haben wollten.Und was ich ganz, ganz oft höre ist, dass sie sagen, sie mögen den nicht,sie haben eine Menge Probleme mit ihm, aber das, was er jetzt gerade macht,ist hervorragend und alle Probleme können sie besprechen, wenn der Krieg vorbei ist.Also jetzt macht er einen guten Job, das ist okay, aber sie haben noch eineRechnung offener, die ist nach hinten geschoben, wenn diese Nummer rum ist.
Tim Pritlove 0:57:34
Was ist das für eine Rechnung?
Enno Lenze 0:57:36
Dass sie halt sagen, also Korruption, dass es halt immer heißt,also egal was er tut offensichtlich, gibt es noch welche, da müsste man irgendwieviel strenger noch mehr machen.Dann halt die Vorwürfe bei ihm mit Steuerhinterziehung und sowas,dass halt viele auch sagen, nö, das ist nicht okay, also ich zahl Steuern.Sollte das stimmen, dass er die nicht gezahlt hat, ist das auch nicht okay,also den will ich dann nicht auf Dauer.
Tim Pritlove 0:57:58
Der ist glaube ich in diesen Panama-Apps genannt worden. Genau.
Enno Lenze 0:58:04
Und eine Menge so Sachen. Also es gibt verschiedene Punkte, die Leute nichtan ihm mögen, aber in erster Linie so Korruption, Vetternwirtschaft und sowas.Und nicht mal, dass Leute mir gesagt haben, dass sie meinen,dass er da wirklich Finger im Spiel hat oder so.Also, aber dass sie einfach sagen, aber es wäre ja sein Job,das sozusagen komplett auszumerzen und das schneller und es gibt immer wiederVorwürfe, er wüsste doch hiervon und davon, das wird man wahrscheinlich nie klären können.Aber so das, also wirklich so das Gängige, was ich höre, ist,der soll jetzt super den Job weitermachen, weil der macht das exzellent,aber ob ich ihn danach nochmal wähle, müssen wir dann gucken.
Tim Pritlove 0:58:40
Soweit ich weiß, will er danach auch gar nicht mehr antreten,also das ergibt sich, glaube ich, von alleine.
Enno Lenze 0:58:46
Und ich glaube, das wäre das Schlauste, was er machen kann. Also nicht diesesMachtgeile und Haften, was dann ja manche haben.Wenn der sozusagen, wie auch immer, der Krieg dann genau vorbeigeht,aber irgendwie, wenn die Sache halbwegs sinnvoll durch ist und er sagt,danke und jetzt gehe ich, dann wird er auf ewig der Held sein.Das ist so, wo ich denke, hätte Kohl nicht diese schwarzen Kassen gehabt,dann wäre er nur immer der Kanzler der Einheit und egal wie doof man ihn damals fand,das wäre sein Vermächtnis gewesen und dann okay und dann noch die schwarzenKassen und da denke ich, wenn Selenskyj schlau genug ist,das wäre das Beste, dann bauen die ihm Star-Touren und alle feiern ihn und sagenokay, das ist ein fairer Deal, wenn du gehst, wenn die Sache durch ist und alles vergessen.Also da gehe ich von aus, dass das sowas wäre, wo wie immer,also die Geschichte wird ja am Ende geschrieben und dann wird man sagen,ach das war alles vorher, aber er hat den Krieg gewonnen oder uns da gut durchgebracht, alles okay.
Tim Pritlove 0:59:42
Ja, ich denke, alles andere würde mich ein bisschen überraschen als Ausgang tatsächlich.Die internationale Wahrnehmung, da kommen wir auch gleich nochmal drauf,ist natürlich ganz klar,dass er eigentlich das Gesicht dieses gesamten Konflikts ist im Westen und erdiese Rolle international einfach auf Ewigkeiten auch haben wird.Egal was da im Detail vielleicht mal war oder so. Ja.
Enno Lenze 1:00:11
Und die tollen Memes, das muss man ja sagen, kein Krieg hat solche schönen Memes gebracht.Es gibt halt immer noch dieses, wo er durch eine Lagerhalle oder einen Supermarktoder auf so einem Gabelstapler nackt rumfährt, eins von seinen alten Sketch-Videos.Das gab es, da sieht man ihn so ein paar Sekunden so rumfahren und dann stehter und der hat den Krieg gewonnen.Also das wirst du sonst nie wieder haben. Ja, das stimmt.
Tim Pritlove 1:00:38
Das vergisst man ja auch schnell, dass er wirklich aus einer Theaterrolle sozusagenin die richtige Rolle gekommen ist.Diese ganze Story ist unfassbar.
Enno Lenze 1:00:48
Und aber auch so, ich finde das sozusagen, was es noch so auf die Spitze treibt,dass er so übelsten Klamauk auch gemachthat, also nicht so ein seriöser Schauspieler, sondern so, weiß nicht,vielleicht wie Harpe Kerkling oder Otto oder so vom Spaßniveau her oder sowas.So wie man jetzt sagen würde, okay und Harpe Kerkling hat jetzt den Krieg gegenRussland gewonnen oder so und sagt, okay, das hätte ich nicht erwartet, aber okay.
Tim Pritlove 1:01:15
Es gibt auch schöne Bilder von irgendeiner Veranstaltung, wo tatsächlich Putinauch auf demselben Event war und so.Also da ist viel Gold zu finden, wenn man da gräbt.Ich wollte jetzt nochmal, du hast es ja schon kurz angerissen,du warst ja auch in Saporischia.Saporischia ist Hauptstadt der Region in Saporischia und eben der Ort,wo der Dnipro-Fluss, der von Kiew kommt nach Süden in das ehemalige große Dnipro-Beckenfließt, das ja nur existierte,weil es eben den Staudamm gab,den die Russen jetzt vor einem Fasten gesprengt haben.Und als du da warst, war er ja schon gesprengt.
Enno Lenze 1:02:08
Genau.
Tim Pritlove 1:02:09
Wie sieht es da aus? Wie kann man sich das denn jetzt vorstellen?Weil das ist ja im Prinzip auch so ein großes Fragezeichen.Da, wo jetzt quasi vorher fast schon so ein Binnenmeer war,ist jetzt im Prinzip der natürliche Flusslauf ja wieder hergestellt,in Anführungsstrichen, weil das natürlich alles so überschwemmt war,dass das sich jetzt nicht von heute auf morgen wie ein normales Land anfühlen dürfte.
Enno Lenze 1:02:33
Ja, es war ja, also der Dnipro war da ja, meine ich, auf einer ganzen,auf einer langen Fläche so mehrere Kilometer breit. Ich weiß gar nicht,fünf oder sowas oder noch mehr. Also so, dass man wirklich das Ende kaum sehen kann.Und Saporica war die letzte Stadt, bevor sozusagen dieser See oder dieses Staubeckenoder wie man es nennen will, anfängt.Und als ich dann in Saporica war, war der Fluss halt tief und das erste,was wir gesehen haben, war, es gab wie so einen Anlegersteg,der ins Wasser ging, aber so ein betonierter, so ein richtig stabiler.Und wo halt so wie Ausflugsschiffe oder sowas früher angelegt haben.Und der stand einfach komplett im Trocknen.Also der ganze Steg stand im Trocknen.Also der ganze Weg hin. Und am Ende, wenn man runtergeguckt hat,hat man bestimmt zehn Meter da so runtergeguckt.Und unten war wie so eine Pfütze das Wasser nur.Und da waren ein paar Angler. Und die haben gesagt, das ist super geil.Die gleiche Menge Fische. Aber der Fluss ist halt nur noch irgendwie so schmal.Da kannst du quasi mit der Hand die Fische rausholen.
Tim Pritlove 1:03:37
Ja.
Enno Lenze 1:03:38
Und ein Stück weiter war so ein Nebenarm oder ein Zufluss oder was weiß ichwas, sozusagen im Süden von Saporica, der nach Osten so weg geht.Und da war ein Schwimmbad und so ein, ja auch wie so ein kleiner See oder wirklichwie so ein Teich oder sowas, an dem es früher ein paar Cafés mit so schwimmenden Terrassen gab. ab.Und das war, dieses ganze Becken war trocken und da waren auch so zwei,drei wie so Restaurant- oder Café-Schiffe, die einfach auf dem Trockenen lagen, also auf dem Grund.Und diese schwimmenden Terrassen lagen sozusagen am Abhang einfach schräg runterund der ganze Fluss, der da Zufluss war, da gab es so eine kleine Eisenbahnbrückedrüber und da war auch kein Fluss mehr.Dann habe ich auch die ganze Zeit erstmal Google Maps angemacht und Google Earthhalt und Und geguckt, wie sah das denn hier vorher aus, weil man sich das ja nicht vorstellen kann.Und dann gesehen, hey, die Brücke, auf der ich stehe, da ist eigentlich einFluss drunter, nur ist der Fluss nicht da.Und das ist schon sehr, sehr, sehr bizarr, weil man es da, also ich meine,wenn so ein Riesensee ein Stück Meter in Höhe oder so verliert,dann nimmt man das ja nicht so direkt wahr.Aber wenn da so ein kleinerer Fluss ist und der ist einfach weg,dann sieht man halt, der ist jetzt weg.Und dann sind wir halt bis an dieses Staubecken gefahren.Also wir haben vorher so ein bisschen geguckt, wo kommt man da wirklich ansWasser? Also wo stapft man nicht durch den Garten von jemandem,sondern wo kann man so ganz grob diagonal gegenüber von Enarhoda oder so stehenund halt mal so rübergucken und genau da gegenüber kommt man nicht hin.Also waren wir so, ich weiß nicht, vielleicht 20, 10 Kilometer,20 Kilometer da so östlich davon, Also so im Nichts, wo da so Felder und sowas sind.Und da gab es halt eine Stelle, die sah so aus, wie wenn man da seine Bootefrüher zu Wasser gelassen hat oder so eine Straße, die sozusagen ins Wasserrunter geht mit so einer Menge Spuren vom Rangieren. Genau.Nur war diese Rampe halt im Trockenen und sie endete im Trockenen und dann kamnoch irgendwie so ein bisschen vom Strand sozusagen und dann erst der See.Und das ist so ein bisschen schwierig zu verstehen, glaube ich,wenn man es sonst nicht kennt, weil der See hat offensichtlich ein paar Meter an Höhe verloren,was dann ja an Volumen unglaublich viel ist, aber für uns war halt immer nochWasser zu sehen und dann ist halt schwierig eine Relation zu haben,ist das jetzt besonders viel, ist das wenig, was fehlt hier?Und das andere Interessante war, dass das halt alles vermint war.Also da war auch so ein bisschen Zaun. Man muss sich daran gewöhnen,dass Minenfelder nicht gut markiert sind.Also da ist so ein kleiner Zaun und da hängt so ein rotes Dreieck dran.Und dann muss man halt wissen, dass das ein Minenfeld ist. Und sonst merkt manes bestimmt, wenn man rüberklettert.Und da haben wir gesagt, okay, Strand vermint, alles okay.Da haben wir erstmal davor Fotos gemacht, wie man das so macht.Und dann haben wir halt so ein dumpfes Grollen irgendwie gehört und dann warenda so Leute, die haben so ein Stück weiter gewohnt und die haben dann gesagt, ey,nix gegen euch, aber die schießen jetzt mit Artillerie, also haltet die Augen auf.Okay, dann fahren wir erstmal wieder ein Stück weiter. Oh Mann.Zu erfassen. Dann eben hatten wir da gewartet, als diese ersten Satellitenbilderkamen und man es da so ein bisschen besser verstehen konnte, wie viel fehlt.Ist aber auch wieder so eine Sache, die, wenn man da steht, also da,wo der Fluss ausgetrocknet war, okay, das war sehr gut zu sehen.Und da, wo dieser See aber einfach Meter an Höhe verloren hat,das war sozusagen unbeeindruckender schwer zu erfassen, wenn man halt den Vergleich zu vorher nicht hat.Also das fand ich immer so komisch, wenn man so denkt, das geht durch die Weltpresse,wie es da ist und wenn man da steht, sagt man, okay, wo genau ist der Unterschied,weil ich weiß nicht, was ich hier sehen muss.
Tim Pritlove 1:08:01
Und was war jetzt dein, ich meine, es war, wie lange nachdem der Staudamm, ein.
Enno Lenze 1:08:08
Zwei Monate schon später?
Tim Pritlove 1:08:09
Ja genau.
Enno Lenze 1:08:09
Zwei, glaube ich, also schon als das sozusagen das Wasser abgelassen war.
Tim Pritlove 1:08:13
Aber das war noch nicht alles abgelaufen, oder?
Enno Lenze 1:08:18
Ich muss sagen, das weiß ich gar nicht, weil ich mir auch nicht sicher bin, wie lange braucht das.
Tim Pritlove 1:08:22
Bis so ein Stausee abläuft. Ich hatte so die Einschätzung gehört,wenn ich mich richtig erinnere, dass das dann schon mal so drei Monate dauernkann, bis das sich ausgedient hat. Ja.
Enno Lenze 1:08:31
Dann war es irgendwie da so amEnde. Also dann war das wahrscheinlich irgendwo da in den letzten Zügen.Also wie gesagt, ein Teil war halt schon weg und ein Teil war schwer zu erkennen für mich.
Tim Pritlove 1:08:42
Und jetzt hat man da sozusagen so riesige freigelegte Gebiete,wo unter Umständen Seeminen im Schlick sind, die dann einfach mit abgesoffen,sondern aufgetaucht sind. Wobei.
Enno Lenze 1:08:54
Die sieht man ja. Seeminen sind ja relativ groß, also echt so wie man die ausMuseum oder so kennt, so einen halben Meter bis einen Meter Durchmesser oder so. so.Das fiese sind halt die, also die sind ja deswegen markiert,die neu verlegten, die Personenminen oder Panzerminen, die sind halt,die sieht man nicht, die sind irgendwo unterm Sand.
Tim Pritlove 1:09:12
Die jetzt sozusagen nochmal nachträglich.
Enno Lenze 1:09:15
Genau, aber deswegen sind sie halt markiert. Ah, das bringt auch,weil ich das so ein lustiges Problem fand, das bringt manchmal ganz simple Probleme.Wir sind eine Straße lang gefahren, eine Spur pro Richtung, also man konntenicht einfach anhalten, weil man dann jemanden blockiert hätte.Und rechts und links war Minenfeld und wir mussten beide ganz dringend pinkeln.Ja, was jetzt? Und das hörte nicht auf, dass Minenfeld sagt sowas,das sind Dinge, die lernt man nicht auf der Journalistenschule oder so.Das merkt man dann, was es für doofe Probleme in diesen Gegenden gibt.Aber deswegen, es ist manchmal so, das ist so komisch, dass so Minen,die da im Schlick liegen, machen einem zumindest im Alltag kleine Probleme,aber Aber wenn man muss und die Straße ist schmal, dann schon.Also es ist sehr merkwürdig, was dann sozusagen im Alltag die Schwierigkeitist und der Unterschied zwischen Theorie und Praxis.
Tim Pritlove 1:10:14
Jetzt warst du zuletzt kurz vor Weihnachten nochmal in der Ukraine,ich glaube in Kharkiv nochmal.Ihr habt da irgendwie Weihnachtsgeschenke verteilt.Und jetzt ist ja dieser Krieg schon gut zwei Jahre alt, also wir nähern unsja jetzt auch bald dem traurigen Jubiläum.Das macht ja was mit allem, wenn man so lange in dieser Situation ist.Es wird ja auch viel darüber diskutiert, so Kriegsmütigkeit und solche Begriffe.Ich meine, es ist ja nicht so, dass man sich das Kriegsmütigkeit irgendwie auchnur erlauben könnte, weil in dem Moment, wo man einschläft, wird es ja eigentlich erst schwierig.Das heißt, man ist eigentlich, so stelle ich mir das vor, eigentlich unter soeinem permanenten Stress, weil man diese Habachtstellung eigentlich so nie verlassen kann.Egal wie sehr man sich ablenkt und wie sehr man die Nicht-Normalität als Normalität abnimmt.An dem, was war denn dann so jetzt zuletzt dein Eindruck, wie viel davon wirklich real ist?Oder hält dieser Trotz, es wird ja auch viel darüber diskutiert,jetzt müsste sich das Militär verstärken, aber viele sind geflohen,viele wollen dann vielleicht auch nicht kämpfen,was dann natürlich noch mehr Druck auf die Soldaten nimmt, die jetzt an derFront sind, weil die dann nicht mehr in dem Maße ausgetauscht werden können,Wodurch die ja dann wiederum noch mehr ermüden.Ist die Ukraine jetzt da an so einem kritischen Punkt oder gibt es da irgendeinenunerschöpflichen Vorrat an Resilienz und jetzt erst recht?
Enno Lenze 1:12:03
Das Hauptproblem, glaube ich, liegt darin, dass wir halt von ukrainischer Seiteja keine Zahlen haben über genaue Verluste und über die genaue Menge in der Armee und so.Und das ist, dadurch kann man halt nur mutmaßen oder so anekdotische Evidenzhalt irgendwie anführen.Was ich von den Leuten vor Ort gehört habe, die alles möglich mit Crowdfunding machen,ist nur, dass die Spenden im Vergleich zum ersten Monat von der Invasion zuheute um ungefähr 98 Prozent zurückgegangen sind.Also die sitzen fast alle auf dem Trockenen und kriegen kein Crowdfunding mehrfür medizinische Produkte oder ich weiß nicht was hin.Was ja am Anfang so der Crowdfunding-Krieg war. Und jetzt, also in der gesamtenMasse ist es richtig abgefallen.Dann im Land oder bei den Ukrainern scheint mir habe ich so drei Hauptgruppenoder wie man es nennen will erlebt.Das eine eben die, die direkt geflohen sind und zum Teil auch noch bis heute weg sind.Das waren halt ganz oft junge Frauen und oft mit den Kindern,also jung im Sinne von so, weiß nicht, bis 30, 35 sagen wir mal,aber das schien mir eine große Gruppe und sozusagen das Fatale für die Ukraine,meist so anpassungsfähige, gut ausgebildete Leute.Und es ist halt wie immer, wenn man top ausgebildet ist und flexibel und woandershingeht, dann macht man da einfach weiter und dann wird es schwierig,also irgendwann in Zukunft für die Ukraine die Leute zurückzuholen,weil du musst ihnen ja irgendwas bieten, was besser ist als das,was sie jetzt sich aufgebaut haben.
Tim Pritlove 1:13:47
Ja, viele sind dann hier so in ein Deutschland mit Fachkräftemangel gekommenund mal abgesehen von den generellen Problemen, die wir so mit Flüchtlingenhaben, finden die ja hier eigentlich optimale Bedingungen. Ja.
Enno Lenze 1:14:00
Und halt gerade, also ich kenne halt welche, also so die klassischen aus IT-Berufenoder so, gut, denen meistens ja egal, wo sie arbeiten oder so,wenn es eine Pizza-App gibt, kann man die irgendwo hinsetzen und dann arbeiten sie los.Aber auch Künstler und aber auch ganz normale Office-Kräfte oder sowas.Aber ich meine, ja, Fachkräftemangel hast du überall.Und eben, wenn du, also ganz einfach, wenn du Arbeitgeber bist und da kommtjemand, der ist engagiert und der hat Bock, dann ist das ja schon 80 Prozentvon dem, was du willst. Und den Rest kriegst du hin.So, dann die Leute, die im Land geblieben sind, das ist so die zweite große Gruppe, klar.Und da scheint mir, dass aber bei ganz vielen so echt Normalität eingetretenist im Alltag. Also die gehen wieder ihrer Arbeit nach, die gehen in Clubs,die gehen in Cafés und klar hat man den Krieg.Aber jetzt speziell in Kiew und westlich davon hat man halt relativ wenig mit zu tun.Und selbst wenn man dann hier mal wieder liest, da ist wieder eine Drohne inKiew runtergekommen, ja.Aber das ist so, wie wenn du in Berlin liest, es wurde jemand im Park abgestochenund sagt, ja, das ist schlimm, aber ich habe nichts mitgekriegt und ich kenne den nicht.
Tim Pritlove 1:15:10
Gasexplosion in Rolo.
Enno Lenze 1:15:12
Ja, genau. Das betrifft einen halt nicht.
Tim Pritlove 1:15:17
Wobei das natürlich auch nur teilweise so stimmt, weil ich glaube,es gibt in der Ukraine mittlerweile niemanden mehr, der nicht jemanden kenntoder in der Familie hat, der in irgendeiner Form Schaden genommen hat.
Enno Lenze 1:15:27
Genau, nur da muss man traurigerweise sagen, beim ersten Mal ist das ganz schlimm und schrecklich.Beim zweiten Mal nimmt es ab. Also es ist wirklich ein unglaublicher Gewöhnungseffekt.Ich erinnere mich, als das erste Mal jemand gestorben ist, den ich einen Tagvorher gesehen hatte, also vor langer Zeit in einem Kriegsgebiet.Da war ich ziemlich fertig danach, weil ich dachte so, ich habe den gerade noch gesprochen und so.
Tim Pritlove 1:15:49
Das war alles aber nicht in Afghanistan.
Enno Lenze 1:16:19
Also da gibt es nicht mal mehr eine Trauerzeit oder so. Und das ist,scheint mir in der Ukraine leider auch so, dass man so einen gewissen Gewöhnungseffekthat, also wie bei allem im Leben.Und sozusagen die dritte große Gruppe von denen in der Ukraine,oder die ist dann nicht mehr so groß.Aber die, die entweder Soldaten oder Freiwillige sind oder auch Rettungskräfteoder so, also die, die wirklich an der Front aktiv sind und alle,zu denen ich da Kontakt habe,sind immer noch motiviert, egal wie schlimm es ist.Also das finde ich so krass. Die sagen, hey, mir ist egal, ob die anderen jetztzur Armee gehen oder nicht oder so. Ich mache hier trotzdem weiter.Ich hätte gern mehr Rotation. Ich würde gern mehr freimachen.Aber davon höre ich ja nicht auf, hier meine Pflicht sozusagen zu tun.Also dass sie sagen, ja, das ist assi von denen, wenn die sozusagen sich drum drücken.Aber das ändert nichts daran, dass ich hier das Richtige mache.Und es gibt auch so bizarre Sachen. Ich kenne eine Ärztin, Die ist jetzt,ich glaube, 23 oder so und die an einem Stabilisierungspunkt arbeitet.Also noch bevor man sozusagen ins Lazarett kommt, also das so,was hier der Notarzt oder so machen würde beim Autounfall.Also so jemanden transportfähig machen, damit er dann erst richtig versorgtwird. Also echt das Allerübelste.Und mit der schreibe ich immer wieder, so auf WhatsApp. Und die sagte dann zumBeispiel, ja, sie mussten jetzt wieder ihren Stabilisierungspunkt umziehen,weil der alte bombardiert wurde.Und dann kommt nicht mal eine Meldung, ob jemandem was passiert ist oder so,sondern mussten halt umziehen.Und dann habe ich halt gefragt, sind die anderen okay? Ja, also so ein paarVerletzte, aber kein Tote.Also das ist so, aber das Umziehen ist das Problem, nicht, dass wie jeden Tag Leute verletzt werden.Also das ist schon so gar nicht mehr erwähnenswert.Und bei der ist es so lustig, wenn man so die Fotos von ihr sieht,die sieht halt auch nicht aus wie so eine Kämpferin oder so,sondern so ein ganz liebes, nettes, irgendwie, also fast wie Mädchen noch,also so ein ganz junges Gesicht halt.Und die schickt dann immer wieder Fotos, weil die machen so lustige Fotos dann, das ist unglaublich.Also ist so in einem Keller, also eins von den Bildern und da ist so,naja, wie so ein Bett oder so, auf dem sie jemanden operiert hat und der hathalt Arm verbunden und kopfblutig und alles.Und dann grinsen sie beide in die Kamera und halten Daumen hoch.Und man sagt so, so Fotos macht ihr da.Oder auch so was, ähm,Auch ein anderes Foto, wo sie halt irgendwie mit Leuten ist,die so, die hatten Brandverletzungen, die haben den Kopf verbunden und den Oberkörperverbunden und erstmal der eine von denen sieht wirklich aus wie mumifiziert, aber raucht,weil Kippe geht noch gerade eben durch und sie steht daneben und zieht Kremassenund solche Bilder dann, wo man sagt,okay, also die halten trotzdem ihre Laune, ne, also so das finde ich so absolutabgefahren, wie das so, also es sieht aus wie so ein schlechter Photoshop,als hättest du so den einen von der Party ins Kriegsgebiet gefotoshopt.Aber so da denke ich, gut, wenn die das noch hinkriegen, ist doch,also besser geht es nicht, wenn man noch immer irgendwie den Spaß rausholenkann, selbst in so einer üblen Lage.Und das finde ich nur so abgefahren, wie die so die Laune behalten können.Oder auch, wenn ich zum Beispiel medizinische Produkte oder so mitgebracht habeund Leuten, die irgendwie für ihre Einheit oder sowas brauchen oder für irgendwelcheMedics, die da unterwegs sind.Dann schicken die eigentlich immer nachher Fotos, wo sie die gebraucht habenoder wo die gelandet sind, sozusagen als Nachweis, hey, danke für deine,keine Ahnung, für das Verbandsmaterial und hier ist es auch wirklich gelandet,also dass du wirklich weißt, das ist in guten Händen.Und die Leute da auch, die machen da meist auch noch irgendwelchen Blödsinndamit oder einer hat mit so ein paar Mullbinden jongliert und sowas und so ein Kram gemacht, aber,sozusagen nicht, wie man sich hier vorstellen würde, wie man hat so eine Checklistund da hakt man ab, wir haben drei Mullbinden ausgeliefert, sondern sie machendann lustige Fotos damit oder sowas und das,also da merke ich dann nur immer wieder so, wenn man ein bisschen mehr Kontaktzu den Leuten hat, wie dieser Humor oder so, wie sie sich den noch halten.Oder auch bei einer anderen Kollegin, die ist Journalistin.Also sie ist Ukrainerin und Journalistin und viel an der Front.Die macht dauernd Fotos mit irgendwelchen Tieren, die sie da finden.Also Hunde, Katzen, so Haustiere, die dann die Nähe suchen, weil niemand mehrda ist, zu dem sie gehört haben.Und da lernt man dann auf einmal so spannende Details. Und sie sagte zum Beispiel,in den Schützengräben kennt sie viele, die die Katzen auch füttern und die in der Nähe halten.Weil die Katzen haben irgendwann gelernt, wenn sie ein bestimmtes Geräusch hören,was die Katze halt hört, bevor du es hörst, kurz darauf knallt es.Das hat die Katze nach zwei, dreimal gelernt.Das heißt, auf einmal rennen alle Katzen weg und man weiß, ey,in drei Sekunden höre ich die Artillerie pfeifen, aber die Katze hat es jetzt schon gehört.
Tim Pritlove 1:21:21
Früh waren sie es.
Enno Lenze 1:21:22
Ja genau und sagen so ein paar Sekunden machen da ja dann den Unterschied undsagen die Katzen lernen das von selbst ganz schnell, was dieses Pfeifen heißt.Und das fand ich nur auch spannend, weil das hat man sozusagen nicht in derHeadline oder nicht in den großen Artikeln, weil das dafür so zu klein ist.Und wenn man halt diesen Kontakt hat und hält, dann hat man auf einmal ganzviele so kleine Details, wo man sagt, oh, das ist schon spannend, so je tiefer das geht.Also was halt nicht so mit den großen Militärbewegungen oder Taurus oder nichtszu tun hat, sondern mit den ganz praktischen Dingen da vorne.
Tim Pritlove 1:21:54
Ja, ich habe viele solche Videos gesehen von Katzen in Katzengräben,wo sich die Soldaten um die Katzen kümmern.Das ist natürlich jetzt nochmal ein Aspekt, den ich so betrachtet habe,wobei ich auch glaube, dass dieses ganze Umgehen mit solchen Haustieren sicherlichauch einfach, wie das eben generell auch hier bei Leuten mit Haustieren ist,einfach eine mentale Geschichte natürlich auch noch ist,einfach da so eine Nähe zu haben in so einer krassen Situation und für die Katzenist natürlich auch gut. Ja.
Enno Lenze 1:22:30
Also ich denke so, es ist Win-Win. Aber diesen Zusatzaspekt fand ich ganz spannend dann dabei.
Tim Pritlove 1:22:39
Und ja, dann würde ich ganz gerne mal ein bisschen,jetzt haben wir ja quasi mal geschaut, wie geht es dem Land,was findet da eigentlich tatsächlich vor Ort statt.Wie denkst du,sieht denn jetzt die ukrainische Bevölkerung nach Europa auf ihre potenziellenUnterstützer oder Nicht-Unterstützer?Wie hat sich das vielleicht auch verändert?Auf der einen Seite sicherlich ein Teil Dankbarkeit, dass das überhaupt existiertauf der anderen Seite natürlich auch viel Frust mit was alles nicht funktioniert und man weiß auch,dass man in gewisser Hinsicht einen seidenen Faden hängt, der schnell abreißenkann oder zumindest mögen das vielleicht manche denken,gerade wenn du da jetzt sozusagen sozusagen aus dem Westen kommst,wie wird dir da begegnet und was bekommst du davon mit?
Enno Lenze 1:23:47
Also zum einen glaube ich, wer einem begegnet wird, hängt halt vor allem davonab, ob man selber da ist oder nicht.Und in dem Moment, wo du selber persönlich vor Ort bist, freuen sich immer alleund sind zufrieden und danken dir, dass du da bist.Und wenn es dann um Hilfe geht, ja, es ist halt eigentlich genauso,wie du sagst, zum einen, sie sind froh um alles, was sie bekommen,weil sie brauchen was, aber sie sehen ja trotzdem, dass sie bei Weib nicht dasbekommen, was sie bräuchten, also was sie mehr bräuchten und vor allem,dass im Westen noch genug vorhanden wäre oder noch nicht alles ausgegeben ist.Das ist ja genau die Diskussion, die wir jetzt zur Zeit immer haben.Und die sagen halt auch, sie verstehen nicht, wie die Leute im Westen die Gefahrnicht sehen können oder das so ignorieren.Und der eine hat es so erzählt, dersagte, stell dir vor, du bist so beim Fußballspiel, du bist der Torwart.Und dann kommen Leute zu dir und sagen, was machst du nur hier?Sagst du, ich? Pass hier auf, ne? Ja, warum? Kommt doch gar nichts. Mach doch Pause.Sagen, so kommen sie sich immer vor und sagen, dir ist schon klar,dass da ein Fußballspiel läuft, wirst du gleich hier hinschießen.Nö, die letzten drei Minuten hat keiner geschossen. Was willst du denn?Und sagten, so in der Art ist die Diskussion immer so, ja Putin greift uns dochnicht an und was soll das denn und bla und die NATO und die EU wird der nie angreifen, niemals.Das finde ich auch so geil, wenn mir Leute sagen, was meinst du wäre los,wenn Putin nur eine Rakete hier rüber schießt. Moment, es waren vier bisher,ich glaube vier Raketen hat er bisher auf NATO-Gebiet geschossen und zwei Drohnen.Achso, ne, habe ich nicht mitbekommen. Also ich meine, waren jetzt nicht gezielteAngriffe, es sind russische Raketen auf NATO-Gebiet runtergekommen.
Tim Pritlove 1:25:20
In Grenznähe, Abwehrraketen etc.
Enno Lenze 1:25:23
Genau, so Abwehrraketen, bei denen ein war ja die Vermutung,dass sozusagen die Ukraine die Rakete abgeschossen hat und sie dann beide dabeiüber die Grenze nach Polen geflogen sind und da halt dann abgestürzt sind.Hat sich nie ganz geklärt, aber das würde sagen, war mal so Treffen vom Bildher und sagt, russische Rakete, NATO-Gebiet, hatten wir, nichts passiert.Dann vor, ich glaube, das war sogar 2022, die weißrussischen Helikopter,die über Polen, also so wirklich ein paar Meter über die Grenze und zurückgeflogen sind.Oder war es Litauen? Ich weiß es nicht mehr. Auf jeden Fall sind die so einpaar hundert Meter bei die Grenze und zurück.Hatte auch keine Folgen. Also es gibt so ein paar Dinge, die folgenlos waren.Und ich glaube, das ist so, also das, was ich mitbekomme von den Ukrainern,dass die sagen, ihr müsst doch verstehen, dass wir die hier stoppen müssen,weil sonst geht es weiter und weiter.Und deswegen, die Diskussion ist da immer ganz simpel, weil ich sage,ja, verstehe ich, sehe ich genauso, aber ich weiß auch nicht,wie man es den Leuten in Deutschland vermitteln soll.Und das alte Problem, also ich meine, wir hier im Studio und alle,die das hören, denen ist das, glaube ich, so halbwegs klar, da wird das niemand überraschen,aber so steigt man die U-Bahn und fragt mal irgendwie wahllos Leute,ob der Krieg in der Ukraine noch läuft oder was da los ist.Da wundert man sich, was so, sagen wir, in weiten Teilen der Bevölkerung überhauptan Nachrichten ankommt oder womit die sich befassen oder ob die das überhaupt interessiert.Und das ist halt, ja, das ist schwierig sozusagen auf Masse zu vermitteln,warum das relevant ist und auch mit, warum wir welche Raketen liefern sollten oder nicht.Ich denke ja all in, schmeiß alles rüber, bis die Russen da raus sind und fertig.Aber das ist mit dieser Regierung ja nicht zu machen.
Tim Pritlove 1:27:16
Nicht nur mit dieser Regierung, mit vielen Regierungen.Es ist wirklich eine teilweise wirklich schwierig nachzuvollziehende Grundhaltung.Also warum macht man nicht sozusagen das maximal Mögliche?Offensichtlich gehen auch die Einschätzungen darüber, was maximal möglich ist,auseinander sicherlich, aber viel hat eben auch so mit dieser diffusen Angstzu tun, dieses Stichwort mit der Eskalation.Und mich halt immer noch frage, was wollt ihr da eigentlich jetzt noch eskalieren? Ja.
Enno Lenze 1:27:58
Ich wollte sagen, gehen wir mal die Kriegsverbrechen in Butscha durch. Was soll da kommen?Also wir haben vermintes Atomkraftwerk sozusagen auf der großen Ebene und wirhaben so die Keller in Butscha auf der persönlichen Ebene.Was willst du da noch eskalieren?
