Tim Pritlove
Gut, ich meine, du redest jetzt von der von der Nordflanke. Da ist halt Belgorot. Und Belgorot ist eben die Stadt, aus der der ganze Krieg die ganze Zeit versorgt wurde.Das ist ihr äh primäres Einfallstor gewesen. Das heißt, da sind dann auch entsprechende Waffenbestände et cetera. Also das würde dann, glaube ich, den Russen überhaupt nicht äh schwer fallen auf eigenem Gebiet zuzuschlagen. Also,Ganz ehrlich, ich glaube, äh weder dass das in irgendeiner Form politisch klug wäre, noch militärisch äh viel bringen würdedie eigentlichen Ziele der Ukraine sind ja auch klar, sie wollen jetzt vor allem erstmal ihre eigenen Gebiete befreien und haben ja dann auch die Verpflichtung, ihren eigenen Bürgern gegenüber äh hier das Maximalmögliche zu tun.Derzeit sieht es eh so aus, dass sie ihre Kräfte, die sie jetzt zusammengezogen haben und die ganzen Waffen, dass sie die jetzt eben primär dafür verwenden, die Russen aus ihrem eigenen Territorium zu vertreiben.Man wird sehen.Was jetzt als nächstes passiert. Das Ganze ist ja dann auch noch von,weiteren kleinen offensivenauch begleitet wordenunter anderem haben sie parallel zu ihrem Angriff auf Isum auch noch ein paar Kilometer weiter im Westen. Die strategisch auch nicht ganz unwichtige Stadt Lyman angegriffen,Ist die Situation derzeit noch ein bisschen unklar, aber es macht so den Eindruck, als ob sie hier die Stadt weitgehend auch schon eingenommen haben, derzeit aber noch damit beschäftigtsind, die zu clearen, also wenn man halt in so eine Stadt reingeht, dann wird's natürlich auch sicher sein, dass da nicht irgendwelche,Truppen noch irgendwo lagern, beziehungsweise möchtest du natürlich dann auch schauen, okay, wie sieht's denn hier überhaupt aus, was ist denn hier unter Umständen noch an Munition und Gerät zu?Holen. Damit werden Sie jetzt wahrscheinlich in diesem Gebiet auch eine Weile beschäftigt sein und dann denke ich, sind Sie vor allem damit äh beschäftigt ihredefensiver aufzubauen, also äh ich habe ja schon diesen Fluss erwähnt, diesen Ost Kielfluss, der da eben von Nordennach Süden bis zum Donbass äh fließt um dort dann in diesen äh Fluss ähm zu münden.Und das ist zwar kein besonders tiefer Fluss.Es ist schon ein großes Gewässer aber in dieser Jahreszeit eher seicht. Also man kann da wohl auch,mehr oder weniger easy durchfahren ist schon nochmal so eine Begrenzung, wo du jetzt nicht einfach durchpowern kannst und vielleicht auch nicht überall problemlos,stoßen kannst, aber es ist eben jetzt auch nicht so, dass das jetzt wieder,so was weiß ich, mehrere Kilometer breit wäre oder so etwas und unheimlich,ne, das ist eher so ein Feuchtgebiet.Derzeit zumindest und äh ist jetzt für die Ukraine.Erstmal so eine gute Verteidigungslinie, die sie,jetzt sichern müssen, wo sie mit der Logistik nachziehen müssen, wo sie jetzt quasi auch alles dahin bringen müssen, um von dort auch äh weiter vorstoßen zu können,tun sie sicherlich derzeit auch schon. Abgesehen davon, dass es auch schon Gerüchte gibt, dass sie eben auch schon weiter nach Osten vorgedrungen sind,und es vor allem auch viele Berichte gibt, dass die nächsten Städte, die jetzt im Prinzip in ihre Reichweite gelangen, vor den Russen auch teilweise schon verlassen wurden. Also das ist gerade noch so ein bisschen unklar. Ich schätze mal, da wissen wir in einer Woche sehr viel mehr drüber.Allerdings hat sich jetzt eben durch diesen,Angriff die gesamte das gesamte Vorzeichen des Krieges irgendwie gedreht. Hatten wir also.Vor einer Woche äh im Prinzip noch die Situation, dass die Russen mehr oder weniger übermächtig erschienen und überall den Ukrainern einheizten, sieht's jetzt einfach mal komplettanders aus, erstens weil sie ihm diese Gebiete zurückgewonnen haben, einen hohen,hochmotivierenden äh Faktor hier sozusagen