Enno Lenze 1:16:19
Also da gibt es nicht mal mehr eine Trauerzeit oder so. Und das ist,scheint mir in der Ukraine leider auch so, dass man so einen gewissen Gewöhnungseffekthat, also wie bei allem im Leben.Und sozusagen die dritte große Gruppe von denen in der Ukraine,oder die ist dann nicht mehr so groß.Aber die, die entweder Soldaten oder Freiwillige sind oder auch Rettungskräfteoder so, also die, die wirklich an der Front aktiv sind und alle,zu denen ich da Kontakt habe,sind immer noch motiviert, egal wie schlimm es ist.Also das finde ich so krass. Die sagen, hey, mir ist egal, ob die anderen jetztzur Armee gehen oder nicht oder so. Ich mache hier trotzdem weiter.Ich hätte gern mehr Rotation. Ich würde gern mehr freimachen.Aber davon höre ich ja nicht auf, hier meine Pflicht sozusagen zu tun.Also dass sie sagen, ja, das ist assi von denen, wenn die sozusagen sich drum drücken.Aber das ändert nichts daran, dass ich hier das Richtige mache.Und es gibt auch so bizarre Sachen. Ich kenne eine Ärztin, Die ist jetzt,ich glaube, 23 oder so und die an einem Stabilisierungspunkt arbeitet.Also noch bevor man sozusagen ins Lazarett kommt, also das so,was hier der Notarzt oder so machen würde beim Autounfall.Also so jemanden transportfähig machen, damit er dann erst richtig versorgtwird. Also echt das Allerübelste.Und mit der schreibe ich immer wieder, so auf WhatsApp. Und die sagte dann zumBeispiel, ja, sie mussten jetzt wieder ihren Stabilisierungspunkt umziehen,weil der alte bombardiert wurde.Und dann kommt nicht mal eine Meldung, ob jemandem was passiert ist oder so,sondern mussten halt umziehen.Und dann habe ich halt gefragt, sind die anderen okay? Ja, also so ein paarVerletzte, aber kein Tote.Also das ist so, aber das Umziehen ist das Problem, nicht, dass wie jeden Tag Leute verletzt werden.Also das ist schon so gar nicht mehr erwähnenswert.Und bei der ist es so lustig, wenn man so die Fotos von ihr sieht,die sieht halt auch nicht aus wie so eine Kämpferin oder so,sondern so ein ganz liebes, nettes, irgendwie, also fast wie Mädchen noch,also so ein ganz junges Gesicht halt.Und die schickt dann immer wieder Fotos, weil die machen so lustige Fotos dann, das ist unglaublich.Also ist so in einem Keller, also eins von den Bildern und da ist so,naja, wie so ein Bett oder so, auf dem sie jemanden operiert hat und der hathalt Arm verbunden und kopfblutig und alles.Und dann grinsen sie beide in die Kamera und halten Daumen hoch.Und man sagt so, so Fotos macht ihr da.Oder auch so was, ähm,Auch ein anderes Foto, wo sie halt irgendwie mit Leuten ist,die so, die hatten Brandverletzungen, die haben den Kopf verbunden und den Oberkörperverbunden und erstmal der eine von denen sieht wirklich aus wie mumifiziert, aber raucht,weil Kippe geht noch gerade eben durch und sie steht daneben und zieht Kremassenund solche Bilder dann, wo man sagt,okay, also die halten trotzdem ihre Laune, ne, also so das finde ich so absolutabgefahren, wie das so, also es sieht aus wie so ein schlechter Photoshop,als hättest du so den einen von der Party ins Kriegsgebiet gefotoshopt.Aber so da denke ich, gut, wenn die das noch hinkriegen, ist doch,also besser geht es nicht, wenn man noch immer irgendwie den Spaß rausholenkann, selbst in so einer üblen Lage.Und das finde ich nur so abgefahren, wie die so die Laune behalten können.Oder auch, wenn ich zum Beispiel medizinische Produkte oder so mitgebracht habeund Leuten, die irgendwie für ihre Einheit oder sowas brauchen oder für irgendwelcheMedics, die da unterwegs