Tim Pritlove 1:28:13
Ja, das ist ja alles nur in der Ukraine. Ich glaube nicht, dass es in der Debatteum die Eskalation vor Ort geht, sondern mit Eskalation ist ja gemeint,könnte ja sein, dass wir jetzt auf einmal die Bösen sind.Und ich meine, wenn man sich russische Medien anschaut, gut,das ist halt eh alles ziemlich geskriptet, aber das spricht ja in gewisser Hinsichtauch eine klare Sprache und nicht nur russisch, sondern….Da wird ja auch präsentiert, wie sozusagen Russland dann auch das der Gesellschaft so klar macht,was sie so denken sollen und das ist halt eine anti-westliche Stimmung,die meiner Meinung nach kaum zu steigern ist.Ich meine, da wird darüber geredet, Atomraketen auf Berlin zu schmeißen undirgendwie Finnland wieder einzuholen, das Baltikum sowieso.Das ist ja alles Russland und Ukraine gibt es ja eigentlich gar nicht.Der Krieg ist ja eigentlich schon gewonnen und Moldova, naja,das gehört ja eh zu uns und Rumänien hätten wir auch gerne noch einen Teil davon.Und ich frage mich halt immer, wie kommt sowas denn eigentlich an?Ich meine, das einzige Land, was glaube ich da relativ klare Positionen bezieht,also aus dem EU-Block, ist halt Polen.Die sagen, geht mir aus der Sonne irgendwie, wir rüsten jetzt hier auf wie nichtsGutes und die Polen rüsten enorm auf.Also ich glaube allein was Polen, ich bin mir jetzt bei den Zahlen nicht ganzso sicher, aber ich habe so einen Vergleich gesehen,also das was die jetzt sozusagen für die nächsten zwei Jahre an Aufrüstung planen,5% der Menge ist ungefähr so das, was insgesamt von allen Ländern einschließlich der USA,der Ukraine zur Verfügung gestellt wurde für diesen Krieg.Also eine unglaubliche Aufrüstung.
Enno Lenze 1:30:07
Auch der Punkt mit den Heimars. Ich glaube, Ukraine hat ja elf Heimars oder so bekommen.Und Polen hat daraufhin 58 bestellt. Also nach dem Motto, wenn du mit elf dieRussen im Schach halten kannst, dann wollen wir mehr.
Tim Pritlove 1:30:19
Ich glaube, die Zahl war sogar noch größer.
Enno Lenze 1:30:21
Also auf jeden Fall so exorbitante Mengen.
Tim Pritlove 1:30:24
Dreistellig.
Enno Lenze 1:30:25
Oder vielleicht waren das dann die erste Charge oder sowas.
Tim Pritlove 1:30:28
Ich glaube, es geht eher so in Richtung tausend, die sie haben wollen. Ohne Gewehr jetzt.
Enno Lenze 1:30:35
Nur da auch ein Punkt. Also ich meine, die Leute interessiert es ja immer meisterst, wenn es um ihr Portemonnaie geht und sagt, okay, das heißt,die Amis haben Heimas geliefert, die haben gewirkt und Polen bestellt 1000.Das heißt, vielleicht hätten wir was liefern können, wovon wir jetzt 1000 verkauft hätten.Weil ich meine, Javelin sind berühmt geworden dadurch, Enlor so ein bisschen, Heimas, Bayraktar.Also die TB2, ist auch so lustig. Die TB2 Drohnen kannte ich schon ewig ausKurdistan. Da kannte die niemand.Und dann in der Ukraine wurde bei Raktar berühmt auf einmal. Also so ein paar Sachen.
Tim Pritlove 1:31:13
Gesungen wurde es. Ja genau.
Enno Lenze 1:31:15
Es gab Plüschtiere davon, es gab Lieder, es gab alles. Oder ich meine der Gepard,das ist auch so lustig, wie der Gepard hier so in den letzten Jahren schon fastso abfällig gesehen wurde, so ach komm, wann werden wir das Scheißteil los unddas braucht man doch nie wieder und auf einmal mäht es da eine Drohne nach der anderen runter.Und alle sagen, war vielleicht nicht ganz so doof.Ja, das finde ich nur so spannend. Und Polen und ich meine die baltischen Staatenauch, aber die haben natürlich viel weniger Gewicht und Budget und alles.Aber zum Beispiel, was die baltischen Staaten noch im Februar 2022 an die Ukrainegeliefert haben, also vor allem diese Manpads, diese schultergestützten Raketenwerferund so, die haben quasi ihre Lager leer gemacht.Und da haben die Ukrainer nachher gesagt, das war ein ganz schöner Unterschied,die paar hundert Dinger mehr zu haben, also um sozusagen die erste Welle abzufrühstückenund die sagen, die haben wirklich im Prinzip Garage auf, alles raus und Deutschland sagt, ah,ich weiß nicht, ich weiß nicht, ob ich dir da einleihen kann und das ist so die Wahrnehmung.
Tim Pritlove 1:32:17
Wir geben euch erstmal Helme.
Enno Lenze 1:32:19
Genau, ja, wenn die ankommen. Das war ja sieben Wochen lang,das muss ich ja nochmal erwähnen, habe ich mehr Hilfsgüter in die Ukraine geliefertals die Bundesregierung.Ich finde, das ist immer noch die beeindruckendste Zahl.War aber genauso der Zeitraum dazwischen.
Tim Pritlove 1:32:44
Ja, okay. Aber vielleicht nochmal zurück zu dieser Wahrnehmung der Ukraine von dem Rest.Also haben wir jetzt sozusagen deren, haben wir das Land jetzt schon so enttäuscht,dass die uns für immer hassen werden, wenn dieser Krieg dann mal vorbei ist?Oder ist das tagesformabhängig?Es ist einfach so ein...
Enno Lenze 1:33:08
Mir scheint zum einen, dadurch, dass sie selber wissen, dass man nicht immermit seiner Regierung so zufrieden ist, sehen die einen deutlichen Unterschiedzwischen Bevölkerung und Regierung.Und die sehen ja, wie unglaublich deutsche Bevölkerung geholfen hat.Selbst Leute, die nie mit Krieg zu tun hatten oder nie mit solchen Themen sichbefasst haben, die dann auf einmal zur polnisch-ukrainischen Grenze gefahrensind am Wochenende, um Leute hin und her zu shutteln.Und was ich immer noch so krass fand, Flixbus war für mich immer so der Inbegriffvon alles billig und so viel Geld rauswürgen, wie man kann beim Geschäftsmodell.Und die haben kostenlose Shuttlebusse zur Verfügung gestellt für die Flüchtlinge.Ich dachte, okay, da war ich echt positiv überrascht. Also so jemand,dem ich sozusagen dem Klischee nach bösesten Kapitalismus unterstellen würdeund der dann sagt, nee, aber da hört es auf, da helfen wir.Und das fand ich irre, wie breit diese Allianz war von Leuten,die kreuz und quer geholfen haben.Und dann halt auch so diese ganz kleinen Dinge halt wie Wohnungen zur Verfügungstellen in Berlin am Anfang und sowas.Also wie das System auch funktioniert hat einfach, fand ich unglaublich.Also so Couchsurfing im Prinzip für 100.000 Leute oder ich weiß nicht,wie viele das am Ende genutzt haben.Und das, glaube ich, vergessen die auch nicht, weil den Klaas,da haben Individuen geholfen die ganze Zeit.Und das mit der Regierung, ich glaube, das ist so halb-halb.Das ist, also es ist ja schon gut, was wir liefern, aber es gibt so zwei Kritikpunkte, die ich habe.Zum einen habe ich das Gefühl, dass wir nicht so viel liefern, wie wir können.Und die Bundesregierung, denke ich, die stellt sich da so dämlich an,weil sie auch nicht mal klarstellen, was geht und was geht nicht,weil es immer alles geheim und können wir nicht sagen und bla bla.Aber ich denke, hey, ich bin der Souverän. Ihr vertretet irgendwie, was ich will.Ich verstehe nicht, warum es immerso getan wird, als sei ich hier der Bittsteller. Und das andere ist halt,Ähm, dass die Regierung ja die Wirtschaft massiv daran gehindert hat zu helfen.Also es gab genug Leute oder genug Unternehmen, die gesagt haben,wir wollen was liefern und die Regierung hat es nicht gestattet.Und das, denke ich, ist der Punkt, den kann mir keiner schlüssig erklären,außer halt diese Russland-geile Russland-Reue oder dieses, oh nein,nicht, dass die uns dann irgendwie böse finden.Aber warum sagt man der Wirtschaft nicht, hey generell, ihr dürft alles in dieUkraine liefern, was ihr irgendwie liefern könnt, auf die Tore.Weil da wäre ich gespannt, was die alle noch liefern würden.Und das dürfen sie nicht? Nee, die ganz vielen nicht. Rheinmetall hatte sichdoch böse aufgeregt, dass sie nicht einfach Produktion rüberschmeißen können.Das fand ich auch eben so spannend. Die großen Rüstungskonzerne in Deutschland,oder das ist ja in jedem Land so, die haben ja üblicherweise sehr,sehr gute Verbindungen zu einer Regierung.Und sind auch sozusagen ein bisschen regierungstreu oder der positiv eingestelltoder wie man es nennen will. Also man kennt sich und man will sich nicht ärgern.Und als dann aber irgendwann die großen Rüstungskonzerne vor die Presse gegangensind und gesagt haben, mit dieser Einstellung der Regierung sind wir jetzt abernicht zufrieden, weil wir würden gerne mehr liefern.Da habe ich gedacht, da muss aber die Hütte brennen, dass die sozusagen ihrenHauptauftraggeber so vorführen oder öffentlich über den meckern.Ich kann mich nicht erinnern, dass ich das schon mal erlebt hatte,dass also KfW oder Rheinmetall öffentlich sagen, das finde ich scheiße oderdas finde ich nicht gut, ich würde hier gern mehr machen.Und da habe ich auch gedacht, wie viel ist da schon intern gelaufen,bis die wirklich mal nach außen gehen.Das ist halt, ja, das sind so die Dinge, die könnte man ja einfach ändern.Also es gibt zum Beispiel eine Allgemeinverfügung, dass man schusssichere Westenund Helme in die Ukraine ohne weitere Anmeldung exportieren kann.Also man muss die Mengen melden, aber man muss nicht eine einzelne Exporterlaubnisholen, sondern es gibt eine allgemeine Exporterlaubnis. Aber sowas in der Artmachen, sagen, alles, alles was du lieferst, also solange der Abnehmer es legalerwerben darf, also an die Armee oder so, hau raus.Dann wäre ich gespannt, was dann durchgehen würde.
Tim Pritlove 1:37:25
Tatsächlich ist ja die Kooperation dieser Rüstungsunternehmen mit der Ukraineauch sehr weitreichend.Also Trompet Granmetall baut jetzt sogar ein Werk in der Ukraine als Joint Venture.Keine Ahnung, welche Rechtsform das jetzt hat oder vielleicht ist es auch gar nicht mal nur ein Werk.Also es geht ja um verschiedenste Sachen. Es geht um Reparaturzentren für Leopard.Leopard, würde mich auch nicht wundern, wenn die irgendwann anfangen,Leoparden zu bauen und ich glaube, es ist sogar im Gespräch,diesen neuen Panzer, was heißt der von Rheinmetall?
Enno Lenze 1:37:59
KfW, glaube ich, ja.
Tim Pritlove 1:38:00
Den zu produzieren, wie heißt dieses Teil nochmal, weißt du das?Der Nachfolger von der Kuhle. Der Kuhle, das Superteil und neue Haubitze undso weiter ist ja auch einiges in der Produktionspipeline gewesen,was jetzt sozusagen rechtzeitig rauskommt.Also die deutsche Rüstungsindustrie kann jetzt hier auch wirklich eine großeRolle spielen und man wundert sich natürlich dann immer wenn das in irgendeiner Form beschränkt wird.Weiter mal vielleicht mal den Blick auf ganz Europa.So das Verhältnis der Ukraine, also zu Polen denke ich mal ist das spätestensjetzt auch nach dem Regierungswechsel das dürfte wahrscheinlich,also sicherlich kein vollständig ungetrübtes Verhältnis sein,wie das nun mal so ist, weil es gibt natürlich durch die Nähe auch ein paar Konflikte.Es gab da diesen Streik der Traka an der Grenze, die die Grenze blockiert haben.Es gab Ich habe Heckmeck so mit irgendwie dem freien Import von Getreide undso weiter, weil das natürlich auch alles immer lokale Auswirkungen hat und dannhast du auf einmal Druck von deinen eigenen Bauern.Das kann man irgendwie alles verstehen, aber grundsätzlich steht glaube ichPolen fest an der Seite der Ukraine und ist sicherlich der verlässlichste Nachbar.Aber dann wiederum gibt es aber dann eben solche Problemfälle wie Ungarn,die also einfach eine Russlandnähe haben, wo man sich wirklich fragt,wie das eigentlich sein kann.Also ein Land, was selber von Russland jahrzehntelang besetzt, unterdrückt wurde.Und was in der NATO ist, was in der EU ist, also jegliche westliche Verankerung hat,die man irgendwie nur haben kann, aber trotzdem dort täglich eine Propagandagefahren wird, die auch anti-ukrainisch ist.Ich war jetzt selber ein paar Tage da, hab das nur so am Rande mitbekommen,hab mich mit einem Taxifahrer unterhalten, um einfach zu verstehen, wie die das so sehen.Und es hat nicht lange gedauert, bis sozusagen in der Liste seiner Skepsispunkteso klare russische Propaganda-Talking-Points aufkamen.Ja, die foltern ja die Russen auf der Krim und so eine Geschichte,wo ich mir nur denke, so fängst du jetzt an dagegen zu argumentieren oder speicherstjetzt diese Information einfach mal ab. Und.
Enno Lenze 1:40:24
Bei dem Argument sage ich jedes Mal, also abgesehen davon, dass es nicht stimmt,aber wenn es stimmen würde, wenn du russische Soldaten in der Ukraine folterst,würde ich sagen, dann mach dich doch nicht auf den Weg in ein Land,was dich foltert, dann bleib doch zu Hause.Das wäre mein Top-Tipp an den russischen Soldaten. Ja.
Tim Pritlove 1:40:40
An den russischen Soldaten. In dem Fall war es ja einfach ein ungarischer Taxifahrer,der wollte da jetzt sicherlich nicht hin. Nee.
Enno Lenze 1:40:45
Nur sein Argument halt.
Tim Pritlove 1:40:47
Ja, stimmt schon. Nur das...Also das ist mir vollkommen unklar. Dann kamen aber auch schnell solche Sachenauf wie, ja es gibt ja dann auch so eine ungarische Minderheit im Westen der Ukraine.Ja die gibt es, die ist nicht besonders groß und die ist ja auch irgendwie unterdrücktworden und was nicht alles, was sicherlich irgendwann mal so war.
Enno Lenze 1:41:15
Zu Sowjetzeiten.
Tim Pritlove 1:41:45
Also die Zustimmung für dieses 50 Milliarden Paket durch Ungarn ist jetzt glaubeich durch, weil Ungarn im Prinzip mit Stimmenentzug gedroht wurde und das istdann halt so ein Punkt, wo sie dann auch nicht mehr machen.
Enno Lenze 1:41:58
Ich denke, mit Ungarn das Problem, also gab es ja schon bevor die Invasion losging,also wie lange das dauert, bis die EU da mal wirklich sozusagen aus dem Knick kommt,das denke ich, das ist immer so traurig, wenn so sagen wir in irgendeiner Formpolitische Spielverderber auftreten, wo man dann erst merkt,wie kaputt so Systeme sind und wie die gar nicht richtig reagieren können.Also wie in der EU, ich weiß jetzt gar nicht, wie viele Jahre das mit Ungarnso geht, also mit so verschiedenen BKK, genau.Und so richtig hat man sie also sozusagen noch nicht im Griff,sondern es ist halt, also sie können dauernd weiter so ein Blödsinn machen undsie kriegen weiterhin ihre EU-Ausgleichszahlung und dann geht es mal hin undher, aber das denke ich, wie simpel man halt so eine ganze EU sabotieren kann,das zeigen die leider beeindruckend.
Tim Pritlove 1:42:49
Ähnlicher Problemfall scheint jetzt die Slowakei zu sein, noch nicht ganz soschlimm wie Ungarn und ich glaube, die kriegt man auch noch ein bisschen besserin den Griff gerade, weil viel von dem Widerstand, der jetzt hochkam,nachdem der FIKO wieder Ministerpräsident wurde,jetzt wohl auch so ein bisschen wieder zurückgedreht werden konnte.Aber mal abgesehen jetzt davon,wie schätzt du generell die Unterstützungsbereitschaft Europas so ein?Also die Negativbeispiele haben wir jetzt genannt.Deutschland ist halt irgendwo so im Mittelfeld, hat viel,kann viel, liefert auch viel, macht halt viel im Bereich von,ja ihr habt ja Geld, damit ihr euren Staat stützen könnt, humanitäre Hilfe undso weiter, wo sie sich ja immer schon so ein bisschen den Bauch in die Sonne gehalten haben für,nur eben, dass halt militärisch auch noch sehr viel mehr passieren könnte.Dann gibt es halt kleine Länder wie Dänemark und Niederlande,die halt sehr viel machen, die jetzt die F-16 liefern und da unter Umständenauch kriegsentscheidende Punkte setzen.Aber wir sprechen halt hier wirklich nicht mit einer Sprache. Nee.
Enno Lenze 1:44:02
Und mir scheint also im Großen und Ganzen sehen die das alles positiv,weil sie halt wissen, ohne diese ganzen Hilfen wären sie halt,also dann wäre Kiew wirklich massiv in Gefahr gewesen.Aber sozusagen, mir scheint, die sehen die Hilfen eher so in Summe.Also nicht die einzelnen Länder, sondern sie sagen, alles insgesamt, was kommt, ist gut.Und sie nehmen halt wahr, dass einzelne Länder besonders schlecht sind.Aber sagen wir mal, auch die EU-Hilfen und UK und USA und so,mir scheint, dass das häufiger als ein so ein Block auch gesehen wird.Also bei den meisten Leuten einfach nur sagen, es kommt viel Hilfe,das ist gut, das hilft uns.Ich denke halt speziell zu den Niederlanden, die haben halt nicht vergessen,dass MH17 da abgeschossen wurde, was also hier ja immer schon so in Vergessenheitgeraten ist, aber du vergisst den halt nicht so schnell, der in einem eh schon kleinen Land,also Bayern sich ihrer aber halt mit vielen Niederländern besetzt,dass der runtergeholt wurde.
Tim Pritlove 1:45:03
Stimmt. Das ist ein Punkt, genau. Und Skandinavien, denke ich mal,verhält sich generell auch anders.Wird jetzt auch nochmal spannend sein zu sehen, wenn dann jetzt der WiderstandUngarns und der Türkei final aufgebrochen wurde mit dem NATO-Beitritt Schwedens,was ja auch eine Phase ist, dass das so lange dauert.
Enno Lenze 1:45:20
Noch zu Skandinavien auch, die haben ja bei EMA also waren relativ stark soim Sinne von ihrem Nationalstolz oder so, unser Land und uns greift hier keineran und so, also da schien mir, dass das,ja stärker ist als in anderen EU-Ländern, dieses deswegen auch eigene Kampfjetsentwickeln, also selbst als kleine Länder, so eigene Rüstungsindustrie,also dieses sich selber verteidigen können und so, das hatte da zumindest schienmir mal einen anderen Stellenwert noch als bei uns.Also bei uns ist ja auch, ich meine, Rüstungsindustrie ist bei uns auch einfachgroßer Arbeitgeber und Exportprodukt und so, aber ja nicht in erster,also ich meine, wir haben, meine ich, bei der Bundeswehr 250 oder 300 Panzer,also Main Battle Tanks zur Zeit, die aktiv verfügbar sind.Dafür bräuchtest du keine Rüstungsindustrie, also für sozusagen die paar Panzer.Während also Finnland und Schweden auch, die hatten ja ab und zu diese Sachenmit russischen U-Booten die da waren oder nicht waren und diese verschiedenen Fälle,dass die da auch nicht gesagt haben, lass mal drüber verhandeln,sondern die haben gesagt ist das jetzt euer U-Boot? Nein?Gut, dann werfen wir jetzt Semin und gucken was es ist also die hatten da jaschon so andere Gangarten immer wieder also nicht im Sinne von schlimm nationalistischoder so, aber so im Sinne von,dass sie ein anderes Gefühl für haben, für das ist Umsatz und da kommt keiner ran.
Tim Pritlove 1:46:46
Ja, so eine eigene Autonomie auch sicherstellen, auch im Gegensatz zum Mitteleuropa etc.Also ich glaube, Skandinavien hat sich da schon immer sehr gut gefallen.Zurecht auch, ähnliches gilt ja auch für Finnland, die ja noch eine sehr vielklarere Bedrohung haben.Also Russland hat ja Finnland dann auch auch überfallen, zu dem Zweiten Weltkrieg,große Gebiete auch sich einverleibt, etc. Das haben die auch nicht vergessen.Und die Wehrhaftigkeit der finnischen Bevölkerung, glaube ich,ist übertrifft, glaube ich,Alles, was man sonst so in Europa hat, gemessen an wie viele Leute da theoretischin der Reserve sind, wie viele Bunker es gibt, wie viel.
Enno Lenze 1:47:29
Auch die Ausbildung. Also ich habe mal mit finnischen Soldaten zu tun gehabt und ich hatte halt das,also ich meine, es ist wieder so, ich habe nur ein paar von getroffen,aber die waren halt also richtig höflich, gut gebildet und auch richtig gutausgerüstet und ausgebildet.Also man merkte, es hatte, also nicht so, dass man sagte, ja komm,ich mach hier mal meine zwei Wochen, sondern so, ich hatte das Gefühl,sie wollen wirklich wissen, wie es geht, wenn der Krieg kommt.Also, dass sie es wirklich ernst genommen haben, diese Aufgabe und nicht so9 to 5 Job und dann gehe ich saufen oder sowas. Also so mit einer ziemlichenErnsthaftigkeit dahinter.Ich denke, das ist ja so ungefähr 100 Jahre her, hatten die ja die große,also mehrere Probleme dann so, also vor 80 bis 100 Jahren erst,ja nicht nur mit russischen, also Russland damals erst, sondern dann ja auchDeutschland, also Nazi-Deutschland.So ich denke, okay, die sozusagen die letzten Kriege in der Geschichte warenzwei Großmächte haben sie angegriffen, nacheinander.Und dann kann ich mir auch vorstellen, dass sich sozusagen historisch das Meerverfestigt mit, okay, wir müssen selber auf uns achten können und nicht so sehrauf Bündnis ausgelegt halt oder nur als sozusagen als zweite Schutzmaßnahme.Aber ja, was ich dann immer noch so komisch finde, die Ostsee,dass da ja immer noch die russischen Spionageschiffe hin und her tuckern dieganze Zeit und dann heißt, ja, aber es gibt internationale Verträge und deswegendürfen wir nichts machen.Ich denke echt, steht in internationalen Verträgen auch, dass man im Butscherim Keller Leute zu Tode folgern darf?Ich verstehe die Messlatte nicht, dass man sagt, ja die begehen am Tag so vielKriegsverbrechen, dass sie niemandem erzählen kann, aber ich kann doch dem Bootnicht sagen, es darf hier nicht uns ausspionieren.Also das denke ich, da würde mich mal interessieren, was die für Bauchmuskelnin Russland haben vom Lachen über wie doof die EU ist, dass die sich so einenScheiß gefallen lässt den ganzen Tag lang.
Tim Pritlove 1:49:31
Ja, man hat manchmal so ein bisschen den Eindruck, dass einfach der Respektvor Russland einfach alles übersteigt, was in dieser Situation noch angemessen ist. Und vielleicht...Wird es natürlich auch ein Kristallisationspunkt werden für die EU?In gewisser Hinsicht ist es ja, was die NATO betrifft, hat das ja schon stattgefunden.EU ist glaube ich nochmal ein bisschen anders. Da wird jetzt auch viel davonabhängen, wie sehr mit der Mitgliedschaft der potenziellen der Ukraine in derEU umgegangen wird weiterhin.Jetzt hat man es natürlich erstmal in so einen symbolischen Bereich reingetragenmit, ja ihr seid jetzt offiziell auf diesem Kandidatenpfad und damit es nichtso auffällt, nimmt man Moldawien halt auch gleich noch mit.Was jetzt sicherlich nicht so hoch auf der Liste stand,obwohl ich mich ehrlich gesagt ein bisschen wundere, weil wenn man sich klar macht,was für ein reiches Land eigentlich diese Region Moldawien und Ukraine ist,also Agrarmäßig, Militärindustrie,Technologie, also Software. Luftwehr.Wir könnten die Ukraine in die EU einnehmen und dann programmieren die uns mal irgendwie die Apps.
Enno Lenze 1:50:48
Eine Alarm-App, die funktioniert.
Tim Pritlove 1:50:50
Ja, Alarm-App, einfach mal alles irgendwie so.
Enno Lenze 1:50:52
Nur ich meine, es scheitert ja, es scheitert an dieser Alarm-App,wo so jeder sagt, die kannst du mit einem HTTP-Request schreiben, diese App.
Tim Pritlove 1:51:00
Naja.
Enno Lenze 1:51:02
Naja.
Tim Pritlove 1:51:03
Du weißt ja.
Enno Lenze 1:51:04
Wie das ist.Ja, nicht auszuhalten.
Tim Pritlove 1:51:11
Und jetzt müssen wir aber noch über einen anderen Aspekt sprechen, nämlich die USA.Die haben wir bisher ein bisschen rausgelassen. Vielleicht auch nochmal da erstder Blick der Ukraine auf die USA.Also Europa hatten wir ja jetzt schon. Ich glaube, da verhält es sich irgendwie ähnlich. Ähnlich.Wobei natürlich der Unterschied ist und vielleicht nehmen wir auch mal UK hier mit rein.Letzten Endes ja auch die beiden Länder, die damals bei dem Vertrag von BudapesterMemorandum quasi sich als Schutzmächte angemeldet haben.Haben gesagt haben, ja hier die Einigung mit Russland, also wo ja im Prinzipdrin stand, wir greifen euch nicht an und eure Grenzen sind...
Enno Lenze 1:51:59
Die Ukraine gibt die Atomwaffen ab, das war ja die Grundlage.
Tim Pritlove 1:52:01
Genau, und die Ukraine gibt die Atomwaffen ab und dafür greift ihr das Landnicht an und akzeptiert diese Grenzen, was sie dann halt nicht getan haben.Und da stand halt drin, USA und UK...Sorgen dafür, dass das stattfindet oder nicht so ganz klar.
Enno Lenze 1:52:19
Das ist so ein Detail. Also das sind ja bilaterale Verträge jeweils am Endegeworden und die verschiedenen Schutzmächte sagen, dass sie die Ukraine im Falleeines nuklearen Angriffs oder einer nuklearen Bedrohung schützen.Darauf zieht man sich jetzt ja mal zurück. Das heißt ja, sorry,da ist noch keine Atombombe geworfen.Formal gilt das nicht.Wenn es jetzt heißt, ja da sind doch keine US-Soldaten im Land,doch klar, seit zehn Jahren.Das ist ein öffentliches, bekanntes Mandat und so, das ist alles nicht geheim.Das merkt man ganz massiv, also wenn man sich sozusagen ein bisschen genauerdie Videos anguckt von wie die ukrainische Armee agiert bei der Übernahme der Krim.Jetzt mal böse gesagt, sah das aus wie so ein Haufen Minions,die sich nicht sicher sind, was sie jetzt tun, wenn russische Spezialeinheiten kommen.Und wenn man dann die Aufnahmen sieht von den letzten zwei Jahren,wenn man so ein bisschen Blick führt, sagt man, die sind von den Amis ausgebildet und die von den Briten.Also das siehst du so an den Vorgehensweisen schon, aber dass das quasi 90 Prozentauch so durchgezogen wird mit ein paar Anpassungen.Und hat ja offensichtlich auch viel gebracht, das Training.Also zum einen das Training der Leute und zum anderen dann die Waffen,die sie noch dazu bekommen haben und die Ausrüstung.Und deswegen scheint mir gerade der Blick, also Amis und Briten sind ja eh,muss man sagen, fast immer zusammen irgendwo.Also egal welches Kriegsgebiet und auch die Basen teilen die sich ja oft.Also im Prinzip kommen die glaube ich immer im Doppelpack. Ich kann mich annicht viel erinnern, wo nur einer von beiden da war so in den letzten Jahren.
Tim Pritlove 1:54:29
Feiglandkrieg vielleicht.
Enno Lenze 1:54:31
Ja gut, aber das war ja sozusagen eine interne Angelegenheit,wenn man es jetzt mal böse sieht.Aber auch dazu nur, ich denke das ist so lustig, während einer der,ich glaube die größte Marineübung, die die Briten hatten, sich den Moment auszusuchen,um einen Krieg anzufangen, war auch ein schlechtes Timing irgendwie.Also die saßen ja alle auf den Schiffen und waren sozusagen abfahrbereit.So, aber deswegen in der Ukraine habe ich das Gefühl, dass, also erstmal,dass die zehn Jahre Training reingesteckt haben, hat da niemand vergessen undhalt diese Kolonnen von Lastern mit den Javelin-Panzerabwehrwaffen und ebenHIMARS, also zwei ganz relevante Dinge, die da ja kamen von,und dann die NLAW, die anderen Panzerabwehrwaffen, also Briten und Amis,die waren wirklich kriegsentscheidend.Und auch diese ganze Luftraumüberwachung, die Kampfjets,maßgeblich sind es ja Briten und Amerikaner, die die halbe EU-Außengrenze dieganze Zeit überwachen und auch das Schwarze Meer, wenn die da durchfliegen.Und es sind ihre Kampfjets, die das im Großen und Ganzen schützen auch.Das ist ja nicht, dass die Bundeswehr jetzt sozusagen die großen Macher im SchwarzenMeer sind, sondern die Amis sind federführend, obwohl es bei uns vor der Türist oder zum Teil sind dann die NATO Drohnen bei, die aus Italien und so starten.Aber sagen wir mal, wenn man aus dieser gesamten Rechnung Ukraine kriegt,sagen wir mal, wir würden Italien rausnehmen.Ich glaube, dann würde er nicht so wesentlich anders laufen.Nimmt man aus der ganzen Rechnung aber die USA raus, dann wäre der Krieg anders gelaufen.Und das ist den Leuten in der Ukraine ganz klar, was da auch permanent den ganzenTag ja an Hilfe kommt, an Aufklärung von Satelliten, von Flugzeugen,von allem, was die da rumfahren haben.Also ohne das, das sind ja sozusagen die Augen und Ohren der Ukraine die ganze Zeit, Tag und Nacht.
Tim Pritlove 1:56:32
Umso größer dürfte die Angst sein, wenn man sich die Wirren anschaut,die die amerikanische Politik jetzt wieder durchmacht.Wahlen anstehen, es derzeit so aussieht, als ob die Republikaner sich auf niemandanderen wirklich einigen können als Donald Trump.Es ist noch vollkommen unklar, ob die amerikanische Justiz in der Lage seinwird, ihn noch rechtzeitig in den Knast zu bekommen.Er hat ja genug Anklagen an den Hacken und bisher eigentlich auch alles verloren,aber es ist halt wieder so eine Zuspitzung bis hin zum Supreme Court,wo es halt theoretisch noch sein kann, dass von ihm bestellte Richter sagen,ach ja nö, das war schon alles so ganz in Ordnung und dann ist halt wirklich Staatskrise angesagt.Also wissen wir alles nicht, aber weil der Teil des Kongresses,des Haus derzeit eben von den Republikanern dominiert wird und nach diesen ganzen Machtkämpfen,die dort zuletzt abgelaufen sind rund um diese Sprecherposition jetzt so eintotaler Magaschilder am Start ist und derzeit einfach alles blockiert,werden ja keine weiteren Gelder freigegeben.Das heißt, es könnte eben sein, dass im allerschlimmsten Fall diese Blockadenoch monatelang weitergetrieben wird,einfach weil aus der Sicht der Republikaner, ja was interessiert mich die Ukraine und Russland,wichtig ist, dass wir jetzt hier wieder den Präsidenten stellen und wenn wirhier genug Krisen erzeugen, dann können wir uns ja so platzieren,dass wir dann die Krisen dann lösen, wenn wir dann mal die Macht haben.Das ist dieser Zynismus, der da gerade vorherrscht und das ist ja auch etwas,was nicht nur die Ukraine beunruhigen sollte, sondern natürlich eigentlich auchdie gesamte EU und Deutschland und so weiter.Weil es ja auch bedeuten kann, dass im allerschlimmsten Fall,man mag es sich gar nicht vorstellen, aber würde jetzt tatsächlich die USA sozusagensich komplett zurückziehen und sagen, mach doch was ihr wollt.Was ich mir tatsächlich wirklich nicht wirklich vorstellen kann,aber es ist so ein Szenario, was da ist, das würde ja auch bedeuten,dass die EU sich eigentlich komplett neu aufstellen muss. Europa sich komplett neu aufstellen muss.
Enno Lenze 1:58:50
Wenn man das mal auf die Spitze treiben will, ich glaube auch nicht,dass das passiert, aber was ja immer wieder so als Drohung in den Raum geworfenwurde, die USA könnten ja aus der NATO austreten.Wie seit ich halte es für unrealistisch, aber man sollte mal darüber nachdenken,was dann wäre. Das ist halt auch wieder dieser Punkt.Also alleine diese Überwachung vom Schwarzen Meer.Ich denke, eigentlich müssten doch die verschiedenen Armeen in der EU sagen,hey, danke, Amis und Briten, dass ihr das macht, aber wir übernehmen jetzt.Wir brauchen euch nicht, weil wir machen das. Und vielen, vielen Dank,dass ihr bisher geholfen habt.Ich glaube nicht, dass die Amis sich drum kloppen, ihr Geld da zu verbrennen.Also es ist ja immer eine Kosten-Nutzen-Rechnung für die, klar und so.Aber aus Amisicht kann man sagen, ja, das ist auf der anderen Seite der Welt.Also umgekehrt, die Bundeswehr kümmert sich doch auch nicht in Mittelamerikaum die Terroristen, die da sind zum Beispiel.Wir sagen nicht, das ist unsere Aufgabe, jetzt in Kolumbien irgendwie die Rebellen zu stoppen oder so.Würde man ja hier auch sagen, sorry, ich weiß nicht mal, wie die Gruppe heißtund was habe ich denn damit zu tun?
Tim Pritlove 1:59:54
Also in Mali haben wir das probiert, nicht mit besonders viel Erfolg und dasverfängt ja hier auch nicht so.
