Tim Pritlove
Und in dem Moment, wo sich dieses Blatt wendet und wo einfach klar gesagt wird,also nicht nur bis hierhin und nicht weiter,sondern ab jetzt rückwärts, Ja, in dem Moment, wo sich diese Kräfte aufstellenund wo man mal serious business macht,in dem Moment muss Putin einfach, damit riskiert er quasi sein Leben,seine Position und damit riskiert er auch jeden Rückhalt.Weil in dem Moment, wo es halt einfach konkret gegen das russische Militär aufrussischem Gebiet geht und über nichts anderes müssen wir da reden,dann kann er nur noch verlieren, weil er kann verlieren.Atomwaffen nicht zum Einsatz bringen. In dem Moment, wo das auch nur.Wo da auch nur irgendeine Bewegung ist, wird es einfach böse enden.Das Angriffspotenzial existiert halt im Westen und das wissen die Russen auch.Und dann können sie auch nichts gewinnen.Klar, jetzt werden natürlich einige sagen, oh mein Gott, Tim,hast du sie jetzt alle nicht mehr beisammen?Jetzt redest du noch den Atomkrieg herbei, aber das Ding ist, keiner will Atomkrieg.Auch die Russen wollen keinen Atomkrieg. Die wissen, was damit dann auf dem Spiel steht.Das ist nicht so, dass die so verrückt sind, dass sie alles tun würden.Sie sind nur so krass drauf, dass sie uns alles androhen, damit wir davor davonrennen.Und diese Schisserei und diese Angst Die Angstmacherei, die hier Erfolg hat,die ist es, was Russland den Raum gibt, überhaupt das Ganze noch voranzutreiben.Die wissen, dass sie uns eigentlich militärisch total unterlegen sind.Aber sie wissen leider auch, dass wir in den letzten 10, 20 Jahren,wann auch immer Russland nach vorne marschiert ist, einfach einen Rückzieher gemacht haben.Transnistrien? Kein Interesse jetzt.Abrasien? Ja, Georgien, interessiert uns das nicht. Süd-Ossetien?Ja, die waren ja schon in Abrasien. Und überall, wo Russland gesagt hat,das ist meins, so Krim, war dann immer so Du-Du-Du.Und an das Du-Du-Du haben die sich halt einfach gewöhnt. Die gehen davon aus,dass wir ihnen am Ende dann die Ukraine halt geben.So, ah ja, Donetsk und so weiter, ist ja eh alles kaputt, was wollt ihr damitnoch groß, dann ziehen wir jetzt hier mal eine Linie und dann ist ja Frieden,in Anführungsstrichen.Und deswegen...Deswegen marschieren die immer weiter, weil sie einfach zu keinem Zeitpunktirgendwann mal gesagt bekommen haben, so nö, das war es jetzt,ihr zieht euch jetzt mal zurück, or else.Und weil das halt nicht stattfindet, haben wir diesen Salat.Also es ist halt einfach diese Appeasement-Politik, die schon gegen Hitler nichtfunktioniert hat, funktioniert halt hier auch nicht.Und am Ende ist es auch so, da kann man ja auch Russland noch irgendwie tollfinden und die Kultur und was weiß ich und unsere europäischen Freunde oderwie auch immer man so zu Russland steht.Wenn man irgendwie auch für Russland auch nur ein Funken was im Herzen spürt,was bei mir jetzt nicht so ausgeprägt ist, aber kann ja sein,dann ist eigentlich eine Niederlage das Beste, was Russland passieren kann.Eine Niederlage in der Ukraine ist das einzige, was dazu führen wird,dass diese Gesellschaft in irgendeiner Form wieder auf die Füße kommen kann.Weil sie nur dadurch gezeigt bekommt, okay wir fahren hier mit so einem Volldiktatorim Hitler-Modus, fahren wir einfach nicht gut, das bringt uns nichts,wir brauchen was anderes.Und natürlich wird dann die Nachfolge von Putin irgendwas weirdes sein und wirddieses Land irgendwie die merkwürdigsten Wege finden, aber sie wird halt dannihren Kurs ändern müssen.Also alle großen Imperien sind erst klar gekommen, nachdem sie mal ordentlicheins auf die Mütze bekommen haben. Das gilt für alle.Das gilt für Frankreich, das gilt für Deutschland, das gilt für UK.Ich meine, wir haben alle mal total frei gedreht und waren der Meinung,was kostet die Welt, gibt alles her, hier Afrika, alles unser,Asien, wir müssen da irgendwo in den Philippinen und was weiß ich.Also ich meine, Europa hat die ganze Welt mit Kriegen überzogen und jedes Land,was so eine halbwegs militärische Größe hat, hat seine imperialen Träume gehabtund war dann irgendwann nicht mehr aufzuhalten.So lange, bis es geknallt hat. So lange, bis halt irgendjemand sich entgegengestellthat und gesagt hat, Leute, das war's jetzt.Und dann fing man an wirklich mal von Weltfrieden zu reden, aber bis dahin haltnicht und das ist halt die Lektion, die Russland einfach nicht gelernt hat.