mit reingebracht haben, einen echten Sieg innerhalb von einer Woche,knapp 9.000 Quadratkilometer Land zurückgewonnen haben, also deutlich mehr als die Russen in den vier Monaten vorher sich äh erkämpft haben.Und vor allem die erwähnte Bahnlinie.Die sie durch die Einnahme von unter ihre Kontrolle gebracht haben, schneidet,russische Stadt Belgort komplett von dem Kriegsgeschehen im der Ukraine.Es gibt erstaunlich wenig Bahnlinien in diesem Gebiet.Es gibt dann nur noch eine zweite, die auch so von Norden nach Süden läuft, wo die Russen theoretisch noch etwas.Führen äh können, aber die führt eben auch nicht direkt in den Donbass.Und äh das führt durch die Stadt äh Staro Billsk auch da gibt's wohl schon Fluchtbewegungen, aber.Das Kappen dieser Versorgungsleitung fehlt den Russen jetzt einfach die Möglichkeit aus Russland dort ordentlich Gerät reinzubringen.Zwar noch eine Strecke im Süden von der Stadt Rostock ausführt dann so nach äh Donuts, aber diese Gebiete, über die wir jetzt die ganze Zeit gesprochen haben, insbesondere der Norden von Luhansk.Die stehen relativ blank da und diese eine Bahnstrecke, die zwar die Ukraine jetzt noch nicht eingenommen hat, ist nach einem,kleineren, weiteren Vorstoß problemlos auch durch diese Haymaß äh Raketen angreifbar und es gibt da so zwei Brücken, wenn sie die zerstören, dann ist halt auch diese Verbindung dahin.Also das sieht überhaupt nicht gut aus und ich äh also für die Russen, ich,wäre nicht überrascht, wenn wir bald einen zweiten Vorstoß sehen würdenäh die Ukraine quasi in den Norden von Luhansk einfällt, weil dort einfach die Gegenwehr nicht da ist. Die Russen können nicht verstärken. Die haben nix mehr zum Verstärken. Wir haben.Ihre wichtigste Versorgungslinie oder die Russen machen alles mit der mit der Bahn, mit.Mit Transportern können sie das niemals äh leisten. Dafür sind diese Strecken zu groß,Transporter viel zu anfällig die haben auch einfach nicht den Durchsatz ähden du brauchst, schon gar nicht große Raketensysteme und so weiter,nennenswerter Zahl da ins Land zu bringen. Deswegenleben die jetzt sozusagen von ihren Vorräten und diese Vorräte,nun auch schon seit Wochen von den Ukrainern mit den Heimatsystemen äh attackiert und eine.Munitionslager nach dem anderen äh geht den Rauch auf. Deswegenkann es sehr gut sein, dass sie jetzt hier über diesen Vorstoß noch einen zweiten noch sehr viel weiterreichenden Vorstoß bis in Luhansk rein äh vornehmen können und damit die Russen noch weiter von Norden,unter Druck setzen können.
Es war kurz die Rede von einem theoretischen Angriff der Ukraine auf Belgorod. Ich glaube solange die Russische Föderation ihrer Logik von einer Spezial Operation folgt und sich damit einschränkt welche Truppen sie in den Kampf schicken kann, ist es für die Ukraine nicht sinnvoll große Truppen über die Landesgrenze zu schicken.
1. für die Russische Föderation wäre dies Landesverteidigung d.h. sie könnte Wehrpflichtige in den Kampf schicken. Die Ukraine hätte es somit mit mehr Truppen zu tun.
2. die Russische Föderation könnte es als vor Vorwand nutzen um der Ukraine den Krieg zu erklären und damit die Logik der Spezialoperation verlassen. Ich denke die Ukrainische Führung wird zur Zeit lieber vermeiden wollten einen solchen Vorwand zu liefern.
Irgendwann allerdings könnten das Umfeld sich so geändert haben, dass die beiden Gründe nicht so schwer wiegen und es sinnvoll ist um.
1. Die Russische Föderation zu Verhandlungen zu Zwingen
2. Verhandlungsmasse zu haben. „Wie ziehen uns von euren Land zurück und ihr von unseren.“
Ich glaube nicht, dass Russland noch irgendwelche externen Anregungen braucht für irgendwelche Entscheidungen. Wenn die Mobilmachung eine politische und technische Option wäre für Putin, hätte er es auch gemacht. Ist sie aber nicht.