Enno Lenze 1:59:59
Ja genau und das war schon weit genug weg, aber Mali ist noch so auf dem Globusauf der gleichen Seite sozusagen, wenn du den drehst.Für den Rest musst du ja schon weiter drehen. Ja das stimmt.Und das denke ich sozusagen aus Ami-Sicht, dass die sagen, also jetzt so eindurchschnittlicher Mensch, der in Ami-Land lebt, dass der sagt,was habe ich mit der Ukraine zu tun, kann ich in gewissem Maß nachvollziehen,weil ja du hast nichts mit denen zu tun. Und wenn die Moldawien übernehmen, immer noch nicht.Und wenn die Deutschland übernehmen, immer noch nicht. Aber...Wir schon. Und das finde ich halt das Schlimme daran, wir haben doch eine EU,damit wir irgendwie irgendetwas tun.Also es ging ja nicht darum, dass wir ohne Pass über die Grenze können.Es war jetzt nicht die Touristenunion oder sowas die Idee dahinter.Das hatten wir schon mit, also was auch viele ja nicht verstehen,das ist Schengen, das ist nicht die EU. Das sind ja auch nochmal verschiedene Sachen.So und deswegen denke ich, uns und Frankreich geht es ja so federführend an,weil wir die großen Player hier sind.Polen, weil sie inzwischen echt wirtschaftlich stark sind und die direkten Nachbarnund irgendwie die zusammen müssten schützen. Die Briten haben wir nicht mehr in der EU.Schade drum, aber gerade jetzt wären die sehr hilfreich, weil die sind extremerfahren mit wirklich Kriegen auf großer Skala.
Tim Pritlove 2:01:18
Und mit Diplomatie. Ja.
Enno Lenze 2:01:20
Genau, also Krieg oder Diplomatie, sag es mir in Dollar, ist so der alte Spruch.Ja, aber die, sozusagen das, was sie in diesem Bereich an Erfahrung haben,ich habe halt nicht das Gefühl,dass wir das ersetzen können oder also wenn es wirklich hart auf hart kommtund jetzt speziell mit Scholz, ich weiß nicht, ich weiß nicht.Im Prinzip müssten doch jetzt die EU-Staaten sagen, alles, was die Amis bishermachen, übernehmen wir, weil das ist unser Backyard hier, unser Hinterhof sozusagen,die Ukraine und wir wollen die ja in die EU holen.Die USA sagt nicht, wir wollen die als US-Bundesstaat, sondern wir wollen diepotenziell, wenn die mal ihre Probleme gefixt haben, aber in der EU haben,ja dann müssten wir doch jetzt alles übernehmen und mal zeigen,dass wir auf der Welt wirklich eine richtig große Rolle spielen und nicht immerwir sind die Zweitbesten.Wo ich denke, toll, kennst du irgendwie einen Formel-1-Rennfahrer,der sagt, ich hole dieses Jahrden zweiten Platz, da freue ich mich so richtig drauf oder den dritten.Nee, also sozusagen so spielst du nicht mit, wenn du oben mitspielen willst.Und das, was wir jetzt immer machen ist, ja wir müssen erst die USA fragen,ob wir die Raketen liefern können.Und wir müssen erst, wo ich denke, sag mal, sind wir, also, dann lass uns dochdie Regierung hier kippen und wir fragen immer beiden, was wir tun und lassendürfen, aber immer dieses, nee, wir müssen uns erst mit den anderen abstimmen.Ich denke, dafür brauche ich keine Regierung wählen, dass ihr mal jemand anderenfragen müsst, was wir jetzt machen. Das ist irgendwie nicht meine Idee.
Tim Pritlove 2:02:59
Ja vor allem, ich meine, ich habe ja überhaupt nichts dagegen, dass man sich abstimmt.Aber ich glaube, wenn jetzt Deutschland sagen würde, wir liefern jetzt mal dieTaurus Missiles direkt und machen nicht hier wieder so einen bekloppten Ringtausch-Quatsch,dann würde die USA sagen, super.
Enno Lenze 2:03:12
Ja, die würden nicht sagen, das finden wir jetzt doof.
Tim Pritlove 2:03:15
Ihr könnt doch nicht einfach was liefern, bevor wir was geliefert haben. Genau.
Enno Lenze 2:03:19
Und ihr könnt doch nicht, wir wollten Steuern ausgeben. Wir wollten uns unbeliebt machen.
Tim Pritlove 2:03:25
Ja.
Enno Lenze 2:03:25
Das ist, also das denke ich halt auch, das ist für die Amis ist es weit wegund da kann man nur froh sein, dass sie bisher so drauf achten,aber wenn die aus der Nummer raus sind, dann wird es düster, ne?
Tim Pritlove 2:03:37
Dann wird es wirklich düster.UK ist da offensichtlich einen Schritt weiter.Ich habe es jetzt ehrlich gesagt gar nicht so genau verfolgt,aber es gab jetzt ein Abkommen, eine Vereinbarung zwischen der Ukraine und UK,hier für weitere Sicherheit zu garantieren.Kannst du da mal Licht drauf schütten? Ich habe es noch nicht so ganz verstanden,inwiefern das jetzt nur ein Lippenbekenntnis ist oder tatsächlich eine Verschärfung.Aber generell habe ich so den Eindruck, wird der Ukraine-Konflikt in London sehr ernst genommen.
Enno Lenze 2:04:21
Ja und aus verschiedenen Gründen. Ein Teil dieses neuen Deals,ich weiß nicht, ob es direkt im Deal drin steht oder ob es so ein Nebenarm oderwie man sagen will davon ist halt,dass die Briten halt Waffen liefern, aber halt auf Rechnung.Also die kommt dann auf den Stapel, also nicht, dass man sagt,aus gutem Willen gibt es Weihnachtsgeschenke, sondern so wie wenn man die Kreditlinie einfach erhöht.Zum einen hat man dann Interesse, dass es der Ukraine irgendwann besser gehtund dass sie gewinnen, weil man will sein Geld zurück.Aber ich meine, die Briten brauchen zur Zeit auch jeden Pfund inzwischen jawieder, den sie da halt haben können.
Tim Pritlove 2:04:59
Das stimmt, im Außenhandel läuft es gerade nicht so gut.
Enno Lenze 2:05:02
Nee. Und sozusagen, wenn du jetzt auf Vorrat produzierst und gehst von aus,dass du in zehn Jahren oder so die Raten kriegst.Irgendjemand wird ausrechnen, ob es ein guter Deal ist oder nicht.Und das andere ist, was es hieß, was da mit…,dranhängt oder mit irgendwie mit verbunden ist, ist eben auch so Sachen wie,Handelsoptionen mit der Ukraine und auch Getreide und Know-how-Transfer.Also nicht mal, dass es jetzt einfach darum geht, der Ukraine helfen als guterMensch, sondern ich meine, schreien gerade nicht alle hier, wenn die Britenirgendwelche neuen Verträge mit Außenhandel oder sonst was machen wollen.Und jetzt können sie was bringen, was die Ukraine braucht und in Zukunft kannman von ausgehen, dass Die Ukraine genug hat.
Tim Pritlove 2:05:47
Was man gebrauchen könnte.
Enno Lenze 2:05:48
Genau, also in welcher Form auch immer und dass es da also vor allem so um die Zukunft geht.Also wir helfen euch jetzt aus der Scheiße und dann machen wir hier sowas wiedie Anti-EU, um es mal ganz blöde zu sagen oder sowas.Also die beiden Outcasts sozusagen halten da zusammen.Und das macht ja aus ukrainischer Sicht auch Sinn. Also jeden Deal nehmen imMoment, den man kriegen kann.
Tim Pritlove 2:06:13
Also selbst wenn die Ukraine in die EU geht, UK muss ja ohnehin mit jedem europäischenLand einzelne Verträge schließen, eben weil die EU-Verträge nicht automatisch gelten.Von daher mag das sicherlich nochmal so ein Aspekt sein.Aber ich habe auch das Gefühl, dass es jenseits dieser wirtschaftlichen Überlegungenin London auch irgendwie einen Nerv trifft, dieser Konflikt auf eine Art undWeise, wie das in Deutschland einfach noch nicht stattgefunden hat.
Enno Lenze 2:06:41
Ja und mir scheint auch sozusagen in den USA,ich erinnere mich wie in so 80er und 90er Jahre vor allem,also in so Comedy-Filmen immer wieder es so Gags gab auf Kosten von Kommunistenoder so die Kommunisten-Hasser oder im Film Cannonball Run fahren sie durchso ein Dorf und da steht so ein, hängt an so einem Haus so ein Werbeplakat,wählt den Sheriff wieder den Joe Kill a Commie Warner oder sowas.Also so, dass es immer so Gags gab, so wir sind gegen die Kommunisten und so,aber es war halt schon zu so einer Fraßverkommenheit zu so einem Gag.Und ich glaube, alle diese Leute, die immer gesagt haben,also ich meine, Russland wird ja immer noch als die Kommunisten von denen gesehen,das hat sich jetzt ja nicht maßgeblich so geändert in der simplen Welt,dass die jetzt sagen können, ich hatte Recht, ich hatte 50 Jahre lang Rechtund ich hatte immer Recht und jetzt,jetzt kommt meine Zeit zu glänzen.Also ich glaube, das ist ein Aspekt, von dem die länger dabei sind.Dann eben, den anderen ist klar, also immer wenn so ein großer Krieg kommt,es gibt keinen Gewinner.Also sagen wir, wenn Russland jetzt tatsächlich weitergehen würde,es gibt kein Szenario, was für UK gut wäre.Ja, also es ist ja nicht gut, wenn Ukraine übernommen wird, nicht gut,wenn Polen übernommen wird, also es gibt nichts, wo sie sagen,ey, da haben wir einen Vorteil von und zum anderen ja auch noch einen klarenNachteil, was ja auch nicht immer das gleiche ist,aber dass sie da Probleme haben könnten, auch klar.Und deswegen, ich glaube, zum einen sozusagen Geschichte und zum anderen auch,die waren in so vielen Kriegen und so was oder in so Konflikten viel stärker involviert.Also ich meine, wir hatten auch Bundeswehr in Afghanistan, wir hatten die inMali, wir hatten die in Kurdistan und so, aber halt immer, eigentlich immereine kleinere Rolle und auch viel weniger diese direkten Kampfeinsätze.Ich habe das Gefühl, dass das bei den Briten halt auch einen Unterschied macht,dass die wissen, was wirklich ein Krieg dann bedeutet, also wenn der hier rüberrollt oder jetzt in der Ukraine ist.Und in Deutschland habe ich halt nicht das Gefühl, dass Leute einen Bezug zuKrieg haben, was ja eigentlich sehr schön ist, wenn man sagt,das ist so lange her, das weiß keiner mehr.Ja, es fiel mir nur wieder auf, als Silvester die Leute sagten,boah, wie Krieg und so und dann hatte ich irgendwann auf Twitter geschrieben,also ich verstehe total, dass man das Geballer blöd findet und so,aber ganz ehrlich, es ist halt nicht wie Krieg, also da sind schon noch Unterschiede.Was mir da entgegenschlug von Leuten mit, das ist genau so und das macht garkeinen, also so, die der festen Überzeugung waren, wenn Böller fliegt,das ist wie Krieg. Und das weiß ich.Dachte, okay, die Realität ist ganz woanders von denen und von mir.Und ich glaube, bei den Briten ist das Thema, also die können sich besser vorstellen,was das heißt, wenn der Konflikt rüberschwappt.Schwappt, während hier ich nicht das Gefühl habe, dass Leute das,also erstmal, dass die Leute hier nicht glauben, dass das passiert,auch wenn es heißt, das ist so weit weg, ich denke, das ist.Also, das ist ungefähr so weit weg wie Barcelona, um es mal so zu sagen,so der Kriegsschauplatz und Barcelona sieht man eher als nah,das ist mit dem Flugzeug schnell erreichbar, das ist nicht weit weg und es istnur noch ein Land dazwischen, aber,Und ja, irgendwie nehmen die Leute das hier nicht ernst und ich weiß auch nicht,wie man es vermitteln sollte.Also und man will ja auch nicht Panik oder so ein Blödsinn verbreiten oder Propagandamit, oh die Russen kommen, aber einfach ein Verständnis schaffen und ich sehederzeit nicht, wie man das schaffen könnte.
Tim Pritlove 2:10:27
Ja, wie geht es jetzt weiter mit dem Konflikt? Was denkst du sollte sich jetztvielleicht mal wieder auf die deutsche Öffentlichkeit bezogen?Was kann man am besten tun, um jetzt diesem Konflikt weiter Herr zu werden?Vielleicht auch aus einer privaten Persönlichkeit.Ich denke es ist sicherlich wichtig auf die deutsche Politik Einfluss zu nehmen.Das ist glaube ich das worauf wir eigentlich auch noch am meisten Einfluss haben. Ja.
Enno Lenze 2:11:00
Ich meine, wir sind eine Demokratie, eine, die funktioniert.Das heißt, wir können guten Einfluss nehmen.
Tim Pritlove 2:11:06
Ja, man hat bloß nicht so den Eindruck, dass es irgendwie, ich weiß nicht,also die einzige Partei, die auf mich zumindest den Eindruck macht,dass sie die Situation in der Ukraine versteht, sind die Grünen.Was die SPD reitet, ich verstehe es nicht. Naja.
Enno Lenze 2:11:25
Man will ja seinem Kumpel den Job nicht madig machen. Also ich habe immer dasGefühl, die haben alle Sorge, dass Gerhard Schröder sonst arm stirbt,wenn er nicht mehr auf Putins Gehaltsliste sitzt.
Tim Pritlove 2:11:43
Es ist halt auch, ich habe so den Eindruck, dass linke Parteien,da setze ich jetzt mal ganz große Anführungsstriche drumherum,weil ich glaube die SPD als linke Partei.
Enno Lenze 2:11:56
Sie ist so links vom Mittelstrich.
Tim Pritlove 2:11:59
Ja, im besten Falle. Also da sieht sie sich zumindest selber,ob sie da ist, das lassen wir mal offen.Aber das ist ja auch generell, das sieht man ja auch jetzt an diesem Wagenknecht-Momentum,auch generell die Linke als politische Gruppierung, unabhängig von Parteien.Hat auch schon immer irgendwie so ein komisches Verhältnis gehabt zu Russland und zu Ländern,die sich in irgendeiner Form gegen die USA stellen.Also diese Vorstellung, der Imperialismus wäre jetzt so unser Hauptproblem undalles, was sich in irgendeiner Form dagegen positioniert,da muss man mal drüber reden, so würde ich das jetzt mal so ein bisschen formulieren.Man sieht ja auch ähnliche Probleme in der Auseinandersetzung mit Israel,was ich jetzt nicht aufmachen möchte.
Enno Lenze 2:13:06
Wir müssen heute noch ins Bett abends.
Tim Pritlove 2:13:08
Ja genau, können wir vielleicht nochmal später aufmachen, das wäre vielleichtauch nochmal interessant,da nochmal eine zweite Betrachtung zu machen, aber das scheint hier eine Rolle zu spielen,sodass einfach auch die politische Landschaft in Deutschland auf so eine Artund Weise zerklüftet ist, was jetzt die Ukraine-Frage angeht,wo es schwierig ist, Orientierung zu bekommen. Ja.
Enno Lenze 2:13:35
Ich habe auch, also Druck auf Politiker machen hat eigentlich...Immer geholfen, wenn es genug ist. Und das geht ja auf vielen Ebenen.Ich meine, Demos ist immer sowas, was auf Masse irgendwie eine Tendenz gibt.Das stört einen Politiker im Normalfall nicht, der irgendwo rumsitzt.Also mäßig. Es kommt darauf an, wie die Demos verlaufen.Aber tatsächlich, deswegen haben wir ja zwei Stimmen,dein Wahlkreisabgeordneten, den halt anschreiben, anrufen, was auch immer.Wenn nur einer ihm eine Mail schickt, ist das mäßig.Aber wenn das Büro sagt, ey, die Hälfte der Mails sagen inzwischen,wir müssen mal mehr für die Ukraine tun, dann denkt der an seine Stimmen bei der nächsten Wahl.
Tim Pritlove 2:14:18
Mein Wahlkreisabgeordneter wird nächste Woche neu gewählt.
Enno Lenze 2:14:20
Tja, ich möchte nur mal ein Beispiel.Spiel nennen, als ich mein Panzer hier nach Berlin gebracht habe. Ach ja, gute Story.Da gab es ja so leichte Service-Schwankungen mit dem Bezirk Mitte.
Tim Pritlove 2:14:34
Da haben wir noch gar nicht drüber gesprochen. Das müssen wir vielleicht gleich nochmal aufmachen.
Enno Lenze 2:14:39
Und da nur ein Punkt. Ich hatte lange gesagt, der Streit mit dem Bezirk,ich habe gar keinen Bock, sowas öffentlich zu machen, weil das ist nicht der Punkt.Das ist nicht, worum es geht. Das ist so bla, mi, mi, mi.Bis es zu einem Punkt kam, wo ich gesagt habe, jetzt reicht es mir.Und dann habe ich die ganze Story wie doof die sich verhalten haben, veröffentlicht.Eine Woche vor der Berlin-Wahl war das, glaube ich. Oder ein oder zwei Wochen.Und ich habe kein Wort von der Bezirksbürgermeisterin bis dahin irgendwie gehört.Und in dem Moment, wo dieser Artikel, ich glaube, 200.000 Mal geklickt wurde,weil es so eine schöne Story war, hat sie mich angerufen, dass wir das dochmal ganz dringend klären müssen.Wo ich dachte, ah, eine ungünstige, groß angelegte PR-Aktion kurz vor einerWahl kann tatsächlich etwas bewirken und ich meine, das war ein gutes Timing und so.Nur da habe ich direkt gemerkt, komisch, da besteht auch ein exakter Zusammenhangzwischen meiner Veröffentlichung und dem plötzlichen Drang zur Kommunikation,und ich meine, mit Bundestagsabgeordneten und so ist es ja das Gleiche,nur eben einer alleine kann da oft nicht, also macht nicht den Riesenunterschied,aber eben jeder kann dem ihm zumindest mailen oder ihn anrufen oder auf Events ansprechen.Und wenn das halt über eine gewisse Schwelle kommt, dann wird es wahrgenommen.Und das ist das Gute einer Demokratie. Und da ist auch fast egal,welche Partei oder welche Ausrichtung der hat.Wenn seine Wähler sagen, das ist mir ein Anliegen, irgendwann muss er zuhören.Also entweder versteht er es selbst oder es ist reiner Opportunismus,dass er sagt, okay, jetzt muss ich mir die Sache angucken.Aber das ist ja am Ende egal. Aber das ist, glaube ich, das,womit wir hier echt viel bewegen können und was Leute immer so unterschätzen.Und umgekehrt eine Online-Petition klicken oder ein Profilbild ändern,das ist so auf dem unteren Ende von was Wirkung zeigt.Deinen Abgeordneten persönlich nerven, kann ich sagen, wirkt oft Wunder,zumindest dass es irgendwo auf die Agenda kommt.
Tim Pritlove 2:16:41
Jetzt müssen wir aber die Sache mit dem Panzer Das hatten.
Enno Lenze 2:16:43
Wir gar nicht, ne? In der letzten Sendung.
Tim Pritlove 2:16:46
Nein, weil wir hatten das ja im April 20, also ein Monat, zwei Monate nach dem Krieg.Wir hatten uns zwischenzeitlich mal getroffen und darüber gesprochen.
Enno Lenze 2:16:58
Das war es. Deswegen hatte ich im Kopf.
Tim Pritlove 2:16:59
Genau. Und da war das sozusagen auch noch ongoing. Da war das sozusagen mitten in diesem Konflikt.
Enno Lenze 2:17:04
Ja.
Tim Pritlove 2:17:04
Also dein Plan war ja, einen dieser zerstörten russischen Panzer in Berlin auszustellen,so wie es die Ukraine zu dem Zeitpunkt ja in Kiew und später dann auch in andereneuropäischen Städten gemacht hat.Ich weiß nicht, wo das in Kiew war.
Enno Lenze 2:17:25
Vor dem Hotel, wo die internationale Presse war. Welch Zufall, direkt vor der Tür.
Tim Pritlove 2:17:31
Das ist aber nicht Maidan, sondern es ist eine andere Gegend.
Enno Lenze 2:17:33
Ja, es ist nur so 200 Meter von Maidan die Straße hoch, also so den Hügel hochUnd oben ist das Intercontinental Hotel, wo zu der Zeit alle waren.Also Intercontinental Kiew. Und daneben ist das Kloster, dessen Namen ich immer vergesse.Und das hat so einen großen Vorplatz. Ich weiß gar nicht, ob der zum Hotel gehört oder was auch immer.Aber auf jeden Fall, das ist der Riesenplatz, auf dem das alles stand.
Tim Pritlove 2:18:04
Wir schauen hier gerade mal auf die Karte. Also es ist auf jeden Fall mitten im Zentrum.
Enno Lenze 2:18:09
Genau. Ach hier, das Denkmal für die Vierfüßin Olga, also was wir hier nur sehen.Das ist der Platz, auf dem die ganzen Panzer dann, oder also jetzt mal Panzer,mal Traktoren, mal was auch immer stehen.Eine interessante Sache ist dieses Denkmal. Ich glaube, das ist sogar auf deinemBild zu sehen, hier auf Google Earth gerade.Das ist eins von den riesen Denkmälern, die mit Sandsäcken am Anfang des Kriegesverhüllt wurden, wo es so diese Videos gab, wie Freiwillige zehn Meter hoheStar-Tour in Tag- und Nachtarbeit mit Sandsäcken umhüllt haben.Nannten sie dann auch die Monuments Man, also wie die damals im Zweiten Weltkriegund dann der gleichnamige Film, die, die die Kunst und Kultur schützen vorm Krieg.Inzwischen ist dieses Datum wieder frei und trägt eine schusssichere Weste,eine überdimensionale.Und damit werben sie für ein Crowdfunding für Westen, für Frauen an der Front.Also deswegen diese Star-Tour hat sozusagen mehrere Geschichten des Kriegesalleine zu erzählen, was auch abgefahren ist und als wir Ende März 2022 da ankamen auf dem Platz,war die Star-Tour glaube ich gerade verhüllt und es hing ein riesen Banner dran,den jemand so per Hand gesprüht oder gemalt hatte,wo nur riesig groß drauf stand World Help Us.Und das fand ich auch so sehr einfach, aber sehr eindringlich,das halt auf Englisch und direkt da, wo den ganzen Tag die Weltpresse hin undher lief, also dass man jeden Tag daran erinnert wird.Das war sozusagen gut gemachtes Selbstmarketing.
Tim Pritlove 2:19:50
Du wolltest also jetzt so ein Panzer nach Berlin holen.Wie bist du das angegangen? Was ist da der erste Schritt?
Enno Lenze 2:20:01
Also das war wieder so eine Sache von jemand sollte mal. Also warum gibt es das nicht in Berlin?
Tim Pritlove 2:20:07
Ja, warum macht das denn keiner? Genau.
Enno Lenze 2:20:09
Warum jemand anders müsste mal tun. Und dann haben wir gesagt,sollen wir das machen? Ich habe gesagt, boah, kein Bock.Ich habe so viele Dinge den Tag lang.Also ich kriege den Tag echt so voll.Aber wenn es keiner macht, wie immer, wenn die Welt fragt, dann muss ich sieretten. Das alte Problem. Gut. Und dann?
Tim Pritlove 2:20:31
Superheldenalltag. Genau.
Enno Lenze 2:20:32
Das Übliche. Und dann habe ich gedacht, okay, wie fängt man an?Und ich dachte eigentlich am Anfang, nie im Leben klappt das.Das ist so kompliziert, aber ich kann es ja versuchen.Und dann kann ich in alle Ewigkeit sagen, Leute, ich habe es versucht.Ich habe ja auch versucht, der Bundeswehr die MiG-29 abzukaufen und in die Ukraine zu schicken.Das hat auch nicht geklappt. Ich kann immer sagen, ich habe es versucht.Ich habe den E-Mail-Verkehr mit dem Verteidigungsministerium.Sie wollten nicht mal wissen, über welches Unternehmen in Jordanien ich diekaufen will. Das endete schon vorher.Ich weiß nicht, die waren nicht so offen für meine Ideen.Ich hatte auch mal die Idee, als sie den Bundestag schützen wollten,als es diese Ideen gab, einen Graben zu ziehen, habe ich gesagt,ey, ich habe gute Erfahrungen mit Flammenwerfern.Habt ihr darüber mal nachgedacht? Ich habe die Antwort von der Bundestagsverwaltung,dass sie nicht über Flammenwerfer nachdenken.Sind eigentlich super für sowas, aber okay.Aber so, man hat ja seine Ideen. Und so eigentlich kam das für mich in diese Richtung.Und dann gedacht, okay, wo anfangen?Ich habe gesagt, das Einfachste ist, Ich schicke der ukrainischen Botschaftin Deutschland eine Mail.Einfach ganz knapp, kein bla bla bla, kein wie so ein Projektpitch,sondern ich mache nur zwei, drei Sätze und sage, hey, ich habe das gesehen,ich würde das gerne machen, weil damit ist die Idee ja klar.Da muss ich nicht mehr erklären.Mit wem kann ich sprechen oder wer kann mir helfen?Irgendwie so. Und dann dachte ich, okay, und jetzt habe ich einen Monat Ruheund dann kann ich sagen, ich habe es versucht.Fünf Minuten später kommt eine Mail, ja, hier, ich wäre zuständig,kannst du mir mal eine Handynummer geben? Dachte so, oh fuck, it's on.Dann habe ich der Dame, die zuständig ist, meine Nummer gegeben und sie sagt,geile Idee, was brauchst du? Sagt ja mal ein Panzer.Sagt, okay, ja, ich schicke dir gleich einen WhatsApp-Kontakt,den kannst du fragen. Ich dachte so, ernsthaft?Man malt sich ja aus, wie unglaublich komplex das ist.Und dann so, spricht der Englisch? Ja, das Juri, der spricht Englisch. Was macht der?Was kann der? Ich frage ihn einfach so, hallo, du bist Juri?Ja, kannst du mir einen Panzer geben?Oh nein, oh nein, ja, oh Gott, oh Gott, dachte, was ist jetzt los?Sagt der Herr, die haben mir schon gesagt, du willst irgendwie einen Panzerund ich weiß auch nicht, wie das geht.
Tim Pritlove 2:22:55
Wo war der jetzt? In der Ukraine?
Enno Lenze 2:23:23
Wo ist die Beziehung zum Panzer? Okay, er hat dann so Events organisiert fürdie Armee, also so, die haben ja auch dauernd irgendwas.Da haben sie gesagt, ein Panzer, ein Panzer, hinstellen.Es ist nicht Logistik, weil wir fahren den nicht, der gehört uns auch gar nichtdirekt. Es ist ein Event. Juri, wir haben ein Event.Deine Abteilung. Und er sagt, was?Und dann saßen wir da irgendwie so insgesamt zu dritt, also bei unserer Seiteso Wieland Giebel, mit dem ich auch das Museum hier mache, der auch sagte,geile Idee, ich habe nicht mal eine To-Do.Also wo fängt man, also wenn du einen Podcast machst, hast du so zwei,drei Ideen, okay, du brauchst ein Mikrofon, du brauchst das Aufnahmegerät,beim Panzer so, okay, ich bin dabei, ich weiß nur nicht bei was.Okay, also waren wir zu dritt, er sagt, lass mal einen Zoom-Call machen.Und dann sagte der, ja, er weiß, wo die Panzer stehen. Er muss mal klären,wie der rechtliche Ablauf überhaupt ist.Da habe ich gesagt, Moment, aber es waren doch welche in Prag und in,wo noch? Habe ich vergessen, auf jeden Fall in Prag waren welche.
Tim Pritlove 2:24:28
Warschau.
Enno Lenze 2:24:28
Ja, genau, Prag und Warschau. Und der sagte, ja, aber da haben sozusagen dieArmeen oder so die geholt, was also rechtlich quasi gar nichts ist.Die laden die auf, können ihre Genehmigungen selber stempeln und die Regierungsagt, das ist okay. okay, aber es hat noch nie ein Zivilist angerufen und gesagt,kann ich einen Panzer haben?Sie müssen jetzt mal die Rahmenbedingungen klären.
Tim Pritlove 2:24:51
Die Bundeswehr ist auf die Idee noch nicht gekommen.
Enno Lenze 2:24:53
Ich habe die Bundeswehr gefragt, die war nicht begeistert von der Idee, um es kurz zu sagen.Es war ein sehr kurzer Kontakt.
Tim Pritlove 2:25:04
Okay.
Enno Lenze 2:25:05
So und dann, weil es sagt, okay, muss man selber machen.Und dann, es dauerte eine ganze Weile, weil ganz viel hin und her war und parallel,er sagt, wer ist jetzt genau zuständig, weil, also ich habe früher Veranstaltungenorganisiert in Berlin, aber muss jetzt gucken, gibt es irgendwas Besonderes.Dann haben wir überlegt, er sagt, pass auf, ich versuche diesen Panzerrand zuschaffen und Wieland versucht das mit den Behörden zu klären,dass wir so eine grobe Einteilung haben, weil ich war zu der Zeit viel in derUkraine und er war mehr hier. Okay.Dann hat er halt gesagt, naja, eigentlich ist das eine Sache vom Bezirk,eine Veranstaltung, also Sondernutzung für kulturelle Zwecke.Er hat gesagt, was genau ist das rechtlich?Und dann haben wir gesagt, naja, aus meiner Sicht ist es eine Kunstinstallation,weil es kann ja viel sein.Es kann eine Demonstration sein, es könnte Kunst sein und so weiter.Ich habe gesagt, damit will ich meinen Gedanken Ausdruck verleihen über den Krieg.Ich habe mehrere künstlerische Sachen gemacht. Das ist eine Kunstinstallation.Der Vorteil ist, vom Grundgesetz geschützt.Und eine Demo kann man argumentieren, dass sie an verschiedenen Orten stattfinden kann.Wenn zu meiner Kunstinstallation das gesamte Ensemble gehört,dann kann man es nicht verschieben.So. Und dann ist man ganz schnell bei Dingen wie, ich glaube,Bundesgerichtshof oder Verfassungsgericht irgendwas ganz weit oben,wenn man das durchexerzieren will.So, und dann, okay.Ging es ein bisschen hin und her und dann war der rechtliche Weg klar,wie der Panzer aus der Ukraine hier hinkommen kann, also was die Ukrainer machenmüssen, was sie von uns brauchen, welche Dokumente und hin und her.Es war so ein bisschen Kleinkram, aber an sich war der Weg klar. Klar.Und dann hat Wieland halt an das Bezirksamt geschickt, hier,wir wollen die Veranstaltung hier anmelden.Und ich habe ja gesagt, ey, lass uns nicht erwähnen, dass wir einen Panzer bringen,weil sonst stellen die Fragen.Der hat gesagt, ich glaube, wenn wir das Detail weglassen, dann gibt es Probleme.
Tim Pritlove 2:27:04
Das ist doch nicht so eine gute Idee. Okay.
Enno Lenze 2:27:06
Also haben wir reingeschrieben, genau was wir wollen und es hat einfach niemand reagiert.Beim Bezirksamt. Genau, auf deinem Bezirksamt. Und dann nach einem Monat habeich durch Zufall mit Leuten vom Tagesspiegel gesprochen und die fanden die Ideeauch lustig und sagen, wie, die haben nicht reagiert.Kannst du uns mal den Mailverkehr und so irgendwie schicken oder wenn das nichtgeht, also kannst du uns sagen wann und an wen und so.Denen das geschickt, dann haben die beim Bezirk gefragt, was los?Und innerhalb von Stunden bekam ich eine Eingangsbestätigung.Ich dachte, komisch, monatelang nix und dann aber es kam an,okay, hat irgendwie jemand das Postfach aufgemacht. Und dann kam...
Tim Pritlove 2:27:44
Also sie sind nicht inhaltlich drauf eingegangen, sondern nur,dass du überhaupt angefragt hast.
Enno Lenze 2:27:50
Und da muss man sagen, ist der Tagesspiegel grandios, wenn die was interessiert,dann geht es ja richtig ab und die haben jeden Tag gefragt, so, wo Panzer? Wo Panzer?Wo Panzer? Das Bezirksamt, also Alter, also ich kann mir vorstellen,dass die irgendwie, so wo Panzer.Und naja, nach einer Woche bekam ich dann eine Absage vom Bezirksamt und mankönnte es grob zusammenfassen, es war bla.Klar, zum einen, das ist gar keine Kunstinstallation, sondern ist es halt nicht.Und zum anderen geht das auch eh nicht mit einem Panzer, weil da könnten Menschen drin gestorben sein.Und das Interessante war, sie haben nie mit mir gesprochen, nie nach einem künstlerischenKonzept gefragt, aber sie wussten, dass das keine Kunst ist.Und, dass in dem Panzer Menschen gestorben sein könnten, könnte,könnte nicht, könnte, könnte, könnte ist kein rechtlicher Begriff.Ich sagte, okay, das heißt, den Bundestag können wir auch nicht mehr benutzen,weil da sind ja auch im Krieg Menschen drin gestorben.Martin Gropiusbau.
Tim Pritlove 2:28:56
Wahrscheinlich auch im Bezirksamt Mitte. Genau.
Enno Lenze 2:28:58
Wenn man das Argument anführt, also es ist keins und das war nur so bla bla bla.Okay, dann irgendwie, habe ich auch gesagt, was macht man jetzt?Und dann meldete sich Dr.Patrick Heinemann, inzwischen kennen wir ihn als den Dog Slayer,also der, der jedes Bezirksamt erschlägt, weil er der Beste ist.Es ist ein Anwalt für Verwaltungsrecht.Das Spannendste, was ein Jurist tun kann. Ich dachte, oh Gott, oh Gott, oh Gott.Also so meine erste Idee war, oh fuck, wie wimmel ich den ab?So ein Fachanwalt für Verwaltungsrecht klingt jetzt nicht nach dem, den man braucht.Und da habe ich gemerkt, doch, doch, das ist genau der, den man braucht.Und der hat gesagt, boah, lass uns die platt machen. Und zwar sowas von,sodass da nicht mal mehr Rauch kommt.Und da habe ich gedacht, Verwaltungsrecht kann spannend sein,Nein, wenn man Patrick Heinemann heißt, ja.Und der hat dann gesagt, okay, welche Argumente könnten die bringen?Hat eine lange Liste gemacht mit allem Blödsinn, den sie bringen könnten.Hat zu jedem Punkt die besten Gutachter in Deutschland gesucht und sie vorsorglichGutachten schreiben lassen, die das aufarbeiten.
Tim Pritlove 2:30:14
Also schon mal vorab sozusagen, bevor auch nur irgendwas in diesem Punkt,ist das nicht sauteuer? Ja?
Enno Lenze 2:30:20
Jein. Es ist es wert. So rum haben wir uns nachher gehandelt. Okay.
Tim Pritlove 2:30:27
Also ihr habt da wirklich Geld in die Hand genommen?