Hey Leute,
kurze Korrektur, AIPAC (American Israel Public Affairs Committee), ist nicht Israel wie Tim sagt…, sondern eine Lobby in den USA.
Das meinte ich auch so. Habe ich mich ggf. missverständlich ausgedrückt.
Danke für die ehrliche und wichtige Ansage in Kapitel 6.
Als Tim klartext über Russlands imperiale Ambitionen gesprochen hat, habe einfach gehofft das Herr Olaf „OMG nicht Putin ärgern“ Scholz auch diesen Podcast hört.
Meinen Dank an Tim für die klare Ansage!
Ich stimme völlig zu und freue mich, dass du so eindeutig Stellung beziehst.
Vielen Dank an euch beide!
Hallo, ihr habt (sinngemäß) gesagt, dass die Ukraine mit den Seedrohnen den Sieg auf dem Schwarzen Meer errungen hat… wurden kürzlich nicht einige Marschflugkörper von 2 russischen U-Booten im Schwarzen Meer gestartet? Da sind die Drohnen dann leider machtlos und diese Schlacht leider noch nicht gewonnen.. 🙁
Ich meine wir hatten die U-Boote als Ausnahme explizit erwähnt.
Sorry, dann hatte ich das irgendwie überhört 🙁
Das Problem bei dem Vergleich mit Hitler ist, dass der 2. Weltkrieg nicht durch Chamberlains Appeasement ausgelöst wurde. Hitler hatte bereits entschieden, die Tschechoslowakei anzugreifen. Ohne das Münchner Abkommen wäre der Weltkrieg lediglich ein Jahr früher ausgebrochen. Sprich, wenn Putin ein Imperialist ist wie Hitler, dann ist der Zeitpunkt, wo „Nicht-Appeasement“ noch einen Unterschied gemacht hat, bereits überschritten. Beim Einmarsch ins entmilitarisierte Rheinland hätte man Hitler durch eine Demonstration der Stärke noch abschrecken können. Aber dass Putin jetzt seine Armee wieder einpackt und sagt: Außer Spesen nix gewesen. Ich kann mir kaum vorstellen, dass ein Napoleon das gemacht hätte. Bei seinem Russlandfeldzug jedenfalls nicht, da hat er alles verheizt was er hatte.
Danke an euch beide für die klare Haltung . Ja , es geht um alles .
Das House in den USA wird nicht halb, sondern alle zwei Jahre komplett neu gewählt. Der Senat wird alle zwei Jahre zu einem Drittel neu gewählt. Beim House ist es auch keineswegs so das aus Texas nur Republikaner und aus Kalifornien nur Demokraten kommen, da gibt es durchaus auch progressive-demokratische Städte in Texas und konservativ-repuplikanische ländliche Gegenden in Kalifornien.
Korrekt, das habe ich durcheinander bekommen.
Ich bin wirklich beeindruckt das Tim Macron das Gelaber von den französischen Truppen die er vielleicht irgendwann unter Umständen schicken möchte (strategische Ambiguität und so) glaubt. Frankreich das bisher eher Klotz am Bein der Ukrainehilfe war und vor allem nationale Interessen im Auge hatte. Aber statt mal bei den Waffenlieferungen aufzuholen kommen nur ein paar kantige Sprüche von Macron die ihn nichts kosten und Tim feiert das auch noch.