sind.Dann schicken die eigentlich immer nachher Fotos, wo sie die gebraucht habenoder wo die gelandet sind, sozusagen als Nachweis, hey, danke für deine,keine Ahnung, für das Verbandsmaterial und hier ist es auch wirklich gelandet,also dass du wirklich weißt, das ist in guten Händen.Und die Leute da auch, die machen da meist auch noch irgendwelchen Blödsinndamit oder einer hat mit so ein paar Mullbinden jongliert und sowas und so ein Kram gemacht, aber,sozusagen nicht, wie man sich hier vorstellen würde, wie man hat so eine Checklistund da hakt man ab, wir haben drei Mullbinden ausgeliefert, sondern sie machendann lustige Fotos damit oder sowas und das,also da merke ich dann nur immer wieder so, wenn man ein bisschen mehr Kontaktzu den Leuten hat, wie dieser Humor oder so, wie sie sich den noch halten.Oder auch bei einer anderen Kollegin, die ist Journalistin.Also sie ist Ukrainerin und Journalistin und viel an der Front.Die macht dauernd Fotos mit irgendwelchen Tieren, die sie da finden.Also Hunde, Katzen, so Haustiere, die dann die Nähe suchen, weil niemand mehrda ist, zu dem sie gehört haben.Und da lernt man dann auf einmal so spannende Details. Und sie sagte zum Beispiel,in den Schützengräben kennt sie viele, die die Katzen auch füttern und die in der Nähe halten.Weil die Katzen haben irgendwann gelernt, wenn sie ein bestimmtes Geräusch hören,was die Katze halt hört, bevor du es hörst, kurz darauf knallt es.Das hat die Katze nach zwei, dreimal gelernt.Das heißt, auf einmal rennen alle Katzen weg und man weiß, ey,in drei Sekunden höre ich die Artillerie pfeifen, aber die Katze hat es jetzt schon gehört.
Hi, nur so ne Info, bei 1h48, stimmt das nicht ganz, die Finnen sind nach dem Winterkrieg und dem Verlust Kareliens, danach mit Deutschland zusammen in der UdSSR einmarschiert und nahmen Teil an der Belagerung Leningrads.
LG Leo
Sehr schöne Sendung. Immer wieder interessant das ganze aus Enos entspannter Perspetive zu hören.
Was nur eine Kleinigkeit war aber mir irgendwie hängen geblieben ist war das mit dem Verkaufsargument für die Waffen. Wenn man einen Waffentyp an die Ukraine gibt und die sich als nützlich erweisen, stehen dann Großbestellungen von zum Beispiel Polen ins Haus. War irgendwie ein sehr interessanter Aspekt den ich so formuliert noch nicht gehört hatte.
Wurde im Nachhinein eigentlich noch die „Gefahr im Verzug“ bei 2:49:04 aufgeklärt?
Nein. Bis heute nicht
Neben Ukraine hatten Belarus und Kasachstan auch ein paar Atomwaffen, die sie mit dem Memorandum von Budapest abgegeben haben. Allerdings waren das relativ wenige im Vergleich zur Ukraine.
Enno, einer meiner beliebtesten Gaeste bei Tim.
Gerne öfters. Themen gibts genug.
Enno hat sich rhetorisch ungemein weiter entwickelt.
Bravo!
Gruss aus Bangkok
Zum zwei Jahres Jubiläum des Krieges würde ich mir ein zusammenfassendes Interview mit Militär & Geschichte mit Torsten Heinrich
wünschen. Ob Herr Heinrich dazu bereit wäre kann ich nicht sagen, aber ich kann mir da ein gutes Ergebnis ausmalen.
Mögliche Themen:
Ein Rückblick auf die (damaligen) Taktiken und vorhandenen Möglichkeiten aus militärischer Sicht.
Ein Überblick über unsere militärischen Möglichkeiten und eventuellen Nachholbedarf.
Spenden-RTWs an die Ukraine
Wie macht man das zwei mal die Woche solche Informationsdichte zu liefern
Politische Lage in Panama
Wie man deutsches Brot in Panama backt
Was passiert eigentlich mit den ganzen Büchern, was sind die persönlichen und geopolitischen Erwartungen nach dem Ende des Krieges
Und mehr natürlich.