Enno Lenze 2:30:29
Ja. Also sagen wir mal so, von meiner ersten E-Mail bis der Panzer da stand,waren es 100.000 Euro ungefähr.Also alle Kosten, alles zusammen, was irgendwie irgendwas damit zu tun hatte. Nein. Ja.Okay. So und dann ging es los.Also Heinemann hat gesagt, okay, erstmal müssen wir Widerspruch einreichen.Also das ist erstmal nur, glaube ich nicht.Und wenn das nicht geht, dann geht es zur Klage. Das sind so die Schritte.Okay, dann hat er gesagt, hallo, ich vertrete das jetzt und irgendwie,das kann ich nicht nachvollziehen.Hin und her, das ging vor Gericht und das Gericht hat gesagt,oh komm Leute, dann sagt mal beide, was ihr wollt.
Tim Pritlove 2:31:08
Welches Gericht?
Enno Lenze 2:31:09
Das war das Verwaltungsgericht in Berlin. Erstmal sowas Niedriges, wo es anfängt.Aber da habe ich gemerkt, mit Heinemann fängt es nicht niedrig an.Also das ist so sozusagen, das ist wie wenn du jemanden im Park überfallen willstund er schießt mit dem Panzer zurück. Das ist so ungefähr die Reaktion, die bei ihm kam.Das Bezirksamt hat gesagt, also hier sind unsere drei Seiten,was wir irgendwie glauben und Heinemann sagt, hier sind unsere 300 Seiten mitden Fachgutachten und übrigens,wir haben hier eine Zusage bis Bundesgerichtshof, also macht mal keine Sorge,wir kloppen die Sache durch.Und wenn ihr noch irgendwas habt, wir hätten gerne in sieben Tagen Antwort, weil wir haben es eilig.Und übrigens, diese anderen Anwälte können wir hinzuziehen, wenn es Probleme gibt.Da dachte man, okay, das ist irgendwie so Kneipenschlägerei,aber du hast zwei Klitschkos bei oder sowas.Also irgendwie war das ein sehr unfairer Kampf auf den ersten Blick,wo ich dachte, der weiß wie es geht.Und halt bevor das sozusagen vor Gericht ging, hatten wir immer gesagt,können wir uns mal einfach zusammensetzen und irgendwie, also bevor es überhaupteinen Rechtsstreit gab, haben wir gesagt, hier ist unsere Idee,lass uns mal treffen. Nein.Dann hatten die das halt nochmal gefragt, nein und dann hat der richtig drauf gekloppt.Und zwar sowas von, also der Anwalt, dass da echt das Bezirksamt irgendwie keinen Bock mehr hatte.Aber die hatten keinen Bock, aber blöde Ideen.
Tim Pritlove 2:32:37
Was war denn dann der nächste Schritt?
Enno Lenze 2:32:39
Erstmal ging es hin und her, dass zig Briefe zum Gericht und die haben einenPunkt gehabt, wir haben erwidert, die haben einen Punkt gehabt.Zum Beispiel hatten sie so schlaue Punkte wie,Jogger könnten vor den Panzer rennen. Das ist kein Spaß.Du glaubst nicht, man denkt, das kann kein... Das Rechtsamt der Bezirksbürgermeisterinvon Berlin-Mitte. Da gibt es Leute, die so was schreiben.
Tim Pritlove 2:33:01
Du hast noch nicht gesagt, wo der Panzer eigentlich stehen sollte.
Enno Lenze 2:33:04
Genau, das war so ein Detail. Wir haben gesagt, wir müssen ja verhandeln.Ich dachte, ich schlage eine blöde Idee vor. Wir treffen uns im Bezirksamt unddann geht es los wie auf dem Bazar. Und man feilscht so ein bisschen.Was ist das Höchste, wo wir ansetzen können? damit wir uns dann irgendwo aufs Mittelfeld einigen.Sagt, wir wollen einen vollen Kampfpanzer vor die russische Botschaft stellen.Die Idee ist so bescheuert, das geht nie im Leben. Und dann gucken wir mal,weißt du, wo wir so verhandlungstechnisch landen, ob wir dann Schützenpanzerirgendwo auf dem Tempelhofer Feld haben oder so am Ende.
Tim Pritlove 2:33:36
Und russische Botschaft, muss man dazu wissen, in Berlin heißt auf dem Kurfürsten...
Enno Lenze 2:33:40
Unter den Linden.
Tim Pritlove 2:33:41
Entschuldigung. In Berlin heißt unter den Linden im...
Enno Lenze 2:33:46
Vorm Brandenburger Tor sozusagen.
Tim Pritlove 2:33:47
Blickweite des Brandenburger Tors.
Enno Lenze 2:33:48
Genau, also da der Mittelpunkt, so da, wo es abgeht.Ja, und dann, aber weil der Bezirk nie mit uns sprechen wollte und wir nichtmehr darüber nachgedacht haben, ging es dann so vor Gericht.Wir dachten, stimmt, okay, das war mal die Idee, dann ist das jetzt halt,was verhandelt wird und gar nicht mehr irgendwas anderes.Und dann war also, sie hatten Sorge, das Bezirksamt mit hatte Sorge,Jogger könnten vorrennen.Oder, wenn Radfahrer da langfahren, dass sie sich so erschrecken, dass sie umfallen.Oder, naja, du weißt ja, wie die Sorge vor Radfahrern im Straßenverkehr in Berlin haben.
Tim Pritlove 2:34:24
Jogger, also Jogger unter den Linden.
Enno Lenze 2:34:27
Wir haben uns das alles so bildlich vorgestellt.
Tim Pritlove 2:34:29
Da sind keine Jogger.
Enno Lenze 2:34:30
Nein.
Tim Pritlove 2:34:31
Da ist alles voll mit Touristen.
Enno Lenze 2:34:34
Dann, es könnte Kriegsflüchtlinge traumatisieren.Und ich weiß gar nicht, was noch kam. Es kam eine Sache nach dem anderen,aber immer ohne Beleg, sondern so, wir glauben das.Und das Gericht hat jedes Malgesagt, okay, könnt ihr das irgendwie untermauern? Okay, könnt ihr nicht.Und das wurde auch so langweilig, weil es halt immer so ein Stuss war.Und irgendwann, irgendwann war es dann so, dass es wirklich sozusagen zum Richterspruchkam. und der hat gesagt, lieber Bezirk, ihr habt ganz tolle Sachen vorgebracht.Nicht einer davon trifft diesen Rechtsbereich, von dem wir sprechen.Ihr habt nämlich mit allmöglichen argumentiert, was ihr glaubt und meint undvielleicht, aber es war am Ende Straßenverkehrsrecht und ihr habt nicht einenPunkt angebracht, der damit zu tun hatte.Das ist das ganze Problem. Also auch so fachlich daneben.Und dann, ich weiß gar nicht, also die ganzen Details sind elendig lang,da kann ich ich kann es ja sonst in die Shownotes den Link packen,weil das sind zwei Sendungen voll.
Tim Pritlove 2:35:42
Ja, das machen wir eh.
Enno Lenze 2:35:44
Genau, und dann war es aber so, der Punkt, der dann sozusagen für mich das Fassaber zum Überlaufen gebracht hat, bis dahin dachte ich, das ist lustig und lächerlich,das ist so doof und darum geht es mir nicht. Mir geht es darum,diese Installation zu machen.Und dann war es so, wir hatten quasi vor Gericht gewonnen.Was ich nicht wusste, ist, dass so eine Erlaubnis dann 14 Tage gilt,ab dem Richterspruch. Und ich habe gesagt, öh.Und wir haben dem Gericht das dann mitgeteilt, haben gesagt,also ich weiß nicht, wie das rechtlich ist, aber wir müssen, also.Das ist unser Problem. Wir wissen jetzt nicht, was das für den Prozess innerhalbder Ukraine heißt und für die Genehmigung und sowas.Wir bitten halt um Aufschub, weil wir müssen jetzt erstmal gucken, wie es weitergeht.Und daraufhin hat das Rechtsamt der Bezirksbürgermeisterin dem Gericht geschrieben,das verstehen sie nicht und halten sie für nicht nachvollziehbar,dieses Argument. Und deswegen bitten sie darum, dass das Urteil wieder gekippt wird.
Tim Pritlove 2:37:13
Und.
Enno Lenze 2:37:14
Da hat das Gericht ihn auch recht knapp geschrieben, dass auf diesem Niveauhier nichts stattfindet.Also zu sagen, wir können nicht nachvollziehen, dass der Sachbearbeiter beieinem Kriegsverbrechen getötet wurde.Nein, nein, so funktioniert das hier nicht. Und da merkt man so in den Zeilen,der Richter war wohl wirklich erbost, dass man sowas jetzt versucht auszunutzen,um da seine Scheiße durchzudrücken.Und da habe ich auch gedacht, sorry, aber tiefer geht es nicht mehr im Niveau, oder?Dann habe ich halt die ganze Sache aufgeschrieben und bis dann hatte ich haltnull Kontakt zu der Bürgermeisterin oder zur Stadträtin, die zuständig ist oderirgendwas, weil die halt jeglichen Kontakt abgelehnt haben.Dann habe ich den ganzen Kram aufgeschrieben und es ist echt seitenlang,weil es so viele bizarre Nebenaspekte hatte.Und das war halt so ein, zwei Wochen, bevor wir hier die Wahl hatten, 2022 dann.Und dann war es so, dass die, dann hat halt die Bürgermeisterin oder ihr Bürosich sofort gemeldet, ob wir nicht mal ganz dringend sprechen sollten.
Tim Pritlove 2:38:21
Nachdem wie viel Zeit mittlerweile vergangen war?
Enno Lenze 2:38:24
Sechs Monate und Gerichtsverfahren und alles.Aber warte, spar dir dein Lachen, das Ruhig-Dich-Lustige kommt noch.Sie sagte mir am Telefon, sie hat nie davon gehört.Sie wusste nichts davon, dass wir das planen. Sie hat nie in der Zeitung davongelesen. Sie hat nichts von der Rechtsabteilung gewusst. Sie wusste gar nichts davon.
Tim Pritlove 2:38:45
Ernsthaft?
Enno Lenze 2:38:46
Ja, das war ernsthaft ihre Position. Und das Rechtsamt der BezirksbürgermeisterinBerlin-Mitte, Das hätte mit ihr auch eigentlich gar nichts zu tun.Okay, das klingt jetzt vom Namen her anders.Nee, die hätten da selber gehandelt ohne irgendeine Anweisung.Ich dachte, ich weiß nicht genau, wie das funktioniert.Das heißt, so ein Rechtsamt sitzt da morgens, macht ein Teammeeting und jederpitcht, wo sie klagen wollen oder wie soll ich mir das vorstellen?Ich weiß nicht, ich habe da Zweifel an dieser Darstellung, um es mal so zu sagen. Ja.
Tim Pritlove 2:39:20
Also ich meine spätestens, wenn man gegen das Bezirksamt klagt,das war ja dann sozusagen der, ich meine die stellen auch Leute.
Enno Lenze 2:39:29
Sie haben mehrere Kanzleien beauftragt.
Tim Pritlove 2:39:31
Das macht das Rechtsamt auch einmal. Das Rechtsamt klingt für mich eher so wieRechtspflege, die sich sozusagen den normalen Prozess dessen,was ohnehin anliegt, aber keine lokalpolitischen Entscheidungen. Nein.
Enno Lenze 2:39:45
Und naja, aber das war ihr Standpunkt. Sie hat da nie von gehört.Sie hat auch gar nichts gegen und das ist alles okay.
Tim Pritlove 2:39:51
Aha, auf einmal.
Enno Lenze 2:39:53
Er hat gesagt, gut, wo ist die Genehmigung? Ganz einfach, weil das Gericht hatsie verpflichtet, eine Genehmigung auszustellen.Davon habe ich die noch nicht.Und dann kamen wieder eine Million Details und am Ende war es so,der Panzer war demilitarisiert, verladen, auf dem Weg hierhin mit allen Papierenausgestattet, alles fertig.Aber die Zeit wurde immer und immer und immer und immer knapper,weil das halt alles auf den letzten Drücker war.Und es war so, an einem Freitag war der 24.02., also der Jahrestag des Überfallsund da sollte er hier stehen und am Mittwoch hatte er die Ukraine noch nicht verlassen.Und das ist ein Schwertransporter mit vier Meter Breite und ich glaube 80 TonnenGesamtgewicht und der darf nur nachts fahren.Er sagt, okay, der muss noch drei Nächte fahren und wir haben anderthalb.Ich glaube, ich sehe ein Problem. Sie sagten, nein. Nein.Und er hat gesagt, okay. Und das andere Doofe war, weil immer noch nicht klarwar, ob die Aktion stattfindet, viele Journalisten, die ich auch gut kenne,haben gesagt, sag mal, ist das, also wann sagt ihr denen jetzt mal, ob es klappt oder nicht?Und ich habe gesagt, ich weiß es nicht. Das ist nicht irgendein Werbegag,das ist nicht irgendwie Suspense.Es ist in zwei Tagen und wir wissen auch nicht, ob es funktioniert.Was meinst du, wie genervt ich gerade bin und ich hatte noch keine Genehmigung.Das war dann noch ein Punkt.Eigentlich sollte der dann mit einem Kran abgeladen werden. Es gibt genau ander Stelle vor der russischen Botschaft, also unter den Linden,hat so, ich glaube, drei, vier Fahrspuren pro Richtung.Und in der Mitte so eine Mittelpromenade, die zehn Meter breit ist oder so.Also so eine richtige Flaniermeile.Und an einer Stelle gibt es wie so eine Wendespur. Also wo die Mittelpromenadeunterbrochen ist von einer richtigen asphaltierten Spur.Und genau dort sollte der Panzer stehen, weil das eben das Gewicht hält.Und diese Mittelpromenade oder diese Wendespur ist so breit,dass man den Panzer in Fahrtrichtung auf die eine Hälfte hätte stellen könnenund die andere Hälfte wäre noch frei gewesen für Fußgänger und Radfahrer.Und das war so ursprünglich der Plan.Und dann hätte das Kanonenrohr entweder Richtung Brandenburger Tor oder RichtungAlexanderplatz gezeigt, was mir eigentlich egal war, weil das ist nicht der Punkt.
Tim Pritlove 2:42:04
Detail, ja.
Enno Lenze 2:42:07
Eine Woche, dann also am Freitag, bevor das aufgestellt werden sollte,hieß es dann auf einmal, ja, ihr könnt den Kran aber gar nicht aufbauen.Und er sagt, warum nicht? Ja, weil der ist zu schwer. Das geht nicht.Er sagt, okay, der Panzer ist verladen und alles. Was heißt,hier geht nicht? Ja, geht nicht und Ende der Durchsage.Dann haben wir das Kranunternehmen gefragt, haben gesagt, hey,wir haben ein Gerichtsurteil, stellt ihr trotzdem auf?Und die sagen, ne, ohne Genehmigung vom Bezirksamt geht gar nichts,weil sonst fahren wir nie wieder einen Kran in Berlin. So, okay, verständlich.Sagt, wie ist das jetzt, wenn wir einfach den Tieflader da parken?Die haben gesagt, du findest kein Schwerlastunternehmen, was den Scheiß mitmacht.Genau aus dem gleichen Grund. Also niemand wird ohne Brief und Siegel das Dingda auch nur in die Stadt fahren.Und wir hatten sozusagen die Genehmigung, den Panzer hinzufahren.Also da muss man dann, kriegst du so eine Genehmigung, auf welchen Straßen duden Schwerlasttransport machen darfst.Aber bis du nicht den Stempel fürs Abstellen hast, findest du kein Unternehmen,was das durchführt. Und da haben wir gesagt, okay.Am Ende hat das Bezirksamt also gewusst, wie so eine Nummer läuft,mit ihrer längeren Erfahrung sozusagen, wie man einen da nerven kann.Gut, aber wie gesagt, dann hatten wir noch zwei Tage und haben den Ukrainerngesagt, das ist das Problem.Und sie sagten, kein Problem, kein Problem, bleib ruhig, bleibt entspannt,wir haben alles im Griff.Und ich sagte, wie? Bleib ruhig, bleib ruhig.Und wir hatten halt ein Unternehmen beauftragt, ein ukrainisches,ist, den Transport durchzuführen und alles gut, aber es war so okay.Und irgendwie der Kontakt war auch ein bisschen schwierig und kompliziert.Er sagt, nee, entspannt euch. Der steht da.Und dann habe ich die Handynummer von einem der Fahrer bekommen und also habedem gewhatsappt und sage, ey, sag mir, wenn ihr über die Grenze seid und ob ihr das schafft.Und der sagte, ey, bleibt ruhig, alles okay, alles okay, wir sind schon in der Grenzkontrolle.Ich dachte so, ey, es sind noch 36 Stunden oder so, es kann gar nicht mehr gehen.Und dann gab es wohl einiges hin und her.Wir haben nur aus Gerüchten erfahren, dass es sehr hoch ging in der polnischenRegierung, dass die gesagt haben, an uns soll es nicht scheitern,dass der Panzer vor der Botschaft steht.Also haben sie auf einmal 24-7 diesen Transport durch Polen fahren dürfen.Am helllichten Tag auf der Autobahn mit voller Sperrung, weil der zwei Spurengebraucht hat und jetzt scheiß drauf, gib Gas.Am Abend riefen die an, sie sind Frankfurt-Oder. Sie stehen jetzt vor der Grenzeund ich habe dann auch später mit Leuten gesprochen, die mit so Schwertransportenzu tun haben. Die haben gesagt, kann nicht sein. Nein. Okay.Stopp. Und dann habe ich gesagt, was ist mit der Genehmigung,die dann immer noch nicht klar war. Und die haben gesagt, ja, äh, äh, äh,Der Laster ist nicht zivil. Der gehört dem Verteidigungsministerium.Wir haben kein Problem mit dem ukrainischen.Wir haben kein Problem mit, wo der steht, wo eine Genehmigung ist, wo ein Stempel ist.
Tim Pritlove 2:45:23
Weil?
Enno Lenze 2:45:24
Weil es ist ein Verteidigungsministerium-Laster. Wenn die den da hin parken,ist es kein deutsches Schwerlastunternehmen, was Probleme mit dem BezirksamtMitte bekommt, wenn es nochmal hier rumfahren will.
Tim Pritlove 2:45:33
Achso, okay, ja.
Enno Lenze 2:45:35
Das interessiert den Scheißdreck. Also nicht.
Tim Pritlove 2:45:38
Weil die einen Freibrief haben.
Enno Lenze 2:45:39
Sondern weil die einfach….Für die sie aber verpflichtet wurden vom Gericht, die auszustellen.Das Verfahren will ich sehen. Also da will ich sehen, wie das irgendwie rechtlich aussieht.Weil ich glaube nicht, dass man das gewinnen kann, wenn das Gericht gesagt hat,du musst das stempeln und du tust es nicht.Jetzt war nur ein Problem. Der Panzer sollte halt eigentlich sozusagen in Fahrtrichtungstehen, dass er nicht die ganze Mittelpromenade blockiert und abgeladen werden.Jetzt konnten wir ihn nicht abladen. Und mit dem Tieflader und so hätte mandie gesamte Mittelpromenade quer blockiert.Und der Anwalt sagte, hey, in diesem Gerichtsurteil steht nicht,wie der Panzer stehen muss.Das Urteil ist die Grundlage, was der Bezirk will, ist uns völlig egal.Also stand der Trailer quer, hat alles blockiert, kam dann mitten in der Nachtan, der Fahrer ist ausgestiegen, hat die Zugmaschine abgekoppelt und ist gefahren.Wir standen dort mit bestimmt 20 Polizisten, die die sagten,können wir mal die Genehmigung sehen.Sagt er aber natürlich, wir haben ja eine, wir dürfen nur nicht abladen.Und dann war ein Polizist bei, der fachkundig wohl war und der wissen wollte,wie genau der demilitarisiert wurde. Das konnte ich ihm genau erklären.Wir hatten die Bescheinigung vom ukrainischen Verteidigungsministerium,dass der demilitarisiert ist und vom deutschen BAFA, die für solche Dinge zuständig sind.
Tim Pritlove 2:47:24
Demilitarisiert heißt, dass er nicht schießen kann.
Enno Lenze 2:47:25
Kann nicht schießen, kann nicht fahren, die Panzerung muss noch an,Da gibt es ein paar Auflagen.Der Polizist war auch ganz entspannt, weil also sozusagen der Anwalt hat sichüber irgendwelche Dinge mit denen eingestritten und der wollte aber einfachnur wissen, kann das Ding schießen?Vor allem, weil das Rohr auf die russische Botschaft zeigte,so wie der abgestellt war.Ich habe ihm das gezeigt, er sagte, alles klar, kann ich schießen,der Rest nicht mein Ding. Das ist das Einzige, was mich interessiert.So und dann stand der Panzer da und die Polizei war auch so wohl so mittelzufrieden,weil also sagen wir mal grundsätzlich sind die ja neutral,was so Sachen angeht, aber sie merkten halt nicht, dass sie sozusagen der Panzer interessiert,aber sie waren sozusagen als der Spielball zwischen den Politikern,die es nicht wollen und uns, die es gemacht haben und jetzt stehen sie blöddazwischen und irgendwie so man merkte, sie haben keinen Bock drauf,weil da müsste die Bezirksbürgermeisterin jetzt stehen.Und irgendwie das klären oder jemand anders, also es ist nicht Aufgabe der Polizeiso was, was so schief lief, irgendwie eine Meinung auch nur zuzuhaben.Da haben sie gesagt, okay,geguckt aufs Kennzeichen, das geklärt, dass sie da mäßig jetzt etwas noch machenkönnen und dann hieß es, gut, dann steht der hier.Wir haben formal eine Genehmigung, irgendetwas irgendwie aufzustellen.Ja, dann ist es so.
Tim Pritlove 2:48:49
Dann passt das schon so.
Enno Lenze 2:48:51
Ja, und so stand er dann da.Und der stand aber nur bis, ich glaube drei Tage oder so, bis Dienstagabend da.Das war ganz interessant. Dann rief die Polizei an und sagte,ich muss sofort unverzüglich mit dem Fahrer mit der Zugmaschine kommen.Das ist sofort zu räumen wegen Gefahr im Verzug. Er hat gesagt,okay, wir haben aber keinerlei Erlaubnis, den jetzt zu bewegen.Also wir haben weder eine Route, die uns freigegeben wurde, man muss halt fürdiese Dinger das immer beantragen, ist egal, ist egal, die Polizei Berlin übernimmtdie Verantwortung, sie sperren die Route komplett ab und wir müssen sofort mitdem Ding aus Berlin raus.
Tim Pritlove 2:49:31
Und was ist die Gefahr, die im Verzug war?
Enno Lenze 2:49:32
Können Sie nicht sagen.
Tim Pritlove 2:49:34
Aber da müssen Sie ja irgendwoher haben, die Informationen.
Enno Lenze 2:49:37
Wollten Sie auch dem Anwalt nicht sagen. Können Sie nicht sagen,aber Sie ordnen jetzt sofortiges Entfernen an.Dann haben wir gesagt, okay. Und der Anwalt sagte, naja, an sich,wenn die das anordnen, ist es erstmal so.Man kann nachher dagegen vorgehen, aber man kann jetzt gerade nichts machen.Und die haben gesagt, das Einfachste ist, wir fahren in echt mit unserem Fahrerweg und unserer Zugmaschine, weil dann wissen wir, was passiert.Sonst wird es nur komplizierter. Dann kommt er auf ein Sicherstellungsgeländevielleicht oder wie auch immer.Keiner weiß es genau, was der Plan ist für Panzer, die man abschleppt.Und so dämlich. Und sag mal so, auch wieder die Polizisten vor Ort, die waren ganz nett.Die hatten halt den Auftrag gekriegt, das Ding muss weg, fertig.Also so, hatten wir alle das gleiche Problem.Und die hatten dann nur gefragt, wie ist der denn hier hingekommen?Weil die Strecke, die hingeht, muss ja auch zurückgehen.Waren so ein paar Probleme. Zum einen, sie war nicht gesperrt.Zum anderen mussten wir gegen Einbahnstraßen fahren und solche Sachen.Die haben gesagt, ist egal, ist egal. Egal, die hatten ohne Ende Polizeiwagenund Busse da, die haben unter den Linden vorne und hinten komplett abgesperrt.Das wurde noch wilder, die haben Teile von der A100 gesperrt.Also ich habe das Video, wie die Auffahrten von der Polizei gesperrt sind undso ein paar Polizeiwagen vor, der Panzer und ein paar Polizeiwagen da hintenund der auf der leeren Autobahn aus Berlin raus eskortiert wurde.Und dann dachte ich, was ist jetzt der Plan? der war nicht so ganz gut auf soeiner der ersten Autobahnraststätten hinter Berlin haben sie gesagt,hier parken der Rest geht uns nichts an, tschüss und waren weg.
Tim Pritlove 2:51:11
Oh ok eben noch die Autobahn gesperrt und jetzt steht der Panzer in Brandenburg okay, alles klar.
Enno Lenze 2:51:20
Problem gelöst und wo ich auch dachte, ich bin mir nicht sicher aber darf diePolizei Berlin in Brandenburg operieren und da einen Panzer abstellen Wir haben den ja abgestellt.Die Polizei hatte die Verantwortung, weil sie die Anweisung zum Bewegen gegeben hat.
Tim Pritlove 2:51:34
Meine Kernfrage ist natürlich, warum hat sich das Bezirksamt Mitte da so gegen gewehrt?
Enno Lenze 2:51:44
Ich habe null Ahnung, weil ich wirklich null Kontakt zu irgendwem jemals da gekriegt habe.Meine erste Idee war ja, ich weiß, das ist kompliziert, lass uns an den Tischsetzen und lass mal sprechen, was geht oder nicht.Und einfach mal gucken. Und was genau habt ihr für Sorge? Sagt ihr nicht da oder nicht das Ding?Oder was weiß ich, kann man ja eine Menge falsch sagen. Ich meine,du hast ja selber große Kunstinstallationen gemacht.Ich denke, da wird es auch irgendwelche Gespräche gegeben haben,das geht, keine Pornos oder was weiß ich, was es so an Auflagen gab.Man setzt sich hin, man bespricht, man guckt, was geht und was nicht geht.Ist ja normal. Aber die wollten von Anfang an nicht ein Wort mit uns wechseln.Und deswegen, vielleicht hätte man es ja lösen können oder irgendwas, aber die wollten nicht.Und dann nur eine ganz interessante Sache, wie es anders laufen kann.Als klar war, der Panzer muss danach, also nachdem die Aktion gelaufen ist, irgendwie weg.War noch nicht klar, wo er hinkommt genau. Es gab verschiedene Ideen,aber wir mussten planen.Dann habe ich gedacht, ich habe ja diesen Bunker mit dem Museum,können wir den nicht davor stellen?Also geht das oder nicht? Ich weiß nicht, ob es da Auflagen gibt, was weiß ich was.
Tim Pritlove 2:52:54
Das hätte es gegeben da, ne?
Enno Lenze 2:53:24
Dass der da steht oder gibt es direkt, was weiß ich, dass es heißt,da ist aber ein U-Bahn-Tunnel drunter, es geht nicht oder irgendwie einfach so.Ich habe verschiedene Ideen, das ist nicht mal meine erste Wahl,nur ich muss irgendwie überlegen.Und dann rief mich ziemlich schnell, ich glaube nach einem Tag,der zuständige, ich glaube Bezirksstadtrat heißt das an, also sozusagen derein oder andere Bürgermeister, die da zuständig für sind,Und er wirkte, sagen wir mal, mittelbegeistert von der Idee.Er sagte, nee, das geht nicht, sondern erst mal hat er sich sofort gemeldet und sagte, oh Gott,er hat da ein paar Dinge, die man da mal besprechen müsste, wenn sowas ist under hat da doch die ein oder anderen Bedenken und hat gesagt,wie konkret ist das denn? Also das ist noch gar nicht konkret.Und er sagte, oh Gott, oh Gott. Er sagte, hey, wenn es wirklich akut ist,also wenn du wirklich sagst, die anderen Möglichkeiten scheinen aus,aber es ist so, ruf mich direkt an, hier ist meine Nummer und dann lass unsirgendwie drüber sprechen,weil, also man merkt ja, er ist nicht begeistert von der Idee,aber es ist sein Job, er ist Bezirksstadtrat, er muss sich irgendwie drum kümmern.Also er wird schon andere schwierige.
Tim Pritlove 2:54:32
Hat er gesagt, warum er nicht begeistert ist von der Idee?
Enno Lenze 2:54:34
Er sagte einfach grundsätzlich, er hat Sorge, dass das ein Rattenschwanz mitProblemen mit sich bringen kann. Wo ich denke, ja, das verstehe ich.Ich kann mir vorstellen, dass die meisten, gerade Politiker,keinen Bock haben, dazwischen zu stehen und so ein Ding irgendwie sozusagenpolitisch zu verantworten.Nur ich meine, der hat gesagt, okay, aber wenn es soweit ist,lass uns telefonieren und dann lass uns gucken, was geht.Ich dachte, das ist doch mal eine Sache, mit der man arbeiten kann.Ein paar Tage später hat sich geklärt, dass der in ein Museum in den Niederlandenkommt. Da habe ich denen auch nochmal eine Mail geschickt. Ich habe gesagt, hey, könnt aufatmen.
Tim Pritlove 2:55:08
Alles gut.
Enno Lenze 2:55:09
Nur ich dachte, das war eine völlig andere Reaktion. Und dass jemand von Anfangan sagt, bin ich nicht der größte Fan von, denke ich, ist doch gut.Dann weiß ich, woran ich bin.Dann können wir doch sprechen. Also wenn es so weit gekommen wäre.
Tim Pritlove 2:55:24
Bezirksamiter hat auf jeden Fall sich nicht besonders, wie soll ich sagen,vorbildlich verhalten. Das kann man glaube ich so festhalten.Ich war ja auch vor Ort.
Enno Lenze 2:55:35
Hab.
Tim Pritlove 2:55:37
Mir den Panzer angeschaut, der war auch schön kaputt.Diese russischen Panzer, die wirken dann...Gut, ich wusste vielleicht in etwa, was mich erwartet, aber man ist,glaube ich, ein bisschen überrascht, wie klein die doch eigentlich sind.Das ist ja so eine Eigenschaft der russischen Panzer.
Enno Lenze 2:55:56
Deswegen wollte ich den auf dem Boden eigentlich haben, weil dann guckt manrüber, wenn man daneben steht. Und das ist immer, wo die Leute sagen, der ist aber niedrig.
Tim Pritlove 2:56:04
Ja, das ist so ein Kriegs-Coupé. Und es gab trotz der wenigen Tage,die er dann letzten Endes da stand, was war das.
Enno Lenze 2:56:14
Zwei oder drei Tage.
Tim Pritlove 2:56:15
War dann doch sehr viel Zulauf, aber auch wirklich von jeder Art Volk.Also Leute, die das mit Interesse mit oder ohne Anteilnahme zur Kenntnis genommenhaben, aber dann halt auch so völlig Verstrahlte, die da irgendwie rumdemonstriert haben.
Enno Lenze 2:56:33
Es war sozusagen normale Touris, die haben das einfach wahrgenommen wie allesin Berlin. Ah, Brandenburger Tor, ein kaputter Panzer, ein Starbucks.Das war so einer von vielen Fotopunkten.Dann eben die, die es sehen wollten, die es positiv sahen meist und dann ebenso, aber man muss wirklich sagen, unglaublich wenig so pro-russische Leute,die auch eigentlich dadurch auffielen, dass sie nur genervt und waren und aggressiv waren.Also ich habe nicht einen gefunden, der gesagt hat, habe ich ein Problem mit,lass mal darüber sprechen oder so, sondern es gab so ruhige Leute dafür undaggressive dagegen irgendwie.Das fand ich auch so strange, wie sich das da so gezeigt hat.Polizei war auch mäßig begeistert. Die haben etliche Schlägereien da irgendwieversorgen und aufnehmen müssen und so.Durchgehend von der prorussischen Seite angezettelt und irgendwie zwei Leutesind beim Versuch, eine Russlandfrage auf dem Panzer anzubringen.Gibt es verschiedene Darstellungen. Wir wollen glauben, dass sie abgerutscht sind.Sie haben gesagt, sie seien runtergetreten worden. Die Zeugen sagen,sie sind abgerutscht. Auf jeden Fall lagen sie dann neben dem Panzer mit ihrer Russlandflagge.Und die Polizei hat gesagt, sie haben es nicht gesehen. Und sie haben auch gesagt, keinen Bock mehr.Also wo ich auch denke, das tut mir auch echt leid für die, weil es ist wieimmer, die können da nichts für, aber es ist halt ihr Job. Aber das wurde zumEnde hin zum Teil ein bisschen nerviger.
Tim Pritlove 2:58:05
Okay. Okay, ja trotzdem interessante Aktionen, also man muss ja dazu sagen,das gab es dann auch nicht nur in Prag und Warschau,sondern es gab da so einige Wanderpokale mit solchen russischen Panzern in Europaund ausgerechnet in Berlin hat man sich dann halt so bockig angestellt,das war schon wirklich ein bisschen beunruhigend.Hast du denn dieses Geld in irgendeiner Form jetzt, was du da ausgegeben hast,wieder hereinbekommen können?Oder habt ihr da jetzt wirklich 100.000 Euro in diese drei Tage Pazza investiert?
Enno Lenze 2:58:37
Wir haben Crowdfunding gemacht, weil wir dachten, das ist so ein Selbstläufer.Das bezahlt sich quasi sofort.Wir sind nicht mal 20.000 bei rumgekommen. Okay.
Tim Pritlove 2:58:47
Also ein Fünftel.
Enno Lenze 2:58:49
Ja und der Rest passiert. Dafür war es eine Menge Spaß.
Tim Pritlove 2:58:58
Ich sehe schon.
Enno Lenze 2:58:59
Du hast eine Freude da dran. Und wie.
Tim Pritlove 2:59:02
Gut, Enno, ich denke, an der Stelle machen wir jetzt hier erstmal einen Punkt.Vielen Dank für die Ausführung.
Enno Lenze 2:59:10
Gerne.
Tim Pritlove 2:59:12
Und ich denke, wir werden dann auch hier nochmal das eigentliche Kriegsgeschehenmit Pavel nochmal aufarbeiten. Da ist, wie man es sieht, entweder gar nichtsoder ganz viel passiert.Das werden wir dann nochmal anschauen.Aber die Perspektive hat mich jetzt mal interessiert. Also vielen Dank und vielenDank fürs Zuhören bei UKW.Das war es erstmal von mir und wir sprechen uns dann in die Tage wieder.Ich sage Tschüss und bis bald.