Die primären Gründe für die Ukraine, Russlands Gebiet in Ruhe zu lassen sind:
1) es bringt nichts und kostet nur Kraft, Resourcen und Aufmerksamkeit
2) Ihr Ziel und ihre Priorität ist die Befreiung der ukrainischen Gebiete
3) direkte Angriffe auf Munitionslager und Logistik sind effektiver
4) es macht nur das politische Anliegen im Westen komplizierter.
Die USA will keine Angriffe auf Russland mit US-Waffen. Deswegen haben sie die Munition mit sehr großer Reichweite zurückgehalten und ich meine sie haben das auch so kommuniziert. Insofern würde die Ukraine mit einem Einmarsch in Russland riskieren, dass die USA ihre Waffenlieferungen einstellen.
Putin könnte doch eine Atomkatastrophe in Saporischschja provozieren oder sogar mit ner taktischen Atomwaffe nachhelfen, und dann versuchen der Ukraine alles in die Schuhe zu schieben.
Auch wenn international dann Russland verantwortlich gemacht würde, wäre es doch möglich, Alternative-Facts mässig im eigenen Land ein anderes Narrativ zu behalten?
Dann wäre die große Story ab sofort die Verstrahlung und nicht mehr der Angriff auf die Ukraine. Die Armee könnte abziehen zum Eigenschutz und um im eigenen Land bei der Atomkatastrophe zu helfen.
Was meint Ihr?
Eine solche Katastrophe wäre auch für Russland ein Problem. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Leute auf der Krim oder in Rostov das so geil fänden, wenn die radioaktive Wolke zu ihnen zieht und sich abregnet. Von daher halte ich das allein aus solchen Erwägungen für unwahrscheinlich.
Davon abgesehen würde das auch ihre militärische Präsenz in der Region kontekarieren. Wie viele russische Soldaten wären noch bereit, den Süden abzusichern? Es laufen ja jetzt schon viele davon, dann wäre da kein Halten mehr.
Das würde nur Sinn machen, wenn er bereit ist alle besetzten Gebiete an die Ukraine zurück zu geben. So verzweifelt ist er noch nicht, denke ich.
Danke für die wieder einmal ausführlich Folge. Was haltet ihr von der These, dass Deutschland eigentlich garnicht so wenig Waffen liefert (https://www.oryxspioenkop.com/2022/09/fact-sheet-on-german-military-aid-to.html?m=1) aber in sich in der Kommunikation bewusst bedeckt hält? Einmal aus taktischen Gründen und zum zweiten dass Russland erklären muss, warum ihre Armee von uralten und verrosteten Waffen zerlegt wird? Das hatte fefe letztens im Blog. Fand ich garnicht sooo implausibel. Klar, mehr geht immer. Anscheinend, so die These, ist gerade die Offensive maßgeblich auch durch deutsche Lieferungen möglich (zb. Gepard zur Flugabwehr).
Das stimmt, allerdings denke ich, dass Deutschland auch sehr viel mehr hätte tun können und vor allem schneller. Die allgemeine Zurückhaltung, Panzer zu liefern, verstehe ich nicht wirklich und ich glaube, dass sich diese Position auch bald ändern wird – vor allem in Hinblick auf die generelle Aufrüstung der Ukraine nach dem Krieg. Problematisch ist vor allem die Kommunikation, die ist einfach katastrophal gelaufen.
Hallo zusammen, ich meine dass eure Info bezüglich der Einreise russischer Staatsbürger in die EU falsch ist.
diese können durchaus auf dem normalen Weg Visa beantragen, nur der erleichterte Weg (also dass diese schneller und günstiger an Visa kommen) den gibt es nicht mehr.
https://www.tagesschau.de/ausland/europa/visa-russland-eu-ukraine-101.html
Danke für die Folge!
Zusatz: Ich glaube, dass die Russische Föderation sogar alle Visa (nach Russland) erleichtert (hat). Warum auch nicht, die Interpretation der Richtung ist hier ja auch nicht synchron: Russland hat viel von Einwanderung nach Russland (wer auch immer) und wir ärgern uns eher über Einreisende Russen.
Ich glaube die Fersehsendung sagte „… könnte für einige doch DIE gelegenheit sein …“
Keep up the good work 🙂
Ich habe diese Informationen von einem Russen, der sonst regelmäßig reist und dem nun ein Visum verweigert wurde. Ja, Russen können noch Visa erhalten, aber müssen dafür dringende humanitäre Gründe haben.
https://www.youtube.com/watch?v=nZLzanfdv8o
Praktisch bedeutet das wohl, dass Visa für „normale“ Touristenbesuche nicht mehr erteilt werden.