Vielleicht trifft diese Interview-Idee ja auf Gegenliebe, ich würde mich freuen. Ich denke es gibt auf beiden Seiten Zuschauer/Zuhörer, die von dem jeweils anderen nichts wissen und dadurch ihr Leben bereichert würde.
Enno,
gerne würde ich Geld spendend, damit auch „die Ukraine gewinnt!“ Hast Du Vorschläge? Vielleicht medizinisch, oder auch militärisch?
Der Überfall auf die Sowjetunion begann am 22. Juni 1941. Weil mehrere Warnungen von Stalin ignoriert worden waren, kam er für die Sowjetunion unvorbereitet, was zu Verwunderung auf sowjetischer Seite über deutsche Truppenbewegungen vor dem Überfall führte.
Die schmerzvolle Erinnerung an den von deutscher Seite angezettelten Vernichtungskrieg ist heute, fast 83 Jahre nach dem Überfall, angesichts eures geschwurbles und eurer geschürten antirussischen Haltung wichtig. In Moskau nahmen am 9. Mai 2005, dem Tag des Sieges über den deutschen Faschismus, US-Präsident George W. Bush, der französische Präsident Jacques Chirac und Bundeskanzler Gerhard Schröder zusammen mit Wladimir Putin an den Feierlichkeiten teil.
Auch wenn bei Euch Hopfen und Malz verloren ist, denkt mal darüber nach, ob es nachvollziehbar ist, dass Russland keine NATO an seiner Grenze duldet.
http://horchposten1941.com/
Die NATO ist ein Verteidigungsbündnis. Die NATO hat noch nie irgendwen angegriffen. Die NATO ist nur für die eine Gefahr, die angreifen wollen.
Du scheinst Dir der Unlogik deines Arguments nicht klar zu sein. Mit der Eroberung der Ukraine würde er sich selber an die NATO angrenzen. Abgesehen davon hat sein Überfall bereits dazu geführt, durch seine Tat also, das die NATO jetzt breit an Russland angrenzt.
Ergo, seine Begründung ist nur heisse Luft.
Geschichtlich ist es also reine Ironie (wenn es nicht so tragisch wäre), das Putin nun Hitler mit dem Überfall auf die Ukraine imitiert.
„Der Krieg muss nach Russland getragen werden. Russische Militäreinrichtungen und Hauptquartiere müssen zerstört werden. Wir müssen alles tun, dass die Ukraine in die Lage versetzt wird, nicht nur Ölraffinerien in Russland zu zerstören, sondern Ministerien, Kommandoposten, Gefechtsstände“
Waffen, Waffen und noch mehr Waffen. Panzer, Panzer und noch mehr Panzer –was soll das sein? Politik? Das ist Kriegstreiberei – auch wenn Kriegstreiber sich gewiss nicht als Kriegstreiber, sondern als Friedensengel darstellen.
Wie wärs denn mal mit Diplomaten, Diplomaten, Diplomaten, dass wird so oder so kommen. Zu hoffen ist, dass es dann noch die Meterebene geben wird.
Ich möchte auf die gestellte Frage, warum es denn Leute gibt, die nicht dafür sind, immer weiter Waffen in die Ukraine zu schicken, mal mit dem Bericht über ein Gespräch mit einer Ukrainerin vor ein paar Tagen antworten. Sie sagte, ihre Familie wollte einfach nur, dass der Krieg aufhört und jede Nachricht, darüber dass Deutschland weitere Waffen liefern wolle und jetzt die USA doch wieder unterstüzten, führte eher zu Verzweiflung. Warum? Weil es den Krieg in die Länge zieht, die Männer des Landes sterben und das Land selbst zerstört wird.
Was heißt denn, „den Krieg in die Länge ziehen“? Genau genommen heißt es ja nur: die Ukraine kann sich länger verteidigen. Den Krieg „zu verkürzen“ heißt, den Russen die Möglichkeit einzuräumen, die Ukraine komplett zu übernehmen. Kann mir nicht vorstellen, dass jemand in der Ukraine das wirklich als Option sieht.
Schon sehr anmaßend diese Aussage.
Als ob es keine anderen Optionen für und Meinungen in der Ukraine gäbe.
Welche anderen Optionen für und Meinungen in der Ukraine gibt es denn Deiner Erkenntnis nach?