Shownotes

UKW117 Ukraine: Die Russen haben kein Hollywood

Der Krieg tritt in seine zweite Winterphase ein und die Frontlinie ist unverändert

Nachdem die Sommeroffensive der Ukraine gescheitert ist übernimmt die russische Armee unter großen Verlusten vorerst wieder die Initiative. Trotzdem gelingt es der Ukraine im Schwarzen Meer, die Russen aus dem Spiel zu halten und beginnt in Cherson schrittweise die Querung des Dnipro. Wir diskutieren die militärische Situation aber schauen vor allem auf die politische Unterstützung der Ukraine und was sich ändern muss, um Russland dazu zu bringen, vom Krieg abzulassen.

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Tim Pritlove
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Pavel Mayer

Für diese Episode von UKW liegt auch ein vollständiges Transkript mit Zeitmarken und Sprecheridentifikation vor.

Bitte beachten: das Transkript wurde automatisiert erzeugt und wurde nicht nachträglich gegengelesen oder korrigiert. Dieser Prozess ist nicht sonderlich genau und das Ergebnis enthält daher mit Sicherheit eine Reihe von Fehlern. Im Zweifel gilt immer das in der Sendung aufgezeichnete gesprochene Wort. Formate: HTML, WebVTT.


Transkript
Tim Pritlove 0:00:33
Hallo und herzlich willkommen zu UKW, unsere kleine Welt.Mein Name ist Tim Pridlaff und ich begrüße alle zur Ausgabe 117 von,ja, unserem Krisen-Podcast,wie er sich so ein bisschen entwickelt,hat in den letzten Jahren und heute soll es um die Ukraine gehen.Ja wir wissen es gibt auch andere Krisen, der wir uns auch nochmal annehmenwollen, aber heute haben wir so den Eindruck gehabt, wäre es ganz gut sich nochein weiteres Mal der Ukrainer zuzuwenden und das mache ich natürlich mit Pawel. Hallo Pawel.
Pavel Mayer 0:01:10
Hallo Tim.
Tim Pritlove 0:01:11
Ja, wir haben heute den 22. November 2023 und ja, gibt so einige Jubiläen,die hier zusammenkommen.Zu dem einen werden wir gleich noch kommen, nämlich am 21.November 2013, also vor zehn Jahren ist diese Maidan-Revolution in der Ukraine losgegangen.Dazu werden wir dann später nochmal diskutieren. Aber vielleicht vorher nochmal so ein eigener Sache.Heute auch noch ein anderer Geburtstag, nämlich die Meta-Ebene ist volljährig geworden.18 Jahre ist es her, dass ich den ersten Podcast veröffentlicht habe.Das war natürlich kein UKW, sondern CRE.Das ist quasi das Experiment, mit dem alles mal gestartet ist.Damals hieß das ja noch Chaos Radio Express, weil es in gewisser Hinsicht jadie Fortsetzung meiner Radioaktivität war.Schönes Wort, ne? Fortsetzung meiner Radioaktivität, also ich strahle seitdemsozusagen permanent ab.Weil ich schon 10 Jahre davor, also tatsächlich im November 20, 2000,nein 1900, oh Gott, damals,im anderen Jahrtausend sozusagen, also 1995 ging das ja los mit Chaos Radio,wo wir vom Chaos Computer Club aus halt da irgendwie einmal im Monat Sendunggemacht haben, wo ich so ein bisschen auf den Geschmack gekommen bin.Also in gewisser Hinsicht kann man sagen, bin ich eigentlich schon seit 28 Jahrenjetzt dabei, in irgendeiner Form zu senden und wollte das dann eben in Podcast-Form,in eigener Regie machen und ja, insofern sind wir wahrscheinlich schon 28 Jahre,aber jetzt sind 18 Jahre quasi rein Meta-Ebene zusammengekommen und ja, ich denke, das...Könnte man mal erwähnen. Du bist ja auch Teil dieser Geschichte, Pawel.
Pavel Mayer 0:03:08
Ja, ja, ja, ja. Ich war ja auch irgendwie auch davor dabei, auch bei Chaos Radio,bei der einen oder anderen Sendung auf Fritz.
Tim Pritlove 0:03:18
Richtig.
Pavel Mayer 0:03:18
Und ja, das war damals immer, da waren wir zu viert oder zu fünft im Studiound dann gab es noch Nachrichten dazwischen und Werbeunterbrechungen.Und mit fünf Leuten hatte man das Gefühl, dass jeder irgendwie so gerade malfünf bis zehn Minuten reden kann und man saß dann da trotzdem drei, vier Stunden so.Und ich denke, da war der Podcast auch so ein Mittel, um irgendwie ein bisschenmehr in die Tiefe gehen zu können.
Tim Pritlove 0:03:47
Absolut, absolut. Das war definitiv so. Und du warst dann auch noch in weiterentransformativen Momenten dabei.Also unter anderem beim dritten Podcast, unsere Testsendung.Das war nämlich das erste Mal, dass ich überhaupt mit jemand anderem was am Mikrofon gemacht habe.Das erste Mal, wo ich quasi ein zweites Mikrofon benutzt habe.Vorher war das mehr so ein Durchsagen-Podcast, das war halt ja am Anfang nochalles, das war am Anfang halt Experiment.Es war sozusagen ein, was mach ich hier eigentlich, jetzt muss ich erstmal gucken,jetzt muss ich erstmal ein Format finden.Und bei dieser Formatfindung warst du dann doch auf eine interessante Art und Weise immer mit dabei.Die Testsendung war ja eher so ein Unfall, das war ja so, ich zeig dir mal dasEquipment und während wir da so sprachen, haben wir dann so mittendrin beschlossendas einfach mal aufzunehmen und eine Sendung draus zu machen.Deswegen war es halt eine Testsendung. Das war ganz interessant.Aber noch eine andere Sendung war von uns ganz transformativ. Nämlich die 28. Folge.Da haben wir uns über Programmiertechniken unterhalten.Extreme Programming. Das war dann im Folgejahr, im Mai 2006 und ich weiß nicht,ob du dich an diese Sendung noch erinnern kannst, aber die ist insofern besonders gewesen,als dass eigentlich dort das erste Mal wirklich dieses Konzept des Interview-Podcasts.Der dann CRI wurde, eigentlich das erste mal sich manifestiert hat.Also ich hatte zwar auch schon vorher Sendungen, aber die waren dann sehr viel kürzer, 28 Minuten,39 Minuten, also es war für meine heutigen Verhältnis sehr überschaubar undich würde sagen vom ganzen Vibe her und so weiter,für mein Gefühl war das sozusagen die erste Sendung, kann man nicht drüber streiten.
Pavel Mayer 0:05:39
Du meinst, ich habe die Länge reingebracht.
Tim Pritlove 0:05:42
Du hast auf jeden Fall die Länge reingebracht. Das war das erste Mal,dass es glaube ich über eine Stunde ging, wenn ich es richtig sehe.Jetzt will ich nichts Falsches sagen.Tatsächlich bin ich vorher, ja Stunde 17 gab es schon nochmal mit Harald Welte und so.Also trotzdem, egal. Auf jeden Fall, ich erwähne die Sendung deshalb,weil ich die jetzt auch gerade nochmal neu geschnitten habe,weil ich hatte damals so ein bisschen die schlechte Angewohnheit Hintergrundmusik laufen zu lassen.Das habe ich schwer bereut dann später und jetzt könnte ich halt mit aktueller Technik, KI sei Dank,kann man ja sehr effizient, wie ich festgestellt habe,diese Hintergrundmusik entfernen und trotzdem bleibt noch die Qualität der Spracheerhalten und man merkt eigentlich gar nichts davon und habe sozusagen die Sendungjetzt nochmal neu geschnitten und neu veröffentlicht und ja,jetzt kann man sich das alles mal wieder anhören.Na gut, so viel dazu.Vielen Dank für alle, die hier die Meta-Ebene begleiten.Ist ja auch ein interessanter Weg gewesen für mich, so als wirtschaftliche.Entscheidung zu sagen, ich mag das so gerne, ich will jetzt eigentlich gar nichtsanderes mehr machen, ich hab zwar keine Ahnung, wie man das finanzieren kann,aber ich mach das jetzt einfach mal.Das war so ein bisschen meine Überzeugung, mit der ich da reingegangen bin,dass ich mir dachte, wenn das toll ist, wenn das das ist, was ich gerne tunwill, dann muss das auch irgendwie funktionieren können.Auch wenn ich noch nicht genau sagen kann, wie es funktioniert.Und hab dann erstmal ein paar Jahre einfach so ins Blaue gesendet und mich eigentlichdamals komplett nur von meinen Reserven ernährt.Und später nahm das dann so ein bisschen Fahrt auf, dass Leute gesagt haben,du, wir wollen das auch gerne unterstützen, wie wärs?Dass ich so gemerkt habe, okay, dieses Modell, das passt eigentlich wunderbar.Weil natürlich alle anderen Überlegungen, sich irgendwie beauftragen zu lassen,sich Sponsoren zu suchen oder Ware, sogar mit Werbung anzufangen,das war für mich irgendwie alles nix.Beziehungsweise die paar Kooperationen, die ich so in der Zeit gehabt habe,die waren zwar alle ganz gut, aber das war dann am Ende auch eher anstrengenderals wirklich hilfreich.Sodass ich dann sozusagen den Weg komplett in die Unabhängigkeit gesucht habeund eigentlich auch gefunden habe, dadurch, dass ihr die Mittelebene alle sounterstützt über die Zeit.Ja.Insofern vielen Dank dafür und wer Lust hat dafür zu sorgen,dass die Metaebene auch weiterhin so sendet, kann das gerne tun, metaebene.me.Ich habe alles aufgeführt, wie ihr das tun könnt und das wäre mir auf jeden Fall eine große Hilfe,weil es immer mal wieder große Investitionen nach sich zieht,wie derzeit zum Beispiel gerade, wo ich mein Studio komplett neu aufbaue unddas sind alles so die Momente,wo diese regelmäßige Unterstützung, insbesondere die regelmäßige Unterstützung, sehr viel Wert ist.Soviel zu den Hausmitteilungen. Kommen wir zum Kern des Geschäfts und wir wolleneuch natürlich wieder ein Update bieten über den Stand des Krieges in der Ukraine.Ich finde irgendwie so Krieg, wie sollte man diesen Krieg eigentlich nennen?Also es gibt ja verschiedenste Bezeichnungen. Krieg in der Ukraine,Krieg gegen die Ukraine, Krieg...
Pavel Mayer 0:09:04
Angriff Russlands auf die Ukraine.
Tim Pritlove 0:09:07
Angriff Russlands auf die Ukraine. Ich glaube das offizielle Wikipedia-Lemmata,ist russo-ukrainischer Krieg.Und das ist alles natürlich nicht ganz falsch, aber ich denke man darf nichtaus dem Auge verlieren, wie es hier eigentlich dazu kam.Auch dazu wollen wir später noch ein bisschen mehr sagen, aber wir fangen jetztglaube ich erstmal an mit dem Militär-Update, um einfach mal die Situation on,the ground festzumachen.Wie es hier so unsere Art ist. Ja was passiert? Also wir hatten letztes Mal zu euch gesprochen.Wann war das nochmal? Ich gucke gerade nochmal nach. Die Sendung wurde veröffentlicht am 25.Oktober, also das ist so ziemlich genau einen Monat her.Und die Situation war grob gesagt die,die Offensive, die die Ukraine gestartet hatte im Sommer kam ein wenig zum Liegenund es gab aber auch neue Bewegungen einerseits in positiver Hinsicht,weil die Ukraine gerade mit diesen Atacams Missiles ausgestattet worden istund es geschafft hat diese Kampfhubschrauber Bastionen zu bekämpfen.Das hat definitiv nochmal eine Auswirkung gehabt, aber kam insofern zu spät für diese Offensive.Ja, da war schon alles festgefahren zu diesem Zeitpunkt.Trotzdem ging das ja auch noch eine Weile so weiter mit diesen Luftschlägen,mit diesen Atacams Missiles.Mittlerweile sind also die Kampfhubschrauberstandorte, glaube ich,auf russischen Boden verlegt worden, sodass also diese Kampfhubschrauber wenigerZugriff haben auf die Grenze und den Frontverlauf insbesondere.Das ist ganz positiv anzumerken. Trotzdem ist halt diese Gegenoffensive in demSinne jetzt erstmal, ja, kann man jetzt nicht mehr von einer wirklichen Offensive sprechen.Es gibt zwar dort an dieser Südfront weiterhin noch Kämpfe, die flammen insbesondereimmer dann auf, wenn die Russen sich zu sehr auf andere Bereiche konzentrieren.Von daher kann jederzeit da nochmal irgendwas passieren, aber derzeit passiertdort im Großen und Ganzen nicht viel.In der Ukraine ist es gelungen nur, naja, ich weiß nicht wie viel Quadratkilometerdas sind, aber es ist alles sehr überschaubar, so unter 100 an Fläche,die zurückgewonnen werden konnte. Das ist erstmal nicht viel.Und das hat eben auch viel mit dem Mangel an Möglichkeiten zu tun,gegen diese Minenfelder vorzugehen.Die Hubschrauber waren halt ein Problem und natürlich ist permanent diese Artillerieder Russen natürlich auch ein Problem.So erfolgreich die Ukraine dagegen vorgehen kann teilweise, ist es halt einfachinsgesamt nicht genug. Denn die Russen, wir wissen das, machen immer alles mitviel und schmeißen immer alles rein.Egal, kostet was wolle. Menschenleben sind da ziemlich egal und es wird aucheinfach an Material alles verheizt, was da ist, weil einfach so viel da ist.Weil einfach über Jahrzehnte Russland sich da solche Mengen zusammengebaut hat.Wie lange das noch so gut geht, darüber können wir gerne auch nochmal diskutieren,aber das ist sozusagen der Stand an dieser Front. Und was dann passiert ist,ist, dass stattdessen die Russen wieder die Initiative übernommen haben.Das ist insofern immer zu erwarten, wenn man sich den Verlauf des Krieges bisheranschaut, dann war es immer so ein Hin und Her.Es gab immer eine Seite hatte die Initiative, die andere musste darauf reagieren.So lange bis das dann kulminiert ist und dann ist das Blatt wieder umgeschwenkt.Wir haben das von Anfang an gehabt, der Angriff auf Kiew, der halt zurückgeschlagenwerden konnte, dann mussten sich die Russen zurückziehen.Dann gab es den Angriff im Donbass, der dann auch durch die Offensive dann späterin Kharkiv beantwortet wurde.Der Vorstoß in Kherson wurde dann eben auch zurückgeschlagen.Also es schwankte immer so hin und her und jetzt haben wir wieder so einen Punkterreicht, wo es umschwenkt.Aus welchen Gründen auch immer haben sich die Russen jetzt gerade mal wiederin den Kopf gesetzt, sie bräuchten jetzt mal wieder so eine Art Erfolg,den Putin vielleicht deshalb vorweisen möchte,weil jetzt die Wahlen anstehen im nächsten Jahr und um diese Wahlen in irgendeinerForm mit Erfolg zu kleiden, soll halt mal wieder irgendwas eingenommen werden,dass man sagen kann, so hier haben wir mal wieder ein Battle.Und ihr seht ja, es geht ja auch voran.Und nachdem im letzten Jahr das halt sozusagen diese große Initiative war,Ahmut einzunehmen, was ja am Ende auch...Totalzerstörung der Stadt natürlich abgeschlossen werden konnte,hat man sich jetzt offenbar auf Avdivka eingeschossen.Und Avdivka ist ja eigentlich so eine Art Vorort, das ist überhaupt gar keinegrößere Stadt, sondern mehr so ein Vorort von der Großstadt Donetsk,also direkt vor den Türen der Stadt.Und das ist so ein Bereich, den halt die Russen schon damals seit ihrem Vorstoß2014 nie haben einnehmen können. Also das ist sehr gut zu verteidigen gewesen für die Ukraine.Und jetzt haben also die Russen alles drauf geworfen.Wir hatten es glaube ich in der letzten Sendung schon angedeutet,dass diese Kämpfe begonnen haben und dass die Verluste der Russen da auch groß sind.Also innerhalb von einer Woche hunderte von Fahrzeugen zerstört worden und tausendevon Soldaten und man denkt sich halt so, meine Güte, was soll das denn jetztschon wieder. Aber seitdem ging es halt die ganze Zeit so weiter.Also der ganze letzte Monat war ein permanentes Anrollen der Russen auf Avdivka,sowohl vom Norden als auch vom Süden und vom Südwesten.Alles ist weitgehend zurückgeschlagen worden.In diesem Monat haben sie zwar Fortschritte erzielt, im Sinne von,dass sie ein paar Felder eingenommen haben, also ein paar hundert Meter oderein, zwei Kilometer in manchen Bereichen an Fläche haben, unter ihre Kontrolle bringen können.Nur das mit den Verlusten ist so weitergegangen. Sie haben dann auch irgendwannim Norden aufgehört mit Fahrzeugen vorzurücken.Das hat damit zu tun, dass die Ukraine mittlerweile sehr gut darin zu sein scheint,mit Electronic Warfare Equipment zu arbeiten.Das heißt, sie sind in der Lage, die Drohnenaktivität der Russen weitgehend im Schach zu halten.Damit fehlt sozusagen den Russen die Aufklärung. Auf der anderen Seite schaffensie es auch, ihre Drohnen relativ tief in das Angriffsgebiet der Russen einfallen zu lassen.Man merkt richtig, wie die Ukraine voll auf diesen Drohnenkrieg setzt und das auch mit Erfolg.Und das hat dann eben zur Folge, dass die Fahrzeuge, die dort im Norden vonAvdivka einen relativ langen Anfahrtsweg haben, weil da eigentlich nur so eineStraße sich durchschlängelt, über die man wirklich diese ganzen Angriffe führen kann,dass teilweise Fahrzeuge schon 10, 12 Kilometer hinter der eigentlichen Frontlinieschon zerstört werden und überhaupt gar nicht so weit kommen.Das hat dann wiederum zur Folge, dass die Russen ihre Taktik dahingehend geänderthaben, dass sie eigentlich nur noch mit Personal am Start sind.Das heißt, wie man das schon in Mahmoud gesehen hat, Wellen von Infanterie,die einfach vorgeschickt werden, das sind so diese Meatgrinder,von denen immer wieder die Rede ist.Also dass einfach die Leute quasi in die direkte Vernichtung getrieben werden.Ja, einfach hier Leute, ihr geht jetzt mal an die Front, lauft mal nach vorne,uns ist doch egal, was mit euch passiert.Zu Tausenden kommen sie dort um, schaffen es dann aber halt irgendwann mal,dann doch mal einen Graben zu nehmen und dann nochmal ein Feld zu überschreitenund haben sich jetzt mittlerweile dort an dieser Eisenbahnlinie,kurz vor diesem Chemiewerk, dem Kokswerk,den Avdivka festgesetzt und werden halt dort zusammengeschossen.
Pavel Mayer 0:17:07
Ja, also mein Avdivka ist,glaube ich, im Gegensatz zu Bachmut, so ein bisschen unklar war oder wo dieBedeutung von Bachmut eher symbolisch war,ist Avdivka schon auch sowas wie ein Stachel einfach in der Front und drohteinfach aus russischer Sicht die Stadt Donetsk und den Flughafen südlich.Der ist dadurch nicht benutzbar.Also ich kann mir vorstellen, dass die Motivation auch groß ist, dieses Loch zu stopfen,um eventuell aucheinen Vormarsch auf Donetsk irgendwann nicht so leicht zu riskieren oder zuerschweren und die ukrainische Artillerie weiter von Donetsk wegzudrängen.Insofern kann man das einerseits verstehen, das macht Sinn.Aber was weniger Sinn macht, ist der irrsinnige Aufwand oder die Verluste.Es geht wahrscheinlich mittlerweile weit über 10.000 verwundete und getötete Soldaten.Die nicht mehr kämpfen können und sollen wohl um die 40.000 Soldaten zusammengezogenhaben für den Angriff auf Avdivka.Also das ist schon eine größere Geschichte.Und ja, mit aber sehr fragwürdigem Erfolg.Also die Russen haben dieselben Probleme wie die Ukrainer, wenn es an die Offensive geht.Nur mit dem Unterschied, dass die Ukrainer, nachdem sie gesehen haben,dass das so verlustreich ist, sehr schnell umgestellt haben,während die Russen doch einfach weitermachen und Verluste vor allem an Menschenund Soldaten scheinbar nicht so wichtig zu sein scheinen bzw.Durch den Einsatz der Storm-Z-Truppen.DaWird das vermutlich von der russischen Führung als Win-Win gesehen.Wenn sie es schaffen, der Ukraine Verluste zuzufügen, super.Und selbst wenn sie es nicht schaffen, so bei den Strafgefangenen,dann spart halt Russland an den Kosten, um die weiter im Gefängnis unterzubringen.Also aus russischer Sicht, zynisch gesehen, egal, also egal, ob,diese Storm-Z-Truppen Erfolg,haben oder nicht, ist dann nicht zum Nachteil der Truppen.Aber die Panzer, obwohl sie da auch am Anfang extrem viel verloren haben,wie schon gesagt, sind sie dann jetzt dazu übergegangen, die Panzer zu schonenund dafür mehr Menschen vorzuschicken,die natürlich nicht so begeistert davon sind, was dann auch zu,sagen auch Ständen, aber Weigeruppen geführt hat, einfach bei bestimmten russischenTruppen diese Angriffe durchzuführen, die dann wiederum in irgendwelche Löchergesteckt wurden zur Bestrafung.
Tim Pritlove 0:20:52
A. Da gibt es wirklich ganz furchtbare Videoberichte, wie mit diesen Leuten umgegangen wird.Das ist einfach alles nur noch mit Polter gleichzusetzen und die Praxis,dass Truppen quasi hinter der Frontlinie zu positionieren, die halt ganz klarda stehen mit dem Auftrag, wenn irgendeiner,der da gerade nach vorne geschickt wurde, einfach wieder zurückkehrt,dann wird er einfach auch gleich erschossen.Das wird ja auch schon seit längerem berichtet. Also das ist wirklich allesnicht schön auf der russischen Seite.
Pavel Mayer 0:21:19
Ich vermute mal nicht, dass das im großen Umfang und flächendeckend diese BarrierTroops eingesetzt werden, aber es gab definitiv solche Vorkommnisse.
Tim Pritlove 0:21:37
Also so geht es da halt in Avdivka zu und wenn sie dort 40.000 Truppen habenund in Anführungsstrichen erst 10.000 davon verbraten haben,kann man davon ausgehen, dass es noch weiter geht.Das Ganze wird jetzt ohnehin noch erschwert dadurch, dass jetzt die Schnee undRegensaison eingesetzt hat.Also das ist diese, wie heißt das so schön, Rasputitsa.Rasputitsa, genau. Das ist glaube ich der russische Name. Es gibt glaube ichnoch einen ukrainischen Namen dafür. Auf jeden Fall.Das ist halt der Ort Usus. Das haben wir ja auch schon mehrfach berichtet.So begann ja dieser Krieg im Prinzip auch schon.Jetzt gibt es halt so eine Übergangsphase, bis es dann eben wirklich von denTemperaturen wieder so ist, dass man unter Null landet und dann der Boden einfriert.Dann sind halt auch wieder Bewegungen mit mechanisierten Truppen möglich.Aber jetzt wird sich das alles erstmal im Wesentlichen als Infanterie- und Drohnenkrieg weiterentwickeln.Und wie schon erwähnt, das mit den Drohnen hat zumindest für die Ukraine eine besondere Bedeutung.Ukraine kann jetzt hier eigentlich nur gewinnen, weil sie in der Verteidigungspositionsind und natürlich den Russen sehr viel größere Verluste zufügt,als sie selber haben, aber das heißt nicht, dass sie keine hätten.
Pavel Mayer 0:22:48
Ja, ich meine, wenn man das jetzt für den gesamten Kriegsverlauf sieht bisher,scheint es so zu sein, wir haben keine guten Zahlen für ukrainische Verlusteund auch bei den russischen ist es schwierig,aber es scheint so größenordnungsmäßig ungefähr 2 zu 1 zu sein,dass die Russen also doppelt so viele Soldaten verloren haben wie die Ukrainerund das wäre kein gutes Verhältnis für die Ukraine.Die Ukraine müsste eigentlich mindestens so 3 zu 1 oder besser um mit der Sowjetunionbevölkerungsmäßig mithalten zu können und 4 zu 1 oder höher um das bis zum Endedurchkämpfen zu können.Aber bei den momentanen Verlusten so, ja, die Russen haben deutlich höhere Verluste,aber die Ukrainer eben leider auch so, auch wenn in geringerem Umfang.Aber die Ukraine ist halt nun auch kleiner und kann sich auch einfach nichtso viele Verluste leisten,abgesehen davon, dass es eben auch eine Demokratie ist und die Leute dort mehrzu sagen haben und sich auch nicht einfach so opfern lassen.
Tim Pritlove 0:24:14
Ja, ich meine, das wissen natürlich auch die Ukrainer und die setzen halt sehr auf Technik.Ich habe es ja schon erwähnt. Also die ukrainische Drohnen Armee ist ja auchschon als solche benannt. Also die Army of Drones.Sie haben eine enorme Schaffungsquote von so kommerziell verfügbaren Drohnen zur Aufklärung.DJI und solche gab mal das Gerücht, dass sie irgendwie 60 Prozent der Jahresproduktionvon DJI aufkaufen, das ist aber unbestätigt, bzw.Wurde von DJI sogar dementiert, weil sie keine Zahlen darüber rausgeben wieviel sie verkaufen, von daher wollten sie da überhaupt gar nicht erst in den Vergleich kommen bzw.Als chinesisches Unternehmen vielleicht auch nicht unbedingt in dieser ganzenDebatte auftauchen, das kann natürlich auch sein.Andererseits werden auch weitere Drohnensysteme, also die jetzt nicht fliegendeDrohnen gebaut, also automatisiert.Minenleger Systeme gibt es. Es gibt glaube ich auch schon erste Experimentefür Demining, wobei das relativ schwierig ist.Die Russen probieren es ähnlich, aber das ist dann mehr so, ja wenn wir jetzthier einen alten Panzer, den wir jetzt eh nicht mehr benutzen wollen,füllen den mal mit Explosive und lassen den einfach auf die Frontlinie zu rollen.Das war bisher aber nicht so erfolgreich glaube ich, weil die dann meistens auf den Minen laufen.Aber da ist einiges zu erwarten und was wir ja auch schon erwähnt haben undwas man eigentlich ja immer wieder nur noch betonen kann ist ja,dass die Ukraine es jetzt geschafft hat mit ihren automatisierten Booten imPrinzip und natürlich auch mit den Storm Shadow Missiles und ihren sonstigenDrohnen die Schwarzmeerflotte der Russen eigentlich komplett auszunommen.Also das ist in der ganzen Darstellung des Krieges bei mir in meiner Wahrnehmungvollkommen unterrepräsentiert, dass die Ukraine es aus eigener Kraft geschaffthat, ohne eine Navy zu haben,die russische Navy mehr oder weniger aus dem Spiel rauszunehmen.Es sind mittlerweile schon über 100 zivileFrachter von Odessa über die Schmarzmeerroute bis Istanbul gekommen.Die fahren halt nicht mehr direkt übers Meer, sondern jetzt sehr nah am Uferentlang, an der rumänischen und an der bulgarischen Küste.Das ist klar, aber sie finden den Weg und auch wenn es etwas aufwändiger undteurer und noch seltener ist, als es das vorher war,findet eine Delivery der Agrarprodukte der Ukraine in den Rest der Welt stattund das bedeutet natürlich auch Einnahmen.
Pavel Mayer 0:26:48
Es wurde auch beschlossen, die Versicherungen für die Frachter zu subventionieren,weil die Versicherungen halt teurer sind oder extrem teuer sind,wenn die diese Route fahren und da hat sich die Ukraine bereit erklärt,die Mehrkosten für die Versicherung zu übernehmen.
Tim Pritlove 0:27:06
Also auf jeden Fall ist der Ukrainer auch da gelungen den Druck der Russen rauszunehmenan der Stelle, aber jetzt gibt es natürlich noch ein anderes interessantes militärisches Teilgebiet.Das hatten wir glaube ich auch in der letzten Sendung schon kurz angesprochen, dass sich da was tut.Zu dem Zeitpunkt war aber noch nicht so ganz klar, welche Bedeutung das hat.Das ist halt das Gebiet ganz im Westen bei der Stadt Resson, also Nipro-Ufer.Wir reden jetzt speziell von dem Bereich von Novokorkovka. Das ist da,wo der mittlerweile gesprengte Nipro-Damm.Staudamm war, der dieses ganze Becken ja aufgestaut hat. Der ist ja jetzt weg.Ich habe jetzt immer noch keine aktuellen Satellitenbilder mal gesehen von diesemNipro-Becken, wie das jetzt eigentlich aussieht.Aber es dürfte sich im Wesentlichen auf den ursprünglichen Flussverlauf zurückgezogen.Aber das ist eine einzige Schlammwüste, da kann man also noch nicht in irgendeinerForm rüberfahren oder so.Mal gucken, wie sich das noch so entwickelt im Verlauf des Kriegs,das könnte nochmal ganz interessant werden. Aber davon abgesehen...Der gesamte restliche Flusslauf, also von Nowakowkowka, wo der Abstand zwischenden beiden Ufern überschaubar ist,dort erstreckt sich jetzt eine neue Frontlinie,die die Ukrainer aufgemacht haben, indem sie in der letzten Zeit gezielt mitspeziellen Einsatztruppen übergesetzt haben, in kleinen Booten und einzelneBrückenköpfe aufgebaut haben.Das ging los vor zwei Monaten war das glaube ich mit dem Brückenkopf unter deralten Gespreng-Antonowsky-Brücke.Das ist diese große Autobahnbrücke, die die Russen gesprengt haben bei ihrem Rückzug.Da gab es eine Stelle, wo man quasi so einen natürlichen Bunker hatte.Dort haben sich dann die Ukrainer eingenistet und den Russen ist es nicht gelungen, sie dort zu vertreiben.Aber mit der Zeit, die ukrainischen Spezialtruppen dann noch so zwei,drei, vier andere Orte gefunden, wo sie übergesetzt haben und sozusagen Stückfür Stück eine Infrastruktur aufgebaut haben.Für so einen Angriff muss man ja mal bedenken, es reicht ja nicht einfach rüberzu fahren und loszuballern, sondern jeder Soldat, der dort zum Einsatz kommt,der muss ja auch versorgt werden. Also Essen muss geliefert werden.Man braucht Schutz natürlich. Man muss eine Waffen-Munitionsversorgung.Sicher stellen. Und natürlich braucht man auch Medical Support,die werden dann verletzt oder werden sonst irgendwie krank und müssen ja dannauch wieder eine Chance haben entweder sofort behandelt zu werden bzw.Rückgeführt zu werden und dann brauchst du einfach auch eine Truppenrotation.Weil einfach die Leute nicht dauerhaft dort bleiben können.Bei den Russen ist das ja normal, aber in der Ukraine wird dafür gesorgt,dass diese Truppen möglichst schnell durchrotiert werden, damit die immer wiederdie Möglichkeit haben, sich von dem ganzen Stress zu erholen,soweit das eben in so einem Krieg überhaupt möglich ist.Und ich weiß jetzt nicht, ob die Russen diese Situation unterschätzt haben odernur von Anfang an einfach Schwierigkeiten hatten, dagegen vorzugehen,aber in den letzten Wochen ist diese Präsenz an diesen einzelnen Übertrittsorten so stark geworden,dass mittlerweile die Ukraine hier wirklich in eine Mini-Offensive übergegangen ist.Und das ist gerade deshalb für die Russen so ein Problem, weil erstens ist dashalt alles eine sehr dünn besiedelte Region, wo auch so größere Wüstengebiete sind.Da führt dann von Osten nach Westen nur eine einzige große Straße und das istnatürlich dann für die Ukrainer einfacher hier durch die Wälder zu ziehen unddiese Straße in Bedrohung zu nehmen,was dann eben die ganze Versorgung der restlichen Truppen nochmal extrem gefährdet.Und jetzt gibt es also diverse Kämpfe, die hier entbrannt sind und es machtgerade so den Eindruck, als ob es der Ukraine gelingen könnte,diese Orte dauerhaft zu besetzen und vielleicht, wenn alles richtig gut läuft,vielleicht sogar die Russen in diesem Gebiet ein bisschen zurückzudrängen.
Pavel Mayer 0:31:18
Taktisch sieht es ja so aus, das hat man ja auch erwähnt, dass ja von dem höheren rechten Dniepro-Ufer,die ukrainischen,Truppen per Artillerie und auch Drohnen unterstützt werden.Die Frage ist, wie geht das dann weiter?Also das Problem ist, wenn sie dann jetzt mit einer größeren Truppenpräsenzdort ihren Brückenkopf verstärken,die Ukraine, und die Russen sich dann zurückziehen, dann haben sie irgendwannnicht mehr die Deckung durch die eigene Artillerie,die Ukrainer, und sind dann quasi in einem Gebiet, wo sie dann wiederum auchnoch mehr der russischen Artillerie ausgesetzt sind.Und insbesondere natürlich die Versorgungswege.Insofern wird es interessant zu beobachten sein.Und die Russen nehmen das schon ein bisschen ernst und haben ja den Kommandeurausgewechselt gegen einen Neuen, der dann explizit den Auftrag hatte,jetzt die zu vertreiben,ist ihm aber jetzt in den,das war vor einem Monat, glaube ich, und ist ihm jetzt auch nicht besser gelungen,als seinem Vorgänger dort die Situation in den Griff zu kriegen.
Tim Pritlove 0:32:47
Nee, überhaupt nicht. Also klar, es wird vielleicht erstmal etwas schwierigsein, für die Ukraine eine vorgerückte Position weiter auszubauen,aber würden sie zumindest diesen Streifen, diesen ganzen Küsten-Ufer-Streifen des,Nibiru wieder unter ihre Kontrolle bekommen? Und das würde ja dann auch dieentlegeneren Gebiete hinten an diesen Kinburnspit, also da wo der Nipro insSchwarze Meer fließt, wenn sie das sozusagen alles wieder unter ihre Kontrolle bekommen,dann können sie natürlich auch mit Fähren sehr viel einfacher größeres Materialrüberbringen und Schritt für Schritt sich dort eben auch etwas aufbauen.Ich glaube, dass gerade diese dünn besiedelten Westgebiete da ganz interessantsein könnten, weil wenn die Russen sich zurückziehen, dann werden sie dort nochnicht mal erst mal mit Artillerie hinkommen können.Und die Orte zurückzugewinnen ist natürlich auf jeden Fall auch schon mal gut.Genauso geht es, wenn sie die Kontrolle zum Beispiel über Nowak-Karkowka bekommenkönnten, also direkt an diesem ehemaligen Staudamm, einfach auch mal dort soein Assessment machen zu können, was da jetzt eigentlich wirklich passiert ist,das ist derzeit ja alles noch viel zu gefährlich.Glaube ich schon, dass sie dann eine ganze Menge Druck ausüben können.Ihre Artillerie reicht ja ohnehin weiter als die der Russen und ja diese ganzenDrohnen Systeme scheinen ja sehr effizient zu sein.Die Elektronik-Warfare Systeme, die sie dort am Start haben,scheinen auch sehr effizient zu sein.Es gibt neue Drohnen mit stärkeren Antennen, die gegen diese IW-Systeme der,Russen offenbar auch weniger anfällig sind.Also das ist auch ein technologischer Krieg an dieser Stelle,aber es wäre natürlich vor allem für die Ukraine auch ein wichtiger moralischerSieg hier in irgendeiner Form mal wieder die ganze Stellung weitern zu können,denn machen wir uns nichts vor.Seit einem Jahr haben wir im Prinzip denselben Frontverlauf,der hat sich nur sehr gering geändert und das wäre jetzt hier der erste wirklichnennenswerte Fortschritt, der in diesen ganzen zwölf Monaten erzielt werden konnte.