Hallo,
https://youtu.be/ufcQY_oisYc hier ist ein interessanter YoUTube Kanal mit FPV aufnahmen von Missionen aus der Ukraine auf englisch.
Danke für den Podcast!
https://youtu.be/t6Ek74YjEc8
Videos der Bundeswehr zur Lage in der mit
wieso schneidet die Ukraine nicht alle Wege aus Russland ab?
wieso funktionieren die Eisenbahnlinien aus Russland noch?
wieso existiert die Krim-Brücke noch (die Russland mit der Krim in Ost-West-Richtung seit 2018 verbindet)?
mag mir jemand mit besserem militärstrategischem Verständnis das mal erklären? Ich frage micht das schon geraume Zeit, seit klar wurde, dass die Ukraine auch definitiv die Krim zurück haben will.
Aber auch die Versorgungswege per Schiene im Norden und Osten.
Technisch stelle ich mir das nicht sehr schwierig vor, einen Zug mit brisanter Ladung aufs Gleis Richtung Nordost zu setzen, und im Nirgendwo das Gleis vernichten zu lassen. Oder eben mit einem ferngesteuertem Fischerböötchen an einen Pfleiler der Krim-Brücke zu fahren.
Oder „klassisch“ aus der Luft?
mag mir mal jemand bitte erklären, wo da die Aspekte liegen? Ist die Technik doch nicht so einfach oder wäre die Strategie aus Gründen fatal?
Besten Dank!
Besten Dank auch für den Podcast, der immer wieder neue und spannende Punkte und Sichtweisen bringt, die die Tagesschau ausspart.
macca
Eisenbahnstrecken werden regelmäßig angegriffen und unterbrochen, können aber in den meisten Fällen wenigen Tagen repariert werden; das gilt für beide Seiten, wobei die Ukraine mehr Logistik über die Straße abwickelt als Russland, weil sie mehr Fahrzeuge hat.
Die Russen haben ihre Taktik nach den HIMARS-Angriffen auch angepasst und verteilen ihren Nachschub schneller auf kleinere Depots und haben dafür viele Zivilfahrzeuge requiriert, ähnlich wie die Ukraine es seit längerem macht.
Was die Kerch-Brücke zur Krim angeht, gibt es sowohl taktische wie auch strategische Gründe, warum die bisher nicht angegriffen wurde.
Zum einen fehlen der Ukraine (noch) die Waffen, um die Brücke aus der Luft zu zerstören. Für die HIMARS-Systeme hat die Ukraine bisher nur M30/M31 GLMRS-Raketen mit einer Reichweite von bis zu 84km und einem Sprengkopf mit „nur“ 20kg Sprengstoff, womit man zwar die Fahrbahn beschädigen kann, aber nicht die Struktur der Brücke an sich. Hinzu kommt, dass Russland Land- und seegestützte Luftabwehrraketen um die Brücke massiert hat, so dass ein Angriff mit Flugzeugen nicht ohne weiteres möglich ist, und Schiffe kommen auch nicht in die Nähe.
Es gibt aber auch noch mögliche strategische Gründe: Eine Zerstörung der Brücke zu diesem Zeitpunkt würde die Russen potentiell zu stärkerer Gegenwehr animieren, weil sie sich nicht zurückziehen können und würde eine Befreiung der Gegend um Mariupol erschweren.
Das alles kann sich in Zukunft ändern, etwa, wenn die Ukraine ATACMS-Raketen für (HI)MARS-Systeme in größer Stückzahl bekommt, mit einer Reichweite von bis zu 300km und einem viel größeren Gefechtskopf, dem über 227kg schweren WDU-18/B Sprengkopf, der auch bei der Harpoon-Anti-Schiffs-Rakete der Navy zum Einsatz kommt.
Je nach Kriegverlauf könnte sich auch die strategische Situation dahingehend ändern, dass eine Zerstörung der Kerch-Brücke von Vorteil wäre, etwa, wenn es der Ukraine gelingt, in der Gegend um Mariupol durchzubrechen und die Landverbindung der Russen zur Krim zu unterbrechen.
Bis dahin gibt es aber auch auf der Krim lohnendere Ziele, etwa Flugplätze, Luftabwehrsysteme, Störsender, Schiffe und Häfen der Schwarzmeerflotte, die wahrscheinlich angegriffen würden, bevor man sich der Kerch-Brücke zuwendet.
Noch einmal die Frage: was tut Deutschland eigentlich für die Russischen Deserteure?