Es glaubt doch wirklich niemand das er das Leben fränzösicher Soldaten riskiert damit die Ukraine ein paar verminte Felder zurückerobern kann.
Eine frage die sich auch die Ukrainer werden stellen müssen falls sie die Initiative in diesem Krieg zurückerlangen. Wie viele unserer Soldaten sollen sterben um ein paar dieser Äcker und Ruinen zurückzuerobern.
Falls nicht eine der beiden Seiten überraschend zusammenbricht glaube ich das es auf ein Einfrieren des Krieges an einer stark ausgebauten und verminten Kontaktlinie hinauslaufen wird. So ähnlich wie an der Grenze zwischen Nord und Südkorea. Aber meine Glaskugel kann auch kaputt sein.
Was ich davon „glaube“ oder nicht ist insofern irrelevant, als dass seine Aussagen die öffentliche Diskussion nennenswert beeinflussen. Diese abfällige Haltung gegenüber der Ukraine, die in Deutschland oft vorherrscht und Du hier ja auch demonstrierst („Äcker und Ruinen“), halte ich auf jeden Fall nicht für sonderlich hilfreich.
Diese „Äcker“ sind übrigens die Kornkammer Europas und Hauptnahrungsquelle Afrikas und wenn sich Russland diese Äcker einverleibt dann werden wir neben der Dominanz mit Energie auch noch die Dominanz der Getreideproduktion Russlands erleben und das wird kein Spaß.
Und die „Ruinen“ sind vor alle zerstörte Dörfer, die sich auch wieder aufbauen lassen. Außerdem sind sie Mahnmal tiefgreifender Menschenrechtsverletzungen Russlands. Ein vereinter Westen kann Russland zurückdrängen und er muss es auch tun.
Es ist komplexer und dramatischer als wir es uns ausmalen. Handelt es sich beim beschworenen russischen Imperialismus nicht eher um einen „nationalistischen Konflikt, der an die Konfrontation zwischen Serbien und Kroatien erinnert“? (vgl. https://www.monde-diplomatique.de/!5966802)
Was die miltärisch-politische Situation angeht, kann ich euch beiden sehr gut folgen – da wird am Ende tatsächlich leider so gut wie alles durch die machtpolitischen Notwendigkeiten entschieden (sowohl für Putin wie auch für seine Gegner). Was für mich so schwer zusammengeht ist was das für die Menschen an der Front am Ende heißt, wenn die aus ihrem Leben gerissen, traumatisiert und mit einer guten Chance umgebracht werden. (Stellvertretend für wen auch immer dann…)
Diesbezüglich finde ich die Menschen die stattdessen die Ukraine verlassen, weil sie das anscheinend nicht mit sich machen lassen wollen, haben da eine klare Ansage gemacht das ihnen ihr persönliches Leben schlicht und einfach wichtiger ist als die Existenz der Ukraine oder die Konsequenzen dessen, wenn Putin nicht aufgehalten wird. Ist natürlich wenn man die Situation strategisch analysiert ein schlechtes Verhalten, aber auf der persönlichen Ebene komplett nachvollziehbar. (Würde ich in der Situation ehrlich gesagt genau so machen, wenn wir in die Situation kommen würden. Verstehe aber natürlich auch wenn man das nicht gutheißt.)
Was den vorläufigen Verzicht der Ukraine auf diese Menschen angeht würde ich denken, dass sie schlicht und einfach nicht glauben das es in der bisherigen Lage den Aufwand Wert ist offensichtlich widerwillige Wehrdiener aus dem Ausland „einzufangen“, gegen ihren Willen auszubilden und dann an die Front schicken (wo sie potenziell dann im schlechtesten Moment Fahnenflucht begehen). Ganz pragmatisch der Kriegslogik entsprechend sind die es vermutlich einfach noch nicht Wert das man zu viel Energie in sie investiert…