Pavel Mayer 0:34:52
Ja,nur dass sich dann grundsätzlich die Ukrainer in derselben Situation wiederfindenkönnten oder in einer ähnlichen Situation, wie damals die Russen auf der anderen Seite,waren, nämlich dass die Versorgung dann über den Fluss,über wenige Brücken erfolgt ist, die dann relativ einfach zu bekämpfen oderzu zu stören sind, weil man dann halt weiß, wo das ist, so mit anderen Worten.Also wird wird dann auch nicht einfach werden, selbst wenn es gelingt,dort die Brückenköpfe auszubauen und zu festigen.Schon sagt es, die dann die dann weiter vorzuschieben. Aber es wäre auf jedenFall ein Erfolg und würde dazu führen,dass die Russen dann wiederum Truppen von anderen Fronten abziehen müssen,um dort die Front zu halten.Also insofern würde es sich allein deswegen wahrscheinlich schon lohnen,für die Ukraine das zu tun.
Tim Pritlove 0:36:04
Ja, einfach ist ja sowieso nichts in diesem Krieg. Insofern wäre das auf jedenFall mal eine neue Bewegung.Und ich glaube, das wäre auch wieder einmal ein wichtiges Signal an die internationaleGemeinschaft, dass hier sehr wohl Fortschritte erzielt werden können,solange die Ukraine nur korrekt ausgestattet wird.Aber dazu kommen wir auch nochmal. BK'IN DR.
Pavel Mayer 0:36:23
WERBER Ja, aber vielleicht noch zuzufügen, dass die Russen an verschiedenenStellen eben militärisch auch aufgeholt haben,selber auch mehr Drohnen zum Einsatz bringen jetzt,also sich auch entsprechend angepasst haben und sich in Teilen bei den Ukrainernviele Dinge auch abgeguckt haben, die sie jetzt dann selbst machen,eben wie dann auch mit Drohnen, viel mit Kamikaze-Drohnen auch zu arbeiten.Und die elektronische Kampfführung auch der Russen ist ein bisschen besser geworden,Aber das Problem dort scheint zu sein,dass sie sich nicht gut koordinieren untereinander jetzt die russischen Truppenund oft einen Kompromiss machen müssen,weil sie sich dann selber stören, also weil sie dann auch die eigene Kommunikationund die eigenen Drohnen zum Teil nicht funktionieren.Das ist wohl gerade das Problem, dass sie tendenziell...Schon mit elektronischer Kampfführung mehr gegen die Drohnen unternehmen können.Also grundsätzlich funktioniert das, gerade gegenüber den kommerziellen Drohnen,aber selbst auch militärischen Drohnen nur,ja, stören sie dann eben auch die eigenen Drohnen, weshalb sie das jetzt nichteinfach flächendeckend einsetzen können und sich eben oft auch gegenseitig stören.Ich meine, am Anfang war es schlimmer. Bei dem Angriff auf Kiew wurde dann jabefohlen, dass grundsätzlich alle ihre Geräte abstellen mussten,weil die russische Kommunikation dann auch komplett zusammengebrochen war.Und da sind sie jetzt ein bisschen besser geworden, was das angeht und ja,holen ein bisschen auf, kann man sagen, an verschiedenen Stellen.
Tim Pritlove 0:38:48
BG'IN Ja, um den militärischen Ausblick abzuschließen, erstmal,was halt jetzt auf jeden Fall ansteht und was ich auch schon abzeichne,sind natürlich jetzt wieder neue Langstrecken-Raketenangriffe,auf den Rest des ukrainischen Landes.Das haben wir ja im letzten Winter schon gesehen, dass die Russen versucht habeninsbesondere die Energieinfrastruktur zu zerstören.Also Heißkraftwerke, Stromkraftwerke, Stromverteilerstationen insbesondere,die besonders anfällig sind, weil sie auf der einen Seite nicht gut geschütztsind, auf der anderen Seite, wenn sie kaputt sind, auch sehr schwer zu ersetzensind, weil einfach diese Geräte so nicht verfügbar sind und auch teuer.Da ist einiges geflickt worden, aber insgesamt ist die Infrastruktur,die jetzt noch da ist, sehr viel anfälliger gegenüber weiteren Zerstörungen,weil dann wird es halt auch kritisch und noch schwieriger, das zu reparieren.Dementsprechend ist die Luftabwehr weiter verstärkt worden.Kiew, auch wenn immer mal wieder Raketen durchkommen, dürfte mittlerweile schonziemlich gut geschützt sein.Es gab ja diverse neue Lieferungen von Luftabwehrsystemen aus allen möglichen Ländern.Schwedische Systeme, amerikanische Systeme, deutsche Systeme.Deutschen haben jetzt auch gerade noch mal neue IRIS-T Systeme zugesagt.Also das ist auf jeden Fall hilfreich, aber es wird eben nicht ausreichen.Es geht so die Kunde rum, dass die Russen es geschafft haben,ihre Raketenproduktion, insbesondere von diesen Iskander Raketen, kräftig hochzufahren.Ich habe jetzt gerade keine Zahl im Kopf, was da so die herumfliegenden Einschätzungenwaren, wie viel sie da produzieren können pro Monat, aber auf jeden Fall genug,um ordentlich Ärger zu machen.Da muss also die Abschussquote schon sehr hoch sein, damit das keine Problemeerzeugt und außerdem geht die Unterstützung des Iran weiter,also abgesehen von diesen einfachen, normal motorisierten Shahed Drohnen,die schon eine ganze Menge Ärger gemacht haben, wenngleich sie mit so einemGepard oder so ganz gut abgeschossen werden können, aber auch da kommen immer wieder welche durch.Da gibt es einerseits eine neue Version von, die jetzt wohl mit Jet-Fuel läuft,die dann vielleicht nicht so viel Reichweite hat, aber die dann.Schneller unterwegs sind und schwieriger abzuschießen sind und es geht jetztauch die Kunde, dass der Iran auch da drauf und dran ist, den Russen ihre Langstrecken-Raketen,zu verkaufen und das könnte auch nochmal richtig negative Auswirkungen haben.Überhaupt ist diese ganze Achse Iran-Russland hochproblematisch und sehr bedenklich,und das ist vor allem im Bereich der Militärtechnologie halt so ein Ding,weil die Russen jetzt auch gerade dabei sind quasi ihr Know-How zu verkaufen,auch nach Nordkorea und dann eben auch in den Iran.So nach dem Motto hier, wir können einige Sachen sehr gut, das zeigen wir euchoder liefern euch vielleicht auch irgendwas, was wir gerade selber nicht brauchen,aber ich glaube da geht es im Wesentlichen um Know-How.Und dafür gibt es dann eben die Möglichkeit, ordentlich Kriegsgerät, Munition etc.Einzukaufen, um die Bestände der Russen dort aufzustocken.
Pavel Mayer 0:41:52
Also ich habe so Zahlen gehört, zwischen 100 und 300 Cruise Missiles oder ballistische,Kurzstreckenraketen pro Monat, die die Russen in der Lage sind zu produzieren,also es ist so Iskander-Systeme.Was schon eine Menge ist. Also im Vergleich zu dem, was die Ukraine aus demWesten geliefert kriegt jetzt an Attackers oder eben an anderen Russ Missiles,ja, da können die Russen durchaus gegenhalten, beziehungsweise haben wahrscheinlichdeutlich, deutlich mehr.Plus dann eben diese billigen Schahid-Drohnen, die Russland jetzt ja auch selber produziert.Also da ist durchaus auch eine ganze Menge.Wobei die Ukraine entsprechend dem auch entgegensetzt und auch selbst produziert.Aber ich würde davon ausgehen, dass die Russen wahrscheinlich irgendwie 10 bis50 mal so viele Eigenproduktionen haben wie die Ukraine.Und vielleicht, weiß nicht, das 5 bis 10 fache von dem, was die Ukraine ausdem Westen geliefert bekommt an jetzt Langstreckenraketen und Cruise Missiles.So, das ist leider so.
Tim Pritlove 0:43:29
Also soviel vielleicht so zum militärischen, was sich gerade für uns so darstellt.In anderen Worten, im Großen und Ganzen fährt sich hier alles gegenseitig ein bisschen ein.Jetzt gibt es ein bisschen Pause durch die Wetterverhältnisse,aber die Kämpfe gehen eigentlich die ganze Zeit weiter.Es ist bloß nicht mit größeren Geländegewinnen zu rechnen in absehbarer Zeit.
Pavel Mayer 0:43:54
Und es hat sich so entwickelt, wie wir das auch in den letzten Sendungen,oder mindestens, du warst ja etwas optimistischer, was die Offensive angeht, so mein Problem war ja,dass du als Angreifer eine größere Übermacht brauchst, um erfolgreich zu seinund dass Im Moment sind beide Seiten nicht in der Lage,diese notwendige Übermacht tatsächlich aufzubringen.Damit Russland jetzt wirklich den Krieg gewinnen könnte, müssten sie wahrscheinlichin der Größenordnung zwischen anderthalb und zweieinhalb Millionen Soldaten mobilisieren.Mit den 400.000 werden sie einfach nicht weit kommen.Und wieviel die Ukraine hat an Soldaten,ja wahrscheinlich irgendwo 600.000 bis 800.000,dürfte die Ukraine unter Waffen haben und das reicht aber auch wiederum nichtaus, wie wir jetzt gesehen haben im Sommer bisher, um die Russen aus dem Landzu vertreiben und eine schnelle Änderung ist nicht absehbar.
Tim Pritlove 0:45:09
Gut, dann lasst uns mal den anderen Geburtstag leuchten, den ich vorhin schonangedeutet habe, nämlich 10 Jahre Maidan oder 10 Jahre Euro-Maidan, um genauer zu sein.Weil das ist so ein bisschen auch, sagen wir mal so ein bisschen der entscheidendeVorgang gewesen und ich muss zugeben,als ich mir damals die Ereignisse in Kiew aus der Ferne angeschaut habe,war ich mit viel Fragezeichen ausgestattet und glaube so ging es den meistenund so geht es wahrscheinlich auch heute noch den meisten,was so die ganzen politischen Zusammenhänge betrifft, aber ich konnte das damalsnicht so richtig einordnen.Okay, man kannte das aus den verschiedenen Revolutionen nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion,dass halt in einzelnen osteuropäischen Ländern es Konflikte gab,die vor allem nach außen immer so ein bisschen aussahen wie innenpolitische Konflikte.Alle politischen Player, die damals so in der Ukraine kannt waren,hatten halt irgendwie auch alle irgendwie Dreck am Stecken und egal,wer mal für eine kurze Zeit irgendwie eine Regierung übernommen hat,es hat immer nicht lange gedauert,bis alle in so einem Korruptionssumpf wieder verreckt sind und man immer sodiesen Eindruck gewonnen hat, es ist eigentlich eh egal, wer da jetzt irgendwas macht.Das ändert sich so schnell und das sind Dinge, die wir nicht verstehen und dassind Dinge, auf die wir keinen Einfluss haben.Und wer versteht das schon alles da mit diesen ehemaligen Sowjetrepubliken,das ist uns alles zu kompliziert.Ich meine, wir verstehen ja schon Polen nicht so und das grenzt ja wirklichunmittelbar in der Nähe von Berlin an uns.Und mit Tschechien ist es ja nicht sehr viel anders.Und insofern war die Ukraine dann eben auch noch mal besonders weit weg. Aber was ist passiert?Es gab dort halt einfach Aufstände, ausgelöst durch den Präsident Janukowitsch,der halt als extrem russlandfreundlich galt und das auch war.Und das eskalierte alles in Protesten, die dann eben auf diesem großen Platzin Kiew, dem Maidan, sich zusammenfanden.Und aus diesen Demonstrationen ist dann halt eine richtige Schlacht geworden,weil natürlich das Regime versucht hat, diese Proteste zu unterdrücken.Und dort gab es also dann auch Waffeneinsatz, sind Leute ums Leben gekommen.Die Proteste haben monatelang angehalten. Das lief dann halt vom 21.November bis in den Februar des nächsten Jahres rein,bis das ganze dann eben in der Flucht, also der Absetzung und der Flucht desPräsidenten Jenukowitsch gipfelte und damit sozusagen der Stadthalter Russlandsin der Ukraine fliehen musste.Es gab dann schöne Bilder von seinen Palästen, die er dahinter gelassen hat.Das Übliche, was man so kennt, wenn es sich die Leute zu gut gehen lassen mit ihrem Machteinfluss.Es hieß ja immer Euro Maidan, weil diese Proteste waren eben nicht nur Protestegegen diesen Präsidenten,sondern es waren halt auf der einen Seite auch Proteste gegen Russland,gegen den russischen Einfluss und es waren auch Proteste für eine Integrationder Ukraine in Europa, Vor allem die Europäische Union in die westliche Demokratiewelt.Ich glaube, dass ist so teilweise korruptiert worden, auch teilweise verstanden worden.Aber ich glaube keiner konnte so richtig erahnen, wie tief dieser Wunsch wirklichin der ukrainischen Gesellschaft so verankert war.Und danach kam ja im Prinzip auch sofort die Antwort Russlands.Denn im März, also einen Monat nachdem diese Proteste dann beendet waren am Maidan,im März gab es diese Annexion der Krim,wo Russland einfach sneaky sneaky mit so reingeschmuggelten Militärtruppen inder Krim einfach auf einmal überall präsent war und quasi der Ukraine einfachdas Land entrissen hat, ohne dass es zu größeren Kämpfen kam.Also rein militärtaktisch natürlich irgendwie ein großer Wurf,aber es ist halt auch so gewesen, dass die Russen dort schon immer eine Präsenzhatten, weil der Hafen von Sevastopol war ja schon immer der russische Militärhafenauf ukrainischem Gebiet,auf Vertragsbasis, so ein bisschen wie Guantanamo irgendwie in Kuba existiertund von daher ja, hat einfach Untertitel der Amara.org-Community.Russland da die Ukraine auf dem linken Fuß erwischt und sie war zu dem Zeitpunktja auch militärisch nicht so viel in der Lage und das hat sich dort ja auch gezeigt.Und einen Monat später wiederum schon im April 2014 gab es dann eben auch dieseAufstände oder Angriffe kann man sagen in Donbass.Getarnt als Widerstände, Widerstandskämpfer etc.Freiheitskämpfer des Donbass.Aber damit begann im Prinzip dieser Krieg zwischen Russland und der Ukraine,also in militärischer Ausprägung.Und das ist eigentlich das, was uns bis heute noch verfolgt.Lange, lange Zeit wurde dann dieser Krieg so als solcher gar nicht so gesehen.Das war halt irgendwie ja Widerstand im Krieg im Donbass, aber was haben wirdamit zu tun? Das ist ja so ein ukrainisch-russisches Sing, so Sowjetrepubliken,unter sich. Das können wir da schon groß tun.Ja und dann haben wir da eben das alles lange, lange, lange Zeit ignoriert.Gut, es gab politische Versuche von Angela Merkel und anderen Führern dort inirgendeiner Form für Frieden zu sorgen.Aber das haben wir ja auch gesehen, wie gut das funktioniert hat.Es gab dann halt diese, wie ist das Memorandum noch gleich?Es gab das Minsker Abkommen oder zwei Minsker Abkommen, wo sozusagen ein Scheinfriedenausgehandelt wurde zwischen Russland und der Ukraine, den Russland dann am Ende nicht eingehalten hat.Und trotz der Protektion durch die USA und Großbritannien kam es dann trotzdem zu diesem Krieg.
Pavel Mayer 0:51:27
Das ist auf jeden Fall eine Sichtweise, wobei ich würde,also die Russen sehen das natürlich alles ganz, ganz anders und letztlich,ja, damals die Situation war ja, dass die Ukraine einfach und massiv unter demEinfluss Russlands stand,so ich meine da gab es enorme wirtschaftliche Verflechtungen natürlich,plus das, um die Ukraine bei Laune zu halten, hat Russland dann auch verbilligtGas geliefert und so also...Ja, es war schon eng verflochten und los ging das eigentlich damit,dass die NATO die Einladung an die Ukraine ausgesprochen hat damals oder eine Aussicht gestellt hat,dass die Ukraine NATO-Mitglied werden könnte und die EU auch entsprechend Avancen gemacht hat.Das kann man jetzt nicht nur kritisieren, das wird von vielen auch kritisiert,dass quasi dadurch jetzt der Westen das Ganze mehr oder weniger provoziert hat.Aber gut, die Avancen waren nun mal da und die hätten aber nicht funktioniert.Ich meine, Finnland ist 50 Jahre lang kein NATO-Mitglied geworden.Oder andere Länder auch nicht, obwohl sie es hätten werden können,wenn nicht gleichzeitig die Situation in der Ukraine, wie du schon sagtest,auch mit unglaublicher Korruption, persönliche Bereicherung,die Wirtschaft lief schlecht und dann auch noch Wahlbetrugsvorwürfe und so.Und deswegen war dann einfach in dieser wirtschaftlich schlechten Situation die Aussicht.Sich an den Westen, also offensichtlich mit Russland, trotz billigen Gases undder wirtschaftlichen Verflechtung.Und so ging es den Leuten einfach nicht gut.Und deswegen war dann die Orientierung nach Westen natürlich auch einfach attraktiv für die Leute.Und dann war es eben auch so,dass nachdem jetzt die neue ukrainische Regierung begonnen hatte,sich an die EU anzunähern, hat Russland dann noch mal ein Paket draufgelegt,quasi mit wirtschaftlichen Anreizen und Geldern und Krediten,die, ich sage mal, ja, besser waren, aber doch aus Sicht der Ukraine erstmalsehr attraktiv waren, weswegen man versucht hat, so einen Mittelweg zu fahren.Und da hatte dann Ein Großteil der vor allem der Kiewer Bevölkerung oder derstädtischen Bevölkerung einfachkeine Lust zu oder wollte eben den Weg weiter in Richtung EU fahren.Das war dann so ein bisschen die Quelle letztlich für die Gewalt,für die Proteste, die dann auch gewalttätig wurden irgendwann.Aber so sehe ich die Genesis des Ganzen quasi. Ein etwas naiver Westen könnteman sagen oder taktloser Westen oder wie auch immer.Wir sagten, ach Ukraine, komm doch dazu mit den anderen Ländern.Hat das auch einigermaßen funktioniert und euch wird es auch besser gehen.Und ja, und das ist halt eskaliert.
Tim Pritlove 0:55:20
Das kann man sagen, dass es eskaliert ist. Also das kann natürlich alles jetztdas Vorgehen Russlands nicht rechtfertigen.Das sind alles Erklärungsversuche in irgendeiner Form nachzuvollziehen,welche Ausreden sich die jeweiligen politischen Verantwortlichen gesucht haben,was zu tun oder etwas nicht zu tun.Am Ende muss man sagen, ist eigentlich die gesamte europäische Sicherheitspolitikan der Stelle komplett gescheitert.Also es ist halt einfach, man hat für dieses Land nicht die richtige Visiongehabt und was sich halt auch immer wieder gezeigt hat auch gerade jetzt imVerhalten Deutschlands seit Ausbruch des letzten Krieges, des Angriffs auf Kiew,dass man einfach Schiss hat vor Russland.Und dieses Zeigen von Schwäche eigentlich von Russland nur ausgenutzt wird.Man hat halt einfach sich nicht entsprechend positioniert und niemals irgendeineDrohkulisse aufgebaut, für aus dem Russland die Leere ziehen konnte,okay alles klar, hier müssen wir einfach mal ein bisschen zurückrudern,weil sonst könnte uns das irgendwie schaden.Krim wurde annektiert, alle so, ja du du du du, mach das aber nicht nochmal.So, das war ja im Wesentlichen so diese Reaktion. Da kam ja nix,gab nur kleine Sanktionen.Aber wir haben ja schon gesehen, selbst diese erheblichen Sanktionen,die wir jetzt nach dem letzten Angriff gesehen haben, die über Russland herabgeregnetsind, die das Land definitiv treffen. Nicht bis zur Unfähigkeit,aber definitiv treffen.Nichts, auch nur ansatzweise in dieser Größenordnung, ist damals auch nur überlegtworden und ich glaube, das hätte schon was bewirken können.
Pavel Mayer 0:57:07
Wobei die Sanktionen, stellt sich jetzt immer wieder heraus,doch sehr löchrig sind, gegen Russland auch.Oder was heißt löchrig?Es gibt dann so Dinge, die in einem Krieg von sehr großem Nutzen sind,die einfach bisher nicht unter Embargo standen,wie zum Beispiel, ich meine, die eine Sache sind Öltanker, Der Verkauf von Öltankernan Russland soll sanktioniert werden. Im Moment ist er nicht.Russland kann sich einfach Öltanker kaufen, um sein Öl zu verschiffen.LKW stehen auch nicht unter Sanktionen, das heißt für die Logistik hat sichRussland oder bedient sich bisherauch munter wohl auf den Weltmärkten und kauft halt schwere LKW ein,um das zu ersetzen und und und.Also viele Dinge, wo man denken würde, das ist aber nicht so gut,dass Russland die einfach kaufen kann.Aber ja, da denkt man unter Umständen dann nicht dran einfach jetzt LKWs zu sanktionieren.
Tim Pritlove 0:58:24
Ja gut, aber es ist ja auch nicht so, dass jetzt der Westen die einzige Quellefür Russland wäre, sondern oft steht das ja bei diesen Sanktionen auch so an,also wenn wir das jetzt verbieten, dass wir das verkaufen, kann man schon machen.Ja im Sinne von wir tun hier das Richtige, weil es ist ja moralisch nicht hilfreich.So dann kommen halt die aus anderen Ländern. China springt gerne ein.Sie profitieren indirekt sowieso erheblich von diesem Krieg,indem sie halt ihre Energie günstiger bekommen und sicherlich eine ganze MengeDinge verkaufen. Also heutzutage sind alle Telefone und alle Autos,die in Russland verkauft werden, sind halt jetzt chinesische Fabrikate.Und davon haben sie genug im Angebot. Das ist überhaupt kein Problem.Von daher, selbst wenn du solche Sanktionen beschließt, bringen sie dann auchnicht unbedingt etwas, weil der Westen ist jetzt nicht… Die Zeiten,wo wir der einzige Technologieversorger dieses Planeten waren, die sind halt vorbei.Und von daher, lass es mich so sagen, also es ist natürlich richtig,dass diese Sanktionen teilweise zu wünschen übrig lassen.Ich glaube aber, dass wir mittlerweile an einem Punkt angekommen sind.Wo der politische Wille Russland wirklich zu schaden und sie wirklich zu schwächen,damit sie diesen Krieg nicht so durchführen können, wie sie ihn gerade durchführen, der ist da.Der ist vielleicht nicht bei dem allerletzten Politiker da und Ungarn und solcheProbleme gibt es natürlich auch.Und viele haben vielleicht auch noch zu viel Schiss hier und da die Stellschraubenso hoch zu drehen, wie sie das vielleicht auch für richtig hielten eigentlich,um nicht wiederum der lokalen Wirtschaft unnötig zu schaden.Das ist alles klar, aber ich glaube, dass grundsätzlich der Wunsch da ist,mit diesem Sanktionsschwert auch entsprechenden Schaden zuzuführen.Aber als die Krim eingenommen wurde, war das halt nicht so.Da war das halt eher ein politisches Signal.So geht es aber nun wirklich nicht. Wir haben aber jetzt auch keinen Bock,mit euch richtig Stress zu haben, weil wir kriegen ja auch irgendwie Gas und Öl von euch.Also war es mehr ein politisches Symbol, als dass man wirklich jetzt bereitwar ins Risiko zu gehen, um Russland für diese Verletzung des Völkerrechts damal gerade stehen zu lassen.Ähnlich auch die Situation in Georgien vorher, also auch dort hat Russland haltnie wirklich Widerstand gespürt.Der ist jetzt da, Russland macht natürlich trotzdem weiter, weil Putin sichjetzt sozusagen einen Rückzug politisch überhaupt nicht leisten kann.Jetzt geht es eigentlich nur noch um ihn.Und das ist so ein bisschen das Problem. Und deswegen muss jetzt eben ein Widerstandaufgebaut werden, der halt Russland auch wirklich aufzeigt, dass sie diesenKrieg auch verlieren können und zwar richtig verlieren können.Und da habert es noch. Da kommen wir dann aber auch noch zu.Vielleicht zurück zum Euromaidan.Das ist halt jetzt auch für die Ukraine ein wichtiges Datum,weil es in gewisser Hinsicht das Datum ist, wo sich dieses Landkollektiv entschlossenhat, diesen westlichen Weg zu gehen und einen Aufbruch in Richtung Demokratie zu wagen.Das hat dann jahrelang nicht gut funktioniert und jetzt erst durch diese katalytischeWirkung des letzten Krieges, denke ich mal, ist die Bereitschaft quasi unendlich groß.Die Ukraine wird alles dafür tun, um in der EU aufgenommen zu werden.Die Ukraine wird alles dafür tun, um in irgendeiner Form mit der NATO noch engerzusammenzukommen bis hin zu einer richtigen Mitgliedschaft.Das steht vollkommen außer Frage und ich denke auch nach wie vor.Dass es sowohl für die EU, aber auch für die NATO ein Riesengewinn wäre letztenEndes, hier die Ukraine auch als vollwertiges Mitglied aufzunehmen.Klar, das mit der NATO hat viele Implikationen, aber auch das für die EU garkeine Frage, weil das ist natürlich ein Land, das wenn wir das aufnehmen,auch noch über Jahrzehnte einen Großteil der Förderung, die diese EU ausbreitenkann, erhalten wird. würde, zu Recht auch.Aber es ist halt auch ein großes wichtiges Agrarland, es ist ein großes wichtigesTechnologieland auch und davon kann Europa nur profitieren, abgesehen davon,dass ich es für absolut richtig halte und für den richtigen moralischen Schritthalte, wenn sich die EU wirklich als das Demokratiezentrum der Welt versteht.Für das es sich eben hält, dann eben auch hier den Rücken durchzudrücken unddann eben auch das entsprechende zu tun.Weil alles andere ist meiner Auffassung nach alternativlos.Die EU muss ganz klar sich zu ihren eigenen demokratischen Prinzipien bekennenund dazu gehört es einfach die Ukraine in Schutz zu nehmen Und ganz klar hierwieder eine neue Mauer aufzubauen,wahrscheinlich auch gegenüber Russland,solange bis dieses Land irgendwie mal wieder zu Sinnen kommt,auch wenn es sich derzeit noch nicht so richtig abzeichnet, wann das sein sollte.Kommen wir vielleicht dann auch mal zu dem Thema internationale Unterstützung für die Ukraine.Wie sieht es denn da eigentlich gerade aus? Und als erstes, denke ich mal, ist es wichtig,einen Blick auf die USA zu werfen, denn die USA,naja, hat wie immer auch mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen und das hatdann eben auch Auswirkungen auf die aktuelle Unterstützung für die Ukraine,die ja relativ groß und stark ist.Die USA haben am meisten Geld und am meisten Waffen gestellt und sind generellnatürlich auch wichtig mit ihrer strategischen Unterstützung der Ukraine.Aber die USA hat mit innenpolitischen Kämpfen ganz gut zu tun und das hat vor allem damit zu tun,dass bei den letzten Midterm Elections, also diesen Zwischenwahlen,die es ja immer gibt alle vier Jahre,also kommen die normalen Präsidentschaftswahlen und da wird dann eben die Hälftedes Kongresses auch neu gewählt und die andere Hälfte wird dann eben zwei Jahre später gewählt.Das ist ja anders als bei uns, dass das Parlament immer komplett besetzt wird.Sonst wird quasi alle zwei Jahre ist es möglich, hier eine Kräfteverschiebung zu haben.Und leider sah eben die letzte Kräfteverschiebung so aus, dass die Republikanerim Kongress wieder eine Mehrheit bekommen haben.Zwar eine dünne Mehrheit, aber eine Mehrheit.Und dann gab es ja erstmal diesen Sprecher Kevin McCarthy, der viele viele vieleAnläufe gebraucht hat bis er überhaupt mal gewählt wurde nur unter großen Zugeständnissengegenüber dieser lauten.Ja ich weiß gar nicht, wie soll man diese Fraktion nennen, diesen Freedom Caucus,das sind diese komplett rechtslastigen, russlandfreundlichen,durchgedrehten Schwurbler, Verschwörungstheoretiker und sonstigen Rampfreunde,die halt quasi diesen Speaker dort unter Zwang gestellt haben,Ende so Deals zuzulassen, wie er kann dann auch, wenn auch nur einer das beantragt,sehr abgewählt werden, wenn die Abstimmung entsprechend so läuft.Und so kam es dann auch, dass eben Kevin McCarthy wieder abgewählt wurde unddann dauerte es nochmal, ich weiß gar nicht, sechs Wochen oder so,bis sie einen neuen Speaker gefunden haben, auf den sich alle einigen konnten.Ein völlig unbekannter Hinterbänkler namens Mike Johnson ist es dann geworden,aber auch so ein Bibeltreuer, rechtslastiger, schwulen Hasser,der irgendwie ja jetzt hier diese Rolle ausfüllen soll und seitdem kräftig rumeiert.Das ist insofern ein Problem, als dass wenn jetzt der Präsident möchte,dass neue Ressourcen der Ukraine im Krieg bereitgestellt werden,also Gelder freigegeben werden, dann muss das eben der Kongress beschließen.Und der Kongress kann das aber nur dann beschließen, wenn es dem Kongress auch vorgelegt wird.Und was dem Kongress zur Abstimmung vorgelegt wird, das entscheidet der Speaker.Und der Speaker ist sozusagen der Mehrheitsführer und das ist eben genau dieser Mike Johnson.Und was der jetzt bisher getan hat ist halt zu sagen so ja wir können da jetztgerne drüber abstimmen aber die Ukraine lassen wir mal raus.Also es gibt im Prinzip derzeit drei heiße Eisen.Das eine ist, es muss generell wieder das Funding für die Regierung sichergestellt werden.Das ist immer so dieses politische Spiel, was sich da regelmäßig wiederholt,wenn die Mehrheiten zwischen Präsident und Senat und Kongress unterschiedlich sind.Das dann halt immer die Opposition, also ja, wir stellen euch jetzt keine Geldermehr bereit, ihr müsst irgendwie, ihr könnt jetzt niemanden mehr bezahlen,ihr könnt das Militär nicht bezahlen, ihr könnt eure Leute nicht bezahlen,wenn ihr nicht auch für unsere Forderungen eingeht.Und dann wird immer irgendein Deal ausgehandelt und das war früher schon so,aber es wird halt immer schärfer diese Auseinandersetzung und jetzt war es so,naja, wir verlängern halt hier nicht das Funding der Regierung,wenn ihr nicht für diese sinnlosen Sachen abstimmt und dazu gehört einerseits etwas,was drin ist, sowas wie, wir wollen Kürzungen bei der Steuerbehörde,damit reiche Leute nicht mehr so verfolgt werden können.Solche Sachen sind da mit drin und dann eben vor allem so Geld für Israel,klar, aber nicht für die Ukraine.Und so geht das da die ganze Zeit hin und her.
Pavel Mayer 1:07:54
Wobei es halt auch noch komplizierter ist, also nur um nochmal die Begriffe zu klären.Also Congress ist halt Senat und Repräsentantenhaus zusammen.Und das Repräsentantenhaus muss halt den Haushalt beschließen.Dann muss der Senat dem zustimmen und dann muss der Präsident das unterzeichnen.So ist der Weg.Und die Demokraten stellen natürlich den Präsidenten und haben die Mehrheit im Senat.In anderen Worten, egal was das Abgeordnetenhaus.Das Und nicht beide Seiten dem Zustimmen bekommt es nicht durch.Das ist ein bisschen anders als bei uns, wo einfach der Bundestag Dinge beschließenkann, insofern das dann nicht von den Bundesländern zustimmungspflichtig ist,das Ganze wird dann unmittelbar gesetzt.Bei uns muss dann auch der Präsident das irgendwann unterzeichnen,aber das ist mehr leider weniger eine Formalität, der hat jetzt nicht so indem Sinne ein etabliertes Veto-Recht, sondern mehr ein theoretisches Veto-Recht bei uns.Und der Mike Johnson ist aber außerdem ein großer Israel-Freund und hat sichda jetzt weit aus dem Fenster gelehnt, Israel zu unterstützen.Die Demokraten haben einmal ganz klar gemacht,dass sie Israel auch unterstützen wollen, aber wenn sie ein Gesetz machen,dann muss das sowohl die Unterstützung für Israel als auch für die Ukraine enthalten.Das ist jetzt die Situation.An sich können die Demokraten ganz, ganz gut leben. Ich habe auch schon gesagt,was jetzt passiert ist, ist, dass zweimal der Haushalt verlängert worden ist,was im Wesentlichen der Haushalt ist, der mal von den Demokraten aufgestelltwurde, sodass sie jetzt kein Problem damit haben.Nur hatte man eben diese Rüstungsausgaben dort nicht mit einbezogen.Und die zweite Verlängerung geht jetzt bis Januar,also für einen Teil der Ausgaben bis Anfang Januar, für andere Ausgaben bisMitte Januar und einige Leute gehen davon aus,dass wahrscheinlich die Abstimmung zwischen Weihnachten und Neujahr passierenwird über das Geld für Israel und die Ukraine,weil da nicht so viel Aufmerksamkeit auf Politik liegt in der Zeit und man dasso ein bisschen dann durchschmuggeln kann,weil dieser Kompromiss dann wahrscheinlich beiden Seiten oder speziell den Republikanerndann nicht so schmecken wird, der sich da jetzt gerade abzeichnet.Die andere Sache ist, dass Mike Johnson jetzt als Hinterbänkler plötzlich Nummer 3 in der.Rangfolge des Präsidenten, also es ist halt Präsident, Vizepräsident und dannMehrheitsführer im Repräsentantenhaus.Falls jetzt Präsident und Vizepräsident ausfallen soll, ja, würde er zum Präsident werden.Also es ist auf jeden Fall ein sehr, sehr wichtiges Amt, also deutlich wichtigerals jetzt ein deutscher Oppositionsführer. beziehungsweise in dem Moment garkein Oppositionsführer, sondern an der Stelle Mehrheitsführer.Aber in Deutschland, weil bei uns das Parlament dann auch die Regierung wählt,haben wir sehr selten den Zustand, dass die Regierung keine Mehrheit im Parlament hat.Das ist in den USA natürlich, oder ist es anders?Da kann theoretisch der Präsident von einer Seite, Senat von der anderen undRepräsentantenhaus von der dritten, wenn es denn eine dritte gäbe.Aber ja, also insofern im Moment Verzögerungen,was zwar wohl nicht zu akuten Problemen gerade führt und die Regierung tut auchalles dafür, die amerikanische um die Situation.Ja um weiter liefern zu können einfach,aber können schon davon ausgehen,dass jetzt diese letzten zwei Monate doch zu einem Loch möglicherweise führen werden,weil im Moment eben wahrscheinlich nicht so viel neue Dinge jetzt verabschiedetoder auf den Weg gebracht werden wegen dieser Geschichte.Aber sehr wahrscheinlich wird es so aussehen, dass irgendwann in den nächstenWochen das wohl verabschiedet werden wird. Das zeichnet sich zumindest ab bisher.
Tim Pritlove 1:13:15
Ja gute Zusammenfassung also es ist wirklich ein komplexes Spiel und es isthalt vor allem ein Spiel.Also es geht hier um Verzögerung und hierwird im wesentlichen die innenpolitische Karte gespielt weil natürlich läuftalles auf die Wahlen im nächsten Jahr schon hinaus und es gibt halt einfachimmer noch sehr viel Trump Supporter und das Programm der Republikaner seiteinigen Jahren lautet ja eigentlich nur noch Disruption, Disruption, Disruption.Immer dieser Kampf gegen denallmächtigen Staat, so das ist so diese ganze libertäre Gesamtidentität,die das alles immer ausspielt und dabei sind dann weltpolitische Zusammenhängefür die Republikaner mittlerweile auch zweitrangig, den Eindruck hat es.Was die Unterstützung für Israel betrifft, da ist es schwierig,weil der Israel geneigte, wie heißt dieser Korkus, also es gibt sozusagen soeine Lobbygruppe, die halt extrem pro israelisch ist, sehr großen Einfluss hat,auch auf die Republikaner.Dem können sie sich im Prinzip, da kommt viel zu viel Geld her,das gegen Israel werden sie sich nicht stemmen.Aber es gibt natürlich diese latente und teilweise auch wirklich unerklärliche,ich würde schon fast sagen pro russische Haltung, die bei manchen Abgeordneten vertreten ist.Die vielleicht andere republikanische Abgeordnete so nicht direkt sehen,aber sich dem irgendwie hingeben und sozusagen zu argumentieren mit,oh ja was haben wir mit der Ukraine zu tun und das ganze schöne Geld und soweiter und das kostet ja nur den Steuerzahler.Das ist halt so diese politische Argumentation, wie der amerikanische Wähler dagegen vorgeht.Dass es natürlich ganz anders aussieht und dass die Amerikaner im Prinzip ja auch,die Unterstützung der Ukraine ist ja sozusagen auch ein Wirtschaftsprogrammfür die USA, weil das meiste Geld, was dort ausgegeben wird,das landet ja in den USA, weil das landet dann in der amerikanischen Rüstungsindustrie.Von daher ist das natürlich alles Unsinn.
Pavel Mayer 1:15:09
Die Unterstützung für die Ukraine in den USA in der Bevölkerung fällt eindeutigeraus als die Unterstützung für Israel,was vermutlich auch damit zusammenhängt,dass die moralische Situation in der Ukraine übersichtlicher und einfacher ist.Die Russen sind da einmarschiert und die Ukraine hat das Recht,dort ihr souveränes Territorium zu verteidigen. Beim Israel-Palästina-Konflikt,ist,es ein bisschen komplizierter.Und das scheint sich auch aufdie Meinung generell in der amerikanischen Bevölkerung durchzuschlagen.
Tim Pritlove 1:16:05
Ja die Frage, also das eine ist natürlich Pols, das andere ist,was findet bei den Wahlen tatsächlich statt.Irgendwie geben sich die Republikaner nach wie vor dieser Illusion hin,dass Trump sozusagen der Weg ist, den man gehen muss.Einfach weil er irgendwie diese schreienden Massen hinter sich hat.Aber man muss auch sehen, Trump hat bisher alle Wahlen, seit seiner Präsidentenwahl,die er knapp gewonnen hat, hat er alle Wahlen verloren und zwar krachend.Auch diese Midtermselection, wo sie zwar wieder die Mehrheit im Repräsentantenhaus,korrekte Formulierung, bekommen haben, war im Prinzip eine Niederlage.Weil sie halt alle irgendwie eine rote Welle vorhergesagt haben und da kam halt nichts.Dass sie also überhaupt noch eine Mehrheit am Ende hatten, das war dann schonfast Glück, das war auf jeden Fall super knapp.Auch alle Nachwahlen, die irgendwo stattfinden und insbesondere spezielle Abstimmungenüber das Abtreibungsgesetz in einzelnen Staaten, nicht das Gesetz,sondern die Regelung zur Abtreibung. Die Ertragen hat ja mit seinen...Appointees für den Supreme Court, also quasi das Verfassungsgericht der USA,dafür gesorgt, dass es halt eine Mehrheit, also eine rechtslastige Mehrheitgibt in diesem Supreme Court.Und das führte ja dazu, dass so eine Rechtsprechung, eine generelle Rechtsprechunggegenüber Abtreibung geändert wurde, die sogenannte Role versus Weight Entscheidung,die sozusagen wieder das Verbot von Abtreibung ermöglicht.Und viele Bundesstaaten haben das dann auch ganz schnell in Gesetze überführtund da in einigen Bundesländern auch schon zu großen Problemen geführt.Und andere Länder haben aber dann wiederum zu dieser Problematik bei Wahlenentsprechende Abstimmungen für Gesetzesänderungen oder Verfassungsänderungenin den Staaten aufgerufen,die dann in der Regel alle angenommen wurden.Das heißt, viele Bundesstaaten wehren sich jetzt sozusagen dahingehend,dass einfach in die Staatsverfassung der einzelnen Bundesstaaten oder des jeweiligenBundesstaates reingeschrieben wird, dass ein Verbot nicht okay ist.Und man sieht einfach, dass eigentlich die Republikaner in der amerikanischenBevölkerung nicht mehr wirklich einen Halt haben. Also es misst keinen ausreichenden.Und dass eben auch das ganze Gerrymandering der letzten Jahrzehnte nicht mehr zu helfen scheint.Nur am Ende ist immer die Frage bei der Wahl, wie viele dieser Leute,die eine Meinung haben, wählen auch.Und es gab halt bei der Wahl zu Präsident Biden, gab es eine große Bewegung,Antitrump, das hat halt gereicht.Ob das dann eben bei den nächsten Wahlen wieder so ist, wird sich zeigen.Derzeit ist die Präsidentschaft von Biden laut Pols sehr unpopulär,wo ich mich eigentlich frage, warum eigentlich, aber so ist das halt einfachin dieser Wahrnehmung, weil ich finde das, was die Demokraten da derzeit machen,ist im Großen und Ganzen wirklich okay.Ja, das kann man im Detail natürlich alles kritisieren, da bin ich jetzt auchweit von entfernt, das ist dann im Wesentlichen auch amerikanische Innensicht.Was sie halt mit diesem Infrastructure gemacht haben, was sie da sozusagen anKlimainvestitionen, Investitionen in Elektromobilität schon erreicht haben,da träumen wir ja von in Europa.Und auch die internationale Grundhaltung der beiden Administrationen zu Konflikteneben wie in der Ukraine, China und so weiter around the world ist halt vertretbar.Also sozusagen die USA tut wieder was und wir haben ja alle gesehen,wie schlimm es war in der Trump-Zeit, dass es fast ja so aussah,als ob die komplette Weltordnung zusammenbricht.Dementsprechend ist das alles kritisch, wie die sich jetzt gerade verhalten.
Pavel Mayer 1:19:37
Ja, aber ich finde das so, dass Biden in vielen Dingen eher rechter ist alsseine bisherigen demokratischen Vorgänger.Insofern ist er weiter in der Mitte und weniger links, aber das scheint ihmauch nicht unbedingt zu helfen.Ja, und dann ist es so, dass eher innenpolitische Themenwahlen entscheidend sind.Außenpolitik ist, glaube ich, generell in den USA nicht so das,was im Vordergrund steht oder das,was bei den Leuten so in den Köpfen ist oder kein vordringliches Problem.Und was jetzt Roe vs.Wade angeht, was ich richtig sehe, war das eigentliche Problem,dass der Gesetzgeber keine vernünftigen Gesetze gemacht hat und damals deswegendas Verfassungsgericht in den USA, also der Supreme Court quasi,als Ersatzgesetzgeber fungiert hat und man das nun wiederum umgeworfen hat,sodass jetzt die Politik aufgerufen ist.Entsprechende Gesetze zu machen, die das Ganze regelt.Und wie du richtig gesagt hast, sieht es so aus, dass das, was die Republikanersich da vorstellen an Abtreibungsrecht nicht besonders populär ist und dasssie jetzt in Panik geraten,weil sie jetzt Roe vs.Wade gekippt haben, dass jetzt in der Gegenbewegung Gesetze kommen,die so ein eher liberales Abtreibungsrecht dann wohl zur Folge haben werden.Das ist das, was zumindest jetzt passiert, sagt es in einem Bundesland nachdem anderen, und dass es ja auch diese Pro-Leifer einfach nicht mehrheitsfähig sind.
Tim Pritlove 1:21:48
Für die Ukraine heißt es jetzt erstmal warten. Es wird jetzt allgemein davonausgegangen, dass der ganze Hickhack sich gegen Ende des Jahres dahingehend lösen wird.Dass einfach die beiden Administrationen sagen, bitte einfach alles vergessen.Wir werden nichts zustimmen, wo nicht Israel und Ukraine eine Zusage bekommen.Und da sich eben die Republikaner nicht leisten können, Unterstützung für Israelzu versagen, wird es eben dazu kommen. Das ist so derzeit die Einschätzung.Inwiefern dann in so einem Kompromiss die Zahlen noch nach unten gedrückt werdenfür die Ukraine, oder was an anderen Pitfalls noch mit eingebaut wird, wissen wir nicht.Wird sich zeigen. Aber ich glaube, erstens, es gibt im Repräsentantenhaus,wie auch im Senat, auch bei den Republikanern eine Mehrheit für die Unterstützung der Ukraine.Also das ist sozusagen jetzt eigentlich alles nur so ein bisschen die Revolutionvon rechts innerhalb der republikanischen Partei, die einfach verstört ist durchdiesen ganzen Trumpismus, der sie wie Krebs befallen hat.Und die langfristige Strategie der USA wird vor allem von den nächsten Wahlenabhängen und da ist es natürlich ein bisschen schwierig, dass jetzt die ganzeUnterstützung für die Ukraine, eben weil, wie du schon richtig gesagt hast,sich generell die Amerikaner eigentlich für internationale Politik nicht interessieren.Ja, wissen wir ja, jeder Blick auf die Welt ist schwierig und so weiter.Das ist sozusagen nicht das, was drängend ist. Das sind einfach die innenpolitischenThemen. Das ist ja bei uns auch nicht anders.Du kannst ja keine Bundestagswahl gewinnen mit deinem Verhältnis zum Afghanistan-Konflikt oder so.Das wird zwar mal diskutiert oder so, aber auch mit Ukraine und so weiter kriegstdu hier keinen Blumentopf, sondern am Ende zählen halt, was weiß ich,Diskussionen um Parkplätze oder Straßenbahnen oder sowas. Das regt die Leute dann immer auf.Daran werden wir wahrscheinlich auch wenig ändern können. Also muss man gucken, wie das ausgeht.Ich bin da noch verhalten optimistisch, dass die Demokraten sich auch ein weiteresMal durchsetzen können, auch wenn es natürlich schwierig ist,zu argumentieren, dass Trump zu alt ist, wenn Biden noch älter ist und so weiter.Da sind alles solche Details, da muss man eben mal gucken, wie sich das so entwickelt.Aber im Großen und Ganzen, glaube ich, bleibt die USA auf Linie.
Pavel Mayer 1:24:04
Also Trump wird es wohl kaum werden und wenn es Trump,ja, nee, das ist allein wegen den ganzen Gerichtsverfahren, die anhängig sind,das alleine wird glaube ich zu seiner Disqualifikation führen.Und das hält er nicht durch.
Tim Pritlove 1:24:26
Ja, haben wir auch schon mal geglaubt.
Pavel Mayer 1:24:29
Die Mühlen malen langsam aber ständig und so nach und nach, jetzt merkt man,ich verfolge das auch regelmäßig,was da in den ganzen Prozessen gegen Trump abgeht.Und ja, das sieht ganz ganz schlecht aus.
Tim Pritlove 1:24:49
Das stimmt, das sieht schlecht aus, aber ich glaube das halt auch erst wenn es soweit ist.Und vor allem in dem Moment wo er aus dem Präsidentschaftsrennen genommen wirddurch einen juristischen Beschluss,sagen wir mal er wird irgendwo verurteiltund darf deswegen gar nicht mehr antreten oder sitzt im Knast so.Dann hast du natürlich das nächste Problem, dieser ganze Märtyrerkult,der dann zu innenpolitischen Verwerfungen führen wird.Also der USA stehen noch heiße Zeiten bevor, was das betrifft.Das Trump-Problem ist noch nicht gelöst und inwiefern sich das eben auf diesenUkraine-Konflikt auswirkt, das werden wir noch sehen.Es wirkt sich jetzt insofern schon aus, als dass eben die USA in so einer Warte-Abwarte-Haltung,ist,und in so einem innenpolitischen Poker gefangen ist und nicht klar international,mit dem Rückhalt der gesamten amerikanischen Gesellschaft auftreten kann undsagen kann hier Russland macht mal halblang, sonst gibt es Ärger.Und das wäre das, was eigentlich erforderlich ist. Da kommen wir auch gleichnochmal zu. Jetzt sollten wir vielleicht nochmal einen Blick werfen auf dieHilfen der EU und fangen wir doch einfach mal mit Deutschland an,da gibt es ausnahmsweise ja mal gute Nachrichten.
Pavel Mayer 1:26:02
Ja, ich meine in 2024 soll die Ukraine mit 8 statt bisher 4 Milliarden unterstützt werden.Das wurde so vor zehn Tagen von der Regierung so vermeldet.Beschlossen ist es noch nicht. Wir haben ja jetzt auch in Deutschland neue Haushaltsturbulenzen.Deswegen wird man sehen, aber zumindest vorher war die Absicht war und ist,acht statt bisher vier Milliarden an die Ukraine zu geben.Sowohl an wirtschaftlicher Hilfe als auch an militärischer Hilfe zusammen.Und mittlerweile, ja,während es am Anfang alles sehr zögerlich anlief,wenn man sich jetzt die Liste anguckt, die da ständig aktualisiert wird beimVerteidigungsministerium, dann ist die imposant.Sehr viel Kleinkram, also von sich Nachtsichtgeräten über spezielle Radarsysteme,Bodenradarsysteme und jede Menge medizinischer, was weiß ich,für Zahnarztbehandlung an der Front und hast du nicht gesehen?
Tim Pritlove 1:27:35
Alles Sachen, die wichtig sind, die aber keine großen Headlines machen.
Pavel Mayer 1:27:40
Und so an größeren Items tatsächlich, was mich überrascht hat,bisher sind drei IRIS-T SLM-Systeme geliefert,worden.Das erste hatte ja relativ lange auf sich warten lassen, aber mittlerweile sindes drei und eins soll wohl noch im Dezember kommen. Also hemmen sie vier.Und im nächsten Jahr, wurde jetzt gerade angekündigt, sollen noch mal vier weitere dazu kommen.Außerdem stehen auf der Liste auch eine ganze Menge IRIS-T-SLS-Systeme.Das ist Variante auch für Flugabwehr. Allerdings mit einer noch etwas kürzerenReichweite, aber auch billigeren Raketen.So die, glaube ich, aus Skandinavien, ich glaube in Schweden oder so hergestellt werden.Aber plus eben die können dann halt normale IRIS-T SLS vom Boden verschießen,die man normalerweise nur an Flugzeuge, oder die ursprünglich dazu waren,um die an Flugzeuge ranzuschrauben.Und des Weiteren haufenweise auch Leopard 1 Kampfpanzer, die jetzt kommen undGepard-Systeme auch in größeren Stückzahlen.Bisher sind schon über 30 Systeme geliefert worden und es kommen noch mal inder Größenordnung demnächst dazu.Also dürfte wahrscheinlich in kürze die ukraine der der größte operator,ja für gepaarte am meisten nutzen davon haben gerade ja ja ja und natürlichleopard 2 auch mittlerweile,in eher moderaten Stückzahlen, aber die kommen auch, plus diverse Panzerkampfwagenund LKWs in größerer Zahl.Also Hunderte von Sattelschleppern hat Deutschland geliefert,so Arctros, diese Mercedes-Sattelschlepper.
Tim Pritlove 1:29:53
Sehr wichtig für die Logistik.
Pavel Mayer 1:29:55
Ja, also mittlerweile muss man sagen, muss man sich jetzt als Deutscher nichtmehr schämen für die Ukraine Unterstützung, die geleistet wird.
Tim Pritlove 1:30:06
Nee, schämen vielleicht nicht, aber ich finde natürlich, Es ist nie genug.Erstens ist es nie genug und zweitens, also auch acht Milliarden klingt irgendwieviel, aber das wird alles nicht ausreichen, kommen wir ja auch noch zu.Aber die so kritische Sachen wie zum Beispiel, die das nicht liefern dieserTaurus Raketen, man kann jetzt darüber diskutieren, ob die jetzt ein Game Changer sind oder nicht.Die ganze Debatte mit verschiedenen Waffen, ist das jetzt ein Game Changer und so.Alles hilft. Und wenn die Ukraine sagt, das und das kann uns helfen,dann sollen wir es einfach liefern. Aber dieses politische Hickhack und dannwieder so, ja, ach nee, und damit könnte man ja auch Russland treffen und soweiter, so, ja, ich weiß.Darum geht es übrigens auch gerade, Russland zu treffen.Ob man jetzt Russland auf ukrainischem Boden oder Russland auf russischem Bodentrifft, finde ich, spielt derzeit einfach, macht überhaupt keinen Unterschied mehr.Völkerrechtlich ist das völlig in Ordnung. Wenn Russland Ukraine angreift,dann kann selbstverständlich Russland auch auf russischem Boden getroffen werden.Das ist vollkommen durch das Völkerrecht gedeckt.Wenn das also gedeckt ist, wo ist das Problem?Warum hat man dann ein Problem damit, wenn irgendwie eine deutsche Missile aufInfrastruktur in Russland runter geht?Klar man will natürlich kein Massaker unter Zivilisten machen,aber das hat die Ukraine ja auch gezeigt, dass sie sich mit sowas gar nichtgroß aufhalten, weil sie wissen,für sie zählt nur militärischer Erfolg und der geht nicht durch Terror von Zivilisteneinher, sondern der funktioniert durch das gezielte Ausschalten von Infrastruktur,wie zum Beispiel wie wir schon gesehen haben, diese Hubschrauberlandeplätze.Also jetzt gibt es einen Hubschrauberlandeplatz in Russland,in dem Moment wo man halt Long Range Missiles hätte, die man auch auf russischem Gebiet einsetzen darf,also auf Basis der Vereinbarung, die man eben mit den Geberländern getroffenhat, so weiter, sind die dann auch weg.Und das ist halt einfach, es könnte so viel erreicht werden.Durch das bedingungslose bereitstellen dieser waffensysteme die sowieso hierrumliegen und keiner braucht also wozu haben wir die denn eigentlich wenn ichgenau jetzt für diesen fall ja das dafür habe ich einfach kein verständnis alsoüberhaupt kein verständnis.
Pavel Mayer 1:32:23
Ich würde nachher noch ein bisschen was zu der denke sagen warum das warum das so ist.
Tim Pritlove 1:32:29
Naja, also auf jeden Fall das Paket ist da. Schauen wir vielleicht jetzt auchnochmal darauf wie es im Rest der EU aussieht.Also wir haben ja da auch ein gespaltenes Bild.Es gibt Länder die halt die Ukraine auch extrem stark unterstützen.Vor allem natürlich die ganzen osteuropäischen Länder, also zu Polen muss manglaube ich gar nicht viel sagen und die baltischen Republiken auch geben alles, was sie können.Ich habe jetzt gerade eine Nachricht gelesen, war es Estland oder war es Lettland,eines von den beiden glaube ich, wo das Land jetzt der Ukrainer auch Pkw bereitstellt,die sie von betrunkenen Autofahrern konfisziert haben.Also straight, da hat irgendjemand sein Recht auf sein eigenes Fahrzeug verwirkt,weil er irgendwie zu oft oder zu sehr besoffen durch die Gegend gefahren ist.Kann man jetzt darüber diskutieren, ob das sozusagen eine angemessene Maßnahmeist, die Autos generell einzuziehen, aber wenn sie schon da sind,sie dann einfach gleich in die Ukraineweiterzuleiten, finde ich das schon irgendwie ein geiles Statement.Finnland und Schweden denke ich mal sind auch ganz klar auf der Unterstützerseite,Dänemark ist insbesondere mit Holland zusammen auf der F16 Front ganz vorne,also die bemühen sich nach Kräften so schnell wie möglich diese Kampfflugzeugein die Ukraine zu bringen und soweit ich weiß sind jetzt auch schon die erstenzumindest nach Rumänien geliefert worden, wo halt jetzt die Kampfpiloten ausgebildet werden.Und klar, Deutschland gibt am meisten, was sozusagen Geld betrifft,aber ich meine das ist ja auch eh klar, weil wir sind ja nun mal das reichsteLand und daher haben wir auch am meisten zu geben.So, und dann gibt es natürlich die Ausfälle. Also allen voran natürlich Ungarn.Keine Ahnung, über Orban muss man glaube ich nicht viel Worte verlieren,aber ich finde es schon einfach beyond frech, wie russlandfreundlich die auftreten und ukrainefeindlich.Also das wird auf jeden Fall Konsequenzen haben für dieses Land, hoffe ich zumindest.Und jetzt kommt leider auch noch Slowenien mit dazu, die jetzt gerade Wahlen hatten.
Pavel Mayer 1:34:32
Slowakei oder?
Tim Pritlove 1:34:33
Entschuldigung, Slowakei. Ich muss mal in beiden Ländern mal gewesen sein,dann ist das Ding durch, weil ich war weder in der Slowakei noch in Slowenien,Asche auf meinen Haupt, sorry.
Pavel Mayer 1:34:46
Slowenien ist sehr, sehr nett. Slowenien ist wirklich toll.
Tim Pritlove 1:34:50
Ja, ich weiß es. Wahrscheinlich ist auch die Slowakei ganz toll,aber ihre Politik nervt gerade.Jetzt haben sie sich halt eine neue Regierung besorgt, die ein bisschen zwiegespalten ist.Also die jetzt erstmal sagt, wir unterstützen jetzt erstmal die Ukraine nicht mehr.Das tut sie allerdings trotzdem noch insofern, als dass slowakische Rüstungsunternehmennach wie vor ihre Aufträge, die sie haben, da bedienen und ich glaube auch Reparaturenvornehmen. Ich weiß jetzt nicht ganz genau.Also es scheint so ein bisschen gespaltene Zunge zu sein.Definitiv ist aber die Slowakei jetzt eher ein weiterer Problembär und man mussgucken, wie sich das entwickelt.Insbesondere nach den Wahlen in Polen, da steht ja jetzt eine neue Regierungan. Die alte PiS-Partei ist jetzt abgewählt worden.Hurra. Jetzt dauert es aber noch ein bisschen, weil der Präsident die Regierungsbildungnoch weiter verzögert und so weiter kann und damit wahrscheinlich hier alleihre Schäfchen ins Trockene bringen können vorher.Auf jeden Fall sieht es aber ganz danach aus, dass wir dann eine sehr provestlichepolnische Regierung erhalten werden und dann kann ich mir auch vorstellen,dass auf der Achse dann wiederum mehr läuft.So und dann hoffentlich auch gegen Ungarn mal vorgegangen werden kann,wenn sich jetzt nicht die Slowakei wieder quer stellt.
Pavel Mayer 1:36:07
Das Interessante in Polen ist,dass es in Polen egal ist, ob man jetzt das,was gemeinhin als liberale Denke bezeichnet wird oder bei uns vielleicht ehersagen mehr linksdemokratische Denke gebietet es,die Ukraine zu unterstützen,aber in Polen gebietet es auch das realpolitische Denken.Also wenn man jetzt komplett auf irgendwelches Recht scheißt und in erster Liniedas Ganze nur machtpolitisch sieht,auch dann hat Polen ganz klares Interesse daran.Russland entgegen zu treten.Also mit anderen Worten, Linke wie auch Rechte in Polen haben beide aus unterschiedlichstenGründen ein Interesse daran, die Ukraine zu unterstützen.
Tim Pritlove 1:37:11
Von der ukrainisch großen ukrainischen Minderheit in Polen mal ganz zu schweigenJa die EU selber ist nach wie vor auch ein Unterstützer der Ukraine so weitUngarn sie es denn lässt Das ist natürlich das Problem,dass Ungarn sich jetzt die ganze Zeit dagegen sperrt, dass die EU Gelder freigibt etc.Was noch mehr im Mittelpunkt steht ist natürlich die ganze Diskussion um einenmöglichen Beitritt der Ukraine zur EU Da geht's voran, habe ich ja vorhin schonangedeutet, insofern als das eben weiterhin bekräftet wird,dass eben die Ukraine da generell auf einem guten Weg sei.Ukraine selber möchte gerne, dass das alles noch viel schneller geht.Ich frage mich, welches realistisch zeitliche Ziel es hier geben kann,bis so ein Beitritt tatsächlich umgesetzt werden kann Inwiefern der Krieg alssolches einen Beitritt auf unbegrenzte Zeit hinaus verzögern könnte? Wie siehst du das?
Pavel Mayer 1:38:17
Also ich glaube, solange der Krieg läuft und es keine halbwegs belastbare Regelung gibt,die ein Wiederaufschlammen verhindert, wird es weder einen Beitritt zur EU nochzur NATO geben und das kann halt sehr, sehr lange dauern.Also ich rechne da eher mit jenseits von zehn Jahren.
Tim Pritlove 1:38:55
Wir reden jetzt mit zehn Jahren, dass dieser Konflikt weitergeht?
Pavel Mayer 1:39:00
Ja, bevor die vergehen, bevor tatsächlich irgendwelche Beitritte erfolgen.Und dann hängt es ja noch davon ab, wie der Konflikt ausgeht.Ob der Westen irgendwann sagt, nee, das ist uns zu teuer und wir lassen das jetzt.Oder die westlichen Bevölkerungen dann keinen Bock mehr drauf haben.Also dass wir quasi kapitulieren.Ich meine, ist jetzt auch nicht so ausgeschlossen, also zumindest was die USAangeht, oder auch Deutschland hat ja in Afghanistan kapituliert irgendwann.Und anderen Dingen, also es ist jetzt auch nicht ausgeschlossen,dass jetzt, ich sag mal, wir in Anführungszeichen verlieren,wie auch immer das aussieht.Ich meine, Russland wird nicht die gesamte Ukraine besetzen,das wird auch nicht funktionieren.
Tim Pritlove 1:39:50
Ich denke es wird da auch irgendeinen Kompromiss geben müssen.Egal wie dieser Konflikt zu dem Zeitpunkt aussieht. Also eine sehr enge Assoziation ist wichtig.Vor allem denke ich mal dieses Bekräftigen der Perspektive ist extrem wichtig,weil das eben dazu führt, dass die Ukraine auch alle Anstrengungen unternimmt,den Standard, den sie einfach haben müssen.Also was erstmal ihre Rechtsstruktur betrifft, Demokratie abgesichert ist,Freiheit der Presse etc.Also all diese ganzen Faktoren, die für Ungarn ja offensichtlich keine Rollezu spielen scheinen, dass das sozusagen hinkommt und dass diese Reformen innerhalbdes Landes trotz des Krieges auch weiterhin gewollt werden.Das ist glaube ich erstmal das wichtigste, weil so oder so wird es natürlichviele Jahre dauern, Bis all diese Regelungen so umgesetzt sind,dass das Land quasi formal EU-kompatibel ist.Ob man dann den letzten Schritt, der und jetzt machen wir auch wirklich maldas hier mit der Aufnahme, wann der dann konkret erfolgt, das steht ja nochmal auf dem anderen Blatt.Aber es spricht ja einiges dafür, die Ukraine so weit zu motivieren,überhaupt erstmal ihr System EU-kompatibel zu machen.Um dann zu schauen, wie die Situation ist. Da gibt es ja in dem Sinne jetztauch gar keine Zeit zu verlieren.Abgesehen davon natürlich, dass die Ukraine durch den Krieg Härten hat,die jetzt ein normaler Beitrittskandidat so in der Regel ja nicht hat.Aber das werden wir gleich auch nochmal diskutieren in der Gesamteinschätzung,wie man jetzt eigentlich weitergehen kann. Wollen wir den EU-Teil erstmal abschließen?
Pavel Mayer 1:41:32
Ja, vielleicht eins noch zum Thema EU und diese gesamte Rechtsstruktur und Institutionenund so, die man schaffen muss.Es gibt gewisse Kritik dahingehend an diesem ganzen EU-Brimborium,nenne ich das mal, dass das in erster Linie entwickelt wurde für reiche,entwickelte Industrieländer.Das heißt, dass das sozusagen der optimale Rechtsrahmen ist.Und dass viele der Schwierigkeiten, die auch dann mit Beitritt Ostblock-Ländern.Eingetreten sind, daran lagen,dass es eben nicht der optimale wirtschaftliche Rahmen für Länder in dieserSituation sind, wo massive Veränderungen notwendig sind, wo aber auch großesWachstumspotenzial vorhanden ist.Die Kritik ist, dass die EU-Regularien.Oder Richtlinien ein zu formales Korsett sind für Länder, die sich in einergänzlich anderen Situation befinden als jetzt Deutschland oder Frankreich oderItalien oder wie auch immer.Ich glaube, das ist auch nicht völlig von der Hand zu weisen,aber vielleicht hat man das mittlerweile jetzt auch erkannt und daraus gelernt und guckt halt,dass man das mit der Ukraine dann vielleicht ein bisschen,großzügiger handhabt,was auch immer das bedeuten mag.Also ich wollte nur sagen.Es ist vielleicht auch gar nicht so schlimm, wenn das mit dem EU-Beitritt nichtsofort erfolgt, sondern man quasi mit Aussicht auf EU-Beitritt,aber erst mal, dass das Land dann entwickelt und ja, und es erst mal gewisse Freiheiten noch hat.Dinge anders zu tun, als nach EU-Vorschriften der Fall sein müsste.Also Mülltrennung oder so.
Tim Pritlove 1:43:50
Ja guter Punkt. Ja aber ich finde es gerade in dem Hinblick auch okay diesenProzess zu beschreiten, alleindamit die EU auch versteht, dass sie ihren Prozess da anpassen muss.Also das sozusagen, man wird ja sicherlich dann aus dem Beitritt der anderenosteuropäischen Länder schon einiges gelernt haben in dieser Hinsicht,weil das waren ja in dem Sinne auch keine großen, teilweise sind es schon industrielle Länder.Ich meine, Ukraine ist auch teilweise ein Industrieland, sie haben ja Industrie,nur eben nicht vorherrschend und deswegen müssen glaube ich beide Seiten indiesem Prozess eintreten.Ja,jetzt sollten wir auf jeden Fall auch nochmal die Situation in Russland selberbeleuchten, weil man sich ja sowieso immer die ganze Zeit wundert,was ist eigentlich mit Russland los,warum drehen die alle so am Rad und welche Möglichkeiten hat Russland derzeiteigentlich noch diesen Konflikt weiter am Laufen zu halten,beziehungsweise welche Chance hat die russische Bevölkerung und die Gesellschaftan sich dort eine Möglichkeit,dem Ganzen vielleicht auch nochmal Einhalt zu gebieten.
Pavel Mayer 1:45:07
Erstmal kann man festhalten, dass wohl derzeit ca.400.000 russische Soldaten in der Ukraine kämpfen, was deshalb bemerkenswertist, weil es doppelt so viele sind, wie bei der Invasion zu Beginn.Da ist durchaus was passiert, das hatten wir auch gesagt,das ist jetzt mit Geld versuchen und das einigermaßen funktioniert und zumindestöffentlich zeigt sich Russland zufrieden mit den Rekrutenzahlen.Aber auf der anderen Seite gibt es jetzt Zahlen, die bekannt geworden sind,dass nur wenige Regionen ihre Quoten erreicht haben.Also es gibt krasse Unterschiede. Liste gesehen, da war eine Handvoll,die wirklich auf 100 Prozent gekommen sind, also so viele Rekruten geliefert haben, wie sie sollten,während andere eher in der Größenordnung oft dann auch nur bei 10 oder 20 Prozent lagen.Jetzt natürlich die Frage, was hat es da mit den Quoten auf sich?Altes sowjetisches System, da wurde, gab es halt früher für alles irgendwieQuoten und Und dann mit den Quoten ist halt so dieses übliche Spiel,man will nicht 100 Prozent erreichen, weil dann im nächsten Jahr die Quote erhöhtwird oder beim nächsten Mal,man will aber auch nicht ganz am Ende landen mit seiner Quote,weil das dann sehr negative Auswirkungen auf die eigene Karriere oder Gesundheit haben kann.Und so sieht es wohl dort gerade aus, aber ganz offensichtlich reicht es janicht, um durchschlagende Erfolge zu erzielen.Und ich sagte ja auch, im Grunde genommen müsste Russland statt 400.000 ehermit 2-3 Millionen Soldaten,die Ukraine angreifen, um tatsächlich durchschlagenen Erfolg zu haben.Ob es jemals zu so einer Mobilisierung kommen wird, ist sehr fraglich,weil dafür auch das Material fehlt.Aber es wird auch erwartet, dass Putin nach der Wahl im März,obwohl er jetzt seine Kandidatur noch nicht öffentlich bekannt gegeben hat,aber dass dann danach, wenn er dann quasi wieder seine,ja für, ich glaube lässt sich gleich für zwei Amtsperioden wählen oder so.Dass dann erwartet wird, dass das Land dann voll für den Krieg mobilisiert.Also dass sie dann richtig noch mal einen drauflegen.Ob das passieren wird, wirklich schwer zu sagen, weil im Moment wird der Kriegvon vielen Russen einfach nur ignoriert und das Risiko,wenn das Ganze jetzt plötzlich zum Thema wird und auch der Erfolg im Krieg zumgroßen Thema wird in Russland, dass auch Widerstand gegen die Regierung mobilisieren könnte.Insofern ist das möglich. Aber bisher hat Putin erstaunlich viel Zurückhaltung gezeigt,also mehr als man erwartet hatte, was jetzt so die Mobilisierung und Umstellungauf Kriegswirtschaft angeht.Dass es ist sagen Putin scheint das Ganze noch immer halbherzig zu betreiben und so halbherzig,dass eben der Krieg von den meisten Russen ignoriert wird und sie auch nichtsdamit zu tun haben wollen.So das ist ja das ist weit weg und ja da kümmern sich die Profis drum.Das scheint bei vielen Russen die Sicht zu sein und ansonsten können sie sowieso nichts dagegen tun.Das ist halt höhere Gewalt aus Sicht der Russen, Schicksal.A.
Tim Pritlove 1:49:31
So ist das halt.
Pavel Mayer 1:49:32
Ja, ja.
Tim Pritlove 1:49:34
Das könnte sich aber ändern, wenn also wirklich eine volle Mobilisierung stattfindet,also in dem Moment, wo also wirklich diese Special Military Operation zum Kriegausgerufen wird, wo dann jeder weiß,jetzt wird auch vielleicht in Moskau und in Sankt Petersburg rekrutiert unddazu sind ja auch die Gesetze in letzter Zeit entsprechend schon angepasst worden,das Einzugsalter ist hochgesetzt worden.Die Dauer, die Vertragsbedingungen, es wird zwar viel Geld versprochen,aber im Prinzip kommt man da nie wieder raus, wenn man einmal drin ist.Leute werden auch rekrutiert, selbst wenn sie krank sind etc.Das sind halt alles so Dinge, die dann irgendwie über die Zeit dann auch rücksickernund ich denke bei einer vollen Mobilisierung,dann wird es auch spannend sein zu sehen, inwiefern die Gesellschaft dann trotzdemnoch diesen Krieg ignorieren will,weil dann wird es halt auch irgendwann mal in die großen Städte,in die eigentlichen russischen Städte und nicht die Städte, die derzeit im Wesentlichenbetroffen sind und die Gebiete, die derzeit betroffen sind,nämlich die fern von Moskau und fern von St.Petersburg liegenden Regionen, die ja im Wesentlichen das Material,das Menschenmaterial derzeit für diesen Krieg stellen.Welche Auswirkungen das dann hat, das wird man dann sehen. Aber in dem Moment,wo Russland voll mobilisiert, muss sich natürlich der Westen auch überlegen, was er dann macht.
Pavel Mayer 1:50:51
Ja,wirtschaftlich sieht es so aus, eigentlich war erwartet worden,dass jetzt Ende des Jahres der Regierung das Geld ausgeht.Ganz so schlimm scheint es jetzt nicht gekommen zu sein, weil unter anderemdie Öleinnahmen höher sind,als man das erhofft hatte, weil mittlerweile Russland es geschafft hat,einen Großteil des Öls zu höheren Preisen als die vom Westen festgelegte Obergrenzevon 60 Dollar pro Barrel exportiert.Also die schaffen es wohl im Moment, einen Großteil des Öls für 70 oder mehrzu verkaufen, also praktisch fast zu Marktpreisen.Und ja, Russland verschifft halt das Öl dann mit Tankern, die eben keine westliche Versicherung haben.Und deshalb dann jetzt wieder auch so weitere Gegenmaßnahmen überlegt wurden,sodass Dänemark zum Beispiel da,wie Meerenge in der Ostsee für russische Öltanker sperrt und eben der Verbotvon Verkauf von Tankern an Russland und so, weil eben dort, ja,Russland das mit dem Ölexporten halbwegs umgeht.Allerdings häufen sich jetzt technische Probleme in den Förderanlagen.
Tim Pritlove 1:52:35
Kleine Korrektur, ich glaube Dänemark will nicht die ganze Meerenge blockieren,sondern sie wollen russische Schiffe kontrollieren, ob sie denn Versicherungen haben.Also von einer kompletten Blockade war meines Wissens noch nicht die Rede.
Pavel Mayer 1:52:49
Ja ok, aber dann sozusagen Blockade für Schiffe, die keine westliche Versicherung haben.Oder keine Versicherung haben, das weiß ich nicht.Ja, also die andere Sache ist, dass China, das Russland hat man auch erwähnt,weil der Embargo-Umgehung auch jetzt bei Importen ganz erfolgreich ist.Sie hatten ja auch recht früh die Gesetze geändert, sodass Grau-Importe zulässig,sind, die vorher verboten waren.Da durften dann nur quasi die Konzerne oder die Inhaber der entsprechenden Markenrechtedann auch entsprechende Waren neu vertreiben oder einführen und das wurde ja abgeschafft.Und jetzt wird halt aus den Nachbarländern alles, was gebraucht wird.Ja, grau importiert Und ich gehe mal davon aus, dass du auch jetzt die neuenMacBooks oder so kriegst du jetzt auch in Russland oder das neue iPhone,also fast zeitgleich mit,wenn es hier auf dem Markt erscheint.Und klar, teurer. Also es wirdnatürlich teurer bezahlt, was halt auch entsprechend aufs Wachstum geht.Und bei bestimmten Gütern ist es halt schwieriger oder problematisch,weil die sich auf dem Wege nicht so leicht liefern lassen, wie jetzt,spezialisiertes Equipment für Ölförderung, Software, bestimmte Chips,bestimmte Metalle für den Raketenbau und, und, und, und.Und da wird es dann komplizierter.Plus haben wir ja gesehen, dass da jetzt zwei Verkehrsflugzeuge Notland müssenaus technischen Gründen.Und das eine steht immer noch auf dem Feld, übrigens habe ich gesehen,haben sie einen Zaun drumherum gebaut, weil sie das gerade nicht wegkriegen,die A23, die steht jetzt immer noch auf dem Acker und mit einem Zaun drumherum.
Tim Pritlove 1:55:05
Das Schicksal könnte noch so einige Flugzeuge treffen, weil es ja generell vonBoeing und Airbus keinerlei Wartung mehr gibt und sie eigentlich alle Kistenjetzt derzeit auf Verschleiß fahren und das wird sich auch irgendwann rächen.
Pavel Mayer 1:55:19
Zusammengefasst, die wirtschaftliche Situation in Russland ist gemischt,sicherlich nicht gut, aber von einem Zusammenbruch oder so ist im Moment auch nichts zu erkennen.
Tim Pritlove 1:55:37
Gut, kommen wir zu einer anderen Debatte, die jetzt schon ein paar mal anklangund die interessanterweise durch ein Paper,eine Veröffentlichung, einen Text von Zaluschny, das ist der Chef der ukrainischenStreitkräfte, ausgelöst wurde.Es gab dazu dann auch ein Artikel, ich weiß nicht, war das New York Times oderwo, da war ein Interview, glaube ich, nochmal mit ihm, wo er sich im Prinzipzum Stand der Dinge in diesem Krieg geäußert hat.Und das ist natürlich insofern etwas Bemerkenswertes, als dass jetzt,sagen wir mal, der Chef der Armee mitten in einem Krieg, der normalerweise jetztnicht unbedingt viel Zeit damit verbringt für die Öffentlichkeit,da ein Assessment zu machen, aber er hat es getan.Und in diesem Text führt er im Prinzip auf, was wir hier eigentlich auch schondiskutiert haben, nämlich wie die Situation ist an der Front und gibt auch offen zu,dass derzeit dieser Krieg sich quasi so in einem Putt befindet.Dass also beide Seiten nicht richtig vorankommen, dass es eben für die Ukraineunter der derzeitigen Situation sehr schwierig ist, die russischen Verteidigungslinien zu durchbrechen.Aber dass es genauso für die Russen unmöglich ist, ihre Offensive nennenswert auszubauen.Wie wir ja auch jetzt gerade sehen, egal wie sehr sie sich anstrengen,die Fortschritte sind also dann doch eher so im homöopathischen Bereich angesiedelt.Nichtsdestotrotz auf beiden Seiten viel Leid, insbesondere natürlich bei derUkraine, die halt also weiterhin mit dieser ganzen Kriegssituation im eigenen Land leben muss.Und damit verbunden war dann aber letztlich auch ein Aufruf zu weiterer Unterstützung,also mit diesem klaren Bild.Es ist halt oft so darüber berichtet worden, so ja hier, Ukraine gibt zu,nichts geht mehr voran. Als ob das sozusagen in Stein gemeißelt wäre.Tatsächlich war das aber eigentlich auch nur eine Diskussionsgrundlage,auf der man dann eben nur argumentieren kann, Ja Leute, also wenn das so weitergehthier mit der Unterstützung, dann werden wir uns aus dieser Situation nie befreien können.Und irgendwann gewinnt Russland, weil jede Verzögerung hilft eigentlich nur Russland.Und das sollte sozusagen die Arbeitsgrundlage sein, um hier die politische Diskussionweltweit in Gang zu kriegen.Ich kann mir nicht vorstellen, dass er diesen Text veröffentlicht hat,ohne dass das mit Zelensky abgesprochen ist. Also das ist ganz klar.Und von daher ist das eben ein Mosaik in der politischen Arbeit der Ukraine,dass sie eben einfach klar macht, ihr müsst mehr tun, damit wir mehr tun können.Das ist eigentlich, sagen wirmal so. Denn eine Niederlage, also schon ein langsamer Sieg wird teuer.Eine Niederlage wird noch teurer. Das ist halt noch die Geschichte.Deswegen müssen diese Versorgungsprobleme mit Waffen, das muss ein Ende findenund es ist hier weiterhin ein NATO-Engagement erforderlich.
Pavel Mayer 1:58:49
Könnte vielleicht sogar so weit gehen, dass sich jetzt an der fehlgeschlagenen offensive,also an der fehlgeschlagenen ukrainischen Offensive, zeigt,dass die Verzögerungen dazu geführt haben, dass die Russen sich eingraben konnten,dass man einfach zu lange gebraucht hat.Hätte man jetzt vor einem Jahr die Mittel gehabt, als man nach der Kerson-Offensive,und anderen, dass man dann einfach hätte weiter nachsetzen können,sähe es anders aus.Vielleicht weniger im Donbass, wo die Gegend befestigt war, aber jetzt im Süden,da haben die Russen die Stellungen erst im letzten Jahr ausgebaut und sich da erst neu eingegraben.Man hat ihnen einfach viel Zeit gegeben, das zu tun.Was wir im Sommer gesehen haben, war Das war halt, glaube ich,eine Konsequenz dessen, dass man zu lange gewartet hat, oder ja, im Westen.
Tim Pritlove 2:00:13
Ja, definitiv. Also das war ein strategischer Fehler, hier so lange rumzurudern und nix zu tun.Man hätte also wirklich sehr viel mehr bewirken können mit dem selben Geld,was man jetzt sowieso ausgeben muss. Und so wird es halt weitergehen.Also wenn wir weiterhin nur halbherzig das alles unterstützen,dann drohen einfach weitere Verschärfungen und dann wird es halt noch teurer.Das ist ein bisschen wie mit Klimakatastrophe.Also wenn man da noch länger wartet, wird es jetzt auch nicht gerade billiger.Das ganze geht so ein bisschen einher mit einer allgemeinen politischen Diskussion,die immer wieder aus den extremeren politischen Zirkeln hervorquillt.Man hat das in den USA, aber auch teilweise in Europa, so eben diese allgemeineForderung nach Waffenstillstand und Verhandlung. Das macht sich ja immer ganz gut.So nach dem Motto, ach das mit diesem Krieg, das tut uns ja in den Ohren undAugen weh, das mit anzusehen.Hört doch mal auf damit, könnt ihr euch nicht irgendwie einigen,macht doch mal einen Waffenstillstand, wir sehen dieselbe Debatte ja jetzt auchgerade in Israel, auch wenn es da natürlich alles nochmal ein bisschen andersgelagert ist, aber natürlich auch in der Ukraine.Und ich glaube, diese Debatte müssen wir auch noch mal ganz kurz aufgreifen,insbesondere vor einem historischen Kontext.Also abgesehen davon, und das haben wir ja eben schon beleuchtet,dass aus dieser militärischen Situation heraus derzeit ein Waffenstillstandeigentlich nur den Russen nutzt.Es ist halt auch einfach mal politisch überhaupt nicht zu vertreten,einen solchen Waffenstillstand zum aktuellen Zeitpunkt zu fordern.Insbesondere Verhandlungen und daskann man glaube ich an mehreren Punkten festmachen, warum das sinnlos ist.Das erste ist, Russland ist derzeit überhaupt nicht bereit zu irgendwelchen Verhandlungen.Also das steht überhaupt gar nicht auf der Liste.Selbst wenn es so wäre, wissen wir ja auch, wie Verhandlungen mit Russland laufen.Weil es gab ja nun schon auch verschiedene ausgehandelte Friedensverträge oderzumindest ein Waffenstillstandsabkommen. in den eingangs schon berichteten Minsker Verhandlungen etc.All das, was in den letzten Jahren ausgehandelt wurde, in den letzten zehn Jahren,war ja schon auf dem Tisch und darin stand, Russland greift die Ukraine nicht an.Russland respektiert die Grenzen, die gesetzt sind und so weiter und so weiterund so weiter. Und was ist passiert?Russland hat genau das Gegenteil gemacht.Ich denke, dass nichts, was bisher in diesem Krieg passiert ist,dass es in irgendeiner Form eine Assurance geben würde, dass Russland sich an seine Verträge hält.Okay, gut, man kann jetzt sagen,das Frachterabkommen, das haben sie ja irgendwie halbwegs eingehalten.Ja gut, aber das haben sie dann halt auch irgendwann wieder erkündigt und das war es dann auch.Das ist halt einfach alles das Papier nicht wert, auf dem das dann unterzeichnet werden würde.Und dementsprechend ist, glaube ich, die Forderung nach einem Waffenstillstandvon Politikern entweder nur damit zu erklären, dass sie diese Situation nichtverstehen, oder noch schlimmer, dass sie in irgendeiner Form...Ich will jetzt keine Unterstellungen machen, aber ich benenne ja auch niemanden,aber ich habe also oft den Eindruck, dass sich hier Leute dann doch eher ausanderen Kanälen finanzieren, als die, die man normalerweise für legitim erachtenwürde. Ich weiß nicht, wie du das so siehst.
Pavel Mayer 2:03:40
Die Russen sehen das natürlich ganz anders, Putin sieht das ganz anders.Putin ist der Meinung, dass die Ukraine und der Westen den Vertrag von Minskgebrochen hat oder sich nicht daran gehalten hat und sieht das wohl sogar so,dass letztlich der Vertrag von Minsk nur dazu gedient hat, dass der Westen die Ukraine aufrüstet,um Zeit zu gewinnen.Er fühlt sich quasi über den Tisch gezogen, dass Minsk nicht funktioniert hat und nur dazu diente.Quasi für die Ukraine Zeit zu gewinnen, so ein bisschen die russische Sicht.Die russischen Forderungen sind es letztlich, die einfach nicht funktionieren.Russland möchte gerne die Krim und die anderen Gebiete haben, und zwar so,dass auch international das Ganze anerkannt wird.Das ist quasi das Ziel. Russland möchte gerne die besetzten Gebiete behaltenund dass die Ukraine dem zustimmt,was natürlich auf absehbare Zeit nicht passieren wird.Also, ja, oder wahrscheinlich nie so.Und dementsprechend, ja, ist die Frage gut, wem würde das jetzt nützen?Wahrscheinlich immer noch Russland im Moment.Russland könnte sich gut leisten, die ganze Sache erstmal einzufrieren und aufzurüsten.Also mehr noch als die Ukraine im Moment und könnte schön aus der Ferne, ja,also Russland hatte ja jetzt in dem Sinne nicht die großen Kriegsschäden undkönnte da wahrscheinlich noch eine Weile weitermachen.Ja, die Frage, die du ja immer wieder aufgeworfen hast,warum ist die Unterstützung des Westens so stückweise?Ich meine, wenn du überlegst, wo wir angefangen haben mit 5000 Helmen und so,theoretisch hätte man die ganzen Sachen, also wo wir heute sind,das Ganze hätte man wahrscheinlich auch schon vor zwei Jahren eintüten und voreinem Jahr alles liefern können. theoretisch.
Tim Pritlove 2:06:45
Also vielleicht nicht alles liefern können, weil teilweise Panzer und so weitermuss ja auch erstmal bereitgestellt werden, aber die Entscheidung hätte sehrviel früher fallen können.
Pavel Mayer 2:06:52
Aber wenn man die Entscheidung gleich, ich sag mal, nach vier Wochen nach Kriegsausbruchgetroffen hätte, wo man gesehen hat, okay,unsere Waffen werden jetzt dann nicht den Russen in die Hände fallen,weil die die Ukraine überrennen, sondern die Ukraine hat dann eine reelle Chance.Wenn man zu dem Zeitpunkt einfach den Hahn voll aufgedreht hätte,wäre man jetzt viel, viel weiter.Und die Frage ist jetzt, warum.Und warum ist es immer noch so,dass die Ukraine eigentlich nur so halb beliefert wird,weil es gibt viele Waffensysteme, die sie ja nicht bekommen,angefangen von den vorhin diskutierten deutschen Taurus und so,und wie lange das dann mit den F-16 gedauert,hat.Plus bis hin zu, wie du auch erwähnt hast, dass viele der Waffen mit Lizenzbedingungen kommen,die nicht gerade ideal sind, wie eben keine Ziele auf russischem Boden mit manchenWaffensystemen anzugreifen.Also teilweise kämpft die Ukraine einfach mit einer Hand auf dem Rücken und die Hand auf dem Rücken,hat der Westen so ein bisschen festgebunden. Und ja, die große Frage ist, warum?Und so ein paar Antworten habe ich jetzt in einem sehr ausführlichen Podcast-Interview.Bei Lex Friedman mit John Mörsheimer verstanden, gehört.Mörsheimer ist bei den Russen sehr beliebt, weil es einen Vertreter des defensivenRealismus ist, was so viel bedeutet wie,sehr kurz zusammengefasst, Realismus in dem Fall sagt,unter Staaten herrscht Anarchie und im Zweifelsfall wird jedes Recht oder jederechtliche Vereinbarung oder jeder Vertrag, wenn man so will.Spielt keine Rolle, sondern es gibt eben, ja, am Ende zählt,sagen wir mal, das, was wirklich passiert.Und Macht, Machtinteressen und Sicherheit geht halt über Recht.So, das ist so ein bisschen die Sicht jetzt von Vertretern des Realismus.Und sämtliche Argumente wie, naja, der hat aber jetzt, Russland hat aber angegriffen,so zählen in diesem Denkmuster nicht,sondern dort sind es dann, ich sag mal,legitime oder nicht legitime, sondern einfach faktische Sicherheitsinteressen Russlands.Ob sie legitim sind oder nicht, spielt da keine Rolle, sondern ja,sie sind einfach vorhanden, sie sind in den Köpfen.Und was Mörsheimer jetzt dort,weshalb ich das sehr interessant fand, ist, dass Mörsheimer sehr schön dortdie russische Sicht auf die Dinge schildert, die nämlich eine Ehrsicht des,Realismus ist.Oder ganz klar, die Sicht des Realismus ist, dass so viel Macht über Recht gehtoder Sicherheit am Ende über alles geht.Und bei der russischen Sicherheit spielt die Ukraine nur Rolle als Subjekt, als Objekt.Sie hat jetzt keine eigenen Rechte, sondern ist halt nun mal Nachbar.Man muss sagen, dass ja auch die USA mit ihrer Mondo-Doktrin jetzt auch keine,feindlichen Bündnisse in der Nähe so richtig duldet.Ich meine, gut, mit Kuba, da sind sie jetzt nicht einmarschiert, aber ansonsten, ja,nimmt die USA durchaus auch in Anspruch, die sie jetzt nicht zugesteht,das kann man jetzt auch sagen.Nur auf der anderen Seite stehen sie halt Russland auch nicht zu,so aus meiner Sicht, weil ja,Russland eine ehemalige Supermacht auf dem Abstieg ist und insbesondere jetzt moralisch,ideologisch, kulturell nichts zu bieten hat der Welt, was es sich lohnen würde zu übernehmen.Also jetzt aus politischer Sicht. Sonst gibt es jetzt keine neue politischeTheorie oder kein Kulturbild,was besonders attraktiv ist, weil sonst bräuchten sie diesen Krieg nicht zuführen, sondern dann würden die Ukrainer begeistert auch Putin folgen und vonsich aus mit Russland mitziehen wollen.
Tim Pritlove 2:12:50
Na, die Russen haben kein Hollywood.
Pavel Mayer 2:12:53
Ja, unter anderem. Es ist einfach die Schaffens- oder Schöpfungskraft,in Russland. Es ist einfach nicht so, dass es in die Welt hinausstreiten kann,sondern im Wesentlichen mit Waffen und Gewalt und mit Geld und mit Rohstoffen.Also sehr, ja, Korruption.Er ist halt unter anderem ein Mittel dort.Und um jetzt auf den Punkt zu kommen,warum der Westen so zögerlich ist, ist, dass dort eine riesengroße Angst vor Eskalation herrscht.Einmal die Eskalation, so eine softe Eskalation, dass Russland wirklich ernst macht.Wie gesagt, wie man bisher gesehen hat, dass auch Putin Russland nicht voll auftritt,wollte man deswegen auch nicht voll auftreten, weil man Angst hatte,wenn man selber voll auftritt, dass dann auch Russland voll auftritt und dassdas Ganze dann noch schneller teurer wird.Das ist sozusagen die kleine Angst.Die große Angst aber ist, glaube ich, folgendes Szenario.Also man liefert der Ukraine jetzt alles, was sie braucht,um Russland zu vertreiben und zu demütigen und Russland quasi eine Niederlage zuzufügen.Dass Russland dann in dem Moment tatsächlich zu einer nuklearen Demonstration greift.Und das Problem mit so einer nuklearen Demonstration, warum das bisher auchseit dem Zweiten Weltkrieg niemand gemacht hat, ist,dass es eben komplett unerprobtes Territorium ist, weil ab dem Moment dann niemand weiß,wie das weitergeht. In der Theorie.Das hatten wir ja auch vor vielen Sendungen diskutiert, weil wenn Russland jetztAtomwaffen einsetzen würde.Dass dann mögliche Antworten wären, also die Antwort wäre dann nicht nuklear,sondern man würde dann direkt russische Truppen irgendwo auf der Welt oder inder Ukraine angreifen aus dem Westen.Aber in dem Moment hätte man dann bereits eine direkte Konfrontation zwischen atomaren Großmächten.Und die hat man die letzten 60, 70 Jahre einfach komplett vermieden,weil man einfach riesige Angst davor hat,wie das dann weitergeht und ob man diesen Prozess dann irgendwie noch gestoppt kriegt.Und diese Kombination, glaube ich, ist es, warum der Westen von sich aus nicht bereit ist,so richtig den Hahn voll aufzudrehen, sondern man halt guckt.Okay, ja, und deswegen glaube ich auch, dass die jetzt diese,oder das russische Erfolge dann tatsächlich zur Folgen haben,dass der Westen dann steigert, um zumindest zu verhindern, dass die Ukraine verliert.Also ich glaube, da ist man fest entschlossen, zu verhindern,dass die Ukraine verliert, aber gleichzeitig hat man Angst davor,dass Russland richtig hart verliert, sondern fährt Und im Grunde genommen die Strategie,das Ganze tatsächlich hinaus zu zögern und zu hoffen,dass Russland irgendwann die Puste ausgeht und sie von sich aus auf die Ideekommen, sich vielleicht zurückzuziehen.Aber das wird halt natürlich auch nicht passieren.Deswegen haben wir die jetzige Situation, wo die Ukraine unterstützt wird,aber eben nur so stark unterstützt wird, dass sie nicht verliert,aber nicht stark genug unterstützt wird, dass sie gewinnen kann.Und diese Angst ist da, die wird nicht gerne ausgesprochen, also man hört wenige Regierungspolitiker,weil das Ganze dann natürlich sofort missverstanden würde.Und meine Frage ist, wie realistisch ist diese Angst?Und da kann man jetzt verschiedener Meinung sein.Einerseits sagen, Russland kann nicht wirklich eskalieren,weil sie haben da schon jetzt alles reingeworfen, was sie reinwerfen können,aber dem ist es tatsächlich nicht so, sondern es gibt schon noch ein realesEskalationspotenzial.Nur der Westen hat sich jetzt auch durch die atomare Drohung nicht davon abhalten lassen,die Schrauben immer weiter langsam anzudrehen, aber immer bedacht zu gucken,keine zu großen Schritte zu machen.Das ist mein Eindruck. Und ich habe das Gefühl, dass das auch so erstmal weitergehen wird.Weiter liefern wird, weiter der Ukraine helfen wird, bis auf weiteres.Aber das nicht damit zu rechnen ist, dass man jetzt nochmal,dass der Westen hier richtig auftritt.Also am ehesten, wenn wir vorstellen, dass Russland richtig auftritt und dannerst der Westen nochmal wieder einen draufschlägt.
Tim Pritlove 2:19:33
So nach dem Motto, die haben zuerst, die haben angefangen.
Pavel Mayer 2:19:35
Naja, um einfach zu verhindern, dass die Ukraine verliert wird,einem nichts anderes übrig bleibt.Aber man will nicht von sich aus die Russland in die Situation bringen,dass sie keine andere Wahl haben,als voll zu mobilisieren oder gar, wenn das aus irgendwelchen Gründen nicht,klappt, dann, wie gesagt, trauen Putin dann auch zu,eine kleine atomare Eskalation zu veranstalten, wenn er denn keine andere Möglichkeit hat.Das Ganze, den Status quo aufrechtzuerhalten.Und im Moment, ja, Status quo ist, Russland hat einen Haufen was,15, 20 Prozent der Ukraine besetzt und muss das zwar jetzt verteidigen und vielGeld ausgeben, um das zu halten, aber sie halten es im Moment noch.Die Frage ist, was passiert, wenn sie komplett vertrieben werden.Bisher war es so, alle roten Linien, die Russland gezogen hat,sind früher oder später vom Westen oder der Ukraine überschritten worden.Keine Kampfpanzer, keine Flugzeuge und Reaktionen sind ausgeblieben bisher.Ja, weil Russland realistisch auch wahrscheinlich eingeschätzt hat, dass.Dass das nicht ausreicht, um für die Ukraine zu gewinnen.Und insofern, glaube ich, denken beide andere Dinge, als dass sie öffentlichsagen. Das ist mein Eindruck.Und sind im Grunde genommen gedanklich näher beieinander, als man denken würde,was jetzt die realpolitische Situation angeht.
Tim Pritlove 2:21:47
Also im Sinne dieses defensiven Realismus, die Supermacht Interessen über allemsteht, so nach dem Motto ja das ist alles total unangenehm da mit dem Kriegund achja Menschenrechtsverletzung etc.Völkerrechts, alles nicht so hübsch. aber die Gesamtbalance ist uns halt sozusagenam wichtigsten, als dass wir jetzt hier für dieses Land das Richtige tun.Mal so zynisch zusammengefasst.
Pavel Mayer 2:22:12
Ja genau, Sicherheit vor Menschenrechten.
Tim Pritlove 2:22:14
Ja,das ist vielleicht was dran, obwohl ich ein bisschen Schwierigkeiten habe,das aus so einer Perspektive zu betrachten, die ja im Prinzip so typisches Verschwörungsritualist mit, es gibt nur diese eine Sicht, die eine Gruppe hat, Sondern hier habenwir ja schon eher so ein kollektives Ding,wo so eine westliche Gesamtgesellschaft, die sich aus der EU alliierten undnatürlich den USA, Kanada, etc.Zusammensetzt, dass die sozusagen kollektiv so einen Weg verfolgen.Das muss ja eigentlich eher etwas sein, was aus einem Diskurs heraus entsteht. So würde ich das sehen.
Pavel Mayer 2:22:54
Der große Punkt, denke ich, ist der Vormarsch des Rechts,der globale Vormarsch des Rechts ist eine Bedrohung für die Regierung vielerLänder, unter anderem auch für die russische Regierung.
Tim Pritlove 2:23:11
Die russische auf jeden Fall, aber ist es auch eine Bedrohung für uns?
Pavel Mayer 2:23:16
Ne, ne, wir sind ja diejenigen, die sozusagen zu der Seite gehören,die internationales Recht propagieren und hochhalten und mit der EU quasi das Recht oder Regeln,geschriebene Gesetze als Mechanismus zur Veränderung der Gesellschaft einsetzen,während Russland und eher auf Mechanismen setzt wie Geld, Bestechung,Gewalt, die wichtige Grundpfeiler des russischen Systems sind.Aber nicht nur des russischen. Es ist nur, was meine Kritik an Mörsheimer oderan dieser ganzen Theorie des defensiven Realismus ist.Es mag so sein, dass dieser defensive Realismus bestimmte Dinge,also einen Status quo, korrekt beschreibt.Aber er lässt eben komplett außer Acht, wo man eigentlich hinkommen möchte,nämlich ein internationales System zu haben,was aus friedlichem Ausgleich und Handel und Mitteln der Konfliktlösung basiert,die rechtsbasiert und sinnvoll ist und auf die man sich vorher geeinigt hatund wo sich dann eben alle dran halten.Nur haben wir so einen internationalen Mechanismus nicht.Und ja, die Staaten sind, unter den Staaten herrscht Anarchie,aber Ziel dieses Wissen, was der Westen tut, ist im Grunde genommen,diese Anarchie unter den Staaten langfristig zu beseitigen.Wenn man so will, Weltregierung ist jetzt nicht unbedingt das erklärte Endziel,aber Darauf entwickelte sich nach und nach, internationale Institutionen zuschaffen wie die International Court of Justice und die ganzen UN-Vertragswerke.Das zielt darauf hin, die Mächtigen einzugrenzen und einzuschränken und dasRecht des Stärkeren abzuschaffen.Aber es gibt eben Staaten wieunter anderem Russland, die das als existenzielle Bedrohung betrachten.Vermutlich alle autokratisch geführten Staaten betrachten das als Bedrohung,wenn plötzlich sie sich an Menschenrechte halten müssen.Das ist, glaube ich, der elementare Konflikt, um den es geht.Und wo jetzt eben Mörsheimer quasi das komplett ausblendet,wo man hin möchte und dass wir eigentlich weg wollen von diesem defensiven Realismus,den er beschreibt als Zustandsbeschreibung der Welt und eigentlich auf dem Wegsind weg davon und dass es jetzt gerade darum geht, dass dieser Weg in Gefahrist oder zurückgedreht wird.Also ja, so sehe ich das Ganze.
Tim Pritlove 2:27:03
Ja, ich mache mir natürlich auch weniger Sorgen darum, wie Welschheimer dieWelt sieht, sondern mehr so darum, wie unsere eigene Regierung die Welt sieht.Und diese Zurückhaltung, die halt trotzdem noch drin ist, die vielleicht vonsolchen Überlegungen ja auch geprägt sein kann, finde ich, muss halt trotzdem aufgegeben werden.Das ist definitiv nichts, mit dem wir hier gesunden können.Aber das ist the big struggle und dieser ganze Konflikt macht ein riesiges Fassauf und es ist auch eine Situation,in der man wieder mal die Welt in einem Gesamtkonflikt sieht,nachdem man sich jahrzehntelang hatso ein bisschen auf lokalere Auseinandersetzungen konzentrieren können.Nachdem sozusagen der kalte Krieg überwunden war und diese ganzen Stellvertreterkriegeund sonstigen Fronten so einbisschen aus dem Sinn waren und jetzt stellt man auf einmal wieder fest,das spielt trotzdem noch eine Rolle und wir haben das noch lange nicht überwunden.Und jetzt sehen wir uns eben auch wieder mit diesen unmittelbaren Auswirkungendieser Machtspielchen konfrontiert und haben dann doch wieder Krieg in Europa.Ich meine, die EU ist schön dafür gefeiert worden vom Nobelpreiskomitee,wie viel Frieden sie doch in Europa gebracht hat nach dem Zweiten Weltkrieg.Ich denke, hier ist man jetzt auch in der Pflicht, dann doch mal auch den nächsten Schritt zu gehen.Und ich denke, das würde der EU sehr gut zu Gesicht stehen, das auch weiterhinanzustreben und dann eben auch zu erreichen.Und das eben mit allen Mitteln, die dafür erforderlich sind.Dazu gehört sicherlich auch erst mal die Überwindung des Widerstandes von Ungarn,weil es geht meiner Meinung nach einfach mal überhaupt nicht.Und da muss man sich, glaube ich, nochmal ganz schön neu aufstellen.Aber dann eben vor allem auch in der konkreten Unterstützung der Ukraine.Wir müssen jetzt ein Ende finden, weil wir hier schon seit fast drei Stunden am diskutieren sind.
Pavel Mayer 2:28:57
Ja, wir sind auch am Ende.
Tim Pritlove 2:28:58
Ich denke nämlich auch, dass wir jetzt eigentlich erstmal alles gesagt haben,was uns zu diesem Zeitpunkt...Ich hatte ehrlich gesagt so ein bisschen die Erwartung, dass es ein kurzeresUpdate wird, aber es ist einfach so viel drin in dieser Situation und ich glaubeganz gut, dass wir das auch mal so dargelegt haben. Ich hoffe nächstes Mal wiedermit noch besseren Meldungen.Wie immer, wir legen uns das Thema beiseite, wir beobachten die Situation sogut wir es eben können und sammeln ein und kommen dann wieder zu euch und fassen die Gesamtsituation,zusammen so wie sie sich uns darstellt mit den Betrachtungen, die wir machen.
Pavel Mayer 2:29:38
Und ich hoffe, dass wir nicht in 18 Jahren noch immer über den Ukraine-Konflikt,berichten müssen, aber ausgeschlossen wäre es nicht.
Tim Pritlove 2:29:51
Wieder deine Vorhersagen.Du weißt doch, so ein Podcast immer on the high note. Naja, das kriegt ihr auch nochmal hin.Leute, vielen Dank fürs Zuhören, das war's von uns, von UKW und wir sagen tschüss und bis bald.
Pavel Mayer 2:30:09
Macht's gut, ciao.
Shownotes